Menschen, die auf Gras wandeln I+II+III von masamume ================================================================================ Kapitel 27: Kapitel 27 ---------------------- Kapitel 27 Als er wieder erwachte, fühlte er sich zwar noch etwas matt, aber wenigstens ein wenig erholter. Es war Nachmittag und die heißeste Zeit des Tages, die Nacht hatte kaum Erholung gebracht, er war müde und der heutige Morgen steckte ihm noch in den Knochen. Er wollte sich nur noch einen Moment hinlegen ... doch er war tiefer eingeschlafen, als er es geplant hatte. Er war im Moment seines Augenaufschlags noch matt, da er schon wieder einen intensiven Traum ausgehalten hatte. Er konnte sich sogleich nicht mehr an ihn erinnern, aber sein Herz schlug hart gegen die Brust und sagte ihm auch ohne Worte, welchen Inhalt diese Sinnbilder des Geistes gehabt hatten. Und auch das drückende Gefühl zwischen seinen Beinen ließ sich nicht ignorieren. Er hatte schon wieder geträumt ... schon wieder von ihm und er erwachte erregt, wie viel zu häufig in der letzten Zeit. Jedes Mal, wenn er seinen verbotenen Traum träumte ... Aber auch erholt, weil er von selbst erwacht war. Er hatte geschlafen, ohne geweckt zu werden. Was für ein Glück, dass Seth nicht hier war und sah, wie er beschämt die Nachwirkungen seines Traumes herunterdrückte. Allein der Gedanke ... Und doch überkam ihn sofort wieder dieses Gefühl, dieses innere Bild der himmelblauen Augen vor seinem Geiste. So frei wie er sich eben noch fühlte, so gefangen war er nur wenige Sekunden später. Dieses drängende Gefühl wurde er einfach nicht mehr los. Seit Jahren schon nicht und seit Seth bei ihm war noch weniger. Es war jeden Tag das Gleiche. Dieses traurige, drängende, sehnsüchtige, unterdrückte Gefühl ... es erschöpfte ihn und trieb ihn doch immer weiter, immer noch zu dem Wunsch nach mehr. Entzog ihm selbst in dem wenigen Schlafe noch die Kraft ... wie lange würde er noch die Kraft besitzen, so weiterzuleben? „Majestät?“ Also war doch jemand da. Es wäre ja auch ein Wunder, wenn er wirklich mal alleine sein sollte. Gut, dass er seine Scham sofort verborgen hatte. Wirklich allein war er selten und er wusste das. Es war niemals wirklich anders gewesen. „Penu.“ Er drehte seinen Kopf herum und erblickte ihn auf dem Fensterbrett sitzen. Wahrscheinlich hatte er Wache gehalten über des Königs Schlaf. Doch was ungewöhnlich war ... „Penu!“ staunte er mit großen Augen über die dünne Schriftrolle, welche er in seinen prankigen Händen hielt. „Seit wann kannst du lesen?“ Penu war ein Soldat und konnte nicht lesen, musste er gar nicht können. Er musste sein Schwert führen, das Lesen überließ man anderen Leuten als Soldaten. „Oh, nicht doch, mein König“ lächelte er und drehte die Rolle herum, zeigte sie offen seinem Herrscher und der sah ... ein Bild. Mit feinen Strichen war dort ein Löwe gemalt. Die Farben waren hell und wie ein Abbild der Natur selbst. Ungewöhnlich für den sonst eher stilisierten Zeichenstil im Reiche. Der goldgelbe Löwe saß auf einem großen Stein, blickte über sein Wüstenreich und ließ sich vom Wind seine dunkle Mähne verwehen. Ein Bild, welches zum Träumen einlud und so ungewöhnlich wie schön war. Ein Hauch von Freiheit. „Hübsch, nicht wahr?“ „Ja, sehr hübsch“ gab er freimütig zu. „Wo hast du es her?“ „Es lag hier auf Eurem Tisch. Ich wollte es nur forträumen, aber bin dabei ins Träumen geraten. Wusstet Ihr, dass man auf Schriftrollen auch zeichnen kann?“ „Ich hab noch nie ein Bild gesehen, welches so gezeichnet ist. Erstrecht nicht auf einer Rolle. Bitte frag doch den Besitzer, ob ich es ihm abkaufen kann, ja?“ „Natürlich, wir werden es in den Palast mitnehmen und in Eure Gemächer hängen.“ „Nein, nicht für mich“ lächelte er. „Ich möchte es Piatra schenken. Als ich kurz vor meiner Abreise mit ihr durch den Palast ging, strahlten ihre Augen als wir gemeinsam an einer Löwenherde vorbeigingen und sie zeigte voller Freude auf die schönen Tiere. Vielleicht freut sie ein so schönes Bild.“ „Wenn es von Euch geschenkt wird, ganz sicher“ lächelte auch Penu. „Was meinst du? Ob sie schon sehr gewachsen ist? Ob sie schon Zähne hat?“ „Bestimmt. Wir waren lange fort und Kinder werden so schnell groß. Die Prinzessin wird sich sicher freuen, wenn sie Euch zurückhat.“ „Ja ...“ seufzte er und strich sich verträumt sein Haar zurück. Als er den Palast verließ, war seine Tochter noch so klein, konnte weder sprechen noch laufen. Nun waren sie bereits Wochen fort von Daheim und er begann sich zu fragen, wie es seiner Familie wohl gehen mochte. Ob seine Kinder gesund waren und glücklich, ob seine Königin den Palast gut verwalten konnte und das Volk ihr huldigte. Er liebte seine Gattin und ihre gemeinsamen Kinder. Er liebte sie wirklich. Liebe ... er liebte sie, aber begehren tat er etwas anderes ... jemand anderes ... und er musste wieder seufzen. Warum nur führte jeder Gedanke zu Seth zurück? Egal, welche Richtung, welcher Gedanke, welcher Ort - alles führte ihn zu seinem verbotenen Traum. Seth ... wo war er eigentlich? „Penu?“ hob er erneut an. „Wo sind die anderen?“ „Ausgegangen“ antwortete er und rollte das Papyrus sorgsam zusammen, um es sicher zwischen die anderen Schriftrollen zu stecken, welche dort auf dem Tisch lagen. Der Raum war wirklich nicht besonders pompös, eher bäuerlich. Hellbraune Lehmwände ohne Zier und Schnörkel, dafür sehr gerade. Die niedrigen Wände waren mit Holzplatten zur Ablage behängt und gefüllt mit verschiedensten Dingen, Stoffballen, Nähzeug, Lampen, Vasen und auch Schriftrollen mit Schreibfedern. Für jeden etwas. Der eckige Tisch in der Mitte nahm fast den gesamten Freiraum ein und war umgeben von je einem Kissen an jeder Ecke. Diese wie auch die Bettdecke und das Schlafkissen waren aus beigem Stoff und ungeschmückt. Neben dem Bett ein Hocker und ein weiteres Regal, gegenüber dem Bett eine leere Wand und links von ihm das Fenster gegenüber der Tür. Sehr gewöhnlich, aber wüstentypisch. Dafür sauber und gepflegt. „Faari ist zum Schmied gegangen“ hörte er Penus Stimme am Rande, während er sich seinen Raum eingehender betrachtete. Dazu war er gar nicht wirklich gekommen, bevor er sich nur für einen kleinen Moment aufs Bett hatte legen wollen. „Fatil ist zum Viehhändler und Seth in den Stadttempel.“ „Und du bist hier geblieben“ ergänzte er in einem dankenden Ton. „Du wolltest doch auf den Marktplatz und sehen, ob du eine Frau kennen lernst. Stattdessen bleibst du hier bei mir.“ „Ihr seid mir lieber als jede Frau. Ihr schimpft nicht so viel“ zwinkerte er ihn aufheiternd mit kecken Augen an. „Aber ihr vergaßt, wir wollten gemeinsam auf den Marktplatz gehen. Ich warte nur bis die Majestät ihren Schönheitsschlaf beendet hat.“ „Na, viel Schönheit bringt das wohl heute nicht mehr“ lachte er. „Dann lass und gleich los, bevor es dunkel wird.“ Ein bisschen Ablenkung würde ihm vielleicht gut tun ... vor allem, weil ihm sein Herz sogleich wieder einen Streich spielte. Wie gern würde er Seths Hand greifen und mit ihm gemeinsam über den Marktplatz streifen? Die vielen Dinge bewundern, über die schallend rufenden Händler lachen und vielleicht einen Strauch Trauben kaufen, welche sie gemeinsam an einem schattigen Platz aßen ... und ihr Mahl mit einem Kuss besiegelten ... nur ein einziger Kuss ... nur ein Mal im Leben diese Lippen küssen ... ... nur ein Mal in diesem Leben ... Der Marktplatz war so gleich und doch so anders wie alle Marktplätze. Die Händler boten ihre Waren in verschiedenen Ständen und Plätzen an. Die reicheren Händler hatten Wagen, welche sie nur aufklappten und abends zusammengeklappt wieder wegfahren konnten. Die ganz erfolgreichen hatten ihre Läden in den kleinen Häusern am Rande, wo es kühl und somit leichter auszuhalten und die frischen Waren leichter zu lagern waren. Die etwas ärmeren breiteten ihre Waren auf dünnen Stoffdecken auf dem Boden aus und bewachten sie mit Adleraugen, damit keiner darauf trat. Und es gab kaum einen Wunsch, der hier offen blieb bei den vielen Handelsleuten. Buntes, knackiges Obst, welches in der Sonne glänzte und so schwer zu bekommen war hier inmitten der Wüste. Schöne Stoffe, über weich bis rau, grob und fein in allen Farben über weiß, blau, rot, gelb und selbst mit Gold und Silber durchwebt, erblickte er ein Kleid. Sehr teuer, vielleicht das teuerste, was es hier auf dem Markt gab, aber es würde seiner Königin sicher gut stehen. Und so zeigte er nur darauf und Penu verstand ihn sofort, führte den verhüllten König auf seinem Pferd langsam durch die Menschenmenge bis vor den offenen Stand, an welchem das teure Kleid zur Schau gestellt war. Sie ritten auf den Händler zu, welcher sie sofort wahrnahm. Natürlich. Ein Reiter auf solch einem edlen Pferd, in solch feinem Zwirn gekleidet und von einem kräftigen Soldaten geführt, das Gesicht von einem Schleier verhüllt - das versprachen gute Kunden zu sein. Und er selbst sah auch aus wie ein verschlagener Fuchs. Hoch und schmal gewachsen, verwuscheltes, kurzes, schwarzes Haar, lange, schlichte Kleidung, eine große Nase im Gesicht und funkelnde Augen, welche sich von seinem schmuddelig wirkenden Tagesbart abhoben. Ein Händler, der sicher im Feilschen ein Könner war. Man sah sofort seine Berechnung, aber sicher hatte er nicht umsonst einen Stand mit so teuren Dingen hier. Da musste er schon gut sein und auch sicher nicht besonders arm. „Guten Tag, Fremder.“ Penu wurde gar nicht weiter begrüßt, was der aber gewohnt war. Er führte das Pferd seines Herren und achtete auf seine Sicherheit. Sprechen aber tat man nur mit dem Mann, welcher AUF dem Pferd saß. „Guten Tag“ erwiderte der Pharao mit einem freundlichen Kopfnicken. „Was kann ich für Euch tun?“ „Das Kleid dort“ zeigte er auf das wunderbar gefertigte Stück. Bei näherem Betrachten war es sogar noch schöner. Es war lang, ohne Stoff über den Schultern und wurde von einem hellgrau gewebtem Band gehalten. Die Taille eng angelegt und dann bis zu den Knöcheln wallend herunter. Auch wenn es dort nur auf einem Stock hing, so konnte er seine schöne Königin bereits darin erkennen. Und mit dem Brustmuster aus grünen Edelsteinchen besetzt und den Verzierungen aus Gold und Silber am Saum, war es wirklich nur einer hohen Frau würdig. „Was soll es kosten?“ „Ihr interessiert Euch wirklich für dieses Kleid, Herr?“ lächelte der Händler und rieb sich schon die Hände. Ja, das sah nach einem guten Gewinn aus. „Es ist wirklich ein edles Stück. Fein verarbeitet, die Nähte schnurgerade, nicht ein Loch darin, nicht ein einziger Fleck.“ Er nahm den Stock aus der Wand und präsentierte es auf seinem Arm, um noch mal die Schönheit dieser Kleidung herauszustellen. „Seht nur, wie fein der Stoff in der Hand liegt. Die Edelsteine sind so rein, dass sich die Sonne darin wiederspiegelt. Die Muster hier am Saum zu Ehren der großen Bastet sind der Traum einer jeden Frau. Ihr beweist Geschmack mit Eurer Wahl.“ „Danke. Sag mir, was soll es kosten?“ „Nun ja.“ Der Händler wusste, dass der Preis horrende war. Nicht ohne Grund hatte er es bis jetzt noch nicht verkauft. Für die meisten Leute, war solch eine Kunst unerschwinglich. „Ihr solltet auch hier die Rückseite sehen!“ Er drehte es um und zeigte den weiten Ausschnitt, welcher den schönen Rücken seiner Frau nur unterstreichen würde. An den vernähten Rändern erneut das gold-silberne Muster, so geschwungen und zart. „Jede Frau wird hierin zu einer Königin und der Anziehungspunkt eines jeden Festes. Ein wirkliches Edelstück in jeder Sammlung. Der Besatz ist aus purem Gold und auch das Silber ist echt. Beides aus Minen, welche weit im Süden zu gutem Ruf gekommen sind. Genäht in langer Handarbeit feinster, liebevollster Schneiderhände. Ich bin mir sicher, dieses Stück hat nur darauf gewartet, dass Ihr es einer ebenso schönen Frau zum Geschenk macht, welche würdig ist, es mit Stolz zu tragen.“ „Ja, sieht so aus.“ Unter dem Schleier konnte man es nicht sehen, aber man hörte den König lächeln. Der Händler legte es wohl wirklich darauf an, seine Ware im besten Licht zu präsentieren, bevor er einen völlig überteuerten Preis nannte. „Mein Herr, sagt mir. Ist dieses Kleid für eine bestimmte Frau gedacht?“ „Oh ja, das ist es.“ Für die Königin von Ägypten. „Für eine Eurer Frauen oder für Eure Geliebte?“ „Für meine einzige Frau“ antwortete er. „Es würde sie sicher freuen, dieses Kleid zu bekommen. Was willst du dafür haben?“ „Nun, in Anbetracht, dass es für Eure einzige Frau ist“ überlegte er. „Ist sie denn schön?“ „Ja, sie ist die schönste Frau im Reiche.“ Und seiner Meinung nach übertrieb er damit nicht. Die junge Königin Abunami war mit ihrer Schönheit in jedermanns Munde bekannt und wurde hoch verehrt. Sie hatte Liebreiz, viel Intelligenz und dem Reich einen Erben geschenkt, sowie ihrem Gatten eine wunderschöne Tochter. Natürlich war sie die wundervollste Frau in ganz Ägypten. „Nun, für die schönste Frau des Reiches“ schmunzelte der Händler und Penu fasste sich innerlich nur an den Kopf. Sein König war nicht gut im Feilschen und wenn er sofort preisgab, dass er so verliebt war, dass er dieses Kleid um jeden Preis haben musste, legte er seine Chancen gleich schlecht aus. Und das wusste auch der Händler, nicht umsonst fragte er erst nach, bevor er den Preis nannte. „Acht Goldstücke, mein Herr. Das ist nicht zu viel für die schönste Frau und ein solch edles Kleid.“ Penu war zwar nicht schlau, aber er sah sofort, dass dieses Kleid nicht mehr als vier GoldMÜNZEN wert war. Sicher war das noch immer teuer, aber acht Goldstücke waren zu viel. Da musste der Pharao aber gut feilschen, um den richtigen Preis zu haben. Erst mal musste er auf Münzen herunterfeilschen, über GoldSTÜCKE ließ sich doch schon mal gar nicht sprechen. „Das ist zu viel“ lehnte der König naturgemäß erst mal ab. „Sag mir einen niedrigeren Preis. Acht Goldstücke ist fast frech.“ „Das ist überhaupt nicht frech. Seht nur, wie fein es verarbeitet ist. Wie säuberlich die Edelsteine aufgenäht sind. Man sieht kaum den Faden und der Schliff ist einmalig. Und der Stoff erst. Hier berührt es ein Mal. Er ist weich und doch kräftig genug um großen Tänzen standzuhalten. Aber weil ich euch so mag“ nickte er. „Sieben Goldstücke und sechs Silberdukaten.“ „Das ist immer noch zu viel“ beschloss er eindringlich. „Ich mag dich auch, deswegen gebe ich dir vier Goldstücke und zwei Silberdukaten.“ Penu musste sich zusammenreißen, um ihm nicht ins Wort zu fallen. Der König spielte doch viel zu hoch! Der Händler hatte doch schon gewonnen! Und der schaute auch einen Moment ziemlich überrascht, wischte sich den siegesreichen Ausdruck aber sofort wieder weg. Musste ja nicht sofort jeder sehen, dass er schon jetzt das beste Geschäft seines Lebens abgeschlossen hatte. „Mein Herr“ grinste er ihn wohlwollend an. „Vier Goldstücke für so ein edles Stück? Seid nicht so grausam. Ich biete euch Sieben Goldstücke ohne Silber.“ „Fünf ohne Dukaten.“ „Sieben, weiter kann ich unmöglich gehen.“ „Nein, fünf. Das ist mehr als genug.“ „Mein Herr, sechs Goldstücke und drei Goldmünzen.“ „Fünf, es bleibt dabei.“ „Ihr treibt mich noch in den Ruin. Was soll ich meiner Frau sagen und meinen fünf Kindern? Sie wollen doch auch essen!“ Penu konnte es kaum glauben. Jetzt kam der Händler auch noch mit dem Frau-und-Kinder-Argument. Er hatte den Gewinn schon im Sack und wollte trotzdem noch mehr. Das war eindeutig frech! DAS musste der Pharao doch wohl merken! „Nun gut. Sechs Goldstücke, aber nicht ein bisschen mehr.“ Er roch den Braten nicht. Er konnte ein Reich führen, aber er konnte eindeutig nicht feilschen. „UND zwei Goldmünzen“ setzte er seinen Preis schnell noch mal hoch. „Mein Herr, sechs Goldstücke und zwei Goldmünzen. Denkt doch an Eure schöne Frau. Wie wundervoll sie in diesem Kleid aussehen wird. Wie dankbar sie Euch sein wird. Ihr wollt sie doch in diesem Stoff sehen, nicht wahr?“ „Nun gut, sechs Goldstücke und eine Goldmünze. Das ist mein letztes Wort.“ „Ihr seid ein harter Gegner“ lachte er und reichte ihm die Hand, um den Handel zu besiegeln. „Ihr habt mich besiegt, mein Herr. Glückwunsch.“ „Ich danke dir“ nickte er und reichte ihm seine königliche Hand vom Pferd herunter, um ihren Kaufvertrag zu besiegeln. Ja, er dachte, er hätte ein gutes Geschäft gemacht und der Händler dachte das auch ... nur eben, dass nur einer von beiden jetzt einen Gewinn gemacht hatte. „Bitte pack das Kleid doch gut ein, ja? Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“ „Natürlich, das tue ich gern für einen Edelmann wie Euch“ schmeichelte er und hielt sein freudiges Kichern zurück. Mit dem vielen Gold konnte er sich allein ohne erlogene Frau und Kinder sicher für eine Weile zum Müßiggang geben. So ein reicher Mann und so schlecht im Feilschen - das war ein Glücksgriff. „Penu, bezahlst du den Mann, bitte?“ Und der hielt einfach den Mund. Man redete dem Pharao nicht rein, vor allem nicht, wenn er sah, dass sein König wohl doch einen Gewinn gemacht hatte. Es war kein finanzieller Gewinn, aber seine Augen hatten für einen kleinen Moment ihre Trauer verloren. Er schaute in den letzten Wochen häufig so leer, abwesend und so unendlich allein gelassen. Aber das Feilschen hatte ihm Spaß gemacht und er freute sich, dass er für sich einen guten Preis erzielt hatte und gleichzeitig noch ein schönes Geschenk für seine Königin. Der Händler hatte seinen Gewinn und der Pharao auch - am Ende hatten sie doch beide gewonnen. Penu kramte die länglichen Goldstücke und -münzen aus dem kleinen Beutel, welche zwar er am Gürtel trug, der aber eigentlich dem Pharao gehörte und er den hohen Besitz nur verwahrte. Das war, um seinen Herren vor diebischen Angriffen zu schützen. Er übergab sie dem strahlenden Händler in seine langen Finger und nahm dafür das teure Kleid entgegen. Es tat ihm zwar etwas weh, so viel zu bezahlen für ein Kleid, welches nicht mal die Hälfte wert war, aber er verdarb seinem König nicht die Freude darüber. Schnell brachte der Handelsmann seine Beute in Sicherheit und Penu verstaute den guten Stoff in den Satteltaschen des weißen Königspferdes. Doch eines konnte er sich dann bei aller Liebe nicht verkneifen, als sein König sich vom Händler mit einem freundlichen Kopfnicken verabschiedet hatte. „Nun, mein Pharao. Wo möchtet Ihr denn nun gern schauen?“ fragte er ganz unschuldig und trieb den armen Händler damit alsgleich in schwere Drangsal. „Ich hab da vorne eben etwas gesehen. Lass uns da mal bitte schauen, Penu.“ „Pharao ...?“ hörte er ihn nur flüstern als er das Pferd des Königs umdrehte und ihn durch die Menge davon führte. Und der Händler? Tja, der lebte nun mit der Tatsache, dass er den Sohn der Götter übers Ohr gehauen hatte - da musste er wohl demnächst im Tempel mal schwer Buße tun. Hosted by Animexx e.V. 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