Wenn du weinst von abgemeldet ([Vidoll] Jui und Rame sind normale Studenten und Freunde. Aber wer ist Rame wirklich? Wird Jui es rausfinden? Und was hat Ayano damit zu tun?) ================================================================================ Kapitel 2: Alles nur Lüge? -------------------------- Soooo~ da ist es. das neue Kapitel. Diesmal ist es auch etwas länger geworden ^^ Ich hoffe, dass es mir ganz gut gelungen ist und ihr den Charas folgen könnt. Gar nicht so einfach immer nur aus Juis Sicht zu schreiben und trotzdem die Gefühle etc. der Anderen einigermaßen gut darzustellen. *drop* Ja was kann ich sonst noch sagen... Musiktechnisch lief eigentlich die ganze Zeit MuCc, D'espairsRay und die 5 Lieder von Vidoll mit denen ich mich bis jetzt befasst habe in Endlosschleife XDD Mir tut noch alles vom MuCc-Konzi weh ;_; war aber sehr geil... echt Schade dass du nicht dabei sein konntest Nami *drop* wäre bestimmt noch besser geworden, wenn wir uns zusammen durch die Menge gewühlt hätten... *knuddl* Vielleicht kann ich dich ein wenig mit dem Kapi trösten [achso falls sich jemand daran stört dass ich "keinster Weise" statt "keiner Weise", wie es soweit ich weiß korrektes Deutsch gewesen wäre [XD], geschrieben habe... es klang für mich mit meinem offensichtlich verkorksten Deutsch irgendwie doof, deswegen hab ichs gelassen XDDD] So ich hoffe es bleibt spannend und gefällt euch ^-^ pls schreibt commis *bettl* 2. Kapitel Alles nur Lüge? „Scheiße… RAME!“, war das Einzige was ich sagen bzw. flüstern konnte. Er reagierte nicht, sondern blieb weiterhin im Flur stehen. Es folgte nur ein leises Flüstern: „Was? Was ist da?“ Ich drehte mich um und zog Rame zur Tür hinein. „Was zur Hölle soll das?!“, schrie ich fast und zeigte auf Rames Bett. Er starrte erst ebenso geschockt auf die Stelle, bevor er sich regte. „Ich glaube, das ist der Callboy…“, sagte er kaum hörbar. „Willst du mich verarschen!!“, ging ich ihn an, „Bist du total bescheuert?!“ Rame klopfte mir nur sanft auf die Schulter, um mich zu beruhigen, was mich jedoch nur umso mehr in Rage brachte. „Nein.“, kam leise von ihm. „Ich glaube es ist wirklich der Callboy.“ Ich drehte mich nur erneut fassungslos um und schaute ihn unverständlich an. „Ok, ich bin weg!“, ich wollte so schnell wie möglich hier raus, denn ich hatte zu sehr das Gefühl, dass hier etwas gar nicht so in Ordnung war, wie Rame es vorgab. Er hielt mich jedoch bestimmend am Arm zurück. „Du hast mir versprochen zu bleiben.“ „Ja, wenn es ein NORMALER Callboy gewesen wäre, aber das hier ist doch wohl die reinste Farce!“ Wieder sah er mich mit seinem Hundeblick an. „Bitte, bleib…. Ich regle das schon irgendwie!“ „Irgendwie?!... glaubst du ich bin doof?! Wie in Gottes Namen willst du da wieder rauskommen? Ich wusste gleich, dass es eine scheiß Idee war sich einen Stricher anzulachen!“ „Bitte…“, sein Blick blieb standhaft. Ich wusste wirklich nicht was ich nun tun sollte. Sollte ich bei Rame bleiben, sollte ich einfach gehen, sollte ich dem Stricher helfen? Ich rang mit mir selbst. Es war wirklich ein Kampf zwischen Gewissen und Verstand. Doch ich blieb. Leise grummelte ich nur in mich hinein und sah ihn dann an. „Kümmere dich um ihn, so kannst du ihn doch nicht auf deinem Bett sitzen lassen. Der ist total runter mit den Nerven…“, ich stockte als mir ein neuer Gedanke kam. „ Oder wolltest du es etwa so?“ Mein Blick schwenkte erst zu Rame und dann zu dem blauhaarigen Jungen, der zusammengekauert und mit tränenüberströmtem Gesicht auf Rames Bett hockte. „Aber…“ „Geh mir ja nicht auf den Sack!“, ich war stinksauer. Mein hasserfüllter Blich traf ihn, dann ging ich zu seinem Bett und setze mich erstmal völlig fertig hin. Wieder wendete ich mich an Rame, da er überhaupt nicht reagierte und immer noch mitten im Zimmer stand, als hätte jemand ihn festgenagelt. „Was willst du jetzt machen? Willst du ihn hier wirklich so sitzen lassen?“ Ein Gefühl, dass ich nur selten in mir spürte, keimte in mir auf – Mitleid. Ich versuchte in Rames Gesicht irgendetwas zu lesen, doch sein Blick war nur verständnislos und kalt. „Ich muss schließlich für ihn bezahlen…“ Kaum hatte ich die Worte in meinem Kopf verarbeitet, sprang ich fassungslos auf und platzierte mich genau vor ihm. Ich starrte ihn mit Abscheu in den Augen an, zumindest war es genau das was in diesem Moment durch meinen ganzen Körper zuckte – Abscheu, reine Abscheu. Rames Blick blieb trotz alledem kalt und gefühllos als er zu mir aufsah. Ich war einen Augenblick wie gelähmt. Ich konnte nicht fassen, dass Rame so gefühlskalt sein konnte. Wenn jemand gefühlskalt war, dann ich, aber Rame war doch immer der mitfühlende und hilfsbereite Freund gewesen, der meine Fehler wiedergutmachte. „Bist du denn total durchgeknallt?!“, zischte ich ihn an. Er gab keine Antwort, sondern ging stattdessen in den Flur um seine Wohnungstür zu schließen. Als er das Wohnzimmer wieder betrat lief er in die Küche und holte eine Flasche Schnaps aus dem Kühlschrank. „Lass uns erstmal einen trinken und dann in Ruhe und mit klarem Kopf noch mal überlegen, was wir nun mit ihm machen.“ Gott, wie gern wäre ich ihm einfach an den Hals gesprungen und hätte ihn erwürgt. Ich hätte es wahrscheinlich nicht einmal bereut. Dennoch hielt ich mich zurück und versuchte meine Fassung einigermaßen wieder zurück zu erlangen. Es war überhaupt nicht meine Art, so aus der Haut zu fahren, aber Rame hatte diesmal wirklich den Vogel abgeschossen. „Wir? Das ist ja wohl deine eigene Scheiße hier!“, gab ich ruhig, aber in einem aggressiven Ton zurück. Doch er reichte mir ein Glas Schnaps ohne dabei eine Miene zu verziehen oder auf mich in irgendeiner anderen Weise zu reagieren. Ich nahm es, insgeheim dankend, und trank es sofort in einem Zug aus. Sofort gab ich ihm das Glas zurück und er füllte es ein weiteres Mal, bevor er es mir erneut in die Hand drückte. Ich trank es nicht. Ich hielt es in meinen Händen und sah den Jungen auf dem Bett an. Er sah wirklich miserabel aus. Erst in diesem Moment bemerkte ich, dass er an Rames Bett gefesselt war. Mein Blick schweifte kurz und tödlich zu Rame bevor er wieder zu dem Jungen zurückkehrte. Seine Handgelenke waren blutüberströmt, da man ihn nicht einfach mit Seilen oder Handschellen ans Bett gefesselt hatte, sondern mit zwei dieser Hundehalsbändern, die sich mit scharfen Spitzen in die Haut bohrten, sobald man an ihnen zog. Kurz darauf fiel mein Blick auf sein Gesicht, das größtenteils unter Haarsträhnen verborgen war, und stellte fest, dass nicht nur seine Handgelenke stark gelitten hatten. Sein Gesicht, welches ich – trotz, dass er eindeutig ein Mann war- wirklich als schön bezeichnen konnte. Dieser plötzliche Gedanke erschreckte mich und ich verdrängte ihn sofort wieder aus meinem Kopf. Aber ich wollte ihm helfen. Ihn frei lassen. Doch als ich mich nach vorn beugte und versuchte seine Fesseln zu lösen hielt mich Rames scharfe Stimme zurück. „Wage es nicht ihn frei zulassen!“ Seine Worte und sein Tonfall ließen mich wie versteinert in meiner Bewegung innehalten. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, als wären sie Millionen Ameisen. Ich schaffte es einfach nicht eine einzelne bestimmte Ameise aus diesem Haufen herauszufischen. Genau in diesem Moment sah auch der Junge erschrocken auf und starrte mir mit tiefschwarzen und scheinbar endlos schmerzerfüllten Augen ins Gesicht. Ich vergaß fast zu atmen als mein Herz sich in einem imaginären Schmerz zusammenkrampfte. Wo war der Rame, den ich seit einem Jahr meinen besten Freund nannte? Wo war der Rame, mit dem ich über meine Probleme sprach, mit dem ich mich noch nicht einmal gestritten hatte? Existierte er überhaupt wirklich? Wer war Rame? „Ich meine… entschuldige Jui, aber wir können ihn doch nicht einfach so losbinden! Was, wenn er dann abhaut?! Er würde sofort zur Polizei rennen und dann sind wir wirklich am Arsch!“, seine Stimme war wieder so wie sonst auch. Den Umständen entsprechend eigentlich viel zu ruhig und gefasst, aber so war es immer seine Art gewesen. Ich hatte schon von Anfang an das Gefühl gehabt, er würde fortwährend eine Maske tragen und seine wahren Emotionen nicht preisgeben. Was mich auch in keinster Weise wirklich störte, letztendlich trugen wir alle unsere Masken um nicht verletzlich zu sein. Rames Maske war es den lieben und guten Menschen zu mimen auch wenn er innerlich vor Wut kochte, meine war es alles hinter Coolness zu verstecken. Jetzt schien sich diese Vermutung meinerseits auch endlich hieb und stichfest bewiesen zu haben. Obwohl ich ihn schon so eingeschätzt hatte, riss in mir eine Kluft auf. Ich fühlte mich als wäre ich in zwei Teile gerissen worden. Warum schockierte mich diese Tatsache so sehr? Weil er sich, wenn er die Maske ablegte, so absolut von dem Menschen, den ich kannte, unterschied? Als Rame begonnen hatte zu sprechen, war mein Kopf plötzlich wie leer gefegt, keine der Ameisen schien mir geblieben zu sein. Doch wie aus dem nichts tauchten zwei der kleinen Ameisen wieder in meinem Kopf auf, die immer größer zu werden schienen und ich befürchtete mein Kopf würde explodieren. Wie wild überschlugen sich diese beiden Gedanken in meinem Hirn. Alles an das ich denken konnte waren diese zwei simplen Sätze. ‚Er war doch immer noch Rame!’ und ‚Halte dich von ihm fern!’. Trotz der Alarmglocken, die wie wild in meinem Kopf widerhallten, entschied ich, mich an dem ersten Gedankengang festzuhalten, als wäre er ein Rettungsanker, der mich vor dem Ertrinken bewahren konnte. Ich wollte einfach nicht wahr haben, dass er in Wirklichkeit ein völlig Anderer war. Langsam senkte sich mein Blick. Weg von dem Gesicht des Jungen. Auf den ersten Blick schien es eine simple Reaktion auf Rame zu sein, doch ich verleugnete mich nur selbst, in dem ich mir das einredete. Die Wahrheit war, dass ich dem Schmerz in seinem zarten Gesicht nicht mehr gewachsen war. Ich drehte mich langsam wieder zu Rame um. Als ich ihn schließlich ansah, hatte ich das Gefühl vor mir würde ein mir vollkommen unbekannter Mensch stehen. Er stand stolz am Fußende des Bettes und erwartete eine Antwort von mir. Ich seufzte. „Du hast Recht. Er würde höchstwahrscheinlich sofort abhauen.“, einen Moment lang überlegte ich und drehte das Schnapsglas, welches ich noch immer in meinen Händen hielt, hin und her. „Was willst du jetzt machen?... Eigentlich gehört er sofort in ein Krankenhaus… sieh ihn dir doch mal an.“ Auch er überlegte einen Augenblick. „Um ehrlich zu sein ich habe keine Ahnung, aber ich lasse ihn nicht gehen. Und in ein Krankenhaus bringe ich ihn auch nicht, er wird sonst alles verraten.“ Ich sah ihn verständnisvoll an, obwohl es mir um den Jungen wirklich Leid tat, und erhob mich vom Bett. Kaum bei Rame angelangt flüsterte ich ihm ins Ohr, „Lass uns in der Küche weiterreden…“ und verschwand auch gleich in besagten Raum. Rame folgte mir. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, kramte ich die Zigaretten aus meiner Tasche, nahm auf einem Stuhl platz und zündete mir eine an. Auch Rame setzte sich. „Jetzt mal Klartext. Du willst ihn nicht in ein Krankenhaus bringen und du willst ihn nicht gehen lassen.“, ich ziehe lange an der dünnen Zigarette in meiner Hand. „Was willst du dann mit ihm machen? Weißt du überhaupt wie dieses tolle Bordell heißt, bei dem du angerufen hast? Oder wo es ist?“ Da ich keine Antwort von Rame bekam, sprach ich einfach weiter. Vielleicht konnte ich ihn ja überzeugen, dass wir den Jungen – wie hieß er überhaupt? – nicht auf alle Ewigkeiten hier festhalten konnten. Es musste doch auch irgendeinen Ausweg geben. Irgendeine Möglichkeit wie wir das hier klären konnten. „Rame, ich kann wirklich nicht glauben, dass du auf so was reingefallen bist. Der ist doch kein normaler Stricher. Würden die einen Stricher so zurichten? Mir kommt das hier alles eher so vor als hätten sie ihn gerade erst mitten von der Straße weg gefangen…“ „Jui! Es ist mir scheißegal, wo der Typ herkommt oder was sie mit ihm angestellt haben! Ich muss für ihn bezahlen, also nutze ich die Gelegenheit auch! Ich werde schon irgendeinen Weg finden ihn loszuwerden, mach dir mal keine Sorgen.“, unterbrach mich Rame und sah mich mit einem Blick an, der keine Widerrede duldete. Trotzdem versuchte ich an sein Gewissen zu appellieren. Ich verbarg den Schock, den er mir ein weiteres Mal versetzt hatte. „Ist es dir wirklich scheißegal?!“, ich musste mich wieder einmal zusammenreißen um nicht ein weiteres Mal ausfällig zu werden. „Ist es dir wirklich scheißegal, was mit ihm passiert ist, nur weil DU einen Fick brauchst?“ Rames Antwort fiel mit einem knappen, aber deutlichen, „Ja!“ aus. Mir fiel fast die Kinnlade nach unten. Wieder spürte ich diesen unsäglichen Drang ihm eine rein zuhauen. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Was war nur mit ihm passiert? Wie auf Kommando fiel mir wieder die kleine Ameise in meinem Kopf ein, die mich vor ihm gewarnt hatte. „Wa- … Wie…“, ich schüttelte meinen Kopf als könnte ich dadurch die richtigen Worte finden. „Du willst ihn doch nicht etwa u-…?“, nein ich konnte es nicht aussprechen. Ich konnte ihn nicht fragen. Meine Verwirrung wurde langsam aber stetig von einem weiteren Gefühl getilgt – Angst. Ein kaltes Lächeln breitete sich auf Rames Gesicht aus, was mir wirklich Gänsehaut über den ganzen Körper jagte. „Wenn du fragen wolltest, ob ich vorhabe ihn umzubringen, kann ich dich beruhigen. Nein, ich will ihn nicht umbringen. Zumindest noch nicht.“, er nahm sein Schnapsglas in die Hand, welches er mitgenommen hatte, und trank es aus. Alles was ich tun konnte war ihn anzustarren. Mein Mund öffnete und schloss sich, ohne dass auch nur ein einziger Ton über meine Lippen kam. Noch nie hatte es jemand geschafft mich derart aus der Bahn zu werfen. Ok, mir hatte auch noch niemand eröffnet, dass er womöglich plante jemanden umzubringen. Am liebsten wäre ich sofort aufgesprungen und wäre davongerannt, aber ich konnte nicht. Ich blieb auf meinem Stuhl sitzen, unfähig mich zu bewegen, und starrte Rame hilflos an. Ich konnte nicht gehen, so sehr ich es auch wollte. Wenn ich jetzt ging, was würde er dann mit dem Jungen anstellen? Ich könnte sofort zur Polizei gehen. Aber war ich wirklich in der Lage meinen besten Freund anzuzeigen? Obwohl, war er denn überhaupt noch mein bester Freund? Wenn ich jetzt ginge würde Rame mich dann zurück halten? Würde er den Jungen gleich umbringen und ihn verschwinden lassen? Wenn ich zur Polizei ginge, wäre ich doch aber auch schuldig. In was hatte Rame mich da nur hineingezogen! „D-Du kannst ihn doch nicht so mir nichts dir nichts umbringen.“, kam es endlich über meine Lippen. Ich versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. So kam ich vielleicht leichter an ihn heran, als wenn ich ihn jetzt angeschrieen hätte. „Hm… du hast Recht, es wäre etwas überstürzt.“ Mir fiel ein Stein vom Herzen. Er war also doch nicht so abgebrüht. Oder er war abgebrüht genug mich das glauben zu lassen. „Es gibt sicher auch irgendeine andere Möglichkeit… Schweigegeld oder so was.“, sprach ich diplomatisch weiter. Gut, um ehrlich zu sein, versuchte ich ihn nicht zu überreden den Jungen am Leben zu lassen, damit er keine Straftat beging. Ja, ich war egoistisch und dachte an mich. Ich wollte nicht wegen ihm im Knast landen. Und ich dachte an den Jungen. Was hatte er verbrochen, dass er einfach so sterben sollte? Ich konnte es nicht zulassen, selbst wenn er ein richtiger Stricher – was er meiner Meinung nach nicht war - gewesen wäre, hätte ich so gedacht Rame nickte nur. „Wir sollten uns auf jeden Fall um ihn kümmern. Wir können ihn die ganze Nacht auf deinem Bett hocken lassen, völlig runter mit den Nerven.“ Ein weiteres Mal nickte Rame nur knapp. „Ich hab ne Idee… ich hab hier irgendwo noch Schlaftabletten. Dann kannst du ihn von mir aus auch losbinden.“, sagte er nach einer kurzen Pause und stand auf um in seinen Schubladen herumzuwühlen. Eigentlich war mir nicht ganz wohl bei der Sache, doch es war wahrscheinlich fürs Erste die beste Möglichkeit, zu verhindern, dass er wegrannte. Hinzu kam dass es mir um einiges lieber war als ihn mal eben ‚loszuwerden’. Diesmal war ich es, der nur still nickte. Rame kramte die Packung Schlaftabletten aus einer der Schubladen und drückte sie mir in die Hand. „Hier, mach du das.“ „Wieso ich?“, fragte ich verwirrt. „Weil du es bist, der ihm helfen will, nicht ich! Mir ist es ziemlich egal in welchem Zustand er auf meinem Bett hockt.“ Ich schluckte schwer. Ich hatte ihn also nicht erweichen können. An sich vertrat er noch denselben Standpunkt wie vorher. Vielleicht hatte er dem nur zugestimmt, weil ich es vorgeschlagen hatte und – leider- involviert war. Ich nahm die Packung entgegen und stand auf um ein Glas zu holen, in dem ich die Schlaftabletten auflösen konnte. Der Junge würde sie sicherlich nicht freiwillig nehmen. „Nimm eine mehr als auf der Packung steht, ich hab keinen Bock drauf dass er zu zeitig wach wird und sich doch verpisst!“, sagte Rame als er mir eine Packung Orangensaft in die Hand drückte. „Hier, der Saft übertüncht den Geschmack.“ Mein Gesichtsaudruck musste etwas konfus gewesen sein, da er gleich hinzufügte, dass er das irgendwann einmal im Fernsehen gesehen hatte. Als der präparierte Orangensaft fertig war, ging ich wieder in die Stube. Rame folgte mir, setzte sich auf den Sessel, der vor seinem TV stand, und schaltete das Gerät ein. Ihn schien es wirklich überhaupt nicht zu interessieren was mit dem Jungen passierte. Noch immer saß der Blauhaarige dich an die Wand gedrängt auf dem Bett. Wie konnte Rame bei so einem Anblick nur so gefühlskalt sein, wenn nicht einmal ich es konnte? Ich ließ mich neben dem Jungen auf dem Bett nieder und hielt das Glas in seine Richtung. „Ich hab dir was zum trinken gebracht.“ Vorsichtig hielt ich es an seine Lippen, doch er sah mich nur mit diesen verzweifelten Augen an und schüttelte den Kopf. „Keine Angst...“ ich stockte. Beinahe hätte ich ‚wir’ gesagt, doch ob das wirklich der Wahrheit entsprach konnte ich nicht hundertprozentig sagen. Ich hätte dafür meine Hand nicht ins Feuer gelegt. „Ich tue dir nichts. Du kannst es ruhig trinken. Es ist nur Orangensaft.“ Diese Lüge ging mir nur schwer über die Lippen, aber ich hatte keine Wahl, wenn ich ihm helfen wollte. Wieder hielt ich das Glas an seine Lippen und diesmal nahm er vertrauensvoll einen Schluck. Als er nichts Auffälliges schmeckte – zumindest schien es mir so als hätte er es erst einmal getestet – trank er das Glas fast leer. Voll Mitgefühl sah ich ihn an. „Du musst echt Durst gehabt haben, wenn du noch etwas willst sag Bescheid, Ok?“, ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. Er nickte nur. Einen Moment sah ich ihn einfach nur an, dann fiel mir ein dass ich nicht einmal seinen Namen wusste. Aus irgendwelchen Gründen war es mir wichtig ihn zu erfahren. „Wie heißt du überhaupt?“ Sein Blick zeigte offenes Erstaunen. Als wäre es sein letzter Gedanke gewesen, dass ich mich für seinen Namen interessieren könnte. Zaghaft hob er seine Hände und machte mit seiner rechten Hand eine Geste des Schreibens. Ich sah ihn etwas verwirrt an, holte dann aber einen Block und einen Stift. Langsam und mit viel Mühe schrieb er in verzittertem Katakana den Namen Ayano auf den Block und hielt ihn mir wieder hin. „Ayano? Das ist doch ein Mädchenname.“ Noch ein Mal nickte er nur. „Warum sagst du nichts? Ich tu dir doch nichts nur weil du redest.“, meine Stimme klang sanft. Doch er schüttelte wieder mit dem Kopf. Plötzlich kam mir ein Gedanke. „Kann es sein, dass du gar nicht sprechen kannst?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)