Trankmeister von Hogwarts von abgemeldet (Fortsetzung von "Ten forgotten Years" - keine Pairings - ein bisschen Depri) ================================================================================ Kapitel 3: Nächtliche Wanderungen --------------------------------- Kapitel 3 Nächtliche Wanderungen Wachdienst I n den nächsten Tagen und Wochen habe ich eine Menge zu tun. Ich muss gleich zwei Personen im Auge behalten Quirrell und den Jungen. In mir ist nämlich auch der Verdacht aufgekeimt, dass es Quirrell war, der Harry damals verhext haben könnte. Ich kann mir zwar keinen Grund dafür vorstellen, warum er das hätte tun sollen, aber ich finde auch sonst in der ganzen Schule keinen, der dem Jungen sowas hätte antun wollen und wie gesagt, Quirrell ist mir mehr als nur verdächtig. Gut, Harry liegt mit Draco und dessen Satelliten im Dauerclinch, wie ich damals mit seinem Vater und des-sen Freunden, aber ich bezweifle, dass einer meiner drei Slytherins schon die Fähigkeit hat, einen anderen mit einer derartigen Macht zu verfluchen. Ich weis um mei-ne eigenen Fähigkeiten, zu lange Jahre habe ich sie ge-übt, um nicht sicher zu sein, wieviel ich kann und kein elfjähriger Junge kommt auf so eine Art dagegen an. Es ist einfach unmöglich. Doch auch ich muss hin und wieder schlafen, auch wenn ich es nur sehr selten wirklich kann. Als ich es doch einmal tue, erfahre ich von dem Ding, das sich der Junge genau da geleistet hat. Als ich am nächsten Tag nämlich einen Blick auf die Stundengläser werfe, die die Punkte der Häuser zählen, sehe ich, dass Gryffindor eine Unmenge Punkte verloren hat. Im Lauf des Tages erfahre ich auch den Grund. Ich weis nicht, was Harry und die kleine Granger geritten hat, aber sie sind in der Nacht im Schloss rumgestreunt und Filch hat sie dabei erwischt. Draco weis etwas, aber er redet nicht. Minerva klärt mich über einige Hintergründe auf, denn sie hat auch Slytherin fünfzig Punkte abgezogen. Sie meint, Harry habe mit Hilfe eines unwissenden Neville Draco weisgemacht, er habe einen Drachen und Draco sei ihm nachgeschlichen. Longbottom sei auch mitten in der Nacht durchs Schloss gestreunt und hätte Harry gesucht, weil er an den Drachen geglaubt habe und ihn vor Dracos Nachstellungen habe warnen wollen. Sie habe Gryffindor hundertfünfzig Punkte abgezogen und sie würde alle vier Kids nachsitzen lassen, doch sie müs-se mich fragen, ob ich in Dracos Fall damit einverstan-den bin. Ich gebe ihr Recht und überlasse ihr die ganze Angele-genheit. Als ich über die Sache weiter nachdenke, kom-me ich auf eine recht obskure Spur. Ich weis, dass Harry mit Hagrid befreundet ist und ich weis, dass Hagrid auf jede Art von Ungeheuern steht – besonders auf Dra-chen. Was, wenn der auf irgendeine Weise wirklich an einen Drachen gekommen ist? Zuzutrauen wäre es ihm nämlich durchaus. Und was, wenn Harry ihn dazu überredet hat, den Drachen an Charlie Weasley ab-zugeben (immerhin ist es strengstens verboten, Drachen zu halten). Charlie ist Rons Bruder und arbeitet in Ru-mänien mit solchen Biestern, habe ich gehört. Verdammt, Junge, wenn das stimmt, bist du deinen Freunden genauso treu, wie es dein Vater immer war. Das ist eins der wenigen Dinge, die ich wirklich immer an den Herumtreibern geachtet habe, wie eng und stark ihre Freundschaft war. Doch diese verdammten Risiken, die der Junge einfach so eingeht. Wie soll ich dich nur schützen, Harry, wenn du nicht selbst ein wenig auf dich achtest? Ich beschließe, noch dichter an Harry dran zu bleiben, doch das ist nicht möglich. Ich kann weder vor dem Portrait der Fetten Dame Wache schieben, noch kann ich völlig ohne Schlaf auskommen und außerdem muss ich ja auch noch meine Arbeit machen, die erledigt sich nämlich kaum von alleine. Immerhin, mein Leben ist viel aufregender geworden, seit der Junge da ist, auch wenn ich inzwischen denke, dass ein bisschen weniger Aufregung auch nicht so verkehrt wäre. Wie war das doch gleich mit dem Fluch der interessanten Zeiten? Die Sache mit der Strafarbeit kommt auch auf die Kids zu und sie wird im Verbotenen Wald stattfinden. Hagrid sagt, dass dort etwas drinnen ist, das Einhörner tötet. Klingt verdammt gefährlich, denn Einhörner sind nicht so leicht umzubringen. Nur wenige wissen, wozu Ein-hornblut gut ist, aber ich habe die schwarzen Bücher meines Vaters immer noch in meinem Besitz und in ei-nem von ihnen steht so einiges drüber geschrieben. Ich habe Einhornblut allerdings noch nie verwendet – noch nicht mal für die Tränke, die ich damals für den Dunk-len Lord gebraut habe. Einhornblut gewährt eine Art Pseudounsterblichkeit, auch wenn man sich dadurch selbst verdammt. Es zu trinken hält den Tod von einem ab, selbst wenn er be-reits seine eiskalte Hand nach einem ausstreckt. Doch der erste Tropfen, der einem über die Lippen kommt, verdammt die Seele des Trinkenden auf ewig dazu ein halbes Leben zu führen. Aber was, wenn dieser jemand nur auf etwas anderes wartet – etwas, wie den Stein der Weisen, der von sich aus Unsterblichkeit gewährt? Verdammt, was ist nur an unserer Schule los? Es kann doch nicht sein, dass der Dunkle Lord im Verbotenen Wald lauert, oder? Grundgütiger, das kann einfach nicht sein. Und der Junge soll auch noch dort hin. Ver-dammt Hagrid, pass blos auf ihn auf, denn in diesem Fall sind mir die Hände gebunden, weil ich McGonagall freie Hand gegeben habe. Wobei ich ohnehin nichts zum Thema Harry zu sagen gehabt hätte. Ich bin verflixt nervös und mache mir grenzenlose Sorgen um den Jun-gen. Unruhig laufe ich in meinem Büro hin und her. Meine Arbeit stapelt sich zwar und es wäre wirklich an-gebracht, dass ich mich darum kümmere, doch heute habe ich keinen Nerv dafür – ich habe es versucht – ver-geblich. Einen Aufsatz habe ich fünfmal gelesen, ohne zu begrei-fen, was Percy Weasley (von ihm stammt das Machwerk) da eigentlich über den Vielsafttrank geschrieben hat. Und das liegt nicht daran, dass Percy ein schrecklicher Langweiler ist (was zwar stimmt, aber in einem Aufsatz über Zaubertränke spielt das keine große Rolle) oder sich unklar ausgedrückt hätte (hat er nicht, auch wenn er entsetzlich langatmig in seinen Ausführungen ist) - Es ist einfach so, dass meine Gedanken ganz wo anders sind. ‚Verdammt, Severus’, murmle ich mir zu, ‚dann geh! Geh rauf in dieses verflixte Zimmer und schau aufs Gelände hinunter oder folge ihnen heimlich in den Wald.’ Hin- und hergerissen laufe ich weiter mit langen Schrit-ten in meinem Büro auf und ab. Gut, dass mich hier keiner sehen kann. Man hätte bestimmt gedacht, die ‚alte Fledermaus’ (ja, ich kenne jeden einzelnen der vie-len Schimpfnamen mit denen mich die Kids so ab und an bedenken) ist jetzt plötzlich völlig durchgeknallt. In den Wald will ich nicht, denn das hätte so ausgese-hen, als würde ich Hagrid nicht trauen oder schlimmer noch, ich hätte eigene – mit Sicherheit finstere - Pläne, doch das Zimmer ... Verdammt ... das muss gehen! Ich gebe meinem Impuls nach und eile in diesen gehei-men Raum hinauf, der eine so gute Aussicht auf den Wald gewährt. Ich bin zu unruhig, um mich auf die Fensterbank zu setzen und so starre ich einfach im Ste-hen in die Nacht hinaus. Viel ist anfangs nicht zu sehen, doch dann erscheint Filch dort unten und er bringt die vier Kids zu Hagrids Hütte hinunter. Nicht, dass er sich beeilen würde. So wie ich ihn kenne, nutzt er die günstige Gelegenheit, den Kids soviel Angst zu machen, dass sie sich beinahe in die Hosen pissen. Ich kann nur hoffen, dass der Junge sich nicht davon beeindrucken lässt. Das Letzte, was er dort unten im Wald brauchen kann, ist, dass er vor jedem Schatten zusammenzuckt. Wie es aussieht, ist er wirklich wenig beeindruckt von Filchs Vortag, aber die anderen Kids zittern furchtsam – besonders Neville. Einen Augenblick lang tut er mir schrecklich leid, doch das hält nicht lan-ge an, denn Harry ist im Moment viel wichtiger. Filch übergibt die Kids an Hagrid und der führt sie zum Wald. Mit einiger Befriedigung sehe ich, dass der nach seiner riesigen Armbrust greift, die an einem Baum ge-lehnt hat. Gut, dann nimmt er die Sache also ernst. Ich sehe, wie die Zauberstäbe der Kids zuerst grüne und dann rote Funken sprühen. Er hat ihnen also gezeigt, wie sie im Notfall auf sich aufmerksam machen können. Dann verschwinden alle im Wald. Mir fällt ein Stein vom Herzen, als ich sehe, dass Hagrid den Jungen in seiner Nähe behält. Wenn er ihn dort drinnen nicht schützen kann, dann kann es keiner. Hagrid mag zwar keine große Ahnung von Magie ha-ben, aber alleine seine immense Körpergröße bringt die Meisten dazu, dass sie es sich zweimal überlegen, ob sie sich mit ihm anlegen wollen – außerdem glaube ich zu wissen, dass er gegen die meisten Flüche nahezu immun ist, denn er ist ein Halbriese, was nicht viele wissen, doch mir ist es bekannt. Weiter beobachte ich beinahe reglos den Wald. Plötzlich sehe ich rote Funken über den Baumwipfeln und mein Herz krampft sich zusammen. Irgendwer braucht drin-gend Hilfe. Beinahe gebe ich dem Impuls nach, einfach hinunter ins Gelände zu rennen, doch gerade noch rechtzeitig fällt mir ein, dass es wohl kaum Harry gewe-sen sein kann, denn der ist ja schon bei Hagrid. Es muss der überängstliche Neville Longbottom gewesen sein. Der Wald steht schweigend, still und geheimnisvoll vor meinen Augen und keine auch noch so kleine Bewegung sagt mir, was dort unten vor sich geht. Ich heiße mich einen Feigling, weil es mir wichtiger war, was Hagrid oder sonst wer von mir denkt, als dass ich höchstper-sönlich auf den Jungen aufpasse und presse meine Nase an der Scheibe platt, versuche die Dunkelheit mit mei-nen Augen zu durchdringen. Ich habe noch immer mei-ne Nachtaugen und die Nacht ist für mich eigentlich hell, aber wo es nichts zu sehen gibt, kann ich eben auch nichts sehen. Ich werde noch nervöser und muss dringend pinkeln, aber ich verkneife es mir, denn ich will keinen Augen-blick lang das Gelände dort unten aus den Augen verlie-ren. Es dauert fast eine Stunde, bis Hagrid mit den Kids wieder bei seiner Hütte auftaucht. Dem Himmel sei Dank, es sieht so aus, als sei nichts Schlimmes geschehen. Mit einen tiefen Aufatmen kehre ich in meine Verliese zurück und kann tatsächlich ein paar Stunden lang schlafen. Doch am nächsten Morgen erfahre ich in einem be-lauschten Gespräch zwischen Draco und seinen dämli-chen Bodygards Dinge, die mir die Haare zu Berge ste-hen lassen – auch wenn mir das sicher mal wieder kei-ner anmerkt – zulange habe ich Übung darin, unge-rührt auszusehen. Verdammt, ich hätte wirklich dort unten sein sollen, denn der Junge ist nur durch unver-schämtes Glück in der letzten Nacht dort lebend wieder raus gekommen. Hagrid hatte die vier Kids in zwei Gruppen getrennt und Draco war mit Neville und Hagrids Saurüden Fang los-gezogen und Hagrid mit Harry und der kleinen Granger. Doch dann hatte Draco Neville erschreckt (alle drei ga-ckern wie die Blöden über diesen Teil der Story) und der hatte die roten Funken versprüht, die ich gesehen hatte. Dieser dämliche, kleine Mistkerl, so eine Situation ist echt nicht die richtige Gelegenheit für dumme, kindi-sche Scherze. Hagrid schickte ihn dann mit Harry wei-ter und nahm den furchtsamen Neville zu sich. Alleine der Gedanke daran, dass Harry mit Draco in die-sem Wald war, lässt mir den kalten Schweiß ausbre-chen, doch kommt noch schlimmer. Er, Draco, sei mit Harry weiter dem silbrigen Einhornblut gefolgt, wie Hagrid sie angewiesen hätte. Harry habe vor Angst ge-zittert und er, Draco, habe ihn beschützen müssen (ich glaube eher, dass es umgekehrt war und dass er nur vor seinen Kumpels schrecklich angibt – ich kenne die Mal-foys nur zu gut und die sind vieles, aber besondere Tap-ferkeit gehört nicht zu ihren Eigenschaften). Dann wä-ren sie auf eine Lichtung gekommen und dort habe sich ein unheimlicher Schatten über ein lebloses Etwas ge-beugt. Da habe er es für besser gehalten, Hagrid zu ho-len (ich persönlich denke, dass er völlig kopflos einfach davon gerannt ist und Harry bei diesem Grauen alleine gelassen hat, der feige, großmäulige Bastard). Er hätte Hagrid auch gefunden und ihn dann zu der Lichtung geführt, wo sich das gesuchte Einhorn befun-den habe – tot. Nette Story, aber von Hagrid erfahre ich mehr von der Wahrheit, als ich ihn beim Frühstück - sehr beiläufig und einem nicht wirklich interessierten Tonfall (sowas kann ich echt gut, aber wer mich kennt, weis, dass ich erst gar kein Gespräch anfange, wenn ich kein Interesse habe – es kennt mich nur keiner so gut) - danach frage. „Woast, Severus“, meint er. „I hob gmoant, dass da Dra-co an Harry ned so schnell aus da Rua bringt, wia an Neville und i hob aa ned denkt, dass as echt g´fährlich wern kanntad. Aba was ma da Firenze vazählt hod, war des gestan ganz schee knapp. Do is wos im Woid, wos as Bluad vo dene Einhörna sauft und ea woas ned g´wiss, wos des sei kannt. Ea moant, es kunntad da Du-woast-scho-Wea sei, aba wos tadad dea in unsam Woid toa? I denk, da Firenze spinnt a weng.“ Ich starre ihn mit großen Augen an. Die Zentauren wis-sen gewöhnlich, was sich so alles in ihrem Wald aufhält und neigen nicht dazu zu spinnen (auch wenn sie ziem-lich esoterische Sternenkucker sind), also beschließe ich, so schnell wie nur möglich nach dem Rechten zu sehen. Auch wenn ich nicht gerade von dem Gedanken erbaut bin, möglicher Weise dem Dunklen Lord wieder zu be-gegnen, ist die Sicherheit des Jungen wichtiger. Allerdings muss dieser Abstecher bis nach den Prüfun-gen warten, denn es gibt zuviel vorzubereiten und zu bedenken, schließlich kann ich nicht jedes Jahr diesel-ben Fragen stellen. Es würde sich unter den Kids ver-dammt schnell rum sprechen, denn so dämlich sind die nun auch wieder nicht, dass ihnen sowas nicht auffal-len würde. Andererseits muss ich einen guten Quer-schnitt aus dem Stoff des Jahres abfragen, um die Fort-schritte meiner Schüler zu kontrollieren und so muss ich mir jedes Jahr neue Prüfungen ausdenken. Außerdem gibt es im fünften und im siebten Jahr Prü-fungen, die vom Ministerium gestellt werden und es wä-re für mich schon verflixt peinlich, wenn alle meine Schüler durchfallen würden, weil ich ihnen zu wenig oder das Falsche beigebracht habe. In gewisser Weise ist es auch eine Frage meines Stolzes, meine Arbeit gut zu erledigen. Also muss der Verbotene Wald warten, bis die Prüfungen vorbei sind. Ich hoffe nur, dass es dann noch früh genug dafür ist, aber mir bleibt keine andere Wahl.  Suche im Verbotenen Wald D ie Prüfungen sind endlich vorbei und ich werde heute Nacht im Wald nach dem Rechten sehen. Ich hoffe nur, dass meine Fähigkeiten genügen, sollte der Dunkle Lord wirklich dort sein. Mit jedem anderen Zauberer – außer vielleicht Dumbledore – würde ich auf die eine oder andere Art fertig werden. Doch der Dunkle Lord? Ich weis nicht so recht – echt nicht. Wie auch immer, es ist einfach meine Pflicht, mich um diese Angelegenheit zu kümmern. Gedankenverloren fege ich durch die Gänge der Schule und plane eine Strategie, da fallen meine Augen auf das mir leider nur zu bekannte Trio – ein richtiges Dream-team, diese drei. Verdammt, was hecken die nur jetzt schon wieder aus? Himmel, Junge, bau jetzt blos keinen Mist. Das Jahr ist beinahe vorbei und bei deinen Verwandten bist du sicher. Sie murmeln nämlich etwas von wegen heute Nacht und Dumbledore sei nicht da und sie müssten es einfach tun. Ich weis nicht so genau, von was sie da eigentlich reden, aber ich halte es für besser, ihnen einen solchen Schre-cken einzujagen, dass sie heute Nacht bestimmt nichts anderes tun werden, als sicher und brav in ihren Betten zu liegen und zu schlafen. Ich schleiche mich auf leisen Sohlen hinter ihnen an (kann ich auch verdammt gut – jahrelange Übung. Erst bei den Herumtreibern und später als meiner Eigen-schaft als Todesser, wenn ich mich mal wieder unsicht-bar machen musste, um nicht aufgefordert zu werden, zu foltern und zu töten, jetzt verwende ich es, um Schü-ler mal wieder einen Heidenschrecken einzujagen, wenn ich es für nötig halte ) und sage dann gefährlich weich: „Guten Tag!“ Sie zucken zusammen und sehen mal wieder schrecklich schuldbewusst aus. Ich versuche ein freundliches Lä-cheln, aber ich fürchte, es gerät mir zur hämischen Grimasse. Ich kann einfach nicht freundlich zu diesen grünen Augen sein, die mich schon wieder mal so vor-wurfsvoll ansehen und ein Lächeln ist schon die längste Zeit etwas absolut Unbekanntes in meinem Gesicht. Ich weis nicht wirklich, wie ich meine Züge dazu bringen sollte eins zu formen. „Ihr solltet an einem so schönen Tag wirklich draußen sein“, fahre ich fort. Die Sonne scheint, die Prüfungen sind vorbei - also, was suchen die hier drinnen? „Man könnte denken, ihr plant eine Verschwörung oder etwas Verbotenes“, meine ich weiter und denke, ich sollte ih-nen wirklich einen Schuss vor den Bug geben, um sie vor gefährlichen Abenteuern zurück zu halten. „Ich denke, ihr könnt es euch nicht leisten, dass Gryffindor weitere Punkte verliert.“ Eine deutliche Drohung. Der Junge stammelt etwas von wegen, er wolle doch nur, aber ich lasse ihn erst gar nicht ausreden. Er muss heute einfach sicher in seinem Bett bleiben, denn etwas drängt mich außerordentlich, heute wirklich den Verbotenen Wald aufzusuchen, et-was drängt mich zur Eile, als wäre das heute meine letz-te Chance. Also eine noch schärfere Drohung. „Seien sie gewarnt, Potter“, fauche ich und gebe mir nun keine Mühe mehr, freundlich zu sein. Es ist auch viel einfacher zu drohen, als an den Verstand von Kids zu appellieren. Manchmal denke ich, Filch hat Recht und sie verstehen wirklich keine andere Sprache. „Noch ein nächtlicher Alleingang und ich sorge höchstpersönlich dafür, dass sie von der Schule fliegen - Einen guten Tag noch.“ So eine leere Drohung. Dumbledore würde alle Regeln bis zum Brechpunkt verbiegen, nur um den Jungen hier an der Schule zu behalten. Ich kenne den genauen Grund nicht, aber ich denke, es muss schon ein sehr gu-ter sein. Immerhin war der Junge schon mal der Nie-dergang des Dunklen Lords und vielleicht denkt der Al-te, der Junge könne es nochmals schaffen, sollte dieser wieder auftauchen. Ich fege mit beeindruckenden, raumgreifenden Bewe-gungen ins Lehrerzimmer und hoffe, dass ich furchter-regend genug aussehe, dass sie wirklich in ihrem Turm bleiben. Flitwick hält sich dort auf und er plaudert freundlich ein paar Takte mit mir. Er ist immer sehr nett, aber seine Freundlichkeit ist auch sehr unverbindlich. Ich mag den winzigen, fröhli-chen Alten eigentlich recht gern, aber Freunde sind wir keine. Ich denke, es trennen uns einfach zu viele Jahre und immerhin war er damals auch einer meiner Lehrer und kannte mich somit schon als Junge. Ich bin wieder ziemlich nervös und will lieber in mein Büro hinunter. Vielleicht kann ich noch ein paar Prü-fungen korrigieren, damit die Zeit bis zum Abend schneller vergeht und ich muss bis zum Abend warten, denn ich fürchte, am Tag würde ich gar nichts im Ver-botenen Wald finden – manche Geschöpfe – so auch ich - bevorzugen die Nacht. Die kleine Granger lungert vor dem Lehrerzimmer her-um und ich fauche sie an, was sie hier will. Sie zuckt zusammen, aber sie scheint nicht besonders beeindruckt von meiner schlechten Laune zu sein. Sie wird nur knallrot und stammelt etwas davon, sie wolle mit Pro-fessor Flitwick sprechen. Nun, wenn sie das will, dann soll sie das auch tun. Ich rufe ihn heraus und fege in Richtung meiner Verließe davon. Himmel, wenn doch nur schon bald Abend wäre! Ich bin ziemlich unkonzentriert bei meinen Korrekturen und ich fürchte, ich werde alles nochmal machen müs-sen, wenn ich meinen Verstand wieder dort habe, wo er hingehört, aber wenigstens vergeht die Zeit. Als es dunkel wird, mache ich mich in den Wald auf. Schon am Rand sehe ich die getrockneten silbrigen Blut-spuren, denen die Kids vor einigen Tagen gefolgt sind. Ich weis nicht so genau, was ich eigentlich zu finden hoffe. Am liebsten wäre es mir vielleicht, gar nichts zu finden und damit sicher zu sein, dass dem Jungen keine Gefahr droht. Doch leider bin ich mir sicher, dass etwas dort drinnen sein muss. Immerhin wurden Einhörner ge-tötet und Zentauren wissen gewöhnlich genau, was sie sehen und neigen auch nicht zu Halluzinationen. Die Blutspur führt tief in den Wald hinein und ich folge ihr. Sie lenkt mich zu der Quelle, die ich nur zu gut ken-ne. Eine größere, eingetrocknete Blutlache zeigt mir, wo das tote Einhorn gelegen haben muss. Hagrid hat es wohl weggebracht. Ich sehe auch die Fußspuren, die hierher führen. Die riesigen von Hagrid, Hufspuren von einem Zentauren (die vorderen sind tiefer, als die eines Einhorns oder Pferdes, weil er ja einen schwereren Vor-derleib hat). Zwei unterschiedliche kleinere Spuren, von denen ein paar sehr schnell von der Lichtung wegzufüh-ren scheinen (Draco). Die anderen verlieren sich recht plötzlich (Harry) im Nichts und werden von Zentauren-abdrücken abgelöst. Einer von ihnen (ich vermute, es war Firenze, von dem Hagrid gesprochen hat), muss den Jungen von hier weggebracht haben. Doch es sind die Spuren direkt neben und in der Blutla-che, die mich wirklich interessieren. Sie sind eigenartig schmal und verwischt und ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich von einem menschlichen Wesen stammen. Es sieht beinahe aus, als habe diese Person Anlauf ge-nommen und hätte dann abgehoben. Doch wer ist schon in der Lage, ohne Besen zu fliegen? Die Wischer am Boden führen zu der Stelle, wo der Zen-taur wohl den Jungen aufgehoben hat. Doch dort enden sie und wer auch immer es war, muss wohl davon geflo-gen sein. Verdammt, ich bin nicht in der Lage, Spuren durch die Luft zu verfolgen. Ich streife weiter durch den Wald, doch ich finde keine fremden Spuren mehr. Ich höre nur ein Knacken in den Zweigen und weis, dass ich wohl von den Zentauren beobachtet werde, aber sie lassen sich nicht blicken. Sie mögen Menschen in ihrem Wald nicht besonders, aber mich haben sie immer in Ruhe gelassen. Es ist ein recht labiles Gleichgewicht, aber solange ich sie nicht belästi-ge, haben sie wohl nicht allzu viel gegen meine Anwe-senheit einzuwenden und ich war schon oft hier, um Zutaten für meine Zaubertränke zu sammeln, sie haben mich nie dabei gestört. Auf einer anderen Lichtung sehe ich ein paar The-strals. Gewöhnlich ziehen diese – nun - Drachenpferde – wäre wohl eine gute Bezeichnung für sie – die Kutschen von Hogwarts. So weit ich weis, hat Hagrid die einzige zahme Herde in England, doch das ist nicht so sicher. Nicht jeder kann diese Wesen sehen, nur Leute, die schon mal einen Toten gesehen haben und da ich mehr als nur einen gesehen habe, sind diese Wesen für mich sichtbar. Ich fürchte sie nicht und wenn sie hier in aller Ruhe ihre Jagdbeute fressen, kann hier auch nichts Ge-fährliches sein, was hier nicht hergehört. Sie sind nicht besonders furchtsam und wissen sich durchaus ihrer Haut zu wehren, aber etwas Fremdes würde sie dann dennoch unruhig und nervös machen. Ich suche fast die ganze Nacht den Wald ab und meide nur die Orte, vor denen mich Hagrid schon vor Jahren gewarnt hat (ich weis nicht warum oder was sich dort befinden könnte, aber ich respektiere seine Gründe, wenn er ein Wesen für gefährlich hält, dann ist es das mit Sicherheit und zwar sehr!) aber ich kann nichts Ver-dächtiges finden. Als ich unverrichteter Dinge ins Schloss zurückkehre, hat bereits ein anderer alles erledigt, was zu erledigen war und ich muss die elende Erfahrung machen, dass ich jämmerlich versagt habe und dass ich wohl doch keinen so nachhaltigen Eindruck beim Dreamteam hin-terlassen habe, wie ich es wollte. Dumbledore erzählt mir die ganze Geschichte. Der Jun-ge liegt nämlich bewusstlos im Krankenflügel und ich will unbedingt wissen, wie es dazu kam.  Die Rettung des Steins S etz dich, Severus“, sagt der Alte, als ich ihn in seinem Büro aufsuche, um Näheres zu erfahren. Ich bin so voll durch den Wind, dass ich seiner Auffor-derung zuerst gar nicht nachkomme. „Severus, wo warst du? Der Junge war unten beim Stein und ist Voldemort begegnet.“ Ich zucke zusammen und nicht nur, weil ich den Namen fürchte. Grundgütiger! Harry war beim Stein und dort war auch der Dunkle Lord und ich? Ich suche diesen dämlichen Wald nach einem Phantom ab! „Wie ... was ... was ist geschehen?“ stammle ich und sin-ke nun doch in den Stuhl. „Die Kinder hatten dich im Verdacht, dass du zum Stein willst und dass du ihn für Voldemort willst. Sie haben versucht, mich zu warnen, doch ich war auf dem Weg nach London, denn eine eilige Eule vom Ministerium war gekommen und die gute Minerva wollte ihnen nicht glauben, dass der Stein in Gefahr sein könnte. Keine Sor-ge, die drei waren so freundlich, dich nicht vor ihr anzu-schwärzen und ich weis natürlich, dass du nichts damit zu tun hast. Es war Professor Quirrell und keiner von uns hat das ganze Jahr über bemerkt, dass Lord Voldemort ihn be-setzt hatte. Manchmal sind wir wirklich zu gutgläubige Narren.“ Er seufzt schwer. „Ich hatte ihn im Verdacht“, murmle ich, „aber ich hatte keine Beweise und vom Dunklen Lord habe ich nichts geahnt, wenigstens nicht in dieser Art. Ich dachte, er habe sich irgendwo im Verbotenen Wald verborgen und dort habe ich ihn letzte Nacht auch gesucht.“ „Aber du hast ihn nicht gefunden, nicht wahr?“ fährt Dumbledore fort. „Wie solltest du auch. Voldemort war unten beim Stein und wenn die drei Kinder nicht unter Missachtung sämtlicher Regeln dorthin gegangen wä-ren, dann hätte er jetzt auch den Stein. Ich kenne die ganze Geschichte nur aus dem Spiegel von Erised, den ich als letztes Hindernis dort unten platziert hatte. Man kann ihn auch dazu benutzen, Ereignisse in seiner Nähe zu verifizieren.“ „Was haben die Kids getan?“ hauche ich atemlos. „Sie sind an Fluffy vorbeigekommen, da Quirrell dort eine Harfe platziert hatte und sie eine Flöte hatten, um den dreiköpfigen Hund zu besänftigen. Dann sind sie einfach durch die Falltür hinunter gesprungen.“ „Aber die Teufelsschlinge von Professor Sprout?“ fahre ich überrascht dazwischen. „Die hätte sie doch aufhal-ten müssen und mehr!“ „Die kleine Miss Granger ist wirklich eine brillante jun-ge Hexe“, erzählt er weiter. „Ihr fiel ein, wie man damit fertig wird. Es ist Sonnenlicht, was diese Pflanze fürch-tet und das Mädchen konnte es rufen, so sind alle drei weiter gekommen.“ „Flitwicks fliegende Schlüssel“, murmle ich nachdenklich und wundere mich mal wieder, was Kids nicht so alles bewegen können, wenn sie es sich in den Kopf gesetzt haben. „Ja, das war wirklich ein großartiges Flugkunststück, das die Kinder da abgeliefert haben. Harry hatte den richtigen Schlüssel in wenigen Minuten. Nun ja, er ist immerhin der jüngste Sucher seit Menschengedenken.“ „Und ich dachte, man würde Stunden brauchen, um das Ding auch nur zu sehen“, brumme ich und frage mich einen Augenblick lang, ob ich meinen Kopf nur dazu habe, dass mein Zauberhut (den ich so gut wie nie trage – ich weis noch nicht mal, wo ich das Ding überhaupt gelassen habe, wenn ich darüber nachdenke) nicht di-rekt auf meinem Hals sitzt. „Ja“, erwidert Dumbledore nur. „Das hätte ich auch ge-dacht, doch es war anders. Die drei Kinder kamen an Minervas Schachspiel und ich hätte wirklich geglaubt, dass sie das aufhalten würde. Doch der junge Weasley ist ein Schachspieler, wie ich ihn seit vielen, seit sehr vielen Jahren, nicht mehr gesehen habe. Er hat das Spiel auf eine wirklich brillante Weise ge-wonnen, doch es hat ihn außer Gefecht gesetzt und die beiden anderen mussten allein weiter.“ „Quirrells Troll“, unterbreche ich ihn aufgeregt. Grundgütiger, sie sind mit dem im Klo fertig geworden, aber dieses Glück können sie doch nicht nochmal ge-habt haben. „Ja, der Troll“, erzählt Dumbledore weiter. „Doch um den hatte sich Quirrell bereits selbst gekümmert. Er war es wohl auch, dem wir den an Halloween zu verdanken hatten.“ „Dachte ich´s mir doch“, platze ich heraus und schlage mit der Faust in meine andere Hand. „Du hattest also schon das ganze Jahr so deinen Ver-dacht, oder Severus?“ „Ja, Sir, aber keinerlei Beweise. Darum habe ich auch geschwiegen. Ich habe befürchtet, sie würden glauben, ich würde nur einen Lehrer der Verteidigungskünste in Misskredit bringen wollen, weil ich den Job selbst will, wie sie schon seit Jahren wissen.“ „Und ich werde ihn dir nicht geben, Severus. Bleib du bei deinen Tränken, das ist das, was du am besten kannst, besser als die meisten anderen – immerhin bist du der jüngste Trankmeister von ganz England. Allerdings solltest du in Zukunft vielleicht über solche Dinge doch mit mir reden, denn ich weis, wie gut deine Beobachtungsgabe ist und ich schätze deinen brillanten Verstand“ – Ich brumme nur unbestimmt und nicke – „Nun, weiter mit der Geschichte. Das nächste Hindernis waren deine Tränke und dein hübsches, kleines Rätsel.“ „Hat sie wohl auch nicht allzu lange aufgehalten, oder? Und ich dachte, Logik sei das, was die meisten Zauberer aufhalten kann. Die meisten von unserer Art haben nämlich nicht allzu viel davon.“ Der Alte kichert in sich hinein. „Da könntest du Recht haben, Severus, aber Hermine ist muggelstämmig und sie besitzt jede Menge davon. Sie hat keine drei Minuten gebraucht, um dein – wirklich sehr kniffliges - Rätsel zu lösen.“ Ich muss wohl wirklich verdammt dämlich aus meiner Robe schauen, denn Dumbledore lacht noch stärker in sich hinein. „Ja, sie ist wirklich außerordentlich schlau, die kleine Miss Granger. Nun, es war nur noch ein kleiner Schluck in dieser Flasche, die durchs schwarze Feuer führte und so hat Harry Hermine zurückgeschickt, dass sie Ron in Sicherheit bringt und sie mir dann eine Nachricht zu-kommen lassen. Dann hat er sich der letzten Heraus-forderung ganz alleine gestellt. Zu diesem Zeitpunkt war er immer noch der Meinung, du seist es, hinter dem er her ist. Du kannst dir seine Überraschung vorstellen, als er Quirrell dort unten vor dem Spiegel von Erised vorfand.“ Ich kann nur noch überrascht aufkeuchen. Grundgüti-ger und da dachte ich, der Junge sei nur ein Angeber, wie es sein Vater war, aber dazu gehört eine Menge Mut, wenn er geglaubt hat, dass er sich mir wird stellen müssen. Verdammt, schließlich habe ich ihn das ganze Jahr bis zum geht nicht mehr schikaniert und ich weis, dass er mich durchaus fürchtet. Doch wenn ich ehrlich bin, war auch James Potter nicht nur ein Angeber, sein überhöhtes Selbstwertgefühl hatte durchaus eine reale Grundlage und Lily hatte immer mehr als nur außeror-dentlichen Mut – der Junge ist auch ihr Sohn und hat mit Sicherheit mehr von ihr geerbt als nur diese verflix-ten grünen Augen. Dumbledore lässt mich meinen Ge-danken zu Ende denken, dann fährt er fort. „Nun, ich hatte den Stein im Spiegel verborgen und zwar dergestalt, dass nur jemand seiner habhaft wer-den konnte, der ihn zwar finden, aber nicht benutzen wollte. Quirrell und mit ihm Lord Voldemort wollten ihn nur zu dringend benutzen, doch Harry wollte den Stein genau davor schützen und so gab der Spiegel diesen für den Jungen frei. Wie gerade dir bekannt sein dürfte, weis der Dunkle Lord so gut wie immer, ob jemand die Wahrheit sagt oder lügt und so wusste er auch, dass Harry ihn anlog, als dieser behauptete, er habe den Stein nicht. Er offen-barte sich dem Jungen. Ich weis nicht, wieviel Angst Harry hatte, aber er gab nicht auf und händigte den Stein auch nicht aus. Voldemort hatte Quirrell besetzt, ja, aber nicht nur als eine Art Geistwesen, sondern in einer – nun – körperlichen – Form. Sein Gesicht wuchs dem guten Quirrell aus dem Hinterkopf.“ Diese wirklich perverse Vorstellung bringt mich gleich-zeitig zum Keuchen und zum Würgen. „Ja“, sagt der Alte zu dieser Reaktion. „So ging es mir auch, als ich das im Spiegel sah. Doch Harry wurde ir-gendwie mit dieser abscheulichen Realität fertig und dann rettete ihn wohl dasselbe, das ihn auch schon beim ersten Mal gerettet hat – vermute ich. Die Liebe seiner Mutter. Quirrell, besetzt von Voldemort und vergiftet mit dessen Begierden und dessen Hass, konnte Harrys blose Haut nicht berühren. Die Liebe besiegte den Hass und die Gier und der Junge verstand sehr schnell, dass er eine ausge-zeichnete Waffe gegen seinen Feind hatte. Er hat mit seinen bloßen Händen – im wahrsten Sinne des Wortes - Voldemort aus Quirrell vertrieben. Der Dunkle Lord musste fliehen und ließ Quirrell so gut wie tot zurück. Der arme Kerl, aber als ich dazukam, war es bereits zu spät, noch etwas für ihn zu tun. Ich konnte nur noch in Erfahrung bringen, dass er bei seinen Reisen in Albanien über Voldemort gestolpert war und der ihn – nun – übernahm. Als Quirrell darin versagte, den Stein bei Gringotts zu stehlen, hat Voldemort ihn völlig in Besitz genommen und hat ihn schließlich sterbend zurückgelassen, als er den Stein nicht bekommen konnte. Harry hatte den Stein verteidigt und war dann in Ohnmacht gefallen. So fand ich ihn und sorgte natürlich umgehend dafür, dass er im Krankenflügel untergebracht wurde.“ „Großer Gott!“ kann ich nur noch entsetzt keuchen. „Ach Himmel Sir, das habe ich aber wirklich gründlich ver-siebt und ich hatte doch versprochen, den Jungen zu schützen.“ „Du kannst keinen schützen, Severus, der seine eigenen Pläne hat und das war mir von vorne herein klar. Mir war auch klar, dass wenn der Junge auch nur das Ge-ringste von seinen Eltern geerbt hat, er die Sache selbst in die Hand nehmen wird. Ich habe mich das ganze Jahr bemüht, ihm das nötige Rüstzeug dafür zu geben. Ich hatte natürlich nicht damit gerechnet, dass er es jetzt schon mit Voldemort persönlich zu tun bekommt. Doch er hat erneut gesiegt, Severus, er hat erneut ge-siegt und ist wohl stärker aus dieser Konfrontation her-vorgegangen, als er es vorher war. Immerhin weis er jetzt, dass er siegen kann...“ Plötzlich verstummt er, als hätte er zuviel gesagt. Doch mit dem, was er mir erzählt hat, hat er mir bereits ge-nug zu denken gegeben. „Dich trifft keinerlei Schuld, Severus, du wolltest ja für seine Sicherheit sorgen und hättest dich dafür sogar Voldemort im Verbotenen Wald gestellt. Wer hätte ah-nen können, dass dieser bereits im Schloss war, bereit den Stein in Besitz zu nehmen?“ „Was ist mit dem Stein geschehen?“ will ich wissen. „Ich habe mit Nicholas gesprochen und wir sind über-eingekommen, ihn zu zerstören. Wir sind uns einig, dass wir ein solches Risiko nicht nochmal eingehen werden“, erwidert er ruhig. Ich nicke zustimmend. Ja, das ist wohl besser so. „Ich werde den Jungen ein wenig über deine Rolle bei dieser Angelegenheit aufklären“, fährt er fort. „Bitte, Sir“, platze ich heraus. „Ich ... nun ... ich möchte nicht, dass er zu viel erfährt ... Ich ... ich weis selbst nicht genau, wie ich zu ihm stehe. Ich will ihn schützen ja, aber ich mag ihn nicht besonders und ich fürchte, das beruht auf Gegenseitigkeit – ich bin wohl nicht un-schuldig daran, dass er mich nicht ausstehen kann. Ich will nicht, dass er mich ... nun ... äh ... für etwas hält ... hmmm ... das ich nicht bin ... nicht wirklich jedenfalls ... meine ich...“ „Schon gut. Ich werde einfach sagen, James habe dir vor Jahren mal das Leben gerettet und du hättest dich da-für revangieren wollen, damit du James in Ruhe weiter hassen kannst.“ Das liegt fast schon zu nahe an der Wahrheit und ich zucke zusammen. Verdammt, der Alte kennt mich ein-fach zu gut. „Gut, Sir, aber bitte nichts davon, dass ich in seine Mut-ter verliebt war.“ „Das habe ich dir bereits versprochen und ich werde dieses Versprechen halten, doch ich hoffe immer noch, dass du es ihm eines Tages selbst sagen wirst.“ Ich werfe ihm einen unglücklichen Blick zu und denke nicht, dass dieser Tag je kommen wird, aber es sieht so aus, als würde es der Alte besser wissen ... er weis es leider nur zu oft besser. Doch dieses Mal hoffe ich aus ganzem Herzen, dass ich dieses Geheimnis für mich be-halten kann. Außer Dumbledore weis nämlich keiner mehr davon und ich will auch nicht, dass es jemand an-deres weis – das wäre mir mehr als nur peinlich. „Danke, Sir“, murmle ich und verabschiede mich von dem Alten.  Jahresende I rgendwie bin ich ein bisschen sauer auf den Jungen, auch wenn ich unendlich froh bin, dass ihn sein Leichtsinn nicht umgebracht hat. Ich bin wohl auch sauer auf mich selbst, denn es wäre meine Aufgabe ge-wesen, den Stein zu schützen und nicht die eines elfjäh-rigen, närrischen Jungen, der dazu neigt, sich selbst zu überschätzen. Gut, ich muss zugeben, ich beneide ihn um seine beiden Freunde und in gewisser Weise ist es fast wieder so, als ob die Herumtreiber erneut an der Schule wären und das stinkt mir ziemlich, vielleicht auch, weil ich nie sol-che Freunde hatte, auf die ich mich bis ins Letzte hätte verlassen können. Aber wahrscheinlich hatte ich sie auch nur nicht, weil ich wohl selbst kein solcher Freund sein kann – und alleine dieser Gedanke ist bitter. Diese Aktion des Jungen macht mir ziemlich eindring-lich klar, was für eine unzureichende Person – mensch-lich gesehen – ich eigentlich bin und das macht mich noch saurer. Er ist mit diesem tolldreisten Ding durch-gekommen und wird von allen Seiten gelobt werden. Ich fürchte, das wird ihn so aufgeblasen werden lassen, wie es sein Vater war. Doch er ist auch Lilys Sohn und die war immer eine sehr anständige Person. Doch wieviel hat Harry von ihr ge-erbt und was hat er von James? Er gleicht äußerlich nun mal so unglaublich seinem Vater, doch in wie weit tut er das auch in seinem Inneren? Ich weis es nicht. Ich kenne ihn jetzt seit fast einem Jahr, aber von seinem Wesen weis ich nicht viel. Ich habe mir wohl zu wenig Mühe gegeben, es kennen zu lernen, aber dabei bin ich mir wohl selbst im Weg. Ich wage es einfach nicht, die-sen grünen Augen emotional zu nahe zu kommen. Ach Lily, warum konnte es nicht anders sein? Warum bin ich nur so ein Idiot gewesen und habe dich damals so sehr beleidigt? Vielleicht wenn ... vielleicht... Aber lass das, Severus, deine Elfe ist seit über zehn Jahren tot und hätte und könnte bringt dir weniger als gar nichts, du tust dir nur selbst damit weh. Meine schlechte Laune lindert sich ein wenig, als ich erfahre, dass Harry beim letzten Quidditch Spiel immer noch im Krankenflügel liegt und damit meinem Haus den Pokal sichert. Und wie es aussieht auch die Haus-meisterschaft. Feine Sache, dann kann ich die gute Mc-Gonagall nächstes Jahr wieder ein wenig damit aufzie-hen und darauf freue ich mich schon diebisch – wie ge-sagt, es gibt nicht mehr viele Dinge, denen ich ein wenig Spaß abgewinnen könnte, aber das ist eins davon. Doch ganz so kommt es dann doch nicht. Gut, der Quidditch Pokal bleibt in meinem Büro, aber... Es ist Zeit für das Jahresabschlussessen und die Große Halle ist mit dem zufriedenstellenden grün-silber von Slytherin dekoriert. Wir führen mit einer Unmenge von Punkten vor Gryffindor und ich fühle einen eigenarti-gen Stolz in mir aufbranden. Es ist schon eine besondere Sache, wenn das Haus, für das man verantwortlich ist, den Pokal holt – das Beste der ganzen Schule ist. Doch dann erhebt sich Dumbledore und bringt alles durcheinander. Aber er tut es auf seine unnachahmli-che Weise und als er mit seiner Rede fertig ist, muss ich ihm insgeheim Recht geben, auch wenn es mich die Meisterschaft kostet. Er würdigt nämlich die Leistungen der Gryffindor Kids. Der Alte gibt dem jüngsten Weasley fünfzig Punkte, weil er durch Minervas Schachspiel gekommen ist und die sind wirklich verdient. Ich hätte nicht geglaubt, dass auch nur irgendwer das schaffen könnte (Na gut, mir selbst hätte ich es durchaus zugetraut, aber ich musste es ja nicht versuchen). Auch auf diesen Burschen sollte ich nächstes Jahr besser ein scharfes Auge haben, denn an dem ist auch mehr, als man erwarten könnte. Albus gibt der kleinen Granger fünfzig Punkte dafür, dass sie mit meinem Rätsel fertig geworden ist, auch wenn er es nicht so direkt sagt. Nun, das hat sie wohl auch verdient, denn ich denke, sie ist an der ganzen Schule die Einzige – außer mir – die damit zu Rande kommen konnte. Sie ist eine kleine, streberische, uner-trägliche Alleswisserin, aber sie hat einen brillanten Kopf und auch wenn ich sie deswegen um kein bisschen mehr leiden kann, muss ich ihr doch einen zähneknir-schenden Respekt zollen. Dann gibt Dumbledore Harry sechzig Punkte für – wie er sagt - echte Nerven und außerordentlichen Mut. Inzwischen tobt der ganze Gryffindor Tisch, denn eifri-ge Berechnungen ergeben, dass sie damit mit meinem Haus gleich gezogen haben. Verdammt, musste er den Jungen unbedingt für seinen tollkühnen Leichtsinn so sehr belohnen? Ich muss zugeben, dass ich nicht böse bin, dass der Stein nicht in die Hände des Dunklen Lords gefallen ist, aber gleichzeitig fürchte ich, dass der Junge im nächs-ten Jahr gar nicht mehr zu bändigen sein wird – er wird wieder mit einer tollkühnen Tat gewinnen wollen. Doch was der Alte dann tut... Ich wusste nichts davon, dass das überhaupt stattge-funden hat. Er gibt Longbottom, dem ungeschickten, ängstlichen, kleinen Longbottom, zehn Punkte dafür, dass er versucht hat, seine Freunde aufzuhalten und meint noch, man würde viel Mut dazu brauchen, sich seinen Feinden zu stellen, aber man würde noch we-sentlich mehr Mut brauchen, sich seinen Freunden in den Weg zu stellen. Das bringt mich mal wieder zum Denken. Meine alten Gegner von damals. Ja, sie hatten immer den Mut sich ihren Feinden zu stellen, aber wie oft hatten sie den Mut, sich ihren Freunden entgegen zu stellen? Und plötzlich wird mir klar, dass ich vor so vielen Jah-ren genau das einmal getan habe, als ich den Dunklen Lord und seine Todesser verlassen habe. Auch wenn die sicher nicht wirklich meine Freunde waren, so genoss ich dort doch eine gewisse Achtung und auch Respekt – doch der Preis dafür war zu hoch. Wie auch immer - Es ist, als hätte Dumbledore mir die-ses Lob ausgesprochen und nicht dem kleinen Longbot-tom und plötzlich macht es mir nicht mehr viel aus, dass mein Haus nun nur noch Zweiter ist. Mit einer eleganten Bewegung seines Zauberstabs ver-wandelt der Alte nun das grün-silber von Slytherin in das scharlach-gold von Gryffindor und die Halle explo-diert regelrecht. Zum ersten Mal wird mir wirklich klar, wie unbeliebt mein Haus in Hogwarts ist, denn auch Ravenclaw und Huffelpuff applaudieren für Gryffindors Sieg. Das sollte ich im Kopf behalten, könnte mal wichtig werden. Ich gratuliere der guten Minerva zu ihrem Sieg, aber mein Lächeln entgleist wohl mal wieder zu einer Gri-masse (vielleicht sollte ich es auch bleiben lassen zu lä-cheln, wird ja doch nichts). Zu gerne hätte ich sie im nächsten Jahr ein wenig aufgezogen und jetzt wird nichts daraus. Und dann spüre ich, dass noch ein anderer Blick auf mir ruht und als ich mich umsehe, sind es wieder diese grü-nen Augen, die mich schon das ganze Jahr so sehr ver-folgt haben. Plötzlich flammt wieder mal ein gewaltiger Hass in mir auf, weil es nicht die Augen meiner Elfe sind, sondern nur die ihres Sohnes, des Sohnes, den sie mit James Potter hatte, meinem alten Feind – Es sollte mein Sohn sein, der dort sitzt...! Gleichzeitig wenden wir den Blick ab und ich bin froh, dass morgen die Ferien beginnen und ich diese Augen zwei Monate lang nicht sehen muss. Vielleicht kann ich dann meinen Seelenfrieden wieder finden und nächstes Jahr alles ein wenig ruhiger angehen. Immerhin weis ich jetzt ja, was mich dann erwartet - Oder?   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)