Der Tag an dem ich dich wiedersah... von -Sessy- (Sesshoumaru x Rin) ================================================================================ Kapitel 3: Der Entschluss ------------------------- Rin fiel in einen unruhigen Schlaf. Alpträume plagten sie. Sie träumte von vergangenen Jahren, schlimmen Ereignissen, die sie einfach nicht loslassen wollten. Sie sah ihre Familie und andere Leute qualvoll sterben. Sie sah, wie Banditen Dörfer überfielen und plünderten, die Kleinen und Schwachen töteten, sowie diejenigen, die Widerstand leisteten. Die Frauen behielten sie für sich selbst, nur um später mit ihnen ihren Spaß zu haben. Sie sah, wie durch Dämonenangriffen zig Dörfer vernichtet wurden. Sogar kleine Kinder mussten unter Qualen und Schmerzen ihr Leben lassen. Und am Ende sah sie ihren eigenen Tod. Sie sah, wie jemand auf sie zuging. Ein großer schlanker Mann, mit langen weiß-silbrigen Haaren. Er hatte eine Mondsichel auf der Stirn und an den Wangen jeweils rechts und links zwei Streifen. Seine langen Krallen waren deutlich an den Händen zu sehen und seine gelb-goldenen Augen funkelten. Er blickte auf Rin hinab. Sein Blick war verachtend. "Was starrst du mich so an?", fragte er mit einer tiefen Stimme und sein Blick verfinsterte sich. "Wie kannst du es nur wagen mir in die Augen zu sehen?! Senke deinen Blick vor mir, du wertloses Menschenweib!" Er packte sie am Hals und drückte zu. Rin sank zu Boden. "Merke dir gut mein Gesicht, denn das wird das Letzte sein, dass du in deinem Leben sehen wirst. Das Gesicht Sesshoumarus!" Er stieß mit dem Fuß einmal gegen ihren Körper. Seine Hand zuckte und er fuhr seine Klauen aus. Man höre wie die Knochen seiner Hand knackten. Dann schlug er zu. Seine scharfen Klauen schnitten in ihre Haut, wie ein Messer in weiche Butter. Aus ihrer Kehle schoss das Blut. Mit weit aufgerissenen Augen schlug sie auf die steinige Erde auf. Der leblose Körper vor seinen Füßen entlockte dem Dämon ein grauenhaftes Lächeln. "Und wieder ein nutzloser Mensch weniger." Schweißgebadet erwachte Rin aus dem Schlaf. Die Angst konnte man ihr ansehen. >Was war das denn? So ein Traum...< Verwirrt griff sie nach dem Becher, um etwas Wasser zu trinken. Dieser war jedoch leer. "Mist..." Mit der Hand fuhr sie sich über die Stirn und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. >Er hätte so etwas nie getan. Niemals!< Dann fielen ihr die Worte ein, die Yazuma ihr am Abend gesagt hatte. "Sei froh, dass er dich zu uns gebracht hat. Er hätte dich auch umbringen, regelrecht zerfleischen können! Er ist gefährlich, bösartig, brutal und er scheut vor nichts zurück!" "Blödsinn! Warum hast du mir so etwas gesagt? Wegen dir habe nun ich diese Worte nun im Kopf. Das ist alles deine Schuld, Yazuma!" Sie lehnte sich noch einmal zurück, wollte sich ausruhen. Doch ihre Augen fielen ungewollt zu. Erneut fing sie an zu träumen. Diesmal von dem Ereignis vor ein paar Stunden. Sie lief wieder durch den Wald. Jemand oder etwas folgte ihr. Sie huschte durch Sträucher und dornige Büschen, um denjenigen abzuhängen. Endlich hatte sie es geschafft. Sie blieb an einem Baum stehen und stützte sich mit einer Hand ab. Plötzlich sah sie zwischen den Bäumen einen großen dunkel Dämon auf sich zukommen. Seine roten Augen glühten und man sah in ihnen deutlich die Gier. Die Gier nach Blut. Die Gier, etwas Hilfloses zu quälen und zu töten. Rin hatte dieses ungute Gefühl, dass sie das auserwählte Opfer sein sollte. Und sie sollte damit auch Recht behalten. Doch gerade, als der Dämon nach ihr schlagen wollte, brach er vor ihren Augen zusammen. Erst, als er vor ihr auf dem Boden lag, bemerkte Rin, dass sein Körper in der Mitte zerteilt worden war. Verwirrt blickte sie auf, als sie ein weiteres Geräusch wahrnahm. In der Annahme, dass es ein weiterer Dämon sein würde, der sie töten wolle, schritt sie einige Schritte zurück. Bei einem lag sie richtig... Es war ein Dämon, aber er wollte sie nicht angreifen oder töten. "Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst vorsichtig sein, wenn du dich in den Wäldern herumtreibst?" Diese Stimme kannte sie. Sie kam ihr so vertraut vor. Der Dämon ging kühl und gelassen auf sie zu. Als sie ihn erkannte, verschwand ihre Angst und ein Lächeln war auf ihren Lippen zu sehen. "Sesshoumaru-sama..." Mehr brachte sie nicht heraus. Sie war so überglücklich ihn zu sehen. Ihre Augen strahlten und sie wollte auf ihn zulaufen, ihn umarmen, doch sie kam nicht vom Fleck. Sie wollte ihn so vieles fragen, doch kein weiteres Wort entwich ihrer Kehle. Sesshoumaru blieb ein paar Meter vor ihr stehen und sah sie lange mit seinem üblichen emotionslosen Ausdruck an. "Du weißt, wo du mich finden kannst.", sagte er schließlich in einem ruhigen Ton. Dann drehte er sich um und verschwand wieder zwischen den Bäumen, wo er hergekommen war. Rin erwachte aus ihrer Starre. "Warte! Sesshoumaru-sama, bitte warte!" Sie lief ihm nach, doch er war verschwunden. Einfach spurlos verschwunden. Nichts deutete darauf hin, dass er in der letzten Minute hier gewesen war. "SESSHOUMARU!" Rin öffnete die Augen. Ihr Blick fiel durch das Fenster, durch das man die Morgendämmerung sehen konnte. Sie richtete sich langsam auf. Ihre Beine schmerzten und der Rücken tat ihr weh. Erst jetzt bemerkte sie die Wunden, die sie von gestern Abend davongetragen hatte. Die feinen Schnitte in ihrer Haut brannten wie Feuer. "Verdammt, so was kann auch wieder nur mir passieren." Dann erinnerte sie sich an Sesshoumarus Worte. "Du weißt, wo du mich finden kannst." Zuerst war sie etwas verwirrt und wusste nicht genau, worauf er damit hinaus wollte. "Ich weiß, wo ich ihn finden kann? Weiß ich das? Woher sollte ich..." Sie hielt inne. "Aber ja, natürlich! Ich weiß, wo er ist!" Ein kurzes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus, das aber fast im selben Moment wieder verschwand. "Warum hat er mir das gesagt? Wusste er von Anfang an, dass ich Fragen haben würde, die nur er mir beantworten kann? Hat er es mir gesagt, damit ich versuchen kann zu ihm zu gehen, um Antworten zu erhalten? Ist es vielleicht möglich, dass er selbst will das ich ihn finde? Oder hat er dies nur gesagt, weil ich es so wollte? Schließlich war es nur ein Traum..." Rin blieb noch eine Weile sitzen. Ihre Schmerzen hatte sie schon wieder vergessen. "Ach, was solls!" Sie stand auf und nahm sich den dunkelblauen Kimono mit den eingestickten Blumenmuster an den Ärmeln. Den hatte sie mal von Yazuma geschenkt bekommen. "Gut, ich werde es machen und niemand wird mich daran hindern können." Entschlossen nickte sie. Die gute Laune, die plötzlich in ihr aufstieg, vertrieb all die trübseligen Gedanken, die sie zuvor noch gehabt hatte. Der Tag konnte gar nicht besser beginnen. Sie nahm sich ein dünnes Tuch und breitete es auf dem Tisch aus. Ein paar Äpfel, ein bisschen Brot und den Becher, für frisches Trinkwasser, legte sie hinein. >Am Besten ist es, wenn ich sofort aufbreche ohne mich groß von allen zu verabschieden. So etwas liegt mir nicht besonders und außerdem wäre ich dann schon einen ganzen Tag lang unterwegs. Etwas Vorsprung kann nie schaden.< Sie sah sich noch einmal in ihrer Hütte um. Klein und gemütlich. Das alles hier würde sie vermissen. Schließlich verließ sie die Hütte und ging Richtung Brunnen, um vor der Reise noch frisches Trinkwasser zu holen. Auf dem Weg dorthin kam ihr Masao, einer der Wachmänner von gestern Abend, entgegen. "Guten Morgen, Rin. So früh schon auf?", begrüßte er sie. "Ja, die frische Morgenluft sollte man sich nicht entgehen lassen.", gab sie zurück. "Das stimmt allerdings.", sagte er vergnügt. "Übrigens, falls es dich interessiert... Wir haben uns gestern Abend noch im Wald umgesehen, aber nichts gefunden." Rin war zwar erleichtert, dass sie nicht Gefährliches in der Umgebung des Dorfes gefunden hatten, aber dennoch war sie sicher, dass irgendwo da draußen etwas war, das sie beobachtet hatte. "Das beruhigt mich. Ich hätte schwören können, dass mir etwas nachgelaufen ist." "Vielleicht ist ein Wildschwein hinter dir her gewesen. Das kann um diese Jahreszeit durchaus passieren, wenn sie Junge haben." "Du hast wahrscheinlich recht. Außerdem wollte ich... nun, ich wollte... mich bei dir verabschieden.", fing sie an. "Ich muss noch frisches Wasser holen, bevor ich aufbreche." "Aufbrechen? Wohin soll es denn gehen?", fragte er überrascht. "Ich muss jemanden suchen, oder es zumindest versuchen. Masao, ich werde nicht wieder zurückkommen." Der Wachmann sah sie etwas erstaunt an. "Nun, es scheint dir wirklich sehr wichtig zu sein, denjenigen zu finden. Du musst tun, was du für richtig hältst." Er lächelte ihr zu. "Dann wünsche ich dir viel Glück bei deiner Suche, Rin." "Danke", gab sie freundlich zurück. Masao ging wieder zurück ins Dorf, während Rin ihren Trinkbecher auffüllte. Schnell verstaute sie den Becher wieder in dem Tuch. Sie blieb noch einen Moment vor dem Brunnen stehen und dachte nach. Man besagte, dass der Brunnen magische Kräfte besaß, dass er die tiefsten und geheimsten Wünsche in Erfüllung gehen lies, wenn man etwas Wertvolles hinein warf. Rin glaubte nicht an so etwas. >Ob ich es trotzdem einmal versuchen soll, bevor ich aufbreche? Schaden kann es ja nicht... Immerhin habe ich nichts zu verlieren.< Rin kramte ein bisschen in ihrer Tasche herum, fand aber nichts, das auch nur annähernd wertvoll war. >Mist, jetzt will ich mein Glück versuchen und dann so was.< "Hey, bist du aus dem Bett gefallen?" Aus ihren Gedanken gerissen fuhr sie herum. "Yazuma... Ich wünsche dir auch einen guten Morgen.", meinte sie etwas genervt. >Der hat mir jetzt auch noch gefehlt.< "Schon vor Sonnenaufgang aus dem Haus zu gehen? Ist doch sonst nicht deine Art, du Schlafmütze.", grinste er. "Heute aber schon." Yazuma wollte gerade etwas sagen, als Rin ihm ihre ausgestreckte Hand entgegenhielt. "Was...? Was willst du denn?" "Hast du eine Münze bei dir?" "Eine Münze? Sicher... Moment." Er suchte in seinen Taschen und brachte schließlich eine kleine goldene Münze zum Vorschein. "Danke.", sagte sie und nahm sie ihm aus der Hand. Sie drehte sich zum Brunnen. "Willst du es auch mal versuchen?" "Ja, ich will auch mal.", gab sie knapp zurück. "Ich dachte immer, du glaubst nicht an solche Geschichten. Bei mir hat es übrigens nie geklappt. Die Wünsche, meine ich. Bis jetzt haben sich meine nie erfüllt." Doch Rin hörte nicht auf ihn. Sie streckte die Hand aus und schloss die Augen. Mit einem leisen Lächeln lies sie die goldene Münze fallen. Nach einigen Sekunden öffnete sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck die Augen. "Komm, lass uns zurück gehen." Yazuma nahm ihre Hand, doch Rin befreite sich geschickt aus seinem Griff. "Nein.", sagte sie so leise, dass er es gerade eben so verstand. "Nein? Hast du denn heute schon was anderes vor?", fragte er überrascht. "Allerdings." Rin fiel es sehr schwer es ihm zu sagen. Aber sie musste, denn er würde sie nicht eher in Ruhe lassen, bis sie es ihm sagte. "Ich werde das Dorf verlassen.", sagte sie schnell. Yazuma fiel in diesem Augenblick alles aus dem Gesicht. "Was?" "Du hast mich schon richtig verstanden. Ich werde gehen." "Wie bitte? Das ist doch ein Scherz. Warum solltest du das tun?" Er war ziemlich überrumpelt, dass konnte man ihm ansehen. "Weil ich endlich die Wahrheit wissen will." "Spinnst du jetzt völlig? Mach doch keinen Blödsinn! Rin, du hast hier alles was du brauchst. Sei doch nicht so töricht." "Was habe ich denn hier, außer der Unsicherheit von damals?" "Na mich!" Rin seufzte und wollte gehen. "Überlege dir noch einmal ganz genau, was du da tun willst. Du bist gerade dabei alles hier aufzugeben.", versuchte Yazuma sie zur Vernunft zu bringen. "Das weiß ich. Ich habe mir das sehr lange und sehr genau überlegt. Und jetzt steht mein Entschluss entgültig fest. Ich werde gehen!" "Wohin?" "Richtung Westen.", sagte sie kühl. "Westen? Nein, Rin! Das wirst du nicht tun!" "Oh doch und du wirst mich nicht daran hindern können.", fuhr sie ihn an und stieß mit dem Zeigefinger gegen seine Brust. "Du weißt doch gar nicht, was du da tust...!" "Ich bin alt genug und weiß ganz genau was ich tue." Langsam entwickelte sich das anfangs normale Gespräch zu einer heftigen Diskussion, fast zu einem Streit. "Na schön, wenn du das so willst, dann werde ich dich begleiten." "Nein!", meinte sie ernst. "Doch, dass werde ich! Weißt du eigentlich auf was du dich da einlässt? Weißt du, wie gefährlich es da draußen ist?" "Ja, dass weiß ich sehr genau. Ich bin lange genug umhergezogen um zu wissen, was alles auf mich zukommen kann!" "Ich glaube du unterschätz ganz gewaltig die Gefahr in den Wäldern! Gerade Richtung Westen! Ich hoffe, du hast dir gewünscht, dass du lebendig wieder hier ankommst! Du hast nicht mal die geringste Ahnung vom Kämpfen. Wie willst du dich verteidigen? Wie willst du überleben, wenn dich jemand angreift? Das Einzige was du kannst ist schnell wegrennen." "Das ist doch schon mal ein Anfang!" "Mach dich nicht lächerlich! Das ist kein Thema, über das man Witze macht. Hast du Nahrung und Wasser dabei?" Rin streckte ihm ihr Verpflegungsbündel entgegen. "Das ist alles?", fragte er spöttisch. "Wie weit willst du denn damit kommen? Ich gebe dir zwei Tage, dann hast du nichts mehr!" "Ich bin durchaus in der Lage mich selbst zu versorgen. Das musste ich auch früher schon tun, bevor ich hier her gebracht wurde. Es wurde mir sehr gut beigebracht. Also unterstell mir nicht, dass ich nicht für mich selbst sorgen könnte!" Langsam wurde sie wütend und das sah man ihr auch an. "Trotzdem kannst du nicht kämpfen.", versuchte er wieder auf sie einzureden, doch wusste er, dass es nicht helfen würde. "Mich wird schon niemand angreifen." "Wie kannst du nur immer noch so naiv sein...?!" Kurze Zeit herrschte Stille zwischen ihnen. Eine unangenehme, angespannte Stille, die keiner von beiden auszuhalten schien. "Du willst zu IHM, nicht wahr?", fragte Yazuma und unterbrach somit die Stille. "Ja!" Rin konnte ihm nicht in die Augen sehen. Diese Antwort hätte er sich auch so denken können. Yazuma atmete tief durch. Er versuchte sich wieder zu beruhigen. Das Ganze hatte doch ziemlich an seinen Nerven gezerrt. Schließlich wandte er sich wieder an sie. "Warum?" Er sprach in einem ganz ruhigen, vernünftigen Ton zu ihr. Er wollte sie nicht anbrüllen oder unter Druck setzten. Damit wäre er sowieso nicht weit gekommen. "Warum nur? Ich kriege das nicht in meinen Kopf. Was hat er, was ich nicht habe?" Ja, was hatte Sesshoumaru eigentlich, was Yazuma nicht hatte? Diese Frage war durchaus berechtigt. Die Dämonenstreifen? Die Mondsichel auf der Stirn? Die langen weiß-silbrigen Haare und die gelb-goldenen Augen, die immer glänzten? Mal abgesehen davon, dass er ein mächtiger Daiyoukai war... Und was war Yazuma? Er war eben doch nur... ein Mensch. Yazuma war wie sie selbst. Warum wollte sie ihn nicht? Weil er ihr so ähnlich war? Rin gab ihm auf seine Frage keine Antwort und starrte auf den Boden. "Du willst also allein losziehen?", fragte er sie erneut. "Ja..." "Mir gefällt das überhaupt nicht." Yazuma strich sich einmal mit der Hand über die Stirn, als ob er sich immer noch nicht eingestehen wollte, dass sie sich ausgerechnet für diesen Weg entschieden hatte. "Kokomi und Shiomi werden dich vermissen. Die Beiden hängen sehr an dir, genauso wie ich." Er machte eine kleine Pause um klare Gedanken fassen zu können. "Wirst du wiederkommen, wenn du deine Antworten bekommst hast?" "Ich weiß es nicht...", gab sie leise zurück. Yazuma ging auf sie zu und umarmte sie. Er wollte sie küssen, doch Rin drehte den Kopf weg. Sie hasste solche Momente. "Ich lasse dich ungern gehen, aber es bringt nichts mit dir darüber zu streiten, wenn du es letztendlich doch tust. Vielleicht war es von Anfang an vorbestimmt, dass du dieses Dorf eines Tages wieder verlassen würdest. Nur das es so bald schon sein würde, hätte ich nicht gedacht." Jetzt war er es, der so leise sprach, dass man ihn kaum verstand. Rin kämpfte mit den Tränen. Das alles hörte sich nach genau dem Abschied an, den sie am meisten hasste. Ein Abschied für immer. "Du wirst mir sehr fehlen. Genau genommen fehlst du mir jetzt schon." Vorsichtig zog er einen kleinen Dolch aus seiner Tasche und drückte ihn Rin in die Hand. "Du solltest nicht unbewaffnet gehen. Auch wenn du nicht sonderlich gut kämpfen kannst, ist es besser, wenn du eine Waffe bei dir trägst. Nur zur Sicherheit." Er drehte ihren Kopf zu sich und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. "Pass gut auf dich auf und komm bitte wieder zurück, wenn du deine Angelegenheiten erledigt hast." Mit diesen Worten machte er kehrt und lies Rin allein zurück, ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen. Insgeheim hoffte er ihr ein schlechtes Gewissen eingeredet zu haben, so dass sie doch nicht gehen würde. Aber damit lag er falsch. Rin wischte sich Tränen aus dem Gesicht. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr der Abschied so schwer fallen würde. Das wäre alles viel leichter gewesen, wenn dieser Dummkopf Yazuma nicht aufgetaucht wäre. Sie nahm ihr kleines Bündel und drehte sich Richtung Wald. >Du wirst mir auch fehlen, Yazuma...<, dachte sie, bevor sie zwischen den dichten Bäumen verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)