Ten forgotten Years von abgemeldet (Fortsetzung von "Ich Severus Snape" - 9 Kapitel Noch nicht abgeschlossen - hoffe es geht irgendwann man weiter - trotzdem lesenswert - denk ich mal!) ================================================================================ Kapitel 2: Studium und Bewährung -------------------------------- Kapitel 2 1982 Studium und Bewährung 2 . Januar 1982 Noch ist die Schule beinahe leer und ich suche mir die alten Trankbücher meines Vaters heraus und beginne sie ausgiebig zu studieren. Früher habe ich höchstens mal kurz was darin nachgeschlagen, denn es sind schwarze Tränke, die darin geschildert werden und ich denke, mehr als nur eins davon ist auch verboten – ich kann keinen fragen, denn da ich sie in meinem Besitz habe, würden sie mich in Verdacht bringen und ich bin auf Bewährung – eine falsche Bewegung und ich bin in Askaban – nicht einmal Dumbledore wird mich dann noch retten können. Ich weis eine ganze Menge über Trankzutaten, Antago-nisten und Ersatzstoffe, doch ich bin kein wandelndes Lexikon und meine Kenntnisse haben dann doch so ei-nige Lücken. Ich erkenne schon bald, dass der alte Leech wirklich nur die Grundlagen unterrichtet hat und dass es eine Menge Tränke gibt, die wirklich nur was für sehr weit fortgeschrittene Brauer sind. Entweder, weil sie so komplex sind oder so viele Zutaten haben, von denen einige nicht eben leicht zu bekommen sind. Ich gehe die einzelnen Rezepte durch und versuche zu entscheiden, wie die Gegenmittel dazu beschaffen ein müssten – aber ich komme nicht weit – zu viel weis ich noch nicht. Aber Hogwarts hat eine der besten Biblio-theken der magischen Welt und so beschließe ich, dort ein paar Dinge nachzuschlagen. Sicher, es ist nicht das erste Mal, dass ich in die Verbo-tene Abteilung gehe, aber es ist das erste Mal, dass ich es tue und auch jedes Recht dazu habe. Es ist nicht mehr der alte Atoz, der über diese Räumlichkeiten wacht, sondern eine Hexe mittleren Alters, die in den Jahren hier angefangen hat, als ich bei den Todessern war. Sie heißt Madame Pince und es sieht so aus, als würde sie jeden der kostbaren Bände hier mit ihrem Le-ben verteidigen. Natürlich weis sie, dass ich ein Lehrer bin, aber ihr Blick teilt mir unmissverständlich mit, dass sie es sicher nicht liebt, wenn ich in ihrem Revier wildere. Ich beachte sie nicht weiter, werfe ihr nur einen finste-ren Blick zu und fege zu den betreffenden Regalen hin-über, in denen ich fündig zu werden hoffe. Sie behält mich die ganze Zeit im Auge und ich sehe zu, dass ich mich wieder in mein Reich begeben kann, nachdem ich ein paar geeignete Bücher gefunden habe. Ich studiere sie viele Stunden lang, bis ich vor Müdigkeit einfach an meinem Schreibtisch einschlafe – nicht, dass ich inzwischen besser schlafen könnte, denn als Junge – und ich tue es auch weder allzu lange noch allzu oft. Aber wenn mich die Müdigkeit einfach umwirft, dann finde ich Schlaf, auch wenn es nicht eben genial ist, den an meinem Schreibtisch zu suchen – mein Stuhl ist zwar bequem, aber sicher nicht mit einem richtigen Bett zu vergleichen.  3 . Januar 1982 Ich werde wieder wach, weil ich das Gefühl habe, be-obachtet zu werden und schrecke hoch. Es ist Dum-bledore und er hat sich in dem Sessel meinem Schreib-tisch gegenüber niedergelassen. Er hat mir wohl beim Schlafen zugeschaut. „Direktor“, murmle ich und versuche, ganz zu mir zu kommen. „Ich hab sie gar nicht gehört.“ „Nein, du hast geschlafen wie ein Stein, mein Junge“, gibt er mit seinem typischen verschmitzten Lächeln zu-rück. „Wie ich sehe, hast du wirklich angefangen, dich weiter mit deinem Spezialgebiet zu befassen.“ „Ja, Sir“, erwidere ich und kann mir ein Gähnen nur mit Mühe verkneifen. „Was hältst du von einer schönen Tasse Tee?“ schlägt er freundlich vor. „Lieber Kaffee“, murmle ich und rufe nach Pixi, damit sie uns das Gewünschte bringt. Sie ist sehr schnell wieder zurück und strahlt den Alten an, als sie ihm den Tee vorsetzt. Ich bin so müde, dass mir der Kaffee nur wenig hilft und so zaubere ich ihn einfach ein wenig stärker – auch ohne einen Stab zu haben – und verzichte auf Milch und Zucker. Die heiße, bittere Brühe rinnt meine Kehle hinunter und gibt mei-nem Gehirn einen regelrechten Kick – WOW! – so kann man also auch wach werden – ich beschließe, in Zukunft diesen Trick öfter zu benutzen, wenn ich mal wieder zu wenig Schlaf bekommen habe – wie meistens. Der Alte schlürft seinen Tee und beobachtet mich. „Also“, meint er schließlich. „Du willst also wirklich ver-suchen, deinen Trankmeistertitel zu machen, oder mein Junge?“ „Nun, ich kann ja schon mal mit den Studien anfangen, auch wenn ich die nächsten drei Jahre hier festsitze und sicher keine Universität besuchen kann“, gebe ich zurück. „Oh, das musst du auch nicht – es gibt noch einen ande-ren Weg. Du kannst dich für eine Art Fernstudium an einer Universität einschreiben – du musst dann eben alles ganz alleine mache und es wird nicht leicht sein – aber möglich ist es und du kannst deine Meisterarbeit auch hier schreiben und dann bei einem Prüfungsgre-mium einreichen.“ „Das ginge?“ platze ich heraus. „Und sie wären damit einverstanden?“ „Sonst hätte ich es nicht vorgeschlagen“, erwidert er. „Solange dein Unterricht nicht darunter leidet, sehe ich kein Problem, dass du hier deine Forschungen betreibst – aber Vorsicht – keine verbotenen Sachen, Severus. Du musst immer damit rechnen, dass man dich kontrolliert – ich vertraue dir – immer und unbedingt, aber unsere Regierung tut das sicher nicht. Karkaroff hat in seinem Prozess Namen genannt, um sich frei zu kaufen – und der deine fiel auch – ich konnte es abbiegen, aber es kam den Beamten dadurch natürlich wieder ins Be-wusstsein und ich bezweifle nicht, dass sie auch die eine oder andere Diskussion angestrengt haben.“ „Autsch“, murmle ich und spüre wie ein kalter Schauder über meinen Rücken rinnt. Ich dachte, das wäre in so weit vorbei, als dass sie mich meine Bewährung einfach hier in Hogwarts unter Dum-bledores wachsamen Augen absitzen lassen, aber dem ist wohl nicht ganz so. „Verdammter Scheißkerl“, füge ich noch an, denn ich erinnere mich nur zu genau, dass es Igor war, der mich und Hieratus in die Fänge des Dunklen Lords gezogen hatte – und jetzt verrät er alle, die er kennt – Mistkerl. Dumbledore tut, als habe er den letzten Teil meines Sat-zes nicht gehört und fährt einfach fort, als hätte ich nichts gesagt. „Ich kann dich also in einer Universität als Fernstudent einschreiben?“ will er wissen. „Ja, Sir“, entgegne ich. „An welche hätten sie denn ge-dacht?“ „Das liegt an dir – die meisten bieten diese Möglichkeit an und wenn ich sie wissen lasse, dass du Tranklehrer hier an Hogwarts bist, dann werden sie sich wohl regel-recht um dich reißen.“ „Turin – Toledo – Eisenach – Paris“, überlege ich. „Das wären wohl die Bedeutendsten – ich halte nicht viel von der in Glasgow.“ „Es gibt noch ein paar kleinere am Balkan und in Osteu-ropa“, schlägt er vor. Ich winke ab. Wenn, dann möchte ich doch in einer Sprache studieren, die ich bereits beherrsche und in den von mir genannten spricht man Englisch, Französisch oder Deutsch und diese Sprachen habe ich mal so ne-benbei gelernt, um gewisse Rezepte übersetzen zu kön-nen. „Also, wo soll ich dich einschreiben lassen?“ will er wis-sen. „Die Korrespondenz wird weitgehend über mich laufen müssen, denn ich fürchte, man wird deine Eulen kontrollieren und das kann zu langen Verzögerungen führen.“ Ich seufze schwer – ja, man hat mich auf dem Kieker – warum ausgerechnet mich? – zu viele haben sich raus-geredet und machen einfach weiter, als sei nie was ge-wesen – aber ich bin wohl zu arm und zu unbedeutend und so sehr einfach zu treffen. „Was schlagen sie vor?“ frage ich einfach. „Paris – die magische Abteilung der Sorbonne“, meint er versonnen. „Ich habe damals selbst dort studiert und es war eine der besten Zeiten meines Lebens.“ Ich zucke nur die Achseln. „Ich nehme ihren Vorschlag gerne an“, erwidere ich ein-fach, denn ich bin mir sicher, dass der Alte mir nie ei-nen schlechten Rat geben würde. „Auch wenn ich die Universität wohl nie mit eigenen Augen sehen werde.“ „Es sind nur drei Jahre“, meint er. „Und ich beurlaube dich danach gerne, wenn du ein, zwei Semester dort studieren willst.“ Wieder seufze ich schwer. „Gut Sir, dann eben auf diesem Weg“, stimme ich zu. Aber in Wahrheit habe ich nicht die Absicht, Hogwarts so schnell zu verlassen, denn auch wenn ich hier sozu-sagen unter Hausarrest, so bedeutet das Schloss doch auch Sicherheit für mich, die ich wirklich nicht gerne verlieren würde.  30 . Januar 1982 Es dauert bis nach den Weihnachtsferien, bis ich eine Zusage erhalte. Man schickt mir Unterlagen und Unterrichtspläne. Jede Menge Bücher, die ich werde lesen müssen und es stehen bei Weitem nicht alle davon in der Bibliothek – ich werde den Direktor bitten müs-sen, sie für mich zu besorgen, denn wie gesagt, kann ich weder das Schloss verlassen, noch kann ich bedenkenlos an wen auch immer schreiben oder gar Bestellungen aufgeben – schon gar nicht für Trankbücher, die sonstwas beinhalten. Er macht es natürlich und als der normale Unterricht wieder beginnt, habe ich was ich brauche. Es heißt also, mich am Tag um meine Schüler zu küm-mern, am Abend oder in den Freistunden ihre Arbeiten zu korrigieren und in der Nacht meine eigenen Sachen zu lernen. Das Brauen der verlangten Tränke hebe ich mir für die Wochenenden auf. Ich muss eine Menge Sa-chen hin und herschicken und ich kann nicht immer den Direktor darum bitten – soviel übrige Zeit hat der nicht (es ist alles immer noch unruhig und er muss sich um alles Mögliche kümmern). Immerhin schafft er es, dass Eulen, die zwischen mir und der Sorbonne hin und hergehen nicht mehr kontrolliert werden – ein kleiner Fortschritt. Es sind viele Abhandlungen, die zu schreiben sind, jede Menge Nachforschungen und auch eine Menge Tränke, die ich ebenfalls zur Überprüfung nach Paris schicken muss. Dass der Schriftwechsel weitgehend in Franzö-sisch zu führen ist, macht es auch nicht eben leichter.  4 . Juli 1982 Ich habe kaum Zeit für etwas anderes und ehe ich es mich versehe, ist ein weiteres Schuljahr an Hogwarts zu Ende und das Schloss ist leer – bis auf ein paar Geister und Dumbledore. Ich habe meine Schüler gut durch die Ministeriumsprü-fungen gebracht und auch die, die ich selbst gestellt habe, konnten sie zu meiner Zufriedenheit erledigen – auch wenn es eine Menge Narren gibt, die es nie wirk-lich verstehen werden. Ich entschließe mich zuerst, den Unterricht für das nächste Jahr vorzubereiten, bevor ich mich um meine eigenen Studien kümmere. Es war in den letzten Mona-ten so, dass ich die höheren Gefilde des Schlosses kaum betreten habe – weder für eine Mahlzeit in der Großen Halle, noch für etwaige nächtliche Wanderungen durchs Schloss. Ich weis inzwischen, was mit ‚im Schloss bleiben’ gemeint war. Ich kann das Gebäude durchaus verlassen, aber ich muss innerhalb der Apparati-onsgrenze bleiben. Teile des Verbotenen Waldes und der See sind mir noch gestattet, nicht aber Hogsmeade – nun damit kann ich leben.  2 . August 1982 Die halben Ferien sind schon vorbei, als mal wieder Dumbledore bei mir auftaucht. „Hallo Severus“, begrüßt er mich. „Ich hatte eigentlich erwartet, dich mal draußen zu sehen.“ „Warum denn?“ frage ich verblüfft. „Nun, es sind Ferien und dass du Hogwarts nicht verlas-sen darfst, heißt noch lange nicht, dass du dich in dei-nen Verliesen vergraben musst – du kannst durchaus mal an die frische Luft gehen, weist du?“ „Was soll ich dort?“ entgegne ich achselzuckend. „Ich hole mir nur einen Sonnenbrand und so gerne mag ich die Sonne nicht.“ „Du könntest zum Beispiel im See schwimmen oder in den Bergen ein wenig spazieren gehen oder Pflanzen im Verbotenen Wald sammeln“, schlägt er vor. „Nun, schwimmen kann ich nicht“, erwidere ich nüch-tern. „Wandern ist nicht wirklich meine Sache, aber das mit den Pflanzen ist vielleicht eine gute Idee – ich könn-te so einige für meine Forschungen brauchen – ein paar von den Tränken sind recht komplex und Zutaten sind teuer.“ „Ich dachte, das wüsstest du“, meint der Alte ruhig. „Du kannst alles bestellen, was du haben willst, das wird vom Budget der Schule übernommen – nur eben nichts Illegales.“ Ich winke ab. „Ich brauche keine verbotenen Dinge, aber von den ge-wöhnlichen Sachen dann doch eine ganze Menge – nicht alles ist so zubereitet, wie ich es brauche, also wä-re es vielleicht wirklich eine gute Idee, selbst etwas da-von im Verbotenen Wald zu sammeln.“ „Wie kommst du denn mit deinem Studium voran?“ fragt er nach. „Recht gut“, gebe ich zurück. „Ich warte auf die Ergeb-nisse der Prüfungen für die ersten beiden Semester.“ „Du hast doch erst nach Weihnachten damit angefan-gen – es fehlen dir also mindestens drei Monate – sogar für nur ein Semester.“ Wieder winke ich ab. „Das war kein Problem“, entgegne ich. „Es wäre ja nicht so, dass ich keine Vorkenntnisse hätte.“ „Die haben die anderen Studenten auch“, wirft er ein. „Aber nicht solche wie ich“, meine ich nur. Ich will nicht unbedingt darüber reden, wo ich die im Einzelnen her habe, denn es war nicht eben toll für den Dunklen Lord zu brauen – und auch ziemlich einseitig – was die Art der Tränke betrifft. „Wieviele Semester sind es eigentlich?“ fragt er neugie-rig weiter. „Acht bis zehn“, erwidere ich. „Kommt drauf an, wie lange ich für meine Meisterarbeit brauche.“ „Also vier bis fünf Jahre“, kommt es nachdenklich zu-rück. „Kommt drauf an, wie schnell ich mit den einzelnen Un-terrichtsinhalten fertig werde“, antworte ich achselzu-ckend. „Bei einigen Sachen bin ich weit voraus, aber von anderen habe ich noch kaum was gehört und muss eine Menge darüber nachlesen.“ „Hmhm“, brummt er. „Was hast du dir als Meisterarbeit vorgestellt? Hast du da schon eine Idee?“ „Nun, ich möchte ein ‚Universalgegengift’ finden – we-nigstens eins, das gegen gewöhnliche Gifte wirkt – denn der Phantasie eines Giftmischers sind kaum Grenzen gesetzt – das sollte ich wohl selbst am besten wissen.“ „Nicht, mein Junge“, fällt er mir ins Wort. „Das ist vor-bei und du bist so ziemlich frei in dem, was du brauen willst...“ „...solange es legal ist“, beende ich den Satz und er nickt schwer. Nun, wenn man es recht bedenkt, dann hätte ich bereits einen anderen Trank für meine Meisterarbeit, aber dar-an habe ich alle Rechte aufgegeben, als ich das Rezept anonym nach St Mungos geschickt habe – als ein Teil meiner Wiedergutmachung – die Werwolflösung, die ich eigentlich für Lupin erfunden habe, die ihm aber wohl nie zu Gute kam – ich weis noch nicht mal, wo der überhaupt steckt und ich habe auch nichts gehört oder gelesen, was besagt, dass die Lösung bereits verwendet wird – ich weis noch nicht mal, ob sie überhaupt wirkt – doch das soll mir nun egal sein – ich kann mit Sicher-heit auch ein Universalgegengift entwickeln. Wir sitzen eine Weile schweigend zusammen, als es plötzlich gegen einen der hohen Lichtschächte klopft, die ein angenehmes Zwielicht in mein Büro fallen las-sen. Ich gehe hin und lasse einen großen Waldkauz her-ein, der einen dicken Briefumschlag trägt. Ich befreie ihn davon und gebe ihm eine von den Ratten, die ich als Versuchstiere in Käfigen halte. Er bedankt sich mit ei-nem ein wenig gequetschten Schuhu (sein Schnabel ist mit der Ratte dann doch Recht voll) und verschwindet wieder. Dumbledore wirft mir einen fragenden Blick zu. „Von der Sorbonne“, meine ich und schlitze den Um-schlag auf. Es sind, wie schon erwartet, meine Prüfungsergebnisse und ich kann zufrieden sein – mehr als das – meine schriftlichen Prüfungen habe ich mit Auszeichnung be-standen und die praktischen sogar mit besonderer Aus-zeichnung. „Und?“ will der Alte neugierig wissen und ich reiche ihm den Schrieb. „Ich wusste immer dass, du brillant in deinem Spezial-gebiet bist“, meint er nachdem er es gelesen hat. „Aber das ist wirklich eine außerordentliche Leistung – zwei Semester in nur fünf Monaten und dann noch mit die-sen Ergebnissen – das ist wirklich großartig.“ Ich winke nur ab. „War nicht besonders schwer und wirklich zufrieden war ich mit meinen Arbeiten dann doch nicht so ganz – es hätte so Einiges noch besser sein können – aber im-merhin weis ich jetzt, dass es auf diese Art möglich ist, ein Trankmeister zu werden.“ Er geht nicht weiter auf meine Aussage ein, aber er schüttelt den Kopf – vielleicht meint er, dass ich mit die-sen Noten wirklich gute Arbeit geleistet habe und kann nicht verstehen, dass ich damit nicht zufrieden bin. Aber ich weis wirklich, dass es noch besser gehen muss, schneller, genauer, einfacher... „Die wissen doch nun wirklich, wie jung du noch bist“, murmelt er und klingt eher, als würde er zu sich selbst sprechen. „Müssten sie“, erwidere ich trotzdem. „Immerhin haben sie meine Unterlagen – aber was meinen Sie mit jung, Sir?“ frage ich neugierig nach. „Man studiert seinen Trankmeister gewöhnlich erst in der zweiten Lebenshälfte und die meisten wissen zuvor auch gar nicht genug über Tränke – Charles Manicours – der Dekan - hat mich gefragt, ob es uns mit deiner Bewerbung ernst ist – du wärst doch ein wenig jung mit deinen noch nicht mal fünfundzwanzig Jahren. Ich hab ihm einfach gesagt, er solle es mit dir versuchen – was steht sonst noch in den anderen Papieren?“ lenkt er dann von seiner Aussage ab. „Bücherlisten, Aufsätze und Tränke, die ich brauen soll“, gebe ich zurück, aber in meinem Kopf ist das Thema mit meinem Alter noch nicht zu Ende gedacht. Jung? Ich komme mir kaum mehr jung vor – schon lan-ge nicht mehr – es ist, als hätte ich bereits ein ganzes Leben hinter mir. Ich weis, dass ich wirklich gut mit Zaubertränken bin und sie interessieren mich auch brennend. Es ist mir auch nicht wirklich schwer gefal-len, die geforderten Aufsätze zu schreiben oder die Tränke zu brauen – es war nur ziemlich zeitaufwendig, es neben meinem Unterricht zu tun – aber die Nacht hat für mich ohnehin schon seit vielen Jahren zu viele schlaflose Stunden und so war das eine recht gute Art, diese auszufüllen. Ich begreife auch immer noch nicht, warum ich eine derartig gute Benotung bekommen habe – wie gesagt, ich fand es nicht wirklich schwer. In der zweiten Lebenshälfte – nun ich fühle mich, als sei ich bereits in der dritten. Die erste war, als ich hier Schüler war, die zweite, als ich mich vom Dunklen Lord hatte einfangen lassen und die dritte begann mit dessen Niedergang – ich fühle mich also bei Weitem alt genug, um dieses Studium zu machen. Ich weis, dass ich fun-dierte Grundkenntnisse habe und dass ich mir sicher nicht schwer tue zu lernen - insofern mich der Stoff in-teressiert und ich genug Talent dafür habe. Bei Zauber-tränken ist das sicher der Fall. „Ich werde dir die Bücher besorgen“, meint der Alte in meine Gedanken hinein. „Danke“, murmle ich nur. „Aber du bekommst sie erst von mir, wenn ich gesehen habe, dass du dich ein wenig erholt hast“, fährt er fort. „Was für mich bedeutet, dass ich dich wenigstens ein paar Mal draußen gesehen habe.“ Ich knurre ein wenig, aber ich nicke zustimmend. Ei-gentlich kein echtes Problem – wie gesagt – ich will oh-nehin in den Verbotenen Wald und dort einige seltene Pflanzen sammeln. Der Alte verabschiedet sich mit einem verschmitzten Grinsen von mir und lässt mich mit meinen Gedanken allein. Nun, wenn er mir die Bücher erst gibt, wenn ich mich ‚erholt’ habe, so hindert mich das dann doch nicht daran, mir Aufzeichnungen zu meinem Gegengift zu machen und auch die eine oder andere Idee dazu zu no-tieren oder ein bisschen was zu brauen und das Ergeb-nis zu testen. Heute ist es mir schon zu spät in den Wald zu gehen (nicht, dass ich Angst hätte ihn im Dunkeln zu betreten, aber ich sollte dann doch richtig sehen können, was ich von dort mitnehme) und so beginne ich damit, mir mei-ne Gedanken zu notieren.  17 . August 1982 Ich habe mich tatsächlich aufgemacht und bin in den Verbotenen Wald gegangen. Nicht so unbedingt, weil Dumbledore so sehr darauf besteht, sondern eher, weil es mich reizt ein paar wirklich seltene Pflanzen und Kräuter dort drinnen zu hamstern. Hagrid ist im Gelände unterwegs und winkt mir fröhlich zu. Er gehört zu den wenigen Menschen mit denen ich klar komme, denn er ist zwar freundlich und anständig zu mir, aber er lässt mich auch in Ruhe und versucht nicht, eine leere Plauderei mit mir anzufangen – wie es so viele Menschen gerne tun. Ich mag das nicht, denn ich finde es ist reine Verschwendung von Atemluft zu reden, wenn man nicht wirklich was zu sagen hat. Sonnenlicht fällt auf die Blätter der Bäume und spielt mit dem Grün. Es ist schon eigenartig, wie viele Schat-tierungen es von dieser Farbe gibt – mehr als von jeder anderen würde ich behaupten. Es raschelt und knackt in den Büschen, aber ich sehe keine Bewohner außer ein paar Vögel und Eichhörnchen. Hagrid hält die Waldwe-ge frei von Unterholz und so ist es kein Problem, hier zu gehen. Selbstverständlich kenne ich ein wenig vom Wald, aber ich kenne ihn natürlich bei weitem nicht so gut, wie unser Wildhüter. Er hat mich immer wieder davor gewarnt, gewisse Regionen zu betreten – schon als ich noch ein Junge war – und da ich der Meinung bin, dass er es mit Sicherheit besser weis, halte ich mich auch daran. Ich muss nicht an derartige Orte gehen, um das zu fin-den, was ich suche. Ich war sehr lange nicht mehr hier, denn ich habe das Schloss in den letzten zwei Jahren kaum verlassen und ich halte auch nicht unbedingt viel von Sonne und frischer Luft und die Nacht ist mein Zu-hause. Die Dunkelheit, die Schatten und ich verschmelze mit ihnen, mache mich unsichtbar – ist besser so, ge-sünder, weniger schmerzhaft. Den Dunklen Lord gibt es wohl nicht mehr, aber die Er-innerung an ihn ist nur zu wach in meinem Gehirn und ich will sicher nicht bemerkt werden – aber ich will alles sehen, beobachten – ja, ein Teil der Schatten sein. Ich bin recht erfolgreich auf meiner Suche. Paradiesli-lien, Wurmholz, eine Alraune (ich lege einen kleinen Schweigezauber auf sie, bevor ich sie ausgrabe – ich will ja nicht wahnsinnig werden oder gar an ihren Schreien sterben), Feentränen und ich habe sogar das unglaubli-che Glück ein paar Schweifhaare eines Einhorns zu fin-den und ein paar Späne von seinem Horn. Tariokwurzel, Eisenhut, Trollrosen und viele Dinge mehr – der Wald ist die reinste Schatzkammer und ich bin wirklich froh, dass ich mich dazu durchgerungen habe, hierher zu kommen. Ich verbringe den ganzen Tag hier drinnen und erst als sich das Licht in ein goldenes Zwielicht verwandelt, ma-che ich mich wieder auf, um in meine dunkeln Verliese zurückzukehren. Doch meine Arbeit ist noch nicht be-endet, ich muss mich um meine Funde kümmern und sie so verarbeiten, wie ich sie für meine Tränke brauchen werde. Es macht direkt Spaß, mal wieder mit derartigen Rohstoffen zu arbeiten und ich hatte fast vergessen, was noch so alles dazu gehört, wenn man Tränke brau-en will. Zu sehr war ich gewohnt, einfach zu kaufen, was ich brauche. Ich summe fast tonlos vor mich hin und mache mir Notizen, bereite Phiolen und Behältnisse vor, beschrifte sie sorgfältig. Größte Sorgfalt ist unab-dingliche Voraussetzung, wenn man gefährliche Fehler vermeiden will. Ja, das gehört zu den Dingen, die ich gerne tue, die mir liegen. Zaubertränke sind ein Teil von mir, gehören zu mir wie mein schwarzes Haar, meine bleiche Gesichtsfarbe und meine große Nase. Ich bin wirklich froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Studieren – ich hätte nie für möglich gehalten, dass man das auch so machen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich ohne Anleitung zu Rande kommen wer-de, aber ich komme schon die längste Zeit alleine klar und ich sehe nicht ein, was ich daran ändern müsste.  28 . August 1982 Dumbledore scheint der Ansicht zu sein, ich hätte mich noch nicht genug ‚erholt’, aber ich kann ihn überzeugen, dass es für mich außerordentlich erholsam ist, wenn ich brauen kann und er gibt mir die neuen Bücher. Manchmal neigt er dazu, mich wie einen klei-nen Jungen zu behandeln. Ich weis, dass er es nur gut mit mir meint, aber ich weis doch wohl selbst am bes-ten, was für mich gut ist, oder? Ich esse wenig und schlafe kaum – wozu auch – ich habe keinen Hunger und schlafen – wenn ich es denn kann – bedeutet nur Alpträume und die brauche ich echt nicht – davon hatte ich in meinem Leben schon genug – wenn man es genau nimmt, bereits viel zu viele. Ich habe eine ganze Reihe Versuchstränke angesetzt – die welche ich brauen soll und Forschungen für dieses Gegengift, aber das ist erst im Anfangsstadium. Natür-lich werde ich früher oder später auch die Gifte brau-chen, gegen die es wirken soll – wie sollte ich es denn sonst auch testen? Nun, ich werde sicher nicht mehr mit den Hydekarni-ckeln arbeiten, aber Ratten sind auch eine Option und so mache ich mich daran welche zu fangen - genug gibt es ja hier in diesem alten Gemäuer. Ich muss sie nur stunnen und das ist ohne Stab nicht eben einfach. Es ist keine Notlage und so halte ich es nicht für eine gute Idee, dazu meinen geheimen Zauberstab zu verwenden – man könnte ihn mir abnehmen und dann habe ich kei-nen, wenn ich ihn dringend brauche, ganz abgesehen davon, dass es sicher Schwierigkeiten bedeutet, wenn man mich mit einem erwischt – große Schwierigkeiten. Nun, wie gesagt, gewisse Zauber beherrsche ich auch ohne, auch wenn es bedeutet, dass ich Handmagie üben muss, die ich lange so nicht mehr verwendet habe – macht man einfach nicht, wenn man erst mal einen Stab hat. Er ist genauer und man braucht weniger Kraft und Konzentration dazu. Macht nichts, es wird schon gehen.  1 . September 1982 Das neue Schuljahr beginnt und ich werde wieder weniger Zeit für meine Studien haben, aber ich bin es gewohnt, nachts zu arbeiten. Dumbledore besteht auf meine Anwesenheit beim Will-kommensfest und ich muss hingehen, auch wenn ich nicht begeistert davon bin – ich will ihn nicht enttäu-schen und er kann so einen traurigen Blick bekommen, wenn ich seinen Wünschen nicht nachkomme. Ich er-trage das nicht, denn er ist der einzige Mensch, der mir wirklich vertraut und der mich mag – weis Merlin wa-rum. Ich sitze am Lehrertisch und warte auf die neuen Schü-ler. Die anderen sitzen bereits an ihren Haustischen – leider gibt es immer noch welche an der Schule, die mich noch als Schüler kennen, aber es werden von Jahr zu Jahr weniger und ich werde froh sein, wenn der letz-te gegangen ist – das ist das Problem, wenn man so jung ist wie ich – auch wenn ich mir nicht jung vor-komme. Die ältesten Schüler sind grade mal sechs Jahre jünger als ich, aber ich komme mir vor als wären es sechzig. Egal – die neuen Schüler triedern herein – furchtsam, ängstlich, neugierig, aufgeregt – und der Sprechende Hut wählt sie in ihre Häuser. Ich finde das ziemlich langweilig und beschäftige mich damit, im Kopf weitere Experimentaltränke zu planen. Ich lasse meine Augen schweifen und denke einen Au-genblick lang an den Unterricht, den ich abzuhalten gedenke, aber das ist längst alles geplant und vorberei-tet. Mein Blick fällt auf einen Rotschopf mit lustig fun-kelnden Augen am Gryffindor Tisch und ich frage mich, ob er Ärger machen wird. Es gibt jedes Jahr ein paar Witzbolde, die es lustig finden, den anderen Streiche zu spielen – auch den Lehrern – und sich dabei nicht erwi-schen zu lassen. Nun, solche Ambitionen gilt es im Keim zu ersticken und darin habe ich in den beiden letzten Jahren so einiges an Übung bekommen – ich hoffe es reicht.  15 . September 1982 Ja, ich hatte Recht, den Rotschopf muss man im Auge behalten – er hat es bereits geschafft, einen Kessel in meinem Unterricht zur Explosion zu bringen und ich bin mir sicher, es war kein Versehen. Nun egal, ich habe jetzt genügend Kröteneingeweide für den Rest des Jahres und meine ganzen Kessel blitzen und funkeln nur so. Damit ist alles bereit, dass ich weiter brauen kann und das tue ich auch. Ich lerne sehr viel dazu und mich wundert nun nicht mehr, dass so einige Tränke nicht so ganz das waren, was ich wollte. Ich wusste auch nicht wirklich, wieviele Zutaten es gibt und welche Unmengen an Ersatzstoffen. Ich bin nur froh, dass ich so ein gutes Gedächtnis habe und mir sehr leicht etwas merken kann – der Tag hätte sonst nicht genügend Stunden für mich. Ja, ich will diesen Trankmeistertitel und ich habe nicht unbedingt Lust, dafür wirklich fünf lange Jahre zu brauchen. Ich habe mich sehr weit in mich selbst zurückgezogen, denn meine eigene Gesellschaft ist oft die einzige, die ich ertragen kann, wenn auch nicht besonders gut – ich mag mich nicht sonderlich und halte mich für einen ziemlich jämmerlichen und wertlosen Menschen. Dum-bledore gibt sich immer alle Mühe, mich vom Gegenteil zu überzeugen, aber er hat nicht viel Glück damit – das ist etwas, das ich wirklich besser weis als er und ich kenne mich besser, als er es je könnte – ihm gegenüber bleibe ich immer höflich und so weis er nicht, wie ich wirklich bin – tief in mir drinnen – kalt, hohl, leer – und – sehr einsam. Doch das lässt sich nicht ändern. Einen anderen Men-schen näher an mich herankommen zu lassen, bedeutet doch nur, dass man mich wieder verletzen kann und ich will nicht, dass mich jemals wieder jemand verletzen kann – es tut einfach zu weh, zu verlieren, Gefühle zu haben und immer nur enttäuscht zu werden. Nun, es hat mich noch nie enttäuscht, Tränke zu brau-en und ein Kessel hat mich noch nie verraten oder im Stich gelassen und so befasse ich mich ausgiebig damit.  20 . November 1982 Ich habe es geschafft, bereits jetzt mit dem Stoff eines weiteren Semesters fertig zu werden und bin eben dabei, eine Eule mit den Prüfungen und den verlangten Tränken nach Paris zu schicken. Es wird wohl einige Zeit dauern, bis ich die Ergebnisse und die neuen Unterlagen für das nächste Semester haben werde und so werde ich wohl die Gelegenheit nutzen, mit meinem Gegengift weiter zu machen. Die Ansätze sind schon recht gut und es wirkt bereits gegen ein paar leichtere Gifte, was ich dann doch ziem-lich zufriedenstellend finde. Allerdings bringt es noch nichts gegen meine heimtückischern Eigenkreationen, die ich für den Dunklen Lord erfunden habe. Was wohl auch bedeutet, dass diese Gifte besonders mächtig sind. Ich wäre ja stolz darauf, wenn es nicht bedeuten würde, dass man damit so grenzenlos erfolgreich Menschen töten kann – und nicht nur kann - während der Herr-schaft des Dunklen Lords wurden auch viele Unschuldi-ge damit umgebracht. Ich habe nie mit eigenen Händen einen Menschen getö-tet oder gefoltert, aber meine Gifte haben das reichlich getan und meine Kunst hat mich zum Mörder gemacht – wohl sogar zum Massenmörder – aber ich weis es nicht wirklich – ich war nur selten dabei, wenn sie be-nutzt wurden, aber ich kenne die Erzählungen der an-deren Todesser und ich weis dann doch so Einiges – auch wenn ich denke, es wäre mir wirklich viel lieber, es nicht zu wissen. Warum habe ich mich nur dazu hinreißen lassen, so einen Mist zu erfinden? Doch ich muss mich das nicht wirklich fragen – ich wurde dafür sehr gut bezahlt und glaubte das Gold gut brauchen zu können. Doch was bringt mir alles Gold der Welt, wenn es mich zum Mör-der macht? Es war dreckiges Gold und es wurde mit dem Blut und dem Leben unschuldiger Menschen verdient. Damals habe ich mir solche Gedanken nicht gemacht – war wie tot – und wenn sie sich doch mal heimtückisch in mein Bewusstsein schlichen, habe ich sie mit weiteren Tränken betäubt. Ich weis nicht so Recht, was ich da-mals so alles geschluckt habe, aber es war eine Menge – und Hieratus hat mir auch so einiges untergeschoben, wenn ich mal wieder so gar nicht schlafen konnte oder wollte – Inzwischen bin ich vollkommen clean und ver-dammt froh darüber. Schlaftränke sind für mich nicht eben genial – ich träume nicht, wenn ich welche nehme und werde uner-träglich misslaunig und gereizt – sogar für meine Ver-hältnisse. Außerdem machen solche Tränke abhängig, wenn man sie zu oft nimmt oder sie wirken nicht mehr richtig. Beides war bei mir der Fall – ich musste sie im-mer noch nehmen, wenn ich nicht wollte, dass es mir sehr schlecht geht. Doch auch das war keine Lösung, denn mit der Zeit spielte mein Magen verrückt und ich musste sie absetzen. Allerdings habe ich das erst getan, als ich wieder in Hogwarts war. Dumbledore hat nicht die geringste Ahnung, dass ich das erste Jahr als Lehrer die meiste Zeit auf einer Art Entzug war. Ich erinnere mich nur verdammt ungern daran – es war mehr als nur scheußlich – und ich konn-te auch kein Palliativum entwickeln – ich musste da ein-fach durch und das ohne, dass es jemand mitbekam – wer hätte schon einen süchtigen Lehrer geduldet? Heut-zutage bin ich wie gesagt diese Abhängigkeit los, aber schlafen kann ich deswegen auch nicht richtig und mein Magen ist mehr als nur empfindlich geblieben – allerdings habe ich dagegen ein Mittel – wenigstens, wenn es zu übel wird. Ja, ich kenne mich mit Tränken aus – nicht so gut, wie es sein könnte, aber vielleicht besser, als es wem auch immer gut tut.  22 . Dezember 1982 Die Weihnachtsferien haben begonnen und ich habe meine Prüfungsergebnisse erhalten. Sie sind so gut, wie es auch die vorherigen waren. Dumbledore hat keine Ahnung davon, denn der würde mich nur wieder dazu drängen, kürzer zu treten und das will ich nicht, denn diese Studien sind das Einzige, was mich weiter machen lässt und meinem Leben wenigstens einen gewissen Wert gibt. Ich muss zugeben, dass ich nicht besonders gerne un-terrichte und Kinder auch nicht sehr mag – schon gar nicht, wenn sie langsam denken oder einfach nicht be-greifen, wenn ich ihnen was beibringen will. Es bedeu-tet mir zwar eine ganze Menge hier in Hogwarts in Si-cherheit leben zu können – eingesperrt und doch sicher – aber das was ich hier mit den Schülern mache, bedeu-tet mir nichts. Ich mache nur meinen Job und bin dabei weder freundlich noch besonders gut zu haben – man fürchtet mich eher, als sonst was und ich denke bei den Gryffindors bin ich regelrecht verhasst – ich kann ein-fach die Missetaten gewisser Herumtreiber nicht ver-gessen – und wie machtlos ich mich dabei gefühlt habe – jetzt bin ich das nicht mehr und das schlägt sich in meinem Verhalten nieder. Ich habe häufig Auseinandersetzungen mit McGonagall, wenn ich mal wieder zu viele Punkte abgezogen habe oder ihre Schäfchen zu viel nachsitzen lasse – doch ich werde mir keine Schwachheiten von ihnen gefallen las-sen – nicht mehr – ich bin kein kleiner hilfloser Junge mehr (auch wenn ich noch einsamer bin als damals) und ich habe jedes Recht sie zu bestrafen, wenn ich es nötig halte. Man tadelt mich für meine finstere, unfreundliche, hä-mische Art, aber ich kann nicht anders und ich denke, ich will es auch nicht. Wenn man nett ist, wird man für schwach gehalten und ich will nie wieder schwach oder gar hilflos sein – nein, nie mehr. Nur wenn Dumbledore mich darauf anspricht, dann nehme ich mich ein wenig zusammen, aber lange hält das nie an, denn die Kids ändern sich nicht und ich sehe nicht ein, dass ich es tun sollte. Die Bücher, die dieses Mal auf der Liste sind, stehen in der Bibliothek und so muss ich den Alten nicht bitten, sie mir zu besorgen und ich muss mich auch nicht auf seine sanften Erpressungen einlassen, um sie auch zu bekommen.  24 . Dezember 1982 Es ist Weihnachten und der Alte besteht auf meine Anwesenheit bei der Feier. Es sind nicht viele Schüler hier geblieben und so hoffe ich, dass es nicht so schlimm werden wird. Ich mag solche Feste nicht, denn an Tagen wie diesen wird meine Einsamkeit jedes Mal schier unerträglich und ich komme mir so schrecklich elend vor. Natürlich wird wie jedes Jahr das Schloss festlich ge-schmückt – wobei ich mich frage wofür – es ist ja eh kaum einer da. Ich habe noch jedes Jahr versucht, mich davor zu drücken, auch als ich hier noch ein Schüler war. Damals ging es, doch heute wacht Dumbledore mit Adleraugen darüber, dass ich auftauche. Wenn ich mich in meinem Kerker verschanze, kommt er zu mir herun-ter und holt mich ab. Wenn ich böswillig wäre, würde ich behaupten, dass er mich regelrecht in die Große Hal-le eskortiert. Ich finde es einfach grässlich, diese scheinheilige Freun-de zu spüren, die alle bei dieser Gelegenheit zur Schau stellen und noch schlimmer ist es für mich zu sehen, wenn sie sich gegenseitig beschenken oder auch von den Schülern kleine Präsente bekommen – für mich ist nie was dabei und das tut irgendwie weh – ich will mir nicht wehtun lassen und so tue ich, als würde ich es nicht bemerken, würde kein Geschenk wollen und als würde es mir nichts ausmachen. Doch wenn ich mich wieder in meine Räume abgeseilt habe – nach wenigstens drei Stunden ‚Weihnachtsfreu-de’ – dann überfallen mich jedes Mal gewaltige Depres-sionen und ich komme mir noch jämmerlicher und wertloser vor, als gewöhnlich. Es ist mal wieder eine dieser Nächte, wo ich keinen Menschen sehen will – und schon gar nicht Dumbledo-re. Doch der ist es gewöhnlich zufrieden, wenn ich oben war und so getan habe, als würde ich das schön finden. Wird besser so sein – ich bezweifle, dass ich bei einer solchen Gelegenheit meine Höflichkeit ihm gegenüber wahren könnte. Vielleicht wird es besser, wenn ich wieder das Schloss verlassen darf, aber wohin sollte ich dann gehen? Ich habe weder Heim noch Familie und Freunde schon gar keine – es gibt keinen Ort, wo ich willkommen bin, es sei denn hier in Hogwarts. Es wäre mal wieder so ein Abend, wo man seinen Frust in einem Glas Alkohol ertränken sollte, doch auch das steht mir nicht frei. Ich vertrage keinen und mir wird nur schlecht, wenn ich zu viel davon erwische. Meistens habe ich dann auch noch eine Woche lang einen gräss-lichen Kater. Sicher habe ich einen Trank dagegen, aber wenn ich in einer solchen Stimmung bin, dann denke ich immer, dass ich es verdient habe, dass es mir so dre-ckig geht und dass ich ein wenig leiden sollte, wenn ich so dumm war zu trinken, auch wenn ich es eigentlich besser wissen sollte – nee, das ist also keine Option. Ich finde auch nicht genug Ruhe, um meine Studien zu betreiben – gewöhnlich ist das immer eine gute Idee, um etwas ruhiger zu werden und sich ein wenig besser zu fühlen, aber an Weihnachten klappt das nie – ich kann mich einfach nicht richtig konzentrieren und so bleibt mir nur, mich in meinen Sessel zu setzten und ins Feuer zu starren in der vagen Hoffnung, dass ich vielleicht einschlafen werde oder was auch immer. Doch auch das geschieht meistens nicht, denn das Festmahl liegt mir wie Blei im Magen und der tut mir weh. Wie gesagt, ich habe manchmal Probleme mit dem Essen, aber auch die sind sonst nie so übel, wie an Weihnachten. Manchmal – so auch heute - treiben mir Gedanken durch den Kopf, dass ich ja einfach Schluss machen könnte – und dazu gibt es viele Methoden - schmerzlose oder mehr oder weniger schmerzhafte – auf jeden Fall endgültige – doch dann rufe ich mich zur Ordnung, denn ich habe hier noch zu tun und es wäre mehr als nur schäbig und feige, mich so einfach hier weg zu schleichen – auch wenn ich bezweifle, dass mich wer vermissen würde. Ich bin nicht beliebt, weder unter Schülern noch unter den Kollegen, aber wenn ich ehr-lich bin, ist das meine eigene Schuld – ich gebe mir kei-ne Mühe, beliebt zu sein und will ohnehin keinen an mich heranlassen. Aber ich muss es wieder gut machen und habe noch ei-ne gewaltige Schuld wieder abzutragen und so ist Selbstmord keine Option – auch wenn ich mein Leben von Tag zu Tag mehr hasse – besonders heute. Was soll denn das alles noch für einen Sinn haben? Gut, der Trankmeistertitel, mein Job als Lehrer, mein Schwur, es wieder gut zu machen – aber manchmal ist das so verdammt wenig – keine wirklichen Pläne für ein Morgen – für eine Zukunft. Doch was für eine Art von Zukunft sollte ich denn auch planen? Ich sitze hier noch für zwei weitere Jahre fest und ich bin mir nicht sicher, ob mir danach jemand anderes als der Alte bezahlte Arbeit geben wird. Ich bin ein Nichts und ein Niemand, habe weder Gold noch Einfluss, nur einen alten Namen, den habe ich – doch mit dem ist ein derartig schlechter Ruf verbunden, dass selbst die Familien der erkannten und verurteilten Todesser einen besseren haben – er nutzt mir also weniger als gar nichts und es würde mir nur schaden, mich auf ihn zu berufen. Manchmal ist das alles so schrecklich erdrückend, deprimierend und es raubt mir regelrecht die Luft zum Atmen. Immer noch starre ich in die Flammen und bin so schrecklich müde, doch ich kann einfach nicht einschla-fen oder was Sinnvolles tun. Vielleicht sollte ich was lesen, etwas, das nichts mit meiner Arbeit oder meinen Studien zu tun hat – vielleicht ein Märchen – als Junge habe ich die geradezu geliebt, doch die stehen in der Bibliothek und ich habe nicht die geringste Lust, jetzt dorthin zu gehen. Meine Hände und Füße sind kalt, trotz des Feuers und auch mein Herz ist kalt, hart und leer. Ich weis nicht, wie es anders sein sollte und ich denke, ich würde es auch gar nicht anders wollen – wer liebt leidet – und ich will nie wieder leiden und dennoch tue ich es. Wahrscheinlich bedeutet es schon zu leiden, wenn man auch nur lebt – bei mir ist es auf jeden Fall so. Vielleicht ist es besser, erst gar nicht geboren zu werden, als die-ses Leben auf sich zu nehmen. Doch ich bin nun mal auf dieser Welt und so muss ich das auf mich nehmen – auch wenn es mir nicht gefällt und mich nie jemand gefragt hat, ob ich dazu bereit bin – ich muss es einfach tun, denn wenn ich alles für und wider abwäge, bleibt mir einfach keine andere Wahl – ich muss weiter leben und ich muss weiter leiden – wie schon immer war und es wird sich wohl auch nichts daran ändern. Ich tue mir selbst so elendiglich Leid und hasse mich im gleichen Atemzug dafür. Ich bin einfach eine jämmerli-che Existenz und ich werde es wohl auch immer bleiben.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)