Pokémon - Die Hoenn-Abenteuer von Takeya-kun (Road to be a Pokémon Master) ================================================================================ Episode 213: Takeshis folgenschwere Entscheidung ------------------------------------------------ Noch immer ist unser kleiner Held Takeshi zusammen mit seinen Freunden Jeff und Kira auf seiner Trainingsreise, die ihm dabei helfen soll, bis zur bevorstehenden Hoenn-Liga-Meisterschaft noch stärker zu werden und sein bis vor seinem Gewinn seines 8. Ordens bestehendes Trainingspensum aufrecht zu erhalten. Ganz besonders widmete er sich bislang dem Training seiner Reserve-Pokémon, die bereits um einiges stärker geworden sind, seit er sie bei Professor Birk abgeholt hat. Doch auch sein eigentliches Team kommt bei dem Training nicht zu kurz. Mittlerweile hat unser kleiner Freund nur noch einen knappen Monat Zeit für sein Training, doch aus der Ruhe bringt ihn diese Tatsache keinesfalls. Nachdem unsere Freunde Graphitport City passiert hatten, schlugen sie ihr Lager an einem großen, einsam scheinenden See auf Route 110 auf. Denn ganz in der Nähe befand sich ein Wasserübergang, der als Abkürzung auf dem Weg nach Wurzelheim dient, wohin unsere Freunde zurückkehren wollen. Schon einmal benutzten sie diese Abkürzung, als Takeshi seinen 4. Orden gewonnen hatte und so schnell wie möglich zu seinem Vater zurückkehren wollte, um ihn herauszufordern und um seinen 5. Orden zu kämpfen. Doch bis zu dem Wasserübergang war es noch ein Fußmarsch von etwa einem Tag, weswegen Takeshi und die anderen entschieden hatten, die Nacht am See zu verbringen. Doch auch dort nutzte Takeshi jede freie Minute für sein Training, indem er all seine Pokémon herausholte und sie miteinander kämpfen ließ. Zwar war es etwas ungewohnt für jedes seiner Pokémon, gegen Freunde zu kämpfen, doch sie alle wussten, dass es zum einen nur Übungskämpfe waren und es nur ihrem eigenen Training diente. Die verrücktesten Paarungen kamen dabei zustande: Beispielsweise traktierte Feurigel Donphan in einer Tour mit Glutsalven, was dieses wiederum nicht auf sich sitzen ließ und seinen Gegner mehrmals mit Walzer umsäbelte. Oder Schwalboss und Pudox, welche sich ununterbrochen in der Luft rammten und eine Flug-Attacke nach der anderen einsetzten, um herauszufinden, wer von ihnen die größere Ausdauer hatte. Oder Sumpex zum Beispiel, welches sich wagemutig und ohne jegliche Scheu allein mit Tentoxa und Garados misste. Einige Stunden ließ Takeshi seine Pokémon so trainieren und tauschte dabei mehrmals die Kampfpartner, was das Training für jedes einzelne seiner Pokémon äußerst effizient machte, da sie auf diese Weise immer wieder einen neuen Gegner hatten, an dem sie ihre Kräfte und Fähigkeiten austesten und auch ihre Schwächen besser kennen lernen konnten. Am späten Nachmittag klatschte Takeshi schließlich in die Hände, was er neuerdings als Zeichen benutzte, damit seine zahlreichen Pokémon ihm Gehör schenkten. Nachdem ihm alle einen müden und zugleich neugierigen Blick zuwarfen, sagte Takeshi fröhlich lächelnd: „So, alle mal herhören! Ihr wart heute echt klasse. Ich bin stolz, zu sehen, was ihr tagtäglich für Fortschritte macht. Ihr habt euch alle eine Pause verdient, deswegen lassen wir heute die Abendtrainingsschicht ausfallen. Dafür erhöhen wir aber morgen das Pensum.“ Etwas geknickt ließen nun alle Pokémon die Schultern hängen und schauten enttäuscht zu Boden, weswegen Kira ganz verblüfft fragte: „Nanu? Die haben wohl ein Einstellungsproblem?“ „Na ja, sie haben heute echt hart trainiert. Wenn sie das Pensum morgen noch erhöhen müssen, wissen sie, dass das ne Tortur wird.“, stellte Jeff daraufhin nüchtern fest. Takeshi schaute daraufhin böse zu Jeff und meinte: „Hey, das hab ich gehört. Mein Training ist keine Tortur, schließlich gebe ich ihnen allen genügend Pausen. Und außerdem, Leute...Nur keine Müdigkeit vorschützen! Ich erhöhe das Trainingspensum morgen ja nicht, um euch zu ärgern. Im Gegenteil...ihr alle wollt doch noch viel stärker werden, oder nicht? Seid ihr nicht scharf darauf, zusammen mit mir im Stadion der Pokémon-Liga die Siegertrophäe in Händen zu halten?“ Allmählich legte sich die gedrückte Stimmung, weswegen Takeshis Pokémon ihren Trainer mit einem Funkeln in den Augen anlächelten und in Gedanken schon bei den Turnierkämpfen waren, in denen sie alle ihr Bestes geben würden. Infolgedessen streckte Takeshi seine rechte Faust nach oben und rief enthusiastisch: „Und nicht nur das spricht für ein höheres Trainingspensum. Ich werde euch auch allen noch größere Portionen Pokémon-Futter geben.“ Hellauf begeistert schrien nun alle Pokémon von Takeshi auf, sodass sämtliche Zweifel bereits wieder verblasst waren. Jeff schaute derweil ganz bedröppelt drein und fragte „Mehr Essen für höheres Trainingspensum? Ist das nicht Bestechung?“, woraufhin Kira scherzhaft antwortete: „Na klar, Takeshi ist korrupt geworden. Hahaha! Nein, Scherz beiseite...Sieh doch mal das Positive! Er versucht immer wieder, seine Pokémon zu motivieren und zu Höchstleistungen anzuspornen. Und man muss neidlos anerkennen, dass ihm das ausnahmslos immer gelingt!“ Takeshi grinste derweil freudig durch die Runde, während er zufrieden klarstellte: „Super, dann wäre das ja geklärt. Und jetzt kriegt ihr, wie versprochen, eure Pause.“ Takeshi holte nun einen Pokéball nach dem anderen hervor und holte jedes einzelne seiner Pokémon zurück, mit Ausnahme von Sumpex, welches sich nun erschöpft auf den Hintern plumpsen ließ und verschnaufte: „Sum...Sum...pex...“ Nachdem unser kleiner Freund all seine Pokébälle schließlich wieder verstaut hatte, holte er auf einmal aus seinem Rucksack einen lilafarbenen Pokéball hervor, den er anschließend extrem ernst ansah und dabei sagte: „So...und jetzt werde ich mich dir widmen.“ Zunächst neugierig musterten Jeff und Kira den Pokéball, den Takeshi in der Hand hielt. Doch als ihnen bewusst wurde, dass dies keinesfalls ein normaler Pokéball, sondern Takeshis Meisterball war, bekamen sie geradezu eine Gänsehaut und schauten ihren Freund sichtlich entsetzt an. „Ta...Ta...Takeshi, das...das ist doch nicht...Du...du willst doch...nicht...nicht etwa Kyogre rufen, oder?“, fragte Jeff nun starr vor Schreck, woraufhin Takeshi seine beiden Freunde todernst ansah und erwiderte: „Oh, doch. Es ist mir schwer gefallen, aber ich habe mittlerweile eine Entscheidung getroffen, was Kyogre angeht. Und diese Entscheidung muss ich meinem Pokémon selbst mitteilen!“ Infolgedessen holte Takeshi auf einmal ganz langsam mit seinem rechten Arm mit dem Meisterball in der Hand aus. Doch noch ehe er diesen nach vorne werfen konnte, schnellte Kira geistesgegenwärtig nach vorne und packte Takeshi am Arm, sodass dieser seine Wurfbewegung nicht zu Ende führen konnte. Aufgrund dessen sichtlich irritiert, fragte Takeshi: „Ki...Kira, was...was soll das?“ Kira schaute Takeshi daraufhin, ebenso wie Jeff und Sumpex, ernst an und erwiderte: „Nicht so hastig, Takeshi! Hast du dir das gut überlegt? Du weißt hoffentlich noch, was passiert ist, als du Kyogre letztes Mal aus seinem Meisterball gelassen hast. Es ist total ausgeflippt, hat dir kein bisschen zugehört und dich in seinem Wahn sogar in Eis eingefroren. Bist du so scharf darauf, dass sich so etwas wiederholt? Kyogre ist gefährlich, und zwar nicht nur für dich, sondern für uns alle. Du kannst es nicht kontrollieren. Niemand kann vorhersagen, was geschieht, wenn du es herauslässt.“ „Eben. Kira hat Recht.“, bekräftige Jeff seinen langhaarigen Freund entschieden, „Kyogre ist ein so mächtiges Pokémon, dass es wahrscheinlich gar nicht einsehen und akzeptieren will, dass es von einem Menschen gefangen wurde. Vielleicht sieht es das als Demütigung an oder so in der Art. Außerdem, wer weiß, was diesmal passiert? Willst du, dass es Unschuldige verletzt?“ Takeshi schaute Jeff daraufhin böse an und entgegnete verständnislos: „Was soll das? Soll ich mir jetzt etwa Gewissensbisse machen? Seht euch doch mal um! Hier an diesem See ist keine Menschenseele und Graphitport City haben wir auch schon weit hinter uns gelassen. Ich will es an diesem See rufen, gerade weil es hier so ruhig und einsam ist, wo wir weder gestört werden noch jemanden in Gefahr bringen können.“ Daraufhin schauten sich Jeff und Kira einmal genau um, konnten jedoch nichts und niemanden entdecken. Insofern hatte Takeshi wirklich Recht, denn das Risiko, Unbeteiligte in Gefahr zu bringen, war demnach relativ gering. Da er dies schließlich auch einsah, ließ Kira Takeshi letztlich wieder los, fragte aber mit einem besorgten Blick: „Okay, das stimmt schon. Aber...bist du dir auch wirklich sicher? Was hast du überhaupt mit Kyogre vor?“ Takeshi schaute daraufhin seinen Meisterball nachdenklich an und erklärte: „Na ja...die Hoenn-Liga-Meisterschaften beginnen in nicht mal einem Monat. Alle meine Pokémon habe ich, seit wir zurück in Wurzelheim waren, hart trainiert, bis auf eines...Kyogre! Angesichts seiner Stärke bin ich mir hundertprozentig sicher, dass es auch gar kein Training nötig hat. Wenn ich daran zurückdenke, wie es damals im Alleingang jedes einzelne Pokémon meines Teams fertig machte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, bekomme ich noch heute eine Gänsehaut. Seine Macht stelle ich also gar nicht in Frage. Das größte Problem ist aber, dass es mir nicht gehorcht und ich meilenweit davon entfernt bin, es kontrollieren zu können. Ich habe schon von Pokémon gehört, die ihren Trainern nicht gehorchen. Mein Vater hatte vor einigen Jahren auch mal eines, das partout nicht auf ihn gehört hat. Aber Kyogres Verhaltensmuster unterscheidet sich ganz eindeutig von jenen Pokémon, die ebenfalls nicht auf ihre Trainer hören. Während diese meist nur die Befehle ihrer Trainer verweigern, gerät Kyogre grundlos völlig in Rage und stellt mit seiner unbändigen Macht eine Gefahr für sich selbst und andere dar. Als es mich damals eingefroren hat, war das für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Alle meine Pokémon sind meine Freunde...außer Kyogre. Obwohl es mein Pokémon ist und ich am liebsten auch mit ihm Freundschaft schließen würde, ist es wie ein Dämon, der in dem Meisterball nur darauf lauert, Chaos und Unheil anzurichten. Ich werde nie vergessen, dass es damals, nachdem Adrian es wiedererweckt hat, problemlos die Möglichkeit dazu hatte, die gesamte Welt zu bedrohen. Ich habe es gefangen, also trage ich auch die Verantwortung für Kyogre. Aber nur weil es gefährlich ist, kann ich es nicht ewig im Meisterball wegsperren. Ich habe seit Wochen darüber nachgedacht...auch wenn ich nach außen hin nur auf mein Training fixiert schien, innerlich dachte ich sehr oft darüber nach, wie es mit Kyogre weitergehen soll. Und ich bin zu einem Entschluss gekommen...“ „Und der wäre?“, fragte Jeff nun sichtlich gespannt, woraufhin Takeshi plötzlich mit einer blitzschnellen Armbewegung seinen Meisterball nach vorne warf und dabei energisch rief: „Das werdet ihr jetzt erfahren. Kyogre, komm heraus!“ Direkt über dem großen See öffnete sich der Meisterball schließlich. Ihm entsprang ein gewaltiger Lichtstrahl, der sich ganz langsam zu dem riesigen, imposant wirkenden Körper von Kyogre materialisierte. Nachdem das grelle Licht letztlich verschwunden war, schwebte Kyogre geradezu majestätisch über dem See, indem es ganz langsam und elegant seine beiden riesigen Schwimmflossen auf und ab bewegte. Seine gelb-schwarzen, stechenden Augen trafen nun genau auf den entschlossenen Blick von Takeshi, der sich trotz seiner inneren Anspannung keine Blöße gab. Ganz anders Jeff und Kira, die vor lauter Angst und Respekt vor dem legendären Pokémon zitterten und wie zu Stein erstarrt an der selben Stelle verharrten. Nur allzu gut sahen sie noch Takeshi vor ihrem geistigen Auge, wie er damals von Kyogre, als er es zuletzt aus dem Meisterball ließ, eiskalt und ohne Gnade mit einem Eisstrahl eingefroren wurde. Erneut trafen sich also die Blicke von Takeshi und Kyogre. Nach einigen Sekunden, in denen nichts geschah, legte Takeshi schließlich ein sanftes Lächeln auf und sagte „Kyogre...“, doch noch bevor er weitersprechen konnte, geschah das, was seine Freunde bereits befürchtet hatten. Kyogre schlug einmal stark mit seinen Schwimmflossen auf und ab, was so viel Wind erzeugte, dass sich unsere Freunde mit ihren Armen davor schützen mussten. Doch nicht nur das, auch der See selbst bekam diesen Wind zu spüren, indem sich darin binnen Sekunden Unmengen mittelgroßer Wellen bildete, die sich heftig am Seeufer brachen. Aufgrund dessen wichen unsere Freunde zur Sicherheit etwas zurück, während Kyogre in die Luft emporstieg und wild umherzufliegen begann, wobei es völlig außer sich zu schreien begann. „Ahhh! Verdammt, was hab ich dir gesagt?“, fluchte Kira nun, während Jeff Takeshi vorwurfsvoll ansah und rief: „Kira hat Recht. Wir haben dich gewarnt, aber du wolltest ja nicht auf uns hören. Los, schnell, Takeshi! Hol es wieder zurück!“ Sichtlich entschlossen, das, was er sich vorgenommen hatte, durchzuziehen, schüttelte Takeshi jedoch den Kopf. Unterdessen begann Kyogre wie damals erneut damit, seine Eisstrahl-Attacke einzusetzen, die es nun in alle Richtungen abfeuerte. Takeshi, der natürlich ebenfalls nervös war, sprang aber über seinen eigenen Schatten und rief mit selbstbewusster Stimme: „KYOGRE!“ Jedoch zeigte Kyogre nach Takeshis Schrei keinerlei Reaktion und feuerte in seinem Wahn einen Eisstrahl nach dem anderen ab. Jeff wich derweil Stück für Stück immer weiter zurück, bis er plötzlich rückwärts stolperte und auf seinem Hintern landete. Mit schlotterndem Kiefer stammelte er nun: „Ge-ge-genau wie da-damals...Ta-Ta-Takeshi, ho-hol es zu-zurü-zurück! Bi-bitte!“ „Takeshi, verdammt! Mach, was er sagt! Wenn das so weitergeht, trifft es vielleicht jeden Moment einen von uns.“, setzte Kira Takeshi daraufhin mächtig unter Druck, welcher sich jedoch nicht beirren ließ. Noch immer mit einem wild entschlossenen Blick schaute er zu Kyogre herauf, bis er schließlich erneut lautstark zu ihm sprach: „KYOGRE! Ich weiß, dass du mich hörst. Natürlich kannst du mich ignorieren, aber hören tust du mich, das weiß ich. Deine Ohren kannst du dir auch schlecht zuhalten. Hör mir bitte zu! Nur dieses eine Mal. Bitte...Ich weiß mittlerweile selbst, dass ich dich nicht kontrollieren kann und du vermutlich nicht das geringste Interesse daran hast, das Pokémon eines Dreikäsehochs wie mir zu sein. Ein bisschen kann ich das auch verstehen, schließlich bist du ein lebender Mythos, ein legendäres Pokémon. Du bist mein Pokémon, daran ändert sich zurzeit nichts, ob du dich nun sträubst oder nicht. Aber gerade weil du mich nicht als deinen Trainer akzeptieren willst, habe ich eine Entscheidung gefällt, die uns beide betrifft.“ Unterdessen gab Kyogre einen gellenden, wutentbrannten Schrei nach dem anderen von sich und wirkte dabei alles andere so, als wenn es Takeshi Gehör schenkte. Doch Takeshi wusste innerlich genau, dass Kyogres Verhalten in diesem Moment vergleichbar mit dem eines Kleinkindes war, welches zwar hört, was die Erwachsenen ihm sagen, es aber nicht akzeptieren will. Deswegen legte er trotz der bedrohlichen Lage plötzlich ein selbstsicheres Lächeln auf und verkündete lautstark: „KYOGRE! Hör mir jetzt gut zu! Ich habe beschlossen.....dich.....frei zu lassen.“ Just in diesem Moment beendete Kyogre seine gellenden Schreie abrupt und zeigte erstmals eine andere Emotion, als nur die reine Wut. Es schaute Takeshi mit seinen großen, gelb-schwarzen Augen ganz erstaunt an, woraufhin es die heftigen Schläge seiner Schwimmflossen, durch die es sich fliegend fortbewegt hatte, abbrach und langsam in den See hinabglitt. Dort musterte es Takeshi nun mit einem ernsten Blick, während Jeff, Kira und Sumpex ganz verdutzt dreinschauten. „Sum? Sumpex?“, sagte Sumpex nun völlig verblüfft, während Jeff ungläubig fragte: „Du...du...willst was machen?“ Kira schaute Takeshi daraufhin böse an und machte ziemlich empört deutlich: „Das ist nicht die Zeit, um Witze zu machen, Takeshi. Du kannst es nicht freilassen. Es hat die Macht, die Welt ins Chaos zu stürzen. Willst du das etwa?“ Infolgedessen hielt Takeshi seine rechte Hand mit ausgestreckten Fingern zur Seite zu Kira, was ihm signalisieren sollte, dass er für einen Moment ruhig sein und lediglich zuhören solle. Daraufhin fuhr Takeshi schließlich fort: „Du hast richtig gehört, Kyogre. Ich werde dich frei lassen. Eigentlich bin ich ein Mensch, der sich jeder Herausforderung gewachsen sieht. Aber als du mich damals angegriffen hast, ist mir etwas klar geworden. Ich glaube daran, dass jedes, absolut jedes Pokémon einen guten Kern in sich trägt, selbst wenn er nicht groß sein sollte. Dies heißt aber noch lange nicht, dass sich jedes Pokémon zähmen lässt. Ich hab eingesehen, dass du mir nicht vertraust...und dich deshalb so benimmst. Ich...ich bin enttäuscht von mir selbst, weil ich aufgebe, aber...ich glaube, ich schaffe es einfach nicht, dass du mich irgendwann als deinen Trainer anerkennst. Deshalb will ich dir die Freiheit schenken.“ Kyogre schaute Takeshi derweil noch ganz gespannt an, bis es plötzlich ein fast schon erleichtert klingendes Schnaufen von sich gab. Doch just in diesem Moment hob Takeshi plötzlich seine linke Hand an und streckte Zeige- und Mittelfinger aus, während er klarstellte: „Ich werde dich frei lassen, Kyogre. Aber nur...unter einer Bedingung. Oder zwei, besser gesagt. Wenn du auf meine Bitten eingehst, verspreche ich dir hoch und heilig, dass ich dich danach freilassen werde.“ Kyogre, welches sich innerlich bereits gefreut zu haben schien, schaute Takeshi nun auf einmal skeptisch an, weil es im Gefühl hatte, Takeshi wolle es nur ausnutzen und anschließend weiterhin in seinem Besitz behalten. Dennoch blieb es weiterhin ruhig und hörte sich geduldig an, was er weiterhin zu sagen hatte: „Okay, hier meine Bedingungen, Kyogre. Erstens: Ich möchte, dass du in Frieden lebst und niemandem, egal ob Mensch oder Pokémon, ein Leid zufügst, nachdem ich dich frei gelassen habe. Ich bin fest davon überzeugt, dass du kein bösartiges Pokémon bist. Dein wildes Verhalten kommt vielleicht daher, weil du die Bilder aus deinem epischen Kampf mit Groudon noch im Gedächtnis hast. Das kann ich auch verstehen. Mir ist aber dennoch wichtig, dass du ein friedvolles Leben führst, sobald ich dir die Freiheit wiedergebe.“ Es schien unglaublich, doch aus Kyogres skeptischem Blick wurde plötzlich ein ganz verblüffter, weil es nie im Leben damit gerechnet hatte, dass die erste Bedingung so harmlos und nur auf Kyogres eigenes Wohlergehen bezogen sein würde. Nachdem Takeshi also die erste Bedingung genannt hatte, nahm er den Mittelfinger wieder runter, sodass sein Zeigefinger für seine zweite und letzte Bedingung stand. Infolgedessen setzte er seine Bitte fort: „Meine letzte Bedingung bezieht sich auf den Zeitraum, in dem ich dich freilassen werde. Also...Zweitens: Ich möchte dich bitten, noch etwa einen Monat zu warten. In ungefähr einem Monat werde ich dich freilassen. Dafür möchte ich allerdings, dass du mir einen Gefallen tust. Als altertümliches Pokémon ist dir so etwas vielleicht eher fremd, aber ich werde dir erklären, weswegen ich dich bitte, zu warten. In einem Monat beginnt hier in der Hoenn-Region das jährliche Treffern der sogenannten Pokémon-Liga. Dort treten die besten Pokémon-Trainer des Landes in mehreren Runden gegeneinander an, um zu ermitteln, wer von ihnen der Beste ist. Derjenige, der dieses Turnier gewinnt, bekommt den Titel des Pokémon-Meisters. In fast einem Jahr habe ich zusammen mit meinen vielen Pokémon, die ich mühsam gefangen, trainiert und aufgezogen habe, eine Menge Kämpfe bestritten, um überhaupt berechtigt zu sein, an den Pokémon-Liga-Meisterschaften teilnehmen zu dürfen. Ich habe mir zusammen mit meinen Pokémon, die für mich gleichberechtigte Partner und Freunde sind, etwas aufgebaut...Verstehst du das? Und ich will, dass diese lange, harte Arbeit belohnt wird. Dass sich all unsere Mühen bezahlt machen...Der Titel des Pokémon-Meisters ist die größte Ehrung, die sich ein Pokémon-Trainer und seine Pokémon nur vorstellen können. Und ich...tja, weißt du...Hehehe, ich habe mir nun mal vorgenommen, der größte Pokémon-Meister aller Zeiten zu werden. Hahaha! Ich will Geschichte schreiben. Und ich möchte, dass du ein Teil dieser Geschichte wirst. Ich weiß nicht, wie weit ich es in der Pokémon-Liga bringen werde. Aber ich möchte dich bitten, mir zumindest für den kurzen Zeitraum vor und während der Pokémon-Liga-Meisterschaften beizustehen, mir deine Kraft zu leihen...und auf mich zu hören, falls ich dich in diesem Turnier einsetzen sollte. Ich schwöre dir...bei allem, was mir hoch und heilig ist...wenn du mir diese beiden Gefallen tun kannst, wirst du für immer frei sein. Darauf...“ Just in diesem Moment streckte Takeshi plötzlich seine rechte geöffnete Hand nach vorne aus, bis er schließlich seinen abgebrochenen Satz zu Ende brachte: „Darauf, Kyogre...gebe ich dir mein Wort.“ Kyogre, stets zornerfüllt, unberechenbar und vor allem unkontrollierbar gewesen, schien nun zum aller ersten Mal seine harte Schale abzuwerfen, da die emotionalen Worte von Takeshi es tatsächlich gerührt haben. Aufgrund dessen streckte es plötzlich seine rechte Schwimmflosse nach vorne aus und stupste damit leicht Takeshis Hand, die er Kyogre hingehalten hatte, an. Just in diesem Moment zuckte Takeshi plötzlich auf und in Windeseile bildete sich ein dicker Kloß in seinem Hals, weil ihn diese Szene fast zu Tränen rührte. Nur durch diese eine, auch nur Sekundenbruchteile anhaltende Berührung mit Kyogre, spürte er überdeutlich, wie sein unzähmbar scheinendes Pokémon ihm endlich so etwas wie Vertrauen entgegenbrachte. Da er nicht wollte, dass ihm jeden Moment die Tränen kommen, rieb er sich vorsorglich kurz die Augen, woraufhin er Kyogre schließlich überglücklich anlächelte und sagte: „Hehe...Ich danke dir, Kyogre.“ Just in diesem Moment drehte sich Takeshi plötzlich zu Sumpex und schlug mit ihm mit beiden Händen ein, woraufhin die beiden freudestrahlend in die Luft sprangen, wobei Takeshi enthusiastisch schrie: „Jaaaaa! Das ist großartig. Sumpex, mein Freund. Zusammen mit Kyogre werden wir in die Geschichte eingehen, hahahaha!“ „Sum! Sumpex!“, erwiderte Sumpex daraufhin ebenso fröhlich wie sein Trainer. Unterdessen schauten Jeff und Kira ganz verdutzt drein. Ganz langsam stand Jeff schließlich wieder auf und kratzte sich am Hinterkopf, während er ratlos sagte: „Nee, das...das glaub ich jetzt nicht. Takeshi...hat’s geschafft? Er...er hat Kyogre...gezähmt...Kira! Sag mir, dass ich träume! Los, kneif mich mal!“ Kira verschränkte infolgedessen die Arme und setzte ein ernstes Lächeln auf, während er erleichtert ausatmete und erwiderte: „Hehe...Kneif dich selber! Das hier ist kein Traum, Jeff. Ich erlebe gerade genau das gleiche, wie du. Dieser Takeshi...Hehehe...Hahahaha! Dieser Teufelskerl schafft’s immer wieder, das Unmögliche möglich zu machen. Kyogre freizulassen, darauf muss man erst mal kommen...Niemand würde so einen seltenen Fang einfach so aufgeben...aber unser Takeshi tut es um Kyogres Wohl. Er ist einfach spitze. Was würde Tojo jetzt wohl sagen? Vermutlich wieder, dass Takeshi zu zart besaitet sei. Kyogre einfach gehen zu lassen, ist ein herber Verlust. Aber Takeshi hat einen klasse Kompromiss gefunden. So kann ihm Kyogre zumindest während der Hoenn-Liga nützlich sein. Tja, Jeff...wir beide haben da echt einen verrückten Kerl kennen gelernt, hehehe...“ „Hahahaha! Und ob. Aber begleiten wir ihn nicht genau deswegen auf seiner Reise? Hahaha!“, erwiderte Jeff daraufhin sichtlich erheitert, woraufhin sich er und Kira schließlich fröhlich anlächelten. Unserem kleinen Helden Takeshi ist es also tatsächlich entgegen aller Erwartungen gelungen, dass Kyogre ihm Gehör schenkt und endlich Vertrauen zu seinem Trainer fasst. Auch wenn dieses Vertrauensverhältnis, wie nach Takeshis Bedingungen deutlich abzusehen ist, nur von kurzer Dauer sein wird und Takeshi mit seinem legendären Pokémon auch so eine Art Zweckgemeinschaft eingeht, ist ihm gelungen, woran andere kläglich gescheitert wären: nämlich ein legendäres Pokémon aus uralter Zeit, das kein Vertrauen zu nichts und niemandem hat, von seiner Güte, Aufgeschlossenheit und Zielstrebigkeit zu überzeugen. Wünschen wir ihm, dass er jetzt, wo er Kyogre auf seiner Seite hat, ein noch besserer Trainer wird und sich seine Chancen bessern, in der Hoenn-Liga ganz weit oben mitzuspielen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)