Maybe von Avis_Callaina (What could have happened) ================================================================================ Fake (oneshot) -------------- Die Armee sass Gakoru und Thairss im Nacken. Er fragte sich wie es ihr wohl ging. Vor einer Woche waren sie dazu gezwungen gewesen sich zu trennen. Die Armee hatte sie umzingelt und getrennt wären sie besser davon gekommen. Seither hatte er nichts mehr von ihr gehört. Er machte sich sorgen. Es passte nicht zu ihr, einfach ohne ein Wort unterzutauchen. Und wenn sie nun tot war? Wenn man sie erwischt und hingerichtet hatte? Gakoru schüttelte den Gedanken aus dem Kopf. An so etwas durfte er nicht denken. Thairss und erwischt werden. Soweit kams noch. Er zog den Stofffetzen um seinen Oberschenkel fest. Die Wunde die er sich eingefangen hatte, hatte sich entzündet und brannte nun zischend, wenn er sein Gewicht auf dieses Bein gab. Es war seine erste Wunde seit langem. Gakoru ignorierte den Schmerz und stand auf. Vorsichtig sah er um die Wand durch die mit Müll zugeworfene Seitengasse. Es stank widerlich. Seine Augen flitzten hin und her. Er lauschte. Kein Ton. Nur das stille Rauschen des Baches, welches durch das Dorf floss, in welchem er sich versteckte. Er brauchte einen Gasthof... Humpelnd verliess er die Seitengasse. Seine Hand lag stets auf seiner Waffe. Er konnte sich keine Fehler leisten. Nicht, wenn er nicht einmal richtig gehen konnte. "ich übertreibe" dachte er, allerdings ohne die Hand von seiner Waffe zu nehmen. Das kalte Eisen zu fühlen beruhigte ihn. Ziehen - entsichern - schiessen. Und gerettet. Er ging durch das dunkle Dorf. In den meisten Häusern flackerten die Laternen. Das orange Licht strahlte Wärme aus und warf seltsamste Schatten auf die eisigen Strassen. Er musste an Thairss Haare denken. Die dunklen Haare, welche blutrot aufblitzten, wenn die Sonne sie traf. Er merkte, dass er wieder die Hand von der Waffe hatte gleiten lassen. "verdammt, reiss dich zusammen" dachte er. Ob es ihr gut ging? Er hörte Gelächter und sah auf. Ein Gasthaus. Bingo. Innerlich grinste er, aber sein Gesichtsausdruck war kälter als die Strasse, auf der er sich befand. "Ein Bierchen und ins Bett" dachte er und betrat die Gaststätte. Die Männer tummelten sich um eine Bar. Sie stiessen mit ihren Bierkrügen an, wobei sie die hälfte verschütteten, lachten und lallten Lieder vor sich hin. Jemand spielte Geige. Einige jüngere amüsierten sich hinten, indem sie zum Takt stampften. Die Wärme der Laternen zog ihn nur noch weiter in die Bar. Eine dicke Frau, wohl die Wirtin, stand hinter der Bar und lachte die genauso fest gebauten Männer an. Wie Unbekümmert sie waren. Gakoru liess instinktiv einen Blick durch die Bar schweifen. Waren da Soldaten? Irgendwelche suspekten Männer? Oder sogar - zu seinem Glück - Steckbrieflich gesuchte? Er prägte sich die Gesichter ein. Jemand riss seine Hand von der Waffe. Gakoru wirbelte herum. Ein kleines Mädchen - vielleicht 6 Jahre alt - lächelte ihn an. "wollen sie etwas trinken?" fragte sie unschuldig. Ihre Augen hatten denselben Glanz wie Thairss'. "nein" sagte er ruhig. "kann man hier übernachten?" fragte er mit seiner dunklen, donnernden Stimme, welche das Mädchen zu verängstigen schien. Eigentlich wollte er das gar nicht. "ja" sagte sie und deutete zu der dicken Frau hinter dem Tresen, die gerade eine Stange Bier mit den Männern leerte. Wortlos ging er zu der Frau. "hey". Sagte er erst ruhig. Die Frau hörte ihn nicht, "HEY!" schrie er und haute die Faust auf den Tisch. Die Frau drehte sich um und musterte ihn weniger entzückt. "was willst du??" fragte sie schroff. "ein Bett." Antwortete er genauso schroff. Normalerweise hätte er ihr bereits die Waffe an den Kopf gedrückt. So wurden die Menschen immer ganz schnell richtig nett. "macht 40 Qen die Nacht. 20 Qen Vorzahlung" Gakoru warf ihr einen Beutel voller Geld hin. Die Münzen darin klirrten. Er hatte nicht nachgezählt. Würde schon stimmen. Die Frau stopfte das Geld hastig in ihr Dekoltee. Sie holte einen Schlüssel unter dem Tresen hervor und warf ihn ihm zu. Gakoru fing ihn ohne sich grossartig zu bewegen. "zweiter Stock, erste Tür rechts." Rief die Frau und wandte sich um. Er würde den dritten Stock nehmen. Zweite Tür links. Selbstverständlich brauchte er dafür keinen Schlüssel. Oben war es schön still. Gakoru hatte lediglich die Stiefel Ausgezogen und sich aufs Bett geworfen. Er wagte nicht die Waffen abzuschnallen. Seufzend sah er aus dem Fenster. Es war eine düstere Nacht, ohne Mond, ohne Sterne. Er musste wieder an Thairss denken. Etwas stimmte nicht. Das wusste er. Es war einfach nicht ihre Art... Gakoru schreckte auf. Er war wohl eingeschlafen, Hasenschlaf, und hatte nun eine Bewegung wahrgenommen. Sofort richtete er sich auf. Sein Oberschenkel schmerzte höllisch. Er griff zu seiner Waffe. "bitte" flüsterte es leise von der Tür. "nicht schiessen. Ich möchte sie angagieren..." Der Typ hatte wohl noch nie einen Kopfgeldjäger angeheuert, so wie er sich benahm. "reinkommen." Sagte er schroff und setzte sich auf. Nicht mal ein bisschen Schlaf gönnten sie ihm. Mit funkelnden Augen betrachtete er den kleinen eher runden Typen. Er trug eine ausgeleierte Lederhose mit Hosenträgern und ein kariertes Hemd. Sein Geschmack und seine fettige Glatze stanken bis zum Himmel. Wie er dieses Bauernvolk hasste. Die dicken Brillengläser reflektierten Licht. Woher jenes kam versuchte Gakoru angestrengt herauszufinden. "was willst du?" fragte er streng. Er war angepisst. Mitten in der Nacht, so wichtig konnte DER Auftrag doch nicht sein... "Töten sie eigentlich auch Frauen?" Die Frage war für Gakorus Geschmack doch etwas zu direkt. Er antwortete nicht und behielt den Idioten im Auge. "Sie hat meinen Sohn getötet." Sagte er mit einer Nervosität, die ihm zu denken gab. "er hatte viele Fehler, aber er hat den Tod nicht verdient..." Gakoru regte sich. Die Matratze knarzte. "sie hat auch nen Steckbrief..." sagte er leise. Aber im Dorf verstecken sie alle. Gakoru musterte ihn. Er entschied, sich die Person mal anzusehen, eh er sie über den Haufen schoss. Würde er sie erkennen - steckbrieflich - dann würde er's tun. Ansonsten musste er sich eben einen anderen suchen. "wie viel" fragte er donnernd. Der Typ reichte ihm einen Beutel. "das ist alles was ich habe." Fügte er hinzu. Das waren vielleicht grade mal 1000 Qen. Gakoru konnte sich nicht beklagen. Im schlimmsten Fall kam er davon OHNE jemanden zu töten - mit 1000 Qen in der Tasche. "geht klar." Sagte er. "wo finde ich sie." "sie wird morgen gegen Dämmerung in der grossen Scheune sein." Eine Bäuerin. War ja klar. Gakoru nickte. "und jetzt raus hier." Donnerte er und machte eine Geste, die zeigte, dass er sich wieder hinlegen wollte. Der Mann verliess eingeschüchtert sein Zimmer. Idiot. Gegen Dämmerung verliess Gakoru also das Wirtshaus. Das kam ihm gelegen. So konnte er auch unbemerkt verschwinden. Hellwach ging er die Strasse hinunter. Er wusste, welche Scheune gemeint war, das Dorf hatte schliesslich nur eine. Thairss war gedanklich völlig in den Hintergrund gerückt. Vielleicht war dieser Auftrag ganz gut so. So vergass er wenigstens für die nächsten paar Stunden seine Sorgen. Er betrat die Scheune. Es roch stickig. Sie war voll mit Stroh, Dreck, Geräten und diversem Müll. Wenn er richtig hinroch, konnte er auch Pferde riechen. Vielleicht liessen die Pilgerer welche hier während sie schliefen. Er hoffte, eins stehlen zu können, aber es war nur ihr Geruch. Die Pferde selber waren bereits weg. Die Scheune war düster. Die ersten Lichtstrahlen drangen durch die Ritzen in den Wänden. Der Geruch von altem, feuchtem Holz schlug ihm gegen das Gesicht, als er das Tor vorsichtig öffnete. Er wollte keine Geräusche machen. Innen war es seltsam kalt. Er konnte die Konturen einer Frau erkennen. Etwas irritierte ihn. Sie rührte sich nicht von der Stelle. Sie stand stocksteif da. Als er einen Schritt machte, zuckte sie sogar zusammen, doch sonst regte sie sich nicht. Gakoru vernahm ein leises Wimmern. Etwas stimmte hier nicht. Er ging noch einen Schritt nach vorne. Das Stroh knirschte unter seinen Sohlen. Die Frau hatte die Arme erhoben. Was sollte das? Erst als sich seine Augen anfingen an die Dunkelheit zu gewöhnen, realisierte er, dass die Frau an den Armen an die Decke gezogen worden war. Sie war gefesselt und wie er nun erkennen konnte auch geknebelt. Die langen dunklen Haare hingen über ihren geschundenen Körper. Sie wirkten matt und wirr. Teile ihrer Kleidung lagen auf dem Boden. Jemand hatte ihr übelst zugesetzt. Die vielen dunklen Verfärbungen an ihrem Bauch - Feilchen - liessen ihn ahnen, welches Ausmass die Quälerei genommen hatte. Gakoru kam ein flaues Gefühl in die Magengrube. Er erkannte die zierliche Figur, er erkannte die Kleidungsfetzen und er erkannte die schwachen Augen, die ihn aus der Dunkelheit versuchten wahrzunehmen. "Thairss!" rief er und rannte zu ihr. Sein Oberschenkel randalierte. Vorsichtig hob er ihr Kinn an und sah ihr in die glasigen Augen. Ihr Körper war eiskalt. Sie fror. "ganz ruhig" sagte er und nahm ihr den Knebel aus dem Mund. Ihre Lippen waren blutig, ihre Wange blau. Man hatte sie zusammengeschlagen. Womöglich ohne ihr die Möglichkeit zu lassen sich zu wehren. Ein dicker Kloss schob sich Gakoru den Hals hoch. Seine Augen brannten. Seine Muskeln verkrampften sich. Er wusste nicht, wann er das letzte Mal so sauer gewesen war. "halt still" flüsterte er. "ich hol dich da runter..." Kaum hatte er ihr Kinn losgelassen, liess sie leise wimmernd ihren Kopf wieder hängen. Wie lang hing sie schon hier? Er versuchte den Knoten an ihren wundgeriebenen Handgelenken zu lösen. Sie waren viel zu fest gezogen. Ohne weiter darüber nachzudenken zog er die Waffe und schoss das Seil über ihren Händen durch. Thairss sackte einfach zu Boden. Nur mit Mühe konnte Gakoru sie noch festhalten, dass sie nicht auf den Boden aufschlug. Sie hing kraftlos und schlaff in seinem Griff. Er bemerkte ihre Hand an seiner Brust. Ihr versuch sich festzukrallen endete mit einem sanften Griff. So schwach hatte er sie noch nie gesehen. Verdammt wie lang hing sie hier schon? Gakoru versuchte sie hochzuheben. Sein Oberschenkel erlaubte ihm keine weitere Belastung. Er fluchte vor sich hin. Wenn er die Kerle in die Finger bekam... "Gakoru! Sie sind umstellt! Kommen sie mit erhobenen Händen raus!" Gakoru wirbelte herum. Oh nein. Nicht die auch noch. Sie mussten weg, sofort. Man würde sie noch an Ort und Stelle hinrichten. Er sah zu Thairss, die kaum in der Lage war sich an ihm festzuhalten. Sie konnte so nie und nimmer rennen. Er konnte sie aber auch nicht tragen. Sie wäre eine offene Zielscheibe auf seinem Rücken und schiessen konnte er so auch nicht. An seinen Oberschenkel wollte er gar nicht erst denken. Zurücklassen konnte er sie nicht. Sobald er die Scheune verliess, würde er die Schüsse hören, die ihr das Leben nahmen. Er liess seine Faust knacken. Er würde es allen heimzahlen. Niemand legte IHN rein. Niemand wagte es auch nur sich an IHR zu vergreifen. Der Kloss schnürte ihm die Kehle zu. Er wollte nur noch eins. Rache. Er musste Thairss auf seinen rechten Oberschenkel stützten und festhalten. Also würde er mit Links schiessen. Kein Problem für ihn. "kommt rein ihr feigen Hunde" schrie er. Er war noch nie so wütend. Er war noch nie so mordlustig. Noch nie so rachsüchtig. Die ersten Soldaten betraten den Raum. Gakoru drückte die stöhnende Thairss an sich und schoss was er an Munition hatte. Er würde ihnen das nicht durchgehen lassen. Niemals. An den ersten liess er seine ganze Wut aus. Die Kugeln hagelten solange auf seine Opfer bis sie nicht mehr standen. Innert kurzer Zeit mischte sich der süsslich metallische Geruch von Blut in die modrige Luft. Gakoru sah rot. Je mehr Typen umfielen, desto mehr schoss er. Er schrie seinen ganzen Zorn aus der Seele. Thairss versuch sich an ihm festzuhalten stachelte ihn nur noch an. Er würde den Kerl schon finden der ihr das angetan hatte. Vierzehn Soldaten lagen nach einer Minute vor ihm. Er nutzte die Zeit bis die Nächsten kamen um eine neue Waffe zu ziehen. Nachladen konnte er nicht, da er nicht wagte Thairss abzusetzen. Als die nächsten Soldaten kamen hagelten die Kugeln bereits. Inzwischen ging es ihm nur noch ums Töten. Er ballerte nicht mehr so unbedacht wie am Anfang. Nein. Jetzt nietete er sie einzeln um. Er sah ihnen in die Augen, sah sich an dem Schrecken satt, wenn die Kugeln in sie schlugen und sie zu Tode stürzten. Gakoru bewegte sich endlich. Er ging still auf die Soldaten zu, die immer noch fast schon verzweifelt auf ihn schossen. Jeden einzelnen nietete er um, zog dabei Thairss schützend hinter sich her. Er würde rausgehen. Er würde sehen wer ihr das angetan hatte. Die Toten fingen an sich zu häufen. Einer nach dem andern fiel. Gurgelnd. Hustend. Stöhnend. Oder Schweigend, wo sie an Ort und Stelle zitterten, während ihnen das Leben aus dem Leibe fuhr. Er wusste nicht, wie lange er schon Menschen ins Jenseits schoss, aber es kam ihm sehr lange vor. Endlich kam er auch aus der Scheune. Immer noch schiessend. Auf einem Karren stand der Typ, der ihn gestern angeheuert hatte. Er war kein Bauer. Er war ein General. Die beiden Leibwächter von ihm holten sich einen kurzen, unverdienten Tod. Gakoru sah sich um. Einige Soldaten rannten tatsächlich davon. Sie würden weiterleben. Vorerst. Thairss zuckte bei seinem Anblick zusammen und stöhnte wütend. Sie wollte ihm an die Kehle, das fühlte er, aber sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Der General wollte etwas sagen, aber dazu kam es nicht. Gakoru schoss ihn von seinem Karren runter. Er konnte ihn Keuchen hören und ihn winden sehn. Vorsichtig setzte er Thairss ab und liess sie an die Scheune lehnen. Sie versuchte ihm was zu sagen, aber er gebot ihr zu schweigen. Ohne ihr wirklich zuzuhören ging er mit grossen Schritten zu dem Kerl. Er schoss ihm in den Oberschenkel. Der Typ schrie. "Wie lange hast du sie hier drin behalten?" Er schoss ihm ins andere Bein als er nicht redete. "Wie lange?" fragte er ungeduldig. Seine Augen funkelten. Er war hellwach. "Fünf Tage..." hustete der Gebrochene. "Wir haben sie vor dem Dorf gefasst." "Wie?" herrschte Gakoru ihn an. "Sie trank aus dem Fluss. Der Jäger hat sie niedergeschossen." Gakoru schielte zu Thairss. Er hatte keine Schusswunde gesehen. Aber ihm wurde klar, wo das ganze Blut herkam. Er rammte ihm den Fuss auf die Brust und drückte ihn zu Boden. "du erzählst mir jetzt im Detail was du ihr angetan hast." Sagte er mit beängstigend ruhiger Stimme und zog eine Waffe aus seinem Mantel. Es war die Waffe die er auch seinem Bruder geschenkt hatte. Jene Waffe, mit der er Koragon endlich zur Strecke bringen würde. Mit jener Kugel darin, die er extra für ihn persönlich aufgehoben hatte. Er lud sie durch. Nachdem der General ihm peinlichst genau erzählt hatte, was Thairss durchmachen musste, schoss er ihm mit der Kugel, die eigentlich für Koragon bestimmt war, in die Gurgel und liess ihn jämmerlich an seinem Blut ertrinken. Dann ging er endlich zu Thairss, die immer noch versuchte sich wach zu halten. Sie war schrecklich erschöpft. Gakoru hob sie ohne ein Wort hoch. "du bist ein Arschloch." Zischte Thairss, die ihn lieber selber erledigt hätte. "ich weiss." Antwortete Gakoru, der wusste was in ihrem Kopf vorging. "du darfst dich dann an meinem nächsten Opfer auslassen, okay?" Thairss antwortete nicht mehr. Sie war bereits eingeschlafen. Gakoru schritt zurück zum Wirtshof. Er würde noch ein Weilchen bleiben. Im ersten Stock. Im fünften Zimmer rechts. Und für Koragon musste er sich halt eine neue Kugel aufheben. Eine neue noch viel bessere. Alles nicht so tragisch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)