Pokémon - Die Hoenn-Abenteuer von Takeya-kun (Road to be a Pokémon Master) ================================================================================ Episode 193: Shios Rückkehr --------------------------- Unsere drei Freunde Takeshi, Jeff und Kira haben sich nach der Zeit, die sie gemeinsam in Prachtpolis City verbracht haben, per Flugzeug auf den Rückweg nach Blütenburg City gemacht, wo sie Takeshis Vater Norman am Flughafen erwartet. Von dort aus wollen sie dann nach Wurzelheim, Takeshis neuer Heimat nach dessen Umzug von Johto nach Hoenn, weiterreisen, damit Takeshi endlich seine Mutter wiedersehen und dort in aller Ruhe für die Hoenn-Liga trainieren kann. Doch während unsere Freunde noch im Flugzeug saßen und die baldige Ankunft in Blütenburg City herbeisehnten, war unterdessen ein alter Bekannter in seine eigene Heimat zurückgekehrt: Shio! Zusammen mit seinem Freund Yuji hat er nach seinen Niederlagen gegen Takeshi und Tojo Prachtpolis City verlassen und sich wieder auf den Heimweg gemacht. Kaum zurück in der riesigen Hafenstadt Graphitport City, machten sich die beiden umgehend zu dem alten, etwas abseits gelegenen Industriegebiet auf, in dem sich die Basis und das Trainingslager der Pokémon Force befanden. Inzwischen hatten die beiden schon einen weiten Weg zurückgelegt und waren nicht mehr allzu weit von dem Stützpunkt der Organisation entfernt. Shio ließ dabei seine Blicke durch die Stadt schweifen, wobei ein sanftes Lächeln seine Lippen zierte. Auch die Menschen, die ihn auf der Straße erkannten, seine Rückkehr aber mit Argwohn hinnahmen, konnten seine Stimmung nicht trüben. „Ich bin froh, wieder hier zu sein...Nirgendwo fühle ich mich wohler, als in Graphitport City. An dieser Stadt hängen so viele schöne Erinnerungen.“, meinte Shio nun ganz nostalgisch, während Yuji plötzlich die Arme hinter dem Kopf verschränkte und mit einem Grinsen erwiderte: „Hehe...Oh ja, das stimmt, Shiolein. Allerdings nervt es irgendwie auch, immer wieder diese skeptischen Blicke der Leute zu sehen, wenn wir mal wieder hier sind. Die Pokémon Force hat immer noch den gleichen schlechten Ruf, wie damals, als dein Vater die Organisation gegründet hat. Die Leute sollten sich mal lockerer machen, so wie ich!“ Shio schaute daraufhin mit nachdenklicher Miene nach vorne auf den Boden, während er weiterging, und erwiderte mit ernstem Ton: „Stimmt schon, Yuji, aber...Das kann man ihnen nicht übel nehmen. Unsere Organisation hat so viel falsches getan...das wussten alle hier. Absolut alle...Die einzigen, die so verblendet waren und nichts verstanden haben, sind wir Mitglieder von der Pokémon Force. Menschen und Pokémon für immer voneinander trennen zu wollen, tss...Kein Wunder, wenn man da von den Leuten komisch angeguckt und nur noch gemieden wird. Sie denken alle, dass wir völlig weltfremd geworden sind. Aber nach allem, was wir getan haben, verstehe ich die Menschen hier nur allzu gut.“ „Tja...hier leben so viele Leute, die uns kennen und die noch vor der Zeit der Pokémon Force immer so nett zu uns waren. Glaubst du, dass es irgendwann noch einmal so werden kann?“, fragte Yuji daraufhin besorgt, woraufhin Shio mit entschlossener Miene entgegnete: „Ja, bestimmt. Von Takeshi habe ich gelernt, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben und für seine Ziele zu kämpfen und alles zu geben...Wir haben in den letzten Jahren viel Mist verzapft, für den wir gerade stehen müssen, aber...jetzt, wo wir begriffen haben, dass die Ideale der Pokémon Force falsch sind, ist es an uns, diesen Wahnsinn zu beenden. Wenn es mir gelingt, meinen Vater davon zu überzeugen, die Pokémon Force aufzugeben, dann sehen die Leute vielleicht endlich, dass wir im Grunde noch die gleichen lieben, netten Jungs wie damals sind...und aus unseren Fehlern gelernt haben. Darauf kommt es an. Ihnen allen zu zeigen, dass wir es wirklich gut meinen und unsere Fehler wieder gutmachen wollen. Dann werden sie sicher eines Tages wieder Vertrauen zu uns haben. Glaub mir das, Yuji!“ Und so gingen die beiden Freunde weiter mutig ihren Weg. Es dauerte noch etwa 10 weitere Minuten, bis sie schließlich am Ziel waren. Vor ihnen erstreckten sich das riesige Trainingsgelände und die Gebäude der Basis der Pokémon Force. Während Yuji vor Nervosität schwer schlucken musste und nur ein ängstliches „Wir sind da.“ herausbrachte, schaute Shio voller Entschlossenheit auf das Hauptgebäude der Pokémon Force, in dem er seinen Vater Daisuke vermutete. In diesem Moment dachte er an den Tag zurück, an dem sich nach Daisukes Scheitern als Pokémon-Trainer dessen Idee, die Menschen und Pokémon voneinander trennen zu wollen, endgültig manifestierte. Der Tag, an dem sich Shios Leben maßgeblich veränderte. ~Rückblick (The 2nd Special)~ Nojiko: „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Hör endlich auf, so zu reden! Pokémon sind etwas wunderbares. Das hast du früher so oft gesagt, vor allem zu Shio. Wenn man ein Trainer wird, heißt das, sich Pokémon zu fangen, um sie zu eigenen Freunden zu machen und mit ihnen durchs Leben zu gehen...Was soll daran verkehrt sein?“ Daisuke: „Du kannst das nicht verstehen. Du warst nie eine Trainerin und wirst es nie werden. Die Trainer-Welt ist hart...und grausam. Ich will diesem Leid ein Ende setzen. Denn es geht auf der Welt ganz vielen Menschen, wie es mir ging, die einfach keinen Erfolg haben und auf ihrer Reise nur Misserfolge hinnehmen müssen. Daher habe ich jetzt das ultimative Ziel vor Augen, hehehe...DIE RASSENTENNUNG VON MENSCHEN UND POKÉMON! Merkt euch das! Heute ist die Geburtsstunde meiner eigenen Organisation...Ein Gerechtigkeits-Korps, das die Welt verbessern wird. Heute wird von mir die Pokémon Force ins Leben gerufen.“ ~Rückblick - Ende~ Shio schloss nun für einen Moment seine Augen, während er seine Fäuste ballte und heftig die Zähne aufeinander biss. Daraufhin sagte er verbissen vor sich hin: „Gh, gh...Ein Gerechtigkeits-Korps...Gerechtigkeit...dass ich nicht lache. Die Rassen Mensch und Pokémon voneinander trennen zu wollen...wie konnte ich nur all die Zeit so behämmert sein? Es war von Anfang an alles so lächerlich...aber ich habe nichts durchschaut, weil ich zu naiv war und meinem Vater blind vertraut habe. Aber jetzt ist endgültig Schluss damit. Wir haben in den letzten 2 ½ Jahren nur Unrechtes getan...und werden jetzt die Verantwortung dafür tragen. Komm, Yuji!“ Yuji nickte daraufhin und schloss sich seinem Freund an, der mutig, entschlossen und unerschrocken voranging und direkt auf das Hauptgebäude der Pokémon Force zusteuerte. Dabei passierten sie die vielen Kampfplätze, auf denen sich zahlreiche Mitglieder der Pokémon Force in Pokémon-Kämpfen missten. Als jedoch die ersten auf Shio und Yuji aufmerksam wurden, riefen sie lautstark über den Platz „Shio und Yuji sind hier.“, woraufhin alle sofort hellhörig wurden. Voller Respekt verneigten sich nun alle höflich vor Shio und Yuji, um sie willkommen zu heißen. Im Normalfall hätten Shio und Yuji dies so hingenommen, doch da Shio mit der Pokémon Force brechen wollte, schaute er die Mitglieder der Organisation, die sich vor ihm verneigten, wutentbrannt an und schrie plötzlich los: „Rrhh, hört sofort auf mit dem Quatsch! Ich bin nicht mehr wert als ihr, kapiert? Ihr müsst euch nicht mehr vor mir verbeugen. Mit der Pokémon Force wird es bald aus sein. Das kann ich jetzt schon versprechen. Also hört auf! Wenn ich euch einen guten Rat geben kann, dann steigt aus dieser Organisation aus! Das ist das Beste für euch.“ Ohne auch nur noch einen Blick auf die anderen zu werfen, stürmte Shio zusammen mit Yuji weiter voran, während die anderen Mitglieder der Pokémon Force, die sich soeben noch höflich vor ihm verneigt hatten, ihm ungläubig hinterher sahen. „Was ist mit Shio los? Was redet er da?“ oder „Ist er verrückt geworden?“ waren wohl die Fragen, die den anderen dabei am häufigsten durch den Kopf gingen. Unterdessen betraten Shio und Yuji schließlich das Hauptgebäude der Basis, woraufhin sie umgehend zur Rezeption gingen. Die Rezeptionistin begrüßte die zwei nun fröhlich lächelnd „Oh, guten Tag, ihr beiden. Schön, euch wieder hier begrüßen zu dürfen.“, woraufhin Shio jedoch aufgebracht die Hände auf die Theke schlug und forderte: „Sagen Sie mir sofort, wo ich meinen Vater finden kann! Wo ist er?“ „Äh...ähm...Er ist im 5. Stock. Gibt es ein Problem, Shio?“, erwiderte die Rezeptionistin darauf eingeschüchtert, doch eine Antwort bekam sie nicht, da sich Shio und Yuji umgehend zu einem Fahrstuhl aufmachten und einstiegen. Nachdem Shio den Knopf für den 5. Stock gedrückt hatte, lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Wand und verschränkte seine Arme, während er ziemlich düster drein schaute. „Das letzte Mal, als wir hier waren, hat mir mein Vater eine Ohrfeige gegeben. Diesen Tag...werde ich nie vergessen.“, dachte Shio nur ungern an die letzte Konferenz der Pokémon Force zurück, was seinem angespannten Gesichtsausdruck sehr deutlich zu entnehmen war. ~Rückblick (The 2nd Special)~ In Windeseile holte Daisuke mit der Hand aus und verpasste seinem Sohn eine Ohrfeige. In dem Moment, in dem Daisukes Hand Shios Gesicht berührte und sein Kopf durch den Schlag zur Seite flog, hatte Shio einen mehr als geschockten Gesichtsausdruck. Ohne Worte nahm sein Freund Yuji dies hin, unwissend, was er tun sollte. Denn schließlich wollte er sich nicht gegen seinen Chef auflehnen. Daisuke: „Rrhh...Du bist eine Schande für die Pokémon Force, Shio. Ich dachte immer, ich könnte dir vertrauen. Damals war dein Potenzial erstaunlich. Ich wusste genau, dass du es zu dem Profi-Trainer schaffen würdest, der ich immer sein wollte. Du bist die Nummer 1 unserer Organisation geworden, nachdem ich dich damals einem harten Training unterzogen habe. Ich war immer stolz auf dich. Doch jetzt kann ich es wohl kaum noch sein. Du weißt ganz genau, dass jeder hier bessere Ergebnisse von dir als von Yuji erwartet hat. Natürlich hast du mehr Kämpfe als Yuji gewonnen, schön und gut. Aber du hast es zugelassen, dass du 4 Mal unentschieden gekämpft hast...Das ist eine Schande. Du hast sowohl deine als auch meine Ehre damit in den Dreck gezogen. Wie konntest du nur, Shio?“ ~Rückblick - Ende~ Der Aufzug kam nun im 5. Stock an und die beiden stiegen aus. Anschließend gingen sie durch einen langen Gang, bis sie schließlich am Ende des Ganges auf eine Tür stießen. Nachdem die zwei die Tür geöffnet hatten und eingetreten waren, fanden sie sich in einem weiteren, langen Gang wieder, dessen Wände, die Decke und der Boden nur aus durchsichtigem, aber belastbarem Glas bestanden. Etwa 10 Meter unter diesem schleusenartigen Glasdurchgang befand sich eine riesige Trainingshalle, die man somit, wenn man in diesem Gang stand, komplett überblicken konnte. Shio und Yuji gingen durch den Gang, während sie zur Seite durch das Glas schauten und viele Mitglieder der Pokémon Force unten in der Trainingshalle mit ihren Pokémon trainieren sahen. Doch dann richteten die beiden ihren Blick schließlich wieder nach vorne, wo sie in der Mitte des Ganges einen Mann mit schwarzen, schräg abstehenden Haaren und einem kleinen Bart am Kinn erblickten. Dieser trug ein graues, eng anliegendes Oberteil, auf dem ganz fett mit einem violetten Farbton „PF“ geschrieben stand. Dieses PF stand für Pokémon Force. Über diesem grauen Hemd trug er eine schwarze, offene, lockere Weste, während er an seinen Händen schwarze, eng anliegende Handschuhe anhatte, so ähnlich wie bei Shio, bei denen jedoch die Hälfte jedes Fingers nackt herausschaute, weil es keine vollständig zugenähten Handschuhe waren. Außerdem trug der Mann eine graue, eng anliegende Hose und schwarze Schuhe. Natürlich handelte es sich bei dieser Person um keine geringere als Daisuke Fukiyama, Shios Vater, den sie bereits kurz vor der letzten Konferenz der Pokémon Force in einer fast identischen Situation getroffen hatten. Mit ziemlich ernsten Blicken musterten Shio und Yuji Daisuke unaufhörlich, während sie auf ihn zugingen, bis sie letztlich etwa 2 Meter von ihm entfernt stehen blieben, wohingegen Daisuke mit verschränkten Armen und konzentriert wirkender Miene auf die Kampffelder unter sich blickte. „Hallo, Vater.“, riss Shios ernste Stimme Daisuke plötzlich aus seiner Konzentration, weswegen er sich ganz erschrocken zur Seite drehte. Dort erblickte er nun Shio und Yuji vor sich, woraufhin er sich an sein Herz fasste und erleichtert ausatmete, bis er schließlich sagte: „Puh...Hast du mich erschreckt, mein Junge. Shio, Yuji...Ich freue mich, euch zu sehen. Wie geht es euch?“ „Hehe...Uns ging’s seit 2 Jahren noch nie besser als jetzt.“, entgegnete Shio mit einem provokanten Lächeln, das in Daisuke sofort eine gewisse Verunsicherung emporsteigen ließ. Dennoch ließ er sich diese nicht anmerken und sagte daher mit einem gekünstelten Lächeln: „Haha, das freut mich zu hören. Aber mal etwas anderes...was treibt euch hierher? Bis zur nächsten Konferenz der Pokémon Force dauert es doch noch etwas. Wieso seid ihr schon zurück?“ Als Shio infolgedessen, statt eine Erklärung abzugeben, nur eine sehr ernste Miene auflegte, hatte Daisuke bereits eine leise Vorahnung, was Shio ihm sagen wollte, daher sprach er seine Vermutung ganz offen aus: „Ah, hehehe...Verstehe. Ich kann mir sehr gut vorstellen, warum du hier bist, Shio. Du willst mir sicher mitteilen, dass du diese 2 Typen besiegt hast, die dir nur Schimpf und Schande gebracht haben, hab ich nicht Recht? Du hast Takeshi Rudo und diesen Tojo in ihre Schranken gewiesen. Ist es nicht so?“ Shio senkte daraufhin für einen Moment den Kopf, während sich auf seinem Gesicht ein Lächeln breit machte. Doch dann schaute er seinem Vater auf einmal ohne Scham ins Gesicht und erklärte: „Nicht ganz. Ich habe erneut gegen die beiden gekämpft und diesmal...habe ich gegen alle beide VERLOREN.“ „Wa...Was? Was sagst du da? Das ist nicht dein Ernst, Shio.“, erwiderte Daisuke darauf fassungslos und ungläubig zugleich, während Shio knallhart klarstellte: „Doch, Vater. Das ist die Wahrheit.“ Zunächst schaute Daisuke völlig geschockt zu Boden, während seine Hände vor lauter Entsetzen zitterten. Er konnte und wollte es nicht wahrhaben, dass sein Sohn 2 mal verloren hatte, und fühlte sich dadurch automatisch an seine eigenen Misserfolge in der Vergangenheit erinnert. Doch der Schock wandelte sich schon sehr bald zu reiner Wut um, weswegen Daisuke seinen Sohn schließlich zornig ansah und entrüstet schrie: „Du hast gegen beide verloren und besitzt dann noch den Mut, dich hier blicken zu lassen? Shio, das ist absolut erbärmlich. Was ist nur aus dir geworden? Ich wollte dich zur Nr. 1 von Hoenn machen...Aber sieh dich jetzt an! Wie willst du das schaffen, wenn du jetzt schon anfängst, Kämpfe zu verlieren? Du bist eine Schande für die Pokémon Force. So etwas kann ich nicht dulden. Wenn ich du gewesen wäre, wäre ich hier erst wieder aufgekreuzt, wenn es bezüglich diesem Takeshi und diesem Tojo gute Nachrichten gegeben hätte. Und jetzt das...Wie gedenkst du, das wieder gutzumachen?“ „Gar nicht.“, entgegnete Shio kurz und knapp, jedoch mit einer ungeheuren Entschlossenheit in den Augen. Als Daisuke daraufhin ganz überrascht „Wie bitte?“ fragte, erwiderte Shio: „Du hast schon richtig gehört, Vater. Ich habe mir nichts vorzuwerfen, also gibt es auch nichts, was ich dir gegenüber wieder gutzumachen hätte. Wenn ich irgendwem etwas schuldig bin, dann unserer geliebten Hoenn-Region. Oder anders gesagt...Yuji und ich, wir beide steigen aus der Pokémon Force aus. Und zwar für immer.“ „WAS? Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?“, schrie Daisuke daraufhin völlig entsetzt auf, woraufhin er ungläubig zu Yuji schaute und zögerlich sagte: „Da...das kann gar nicht sein...Yu...Yuji! Er...er macht nur...Witze, nicht wahr?“ Yuji, der sonst immer so flippig und durchgeknallt war, schüttelte daraufhin jedoch seinen Kopf und antwortete mit für ihn ungewohnt bitternster Miene: „Nein, es stimmt. Wir steigen aus der Pokémon Force aus. An unserer Entscheidung gibt es nichts mehr zu rütteln.“ „Gh, gh...Rrrhhh, rrhh...Das...das kann doch nicht...sein...“, grummelte Daisuke nun verbissen, bis er urplötzlich vortrat und seinen Sohn grob am Kragen packte, wobei er wutentbrannt sagte: „Weißt du, was du da sagst, Shio? Du willst einfach so mir nichts dir nichts die Pokémon Force aufgeben? Das hier ist unser gemeinsames Lebenswerk, schon vergessen? Du wirst unsere Organisation nicht verlassen, du bist, abgesehen von mir, ihr ranghöchstes Mitglied. Deinen Ausstieg dulde ich nicht. Hast du mich verstanden? Los, entschuldige dich und nimm sofort zurück, was du eben gesagt hast! Oder ich vergesse mich.“ Trotz der bedrohlichen Lage, in der sich Shio befand, lächelte er völlig überlegen, wobei er provozierend fragte: „Was ist? Willst du mich etwa wieder schlagen, Vater? So wie bei unserer letzten Konferenz, als du so unzufrieden mit mir warst? Das würde zu dir passen.“ Daisuke biss derweil wütend die Zähne aufeinander und zischte: „Gh, gh...Hör auf! Du...du weißt, dass...dass das nur ein Versehen war. Ich würde dich niemals...absichtlich...schlagen...Also hör auf, so etwas zu sagen!“ „Dann...LASS MICH LOS!“, rief Shio daraufhin lautstark, woraufhin Daisuke so sehr erschrak, dass er seinen Sohn geschockt wieder losließ, der infolgedessen erst einmal seinen Kragen wieder richtete. Mit einem fassungslosen Blick stammelte Daisuke daraufhin: „Nein...das kann doch nicht real sein. Shio, du...du würdest nie so reden. Wer...wer hat dich...auf die Idee gebracht, die Pokémon Force verlassen zu wollen? Rede schon! Ich weiß ganz genau, dass du selbst niemals auf diesen Trichter kommen würdest.“ Ganz entschlossen und unerschrocken schaute Shio seinem Vater infolgedessen ins Gesicht und erklärte: „Ja, du hast Recht. Ich war viel zu verblendet, um jemals von selbst auf so eine Idee zu kommen. Die Niederlage gegen Tojo kam für mich völlig unerwartet, aber die gegen Takeshi...hehehe...die war irgendwie etwas besonderes. Denn aus ihr habe ich etwas sehr wichtiges gelernt. Etwas, das mich zu diesem Schritt bewegt hat. Takeshi hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, anderen Menschen nicht seine eigene Meinung aufzuzwingen...man muss seinen eigenen Weg im Leben gehen und sich seine eigenen Ziele stecken, ohne sich von anderen negativ beeinflussen zu lassen! Man darf seine Ziele jedoch nicht vollkommen egoistisch verfolgen, sondern muss auch Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen! Vater...Das ist etwas, das wir beide schon lange vergessen haben. Seien wir mal ehrlich! Die Pokémon Force...wurde nur ins Leben gerufen, um Rache auszuüben. Wir wollten gewaltsam eine Rassentrennung von Menschen und Pokémon durchführen, nur weil ‚wir’ davon überzeugt waren, dass es für beide Rassen das Beste sei. Die Meinung der anderen Menschen und Pokémon hat uns dabei überhaupt nicht interessiert. Wir haben einfach stur unser Ziel verfolgt, ohne uns im Klaren darüber zu sein, was wir damit anrichten...Und obwohl wir der Welt mit unseren Idealen nur den Frieden bringen wollten, haben wir Maßnahmen getroffen, die genau das Gegenteil eingeleitet haben. Wir haben jungen, aufstrebenden Menschen eingebläut, dass das Zusammenleben zwischen Menschen und Pokémon sinnlos und schädigend sei, weil diese beiden Rassen sich gegenseitig nur enttäuschen und verletzen...Doch wenn man mal genau darüber nachdenkt, ist dieser Gedanke total absurd. Seit Tausenden von Jahren leben Menschen und Pokémon harmonisch zusammen, arbeiten und spielen gemeinsam. Es ist krank, sich diesem natürlichen Verlauf der Dinge entgegenzustellen. Wir haben versucht, Gott zu spielen und uns die Welt so zurecht zu rücken, wie wir sie uns vorstellen...und haben dabei das wichtigste vergessen...nämlich die Liebe und tiefe, seelische Bande, die zwischen Menschen und Pokémon entstehen kann. Fast noch schlimmer ist dabei, dass wir Pokémon dazu verwendet haben, um die Verwirklichung unserer Ideale durchzusetzen...das war absolut egoistisch. Und so gesehen waren wir keinen Deut besser als Team Aqua...Im Gegenteil. Team Aqua ist zerschlagen und letzten Endes gibt es keine spürbaren Nachwirkungen ihrer Taten. Doch was die Pokémon Force bislang getan hat, ist unverzeihlich....wir haben Tausenden von Menschen das Vertrauen in das friedliche Zusammenleben zwischen Menschen und Pokémon geraubt. Vater, ich...ich kann das nicht mehr. Diese Vorstellung, die Welt zu heilen...das war alles eine einzige große Illusion. Aus dem Grunde steigen Yuji und ich aus. Aber das ist noch nicht alles. Ich, äh...Ich...Ich will, dass du die Pokémon Force auflöst. Wir haben schon zu viel Unrechtes getan, deshalb müssen wir aufhören, bevor es zu spät ist! Bitte, Vater!“ Voller Hoffnung und Erwartungen schaute Shio seinen Vater nun an, der nach unten zu Boden starrte. Doch statt einer positiven Rückmeldung bekam Shio von seinem Vater plötzlich nur ein spöttisches Lachen, das lautstark durch den gläsernen Durchgang hallte. Sichtlich erheitert sagte Daisuke daraufhin: „Ahahahahaha! Ich soll was? Mein Gott...Es ist ein Trauerspiel. So weit hat dich dieser Takeshi gebracht? Wenn ich gewusst hätte, wie viel Einfluss er auf dich hat, hätte ich mich viel früher mit ihm befasst...und zwar persönlich. Es ist unglaublich, all das aus deinem Munde zu hören, Shio...Und ich muss sagen, dass ich schwer enttäuscht von dir bin! Ich dachte eigentlich, du wärst auf meiner Seite und vertraust genauso sehr wie ich auf eine glückliche Zukunft, die wir mit der Pokémon Force erkämpfen wollen...Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Auch wenn dieser Takeshi der Hauptauslöser für deine neue Denkweise ist...so bist du doch letzten Endes kein Stück besser als deine Mutter. Nojiko hat kurz vor unserer Scheidung genauso geredet wie du. Ihr merkt einfach nicht, dass ich Recht habe.“ Urplötzlich schnellte Shio nach vorne und klatschte mit seinen Händen auf Daisukes Brust, wobei er verbissen in dessen Hemd kniff. Ganz verzweifelt schaute er seinem Vater dabei direkt in die Augen und rief: „Nein, das ist es nicht. Du bist derjenige, der nichts einsehen will, Vater. Mama hatte damals Recht. Die Pokémon Force ins Leben zu rufen, war der größte Fehler, den du je begangen hast. Es ist eine Schande, wie viele Kinderträume wir durch unser Auftreten schon zerstört haben, ich will, dass das endlich aufhört...Vater, wir können die Welt nicht heilen. Sie mag vielleicht nicht perfekt sein, aber trotzdem ist sie gut so, wie sie ist...solange Menschen und Pokémon nur friedlich und glücklich im Einklang leben. Vater, bitte, sieh es endlich ein! Die Rassentrennung von Menschen und Pokémon...das alles ist nur deine persönliche Rache an allen Pokémon-Trainern dieser Welt. Nach 4 langen Jahren bist du nicht der Pokémon-Meister geworden, der du schon immer werden wolltest. Und weil dein Trainer-Leben voller Misserfolge war, wolltest du einen Sündenbock für deine zahlreichen Niederlagen finden...und wer passte besser in diese Rolle, als all die anderen? Du hast gar nicht erst versucht, die Schuld bei dir zu suchen. Es gibt immer jemanden, der besser ist, als man selbst. Das habe ich durch Takeshi begriffen...Aber du...du wolltest das nicht akzeptieren. Deshalb wolltest du die Welt verändern, weil sie dich so, wie sie ist, nur noch anwidert. Ich weiß, dass ich dir all die Zeit die Treue geschworen habe...und glaub mir...ich habe tatsächlich an unsere Ideale geglaubt, aber...Ich habe diesen Hass auf all die Pokémon-Trainer dieser Welt nicht mit dir geteilt, nur um dich nicht zu enttäuschen...ich habe es getan, weil ich selbst enttäuscht, traurig und wütend war...dass du 4 Jahre lang weg warst und ich so lange auf meinen Vater verzichten musste, das...das hab ich einfach nicht verkraftet. Deswegen habe ich mich genauso sehr wie du in diesen Rachegedanken hineingesteigert. Und Yuji habe ich da auch noch mitreingezogen...Ich...ich...Ich schäme mich so sehr für all das, was ich in den letzten 2 Jahren getan habe...Bitte, Vater! Ich bitte dich...Setz der Pokémon Force ein Ende! Bitte...Sonst wird Mama...niemals zurückkehren...Solange du unsere Fehler der letzten 2 Jahre nicht einsiehst, werden...wir sie nie wiedersehen.“ Während dieser bewegenden Worte von Shio klammerte er sich ganz fest an seinen Vater, wobei ihm schon fast die Tränen kamen. Yuji streckte derweil hilflos und zögerlich die Hand nach ihm aus und sagte mit einem mitleidigen Blick: „Shio...Du...“ Doch just in diesem Moment passierte etwas, mit dem wohl niemand gerechnet hatte. Ohne auch nur das geringste Fünkchen Mitleid und Verständnis zu zeigen, stieß Daisuke seinen Sohn weg und sagte mit einem völlig gefühlskalten Blick, der jedoch nicht auf Shio gerichtet war, sondern an ihm vorbeiging: „Shio, du...Du bist nicht mehr mein Sohn. Meinetwegen verlasse die Pokémon Force! Aber...Glaub ja nicht, dass ich dich noch einmal zu Hause sehen will! Deinen Verrat verzeihe ich dir nie. Und damit eines klar ist...Mein Lebenswerk...die Pokémon Force...werde ich niemals aufgeben...nicht, bevor ich unser Ziel nicht erreicht habe.“ Einen Moment hielt Shio nun inne, wobei man von ihm ein leises Schluchzen vernahm. Yuji schaute sich dies ganz mitleidig an, jedoch wusste er nicht, was er in dieser ernsten Situation sagen sollte. Doch auf einmal wischte sich Shio die ersten Tränen, die ihm kamen, aus dem Gesicht, und zeigte dann plötzlich voller Entschlossenheit mit dem rechten Zeigefinger auf seinen Vater und sagte energisch: „Okay, ich hab schon verstanden. Dann bleibt mir wohl nur noch eines übrig...Ich hab Takeshi versprochen, dass ich dich umstimmen werde. Nicht um seiner Willen...nicht um meiner Willen...sondern um aller Willen. Vater, hör zu! Wenn du die Pokémon Force nicht auflöst, schwöre ich dir, dass ich sie mit aller Macht bekämpfen werde. Du weißt selbst, dass ich das stärkste Mitglied bin. Und ich würde nicht zögern, jedes einzelne unserer Mitglieder erbarmungslos fertig zu machen...Ich bin bereit, die Pokémon Force ebenso ernsthaft zu bekämpfen, wie Team Aqua.“ Sichtlich entsetzt erwiderte Daisuke darauf: „Wa...Was? Das...ist nicht dein Ernst. Das kannst du nicht tun.“ „Was sollte mich daran hindern? Ich hab doch eh schon das verloren, was mir am wichtigsten war...meine Mutter...UND MEINEN VATER.“, erwiderte Shio nun mit einer ungeheuren Ernsthaftigkeit, die der eines Erwachsenen gleichkam. Während sein Vater immer noch völlig ungläubig dreinschaute, fuhr Shio schließlich fort und erklärte: „Verstehst du es jetzt? Ich habe schon alles verloren, daher kann ich nichts mehr verlieren. Und weißt du was, Vater? Ich schlage dir sogar einen Deal vor. Die eine Möglichkeit ist, dass du die Pokémon Force endgültig aufgibst...“ „...Ugh...Und die andere?“, fragte Daisuke nun verunsichert, woraufhin Shio antwortete: „Und die andere Möglichkeit ist, dass ich der Pokémon Force als Mitglied erhalten bleibe. Was ich von den beiden Möglichkeiten mache, hängt aber von einer Bedingung ab...“ Daisuke schaute nun ziemlich skeptisch aus und fragte verwundert: „Eine Bedingung? Und die wäre?“ Just in diesem Moment holte Shio plötzlich ruckartig einen Pokéball hervor und richtete ihn auf seinen Vater, wobei er voller Entschlossenheit sagte: „Kämpf gegen mich, Vater! Wenn du gewinnst, verspreche ich dir hoch und heilig, der Pokémon Force treu zu bleiben. Aber solltest du verlieren, verlange ich von dir, dass du die Pokémon Force auflöst. Wenn du ablehnst, schwöre ich dir, dass ich deine Organisation so lange bekämpfen werde, bis sie zerschlagen wird. Also, was sagst du?“ Daisuke schaute seinen Sohn nun ziemlich perplex an und wusste zunächst nicht, wie er auf diesen ungewöhnlichen Kompromiss reagieren sollte. In der Zwischenzeit konnte Shio seine Anspannung glücklicherweise verbergen, denn innerlich dachte er sich: „Hoffentlich klappt es. Ich muss an seine Ehre als Pokémon-Trainer appellieren! Wenn er den Mut dazu hat, muss er einwilligen! Dann hinge es einzig und allein von meinen Fähigkeiten als Pokémon-Trainer ab, ob die Pokémon Force hier und heute ihr Ende findet oder nicht.“ „Hehe...Meinetwegen.“, willigte Daisuke schließlich mit einem diabolischen Lächeln unerwartet problemlos ein, „Das verspricht äußerst interessant zu werden. Und bevor ich mir meinen eigenen Sohn zum Feind mache, gehe ich doch besser auf diesen Deal ein. Aber lass dir eines gesagt sein, Shio! Nur weil ich damals ein miserabler Trainer war, heißt das noch lange nicht, dass ich in letzter Zeit auf der faulen Haut gelegen habe. Und mein Starter-Pokémon ist auch nicht mehr das liebliche Flemmli, das es einmal war. Ich hoffe, du weißt, auf was du dich da einlässt, hehehe...“ Was für deine dramatische Wendung hat dieser Streit zwischen Shio und Daisuke genommen? Uns steht nun unmittelbar ein Kampf der Superlative bevor: Vater gegen Sohn. Daisuke, der für den Erhalt der Pokémon Force kämpft, und Shio, der dem Treiben seines Vaters endgültig ein Ende setzen will. Gegensätzlicher könnten die Kontrahenten und ihre Ziele kaum sein, doch dies steigert die enorme Relevanz dieses Kampfes umso mehr. Hoffen wir für Shio, dass Takeshis Zuspruch ihm genügend Kraft gegeben hat, um auch diese letzte Prüfung zu meistern und seinen Vater endgültig von der Falschheit der Ideale der Pokémon Force zu überzeugen! Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)