Trankmeister von Hogwarts von abgemeldet (Fortsetzung von "Ten forgotten Years" - keine Pairings - ein bisschen Depri) ================================================================================ Kapitel 10: Nichts ist vergessen -------------------------------- Kapitel 10 Nichts ist vergessen Lupin hat was dagegen E in paar Tage später stellt mich Lupin wegen der gewaltigen Hausaufgabe, die ich seinem dritten Jahr aufgebrummt habe, zur Rede. Beim Frühstück in der Großen Halle schweigt er noch und hat wohl mitbe-kommen, dass ich zu dieser Tageszeit noch nicht wirk-lich ansprechbar bin – bin ich überhaupt selten, aber so früh am Morgen – und besonders, wenn ich wieder eine beschissene Nacht hatte - bin ich es schon gar nicht. Nein, der Werwolf wartet bis zum Mittagessen und ich wünschte mal wieder, ich hätte darauf verzichtet ... aber hin und wieder muss auch ich was essen und mein Frühstück bestand mal wieder nur aus superstarkem schwarzen Kaffee und sonst nichts. „Severus“, wendet er sich über der Pastete, die es heute gibt, an mich. „Was willst du, Lupin?“ zische ich ihn an und hoffe, ihn damit zum Schweigen zu bringen. Ich habe nicht die geringste Lust auf eine Unterhaltung und meine Laune ist mal wieder mieser als mies – hat mir doch so ein Trottel heute Vormittag einen Kessel geschmolzen – Longbottom scheint einen Virus in sich zu tragen und ihn fröhlich in der ganzen Schule zu verbreiten, denn solche Vorfälle häufen sich, seit er in Hogwarts ist – aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich in letzter Zeit häufig unaufmerksam und geistesab-wesend bin. „Diese Hausaufgabe, die du der dritten Gryffindor auf-gegeben hast – das hast du doch nicht ernst gemeint, oder? – Zwei Rollen Pergament, ich bitte dich.“ In seinem Gesicht steht mal wieder dieses schiefe Grin-sen, das für ihn typisch ist und das mich immer ziemlich auf die Palme bringt, weil es mich so unsicher werden lässt, was ich von ihm halten soll, wie weit man diesem Mann vertrauen kann und weil es etwas in mir trifft, an das ich keinen mehr dranlassen will. Verdammt, Severus – du kannst ihm nicht trauen und was das an-dere betrifft ... Hast du vergessen, was er ist? Wohl kaum – Schließlich habe ich immer noch den Ge-stank des angebrannten Wolfsbanntranks in der Nase. „Mein völliger Ernst“, zische ich zurück. „Ich pflege keine Witze zu machen, Lupin.“ Er schüttelt sinnend den Kopf. „Ja“, entgegnet er. „Du hast dir wirklich deinen Humor amputieren lassen. Nun, wie auch immer, die Hausauf-gaben in meinem Fach vergebe alleine ich – und auch wenn ich dir für die Vertretung dankbar bin, möchte ich nicht, dass du diese Gelegenheit benutzt, die Kids aus Gryffindor noch weiter zu schikanieren.“ „Ich schikaniere niemanden!“ fahre ich ihm ins Wort. „Nee, nee – du doch nicht“, gibt er zurück und plötzlich klingt seine Stimme nicht mehr freundlich, sondern auf eine - immer noch höfliche Art – stahlhart. Ich schaue ihn durchdringend an und riskiere eine Machtprobe mit dem Werwolf. Meine brennenden Dolchblicke haben schon ganz andere klein gekriegt. Doch er wendet den Blick nicht ab und in seinen Augen steht der feste Wille, nicht nachzugeben. Wir spielen das Wer-als-erster-wegschaut-Spiel und das habe ich noch immer gewonnen, doch dieses Mal gelingt es mir nicht, diese hellbraunen Augen dazu zu bringen, sich abzuwenden. Nein, ich gebe nicht nach ... nicht nach ... nein, sicher nicht. Aber er tut es auch nicht und so geschieht es auf den Sekundenbruchteil gleichzeitig, dass wir wieder in unse-re Teller blicken. Hätte nicht gedacht, dass er so stur sein könnte, so gutmütig – ja nahezu schon vertrottelt – wie er immer tut. Allerdings weis ich, dass er nicht wirklich dumm ist – war er noch nie. Nein, dieser Mann ist eindeutig nicht das, was er zu sein scheint. „Also?“ will er schließlich wissen und schaut mich wie-der an. „Was ist jetzt mir diesen zwei Rollen Perga-ment?“ „Mach doch, was du willst Lupin“, platze ich heraus und habe nicht die geringste Lust, ein erneutes Starrduell zu beginnen. Seine Augen haben eindeutig etwas in mir getroffen, an das ich sicher keinen dranlassen will ... schon wieder mal. Verdammt ... aber gegen die Herumtreiber habe ich schon immer den Kürzeren gezogen ... warum sollte sich daran etwas geändert haben? Innerlich schrumpfe ich mal wieder zu dem kleinen, jämmerlichen Jungen, der ich damals war und ich hasse mich dafür ... hasse mich noch mehr, als diesen lächelnden Mann neben mir. Ich kam noch nie gut mit Spott klar und er verspottet mich eindeutig – einfach nur durch diesen Blick. „Gut, dann ist das geregelt“, fährt er fort. „Warum be-sprechen wir nicht heute Abend bei einem Glas Wein, wie das den Rest des Jahres weiter gehen soll?“ „Da gibt es nichts zu besprechen“, fauche ich wütend. „Du machst dein Ding und ich mache meins ... und tu verdammt noch eins nicht so, als wären wir jemals was anderes als Gegner gewesen.“ „Severus...“ „Nein, Lupin, lass mich einfach mit deiner geheuchelten Freundlichkeit in Ruhe – ich brauche das nicht – ich mach dir auch so deinen Trank – und dieses Mitleid, das du da in deinen Augen mit dir rum trägst, wenn du mich siehst, das will ich schon gar nicht.“ „Mitleid?!“ platzt er heraus. „Verdammt, Mann, du bist so sozial inkompetent, dass du es einfach nicht kapierst, wenn es einer gut mit dir meint.“ Bevor ich darauf noch eine geeignete Antwort geben kann – ja, bevor mir auch nur eine einfällt - ist er auch schon aufgestanden, hat seine Servierte auf den Tisch geworfen und hat mit langen Schritten die Halle verlas-sen. Verdammt – jetzt klaut er mir auch noch meinen furiosen Abgang! Den ganzen Nachmittag schiebe ich wieder eine üble Laune und fauche sämtliche Schüler an, die mir unter die Augen kommen. Aufs Abendessen verzichte ich mal wieder – fällt schon gar nicht mehr auf, wenn ich fehle. Allerdings hat mir Lupin heute Mittag so sehr den Ap-petit verdorben, dass ich mich gezwungen sehe, eine Hauselfe zu beauftragen, mir etwas zu bringen. Ge-wöhnlich verzichte ich darauf, denn ich kann diese Un-ruhe, die die Elfen verbreiten, nicht leiden – sie machen mich nervös. Gedankenverloren stopfe ich die belegten Brote in mich hinein. Sozial inkompetent – hat er mich genannt. Was meint er damit? Sicher, ich kann nicht besonders gut mit anderen Menschen umgehen und ich habe keine Freunde – aber wer behauptet denn, dass ich es anders haben will? Ich will es so und genau so. Der Werwolf behauptet, dass er es gut mit mir meint. Wäre ja ganz was Neues! Ich brauche nicht noch einen, der es gut mit mir meint - Dumbledore reicht mir da vollkommen ... ich komme schon alleine klar. Gut mit mir meinen – Pah! Ausgerechnet Lupin - ausgerechnet einer der Herum-treiber – sollte es gut mit mir meinen – ja sicher – erzähl das doch Rotkäppchen, du Werwolf! Nur zu deutlich steht der junge Lupin von damals vor meinem geistigen Augen und ich höre sein Lachen, aber etwas in mir sieht auch die steile Falte, die immer zwi-schen seinen Augen stand, wenn es seine Freunde wie-der mal gar zu bunt mit mir getrieben hatten. Hat er je was zu ihnen gesagt? Hat er mich je verteidigt? Je für mich gesprochen? Glaube ich kaum ... keiner hat das je getan ... und Dumbledore hat mich auch noch zum Schweigen verdonnert! Ja, es hieß immer die ach so tollen Herumtreiber aus Gryffindor gegen den Schleimball – gegen Snivellus – aus Slytherin. Stellt sich da wirklich noch die Frage, wem die Lehrer geglaubt haben und wer Recht bekam? Ich glaube nicht! Gut, die Herumtreiber mussten unzählige Stunden nachsitzen und ich keine einzige ... aber das lag sicher nicht an den mangelnden Versuchen mir eins reinzu-würgen – ich war einfach vorsichtiger und schlauer, als diese Bande. Ja, ich hatte damals so eine Ahnung, dass Lupin ein Werwolf sein könnte, aber keiner hatte mir gesagt, wie gigantisch, wild und mörderisch so ein Biest wirklich ist – und wenn man mir es gesagt hätte, hätte ich es wohl nicht geglaubt. Ich bin freiwillig – ich habe Black ja provoziert, dass er sich verrät – dem Löwen – wohl eher dem Werwolf – in seine Höhle gefolgt. Verdammt ... ich könnte mich dafür heute noch selbst verfluchen ... hat mir eine Menge Alpträume eingebracht ... aber irgend-wie hatte ich gehofft, Dumbledore würde anders reagie-ren ... mir auf welche Art auch immer irgendwie Genug-tuung anbieten ... aber er hat mich einfach nur zum Schweigen verdonnert. Damals saß mir der Schreck so tief in den Gliedern, dass ich es hingenommen habe – wie ich so viele Dinge ein-fach hingenommen habe, die nun mal so waren – auch wenn sie mir sicher nicht gefallen haben und ich inner-lich gewütet und getobt habe. Heute bin ich kein Junge mehr ... ich bin ein Mann und die Höllen, durch die ich in der Zwischenzeit gekrochen bin, haben sich seit da-mals verzehnfacht. Es war meine eigene Entscheidung zum Todesser zu werden und hatte wirklich nichts mit den Herumtreibern zu tun oder nur in so weit, dass ich wegen ihnen die falschen Freunde fand – wobei Hiera-tus das sicher nicht war, allerdings Karkaroff umso mehr und erst recht die anderen Todesser. Es war mein Ding, das ich da durchzog und es zog mich runter ... beinahe bis in den Abgrund ... ich konnte ge-rade noch abspringen, bevor ich unten ankam ... aber auch das hatte nur peripher mit den Herumtreibern zu tun ... eher mit Lilys Heirat und mit Hieratus Tod ... ach verdammt, warum muss ich mich ausgerechnet jetzt wieder daran erinnern? Wem soll ich die Schuld an dem damaligen Elend geben, wenn nicht mir selbst? – Ich wollte es ja nicht anders. Ich seufze tief und nehme einen Schluck Tee zu meinen Broten – ja, das Zeug macht mich ein bisschen satt – trotzdem wäre eine warme Mahlzeit was Feines. Was soll´s, ich komme auch so klar und Essen war mir noch nie wirklich wichtig. Warum komme ich mir heute nur schon wieder mal so eingeschlossen in mir selbst vor? Aber warum auch nicht? Schließlich bin ich es ja auch, wenn ich ehrlich bin, ist auch das meine eigene Schuld. Ich habe mich seit damals immer weiter in mir selbst versteckt und bin nie wieder aus diesem persönlichen Verlies herausge-kommen. Ja – Eingesperrt, aber auch sicher und ge-schützt und das wiegt schwerer. Ich bin innerlich so zerrissen, wie noch nie in meinem Leben. Einerseits hätte ich gerne einen Freund und wäre damit hier nicht so schrecklich allein, andererseits weis ich nur zu genau um die Gefahr und verweigere mich allem, was mir näher kommen will. Es klopft und schreckt mich so sehr aus meinen Gedan-ken auf, dass ich regelrecht aus meinem Stuhl aufsprin-ge. Ich seufze schwer – ich sollte mir wirklich abgewöh-nen, so schreckhaft zu sein, was, wenn das wer mitbe-kommt? Ich mach mich ja schon wieder lächerlich... Wer ist das da an der Tür? Dumbledore? Könnte sein, dass er mich mal wieder ausschimpfen will, weil ich nicht beim Abendessen war – wäre auch nicht das erste Mal – ich fühle mich dann immer so richtig schön wie ein kleiner Junge auf Abwegen und ich hasse dieses Ge-fühl – trotzdem bin ich neugierig und ich kann dem Al-ten verdammt viel verzeihen – darin ist er übrigens der Einzige. Nun, mal sehen wer draußen steht – jeder au-ßer Dumbledore zieht sich meinen äußersten Unwillen zu, da bin ich mir völlig sicher. Es ist nicht der Alte, es ist Lupin und er hat schon wieder eine Flasche Wein dabei. „Was willst du?“ fauche ich ihn an. „Ich dachte, das hät-ten wir heute Mittag geklärt!“ „Severus...“ meint er und klingt irgendwie unsicher. „Also?“ fordere ich ihn auf. „Ich bin gekommen, um mich für meinen Abgang heute Mittag zu entschuldigen“, erwidert er. „Schließlich sind wir keine kleinen Kinder mehr, sondern vernünftige Er-wachsene – Lässt du mich rein oder jagst du mich wie-der davon – ich beiße nicht, Severus – wenigstens nicht solange nicht Vollmond ist – und der war erst.“ „Entschuldigen?“ platze ich heraus. Mehr kann ich im Augenblick nicht sagen und schlucke an dem ‚vernünftigen Erwachsenen’. „Ja“, erwidert er nur und schwenkt die Weinflasche vor meinen Augen. Ich seufze schwer und springe über meinen Schatten – heute erdrückt mich meine Einsamkeit mal wieder wie ein Tonnengewicht und eigentlich kommt mir ein Ge-sprächspartner recht. „Komm rein“, murmle ich und trete von der Tür, die ich blockiert habe, zurück. Er kommt herein und ich deute auf den Sessel, den sonst immer Dumbledore besetzt, wenn er mich mal besucht. „Hast du Gläser?“ will Lupin wissen. Ich hole zwei Kelche aus dem Regal – hab mir mal einen Satz gekauft, weil er mir einfach nur gefiel und habe es kurz darauf bereut, weil es mein ganzes Budget voll-kommen durcheinander gebracht hat. Ich habe sie noch nie benutzt - schließlich trinke ich keinen Alkohol – aber ein Glas Wein wird schon gehen und dafür sind sie si-cher geeignet. Lupin öffnet die Flasche und schenkt uns ein. Wir neh-men einen Schluck und dann ... dann schweigen wir uns sehr ausführlich an. Ich weis nicht, was ich sagen soll und er scheint sich nicht durchringen zu können, dass er was sagt. „Ich wollte das damals nicht“, flüstert er schließlich. „Dich umbringen – meine ich.“ „Und das soll ich dir glauben?!“ fahre ich auf. Ich weis, dass er die Wahrheit sagt, wusste ich schon damals, aber das würde ich nie zugeben. „Weil einer von den Herumtreibern je was alleine durchgezogen hätte ... ihr habt mich gehasst und das beruhte auf Gegenseitigkeit und es hat sich aus meiner Sicht auch bis heute nichts daran geändert!“ Nun ist es an ihm, schwer zu seufzen. „Dann lassen wir dieses Thema, Severus“, murmelt er. „Ich bin nicht gekommen, um diesen alten Streit wieder neu zu entfachen.“ „Was willst du dann?“ feuere ich auf ihn ab. „Schau“, gibt er zurück. „Ich dachte, es wäre ganz nett, wenn wir uns ein bisschen unterhalten könnten – im-merhin unterrichten wir gemeinsam Verteidigung und da dachte ich, wir sollten uns ein wenig absprechen.“ „Ich dachte, das hättest du schon heute Mittag klar ge-macht, dass du keinerlei Einmischung von meiner Seite dulden wirst.“ Ich will kein vernünftiges Gespräch führen – ich will mich streiten – ich brauche das jetzt – zu lange koche ich schon auf kleiner Flamme vor mich hin – das ist jetzt ein nettes kleines Ventil. „Severus, jetzt lass uns doch vernünftig bleiben“, seufzt er erneut. „Ich möchte doch nur einen durchgängigen Unterricht haben.“ „Und?“ „Das kann ich nicht, wenn du Themen dran nimmst, die erst am Ende des Jahres dran wären.“ „Ach – fürchtest du vielleicht, jemand könnte herausfin-den, was du wirklich bist?“ schnarre ich. Er wirft mir einen überraschten Blick zu. „Nein – ich meine – sicher könnte jemand das heraus-finden – aber ich muss mich nicht mehr in der Heulen-den Hütte verstecken – ich habe den Wolfsbann von dir und bin harmlos – und dafür bin ich dir echt dankbar, dass du das Zeug für mich braust.“ Ich schnaube und winke ab – Ja, ich dachte mir schon, dass er nur versucht freundlich zu mir zu sein, weil ich ihm den Trank herstelle. „Du musst dich wirklich nicht verstellen, Lupin, echt nicht“, schnappe ich. „Ich brauche deine scheinheilige Freundlichkeit nicht – ich braue dir das Zeug, weil ich nicht will, dass man Hogwarts in Zukunft ‚das Geister-schloss der Werwölfe’ nennen kann, nur weil du alle gebissen hast.“ Ich gebe meiner Stimme den zynischsten und hämischs-ten Klang, den ich ihr nur geben kann und sein Blick wird plötzlich sehr traurig. „Ja – ja, du hast Recht“, erwidert er nüchtern. „Ich bin ein Monster – fast schon länger, als ich mich überhaupt erinnern kann.“ Seine Augen bohren sich in die meinen und ich kann Tränen in ihnen schimmern sehen – auf einmal tut er mir schrecklich Leid und ich verfluche mich für mein gemeines Mundwerk. „Nun, wie auch immer“, fährt Lupin fort, seine Stimme klingt, als könne er die Tränen nur noch mit aller Ge-walt zurückhalten und er steht auf. „Ich sollte wohl bes-ser gehen, bevor das hier aus dem Ruder läuft – Gute Nacht, Severus“ und weg ist er. Verdammt, warum habe ich seine zur Versöhnung aus-gestreckte Hand nur schon wieder ausgeschlagen? Weil ich mir nicht sicher sein kann, dass er es ernst meint – weil ich nicht glauben kann, dass er vertrauenswürdig ist ... weil ich nicht wirklich in der Lage bin, über mei-nen Schatten zu springen. Ich habe Lupin mit meinen hämischen Worten getroffen ... verletzt. Warum musste ich ihm wehtun? Wäre nicht nötig gewesen ... hätte ihn ja nicht reinlassen müssen ... aber ich war so einsam und plötzlich kam mir jeder Recht ... und sei es nur, um mich mit ihm zu streiten. Gedankenverloren starre ich in den Weinkelch aus dem ich nur einen Schluck getrunken habe. Kein übler Trop-fen, soweit ich es beurteilen kann ... er hat sich in Unkosten gestürzt ... und er hat sicher nicht viel Gold, wenn ich nach dem Zustand seiner Kleidung schließe ... woher auch ... wenn ich mich recht entsinne, war er noch nie reich und trug immer alte, wenn auch gepfleg-te Klamotten. Ach verdammt! Ich nehme noch einen Schluck von dem Wein und plötz-lich ertappe ich mich, wie mir eine einzelne Träne übers Gesicht rinnt ... die erste seit zwölf Jahren und es bleibt auch die einzige. Ich bin immer noch einsam ... noch mehr allein, als zuvor ... als hätte die Gesellschaft von Lupin es nicht besser gemacht, sondern nur noch ver-schlimmert. Seufzend trinke ich den Kelch leer und mein Kopf be-ginnt sich leicht zu drehen ... nun, das zeigt ja mal wie-der deutlich, dass ein Glas Alkohol mehr als genug für mich ist. Ich erhebe mich aus meinem Lehnstuhl und gehe in mein Schlafzimmer hinüber. Ich bin entsetzlich müde – vielleicht kann ich heute mal wieder ein bisschen besser schlafen – der Rotwein macht mich träge und meine Augen sind schwer. Mit schleppenden Bewegungen lege ich meine umfangreiche Kleidung ab und lasse mich in mein Bett fallen – eigentlich noch viel zu früh – aber heute ist mir das egal – ich will nur noch schlafen. Ich bin innerlich wie tot, aber da brennt irgendwie eine kleine Flamme, die vorher nicht da war und etwas, das in mir eingefroren war, taut ein wenig an ... nur ein klein wenig, aber immerhin ... nun, was soll´s – das wird in kürzester Zeit auch wieder eingefroren sein, bei dieser Kälte, mit der ich mich schon seit Jahren umgebe. Ich wälze mich unruhig unter meiner Decke hin und her und finde keine Ruhe, obwohl ich meine Augen kaum mehr offen halten kann. So kalt ... so leer ... so traurig ... so einsam... In mir ist eine hibbelige Unruhe, die ich nicht recht ein-ordnen kann ... bis mir plötzlich klar wird, dass mein Körper mal wieder sein Recht von mir fordert. Die meis-te Zeit habe ich damit meine Ruhe – aber ich muss ge-stehen, dass ich mich auch nur selten so früh ins Bett lege – wenn überhaupt. Ich seufze wieder – wie schon so oft an diesem Abend - und nehme mich der Sache an. Warum nur mache ich das nicht öfter, wenn ich doch jedes Mal erkennen muss, wie gut mir das tut? Weil ich das eigentlich gar nicht will ... weil es nach meinem Willen gehen soll und nicht nach den Trieben meines Körpers ... weil es mir peinlich ist ... weil es sicher noch viel schöner wäre (könnte ich mir vorstellen, ich weis es nämlich nicht), wenn ich nicht dabei alleine wäre und mir das umso bewusster wird, je öfter ich das tue – und das will ich nicht fühlen, diese besondere Art von Einsamkeit, also lasse ich es, wenn es nicht unbedingt sein muss. Wie auch immer, es ist auf diese ziemlich einsame Art schön und tut gut – entspannt mich und als es vorbei ist, kann ich doch tatsächlich einschlafen.  Verdammtes Weihnachten I ch behalte Lupin im Auge und natürlich auch den Potter Bengel – wer weis, was der dieses Jahr schon wieder plant. Gut, er weis inzwischen, dass Black wohl hinter ihm her sein wird, aber er weis nicht, warum Black wirklich solange in Askaban war – Harry hat kei-ne Ahnung davon, dass Black der beste Freund seiner Eltern war und dass ihm vorgeworfen wurde, er habe diese verraten. Ich weis immer noch nicht, was ich glauben soll – insbe-sondere, weil auch Dumbledore immer noch so seine Zweifel an Blacks Schuld anmeldet ... und der Alte weis es meistens besser ... und ich weis es langsam überhaupt nicht mehr. Lupin bleibt freundlich, auch wenn ich immer noch mein zynisches Mundwerk an ihm wetze und es keinem Satz, den ich mit ihm wechsle, an einem höhnischen Unterton mangelt. Ich habe auch gehört, dass der Werwolf dem Jungen Nachhilfe geben will – den Patronus Zauber gegen die Dementoren, die Harry so große Probleme bereiten. Ob der Bengel das schafft? Es gibt eine Menge ausgewach-sene Zauberer, die diesen speziellen Zauber nie auf die Reihe gebracht haben (ich selbst gehöre wie gesagt zu ihnen, wobei es mir eher nicht an Magie mangelt, son-dern an schönen Erinnerungen) und dann ein dreizehn-jähriger Junge, der das lernen soll? Na wunderbar! Die Zeit fließt verdammt schnell an mir vorbei und es ist schon wieder mal Weihnachten. Bevor die meisten Kids nach Hause fahren, ist noch ein Hogsmeade Wochenen-de angesagt – wieder mal ein Grund für mich, dass ich mich am liebsten in meinen Verliesen verbunkern würde – nicht, dass Lupin auf die schräge Idee kommt, ich könne ihn ins Dorf begleiten. Zuzutrauen wäre es ihm. Er war noch ein paar Mal mit einer Flasche Wein bei mir und lässt sich nicht davon abbringen, ein wenig mit mir zu plaudern, auch wenn ich nicht den geringsten Wert darauf lege und ihn das jedes Mal auch nur zu deutlich spüren lasse. Na ja, wenn ich ehrlich bin, bin ich über seine Besuche nicht wirklich böse – sie lindern ein wenig meine Ein-samkeit, auch wenn ich ihn das nie würde wissen lassen und mich wirklich nur mit ihm streite, wenn er da ist. Keiner kann mich zwingen, ihn in mein Büro zu lassen, doch ich gebe noch jedes Mal nach, wenn er mit dieser verdammten Weinflasche vor der Tür steht – dabei ma-che ich mir noch nicht mal was aus dem Wein. Er benutzt meine Vertretungsstunden immer als Vor-wand und ich habe mir angewöhnt, diese doch in sei-nem Sinn abzuhalten – auch wenn ich mir nie Spitzen gegen ihn verkneifen kann, wenn die Kids mal wieder zu sehr von ihm schwärmen – sie mögen ihn wirklich (bis auf meine Slytherins) und ich muss zähneknirschend zugeben, dass er seine Schüler im Griff hat und ihnen wirklich eine ganze Menge beibringt – wesentlich mehr jedenfalls, als seine Vorgänger in den letzten beiden Jahren – aber das ist nun wirklich keine große Kunst – selbst ein Troll wäre ein besserer Lehrer als die. Was könnte ich den Kids nicht alles beibringen, wenn ich den Job endlich bekommen würde? ... aber Dum-bledore sagt immer nein. Nun, der hat sicher seine Gründe, auch wenn ich sie nicht wirklich kenne und schon seit einer ganzen Zeit echt genug davon habe, immer nur zu hören: ‚Bleib lieber bei deinen Zaubertränken, die beherrschst du wie kein zweiter.’ Schön, dass meine Fähig-keiten vom Alten so sehr geschätzt werden, aber trotz-dem... Wie auch immer, Hogsmeade ist angesagt und ich ver-suche rauszubekommen, wo der Potter Bengel steckt – er darf nämlich immer noch nicht ins Dorf und er sollte verdammt noch eins wirklich in seinen Räumen bleiben. Ich kann ihn irgendwie verstehen, auch wenn ich es nicht billigen kann – ich hätte es auch scheußlich ge-funden, nicht mit den anderen ins Dorf gehen zu dürfen – aber hinter mir war ja auch nicht ein durchgeknallter Massenmörder her, oder? Ich finde keine Spur von dem Jungen und denke, er wird wohl in seinem Schlafsaal sein. Sicher kenne ich das Passwort zum Gryffindor Turm – immerhin bin ich ein Hauslehrer – aber ich werde wohl kaum so offensicht-lich über den Jungen wachen – Imagefrage! Ich bin mir immer noch nicht klar, wie ich wirklich für den Jungen empfinde und dieser Zwiespalt wird nicht besser – im Gegenteil er wird von Jahr zu Jahr schlim-mer ... der Bengel gleicht immer mehr seinem Vater – in vielerlei Hinsicht – aber da sind auch immer noch die grünen Augen seiner Mutter und da ist inzwischen auch dasselbe Lächeln, das Lily immer hatte ... wenn ich es an ihm sehe, könnte ich schreiend aus dem Raum rennen oder irgendwas kaputtschlagen – vorzugsweise seine Visage – nicht, dass ich es wirklich tue, aber der Drang ist schon sehr stark vorhanden. Ja, es ist wieder mal Weihnachten und meine Stimmung weit unter dem absoluten Nullpunkt angekommen ... die letzten Monate waren schlimm genug für mich ... der Ausbruch von Black und meine Erinnerungen ... Lupin ... sein Werwolf und das darauf Bestehen dieses Mannes, mir Gesellschaft zu leisten ... es zerreißt mich ... ich weis immer weniger, was ich denken, was ich empfinden soll – und Gefühle sind und bleiben nicht so mein Ding. Wie auch immer, die Wahrheit weigert sich, sich zu of-fenbaren und ich weis einfach nicht, wem (außer Dumbledore) ich vertrauen kann, weis einfach nicht, ob der Werwolf echt ist, oder ob seine Freundlichkeit nur Mache ist. Wieder mal versuche ich, mich in meinem Büro zu ver-graben, nachdem die meisten Kinder heimgefahren sind – wie immer vergeblich. Albus kommt mich abholen be-vor die Weihnachtsfeier beginnt. „Wir sind dieses Jahr nur zwölf Personen“, begrüßt er mich fröhlich. „Wird eine nette kleine private Feier.“ Ich knurre nur. „Privat“, meutere ich. „Na sicher – mit Potter und Lupin am Tisch – klar...“ „Bist du auf die immer noch so schlecht zu sprechen?“ „Grmpf!“ „Nun, der Junge wird sicher dabei sein – wo sollte er denn sonst hin – seine Verwandten wollen ihn nicht – sie nehmen ihn nur über den Sommer“, erklärt der Alte ner-vend geduldig. „Aber Lupin wird heute kaum auftauchen – wie du sicherlich bemerkt hast – immerhin hast du ihm ja schon den Wolfsbann gebraut – ist heute Voll-mond und er wird dir wohl erspart bleiben – auch wenn es mir für Remus wirklich Leid tut, dass er nicht an un-serem netten kleinen Fest teilnehmen kann.“ „Kein Lupin“, murmle ich nachdenklich – dann wird er mir später auch in meinen Räumen erspart bleiben – nun, kein Grund zum Jubeln – aber das macht mir mei-ne Anwesenheit in der Großen Halle dann doch etwas leichter. „Kommst du?“ fordert mich Albus auf. „Ja, ja“, gebe ich zurück und raffe mich kapitulierend auf, ihm zu folgen. Man hat die Haustische aus der Halle geschafft und ei-ne einzige lange Tafel aufgestellt – nun ja, bei nur zwölf Leuten ist das wirklich besser – die Schule ist dieses Jahr wirklich fast vollkommen von den Schülern verlassen, allerdings hatte ich Recht damit, dass mir Potter nicht erspart bleibt. Nun, ich war als Junge immer froh, wenn ich über die Ferien in der Schule bleiben konnte – ich weis nicht, wie es ihm bei diesem Gedanken geht und ich werde ihn sicher nicht danach fragen – aller-dings sieht er nicht so aus, als sei er böse darüber. Im-merhin hat er ja noch seine Satteliten bei sich und muss diese Tage nicht alleine verbringen ... der Gedanke macht mich mal wieder sauer ... ich habe nämlich kei-nen, der mit mir feiert – nicht wirklich, denn dieses Fest ist sicher nicht das, was ich gerne haben würde, wenn ich zu mir selbst ehrlich bin. Dann taucht auch noch Trelawney aus ihrem Turm auf und will sich der Gesellschaft anschließen. Sie faselt et-was über dreizehn Leute und das Unglück, das es bedeu-tet, wenn sie an einem Tisch sitzen. Minerva verliert die Geduld mit ihr und bringt sie dazu, sich ohne weiteres Gezeter, sich an den Tisch zu setzen. Na, die alte Schlei-ermotte hat mir heute grade noch zu meinem Glück ge-fehlt – sie und ihre Todesomen ... meine Stimmung sinkt noch weiter und ich stochere unwillig in meinem Essen herum – mein Appetit ist vollkommen verschwunden. Normaler Weise hätte ich mich spätestens bei Trelaw-neys Auftauchen dünn gemacht, aber bei der heutigen Sitzordnung ist das schlechthin unmöglich. Es bleibt mir nicht anderes übrig, als da zu bleiben und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Albus bemerkt natürlich meine miese Laune und will mich aufheitern. Er fordert mich auf, mit ihm an einem Knallbonbon zu ziehen. Ich lasse mich breitschlagen (weil ich den Alten einfach mag und ihn nie enttäu-schen möchte, selbst nicht mit solchen Kleinigkeiten) und bereue es sofort. Das Ding geht mit einem lauten Knall hoch (war ja auch zu erwarten) und heraus pur-zelt dieser verdammte Geierhut, den Longbottom mei-nem Boggart verpasst hat – sollte auch noch eine Spur von guter Laune in mir gewesen sein, so ist sie mit die-sem kleinen Zwischenfall zu Staub geworden. Bevor ich jedoch einen Wutanfall bekommen und ko-chend vor Zorn verschwinden kann – wie ich es am liebsten tun würde – hat sich der Alte auch schon diesen verdammten Hut geschnappt und ihn gegen seinen Zauberhut ausgetauscht – er grinst mich verschmitzt an und mir bleibt nichts übrig, als säuerlich vor mich hin zu starren. Also ehrlich – ich hasse Weihnachten und dieses Jahr ist es schlimmer als je zuvor. Wer zum Merlin hat nur die-sen verdammten Hut in dieses Knallbonbon gesteckt ... die dummen Scherze waren endlich beinahe verstummt und jetzt muss mir wieder irgendwer diesen blöden Witz aufs Butterbrot schmieren. Ich bin heilfroh, als Dum-bledore endlich die Tafel aufhebt und ich mich mit we-hender Robe in meine Verliese verziehen kann ... nee, das war heute echt nicht mein Tag, aber das ist Weih-nachten ja nie. In einer der Weinflaschen, die Lupin immer anschleppt, ist noch ein kleiner Rest und ich beschließe, meinen Frust darin zu ertränken, auch wenn ich weis, dass das keine gute Idee ist, weil ich ja eigentlich keinen Alkohol vertrage. Allerdings habe ich mich doch in den letzten Wochen daran gewöhnt, so das eine oder andere Glas davon zu trinken, denn wenn der Werwolf mich be-sucht, ist es eine gute Idee etwas in der Hand zu halten, womit man mein eisiges Schweigen überbrücken kann, damit es nicht ganz so laut wird ... ich bin kein Freund von unverbindlichen Plaudereien und Lupin fehlen nicht selten die Worte, wenn ich ihn so eindringlich an-schweige. Auch Schweigen kann eine Waffe sein – manchmal eine noch bessere als Beleidigungen. Auf letztere mag es eine Erwiderung geben – aber was macht man, wenn man keine Antwort erhält und nicht selten weigere ich mich eine zu geben ... ja, eine wirklich gute Waffe gegen läs-tige Besucher. Wenn ich ihn lange genug angeschwie-gen habe (so zwischen einer und drei Stunden), geht er meistens auch wieder. Der Rotwein schimmert in meinem Kelch und wenn ich ehrlich bin, hätte ich heute wirklich nichts dagegen, mich so ein paar Stunden lang mit Lupin anzuschwei-gen oder auch mich mit ihm zu streiten – aber der wird mich heute nicht besuchen – der liegt zusammengerollt als Wolf in seinem Büro und verpennt Weihnachten – der hat´s gut. Zum ersten Mal beneide ich ihn um den Werwolf, denn wenn ich auch einer wäre, dann hätte ich mir wenigs-tens heute mal dieses dämliche Fest ersparen können. Ich trinke einen Schluck Wein und muss zugeben, dass das Gesöff wirklich nicht schlecht ist. Ich bin müde, an-genervt, innerlich zerrissen und schrecklich einsam. Meine Augen brennen und mein Schädel dröhnt von einem dumpfen Kopfschmerz. Ich würde gerne ein we-nig schlafen, aber ich weis, dass ich heute wohl wieder mal keine Ruhe finden werde. Nun, ich bin schlaflose Nächte gewohnt – schon seit viel zu vielen Jahren. Noch einen Schluck Wein – hin und wieder hilft mir das Zeug doch ein wenig Ruhe zu finden, aber ich muss ge-nau darauf achten, wie viel ich davon trinke – zu viel und ich verbringe die Nacht in Umarmung mit meiner Kloschüssel – ich vertrage wirklich nur verdammt wenig Alkohol und manchmal stinkt mir das schon gewaltig – auch wenn ich nie ein Säufer würde werden wollen, wie es mein Vater der alte Bastard war, tut mir der eine oder andere Schluck schon mal gut und löst ein wenig von dieser elenden Spannung in mir. Meine Gedanken schweifen zu der Feier von vorhin zu-rück – die Bemerkung von Minerva über den irren Axt-mörder, der vor der Tür lauern könne – angesichts von Trelawneys Hysterie, dass derjenige sterben könnte, der sich als erster vom Tisch erhebt – war wirklich zu gut – Minerva hat schon so eine Art von Humor, die mich sehr anspricht (auch wenn ich das nie zugeben würde) und sie hat damit jedweden dummen Ideen vorgebeugt – hat damit die Situation wirkungsvoll entschärft. Man kann sich auf die alte Gryffindor Löwin wirklich verlas-sen, die Lage zu kontrollieren. Es ist kalt hier in meinen Verliesen, auch wenn ein Feuer brennt, ist es doch mitten im Winter und die Steinmau-ern saugen die Kälte auf, geben sie wieder ab, wenn man sie nicht im Auge behält und heizt wie ein Wilder. Ich sollte vielleicht versuchen zu schlafen und wenn ich Morgen einen kleinen Kater habe, was soll´s – auch da-gegen gibt es Tränke und wer fragt schon danach, wie es mir geht? Verdammt, warum muss ich an diesem Tag nur immer Depressionen bekommen – mir geht es emotional ohne-hin nicht so toll – aber Weihnachten macht alles nur noch schlimmer. Ich hasse diesen Tag – ich hasse ihn einfach! Dass ich ein paar Tage später noch ein paar Neuigkei-ten in Erfahrung bringe, macht alles auch nicht wirk-lich besser. Der Bengel hat von einem Unbekannten ei-nen Feuerblitz zu Weihnachen bekommen (keiner wäre auf die Idee gekommen, mir auch nur ein Päckchen Ta-schentücher zu schenken) und Minerva hat ihm das Ding abgenommen, da es ja eine Gefahr für den Bengel sein könnte, wenn es wer verhext hat (was mich ir-gendwie diebisch freut – da hat er so ein Wahnsinnsteil gekriegt und darf es nicht benutzen) und er wird ihn erst zurückbekommen, wenn der Besen vollkommen durchgecheckt wurde – und das kann dauern. Die andere Neuigkeit ist von Hagrid. Er muss mit seinem Hippogreif (das Vieh, das Draco ver-letzt hat) nach London, wo dem Wesen der Prozess ge-macht werden soll. Der Halbriese erzählt mir unter Tränen, dass Hermine sich bereit erklärt hat, ihm bei der Verteidigung zu helfen. Nun, Miss Ich-weis-alles hat dafür ein wirkliches Talent, aber wenn ich bedenke, dass der Greif ausgerechnet Draco verletzt hat und dass der der Sohn von ausgerechnet Lucius ist (der schon im letzten Jahr eine ganze Menge Ärger an der Schule ver-ursacht hat), dann sehe ich für Hagrid und sein Vieh schwarz – verdammt schwarz. Denn wenn sich Lucius was in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das auch durch – er hat mehr als genug Gold und Einfluss, um so ziemlich alles durchzusetzen – und er ist sich nicht zu schade, die entsprechenden Leute zu schmieren – ‚groß-zügige Spende’ wird das dann üblicher Weise genannt. Armer Hagrid – ich weis, wie sehr er seine Viecher liebt, aber ich kann ihm nicht helfen – Lucius hört sicher nicht auf mich und ich darf es mir mit ihm einfach nicht verderben, denn ich fürchte, ich werde ihn noch brauchen und dann sollte er besser in meiner Schuld stehen, als ich in der seinen. Nein, es ist wirklich nicht gut, Lucius Malfoy etwas zu schulden – er fordert es gewöhnlich mit Zins und Zin-seszins ein und dieser Preis kann höher sein, als nur Gold oder ein kleiner Gefallen. Ich kenne diesen groß-kotzigen Bastard zu gut ... im Augenblick genügt es ihm, wenn ich ein Auge auf seinen Sohn habe und dessen Untaten – nun – ein wenig übersehe, aber wer weis, was er fordern könnte, wenn ich ihn um einen solchen Ge-fallen bitte ... und er will Hagrid wehtun und seine ‚Noblesse’ demonstrieren. Dieser verdammte Idiot und sein Bengel ist um keinen Deut besser ... diese kleine Verletzung hat er bis zum geht nicht mehr ausgeschlachtet und den Verband erst abgenommen, als Harry wegen der Dementoren vom Besen gefallen war und Gryffindor deswegen das Spiel verloren hatte. Wie auch immer, auch wenn ich Hagrid wirklich ziem-lich gern mag und er mir mit seinem Vieh echt Leid tut, so kann ich meinen Einfluss nicht für ihn geltend ma-chen (eben weil ich nicht wirklich welchen habe). Ver-dammt, Mann, tut mir echt leid, aber es lässt sich nicht ändern ... da musst du alleine durch. Ich finde ein paar tröstende Worte für ihn und auch wenn die mal wieder ein wenig sarkastisch geraten, so weis Hagrid doch, wie sie gemeint sind und schenkt mir eins von seinen wun-derbar barbarischen Lächeln. „Des werd scho wern, Professa“, brummelt er in seinen Bart hinein. „Aba danke füa de nettn Worte.“ Er leert seine gewaltige Tasse und macht sich zu seiner Hütte auf, damit er sich um seine anderen Biester kümmern kann. Einige Tage später beginnt Lupin seinen Sonderunter-richt mit Harry, wobei ich nur die nackte Tatsache er-fahre – nicht mehr. Der Werwolf hält sich bedeckt und auch der Junge schweigt natürlich ... aber die Gerüchte dringen dann doch an meine Ohren und ich höre we-sentlich besser als irgendwer auch nur vermutet. Nun gut, soll er dem Bengel zeigen, wie man einen Patronus ruft – ich wünschte nur, er könnte es auch mir zeigen – allerdings würde ich ihn nie darum bitten – zu stolz und auch zuviel Angst, dass ich es trotzdem nicht schaffe und dass er diese peinliche Information gegen mich verwenden könnte. Allerdings hat er ein anderes Thema, das er mit mir be-sprechen will, als er das nächste Mal in meinem Büro auftaucht – er gibt einfach nicht auf ... verdammter Werwolf. „Der Junge hat mich nach Black gefragt“, murmelt er als er bereits zwei Gläser Wein intus hat und wir uns schon über eine Stunde angeschwiegen haben. „Und?“ will ich wissen. „Verdammt, Severus, was soll ich ihm sagen? ‚Ey, Junge, Sirius war mein Freund und er hat uns alle verarscht und ist mit-verantwortlich am Tod deiner Eltern’?“ „Wenn´s stimmt“, brumme ich. „Ich habe keine Ahnung, wieviel der Bengel weis – gewöhnlich weis er mehr, als gut für ihn ist.“ „Du magst ihn nicht“, stellt er fest und diese steile Falte erscheint zwischen seinen Augen. „Eben so wenig wie dich und Black“, erwidere ich grim-mig. „Die alten Herumtreiber...“ Er schüttelt traurig den Kopf. „Severus, kannst du denn nicht...?“ „Nein“, gebe ich bestimmt zurück und denke bei mir, dass es besser wäre, wenn er jetzt geht, bevor ich noch was sage, was ich später auf die eine oder andere Art bereue. Das ‚nein’ ist nämlich nicht die ganze Wahrheit. Ich stehe allen dreien recht gespalten gegenüber, aber ich habe nicht die geringste Lust, diese Empfindungen aus-gerechnet mit Lupin zu diskutieren. Würde nichts brin-gen und ich würde mir vor ihm damit nur eine schreck-liche Blöße geben – sicher das Letzte, was ich will. „Severus...“ kommt es vom Werwolf. „Genug für heute, Lupin“, fordere ich ihn auf zu gehen und er versteht, erhebt sich und nickt mir verabschie-dend zu. „Schlaf gut, Severus“, meint er noch bevor die Tür hinter ihm zugefallen ist. Er wünscht mir jedes Mal eine Gute Nacht und jedes Mal stelle ich mir die Frage, ob er es erst meint, oder ob er es nur so dahinsagt. Er muss eine ganz schön maso-chistische Ader haben, wenn er hier ein bis zweimal die Woche auftaucht und sich von mir schwach anreden oder stundenlang eisig anschweigen lässt – aber wer weis schon, auf was so ein Werwolf steht? - Und ich muss auch echt weich in der Birne sein, dass ich ihn je-des Mal wieder reinlasse. Es liegt sicher nicht am Rotwein, den er immer mit-bringt, eher weil es gut tut, nicht immer alleine hier abzuhängen und auch wenn ich kaum mit ihm rede, so bedeutet er doch eine Art von Gesellschaft, die mir nicht allzu sehr auf den Wecker geht. Aber ich muss vorsichtig bleiben, man kann ihm nicht vertrauen, immerhin ist er ein Werwolf und er war ein sehr guter Freund von Black und der ist ein Massen-mörder auf der Flucht und würde nichts lieber tun, als hier nach Hogwarts zu kommen und den Potter Bengel zu erledigen ... oder? Ach Shit ...! Wo liegt nur die Wahrheit?!  Dracos dummer Streich W ieder mal ist Quidditch das Hauptthema bei den Mahlzeiten. Nicht, dass es mich interessieren würde oder dass ich oft bei den Mahlzeiten auftauchen würde – auch wenn ich mich meistens doch kurz in der Großen Halle blicken lasse, um nicht albernen Gerüchten Nah-rung zu geben, was auch immer hätte mich aus dem Konzept gebracht – und, weil ich dem Alten schon vor Jahren versprochen habe, dass er mich wenigstens einmal am Tag zu sehen bekommt. Mein Haus spielt gegen Ravenclaw und gewinnt, was uns dem Pokal ein bisschen näher bringt und mir die freudige Erwartung, Minerva nächstes Jahr wieder ein wenig aufziehen zu können – man gönnt sich ja sonst nichts. Ich weis von Lupin, dass der Junge immer noch seine Übungen bei ihm abhält, auch wenn ich immer noch nichts Näheres darüber erfahren habe. Es nutzt noch nicht mal was, vor Lupin zu behaupten, Harry sei ein-fach unfähig, um ihn aus der Reserve zu locken – der Werwolf lächelt nur fein und hält sich bedeckt – kein Wort darüber, wie weit der Bengel wirklich ist. Verdammte Heimlichtuerei – aber das zeigt mir zumin-dest, dass Lupin ein Geheimnis bewahren kann, wenn er es will und nicht alles, was ihm anvertraut wird einfach rumplaudert – ich wünschte, ich könnte glauben, dass das auch auf mich zutreffen würde, aber ich will es nicht riskieren – was, wenn nicht? Und ich bin mit Sicherheit nicht der Sohn von James Potter, seinem alten, längst verstorbenen - ermordeten – Freund. Wie auch immer – schon bald bekomme ich mit eigenen Augen zu sehen, was der Bengel von Lupin gelernt hat. Zwischendurch entnehme dem Tagespropheten, dass das Ministerium die Dementoren bevollmächtigt hat, Black zu küssen, wenn sie seiner habhaft werden können – was nichts anderes bedeutet, als dass sie ihm die Seele aus-saugen dürfen – ein Schicksal, schlimmer als der Tod und ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich ihm das vergönne. Wenn er wirklich schuldig ist, dann vielleicht – aber auch an seine Schuld kann ich nicht so wirklich glauben ... noch nie ... auch damals, als es geschehen war, war ich mir nicht sicher und daran hat sich auch nichts geändert. Das nächste Spiel steht an – Gryffindor gegen Raven-claw und ich muss gestehen, dass ich doch neugierig werde, denn die Chancen auf den Pokal haben inzwi-schen umfangreiche Berechnungen ausgelöst und die allgemeine Aufregung lässt mich nicht wirklich noch kalt. Das übliche hin und her der Mannschaften, das ge-wohnte Durcheinander am Himmel und es werden so einige Tore geschossen. Dann sieht es so aus, als habe Potter den Snatsch gesichtet – er fliegt doch tatsächlich diesen Feuerblitz, Minerva muss ihm das Ding zurück-gegeben haben - doch plötzlich erscheinen drei hohe, furchterregende, schwarze Gestalten am Spielfeldrand. Sie sehen wie Dementoren aus, aber ich spüre nichts von der unheilvollen Ausstrahlung dieser Kreaturen und darauf reagiere ich sehr empfindlich. Der Potter Bengel zückt seinen Stab und ich höre seinen schrillen Patronus Ruf – tatsächlich bricht ein silbriges Etwas daraus hervor und kantert auf die hohen Kreatu-ren zu und wirft sie um. Ein etwas genauerer Blick zeigt mir, dass es sich bei Harrys Patronus um einen Hirsch handelt – und er scheint verdammt mächtig zu sein, so wie er die Wesen umgerannt hat. Wütende Rufe aus dieser Richtung, bringen mich dazu, so schnell wie möglich dorthin zu eilen. In den dunklen Kutten befinden sich nämlich keine Monstren – nur vier meiner Slytherins, die das wohl mal wieder lustig ge-funden haben – ich finde das nicht! Lupin steht neben Potter und Dumbledore kommt dazu – das lässt mich meine Schritte stoppen und ich verhar-re etwas entfernt. Minerva tobt und wütet – so sauer habe ich sie noch selten gesehen. Sie zieht meinem Haus fünfzig Punkte ab und verdonnert die Übeltäter zum Nachsitzen – gut, dass sie diese Strafe verhängt, denn sie haben es wirklich verdient – sowas macht man nicht, auch wenn es sich um Potter handelt – immerhin wäre er das letzte Mal fast draufgegangen – und ich hätte die Kids nicht angemessen bestrafen können – hätte mir nur Ärger mit deren Eltern eingebracht – und wie ge-sagt, kann ich es mir nicht leisten, es mir mit ehemali-gen Todessern zu verderben. Ach Shit – ich hasse solche politischen Erwägungen. Wie sollen es diese Bengel je kapieren, dass es für alles seine Grenzen gibt – und die verlaufen spätestens da, wo es um Schaden an Leib und Leben geht. Ich mag Draco nicht besonders, aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er nicht wirklich wie Lucius ist – auch wenn ich ihn gewöhnlich einfach mit seinem Vater in einen Kessel werfe. Leider kenne ich Draco zu wenig und finde auch keinen echten Zugang zu ihm. Ich kann die Slytherins nur dazu bringen, mir zu gehor-chen, dazu habe ich die nötige Autorität – aber ich kann sie nicht zwingen, mir zu vertrauen und mir ihre Prob-leme mitzuteilen - wobei ich mir auch nicht sicher bin, dass ich überhaupt helfen könnte – mir hat auch nie jemand geholfen und so wüsste ich gar nicht, wie ich das anstellen sollte. Allerdings wären doch ein paar eindringliche Worte an diese großkotzigen Bengel ange-bracht und ich versuche, mir diese zu Recht zu legen. Die Menge verläuft sich und ich bin sicher, dass die Gryffindors ein Freudenfest feiern werden, denn dieser Sieg hat sie dem Pokal um ein ganzes Stück näher ge-bracht, auch wenn es erneuter komplexer Berechnungen bedarf, wie das noch zu bewerkstelligen sein könnte. Minerva hält mich zurück, als ich mich der Menge auf dem Weg zum Schloss anschließen will. „Severus?“ spricht sie mich an. „Ja, Minerva?“ gebe ich zurück und bemühe mich, halbwegs freundlich zu bleiben. „Ich hoffe, du bist mit meiner Bestrafung einverstanden oder wirst du wieder für deine Schlangen eintreten und behaupten, es sei nicht so schlimm.“ „Nein – werde ich nicht – im Gegenteil ich werde ein ernstes Wort mit ihnen reden“, gebe ich zurück. „Ich dachte, du kannst Potter nicht leiden“, wirft sie ein. „Und würdest ihm sowas gönnen.“ „Ich mag ihn nicht, das stimmt“, erwidere ich. „Aber das heißt noch lange nicht, dass ich will, dass ihm etwas Ernstes zustößt und schon gar nicht durch meine Slytherins – Himmel, Minerva – das wäre kein dummer Streich mehr gewesen, wenn Potter draufgegangen wä-re – das wäre Mord gewesen und ich will sicher nicht, dass einer meiner Slytherins zum Mörder wird.“ Sie nickt zustimmend. „Nein, das ist keinem dieser Kinder zu wünschen“, gibt sie sehr ernst zurück. „Da hast du natürlich vollkommen Recht. Und wir hatten ja Glück - Potter ist nichts ge-schehen.“ „Wie auch immer“, werfe ich ein und will nicht weiter auf meine – bekanntermaßen wirren – Gefühle in Bezug auf Potter eingehen. „Ich werde mit diesen Jungs spre-chen – ein nachdrückliches Gespräch über Scherze und wie weit sie gehen sollten – ich wünschte, auch deine Gryffindors würden das wissen.“ Sie schaut mich fragend an. „Was haben die denn so Schlimmes angestellt?“ fragt sie nach. „Oh, die heutigen nichts – noch nicht“, entgegne ich. „Aber ich muss da nur an einen gewissen Haufen von vor zwanzig Jahren denken...“ „Oh Gott, Severus“, fällt sie mir ins Wort. „Das hängt dir noch immer nach ... Grundgütiger ... also nein...“ Nee, ich hätte wirklich nicht erwarten sollen, dass Mi-nerva auch nur das Geringste auf ihre ach so edlen Gryffindors kommen lässt ... aber ich will mich jetzt nicht mit ihr über dieses Thema streiten und so nicke ich ihr nur verabschiedend zu und mache mich in mein Büro auf. Ich rufe die vier Jungs zu mir und sie stehen wie die be-gossenen Greife vor mir – wobei sich ein Greif als ziem-lich klein herausstellt. „Herrschaften“, setze ich an. „Mit liegt an dem Pokal soviel wie euch sicher auch. Aber das heißt nicht, dass ich es gut heiße, wenn unlautere Mittel eingesetzt wer-den, um ihn zu bekommen. Er wäre nichts wert, wenn ihr ihn durch einen hinterhältigen Betrug erlangt – ver-standen!“ Vier ungläubige und nicht im Geringsten schuldbewuss-te Gesichter – ein Stammeln. „Aber, Sir...“ „Ruhe“, fauche ich sie an. „Jetzt rede ich und ich schätze es nicht, unterbrochen zu werden. Was glaubt ihr eigentlich, was ihr da getan habt? Pot-ter einen tollen Streich gespielt? Ging ja wohl voll nach hinten los! Und wenn er euch geglückt wäre? Was dann?“ „Gryffindor hätte das Match verloren“, murmelt Draco, aber er klingt alles andere als sicher. „Match verloren?“ zische ich. „Tolle Sache – und wir wä-ren vom weiteren Turnier ausgeschlossen worden, wenn man euch erwischt hätte – was man ja auch hat – wir haben noch Glück gehabt, dass McGonagall nicht auf diese Idee gekommen ist.“ „Aber, Sir“, wirft Flint ein. „Sie ... sie hätten doch...“ „Gar nichts hätte ich ... mir wären die Hände gebunden gewesen ... Dumbledore ist hier der Boss und wenn er McGonagall zustimmt, dann wird es auch so gemacht.“ „Aber mein Vater...“ fährt mir Malfoy dazwischen und ich werde langsam über diese ständigen Unterbrechun-gen sauer. „Ihr Vater, Mr Malfoy mag eine Menge Einfluss haben, aber bei solchen Dingen hat er nicht das Geringste zu sagen! – Und ich weis nicht, wie er sie hätte vor einem Rauswurf hätte retten wollen, wenn sie Potter umge-bracht hätten.“ „Da hätte er sicher nichts dagegen gehabt“, raunt der Junge und versucht verschwörerisch zu klingen, weil er zu wissen glaubt, dass ich Harry auch nicht leiden kann. „Ob er oder ich was dagegen hätten oder nicht, ist hier nicht das Thema – das Ministerium hätte es sicher nicht zu schätzen gewusst, wenn ein dreizehnjähriger Schul-junge einen Mitschüler – und das ist Potter, was auch immer er sonst sein mag – umbringt. Aller Einfluss und alles Gold ihres Vaters hätten sie nicht vor Askaban be-wahrt – wenn er es überhaupt versucht hätte – immer-hin hätten sie ihm Schande gemacht, weil sie erwischt wurden ... so eine dumme, unausgegorene, schwachsin-nige Aktion!“ „Aber Potter hat doch so viel Angst vor den Demento-ren“, stammelt Draco und windet sich. „Da dachte ich...“ „Aber sie haben nicht zu Ende gedacht“, schnarre ich ihn an. „Und mit seiner Angst ist es wohl nicht so weit her, so wie er euch vier umgehauen hat, oder?“ „Was hat uns da eigentlich getroffen, Sir?“ will Flint neugierig wissen. „Ein Patronus“, gebe ich zurück. „und das ist sicher kein Zauber, den ein dreizehnjähriger Junge normaler Weise beherrscht. Ich mag Potter nicht, da haben sie voll-kommen Recht, aber ich mache nicht den Fehler, ihn zu unterschätzen. Ich habe nichts dagegen, wenn ihr ihm Streiche spielt – das hat er verdient – aber ich wünsche nicht, dass er in Lebensgefahr gebracht wird – Potter ist Dumbledores Junge und der könnte mehr als nur un-gehalten werden, wenn er euch als Schuldige identifi-ziert – besonders, wenn Potter schwer verletzt wird oder es möglicher Weise nicht überlebt.“ „Der alte Narr“, murmelt Draco. „Mr Malfoy – unser ehrenwerter Direktor mag eine gan-ze Menge sein – mit Sicherheit ist er völlig exzentrisch – aber ein Narr ist er nicht – Er ist sehr mächtig und ich denke, es wäre für sie alle besser, das nicht in Frage zu stellen oder ihn gar herauszufordern.“ Sie brummeln vor sich hin und ich bin mir sicher, dass ich sie nicht überzeugt habe – nun, dann vielleicht eine wohldosierte Drohung – soweit ich das wagen kann – ich darf mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. „Wie auch immer“, meine ich daher. „Ihre Eltern werden sicher nicht begeistert sein, wenn sie der Familie Schan-de machen – und ich bin es auch nicht, denn sie haben meinem – unserem – Haus, dem Haus des ehrwürdigen Salazar Slytherin, Schande gebracht und damit ziehen sie sich meinen Unwillen zu. Professor McGonagall hat ihnen bereits Punkte abgezo-gen und wird sie Nachsitzen lassen, aber noch das Ge-ringste von ihnen, was unserem Haus Schande bringt – dann werden sie bei mir Nachsitzen – jeden Abend – für den Rest des Jahres – und keiner von ihnen wird noch-mal nach Hogsmeade gehen, bevor er alt und grau ist!“ Ich bin bei den letzten Worten immer lauter geworden – so laut ich konnte, ohne zu schreien – und dieses Mal erkenne ich, dass ich Erfolg hatte und die Botschaft durchgedrungen ist. „Sie können gehen“, fauche ich die vier an und scheuche sie aus meinem Büro. Pah – Ansehen und Schande! So ein Unsinn – fast alles, was ich zu ihnen gesagt habe, war kaum mehr als ein Vorwand – unsere Gesellschaft neigt nicht dazu, Min-derjährige nach Askaban zu schicken – allerdings wären alle vier sicher der Schule verwiesen worden, wenn Pot-ter etwas Ernstes geschehen wäre – auch wenn es nicht Potter erwischt hätte, sondern eins von den anderen Kids, hätte das nichts daran geändert, muss ich zu-geben, wenn ich ehrlich bin. Das war versuchter Mord – ebenso sicher, wie das Ding, das Black damals in der Heulenden Hütte mit mir abge-zogen hat – aber damals wie heute ist nichts Ernstes geschehen – und so kann man es bei einem heftigen An-schiss belassen – immerhin um einiges mehr, als Black damals bekam!  Ein erneuter Einbruch W enn wir schon bei Black sind ... Nur wenige Stunden später steht mal wieder ein vollkommen atemloser Filch vor meinem Büro und keucht: „Black ... schon wieder ... Gryffindor Turm ... hat Weas-ley Jungen mit Messer angegriffen ... suchen!!“ Mehr bringt er nicht heraus, aber ich kann mir den Rest zusammenreimen. Black war schon wieder im Schloss und wollte schon wieder den Jungen erledigen. Er kam sogar bis in seinen Schlafsaal. Wundern muss mich das nicht, schließlich war er selbst ein Gryffindor und kennt sich dort oben aus. Aber warum hat er Weasley ange-griffen, wenn er hinter dem Potter Bengel her ist? Oder war ihm jeder Recht, um ihn umzubringen? Warum hat es dann keine Toten gegeben? Es hätte ihm wirklich keine Probleme bereiten sollen, fünf schlafende Jungs umzubringen – hat er aber nicht. Außer ein paar zer-fetzten Vorhängen ist nichts geschehen – wie ich später von Minerva erfahre. Wir suchen ihn im ganzen Schloss, wie eine Nadel im Heuhaufen – mal wieder vergeblich – keine Spur von ihm – hätte aber auch keiner wirklich erwartet. Hat Lupin ihm geholfen? Wo hat der Werwolf überhaupt gesteckt? Bei mir war er nicht, aber ich laufe ihm bei der Suche über den Weg. Er scheint sich genau soviel Mühe zu geben, wie wir anderen auch, aber ist das echt oder tut er nur so? Ich weis es immer noch nicht ... immer noch der Gedan-ke, dass man einem Werwolf nicht trauen darf ... auch wenn Lupin so verkehrt nicht ist ... aber trotzdem. Ach Shit – Verdammt! Wütend über den Misserfolg und todmüde, erreiche ich im Morgengrauen mein Büro. Ich seufze mal wieder schwer und gehe unter eine heiße Dusche, um auch nur die geringste Chance zu haben, den heutigen Tag zu überstehen. Dann eine Kanne Kaffee extrastark, um wieder auf die Beine zu kommen ... ich hasse solche schlaflosen Nächte ... auch, oder grade, weil sie mir nur zu gut bekannt sind. Der Gedanke, dass Black schon wieder im Schloss war, macht mich völlig verrückt. Dass der Junge natürlich von dem Angriff weis, macht mich noch verrückter – was wird er wieder anstellen, um seine Freunde zu schützen? Wird er sich selbst auf die Jagd nach Black machen? Würde ihm ähnlich sehen. Das muss ich unbe-dingt verhindern – ich muss ihn noch schärfer im Auge behalten als gewöhnlich. Ein doppelt so schweres Seuf-zen entkommt mir - warum, verdammt, muss nur jedes Jahr so ein Ding laufen? Warum ist es nur so unmög-lich, einfach nur unseren Unterricht abhalten, seit der Junge hier ist? Plötzlich vermisse ich die langen ruhigen Jahre, die ich an Hogwarts hatte, auch wenn ich in ihnen innerlich wie tot war. Ich bin mir nicht sicher, dass diese Aufre-gung besser ist, auch wenn sie mich verdammt lebendig macht. Allerdings könnte ich dankend auf meine zerris-sene Gedanken- und Gefühlwelt verzichten – es fällt ei-nem so schwer, einen vernünftigen Plan zu fassen, wenn man einfach die Wahrheit nicht kennt und nur blind und hilflos herumtasten kann. Da wir nichts gefunden haben, wird Filch beauftragt, alle Geheimgänge, die er kennt, zuzumauern. Wobei ich mich strikt dagegen verwahre, dass das auch mit dem in meinem Schlafzimmer geschieht. Dumbledore weis Be-scheid und er ist der Meinung, dass ich mit allem klar komme, was durch diesen Gang kommen könnte und stimmt mir zu. Na besten Dank, für das Vertrauen. Des Weiteren werden Sicherheitstrolle eingestellt, die die Gänge bewachen. Sir Cadogan, der in Vertretung der Fetten Dame die Gryffindors bewacht hat, wird wie-der durch sie wieder abgelöst (eben unter der Bedin-gung, dass sie durch diese Trolle geschützt wird), weil er Black in die Schlafsäle gelassen hat. Es geht das Gerücht, Black habe die Passworte gehabt, weil sie Neville aufgeschrieben hatte – der Junge hat nun mal ein Gedächtnis, wie ein Sieb und Sir Cadogan hat andauernd die Passworte gewechselt, wobei er un-möglich Wortkombinationen benutzt hat ... Mist! Trotzdem bekommt Longbottom von seiner Großmutter einen Heuler, der zur Freude der anderen Schüler laut durch die Eingangshalle plärrt und McGonagall verbie-tet ihm, weiter nach Hogsmeade zu gehen. Nun ja, viel-leicht wirkt es ja. So ein unglückliches Zusammentreffen von Zufällen, oder hat Lupin Black die Passworte besorgt? Ich weis es nicht und immerhin wurde der Werwolf nie auch nur in der Nähe der Gryffindor Räume gesehen – Wo sollte er sie dann herhaben? Lupin besteht noch immer darauf, mir seine Besuche abzustatten, auch wenn ich ihn anmache, er würde Black helfen und noch unfreundlicher zu ihm bin, als sonst ... ich weis wirklich nicht, wo er diese penetrante Sturheit hernimmt. Wie auch immer, es tut gut, mit ihm zu streiten, ihn zu beleidigen oder ihn solange anzuschweigen, bis er wie-der geht ... irgendwann wird er schon aufgeben, wenn ich ihn so behandle. Ehrlich gesagt verkürzt er damit wenigstens meine endlos langen Nächte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)