Trankmeister von Hogwarts von abgemeldet (Fortsetzung von "Ten forgotten Years" - keine Pairings - ein bisschen Depri) ================================================================================ Kapitel 19: Arbeitsame Sommerferien ----------------------------------- Kapitel 19 Arbeitsame Sommerferien Anti Veritaserum I ch arbeite eifrig an meinen Tränken. Es dauert nicht allzu lange, bis ich sowohl über einen Experimental Trank gegen die Cruciatus Folgen verfüge, als auch über einen solchen gegen das Veritaserum. Bei dem ersten kann ich mit Ratten experimentieren, aber bei dem anderen? Ich höre mich schon sagen: ‚Gestehe, du Ratte, wo warst du letzte Nacht!’ und die Antwort lautet ‚Fii-iep!’ – sehr sinnvoll und so informativ! Es macht mir nicht den geringsten Spaß, meine Ver-suchstiere dem Cruciatus auszusetzen. Natürlich beherr-sche ich die Unverzeihlichen Flüche, aber ich hasse es, sie zu verwenden und sei es nur an einem Tier. Aller-dings bleibt mir keine andere Wahl, wenn ich wissen will, ob der Trank wie gewünscht funktioniert – ohne giftig zu sein, ohne süchtig zu machen oder sonstige un-angenehme Nebenwirkungen zu haben. Ich seufze schwer und tue es. Die Tiere winden sich unter unsäglichen Schmerzen und mir ist die ganze Zeit nur noch übel – man kann sich denken, dass ich mal wieder auf geregelte Mahlzeiten verzichte. Einer Gruppe Tiere verabreiche ich das Ge-genmittel, der anderen nicht. Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob Ratten überhaupt unter Nachwirkungen lei-den. Doch in der Kontrollgruppe bemerke ich die nur zu bekannten Krämpfe, also kann ich davon ausgehen, dass sie sie in dieser Hinsicht ebenso reagieren wie ein Mensch. Der anderen Gruppe geht es eindeutig besser, auch wenn die Tiere ziemlich an Gewicht verlieren und nur sehr wenig fressen. Nun, mit dieser Nebenwirkung kann ich leben, wenn mir diese heftigen Anfälle erspart bleiben. Der Dunkle Lord lässt mich ziemlich lange in Ruhe, aber ich weis, dass ich beim nächsten Ruf mit den Giften bes-ser so weit sein sollte – was anderes wird mir sicher nicht gut bekommen und er wird sich keine Ausflüchte (auch wenn es unabänderliche Tatsachen sind) anhören wollen. Nun, das Veritaserum ist so weit und auch das Gegenmittel – mir bleibt nur ein Selbstversuch, doch da-zu brauche ich Hilfe. Schließlich kann ich mir kaum selbst Fragen stellen. Ich stecke mir beide Tränke ein und gehe zum Alten hinauf. „Himbeereis“ und der Gargoyle gibt mir den Weg frei. Ich lasse mich von der Treppe nach oben tragen. Beson-ders eilig habe ich es nicht, denn ich freue mich sicher nicht darauf, dieses Experiment durchführen zu müssen. Schon das Veritaserum schmeckt ziemlich übel und ich vermute (auf Grund der Zutaten), dass das Gegenmittel noch schlimmer ist. Natürlich habe ich es auf Ungiftig-keit getestet, aber mehr war mit Ratten einfach nicht möglich. Wie wird Albus auf meinen Vorschlag reagieren? Er will nie, dass mir etwas zustößt, aber ich muss einfach wis-sen, ob das Zeug funktioniert. Dumbledore sitzt hinter seinem Schreibtisch, als ich seine Räume betrete. „Was gibt´s, Severus?“ begrüßt er mich freundlich und sichtlich erfreut über meinen Besuch. „Ich bin mit dem Gegenmittel zum Veritaserum so weit“, erwidere ich nach einem knappen Gruß. „Sehr schön“, gibt er zurück. „Und?“ „Ich muss es testen“, meine ich. „Dazu genügen keine Ratten. Ich muss es selbst nehmen und ich brauche je-mand, der mir Fragen stellt, die ich nicht der Wahrheit entsprechend beantworten können muss.“ „Du willst das Zeug an dir selbst testen?“ fragt er und klingt beinahe entsetzt. Ich zucke die Achseln. „An wem denn sonst?“ gebe ich zurück. „Außer ihnen und mir braucht keiner zu wissen, dass dieser Trank ü-berhaupt existiert und außerdem werde ich derjenige sein, der ihn am häufigsten anwenden muss.“ Er brummt unzufrieden. „Nun“, fahre ich fort. „Ich weis, dass er nicht giftig ist und soweit ich es in der Kürze der Zeit abschätzen konn-te, macht er auch nicht süchtig oder hat andere Neben-wirkungen, auch wenn ich denke, dass er sicher gräss-lich schmecken wird – doch das ist egal – viele hochwirk-same Mittel schmecken scheußlich.“ Wieder brummt er unzufrieden. „Es muss einfach sein, Sir“, dränge ich ihn. „Ich weis nicht, wieviel Zeit ich noch bis zum nächsten Ruf habe – aber ich denke, nicht mehr allzu viel.“ „Nun gut“, gibt er nach. „Was soll ich tun?“ „Ich werde das Gegenmittel nehmen, dann warten wir ein paar Minuten und dann nehme ich das Serum. Sie stellen mir Fragen und ich werde versuchen zu lügen. Das Serum wird mich zwingen, die Wahrheit zu sagen, aber wenn das Gegenmittel wie gewünscht funktioniert, dann werde ich lügen können. Bitte wählen sie die Fragen so, dass es offensichtlich ist.“ Er brummt zustimmend und nickt. „Ich mache das wirklich nur sehr ungern, mein Junge“, murmelt er. „Ich weis, Sir“, gebe ich zurück. „Aber es muss sein – ich muss es wissen. Ich bin so gut wie tot, wenn es nicht funktioniert.“ „Denkst du, es könnte wirklich so gefährlich werden?“ will er erschrocken wissen. „Ja, Sir“, entgegne ich. „Er muss mich doch nur fragen, wo meine Loyalität liegt. Er kann es sich nicht leisten, mich dann noch am Leben zu lassen – er verliert seine Glaubwürdigkeit vor seinen Anhängern.“ Der Alte seufzt schwer. „Also gut“, meint er. „Tu es.“ Ich entkorke den ersten Flakon und nehme ein paar Tropfen davon. Es schmeckt noch scheußlicher als ich vermutet habe und ätzt mir beinahe die Zunge weg. Dann legt sich das Zeug wie ein Klumpen Blei in meinen Magen und bringt mich zum Würgen. Nur gewaltsam kann ich verhindern, dass ich alles sofort wieder erbre-che. „Grässlich“, entfährt es mir und ich schüttle mich. „Kannst du was daran ändern?“ fragt mich der Alte und ich schüttle den Kopf. „Ich denke nicht, dass ich an der Zusammensetzung viel ändern kann“, gebe ich zurück. „Ich brauche genau diese Zutaten, denn viele der Ersatzstoffe sind giftig oder ma-chen süchtig.“ „Nun gut“, erwidert er und in seiner Stimme schwingt mit, dass er es für alles andere als das hält. „Willst du jetzt das Serum nehmen?“ Ich nicke und schlucke das Zeug. Kaum ist es in meinem Magen angelangt, beginnen wilde Krämpfe und ich krümme mich zusammen. „Verdammt!“ entfährt es mir. Zum Glück dauern sie nicht allzu lange, auch wenn ich nicht glaube, heute noch was essen zu können. „Sie können anfangen, Sir“, fordere ich Dumbledore auf, der sich das Ganze ziemlich bestürzt mit angesehen hat. „Wie heißt du?“ „Brian Redcliff.“ Die Antwort fällt mir schwer und alles in mir drängt mich, meinen richtigen Namen zu nennen. Doch ich stottere oder stammle nicht und die Lüge kommt glatt über meine Lippen. „Wann bist du geboren?“ fährt er fort. „Am 20. Dezember 1904“, gebe ich zurück. Es ist leichter geworden zu lügen, aber mein Kopf be-ginnt zu schmerzen. „Wie ist der Namen deines Vaters?“ „Geoffrey Redcliff.“ Die Kopfschmerzen werden stärker, aber der Zwang die Wahrheit zu sagen nimmt weiter ab. „Deine Mutter?“ „Kassiopeia Black.“ Er lacht leise über diese Antwort. Nun ja, das war der erste Namen, der mir eingefallen ist. „Gut, ich denke das genügt“, meint er. „Ja.“ „War das jetzt eine Lüge?“ schmunzelt er. „Nein, ich denke, das Zeug hat den Test bestanden“, er-widere ich. „Jetzt muss ich nur noch wissen, wie lange es wirkt – das Serum wirkt eine Stunde, aber ich hoffe, dass das Gegenmittel länger wirkt.“ „Wie wär´s mit einer schönen Tasse Tee, während wir warten“, schlägt er vor. „Gerne“, gebe ich zurück und bin über alles froh, was diesen schrecklichen Geschmack aus meinen Mund spü-len kann. Er macht eine beiläufige Handbewegung und bringt ein Teeservice zum Erscheinen, dann schenkt er mir eine Tasse ein. Ich trinke durstig und das grässliche Gefühl in meinem Magen lässt ein wenig nach. Nein, die beiden Tränke harmonieren sicher nicht, aber sie heben sich gegenseitig auf und das war es ja, was ich erreichen wollte. „Wann denkst du, sollten wir es erneut versuchen?“ will der Alte wissen. „In etwa einer Stunde“, gebe ich zurück. „Eine weitere Portion Serum, aber kein Gegenmittel. Es würde schon reichen, wenn es zwei oder drei Stunden wirkt – ein gan-zer Tag oder gar eine Woche wäre großartig.“ Er nickt. „Das Zeug tut dir nicht besonders gut, oder?“ „Nein“, erwidere ich. „Beides schmeckt einfach furchtbar und löst miteinander üble Magenkrämpfe aus. Es wird von Frage zu Frage leichter zu lügen, aber gleichzeitig bekomme ich immer schlimmere Kopfschmerzen. Beide Tränke wirken immer noch, aber ich habe keinerlei Probleme, mich ganz normal zu unterhalten. Kein Un-terschied zwischen Lüge und Wahrheit und auch kein Drang, die Wahrheit zu sagen ... wenn es hält, was es verspricht, dann ist es OK.“ „Macht es dich gesprächiger?“ fragt er nach. „Du redest heute mehr als gewöhnlich.“ „Hmm“, brumme ich und überlege. Ja, es fällt mir leichter zu reden, aber ich will ja auch, dass er genau weis, wie das Zeug wirkt - könnte mal wichtig sein. „Nicht unbedingt“, erwidere ich. „Ich will nur, dass sie genau Bescheid wissen.“ „Nun gut“, entgegnet er und beginnt über dies und das mit mir zu plaudern. Hat er immer schon gerne getan und ich mag es eigent-lich, ihm zuzuhören. Der Alte hat schon so eine Art, die mir ziemlich gut tut. Sie beruhigt mich und gibt mir das Gefühl, bei ihm immer willkommen zu sein – und das bin ich an den wenigsten Orten. Nach weit über einer Stunde fragt er: „Willst du es wieder versuchen?“ Ich nicke und nehme wieder einen Schluck vom Veritase-rum. Der Tee ist warm in meinem Magen und die zweite Ration ist nicht ganz so schlimm, auch wenn es immer noch scheußlich schmeckt. „Bereit?“ will er wissen und ich nicke. „Wo bist du zur Schule gegangen?“ „Beaubattons“, erwidere ich. „Wo hast du deinen Trankmeistertitel gemacht?“ „An der Magischen Universität von Turin.“ „Was bewirkt der Vielsafttrank?“ „Man kann davon ohne Besen fliegen.“ Keine Antwort fiel mir schwer, aber mein Kopf beginnt immer stärker zu pochen. Ich fürchte, er wird einfach platzen, wenn die Befragung zu lange anhält. Allerdings bin ich es zufrieden, denn das Gegenmittel wirkt immer noch. „Es scheint OK zu sein“, meint der Alte. Ich nicke. „Aber wie oft kannst du dich dem Veritaserum aussetz-ten, ohne dass es dir schadet?“ „Drei oder vier Mal am Tag, denke ich“, ist meine Ant-wort. „Öfter nicht, das dürfte mein Magen nicht aushal-ten und ich fürchte die Wirkung könnte sich kumulie-ren.“ „Sollen wir es heute Abend nochmal versuchen?“ will er wissen. „Sollten wir wohl besser, wenn ich sicher gehen will. Vielleicht kann ich sogar eine Art Immunität erzeugen, wenn ich das Gegenmittel und das Serum oft genug zu mir nehme – wäre ein angenehmer Nebeneffekt.“ „Willst du das wirklich riskieren? Du könntest ziemlich krank davon werden.“ „Das halte ich schon aus“, gebe ich zuversichtlicher zu-rück, als ich es bin – mein Schädel dröhnt wie eine Kes-selpauke und ich hielte es für eine schöne Idee, mich ein paar Stündchen aufs Ohr hauen zu können. „Nun gut, mein Junge, dann bis heute Abend“, meint er verabschiedend. „Ich komme zu dir runter, einverstan-den?“ „Ja Sir“, gebe ich zurück und gehe. Wieder unten in meinem Büro, halte ich es allerdings nicht mehr für eine gute Idee, jetzt zu schlafen, denn da sind noch ein paar Tränke, die auf ihre Vollendung wa-ren und ich denke wirklich nicht, dass ich noch sehr viel Zeit dafür haben werde. Gifte abfüllen, Gegengifte, noch ein paar Zutaten hinzu-fügen, auskühlen lassen, erneut erhitzen, umrühren, beobachten und dann wieder in die Phiolen füllen, ver-korken, beschriften. Ich merke gar nicht, wie die Zeit vergeht, gehe völlig in meiner Aufgabe auf. Gewöhnlich liebe ich es zu brauen und manchmal summe ich sogar dabei vor mich hin, doch nicht dieses Mal - zu schreck-lich sind die Tränke, die ich hier herstelle - sie bringen Krankheit, Verderben, Tod. Erneut simmert das Unheil in meinen Kesseln, wie schon so oft vor so vielen Jahren, doch heute brodelt die Rettung gleich daneben. Das gehört wohl zu dem Preis, den ich zu zahlen habe, um es wieder gut zu machen. Bringe ich mich noch wei-ter auf dem Weg in den Abgrund, weil ich wieder das tue, was ich nie wieder tun wollte? Yeah – manchmal denke ich, dass der Weg zur Hölle wirklich mit guten Vorsätzen gepflastert ist, wie die Muggel so schön sagen. Es war eine der Gründe, warum ich damals den Todes-sern den Rücken zugewandt habe – der flüssige Tod aus meiner Hand, wenn auch nicht durch meine Hand. Oh Gott ... Grundgütiger ... wohin soll das nur führen? Ist das wirklich der Weg in die Hölle? Der Himmel will mich sicher nicht, aber werde ich dafür in die ewige Verdammnis kommen? Ich glaube nicht an Dinge wie Himmel und Hölle – aber das hier bringt mich schon zum Grübeln. Über gut und böse, über richtig und falsch, über Leben und Tod – den Weg, den ich gehen muss ... wie schwer er mir auch fal-len mag ... Grautöne... Selbst wenn ich die Gegenmittel habe, werde ich eine Chance bekommen, sie auch einzusetzen? Ich sollte sie Dumbledore geben, damit er sie nach seinem Gutdünken benutzen kann – aber wälze ich damit nicht die Verant-wortung einfach von mir ab? Schwere Gedanken, aber ich wusste immer, dass das der einzige Weg zur Rückkehr zum Dunklen Lord sein wird – ihm wieder diese Tränke zu brauen – das ist der einzige Wert, den ich für ihn habe – das, und die Informationen, die ich ihm über Dumbledore liefern kann ... doch wie lange wird er mir die abnehmen? Wie lange, wenn er andere – gegensätzliche – Dinge aus anderen Quellen erfährt? Und ich mache mir keine Illu-sionen, dass es früher oder später so sein wird. Er wäre dumm, wenn ich seine einzige Quelle wäre – und er ist zwar wahnsinnig, aber bestimmt nicht dumm. Es klopft und reißt mich so aus meinen komplexen Ge-danken. Ein schneller Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es bereits Abend ist und es sich damit bei dem Besucher um Albus handeln muss. „Herein“, sage ich und der Alte kommt durch die Tür. „Hallo, Severus“, grüßt er mich. „Bereit für einen erneu-ten Versuch?“ „Ja, Sir“, gebe ich zurück und freue mich kein bisschen auf die erneute Schändung meines Magens. Er setzt sich in den Sessel, den er immer einnimmt und ich nehme wieder ein paar Tropfen vom Veritaserum. Es rinnt wie pure Säure in meinen Magen und bringt ihn dazu, den Aufstand zu üben. Ich zwinge ihn, seinen In-halt bei sich zu behalten – nicht, dass er viel in sich hät-te, was er von sich geben könnte. „Bereit?“ will der Alte wissen. „Ja, Sir“, gebe ich zurück. „In welchem Haus warst du in Hogwarts?“ „Ravenclaw.“ Ein greller Lichtblitz in meinem Kopf, aber kein Problem zu lügen. „Was war dein Lieblingsfach?“ „Wahrsagen.“ Der Blitz wird noch greller und sticht in meinen Schlä-fen – ich kneife unwillkürlich die Augen zusammen. „Wer war dein bester Freund an der Schule?“ „James Potter.“ Jetzt ist es als, würde mir jemand ein Messer in den Schädel rammen und es umdrehen. Ich stöhne leise auf. „Severus, was ist mit dir?“ will Albus erschrocken wissen. „Kopfschmerzen“, erwidere ich ächzend. „Jede weitere Lüge macht sie schlimmer, aber ich verspüre keinen Zwang die Wahrheit zu sagen. Keine Schmerzen, wenn ich einfach richtig antworte.“ „Wie lange kannst du sowas durchhalten?“ „Weis nicht“, murmle ich. „Ich wollte jetzt keine anderen Tränke nehmen, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen – aber es geht und ich werde mich bemühen, meine Re-aktionen unter Kontrolle zu halten.“ „Versuch es einfach“, schlägt er vor. „Nimm ein Kopf-schmerzmittel und dann stelle ich weitere Fragen.“ Ich nicke zustimmend und hole mir eine Phiole mit ei-nem geeigneten Mittel aus dem Regal, leere sie in einem einzigen langen Zug. „Weiter, Sir“, fordere ich ihn auf. „Nun gut“, nickt er. „Was ist deine Lieblingsfarbe?“ „Rosarot.“ Das Stechen ist noch vorhanden, aber leichter geworden und die Lüge ist kein Problem. Ich beschließe, das Schmerzmittel gleich in das Gegenmittel zu mischen, damit ich erst gar nicht mehr in eine solche Verlegenheit komme – könnte mich verraten, wenn ich mein Gesicht verziehen muss. „Wo bist du geboren?“ „In London.“ Der Schmerz hat weiter nachgelassen und auch der blendende Lichtblitz bleibt mir erspart. „Mir fallen schön langsam keine unverfänglichen Fragen mehr ein, mein Junge“, meint er. „Denkst du nicht, dass es jetzt genügt?“ „Ja, ich denke, das ist genug“, erwidere ich. „Danke Sir, das war mir jetzt sehr wichtig. Mit dem Schmerzmittel geht es und ich fühle mich gerüstet.“ „Gut, Severus“, gibt er zurück. „Wann denkst du, wird er dich wieder rufen?“ „Ich weis es nicht, Sir“, entgegne ich. „Ich habe noch et-wa eine Woche Zeit, aber ich fürchte, er wird ungeduldig werden.“ „Wie weit bist du mit diesen Tränken?“ „Fertig und auch mit den Gegenmitteln“, gebe ich zu-rück. „Apropos – ich wollte ihnen etwas von den Gegen-giften zur Aufbewahrung geben.“ Ich hole die vorbereiteten Phiolen und gebe sie ihm, dann erkläre ich ihm die Wirkung. „...bei diesem letzten Trank gibt es ein Problem – er ist gegen das Sudden Death Gift. Dieses Gift tötet sofort und man muss das Gegenmittel davor nehmen, danach ist es zu spät, denn dieses Gift tötet sobald es die Lippen berührt.“ Er wiegt sinnend sein edles weißes Haupt. „Du musst ihm dieses spezielle Gift wirklich bringen?“ will er wissen. „Er hat es ausdrücklich verlangt – sofort tödlich und nicht nachweisbar. Es ist mehr als nur heimtückisch, doch ich fürchte, wenn ich es ihm nicht gebe, verliere ich alles, was ich bisher erreicht habe.“ „Und wohl auch dein Leben“, murmelt er. „Ja, wohl auch das, doch das spielt keine Rolle, wenn ich dadurch Schlimmeres verhindern kann.“ „Kann man denn gar nichts tun?“ will er betrübt wissen. „Doch kann man und ich habe es getan“, erwidere ich. „Das Zeug hält sich nur einen Monat, dann verliert es seine Wirkung.“ Eine kleine Rückversicherung, die ich absichtlich einge-baut habe – allerdings habe ich auch eine Phiole davon für mich abgezweigt, wie ich es geplant hatte und die hält sich mindestens ein Jahr – das sage ich dem Alten allerdings nicht – er muss nichts von meinem letzten Ausweg wissen. Er seufzt ein wenig erleichtert auf. „Wusste ich doch, dass dein brillantes Gehirn einen Ausweg findet“, murmelt er. „Noch was, das ich über die Gegenmittel wissen sollte?“ „Ja“, fahre ich fort. „Der Trank gegen den langsamen Tod muss binnen fünf Minuten verabreicht werden, da-nach wirkt er nicht mehr.“ „Wie langsam ist der langsame Tod?“ fragt er nach. „Eine viertel Stunde in etwa“, brumme ich unglücklich, denn das ist ein besonders heimtückisches Gift. „Und er ist alles andere als schmerzlos – ich wollte es nicht so, aber er hat es von mir verlangt...“ „Immerhin hast du auch ein Gegenmittel“, versucht mich der Alte zu trösten, denn er scheint zu spüren, wie un-angenehm mir das alles ist. „Ich wünschte es wäre wirksamer, doch das ist das Beste, was ich in der zur Verfügung stehenden Zeit zu Stande gebracht habe.“ „Wie kommst du damit klar, wieder diese Gifte brauen zu müssen?“ fragt er leise nach und nickt zu meinen Wor-ten. „Schlecht“; erwidere ich wahrheitsgemäß. „Die meiste Zeit versuche ich, nicht darüber nachzudenken, dass ich wieder zum Mörder werde, durch diesen Mist.“ Meine Hand deutet fahrig auf den vorbereiteten Beutel mit den Giftampullen und der Alte seufzt schwer. „Ich wünschte, du würdest das nicht tun müssen“, flüs-tert er. „Ich wünschte es so sehr, mein Junge.“ „Ich auch“, gebe ich bitter zurück. „Aber das ist der ein-zige Weg, auf dem ich die nötigen Informationen be-kommen kann – indem ich wieder Gifte und Tränke für dieses Monster braue.“ „So ein hoher Preis“, brummt er traurig. ‚Oh Gott, Albus’, denke ich bei mir und bemühe mich, dass diese Gedanken sich nicht in meinem Gesicht zeigen und verstecke mich hinter meinem schwarzen Haarvorhang. ‚Der Preis ist viel höher, als du es auch nur ahnst, mein lieber, alter Mentor – viel höher. Aber auch den zahle ich bereitwillig, wenn ich dir damit helfen kann, unsere Welt zu retten.’ Laut sage ich: „Ich tue, was ich tun muss, Sir – ich habe es mir ge-schworen, dass es dieses Mal anders sein wird, dass wir eine Chance haben werden, ihn zu besiegen – für im-mer!“ „Danke, mein Junge“, erwidert er leise. „Danke, dass du diesen Mut hast – es ist so grausam...“ „Ich kann damit leben“, gebe ich bestimmt zurück. „Wenn auch sicher nicht besonders gut – und ich werde es auch tun.“ „Es wird dir die Seele zerreißen“, murmelt er. „Kann es nicht“, entgegne ich. „Da ist keine Seele mehr, die es mir zerreißen könnte.“ „Severus...“ „Nein, Sir, machen sie sich keine Sorgen um mich. Ich komme schon klar – sie haben schon genug um die Oh-ren, als dass sie sich auch noch mit den Problemen eines absolut wertlosen Menschen belasten müssten.“ „Du bist alles andere als wertlos“, fällt er mir ins Wort. „Und du hast auch noch eine Seele – und zwar eine sehr starke und gute.“ ‚Dein Wort in Merlins Ohr’, denke ich, aber ich kann dieser Versicherung keinen Glauben schenken. Zu kalt, zu leer, zu bitter bin ich schon seit viel zu vielen Jahren. Dann beginnt plötzlich mein Mal zu brennen und enthebt mich einer Antwort. „Er ruft“, murmle ich und springe auf. „Pass auf dich auf, mein Junge“, erwidert er leise. „Und viel Glück.“ Ich nicke ihm nur knapp zu und bin mit meinem Gift-beutel und den Gegengiften, verborgen in meiner Robe, auch schon in meinem Schlafzimmer verschwunden. Die Todesserkluft übergeworfen und in meinen Geheimgang geeilt, rasch noch einen Schluck vom Gegenmittel - Blei in meinem Magen – ich bin mir nicht sicher, wie lange die erste Ration noch wirken wird und will sicher gehen – und dann dorthin appariert, wohin mich der Ruf be-fiehlt.  Sag die Wahrheit, Giftmischer! E in unheimlicher Steinkreis empfängt mich. Eine stockdunkle Nacht unter einem bewölkten Himmel – man kann fast die Hand nicht vor Augen sehen und die Todesser in ihren schwarzen Roben verschmelzen regel-recht mit der Dunkelheit. Ich bin noch nicht zu spät dran, aber ich kann mich eben noch in den Ring stellen, bevor der Dunkle Lord auftaucht. „Giftmischer, heute mal pünktlich“, zischt er, kaum dass er erschienen ist. „Wie zuvorkommend von dir.“ Was soll das? Passt es ihm jetzt schon nicht mehr, wenn ich pünktlich bin? Oder sucht er einfach nach einem Grund mich wieder schinden zu können? „My Lord“, murmle ich und verbeuge mich tief. „Immer zu euren Diensten.“ „Das will ich doch hoffen, Giftmischer“, zischt diese hohe kalte Stimme und ich erschaudere, lasse mir jedoch nichts von diesem jämmerlichen Gefühl anmerken – nur keine Schwäche zeigen – den Schwächsten fressen die Trolle. „Nun, Giftmischer, was hast du für mich?“ fährt er fort und ich gleite mit einer Verbeugung näher, reiche ihm den Beutel. „Was auch immer ihr wünscht, mein Lord“, murmle ich und verbeuge mich erneut. Er lacht auf. Hoch, kalt, wahnsinnig. „Sieh an, du kannst es also doch, wenn man dir den richtigen Ansporn gibt“, kichert er und seine Leichenfin-ger wühlen wieder in den Phiolen herum – sie klirren wie Höllenglocken. „Sudden Death ... langsamer Tod ... letzte Träume ... was für phantasievolle Bezeichnungen du doch gefunden hast, mein lieber Giftmischer ... ja, das klingt alles wirk-lich sehr hübsch ... Ah, da ist ja auch das Veritaserum ... lass uns doch gleich überprüfen, wie zuverlässig es ist - Nimm es!“ Gut, dass ich damit gerechnet habe und vorbereitet bin. Seine Spinnenfinger halten mir die Phiole vors Gesicht und ich greife danach. „Nur ein paar Tropfen, Giftmischer“, zischt er. „Da sind noch andere, die es nehmen werden.“ „Ja, mein Lord“, flüstere ich und nehme die übliche Menge – drei Tropfen von diesem Konzentrat reichen für gewöhnlich, um alles, was auch immer, in Erfahrung zu bringen – und er weis es – er hatte das Zeug schon frü-her von mir. Mein Magen ist nicht erfreut, schon wieder was davon abzubekommen und protestiert, da er aber noch immer leer ist, behalte ich alles bei mir. Der Dunkle Lord wartet ein paar endlos lange Sekunden ab, dann zischt er: „Sag die Wahrheit, Giftmischer – wem dienst du?“ „Euch, mein Lord“, keuche ich. „Nur euch.“ „Wer ist dein Herr, Giftmischer?“ „Ihr, mein Lord.“ „Was ist mit dem alten Narren?“ ist die nächste Frage. „Ich spioniere für euch bei ihm, finde seine Pläne heraus und teile sie euch mit.“ „Was für Pläne hast du herausgefunden?“ Und ich sprudle mit dem heraus, was wir für diesen Fall vorbereitet hatten – wohldosiert – nicht zuviel, nicht zu wenig. Ich weis, wie das Serum gewöhnlich wirkt – man kann nur noch reden und reden, bis alles auf eine Frage gesagt wurde und so verhalte ich mich entsprechend, denn auch Voldemort weis nur zu genau, wie das Zeug wirkt. „Schön, schön“, meint er. „Aber ich möchte sicher gehen – du warst schon immer sehr gut darin, nur das zu sa-gen, was du sagen wolltest – Imperio – Crucio - Legili-mentes! - Und jetzt nochmal von vorne!“ Ich winde mich unter grässlichen Schmerzen über den Boden und spüre, wie sein Geist in den meinen eindringt. Und ich verschließe mich – der Trank, Occlumentik, mein eiserner Wille – jede einzelne Gegenwehr, die ich zur Ver-fügung habe, setze ich jetzt ein. Es geht jetzt mehr als nur um mein Leben. Die gleichen Fragen wie zuvor hal-len durch meinen Schädel und ich lasse ihn die entspre-chenden Bilder sehen, die entsprechenden Worte hören, bringe meine ganze Überzeugung (alles Lüge, nur Lüge) zum Ausdruck und er glaubt mir, ich kann es spüren. Trotzdem wühlt er weiter in meinem Kopf und meinen Erinnerungen herum. Es ist schmerzhaft und anstren-gend und der Cruciatus tut ein Übriges, meine Abwehr zu schwächen. Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich das noch aushalten kann, wie lange ich das noch ertrage – dieses unerhörte Eindringen - nicht nur in meine Privat-sphäre – in mein ureigenstes Ich. Dann endlich lässt er von mir ab und hebt auch die Flü-che auf – Gerade noch rechtzeitig, lange hätte ich das jetzt wirklich nicht mehr durchgehalten. Geschafft! Jetzt nur kein Zeichen der Erleichterung, keinen Laut, kein Seufzen, nichts, was ihm zeigen könnte, dass du gelogen hast, Severus – oder du bist tot – und viel hältst du heute sicher nicht mehr aus. Die Schmerzen in meinem Kopf haben wieder eingesetzt und mein Magen macht Überschläge. Das waren heute einfach zu viele Tränke auf einmal und das auch noch auf nüchternen Magen – andererseits, wenn ich heute was gegessen hätte, hätte ich sicher schon längst alles wieder ausgekotzt. „Nun gut“, zischt Voldemort. „Es sieht so aus, als ob du noch loyal wärst ... doch wie ist das mit meinen anderen Gefolgsleuten?“ Ich kann das erschrockene Aufkeuchen der übrigen Tod-esser hören und das unruhige Rascheln ihrer Roben – rieche beinahe ihren Angstschweiß. Auch ich bin in kal-ten Schweiß gebadet und liege ziemlich hilflos und schmerzverkrümmt am Boden. „Geh an deinen Platz, Giftmischer“, zischt er mich an. „Nun werden die anderen ihre Loyalität beweisen. Ach ja, bevor ich es vergesse, das nächste Mal bringst du mir neues Veritaserum mit – ich denke nicht, dass hiervon noch sehr viel übrig bleiben wird.“ „Ja, mein Lord“, keuche ich und weil er mich in den Ring zurückwinkt, rapple ich mich auf die Beine und verbeuge mich erneut. Dann kehre ich auf meinen Platz im Todeskreis zurück. Ich versuche, den Rest meiner Kraft zusammen zu neh-men, denn ich weis nicht, wie lange die Nachwirkungen des Cruciatus heute auf sich warten lassen werden und ich weis auch nicht, wie lange das hier überhaupt noch dauern wird. Es sind hier immerhin mehr als ein dutzend Todesser versammelt und die Befragung braucht so ihre Zeit. Ich stütze meinen Körper in sich selbst ab und vermeide es, mich an einen der Steine zu lehnen – das wäre ein Zeichen von Schwäche und würde mir sicher nicht gut bekommen. Voldemort teilt das Serum aus, stellt seine Fragen – wirft dieselben Flüche über die anderen, die ich heute schon erdulden musste – doch weder so heftig noch so lange, wie mir scheinen will. Malfoy, Crabbe, Goyle, McNair, Wurmschwanz bestehen die Probe, aber ein weiterer Todesser, den ich nicht ken-ne, stammelt etwas über Angst und Drohungen gegen seine Familie, die ihn dazu zwingen würden, dem Dunk-len Lord zu dienen. Was Voldemort dazu veranlasst, den langsamen Tod an ihm auszuprobieren. Der Mann beginnt zu schreien und zu kreischen. Er win-det sich in grenzenlosen Schmerzen über den Boden, schließlich beginnt ihm Blut aus Mund und Nase zu sprudeln und er bricht völlig zusammen. Doch ich weis, dass er noch nicht tot ist und ich weis auch, dass er sich sicher wünscht, es bereits zu sein. Oh Gott, was habe ich da nur geschaffen? Grundgütiger, was bin ich nur für ein Monster? ... und das Gegenmittel nutzt mir weniger als gar nichts ... es steckt in der Tasche meiner Robe, aber es könnte ebenso gut am Pluto sein ... da könnte ich es genauso wenig benutzen. Mir wird noch schlechter als zuvor und ich kann mich nur mit aller Macht davon ab-halten, einfach auf den Boden zu kotzen. Schließlich ist der Mann tot – verendet, wie ein Pferd mit einem gebrochenen Bein, dem ein ungeschickter Schläch-ter versucht hat den Schädel einzuschlagen. „Ja, Giftmischer“, zischt Voldemort und es hallt durch die ganze Ebene. „So hatte ich mir dieses Gift vorgestellt – sehr schöne Arbeit, wirklich sehr schön.“ „Danke, mein Lord“, erwidere ich und lasse eine tiefe Verbeugung folgen. Doch in meinem Inneren hat etwas begonnen, wie beses-sen zu schreien und zu kreischen und ich bete, dass diese Nacht bald zu Ende sein wird. Weitere Todesser, werden der Prüfung unterzogen und sie alle bestehen, was mich dazu bringt, innerlich ein wenig aufzuatmen. „Gut, dann wissen wir ja jetzt, wo wir stehen“, zischt der Dunkle Lord und lässt einen Feuerstrahl aus seinem Stab schießen, der den Leichnam des vergifteten Mannes zu Asche verbrennt. Ein eiskalter, unheimlicher Wind kommt auf und verweht die Überreste – mich schaudert. „Dann soll es das für heute gewesen sein, meine lieben Freunde“, kommt es von Voldemort. „Haltet euch be-reit...“ und er ist in einem grellen Lichtblitz verschwun-den. Ein leises Murmeln unter den zurückgebliebenen Todes-sern setzt ein, doch ich schließe mich dem nicht an, ver-harre einfach nur in mir selbst, bis alle mit dem typi-schen Geräusch verschwunden sind. Erst dann kehre ich auch nach Hause zurück. Ich schaffe es nur halb durch meinen Tunnel, bis mich wieder diese elenden Krämpfe überfallen und mein Magen endgültig kapituliert. Ich winde mich hilflos auf der nasskalten Erde und würge ... würge ... Ich weis nicht, was da noch aus mir heraus-kommt, aber es brennt wie Feuer und scheint meinen Hals, meinen Mund und meine Kehle zu verätzen. Es ist widerlich, einfach nur widerlich. Wieder wurde ich zum Mörder ... mein Trank hat auf eine unsäglich grausame Art einem Menschen das Leben gekostet und er – dieses grässliche Monster – er war darüber höchst zufrieden. Allein dieser Gedanke lässt mich weiter würgen, doch es kommt nichts mehr – noch nicht mal Magensäure ... ich könnte weinen, ich könnte schreien, ich könnte mich selbst verfluchen ... aber erste-res kann ich schon lange nicht mehr und für die beiden anderen Optionen fehlt mir der Atem und die Kraft. Ich weis nicht, wie ich es bis in meine Räume schaffe – vielleicht krabble ich, vielleicht krieche ich, vielleicht winde ich mich wie ein Wurm über den Boden – aber ich schaffe es, bevor mich ein weiterer Anfall überfällt und ich kann sogar noch einen Schluck von meinem Linde-rungstrank nehmen, bevor ich angewidert über mich selbst einfach dort, wo ich hin gekrochen bin, in Ohn-macht falle und für die nächsten paar Stunden von nichts mehr weis.  Dementoren in Surrey I ch finde mich wie ein weggeworfener Müllsack in einer Ecke meines Schlafzimmers wieder, in mir selbst zusammengerollt, verkrampft, mit dumpf schmerzenden Muskeln und Knochen und erfüllt von einem gewaltigen Selbstekel. Ich weis, dass ich Dumbledore einen Bericht abliefern muss, aber es dauert eine ganze Weile, bis ich mich auch nur soweit aufraffen kann, dass ich mich vom Boden erhebe. Durch eins meiner Gifte ist ein Mensch gestorben, nur weil er sich durch einen anderen meiner Tränke verraten hatte – weil er Angst hatte - verdammt! Ich bin wieder zum Mörder geworden, nicht durch meine eigene Hand, aber durch meine speziellen Fähigkeiten und ich hasse mich dafür, auch wenn ich weis, dass ich es einfach hat-te tun müssen. Mein ganzer Körper pocht dumpf von den Dingen, die mir gestern widerfahren sind und etwas in mir ist der Meinung, dass ich es auch verdient hätte, dass es mir jetzt mal wieder dreckig geht, aber etwas anderes be-steht darauf, dass ich mich jetzt – zum Henker noch eins - aus meiner Ecke erhebe, mich unter die Dusche stelle und danach mit dem weiter mache, was zu tun ist. Ich höre auch auf die Letztere, kann aber die Erste nicht zum Verstummen bringen – zu laut sind ihre Anklagen und ich hasse mich selbst für diese Taten. Das heiße Wasser scheint nicht nur den Schweiß und den Schmutz von meinem Leib zu waschen, sondern auch ein wenig von meinem Selbstekel in den Ausguss zu spülen und ich fühle mich ein bisschen besser. Nachdem ich mich abge-trocknet habe und mich in saubere Kleidung gehüllt ha-be, bin ich bereit, zu tun, was jetzt ansteht. Zuerst nehme ich noch ein paar Tropfen von meinem Linderungstrank. Nach dem Anfall gestern im Tunnel blieb ich von weiteren Krämpfen verschont und ich hof-fe, dass sie mir auch in den nächsten Stunden erspart bleiben. Muss nicht sein, dass ich mich über den Boden winde oder meine Hände hilflos zittern – nee, echt nicht. Dobby erscheint auf meine Aufforderung hin mit einem ausgiebigen Frühstück. Kaffee hätte auch genügt, aber der Elf besteht jedes Mal darauf, auch etwas zum Essen anzuschleppen und ist bereits wieder verschwunden, be-vor ich mich darüber aufregen kann. Mein Magen fühlt sich leer an und er knurrt unwillig. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nach den Ereignissen gestern etwas essen sollte. Ehrlich gesagt ist es mir noch immer kotzübel und ich habe dumpfe Bauchschmerzen. Ich weis wirklich nicht, ob es eine gute Idee ist, ihm jetzt ein Frühstück zuzumuten, andererseits widerstrebt es mir, dieses liebe-voll angerichtete Tablett unberührt zurück zu schicken. Dobby ist der erste Hauself (seit Pixi), mit dem ich klar komme und er mit mir. Ich will das kleine Wesen nicht vor den Kopf stoßen, denn eigentlich ist er genau so, wie ich es von einem Hauselfen haben will. Schnell da, wenn ich ihn rufe, er redet nur wenig in meiner Gegenwart und er verbreitet keine Hektik, wie die meisten seiner Rasse. Er neigt nicht dazu, meine Sachen irgendwo hin zu räumen, wo ich sie erst suchen muss oder sie gar nicht finde. Also seufze ich leise und mache mich über die Eier mit Schinken her und knuspere dazu ein frisches, noch war-mes Brötchen. Mein Magen knurrt zwar ein wenig un-willig, nimmt aber das Essen an und beruhigt sich dann langsam. Nun gut, dann werde ich später in der Lage sein, Dum-bledore Bericht zu erstatten – vielleicht dann später auch vor den Leuten vom Orden. Zwei Wochen, drei Todessertreffen und fünf Treffen des Phönix Ordens später, habe ich mich schon beinahe dar-an gewöhnt, jedes Mal den Cruciatus oder einen anderen freundlichen Fluch vom Dunklen Lord abzubekommen. Der Linderungstrank hilft, aber es gibt Anzeichen dafür, dass er abhängig macht – kann ich nicht ändern, ich muss ihn einfach nehmen, mir bleibt keine andere Wahl, denn ich muss einfach funktionieren. Voldemort hat weitere Hinweise auf diese Prophezeiung bekommen und er hat Pläne entwickelt – wobei er nur davon sprach, sie zu haben, nicht jedoch wie sie genau aussehen sollen – wenigstens nicht, solange ich etwas davon hören konnte. Ich weis jedoch, dass einige Todesser darauf angesetzt wurden. Avery und auch Malfoy, soweit ich mir das Ganze zusammenreimen konnte – verdammt, ich brau-che einfach bessere Informationen, aber es wäre nicht besonders gesund, die falschen Fragen zu stellen – ich würde es dennoch riskieren, wenn ich dann Antworten bekäme – was bedeutet schon ein Fluch mehr oder weni-ger unter ‚Freunden’? Ich bin gerade von einem weiteren Treffen zurückge-kehrt und habe zur Abwechslung mal ein bisschen weni-ger abbekommen (nur ein paar Tritte in Rücken und O-berschenkel), habe brav meine Tränke geschluckt und habe die unbestimmte Hoffnung, heute vielleicht mal ein paar Stunden schlafen zu können (anstatt, wie sonst bewusstlos in einer Ecke zu liegen), als Albus ohne anzu-klopfen herein stürmt und äußerst alarmiert aussieht. „Direktor?!“ platze ich heraus. „Was ist geschehen?“ „Harry!“ erwidert er aufgeregt. „Oh nein, nicht schon wieder“, knurre ich. „Doch – und schlimmer, als wir es auch nur in unseren übelsten Alpträumen befürchten konnten.“ „Setzen sie sich erstmal, Sir“, meine ich sanft und drücke ihn in seinen Sessel. Dann brühe ich mit einer raschen Handbewegung eine Kanne Tee auf und drücke ihn eine Tasse in die Hand, schenke mir selbst eine ein – auch ich kann jetzt sowas gut brauchen. Er lässt sich wie betäubt von mir bedienen und atmet dann schwer durch. „Danke, mein Junge“, murmelt er und ich weis, dass er sich wirklich über meine kleine Aufmerksamkeit freut. „Was ist geschehen, Sir? Ich habe sie noch nie so aufge-regt gesehen“, fordere ich ihn auf zu reden. Nochmal atmet er tief durch. „Also“, setzt er an. „Der Junge ist durch seinen Heimat-ort gestreunt – es geht ihm Zuhause immer schlechter und die Dursleys sind immer weniger bereit, sich um ihn zu kümmern – also ist er dauernd unterwegs und nur in der Nacht drinnen. Es gefällt mir nicht, aber wir können es nicht ändern – allerdings steht er unter der Bewa-chung unserer Leute – er weis nichts davon, aber es muss einfach sein. Es ist einfach zu gefährlich, ihn jetzt ohne Aufsicht zu lassen. Wie auch immer - er war wohl auf dem Heimweg und sein Cousin war bei ihm, als die beiden in einer Seitengasse plötzlich angegriffen wurden – Severus! – Sie wurden von Dementoren angegriffen – zwei Stück – und Harry sah sich gezwungen, seinen Patronus zu rufen, wenn er nicht seine Seele verlieren wollte.“ „Er hat wieder Magie eingesetzt“, stöhne ich auf. „Er hatte keine Wahl“, gibt er bestimmt zurück. „Nun, das Ministerium sieht das nicht so. Sie leugnen, dass dort Dementoren waren und sie wollten ihn aus Hog-warts relegieren und seinen Stab zerbrechen – Arthur bekam gerade noch rechtzeitig Wind davon, dass ich es wenigstens so weit abbiegen konnte, dass der Junge eine Anhörung bekommt, wobei ich ihnen nachdrücklich klar machen konnte, dass ich die Entscheidungen für diese Schule treffe und nicht das Ministerium.“ „Eine Machtprobe mit Fudge“, murmle ich und habe so-fort verstanden. „Ja – ja, das war es wohl“, meint er und seufzt schon wieder. „Vorerst habe ich gewonnen, aber ich befürchte, er wird nicht aufhören, mich zu diffamieren und mich unglaubwürdig zu machen.“ „Verdammter Bengel“, knurre ich. „Harry hat sich nur verteidigt, aber in gewisser Weise hast du Recht – durch seine Aktion wurde meine Stel-lung noch schwieriger und ich fürchte, das Ministerium wird versuchen, sich hier in Hogwarts einzumischen o-der uns sogar einen Spion in die Schule setzen.“ Ich überlege und komme auf den Hebel, den das Ministe-rium finden könnte. „Der Verteidigungsposten – er ist schon wieder frei.“ „Ja, Severus und wenn ich keinen Lehrer finde, wird uns das Ministerium einen aufzwingen – Fudge hat eine ent-sprechende Erziehungsverordnung durchgebracht und das gefällt mir weniger als gar nicht. Wenn ich keinen geeigneten Lehrer finde, hat das Ministerium das Recht, einen zu ernennen.“ „Direktor...?!“ „Nein, mein Junge, ich kann dir den Job nicht geben und dafür sind jetzt noch andere Gründe vorhanden, als in den früheren Jahren.“ „Welche?“ zische ich und bin mal wieder sauer auf alles. Was denn jetzt schon wieder? „Das Ministerium hat dich im Auge, seit du Fudge das Dunkle Mal gezeigt hast – man vertraut dir nicht. Ich konnte dir deinen alten Job sichern, da ich versichert habe, dass du der Beste bist, den es gibt und ich voll-kommenes Vertrauen zu dir habe. Sie haben darauf rum gekaut, wie ein Thestral an einem Knochen, aber sie ha-ben es gefressen. Allerdings steht es für das Ministerium völlig außer Fra-ge, zuzulassen, dass du Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtest – tut mir leid – dieses Mal hätte ich dich wirklich gern für den Job gehabt. Aber es gibt noch einen anderen Grund, dass es keine gute Idee wäre, dir den Job zu geben.“ Ich nicke nur und knurre bitter. Ja, davon hatten wir schon gesprochen. „Der Dunkle Lord“, zische ich. „Er wäre sicher nicht be-geistert, wenn einer seiner Todesser dieses Fach unter-richtet.“ Albus seufzt noch schwerer. „Richtig“, murmelt er. „Tut mir Leid, mein Junge, aber wenigstens kann ich dich weiter hier in der Schule hal-ten und habe dich in meiner Nähe.“ „Ich hätte auch weiter spioniert, wenn ich nicht hätte hier bleiben können“, erwidere ich bestimmt. Ich weis, was ich tun muss und ich werde meine Pflicht und Schuldigkeit erfüllen. Was auch immer geschieht – ich werde gegen den Dunklen Lord arbeiten! Wieder seufzt er schwer. „Danke, mein Junge, ich bin froh, dass du das sagst“, entgegnet er. „Weiter“, fordere ich ihn auf und will das leidige Thema Verteidigung beenden. „Was war mit dem Bengel?“ „Ja“, murmelt er. „Harry – er hat natürlich die Demento-ren vertrieben und sich und seinen Cousin gerettet – meine Quellen in Privet Drive haben die Anwesenheit der Dementoren bestätigt. Es ist also kein Größenwahn oder ein Schrei um Aufmerksamkeit, wie es der Tagesprophet so gerne über den Jungen berichtet.“ „Seine und auch ihre Glaubwürdigkeit werden also wei-terhin konsequent untergraben“, murmle ich bitter da-zwischen. „Ganz genau“, entgegnet er düster (diesen Tonfall kenne ich nicht von ihm). „Wie auch immer – Harry brachte seinen Cousin nach Hause und die Dursleys wollten ihn rauswerfen – wohl, weil ihnen zum ersten Mal wirklich klar wurde, wie gefährlich das Ganze werden könnte – früher nahmen sie die Bedrohung nie ernst, auch wenn ich ihnen damals einen eindringlichen Brief hinterlassen habe. Doch den haben sie entweder nicht begriffen oder konnten den Inhalt einfach nicht glauben – zu viel Ma-gie für ihr Verständnis. Doch heute Abend ging es ihren eigenen Sohn an und das ist dann doch etwas anderes...“ „Es ist immer etwas anderes, wenn man persönlich be-troffen ist“, werfe ich leise ein und er nickt schwer. „Ach mein Gott, Junge, es wird immer schwieriger und komplizierter“, seufzt er. Ich habe Albus noch nie so alt und müde gesehen wie heute und er wäre nie um halb drei Uhr morgens bei mir aufgetaucht, wenn er nicht dringend einen Gesprächs-partner brauchen würde. „Was wird weiter mit dem Bengel geschehen – ich halte es für keine gute Idee, ihn weiter bei seinen Verwandten zu lassen“, meinte ich. Der Alte nickt. „Wir werden ihn nach Grimmauld Platz bringen – die ganze Weasley Familie und auch Hermine Granger sind bereits dort.“ Ich brumme nur. Ja, sicher, weis ich – ich habe immer noch Mollys wütende Schreie im Ohr, als sie die Zwillin-ge dabei erwischt hat, dass sie ein Treffen des Ordens belauschen wollten. Es ist sicher keine tolle Idee, halb-wüchsige Kinder im Hauptquartier eines Geheimbundes unterzubringen – aber wo sollten sie denn sonst hin? Nichts ist wirklich sicher für Voldemorts Gegner. Nun, vielleicht Hogwarts, aber im Sommer kommt das einfach nicht in Frage. „Gut, dann soll also auch noch der Bengel dorthin“, er-widere ich unwillig. Nein, es passt mir nicht, aber ich sehe ein, dass es die einzige Möglichkeit ist, ihn im Auge zu behalten. „Mein Junge“, unterbricht Albus meine Gedanken. „Du siehst müde aus – Grundgütiger – es ist drei Uhr mor-gens – was habe ich mir nur dabei gedacht, dich zu we-cken.“ „Sie haben mich nicht geweckt, Sir“, beruhige ich ihn. „Ich bin erst vor einer Stunde von einem Todessertreffen zurückgekehrt und konnte noch nicht schlafen.“ Sein Blick wird durchdringender und ich bemühe mich, meine Maske grade zu rücken, nicht, dass sie mir viel beim Alten nützen würde – er kann mich meistens durchschauen. „Hast du Neuigkeiten?“ will er wissen und übersieht gnädiger Weise meinen Zustand (der heute, wie gesagt, nicht ganz so übel ist – ich bin nur müde). Ich nicke und beginne meinen Bericht. „...nicht viel“, ende ich. „Aber ich denke, es wird bald et-was in Bewegung kommen. Ich glaube nicht, dass der Dunkle Lord oder ein Todesser etwas mit den Angriff auf den Jungen zu tun hatte. Er hatte es verboten und ich habe nichts gehört, was darauf schließen ließe, dass er seine Meinung geändert hat.“ Albus brummt unglücklich und nickt. „Wenigstens ist es im Augenblick in dieser Richtung ru-hig“, meint er. „Aber ich wünschte, er würde etwas tun, was beweist, dass er zurückgekehrt ist – etwas, das das Ministerium überzeugt.“ „Ja“, murmle ich. „Echt üble Sache, wenn wir uns wün-schen müssen, dass es Tote oder Schlimmeres gibt, damit uns diese Narren endlich glauben.“ „Schwer, so schwer“, seufzt er. „Noch nicht mal Percy Weasley glaubt uns und der kennt Harry persönlich.“ „Und er kennt auch sie, Sir – er ist ein ehrgeiziger Narr, wie auch die meisten anderen Ministeriellen.“ „Ja leider“, seufzt er schwer. „Sir, sie sind müde“, schlage ich ruhig vor. „Warum überschlafen sie nicht alles, dann sieht Einiges davon vielleicht ein wenig anders aus.“ „Danke, mein Junge“, erwidert er leise und erschöpft. „Aber ich fürchte, bei Tageslicht besehen, wird nicht da-von besser geworden sein – nur noch schlimmer.“ „Ich bringe sie nach oben“, biete ich ihm an, denn ich möchte sicher gehen, dass er sich wirklich hinlegt. Er schenkt mir ein schiefes Grinsen. „Schon gut, mein Junge“, entgegnet er. „Aber das schaffe ich auch alleine – und – auch du solltest ein wenig schla-fen – besonders, wenn du der Meinung bist, dass bald Bewegung in die Sache kommen wird. Ruh dich aus – du wirst deine Kraft noch brauchen.“ „Sie aber auch, Sir“, erwidere ich. „Sie sind unsere stärkste Stütze – ohne sie kann es nicht weiter gehen.“ „So wichtig bin ich nicht und es wird einmal auch ohne mich gehen müssen – auch wenn ich hoffe, dass das nicht so bald sein wird. Ich möchte Voldemorts endgülti-gen Fall wirklich noch erleben, aber danach ... nun der-artige Überlegungen haben Zeit bis es so weit ist.“ Er wartet keine Antwort ab, nickt mir nur verabschie-dend zu und geht. Zeit, sich mal wieder ein paar Gedanken zu machen. Der Junge wurde also von Dementoren angegriffen und konnte sie anwehren. Das Ministerium will ihm einen Strick daraus drehen und ihn noch unglaubwürdiger machen (seltsam, wie schnell doch aus einem strahlen-den Helden, ein um Aufmerksamkeit heischender Ange-ber werden kann), um weiterhin die Rückkehr des Dunk-len Lords dementieren zu können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der hinter dem An-griff steckt. Der Alte befürchtet zwar, er könne die De-mentoren auf seine Seite ziehen, aber ich halte das noch für zu früh, denn damit offenbart Voldemort das, was ich verhindern wollte – dass er wieder da ist. Seinen An-sprachen nach, will er aber damit warten, bis er den Jungen erledigt hat – er scheint zu denken, dass der Bengel ihn erneut besiegen könnte - immerhin hat er wohl bei diesem Duell gegen Harry nicht allzu gut aus-gesehen. Und der Dunkle Lord, ist der Meinung, dass er sich erst erneut mit Harry anlegen sollte, wenn er den Inhalt dieser Prophezeiung kennt und dazu muss er die erst in die Hand bekommen – was sich wohl als nicht so einfach herausgestellt hat – immerhin wird dieses was-auch-immer noch zusätzlich von den Leuten des Phönix-ordens bewacht. Also – Voldemort hat wohl kaum diese Dementoren ge-schickt – aber wer dann? Einer von den Todessern? Sie sind zu feige, um gegen eine direkte Anweisung von Vol-demort zu handeln – der Preis dafür wäre zu hoch – bei einem Versagen ebenso, wie bei einem Erfolg – er hat es noch nie geschätzt, wenn jemand auf eigene Faust ge-handelt hat – gab immer Folterungen oder sogar Tote. Er will heutzutage Ratschläge auch nur dann hören, wenn er ausdrücklich danach fragt. Es ist meistens bes-ser, in seiner Gegenwart zu schweigen, außer man wird von ihm namentlich zum Reden aufgefordert. Wer also hat dann diese verdammten Dementoren nach Surrey geschickt? Und ich bin mir sicher, dass welche dort waren – auch ohne Dumbledores Zeugen. Ich mag Harry nicht besonders, aber inzwischen weis ich, dass er nicht lügt, um sich aufzuspielen (musste ich letztes Jahr einfach einsehen, auch wenn es mir nicht gepasst hat). Er mag zwar hin und wieder seltsame Träume haben, doch die haben nichts mit einem inneren Auge zu tun, sondern mit dieser eigenartigen Verbindung, die zwi-schen ihm und dem Dunklen Lord besteht – verursacht durch Voldemorts ersten Versuch den Bengel zu töten. Harry ist auch nicht verrückt oder durchgeknallt. Er ist so normal, wie ein fünfzehnjähriger Junge nur sein kann – nun ja, normal ist vielleicht nicht die richtige Bezeich-nung, wenn es um Harry geht. Er ist was Besonderes, auch wenn ich der Letzte bin, der das laut zugeben würde, so weis ich doch, dass es stimmt – zu viele Dinge hat er bereits getan, als dass ich das noch leugnen konnte – und jetzt auch noch diese Pro-phezeiung, die mit ihm zu tun hat. Voldemort sprach von dem Kind, das die Macht haben würde, den Dunklen Lord zu überwinden. Nein, ich kann mich einfach nicht durchringen, ihn zu mögen, aber mir ist klar, dass er für unsere Welt eine große Rolle spielen wird. Wenn ich ihn nicht sehen muss, ist der Gedanke an den Jungen leichter zu ertragen und ich kann ihm wenigstens eine gewisse Achtung entgegen bringen – aber kaum bekomme ich ihn zu Gesicht, dann zerreißen mich die grünen Augen seiner Mutter im Ge-sicht seines Vaters und es ist nicht besser geworden – im Gegenteil – es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Er sieht James immer ähnlicher und gleichzeitig hat er bestimmte Bewegungen oder einen Gesichtsausdruck, die typisch für Lily waren. Es wird immer schwerer werden, ihn zu schützen, besonders, weil der Dunkle Lord zurück ist und ich ihm wieder dienen muss. Ich muss so vorsich-tig sein, wie eine Ratte in einer Kiste voller hungriger Katzen. Ja, ich werde ihn weiter schützen, aber sehr vorsichtig und sehr aus der Ferne. Ich wollte noch nie, dass jemand davon weis (außer Dumbledore), aber jetzt darf niemand auch nur den geringsten Verdacht schöpfen – absolut niemand. Das letzte Jahr war schon so verdammt schwierig für mich und ich war dauernd wütend und gereizt. Das nächste Jahr wird noch tausendmal schlimmer werden. Was auch bedeutet, dass ich ein anderes Ventil finden muss, als dass ich meine Schüler auf dem Zahnfleisch aus dem Unterricht entlasse. Nun, da sind noch immer Lupin und Black und die sind immer für einen kleinen Streit gut. Lupin vielleicht we-niger – der ist meine Art von vor einem guten Jahr schon zu sehr gewohnt, aber Black sprang schon immer auf meine hämischen Bemerkungen an und er tut es noch immer. Ich bin mir nicht sicher, ob mir das reichen wird, aber ich hoffe es. Ich kann meine Schüler nicht weiter-hin so fertig machen – schon gar nicht meine bevorzug-ten Opfer, die Gryffindors in Harrys Jahr, denn die müs-sen im nächsten Jahr die Prüfungen des Ministeriums (OZE) bestehen und das werden sie kaum können, wenn sie in meiner Klasse nur noch vor Angst zittern müssen. Nun, Severus, eine echt tolle Idee – für wie wahrscheinlich hältst du das, dass du sowas durchhältst? Für ziemlich unwahrscheinlich, wenn ich ehrlich bin, aber mir ist klar, dass ich in vieler Hinsicht nicht mehr so weiter machen kann, wie bisher. Kaum Schlaf, viel zu wenig Essen, dauernd gereizt, dauernd unter Strom. Doch es gibt keinen Weg, mehr zu schlafen – schon gar nicht, wenn ich häufig mitten in der Nacht vom Dunklen Lord gerufen werde. Und es ist nicht eben appetitanre-gend, diesem unmenschlichen Monster zu begegnen und dann häufig auch noch gefoltert zu werden. Die ganzen Tränke, die ich nehmen muss, um auch nur noch ir-gendwie zu funktionieren, sind auch nicht eben gut für meinen ohnehin schon geschädigten Magen – also nichts mit regelmäßigen Mahlzeiten. Und meine Laune war oh-nehin noch nie besonders gut. Schon gar nicht mehr in den letzten vier Jahren und das wird sich jetzt kaum bessern. Kann man nichts machen – ich kann nur hof-fen, dass ich einfach alles solange ertrage und durchhal-te, solange ich muss – und wenn ich ehrlich bin, können das Jahre sein. Das letzte Mal waren es elf, auch wenn ich nur fünf Jahre lang ein Todesser war. Die Vorstel-lung, das alles noch fünf Jahre lang zu ertragen, hinter-lässt ein klammes, ekelerregendes Gefühl in meinem Ma-gen und Hunger wird mal wieder zu einem Fremdwort für mich. In dieser Nacht finde ich natürlich auch wieder mal kei-nen Schlaf und döse nur gedankenverloren im Stuhl hin-ter meinem Schreibtisch vor mich hin. Wieder nichts mit Verteidigung (und das erste Mal bin ich mit dem Alten einer Meinung – das ist einfach zu heiß), der Junge wurde angegriffen und wird nach Grim-mauld Platz gebracht werden – was natürlich auch bedeutet, dass ich ihm wahrscheinlich schon in den Fe-rien wieder über den Weg laufen werde. Dann Lupin und Black in ebendiesem Haus – nicht unbe-dingt ein Grund zur Freude, aber vielleicht ein dringend benötigtes Ventil für meinen Frust. Und Albus, der noch nie so besorgt aussah, wie heute. Alt, müde, erschöpft. Mir war nicht klar, wieviel es mir wirklich bedeutet, ihn für unerschütterlich zu halten. Wieviel Geborgenheit und Sicherheit, dieser alte Mann all die Jahre für mich bedeutet hat. Gut, ich habe nur wenige persönliche Dinge mit ihm besprochen, doch ich wusste immer, dass er sich für mich Zeit nehmen würde, wenn ich es doch mal will – alleine das hat mir bisher immer genügt. Dann die Tatsache, dass ich in seiner Gegenwart meis-tens ruhig werde und mit mir selbst besser klar komme. Es ist einfach unmöglich wütend zu bleiben, wenn einem der Alte freundlich anlächelt und diese unglaubliche Ru-he ausstrahlt. Vielleicht ist das ja eine Möglichkeit, im nächsten Jahr mit diesen unerfreulichen Gegebenheiten besser klar zu kommen – hin und wieder auf eine Tasse Tee in Dum-bledores Büro aufzutauchen – auch wenn ich ihn sicher nicht zu sehr belästigen oder ihm gar auf den Wecker fallen will und ich muss ja nicht reden, auch schweigen oder zuzuhören ist in seiner Gesellschaft sehr angenehm. ...mein Büro steht dir immer und jederzeit offen, mein Junge... hö-re ich seine angenehme Stimme und ich weis, dass er genau das gemeint hat, was diese Worte besagen. Ich atme tief durch. Nun, wir werden sehen – ich kenne Albus gut genug, um zu wissen, wann ich ihm zu viel werde und dann gehe ich eben einfach wieder. Wirklich ein netter Gedanke, einfach dort oben in diesem Büro zu sitzen, eine Tasse Tee zu trinken, ein wenig zu plaudern oder auch nur einfach schweigend seine innere Ruhe zu genießen.  Ordenstreffen A uch in den nächsten Tagen werde ich immer wieder vom Dunklen Lord gerufen. Er fordert weitere Tränke von mir, genauere Informationen über Dumbledores Pläne (gut, dass wir da schon so Einiges vorbeireitet haben) und lässt seinen Frust an mir ab. Er ist häufig unzufrieden und es sieht für mich aus, als würde er nur auf den kleinsten Fehler warten, um einen Grund zur Folter zu haben (auch wenn ich es sehr oft abbekomme, gehen auch die anderen keineswegs leer aus). Allerdings handelt es sich dabei nur um ein paar zwar schmerzhafte, aber geringere Flüche und nur sel-ten um den Cruciatus, manchmal auch ein paar Hiebe oder Tritte – nicht eben nett, aber damit kann man le-ben und ich tue es auch. Sicher kann ich ein paar Informationen sammeln, aber nichts von Bedeutung – es scheint fast, dass er mir kein Wissen zukommen lassen will, weil ich immer noch in Hogwarts bin und damit in Albus Nähe. Er nennt Dumbledore zwar einen alten Narren, aber ich weis nur zu genau, dass er ihn in Wahrheit fürchtet und nach diesem Auftritt von Albus im letzten Jahr, kann ich das auch verstehen. Unser alter Direktor mag zwar sehr skurril und exzentrisch sein, aber er ist weder senil, noch schwach. Da ist mehr Macht in dem alten Mann, als ich je in Voldemort gespürt habe und das erschreckt und beruhigt mich gleichzeitig. Dumbledore hat mich informiert, dass heute Abend ein großes Treffen in Grimmauld Platz angesetzt ist und dass der Junge heute ebenfalls dorthin gebracht werden wird. Es wird hauptsächlich um Harry gehen. Dieser An-griff und wieviel man dem Jungen sagen kann. Mein Part wird sein, über die Pläne des Dunklen Lords zu be-richten und auch von den Gedanken, die ich mir darüber gemacht habe. Albus vertraut mir und ich weis, dass er auch meinen Verstand sehr schätzt. Gewöhnlich halte ich mich für unbedeutend und wertlos, aber diese Ansicht, die er da über mich hat, macht mich sehr stolz und lässt in mir das Gefühl aufkommen, dass ich für ihn sehr wichtig bin – eben weil ich der Einzige bin, der ihm diese Informati-onen besorgen kann – und nicht nur deswegen, wie ich mir eingestehen muss. Ich nehme mir vor, mich ziemlich arrogant zu beneh-men, um glaubwürdig zu sein – ich wüsste keinen ande-ren Weg, um das vor den anderen Ordensleuten zu be-weisen. Ich will, dass sie mich für wichtig halten und nicht für eine wertlose Person, die man fallen lassen kann, wenn es unangenehm wird. Ich muss dieses Gefühl haben, denn sonst gehen mir langsam die Gründe aus (die, tief in meinem Inneren), warum ich weitermachen sollte. Es ist grässlich, erniedrigend und schmerzhaft, aber ich will ihre Achtung und nicht ihr Mitleid - das könnte ich nicht ertragen! Ich brauche eine Grundlage, auf der ich arbeiten kann, etwas, das mich einen Sinn in dem allem sehen lässt – einen Sinn darin, wieder zum Mörder zu werden und mir immer weiter den Rest mei-ner Seele zu Schanden machen zu lassen – denn das ist es, was bei diesen Todessertreffen häufig mit mir ge-schieht. Die Schmerzen sind zwar auch übel, aber ich kann damit umgehen – nicht wirklich umgehen kann ich mit den Gefühlen, die das in mir auslöst – ich bin nicht mehr tot und leer, wie damals. Ich empfinde, denke und weis nur zu genau, was ich da tue und warum. Und so brauche ich einfach eine Bestätigung von ande-ren Menschen für meine Arbeit – ich schaffe es nicht mehr wirklich, das alles alleine durchzustehen – auch wenn ich nicht wirklich jemand um Hilfe bitten würde, so brauche ich doch ihre Anerkennung und ihren Re-spekt ... das soll mir einstweilen genügen. Vielleicht auch noch einen anderen ein bisschen runter machen, um selbst besser dazustehen – zwar echt nicht nett, aber ich bin nun mal kein netter Kerl – und noch wichtiger – ich brauche dieses Ventil und Black bietet sich geradezu dafür an, so wie er dort in seinem alten Elternhaus rumlungert. Zu sehr haben sie mich damals immer wieder verletzt, als dass ich jetzt darauf verzich-ten würde, es Black mit Zins und Zinseszins heimzuzah-len – es ist einfach zu prachtvoll mit anzusehen, wie er mit sich kämpfen muss, damit er meine schnippischen Bemerkungen nicht zurückgibt – seine Seelenqual befrie-digt etwas in mir einfach zu Tiefst. Allerdings ist die steile Falte zwischen Lupins Augen nur schwer zu ertra-gen, aber ich muss ihn ja nicht ansehen, oder? Nun, wie auch immer, das Treffen findet statt. Ich übe mich wie üblich darin, Black schnippische Bemerkungen zuzuzischen, Lupin zu ignorieren (es tut noch immer weh, wie er mich vor über einem Jahr behandelt hat – auch wenn er, wenn ich ehrlich bin, gar nicht wirklich was dafür konnte – es war mehr oder weniger nur meine Phantasie, die mir eine im Entstehen begriffene Freund-schaft vorgespiegelt hat – doch nichts desto Trotz tat es verdammt weh). Den anderen gegenüber wahre ich eine eisige Höflichkeit und will sicher auch keinen von ihnen näher an mich heranlassen – ich will es nicht und ich kann es mir auch nicht leisten. Weder Gefühle und schon gar nicht, so ein Gefühlschaos, wie ich es in den letzten Jahren schon paar Mal hatte. Das führt nur dazu, dass ich abgelenkt bin und Ablenkung kann sich in meiner Situation ver-dammt schnell als tödlich erweisen. Wie auch immer, es tut gut, Black ein wenig als Blitzab-leiter zu benutzen und ich bin dabei ja auch leise genug, dass es außer Lupin sonst keiner hören kann. Weitere Einzelheiten zu (nicht jedoch über) dieser Pro-phezeiung werden genannt. Albus verbietet Sirius, mit dem Jungen darüber zu sprechen, sie sei zu wichtig und zu schwer, als dass so ein junger Mensch schon damit klar käme. Der Ausdruck in Sirius Augen zeigt mir zwei-erlei. Einmal, dass ihm das nicht passt, er sich aber dar-an halten wird, zum anderen aber, dass er den Inhalt der Prophezeiung kennt und wie es sich für mich an-fühlt, das nicht erst seit gestern. Wie auch immer, ich akzeptiere und teile die Gründe des Alten, mir den Inhalt nicht bekannt zu geben. Zu oft muss ich zu Voldemort und der versucht nur zu gerne, in meine Gedanken einzudringen. Gewöhnlich kann ich ihn abwehren, aber wer kann sagen, ob mir das immer ge-lingen wird – und bei dieser Sache geht es offensichtlich um wesentlich mehr als nur um mein Leben oder das des Jungen, auch wenn der dabei eine zentrale Rolle spielt. Dumbledore legt Sirius nochmal ans Herz, dass er im Haus bleiben soll, was mich veranlasst, dem mal wieder was von Hausputz und der damit verbundenen Tapfer-keit zuzuzischen und mich diebisch über seine unter-drückte Reaktion zu freuen – ich warte jedes Mal darauf, dass er explodiert, aber wahrscheinlich kann ihn Lupin immer wieder soweit abkühlen, dass es nicht so weit kommt – doch es besteht immer noch Hoffung und ich freue mich schon auf diesen Tag, wenn Black mal wieder die Kontrolle über sich verliert – könnte für mich mit einem blauen Auge oder einer gebrochenen Nase enden (er dachte schon immer lieber mit seinen Fäusten, als mit seinem Zauberstab), aber das riskiere ich für den Triumph, ihn so weit gebracht zu haben. Es werden noch einige Dinge besprochen und Informati-onen ausgetauscht. Dann ist alles gesagt und Albus hebt die Versammlung auf. Mir ist klar, dass einige der Anwe-senden zum Essen bleiben werden, aber mich hat keiner dazu aufgefordert und ich lege ohnehin keinen Wert darauf (auch wenn ich es wirklich nett fände, wie ein normaler Mensch behandelt zu werden, hätte ich eine Einladung natürlich abgelehnt) - Wie auch immer, ich habe sowieso kaum Hunger und ich kann es mir wirklich verkeifen, in der Gesellschaft von Black und Lupin (und heute wohl auch Potter) zu essen – verdirbt mir echt den letzten Rest meines Appetits. Ich verlasse dieses heruntergekommene Haus und appa-riere zu meinen Geheimgang. Nun, dann eben ein einsames Essen in meinen eigenen Räumen. Ich lege meinen Umhang ab und rufe nach Dobby. Ich fühle mich wieder mal ein bisschen einsam, denn mir geht der Gedanke an die anderen, die zusam-men sitzen und sich vergnügen, nicht aus dem Kopf – es tut weh, aber ich kann mir sowas nicht leisten – ich darf meinen Schutzschild, den ich mir über all die Jahre zu-gelegt habe, einfach nicht ablegen – wer weis, was sich dann zeigen würde. Was ist, wenn da wirklich nicht mehr ist, als diese leere, bittere, kalte Person, die ich so erfolgreich zu sein be-haupte? Ich möchte das nicht wirklich sein, aber es ist besser für mich, wenn alle anderen das glauben, wenn sie von mir wegbleiben und mir nicht wieder wehtun können ... das wäre jetzt wirklich das Letzte, was ich jetzt brauchen kann ... in ein emotionales Chaos verwi-ckelt zu werden. Nein, ich weis nicht, wer und was ich wirklich bin, aber es ist eine schlechte Idee, das jetzt weiter zu erforschen – ich muss einfach der bleiben, der ich so lange Jahre vor-gegeben habe zu sein. Dobby hat längst ein Abendessen angebracht und ist wieder verschwunden. Einsam ... noch nicht mal ein Hauself erträgt länger meine Gesellschaft ... eigentlich keiner, nur Albus ... und Lupin damals, vor gut einem Jahr. Was bin ich doch für eine alte, schlecht gelaunte, biestige Fledermaus. Meistens stört mich das nicht be-sonders – ich bin eben so – aber heute? Heute bin ich mal wieder so schrecklich einsam. Gedankenverloren kaue ich an den Sandwichs herum, die mir der Elf gebracht hat. Es schmeckt nicht beson-ders (was an mir liegt und nicht an den Broten), aber mir ist klar, dass ich das jetzt brauche. Ich kann nicht dauernd auf feste Speisen verzichten und mich von schwarzem Tee und starkem Kaffee ernähren, auch wenn mir das häufig am liebsten wäre. Einsamkeit ... Kälte ... Leere... Wer und was bin ich? Wer ist dieser Mensch namens Se-verus Snape? Trankmeister von Hogwarts ... Todesser ... Dumbledores Spion ... Giftmischer ... ungeliebter Lehrer ... Doch das kann einfach nicht alles sein, was mein wirkliches Ich definiert. Ich wüsste gerne, was das ist, mein wirkliches Ich, aber gleichzeitig, ist es mir nur zu klar, dass ich besser nicht daran rühren sollte ... einfach nur weiter machen, wie bisher ... aber wie lange werde ich das noch können, wenn ich nicht irgendwo einen echten emotionalen Halt finde? Denn ich habe Gefühle, wenn ich ehrlich bin, auch wenn ich nie so recht weis, was ich mit ihnen anfangen soll. Mein Blick streift durch mein Büro und bleibt an dieser halbvollen Weinflasche hängen, die jetzt schon so lange in meinem Regal steht. Ich konnte mich weder dazu überwinden, sie wegzukippen, noch sie auszutrinken. Aber heute ... heute... Gut, ich habe Black zynisch angemacht und habe ver-sucht, Lupin zu ignorieren – doch wenn ich ehrlich bin, bleib es bei beiden Aktionen beim Versuch. Black konnte sich beherrschen und Lupins Blick bohrte sich in mein Inneres – an diesen Ort, wo ich keinen hinlassen will, den er aber als seltene Ausnahme erreichen kann – schon vor einem Jahr, konnte er das. Aber er ist nicht mein Freund, er wird es nie sein, er ist der Freund von Black und jetzt leben sie sogar zusam-men ... schlafen sie auch miteinander? Warum interessiert mich das überhaupt? – Ich finde doch nichts an Männern, oder? Lüg dich nicht an Severus, auf Sirius stehst du schon seit über zwanzig Jahren und daran hat sich auch nichts geändert, oder? Aber ich hasse ihn doch! Ja, das auch und das ist ja die verdammte Krux. Ach Shit – Verdammt! Das sagst du immer, wenn dir die Argumente ausgehen. Was soll das – ich will nichts mit diesen beiden Män-nern, diesen verdammten Hermutreibern, zu tun haben – sie sollen einfach von mir weg bleiben – ich will sie nicht in meiner Nähe haben und schon gar nicht in mei-nem Kopf. So, so – und wer meinst du, dass dir das glaubt, Severus – du glaubst es doch noch nicht mal selbst. Nein, nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin. Aber wozu soll das führen – das ist etwas, das nie sein wird, nie sein kann und auch nie sein darf. Dann wirst du weiter einsam sein, Severus. Ich bringe diese lästige Stimme in mir zum Schweigen und schenke mir einen Kelch Rotwein ein – nur so, als Schlaftrunk, wie ich versuche mir einzureden und glaube mir das schon wieder mal selbst nicht. Ich möchte meine Einsamkeit ertränken – ersäufen in der Erinnerung, an einen Mann, der fast mein Freund gewesen wäre. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich Lupins Freundschaft zu seinen Freunden schon immer zu schätzen – auch wenn sie nie für mich da war, so wusste ich immer, dass der Werwolf nur zu genau wusste, was das Wort ‚Freund’ bedeutet. Der Wein rinnt meine Kehle hinunter und ich würde gerne weinen – wäre ein wirklich erleichterndes Gefühl, zu spüren, wie Tränen über mein Gesicht rinnen – aber diese Hoffnung ist vergeblich – ich habe keine Tränen mehr. Der etwas säuerliche Geschmack des Weins zieht meine Kehle ein wenig zusammen und meine Zunge kräuselt sich leicht – ein seltsames Gefühl. Gleichzeitig traurig und irgendwie tröstlich. Bekomme ich mal wieder Depressionen? Fühlt sich nicht so an und ich könnte es mir auch nicht leisten. Melancholie ... Ein gutes Wort. Trauer über ‚hätte können sein’. Trost durch diese Hinterlassenschaft des Werwolfs. Ein-samkeit, weil ich doch mal wieder alleine hier sitze, auch wenn ich ein Glas Wein trinke und mich erinnere. Erin-nerung ... an Streitereien ... an hämische Bemerkungen und seinen sanften, trockenen, aber dennoch treffenden Humor ... wenn ich doch nur wüsste, wie man sich ge-genseitig freundlich aufzieht ... aber wenn ich sowas versuche, dann schieße ich jedes Mal übers Ziel hinaus und verletze nur – selbst wenn ich das eigentlich gar nicht will. Und ich habe ihm sicher weh getan – dieses ganze Jahr lang – immer wieder und am Ende, war ich derjenige, der den Schmerz zu ertragen hatte. ...ich wäre echt gern dein Freund gewesen... Das hat er gesagt, als ich ihn aufgesucht hatte, um ihn noch so richtig fertig zu machen, bevor er Hogwarts ver-lässt – ihm diesen schrecklichen Schmerz, den ich emp-fand, weiter zu geben - bevor er freiwillig ging. ...mein Freund gewesen... Hat er das wirklich so gemeint? Obwohl Black wieder da war, obwohl ich dachte, ihm nichts zu bedeuten? Aber ist das so? Habe ich ihm wirklich nichts bedeutet? Ver-dammt – ich benehme mich ja wirklich fast wie ein eifer-süchtiger Liebhaber – aber mehr als geredet oder uns angeschwiegen haben wir nie. Warum? Oder ist die bessere Frage ‚warum nicht’? Shit – ich muss betrunken sein, wenn ich solche Fragen wälze – aber ich bin nicht betrunken, das war ja nur ein kleiner Schluck. Manchmal, heute wieder, bin ich so einsam, dass ich jeg-liche menschliche Gesellschaft akzeptieren würde – egal ob Mann oder Frau – wenn mir der Betreffende nicht gar zu unangenehm ist. Weder Black noch Lupin wären das, wenn ich ehrlich mit mir selbst bin – allerdings wäre Karkaroff keine Option – ich kann ihn einfach nicht aus-stehen. Wie schön wäre es, jetzt hier nicht alleine zu sitzen und in ein schimmerndes Glas Rotwein zu starren – auch wenn ich wahrscheinlich nur wieder streiten würde – das fällt mir am leichtesten. Selbst Schweigen in menschlicher Gesellschaft wäre besser, als diese kruden Gedanken – hier so alleine - die nirgendwohin führen und nur wehtun. Nachdenklich trinke ich das Glas leer und beschließe, mich in der Hoffnung ins Bett zu legen, dass ich ein paar Stunden schlafen kann und dass mich nicht wieder ein Ruf des Dunklen Lords ereilt. Seufzend rapple ich mich aus meinem Stuhl hoch und gehe mit müden, langsamen Schritten in mein einsames Schlafzimmer hinüber.  Another lonely Night I ch fühle mich so leer, so verdammt leer. Warum muss das denn immer so sein? Ich will nicht leer sein, ich will nicht einsam sein, ich will nicht mehr ... Ja, was will ich denn eigentlich nicht mehr? Wenn ich doch nur zu genau weis, dass ich das alles auch weiterhin so sein muss ... es ist unumgänglich. Gedankenverloren lege ich meine Kleidung ab und lasse mich in mein Bett fallen. Ich mag heute noch nicht mal mein Nachthemd anziehen, auch wenn das bedeutet, dass ich mitten in der Nacht aufwachen werde, weil ich schon wieder Mal friere. Was tue ich da eigentlich? Aber muss ich mir diese Frage überhaupt stellen? Das was ich immer tue, wenn die Ein-samkeit mich regelrecht ertränkt. Ich spiele ein wenig an mir herum und versuche diese alten Träume zu finden, die meine Leere ein wenig füllen können. Ich zerbreche, wenn ich das jetzt nicht tue – auch wenn ich es als ziem-lich fehl am Platz ansehe ... ich mag meine Triebe nicht besonders ... mochte sie noch nie – aber heute sind es nicht meine Triebe, die mich dazu bringen, sondern ein-zig und allein diese erdrückende Einsamkeit. Ich streichle über meinen dürren Körper und es fühlt sich gut an. Kalte Haut unter meinen Fingern, die unter der leisen Berührung langsam wärmer wird. Wie mag es sein, wenn ein anderer so über meinen Leib streichelt? Wie mögen sich fremde Hände auf meiner Haut anfühlen? Ich weis es nicht – ich habe das noch nie empfunden – ich lasse mich nicht gerne anfassen – aber dennoch ... es muss irgendwie schön sein – denke ich wenigstens. Meine Hände streicheln über meine nackte Haut, sie kräuselt sich leicht, als würde ich frieren, aber erstaun-licher Weise ist sie relativ warm. Es ist so seltsam heute, aber es ist auch schön und es besiegt eben jenes Gefühl, unter dem ich im Augenblick so sehr leide. Mein Unter-leib reagiert und ich nehme mich der Sache an. Lange her, das letzte Mal und ich frage mich schon wieder, wa-rum ich das so selten mache, wenn es mir doch so gut tut. Vielleicht, weil ich es nicht mag, dabei alleine zu sein, vielleicht, weil ich mir so sehr wünsche, dass es da je-mand geben könnte, obgleich ich mich genau so sehr davor fürchte. Vielleicht auch, weil ich nicht mehr an meine einsame Kindheit erinnert werden möchte – nicht, dass ich als Erwachsener weniger einsam wäre. Ich bin kein Junge mehr, ich bin ein Mann – aber das ändert nur wenig an meinen Bedürfnissen und ich spre-che nicht von körperlicher Befriedigung. Meine Seele sucht nach etwas, das ich nicht wirklich benennen kann und ich versuche dieses quälende Bedürfnis mit Sex zu befriedigen. Doch das, was ich hier tue (so gut es mir auch tut), gibt nur meinem Körper das, was er so din-gend braucht, aber meine Seele bleibt leer, sucht noch immer nach diesem unnennbaren, namenlosen, unbe-kannten Etwas – wie schon so lange – wenn ich ehrlich bin, schon mein ganzes, elendes Leben lang. Mein Leib befreit sich von seiner Last und dann umfängt mich der Schlaf – so erwünscht, so segensreich, so ersehnt und heute endlich auch mal wieder für mich erreichbar.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)