Im Körper des Rivalen von ChasingCars (Wenn man nicht in der Haut des anderen stecken möchte...) ================================================================================ Denk an niemanden! (Kaito) -------------------------- Der noch kalte Wind strich mir durch’s Haar und ließ meinen Umhang flattern. Ich stand auf dem Dach der Pferderennbahnstrecke, wo sich um diese Zeit noch niemand aufhielt. Von hier aus konnte ich erkennen, dass eine Menge Polizisten um das Baker-Hotel standen. Sie hatten also meine Nachricht entschlüsselt. Die meisten saßen in Autos, doch auch über dem Gebäude kreisten ein paar Helikopter. Das war kein Hindernis für mich. Ich brauchte ja mein Publikum! Ich schaute auf die Uhr und zog meinen Zylinder etwas tiefer ins Gesicht. Noch fünf Minuten, dann würde mein großer Auftritt kommen. Ungeduldig wartete ich. Noch wusste ich ja nicht, was mich in den Gängen des Baker-Hotels erwartete. Ah! Noch eine Minute! Jetzt war Showtime! Ich breitete meinen Glyder aus und schwebte sanft über Tokyos Straßen am frühen Morgen. Nur noch ein paar Meter waren es bis zum Hotel. Ich landete unentdeckt von den Polizisten in einem Büro im 5. Stock, dessen Fenster geöffnet war. Ich verstand es als eine Art Einladung der Polizei. In dem Büro war keine Menschenseele. So…, überlegte ich. Wie komme ich am besten in das Büro von diesem Nagasa? Soll ich mich als Polizist verkleiden? Hmmm… Da näherten sich schnelle Schritte. Ich stellte mich hinter die offene Tür, damit mich niemand sofort entdecken konnte. Die Schritte hielten vor der Tür inne. Die Person trat mit langsamen Schritten ein und blieb wieder stehen. „Ich weiß, dass du hier bist, Kid! Ich habe dich gesehen, wie du mit deinem Glyder hier gelandet bist.“ Ich erschrak. Es war Aokos Stimme. Da kam mir ein Gedanke. Mit einem Schritt kam ich hinter der Tür hervor und präsentierte mich Aoko, die mich mit einem triumphierenden Lächeln musterte. „Wusste ich’s doch!“ Schnell setzte ich mein Pokerface auf und sagte leise: „Es tut mir Leid, Fräulein, doch das muss jetzt sein.“ Aoko verstand nicht ganz. Diese Unsicherheit nutzte ich und betäubte sie mit Schlafgas. In Sekundenschnelle sackte sie zusammen. Ich fing sie auf und legte sie hinter den Schreibtisch, der am Fenster stand. Dort konnte man sie nicht erkennen. Es tat mir wirklich Leid, doch was sollte ich sonst tun? Ich verkleidete mich in Aoko und lief aus dem Zimmer, den Gang hinunter, wo ein paar Polizisten Wache schoben. Darunter auch Kommissar Nakamori. „Was hast du in dem Zimmer gesucht?“, fragte dieser sofort. „Ich dachte Kid gesehen zu haben, wie er mit seinem Glyder dort gelandet ist“, wiederholte ich Aokos Worte von vorhin. „Aber es ist niemand dort.“ Nakamori biss sich vor Enttäuschung in seine Unterlippe. „Und dabei kommt er doch sonst immer pünktlich…“ Und wie Pünktlich ich bin, dachte ich und lachte in mich hinein. „Ich gehe mal zu den Wachen in dem Büro von Nagasa.“ Nakamori nickte. Das ist ja einfacher gewesen, als einem Kind den Lutscher zu klauen, dachte ich, während ich in den Aufzug stieg, um zu Nagasas Büro hinunter zu fahren. Dort angekommen, fielen mir sofort die unzähligen Polizisten ins Auge, die um den Tresor posierten, der in die Wand nahe dem Fenster eingelassen war. In diesem Moment wunderte ich mich, dass Shinichi Kudo gar nicht zur Stelle war. Sonst war er doch immer die helfende Hand der Polizei. Aber für mich war das ja umso besser. „Aoko, was machst du den hier?“, fragte einer der Polizisten, ein Freund von Nakamori, wie ich bei einem Besuch bei ihr mitbekommen hatte. „Ich soll prüfen, ob der Diamant noch in dem Safe ist“, erklärte ich. „Wieso das denn? Das können wir doch genau so gut prüfen“, entgegnete der Polizist. „Tja… wieso…?“, überlegte ich laut. „Vielleicht weil der Diamant einen neuen Besitzer braucht.“ Da warf ich meine Maske ab. „Kaito Kid!“, riefen alle Polizisten wie aus einem Munde und richteten ihre Pistolen auf mich. Ich zückte meine Pik-As-Pistole und feuerte ein paar Spielkarten ab. Sie trafen die Pistolen und spalteten sie in der Mitte. Schnell lief ich zu dem Safe und warf dabei noch eine Blendgranate. Mit dem Diamant in meinen Händen ergriff ich die Flucht. Und als die Polizisten endlich wieder etwas erkennen konnten, stand ich schon längst auf dem Dach und betrachtete den rot leuchtenden Diamanten. Die Helikopter waren schon längst gelandet, weil die Schreie aus dem Büro Nagasas ja nicht zu überhören gewesen waren. So sah mich niemand. Doch ich konnte ja nicht ahnen, wer sich außer mir noch auf dem Dach befand. Hätte ich es gewusste, wäre das alles hier nicht passiert, um das es in dieser Geschichte geht. Es ging ganz schnell: Ich spürte nur noch einen Schlag auf den Hinterkopf und sackte zusammen, blieb aber bei Bewusstsein. Ein paar schwarze Schuhe traten in mein Blickfeld und der, dem die Schuhe gehörten, beugte sich zu mir hinunter. Ein Mann, ganz schwarz gekleidet und mit langen Haaren, kramte in einem Kästchen und zog eine Art Pille heraus. Ich konnte mich nicht bewegen, mein Kopf pochte. Der Mann öffnete meinen Mund einen Spalt breit und warf diese Pille hinein. Der Geschmack war nicht auszuhalten. Dann goss er noch ein bisschen Wasser nach. „Der zweite Tod wird vielleicht noch besser als der erste“, lachte der Mann mit grausam verzerrtem Gesicht. „Ich habe es noch nie erlebt. Kannst mir ja ‘ne Postkarte aus dem Himmel schreiben.“ Schritte mehrerer Personen entfernten sich. Auch der Mann mit den langen Haaren verschwand. Auf einmal spürte ich ein seltsames Ziehen im Körper, das immer schlimmer wurde. Ich konnte nicht schreien, mein Kopf war wie ausgeschaltet. Das Ziehen stieg in meinen Kopf. Ich hörte plötzlich wieder das Schrabben eines Helikopters. Da wurde mir klar: Ich muss sterben! Diese Typen sind die Mörder meines Vaters! In meinem Kopf schwirrten die Gedanken nun nur so. Ich konnte mich gar nicht retten vor Stimmen, die aus weiter Ferne auf mich einredeten. Es waren Stimmen in meinem Kopf. Ich hörte Shinichis Stimme. „Die meisten Berühmtheiten wurden erst nach ihrem Tod berühmt. Ich werde dich zu solch einer Berühmtheit machen, schließlich ist das Gefängnis ja so etwas wie der Tod, oder?“ Es war seltsam, dass ich nicht an Aoko oder an meine Mutter dachte. Nein, ich dachte an Shinichi Kudo. Noch wusste ich nicht, dass das ein Fehler war, denn dieses Giftes Gegengift war der Satz: Denk an niemanden! Shinichi Kudo durchflog meine Gedanken. Ich musste an all seine Sprüche und Taten denken, die einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hatten. Da verschwand das Ziehen plötzlich. Mein Herz raste und plötzlich fing alles an zu wackeln. Die Erde schien sich einmal um sich selbst zu drehen. Länger konnte ich nicht mehr bei Bewusstsein bleiben. Mein Sichtfeld vernebelte sich und ich wurde ohnmächtig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)