Es ist Mai von abgemeldet (Als Es Sommer in meinem Herzen wurde... [Update 01-Dezember-2oo7 - EPILOG lädt/ist da!!!]) ================================================================================ Kapitel 1: Es beginnt... ------------------------ So, das erste Kap!!! Ich hab eigentlich aus Frust angefangen, zu schreiben, weil mich das entspannt, aber wenns euch gefällt, schreib ich bestimtm weiter, nur halt nicht so oft, weil jetzt Schule ist *heul* Ich weiß selbst noch nicht, was passieren wird... mal sehen^^ Ich hoffe auf Meinungen, Meldungen und Kommentare^^ Kyo_Soma -------------------------------------------------------------------------------- Es war ein Tag, wie man ihn vielleicht im Spätsommer erwarten würde. Wenn man morgens die Rollläden aufzog und sich dann weit zum Fenster hinauslehnte, den Blick über die Stadt genoss, während die Sonne rosa und orange über den Dächern aufstieg, dann konnte man noch die Wärme des ausklingenden Sommers wie eine süße Erinnerung an bessere Tage auf der Haut spüren. Als die junge Frau mit den kurzen, pechschwarzen Haaren, die ihr frech und selbstbewusst (und noch ungekämmt) in die Stirn fielen, sich an einem genau solchen Morgen zum Fenster hinauslehnte, war es gerade mal Mitte Mai, und der Sommer, an den sie sich später immer erinnern würde, der Sommer ihres Lebens, hatte gerade erst begonnen. Noch war es morgens manchmal fast kühl, ein wenig ungewöhnlich für Tokio, aber sie genoss den Hauch von Frische auf ihrem Gesicht. Das Zimmer hinter ihr, schlicht eingerichtet und penibel ordentlich, lag noch im Schatten, während die ersten Strahlen der Morgensonne dem Mädchen schon Farbe auf die Wangen malten und sich verlegen an ihr vorbei in den Raum stahlen, wo sie einen feinen Schleier von Helligkeit ausbreiteten. Kyoko atmete die Frühlingsluft tief ein, genoss den Augenblick der Stille, bevor in spätestens einer Stunde der wilde Berufsverkehr und die berüchtigte Rushhour losbrechen würden. Es war gerade mal 5 Uhr, aber wie jeden Morgen war sie schon auf den Beinen, bereit, sich den Herausforderungen und Gefahren ihres neuen, alten Lebens bei LME zu stellen. Sie erinnerte sich noch gut an die Dreharbeiten zu ihrem letzten Projekt. DarkMoon, das Drama des Jahres, wie es in der Boulevard-Presse jetzt schon hieß, obwohl die Serie noch gar nicht ausgestrahlt worden war. Der Präsident ihrer Agentur, Rory Takarada, kämpfte immer noch verzweifelt um einen Sendeplatz in der Hauptsendezeit, und Regisseur Ogata legte noch letzte Hand an, bevor der Rummel dann losgehen würde, bevor die Presse sich zerreissen würde, bevor auch sie plötzlich in den Mittelpunkt des Interesses rücken würde... Denn im Augenblick führte sie noch ein beschauliches, ruhiges Leben als Love-Me-Praktikantin, ein kleiner Stern am fernen Horizont der Stars, aber vielleicht schon im Begriff, sie alle zu überstrahlen. Es war wie diese eine Stunde vor dem allmorgendlichen Verkehrschaos, eine Atempause vor dem Sturm, der vielleicht ihre gesamte Karriere steil in die Höhe schnellen lassen und möglicherweise sogar ihr ganzes Leben verändern würde. Kyoko seufzte, schloss das Fenster im ersten Stockwerk des Daruma-Ya, verwarf die Gedanken an die nahende Premiere ihres ersten großen Films und huschte ins Bad, wo sie sich leise fertig machte. Die Besitzer des Daruma-Ya waren zwar schon längst wach, aber eine alte Angewohnheit ließ sie immer so diskret wie irgend möglich leben. Sie kämmte die Haare, wuschelte sie wieder durcheinander und betrachtete sich nachdenklich im Spiegel. Ob sie wohl schon lang genug waren zum Zusammenbinden? Sie nahm ein Haargummi aus der Schublade des Badschranks unter dem Waschbecken und band ihre dichten, dunklen Haare zu einem kleinen, feschen Pferdeschwanz zusammen, wobei ein paar lose Strähnen ihr immer noch locker ins Gesicht fielen. Beinahe sexy, dachte sie bei sich und schmunzelte... Sie lief zurück ins Schlafzimmer, öffnete schwungvoll die Türen ihres Kleiderschranks und schnappte sich kurzerhand ein knielanges, weißes Sommerkleid mit bunten Trägern und Blumenmuster am unteren Rand und begutachtete sich dann im Spiegel. Seit sie mit dem Drama etwas mehr Geld verdient hatte, konnte sie endlich ab und zu mit ihrer besten Freundin Kanae shoppen gehen und sich endlich die Kleider leisten, die sie vorher immer nur in glamourösen Schaufenstern bewundert hatte. Zufrieden lächelte sie, fand aber, dass noch etwas fehlte und band sich ein rotes Haarband um den Kopf, das sommerlich leuchtete. Beim Anblick des Bandes musste sie automatisch an diejenige Person denken, die es ihr vor gar nicht allzu langer Zeit geschenkt hatte. Sho Fuwa, der schlussendlich seine Konkurrenten von VieGhoul mit einem neuen Hit vernichtend geschlagen hatte, hatte ihr zum Dank für ihren Tadel und dafür, dass sie ihn wieder hochgezogen hatte, als er aufgeben wollte, seine neue CD, dieses Band und eine Geburtstagskarte geschickt. Denn Kyoko war vor einem Monat 17 Jahre alt geworden. Sie sah ihren alten Kindheitsfreund nicht sehr oft, aber seit dem Dreh von Darkmoon, seit ihrem Aufenthalt in Kurikuzawa, wo sie ihm wieder begegnet war, waren sie irgendwie zu Kollegen, ja fast schon Kameraden geworden. Sho hatte sich ihr gegenüber erstaunlich zuvorkommend und liebenswürdig verhalten, sie zum Essen eingeladen und sich in aller Form bei ihr für seine gesamten Fehler entschuldigt, mit der Bitte, ihm zu verzeihen und ihm Zeit zu lassen, sich zu bessern. Kurz gesagt: Er hatte einen Neuanfang eingeleitet. Kyoko lächelte ihrem Spiegelbild noch einmal zu, drehte sich dann herum und flitzte die Treppe hinunter in die Küche, wo die Okami-san schon das Frühstück vorbereitete. "Guten Morgen, Kyoko-chan!", rief sie fröhlich und stellte Kyoko erst einmal eine Tasse Tee hin. Kyoko begrüßte sie und den Chef ebenfalls, bedankte sich, und begann dann, zu frühstücken. Eine Viertelstunde später saß sie auf ihrem Mountainbike und kurvte in einem halsbrecherischen Tempo durch die Rushhour, vorbei an den Läden, die sie erst letzten Samstag mit Kanae zusammen abgeklappert hatte, vorbei an dem Cafe, wo sie erst letzte Woche mit Yashiro, dem Manager ihres Schauspielkollegen und Vorbilds Ren Tsuruga (der nebenbei der berühmteste Schauspieler Japans war), ein Eis gegessen hatte und schließlich bis vor die hohen Glastüren von LME, wo sie nur aus Spass eine Bremsung mit quietschenden Reifen hinlegte, ihr Rad um 180° herumriss und dann elegant abstieg, um es hinter das große Gebäude inmitten von Tokio zu schieben und abzuschließen. Diese Aktion erregte wieder einmal viel Aufsehen, genau wie jeden Morgen und der Präsident, der im siebten Stock sein Büro hatte, war wie jeden Morgen ans Fenster getreten, um das Spektakel zu beobachten. "Pünktlich wie die Maurer... Mogami-san steht Ren wirklich in nichts nach.", sagte er zu sich und ließ dann die dünnen, orange-gelben Vorhänge wieder an ihren Platz gleiten. Als Kyoko schließlich geradezu sprühend vor Energie in die Eingangshalle marschierte und die Empfangsdamen wie gewohnt freundlich lächelnd begrüßte, hielt vor dem Gebäude gerade der schwarze Mercedes, aus dem wie jeden Morgen zur selben Zeit, Ren Tsuruga mit seinem Manager Yashiro aussteigen und die Empfangsdamen mit einem hinreißenden Lächeln begrüßen würde. Ja, bei LME ging alles seinen gewohnten Gang und von dem Sturm, der bald losbrechen würde, und all diejenigen mitreissen, die seinem Zentrum zu nahe kamen, ahnte bisher niemand etwas, bis auf einen einzigen: Rory Takarada. Denn er hatte auf seinem Schreibtisch schon das Drehbuch liegen, das eine Geschichte beinhaltete, so abwechslungsreich und verzaubernd und aufregend, wie das Leben selbst. Und er wusste auch schon, wen er in diesen Sturm entsenden würde, um in der Realität zumindest eine leichte Brise in Bewegung zu setzen. Kapitel 2: "Du brichst mir mein Herz" ------------------------------------- Okay, überredet, ich wollte das zweite eh bald onstellen^^ Klaro ist es noch langweilig, es darf ja auch nicht alles im ersten Kappi passieren (und das zweite wird auch relativ langweilig *devilsmile*, aber sobalds spannend wird, ladf ich weniger hoch, sonst wirds zu viel^^ Also, schon mal vielen Dank für eure ersten Kommis!! ----------------------------------------------------------------------------- Kyoko tanzte die Treppenstufen hinauf in den dritten Stock, wo sich neuerdings das Besprechungszimmer der Love-Me-Section befand, schloss mit ihrem eigenen Schlüssel - drauf war sie besonders stolz - die Tür auf und ließ sich erst einmal in einen der schwarzen Lehnsessel fallen, die um einen runden Holztisch standen. Was für ein wunderbarer Tag! Sie hatte noch eine halbe Stunde bis Dienstbeginn und blätterte zuweilen neugierig durch die Terminpläne, Drehbücher, Aufträge und Magazine, die auf dem Tisch lagen, während sie ihre Kameradin Kanae Kotonami erwartete, die wie jeden Tag fünf Minuten vor Dienstbeginn auftauchen würde, und sie mit einem mürrischen "Morgen" begrüßen. Kyoko schloss die Augen und summte leise vor sich hin, dann lauter, schließlich sang sie ihr Lieblingslied mit vollem Stimmeinsatz und begann dann, mitgerissen von der Stimmung des strahlenden Frühsommermorgens, ausgelassen im Zimmer herumzutanzen, schnappte sich zur Krönung noch den Kleiderständer, der neben der Tür stand und benutzte ihn als Pseudo-Mikrofon, während sie mit hingebungsvollem Gesicht und geschlossenen Augen sang... Du brichst mir mein Herz Ich sag dir, kein Scherz Ich spüre, kein Schmerz Ich hoffe, beim März Dass die Welt untergeht Wenn die Welt Runden dreht Wem die Zeit untersteht Das weiß nur ich Spür dich Führ dich Vergess dich nicht Das stresst mich nicht Du bist da, das ist die Hauptsache Auch wenn ich dich manchmal auslache Ich bleib bei dir Streit dich mit mir Laufen hoch und runter Tauch den Kopf nicht unter Vergiss mal den Mist Du bist wer du bist Oder hast du Schiss Weil du verliebt bist in mich Aber hey, vergiss dich nicht Ich bin da für dich Spür mich Halt mich Ich schalt nicht Du schnallst nicht Dass ich dich liebe, Mann Dich brauch zum Fliegen, Mann Damit ich dir zuliebe siegen kann Also halt mich Ich schalt nicht Du schnallst nicht Ich liebe dich Sie warf ihre Haare zurück und wiederholte das Ende, völlig versunken, als die Tür plötzlich aufging und sie entsetzt in das Gesicht des bestaussehendsten Mannes Japans starrte, der in diesem Augenblick eine völlig verwuschelte Kyoko vor sich hatte, die einen Kleiderständer in der Hand hielt und gerade mit ihrer wundervollen Stimme und noch dazu passendem Gesichtsausdruck und Hüfteinsatz einen Lovesong geschmettert hatte. Eine inzwischen von der Erkenntnis überrumpelte, vollkommen entsetzte Kyoko. Er prustete los, Kyoko ließ vor Schreck den Kleiderständer fallen und Yashiro, der natürlich nicht fehlen durfte, versteckte sich hastig draußen auf dem Gang, damit Kyoko ihn nicht beim Lachen erwischte. Kyoko starrte ihn an. Ren kugelte sich vor Lachen, Tränen standen ihm in den Augen und er bekam kaum noch Luft. Kyoko war inzwischen knallrot geworden und stolperte schließlich hastig vorwärts, hob den Kleiderständer auf, stellte ihn an seinen Platz, und schlug Ren dann wütend mit einer Zeitschrift auf den Kopf. "Wie können sie es wagen, mich so schamlos auszulachen!? Sie haben hier nichts zu suchen, ja nicht einmal die Erlaubnis, diesen Raum überhaupt zu betreten!!!", schrie sie und Ren, der von der plötzlichen Attacke völlig verdutzt war, hörte auf zu lachen und schien sich wieder zu fassen. Er musterte sie, lächelte, sah ihr rotes Gesicht, stotterte, "D-du... hast... gesungen... U-und mit dem Kleiderständer r-rumgetanzt..." und brach wieder in schallendes Gelächter aus. Kyoko wurde noch röter, sah dann Ren lange an, bemerkte, dass sie ein solches Lachen bei ihm zum ersten Mal sah und wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch röter, und schlussendlich fing auch sie an zu kichern, lachte dann mit ihm und sie beide ließen sich nach dem gemeinsamen Lachanfall atemlos auf das Sofa fallen, das neben dem Sessel stand. "G-guten Morgen auch", sagte Ren und lehnte sich erschöpft zurück. "Stooop!!!", rief Kyoko noch, die um das Alter und die Macken des Mobiliars wusste, aber es war schon zu spät, und mit einem ohrenbetäubenden Krachen, das man sicher noch in der Eingangshalle hörte, (wo Kanae gerade eintrat und sofort der Ansicht war, dass nur ihrer Love-Me-Kumpanin ein solches Missgeschick passieren konnte, was sie dazu veranlasste, umso schneller die Treppen hinaufzulaufen, um herauszufinden, was Kyoko nun schon wieder angestellt hatte) kippte das Sofa nach hinten um und sowohl Ren als auch Kyoko landeten mehr oder weniger unsanft auf dem Parkettboden, beziehungsweise aufeinander. Yashiro, der durch den Lärm alarmiert worden war, riss die Türe wieder auf, die er der Atmosphäre wegen extra hinter Ren geschlossen hatte und blickte perplex auf das Chaos, das sich ihm darbot: Das Sofa gegenüber war umgekippt, hatte den Tisch mitgerissen, der Boden war übersät von Zeitschriften und Papieren und irgendwo hinter dem Sofa tauchte nun Kyokos Kopf auf, die sich langsam wieder aufrappelte und feststellte, dass sie rittlings auf Ren saß, also gerade eben noch gelegen hatte, und in dieser prekären Lage auch noch ihr Kleid verrutscht war, das sie schnell wieder über ihre sehr, sehr weit entblößten Beine zog. Ren sah sie halb verführerisch, halb belustigt an und ließ das alles stillschweigend über sich ergehen. Kyoko wurde nun wieder rot und rappelte sich hastig auf, zupfte ihr Kleid zurecht und bemerkte Yashiro, hinter dem sich im Türrahmen nun plötzlich auch Kanae, Sawara-san und der Präsident tummelten, die eigentlich die allmorgendliche Love-Me-Besprechung beginnen wollten. "Ahhhhhh!!!! Es tut mir wirklich schrecklich leid!!!! Ich räum das alles gleich wieder auf!!!", rief sie mit entsetztem Gesicht und begann, die Zeitschriften und Papiere zusammenzuraffen und auf den inzwischen von Yashiro wieder aufgestellten Tisch zu stapeln. Dann versuchte sie, das Sofa wieder aufzurichten, was allerdings einfach zu schwer war, bis schließlich Ren sich erbarmte und ihr zur Hand ging, während ihm seine Belustigung immer noch aufs Gesicht geschrieben stand. Yashiro und die anderen Schaulustigen betrachteten das Spektakel nur amüsiert und schwiegen, bis schließlich alles wieder an seinem Platz und einigermaßen ordentlich war. "Nun, da wir jetzt alle versammelt sind...", er musste ein Lachen unterdrücken, "kann ich ihnen ja jetzt unser neustes Projekt vorstellen...", verkündete der Präsident und warf sich in einen der Sessel. Wie auf Kommando nahmen die anderen jetzt auch Platz und Kyoko landete (Meisterleistung, Yashiro und Kanae!!!) wie durch Zufall neben Ren auf der Couch, die sie eben umgeworfen hatten. "Nun, der Grund, warum ihr alle hier seid, ist ganz einfach...", und mit einem süffisanten Grinsen legte er das Drehbuch des neuen Films mitten auf den Tisch, wie ein Stück Schinken, das von Piranhas umzingelt wurde. Kapitel 3: 2 Wochen lang Spiel des Lebens? ------------------------------------------ Das mit Sho hat ja länger gedauert, aber ich denke, anhand der neusten Kaps ist es soweiso absehbar, dass es die große Rache garnicht geben wird^^ Und ich mag Sho fast schon, inzwischen, also entschuldigt, dass ich ihn so positiv darstelle, aber er ist eigentlich im Innern garkein so schlechter Kerl (..lernt ihn im nächsten Kap kennen!!! (*es wird sehr romantisch* XD nya, aber nicht zusehr^^) Jedenfalls weiß ich, dass dieses Kap nicht soo spannend ist, weil nur der Film beschrieben wird, aber ich hab mir geschworen erst neue Kaps hochzuladen, wenn ich auch weiterschreibe, und das hab ich bis jetzt nicht, sorry!!! Also viel Spass und Danke für eure Kommis!! Eure Kyo_Soma -------------------------------------------------------------------------------- "Nun, der Grund, warum ihr alle hier seid, ist ganz einfach...", und mit einem süffisanten Grinsen legte er das Drehbuch des neuen Films mitten auf den Tisch, wie ein Stück Schinken, das von Piranhas umzingelt wurde. "Das Drehbuch kommt aus Frankreich und wird uns eine ganz neue Definition des Realfilms liefern, denn der Film wir fast wie ein Spiel im realen Leben gespielt und der größte Teil ist Improvisation. Jeder der Beteiligten bekommt ein Exemplar des Drehbuchs, weiß aber nicht, wer die anderen Beteiligten sind... Er muss seine Rolle wie in einem Rollenspiel übernehmen und Tag und Nacht spielen, so dass sie zu seinem eigenen Leben wird. Und dann kommen die Aufträge. Jeden Tag wird der Auftrag, den jeder einzelne Darsteller am Anfang bekommt, erweitert, verändert oder ganz neu aufgefasst. Eure Aufgabe, falls ihr denn bereit seid, euch auf ein solches Spiel einzulassen, ist es nur, die Aufgaben auf möglichst charakternahe Art zu lösen. Und all das...", Ren setze den Satz fort, "...wird gefilmt?" "Ja, genau.", sagte der Präsident und lächelte siegessicher in die Runde. Kyoko blickte ihn nur verständnislos an und wollte nach dem Drehbuch greifen, aber der Präsident kam ihr zuvor und schnappte es ihr vor der Nase weg. "Hey! Was soll das, ich will es doch nur ansehen! Außerdem klingt das ganze wie BigBrother oder irgendeine andere bescheuerte Reality-Show! Ich dachte, LME hätte mehr Niveau." Sie zog ein beleidigtes Gesicht und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Ren verlagerte vorsichtshalber sein Gewicht nach vorne und ließ sich keinen seiner Gedanken an seinem Gesicht ablesen. "Und welchen Sinn soll das ganze haben?", fragte er. Hier mischte Sawara-san, der Leiter der Talentsektion ein: "Also soweit ich das verstanden habe, ist das Drehbuch wie ein Alltagsroman aufgebaut. Es gibt 5 Hauptpersonen und einige Nebencharaktere, die sich anfangs kaum kennen und dann immer mehr in ihre Beziehungen verstricken und schlussendlich selbst nicht mehr wissen, was sie tun sollen. Das Ende kennt niemand, aber bei jeder Szene und jedem Auftrag werden in einem Extra-Handbuch (das dieser gemeine Rory natürlich für sich behält) die unterschiedlichsten Möglichkeiten erörtert, wie die Charaktere reagieren könnten und was daraus entstehen würde... Aber am Ende liegt es dann in eurer Hand, ein Ende zu kreieren, das euch gefällt. Ihr dürft alles tun, was ihr wollt und habt 2 Wochen Zeit, die Geschichte zu Ende zu spielen. Wer seinen Auftrag nicht erfüllt, fliegt raus. Das sind die Regeln." Der Raum lag nun in völligem Schweigen und jeder grübelte über die Worte nach. Kyoko musste zugeben, dass es verlockend klang, ein völlig neues Leben zu entwickeln und zu leben und das später in einem Film zu einer vollständigen Geschichte zusammengeschnitten zu sehen, eine Geschichte, die wohl realer und greifbarer und vielleicht mitreißender werden würde, als alles andere, was man bisher in den Kinos gesehen hatte. Es grenzte dann wohl fast an Bollywood... Und zugegebenermaßen wollte sie wirklich nichts lieber tun, als einmal in einem solchen Film mitzuspielen. Das, was sie jedoch beunruhigte war, dass auch die anderen Spieler ein Wörtchen mitzureden hatten, und dass keiner die Aufgabe und Rolle der jeweils anderen kannte. "Ich bin dabei", meldete sich Kanae plötzlich zu Wort und die anderen sahen sie verblüfft an, weil sie die ganze Zeit noch nichts gesagt hatte. "Meine Liebe!!", rief Kyoko und sprang auf. Sie wirbelte herum, warf sich Kanae an den Hals und verkündete mit tränenüberströmten Augen, dass sie auch teilnehmen würde, um ihre beste Freundin zu unterstützen und vor allem vor etwaigen Gefahren zu beschützen. Der Präsident musterte Ren kurz, aber er kannte dessen Entscheidung sowieso schon. Kyoko Mogami würde mitspielen und damit hatte der große Ren Tsuruga seine Wahlfreiheit schon verloren, denn er war ihr seit dem Dreh von DarkMoon hoffnungslos verfallen. "Nun, dann wären drei der Hauptrollen wohl geklärt! Ihr kommt bitte Morgen früh alle in mein Büro, dann werde ich euch eure Aufgaben zuteilen, und wir können letzte Fragen klären." Kyoko nickte, und fragte dann: "Und wer sind die anderen beiden?", aber der Präsident zwinkerte ihr nur verschwörerisch zu und flüsterte: "Das, meine liebe Mogami-san, wirst du wohl selbst herausfinden müssen..." Mit diesen Worten sprang er auf, warf seine Tunika schwungvoll über die Schulter und stolzierte aus dem Raum, gefolgt von Sawara-san, Ren und Yashiro. In dem kleinen Büro der Love-Me-Section blieben nur die verdutzte Kyoko und ihre gelassene Kameradin zurück, die sich lange ansahen, die Köpfe schüttelten und dann ins Nebenzimmer liefen, um ihre Uniformen zu holen. Der Tag verlief für Kyoko recht gewöhnlich. Ein bisschen Akten sortieren, eine ihrer neusten Love-Me-Aufgaben für die Verwaltung, eine Rolle als Bou und ein kurzes Interview zu DarkMoon. Abends radelte sie gemütlich nach Hause, legte sich in die Wanne und genoss das warme Abendlicht, das durch ihr Fenster schien und auf dem Badewasser kleine Flammen tanzen ließ. Sie schloss die Augen, summte leise vor sich hin und war einfach glücklich, zu leben. Als sie schon beinahe im warmen Wasser eingeschlafen wäre, klingelte plötzlich ihr Handy und sie rappelte sich hastig auf, kletterte pitschnass aus der Wanne, und flitze nur mir einem Handtuch bekleidet in ihr Schlafzimmer, wobei sie überall nasse Fußspuren hinterließ, und nahm atemlos ab: "Mogami?" "Oh ja, hi, hier spricht Sho..." "Sho! Hallo, wie geht's? Wie läufts so im Musikbusiness?" "Alles bestens, alles bestens, aber der Grund warum ich anrufe, ist eigentlich, dass ich gerade unten vor deiner Haustüre stehe und dich zum Essen einladen wollte." "W-was!? Jetzt? Äh... ja, ich hab nichts vor... und es ist erst Sieben... Also theoretisch gesehen hätte ich schon Zeit, aber ich muss mich erst noch umziehen, also warte bitte einen Augenblick!" "Klar, also bis gleich, tschüss!" "Ciao." Kapitel 4: Sommerabend in einer anderen Welt -------------------------------------------- Uhoooooo!!! Ich merks schon, heute bin ich fies!!! Dieses Kap wird sicher Entsetzensstürme hervorrufen!!! Hihi, ich freu mich schon auf eure Kommis!!! (Ich hab immer noch nicht weitergeschriebn und mein Vorrat an Kaps geht langsam zur Neige *heuö*, aber heute mach ich Mal wieder was!!! Ich versprechs, Indianerehrenwort!! Außerdem bekommt ihr jede Woche ein neues Kap!) So, genug geplaudert... jetzt gehts nach Tokio, zu Kyoko udn zu Sho... Eure Kyo_Soma ------------------------------------------------------------------------------ "Mogami?" "Oh ja, hi, hier spricht Sho..." "Sho! Hallo, wie geht's? Wie läufts so im Musikbusiness?" "Alles bestens, alles bestens, aber der Grund warum ich anrufe, ist eigentlich, dass ich gerade unten vor deiner Haustüre stehe und dich zum Essen einladen wollte." "W-was!? Jetzt? Äh... ja, ich hab nichts vor... und es ist erst Sieben... Also theoretisch gesehen hätte ich schon Zeit, aber ich muss mich erst noch umziehen, also warte bitte einen Augenblick!" "Klar, also bis gleich, tschüss!" "Ciao." Kyoko legte auf, rannte zum Kleiderschrank, zog schnell eine Jeans an, darüber eine weiße Bluse und rubbelte ihre Haare so gut es ging mit dem Handtuch trocken. Sie setzte noch einen Sonnenhut auf, mit blauen Band und Blume und stopfte das Nötigste in ihre rosafarbene Love-Me-Handtasche, die sie, weil sie zurzeit keine andere hatte, auch in ihrer Freizeit benutzte und stolperte dann die hölzernen Stufen hinunter bis in den großen, vollbesetzten Gastraum des Daruma-Ya. Die Leute beachteten sie kaum, sie war noch lange nicht so berühmt, dass man sie auf der Straße erkannte, obwohl sich Shos Promotions-Video bei all seinen Fans größter Beliebtheit erfreute. Vor der Tür stand tatsächlich Sho mit seinem Motorrad, denn Autofahren durfte er ja noch nicht, und hielt ihr einen Helm hin. "Du siehst echt toll aus, Kyoko-chan!", sagte er breit grinsend und stieg auf. Kyoko setzte sich hinter ihn, schnallte den Helm zu und legte die Arme locker um seine Taille. Sho startete, fuhr ausnahmsweise mal nicht mit quietschenden Reifen an und kurvte durch die Tokioter Innenstadt in Richtung des Restaurants, das er letztens mit einer seiner Kolleginnen entdeckt hatte, und das er sofort als Ziel für seinen nächsten Abend mit Kyoko ausgewählt hatte. Nein, nicht, dass er in sie verliebt war, das ganz sicher nicht, aber er mochte sie und liebte es, mit ihr ganz unverstellt reden und lachen zu können, er sah in ihr eher eine Art Sempai, obwohl sie eigentlich zwei Monate jünger war als er. "Sho!", rief Kyoko von hinten und er nickte. "Wo fahren wir eigentlich hin?" "Lass dich überraschen", rief er und legte noch einen Zahn zu. Das war es, was Kyoko am wenigsten mochte: seinen Fahrstil. Aber sie freute sich schon auf das Essen. Zehn Minuten später hielten sie in einer hübsch angelegten, kleinen Seitenstraße, die in einen runden Platz mit Brunnen mündete und wie eine Insel inmitten der tosenden Metropole eine unglaubliche Ruhe ausstrahlte. Sho stieg ab und half Kyoko, dann zogen sie beide die Helme ab und packten sie unter die Sitzbank. "So, da sind wir", verkündete Sho lächelnd und strich sich seine blonden, zerzausten Haare aus der Stirn. Er führte Kyoko an der Hand ein Stück die Straße hinunter, über den Platz, an Eiscafes, und Kindern vorbei, die am Brunnen spielten, bis hin zu einem kleinen, weiß-angestrichenen Gebäude, das einen kleinen Turm hatte und viel eher an einen goldenen Sandstrand als hier in die Stadt gepasst hätte. Ein handgemaltes Schild über der doppelten Glastür, hinter der orange-rote und pfirsichfarbene Gardinen zu schweben schienen, verriet den Namen des Lokals: "Zum frühen Wanderer" Kyoko gefiel der Name, auch wenn sie dabei mehr an ein Märchen als an ein Restaurant dachte, und das freundliche, helle, hölzerne Ambiente mit den handgemalten Bildern an den Wänden und den verstaubten Gläsern und Pokalen auf den Simsen, die rundherum die rauen Wände auflockerten, ließ sie sofort eine heimelige Geborgenheit spüren. An den rechteckigen Tischen saßen nur wenige Leute, meistens zu zweit und genossen durch dich Fensternischen den Ausblick auf einen wunderschönen kleinen Garten, der wie ein grünes Juwel von Natur aus in diese seltsame, abgelegene Straße eingebettet schien. "Und, wie gefällt es dir?", fragte Sho und Kyoko drückte nur seine Hand, um den Augenblick nicht durch Worte zu zerstören. Eine junge Frau in einem kurzen, schwarzen Faltenrock und einer weißen Schürze kam von hinter der Bar auf sie zu und wies ihnen freundlich ganz hinten einen Tisch zu, ebenfalls in einer Fensternische, den Sho anscheinend schon reserviert hatte. "Bitte sehr, nehmen sie Platz. Haben sie schon einen Wunsch, was sie trinken möchten?" "Ich nehm eine Cola", sagte Sho und Kyoko bestellte ein Glas KiBa (Kirsche-Banane-Saft). Dann saßen sie eine Weile einfach nur schweigend da, mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt und genossen den Ausblick auf ein Stück Natur und die frische Luft, die von den geöffneten Türen der Veranda am anderen Ende des Raumes hereinwehte. "Hey... Kyoko..." "Ja?" Sie blickte Sho an. "Sag mal... kann ich dir ein Geheimnis anvertrauen?" Kyoko runzelte kurz die Stirn, dann nickte sie. "Klar. Du weißt, du kannst mir vertrauen..." Sho lächelte sie dankbar an, und ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. "Gestern kam jemand von deiner Agentur zu mir... Ich hab den Namen schon wieder vergessen, aber er sagte, ich müsste unbedingt an einem Projekt von LME teilnehmen, das mir nicht nur meinen Ruf als Schauspieler festigen würde, sondern mich auch persönlich interessieren könnte. Kurzerhand ließ ich mir alles erklären und..." Kyoko fiel ihm ins Wort: "Und es ging um eine Geschichte aus Frankreich, in der die Charaktere des Films selbst entscheiden, welche Wendung der Film nimmt...?" "Ja, aber woher weißt du das?", fragte Sho. "Das...", sagte Kyoko, "liegt daran, dass ich auch mitspiele." Sho blickte sie erstaunt an, grinste dann und hielt ihr die Hand hin. Sie schlug ein und er sagte leise, vorgebeugt, sodass nur sie es hören konnte: "Na dann, auf gute Zusammenarbeit... lass und zusammen Geschichte schreiben." Kyoko lächelte und spürte, dass sie in diesem Moment bereits alles andere vergessen hatte. Sie saß einfach nur mit Sho zusammen an einem hölzernen Tisch, umgeben von seltsamen Souvenirs und ungewöhnlichen Menschen, und ihre Welt reichte im Augenblick nur genau bis zu den dicken, gemauerten Mauern des Raumes, in dem sie saß... Nach dem Essen schlenderten sie noch eine Weile durch die fast ländlich anmutende Gasse und schwiegen. Es war ein verbindendes Schweigen, außerdem hielt Sho ihre Hand fest in seiner und Kyoko genoss für den Augenblick das Gefühl, jemanden zu haben, der für sie da war. Damals, ganz am Anfang, als sie mit ihm nach Tokio gekommen war, da war er für sie manchmal noch der Beschützer gewesen, aber diese Fassade, wie sie damals gedacht hatte, hatte er dann bald abgelegt. Und jetzt kam plötzlich alles wieder zurück, so als hätte das Starleben alle Freundlichkeit und Wärme in ihm unter einer tonnenschweren Coolness erstickt, die er nur bei ihr und vielleicht wenigen anderen ablegte. Sie hatte auch gedacht, sie würde ihm niemals verzeihen können, aber da hatte sie sich geirrt, und sie war unendlich erleichtert, dass ihre Rache und all das nun in weite Ferne gerückt waren. Wie eine Last, die sie hinter sich gelassen hatte, und von der befreit, sie nun viel leichter atmen und leben konnte. "Sho...", sagte sie plötzlich. "Ja?", er drückte ihre Hand. "Ist dir dieser Film nicht auch suspekt?" Sho blieb stehen, sah sie an und sagte ganz leise: "Ja, aber im Notfall können wir immer noch aussteigen... Außerdem ist es nur ein Film, es wird schon nichts Schlimmes passieren.", aber so ganz sicher war er sich dabei selbst nicht. Um den Moment zu überbrücken, nahm er Kyoko einfach in den Arm und drückte sie fest. "Ach Kyoko... Du machst dir immer viel zu viele Gedanken... Ich wünschte, du wärst meine große Schwester..." Kyoko antwortete nichts, sondern lehnte sich an ihn, schlag auch ihre Arme um ihn und atmete einfach nur seinen Duft ein, vermischt mit dem Staub, und der Wärme, und dem Leben Tokios. Kapitel 5: Spielen rund um die Uhr!? ------------------------------------ So, das nächste Kap... so langsam gehts auf die große Wende zu XD Nein, so doll ist es nun auch wieder nicht, aber nächstes Mal wirds wenigstens ein kleines bisschen spannend... Und mit Sho als gutem Kerl müsst ihr euch abfinden, er hat sich echt gebessert!! Viel Spass beim Lesen eure Kyo_Soma *und schreibt ein paar kommis, ja?* ----------------------------------------------------------------------------- Um den Moment zu überbrücken, nahm er Kyoko einfach in den Arm und drückte sie fest. "Ach Kyoko... Du machst dir immer viel zu viele Gedanken... Ich wünschte, du wärst meine große Schwester..." Kyoko antwortete nichts, sondern lehnte sich an ihn, schlag auch ihre Arme um ihn und atmete einfach nur seinen Duft ein, vermischt mit dem Staub, und der Wärme, und dem Leben Tokios. Später hatte Sho sie dann nach Hause gebracht, und daheim erst bemerkte sie, dass Kanae ihr eine SMS geschickt hatte, um sie zu bitten, ihr morgen früh eine Frühstücksbox mitzubringen, da sie bei einer Schauspielkollegin übernachtete und wahrscheinlich zu müde wäre. Kyoko seufzte, lächelte dann und ließ sich rückwärts auf ihr Bett fallen. Es war ein Doppelbett, aber sie fand es einfach reizvoll, soviel Platz für sich allein zu haben. Ihr Blick wanderte an der Wand entlang bis hin zu dem Poster von Sho, das sie immer noch nicht abgehängt hatte. Auch das von Ren hing noch da, inzwischen ein lebensgroßes Wallpaper. Sie wusste auch nicht genau, warum, aber sie konnte diese Dinger mit ihren Einschusslöchern von Dartpfeilen einfach nicht abhängen, sie waren wie alte Freunde, und erinnerten sie an die guten, alten Zeiten. Sie seufzte wieder und rollte sich herum, auf den Bauch, um das Radio auf ihrem Nachttisch anzustellen. Shos CD war eingelegt und sie legte sich wieder auf den Rücken, und lauschte seiner sanften, beim Singen immer unglaublich männlichen Stimme... When your old life passes by to fast And you just wish it once again to last When your heart seems like of stone And none of your victories is won When all your time is flying And daylight slowly dying Then I wish you to stay Here by my side Where you belong There is no need to hide Then I wish us to be one for now Be dancing in the falling snow When rain and ice is coming down Like our dreams have always flown When old pain is straying lone And fin`lly happiness has grown Then I wish you to stay Here by my side Where you belong There is no need to hide Kyoko spürte, wie ihre Augenlider immer schwerer wurden und rollte sich in ihre Decke ein. Das Lied wirbelte in ihren Kopf herum, füllte ihn aus, lähmte ihre Gedanken und ließ sie noch einmal Shos Lächeln sehen und seine Arme um ihren Körper fühlen bevor sie schließlich einschlief. Das Erwachen am nächsten Morgen war schrecklich. Kyoko öffnete die Augen, hörte das Radio, stellte es ab und fragte sich, wie sie das hatte vergessen können. Dann sah sie auf den Wecker. Es war halb Sieben. Wie vom Blitz getroffen sprang sie auf, in Lichtgeschwindigkeit raste sie ins Bad, innerhalb von fünf Minuten stand sie unten in der Küche und machte zwei Frühstücksboxen, eine für sich, eine für Kanae, die sie noch hastig in ihre Love-Me-Tasche stopfte, bevor sie ohne ein erklärendes Wort aus dem Haus stürzte und sich aufs Fahrrad schwang. Sie radelte durch den dichten Verkehr, wurde einmal fast angefahren, als ein Autofahrer viel zu schnell über eine knallrote Ampel raste und erreichte dann keuchend und schnaufend das hohe, verglaste Gebäude von LME Productions. Der Präsident konnte die Bremsen quietschen hören und sprang ans Fenster, wo Kyoko, die heute zum ersten Mal so spät - und dabei trotzdem noch pünktlich - kam, eine Vollbremsung hinlegte, ihr Rad um ganze 360° herumriss und beinahe Ren von den Füßen, der mit Yashiro aus dem Haupteingang kam. "Uwahhh!!!", rief Kyoko, schaffte es gerade noch, ihr Rad genau zehn cm vor seinen Beinen zu stoppen und keuchte dann ein "Guten Morgen", bevor sie davonflitzte, um ihr Rad hinten abzustellen. Der Präsident grinste, betrachtete erfreut sein Fotohandy, auf dem er alles aufgenommen hatte und wendete sich dann ab vom Fenster. Er wusste, dass Ren noch ein paar Sachen aus dem Auto holen musste, und deshalb nicht um Punkt Sieben Uhr in seinem Büro erscheinen würde, er wusste, dass Sho Fuwa und Kanae schon vor der Tür standen und dass die letzte der Hauptpersonen auch schon da war, natürlich würden die anderen ihre Identität nicht erfahren, nur fragte er sich leise lächelnd, wie Kyoko es schaffen wollte, in einer Minute hier oben zu sein - und das in Love-Me-Uniform! "Ah, Ren, da bist du ja, dann können wir ja anfangen!", sagte der Präsident fröhlich und musterte die völlig verwuschelte Kyoko, die es natürlich doch noch rechtzeitig geschafft hatte, wusste der Teufel wie. "Ihr bekommt jetzt erst einmal alle eure Rollen zugeteilt. Ihr behaltet eure eigenen Namen, damit euer Spiel noch authentischer wird... In diesen Ordner...", er drückte jeden einen dünnen Hefter mit Informationen in die Hand, "..steht alles, was ihr über euren Charakter wissen müsst, einschließlich der ersten Aufgabe, die ihr zu erfüllen habt. Nehmen wir ein Beispiel. Stellt euch einen jungen Mann vor, der als Kind seine gesamte Familie verloren hat und sich jetzt in eine andere Waise verliebt, obwohl sie kriminell ist, wie wird er sich verhalten? Er wird sie natürlich decken... Und das wäre dann die Aufgabe des Schauspielers, diese Entscheidung anhand seiner Charaktereigenschaften zu treffen." Er sah prüfend in die Runde, und die anderen nickten. Es herrschte Stille, nicht einmal die feindseligen Schwingungen zwischen Ren und Sho konnte man spüren. "Wenn ihr dieses Gebäude heute Abend verlasst, werdet ihr morgen früh euer neues Leben anfangen. Also, wer abspringen will, jetzt ist noch Zeit dazu, aber sobald ihr mit eurem Drehbuch den Raum verlasst, gebt ihr damit eure endgültige Zustimmung!" Alle nickten, aber niemand machte Anstalten sich zu äußern, es schien alles entschieden. "Ach, und noch etwas", fügte der Präsident hinzu, "Es könnte jeder ein Mitspieler sein, also versucht gar nicht erst, Hilfe bei irgendwem zu suchen... Denn wer weiß, vielleicht ist derjenige dazu beauftragt, euch hinters Licht zu führen oder zu überwachen..." Kyoko lief es bei diesen Worten kalt den Rücken herunter. Das grenzte ja fast schon an ein psychologisches Spiel, bei dem man vollkommen alleine gegen alle anderen spielte. Die einzigen, denen sie also vertrauen konnten, waren die anderen Hauptpersonen, also diejenigen, die in diesem Raum versammelt waren. "Und denkt daran... ab morgen früh seid ihr euer Charakter, und zwar rund um die Uhr. Tag und Nacht. Ihr werdet nicht die ganze Zeit gefilmt, aber es könnte jederzeit sein, verstanden?" Wieder nickten alle, aber die Stimmung war beklemmend. "Aber damit es nicht zu schwer wird, habt ihr jeden Tag zwischen Eins und Zwei Uhr nachts eine Auszeit, in der ihr ihr selbst sein dürft. Allerdings dürft ihr euch nicht zusammensetzen und über den Film reden, denn wer einem anderen von seiner Rolle oder seinem Auftrag erzählt, fliegt raus. Wir beobachten euch." Jetzt war die Stimmung so bedrückend, dass Kyoko schließlich aufsprang und das lastende Schweigen brach: "Okay, wir sind fertig, wie wärs mit Frühstück?" Kapitel 6: Eine neue Freundschaft!?! OMG ---------------------------------------- So!!! Das Kap ist richtig lang geworden, ich hoffe, es gefällt euch... und nicht wundern über die "Wendung" mit Ren^^ Aber es muss langsam mal was neues passieren!! Also macht euch auf ein totales Sho OOC gefasst XD (aber der arme Kerl ist nun mal ein guter Mensch geowrden!! - muss Kyokos positiver Einfluss ein^^) Und schreibt schön viele Kommis!! Ich freu mcih immer so doll darüber^^ Und ich wollte ja jede Woche ein Kap schreiben, aber diesmal ists etwas später geworden, sonst war ja Sa der Stichtag... Naja, trotzdem viel Spass beim Lesen, so langsam kommt das Ganze nämlich in Gang^^ Eure Kyo_Soma ----------------------------------------------------------------------------- Erleichtert standen auch die anderen auf, und ließen den Präsidenten alleine zurück, um sich im Büro der Love-Me-Section zu versammeln. Zuerst einmal wurde der Tisch freigeräumt, dann legten alle ihr Frühstück zusammen und begannen, zu essen. Kyoko hatte glücklicherweise zwei Bentos gemacht, denn Kanae hatte natürlich nichts dabei. "Meint ihr, wir werden jetzt schon beobachtet?", fragte Sho und machte Anstalten, seine Mappe genauer anzusehen, während er ein Sandwich aus Rens Box aß, die natürlich Yashiro zusammengestellt hatte. Yashiro schwieg schon den ganzen Morgen verdrießlich und Kyoko fragte sich im Stillen, ob er wohl auch irgendwie mitspielte. "Ich glaube schon, sonst könnten wir ja jetzt einfach loslegen und uns besprechen, bis heute Abend. Außerdem ist hier alles eh kameraüberwacht, wegen der Sicherheit.", antwortet Kanae nach einer Weile. Dann schwiegen wieder alle, manche blätterten durch ihre Drehbücher. Auch Kyoko hatte ihres auf dem Schoß, las es aber nicht, sie wollte sich in Ruhe daheim damit befassen. Hey, Kyoko, hast du diese Reisbällchen gemacht?", fragte Sho und deutete auf eine ihrer Frühstücksboxen. "Hm... ja, schon, aber ich hatte heute Morgen nicht so viel Zeit, deshalb sind sie vielleicht nicht so lecker..." Sho nahm sich eins und biss hinein, dann grinste er sie breit an. "Wunderbar!! Kyoko, komm doch mal öfter zu mir, zum Kochen!" Kyoko fühlte sich negativ an die alten Zeiten erinnert und der alte Groll kam wieder hoch, in Form ihrer kleinen Dämonen, die gierig über Shos Reisbällchen herfielen und es ihm wegfraßen. Ren beobachtete das ganze schweigend, er selbst hatte noch gar nichts gegessen und fühlte ein gewisses Unbehagen in seinem Innern, diese Unruhe, vermischt mit dem Bedürfnis, einfach dazwischen zu gehen und gleichzeitig dem Wissen, es nicht tun zu dürfen, und dem Wunsch, selbst an seiner Stelle zu sein. Kurz gesagt, er war eifersüchtig. "Ah, sorry!", rief Sho, bevor sein Reisbällchen vollends weg war und blickte Kyoko Verzeihung heischend an. Sie lächelte wieder und ihre dunkle Aura verschwand. "Hey...", sagte sie und wischte ihm mit dem Finger ein Stück Reis von der Wange. Sho sah sie mit großen Augen an, wurde dann rot und stopfte sich schnell ein weiteres Reisbällchen in den Mund, um seine Verlegenheit zu verbergen. Kyoko grinste und wurde auch ein bisschen rot. Ren musste das alles mitansehen, während er von einer unendlichen Verzweiflung erfasst wurde, die wie in Wellen über ihn hinwegrollte und ihm beinahe Tränen in die Augen treten ließ. Die beiden waren so versunken, in ihrer eigenen Welt, dass es ihm fast körperliche Schmerzen bereitete. Yashiro sah ihn von der Seite an, wusste, was los war, konnte aber ebenso wenig wie er etwas dagegen tun. Am liebsten hätte er gesagt: Hey, die sind bloß gute Freunde, mach dir nichts draus, aber so sicher war er sich da selbst nicht mehr. Schließlich stand Ren auf, ging wortlos zur Tür und verschwand. Draußen auf dem Gang lehnte er sich gegen die Wand, ließ sich auf den Boden sinken und verbarg das Gesicht in den Händen. Wie lange soll ich das denn noch aushalten? Dich jeden Tag nur zu sehen, und nicht berühren zu können, dich nicht festhalten zu können. Und dich zu sehen, wie du so glücklich bist mit ihm. Wie du ihn anlächelst und mit ihm lachst. Es tut so weh, es tut so weh, ich weiß einfach nicht, wie ich das aushalten soll. Jeder einzelne Tag tut so unendlich weh, dass ich gar nicht mehr weiß, wozu ich noch lebe. Bitte, bitte komm zu mir und bleib bei mir, ich brauche dich, ich brauche dich so sehr. Aber ich weiß, dass du meine Gefühle nicht erwiderst, ich weiß, dass wir niemals mehr als Kollegen sein werden, aber ich kann trotzdem nicht anders, ich brauche dich, du bist die einzige Person in meinem Leben, du bist mein Leben... Ich weiß nicht, was ich tun soll... Es tut so weh... so weh... Er spürte, wie heiße Tränen seine Wangen hinunter liefen, ganz plötzlich, er wusste, dass seine Maske zerbröckelt war, und dass er mit jedem Tag weniger die Kraft und den Willen hatte, sie aufrecht zu erhalten. Er musste es ihr sagen, aber er durfte nicht, konnte nicht, aus Angst vor ihrer Reaktion. So weh... Er versuchte, die Tränen wegzuwischen, aber es kamen immer neue und schließlich ließ er sie einfach laufen, hoffte nur, dass niemand diesen Gang entlang gehen würde und ihn so sehen, wie er auf dem Boden saß, das Gesicht in den Händen und weinte wie ein kleines Kind. Er hörte das Klacken der Tür neben sich erst viel zu spät, und als er aufsah, starrte ihn die Person, die da eben auf den Gang getreten war, verblüfft an, schloss die Tür schnell wieder und setzte sich neben ihn, lehnte sich gegen die Tür, sodass niemand plötzlich rauskam und sie sah und legte ihm dann tröstend und freundschaftlich den Arm um die Schultern. "Sag mir, wie kommt es, dass der unnahbare Ren Tsuruga einen solchen Zusammenbruch hat...?" Ren fuhr sich mit dem Ärmel seines Jacketts über die Augen, blickte den jungen Sänger an und fragte dann ganz leise und mit brüchiger Stimme: "Sho, nicht wahr... Wollen wir unsere Feindschaft begraben?" Sho reichte ihm ein Tempo-Taschentuch und grinste breit: "Hey, ich dachte, das hätten wir schon längst! Und jetzt erzähl mal, warum du hier ganz allein auf dem Gang sitzt und heulst." Ren lächelte dankbar, fragte sich gleichzeitig, warum er diesen Typen gehasst hatte, und warum er ihm so plötzlich vertrauen sollte und begann dann leise, flüsternd seine Geschichte zu erzählen. Die Geschichte des Jungen, der fliegen wollte. Die Geschichte von Koon. Irgendwo in seinem, Inneren sagte ihm etwas, dass er diesem jungen Mann vertrauen konnte, und dass es richtig war, ehrlich zu sein, denn immerhin war es sein einstmals ärgster Konkurrent, der ihm jetzt den Arm um die Schultern legte und sich um ihn kümmerte. "Und das Problem bei der ganzen Sache ist... dass ich mich in sie verliebt habe...", schloss er eine Viertelstunde später, mit weniger geröteten Augen, und einem sehr, sehr erstaunten Sho vor sich. "Dann warst du also tatsächlich der kleine Fratz, der mir damals in der Schule an meinem ersten Schultag das Mäppchen geklaut hat?" en nickte. Er war damals ja schon vier Klassen weiter oben gewesen und hatte manchmal freche Neuankömmlinge geärgert. Unter anderem auch den Blondschopf, der gleich am ersten Tag Randale gemacht hatte und das schwarzhaarige Mädchen mit den großen, braunen Augen angeschrieen, weil sie sein Bento daheim liegenlassen hatte. Ren fragte sich, wie das alles jetzt weitergehen sollte. Er hatte Sho Fuwa seine Lebensgeschichte erzählt, ganz offensichtlich in einem Augenblick geistiger Umnachtung und noch dazu seinem ärgsten Rivalen seine Gefühle für Kyoko offenbart. Aber nichts geschah. Sho klopfte ihm auf die Schultern, half ihm auf und nahm ihn dann einfach mit in die Cafeteria, wo es einen Kaffeeautomaten gab. Er holte zweimal Milchkaffee und drückte Ren einen der beiden Pappbecher in die Hand. Ren war immer mehr erstaunt über die sympathische und fast schon kameradschaftliche Art, die Sho an den Tag legte. Sollte er sich wirklich so in diesem Menschen getäuscht haben? "Weißt du... Kyoko und ich, wir sind eher wie Geschwister. Immerhin haben wir von klein auf zusammen gelebt und alles geteilt... Also mach dir da keine Gedanken, ich werd sie dir nicht wegnehmen. Außerdem mag sie dich sehr. Und bei ihr ist es nur eine Frage des Sich-Eingestehen-Wollens, ob sie dich liebt oder nicht." Er trank einen Schluck und reichte Ren noch einen Müsli-Riegel, den er in seiner Jackentasche gefunden hatte. Ren nahm den Riegel dankbar an und aß ihn mit erstaunlichem Appetit auf. Irgendwie hatte er fast schon Hunger, was für ihn völlig untypisch war. "Aber... bitte sag ihr nichts!", sagte er und Sho nickte verschwörerisch. "Natürlich nicht, wo denkst du hin? Ich werd mich da gar nicht einmischen, obwohl ich natürlich aufpassen muss, dass meine Schwester nicht an den Falschen gerät, aber du bist eigentlich ganz anders, als ich gedacht hatte, also geht das schon klar." Die beiden grinsten sich an, Sho brachte Ren dazu einzuschlagen und dann gingen sie wieder zurück zu den anderen, die inzwischen weniger trübselig herumsaßen und sich die Zeit mit alten Videos von Ren vertrieben, die Yashiro mit seiner eigenen Kamera aufgenommen hatte, und klammheimlich in Rens Büro in der Agentur versteckt, um sie bei passender Gelegenheit vorzuführen. Als die beiden Männer eintraten, wurde es einen Moment still und die beiden Mädchen und Yashiro sahen sie verblüfft an, aber schließlich setzen auch sie sich noch dazu und lachten und machten Witze über Rens Filmchen. Kyoko saß wieder einmal neben Ren auf der Couch und sie wehrte sich nicht, als Ren ihr im Halbdunkel des Raums, dessen Vorhänge Kanae zugezogen hatte, den Arm um die Schultern legte. Als sie dann die Vorführung beendeten, weil Ren einen Termin hatte, war Kyoko an ihn geschmiegt eingeschlafen, weil sie nachts wegen dem Radio nur schlecht geschlafen hatte. Sho zwinkerte ihm zu und Ren bettete Kyoko auf die Couch, ohne sie zu wecken, dann schlug er noch einmal bei Sho ein, bevor er mit einem indes völlig verwunderten Yashiro den Raum verließ. Kanae und Sho beschlossen aufgrund ihres Terminmangels wegen der Anfangsbesprechung, die anscheinend etwas länger geplant gewesen war, ins Eiscafe zu gehen und ließen Kyoko in Ruhe schlafen. Der Präsident legte nachdenklich und gleichzeitig zufrieden die Videodisk mit den Aufnahmen der Überwachungskameras auf dem Gang vor dem Love-Me-Büro in eine seiner abschließbaren Schubladen und stolzierte dann mit Fanfaren und Trompeten durchs Gebäude, auf dem Weg zu seiner Limousine, um zu seinem nächsten Termin an einer Outdoor-Location zu fahren. Ja, das Spiel hatte schon begonnen. Und er fragte sich gespannt, wie es wohl enden würde... Kapitel 7: Kyoko, die Verträumte... ----------------------------------- So! Jetzt melde ich mich endlichn mal wieder zu Wort *sich hinter dem Schreibtisch versteck*... Ich hoffe, ihr seid mir nicht zuuu böse nach all der Zeit... die seit dem letzten Kap vergangen ist *nachzähl* 2 Monate... OMG!! Das tut mir echt leid! Dafür ist dieses Kap besonders lang und ich kann schon sagen, dass in Kap 8 dann endlich der große Film losgeht (und ein FF-Ende ist noch lange nicht in Sicht XD)^^ Über Beschwerden und Lob würde ich mich sehr freuen, aber das wisst ihr ja! Also dann viel Spass beim Lesen, eure Kyo_Soma ---------------------------------------------- Als sie langsam ihre Augen öffnete und sich umsah, schreckte Kyoko plötzlich hoch. „Wah... ich bin eingeschlafen!? Aber... wo bin ich?“ Sie drehte sich um und fiel dabei von dem Sofa, auf dem die anderen sie zugedeckt hatten (mit Shos Jacke, weil nichts anderes da war). Nachdem sie dann unsanft auf ihren Allerwertesten gelandet war, und sich den Kopf heftig an dem kleinen Beistelltisch angestoßen hatte, erwachten ihre Lebensgeister endlich wieder und sie sprang auf, um die Rolläden aufzuziehen und nachzusehen, ob sie schon irgend etwas Wichtiges verschlafen hatte. Mit immer noch etwas wackeligen Schritten stolperte sie zum Fenster, zog schnell die Jalousien auf und sah dann auf die Uhr. Erleichtert seufzte sie. Es war gerade Mal 2 Uhr, noch hatte sie keine weiteren Aufträge. Ihr Drehbuch lag immer noch auf dem Tisch, wie sie es hingelegt hatte, nur ein kleiner, weißer Zettel lag daneben. Sie betrachtete ihn nachdenklich. „Wir sind Eisessen – Kanae und Sho“ Das war schon seltsam. Wie schnell sich alles änderte. Mit einem Mal schienen Ren und Sho dicke Kumpels zu sein, Kanae und Sho verstanden sich prächtig und selbst sie hatte niemanden mehr, den sie anfeinden konnte. Es war, als wären durch den neuen Film alle alten Grenzen durchbrochen worden, als hätte jemand die Karten neu gemischt. Sie setzte sich auf einen Sessel, griff nach dem Drehbuch und überflog kurz die Einleitung, in der ungefähr dasselbe noch einmal stand, was der Präsident ihnen schon erklärt hatte. Dann blätterte sie mit wachsender Neugierde weiter. Die Geschichte spielte wohl in einem Mehrfamilienhaus mit sehr schrägen Bewohnern. Da wurden kurz ein paar ihrer neuen Mitbewohner beschrieben. Da gab es „den ewigen Junggesellen (erfolgloser Romanautor)“ und „die Punkerin (arbeitet in einer Diskothek als Bedienung an der Bar)“ und noch ein paar andere, die sie nicht genauer studierte, das sie selbst als eine von den Bewohnern ja sicher alle kennenlernen würde, sobald es losging. Das Haus stand in einem eher ruhigen, aber nicht besonders wohlhabenden Viertel von Tokyo. Inzwischen war Kyoko so sehr in das Drehbuch vertieft, dass sie nicht bemerkte, wie die Zeit verflog, während sie sich die Kurzbiographien dann doch alle durchlas, die Photos von dem Gebäude, den Arbeitsplätzen – soweit sie die als ihr Charakter kannte – betrachtete und sich die Adressen merkte. Ihre Augen flogen nur so über die Seiten, lasen Romanausschnitte des ewigen Junggesellen und Briefe der Punkerin an ihren Ex-Freund, die sie als ihr Charakter eines Tages im Papiercontainer unten unter der Treppe zur Eingangstüre gefunden hatte. Der ewige Junggeselle kam ab und an zu ihr zu Besuch, sie tranken Tee und unterhielten sich ein wenig über seine Werke. Die Punkerin kam ab und an zu ihr ins Stockwerk und klingelte, weil sie es vor Kummer alleine nicht mehr aushielt und die anderen traf sie nur manchmal auf der Treppe oder im kleinen Supermarkt um die Ecke. Während sie sich immer mehr in dieses fiktive Leben versinken ließ, spürte sie bereits die leichte Aufregung in ihrem Innern, ein Kribbeln, das mit jedem Satz, den sie las stärker wurde, mit jedem neuen Menschen, den sie kennenlernte und dessen Verbindung zu ihr sie in eine fast schon reale Erinnerung aufnahm. Und dann kam sie zu dem Abschnitt, der sie selbst beschrieb. Stell dir vor, du bist ein wohlhabendes kleines Mädchen, das immer davon geträumt hat, eine Prinzessin zu werden. Und deine Eltern hätten es dir sogar erlaubt, so reich waren sie. Aber auch so vielbeschäftigt. Nein, du hast sie wirklich nicht oft gesehen. Natürlich waren sie oft am Wochenende für dich da, aber dieses bisschen Zuneigung hat die lange Zeit alleine nicht ausgleichen können. Und mit jedem Mal, das du sie siehst, hast du mehr das Gefühl, dass sie dir entgleiten und sich entfernen. Du sprichst diesen Gedanken niemals aus, verschließt deinen Kummer in deinem Herzen und schreibst ihn auf in deinen Gedichten, die du dann jeden Abend in die oberste Schublade deines Schreibtisches legst und nicht wieder herausnimmst. Und dann, eines Tages geschieht etwas. Es passiert in den Schulferien. Natürlich gehst du nicht in die Schule, sondern wirst daheim unterrichtet, aber Ferien muss es ja irgendwann trotzdem geben. Deine Eltern sind nicht da, nein, sie sind auf irgendeiner Geschäftsreise, und du willst garnicht wissen, wo. Für dich zählt nur, dass du morgen Geburtstag hast und sie wieder nicht da sind, um mit dir gemeinsam zu feiern. Ja sicher, sie werden anrufen, aber was hilft dir eine Stimme am Telefon, wenn in deinem Herzen nur Leere ist? Deine Großeltern kommen sicher mit einem von Omas leckeren Kuchen vorbei und sitzen wieder wie jedes Jahr mit dir zusammen draußen im Garten... Oder zumindest in dem Teil des Gartens, der euer riesiges Anwesen zu drei Vierteln einnimmt, der mit der schönen, altmodischen hölzernen Tischgarnitur ausgestattet ist. Unter dem Kirschbaum sitzt ihr dann wieder und esst. und wenn sie gehen bist du allein. Da gibt es die Hausmädchen und die ganzen freundlichen Leute, die sich sonst so um dich kümmern. Aber du läufst bestimmt wieder weg, wie letztes Jahr, als deine Eltern nicht da waren. Das alles geht dir durch den Kopf, während du alleine durch die Grünanlagen stromerst. Erst langsam, dann beginnst du, zu rennen, immer schneller, so schnell du kannst. Dein Atem gehst schwer und plötzlich fängst du im Laufen an zu weinen und weißt nicht wieso. Die Tränen wollen einfach nicht mehr aufhören, du siehst garnicht mehr, wo du hinläufst. Dann stolperst du über den Kniehohen Zaun, der ein Beet mit Erdbeeren, die du so sehr magst, von dem kleinen Bach abtrennt, der durch euer Grundstück fließt. Du landest auf dem weichen Gras und vergräbst das Gesicht in den Händen. Und dann passiert es. Ganz plötzlich, es ist wie ein Traum. Du blinzelst gerade ein paar Tränen weg, da fällt dein Blick zufällig auf den Bach und da liegt es. So als wäre es gerade angespült worden, ein kleines, durchweichtes Schiffchen aus Papier. Oh, wie neugierig du doch bist. Natürlich kannst du nicht anders, als es in die Hände zu nehmen, drehst es herum und faltest es schließlich vorsichtig auseinander, wie einer Eingebung folgend. Und tatsächlich steht dort in krakeliger Schrift etwas geschrieben. „Wer es findet darfs behalten“ Du lächelst. Jetzt ist es kein Schiff mehr. Und was willst du mit einem vollgeschmierten Blatt Papier? Aber dann springst du plötzlich auf, wie von Sinnen beginnst du wieder zu laufen, am Bach entlang, Stromaufwärts. Denn wenn irgend etwas hier bei dir landet, muss irgendwer es irgendwo ins Wasser gesetzt haben. Und weit kann derjenige noch nicht sein, die Mauer, die euer Grundstück umgibt, taucht bald vor dir zwischen den Hecken auf, unten ist extra ein vergitterter Bogen für den Bach gebaut worden. Du hältst kaum einen Augenblick zum Verschnaufen inne, sondern springst ohne zu Zögern an den untersten Ast des Apfelbaums, der sich da an die Mauer schmiegt. Wer sein ganzes Leben auf einem riesigen Spielplatz verbracht hat, der kennt jeden Winkel in und auswendig. Wie spannend es damals noch war, als du kleiner warst und immer erst viele Male versuchen musstest, bevor du den Ast erreicht hast mit deinen kurzen Armen. Aber jetzt ist es ganz leicht, ein Satz nach oben, und schon hängst du mit dem Händen festgeklammert oben an der Mauer. Oh Mann, hoffentlich sieht dich jetzt niemand! Sonst wirst du nur wieder angemeckert, weil du einfach verschwunden bist. Du blickst dich noch einmal kurz um, ziehst dich hoch auf die Mauer und folgst dem Lauf des kleinen Baches ein Stück mit dem Augen bis er in dem nahegelegenen Waldstück verschwindet. Und da siehst du es! Dort hinten steht jemand! Bestimmt kein Erwachsener, mit den kurzen Hosen und den nackten Füßen im Bach. Wie versteinert starrst du den Jungen einen Moment an, dann springst du auf der anderen Seite der Mauer runter und rennst weiter am Bach entlang. Es dauert auch nicht lange, da hat er dich entdeckt. Ein Junge, vielleicht etwas älter als du, aber das erkennst du nicht so gut, mit braunen Haaren und dunklen Augen, der dich ein bisschen erstaunt anguckt und dann grinsend zu winken anfängt. Du läufst jetzt langsamer, fragst dich, wieso du überhaupt gerannt bist und winkst schüchtern zurück. „Hallo! Hast du meine Nachricht also bekommen!“, ruft er dir entgegen. Du wartest, bis du vor ihm stehst und hältst dann den Zettel hoch, der in deiner Hand ganz zerknittert worden ist. Er lacht, stellt sich vor und irgendwie kommt ihr dann ins Gespräch, über Abenteuer und deine Eltern, und plötzlich hast du ihm alles erzählt. Dabei weißt du nicht einmal, wo er wohnt, und wie er hierher gekommen ist. Du erzählst ihm von deinem Geburtstag und dass du traurig bist, weil niemand mit dir feiert. Und ihr baut später noch einen Staudamm und spritzt euch gegenseitig nass, solange bis du ihn wütend schubst und er im Bach landet, nun vollkommen durchnässt. Er zieht dich kurzerhand auch in den Bach und schon lacht ihr wieder. Als du mitten in der Nacht dann zurückkletterst, hilft er dir, über die Mauer zu kommen und klettert selbst hinauf, um dir noch einmal zuzuwinken und zu sagen: „Alles Gute zum Geburtstag, kleiner Engel.“ Du lächelst und läufst ganz schnell zurück zum Haus, hörst garnicht, wie sie dich alle schimpfen und ins Bett schicken. Es ist tatsächlich schon nach 12 Uhr, aber das ist dir ganz egal. Zum ersten Mal in deinem Leben hast du wenigstens die ersten Minuten deines Geburtstages mit jemandem zusammen gefeiert. Danach geht alles ganz schnell. Du wirst älter, hörst auf, deine Gedichte zu schreiben, gehst öfters aus, wirst immer älter, manchmal hältst du noch Ausschau nach ihm, aber er kommt nicht wieder. Die Erinnerung verblasst und wird irgendwo abgelegt, wo sie verstaubt. Deine Eltern schicken dich auf die Uni, aber du brichst dein Studium ab. Sie werfen dich raus, drohen dir damit, dich nicht mehr zu finanzieren, aber du läufst weg und kommst nicht mehr wieder. Dein neues Leben beginnt in der Großstadt. In Tokyo. Kyoko spürte, wie schnell ihr Herz schlug. All das... All das war fast ihre eigene Geschichte. Es war viel zu real! Aber ihre Augen klebten weiter an den Zeilen, konnten sich nicht losreißen von den magischen Worten, die sie in eine neue, und auf verquere Weise doch vertraute Welt zauberten. Kyoko Mogima, „die Verträumte“. Alter: 19 Jahre. Die meiste Zeit bist du auf der Arbeit. Manchmal bis spät in die Nacht. Du arbeitest in einem Theater als Kulissenmalerin. Besonders gut sind deine Bilder sicher nicht. Aber das Theater hat wenig Geld und wenige Zuschauer und du wirst annehmbar bezahlt. Je nachdem, was es zu Malen gibt hast du manchmal ein paar Tage garnichts zu tun, an anderen Tagen malst du noch bis nach Mitternacht in der kleinen Werkstatt hinter dem Theater, wo die Bühnenstücke jeden Abend weniger Applaus bekommen, und der Saal mit jedem Jahr weniger Zuschauer sieht. Aber du magst deine Arbeit, weil du deine Ruhe hast und vor dich hin träumen kannst, während du die Leinwände und Holzplatten mit deiner Farbe zum Leben erweckst. Wenn du durch das große Fenster an der Südseite der kleinen Halle hinausschaust, kannst du zusehen, wie die Sonne untergeht. Manchmal, im Sommer, wenn Ferien sind, weil jeder in den Urlaub fährt und niemand sich nach einem heißen Tag noch ins Theater setzen will, wenn niemand den Saal betritt und es abends in deiner Werkstatt ganz still ist, kommst du einfach ohne Grund dorthin und stellst die alte Holzleiter an, um oben aufs Dach zu klettern. Dort sitzt du dann oft noch lange nachdem die Sonne schon untergegangen ist und ihre letzten roten Strahlen über die hohen Häuser der Weltmetropole hat flackern lassen. Einmal bist du eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als es plötzlich angefangen hat, zu regnen. Damals hatte die Punkerin wieder zu lange mit ihren Freunden gefeiert und du konntest nachts nicht schlafen. Und wenn einmal das Geld nicht reicht, dann hilfst du der alten Frau im Ramschladen um die Ecke aus oder vertrittst die Punkerin abends in der Disco, wenn sie wieder einmal keine Zeit oder keine Lust hat. Dann bekommst du einen Teil der Bezahlung und irgendwie reicht es doch immer zum Leben. Wenn du es brauchst oder einfach Lust dazu hast, gibst du Zeichenunterricht an Schulen mit Nachmittagsbetreuung und verdienst dir so etwas dazu. Wahrscheinlich wird es nicht für ein Auto reichen, obwohl du schon einiges gespart hast, aber letztes Jahr an deinem Geburtstag hast du dir zumindest ein neues Fahrrad gegönnt und plötzlich kam auch die Erinnerung an den Jungen zurück, den du damals getroffen hast. Egal, wo du hingehst... Irgendwie ertappst du dich oft dabei, dass du dich umsiehst oder einen jungen Mann musterst und dir überlegst, wie er wohl vor zehn Jahren ausgesehen hat. Es ist wie ein Fluch. Wenn man einmal einen lästigen Gedanken gefasst hat, dann will er sich einfach nicht mehr aus dem Kopf vertreiben lassen, er verfolgt und verfolgt dich. Wenn du dann nach der Arbeit zu Hause sitzt, liest du meistens, all deine Regale sind vollgestopft mit Büchern und manchmal schreibst du noch Gedichte, die du mit Reißzwecken an die Wand pinnst, wo es dir gerade gefällt. Aber du magst das Geräusch des raschelnden Papiers, wenn du die Haustür schwungvoll aufstößt, bepackt mit Einkaufstaschen als wolltest du für eine ganze Familie kochen, obwohl du auch an diesem Abend wieder alleine daheim sitzt, versunken in deine Gedanken. Du magst es, wenn sie dann alle leise wispern, wie tausende von Elfenflügeln, die gleichzeitig zu flattern beginnen und dir ein „Willkommen“ entgegenhauchen in deiner einsamen Welt. Wenn du das Fenster öffnest, kannst du einen großen Teil des Viertels überblicken und die Leuchtreklamen der Innenstadt blinken dir nachts entgegen, wenn du ganz oben, im obersten Stockwerk des Hauses, an deinem Fenster stehst und Sterne zählst, falls der Himmel ausnahmsweise doch einmal nicht verhangen ist von eine Schleier aus Staub und Verunreinigung, der wie ein Leichentuch in der Abenddämmerung über der niemals dunklen Stadt liegt. Es ist deine Welt. Und sie wäre unerschütterlich gewesen, wenn nicht eines Tages das Schicksal wie ein Blitz in dein Leben eingeschlagen und dich auf eine unfassbar aufregende Reise geschickt hätte, die dich mitreissen und verschlingen wird. Eine Reise ins absolut Ungewisse. Eine Reise im Kopf. Eine Reise im Herzen. Deine Reise. Kyoko lag inzwischen auf dem Bauch, das Drehbuch lag vor ihr auf dem Sofa. Sie schien völlig versunken, als Kanae fröhlich die Tür aufstieß, einen lachenden Sho im Schlepptau, der einen Berg von Papiertüten und Schachteln mit Essen aus einem Fastfood-Restaurant vor sich hertrug. „Hey, Kyoko-chan! Wir haben Essen mitgebracht!“, rief er und leckte sich hungrig über die Lippen. „Jaja, und nebenbei noch Ren und seinen Manager, wie auch immer der doch hieß, miteingeladen zum Abendessen...“, fügte Kanae hinzu und Kyoko starrte die beiden einen Moment lang nur mit großen, runden Augen an, so als wäre sie gerade aus tiefster Hypnose aufgewacht, bevor sich entsetzt auf die Uhr starrte und begann, wie verrückt um den Tisch zu rennen. Zwischen ihrem unverständlichen Gemurmel konnte man Satzteile wie „Oh mein Gott!!! Ich hab ihn verpasst... den Foto-Termin!! Wie konnte das nur... Oh mein Gott...!“ heraushören und die zwei grinsten. „Ach, Kyoko, meine Süße, mach dir nix draus, jetzt wird erstmal gefuttert!“, meinte Sho und setze sie kurzerhand in einen Sessel. Kanae lächelte vergnügt und verteilte das Essen auf dem Tisch. Irgendwie kam Kyoko das alles ein wenig seltsam vor. Nicht nur, dass ihre beste Freundin sonst nie so fröhlich war, sondern auch, dass Ren Zeit hatte, mit ihnen zu essen, und dass alle so taten, als wären sie nicht auf der Arbeit, sondern im Ferienlager. Noch dazu waren Sho und Kanae doch ganz schön lange weg gewesen... und das auch noch alleine! Sie war fest entschlossen, ihre Zimmergenossin noch am selben Abend auszufragen. Und Sho benahm sich auch nicht so cool wie sonst. Er war geradezu ausgelassen. Am Ende hatten die zwei was getrunken! „Sagt mal... habt ihr zuviel Sake intus... oder warum zur Hölle herrscht hier auf ein Mal so eine Partystimmung!?“, polterte sie plötzlich los und die beiden verstummten erschrocken. „Naja...“, setzte Sho an, aber Kanae unterbrach ihn: „Weißt du... eigentlich wollen wir einfach nur den neuen Film feiern und außerdem noch den letzten Tag in ‚Freiheit´ geniessen... Falls du verstehst, was ich meine.“ Kyoko verstand natürlich. Immerhin würden sie danach zwei Wochen lang völlig andere Menschen sein, und wer konnte schon ahnen in welche Wirren dieser verrückte Rory, der ganz nebenbei bemerkt auch noch selbst als Regisseur tätig werden würde (um seine vergangene Glorie noch einmal zu leben^^), sie schicken würde und als was sie da wieder herauskommen würden. Kapitel 8: "Zimmer 304 - der ewige Junggeselle"... -------------------------------------------------- Hallo Leute! Ja, ich weiß *sich duck* Ich hab laaange nichts mehr hochgeladen... und das obwohl ich zugegebenermaßen was geschirben hatte... aber ich war zu faul. *es tut mir leiiiid!!!* Jedenfalls ist hier als Wiedergutmachung für diejenigen, denen die Geschichte gefällt ein extra-langes Kappi (fast zwei in einem^^) Also viel Spass beim Lesen!! Und über ein Feedback würde ich mich wie imemr sehr freuen^^ ---------------------------------------------------------------------------- Und dann war er da, der große Tag. Der Morgen, an dem sie aufwachte, auf einem fremden Bett, in fremden Kleidern und mit einer fremden, gelb angestrichenen Holzdecke über dem Kopf. Alles fühlte sich fremd an, die rauhe, dünne Decke auf ihrer Haut, selbst das kurze, fast durchsichtige Nachthemd, das sie in ihrem realen Leben nie angezogen hätte. Aber das war nicht ihr reales Leben, und gleichzeitig doch, wenn auch nur für die folgenden zwei Wochen. Für eine so kurze und doch unendlich lange Zeitspanne würde sie diesen Ort ihr Zuhause nennen, dieses helle, gelb und orangefarben angestrichene Zimmer mit den bunten Gardinen vor den kleinen Fenstern, durch die das Licht der aufgehenden Sonne in einem ungewohnten Winkel hereinfiel und geisterhafte Schatten über die tausend verschiedenen Blätter an den Wänden tanzen ließ. Ein Zimmer, das drei Türen hatte. Eine führte in ein winziges Bad, das nicht einmal eine Badewanne hatte, nur eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken, über dem ein billiger weißer Holzschrank hing, dessen Spiegeltüren wohl länger nicht gereinigt worden waren. Die nächste Tür führte in eine ebenso kleine, unaufgeräumte Küche, in der sich auf dem Tisch die Verpackungen des letzten Abendessens stapelten. Fastfood. Im Kühlschrank standen nur ein Glas Wasabi, eine Dose Butter, ein Trinkpäckchen Orangensaft und eine halbe Flasche Milch, irgendwo mussten noch ein paar Scheiben Toastbrot herumliegen, wenn sie nicht schon verrottet waren. Die letzte Tür stellte die Verbindung zu einem Wohnzimmer dar, von dem aus man in den Vorraum und schließlich auf den engen, dunklen Flur gelangte. Ein Fernseher, ein Schreibtisch mit Computer mit Internetanschluss und eine schäbige Couch füllten den Raum aus. Hier hingen weniger Gedichte, dafür waren die Wände verdeckt von hohen, komplett verschiedenen Bücherregalen, die zum Bersten gefüllt waren. Irgendwann hatte sie angefangen, ihre Bücher in ein neu gekauftes Regal einzuräumen und über die Jahre waren weitere Regale hinzugekommen, alle aus billigem Holz und zum Selberbauen. Aber für mehr reichte nunmal ihre Bezahlung nicht. Kyoko setzte sich langsam auf in dem schmalen Bett, versuchte, ein unbehagliches Schaudern zu unterdrücken und stieg dann verschlafen aus dem Bett. Ihr Charakter war bis jetzt nur eine Hülle, sie konnte schon die neuen Grenzen ihres Körpers und ihrer Gedanken fühlen, konnte mit den Fingerspitzen schon die Kante ihrer neuen Welt ertasten, aber es waren noch ihre eigenen Augen, die diese Welt neugierig betrachteten. Sie fuhr sich durch die Haare, wankte ins Bad, wie jeden Morgen versuchte sie der leeren Zahnpastatube noch etwas zu entlocken, aber diesmal vergebens. Verärgert warf sie die Tube in den Müll, stellte fest, dass der Eimer schon übervoll war und fragte sich gequält, wie sie es zwei volle Wochen schaffen sollte, so wahnsinnig unordentlich zu sein. Nachdem sie geduscht hatte, lief sie zurück ins Schlafzimmer und öffnete erwartungsvoll den hohen Kleiderschrank. Sie bereute es sofort. Ihre eigenen Kleider wären ihr in diesem Augenblick tausenmal lieber gewesen, aber die hatte ein LME-Angestellter gleich nach ihrem Einzug am Vorabend mitgenommen, um sie zu waschen und für sie im Love-Me-Büro zurückzulegen, und sie zum Abschied noch gewarnt, beim Aufwachen nicht zu erschrecken. Sie hätte ihn am liebsten erwürgt, aber im Moment hatte sie ganz andere Sorgen. Der Schrank war nicht nur vollkommen überfüllt mit Sachen, die schrill, bunt und für ihren Geschmack viel zu auffällig waren, sondern auch total durcheinander. In einer Ecke stapelten sich Winterpullover aus Wolle, obenauf lagen lange Hosen, die unförmig und voller Farbe waren und die sie wohl zur Arbeit mitnehmen würde. Der Rest des Schranks versank in heillosem Chaos, aber was sie erkennen konnte, war hauteng, kurz und sommerlich. Gezwungenermaßen entschied sie sich dann schließlich für einen dunkelblauen Jeansrock mit Glittergürtel und eine schwarze, enge, geknöpfte und zu allem Übel noch bauchfreie Bluse. Im Vorraum fand sie fast nur Highheels und ging schließlich mit einem Paar weniger hoher Riemchensandalen aus dem Haus. Der dunkle Korridor vor ihrer Haustüre mit der Nummer 507 lag im obersten, im fünften Stockwerk hatte soweit sie das erkennen konnte noch zwei weitere Türen. Sie erinnerte sich, dass dort nur eine alte Frau wohnte und die andere Wohnung leerstand. Die Numerierung der Türen fing in jedem Stockwerk mir einer neuen Hunderterzahl an, obwohl es manchmal nur drei Wohnungen auf einer Etage gab. Während sie durch das wenigstens saubere Treppenhaus lief, vorbei am dritten Stock, wo der Schriftsteller wohnte, bis schließlich ins Erdgeschoss, wo die Punkerin ihr Unwesen trieb, fragte sie sich, ob die Person, deren Leben sie jetzt lebte, nicht irgendwann einmal den Plan fassen könnte, irgend etwas an diesem erbärmlichen Leben grundlegend zu ändern. Und wieder stieß sie gegen eine Grenze, die sich immer enger um ihr Herz schloss. Sie würde nichts ändern, sie würde einfach so weiterleben wie bisher und glücklich sein mit dem, was sie hatte, ob sie nun ein erfülltes Leben führte oder nicht, spielte keine Rolle. Es gab Menschen, die trieb es ruhelos um die ganze Welt und jeder neue Tag musste ein Abenteuer sein, um sie zu begeistern, aber so sehr sie es sich auch wünschen würde, ihr Charakter hatte nichts mit dem der realen Kyoko gemein. Sie war ein ruhiger, ernster Mensch, der introvertiert wirkte. Ein Mädchen, das so bildhübsch war, dass ihre langen Beine, von dem kurzen Rock betont und ihr sonnengebräuntes Gesicht, umrahmt von dem schwarzen, kurzen Haar, sofort hätten auffallen müssen. Eine schöne junge Frau, nach der sich jeder umsah und dabei ein wenig errötete. Aber das war sie nicht. Wer an ihr vorbeiging schien sie nicht zu sehen, beachtete sie nicht, so als wäre sie nur ein Teil des Hintergrunds vor dem sich das Leben abspielte. Das war ihre innere Einstellung. Es war der Teil ihrer selbst, der nach außen hin zu sehen war, und der wie eine Mauer, oder ein Schutzwall um sie herum aufgebaut war. Es gab wohl niemanden, der über diese Mauer hinwegblicken konnte, oder der es wagen würde, sie gewaltsam einzureißen. Sie versuchte, diese Facette ihres neuen Ichs so gut wie möglich auszubauen, aber es fiel ihr schwer, so sehr in ihr reales Leben als Dienstmädchen zurückzufallen. Es fühlte sich an, als würde sie einen Schritt zurück machen, anstatt sich nach vorne zu bewegen. Nach wenigen Minuten hatte sie die Drogerie erreicht. Den Stadtplan des Viertels hatte sie sich eingeprägt, aber die Orientierung fiel ihr trotzdem schwer. Zwischen all den hohen Mehrfamilienhäusern, den billigen Leuchtreklamen am Straßenrand, und den vielen, vielen geparkten Autos, die die überschatteten Straßen noch schmäler machten. Es war ein Viertel für diejenigen, die sich ein besseres Leben nicht leisten konnten. Für Studenten, die nur ein, zwei Jahre hier verbrachten und dann umzogen, für Saisonarbeiter, die sich im Winter mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielten und dann noch für Menschen wie sie, die eines Tages irgendwie dorthin gekommen waren und vergessen hatten, wie sie wieder heraus kamen. Die meisten, die hier wohnten waren dennoch glücklich. Man brauchte keine Villa, keinen Balkon, um zufrieden zu sein und mit seiner Familie die Zeit zu geniessen. Gleich zwei Metro-Stationen weiter gab es ein Einkaufszentrum und Sportanlagen, wo sich am Wochenende die Jugendlichen trafen. Es war alles da, was man brauchte, um Spass zu haben. Die einzigen, die wirklich verloren waren in dieser Welt, waren die Verirrten wie sie, die sich einfach nicht mehr an den Geruch der Freiheit erinnerten. Die in der langen Zeit, die sie die Stadt nicht verlassen hatten, vergessen hatten, wie das salzige Meer schmeckt und wie sich Waldboden unter den nackten Füßen anfühlt. Während sie gedankenverloren eine Tube Zahnpasta und einen Müsli-Riegel kaufte und dabei bemerkte, dass sie kaum noch Geld hatte, fühlte sie, wie sich ihre neue Welt immer mehr um sie schloss. Wie ihre Gedanken überlagert wurden von denen der neuen Kyoko und wie ihre Fingerspitzen hilflos an glatten Wänden abglitten, die sich so eng um sie geschlossen hatten, dass sie befürchtete, keine Luft mehr zu bekommen. Sie verließ den Laden und machte sich auf den Weg zurück nach Hause. Am Kühlschrank klebten ihre Notizzettel und sie hatte den kurzen Krakeleien entnommen, dass sie heute noch in die Werkstatt musste. „Die Landschaft für Kabale“, hatte auf dem Zettel gestanden. Und in ihrem Drehbuch: „Das neue Stück ist „Kabale und Liebe“. Ein paar Bäume, eine Stadtkulisse und ein oder zwei Zimmer. Sie sollten gegen 12:30 Uhr anfangen, die Kulissen müssen übermorgen fertig sein.“ Das System mit den Aufträgen hatte sie hingegen noch nicht ganz verstanden. Aber als sie zurückkam und den Briefkasten öffnete, wurde ihr schlagartig klar, wie sie an die Anweisungen der Regie kam. Ein großer weißer Umschlag lag darin, ohne Absender. Sie öffnete ihn neugierig schon im Treppenhaus und fand nur einen kleinen, gelben Zettel darin. Heute werden sie am Theater einen neuen Schauspieler treffen. Spielt den Ferdinand. Er zieht morgen in Zimmer 105 ein. Dieser junge Mann soll sich in sie verlieben. Kyoko spürte, wie ihr Herzschlag schneller ging. Es war nicht so, als würde sie hoffen, dass es jemand bestimmtes war, dem sie gleich begegnen würde, aber das kribbelnde Gefühl, dass alles in Bewegung geraten würde, dass das Spiel begann, nistete sich in ihr ein und machte sie glücklich. Sie fragte sich nur, warum sie gleich zu Anfang einen so großen Auftrag erhielt. Oder war es der, den sie die ganze Woche über verfolgen sollte? Was, wenn er nicht richtig reagieren würde? Was, wenn diese Person sich wirklich in sie verlieben würde? Wenn aus gespielten Gefühlen echte werden würden? Was dann? Über all die Fragen achtete sie nicht darauf, wohin sie ging, und als sie aus ihrer Trance erwachte, immer noch den Umschlag in der einen Hand, die dünne, weiße Plastiktüte in der anderen, stand sie vor einer unbekannten Tür. Dieselbe graue Farbe. Derselbe gelbe Messingring um den Spion. Nur die Nummer war anders als bei ihrer eigenen Tür. „304 – der ewige Junggeselle“, schoss es ihr durch den Kopf. Hier wohnte also der erfolglose Schriftsteller, der so verträumte, mitreissende, lebendige Liebesgeschichten schrieb, dass ihr das Herz beim Lesen bis zum Hals geschlagen hatte und ihre Handflächen ganz warm geworden waren. So wundervolle Geschichten, dass sie sich hatte fallen lassen in einen Traum aus Gefühl, Farbe und Licht, einen Wirbel aus unbekannten Dingen, die sie fesselten und entführten in ein verzauberndes Märchen, das sie in der Realität nie erlebt hatte. Warum nur konnte er keine seiner Geschichten veröffentlichen? Sie blickte gedankenverloren die Tür an, stellte dann leise die Plastiktüte ab, legte den Umschlag daneben und trat einen Schritt näher zu der Tür. Ganz leise und mit einem weiteren Schritt, bei dem sie zu schweben schien, lehnte sie sich vollends dagegen und legte den Kopf an das kalte Metall. Vielleicht hatte sie gehofft, das leise Klackern der Tastatur zu hören, das manchmal spät in der Nacht durchs Treppenhaus hallte und sie in ihrem Träumen wiegte, aber es blieb ganz still. Sie hörte nur ihr eigenes Blut rauschen, sonst nichts. Ihre Fingerspitzen tasten über die glatte Oberfläche, die nichts von der Person verriet, die dahinter lebte, ein Mensch, dessen Charakter so viel mehr Unebenheiten und Scharten enthielt, dass man sie nicht zählen konnte. Dann ging alles viel zu schnell. Sie hörte plötzlich Schritte auf der anderen Seite, erwachte aus ihren Gedanken, ihr ging auf, was sie da gerade tat und dass sie zu spät zur Arbeit kommen würde, einen Schritt stolperte sie zurück, gerade rechtzeitig bevor die Tür schwungvoll aufgestoßen wurde und sie dem Mann gegenüberstand, der ihr eine neue Wirklichkeit schreiben konnte, wenn sie ihn darum bat. Ganz unten im selben Treppenhaus öffnete ein Mädchen in halblangen, geflickten und zerlöcherten Jeans ihren Briefkasten. Ihre langen schwarzen Haare waren von bunten Strähnen durchzogen und ihre Augen waren dick schwarz umrandet. Das freakige Top, das sie trug, war dasselbe mit dem se sich am Vorabend ins Bett hatte fallen lassen und nicht einmal das Make-up konnte die dunklen Ringe unter ihren Augen verbergen. Auf dem großen, weißen Umschlag stand nur: Kanae Kotonami Neugierig öffnete sie ihn schon im Treppenhaus, und las den kleinen, gelben Zettel nachdenklich, während sie zurück zu der grauen Stahltür mit der Nummer 101 trottete. Schreiben sie einen halbherzigen Liebesbrief an ihren Bekannten, den Schriftsteller Ren Tsuruga. Zimmer 304. Ohne Absender. Mit hochgezogenen Augenbrauen trat sie die Tür zu und ließ sich erst noch einmal ins Bett fallen, bevor sie sich dann eine halbe Stunde später langsam aufrappelte und loszog, um einen neuen Job zu suchen. Gestern Nacht hatte man sie in der Discothek rausgeworfen. Für diesen Augenblick schien die Zeit stillzustehen. Ganz langsam, wie als wäre sie in einem Raum gefangen, gefüllt mit Zeit, die nur träge und zäh an ihr vorbeizog, sodass sie sich kaum bewegen konnte, sah sie auf, von den Hausschuhen über die langen, schwarzen Hosen wanderte ihr Blick, blieb kurz an dem schwarzen Gürtel mit der silbernen Schnalle hängen, auf der ein Adler eingeprägt war und streifte dann weiter über das halb zugeknöpfte, fast durchsichtige, weiße Hemd zu dem silbernen Kettenanhänger, der wie ein Schlüssel aussah, dem das Schloss fehlte und schließlich hoch in das markante, fein geschnittene Gesicht. Die dunklen Haare, lose gescheitelt, fielen ihm in die ebenso dunklen Augen, die sie überrascht und erwartungsvoll ansahen, nein, fesselten, ihren Blick nicht losließen. Sie spürte, wie ihre Handflächen heiß wurden, ihr Puls jagte. Wer von uns beiden... wer von uns beiden hat gerade dieses Gefühl? Oder gibt es garkeine zwei? Bin am Ende nur ich es, die sich so in die Irre führen lässt? Sie konnte sich die Frage nicht beantworten. Sie wollte heute den anderen Jungen treffen, sie musste zur Arbeit, sie musste ihren Auftrag erfüllen! Und dennoch... und dennoch konnte sie sich nicht rühren, dennoch stand sie regungslos auf dem dunklen Gang und blickte ihm in die Augen. In der Leere, die sich in ihrem Kopf ausgebreitet hatte, fand sie weder sich selbst noch die Kyoko, die sie spielte. Nur das leise Ticken einer Uhr halte in ihrem Kopf wieder. Zeit die vergeht. Stille. Mehr Zeit. Und das Ticken. Immerzu Tick-Tack-Tick-Tack. Warten auf etwas. Warten auf etwas, das nie passiert? Wie eine Zeitbombe, die bald explodiert. Wie Zeit, die vergeht, und unaufhaltsam. Irgendwann, nach einer Ewigkeit, wie es ihr schien, riss Ren sich von dem Blick los und in der aufkommenden Unruhe grinste er sie plötzlich breit an, leicht verschlafen, so als hätte er eben noch im Bett gelegen und tief geträumt. Aber das war es doch auch. Ein Traum. Ein Traum, den sie alle zusammen zum Leben erweckten. Ein Traum, den jeder einzelne träumte und der doch nie in Erfüllung ging. „Morgen, Kyoko!“, sagte er laut und grinste debil. Kyoko, die inzwischen zurück auf dem Boden der Tatsachen war, erwiderte ein kurzes „Hallo“ und „ich muss zur Arbeit, wir sehn uns heut abend“, bevor sie ihre Sachen schnappte und ins Treppenhaus davonflitzte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Sie hatte es wirklich verpeilt. In zehn Minuten sollte sie in der Werkstatt sein und sie musste noch die Schlüssel für ihr Fahrradschloss finden. „Ach, Kyoko!! Warum musst du so verdammt unordentlich sein!?“, rief sie verzweifelt und begann, in dem Chaos, das sich Wohnung nannte nach dem Schlüssel zu suchen. Der junge Mann zwei Stockwerke tiefer stand noch einen Augenblick nachdenklich im Flur, in seinem Augen spiegelte sich ein weicher Ausdruck, der garnicht zu der Person passen wollte, die er in Wirklichkeit war, während in seinem Kopf die Eindrücke Achterbahn fuhren. Ihre Kleider, so anders als sonst, und der verlegene Blick, die Unruhe in ihren Augen, die Röte auf ihren Wangen, so faszinierend... Dann seufzte er und spazierte gelangweilt nach unten zu seinem Postfach. Ein großer, weißer Umschlag fiel heraus, als er die Klappe öffnete und ein zusammengefalteter, rosafarbener Zettel. Er nahm beides in die Hand und ging erst zurück in die Wohnung, bevor er den Umschlag öffnete und den kleinen gelben Zettel las, der darin war. Nachdem sie sie nun fast ein Jahr immer nur angesehen haben und daran verzweifelt sind, dass sie ihr nicht nahe sein konnten, ist es nun an der Zeit, endlich ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Sie lieben Kyoko Mogami. Es wird Zeit, sich das einzugestehen. Das einzige, was noch zu tun bleibt, ist dafür zu sorgen, dass sie sich auch in sie verliebt. Also hören sie auf, tatenlos zu schweigen und ihre Gefühle nur ihren Geschichten anzuvertrauen. Oder sie werden es für immer bereuen. Er spürte, dass sich in seinem Innern etwas schmerzhaft zusammenzog. Er fragte sich, ob es das erste Anzeichen von Reue war, weil er diesen Job angenommen hatte. Er spürte schon jetzt, dass die nächsten zwei Wochen für ihn die Hölle auf Erden werden würden. So real war der Mensch, den er spielen sollte und so deutlich gruben sich die Sehsüchte, die er zu unterdrücken versuchte, in sein Herz. Den zweiten Zettel überflog er nur kurz und stellte fest, dass es wohl ein dilettantischer Liebesbrief war. Aber abgesehen davon, dass er diesen Zeilen niemals glauben würde, dass sie mit Gefühl geschrieben worden waren, und abgesehen davon, dass er der Meinung war, dass das Mädchen, wer auch immer sie war, sich im Adressaten geirrt haben musste, brachte ihn die Nachricht, die er achtlos in den Papierkorb geworfen hatte, auf eine Idee. ----------------------------------------------------- Ausnahmsweise ein bisschen Geplapper danach^^: Also, was Ren für eine Idee hatte und wer der junge Mann ist, den Kyoko treffen wird, das erfahrt ihr in den nächsten Kappis^^ Also schön weiterlesen (allerdings bin ich ab nächster Woche erstmal im Urlaub und nicht online...) bis dann LG Kyo_Soma Kapitel 9: Nachts im Atelier ---------------------------- Vielen, vieeln, vielen Dank für eure Kommis!!! Das ist soo lieb von euch!!! Und deshalb gibts jetzt das nächste Kap! Und bitte nicht am Schluss den Bildschirm einschlagen!!! Und mich nicht köpfen *flücht* *nochmal auftauch* Viel Spass beim Lesen XD eure Kyo_Soma PS: Udn schreibt mir wieder was^^ (ich bin diesmal sehr auf die Reaktion gepsannt *harhar*) -------------------------------------------------------------------------- Kyoko stürzte genau zehn Minuten später atemlos durch die schwere Stahltür in den von einer diffusen Glühbirne erhellten Korridor, an dessen Ende links die Türen zur Maske, zu den Umkleiden und schließlich zum Theatersaal lagen, rechts die zum Gemeinschaftsraum, zum Büro und zur Technik. Sie öffnete nach einem Moment des Überlegens die Tür zum Gemeinschaftsraum und tatsächlich saßen dort schon einige Schauspieler und der Regisseur beisammen, tranken Kaffee und planten die Probezeiten für die folgende Woche. In dem kleinen Theater lief alles viel gemeinschaftlicher ab als in einer großen Oper und die Proben, sogar die Aufführung waren eher eine Art Nebenjob der Darsteller, die ihren Lebensunterhalt meist sowieso anderweitig verdienten. Sie sah sich kurz in dem ordentlichen, aber eher spartanisch eingerichteten Raum mit Spüle, Mikrowelle und Wasserkocher, sowie einem großen Tisch mit einem bunten Sortiment von Stühlen drumherum um, dann begrüßte sie die anderen Anwesenden fröhlich. Waren das auch alles Leute, die für LME arbeiteten, fragte sie sich nachdenklich. Oder waren es wirklich Darsteller des kleinen Theaters, die man nur in den Plan eingeweiht und für den Film eingestellt hatte? Sie würde keine Antwort erhalten und konnte es sich nicht leisten, jemanden zu fragen, aus Angst, dass man sie dann feuern würde. Der Regisseur, dessen Namen und Telefonnummer sie mit Foto im Drehbuch gefunden hatte, war sicher schon um die 50 Jahre alt, mit grau meliertem Haar und einem kurzen Kinnbart, der von weiß durchzogen war. „Na, Mogami-kun, heute mal nicht zu spät zur Besprechung, das ist ja etwas ganz neues.“ Kyoko lächelte unsicher und setze sich dann auf den Platz, der laut Drehbuch ihr Stammplatz war. Erst eine halbe Stunde später, als dann auch noch einige andere junge Leute angerückt waren, begann die offizielle Besprechung. Sie redeten am Anfang nur über die Probenzeiten, dann wurden ihr die Kulissen, die sie anfertigen sollte, noch einmal genauestens beschrieben, bevor der Regisseur zum wohl wichtigsten Punkt kam. „Nun“, er räusperte sich, „wie ich schon angekündigt habe, bekommen wir einen neuen Darsteller dazu. Er hat die Highschool erst vor kurzem abgeschlossen und wurde als das größte Nachwuchstalent in der Tokioter Theaterszene gelobt. Soweit zumindest die Theorie. Jetzt fragt man sich sicher, weshalb ein so erfolgreicher junger Schauspieler nicht zum Fernsehen geht oder sich in einem größeren und besser zahlenden Theater verdingt... Das ist leicht gesagt: Er ist anscheinend ein wenig zu aufbrausend und kann mit Autoritäten nicht umgehen. Um ihm dennoch eine Stellung zu gewähren, hat man ihn an uns weiter vermittelt, in der Hoffnung, es würde uns gelingen...“, er wurde abrupt vom Knallen der Tür unterbrochen, die schwungvoll aufgestoßen wurde. Breitbeinig und mit hoch gegelten Haaren, im perfekten Punk-Look, stand der blonde, gutaussehende junge Mann auf der Schwelle, von dem gerade eben die Rede gewesen war und setze den Satz mit einem genüsslichen Lächeln fort: „...ihn zurechtzubiegen? War es das, was sie gerade sagen wollten, Herr Regisseur?“ Das letzte betonte er mit unverhohlenem Sarkasmus. „Ja, genau das wollte ich sagen... sie sind ja ein ganz Schlauer, wie mir scheint. Wie wäre es, wenn sie sich zu erst einmal vorstellen würden, junger Mann?" Die ruhige Stimme des Regisseurs ließ sich nichts anmerken und der freche Kerl schien etwas überrumpelt. „Sho Fuwa“, war alles, was er sagte. Kyoko starrte ihn mit offenem Mund an, dann lächelte sie in sich hinein, versucht, sich äußerlich unter Kontrolle zu halten. Sein Auftritt war nicht nur perfekt getimt, sondern auch großartig inszeniert gewesen. Die Aura von Unnahbarkeit, die ihn umgab, ließ ihre Knie weich werden, er strahlte soviel Selbstbewusstsein und Sicherheit aus, dass sie fast schon Begeisterung in ihrem Bauch fühlen konnte. Sie fragte sich, wieviel davon von ihm gespielt gewesen war, ob man so etwas überhaupt spielen konnte! Sie musterte ihren Kindheitsfreund mit den Augen der Person, die sie spielte, sah einen attraktiven jungen Mann, der eine unglaubliche Ausstrahlung besaß, sah jemanden, der kaum älter war als sie. Die echte Kyoko starrte ihn immer noch mit offenem Mund an und fragte sich, woher das Kribbeln in ihrem Bauch kam, warum ihre Handflächen feucht wurden, warum ihre Knie sich so weich anfühlten, als sein Blick ihren streifte, einen Moment lang daran hängen blieb, und dann weiter durch den Raum wanderte. Sie sollte diese Person um den Finger wickeln. Sollte sie selbst Gefühle für ihn entwickeln? Oder nur mit ihm spielen? Sie wusste es nicht. Auf dem Zettel hatte es nicht gestanden. War das also ihr selbst überlassen oder bedeutete es, beiden Möglichkeiten Raum zu lassen bis nähere Anweisungen kamen? Unsicher blickte sie sich im Raum um, ihre zweite Persönlichkeit sah dasselbe Erstaunen, das sie im ersten Moment verspürt hatte, in den Augen der anderen. Gespannt beobachtete sie den Rest der Besprechung, bei der Sho sich anfangs noch störrisch, dann immer begeisterter von der modernen Interpretation des Klassikers „Liebe und Kabale“ zeigte. Sie selbst betrachtete ihn nur schweigend und hörte zu, lauschte seiner rauhen, dann zusehends weicheren Stimme, die klar und deutlich durch den Raum klang, musterte ihn nachdenklich, mit seinen schwarzen Springerstiefeln und den silbernen Kreuzen, die er an einem Lederband um den Hals trug, den silbernen Ohrringen und den dunkel umrandeten Augen, aus denen sein Blick noch viel fesselnder wirkte, wenn er ihren traf. Und sie lächelte, wenn er sie ansah, spürte, wie er unbewusst darauf reagierte und merkte schnell, dass ihre Aufgabe wohl kaum mehr als ein Kinderspiel werden würde. Später, als die anderen mit den ersten Vorbereitungen begannen, zog sie sich in ihre Werkstatt zurück und schloss die rostige Metalltür, bevor sie sich dagegen lehnte und langsam nach unten auf den Boden sank, den Rücken zur Tür, und den Kopf in die Hände gestützt. Schon jetzt vermischten sich ihre Gedanken und Gefühle mit denen der anderen Kyoko. Und in dieser jungen Frau, die sich für einen jungen Schauspieler an ihrem Theater interessierte, hallten viel zu deutlich Gefühle starker Zuneigung zu diesem Menschen wieder. Sie konnte es nicht steuern, wenn ihr Herzschlag aussetze, wenn sie ihn sah, wenn ihr Puls jagte und sie ihn sprachlos anstarrte ohne zu wissen, weshalb. Es grub sich immer tiefer in ihr Herz und hinterließ Verunsicherung, die mit jedem Mal wuchs, das sie ihn sah und die Kontrolle verlor. Es war kein Vergleich zu ihrer Selbstaufgabe, die sie vor über einem Jahr noch für Liebe zu ihm gehalten hatte. Es war keine bedingungslose Hingabe, keine kindlicher Freude, wenn er sie ansah. Es war viel mehr, viel intensiver. Aber wer, wer von ihnen fühlte so? Die neue Kyoko oder vielleicht sie selbst, nur ihr reales Ich? Was, wenn sie sich am Ende doch in ihn verliebt hatte? Sie spürte ein sanftes Lächeln auf ihrem Gesicht, sah noch einmal die Tür, wie sie aufflog und ihn, wie er da stand, und ihr eine Welle der Aufregung den Atem nahm. Was, wenn sie sich in ihrem Spiel verlieren würde. Wenn mit einem Mal die zweite Kyoko sich in ihr verewigen würde? Sie hatte Angst davor, nicht mehr zu wissen, wer sie war. Aber gleichzeitig füllte die zitternde Erwartung sie aus, die ihr ein Abenteuer versprach, wie sie es noch nie erlebt hatte, eine Herausforderung, wie sie sie noch nie bestanden hatte. Und sie würde bestehen. Vor dem Verrückten, der sie in diesen Abtraum entsandt hatte, vor den anderen, die sie in Gefühle verstrickten, die zu real waren, ohne selbst etwas zu spüren und vor sich selbst. Sie würde sich niemals verlieren. Sie würde es nicht zulassen, dass man sie an der Nase herum führte! Mit plötzlich entschlossener Mine sprang sie auf, holte aus der einen Ecke des Schuppens eine Leinwand, aus der anderen ihre Eimer mit Farbe und Pinsel, und begann zu malen, was ihr gerade in den Sinn kam. Einen Wald, der wie ein Märchenforst aus dunkeln Baumriesen wirkte, eine Stadt, die wie verzaubert in den Wolken schwebte und eine Welt, die nur in den Gedanken der wahren Kyoko existierte. Ein Märchen, zum Leben erweckt von ihrer Hand, die unerwartet geschickt darin war, dem Tuch Seele einzuhauchen. Kurz vor Mitternacht, als sie im Schein einer Neonröhre immer noch in die Arbeit vertieft war, klopfte es dann plötzlich an der Tür und die dumpfen Schläge rissen sie abrupt aus ihrer Trance. „Ah! Ja? Sie können reinkommen!“, rief sie, legte den Pinsel weg und strich sich hastig die losen Haarstränen aus dem Gesicht und einen Klecks Farbe von der Wange. Ihre Hände in den Taschen des Malerkittels versteckt blickte sie erwartungsvoll in Richtung Tür, wo sich ein blonder Haarschopf zögerlich in den Raum schob. „H-Hallo... Ich wollte nur kurz hier vorbeischauen... ich hoffe, ich störe nicht.“ Kyoko verbarg schnell ihr Erstaunen und räumte hastig einen der verklecksten Holzstühle frei, um ihm einen Platz anzubieten. „Nein, nein, sie stören nicht, setzen sie sich doch“, sagte sie mit unsicherer Stimme und deute auf den frei gewordenen Platz. „Oh... ja...“ Der große Blonde ging mit langen Schritten durch den Raum und ließ sich ein wenig ungeschickt in den alten Stuhl fallen, an dem daraufhin ein Bein abbrach. Bevor einer von beiden sich rühren konnte, kippte der Stuhl nach hinten, der junge Mann schlug mit dem Kopf hart gegen die Kante eines Abstelltisches und landete stöhnend vor Schmerz auf dem Boden, das abgebrochene Holzbein im Nacken und die Beine in den Überresten des Stuhls. „Oh nein!! Das tut mir wirklich schrecklich leid! Geht es ihnen gut?!“, rief Kyoko nun wirklich entsetzt und stürzte auf ihn zu. Sho fuhr sich mit der Hand fahrig über den Hinterkopf, sah, dass seine Fingerspitzen rot waren von Blut und kippte nach hinten auf den rauhen Betonboden der Halle. Er hatte das Bewusstsein verloren und Kyoko rüttelte verzweifelt an ihm, schaffte es aber nicht, ihn zu wecken. Das alles kam ihr vor wie ein abwegiger Traum, aber sie wachte nicht auf, auch nicht als sie ihn mit aller Kraft auf den Bauch drehte und die Wunde ersteinmal provisorisch mit Wasser reinigte und mit einem sauberen Stück Tuch verband, nachdem sie festgestellt hatte, dass der Erste-Hilfe-Kasten an der Wand schon lange nicht mehr geöffnet worden war, und die Klappe deshalb klemmte. „Fuwa-san! Wachen sie doch auf!“, rief sie und schlug ihm mit der Hand gegen die Wange, aber er reagierte nicht. Oh verdammt, Shotaro! Wenn ich rausfinde, dass das nur gespielt ist, dann hat um eins dein letztes Stündlein geschlagen!!! Fluchend horchte sie auf seinen Atem, stellte fest, dass er ruhig und tief war und beruhigte sich selbst, indem sie sich einredete, ein Notarzt wäre wohl zuviel der Sorge. Sie legte seinen Kopf auf ihren Schoß und rüttelte ihn immer wieder sanft. Irgendwann würde er ja wieder aufwachen müssen. Aber im Augenblick rührte er sich nicht und in dem harten, kalten Neonlicht zeichneten sich seine Züge scharf ab. Ihr Blick wanderte über seine hohen Wangenknochen, die sauber geschwungenen Augenbrauen und die dunkel schattierten Augenlider. Sie beugte sich ein Stück zu ihm herunter, fragte sich, ob sie sie selbst war oder nicht und nahm seinen Geruch in sich auf. Sein Parfüm, vermischt mit dem Eigengeruch, den er verströmte. Eine verwirrende Mischung, die sie ein wenig schwindeln ließ. Mit geschlossenen Augen beugte sie sich noch weiter zu ihm herunter, atmete tief ein, hielt die Luft an und streifte mit ihren Lippen seine Stirn. Selbst wenn er wach gewesen wäre. In diesem Augenblick hätte Sho Fuwa sich sicher nicht gerührt. Kapitel 10: Schicksalsschlag? ----------------------------- Hah!!! Gestern Abend hab ich mishc hingesetzt, um ein bisschen weiterzuschreiben, udn siehe da! Als ich um zwei Uhr nachts dann ins Bet ging, waren es 8 neue Seiten^^ Deshalb stell ich das nächste Kap gleich on, sonst schreib ich in zu großen Abstand zu MeXX^^ Also gibts jetzt fast ein Doppelpack! Oh-oh... schon wieder so ein Ren-feindliches Kap... Uh... ich hoffe, ihr fresst mich nicht XD Bin mal gespannt, was ihr über diese Sho-Phase denkt, aber ich will euch ja nicht den Spass verderben, indem ich quatsche udn quatsche udn nicht zum eigentlichen komme: Viel Spass beim Lesen, byebye Kyo_Soma PS: Falls ich jetzt aus Versehen den falschen Einsatz genommen hab und sich was mit Kap 9 überschneidet: Sooorry!!!! Ich konnte es nicht anchgucken, weil 9 noch nicht on ist!!! Seht es als Erinenrung *drop* ------------------------------------------------------------------------------- Rory Takarada saß währenddessen in seinem Büro, als einziger noch immer in dem hohen verglasten Gebäude von LME, aber die Neugierde fesselte ihn an seinen Platz vor den vielen Bildschirmen, auf denen die Aufnahmen der fest installierten und die der beweglichen „Paparazzo“-Kameras abliefen. Ren saß in seiner Wohnung vor dem PC, schrieb, stockte und sah auf die Uhr, schrieb weiter, stand auf und lief unruhig im Zimmer herum, lauschte auf Geräusche auf dem Gang und sah wieder auf die Uhr, so als würde er besorgt auf etwas oder jemanden warten. Kanae Kotonami lag auf ihrem Bett und las sich ungeduldig den Arbeitsvertrag für eine Stelle als Supermarktkassiererin durch. Dann sprang sie plötzlich auf, lief zum Telefon, wählte und wartete, aber als niemand abhob, kehrte sie enttäuscht zum Bett zurück, schaltete den Fernseher ein und sah sich das „Mitternachtsquizz“ an, bevor sie abschaltete und sich schlafen legte. Der Bildschirm wurde schwarz. Rorys Blick wanderte weiter über den schwarzen Bildschirm des Theatersaals, die leere Wohnung mit der Nummer 505 und schließlich zu der hell erleuchteten Werkstatt der Kulissenmalerin, die auf dem Boden saß, den Kopf des neuen Darstellers in ihren Schoß gebettet und mit verträumtem Blick ihre Wange an seine legte, weltvergessen und weit ab von jeglicher Realität. Wenn all das nur Schauspielerei war, dann hatte er einen gehörigen Respekt vor dem Mädchen. Und falls es nicht nur Theater war... dann, wer weiß? Vielleicht würde er diesen Aspekt nutzen... Er lächelte, als das Mädchen endlich die Augen schloss und ganz vorsichtig, behutsam, fast schwerelos ihre Lippen auf seine treffen ließ. Eine kurzen, zeitlosen Augenblick verweilten sie so, dann setzte sich das Mädchen ruckartig auf, fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Lippen, einen Ausdruck vollkommener Verwirrung auf dem Gesicht und eine leise Angst in den Augen und schlug dem Blonden urplötzlich hart ins Gesicht. Dieser riss schlagartig die Augen auf, seine Hand fuhr zu seiner brennenden Wange und er sah die Person, deren Gesicht über ihm in sein Blickfeld ragte, verwirrt und fragend an. „Ah! Sie sind endlich wach, Gott sei Dank!! Ich hatte schon gedacht, sie kommen garnicht mehr zu sich!“ Langsam setze sich Sho auf, ertastete den Verband um seinen Kopf und mit Zurückkehren der Schmerzen erinnerte er sich auch an den Unfall. „Das... das tut mir wirklich leid! Ich wollte ihnen keine Umstände machen! Und jetzt haben sie mich auch noch verarztet!“ Kyoko half ihm beim Aufstehen und schüttelte energisch den Kopf. Aber nein! es braucht ihnen garnicht leid zu tun! Ich konnte sie doch nicht einfach verletzt da liegen lassen, außerdem war es ja mein Stuhl, der unter ihnen zusammengebrochen ist, also ist es meine Schuld!“ Sie lächelte ihn schüchtern an, und er lächelte ebenso zögerlich zurück. Sie hatte das Gefühl, Achterbahn zu fahren. „Nun ja... wenn sie wollen, können sie noch mit zu mir kommen... Daheim hab ich auch richtiges Verbandszeug und Desinfektionsmittel.“ Sho nickte nur und folgte ihr dann, nachdem sie ihr Malerwerkzeug schnell weggeräumt hatte, aus der Werkstatt. Auf dem Heimweg schob sie ihr Rad neben sich her, da Sho gelaufen war und außerdem noch in einem Hotel in der Nähe wohnte, bis seine Sachen in die neue Wohnung gebracht worden waren. „Sie wohnen also dann direkt gegenüber? Gerade mal eine Tür weiter?“, fragte Kyoko noch einmal nach. „Ja, scheint so... die Hausnummer ist gleich und die Beschreibung passt. Ich freue mich schon, ich hoffe wir werden gute Nachbarn!“ Kyoko bog nach links in ihre Straße ein, im schwachen Licht der Straßenlaternen konnte er die Röte auf ihren Wangen nicht erkennen. „Ja, ganz bestimmt. Ich hatte sie mir auch ganz anders vorgestellt, als ich sie vorhin zum ersten Mal gesehen habe...“ Sho grinste verlegen und sah an sich herunter. „Naja... Ich habe wohl das Image des wilden Rebellen weg... Das lässt sich jetzt so leicht nicht mehr ändern, fürchte ich. Außerdem ist es doch ein ganz schönes Gefühl, ab und zu ein bisschen zu rebellieren, oder? Und Gitarrespielen kann ich auch, ich war sogar mal in einer Rockband... So abwegig ist das also garnicht.“ Kyoko schwieg und wenige Minuten später hatten sie das hohe Haus erreicht, das dunkel und gespenstig in die Nacht ragte. Nur noch hinter einem Fenster im dritten Stock war Licht, aber das sahen die beiden garnicht, so vertieft waren sie in den Augenblick, so zweisam die Stille. Ein Schatten zeichnete sich hinter ebendiesem Fenster ab, als der Schriftsteller nach unten sah und die Gestalt des Mädchens, das ihm am wichtigsten war erkannte, in Begleitung eines Mannes, den er als sein Charakter noch nie gesehen hatte, den sein Herz jedoch sofort unter Schmerzen erkannte. Sho Fuwa... Welche Rolle spielst du in diesem Spiel...? Und welche Rolle spielst du für sie? Wer bist du wirklich? Er trat vom Fenster zurück und lief zur Wohnungstür, das Ohr gegen das Metall gepresst, lauschend auf die Schritte, die bald im Treppenhaus zu hören wären. Würde er sie noch bis in die Wohnung begleiten? Die freie Stunde mit ihr verbringen? Er wagte nicht, sich zu rühren. Das leise Klappern der Kellertür, als sie ihr Fahrrad verstaute, die Schritte, die einen schwer, die andern leicht und die beiden Stimmen, die sich in ihrem leisen Gespräch zu einem unverständlichen Gemurmel vermischten. Er hörte sein Herz schlagen, als sie an seinem Gang vorbeikamen, hörte eine Stimme in seinem Kopf, die vor Schmerz zu schreien begann, eine andere Stimme, die ihn beruhigen wollte und eine dritte, die nur schwieg und hilflos seufzte. Als er sich schließlich von der Tür löste und zurück zu seinem Schreibtisch ging, sprangen die Ziffern der digitalen Zeitanzeige in seiner Taskleiste am PC auf 1:00 Uhr. Die Bildschirme im Büro des Präsidenten erloschen alle synchron und er lauschte noch kurz dem tiefen, nachhallenden Gong seiner exzentrischen Wanduhr, bevor er aufstand, seinen langen schwarzen Mantel überwarf und die Tür hinter sich abschloss. Gerade als Kyoko die Tür hinter ihrem Begleiter geschlossen hatte, begann ihr Wecker zu piepen und sie stellte ihn hastig ab. Erleichtert ließ sie sich auf ihre von Kissen übersäte Couch im Wohnzimmer fallen und lud Sho ein, ebenfalls Platz zu nehmen. „Es ist vorbei. Der erste Tag ist vorbei, wir haben eine Stunde Ruhe...“, seufzte sie und schloss die Augen. Sho antwortete nicht und ließ sich neben ihr in die Kissen sinken. Sein Blick studierte das Zimmer und die Regale an den Wänden. „Hast eine interessante Wohnung...“, meinte er nur. Dann wurde es still. Anstatt das Licht anzuschalten, hatte sie nur eine kleine Kerze auf dem Beistelltisch der Couch angezündet und das flackernde, warme Licht, tauchte den Raum in eine gemütliche, einschläfernde Atmosphäre. Kyoko war so müde, dass ihr fast die Augen zufielen und sie spürte, wie ihr Kinn langsam auf die Brust sank. Anfangs wehrte sie sich noch gegen das warme, angenehme Schweregefühl, das ihren Körper auszufüllen begann und ihre Sinne vernebelte, ihre Gedanken verlangsamte und einschläferte. Sie roch immer noch den Duft, den der Mann neben ihr verströmte und ließ sich einlullen. Er begann plötzlich, leise eines seiner Lieder zu summen, nur für sie, mit einer so sanften Stimme, dass sie innerhalb weniger Minuten eingeschlafen war, mit dem Kopf auf seiner Schulter. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bettete sie sanft auf die Couch, stand auf und suchte sich eine Decke, um auf dem Boden zu schlafen. Bevor er sich neben sie auf den Teppichboden legte, beugte er sich noch einmal über sie, deckte sie mit ihrer Bettdecke zu, die er aus dem Schlafzimmer geholt hatte und flüsterte leise, mehr zu sich selbst: „Meine Kleine Kyoko... sag mir...“, er berührte seine Lippen mit den Fingerspitzen, „..war es nur ein Fiebertraum, der mich so in die Irre geführt hat, oder war es die Wirklichkeit, wahrgenommen durch den Schleier der Schmerzen, die ich vorhin gespürt habe?“ Sein Blick wurde sanft, als er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte, „sieh es als Dankeschön und schlaf gut“, murmelte und dann auf dem Boden sein neues Lager bezog. Als er am nächsten Morgen aufwachte, fand Ren Tsuruga sich auf seinem Bürostuhl wieder, den Kopf unbequem auf der Rückenlehne und immer noch in den Kleidern, die er am Vorabend getragen hatte. Er versuchte, sich aufzurichten und zuckte vor Schmerz zusammen. Nach dieser Höllennacht tat ihm alles weh, er konnte sich kaum rühren, so verspannt war er. Noch dazu schmerzte sein Nacken wie verrückt und als er aufsah, bemerkte er, dass das Fenster offen gestanden hatte. Na toll, dachte er. Gleich in der ersten Nacht einen Zug geholt. Schließlich rappelte er sich fünf Minuten später doch auf und wankte in die Küche, nur um festzustellen, dass ihm der Kaffee ausgegangen war. Mit einem schweren Seufzer trank er also anstelle seine allmorgendlichen Kaffees nur einen Schluck Milch aus dem Tetra-Pack, dass er im Kühlschrank gefunden hatte und ließ in Gedanken den vergangenen Abend Revue passieren. In der Hoffnung, dass Kyoko wie versprochen später noch bei ihm vorbeischauen würde, war er lange auf geblieben und hatte auf ihre Heimkehr gewartet. Um sich die Zeit zu vertreiben hatte er halbherzig an seinem neuen Roman weitergeschrieben, der von einer anfangs hoffnungslosen Liebe handelte, die schlussendlich doch noch ihr Glück finden würde. Dann war ans Fenster getreten, weil er von unten Stimmen gehört hatte. Er hatte hinunter auf die Straße gesehen und im Licht der Laternen stand sie da. Kyoko. Stand dort unten vor der Haustür und lachte zusammen mit Sho Fuwa. Sie waren so versunken gewesen in ihre eigene Welt, dass sie ihn noch nicht einmal bemerkt hatten. Er wusste selbst nicht, wieso ihm ihr gemeinsames Auftreten sofort quälende Stiche versetzte. Er versuchte sich erfolglos einzureden, dass das alles nur ein Spiel war und die Realität nicht beeinflussen würde, aber der Schmerz in seinem Kopf ließ nicht nach. Mit klopfendem Herzen war er zur Tür geschlichen und hatte atemlos gelauscht. Aber die Tatsache, dass ihre Tür sich zwei Stockwerke über ihm nur ein einziges Mal öffnete, dann ins Schloss fiel und für den Rest der Nacht stumm blieb, raubte ihm sein letztes bisschen Hoffnung. Er hatte vielleicht daran gedacht, in der freien Stunde zu ihr hochzulaufen, zu fragen, wie es ihr geht. Dann hätte sie ihm sicher einen Kaffee angeboten und sie hätten die ganze Zeit über geredet. Kurz vor Ende der Stunde wäre er dann wieder gegangen. Und mit einem flüchtigen Hauch von Zufriedenheit hätte er sich ins Bett fallen lassen und tief und traumlos geschlafen. Aber in Wirklichkeit hatte er sich ein paar Minuten nach ihrer Rückkehr mit dem Blonden kraftlos in seinen Stuhl fallen lassen und den Kopf in die Hände gestützt. Er hatte den Computer achtlos ausgeschaltet und war in eine tiefe Depression versunken, die ihn in einen Traum gewiegt hatte, noch viel dunkler als der, den er in der Realität ertragen musste. Er seufzte matt, rieb sich den Nacken und beschloss, sich unter einer heißen Dusche erstmal ordentlich zu entspannen. Und das Wasser, das über sein Gesicht strömte vermischte sich mit den heißen Tränen, die er um seine zerbrechende Illusion von Geborgenheit weinte. Aber das bemerkte nicht einmal der Präsident, der schon seit dem frühen Morgen von seinem Büro aus die Monitore beobachtete, auf denen beim Duschen selbstverständlich nur das Gesicht zu sehen war. Über das Gesicht des zweiten Zuschauers dagegen huschte ein Ausdruck erstaunten Verstehens, aber das Mädchen behielt seine Gedanken wohlweislich für sich und schwieg. Nach der Dusche fühlte Ren sich schon viel besser und zumindest seine Rückenschmerzen hatten ein wenig nachgelassen, wenn auch sein Nacken nach wie vor unerträglich brannte, sobald er den Kopf drehte. Er zog sich schnell an, wie immer eine schwarze, lange Hose, seinen Gürtel und dazu ein blütenweißes Hemd, das er halb aufgeknöpft ließ. Nicht, dass er vorhatte, damit irgendjemanden zu beeindrucken –obwohl sein Oberkörper der Frauenwelt sicherlich ein leichtes Erröten entlockt hätte –sondern er war nun einmal ein wenig unordentlich und verträumt. Er wusste auch, dass der Charakter, den er spielte sich komplett von seinem wirklichen unterschied, aber genau wie die anderen Mitspieler, hatte er bereits einige beunruhigende Ähnlichkeiten entdeckt. Mit müden Schritten tapste er durchs Treppenhaus nach unten zu seinem Briefkasten und öffnete ihn neugierig. Wie am Morgen zuvor lag ein weißer Umschlag mit seinem Namen darin. Bevor er ihn jedoch aufriss und achtlos in die Ecke warf, um den kleinen gelben Zettel zu studieren, schloss er fürsorglich seine Zimmertür hinter sich. Kyoko Mogami hat einen attraktiven jungen Mann kennengelernt, der von nun an nicht nur direkt neben ihr wohnen wird, sondern auch ihren Arbeitsplatz teilen. Die beiden wären möglicherweise ein schönes Paar. Sicher werden sie auch mit einigen Hindernissen zu kämpfen haben, aber im Endeffekt haben sie den ersten Schritt auf dem Weg zur Liebe schon getan. Wenn sie noch länger warten, sich in ihrer Wohnung einschließen und schweigen, um sich in ihren Geschichten zu verstecken, wird es zu spät sein. Es wird Zeit, einen Schritt nach draußen zu gehen. Einen Schritt auf Risiko. Entweder, sie fallen, und niemand außer ihnen selbst kann sie noch retten, oder sie schweben, und ihre Flügel tragen sie über alle Untiefen hinweg. Aber diese Entscheidung müssen sie bald treffen. Das ist keine Warnung, sondert ein Rat. Befolgen sie ihn. Kapitel 11: Zufall, Schicksal, und ein Stückchen Wahrheit --------------------------------------------------------- Hallo!! Ich möchte mich ganz doll für eure Kommis bedanken und dieses Kap außerdem Ren_Tsuruga, meiner "Sempai" (aus dem SB-Forum)und Koksel *wegen sie weiß schon was* widmen^^ Ren_: Ich hoffe, du kannst es noch lesen! @all: Ich hab mir was ausgedacht *abgesehn von der FF XD* Bald habt ihr mir schon 100 Kommis geschrieben und als Dankeschön mach ich beim nächsten Kap, wenn ihr die 100 erreicht habt, eine Frage-Antwort-Runde und ein kleines Special über meine Art, eine Story zu entwickeln... außerdem darf Kyoko mitreden XD... Falls ihr das gutfindet, schreibt es mir udn wenn nciht, auch okay, dann lass ich es, ich will ja nicht nerven... Fragen gehen per Kommi/ENS an mich, falls irgendwas keinen Sinn ergibt oder so... also, jetzt aber viel Spass beim Lesen! Und *zwinka* das ist das letzte Kap der "Sho-Reihe" ^^ udn ich hab extra mehr absätze reingefriemelt^^ eure Kyo_Soma -------------------------------------------------------------------------------- Mit zitternden Händen legte er den Zettel zur Seite. Er fragte sich, wer ihn geschrieben hatte. Der Präsident selbst? Oder sein Manager? Oder irgendein Angestellter...? Er wusste es nicht. Aber die subtile, quälende Schreibweise beunruhigte ihn und er wollte plötzlich einfach nur raus aus seiner Wohnung und irgendwo in Ruhe nachdenken, ohne sich ständig fragen zu müssen, ob „er“ noch bei Kyoko war. Ohne sich ständig zu fragen, ob er es ertragen könnte, sie zu verlieren, sei es auch im Spiel, oder ob er daran verzweifeln würde und die Realität verlieren. Aber was war die Realität? Waren seine Gefühle denn nicht real? Oder nur gespielt...? Hektisch griff er nach einem linierten Block und einem Stift, steckte den Hausschlüssel in die Tasche und schlug die Tür hinter sich zu. Schnellen Schrittes lief er durch die schmalen Straßen, bis er den kleinen, grünen Park erreichte, den er in seinem Drehbuch gesehen hatte, und der als sein Lieblingsort verzeichnet gewesen war. Er blickte sich zögernd um, inzwischen schon wesentlich ruhiger als vorher und ging dann mit federnden Schritten zielsicher auf eine hölzerne Parkbank zu, die an einem kleinen Teich lag. Gedankenverloren setzte er sich und atmete einmal tief durch. Um sich herum spürte er einen Moment nur Stille, dann drangen die Geräusche des Großstadtlebens von fern wieder zu ihm durch. Es war erst sieben Uhr, aber der Verkehr tobte schon durch die überfüllten Straßen der Innenstadt. Der Himmel war von kleinen Schleierwolken getrübt und das gelbe Licht des beginnenden Tages hing wie ein gespenstischer Vorhang in der Luft. Er hatte fast das Gefühl, die milchigen Schleier mit der Hand berühren zu können. Dann stellte er sich vor, wie lächerlich es aussehen musste, dass er als erwachsener Mann haltlos in der Luft herumtastete und nahm den Arm schnell wieder herunter. Allerdings stellte er nach einem kurzen Umschauen fest, dass es sowieso niemand bemerkt hätte, denn der Park war wie leergefegt. Nachdenklich lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Irgendwo über ihm in den Bäumen zwitscherten ein paar Vögel, das Wasser schwappte leise plätschernd gegen die Steine am Ufer und das Rauschen des Verkehrs lullte ihn ein. Vielleicht wäre er einfach eingeschlafen, aber als ihm die Augen langsam zufielen, besann er sich in schmerzhafter Erinnerung an seine letzte Nacht auf einem Stuhl eines besseren und nahm herzhaft gähnend seinen Block zur Hand. Immerhin hatte er noch einen Liebesbrief zu schreiben. Kanae war an diesem Morgen erst spät aufgestanden und verschlafen zum Briefkasten geschlurft. Einer Intuition folgend hatte sie nach dem Lesen ihres Auftrags um die Ecke in den Vorraum geschaut und dabei festgestellt, das Kyokos Fahrrad immer noch dastand. Dabei war sie doch sonst immer früh auf den Beinen. Und außerdem hatte sie doch erst vor kurzem erzählt, dass sie wichtige Kulissen für ein neues Stück zu malen hatte, und das schon bis Donnerstag. Kanae fuhr sich mit der Hand durch die verstrubbelten Haare und gähnte lang. Heute war ja erst Mittwoch und das Mädchen würde schon wissen, was sie tat. Andererseits... Sie betrachtete noch einmal den gelben Zettel. Dort stand nur folgendes: Vielleicht ein Kerl? Aber was sollte das bedeuten? Dass ihre „Freundin“ Kyoko, die doch sonst immer so brav und schon in der Disco mit den Männern überfordert war, einen Typen mit heim gebracht hatte? Niemals! Sie lächelte über ihre eigenen Gedanken. Sie und Kyoko, das war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Außerdem hätte sie sicher schon längst um Rat gefragt oder ihr davon erzählt, wenn sie jemanden gefunden hätte. Und dass dieses Mauerblümchen einen Jungen gleich am ersten Abend in ihre Wohnung mitnahm, konnte sich das Mädchen mit dem verwegenen Punkhaarschnitt beileibe nicht vorstellen. Trotzdem nahm sie, sobald sie wieder in der Wohnung war, den Hörer ihres Telefons ab und drückte die Kurzwahltaste zum Zimmer 507 im fünften Stock. Nach fünfmal Klingeln legte sie nachdenklich auf und ging in die Küche, um sich Frühstück zu machen. Es klingelte. Ein leises Klingeln, das nicht aufhören wollte. Es bohrte sich schmerzhaft in Kyokos schlaftrunkene Ohren. Sie tastete mit der linken Hand nach einem Wecker, aber sie griff nur ins Leere. Als ihr klar wurde, dass sie nicht im Daruma-Ya, sondern in ihrer Rolle war, streckte sie die rechte Hand aus, aber stieß nur gegen etwas weiches. Benommen richtete sie sich nun auf und wäre beinahe vor Schreck von der Couch gefallen, auf der sie lag. Es war hellichter Tag und noch dazu lag ein schnarchender Sho direkt vor dem Sofa auf dem Teppich und hatte sich in eine ihrer Wolldecken eingemummelt. „Ehhh!?“, war alles, was sie hervorbrachte. Dann stürzte sie, ohne sich um ihren Besucher zu kümmern ins Bad, um sich fertig zu machen. Fünf Minuten später stand sie mit einem Müsli-Riegel im Mund im Wohnzimmer und packte ihre Sachen. Es war schon nach 12 und sie musste noch drei von fünf Kulissen fertigstellen! „Aufwachen, Fuwa!!! Du musst arbeiten!!“, rief sie noch über die Schulter, bevor sie durchs Treppenhaus hechtete und unten hastig ihr Fahrrad nach draußen bugsierte, um in die Werkstatt zu rasen. Über die ganze Hektik hatte sie sogar vergessen, ihren Briefkasten zu öffnen, wo schon ein weißer und ein orangefarbener Umschlag auf sie warteten. Und so kam es, dass sie erst Stunden später mit klopfendem Herzen an der Tür ihrer punkigen Freundin klingeln würde, um ihr etwas zu zeigen und um Rat zu fragen. Sho Fuwa war wider Erwarten durch den Zuruf wach geworden und hatte sich nach einer kalten Dusche und einer halben Tasse Kakao (zu mehr hatte die Milch nicht mehr gereicht), ebenfalls auf den Weg zur Arbeit gemacht. Zuvor hatte er noch schnell die Decken wieder weggeräumt und bei der Umzugsfirma angerufen, um den Liefertermin für seine Möbel festzulegen. Man hatte ihm gesagt, die Leute würden am Nachmittag zum Einräumen kommen. Wahrscheinlich würde es wegen seiner Verspätung heute schon genug Ärger geben. Ihm graute schon vor der Vorstellung, dem Regisseur auch noch klarmachen zu müssen, dass er früher gehen wollte. Aber andererseits war es seine Art, immer den Rebellen zu markieren, also warum nicht? Er würde sich endlich seine reale Einstellung aus dem Kopf schlagen müssen! Er war schon fast an der Tür, als er die Briefkästen sah. Seltsamerweise war an einem schon sein Name angebracht und er öffnete ich neugierig. Darin lag nur ein weißer Umschlag und auf dem Weg zu dem kleinen Theater las er den gelben Zettel. Ist es Zufall oder Schicksal, dass sie Kyoko Mogami getroffen haben? Immerhin wohnen sie nebeneinander und arbeiten am gleichen Theater. Und wer weiß... möglicherweise würde es ihnen beiden gut tun, ein bisschen enger zusammenzuleben? Bringen sie das Mädchen dazu, sich in sie zu verlieben. Aber achten sie auch gut auf die Punkerin im ersten Stock. Sie werden ihr sicher gefallen... Der Rest ist ihre eigene Entscheidung. Er runzelte die Stirn und knüllte den Zettel dann mürrisch zusammen. Das sollten also die „Anweisungen“ sein? Er fragte sich, ob es sinnvoll war, wenn die Regie sich nur in Rätseln ausdrückte. Er sollte die Kulissenmalerin also um den Finger wickeln, sich aber gleichzeitig auch mit der Punkerin im ersten Stock anfreunden? Und mit wem meinte er es ernst? Höchstwahrscheinlich würde sich das noch herausstellen und so beschloss er, sich nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, doch bei dem Gedanken daran, dass er in diesem Film seiner Kindheitsfreundin vielleicht näher kommen würde als je zuvor, spürte er ein verlockendes Kribbeln in der Magengegend. -------------------------------------------------------------------------- Und nächstes Mal kommt dann Rens toller Liebesbrief!!! *spoil* MUHAHAHA ciao!! bis zum nächsten Kap^^ Kapitel 12: Beflügelte Worte ---------------------------- Hallo *sich versteck* Ich traue mich jetzt anch über einem Monat mal wieder raus, um ein paar Kappis hochzuladen udn hoffe, ihr zerreisst mich nicht (außer natürlich, ihr tut es vor Freude^^) Jedenfalls kriegt ihr zur Entschädiung nicht nur Kap 12+13 gleich dazu, sondern auch das langersehnte *übertreib* Special!!! Viel Spass und vergebt mir meine jugendliche Unachtsamkeit, eure Marcella ------------------------------------------------------------------------ Es ist Mai – Das große „Danke-für-über-100-Kommis-Special“ Ich: Hallo Kyoko, schön, dass du da bist^^ Kyoko: Immerhin durfte ich dafür in Urlaub fahren! Ich: Hey! Das muss doch nicht gleich jeder wissen! Also... Kyoko: Also stelle ich dir jetzt Mal ein paar Fragen! Ich: Das war mein Text... Kyoko: Wenn du eine FF schreibst, überlegst du dir dann vorher, was passieren wird? *gleich zur sache komm* Ich: Naja... um ehrlich zu sein... Kein Stück^^ Ich hatte einfach angefangen zu schreiben, weil ich mal wieder Lust dazu hatte... man merkt der Story ja eine gewisse Planlosigkeit auch an... zumindest bis zum 6. Kap oder so... *verlegen grins* Und eine Idee hatte ich am Anfang auch nicht… Kyoko: Ahhrg!! Und deshalb hast du mich all die komischen Sachen machen lassen, von wegen singen und so!? Ich: Äh... ja^^ Kyoko: *grummel* Ich wusste es... Aber mal ganz ehrlich... wir wissen doch alle, wie diese Story ausgeht... Ich: Nee, ich eigentlich nicht... Zumindest noch nicht ganz... nur so ein bisschen. Kyoko: Na dann sag!! Was passiert mit mir??? *glänz* Ich: Du fällst im letzten Kap die Treppe runter, landest auf einem gewissen jemand, der gerade aus seiner Wohnung gekommen ist und dann ist es vorbei mit deiner Zurückhaltung und Taten folgen. *voll ernst* Kyoko: WAAAAAS!????? *dämonenterror anfang* Ich: Stop!! Das war n Scherz!! Ahhr....... Kyoko: Geschieht dir ganz recht! Ich: Uwäh... *sich dämonen vom gesicht reiß* Kyoko: Also, ganz im Ernst... das passiert NICHT, ja? Ich: Ja, es passiert nicht... meinst du ich würde das jetzt schon verraten?? Wo bleibt da die Spannung? Außerdem hören deine Fans zu... Kyoko: Wohl eher deine Fans. Ich: Ahh!! Sag sowas nicht!! Am Ende hassen sie mich, weil sie denken, ich wär voll geltungssüchtig!! Kyoko: Bist du doch auch! Ich: Nein! Bin ich nicht! Du dagegen schon! Kyoko: Was!? Warum??? Ich: Na guck doch mal, wie du dich an Sho ranschmeißt und alles versuchst, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen! Denk nur an das Promo-Video! Kyoko: J-jetzt mach mal halblang... versteh das nicht falsch! Damals war ich nur auf Rache aus!! *nick* Ich: Ach ja...? Für mich sah es eher so aus, als wolltest du mit aller Gewalt von ihm anerkannt werden... Gib es zu, du liebst ihn immer noch! Armer Ren.. *flüster* Kyoko: Erstens: Ich liebe ihn nicht!! Er ist nur ein Freund... Und zweitens: Was war das, was du da gerade vor dich hin genuschelt hast?? Ich: Ach nichts... mir fällt gerade ein... Mit Ren hast du ja auch was am Laufen... Das ist echt fies, gleich zwei Typen auf einmal um den Finger zu wickeln! Kyoko: EHHHH!? Was heißt hier „am Laufen“ und „um den Finger wickeln“?? Ich bringe keinem von beiden irgendwelche „Gefühle“ entgegen! Was kann ich denn dafür, wenn er so schrecklich gut spielt, dass ich garnicht anders kann als... *voll rotwerd* Ich: Ha! Immerhin hast du ihn geküsst!! Ren!!! Und das, obwohl du den Auftrag hattest, Sho zu verführen!! Kyoko: W-wann soll das gewesen sein!? Oder kommt das erst noch!? *angst* Ich: Tja... ich sag nur... Kapitel 17 *grins* Kyoko: Oh mein Gott!!! Was hast du getan!? *tomate* Ich: Gib doch zu, dir gefällts, hehe... Kyoko: A-aber... wie kannst du das beschreiben, wo du doch selber noch nie geküsst hast!? Du weißt doch garnicht, wie das ist! Und das mit 17, schäm dich!!! Ich: Hey!! Hör auf sowas zu erzählen!! Du bist total gemein!! Was kann ich denn dafür!? Es ist ja nicht jeder die große Liebe des berühmtesten Schauspielers von....- Kyoko: *mund zuhalt* KEIN WORT MEHR *droh* Ich: mblmpfgrmbl... Kyoko: Ist... ist das wahr...? Willst du damit sagen, Tsuruga-san ist in mich.... Ich: mbl... Kyoko: A-aber... warum...? *hand wegzieh und auf ihre brust press* Ich: hey... Kyoko: Deshalb... Ich: Ja genau... deshalb hat er das in Kap 21 gemacht... Kyoko: !? Kap 21!? Was gemacht...!??? Ich: Ups... *verplappert* Kyoko: Marcella... ich glaube, wir sollten uns mal unter vier Augen unterhalten... Ich: Vielleicht solltest du dich eher mal unter vier Augen mit Ren unterhalten *grins* Kyoko: Aber... *erröt* Das geht doch nicht... ich meine... „Ren“... wie kannst du so einfach seinen Namen sagen...? Ich: Sorry, alte Angewohnheit... *deutsche ist XD* Kyoko: Oder meinst du... ich sollte... „Ren“... *in fantasien versink* Ich: Wie es scheint... hat sie es endlich kapiert *selbstgefällig lächel* Sie hat nicht mal deine Hilfe gebraucht, Yash, du kannst jetzt rauskommen^^ Yashiro: *hinter vorhang hervorkomm* *verlegen grins* Äh... naja... vielen Dank^^ Ich hoffe nur, die beiden werden jetzt endlich glücklich... *strahl* Ich: Apropos... hast du eigentlich jemanden... immerhin bist du schon 28! Yashiro: Das ist geheim! Und wie siehts mit dir aus? *freundlich strahl* Ich: *verdüster* Frag besser nicht... *uwähhh* Ich hab auch immer solches Pech!! Kyoko hat ja so Recht, ich sollte mich schämen!! Yashiro: Marcella-chan, so beruhig dich doch!! So schlimm ist das nun auch wieder nicht! Ich: *schnüff* Ja, vielleicht hast du recht... Ich sollte jetzt mal wieder weiterschreiben... Du willst ja bestimmt auch wissen, wie der „Film“ weitergeht... Yashiro: Ich weiß garnicht, ob das alles noch gespielt ist... Ich: Hm... bestimmt nicht... Ren ist doch unerwartet offensiv geworden... Yashiro: Dann kannst du mir ja auch sagen, was genau zwischen den beiden vorgefallen ist!! Ich: Ich würde zwar gerne aber... das hier ist der falsche Ort^^ Yash: Verstehe... also, um 5 im Cafe Chaos? Ich: geht klar^^ Und jetzt lassen wir besser die beiden allein... Yash: Jaaaaaaaaa, schreib es schnell^^ Ich: *an die tastatur setz* Ren: *durch die Tür reinkomm* Ah...? Was ist denn hier los? Mogami-san...? Was machst du hier ganz allein? Kyoko: Ahh! Tsuruga-san! Ich... ich... ich... *rens blick treff* *volle kanne rotwerd* Ren: Kyoko-chan! Hast du Fieber??? *hand auf die stirn leg* Kyoko: *er hat mich kyoko-chan genannt!* Nein... es geht mir gut... Mach dir keine Sorgen... Ren: *nicht „sie“??* Aber... Kyoko: Es ist okay... Koon... *sich an ihn lehn* Ren: Hä??? *zu mir rüberlins* *mit dem mund die worte „hast du ihr das verraten?“ form* Ich: *grins* *abhau* Ren: *die arme um sie leg* Endlich hab ich dich wieder... ~ENDE~ Ich: Äh *räusper* Vielen Dank, dass ihr dieses schreckliche „Special“ gelesen habt!! Aber jetzt gibt’s erstmal das nächste Kap! Viel Spass damit und ein dickes Sorry wegen der langen Pause, aber ich hatte kein Word!!! VIELEN DANK FÜR ÜBER 100 KOMMIS!!!!! *alle ganz fest drück* Ich hab euch lieb!!! ------------------------------------------------------------------------ Nein, meine Liebe, ich bitte dich, hör nicht auf zu lesen. Ich weiß, es ist kein Absender angegeben, aber das ändert nichts daran, dass es ein fühlender und verletzlicher Mensch ist, der dir diese Zeilen schreibt. Wenn du sie mit einem verächtlichen Lächeln wegwerfen würdest, natürlich würde ich es nie erfahren, aber mein Herz würde mit den Papier zerreissen, das ich mit den Worten gefüllt habe, die meine Gedanken vollkommen ausfüllen und doch nie über meine Lippen gelangen, so sehr fürchte ich mich. Vielleicht ist es menschlich, die Niederlage mehr zu fürchten als man den Sieg liebt, aber vielleicht ist es auch nur meine Feigheit, die mich so denken lässt. Aber, meine Liebe, nicht Feigheit, Angst und Trauer sind es, von denen ich dir erzählen will. Wenn du nicht lesen müsstest, dann würde ich sagen: „Schließ deine Augen und lehn dich zurück“, aber das geht wohl schlecht. Irgendwo in meinem Herzen hoffe ich ja doch, dass ich eines Tages wirklich bei dir sein kann, mit meiner Stimme und meinen Händen, und dass du dich mit mir zusammen zurücklehnst und die Augen schließt, deine Hand in meiner, während ich erzähle. Denn erst dann wird mein Herz ganz frei von Angst sein. Erst dann... werde ich vielleicht lernen, einen Schritt in die Welt hinaus zu gehen. Und? Stellst du es dir vor? Wie du die Augen schließt und wir uns beide zusammen zurücklehnen? Ich fange nämlich jetzt an zu erzählen. Meine Stimme ist natürlich die schönste auf der Welt, zumindest träume ich davon, dass du das einmal zu mir sagst, mit deiner eigenen wunderschönen Stimme... Wir liegen auf dem Rücken, auf einer Wiese und es ist Sommer. Nein nicht heiß und stickig und neben einer vielbefahrenen Landstraße! Ich kenne nämlich einen Ort, der etwas ganz besonderes ist. Man geht einfach die Straße hinunter, einmal rechts und gleich links. Noch ein paar Schritte sind es dann, bis man das Ende der Straße sieht. Und ganz hinten steht ein Haus. Ein großes Haus, aber alleine, umgeben von einem Garten, der schon so lange nicht mehr zurechtgestutzt wurde, dass er schon fast ein Stück Wildnis bildet, inmitten der Großstadt. Hier sind wir nachmittags über den Zaun geklettert und du hast noch gesagt, wir würden uns benehmen wie kleine Kinder, aber ich habe nichts dagegen, ein bisschen klein zu sein, ein bisschen von meiner Kindheit zurückzuholen. Wir laufen durch das hüfthohe Gras an den maroden und von Efeu überwucherten Mauern des Hauses vorbei in den Garten dahinter. Eine riesige Hecke grenzt ihn von der Außenwelt ab und überall blühen bunte Blumen. Das Gras wird niedriger, früher muss hier mal eine Rasenfläche gewesen sein, aber jetzt wuchert es selbst da schon kniehoch. Mit einem –wie ich glaube- charmanten Lächeln halte ich dir die Augen zu und drehe dich ein, zweimal im Kreis. Du lachst und fragst mich, was das bringen soll, aber ich lege dir ganz vorsichtig den Finger auf die Lippen und flüstere dir ein „schhhh“ ins Ohr. Dann bist du ganz still und lässt dich von mir führen, einmal im Kreis, zweimal und mit einem Mal verlierst du den Boden unter den Füßen, meine Hände sind nicht mehr vor deinen Augen und als du sie blinzelnd öffnest, schaust du direkt in den Himmel und alles dreht sich. Verblüfft legst du deine Hände auf meine, die dich an der Hüfte festhalten und hochheben, während ich mich im Kreis drehe. Ich spüre deine zarte Berührung und ein bisschen überrascht, weicht mein freches Grinsen einem verlegenen Lächeln, doch bevor ich dich absetzen kann, lehnst du dich stürmisch nach vorne, ich denke, du willst mich bloß ärgern, aber als ich wirklich das Gleichgewicht verliere und nach hinten umkippe, ist mein Kopf ganz leer und ich vergesse den Gedanken. Dann wird alles wieder klar, ich sehe nur Grashalme aufragen und begreife, dass ich mitten in der Wiese liege. Aber was ich als nächstes begreife, lässt mein Herz stillstehen. Du liegst in meinen Armen, deine Hände immer noch auf meinen, den Kopf auf meiner Schulter und lächelst mich verschmitzt an. Ich traue mich garnicht, mich zu bewegen, denn vielleicht ist das alles nur ein Traum, der so schön ist, dass ich das Gefühl habe, ich könnte aus dem Fenster sehen und die Augen schließen und mich zuhause fühlen. Aber wenn es nur ein Traum ist, der niemals wahr wird, wieso gehe ich dann jeden Tag an dem Haus vorbei, wo wir uns getroffen haben, lege jeden Tag meine Hand auf den Zaun, über den wir geklettert sind? Warum haftet immer noch ein Hauch deines Parfums an dem Hemd, das ich gestern getragen habe? Warum klopft mein Herz immer noch wie verrückt, wenn ich an dich denke, wenn ich dich sehe und nicht weiß, was ich sagen soll? Wenn das alles nur ein Traum ist... Warum hast du dich dann klammheimlich in meinem naiven Herzen eingenistet? Aber vielleicht gibt es kein Haus. Keine Wiese. Nicht einmal den blauen Himmel über uns beiden. Vielleicht gibt es nicht einmal ein „uns“ und ich bin nur so alleine, dass ich anfange zu träumen und Träume für die Realität halte, weil ich das Leben schon verlernt habe... Vielleicht habe ich nicht einmal diesen Brief geschrieben. Das, meine Liebe, kannst nur du mit Bestimmtheit sagen. Bis bald PS: Eine Antwort werde ich finden, wenn du sie in einem orangefarbenen Umschlag unter die Fußmatte vor deiner Haustür legst. Mit klopfendem Herzen und brennenden Wangen begann Kyoko, bei ihrer Freundin im ersten Stock, Sturm zu klingeln. Das Papier des Briefes spürte sie überdeutlich in ihrer Hand. Der gelbe Zettel war ihr beim Lesen des Briefes auf der Tasche gefallen und lag nun auf den Fliesen im Treppenhaus vor ihrer Tür, bevor ihn ein Luftzug in die Ecke wehte. Gibt es Märchen? Du suchst ich doch, deinen Märchenprinzen... Aber wer ist es? Etwa der junge Schauspieler an deinem Theater, dem du so sorglos vertraust oder vielleicht jemand, den du noch nie beachtet hast und der dich in eine Welt entführen kann, die an jene Träume grenzt, in denen du dir wünscht, nie mehr zu erwachen? Vielleicht stolperst du an der nächsten Ecke in seine Arme. Aber Vorsicht! Du fängst doch gerade an, dich in den anderen Jungen zu verlieben. Und das willst du doch nicht für einen Fremden opfern, oder? Lass dich nicht beirren und verfolge weiterhin dein erstes Ziel! Kanae wurde plötzlich aus dem Tiefschlaf gerissen. Sie hatte sich nach einem anstrengenden Tag auf Jobsuche und einem Glas Wodka ins Bett fallen lassen und war sofort eingeschlafen. Mit verquollenen Augen versuchte sie, die Digitalanzeige ihres Weckers zu entziffern. Es war gerade mal halb neun abends... Dann wurde ihr auch klar, warum sie aufgewacht war: Irgendjemand klingelte an ihrer Haustür. Mit einem Seufzen ließ sie den Kopf wieder in die Kissen fallen, aber das Klingeln wollte und wollte einfach nicht aufhören und so rappelte sie sich eine Minute später genervt auf und schlurfte zur Haustür. Nachdem sie sich durch den Spion vergewissert hatte, und ihre Wut auf den Störenfried verraucht war, da es ihre beste Freundin war, die sie so unsanft geweckt hatte, schob sie schnell den Riegel beiseite und schloss auf. „Moin Kyo... was gibt’s denn so wichtiges...?“, fragte sie nur halbwegs wach. Kyoko schien irgendwie aufgedreht und so trat die Punkerin beiseite, um sie hineinzulassen. Ihre Freundin stapfte in die Wohnung, ließ sich in einen Sessel fallen, der schon so durchhing, dass die Sitzfläche den Boden berührte und schwieg. Kanae verriegelte die Tür, holte aus der Küche einen Beutel Orangensaft und zwei Gläser und setze sich ebenfalls im Wohnzimmer auf einen Stuhl. Sie schenkte beiden Saft ein und reichte Kyoko ein Glas, bevor sie endlich die Frage stellte, die ihr auf der Zunge brannte. „Sag Mal Kyoko... Was ist eigentlich los!?“ Kyoko nippte an ihrem Saft, stellte das Glas neben ihrem Sessel auf den Boden und reichte ihr wortlos den Brief. Kanae stutze einen Moment, beschloss aber, erst einmal zu lesen. Die feine Handschrift füllte das Blatt mit sauberen, klaren Buchstaben, die sich zierlich nach rechts neigten, wie Grashalme im Wind. Aber die Worte, die sie dann las, ließen sie eine seltsame Wärme spüren, obwohl sie für ihre beste Freundin bestimmt waren. Es war wie ein Sprung ins Leere, der Fall in die Tiefe nur gelenkt von den Worten, die sie im Wind umspielten und festhielten und schweben ließen, bis ihre Füße am Schluss wieder auf festen Boden trafen und ihre erstaunten Augen die Welt um sie herum wieder wahrnahmen. Sie blickte auf, verstand Kyokos glänzende Augen, lehnte sich zurück und las noch einmal. Dann ließ sie das Blatt sinken und brachte mit rauher Stimme hervor: „Oh-oh... Kyo... Ich glaube, irgendjemand da draußen hat dich wirklich, wirklich gern...“ Sie starrte weiterhin das Blatt an, dann plötzlich wieder in Kyokos hellbraune Augen. „Ich glaube, wir sollten uns heute mal ganz lange unterhalten“, meinte sie. Kyoko hob ihre rechte Hand, betrachtete sie und stellte fest, dass sie leicht zitterte. Dann sah sie auf und lächelte, fing an zu lachen und konnte kaum noch aufhören, solange bis auch Kanae mit einstimmte. Es war nicht so, als wäre die Welt jetzt ein bisschen heller oder farbenfroher, aber in ihrem Innern, tief versteckt, an einem Ort, um dessen Existenz sie bis dahin nicht einmal gewusst hatte, begann etwas zu erwachen, ein Gefühl, das sie nicht kannte, wie die Hoffnung darauf, dass sich bald etwas ändern würde. Sie wusste zwar nicht was, aber sie konnte spüren, dass die Veränderung schon begonnen hatte. Und dieses Gefühl machte sie so unglaublich glücklich, sodass sie am liebsten jeden damit angesteckt hätte. Während die beiden noch lachten und sich umarmten, um dann die halbe Nacht ein richtiges Frauengespräch zu führen, lief Ren vorsichtig und mit leisen Schritten die steinernen Treppenstufen hinauf. Vor Kyokos Tür, hielt er einen Augenblick inne und lauschte, aber wie erwartet blieb es ganz still, nur in der Wohnung daneben, mit der Nummer 505, polterte jemand herum. Zwischen dem Scharren und Rumoren vernahm er ab und an einen leisen Fluch. Er kannte die Stimme nur zu gut. Und langsam fügten sich die einzelnen Teile zu einem Puzzle zusammen. Es war von Anfang an so geplant gewesen... All das, dass sie in einem Haus wohnten, dass sie sich sehen und hören konnten, dass sie sich kannten und trafen und dabei immer mehr vergaßen, wie die Wirklichkeit aussah, all das war geplant. In seinem Blick stahl sich ein Funken Traurigkeit, doch er erlosch sofort wieder, so als hätte jemand einen Schalter umgelegt und seine Miene wurde wieder versteinert. Er hob die Fußmatte vor Kyokos Haustür hoch, aber nichts lag darunter. Was hatte er auch erwartet? Dass sie antworten würde? Lächerlich. Und dennoch hätte er am liebsten mit der Faust auf die bunten Blumenmuster der rauhen, borstigen Fußmatte gehämmert. Er wusste, dass es nur ein Spiel war, dass selbst eine Antwort nur gespielt gewesen wäre, aber dennoch wühlte in seinem Kopf derselbe Schmerz wie nach einer wirklichen Enttäuschung und er biss sich auf seine Unterlippe, bis sie fast blutete. Der brennende Schmerz erinnerte ihn daran, dass er spielen musste, koste es was es wolle. Er musste diese Rolle als Chance sehen und alles, was er als sein neues Ich erreichte als einen Erfolg, den er sich für genau zwei Wochen ausgeliehen hatte, ein Geschenk, das er in genau 12 Tagen wieder würde abgeben müssen. Schon jetzt schmerzte ihn die Vorstellung daran und er sah auf die Uhr. Es war kurz nach neun. Als er sich gerade umdrehen und die Treppen hinunter eilen wollte, um im ersten Stock nach Kyoko zu suchen, oder zumindest herauszufinden , ob sie wirklich bei Kanae war, öffnete sich polternd die Tür zur Wohnung Nr. 505. Er trat erschrocken einen Schritt zurück und stand dann einem ebenso überraschten, blonden jungen Mann gegenüber, der einen großen Pappkarton im Arm hielt und darauf noch eine Vase balancierte. Für einen Moment spiegelte sich alles in seinem Blick, Wut, Verzweiflung, Selbsthass und Eifersucht, und der Wille, es nicht zu zeigen, während er ihm in die Augen sah. In Shos Augen stand für einen Moment ein undefinierbarer Ausdruck zwischen Freude und Abneigung, dann endete der Blickkontakt so abrupt wie er begonnen hatte und als Sho ihm ein freundliches „Guten Abend, ich heiße Sho Fuwa und bin heute neu hier eingezogen“, entgegen strahlte, waren sie beide wieder vollkommen in ihrer Rolle. „Oh... G-guten Abend... Ich bin Ren Tsuruga, ich wohne im dritten Stock...“, antwortete er immer noch ein wenig überrumpelt und hielt Sho die Hand hin. Der versuchte, sie zu ergreifen, verlor dabei mit seinem Umzugskarton das Gleichgewicht und ehe einer von ihnen sich rühren konnte, war die große, blaue Blumenvase heruntergerutscht und schlug mit einem ohrenbetäubenden Klirren auf dem Steinboden auf, wobei sich die Splitter im gesamten Flur verteilten. „Ah! Das tut mir leid!!“, rief Ren und ging seinem neuen Nachbarn zur Hand. Gemeinsam stellten sie erst den Karton in der Wohnung ab, um dann die Scherben zusammenzukehren. „Sie müssen sich nicht entschuldigen... Ich bin einfach ein bisschen ungeschickt, ich wohne noch nicht so lange alleine, für mich ist das das erste Mal, das sich irgendwo einziehe. Eigentlich bin ich Schauspieler.“ Ren nickte und warf eine Hand voll Scherben in den Mülleimer, den Sho in der Küche gefunden hatte. „Soll ich ihnen vielleicht ein bisschen beim Auspacken und Einräumen helfen?“, fragte er. Sho lächelte dankbar und kurz darauf waren sie bereits in eine angeregte Unterhaltung versunken. Später hatte Sho ihm noch ein Glas Cognac in seiner neuen Wohnung angeboten und Ren hatte angenommen. Die beiden verstanden sich auf Anhieb. Dabei könnten wir unterschiedlicher gar nicht sein, dachte Ren, aber er sprach es nicht aus. Die Möbel, die der junge Theaterschauspieler mit ihm zusammen eingeräumt hatte, waren allesamt neu und ziemlich modern. Sho hatte ihm erzählt, dass er bei einem Wettbewerb für Nachwuchstalente ziemlich viel Geld verdient hätte und deshalb beschlossen, bei seiner Cousine, die im Gegensatz zu seinen Eltern auch in Tokio lebte, auszuziehen und sich eine neue Wohnung zu mieten. Auf der Suche nach einer, die in der Nähe seines neuen Arbeitsplatzes lag und nicht zu teuer war, hatte er dann diese gefunden. Ren hörte die meiste Zeit nur zu und schwieg über sich selbst. Und dann kam Sho plötzlich auf Kyoko zu sprechen. Ren wusste nicht genau, ob er es mit Absicht tat, um dem echten Ren irgendetwas mitzuteilen, oder ob er einfach in sein Spiel vertieft war, aber er horchte unmerklich auf. „Und da bin ich abends noch mal zu ihr rübergegangen, in die Werkstatt. Sie kann so wundervolle Bilder malen! Ich war so fasziniert davon, dass ich nicht so richtig auf meine Umgebung geachtet hab und vom Stuhl gefallen bin, das war vielleicht peinlich! Aber dafür hat sie mich dann mit nach Hause genommen und versorgt... Sag mal, du musst sie doch kennen, oder? Wie ist sie denn so? Wie alt ist sie? Hat sie einen Freund?“ Ren fühlte sich ein wenig überstürmt bei so vielen Fragen, aber er antwortete möglichst nüchtern, um seine Gefühle nicht zu zeigen. „Ja, natürlich kenne ich sie, wir sehn uns ab und zu mal zum Teetrinken oder im Treppenhaus, aber so gut kenne ich sie auch nicht. Sie kommt mir etwas verschlossen vor, und redet nicht so viel.“ Während er das sagte, dachte er daran, wie sie vor seiner Haustür gestanden hatte und kein Wort gesagt. „Sie ist 19, glaube ich, wohnt aber schon ein paar Jahre hier. Sie hat mal erzählt, dass ihre Eltern ziemlich reich sind, aber anscheinend hat sie kein gutes Verhältnis zu ihnen. Und falls dich das beruhigt...“, hierbei zwinkerte er Sho kameradschaftlich zu, während sich seine Brust schmerzhaft zusammenzog, „...ich glaube nicht, dass sie jemals eine richtige Beziehung hatte.“ Er nahm einen Schluck aus seinem Glas, sah auf die Uhr und stellte fest, dass es kurz vor 1 war. Wie schnell die Zeit doch verging. Eigentlich hatte er überlegt, Kyoko zu besuchen, aber in Anbetracht der Tatsache, dass sie bei ihrer Freundin war und dort bestimmt bleiben würde, und noch dazu ihre Wohnung jetzt direkt neben der von Sho lag, schlug er sich den Gedanken schnell wieder aus dem Kopf. Stattdessen blieb er bei Sho sitzen, und als ein einzelner Glockenschlag von irgendwo draußen an seine Ohren drang, seufzte er erleichtert auf und sah seinen neuen Kollegen, von dem er immer noch nicht wusste, was er über ihn denken sollte, erleichtert an. „Schön dich zu sehn, Ren“, meinte der nur und grinste breit. ----------------------------------------------------------------------------- Und im nächsten Kap dann... "Vertraute Umarmung"!!! tschööö (könnt mich ruhig schelten, ich verdien es ja^^) Kapitel 13: Vertraute Umarmung ------------------------------ So! Ich hoffe, es gibt kein Kuddelmuddel mit Mexx, aber falls dieses Kap zuerst da sein sollte, lest es besser nicht!! Das verdirbt imemr so den Spass... Hier wird es soo schön... *seufz* Aber ich will euch ncihtvom Lesen abhalten! Viel Spass mit dem Glückskap Nr.13 lg Kyo ----------------------------------------------------------------------------- Kyoko hatte noch ziemlich lange mit Kanae geredet, ihr erzählt, dass sie einen netten Jungen kennengelernt hatte, der an ihrem Theater arbeitete, was passiert war, und wie sie ihn heute kurz getroffen hatte, bevor er losgegangen war, um seine Möbel einzuräumen. Sie hatten gemutmaßt, von wem wohl der wunderschön geschriebene Brief war und sich vorgestellt, wie es wohl wäre, denjenigen, der ihn verfasst hatte, eines Tages zu treffen. Aber irgendwie klang das alles immer viel zu sehr nach einem Märchen, in dem die Prinzessin und der Prinz sich nach langem Sehnen schließlich treffen und dann überglücklich bis ans Ende ihrer Tage in Frieden zusammenleben. Kyoko hatte den Auftrag, sich weiter an Sho zu halten. Und auch ihre Freundin hatte ihr geraten, lieber den Spatz auf der Hand als die Taube auf dem Dach zu jagen, aber es wollte ihr nicht in den Kopf. Sie war neugierig, wollte wissen, wer in der Lage war, so etwas zu schreiben, wollte wissen, warum derjenige sie mochte, wissen woher er sie kannte. Aber neben der Neugierde und der Überraschung war da noch etwas. Sie schrieb immer nur Gedichte, Texte, in denen man lesen konnte, dass sie die Hoffnung auf ein reales Märchen schon längst aufgegeben hatte, und dann, eines Tages, erhielt sie einen Brief, der ihr Herz höher schlagen ließ und sie fast auf sanften Schwingen in eine schönere Realität getragen hätte. Wie hätte sie dieses aufregende Gefühl einfach ignorieren können? Und als Kanae nach der freien Stunde eingeschlafen war, huschte sie auf leisen Sohlen in ihre Wohnung zurück, in Gedanken schon bei den Worten, die sie aufschreiben und in einem orangefarbenen Umschlag unter ihre Fußmatte legen würde. Ihre leisen Schritte hallten kaum hörbar durch das dunkle Treppenhaus, und auf halbem Wege lauschte sie einen Moment auf Geräusche aus der Wohnung des Schriftstellers, aber es blieb still. Sie flitzte weiter die Stufen hinauf und wäre problemlos in ihre Wohnung gelangt, so gut kannte sie das Haus selbst im Dunklen, wenn sie nicht kurz vor ihrer Tür in ein großes, weiches Hindernis gerannt wäre. Im ersten Moment unterdrückte sie nur mühsam den Drang, einfach loszuschreien, dann begann sie, sich zu fragen, was das war, was sie gerade angerempelt hatte. Sie streckte die Hand aus und tastete an der Wand nach dem Lichtschalter, fand ihn aber nicht. „Hallo?“, flüsterte sie, und jemand griff mit einer vagen Bewegung nach ihrem Arm. „Ich bins nur“, hörte sie eine Stimme aus der Dunkelheit vor sich, und atmete auf. Es war nur Ren. Nur Ren. Aber...Warum war er in ihrem Stockwerk? Hatte er Sho besucht? Inzwischen würde sie garnichts mehr wundern und so fragte sie garnicht erst. Seine Hand fühlte sich angenehm warm an und sie fragte sich, ob alles, was sie tat, gerade gefilmt wurde. Aber da es fast stockdunkel war und man kaum Umrisse erkennen konnte, verneinte sie sich diese Frage selbst. Sie rührte sich nicht und lauscht seinem Atem. Mit dem stillen, zurückgezogenen Autor hatte sie schon immer ein seltsames Verständnis verbunden. Selbst ohne Worte waren sie sich immer einig, verstanden einander ohne zu fragen. Er ließ seine Hand über ihren Arm zu ihrer Rechten gleiten und ergriff sie. Kyoko schloss die Augen, wusste selbst nicht warum. Er streichelte mit dem Daumen über ihren Handrücken, zog sie einen Schritt näher. Sie ließ sich führen. Und es folgte ein weiterer Schritt, bis sie ihn auch ohne ihre Augen sehen konnte. Sie spürte, dass er direkt vor ihr stand und spürte seinen Blick im Dunkeln. In diesem Moment fragte sie sich, ob er vielleicht mehr sah als sie. „Ich wollte dich sehen... aber du warst nie da...“, flüsterte er. Es klang seltsam, rauh und stockend. Sie fragte sich, was er damit meinte. „Wollten sie mit mir über eine Geschichte reden?“, fragte sie. Er antwortete nicht, sondern legte den Arm um sie und drückte sie an sich. Kyoko ließ ihre Augen geschlossen und schlang ihre Arme ebenfalls um ihn. Sie wusste selbst nicht, warum sie das tat. Sie spürte einfach, dass er jemanden brauchte, der ihn in den Arm nahm. Und sie fragte sich, ob dieser Mensch allein durch schauspielerische Leistung eine solche Intuition in ihr hervorrufen konnte. Es war seltsam, ihrem Sempai, ihrem Vorbild so nah zu sein, so als wären sie wirklich gute Freunde. Obwohl sie wusste, dass das alles ein Spiel war, ließ sie der Gedanke nicht los, dass ein Stück von ihr trotz allem sie selbst war und alles mit ihren eigenen Empfindungen wahrnahm. Ren strich ihr sanft über den Rücken und hatte den Kopf an ihren gelehnt. Seine Haare vermischten sich mit ihren, so dunkel, dass man sie kaum auseinander halten konnte. „Ich... ich wollte auch mit ihnen über eine Sache reden...“, flüsterte sie und lauschte seinem Herzschlag. Sie wusste, dass sie ihn nicht nur umarmte, weil sie ihm helfen wollte. Denn wenn sie ganz ehrlich war, hatte sie selbst fast überdeutlich das Bedürfnis, einfach so stehen zu bleiben und nicht mehr loszulassen. Seine Umarmung erinnerte sie vage an etwas, das sie einmal erlebt hatte, aber es war sehr, sehr lange her und so verschwamm das blasse Bild in ihrer Erinnerung. Nur der Duft von Kirschkuchen und nassen Kleidern blieb. „Nein, nein, nein!!“, fluchte Rory Takarada in seinem Büro. Er war auf seinem Stuhl eingeschlafen und erst mitten in der Nacht wieder aufgewacht. Als er die Bildschirme nacheinander betrachtete hatte, war ihm sofort der eine, fast schwarze aufgefallen, auf dem sich etwas bewegte. Er wusste, dass es der aus dem Flur im obersten Stockwerk war, aber erkennen konnte man wirklich nichts. Und unglücklicherweise war das ja auch der Sinn der Sache, denn wenigstens im Dunkeln sollten die Menschen, die sich für dieses Spiel bereit erklärt hatten, noch unbeobachtet sein. Dafür hatte er sein Headset angeschlossen und dem leisen Dialog gelauscht. Es hatte einen Moment gedauert bis er aus dem Geflüster die Stimmen herausgehört hatte. Kyoko und Ren. Nach ein paar Minuten des Schweigens schaltete er alle Kameras ab und lehnte sich zurück. War es eine geplante Wendung, die sich hier abspielte, oder ein Teil des absichtlich gegebenen Zufallsspielraums? Er seufzte und rieb sich die Augen. Er sollte wirklich nicht dauernd im Büro übernachten, sonst würde er am Ende der Spielzeit kein Auge mehr aufkriegen! Nach einer Weile lösten sie sich wieder voneinander und Kyoko hatte nur noch ihre Hand auf seinem Arm liegen. Mit der anderen Hand hatte sie inzwischen auch den Lichtschalter ertastet. Einen Moment lang ruhten ihre Fingerspitzen auf dem kühlen Plastik, dann ließ sie die Hand sinken und lächelte. Ren lächelte ebenfalls, aber keiner von beiden konnte es sehen, nur intuitiv erahnten sie es. Und da war es wieder, das stille Einvernehmen zwischen ihnen. Kyoko ließ ihre Hand noch einmal kurz über seine gleiten, dann trat sie an ihm vorbei vor ihre Wohnungstür und flüsterte noch „Gute Nacht... Kommen sie doch morgen Abend zu mir in die Werkstatt, dann können wir reden.“, bevor sie die Tür aufschloss und in die Wohnung ging. Bevor sie wieder zugemacht hatte, hörte sie noch seine leise Antwort. „Ich komme bestimmt... Und dann kannst du mir erzählen, was du auf dem Herzen hast... Und ich bringe meine neue Geschichte mit... Gute Nacht.“ Sie hörte das leise Klacken des Schlosses, schob den Riegel vor und lehnte sich an das kalte Metall. Und in diesem Augenblick kam die Erinnerung zurück. Sein hatte auf der Mauer gesessen, der Junge hatte ihr hochgeholfen und war ihr dann nachgeklettert. Er musste wohl schon ein Stück älter gewesen sein, denn er war viel größer als sie und auch um einiges stärker. Sie war traurig gewesen, weil sie wusste, dass er jetzt gehen würde und sie wieder alleine lassen. Und trotzdem freute sie sich ein bisschen, weil sie einen neuen Freund gefunden hatte. „Hey...“, hatte er geflüstert, und sie dann ganz fest umarmt. „Ich vergess dich bestimmt nicht“, hatte sie gesagt und sich an ihn geschmiegt. Damals hatte sie sich gewünscht, dass dieser Junge ihr großer Bruder wäre. Und während sie durch den riesigen Garten zurück zum Haus gelaufen war, hatte er ihr noch nachgerufen: „Alles gute zum Geburtstag, kleiner Engel!“ Untere den Kirschbäumen roch es noch nach Kuchen, als sie an den Holzbänken vorbeikam, wo sie heute Mittag gegessen hatte. Auch morgen würde es Kuchen geben, allerdings einen richtigen Geburtstagskuchen. Heute hatte sie nur einen bekommen, weil sie die Köchen angebettelt hatte. Ihre Kleider waren noch nicht ganz getrocknet und rochen feucht und nach nassem Laub. Während Kyoko von der Tür zurücktrat und den verklingenden Schritten im Treppenhaus lauschte, spürte sie eine angenehme Wärme in ihrem Innern. Sie konnte sich nicht täuschen, so intensiv war das Gefühl des Déjà-vus. Der junge Mann, mit dem sie schon jahrelang in einem Haus wohnte, war der Junge von damals. Ihr erster richtiger Freund. Damals hatte sie vergessen nach seinem Namen zu fragen und die ganze Nacht wachgelegen und sich überlegt, wie er wohl heißen mochte. Sie hatte sich vorgestellt, dass er ein Elfenjunge war, der magische Zauber beherrschte und sie bei seinem Erkundungsflug durch die Menschenwelt entdeckt hatte. „Ich frage mich... ob du immer noch fliegen kannst, Ren Tsuruga“, flüsterte sie und ließ den Geschmack des Namens auf ihrer Zunge zergehen. Kapitel 14: Ich bin der Regen ----------------------------- Hallo! Erstmal vielen Dank für die netten Kommis! Es hat mich sehr gefreut, dass ihr alle so lieb was geschrieben habt... Diesmal gibts vorerst ein kurzes Kap, aber wahrscheinlich, nein fast sicher werd ich in dne Ferien auch noch das nächste hochladen! Also viel Spass beim Lesen (auch wenns eher ein Interlude-Kap ist)!! Eure Kyo_Soma ------------------------------------------------------------------------------- Ren saß in dieser Nacht noch lange wach. Er hatte seinen üblichen Platz vor dem Computer eingenommen und spürte kaum, wie seine Finger über die Tastatur flogen. Früher einmal hatte er Klavier gespielt. Er fragte sich, ob er es immer noch konnte. Der echte Ren Tsuruga konnte nur ein einziges Stück spielen, nämlich das, was er bei seinem Dreh zu DarkMoon gelernt hatte. Aber die Person, die er spielte, kannte viele Melodien. Er seufzte und speicherte seine Geschichte ab. Den Kopf leicht zur Seite geneigt starrte er noch eine Weile auf den inzwischen schwarzen Bildschirm und ließ alles, was er seit dem Beginn des Films erlebt hatte, Revue passieren. Aber selbst dann, als er schon im Bett lag und zu schlafen versuchte, hielt ihn die Erinnerung an ihre warme Umarmung noch fest. Und in seinem Traum ließ er sie nie mehr los. Kanae wachte am nächsten Morgen leicht benebelt auf und gähnte herzhaft. Nachdem sie sich noch eine Viertelstunde im Bett ausgeruht hatte, rappelte sie sich schließlich auf und suchte sich etwas zu essen. Dabei stellte sie fest, dass ihr langsam die Lebensmittel ausgingen und beschloss, einkaufen zu gehen. Mit einer fast leeren Geldbörse und einer Kreditkarte in der Tasche, die zu einem total überzogenen Konto gehörte, machte sie sich missmutig auf den Weg und fragte sich, wie sie die Stromrechnung für diesen Monat bezahlen sollte. Sie wanderte in Gedanken an dem kleinen Handyladen vorbei, der gleich um die Ecke lag und durch den Park, um ins nächstgelegene Einkaufszentrum zu kommen. Es war schon neun Uhr und es herrschte wilder Betrieb auf den Straßen, aber als sie durch den Park schlenderte, war es ganz still. Sie sah sich um und ließ ihren Blick über die Kieswege und Rasenflächen schweifen, die von Kirschbäumen aufgelockert wurden. Im Frühling flogen ihre wunderschönen rosafarbenen Blütenblätter durch die Luft und luden die Menschen ein, sich ins weiche Gras zu legen und vor sich hin zu träumen. Kanae erinnerte sich noch gut an ihren letzten Frühling. Ihr Freund, mit dem sie über ein Jahr zusammengewesen war, hatte mit ihr Schluss gemacht, und sie hatte nicht einmal jemanden gefunden, mit dem sie reden konnte. Kyoko war dauernd mit der Arbeit beschäftigt gewesen und ihre anderen Freunde hatten sich vor lauter Frühlingsfreude den wildesten Saufgelagen hingegeben. Sie seufzte leise und stutze plötzlich. Auf der Parkbank an dem kleinen Teich saß jemand. Bei näherem Hinsehen erkannte sie, dass es ein hochgewachsener junger Mann mit dunklen Haaren war. Er kam ihr bekannt vor. Zögernd ging sie ein paar Schritte auf die Bank zu, im Geiste schon bei einer Ausrede, falls es nicht der wäre, den sie zu erkennen glaubte. Beim Näherkommen sah sie, dass er ein leeres weißes Blatt Papier vor sich liegen hatte und gedankenverloren darauf starrte. Seine Augen schienen überschattet und langsam packte sie die Neugierde. Inzwischen war sie sich auch sicher, dass er der seltsame Typ aus dem dritten Stock war. Vielleicht suchte er Inspiration für sein neustes Werk? „E- Entschuldigen sie...“, stammelte sie vorsichtig und lächelte. Er sah auf, schien ein wenig erstaunt und erwiderte dann ein freundliches „Guten Morgen.“ Stille kehrte ein. Kanae war sich nun auch garnicht mehr so sicher, ob es eine so gute Idee gewesen war, ihn anzusprechen. „Was machen sie denn hier?“, fragte sie in der Hoffnung, damit ein Gespräch in Gang zu bringen. „Oh... Ich schreibe ein wenig... Ich bin oft hier. Man hat seine Ruhe. Wollen sie sich setzen?“, fragte er. Etwas überrascht über diese Frage ließ Kanae sich auf die hölzerne Parkbank nieder und sah ihn fragend von der Seite an. „Sie sind Ren Tsuruga aus dem dritten Stock, stimmts?“ Er legte seinen Block und den Stift zur Seite, an dem er bis eben noch nachdenklich herumgekaut hatte und lächelte schwach. „Ja, der bin ich. Der immer erfolglose Autor. Und du bist Kanae aus dem ersten. Wir sehen uns ja nicht so oft.“ Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Irgendwie genoss sie die Stille. Einen Moment später sagte sie leise: „Ich hoffe, ich habe sie nicht gestört. Um ehrlich zu sein, war ich einfach erstaunt darüber, jemand Bekannten hier zu treffen. Darf ich vielleicht sehen, was sie geschrieben haben? Ich meine, ich weiß, ich bin ziemlich aufdringlich, also wenn sie was dagegen haben...“ „Nein, hab ich nicht.“, antwortete er nur und nahm seinen Block in die Hand, um etwas darin herumzublättern. „Hier. Das hier hab ich vorhin geschrieben, aber es ist nicht ganz ausgereift... Ein kleiner Nebentext zu meinem Roman, zur Übung. Ich hoffe, sie lachen mich nicht aus.“ Mit diesen Worten reichte er ihr den Block und Kanae begann leise zu lesen. Es war ein seltsamer Traum, den ich in dieser Nacht geträumt habe. Ich erinnere mich nur verschwommen daran, aber das Gefühl, das ich hatte, bleibt bestehen. Es ist wie ein Tag, an dem man aufwacht und sieht, dass es regnet. Ein Tag, der grau und verhangen durch die von Tropfen übersäte Fensterscheibe scheint, so als wollte er sagen: „Steh heute nicht auf.“ Aber natürlich stehst du auf, gehst ins Bad, gehst zur Arbeit, nimmst dir einen Schirm mit, aber auf dem Weg wirst du trotzdem nass. Wenn du dich umschaust, kannst du kaum eine Menschenseele sehen, denn sie alle sind vor dem Regen geflüchtet und haben sich in ihre Häuser zurückgezogen. Und auf dem Weg zur Arbeit kommst du plötzlich an einem Spielplatz vorbei. Im ersten Moment fragst du dich noch, ob der auch gestern schon da war, aber dann wird dir klar, dass du aus Versehen einen anderen Weg gegangen bist als sonst. Der Schirm stört dich ein wenig, weil du gerne beide Hände in die Taschen deiner dünnen Jacke stecken würdest. Schließlich läufst du hinüber zu einer Holzbank, die am Rand des Sandkastens steht, damit die Mütter besser auf ihre Kinder aufpassen können und faltest den Schirm zusammen. Sobald du ihn auf die Bank gelegt hast, spürst du jeden einzelnen Tropfen auf deinem Körper. Du spürst den leichten Aufprall durch deine Jacke und das Wasser, das dein Gesicht hinunter rinnt. Mit leisen Schritten gehst du hinüber zu einer Rutsche und setzt dich auf das sandige Ende. Deine Hosen werden ganz nass, aber das ist dir im Augenblick egal. Denn wenn es so regnet und keine Kinder umherlaufen auf dem Spielplatz, und keine Passanten vorbeikommen auf der Straße und keine Bekannten dich suchen, weil du kommst und gehst, wie du willst, dann sieht auch niemand, dass sich das Regenwasser auf deinen Wangen mit deinen Tränen vermischt und niemand kann dich fragen, warum du weinst. Denn das ist dein Geheimnis. Und nur der Regen kann es fühlen, wenn er in deine Augen fließt und die Bilder sieht, die sich darin spiegeln, ganz verzerrt von dem viele Wasser. Ich stelle mir vor, wie du auf der Rutsche sitzt. Ich weiß, was du tun wirst. Du stehst auf, wischst fahrig den Sand ab und gehst zu der Bank. Du nimmst den Schirm und spannst ihn auf. Mit leisen Schritten, die auf der nassen Straße nur für einen winzigen Augenblick schmale Fußspuren hinterlassen, gehst du davon und siehst dich nicht um. Aber du gehst nicht weg. Du bleibst sitzen. Du bleibst sitzen und weinst. Und hörst auf und bleibst dennoch sitzen. Du fängst den Regen auf in deiner Hand. Und jetzt bin ich derjenige, der anfängt zu weinen. Weil ich der Regen bin. ------------------------------ Und demnächst gibt es dann.. Ein langer Tag und lasst euch gesagt sein... er ist wirklich sehr lang... Kapitel 15: Ein langer Tag -------------------------- Hallo ihr Lieben!! Da ich gerade Zeit habe udn 0 FFs (man stelle sich vor!!!) auf Freischaltungw arten, hab ich beschlossen, ein neues Kap hochzuladen... Außerdem war das andere erbärmlich kurz XD Und hier bekomtm ihr auch mal wieder was von unserem süßen (*wäh*) Sho^^ Viel Spass!! und schreibt wies euch gefällt, Kyo -------------------------------------------------------------------------------- Kyoko stand schon früh morgens wieder in ihrem Atelier. Sie war gerade dabei, das Bild einer Stadtkulisse fertigzustellen, als sich hinter ihr die Stahltür mit einem leisen Klacken öffnete. Im ersten Moment hörte sie es garnicht, dann drehte sie sich um und legte den Pinsel weg. „Guten Morgen, Kyoko“, begrüßte sie niemand anderes als Sho Fuwa. „Hi...“, sagte sie nur leicht verlegen. „Hast du Lust auf ne Pause? Ich hab Frühstück mitgebracht.“ Einladend deutete er auf den einzigen Stuhl im Raum. Der andere war ja bei seinem letzten Besuch zu Bruch gegangen. Kyoko grinste breit und holte aus einem Schrank zwei abgenutzte Sitzkissen und eine alte Holzkiste, die sie umgedreht auf den Boden stellte. „Damit wir nicht nochmal Verletzte haben“, meinte sie schelmisch und setzte sich auf eins der Kissen. Sho war im ersten Moment etwas überrascht, nahm dann aber ihr gegenüber ebenfalls Platz. Sie packten das Essen aus, das Sho mitgebracht hatte. Es war nicht selbstgemacht, sondern aus dem Supermarkt, aber da Kyoko noch nichts gefrühstückt hatte, fiel sie trotzdem heißhungrig darüber her. Sho betrachtete sie belustigt beim Essen. „Hast du heute abend Zeit?“, fragte er ganz beiläufig und Kyoko verschluckte sich an ihrem Reis. Das war also der wahre Grund für seinen Besuch! Sie überlegte einen Moment, schüttelte aber dann den Kopf. „Nein, leider nicht, ich bin noch verabredet.“ Sie dachte an Rens leicht flehende Stimme gestern Abend und beschloss ganz fest, ihn nicht sitzen zu lassen. „Also sicher nicht?“, hakte Sho noch einmal nach, „Auch nicht heute nachmittag?“. Sie fragte sich, woher er all die Freizeit nahm, mit ihr etwas zu unternehmen. Hatte er denn nicht zu spielen? „Hast du denn überhaupt soviel Freizeit?“, fragte sie ihn. Er lächelte selbstsicher. „Heute sind Einzelproben, wir üben nur die ersten beiden Szenen, ganz grob. Immerhin haben wir gerade erst angefangen. Und ich tauche da noch garnicht auf. Weißt du, es ist nämlich so, dass wir eine ganz neue Version des Stücks entwickelt haben. Das neue Drehbuch ist zwar auf Basis des klassischen „Kabale und Liebe“ entstanden, aber viel ist davon nicht mehr zu sehen. Es spielt in der Moderne und eine Highschool-Schülerin verliebt sich in einem jungen Milliardärssohn, der auf dem besten Weg ist, zum stellvertretenden Firmenchef in einem großen Computer-Konzern aufzusteigen. Sein Vater leitet die Firma und ist weltweit engagiert und dauernd auf Reisen. Auch der junge Mann, den ich dann spiele, soll auf die Geschäftsreisen mitkommen, um von Anfang an zu lernen, einen Konzern zu leiten. Und am Ende verbietet sein Vater ihm den Kontakt zu der Schülerin. Deshalb beschließen die beiden, zu fliehen, obwohl sein Vater als Drohung schon einmal eine Truppe Schläger auf das Mädchen gehetzt hat...“ Er blickte plötzlich auf und stockte. „Woah...!! Jetzt bin ich total vom Thema abgekommen! Tut mr echt leid, wenn ich dich genervt hab! Ich bin nur ziemlich begeistert von dem Stück...“, er lächelte verlegen. „Nein, nein, du nervst mich nicht! Ich freue mich, ein bisschen mehr von dem Stück zu erfahren, für das ich male.“ Sho begann nun auch wieder zu essen. Dann hielt er inne. „Hey... wenn du heute abend keine Zeit hast... Willst du dann nicht heute Mittag mit mir Eisessen gehen? Ich helf dir auch beim Malen, damits schneller geht, ja?“ Kyoko starrte ihn mit offenem Mund an. Er wollte ihr helfen? Sie hatte nie darüber nachgedacht, ob ihr einstiger Kindheitsfreund wohl dazu in der Lage wäre, etwas Vernünftiges aufs Papier zu bringen, aber sie bezweifelte es stark. „Du... Du kannst Malen?“ Er stopfte sich noch den letzten Rest seines Frühstücks in den Mund, stand auf und ging hinüber zu der Leinwand. Mit anfänglicher Unsicherheit, dann aber immer selbstbewusster, setze er einen kräftigen Pinselstrich nach dem anderen und Kyoko konnte nur mit erstaunten Augen dasitzen und ihm zusehen. Seit dem Beginn dieser überaus verwirrenden Geschichte hatte sie mehr über all ihre Freunde herausgefunden als in der gesamten Zeit, die sie sie vorher gekannt hatte. Ob das gut oder schlecht war, wagte sie allerdings noch nicht zu beurteilen. Nur der Idee, mit Sho Eisessen zu gehen, war sie jetzt garnicht mehr so abgeneigt, da er ihre Arbeit so gewissenhaft und sogar erstaunlich gut erledigte. Sie grinste in sich hinein und stand dann auf, um ihm zu helfen. Kanae starrte den Schriftsteller von der Seite an. Er schien es nicht zu bemerken. Sie blickte wieder auf den vollgeschriebenen Zettel und traute ihren Augen kaum. Die geschwungenen, sauberen Buchstaben neigten sich leicht nach rechts, wie Grashalme im Wind. Und genau diese Beschreibung kam ihr so unglaublich bekannt vor, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Es war dieselbe Schrift. Definitiv dieselbe. Mit zitternden Händen gab sie ihm das Blatt zurück. Das war also der Mann, der ihrer besten Freundin jene verzaubernden Worte geschrieben hatte, die jedes Mädchenherz höher schlagen lassen würden. Hast du geantwortet, Kyoko?, fragte sie sich. Dann kam ihr ein Gedanke. „Hey... würden sie mir das vorlesen?“, fragte sie. Und im nächsten Moment versank sie in seiner warmen und tiefen und einfühlsamen Stimme, die alle Worte vergessen ließ und sich wie ein betäubender Schleier auf ihr Herz legte. Und während sie atemlos lauschte, wurde ihr klar, dass diese Stimme alle ihre Vorstellungen noch bei weitem übertraf. Sie schloss die Augen und als er aufhörte, zu lesen, hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie würde ihre Entdeckung für sich behalten. Denn so sehr sie sich auch vom Gegenteil zu überzeugen versuchte, konnte sie doch den Gedanken nicht vertreiben, dass die Worte dieses Mannes nicht nur eine vage Spiegelung, sondern das genaue Abbild seiner Realität waren. Mit klopfendem Herzen verabschiedete sie sich kurz darauf und ging nach Hause zurück, ohne etwas einzukaufen. An ihrem Briefkasten angekommen, zögerte sie einen Moment, nahm dann jedoch den gewohnten Umschlag heraus. Besuchen sie ihre Freundin doch auf der Arbeit. Es wird sich lohnen. Das war alles. Aber immerhin wusste sie jetzt, wie die Pläne für ihren heutigen Tag aussahen. Sie zog sich eine dünne Jacke über, schüttelte ihr bunt gesträhntes Haar energisch über Kopf und machte sich dann auf den Weg zu dem kleinen Theater, das ein paar Ecken weiter an einer recht vielbefahrenen Straße lag. Ohne zu wissen, warum, hatte sie einen kleinen Regenschirm in ihren von schrillen Ansteckern gespickten Rucksack gelegt. Nachdem sie die Kulisse fertig gestellt hatten, waren sie ins Eiscafe gegangen. Sho hatte wie selbstverständlich für sie bezahlt und sie waren später noch durch die Stadt geschlendert, während die sich langsam senkende Sonne schon ein leicht orangefarbenes Licht auf die warmen, roten Steine der Fußgängerzone warf. Nur manchmal zog ein dünner, weißer Wolkenschleier über den blauen Himmel und Kyoko vergaß die Zeit. Sie hatte ihre Armbanduhr im Atelier vergessen. Plötzlich deutete Sho auf ein Kinoplakat und schleppte sie in die Eingangshalle des kleinen Saalbaus. „Den Film wollte ich schon die ganze Zeit sehen! Wenn wir uns beeilen, kommen wir noch in die Sechs-Uhr-Vorstellung!“, rief er und sie wurde einfach mitgerissen, bevor sie Widerspruch einlegen konnte. Aber irgendwie fühlte sie sich auch wohl in seiner Nähe und seine stürmische und spontane Art gefiel ihr. Als sie schließlich nebeneinander in der hintersten Reihe saßen und der Film losging, seufzte sie nur leise und nahm sich eine Hand voll Popcorn aus der gemeinsamen Tüte. Der Saal war etwas über halbvoll und sie konnte neben ein paar Jugendlichen und jungen Erwachsenen einige Pärchen entdecken, die anfingen, übereinander herzufallen, sobald das Licht ausgegangen war. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, las sie den Filmtitel. „Yuki no Hana“, Schneeblumen. Sie seufzte wieder. In einer Filmkritik aus dem Internet hatte sie gelesen, dass es sich um eine romantische Liebesgeschichte handelte und mit Sicherheit hatte der junge Theaterdarsteller sie nicht umsonst in diesen Film geschleift. Und eigentlich sollte auch sie diese Chance nutzen. Immerhin würde das ihrem Auftrag entsprechen, dem heute Morgen noch ein paar Zeilen hinzugefügt worden waren. In zwei Tagen werden sie zu einem Wochenendausflug mit den anderen Beteiligten an „Kabale und Liebe“ aufbrechen. Heute Mittag werden sie einen Brief mit der entsprechenden Einladung in ihrem Postfach finden. Bis dahin sollten allerdings grundlegende Entscheidungen, was ihre Beziehung zu Sho Fuwa angeht, schon getroffen sein, denn es werden womöglich während ihres Kurzurlaubs einige unerwartete Überraschungen eintreten. Nutzen sie ihre Chancen. Sie musste sich eingestehen, dass ihr das alles ein bisschen zu schnell ging. Natürlich war es nicht besonders abwegig, dass sie tatsächlich bald mehr als nur Gespräche führen würden, aber seit dem Lesen des Briefes hatte sie das Gefühl, dass es ein Fehler wäre, alles zu überstürzen. Andererseits war es vielleicht nicht besonders gut für ihre Rolle, wenn sie den Auftrag missachten würde. Und dann kam ihr eine Idee. Sie legte einen Zeigefinger auf Shos Arm und begann, langsam und deutlich, Buchstaben auf seiner Haut nachzufahren. Sho zuckte zusammen und verstand erst nicht, aber sie bedeutete ihm mit den Augen, sich nichts anmerken zu lassen. S-h-o-t-a-r-o. B-i-t-t-e. H-i-l-f. M-i-r. Er überlegte kurz, schien zu verstehen, dass sie den echten Sho meinte und deshalb „Shotaro“ schrieb, und nickte dann unmerklich. Kyoko hoffte nur, dass es für einen Beobachter so aussehen würde, als streichelte sie ihm über seinen Arm. Sie befürchtete, aus dem Projekt zu fliegen, falls man sie erwischte. B-r-a-u-c-h-e. M-e-h-r. Z-e-i-t. F-ü-r. „U-n-s“. Erst dachte sie, er hätte es nicht verstanden und stöhnte innerlich auf, doch dann nickte er und nahm ihre Hand. Er drückte sie noch einmal bestätigend und widmete sich weiter dem Film. Und so geschah an diesem Abend nichts weiter als dass er den Arm um sie legte. Als sie später auf die Straße hinaustraten, war es bereits dunkel und die große Uhr über dem Kinoprogramm verriet Kyoko, dass es schon nach neun war. Warum zur Hölle hatte dieser Film nur so lange dauern müssen? Sie überlegte krampfhaft weshalb sie so ein ungutes Gefühl in der Magengegend hatte und sah sich in der erleuchteten Einkaufspassage um. Es waren jetzt, da es langsam anfing, dunkel zu werden, wieder mehr Menschen unterwegs. Und dann wusste sie es. Ren!! Sie hatte ihm gesagt, er solle zu ihr in die Werkstatt kommen! Entsetzt sprintete sie los. Sho rief ihr noch ein ziemlich hilfloses „Tschüss, wir sehn uns!“, nach, aber sie hörte es nicht mehr. Zu allem Überfluss fing es dann auf halbem Wege noch an zu regnen und als sie nach einer Viertelstunde vollkommen außer Atem in ihr Viertel kam und sich in Gedanken schon eine Entschuldigung für ihre Verspätung zurechtlegte, war sie bereits völlig durchnässt. Ihre dünne, weiße Jacke klebte an ihrem Körper und ließ das rote, tief ausgeschnittene Top durchscheinen und ihr Jeansrock sah fast schwarz aus von der Feuchtigkeit. Ihre Haare klebten ihr auf der Stirn, wo sich das Regenwasser mit dem Schweiß vermischte. Sie rannte. Noch einmal rechts, dann links, noch zwei Straßen und sie wäre da. Hatte er gewartet? Oder war er einfach heimgegangen, als er sie nicht angetroffen hatte? Wie würde er reagieren? Sie konnte sich ihre Fragen nicht beantworten, aber eine wachsende Unruhe machte sich in ihr breit, und als sie in die nächste Straße einbog, hatte sie das Gefühl, dass sich von außerhalb der hellen Kreise, die die Laternen auf die unebene, schmale Straße warfen, dunkle Hände in das Licht schoben. Sie versuchte, noch schneller zu laufen. ......................................................................... Und im nächsten Kap dann: Nacht in einer anderen Welt... es wird wieder mal träumerisch^^ [-->ach ja: Soll ich den "Spoiler" aufs nächste Kap am Ende weglassen oder beibehalten???] Kapitel 16: Nacht in einer anderen Welt --------------------------------------- Hallo! Also, vorab erstmal ein paar kleine Anmerkungen^^ 1) Die Prozentzahlen: Also, da ich noch immer nicht weiß, wie lang die Story wird, aber schon etwas mehr geschrieben habe als hochgeladen ist (*tease*, gebe ich jetzt immer an, wie viel von dem, was ich schon habe, oben ist... Das heißt, es kann auch sein, dass der Anteil schrumpft oder wächst, ohne dass wir dem Ende näher kommen (Wenns soweit ist, warn ich euch eh XD) 2) Die Spoiler^^ Da ihr allesamt dafür wart, bleiben die Spoiler am Kap-Ende *freu* 3)FRagen... Also, bisher habt ihr zwar kaum welche gestellt, aber wenn, versuche ich dran zu denken, sie in den vorab-Bemerkungen zu beantworten^^ Am liebsten mag ich aber die Theorien, was als nächstes passieren könnte^^ 4) Und da wunderts mich, dass noch keiner nach gefragt hat: Wenn sich einer von unseren Charas während des Spiel an irgendetwas erinnert, spielt er diese Erinnerung, das heißt, wenn Kyoko zum Beispiel denken würde: Ich hab Käsekuchen zum ersten mal vor drei Jahren gegessen, wär das in real natürlich nicht so... KOmmt mir selbst auch manchmal seltsam vor, weil sich die echten udn die gespielten Gedanken so vermischen... nya... Also dann, viel Spass mit Kap 16!! -------------------------------------------------------------------------------- Ren lehnte an der rauhen Betonwand, die schon seit er sich erinnern konnte, mit Graffitis vollgeschmiert gewesen war, und ließ seinen Blick durch die Dunkelheit schweifen. In der ganzen Straße leuchtete nur eine einzelne Laterne, ein kleines Stück entfernt, und er fragte sich, wie man auch nur einen einzigen Besucher in ein solches Theater locken wollte. Das Wellblechdach über der kleinen Werkstatt stand kaum über und er spürte die Regentropfen an seinem Körper herunterlaufen. Es störte ihn nicht. Um genau zu sein, spürte er es nicht einmal. In seinem Kopf herrschte im Augenblick nur Leere. Aber in seinem Innern konnte er es tosen hören, all das, was er nicht zu denken wagte. Es war nicht nur Ren Tsuruga, der erfolglose Schriftsteller, der mit leiser Enttäuschung festgestellt hatte, dass das Mädchen, das er liebte, ihn wieder einmal für jemand anderen vergessen hatte... Nein. Er war auch der Schauspieler Ren Tsuruga, der das fast schon schmerzliche Bedürfnis hatte, Kyoko endlich wiederzusehen, mit ihr zu sprechen, sie zu sehen, ihre Stimme zu hören und ihr Lachen. Er hatte alles versucht, hatte ihr geschrieben, versucht, sie zu treffen, und alles, was dieser verrückte Regisseur tat, war, sie neben Sho Fuwa in eine Wohnung zu stecken. Wie um ihm den verzweifelten Kampf noch schwerer zu machen. Wie lange stand er schon hier? Seit es angefangen hatte, zu regnen, oder länger? Er wusste es nicht mehr. Aber er fragte sich schon, ob sein schwaches Herz es ertragen würde, wenn er vergeblich dort stünde. Wenn sie nicht auftauchen würde. Der Gedanke daran ließ ihn schaudern, obwohl es selbst jetzt, in der beginnenden Nacht und bei Regen noch angenehm warm war. Er lauschte zum wiederholten Mal in die Nacht, vorbei am stetigen Rauschen des Regens und dem Trommeln auf dem Dach, vorbei an den verwaschenen Geräuschen einer Party, irgendwo in der Nähe, vorbei an seinem lauten, dumpfen Herzschlag, auf das Geräusch von Schritten auf dem nassen Asphalt. Und während er plötzlich eine Welle der Erleichterung in seinem angespannten Körper fühlen konnte, folgte er dem leisen Platschen mit den Augen bis er sie endlich sah, gerade an der nächsten Ecke, nicht mehr weit weg und vollkommen aufgelöst. Sein Herz setzte einen Schlag aus und raste dann umso schneller weiter. In kühlen, kleinen Bächen rann der Regen an seinem Rücken herunter und ließ das weiße Hemd durchsichtig an seinem Oberkörper kleben. Kleine Wassertropfen fielen von den Spitzen seines dunklen Haares auf seine Wangen, und als er sich über die Lippen leckte, konnte er einen Hauch von Salz schmecken. Er lächelte. Kyoko rannte so schnell sie konnte, ihre Schuhe hatte sie längst ausgezogen und in ihre Handtasche gestopft, da sie verhindern wollte, dass ihre Absätze abbrachen, und ihre Füße taten weh. Sie konnte endlich das große Theatergebäude sehen und gleich dahinter ihre kleine Werkstatt. Das Geräusch des Regens auf dem Wellblech klang vertraut und beruhigend, als sie mit immer langsamer werdenden Schritten näherkam. Ihre Auge folgten den Schatten der Häuser auf der rechten Seite und fanden nur Schwärze. Dann strich ihr Blick über die Dunkelheit zu ihrer Linken und im fahlen Grau, das von der Straßenlaterne herüberdrang, konnte sie endlich eine große, schlanke Gestalt erkennen, die schräg an die Wand gelehnt dastand, den Kopf gesenkt und die Hände in den Hosentaschen. Ein kleiner Hüpfer in ihrem Innern. Ein Funke zuviel in ihren Augen. Sie hielt inne, nur noch ein, zwei Meter von ihm entfernt und wartete, bis er langsam, fast mühsam den Kopf hob und ihr in die Augen sah. „Ich... bin froh, dass du da bist“, sagte er leise, sodass sie es über den Regen kaum verstand. Sie spürte, wie ein Seufzer der Erleichterung über ihre Lippen kam. Ihr Atem ging immer noch zu schnell und ihre Kleider klebten nicht nur vom Regen an ihr. Sie war den ganzen Weg gerannt. Und jetzt stand er wirklich da. Wie in einem Traum. Wie in ihrem Traum. Sie ließ sich in seinem Blick fallen und genoss das mysteriöse Spiel von Licht und Schatten auf seinem Gesicht, während sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl. Sie war nicht hier, weil sie eine Geschichte lesen wollte. Nein. Sie war hier, weil sie selbst Teil einer Geschichte werden wollte. Und ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, nahm sie seine Hand. Sie zog ihn hinter sich her hinter das Gebäude und als sie an der rostigen Stahltür angekommen waren, kramte sie ihre Schlüssel aus der Tasche, um die Werkstatt aufzuschließen. Sie ließ seine Hand nicht einen Augenblick los. Schweigend trat sie ein, schloss die Tür hinter ihnen und schloss ab. Und mit einem letzten Blick in seine tiefen, dunklen Augen, zog sie ihn mit sich zu der Leiter an der Rückwand der Halle, gegenüber des großen Fensters, vor dem sie abends immer die undurchsichtigen, brauen Vorhänge zuzog. Nachdem sie die Dachluke aufgestoßen hatte, kletterte sie über die alte Eisenleiter nach oben und bedeutete Ren, ihr zu folgen. Dieses Dach kannte sie wie ihre Westentasche und so führte sie ihn ohne zu Zögern bis zum Rand des Wellblechs, von wo aus man auf das flache Betondach der Theatervorhalle klettern konnte. Über eine kleine Leiter und noch ein Stück über den nassen Stein, bis sie schließlich ihren Lieblingsplatz erreichte. Es war ein ganz leicht abgeschrägtes Ziegeldach, das im Schatten der eigentlichen Theaterhalle lag. Mit leisen, tapsigen Schritten lief sie quer über das Betondach und Ren beobachtete die Fußspuren auf dem nassen Untergrund, die kurz im fahlen Licht der Laterne aufleuchteten, bevor sie wieder verschwanden. Kyoko zog ihn mit sich und auf das Ziegeldach, wo sie sich einfach hinlegte. Es war nass und kalt. Der Regen fiel ihr ungehindert ins Gesicht und in die Augen, aber sie ließ sie einfach geschlossen. Ren saß neben ihr und fragte sich, was für ein seltsamer Mensch sie war. Einfach mitten in der Nacht auf einem klatschnassen Dach zu liegen... Er hielt immer noch ihre Hand fest und lehnte sich zurück. Dann zog er sie ein Stück näher, sodass sie mit ihrem Kopf auf seiner Schulter lag. Sie gab ihm ihre Jacke als Kissen, und der dünne Stoff war für ihn zumindest angenehmer als der rauhe Ziegelstein unter seinem Kopf. Es war schon immer ein stilles Einverständnis gewesen, das sie verband. Und jedes ihrer Treffen war ein kleines bisschen anders gewesen als ein normales Treffen. Er konnte an den Abenden, die auf die Tage folgten, an denen er sie getroffen hatte, so sanft schlafen, wie sonst nicht, hatte schöne Träume und wachte erst spät am nächsten Tag wieder auf, doch so erholt, wie sonst nie. Sie schrieb immer, wenn sie ihn getroffen hatte, ein Gedicht und hängte es an ihre Wand. Sie las diese Gedichte danach nicht mehr. Aber es fühlte sich schön an, wenn sie ihren Blick darüber schweifen ließ und sie zählte, wie Eintrittskarten zu einer fremden Welt, die sie nach jedem Besuch aufgehoben und gesammelt hatte. Sie spürte, dass ihr Atem sich beruhigt hatte, spürte seinen Herzschlag, der sich mit dem Klopfen der Regentropfen vermischte, spürte ihren eigenen Herzschlag, der nicht aufhören wollte, zu rasen und die Wärme, wo sie ihn berührte. Es war ein Gefühl, so schön, dass sie nichts anderes mehr wahrnahm. Es gab nur dieses Dach, nur diese Arme, die sich um ihren Körper schlangen, nur diesen Atem, der gleichmäßig ging, nur diesen Herzschlag, der stetig war wie der Regen, nur diese Wärme, die sie einlullte. Und es gab noch etwas. Der Regen wurde ein wenig schwächer, hörte nicht auf, und in das leise Geprassel mischte sich nun eine Stimme, so sanft und tief, wie eine Melodie, die man hört und spürt und doch nicht versteht, eine Stimme, die ihr eine andere Welt malte und eine Geschichte, die sie ihre Realität verlieren ließ. ------------------------------------------------------------------------------ Und das nächste Kap heißt: Ein Traum, den wir teilen... Aber ist das nicht vielleicht schon längst kein Traum mehr? Nun, wer weiß? *außer mir XDDD*^^ bis dahahnn, freu mich schon auf eure Kommis *hibbel* Kyo_Soma Kapitel 17: Ein Traum, den wir teilen... ---------------------------------------- Hey!! Vieln Dank für eure Kommis! Freut mich sehr, dass euch das letzte Kap so gut gefallen hat... ich hatet befürchtet, es wäre zu wenig Dialog drin^^ Da im Augenblick 86 FFs auf Freischaltung warten, dauert dieses Kasp bestimtm wieder....... Und ich hab noch ein kleines Extra für euch: Eine gaaanz banale Bleistift-Skizze zur FF "Ren als Schriftsteller"... allerdings in meinem persönlichen Zeichenstil, also gefällts bestimtm einigen nicht XD link: http://s66.photobucket.com/albums/h271/Audi_Q7/Zeichnungen/?action=view¤t=Ren1.jpg&refPage=&imgAnch=imgAnch1 viel Spass damit udn beim Lesen!! (-> falls der link nicht funktioniert, schreibt es mir, dann änder ich es!) ------------------------------------------------------------------------------ Ren genoss den Augenblick. Er schien ihm so vollkommen, dass er sich wünschte, er würde niemals enden. Und das alles sollte nur ein Film sein? Nur ein Spiel? Er spürte ihren zierlichen Körper in seinen Armen, hörte ihren Atem, spürte, wie sie ihm gespannt zuhörte, versank wieder in ihren neugierigen, nachdenklichen Augen. Die Szene war so absurd, so surreal, dass er fast lachen musste. Er wusste es. Er wusste, er würde am nächsten Morgen in seinem Bett aufwachen und sich erinnern, dass er nach einer Stunde Wartezeit vor ihrer Werkstatt wieder nach Hause gegangen war, um seinen Kummer im Schlaf zu vergessen. Und dennoch konnte er nicht anders als sich mit all seiner Seele zu wünschen, dass es wahr wäre. Später hatte es irgendwann aufgehört, zu regnen, aber er erinnerte sich nur verschwommen an die Zeit dazwischen. Er war versunken in seinem Traum, in ihrer beider Traum, hatte sich fallen lassen. Aber als irgendwo eine Glocke einen einzelnen, tiefen, vibrierenden Ton in die Nacht schickte, waren seine Kleider nicht mehr ganz so nass und das Mädchen in seinem Arm nicht mehr ganz so unterkühlt. Auch Kyoko hörte den Glockenschlag und wusste, dass sie frei waren, aber sie rührte sich nicht. Ren hatte seine Geschichte unterbrochen. Sie vermisste seine Stimme schon. Sobald man sie nicht mehr hörte, war die Erinnerung wie ausgelöscht, und so sehr man es auch versuchte, konnte man sie sich nicht mehr ins Bewusstsein rufen. Ihr Blick traf seinen, die surreale Stimmung schwappte wieder wie eine Welle über sie hinweg und sie versank darin, als gäbe es kein Heute und kein Morgen und kein Jetzt und kein Hier. Sie spürte, wie Ren sie noch näher zu sich zog, schmiegte sich an ihn, genoss die Wärme seines Körpers, so durchgefroren wie sie inzwischen war und schloss die Augen. Sie brauchte keine Worte. Morgen wäre all das nur noch ein Traum, den sie zufälligerweise beide geträumt hatten, nur aus unterschiedlichen Perspektiven und es gäbe keine Konsequenzen, keine Folgen, nichts. Alles, was in dieser Stunde passieren würde, war nichts als die vage Erinnerung an einen Traum. Und in diesem seltsamen Traum, in dieser unwirklichen Nacht, schloss sie die Augen und lehnte ihre Stirn gegen seine Wange. Sie spürte seine nassen Haare in ihren, seinen Atem. Sein Herzschlag ging plötzlich schneller, aber sie ließ keinen Gedanken daran zu, dass es real war. Dass alles real war. Und irgendwann... Irgendwann in dieser einen, unendlichen, zeitlosen Stunde, hatte sie sich mit einer Hand abgestützt und über ihn gelehnt. Vereinzelte Wassertropfen aus ihrem Haar waren auf seine Wangen getropft. Und dann hatte sie ganz langsam, fast schon flüchtig, mit ihren Lippen die seinen berührt, wie zum Abschied. Für einen kurzen, und doch unschätzbar langen Augenblick, in dem er nur seinen eigenen, ohrenbetäubenden, rasenden Herzschlag gehört hatte und gespürt, wie sich in seinem Innern alles zu drehen begann. Danach war sie aufgestanden und hatte wieder seine Hand genommen, um ihn aus ihrem Traum in die Realität zurück zu führen, auf die Straße, durch die tiefe, wolkenverhangene Nacht und zu ihrem Haus. Er hatte das Klacken der Tür nicht gehört, nicht ihrer beider Schritte, war wie taub gewesen. Vor seiner Tür hatte sie ihn mit einem tiefen Blick angesehen, den er selbst im Dunkeln lesen konnte. Die Worte flossen über ihre Hand in seine und über ihren Blick in seinen Kopf. Wir haben geträumt. Und wenn wir morgen aufwachen, erinnern wir uns nicht mehr an unseren Traum. Weil er so schön war, müssen wir ihn vergessen. Weil er so real war... Noch lange nachdem sie seine Hand losgelassen hatte und mit leisen Schritten durchs Treppenhaus nach oben zu ihrer Wohnung gegangen war, spürte er ihre sanfte Berührung. Als er am nächsten Morgen aufwachte, war es bereits Mittag und wenn er an die vergangene Nacht dachte, kam es ihm vor wie ein Traum. Und als er abends noch am Computer saß und schrieb, glaubte er sogar daran. Kanae war mittags tatsächlich am Theater gewesen, hatte Kyoko aber nicht mehr angetroffen. Doch stattdessen hatte sie etwas anderes entdeckt. Am schwarzen Brett neben dem Haupteingang des Theaters hing ein kleiner, unauffälliger Zettel aus, auf dem in schwarzen Druckbuchstaben stand: „Aushilfe gesucht – Waschsalon Christie“. Und so hatte sie beschlossen, sich dort einmal vorzustellen und den Job bekommen. Von jetzt an würde sie also neben tausend anderen Sachen auch die Kostüme der Theaterleute waschen. Immerhin mal was anderes als Kellnern, dachte sie und grinste. Und dann war es soweit. Es war Freitagmorgen, gerade mal sechs Uhr, aber Kyoko war schon lange auf den Beinen. Sie hatte ihre Sachen bereits in die große, schwarze Reisetasche gestopft, die irgendwo in der hintersten Ecke des Kleiderschranks verstaut gewesen war. Inzwischen hatte sie sich so gut an die Unordnung gewöhnt, dass es ihr gelungen war, ihre Kleider beim Einpacken nicht zu sortieren. Mit einem leisen Seufzer steckte sie noch ihr Mobiltelefon und ihren Wecker in eine Seitentasche und überlegte, ob noch etwas fehlte. Immerhin würde sie ganze drei Tage verreisen. Und noch dazu ans Meer! Die Einladung hatte schon vor zwei Tagen in ihrem Briefkasten gelegen, ziemlich kurzfristig, wie sie meinte, aber dadurch nicht weniger verlockend. In dem Schreiben hatte gestanden, dass Shos Agentur den Mitarbeitern ihres Theaters für das Wochenende ganze 50 Plätze in einem Ferienresort am Meer gebucht hatte, inklusive An- und Abfahrt. Es war eine Art Belohnung dafür, dass Sho innerhalb weniger Tage bei ihnen zahm wie ein Lämmchen geworden war und seine Arbeitseinstellung von Grund auf revidiert hatte. Sie würden mit zwei Reisebussen um sieben Uhr abfahren und schon gegen Mittag am Ziel ankommen. Sie lächelte. So hatte ihnen Shos Anstellung doch tatsächlich etwas gebracht. Wenn das so weiterginge würden sie am Ende von den Spenden seiner Agentur noch das Gebäude renovieren und mehr Leute einstellen. Aber das war dann wohl doch nur ein Wunschtraum, dachte sie bei sich und zog die Reißverschlüsse an ihrer Tasche zu. Sie war sich ziemlich sicher, alles eingepackt zu haben, und selbst wenn etwas fehlen würde, wäre das nur typisch für die Person, die sie spielte. Grinsend und in freudiger Erwartung des Ausflugs schnappte sie sich ein paar hübscher Sandalen und eine dünne, rote Jacke, bevor sie die Lichter in der Wohnung löschte und die Tür hinter sich zuschloss. Heute würde sie zum Treffpunkt laufen müssen, weil sie keine Lust hatte, ihr Fahrrad drei Tage allein stehen zu lassen. Sie fragte sich, wann Sho wohl auftauchen würde und überlegte, ob sie zur Sicherheit vielleicht bei ihm klingeln sollte, ließ es aber bleiben. Wenn er verschlafen würde, wäre es zwar nicht besonders hilfreich für ihren Auftrag, sich endlich mit ihm einzulassen, aber trotzdem sein Problem. Ihr war im Augenblick sowieso alles egal, da die Urlaubsstimmung schon längst die Kontrolle über sie übernommen hatte. Mit leichten, freudigen Schritten tanzte sie die Treppen hinunter zur Tür und summte dabei ein Urlaubslied. Immerhin war sie, seit sie in dieser Wohnung lebte, noch kein einziges Mal weg gewesen. Wahrscheinlich würde sie wieder viel zu früh am Treffpunkt ankommen, aber sie hatte genug Lesestoff dabei, sich die Langeweile zu vertreiben und außerdem würde sie ihre Kollegen treffen. Sie wirbelte kurz an ihrem Briefkasten vorbei, steckte den gelben Zettel ungelesen in ihre Hosentasche und stürmte nach draußen. Hinter ihr schlug die schwere Eingangstür mit einem ohrenbetäubenden Poltern zu, aber sie hörte es garnicht, mit schnellen Schritten lief sie in Richtung des großen Parkplatzes ganz in der Nähe des Theaters. Als sie nur noch ein kurzes Stück geradeaus und um die Ecke musste, fiel ihr Blick plötzlich auf eine kleine Seitenstraße, die ihr vorher noch nie aufgefallen war. Sie war diesen Weg schon unzählige Male gegangen und trotzdem hatte sie die kleine, überschattete, schmale Gasse zwischen zwei hohen Häusern noch nie bemerkt. Sie sah auf die Uhr, stellte fest, dass sie noch eine Unmenge Zeit hatte und trat zögernd in den tiefen Schatten zu ihrer Linken. Es dämmerte und sie konnte in dem trüben Licht, das an manchen Stellen auf den Weg fiel, nicht erkennen, wohin er führte. Immer langsamer lief sie weiter. Schließlich wollte sie schon fast umkehren, in Erwartung einer Sackgasse, aber dann stockte ihr der Atem und was sie da sah, verschlug ihr die Sprache. --------------------------------------------------------------------------- so... da mein PC gestern kaputtgegangen ist, dauern die nächsten Kaps vielleicht etwas... Aber im Augenblick ist es ja kein richtig schlimemr Cliffhanger, als könnt ihr euch gedulden^^ Das nächste Kap heißt übrigens Die Wirklichkeit in deinen Worten wer weiß, bvielleicht kann man sich daraus ja schon was zusammnreinem^^ bis dann! eure Kyo_Soma (ich überleg ja, ob ich meinen Namen in sowas wie "ShahRukh_Khan" ändern soll... XD) Kapitel 18: Die Wirklichkeit in deinen Worten... ------------------------------------------------ Hallo!! Ja, ich weiß, vieln hat meine spontane Namensänderung nicht ganz gefallen... Aber ich wollte mich doch endgültig von FreuitsBasket lossagen udn mich als verfallener Bollywood-Fan outen! Nur.. komtm es mir total komisch vor, ENS oder so mit "ShahRukh_Khan" zu signieren, deshalb schreibe ich dann imemr "Deine SRK-Verrückte" oder einfach "Marci"... Wie auch immer...! Das neue Kap ist da, mein PC ist nämlich wieder ganz und das muss gefeiert werden, auch wenn ich im Augenblick in einem KreaTIEF bin... und nix zustande bringe... Der Vorrat an Kappis hält aber noch eine Weile vor, bis Wiehnachten bestimmt^^ Und bis dain fällt mir sicher wieder was ein! Und nachdem ich euch jetzt so zugeschwallt hab... Viel Spass beim Lesen!! Eure SRK-Verrückte^^ ------------------------------------------------------------------------------ Sho wachte von einem lauten Krachen auf und fuhr erschrocken hoch. Er erinnerte sich kaum noch an den vergangenen Abend und stutzte einen Augenblick. Er hatte nicht die geringste Ahnung, woher das Geräusch gekommen war. Sein Blick fiel auf den Wecker. Dann kam die Erinnerung zurück. „Verdammt!“, war alles, was er sagte, bevor er ins Bad stürmte, um sich fertig zu machen. Danach schnappte er sich einen Rucksack und warf willkürlich irgendwelche Kleidungsstücke hinein. Er war zu spät! Noch eine Viertelstunde bis zur Abfahrt und er hatte bis eben noch im Bett gelegen! Fluchend griff er nach seinem Hausschlüssel und stürzte aus der Wohnung. Kyoko war sicher schon weg, die war ja so eine Frühaufsteherin. Immer drei Stufen auf einmal nehmend hastete er die Treppen hinunter. „Verdammt“, sagte er noch einmal. In Gedanken holte er schon die Post aus seinem Briefkasten, als er plötzlich einen stechenden Schmerz in seinem Fuß spürte, begleitet von einem leisen Knacken. Er sah noch, wie die Perspektive kippte und die Treppenstufen sich rasend schnell seinem Gesicht näherten, dann schlug er auf den Steinstufen auf und überschlug sich. Sein Kopf dröhnte und sein Fuß fühlte sich an wie taub, als er die Augen wieder öffnete. Er lag auf dem Treppenabsatz im ersten Stock und konnte sich nicht rühren. Sein Körper schien völlig zerschlagen, selbst der vage Griff nach seinem Rucksack, der neben ihm lag und aufgegangen war, sodass der Inhalt sich über die Stufen und den Flur verteilt hatte, schmerzte. „Nein... Nein, nein... verdammt!“ Er stöhnte vor Schmerz, als er versuchte sich aufzusetzen und wusste im selben Moment, dass er unmöglich mit auf den Betriebsausflug kommen konnte. Er stützte den Kopf in die Hände und überlegte, was er tun sollte. Dann griff er nach dem Treppengeländer und zog sich daran hoch. Doch als er seinen rechten Fuß belastete, knickte dieser einfach weg und brennender Schmerz zog sich bis in seinen Kopf. „Ah...!“ Er ließ los und landete wieder auf dem Boden. Dann holte er sein Handy aus der Tasche und wählte Kyokos Nummer. Leider ging nach ein paar Mal Klingeln nur die Mailbox dran und er seufzte schwer. Dann sah er die Tür. Direkt gegenüber, am Ende des Flurs lag sie, die Tür mit der Nummer 101. Er wusste, dass hinter dieser Tür die Wohnung seiner neuen Bekannten Kanae Kotonami lag. Da auch sie schon einmal in einer Band mitgespielt hatte und auch ansonsten ähnliche Interessen hatte wie er, waren sie gleich nach ihrem ersten zufälligen Treffen im Treppenhaus ein Herz und eine Seele gewesen. Sie hatten sich noch am selben Abend zum Karaokesingen verabredet und er hatte sie eingeladen. Noch dazu war sie eine recht gute Sängerin und er war froh, seine Stimme endlich wieder zu benutzen, denn als Sänger, noch dazu wenn man so beliebt war wie er, sollte man eigentlich täglich trainieren. Während des Film-Projekts war das natürlich zu kurz gekommen, und so hatte er sich mit ihr zusammen ausgetobt. Auch die freie Stunde hatten sie gemeinsam verbracht und gesungen, bis er sie schließlich am frühen Morgen nach Hause in ihre Wohnung begleitet hatte. Kein Wunder, dass er verschlafen hatte. Aber jetzt spielte das eh keine Rolle mehr. Er war vollkommen bewegungsunfähig. Nur schwer wollte der Gedanke in seinen Kopf, dass er sich möglicherweise eine ernste Verletzung zugezogen haben könnte, und somit auch noch nach dem Dreh noch Probleme damit haben. Mühsam richtete er sich noch einmal auf und kroch dann auf allen Vieren zu ihrer Tür. Es war erst kurz nach Sieben, und er bezweifelte stark, dass sie schon wach war, aber er hatte keine Wahl. Er zog sich an der Türklinke hoch und auf einem Bein stehend betätigte er die Klingel. Erst nach dem dritten Versuch hörte er drinnen Schritte und kurz darauf öffnete sich die Tür und eine ziemlich verschlafene Kanae stand vor ihm. Allerdings hatte er den Türgriff loslassen müssen und klammerte sich nun mit schmerzverzerrtem Gesicht an ihrer Schulter fest. Sie musterte ihn, schien überhaupt nichts zu verstehen und sah ihn nur fragend an. Sho erzählte ihr, was passiert war. Kyoko trat einen Schritt nach vorne, dann noch einen. Dann blieb sie stehen. Vor ihr lag ein kleiner, rechteckiger Hinterhof. Rechts und links standen die hohen Häuser dicht an dicht. Und direkt vor ihr, auf der anderen Seite, da war es. Vor der aufgehenden Sonne, im blassen Licht. Es war ein kleines, gemauertes Haus, an dem Efeu emporrankte und die Fenster umrahmte, deren Scheiben schon gesplittert oder so verdreckt waren, dass man nicht hindurchsehen konnte. Um das Haus herum lag ein wilder Garten, alles war überwuchert und das Gras stand kniehoch. Schon seit langer Zeit hatte hier wohl niemand mehr gewohnt. Sie ging auf das Haus zu und fragte sich, ob das alles nur ein Traum war. Ein hüfthoher, morscher Holzzaun grenzte den Garten von der Straße ab, aber das Unkraut wucherte darunter hervor. Sie legte eine Hand auf das rauhe Holz. An manchen Stellen konnte man noch Spuren absplitternden Lacks erkennen. Sie atmete tief durch und strich über den Zaun. Ihre Hände kannten das Gefühl nicht, doch ihren Gedanken war die Berührung nicht fremd. Sie kannte diesen Ort, kannte ihn, ohne ihn je gesehen zu haben. Mit einem leichten Satz schwang sie sich über den Zaun und landete im tiefen Gestrüpp. Mit vorsichtigen Schritten ging sie durch den Vorgarten, auf das Haus zu, dann rechts daran vorbei, zwischen den überwucherten Mauern und einer hohen Hecke. Das Gras stand fast hüfthoch und sie musste kichern, als es sie an ihren Handflächen kitzelte. Ein sanfter Windhauch strich durch die Halme und ließ sie zittern, während ihr ihre Haare ins Gesicht fielen. Sie machte sich nicht die Mühe, sie zurückzustreichen. Inzwischen war sie sich fast sicher, dass es wirklich das Grundstück aus dem Brief war. Sie lächelte, als sie hinter dem Haus hervortrat und das Gras niedriger wurde, bis es nur noch zu ihren Knien reichte. „Genau so, wie ich es mir vorgestellt habe...“, flüsterte sie. Nach ein paar Schritten ließ sie ihre Tasche achtlos fallen und begann, sich im Kreis zu drehen. Genau, wie er es beschrieben hat, dachte sie belustigt, während sie sich rückwärts ins Gras fallen ließ und in den blassblauen Himmel aufsah. „Stell dir vor... du wärst hier...“, hauchte sie und drehte sich herum. Setzte sich auf und blickte sich um, aber niemand war da, sie war alleine in dem Garten, hinter dem alten Haus. Versunken in dem Augenblick, vergaß sie die Zeit und stromerte noch ein bisschen um das Haus herum, wie als wäre sie auf der Suche nach etwas. Aber alles lag unberührt und still da, und kein Hinweis auf die Anwesenheit eines Menschen tauchte auf. Erst als sie zur ihrer Tasche zurückkam, die immer noch auf der Wiese stand, warf sie einen Blick auf die Uhr. Entsetzt stellte sie fest, dass es schon kurz nach sieben war und wollte gerade losstürzen, als ihr etwas auffiel. Sie sah genauer hin und bemerkte, dass unter ihrer Tasche ein kleines, längliches Metallteil lag. Sie hob es auf, steckte es zu dem gelben Auftragszettel in ihre Tasche und rannte so schnell sie konnte in Richtung Zaun. Als sie kurz darauf den Parkplatz erreichte, war der Bus bereits im Anfahren begriffen und sie legte noch einen Zahn zu, um in einem letzten Spurt nach vorne zum Fahrer zu gelangen und ihm mit wildem Gestikulieren und Geschrei klar zu machen, dass er anhalten sollte. Völlig außer Atem ließ sie sich dann in einen der Sitze ganz vorne fallen. Sie hatte es geschafft. Sie brachte noch ein „Guten Morgen, Kasumi-san“ hervor, um die junge Frau auf dem Sitz neben ihr zu begrüßen, die die Kostüme zeichnete, dann bekam sie einen Hustanfall und ihre Stimme erstickte. Ich träumte vom Leben doch was ich fand selbst die die schweben hinterlassen Spuren im Sand Ich stellte mir Worte vor aber was ich vernahm ein Flüstern im Ohr und an Tiefe so arm Ich dachte an Lichter selbst in der Nacht und blasse Gesichter vergaß wie man lacht Ich sagte es zu mir ganz leise dass ich warten will begleite mich auf meine Reise nur in der Ferne ist es still Ich träumte von meiner Welt stille Wasser sind tief was mich hier hält ein orangener Brief Er hatte die Zeilen nun sicher schon zum zehnten Mal gelesen, aber er konnte nicht anders, als den orangefarbenen Zettel immer wieder aus seiner Tasche hervorzuholen und anzustarren. Immer noch nicht überzeugt davon, dass das, was er sah, real war. Er erkannte ihre Handschrift, leicht unregelmäßig und ein bisschen schief, spürte das Papier unter seinen Fingern, aber der Gedanke war immer noch nicht in seinem Kopf angekommen. Und noch weniger die Bedeutung. Sein Herz wusste schon längst, dass es Zustimmung war, nicht mehr und nicht weniger, aber sein analytischer Verstand ließ ihn nicht glauben, was er sah. Drei Tage hatte er gedacht, nichts würde passieren, keine Antwort ihn erreichen, am zweiten Tag hatte er zum letzten Mal unter der Fußmatte nachgeschaut, während sie mit ihren Kollegen vom Theater unterwegs war, um den Betriebsausflug zu feiern. Nachdem er nichts gefunden hatte, war er in seine Wohnung zurückgekehrt und hatte sich eingesperrt. Während Ren weiter auf die Zeilen starrte, spielte sich sein Morgen noch einmal vor seinen Augen ab. Er war schon um vier Uhr aufgewacht, hatte vergeblich versucht, wieder einzuschlafen und war dann mit einem unguten Gefühl im Magen und entgegen jeglicher Vernunft hinauf in den fünften Stock gestiegen. Vor ihrer Tür hatte er einen Moment innegehalten und sich selbst für sein dummes Verhalten gescholten. Dann hatte er die Fußmatte vorsichtig zur Seite geschoben, und da hatte er gelegen. Ein orangefarbener Umschlag, genauso wie er es sich ausgemalt hatte. Er hatte geblinzelt und sich in den Arm gekniffen, aber der Umschlag verschwand nicht. Es war keine Illusion seines übermüdeten Geistes, sondern die Wahrheit, und mit wachsender Aufregung war er zurück in seine Wohnung gelaufen, um endlich zu lesen, was ihm „seine“ Kyoko geschrieben hatte. Und als er die Zeilen las, hatte es sich fast angefühlt, als wäre all das nicht nur ein Spiel. Mit diesem wahnsinnig guten Gefühl war er schließlich in aller Frühe losgelaufen in Richtung des großen Parkplatzes in der Nähe des Theaters, wo Kyoko arbeitete. Erst geraume Zeit später, als sie Tokio bereits verlassen hatten und nun mit dröhnenden Motoren auf der Autobahn fuhren, zog Kyoko ihr Telefon aus der Tasche und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass sie zig SMS bekommen hatte und einige Anrufe verpasst. Nachdem sie festgestellt hatte, dass sie zweimal vom Regisseur des Theaters und sieben mal von Sho angerufen worden war, begann sie, sich die SMS durchzulesen. Wegen ihrer Verspätung hatte der Regisseur nachgefragt, ob sie noch kommen würde, aber das, was sie dann las, schockte sie wirklich. Hey Kyoko. Ich kann nicht mit auf den Ausflug, hab mir böse den Fuß verstaucht, war schon beim Arzt, Kanae versorgt mich. Sho Es folgten noch einige Nachrichten mit ähnlichem Wortlaut, in denen Sho ihr berichtete, was passiert war und ihr viel Spass am Meer wünschte. Sie hatte inzwischen ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil sie nicht bei ihm geklingelt hatte und fragte sich noch dazu, was sie jetzt drei volle Tage unternehmen sollte. All die anderen Leute, die im Bus saßen, kannte sie ja kaum und noch dazu fühlte sie sich als Kulissenmalerin ein bisschen fehl am Platz, da sie immer alleine arbeitete und so im Gegensatz zu allen anderen niemanden hatte, mit dem sie richtig reden und Spass haben konnte. Insgesamt waren 48 von den 50 zur Verfügung stehenden Plätzen belegt. Da das Theater nur etwa 25 feste Darsteller hatte, waren auch die Maskenbildner, die Kulissenschieber und die Techniker mit eingeladen worden. Natürlich freute sie sich, dass auch sie dabei war, aber ein leichtes Gefühl der Verlorenheit machte sich in ihr breit. Eigentlich hatte sie sich vorgestellt, ihre Zeit mit Sho zu verbringen, aber jetzt fühlte sie sich ziemlich allein. Noch dazu hatte sie ganz offensichtlich den Auftrag der Regie missachtet und Sho vor dem Ausflug nicht mehr verführt. Sie hatte ihn, um genau zu sein, auch garnicht mehr so oft gesehen. Er war zwar abends mit in der Bar gewesen, als sie seine Agentur gefeiert hatten, aber er hatte sich ihr gegenüber recht reserviert benommen. Sie überlegte, ob es vielleicht daran lag, dass er sich mit Kanae angefreundet hatte. Sie war nicht einmal eifersüchtig, aber der Gedanke gefiel ihr trotzdem irgendwie nicht. Obwohl Kanae ihre beste Freundin war. Obwohl sie sie auch auf diesem Ausflug gerne dabei gehabt hätte. Sie seufzte und erinnerte sich plötzlich an den Zettel in ihrer Hosentasche. Mit einem unguten Gefühl zog sie den Regieauftrag hervor. Sie haben ihren Auftrag mit wenig Überzeugungskraft verfolgt. In Zukunft wird mehr Genauigkeit von ihnen erwartet. Sollten sie den Erwartungen nicht gerecht werden... sehen wir uns gezwungen, sie zu verwarnen. Während des Ausfluges gelten folgende Richtlinien: Verfolgen sie ihr Ziel die ganze Zeit, da wir Ihnen keine weiteren Nachrichten zukommen lassen können. Halten sie Kontakt zu Sho Fuwa. Sie vermissen ihn. Sie sollten keine engeren Bindungen zu anderen Teilnehmern der Reise eingehen. Lassen sie sich nicht überraschen. Sobald sie wieder daheim sind, kümmern sie sich um Sho Fuwa. Ansonsten viel Spass. Sie atmete scharf aus und biss die Zähne zusammen. Sie hatte es tatsächlich soweit getrieben, dass die Regie verärgert war. Von jetzt an würde sie sich wohl keine weiteren Ausrutscher erlauben können. Na toll, dachte sie und zerknüllte den Zettel wütend. Sie kramte nun das Ding aus der Tasche hervor, das sie in der Wiese gefunden hatte. Bei genauerem Hinsehen stellte es sich als Deckel irgendeines Stiftes heraus. Es waren keine Initialen eingeprägt und auch sonst zierten keine signifikanten Merkmale den einfachen Metalldeckel. Nur ein feines, rotes Muster zog sich über den oberen Rand und verblasste dann weiter unten. Sie fragte sich, ob der Deckel wohl zu dem Stift gehörte, mit dem der Schreiber ihres Briefes geschrieben hatte. Nachdenklich durchwühlte sie ihre Tasche bis sie den Umschlag fand, der vor vier Tagen in ihrem Briefkasten gelegen hatte. Sie las den Brief noch einmal durch und lächelte. Sie mochte die Worte, mochte die Art, wie die Worte sie in einen Traum versetzten, der doch gefährlich nah an der Realität lag. Doch diese Nähe war ihr erst an diesem Tag bewusst geworden, als sie das Haus gefunden hatte. Wie es sich wohl angefühlt hätte, mit ihm dort zu sein? Sie fragte sich, wie er aussah, wie seine Stimme klingen mochte, aber in ihrer Vorstellung schien das Gesicht der Person vom Licht überblendet zu sein wie ein überbelichtetes Foto, sodass sie nichts erkennen konnte. Einen Moment lang blitzte ein Bild von Sho vor ihrem inneren Auge auf und sie zog kurzentschlossen ihr Handy hervor. Hi, sorry dass ich erst jetzt antworte, war in Eile. Gute Besserung, Kanae wird sich schon um dich kümmern, denk an dich, Kyoko PS: Hast du einen Stift mit schwarzem Metalldeckel, auf dem ein rotes Muster ist? Die Antwort folgte nur wenige Minuten später und sie lächelte. Wie erwartet war er völlig ahnungslos. Na das könnte ja heiter werden. Nicht nur, dass sie ihren Auftrag nicht richtig erfüllen konnte, sondern nun trat auch noch ein großer Unbekannter auf den Plan, dem sie Briefe schrieb. Sie wusste, dass er ihre Antwort bekommen hatte, denn an diesem Morgen hatte der Umschlag nicht mehr vor ihrer Tür gelegen, wo sie ihn am Vorabend plaziert hatte. Ob er die Antwort wohl verstanden hatte? Sie hoffte im Stillen, dass sie wieder einen Brief finden würde, wenn sie heimkäme. Aber vorher musste sie erst einmal drei langweilige Tage im Hotel überstehen, die so schön hätten werden können. Noch dazu machte sie sich doch ein bisschen Sorgen, dass Sho vielleicht ernsthaft verletzt sein könnte. Es hatte nicht geklungen als hätte er den Sturz nur gespielt... Sie gähnte und machte es sich in ihrem Sitz bequem. Der Grübelei überdrüssig geworden, schloss sie die Augen. ------------------------------------------------------------------------------- PS. Ach der arme Sho... was soll denn unsere Kyoko dann alleine auf dem Ausflug machen?? Aber... natürlich habe ich vorgesorgt... denn sonst wärs ja auch zu langweilig... udn da Sho jetzt "verhindert" ist... freie Bahn für Projekt Kyoko+Ren!!!!!!!!! cu^^ Kapitel 19: Tage am Meer ------------------------ Weihnachts- und „Bald-die-200-Kommi-Grenze-erreicht“- Special zu „Es ist Mai“ Also, ich dachte mir, nach so einer langen Pause lad ich mal wieder ein Kappi hoch, aber ich muss euch einiges gestehen und das erfahrt ihr im Special^^ Außerdem hab ich eine Umfrage geplant, aus purer Neugierde, um ehrlich zu sein, denn ich hab die Story schon fast komplett durchdacht, also werde ich eher nicht auf Wünsche bzw. Umfrage-Ergebnisse eingehen können. Außerdem wärs ja dann auch langweilig, nicht? Jedenfalls müsst ihr unbedingt alle bei der Umfrage mitmachen!! Aber dazu mehr am Schluss^^ Also dann: „Vorhang auf für das große „Es ist Mai“- Weihnachtsspecial!!“ .-*°°°*-._.-*°^°*-._.-+*^°^*+-._.-*°^°*-._.-*°°°*-. Kyoko: Ah, hi Marci^^! Ich: Kyoko-chaaan!!! *ihr um den Hals fall* Ich bin so unglücklich!! Soll ich dir erzählen, warum? Kyoko: Eigentlich frag ich mich eher, was diese pseudo-lustige Zeichenkette da oben soll!? Hast du was genommen? Hast du denn keinen Stolz? Ich: Wähhh!! Ich wollte das doch nur mal ausprobieren!! Glaub nicht, dass das zur Regel wird! *beleidigt wegguck* Außerdem wollte ich dir noch erzählen, warum…- Kyoko: Jaja, ich weiß, aber zuerst müssen wir beide noch mal gaanz schnell was klären!! *dämonenterror anfang* *teuflisch grins* WARUM ZUR HÖLLE HAST DU UNS JETZT SCHON FAST ZWEI MONATE LINKS LIEGEN LASSEN!??? Ich: *flücht und hintern nem Vorhang versteck* *sich mit der Tastatur in Matrix-Neo verwandel und allen Dämonen ausweich* *dann ganz cool wieder hochkomm* Kyoko: *grummel* Ich: Aber Kyoko-chan… Kyoko: Das „-chan“ kannst du dir sparn, du elende Verräterin!! Erst wochenlang nicht melden und jetzt ankommen und die beste Freundin mimen, das ist einfach nur… ehrlos! Ich: *losprusten will, aber es krampfhaft unterdrück* Aber… aber es tut mir wirklich schrecklich leid!! Ich hatte so viele Klausuren und außerdem hab ich doch diesen Jungen kennengelernt!! Und dann – das wollte ich dir eigentlich schon ganz am Anfang erzählen -… Kyoko: Papperlapapp! Was heißt denn hier Klausuren!? Das hat dich doch sonst auch nicht gestört!! Ich: Aber die 12 zählt fürs Abi! *und außerdem war mein PC drei Wochen lang in Reperatur!* Kyoko: Wie auch immer… Tatsache ist, dass du seit Oktober keinen Finger mehr an unserer Story gerührt hast… Stattdessen hast du herumgelungert oder dich im Selbstmitleid versenkt, weil *er* dich nicht wollte!! Ich: *schock* A-a-aber… w-woher weißt d-du das!??? A-Außerdem war das alles ganz anders!! Kyoko: Yashiro-san hats mir erzählt, du kennst du seien Neugierde… *grins* Ich: Aber um Mal ganz was anderes anzuschneiden… Es ist Weihnachten!! Kyoko: Stimmt^^ Aber was ist daran sooo besonders? *japanerin ist* Ich: Träumst du nicht auch von romantischen Spaziergängen, zu zweit im Sternenlicht durch den verschneiten Park? Und kleine Lichter überall, ein vereister See, du rutschst aus… Kyoko: …und fratzt hin!? Und was soll daran romantisch sein?? *voll angenervt* Ich: Nix hinfratzen!! Und er fängt dich natürlich auf! Und in seinen Armen schmilzt dein Widerstand dahin wie die Schneeflocke, die er dir von der Wange haucht. Eure Blicke verschmelzen wie euer Herzschlag in einer warmen Umarmung… *sabber* Kyoko: Marcella!! *mich an der schulter rüttel* Reiß dich gefälligst zusammen! Blick der Realität lieber ins Auge, als dich solch sinnloser, frühpubertärer Tagträumerei hinzugeben! Ich: Hach…. Kyoko: *resigniert aufseufz* Na guuut… und mit wem sollte ich deiner Meinung nach spazieren gehen? Ich: *leuchtende Augen krieg* *ein böses grinsen versteck und zu mir selbst murmel: „Endlich hab ich sie, wo ich sie haben wollte XDD“* Kyoko: … Ich: Vertraust du mir? Kyoko: Hm… versprich mir, dass du keinen Unsinn mit mir anstellst! Ich: Indianer-Ehrenwort! *finger hinterm rücken verkreuz* Kyoko: Also, was soll ich machen? Ich: Du musst mir ganz ehrlich beschreiben, wie deine ganz persönliche Romantik-Szene im verschneiten Park aussehen soll! Und natürlich gaaanz ausführlich erzählen, mit wem^^ Kyoko: Und dann…? Ich: Und dann schreib ich sie dir… das heißt, ich schreibe, dass du genau das totaal realistisch träumst! Und wenn du aufwachst, ist es vorbei, und du hast es trotzdem erlebt! Du kannst gewissermaßen deiner Fantasie freien Lauf lassen und alles tun, was du dich im echten Leben nie getraut hast! Du musst es mir nur erzählen *g* Na, was hältst du davon? Kyoko: *mich mit großen augen antstarr* A-also… ich weiß nicht… Ich würde zwar schon gerne, aber… bist du sicher, dass da nichts schief geht? Kann ich nicht eine Rückversicherung haben? *überleg*… Zeig es mir! Ich: Öhm… na gut… *sich ein beispiel ausdenk* Also *räusper* *an die tastatur setz* *story-modus einschalt* Während Kyoko noch mit Marcella redete, bemerkte sie gar nicht, dass die Tür aufging, und Ren eintrat, bis er ihr die Hand auf die Schulter legte. Ein wenig überrascht blickte sie nach oben. *wieder in Special-Modus umschalt* Kyoko: Ah, Tsuruga-san!! Ich hab sie gar nicht reinkommen hörn! *wieder in Story-Modus schalt* Doch im nächsten Moment wurde sich Kyoko darüber bewusst, dass außer ihr und Marcella niemand im Raum war. Sollte sie sich das eben etwas eingebildet haben? So besessen konnte ihr Geist doch gar nicht von ihm sein! Oder etwa…. Doch? Sie…- *von Kyoko gewaltsam wieder umgeschaltet wird* Kyoko: Okay, okay, ich habs kapiert! *rotwerd* Du musst das nicht weiter fortführen… Ich: *gotcha!* *rüber zu Yash lins, der wie immer hinter nem Vorhang versteckt ist, und ihm zuzwinker XD* Kyoko: Also… dann fang ich mal an zu erzählen! Schreib schön mit! Ich: *nick* *umschalt* --- An dem kalten Winterabend, genauer gesagt, am 24. Dezember hatte ich mich schließlich doch mit Ren Tsuruga getroffen. Mein bewundernswerter und irgendwie unglaublich faszinierender Sempai, der mir an einem Tag gehörigen Respekt einflößen konnte, und am nächsten so stur und kindisch sein, dass ich fast laut lachen musste. Er hatte mich so lange bedrängt und dafür gesorgt, dass weder Kanae noch Itsumi oder irgendeines der anderen Mädchen mich einladen konnte, bis ich schließlich zugesagt hatte, mit ihm an Heiligabend in ein gemütliches Cafe zu gehen. Er hatte mich um acht Uhr an meiner Wohnung abgeholt. Das lag nun fast vier Stunden zurück und langsam aber sicher neigte sich unser gemeinsamer Abend dem Ende zu. Wir hatten über Gott und die Welt geredet, ich hatte ihn sogar zu einem kleinen Essen überredet und nun schlenderten wir nebeneinander durch einen kleinen, schneeweißen Park. Die weißen Bäume und Büsche glitzerten sanft im Sternenlicht und ein kühler Wind ließ mich frösteln. Irgendwie waren wir in ein unangenehmes Schweigen verfallen. Ich steckte meine kalten Hände in die Manteltaschen und versuchte, mich noch tiefer in meinen Schal einzumummeln, aber es brachte nichts. Ich fror erbärmlich. Ren schien es zu bemerken und sah mich von der Seite an. „Mogami-san… ist dir kalt?“, fragte er schließlich und ich schüttelte hastig den Kopf. Am Ende würde er mir noch seinen Schal geben oder etwas ähnlich Zuvorkommendes tun und sich dann noch selbst erkälten! Das konnte ich auf keinen Fall zulassen. Allerdings konnte ich ein leichtes Zittern nicht unterdrücken und lief einen Schritt schneller, um es zu verbergen. Natürlich hielt er mit seinen langen Beinen locker mit. Als wir in der Mitte des Parks ankamen, war es schon fast Mitternacht und mit einem Mal breitete sich eine unheimliche und gleichzeitig sehr beruhigende Stille aus. Im Schnee fühlt man sich immer, als wäre die Zeit ganz weit weg, und jedes Geräusch nur ein fernes Echo… Eine verzauberte Märchenwelt umgab uns. Ich glaubte fast, eine Fee über der spiegelglatten Eisfläche des Teiches zu erblicken, auf der sich der Mond spiegelte, wie ein milchig weißer Schokoladentaler. Ich spürte, wie meine Schritte wie von selbst auf den Teich zusteuerten, seine Fußstapfen direkt hinter mir. Dann, vor der glatten, dunklen Fläche blieb ich andächtig stehen und lauschte auf die Stille um uns herum. Selbst in meinem Innern war es ganz still, als er neben mich trat und mit seinen undurchschaubaren, dunklen Augen in die Ferne blickte. Es war so still, dass ich mit einem Mal meinen Herzschlag hören konnte. Und dieses kleine Gefühl ganz tief in mir, irgendwo zwischen Einbildung und Kribbeln. Es flüstere mir etwas zu. Flüsterte, ich sollte nach seiner Hand greifen, die so verlockend an seiner Seite hing. Meine Rechte wanderte wie von selbst aus meiner Manteltasche an die kalte Luft und nahm fast unhörbar ihren Platz an meiner Seite ein. Meine Finger fühlten sich sofort wieder eisigkalt an, aber die Stimme ließ nicht locker. So schöne Hände… Der Gedanke hatte mich geradezu besessen! Und selbst wenn ich gewollt hätte, als ich langsam, ganz vorsichtig mit den Fingerspitzen nach seinem Handrücken tastete, hätte ich die Bewegung nicht mehr aufhalten können. Als ich ihn berührte, spürte ich, wie er kurz zusammenzuckte, aus Verwunderung, und sich dann, ohne mich anzusehen wieder entspannte. Meine Fingerspitzen wanderten seien Hand entlang, er erwiderte die Berührung, bis sich unsere Finger schließlich ineinander verhakt hatten. Ich spürte, wie die Kälte verflog. Aber vielleicht hatte ich sie über die Aufregung einfach vergessen. Und dann, als irgendwo eine Glocke anfing, ihren schwebenden Gong in die Nacht zu senden, zwölf mal, trafen sich unsere Blicke, verfingen sich ineinander. Ich sah die feinen, weißen Wolken, die sein Atem bildete, fuhr mit den Blicken seine markanten Gesichtszüge nach. Sie Wangenknochen entlang, über seine gerade Nase, die perfekt geschwungenen Lippen, die Augenbrauen… Sein Gesicht faszinierte mich plötzlich, so halb beleuchtet von silbrigem Licht, gab es seinem Charisma einen geheimnisvollen Anhauch, der mich absolut in seinen Bann zog. Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als ich die dunklen Haare betrachtete. Sie mussten sich weich anfühlen, ein paar Strähnen wiegten sich sanft in dem kalten Wind, schienen zu schweben. Alles schien zu schweben, schwerelos zu werden. Ohne es zu bemerken hatte ich unsere Hände nach oben geführt, wo sie, immer noch mit ineinander verhaken Fingern, auf Schulterhöhe verharrten. Auch seine andere Hand hatte ich ergriffen, sodass ich mich jetzt einfach hätte fallen lassen können, ohne Gefahr zu laufen, nicht von ihm festgehalten zu werden. Er fiel einfach mit seinem Blick in meinen, zerstörte den Augenblick nicht durch Worte. Herzschlag… Mein Herzschlag klang viel zu laut in meinen Ohren. Und mit einem Mal, wie von Zauberhand hatte er mich mit seinem Blick gefesselt. Und bevor ich mich versah hatte er mich einmal herumgedreht und so heftig nach vorne gezogen, dass kein Abstand mehr zwischen uns war, als ich in seinen Armen landete. Seine Körperwärme durchflutete mich ungehindert, wie ein Beruhigungsmittel und als das leise Klingen der Kirchturmuhr aus der Ferne verklang, war es so still, dass ich seine geflüsterten Worte in meinem Herzen hören konnte. „Lass nicht los… Kyoko…“ Allein in der Betonung meines Namens lag soviel Gefühl, dass mir ganz anders wurde. Ich blickte ihm immer noch in die Augen, schon längst verloren, verirrt in ihnen. Sein Atem fühlte sich heiß an, als er sich zu mir herunterbeugte und mir einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte. Eine so flüchtige Berührung, die dennoch einen so starken Widerhall in mir auslöste, dass ich die Gefühlslawine, die folgte, nicht mehr kontrollieren konnte. Und mitten im Mai stand ich in meiner schneeweißen Märchenwelt und küsste den Mann, in den ich mich ganz unbemerkt verliebt hatte, sanft auf die Lippen. --- *mit einem schweren Seufzer wieder in den Special-Modus umschalt* Kyoko: *voll abwesend dasitz und mit offenen Augen träum* Ich: Kyoko, aufwachen! *auwaia, das sind fast zwei Seiten geworden!* Kyoko: Äh… *realisier* UWAHHHHHHHH!!! Ich: *alles aufm PC gespeichert hat* Ich wusste es ja von Anfang an… Kyoko: D-das ist nichts so wie du denkst!! I-ich bin in Wirklichkeit gar nicht in ihn verliebt… es war nur so dass… weil er halt irgendwie einfach er erste war, der mir eingefallen ist… und nur für den Traum… ohne Bedeutung!!! *knallrot* Ich: Ich hab übrigens noch ein Extra für dich… *yash zugrins* Kyoko: Was denn? Ich: Hier bitte^^ *ihr einen kleinen, weißen Zettel reich* Kyoko: *einfrier* Ich: *bye bye und abhau* Kyoko: „Sobald Marcella zusammen mit Yashiro den Raum verlassen hatte, um Kyokos interessante und überaus aufschlussreiche Geschichte dem gespannten Präsidenten Rory Takarada vorzulegen, der sich den ganzen Plan ausgedacht hatte, öffnete sich die Tür und Ren Tsuruga trat ein. Kyoko blickte erschrocken von dem weißen Zettel auf und…“ Tür: *klack* Kyoko: *aufblick* Ren: Oh… Mogami-san… Kyoko: *erst Ren anstarr, dann auf den Zettel lins* „…schaute erst einen Moment lang sprachlos zu Ren hinüber, bevor sie beschloss, den Zettel zu Ende zu lesen. Ihre Augen flogen über die Zeilen: `Sie suchte seinen Blick. In seinen Augen konnte sie erkennen, dass er denselben Traum geträumt hatte. Es stand ihm übers ganze Gesicht geschrieben. Seine Augen waren wie ein offenes Buch und was sie darin las, ließ ihr abwechselnd heiße und kalte Schauer über den Rücken laufen. Weil ihre Welt genauso verquer war, wie ihr Traum, den sie im Mai geträumt hatte, von Schnee und Weihnachten. Denn in ihrer verqueren Welt hatte Marcella den Text live übers Internet an Ren geschickt, der im selben Augenblick im Nebenzimmer am Bildschirm geklebt und jedes einzelne Wort mitgeträumt hatte. Doch ob der Traum in sieben Monaten wahr werden würde, oder ob die Kulisse für dieselbe Szene vielleicht doch statt dem Park im Winter nur ein einfaches Zimmer in der Agentur im Mai war, das konnten nur die beiden wissen…’ --------------------------------------------------------------------------------------------------------- --------------------------------------------------------------------------------------------------------- So! Nach diesem Special, das ja jetzt, angetrieben von meiner verrückten Fantasie fast schon ein eigenes Kappi ist, kommen wir zur eigentlichen Story (ich hoffe, es hat euch nicht zusehr genervt und euch vielleicht sogar gefallen…)! Hier ist Kap 19 für euch!! Mal sehn, ob ihr diesmal schon die 200 knackt!! Und am Schluss schön die Umfrage mitmachen!!! Also Viel Spass beim Lesen, eure ShahRukh Khan – Verrückte Marcella --- Yashiro, Rory und einige andere Angestellte von LME hatten bereits in dem Hotel eingecheckt. Es trug den hübschen Namen „Atlantis“ und gehörte zu einer ziemlich teuren Hotelkette. Die Zimmer für die Theaterleute waren allesamt luxuriös und mit Balkon. Er hatte sie selbst ausgewählt. Für die Dreharbeiten war selbstverständlich das gesamte Hotel gemietet und alle Bewohner informiert worden und aufgrund der Tatsache, dass sie schon öfter mit der Kette zusammengearbeitet hatten, war ein Freundschaftspreis ausgehandelt worden. Der Präsident war sowieso der Meinung, dass ein bisschen Urlaub ihm mal wieder guttun würde und so hatte er beschlossen, seine Schützlinge zu begleiten. Außerdem war er einfach zu neugierig als dass er das Ganze den Kameraleuten hätte überlasen können. Yashiro war ebenfalls sofort Feuer und Flamme gewesen und auch seine Enkelin war dabei. Sie wollte ihrer „großen Schwester“ Kyoko natürlich nicht von der Seite weichen „in ihrem Kampf gegen die Versuchung“, wie sie sich ausdrückte. Was Maria damit meinte, war ihm allerdings nicht ganz klar. Er hoffte, dass die Schauspieler nicht unbedingt etwas von ihrer Anwesenheit bemerken würden. Am Ende würden sie dadurch noch das Spiel beeinflussen. Er selbst hatte seine Luxussuite im obersten Stockwerk des Hotels ausgesucht, sodass er den freien Meerblick geniessen konnte. Auch die anderen Teammitglieder würden ganz oben untergebracht werden, so waren sie alle zusammen. Es war alles perfekt geplant. Er grinste schief. Trotzdem war er sehr gespannt auf all die unerwarteten Überraschungen, die sich in diesen drei Tagen ergeben würden. Aber noch waren die anderen nicht eingetroffen... Kyoko wachte erst wieder auf, als das stetige Motorengeräusch verstummte. Der Platz neben ihr war verlassen und sie sah sich müde um. Die anderen waren alle dabei, aufzustehen und strömten zu den Ausgängen. Anscheinend machten sie eine Pause. Draußen schien die Sonne und es war ziemlich warm geworden, sodass sie ihre Jacke achtlos auf den Sitz warf, bevor sie den anderen nach draußen folgte. Nachdem sie den Bus verlassen hatte, sah sie sich zuerst einmal auf dem weitläufigen Parkplatz um und entdeckte ein Rastplatzrestaurant. Jetzt spürte sie auch das hungrige Ziehen in ihrem Magen und ging nochmal zurück, um ihr Portemonnaie zu holen. Sie lief zwischen den Sitzreihen entlang und kramte es aus ihrer Reisetasche an ihrem Platz. Dann drehte sie sich um, aber gerade als sie wieder die Stufen nach unten aus dem stickigen Bus hinauslaufen wollte, blieb ihr Blick an etwas hängen. Ganz hinten in der letzten Reihe, saß noch jemand. Sie überlegte, ob er wohl schlief und ging los, um ihn zu wecken. Dann stockte sie und hielt inne. Das konnte nicht wahr sein! Mit der Überraschung trat auch ein deutliches Gefühl der Erleichterung ein und sie spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Als sie dann vor der schlafenden Person stand, die wohl ganz alleine gesessen hatte, denn der Platz daneben war übersät von Büchern und losen Zetteln, atmete sie tief durch und flüsterte dann: „Tsuruga-san... aufwachen, wir machen Pause...“ Er rührte sich nicht und sie betrachtete sein schlafendes Gesicht. Seien dunklen Haare fielen ihm in die Stirn, sein Scheitel war durcheinander und sein Kopf ruhte seitlich am Fenster. Das Sonnenlicht fiel strahlend hell auf seine Züge, wie bei einem überbelichteten Foto. Ihre Gedanken stockten einen Augenblick, so als hätte sie dasselbe schon einmal gedacht, aber sie wusste nicht mehr, wann. Sie musterte seine Hände, die halb um ein Buch geschlossen waren. Er hatte wirklich große Hände. Vorsichtig legte sie ihre eigene Hand neben seine. der Unterschied war deutlich. Sie lächelte nachdenklich und dachte an das Gefühl, als er ihre Hände festgehalten hatte, nachts auf dem Gang und auf dem verregneten Dach. Sie bemerkte erst nicht, dass er die Augen aufschlug, dann trafen sich ihre Blicke und sie schrak zurück. „Ah! Sie... sie si-sind wach...“. stotterte sie verlegen wie ein Kind, das man bei einer verbotenen Tat ertappt hatte. Ren blickte sie nur schlaftrunken an und sagte nichts. Schließlich meinte er: „Mogami-san... Ich hab dich vorhin garnicht gesehen...“ Sie grinste. Das war ja auch kein Wunder, so überstürzt wie sie angekommen war. „Und warum sind sie hier?“, fragte sie. Erst jetzt wurde ihr klar, dass dieser Umstand ein wenig verwunderlich war, denn Tsuruga-san war überhaupt nicht am Theater tätig. „Oh... ich wurde eingeladen, weil ich das Drehbuch geschrieben habe... Ich mein, irgendwie muss man ja sein Geld verdienen.“ Er lächelte und stand dann auf. Mit einer fahrigen Bewegung strich er sich die Haare aus dem Gesicht und räusperte sich. „Hast du auch Hunger?“ Kyoko nickte nur. Sie wusste auch garnicht, was sie hätte sagen sollen. Mittags erreichten sie schließlich das Hotel. Kyoko hatte während der restlichen Fahrt hinten neben Ren gesessen, immerhin waren sie Nachbarn. Ihr Gepäck wurde von einigen Hotelbediensteten in die Vorhalle getragen und sie hatten beim Aussteigen genügend Zeit, sich erst einmal umzuschauen. Das Hotel lag in Form einer Sichel, mit der Wölbung zum Meer hin nur ein kleines Stück vom Strand entfernt auf einem Felsvorsprung. Er war gerade mal drei oder vier Meter hoch, aber der Blick, der sich bot, war dennoch grandios. Kyoko konnte ein leises „wow“ nicht unterdrücken, als sie neben Ren in Richtung des Eingangs ging. Um sie herum lag ein hübsch angelegter Park, der von sauberen, weißen Kieswegen durchzogen war. Sie blickte sich mit großen Augen um, bewunderte das architektonisch recht ausgefallene Gebäude und betrat schließlich immer noch im Rausch des hier angesammelten Wohlstandes die Lobby. Auch im Innern war das Hotel luxuriös und sie fragte sich langsam, wer ihren Aufenthalt hier in Wirklichkeit finanzierte, denn die Zimmer waren sicher ziemlich teuer. Auch die anderen Teilnehmer staunten nicht schlecht und inzwischen kam auch bei Kyoko die vermisste Urlaubsfreude auf. Sie hatte nicht nur jemanden zum Reden gefunden, sondern würde auch drei volle Tage in einem Luxushotel wohnen, kostenlos! Sie strahlte vor sich hin und bemerkte kaum, dass der Regisseur bereits die Zimmer verteilte. „Entschuldigen sie, könnten sie vielleicht auch meinen Schlüssel abholen? Ich muss kurz zur Toilette“, sagte sie dann an Ren gerichtet. „Ja... Ich warte hier auf dich...“, meinte der nur und ging los um zwei Schlüssel zu holen. Kyoko hingegen stapfte los in Richtung Toilette. Als Kyoko wieder aus den Toiletten kam, die nicht weniger edel aussahen als der Rest des Gebäudes, waren die anderen schon losgezogen, um ihre Zimmer zu begutachten, manche hatten sich auch entschieden, zuerst den Strand zu erkunden, nur Ren stand noch ziemlich verlassen zwischen dem Eingangsschalter und den gemütlich wirkenden Sofagarnituren im hinteren Teil der Halle. Sie grinste verlegen und verschwieg ihm, dass sie von dem Luxus so überrumpelt gewesen war, dass sie sich erst stundenlang in den mit goldenen Rahmen verzierten Spiegeln betrachtet hatte, bevor sie wieder herausgekommen war. Aber der echte Ren Tsuruga kannte sie ja nun schon recht lange und wusste um ihre Vorliebe für Schminke, Kleider und alle anderen Dinge, die sie sich vor ihrem Einstieg bei LME nie hatte leisten können. Er wusste allerdings immer noch nicht genau, was das Mädchen mit Fuwa verband und was aus ihrer Rache geworden war. Genausowenig wie er wusste, dass sie sein guter Kumpel Bou, der Hahn war und genausowenig wie sie wusste, dass er ihr einstiger Kindheitsfreund „Koon“ war, den sie so vermisste. Zusammen stiegen sie die leicht geschwungenen Treppen nach oben in den ersten Stock und entschieden sich dort dann doch, den Aufzug zu nehmen. Kyoko mochte Aufzüge nicht besonders. Als das Licht zum vierten Stock blinkte und die Türen sich öffneten, traten sie aus der Kabine in einen breiten, leicht gebogenen Flur, der sich wie angegossen an die Sichelform des Gebäudes anschmiegte. Rechts und links lagen die Türen mit den Nummern 205 bis 285. Ihre eigene Nummer wusste sie allerdings immer noch nicht, da Ren die Schlüssel in die Tasche gesteckt hatte. Vor der Tür mit der Nummer 241 blieb er schließlich stehen und reichte ihr einen Schlüssel. Während sie aufschloss und sich nochmal kurz bei ihm bedankte, fiel ihr auch auf, dass noch ein paar andere Türen auf dem Flur aufstanden, die wahrscheinlich anderen Theatermitarbeitern gehörten. Sie vergaß Ren sofort über die Inspektion ihrer Suite. Es war nicht unbedingt zu luxuriös, aber ziemlich groß und elegant möbliert. Zuerst kam man ins Wohnzimmer, das einen Fernseher und eine große Couch sowie zwei Sessel zu bieten hatte. Gegenüber der Eingangstür lagen große, gläserne Schiebetüren, die auf den Balkon hinausführten. Sofort ließ Kyoko ihre Handtasche auf einen der Sessel fallen und schob begeistert die Balkontüren auf. Sie trat hinaus in die heiße Mittagssonne und die Aussicht verschlug ihr fast den Atem. Man hatte einen weiten Blick über die Hotelanlagen, den Park, der an den Felsen endete und die Wege, die hinunter zum Strand führten. Von oben betrachtete konnte man erkennen, dass das Hotel an einer riesigen Bucht lag, die sich bestimmt mehrere Kilometer in die Breite erstreckte und von immer weiter ansteigenden Klippen begrenzt wurde. Unten am Strand verlief sich ein breiter Dünenstreifen langsam in einen flachen, von Handtüchern und Sonnenschirmen übersäten Sandstrand. Sie konnte die Menschen im Wasser beobachten, die labyrinthartigen Pfade durch das rauhe Dünengras mit den Augen verfolgen und ganz weit draußen über dem blauen, blauen Meer den verwaschenen Horizont sehen. Ein leichter, erfrischend kühler Wind strich dort draußen über die Dünen und ließ auch ihr ein paar Haarsträhnen ins Gesicht fallen, es schmeckte nach Meer. Der Geruch weckte so viele Erinnerungen in ihr, dass sie sich mit beiden Händen am steinernen Geländer festhielt, fast so als hätte sie Angst, in all den Bildern und Lebenssequenzen davongespült zu werden. Es waren so viele Eindrücke aus ihrer Kindheit... Ihr einziger Ausflug mit Sho und ihren damaligen Gasteltern aus dem Ryokan, ihr Treffen mit Koon, so viele schöne Erinnerungen, die retrospektiv betrachtete einen bitteren Beigeschmack hatten. Sie seufzte und beugte sich weit vor, um einen Blick auf den benachbarten Balkon zu werfen, von dem sie durch ein buntes Segeltuch als Sichtschutz getrennt war. Auf der linken Seite war eine Mauer. Außerdem hatte sie ganz offensichtlich ein Zimmer, das fast genau in der Mitte der Wölbung des Gebäudes lag und somit einen von den anderen Zimmern aus kaum einsehbaren Balkon. Überall um sich herum konnte sie leise Stimmen hören und fragte sich plötzlich, wo eigentlich Tsuruga-san geblieben war. Sie hatte ihn vollkommen vergessen! Aber bevor sie ihn suchen würde, waren erst einmal die verbleibenden Zimmer dran. Das Badezimmer hatte eine große Badewanne und eine Dusche, sowie zwei Waschbecken und eine Toilette. Auch hier waren die Spiegel golden eingerahmt. Ihr Schlafzimmer war mit dem Wohnzimmer verbunden und bot ein Doppelbett, einen hohen Wandschrank und Nachtschränkchen mit Wecker und Telefon. Dann entdeckte sie auch ihre große Reisetasche, die wohl schon ein Hotelpage hochgebracht hatte. Nachdem sie die wichtigsten Sachen ausgepackt und im Zimmer verteilt hatte, bemerkte sie die Tür. Ihr Bett stand ein Stück neben der Balkontür und in der Mitte des Wohn- und Schlafzimmers, an der rechten Wand lag noch eine Tür. Sie drückte neugierig die Klinke herunter, aber sie war verschlossen. Das wunderte sie nun doch ein bisschen. Sie klopfte und horchte auf Geräusche von der anderen Seite, obwohl es ihr seltsam vorkam. Am Ende war das nur der Raum, indem die Ersatzbettwäsche lag... Einen Moment lang geschah auch tatsächlich nichts, doch dann wurde die Tür plötzlich von der anderen Seite schwungvoll geöffnet und sie stolperte völlig überrumpelt nach vorne, direkt in die Arme eines gewissen jungen Mannes, der das Nebenzimmer bewohnte. Eigentlich war es ein Familienzimmer und die Verbindungstür diente dazu, zum Beispiel zwischen Eltern und Kindern zu trennen, aber Ren hatte sich bei der Schlüsselausgabe damit einverstanden erklärt, da man von innen abschließen konnte. Nachdem sich Kyokos erste Ungehaltenheit darüber, dass sie gewissermaßen ein Doppelzimmer mit Ren Tsuruga teilte, gelegt hatte, inspizierte sie auch sein Zimmer und stellte fest, dass es genauso geschnitten war wie ihr eigenes. Auch in der Einrichtung unterschieden sie sich nicht. Ren nahm alles eher gelassen hin, wie es typisch für ihn war, selbst in seiner Rolle. Was die beiden jedoch nicht ahnen konnten, war dass Rens Manager Yashiro sich ein bisschen selbständig gemacht hatte und den Regisseur extra gebeten, den beiden diese Zimmer zuzuteilen. Immerhin sollte Ren endlich aus seinem selbstgebauten Käfig ausbrechen, und was könnte dabei wohl hilfreicher sein als ein romantischer Kurzurlaub am Meer? --- Ich merke gerade, dass das Kappi total nichtssagend ist... vielleicht update ich 20 auch noch diese Woche, zu Sylvester XD-- Und nun, abgesehen davon, dass ich mich total über ein paar Kommis und ganz speziell über Feedback zu dem Special (das ich selbst sehr mag), freuen würde, erklär ich die Umfrage: Also, ich habe drei Fragen an euch. Zu jeder Frage gibt’s eine Zahl oder einen Buchstaben und ihr müsst nur die auswählen, die euch am liebsten sind und irgendwo im Kommi/ in einer ENS unterbringen^^ z.B. a) soll Ren am Ende sterben? b)… 1) soll Kyoko Yash küssen? 2)… X) soll Maria eine Katze kriegen? Y)… Und da wählt ihr dann aus, was euch am besten gefällt (könne auch mehrere sein und schreibt in diesem Beispiel: „a1X“ Ich finde es nämlich echt spannend, mal eure Meinung zu meinen Fragen zu erfahren… das interessiert mich schon die ganze Zeit!! Also bitte!! Frage „Pairings“: Was für Paare wollt ihr gerne in der Story haben? (heißt nicht, dass ich das auch so mache, es steht eh schon fest, aber ich muss das einfach mal wissen!!^^) 1) Kyoko/ Ren (is ja irgendwie klar) 2) Sho/ Kanae 3) Yash/ Kanae 4) Sho/ Kyoko 5) Ren/ Kanae 6) keins außer Ren/ Kyoko^^ 7) anderes (z.B. Yash/ Ren XD) Frage „Ende“: Was hättet ihr gerne für ein Ende (könnt natürlich auch was ausdenken und hinschreiben, wäre echt gespannt, ob jemand das „echte“ Ende errät^^)? a) Ren und Kyoko küssen sich b) Es gibt eine Lemon-Szene mit den beiden c) Hochzeit d) Selbstmord e) es endet traurig und sie kommen nicht zusammen f) Kein Kitsch!! Weder Küsse noch Tod! Am besten ganz sanft und romantisch mit offenem Ende!^^ Und zu Guter letzt, was mich am meisten interessiert… Frage „Charas“: Was ist euer Lieblingschara in dieser FF, also nicht in original-SB, sondern in der Story???? K) Kyoko R) Ren S) Sho Y) Yashiro T) Takarada M) Miss Menno (Kanae) So, das wars!! Ich bin ja mal gespannt, ob überhaupt jemand sich die Mühe macht, mein ganzes Gelaber durchzulesen *heul* Trotzdem, bei allen, die sich die Mühe machen, möchte ich mich schon mal im Voraus ganz herzlich bedanken, und Weihnachten ist ja nur einmal im Jahr!! Also, Frohe Weihnachten und alles Liebe!!! Eure Marcella PS: ES tut mir sooo schrecklich Leid, dass ich euch nerve!!!! Und dass ich imemr alles so kompliziert mache und... VERGEBT MIR!!!!! PPS: @dama-chan: thx für die kommis, hat mich total gefreut, dass du alle Kappis extre kommentiert hast!! (Natürlich auch allen anderen ganz doll DANKE!!) Kapitel 20: Gefühle wie Sand ---------------------------- Hi!! Erstmal ein RIESIGES Dankeschön an euch alle, meine lieben Leser udn Kommi.schreiber!! Wir haben (oder nein: IHR habt) die 200-Kommi-Grenze erreicht!!! Pünktlich zum neuen Jahr^^ Und deshalb gibts auch heute (ich schreibe das am 31 Dez...) das nächste Kap!! Hach... obwohl Ferien sind hab ich nicht weitergeschrieben.. ich fühle mich richtig schlecht. Ich glaube, wenn das so weiter geht, dann brech ich die Story ab, ABER ich denke, dass das KreaTIEf irgendwann endet, also habt Nachsicht... Außerdem hab ich noch 4 Kaps auf Lager... Noch dazu muss ich gestehen, dass ich nebenbei zu den Sesshoumaru/erwachseneRin (inuYasha)Fans udn FFs übergelaufen bin *drop* Die Umfrage aus dem letzten Kap war übrigens sehr aufschlußreich udn hat mich zu ein paar neuen Ideen inspiriert! Und hier die Ergebnisse: Eure Lieblingspairings waren ganz deutlich Ren/Kyoko und Kanae/Sho (was ich ja eigentlich nicht "in real" vorhatte, aber wenn soviele das wollen... denk ich mal scharf drüber nach XD) Bei den Lieblingscharas wart ihr euch ziemlich einig, dass Ren die Nummer 1 ist, dicht gefolgt von Kyoko (*ich denke übrigens dasselbe* *freu*) Un die letzte Frage, welches Ende ihr wollt... das war schon etwas schwieriger^^ Also heiraten wollte ich sie eh nicht lassen, und man konnte euren Kommisd ja entnehmen, dass das zuviel des Guten wäre^^ Die meisten wollten Küssen oder LEMON (ahhrg, als ob ich sowas schreiben könnte!!! *nicht dass ich nicht will... aber ich hab keine erfahrung *heul**) Hm, aber mal sehen, was sich in der Hinsicht machen lässt, hehe... Immerhin vergeht ja noch ein bisschen (ein bisschenn viel, wies im Moment ausschaut) Zeit, bis ich dasb Ende schreibe, vielleicht bin ich bis dahion schlauer^^ Und ich hab jetzt ungefähr im Kopf, was passiert, speziell der "Film" ist schon fertig durchdacht... Und das hab ich nur euch mit euren coolen Ideen zu verdanken!! Ach ja: zur Feier von 200 Kommis: Vielen Dank @ antuh-chan, die mir meinen ersten Kommi hinterlassen!! *knuddel* @ Yume4, die mir schon so lange treu ist^^ @ Miyuu, meine liebe Schreiber-Kollegin, die immer so gute Kritik mitbringt udn öfters mal voraus liest *g* @yura19, die den 200. Kommi geschrieben hat (100. weiß ich nicht mehr XD) @ Poripori, goldenchie (die immer so schön konstruktiv kritisiert!!), Dama-chan, die Darkies, Ren_Tsuruga *schmacht*, tea18, soul_melon, namissister, sweety_sue, Koisi_chan, Tsukasa_Kozuki, makisai , die mir schon so oft Kommis geschrieben haben und @ alle anderen, die ich jetzt namentlich nicht aufgezählt hab (hab euch nicht vergessen!!!) @ Tsukasa_Kozuki: Für das Hotel gibts (leider) keine Vorlage, sonst hätt ich ja dort Urlaub gemacht *schmelz*, aber es freut mich, dass es dir gefällt, ich liebe es auch^^ Wer noch benachrichtigt/ oder nicht mehr benachrichtigt werden will, schreibt mir! Und jetzt, nach meinen ganzen Gelaber, Ein Frohes Neues Jahr wünshc ich euch allen!!!! und hier das nächste Kap (mit ein bisschen Kanae/Sho im Film udn Ren/Kyoko real (!?) Fluff (<- =von den InuYasha-FFs geklaut, "süße/ romantische Szenen")), ich hoffe diese Szene macht das Kapitel ein bisschen substanzieller als das letzte..., viel Spass beim Lesen^^ eure Marcella -------------------------------------------------------------------------- Später versammelten sich alle in einem der Speisesäle, nahmen einen kleinen Snack zu sich und der Regisseur verkündete ihnen, nachdem er sein großes Bedauern über Shos Verletzung zum Ausdruck gebracht hatte, fröhlich, dass es an diesem Abend einen Ball geben würde, zu dem alle herzlich eingeladen seien. Vom Hotel organisiert und mit Live-Musik, ein allmonatlich feststehender Wochenend-Programmpunkt des „Atlantis“ und sie hatten zufälligerweise das Glück, gerade zum richtigen Zeitpunkt angekommen zu sein. Kyoko freute sich schon darauf. Sie hatte zum letzten Mal als Kind bei Shos Eltern getanzt, die es ihr beigebracht hatten, neben tausend anderen Dingen, wie der Teezeremonie, die die Tochter eines traditionellen Ryokans beherrschen musste. Noch dazu war es eine Freiluftveranstaltung auf der großen, weißen Terrasse, die sich neben dem Pool in die Höhlung der Hotelsichel fügte. Am Ende der Besprechung verlief sich die Gruppe schnell. Sie selbst wusste garnicht, wo sie anfangen sollte, sich umzusehen, weil so viele Freizeitangebote lockten. Am Ende entschied sie sich, im Meer schwimmen zu gehen und überredete Ren, mitzukommen, obwohl er sich, wie sie vermutete, lieber alleine in sein Zimmer gesetzt hätte, um zu schreiben. Der echte Ren dagegen hätte sicher Spass am Schwimmen. Außerdem hatte sie keine Lust, alleine zu gehen. Am Nachmittag hatten sie also ihre Handtücher auf den Ausläufern einer kleinen Düne ausgebreitet und Kyoko cremte sich vorsorglich mit Sonnenmilch ein. Sie blickte zwischendurch fragend zu Ren hinüber, aber der saß nur verdrossen in seinen halblangen, schwarzen Badehosen und einem weißen Hemd auf seinem Handtuch. Wenn sie allerdings nicht auf ihn achtete, betrachtete er sie, ihren schönen Körper, ihr Gesicht, ihre Hände, alles. Er hätte sie am liebsten in die Arme genommen und nicht mehr losgelassen, mit seinen Händen in ihrem Haar... „...-san? Tsuruga-san?“, drang plötzlich eine Stimme in seine Gedanken. „Ah... Äh... was ist?“ Kyoko runzelte kurz die Stirn, ging aber kommentarlos über seine Abwesenheit hinweg. „Wollen sie nicht ins Wasser?“, fragte sie und er schüttelte schnell den Kopf. „Ach nein, das kann doch nicht angehen! Wozu sind wir denn hier!?“, rief sie gespielt wütend und sprang auf. Sie griff energisch nach seiner linken Hand und zerrte solange daran, bis er sich aufrappelte. Sobald er stand, schleifte sie ihn hinter sich her zum Wasser, sosehr er sich auch sträubte. „He.. Hey! Moment mal! Was hast du vor!?“, protestierte er, aber sie ließ sich nicht beirren. „Das werden sie schon sehn!“, war alles, was sie sagte. Ren spürte, wie der Sand nasser wurde, dann schwappte kaltes Wasser über seine Füße. Sie hatte doch nicht vor, ihn ins Wasser zu zerren! Er hatte immer noch sein teures und einziges Armani-Hemd an, und dieses Mädchen war drauf und dran, ihn damit ins salzige Meer zu ziehen. Er hielt an. Kyoko zog weiter, aber er lehnte sich dagegen und ein Gerangel entbrannte. „Sie sind doch schon fast drin, ist doch egal!“ „Nein! Du machst mein schönes Hemd kaputt!“ „Ach was, das hätten sie sich vorher überlegen müssen, außerdem kann man das waschen! Sie sind doch kein Warmduscher, ziehen sie es halt aus!“ Bei diesen Worten spürte sie, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Warum musste dieser Mensch auch so gut aussehen? Und warum musste sie auch unbedingt mit ihm an den Strand gehen? Er hielt sie eisern am Handgelenk fest und sie hatte seinen Arm gepackt, aber es gelang ihr nicht, ihn umzuwerfen. Als er schließlich Anstalten machte, doch noch zurück ins Trockene zu flüchten, wusste Kyoko schon, dass sie keine Chance hatte. Er war viel größer und stärker als sie. „Also, ich geh jetzt wieder raus. Genug gebadet“, sagte er nüchtern. „Wie gemein! Sie sind doch gerade mal bis zur Hüfte drin!“, quengelte Kyoko, „Sei doch kein Spielverderber, Ren!“ Sie stockte und starrte ihn entsetzt an. Er hatte ebenfalls mitten in der Bewegung innegehalten. Warum zur Hölle hatte sie ihn beim Vornamen genannt!? Diese Frage stellten sich beide im selben Augenblick. Kyoko wurde rot und wich seinem Blick aus. Er hatte es immer noch nicht ganz verarbeitet. „Was... was hast du gerade gesagt?“ Er klang vollkommen fassungslos. Kyoko konnte ihn nicht ansehen, als sie leise erwiderte: „Ich sagte... Sei doch kein Spielverderber... Ren...“ Dann machte sie einen schnellen Schritt nach vorne und stürzte sich mit ausgestreckten Armen auf ihn. Von der Attacke überrumpelt landete Ren schließlich doch im Wasser und rieb sich die brennenden Augen. „Bist du verrückt!?“, rief er entsetzt und sah an sich herunter. Kyoko kam prustend wieder an die Wasseroberfläche und grinste. „Wieso? Geben sie doch einfach zu, dass sie Spass haben!“ Und mit einem Satz war sie wieder unter Wasser und tauchte davon, allerdings nicht, ohne ihn vorher noch einmal komplett nass zu spritzen. Und irgendwie konnte er in diesem Moment nicht anders, als ihre Herausforderung anzunehmen. Der Schriftsteller Ren, der Schauspieler Ren und selbst der unterdrückte, besitzergreifende Ren, den sein Gentleman-Image verbat, waren sich in diesem Punkt vollkommen einig. Er lächelte. Denn es fühlte sich einfach zu gut an. Wieder im Hotel angekommen, duschte Kyoko ausgiebig, um sich dann der Auswahl ihres Outfits für den Tanzabend zu widmen. Sie hatte zwar nicht allzuviele Kleider mitgebracht, aber in der Reisetasche lag dennoch für jede Gelegenheit etwas bereit. Schließlich entschied sie sich für ein kurzes, schwarzes Kleid mit Spaghetti-Trägern und einer silbern glänzenden Stickerei am unteren Rand. Um die Brust herum war es ein wenig gerafft, insgesamt lag es eng an und betonte ihre Figur. Sie betrachtete sich lange im Spiegel, suchte dann noch ein paar silberne Armreifen heraus und beschloss, schwarze Highheels mit metallenen Schnallen zu tragen. Mit einem leisen Seufzer drehte sie sich im Kreis, griff nach einer kleinen Tasche mit ihrem Zimmerschlüssel und lief zur Tür. Es war schon acht Uhr abends und sie hatte noch nichts zu Abend gegessen. Während sie die Treppen hinunter in die Eingangshalle flitzte, konnte sie ein leises Bedauern darüber spüren, dass Ren sie nicht sehen würde, geschweige denn mit ihr tanzen. Er hatte sich nach ihrem amüsanten Strandausflug mürrisch in sein Zimmer zurückgezogen und behauptet, er könnte große Menschenansammlungen nicht ausstehen, und Tanzen noch weniger. Energisch und mit großen Schritten ging sie nun durch die Eingangshalle in Richtung der großen, weißen Terrasse auf der Rückseite des Hotels. Die großen Glastüren waren weit geöffnet und kühle Abendluft wehte ihr entgegen als sie mit dem Gedanken „Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst“, nach draußen trat. Erstaunt stellte sie fest, dass der gesamte Park hinter der Terrasse und auch die Tanzfläche selbst nichts mehr mit dem gemein hatten, was sie bei ihrer Ankunft gesehen hatte. Überall an den Bäumen im Park hatte man Laternen aufgehängt, die schon jetzt, in der beginnenden Dämmerung ein warmes Licht verströmten. Die Tanzfläche war nun umgeben von Stehtischen und Sitzgarnituren, auf denen Snacks und Getränke bereitstanden. Auf einer hölzernen Tribüne auf der rechten Seite, standen schon die Instrumente für die angekündigte Live-Band bereit. Sie konnte neben einigen fremden Gesichtern, die sich am Rand der Tanzfläche tummelten auch ein paar Theaterleute erkennen. Erleichtert lief sie hinüber zu ihrer neuen Bekannten Kasumi. Sie war anscheinend mit ihrer Freundin und ein paar jungen Schauspielern da. Zwei von ihnen kannte sie vom Sehen und Kasumi stellte sie auch den anderen vor. Kurz darauf waren sie in ein lockeres Gespräch vertieft, und erst als sich der Platz langsam füllte und ein Sprecher auf die Bühne trat, um sich zu räuspern und mit einem Mikro in der Hand alle Anwesenden begrüßte, setzten sie sich an einem Tisch und schwiegen. Ein blonder Junge, den Kasumi als ihren Kostümzeichner vorgestellt hatte, lächelte ihr über den Tisch zu und sie grinste zurück. Tatsächlich war er auch derjenige, der sie nach der Eröffnungsrede des Hotelsprechers als erster zum Tanzen aufforderte, während die fünfköpfige Band das erste Lied anspielte. Anfangs tanzte sie ein bisschen unbeholfen, aber dank der guten Führung wurden ihre Schritte bald sicherer und sie fühlte sich fast wie zuhause auf dem Parkett. Sie wusste nicht, wie lange sie schon auf der inzwischen fast überfüllten Tanzfläche gewesen war, als es langsam dunkel wurde und die Beleuchtung über der Tanzfläche und an den Hotelwänden angeschaltet wurde. Natürlich machte es ihr Spass, endlich einmal wieder zu lateinamerikanischen Rhythmen die Hüften zu schwingen und sich beim Wiener Walzer herumwirbeln zu lassen, während der sanfte Sänger und die mädchenhafte Sängerin der Band ein Duett lieferten, aber je weiter der Abend voranschritt, desto deutlicher wurde ihr trotz der vielen verschiedenen Tanzpartner, dass sie immer öfter alleine dastand und niemanden hatte, mit dem sie ein richtiges Gespräch führen konnte. Ihre Bekanntschaften waren einfach zu oberflächlich und die Namen der Leute, die sie aufforderten kannte sie größtenteils nicht einmal. Als der Bandleader eine Stunde vor Mitternacht dann die „Kuschelstunde“ ankündigte, und eine gefühlvolle Melodie anstimmte, zu der sich die ersten Pärchen im Rumba übten, stand sie auf und drehte eine Runde durch den bunt beleuchteten Park. Als es ihr auch da zu viel wurde, weil sie nicht als einzige auf die Idee eines Spaziergangs gekommen war, stapfte sie schließlich in ziemlich bedrückter Stimmung zurück auf ihr Zimmer. Sie war nach den fünf Treppen ziemlich außer Atem und ließ sich angezogen wie sie war, in ihre Kissen fallen, um sich auszuruhen. Ihr Blick fiel auf ihr Handy, das auf dem Nachttisch lag. Sie griff danach und wählte die Nummer ihrer besten Freundin. Als niemand abnahm drehte sie sich verärgert auf den Bauch und blickte durch die gläsernen Balkontüren nach draußen in den sternenübersäten Himmel. Sho saß währenddessen mit einem Verband um den Knöchel bei Kanae auf der Couch und sah fern. Sie hatte ihn zum Arzt gebracht und ihm dann angeboten, sich bis zu Kyokos Rückkehr um ihn zu kümmern. Außerdem würde er die zwei Tage bei ihr übernachten, weil sie keine Lust hatte, jeden Tag nach oben in den fünften Stock zu laufen. Sho war selbst ohne einen verstauchten Fuß schon recht unselbständig, und holte sich normalerweise jeden Tag Essen aus dem Convini, aber in seinem jetzigen Zustand wäre er völlig verloren und so hatte Kanae sich aufgrund der widrigen Umstände und ihres neuen Auftrages, dazu entschlossen, für ihn zu sorgen. Im Augenblick war sie damit beschäftigt, aus den Lebensmitteln, die sie bei ihm gefunden hatte und ihren eigenen spärlichen Vorräten ein einigermaßen schmackhaftes Abendessen zuzubereiten. Ein bisschen wurmte es sie schon, dass sie das ganze Wochenende nichts besseres zu tun haben würde, als ihm Essen zu machen und ihm beim Laufen zu helfen, aber sie ließ es mit der Einstellung, dass eine professionelle Schauspielerin mit einer solchen Situation keine Probleme haben dürfte, über sich ergehen. Als sie ihm den Teller mit Curry brachte, lachte er gerade ausgelassen über irgendeine Sendung und sie konnte nicht umhin, ihn neugierig zu mustern. Sie hätte nicht gedacht, dass der sonst so betont „coole“ Sho Fuwa, wenn auch nur im Spiel, so ausgelassen sein könnte. Dann machte sie sich bemerkbar und stellte ihm den Teller auf den Tisch. Sho bedankte sich immer noch kichernd und langte herzhaft zu, während Kanae, die sich neben ihm auf das Sofa hatte sinken lassen, eher lustlos in ihrem Essen herumstocherte. Sie musterte Sho von der Seite, der inzwischen seine ganze Portion aufgegessen hatte und so aussah, als würde er gleich nach Nachschlag fragen. „Du kannst meins haben“, meinte sie nur und schob ihm ihren Teller hinüber. Nachdem Sho auch die zweite Portion mit viel Appetit vertilgt hatte, lehnte er sich mit einem Ausdruck der vollkommenen Zufriedenheit zurück und schaltete den Fernseher aus. „Und was machen wir jetzt?“, fragte er sie. Kanae zuckte mit den Schultern. Sie wusste auch nicht, mit was man sich die Zeit vertreiben konnte, wenn Ausgehen nicht möglich war. „Findest du es nicht... riskant...?“, sagte er plötzlich mit einem seltsamen Unterton in der Stimme, der ihr garnicht gefiel. „Was?“ Er rückte ein Stück näher und strich ihr mit der rechten Hand eine Haarsträne aus der Stirn. Sie saß da wie erstarrt. „Ich meine... mit einem Mann ganz alleine in deiner Wohnung... und das gleich für zwei volle Nächte...“ Seine Hand wanderte über ihre Wange, verharrte und er strich mit den Fingerspitzen über ihre Haut. Sie schauderte. Dann erlangte sie ihre Fassung zurück und erwiderte trotzig: „Mit diesem Fuß wirst du mich wohl kaum jagen können.“ Er grinste. „Ach nein?“ Und mit einer plötzlichen Drehung lag er über ihr, hielt ihre Hände fest und sah ihr direkt in die Augen. Sie konnte sich unter seinem Gewicht nicht bewegen und starrte ihn nur fassungslos an. „Soll ich dich loslassen... oder vielleicht eher...?“, er beugte sich zu ihr herunter und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Kanae wusste absolut nicht mehr, wie ihr geschah. Ihre Gedanken fuhren Achterbahn und ihr Körper war wie gelähmt. Warum konnte sie sich nicht wehren? Warum zur Hölle ließ sie das zu!? Sie konzentrierte sich auf ihren Auftrag, hörte ihr Herz rasen, hörte das „Warum?“ in ihrem Kopf und ließ sich fallen. Sie schloss die Augen und küsste ihn sanft. Sho war im ersten Moment ein wenig überrascht, dann ließ er sich darauf ein und ließ langsam ihre Hände los, um mit seinen unter ihr T-shirt zu fahren. Keiner von beiden hörte das leise Summen von Kanaes Handy aus dem Schlafzimmer. ----------------------------------------------------------------------- Und im nächsten Kap *spoil*... "Wer bin ich wirklich?" Eine ziemlich heiße Sommernacht... oder eher ein süßer Sommernachtstraum? Lasst euch überraschen, aber ich sage euch, es tut sich was, viel FLUFF!! Also bis dann, wir lesen uns (hoffentlich), Marci Kapitel 21: Wer bin ich wirklich? --------------------------------- Hallo!!! Hach, die Ferien neigen sich (stark)dem Ende zu... Und ich hab ein neues Kappi und gute Nachrichten für euch!! Danke für eure Kommis und die Motivation, und tatsächlich, ein paar TZage anch dem letzten Kap, hab ich mich selbst dazu gewungen mal wieder zu schreiben... Und WAH! Es wurde mehr udn mehr und mehr^^ Also, ich glaube, ich muss doch nicht abbrechen^^ Oh Mann... dieser Urlaub mit Ren udn Kyoko war echt schrecklich! (Ich bin jetzt endlich fertig damit^^) denn dauernd kamen mir neue romantische, süße, spannende, lustige... Szenen in den Kopf udn ich konnte garnicht emrh aufhören, sie imemr wieder in fluffige Momente zu bringen *irrer blick* ABER, ich will euch nicht weiter vom nächsten, bis dahin prickelndsten Kappi abhalten^^ (das gehört übrigens noch zu den alten ["alt"= bis Oktober, "neu"=ab Dez 06^^]) Viel Sopass beim Lesen!! Eure Marcella ------------------------------------------------------------------------ Kyoko bereute inzwischen fast, überhaupt mitgekommen zu sein. Am Anfang war es ja noch ganz lustig gewesen und der Tag am Strand hatte ihr auch gefallen, aber an diesem Abend war ihr bewusst geworden, dass der Ren aus dem Film nun mal ein introvertierter und verschlossener Mensch war, der sich absolut nicht auf ihre energiegeladene Wellenlänge einlassen konnte. Sie hätte sich so sehr gewünscht, ihn als Tanzpartner dabeizuhaben. Und dennoch hatte er sich einfach in seinem Zimmer versteckt und sie vollkommen allein gelassen, obwohl er wusste, dass sie hier niemanden kannte. Verärgert sprang sie auf und ging zu der Verbindungstür hinüber. Ihre Schuhe hatte sie schon beim Eintreten achtlos in eine Ecke geworfen und ihre nackten Füße machten leise, tappende Geräusche auf dem Fußboden. Sie klopfte an, aber als hinter der Tür alles still blieb, drückte sie probeweise die Klinke herunter und stellte fest, dass nicht abgeschlossen war. Sie trat in Rens Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Mit leisen Schritten durchquerte sie das Wohn- und Schlafzimmer und fragte sich, wo er wohl stecken mochte, da nirgends Licht brannte. Aber noch bevor sie den kühlen Luftzug spürte und die Vorhänge in den Raum wehen sah, wurde ihr klar, dass er draußen auf dem Balkon stand. Vorsichtig darauf bedacht, keinen unnötigen Lärm zu machen, um ihn nicht zu stören, trat sie durch die geöffneten Glastüren hinaus auf die weiß geflieste Terrasse, die sich unter ihren Füßen angenehm warm anfühlte. Ihre Augen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt und sie hielt mitten in der Bewegung inne, als sie ihn am Geländer stehen sah. Die nächtliche Brise, die vom Meer aus über die Dünen strich und kühle, salzige Luft mit sich brachte, ließ seine Haare ins Gesicht fallen und sanft wogen. Er trug immer noch dasselbe Hemd wie am Strand, aber es schien getrocknet zu sein und sie konnte seinen muskulösen Körper darunter nur erahnen, während das silbrige Sternenlicht die Ränder seiner Silhouette wie transparent erscheinen ließ. Ihr Herzschlag hörte sich so laut an, dass sie fast Angst hatte, er würde sie allein dadurch bemerken, aber er schien völlig versunken zu sein und rührte sich nicht, bis sie neben ihn trat und leise sagte: „Tsuruga-san... Haben sie Zeit?“ Er drehte sich zu ihr um und sah sie einen Augenblick lang sprachlos an, bevor er mit stockender Stimme antwortete: „Ja... natürlich... Ich hatte... sowieso nichts zu tun...“ Natürlich hatte er sie gehört, bereits als sie die Zwischentür geöffnet hatte, aber er hatte nicht erwartet, sie in so einem Kleid vor sich zu sehen. Er konnte kaum seine Augen davon losreißen, als sie vor ihm stand und ihn mit ihrem sanften Blick anlächelte. Er hatte fast das Gefühl, die Nacht hätte sie in ein Märchen versetzt, das die Zeit stillstehen ließ und jede Realität vergessen machte. Er spürte, wie sich sein Körper danach sehnte, sie in die Arme zu schließen, zu berühren, ihren Duft einzuatmen, ihren Atem zu spüren. Er spürte, wie das Verlangen fast unerträglich an ihm zerrte und riss seinen Blick gewaltsam los. Er wusste, dass es ein Film war, den sie gerade drehten, aber dennoch konnte er nicht anders als sie mit seinen eigenen Augen zu sehen. Und langsam, Stück für Stück, immer mehr die Kontrolle zu verlieren. Kyoko blickte ihn immer noch fragend an, so als wolle sie sagen „Und was nun?“, als er sich wieder gefasst hatte. Aus der Ferne drang die Musik des Festes auf der anderen Seite des Hotels zu ihnen herüber und manchmal trug der Wind einen Gesprächsfetzen und ein Stück Gelächter an ihre Ohren. Als das Lied ausklang und kurz darauf ein neues einsetzte, lächelte er plötzlich auf eine nicht zu deutende Art und Weise und verbeugte sich elegant. Kyoko stand nur da und sah erstaunt zu. „Meine reizende Lady, darf ich bitten?“ Kyoko nickte nur überrascht und streckte ihm nach einem ebenso eleganten Knicks die Hand hin. Schwungvoll zog Ren sie in die Tanzhaltung und begann den Tanz mit vorsichtigen, langsamen Schritten. Kyoko ließ sich von ihm führen, spürte genau, was er wollte, vergaß fast, dass sie sich nicht in einem riesigen, festlichen Ballsaal befand, sondern auf einer schlichten, steinernen Terrasse. Er tanzte gut. Verdammt gut, wie sie in Gedanken hinzufügte. Als kurz nach diesem Cha-Cha-Cha dann ein Tango folgte, konnten sie die Zwischenansage des Sängers nicht hören, aber selbst ohne sein „Und hier haben wir etwas für die heißblütigen Latinos unter euch“, hatte Kyoko bald ziemlich gerötete Wangen. Dieser Mann überraschte sie einfach immer wieder! Er wirbelte sie herum, ließ sie in seinem Arm nach hinten fallen und zog sie energisch wieder auf die Beine, Kyoko genoss das Gefühl. Es fühlte sich an wie warme Sonnenstrahlen auf der Haut, wie ein heißer Sommerabend, wie ein hitziger Streit. „Mogami-san, wo hast du eigentlich Tanzen gelernt?“, fragte Ren ein bisschen atemlos zwischen einem weiteren schwungvollen Damensolo und einer Fallfigur. Bei der nächsten Figur waren ihre Gesichter nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Sie hätte am liebsten erzählt, wie sie als kleines Mädchen in Shos Ryokan aufgewachsen war und wie ihre Gasteltern ihr damals alles beigebracht hatten, was eine Okami-san wissen musste. Sie hatte traditionell kochen, Teezeremonie, Gastfreundlichkeit, japanischen Tanz und, allerdings von einer jungen Amerikanerin, die damals mit ihrem Mann zu Besuch im Ryokan gewesen war, westlichen Standarttanz gelernt. Stattdessen stieß sie nur ein kurzes „Ich hab mal Tanzkurs gemacht“ hervor und folgte seiner Führung in einen außenseitigen Wechsel. „Und sie?“, fügte sie noch hinzu. Er fixierte sie mit einem mysteriösen Blick und antwortete: „Das ist ein Geheimnis!“ Kyoko brach den Blickkontakt nur in einer weiteren Drehung und grübelte über seine Worte nach. Sie vermutete stark, dass er als Japans bekanntester Schauspieler sein Gentleman-Image pflegen wollte und deshalb so gut tanzen gelernt hatte. Immerhin musste er wahrscheinlich ständig auf irgendwelche Galen, um dort mit seinen Schauspielpartnerinnen und Verehrerinnen übers Parkett zu schweben. Bei dem Gedanken wurde sie ein bisschen traurig. Sie würde wohl nie so gut werden, dass er sie als ernsthafte Partnerin ansah und in der Öffentlichkeit mit ihr zusammen auftrat. Nach ihrem großen Debüt in DarkMoon und ihren Auftritten in Shos Promo-Video und dem Werbespot für Kyulala-Mineralwasser konnte sie sich ja wohl kaum als ebenbürtige Schauspielerin bezeichnen. Sie wurde abrupt aus ihrem Gedanken gerissen, als Ren sie in einer Figur zog, die sie direkt in seine Arme fallen ließ, wenn auch nur für einen Augenblick. Ihr wurde diese Nähe nur allzu deutlich bewusst und Hitze stieg in ihr auf. War das alles nur Schauspiel? Oder warum schien sein Blick so aufgewühlt, wenn er ihren traf? Sie hörte die Musik ausklingen und trat einen Schritt zurück. Ren verbeugte sich noch einmal, küsste ihre Hand und sagte mit leiser Stimme: „Vielen Dank, schönes Fräulein.“ Sie hoffte inständig, dass er die Röte auf ihren Wangen in der Dunkelheit nicht sehen konnte, als sie mit ebenso charmanter Stimme ein „Es war mir ein Vergnügen, mein Herr“, erwiderte. Sie lächelten sich an und für einen Moment war alles andere wie ausgelöscht. Die Standuhr unten in der Hotelvorhalle schlug einmal ganz kurz. Halb Eins. „Und das letzte Lied für heute Abend, eine romantische Rumba“, kündigte die weibliche Stimme unten auf der Bühne an. Mit sanfter Stimme begann sie zu singen, während die Begleitung zu spielen anfing. Kyoko hatte das Gefühl, in einem magischen Bannkreis gefangen zu sein. Sie hörte das Lied, spürte gleichzeitig ein ganz leichtes Kribbeln durch ihren Körper laufen und ließ sich von Ren wieder in die Tanzhaltung ziehen. Er verringerte den Abstand noch weiter, sodass sie jede seiner Bewegungen spüren konnte und legte seinen Kopf ganz sanft gegen ihren. Er konnte einfach nicht anders als die Augen zu schließen und den Augenblick vollkommen auszukosten. Dieser schlanke, zerbrechliche Körper in seinem Armen, der verwirrende Duft, ihr warmer Atem... Er wünschte sich, das Lied würde nie enden. Für einen kurzen Augenblick ließ er sie in einer Drehung ein paar Schritte zurückgehen, aber umso schneller zog er sie wieder zu sich, so als könnte er sich nicht überwinden, sie loszulassen. Kyoko spürte seine Berührung, sah für einen Augenblick seine Augen und erschrak. Sie wusste mit einem Mal, dass sie nicht mehr den erfolglosen Schriftsteller Ren vor sich hatte. Aber noch viel beunruhigender war, dass sie in seinen Augen auch nicht den Ren Tsuruga finden konnte, den sie kannte. Sie hatte fast den Eindruck, dass seine gesamte Persönlichkeit plötzlich wie ausgelöscht war, und hinter seinen dunklen Augen blitzte jemand völlig neues hervor. Eine beunruhigende, beängstigende und gleichzeitig leidenschaftliche und faszinierende Person, die ihre Gefühle entgleisen ließ. Als die sanfte Melodie in der Nacht verklang, drang der laute Beifall zu ihnen herüber, aber Kyoko konnte sich nicht rühren. Immer noch hielt er sie fest in seinem Griff, den einen Arm um ihre Taille geschlungen, während er mit der anderen Hand die ihre festhielt. Er beugte sich zu ihr herunter, küsste sie sanft auf die Stirn und seine Stimme klang ungewohnt rauh als er ihr ins Ohr hauchte: „Kyoko... Weißt du, was passiert... wenn du jetzt nicht gehst...?“ Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, völlig sprachlos. Er verschränkte seine Finger mit ihren und führte ihre Hand erst zu seinem Herzen, dann berührte er mit den Fingerspitzen leicht den Punkt direkt unter ihrem Schlüsselbein, so als wolle er sagen „Ich will dich nicht in Verlegenheit bringen, aber du weißt, was ich meine“. Sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen und stand da wie gelähmt. Sie wusste in diesem Augenblick nicht, ob sie noch spielte, oder schon längst in denselben, verwirrenden Mischzustand zwischen Realität und Traum gewechselt hatte wie er. Wie in Trance strich sie mit den Fingerspitzen ihrer freien Hand über seinen Arm. Er ließ ihre Hände sinken und drückte sie sanft, aber bestimmt ein paar Schritte nach hinten bis sie mit dem Rücken an der ebenfalls weißen Wand neben der Balkontür stand. Dann beugte er sich zu ihr herunter. Sie spürte seinen Atem auf ihren Lippen, wusste, was jetzt folgen würde, verlor die Kontrolle über die Situation und fand sich vollkommen unfähig, irgendetwas zu tun. Ihr rasender Herzschlag vermischte sich mit den verwaschenen Stimmen aus dem Flur, auf dem die ausgelassenen Hotelbesucher von der Feier zurückkamen, um schlafen zu gehen. Ein lautes Hämmern an Rens Tür ließ beide zurückschrecken. In Rens Augen stand blanke Fassungslosigkeit, als ihm klar wurde, was er da eben zu tun im Begriff gewesen war und er murmelte ein: „Wer mag das wohl sein...“, als er sich ruckartig abwandte und in die Wohnung zurückeilte, um nachzusehen, wer so spät in der Nacht noch störte. Kyoko hingegen stand immer noch an die Wand gelehnt und versuchte, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden. „Was... was war das eben?“, ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihr aus. „Was... hab ich bloß getan!?“ Mit einem mehr oder minder verzweifelten Gesichtsausdruck kam sie zu dem Schluss, dass sie sich später darum kümmern würde, da sie zuerst einmal nachschauen musste, wer überhaupt geklopft hatte und versuchte mit einem möglichst ruhig wirkenden Ausdruck zurück in die Wohnung zu eilen. Als sie die Person sah, die Ren gerade hereinließ, konnte sie einen überraschten Ausruf nicht unterdrücken. „Yashiro-san! Was machen sie denn hier!?“ Yashiro deutete grinsend auf die Uhr, und sagte fröhlich: „Ihr habt Freizeit! Es ist schon eins. Und ich bin hier, weil der Präsident es sich natürlich nicht nehmen lassen wollte, im Hotel selbst nach dem Rechten zu sehen. Da hab ich mich dann kurzerhand angeschlossen. Aber er sollte besser nicht wissen, dass ich bei euch war... Und wie geht es euch beiden so?“ Völlig ahnungslos trat er an ihnen vorbei ins Zimmer und nahm kurzerhand auf einem Sessel Platz, während Kyoko und Ren sich leicht verlegen das Sofa teilten, ganz offensichtlich darauf bedacht, einen möglichst großen Abstand zum jeweils anderen zu wahren. Yashiro sah sie auffordernd an. Jetzt fiel ihm auch die seltsame Stimmung zwischen den beiden auf. Ren wirkte unruhig und Kyoko war ungewohnt still. Außerdem war sie knallrot. Und wenn er Ren so betrachtete, wie er verlegen ihren Blick mied und an seinem Hemd herumnestelte, kam ihm ein schrecklicher Verdacht. Könnte es etwa sein... dass er gerade eben in eine gewisse Szene hineingeplatzt war!? Hatte er die beiden etwa bei irgendetwas gestört!? Entsetzt und mit zutiefst getroffenem Blick stützte er den Kopf in die Hände. Warum war er nur so blöd gewesen, einfach zu Ren hinunterzugehen? Er hätte genauso gut warten können, ihn zu besuchen, bis sie wieder daheim waren und er sich über Kamera vorher vergewissern konnte, dass er nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt kam. Und jetzt hatte er womöglich Rens einzigen Versuch, Kyoko ein bisschen näherzukommen, im Keim erstickt! „Yashiro-san... Was ist denn los?“, fragte Kyoko besorgt. „A-ach, es ist garnichts! Ich hab mich nur gerade gefragt, was du bei Ren machst.“ Er konnte fast sehen, wie Kyoko wieder verlegen wurde und grinste doch innerlich ein wenig. Also war tatsächlich irgendetwas passiert... Er würde nur noch herausfinden müssen, was es war. Während Kyoko anfing, zu erzählen, dass sie mittags am Strand gewesen waren und sie an diesem abend aus Langeweile zum Plaudern zu Ren gekommen war, saß dieser nur schweigend und abwesend da. Er fragte sich, was passiert wäre, wenn Yashiro nicht dazwischen gekommen wäre. Einerseits war er ihm fast dankbar für die Störung, andererseits brannte alles in ihm darauf, herauszufinden, was geschehen wäre. Was passierte mit ihm, wenn er die Kontrolle verlor? Wenn er er selbst wurde und gleichzeitig jemand völlig Fremdes? Und wie... wie in aller Welt würde Kyoko reagieren, wenn sie wüsste, dass all das schon lange kein Spiel mehr war... sondern seine tiefste, innerste Realität...? ------------------------------------------------------------------- Und im nächsten Kap "Geisterjagd", ein lustiges Strandspiel... wenig Fluff und pure Langweile XDDDD^^ bis daaaaaann!!! Kapitel 22: Geisterjagd ----------------------- Hallo, liebe LeserInnen!! (Liest überhaupt irgendein Junge diese FF!? *es bezweifelt* Aber wenn ja, meld dich!!^^ Also... ich gebe zu, es hat wieder fast einen Monat gedauert bis zu diesem neuen Kap, aber ich war nicht emhr so oft onlien, seit die Schule *heul* wieder losgegangen ist... Und jetzt gehts gleich zum nächsten Kap (gehört noch zu den "alten"), weil ich nichts mehr zu erzählen weiß... Viel Spass!! Oh, und das Kap ist mehr ein Verbindungskap, das uns zur eigentlichen Kernhandlung von Kyokos Samstagabend führen soll... also im Klartext: Es ist langweilig!! Aber ich hoffe, ihr mögt es trotzdem^^ ----------------------------------------------------------------------------- Kyoko wachte am nächsten Morgen auf und wusste zuerst nicht, wo sie sich befand. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie für das Wochenende im Hotel wohnte und setzte sich verschlafen auf. Wie lange war sie noch wach gewesen? Sie wusste sich nicht mehr genau. Irgendwann war Yashiro wieder gegangen und sie war schnellstmöglich in ihr eigenes Zimmer zurückgekehrt. Schlafen konnte sie allerdings nicht. Was hatte er ihr mit seiner seltsamen Geste sagen wollen? Als er ihre Hand auf seine Brust gelegt hatte... Was hatte die sanfte Berührung seiner Fingerspitzen über ihrem Herzen zu bedeuten? Selbst jetzt, nachdem sie schon die halbe Nacht darüber gegrübelt hatte, wusste sie es nicht und die schwache Ahnung, die sich in ihr breit machte, versuchte sie zu unterdrücken. Ihr Blick fiel auf den Wecker und sie stellte erschrocken fest, dass es schon nach elf war. Als sie an sich heruntersah bemerkte sie, dass sie zu allem Überfluss auch noch die Kleider vom Vorabend trug. Sie war ganz offensichtlich ein wenig verwirrt gewesen, um es vorsichtig auszudrücken. Mit einem lauten Seufzen stand sie schließlich auf und ging duschen. Die Tür zum Nebenzimmer war wohl verschlossen und sie hatte nicht vor, sie im Laufe des Kurzurlaubs noch einmal zu öffnen. Dazu war sie viel zu verunsichert. Wieso hatte sie sich nur auf sein Spiel eingelassen? Das kalte Wasser, das ihr übers Gesicht lief, als sie den Duschhahn aufdrehte, hatte eine belebende Wirkung. Sie schloss die Augen. Warum in aller Welt hatte sie das Gefühl, dass all das garnicht gespielt gewesen war? Sie dachte zurück an seinen heißen Atem auf ihren Lippen und seinen besitzergreifenden Griff, als er sie mit diesem fesselnden Blick fixiert hatte. Ein leichter Rotschimmer breitete sich auf ihren Wangen aus. Sie drehte das eisige Wasser noch weiter auf. Unten im Speisesaal musste sie sich mit Resten begnügen, weil die Frühstückszeit eigentlich schon vorbei war und überlegte beim Essen, wie sie sich die Zeit vertreiben sollte. Dann sah sie plötzlich ein großes Plakat am schwarzen Brett des Hotels, wo die wöchentlichen Aktivitäten aushingen. Neugierig trug sie ihren Teller zur Geschirrabgabe und lief hinüber, um nachzulesen. „Heute große Strand-Olympiade!! Für jedes Alter ein Riesenspass!!, Treffpunkt um 14:00 auf der Terrasse“ Mit einem zufriedenen Lächeln holte sie sich noch ein Stück Kuchen, dann schlenderte sie eine Weile durch die Parkanlagen um das Hotel, bevor sie zurück auf ihr Zimmer ging, um sich für die Strand-Olympiade umzuziehen. Kanae und Sho aßen gerade zu Mittag, als Kanaes Handy klingelte. Nachdem sie am Vorabend festgestellt hatte, dass ihr ein Anruf von Kyoko entgangen war, hatte sie es auf den Wohnzimmertisch gelegt. Sie griff hastig danach und nahm ab: „Hallo?“ Als Kyoko am anderen Ende der Leitung ihre Stimme hörte, hätte sie am liebsten laut ausgerufen: „Meine Liebe!“, aber da sie immer noch spielten, begnügte sie sich mit einem „Gut, dass du da bist, wie geht’s dir?“ „Ganz gut... bis darauf, dass ich mich um diesen Typen kümmern muss“, meinte sie nüchtern, aber ein vielsagender Blick von Sho entging ihr nicht. „Ich... ich muss dich was Wichtiges fragen...“, nuschelte Kyoko. Kanae stand auf und stapfte ins Schlafzimmer, die Tür hinter sich abschließend. Sho betrachtete ihren verlassenen Teller nachdenklich. „Um was geht es denn?“ „Naja... es ist so... Weißt du, was es bedeutet, wenn jemand deine Hand nimmt und sie erst auf sein Herz legt und dann auf deins?“ Sie hielt an ihrem Ende der Leitung die Luft an. Kanae schwieg einen Moment, während ihr tausend Gedanken durch den Kopf schossen. War das in der Wirklichkeit oder im Spiel vorgefallen? Und wer...? „Ich...“, sie zögerte. Was wenn sie sich irrte? „Was? Was bedeutet es? Ich... ich muss es wissen...“, sagte ihre Freundin leise. „Ich kann auch falsch liegen, aber ich glaube...“, sie atmete tief durch, „Ich glaube, es bedeutet „Ich liebe dich“... Aber ich bin mir auch nicht ganz sicher!“ Zur Antwort bekam sie nur Stille. „Bist du noch dran?“, fragte sie. Kyoko saß währenddessen wie versteinert auf ihrem Hotelbett. Also doch. Ihr Verdacht war bestätigt worden. Und was nun? „Kyoko? Kyoko, bist du noch da? Ist alles in Ordnung mit dir?“, hörte sie Kanaes sorgenvolle Stimme aus ihrem Handy und fasste sich wieder einigermaßen. „Ja! Ja, ich bin noch da. Ich war nur erschrocken...“ „Kyoko, sag, wer hat das gemacht? Du würdest doch nicht anrufen und fragen, wenn nicht etwas passiert wäre.“ Kyoko antwortete mit kaum hörbarer Stimme: „Ich kann es dir jetzt nicht erzählen. Warte, bis ich wieder daheim bin, ja?“ „Okay... Ich verstehe... Also bis dann. Und mach keine Dummheiten, ja?“, fügte sie noch hinzu. Kyoko nickte. „Okay.“ Dann legte sie mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend auf. Auf der Terrasse hatten sich derweil schon allerhand Leute in luftigen Strand-Kleidern versammelt und plauderten fröhlich. Kyoko sah sich vergeblich nach einem vertrauten Gesicht um und stellte sich schließlich einfach an den Rand. Sie würde im Laufe des Tages sicher neue Bekanntschaften schließen, aber innerlich beschäftigte sie sich gerade mit einem ganz anderen Problem. Wie viel Uhr war es gestern Nacht gewesen? Nach eins? Hatte er gespielt oder nicht? Ihre Gedanken drehten sich in ihrem Kopf wie in einem Karussell, während auf der weißen Terrasse langsam Ruhe einkehrte und der Leiter der Strand-Olympiade sich und seine reizende brünette Kollegin Nela vorstellte, die mit ihm zusammen die Spiele beaufsichtigen würde. Er umriss grob den Tagesablauf, vom Beachvolleyballturnier bis hin zur nächtlichen „Geisterjagd“, die als die große Überraschung geplant war. Wirklich sehr überraschend, wenn sie das jetzt schon vorwegnehmen, dachte Kyoko, hörte aber trotzdem aufmerksam zu. „Na dann! Lasst uns endlich runter zum Strand gehen!“, flötete Nela an ihrem Mikro und die gesamte Gruppe setzte sich unter lauter werdendem Gemurmel in Bewegung. Kyoko schloss sich schließlich einer Gruppe Jugendlicher an, die nett aussahen und kam bald mit ihnen ins Gespräch. Am Strand angekommen waren die Beachvolleyballnetze bereits aufgebaut und der Sand war sauber gerecht. „Also Leute, ihr zieht jetzt alle eine Nummer und wir stellen nach euren Nummern dann die Teams zusammen! Die Zettel gibt’s bei mir!“, rief der blonde, dunkelbraun gebrannte und durchtrainierte Animateur, der Kyoko schon die ganze Zeit wie ein schlechter Baywatch-Verschnitt vorgekommen war. Seine vollbusige Kollegin stand ihm allerdings in nichts nach, wie sie an den entzückten Blicken der männlichen Teilnehmer ablesen konnte. Seufzend trottete sie ebenfalls zu der jungen Frau und zog eine Nummer aus ihrem riesigen Sonnenhut. Sie faltete den kleinen, weißen Zettel vorsichtig auseinander und las die darauf notierte Zahl: 17A. „Jetzt bilden bitte alle Teilnehmer mit dem Buchstaben A ein Team, dann alle mit dem Buchstaben B und so weiter, die Zahlen müsst ihr euch merken, aber im Augenblick braucht ihr sie nicht!“, rief Nela und beobachtete erfreut, dass sich 12 Fünferteams bildeten. Es war wirklich erstaunlich, dass die Teams aufgingen. Das hatte sie in ihren zwei Jahren als Animateurin selten erlebt. Lächelnd teilte sie nun die Teams den Spielfeldern zu und erwählte vier bereitwillige Badegäste zu Schiedsrichtern. Kyoko musste eine Weile herumlaufen und suchen, bevor sie ihre Kameraden fand. Erst als sie fast alle Gruppen abgeklappert hatte, fiel ihr eine rein männliche Vierergruppe in der Nähe des hintersten Spielfeldes ins Auge und mit einem mulmigen Gefühl stapfte sie mit ihren Flipflops durch den heißen Sand zu ihnen hinüber. Kurz darauf stand sie in der Mitte zwischen den vier Jungs und versuchte, der gegnerischen Mannschaft durch böse Blicke Angst einzuflössen, da sie sich durchaus darüber bewusst war, dass ihre Ballspielkünste sehr zu wünschen übrig ließen. Drei Stunden später kam es dann wie es kommen musste. Bei der Siegerehrung gewann ein gemischtes Team aus drei Männern und zwei Frauen, die zufälligerweise schon öfters zusammen gespielt hatten, wie unter den anderen getuschelt wurde. Auf Platz zwei landete ein reines Mädchenteam, das aus zwei Erwachsenen, zwei Jugendlichen und einem kleinen Mädchen bestand, das Kyoko irgendwie bekannt vorkam. Allerdings fiel ihr nicht ein, woher und so dachte sie nicht weiter darüber nach. Ihr eigenes Team wurde schließlich an neunter Stelle genannt und jeder von ihnen bekam eine Flasche Wasser als Trostpreis. Kyoko konnte sich des Gedankens, dass das nahezu lächerlich war, da sie sowieso all-inclusive gebucht hatte, nicht erwehren und trank missmutig einen Schluck aus ihrer Flasche, was sie sofort bereute. Das Wasser sprühte geradezu vor Kohlensäure. Noch ein wenig gereizter drückte sie die Flasche einem der Umstehenden in die Hand und stapfte zurück in Richtung des Hotels. Sie hatte bis zum nächsten Spiel noch eine halbe Stunde Zeit, also beschloss sie, sich den Sand abzuwaschen. Sie mochte es einfach nicht, so kläglich zu verlieren! Kyokos schlechte Laune verflog allerdings, als sie nach ihrer Rückkehr den nächsten Programmpunkt erfuhr: Ein Hindernislauf in dem riesigen Schwimmbecken des Hotels. Man musste über eine gewundene Bahn von schwimmenden Schaumstoffteilen und aufgeblasenen Gummitieren auf die andere Seite gelangen, ohne ins Wasser zu fallen und dort dem Teampartner eine Krone aus Zeitungspapier übergeben. Es war wie ein Staffellauf. Ziel des Spiels war es, in möglichst kurzer Zeit alle drei Teammitglieder ans jeweils andere Ufer zu bringen, ohne dass einer von ihnen oder die Krone ins Wasser fiel. Allerdings gab es keine weiteren Regeln. Viele wilde Rangeleien und durchweichte Kronen sowie verlorene Bikinis später fand sich auch diesmal jedes Team zur Siegerehrung ein, inzwischen in der aufkommenden Abenddämmerung. Diesmal jedoch hatte Kyoko mit zwei anderen Mädchen, die beste Freundinnen waren und alleine im Hotel wohnten, den zweiten Platz ergattert. Jeden, der ihr zu Nahe gekommen war, hatte sie nämlich mit einem hypnotisierenden Blick ins Wasser geschickt. Ihre Kameradinnen hingegen hatten mit Gummitieren geworfen. Lachend nahmen die drei kurz darauf ihre Preise entgegen: Drei schwarze T-Shirts mit dem Logo des Hotels und einem Bild der Strandolympiade als Erinnerung. Noch dazu wurden vor dem endgültigen Einbruch der Dunkelheit alle 60 Teilnehmer photographiert. Die Abzüge würden sie am nächsten Morgen im Speisesaal abholen können. Kyoko freute sich schon darauf. Noch gespannter war sie jedoch auf den letzten Programmpunkt: Nach dem Abendessen, das schon um über eine Stunde nach hinten verschoben worden war, stand endlich die Geisterjagd an! Nachdem sie sich schnell in ihrem Zimmer umgezogen hatte, ohne die braune Verbindungstür zu Rens Zimmer auch nur eines Blickes zu würdigen, stürmte sie in den Speisesaal, um sich mit allen möglichen Leckereien für die kommende Jagd zu stärken. Ihre Laune hatte sich seit Beginn des Wasserparkurs erheblich verbessert, sie fühlte sich geradezu ausgelassen. Nach dem Essen schlenderte sie gemütlich zurück zum Treffpunkt auf der Terrasse und setzte sich auf eine Liege. Als alle versammelt waren, wurden sie nach einem kurzen Fußmarsch zu einer nahe gelegenen Bucht, die zur Hälfte von Wald gesäumt war und deren Felsen eine labyrinthische Treppe nach oben auf die Klippen bildeten, darum gebeten, ihre Nummern noch einmal hervorzuholen. Die Teams schrumpften von drei auf zwei Mitglieder und Kyoko wurde der Person mit der Nummer 8 zugeteilt. Allerdings wusste jeweils ein Partner nur die Nummer des anderen, nicht wer es war, denn das Ziel des Spiels bestand darin, nicht nur den Partner in der Bucht zu finden, sondern auch mit ihm zusammen alle „Geister“ zu fangen. Offensichtlich hatten einige Hotelangestellte mittags alles vorbereitet und überall Lampen aufgehängt, die die Klippen in ein märchenhaftes Licht tauchten und der Atmosphäre etwas Magisches verliehen. Inzwischen war es so dunkel, dass man in der Bucht, die das Licht der Hotelanlagen abschirmte, kaum noch etwas sah. Nur der Mond und die Sterne zauberten silbrige Schatten auf den Strand und die stetig rollenden Meereswogen, die bis zur Gezeitenlinie hinaufleckten um sich dann mit einem Seufzen wieder in die unheimliche, kühle Schwärze zurückzuziehen. Nela erklärte nun, dass diejenigen mit den Buchstaben A bis C sich die Augen verbinden und ihre Nummer vor sich in den Sand schreiben mussten, damit die anderen genug Zeit hatten, ihren Partner zu finden, und sich dann irgendwo zu verstecken. Danach würden die Zurückgelassenen ihre Augenbinden abnehmen und sich auf die Suche nach den Geistern des Windes, des Wassers, des Feuers, und der Luft machen, die in Form von Stoffahnen, kleinen Wasserflaschen, Kerzen und Luftballons überall im Wald und auf den Felsen versteckt waren. Die einzige Problematik bestand darin, dass es nur eine begrenzte Anzahl gab und dass die gefundenen Geister nur gewertet werden konnten, wenn man sie zusammen mit seinem Partner zurückbrachte. Und den kannten die am Strand Verbliebenen unglücklicherweise nicht. Noch dazu würde der gesamte Spielbereich voll mit Leuten sein und wie sollte man sich unter diesen Bedingungen im Dunkeln bei Laternenschein gegenseitig erkennen? Das Team jedenfalls, welches als erstes mit allen vier Geistern zurückkam, würde gewinnen und in einer schönen Zeremonie zum Geisterjägerpaar des Abends erklärt werden. Kyoko fragte sich automatisch, ob die Teams absichtlich immer so zusammengestellt waren, dass jedes Kind einen Erwachsenen und jedes Mädchen einen Jungen zum Partner hatte. Nach der langen Erklärung klatschen alle zustimmend und Kyoko und inzwischen nur noch 25 andere banden sich ihre schwarzen Stofftücher über die Augen. Sie hatte ihre Nummer gut leserlich vor ihre Füße, die nun in festen Sandalen steckten, in den Sand geschrieben, und lauschte aufmerksam den Schritten um sie herum. Der Sand knisterte unter den Füßen der „Sehenden“ und Kyoko fragte sich, wer wohl die Nummer 8 gezogen hatte. Als es dann langsam ruhig geworden war, verkündete Nela schließlich, dass sie jetzt loslaufen dürften und Kyoko band sich das Tuch schnell um ihr Handgelenk, bevor sie losstürmte, um ihre „Geister“ zu finden. Ganz weit oben auf den Klippen, in einer fast gänzlich unzugänglichen Nische, die nur von einer einzelnen orangefarbenen Laterne erhellt wurde, wartete ihr Partner. In seiner Hand lag eine weiche, blaue Fahne, auf der in hübschen Schriftzeichen „Geist des Windes“ geschrieben stand. Ein sanftes Lächeln stahl sich auf seine Lippen als er seine langen Beine ausstreckte und sich gegen den warmen Stein lehnte. Von dort oben schien das Meer aus purem Silber zu bestehen und die blitzenden Lichter spiegelten sich ganz schwach in seinen dunklen Augen wieder. ----------------------------------------------------------------------------- So... das wars mal wieder für heute... Als ich das Kap hochgeladen hab, warteten o (!!) FFs auf Freischlatung, das ist eine legendäre Chance!! XD Jedenfalls ist hier noch der Vorgeschmack auf Kap 23 (alt) "Alte Geschichten" - Endlich lernen wir die/den fehlende/n 5. Schauspieler/in kennen^^ Ich wette, es errät keiner, wer es ist!! Ratet meine Lieben, bin mal gespannt, ob ihrs rauskriegt^^ Spoiler Kap 23: Neugierig stand sie auf und stellte ihre Geister neben der Laterne ab, bevor sie sich mit leisen Schritten der überschatteten Einbuchtung näherte. „Denkst du nicht, dass das ziemlich gefährlich ist, was du da gerade machst?“, hörte sie plötzlich eine bekannte Stimme sagen. Sie fuhr erschrocken herum und stand Ren gegenüber, der im Schatten an der Felswand lehnte, sein amüsiertes Lächeln nur zu erahnen. Soso... endlich gehts wieder mit der "Action" weiter XD, also freut euch aufs nächste Kap, bis dann und nun Schluss mit dem Geschwafel, lg Marcella PS. Guckt einer von euch DsdS? Ich sag nur: Der ältere Enns-Bruder *seufz* Wie findet ihr ihn?? Kapitel 23: Alte Geschichten ---------------------------- Oho!!!! Bald ist es soweit!!! Nein, ich meien nicht das neue Kap (acuh nicht "die neuen Kaps"), sondern das EINJÄHRIGE Jubiläum von Es ist Mai!! YAY!! (Meine Güte... und das, obwohl ich damals gedacht hatte, ich würde die FF in den Sommerferien (2006) fertig kriegen... *g* Und zur Feier des Jubiläums gibts dann pünktlich am Jubiläums-Tag ein extra Kap^^ Vielleicht fällt´s euch dann auch leichter, über den ersten richtigen Cliffhanger in der Story hinwegzusehen^^ ;b Allemal möchte ich mich aber bei euch allen, meinen treuen, lieben, inspirierenden udn motivierenden Lesern, ganz doll bedanken!! *bonbons werf* Hier ist jedenfalls Kap Nr. 23, und endlich, endlich machen die zwei einen (wenn auch kleinen) Schritt nach vorne... ABER... merkt euch: Der Ausflug ist noch laaange nicht vorbei^^ Viel Spass beim Lesen jedenfalls udn ich meld mich am Schluss nochmal *nerv* ------------------------------------------------------------------------- Anfangs hatte sie erwartet, leichtes Spiel zu haben. Die meisten anderen hatten innerhalb weniger Minuten ihren Partner gefunden, da derjenige gleich am Anfang des Waldes auf sie gewartet hatte. Allerdings hatten diese Teams einen großen Nachteil: Während sie sich erst einmal miteinander vertraut gemacht hatten, waren alle leicht zu findenden Geister längst von den einzelnen Spielern aufgesammelt worden und auch Kyoko konnte sich schon stolze Besitzerin eines Luftballons nennen. Dann jedoch wurde es komplizierter. Die Laternen warfen nur ein schwaches Licht auf die Wege zwischen Bäumen und Felsen und in der Dunkelheit war man ständig von umhereilenden Schatten umgeben, deren Gesichter man beim besten Willen nicht erkennen konnte. Sie hatte gehofft, gleich am Anfang ein paar Geister zu finden und danach nur noch ihren Partner suchen zu müssen, aber den meist mürrischen Kommentaren der „Schatten“ war zu entnehmen, dass es ihr auch nicht schlechter erging als den anderen. Erst nachdem sie ein ganzes Stück nach oben gewandert und ohne es zu bemerken schon fast bis zur Mitte der Klippen hinaufgestiegen war, wurde es ruhiger um sie herum. Ihre Mitspieler hatten sich im Eifer des Gefechts in alle Winde zerstreut und neue Geister würde es sowieso so leicht nicht mehr geben. Sie vermutete, dass erst tiefer im Wald noch ein paar versteckt waren und eilte leichtfüßig und mit achtsamem Blick durch das verwaschene Halbdunkel, das nur manchmal von hellen, orangefarbenen und gelben Lichtklecksen durchbrochen wurde. Im Stillen fühlte sie sich geradezu geborgen in der märchenhaften Atmosphäre. Sie begann, leise vor sich hinzusummen, als sie plötzlich auf dem Weg direkt vor ihr etwas aufblitzen sah. Vielleicht ein Geist!, dachte sie erfreut und wollte gerade danach greifen, als ihr jemand zuvorkam und die Flasche mit Wasser vor ihrer Nase wegschnappte. „Hey! Ich war zuerst da!“, rief sie wütend und wollte die andere Person gerade gnadenlos mit ihrem Todesblick in die Hölle schicken, als ein kleines Mädchen in den Lichtschein einer nahe gelegenen Laterne trat. Kyoko konnte sich einen verwunderten Ausruf gerade noch verkneifen, als sie das Gesicht erkannte. Maria-chan! „Du willst mir doch meinen Geist nicht wegnehmen, oder?“, begann die Kleine sofort in einem herzzerreissenden Tonfall. „Äh… nein…“, meinte Kyoko nur etwas ratlos. „Aber ich hab eine Idee!“, rief Maria und packte sie fröhlich grinsend an der Hand. „Ich helf der Onee-chan, die Geister zu finden und du hilfst mir, meinen Partner zu finden! Ich hab nämlich jetzt alle Geister beisammen!“ Kyoko musste zugeben, dass das Mädchen ziemlich gut spielte und fragte sich, was sie überhaupt hier zu suchen hatte. War Maria-chan etwa die geheimnisvolle fünfte Mitspielerin in dem Film? Aber warum spielte die Enkelin des Präsidenten in einer LME-Produktion mit? Fragen über Fragen. Aber sie würde sich bis zu einer Beantwortung noch gedulden müssen. Immerhin war es gerade Mal 10 Uhr abends. Immer noch verwirrt stieg sie also auf das Spiel ein und zog gemeinsam mit ihrer neuen Freundin los. „Sag mal, Kleine, wie heißt du eigentlich?“ „Ich heiße Maria, und du?“ „Kyoko“, sagte sie nur, während sie weiter dem sandigen Pfad folgten, der sich zwischen Felsen und Bäumen langsam die Klippen hinaufwand. Wie hatte die Göre es bloß geschafft, so schnell alle Geister zu finden!? Nach einer Weile kamen sie an eine Weggabelung und beschlossen, weiter oben zu suchen. Immer noch hatte Kyoko nur einen Luftballon und sowohl die Nummer 34, Marias Partner, als auch ihre Nummer 8 waren nicht aufzufinden. Hoffentlich würden sie nicht die ganze Nacht herumwandern, während alle anderen schon längst zum Strand zurückgelehrt waren. Kyoko wollte unbedingt die Zeremonie für das Geisterjägerpaar sehen. Als die beiden ziemlich schweigsam geworden waren und die Hoffnung schon fast aufgegeben hatten, tauchte plötzlich aus dem Schatten eine Gestalt auf, die sie kurz zu mustern schien und dann auf Maria losstürzte, die daraufhin völlig verdattert zu Kyoko aufsah. „Wer sind sie und warum klammern sie sich an meiner Flasche fest?“, fragte sie nüchtern, als die junger Frau langsam wieder zu sich zu kommen schien und sich verlegen ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. „Ich bin Sakura, die Nummer 34 und…“, mit plötzlich weinerlicher Stimme fuhr sie fort, „…ich hab die ganze Zeit in diesem hässlichen dunklen Wald nach dir gesucht, aber du warst nicht auffindbar! Ich bin ja so froh, dass das blöde Spiel endlich vorbei ist, lass uns gehen!“ Mit diesen Worten zog sie das Mädchen einfach hinter sich her und Kyoko sah ihnen perplex nach. „Ich wohn in Zimmer 314! Besuch mich mal!“, rief ihr die Kleine noch zu, dann waren die beiden im Dunkel verschwunden. Kyoko stand noch eine Weile da und ordnete ihre Gedanken, dann bemerkte sie, dass die Wasserflasche, die Maria ihr weggeschnappt hatte, vor ihren Füßen im Sand lag. „Warte, Maria-chan, du hast was vergessen…“, rief sie, aber sie wusste selbst, dass die Kleine längst außer Hörweite war. Ob Maria ihr den „Geist“ wohl mit Absicht dagelassen hatte? Schulterzuckend hob sie die Flasche schließlich auf und setzte ihren Weg fort. Irgendwie genoss sie die nächtliche Stille, das gelegentliche Aufblitzen der Sterne zwischen den schwarzen Umrissen der Baumwipfel, das leise Flüstern des Windes und das Knistern der Flammen in den Laternen. Ihre federnden Schritte hinterließen schwache Abdrücke im Sand, die aber kurz darauf vom stetig wandernden Dünensand verschluckt wurden. Sie begann wieder, eine Melodie zu summen und hing ihren Gedanken nach. Maria hätte bestimmt gewonnen, wenn sie die Flasche behalten hätte… Über ihre Grübeleien, die von Maria aus über den Präsidenten schließlich bei ihrem Film und bei Sho gelandet waren, vergaß sie fast, warum sie überhaupt hier war und bemerkte die kleine, warm leuchtende Kerze in dem bunten Einmachglas erst, als sie sie fast umgetreten hatte. „Ein Feuergeist!“, rief sie überrascht und hob das kleine Glas vorsichtig auf, damit das flüssige Wachs in der Kerze nicht die Flamme erstickte. Dann überlegte sie einen Moment und pustete sie aus. Es musste ja nicht jeder gleich sehen, dass sie einen „Feuergeist“ mit sich herumtrug. Außerdem könnte sie so Wachs sparen und die Kerze am Ende anzünden, falls sie ihren Partner und den letzten fehlenden Geist fand. Wo konnte er bloß stecken? Sie war quer durch den Wald immer weiter nach oben gelaufen. Wenn dieser Mensch sie gesucht hätte, wären sie sich bestimmt begegnet! Seufzend lief sie um ein paar Felsen herum und stand plötzlich vor einer fast senkrechten Wand. Einen Moment lang dachte sie daran, sich umzudrehen und die vermeintliche Sackgasse missmutig zu verlassen, dann fiel ihr Blick, den Felsvorsprüngen folgend plötzlich auf einen kleinen, golden leuchtenden Klecks ein Stück weiter oben. Das musste der Lichtschein einer Laterne sein. Aber wie um Himmels willen sollte sie da hoch kommen? Sie musste ja ihre Geister mitnehmen und außerdem war es stockdunkel auf dem Weg. Das einzige Licht kam von oben, wo der Himmel zu sehen war, da der Wald an der Felswand abrupt endete. Vorsichtig tastete sie den unebenen Sandstein ab und bemerkte verwundert, dass die Wand gar nicht so steil war, wie sie aussah. Zumindest fand sie schnell ein paar Vorsprünge und Höhlungen, die ganz leicht zu erklettern waren. Sie stopfte ihre Geister soweit es ging in die Hosentaschen ihrer Shorts und behielt nur die Kerze in der einen Hand, während sie sich mit der anderen an dem rauen Stein abstützte. Kurz darauf klammerte sie sich etwas außer Atem an einem großen Vorsprung fest, der direkt unter dem Licht lag, zumindest soweit sie das erkennen konnte. Mit einer letzten kleinen Kraftanstrengung zog sie sich auf den Vorsprung und blieb erstmal einen Moment sitzen, um sich zu erholen, dann blickte sie sich um. Von dort oben hatte man einem großartigen Blick übers Meer und die Bucht und sie konnte überall kleine Lichter sehen, die sich bewegten. Sie lächelte. Selbst wenn hier oben nichts zu holen war, für dieses Panorama hatte sich der Aufstieg allemal gelohnt. In Gedanken malte sie sich schon aus, wie sie am nächsten Tag herkommen würde, um sich zu sonnen und den Nachmittag zu genießen. Vielleicht würde sie ein gutes Buch mitnehmen, oder mal wieder ein paar Gedichte schreiben. Dann drehte sie sich herum und betrachtete den Felsvorsprung, auf dem sie saß. Es war fast schon eine kleine Terrasse, deren hinterer Teil ein Stück in den Fels hineingerückt war und in einem tiefen, schwarzen Schatten verborgen lag. Die Laterne stand einsam und allein ein Stück rechts von ihr in der Nähe der Wand und warf einen unruhigen Schein auf den warmen, roten Felsen. Neugierig stand sie auf und stellte ihre Geister neben der Laterne ab, bevor sie sich mit leisen Schritten der überschatteten Einbuchtung näherte. „Denkst du nicht, dass das ziemlich gefährlich ist, was du da gerade machst?“, hörte sie plötzlich eine bekannte Stimme sagen. Sie fuhr erschrocken herum und stand Ren gegenüber, der im Schatten an der Felswand lehnte, sein amüsiertes Lächeln nur zu erahnen. „Was… Was machen sie denn hier!?“, fragte sie wütend und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. „Sie können einem wirklich alles verderben“, fügte sie noch betont ungehalten hinzu. „Meinst du?“, sagte er mit einem breiten Grinsen, „Dabei hab ich deine heiß ersehnte Nummer 8. Schon vergessen? Du bist auf Geisterjagd…“ Kyoko spürte, wie sie einerseits verunsichert, andererseits fast schon froh war, ihn zu sehen. Sie fragte sich nur, was das Schicksal bloß für ein böses Spiel mit ihr trieb, dass sie gerade mit diesem Menschen in ein Team gelost worden war. Und jetzt stand sie auch noch ganz allein mit ihm und mitten in der Nacht hoch oben auf einer Klippe, was eigentlich wunderschön sein könnte, wenn sie dazu in der Lage wäre, zu erahnen, was sein seltsames Verhalten zu bedeuten hatte. Noch dazu wäre es ihr lieber gewesen, wenn sie gewusst hätte, wie spät es war und ob sie unbeobachtet waren. „Ich hab alles abgesucht, hier ist niemand, du kannst ruhig du selbst sein“, meinte Ren leise, so als hätte er ihre Gedanken gelesen und trat neben sie. Schweigend betrachteten sie das Meer und Kyoko spürte, dass aus dem trennenden, kühlen Schweigen ganz langsam ein warmes, verbindendes wurde. Sie spürte, dass er ganz nah bei ihr stand, so dass er sie fast hätte berühren können, aber gerade weit genug weg, dass sie nur einen Hauch von Wärme auf der Haut wahrnahm. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, bei nächster Gelegenheit alles aufzuklären, zu fragen, was er am vergangenen Abend hatte sagen wollen, ihm zu sagen, dass er aufhören sollte, sie durch sein Spiel so zu verunsichern, aber kein Wort kam über ihre Lippen. Mit einem Mal war all das so unwichtig und unbedeutend. „Tsuruga-san…“, unterbrach sie nach einer Weile das Schweigen. „Ja?“ Er rührte sich nicht. „Ich habe mir etwas für den Film überlegt. Ich dachte, wir könnten es so spielen, dass sie der Junge sind, dem ich damals an meinem Geburtstag begegnet bin… Mein Kindheitsfreund. Was halten sie davon?“ Ihre Stimme klang leicht unsicher. Ren schwieg einen Augenblick. Dann ließ er sich langsam auf den Boden sinken und lehnte sich gegen den Fels. Kyoko tat es ihm gleich. „Ich denke… dass das eine gute Idee ist“, sagte er dann mit einem zustimmenden Nicken. „Und wie soll ich herausfinden, dass sie der Junge von damals sind?“ Durch die Bestätigung ermuntert, klang ihre Stimme gleich viel selbstsicherer. Ren lächelte. Kyoko betrachtete ihn aus dem Augenwinkel und fragte sich, wieso sie einen halben Meter voneinander entfernt saßen, obwohl sie doch eben noch so nah beieinander gestanden hatten. Sie rückte unmerklich ein Stück näher und sah ihn fragend von der Seite an. „Sagen sie, Tsuruga-san, was würden sie machen?“ Ren erwachte wieder aus seiner Abwesenheit und sah sie an. Ihre Blicke trafen sich, es wurde ganz still. Kyoko lehnte sich unbewusst ein wenig nach vorne, ihre Frage schon längst vergessen. Ren konnte nicht umhin, sich vorzustellen wie es wäre, wenn er sie jetzt küssen könnte, ihr Blick und ihre Haltung luden geradezu dazu ein und die märchenhafte Atmosphäre unterstrich nur den besonderen Augenblick. Aber stattdessen seufzte er leise und fragte mit sanfter Stimme: „Könnte ich das nicht auch in Wirklichkeit sein…? Dein Kindheitsfreund…“ Kyoko starrte ihn nur an. Was wollte er damit sagen? Ihr Kindheitsfreund in Wirklichkeit…? Meinte er etwa Koon? Die Verwirrung schien ihr ins Gesicht geschrieben, denn noch bevor sie ihn danach fragen konnte, lenkte Ren mit einer abwinkenden Geste ein: „Ach nein… Vergiss das besser, es war nicht wichtig.“ Er brach den Blickkontakt und vertiefte sich wieder in das Betrachten des Horizonts. Kyoko hingegen musterte ihn weiterhin von der Seite und stellte fest, dass er mit diesem abwesenden Gesichtsausdruck irgendwie traurig wirkte. So als läge ein Schatten über seinen Augen, wie die blasse Erinnerung an einen Alptraum. Sie lehnte sich zu ihm herüber, sodass ihm direkt in die Augen sehen konnte und flüsterte traurig: „Wenn sie so unglücklich dreinschauen, dann fühl ich mich selbst auch schlecht… Sie können mir erzählen, was sie traurig macht, wenn sie wollen, vielleicht hilft es, darüber zu reden…“ Eigentlich war sie nicht besonders überzeugt davon, dass er darauf eingehen würde, aber als sie sich schon resignierend wieder zurückgelehnt hatte, begann er plötzlich erst ganz leise, dann immer lauter zu erzählen bis sie nur noch seine Stimme hörte und alles andere darüber vergaß. „Es ist schon sehr lange her, dass ich meine Eltern zum letzten Mal gesehen habe, aber ich erinnere mich noch ganz genau an das, was damals passiert ist… Und dieser Wald, das Meer, all das erinnert mich daran. Mein Vater hat mir, als ich klein war, immer nur erzählt, wie dumm und nutzlos ich bin. Jedes Mal, wenn ich dachte, ihn durch irgendetwas beeindrucken zu können, hat er mich wieder und wieder enttäuscht, mich nicht anerkannt. Meine Mutter ist gestorben, als ich 6 Jahre alt war. Und seit ihrem Tod wurde mit ihm alles nur noch schlimmer. Ich hatte das Gefühl, jedes Mal, wenn ich gerade dabei war, zu lernen auf eigenen Beinen zu stehen, wieder umgeworfen zu werden und schließlich hab ich irgendwann nicht mehr versucht, von selbst aufzustehen. Bis wir dann umgezogen sind…“ Er schwieg einen Moment, er würde den Namen des Ortes nicht aussprechen, um sich nicht zu verraten. Denn es war die Zeit gewesen, die er als „Koon“ in Kyoto verbracht hatte. „Mein Vater hat es irgendwann nicht mehr ausgehalten, in dem Haus zu wohnen, in dem meine Mutter gestorben ist und wir sind zuerst ans Meer gezogen, wo er in unerklärlichen Anfällen von Jähzorn das ganze Mobiliar zerschlagen hat und nicht nur das… Kurz darauf wurde es ihm jedenfalls dort zu langweilig und wir zogen weiter. Auch da blieben wir nur eine kurze Zeit. Aber damals habe ich einen wundervollen Menschen kennen gelernt. Ich glaube, ohne diese Person hätte ich mich nie dazu entschieden, ein paar Jahre später alleine loszuziehen und Schauspieler zu werden. Sie hat mir gezeigt, dass man nicht aufgeben darf. Und ich hab sie aufgemuntert, wenn sie geweint hat. Dabei ging es mir selbst so schlecht. Aber mit einem Mal gab es da jemanden, der mich gern hatte. Und ich konnte nicht anders als mich immer wieder mit ihr zu treffen. Ich hatte fast das Gefühl, wir wären so etwas wie Geschwister. Meine kleine Schwester, die ich beschützen wollte. Bis wir dann plötzlich wieder umzogen. Und ich hab sie seitdem nicht mehr wiedergesehen. Dann begann ich meine Schauspielkarriere… Und den Rest kennst du ja. Aber wenn ich das Meer sehe… muss ich immer wieder an diesen Mann denken. Meinen Vater. Ich glaube, inzwischen wäre ich stark genug, ihm gegenüberzutreten, aber ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass ich ihm nie wieder begegnen muss…“ Seine Stimme erstarb und Kyoko schluckte schwer. Das also war, was ihn belastete. Ren saß einfach nur regungslos da und starrte in die Ferne. Jetzt war es also heraus. Das, was er niemandem hatte sagen wollen, sein meistgehütetes Geheimnis. Aber seltsamerweise war es ihm gar nicht unangenehm. Er fühlte sich sogar besser, irgendwie erleichtert. Aber mit dem, was dann geschah, hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. --------------------------------------------------------------------------- Na? Ist es nicht einfach... gemein, hier aufzuhören? Für interessante rateversuche bin ich wie imemr offen *verschwörerisch zwinker* Udn ich brauch mal wieder eure Hilfe! Wie soll der Film enden??? (Nicht die "reale" story...) Geplant ist eher was Dramatisches... sonst würde den Film am Ende ja keiner sehen wollen^^ Aber soll Kyoko im Film sterben? Oder vielleicht... ins Koma fallen (nach einem Unfall) udn Ren, der verkorkste Schriftsteller kann sie dann jeden Tag besuchen bis sie aufwacht... allerdings erfahren das die Zuschauer nicht mehr... Gebt mir Ideen!!!!! (Das muss ich nämlich demnächst in den Osterferien schreiben) Allerdings hab ich nebenher ein Original (Romantik/Drama) angefangen, was mich jetzt ein wenig in Anspruch nimmt... Bis dann!! Eure Marcella^^ PS: Ich werde vl. demnächst meine online-Namen vereinheitlichen udn deshalb dann auch ShahRukh_Khan in "Antigone17" umbenennen, also nicht wundern! und jetzt will ich nicht weiter nerven... cu^^ Kapitel 24: Diesmal richtig! ---------------------------- Ohhh.. hallo erstmal... udn SORRY!!! Ich hab das große Jubiläum um genau einen Tag verpasst und jetzt warten so viele FFs auf Freischaltung, dass das Kap sicher erst noch einen Tag später rauskommt, das tut mir echt leid, vor allem, nachdem ich so große Sprüche gemacht hatte von wegen Update am 17.März...u.u Jedenfalls ist hier eins der (immer noch "alten"), dafür aber superromantischen Kaps, die zu der ganzen Kurzurlaubsreihe an schnulzigen Szenen gehören^^ Viel Spass beim lesen und danke für eure treue Unterstützung durch liebe Kommis!! PS: Hach, ich würde euch ja so gerne spoilen udn euch sagen, was an diesem Kap so besonders - da eine absolute Premiere - ist, aber lest selbst!!^^ --------------------------------------------------------------------------- Kyoko stand auf, ließ sich vor ihm auf die Knie fallen, für einen Moment glaubte er, in ihren Augen Tränen aufblitzen zu sehen, dann umarmte sie ihn wortlos, legte ihren Kopf gegen seine Schulter und streichelte ihm sanft über den Rücken, wie einem Kind, das man trösten wollte. Zögern erwiderte er die Umarmung, vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und hätte am liebsten angefangen, zu weinen. Er fühlte sich plötzlich ganz klein und hilflos und unendlich traurig. So als wäre der ganze Kummer seiner Kindheit mit einem Mal wieder gegenwärtig, wieder so schmerzhaft wie damals. Aber bis auf ein leichtes Zittern unterdrückte er die plötzliche Gefühlsregung. Kyoko schniefte leise und er fragte sich, warum sie nur immer so um andere besorgt war und nie um sich selbst. Dabei hatte sie doch nicht weniger schmerzvolle Erinnerungen, die sie mit sich herumtrug… So lange, dass sie schließlich sogar verlernt hatte, zu lieben. Sie spürte, wie er sich langsam beruhigte. Seine Hände hatten ihren verzweifelten Klammergriff in ihr T-Shirt gelöst und ruhten nun sanft auf ihrem Rücken und es fühlte sich nicht mehr so an, als würde er hilflos um Selbstkontrolle ringen. Sie hob den Kopf ein Stück und sah ihn lange und – wie sie hoffte – aufmunternd an, bevor sie aus ihrer Hosentasche den kleinen, blauen Stein zog, den ihr Koon damals geschenkt hatte und ihn in seine Hand fallen ließ. „Sie wissen ja schon, wie er funktioniert, nicht wahr?“, sagte sie leise und deutete ihm an, den Stein ins Mondlicht zu halten. Ren beobachtete mit einem leichten Lächeln, wie sich das Licht in dem Stein brach und wie sie es ihm damals gesagt hatte, fühlte er sich plötzlich tatsächlich leichter, als hätte man ihm eine Last von den Schultern genommen. Er drückte Kyoko dankbar und steckte Koon vorsichtig in seine Hemdtasche. Dann lehnte er sich wieder zurück und ließ Kyoko gewissermaßen auf seinem Schoß sitzen, sodass sie mit dem Rücken an ihn gelehnt nicht nur die Aussicht genießen, sondern auch sein Gesicht sehen konnte. Sie entspannte sich sogar mit der Zeit und kuschelte sich enger an ihn, als ein frischer Wind den salzigen Geruch des Meeres zu ihnen herüber trug. Er hatte die Arme fest um ihre Taille geschlungen und genoss das Gefühl ihrer Nähe. Es fühlte sich fast so an, als wären sie schon lange zusammen… Kyoko hingegen war froh, dass er in der Dunkelheit ihre geröteten Wangen nicht sehen konnte. Ihre spontane Idee, ihn trösten zu wollen war mit einem Mal in eine ganz unerwartete, aber seltsamerweise gar nicht unangenehme Richtung abgedriftet. Sie platzierte ihre Arme auf seinen und für eine ganze Weile sagte keiner von ihnen etwas. Dann hauchte Ren ihr ein sanftes „Danke“ ins Ohr und ein warmes Kribbeln breitete sich in ihr aus. „Siehst du den Großen Wagen?“, fragte er unvermittelt und Kyoko nickte bejahend. „Den hat mir Koon zum ersten Mal gezeigt, als ich klein war… Damals in Kyoto…“, fügte sie noch hinzu und lächelte bei der Erinnerung. In Gedanken konnte sie sich allerdings nicht erwehren, ganz plötzlich zu denken, dass Tsuruga-san ihrem Koon fast ein wenig ähnelte. Zumindest jetzt, da sie ihn besser kannte. „Was würdest du tun, wenn du ihn heute wieder treffen würdest…?“ Die Frage überraschte sie. „Um ehrlich zu sein, habe ich darüber noch nie nachgedacht… Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, ich würde mich bestimmt sehr, sehr freuen… Warum interessiert sie das?“ Er schüttelte den Kopf, wobei ihm seine dunklen Haare zerzaust in die Stirn fielen. „Nur so. Ich war neugierig.“ Er sah sie an und Kyoko hatte in diesem Moment ein sehr seltsames Gefühl. Aber wahrscheinlich lag es doch nur an der Müdigkeit. Dennoch hob sie die Hand und strich ihm die Haare aus den Augen. Ihre Hand verweilte noch einen Augenblick in dieser Position, dann ließ sie sie ein wenig beschämt sinken. Aber sie musste einfach seine Augen noch einmal ganz genau betrachten. Dieser Blick, der direkt in die Seele zu fallen schien, die Gedanken zu fesseln, auszufüllen… All das kam ihr so bekannt vor. Aber es konnte nicht sein. Tsuruga-san konnte unmöglich Koon sein! Ren hatte ihre unerwartete Nachdenklichkeit schweigend beobachtet. Was sie jetzt wohl dachte? Hatte er zuviel verraten? War sie ihm am Ende auf die Schliche gekommen? Er wusste nicht, ob ihn das freuen oder beunruhigen sollte. Er wusste nicht einmal, ob er es sich nun wünschte, dass sie ihn endlich erkannte oder nicht. Dabei hatte er es sich schon so oft vorgestellt, fast jede freie Minute seit er sie wiedererkannt hatte, damals im Treppenhaus des LME-Gebäudes. Aber ich glaube, ich würde mich bestimmt sehr, sehr freuen… Ihre Worte hallten in seinem Kopf wieder. Würde das immer noch zutreffen, wenn sie erführe, dass er es war? Er seufzte und ließ den Blick über den Strand schweifen. Die Lichter waren Stück für Stück verschwunden, vermutlich erloschen, die kleinen, sich bewegenden Punkte am Strand waren in Richtung des Hotels davongeschwirrt. Sie waren nun wirklich allein. Noch ein paar Minuten genoss er den Augenblick, dann stand er auf und zog Kyoko dabei mit auf die Beine. „Ich glaube, wir sollten langsam wieder zum Hotel zurück, es ist bestimmt schon ziemlich spät und unsere Laterne geht bald aus, dann müssen wir ganz im Dunkeln zurückklettern…“ Kyoko nickte und sammelte die „Geister“ ein, dann dachte sie kurz nach und steckte nur Rens kleinen Wimpel in die Tasche, den Rest ließ sie liegen. Ren hatte derweil die Laterne so an die Kante des Vorsprungs gestellt, dass sie den steilen Pfad nach unten einigermaßen überblicken konnten. „Ich geh zuerst, dann reichst du mir die Laterne runter und kommst nach. Falls du fallen solltest, kann ich dich auffangen“, erklärte er nun todernst und Kyoko spürte schon wieder die Hitze in ihrem Gesicht aufsteigen. Sie beobachtete, wie Ren mit sicheren, und dennoch eleganten Bewegungen nach unten auf den nächsten kleinen Felsen kletterte. Danach reichte sie ihm die Laterne und quälte sich auf ihrer Meinung nach höchst unästhetische Weise zu ihm herunter. Sobald sie auf beiden Füßen stand, griff Ren plötzlich nach ihren Handgelenken, hob sie unter einigem Kraftaufwand über die Kante und ließ sie dann, bevor sie auch nur ansatzweise protestieren konnte, auf den festen Pfad am Fuß der Felswand herunter. Er selbst überwand das letzte Stück kurzerhand im Sprung, wobei allerdings von dem Luftzug die Kerze in der Laterne erlosch. „Ich fürchte, jetzt müssen wir doch im Dunkeln gehen“, seufzte er, nachdem er sich den Sand abgeklopft hatte. Kyoko graute es schon ein wenig vor dem düsteren Wald, aber solange Ren in ihrer Nähe war, fühlte sie sich sicher. Er hatte sie ja schon oft genug vor größeren und kleineren Gefahren beschützt, sie wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Als auch das letzte Licht hinter ihnen verblasste und die Welt nur noch aus Schatten und Umrissen bestand, ergriff Ren ihre Hand und führte sie soweit es ging an den Hindernissen vorbei, mit denen er selbst viel zu oft unsanft Bekanntschaft machte. Kyoko konzentrierte sich schweigend darauf, wo sie hintrat, und war sichtlich erleichtert, als sie endlich den Strand erreichten. Der helle Sand reflektierte das nächtliche Licht und sie ließ seine Hand los. Ren war innerlich enttäuscht darüber, ließ sich aber nichts anmerken. Sie würde ja sowieso nie mehr für ihn empfinden als bloß Freundschaft oder Respekt. Er war ihr Schauspiel-Sempai und vielleicht würde er eines Tages sogar ihr Rivale werden, aber etwas anderes existierte nur in seiner Tagträumerei. Dabei wäre es so ein wundervolles Gefühl… Kyoko stapfte neben ihm durch den Sand, als er sie plötzlich an der Schulter antippte und grinsend ihren Stein hochhielt. „Koon! Ich hätte ihn fast vergessen!“, rief sie erschrocken aus und griff danach, aber er entzog ihn ihrer Reichweite. „Ich glaube, ich werde ihn behalten und verkaufen“, meinte er nüchtern. Belustigt beobachtete er, wie Kyokos Miene sich von erschrocken über ungläubig in eine wütende Grimasse verzog. Er spürte schon die typische dunkle Aura, und machte provozierend einen Schritt nach hinten. Kyoko konnte in ihrer Entrüstung nicht anders, als darauf hereinzufallen und schon bald jagte sie ihn erbarmungslos über den warmen, weichen Sand. „Das können sie nicht machen! Geben sie mir meinen Koon zurück!!“, schrie sie, während Ren ihr immerzu einen Schritt voraus war. Dabei hielt er sich absichtlich zurück, denn er wäre längst über alle Berge gewesen, wenn er gewollt hätte. Aber es gefiel ihm, sie so verärgert zu sehen. Da war dieses süße Blitzen in ihren Augen und sie sprühte nur so vor Energie. Als sie schon fast am andern Ende der Bucht angekommen waren und beinahe in Sichtweite des Hotels, hielt er inne und wartete auf Kyoko, die inzwischen völlig außer Atem hinter ihm herstolperte. „Bitte, Tsuruga-saaaaaan“, flehte sie und streckte die Hand nach den blauen Stein aus, aber noch hielt Ren ihn zu weit oben. Dann kam ihm ein Gedanke. „Erinnerst du dich noch daran, als du mir den Stein das letzte Mal gegeben hast?“ Kyoko nickte verzweifelt. Damals hatte er den Stein mit den Lippen berührt und ihn ihr dann erst zurückgegeben. Es war schrecklich gewesen, sie hatte ihn noch Tage danach nicht mit bloßen Händen angefasst, so als laste ein Fluch darauf. „Diesmal machen wirs andersrum“, flüsterte er und ergriff mit der freien Hand die ihrige. Dann zog er sie ein ganzes Stück näher zu sich, sodass sie vollends verwirrt aussah. Und genau in dem Augenblick, als er den Stein in ihre Hand fallen ließ, beugte er sich vor und küsste sie. Rory Takarada hatte am Abend mit Yashiro zusammen in seinem prächtigen Hotelzimmer Karten gespielt. Eigentlich hatte er Rens Manager zu sich bestellt, um ihn über seine Schützlinge auszufragen, aber mittlerweile war das Spiel in vollem Gange und er verschob seine Fragen auf ein andermal. „Sagen sie, Yashiro-san… Wie steht es eigentlich mit Ren und Mogami?“, konnte er sich dann doch nicht zu fragen verkneifen und auch das kurze Grinsen Yashiros entging ihm nicht, als dieser antwortete: „Das kann ich ihnen nicht sagen… Ren redet selbst mit mir kaum über seine Gefühle.“ Rory nickte, obwohl er dem Manager die Antwort absolut nicht abkaufte. „In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass dieser Film uns langsam aber sicher entgleitet“, sagte er nachdenklich. „Nehmen wir heute Abend als Beispiel: Mogami hat den strikten Auftrag, sich von allen Hotelgästen, besonders von den männlichen, fernzuhalten… Und wo ist sie jetzt?“ Er warf einen Blick auf den Monitor, der mit der Kamera im Flur vor Kyokos Zimmer verbunden war. „Jedenfalls nicht friedlich schlafend auf ihrem Zimmer…“ Yashiro nickte wissend. „Ich nehme an, sie wollen darauf hinaus, dass Ren ebenfalls fehlt?“ Der Präsident lächelte. „Yashiro… Halten sie es für möglich, dass die beiden uns etwas verheimlichen?“ Er griff nach seinem Glas, das auf dem kleinen Couchtisch stand und nahm einen Schluck. Yashiro stützte nachdenklich den Kopf in die Hände. „Das wüsste ich auch gern…“, meinte er schließlich leise. „Aber ich würde mich freuen, wenn es so wäre.“ Denn ich halte es nicht nur für möglich, sondern sogar für ziemlich wahrscheinlich… Kyoko versuchte verzweifelt, ihren geliebten Stein zu erhaschen, als Ren sie plötzlich am Arm zu sich zog und ihr den Stein unvermittelt in die Hand legte. Und dann spürte sie plötzlich seine Lippen auf ihren, nur ganz kurz, bevor er sich mit einem ganz und gar verführerischen Lächeln umdrehte und mit langen Schritten in Richtung Hotel ging. Sie blieb fassungslos stehen und starrte ihm nach, immer noch nicht ganz realisierend, was eben passiert war. Das konnte nicht sein! Das konnte einfach nicht sein! Das musste ein Traum sein! Er hatte sie geküsst!! Gerade eben!!! Ihre Gedanken rasten im Kreis. Warum hatte er das getan!? Sie ließ sich rückwärts in die Düne fallen. Es störte sie nicht einmal, dass der feine Sand sich in ihrem Haar und ihren Kleidern verteilte. Sie hatte das Gefühl, nicht mehr aufrecht stehen zu können, so weich waren ihre Knie. Erst gestern Abend die ganze Aufregung, und jetzt das… Wie sollte sie sich denn nun verhalten? Diesmal war es nicht gespielt gewesen. Sie hämmerte sich mit den Fäusten gegen die Stirn, aber ihr Verstand wollte sich einfach nicht beruhigen. Erst lange danach, als sie sich langsam aufrichtete und mit leisen, fast schwerelosen Schritten über den angenehm warmen Sand zurück zum Hotel schlenderte, ihre Sandalen in der Hand, erkannte sie, dass sie ihr rasendes Herzklopfen und die schreckliche Aufregung im Innern einfach nicht länger überhören konnte. Und in diesem Augenblick wurde ihr klar, dass es nicht die Frage nach seinen Gefühlen war, die sie so beunruhigte… sondern die nach ihren eigenen. ---------------------------------------------------------------------- Hey, und ist es zu fassen? Das nächste Kap ist endlich eins der neuen (bzw genau in der Mitte fängt das "neu" an^^ Und es wird hoffentlich nicht so doll auffallen, dass alles, was danach komtm nach einer fast DREI-monatigen Schreibblockade entstanden ist... ich glaub aber, dass es besser ist als das alte XD) Vielen Dank für eure Kommis jedenfalls auch jetzt schon im Vorraus udn ich hoffe, wir sehn uns beim nächsten Kap! (Für Rateversuche, was passiert, bin ich wie imemr offen, auch wenns diesmal kein Cliffhanger war!) lg eure Marcella alias Antigone17 (die ich nun auch hier bei Mexx bleiben werde) PS: Und nun noch der Spoiler zum nächsten Kap (direkt aus dem "neuen" Geschreibsel, ein kleiner Virgeschmack, wer nicht gespoilt werden will, sollte an diesem Punkt nicht weiterlesen XD: SPOILER KAP 25 - Neue Freundschaften Noch immer konnte sie ihre Gedanken kaum davon abhalten, ständig wieder die Szene am Strand vor ihrem inneren Auge ablaufen zu lassen, sie ständig wieder die beinahe elektrisierende Berührung seiner Lippen fühlen zu lassen. Das Gefühl war nicht unangenehm gewesen, eher überraschend in seiner Intensität. Kapitel 25: Neue Freundschaft ----------------------------- Hallo!! Die Ferien haben angefangen udn ich bin müde, unmotiviert udn habe keinerlei kreative Energie *im selbstmitleid zerfließ*. Aaaaaber.... es gibt auch gute Neuigkeiten, z.B. Kap 25 von es ist Mai udn ein kleines Dankeschön an alle meine lieben Leser udn besonders diejenigen, die so tolle, schöne, einfach fröhlich machende udn schmeichelhafte Kommis schreiben! Hier ist der Link...: http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=934567 Ich dachte, es wäre ganz schön, euch was zu malen, und siehe da, es wurde eine Kyoko XD Und ich hoffe doch *schon vor freude ausflipp*, dass mit diesem Kap tatsächlich die 300-Kommi-Grenze endlich geknackt wird! My, my... Ich hätte nie gedacht, dass es mit dieser FF je soweit kommen würde... Ich hatte am Anfasng so ca. 30 Kaps maximal geplant udn jetzt sind wir bei 25 udn es werden bestimtm noch 10 mehr! Und heute bin ich mal wieder in Laber-Laune, deshalb noch ein paar kleine Wörtchen, Sätzchen und Plappereien von mir^^ Gibt es unter meinen Lesern eigentlich irgendwelche InuYasha-Fans? Ich hab nämlich in letzter Zeit einige Inu-FFs geschrieben udn auch on gestellt (halt meistens mit einem sehr unbeliebten Pairing), und würde gerne ein bisschen Werbung machen... *dabei fand ich das bei anderen immer blöd, naja* Jedenfalls sind die Stories alle One-Shots und einer ist Englisch, ist ja imemrhin mein LK udn ich muss üben^^ Jedenfalls, wer neugierig ist, wie ich romantische Szenen beschreibe, wie sie hier (noch) nicht vorkommen, kann mal reinschauen, besonders in die Englische^^ Oh lala, jetzt hab ich zuviel geschrieben... Jedenfalls ist hier mitten im kap der Umbruch zu den "neuen" Kaps, den ich aj jetzt schon oft angekündigt habe und es würde mich echt mal interessieren, ob ihr die Stelle findet, wo ich nach der Blockade letztes Jahr wieder mit Schreiben angefangen hab^^ Viel Spass beim Lesen udn Raten!!! Und auf gehts zum neuen Kap^^ --------------------------------------------------------------------------- Ren lag noch lange wach. Er hatte die Türen zum Balkon weit geöffnet und sich so in das große Doppelbett gelegt, dass er gerade einen Zipfel des Sternenhimmels sehen konnte. Natürlich hatte er noch gewartet, bis auch Kyoko zurückgekommen war und er das Geräusch ihrer Zimmertür gehört hatte. Erst dann konnte er sicher sein, dass ihr auch nichts passiert war. Aber immer noch hätte er sich selbst dafür ohrfeigen können, sie am Strand so überfallen zu haben. Und trotzdem fühlte er sich wie benommen, wie schwerelos, gefangen in der Erinnerung an die sanfte Berührung, die er ihr gestohlen hatte. Mit einem leisen Lächeln drehte er sich auf die Seite und betrachtete seine Hand, die so lange die ihrige gehalten hatte. Seit wann erfüllte es ihn mit so viel Zufriedenheit in ihrer Nähe zu sein, dass er sich keine Sekunde mehr ohne ihre Gegenwart vorstellen wollte? Vielleicht war es wirklich langsam Zeit, den alten Ren Tsuruga zurückzulassen… Und dafür ein Stück meiner Jugend zurückzuholen, fügte er in Gedanken hinzu. Yashiro stand am nächsten Morgen ganz besonders früh auf. Auf leisen Sohlen schlich er sich dann in das Zimmer, in dem die Überwachungsmonitore der fest installierten Kameras untergebracht waren und stellte erleichtert fest, dass der „wachhabende“ junge Mann tief und fest schlief. Offensichtlich hatte er sich zum Lesen auf das große, weiche Hotelbett gelegt, bevor er eingeschlafen war, denn das offene Buch lag neben ihm auf der Decke. Yashiro trat an den Computer, von dem aus die Kameras gesteuert wurden und deaktivierte sowohl die auf dem Gang davor als auch die in den Zimmern von Ren und Kyoko selbst. So präpariert schlenderte er gemütlich hinunter in den Speisesaal, um erst einmal zu frühstücken, bevor er seinem Schützling einen kleinen Besuch abstattete. Zu seinem Erstaunen fand er diesen in der großen Halle an einem Einzeltisch in der Ecke sitzend, anscheinend vollkommen in Gedanken, denn er sah erst auf, als Yashiro mit einem fröhlichen „Guten Morgen, Ren!“ auf dem Stuhl gegenüber Platz nahm. Er hatte sich gleich einen ganzen Teller mit Rührei, Schinken und Würstchen vollgeladen, da er sonst nicht oft europäisches Frühstück bekam. „Magst du nichts essen?“, setze er gleich hinzu und begann mit einem genussvollen Blick, sein Rührei in sich hineinzuschaufeln. Ren sah ihn nur sprachlos an und schüttelte den Kopf. „Wieso riskierst du es, während der Spielzeit mit mir zu frühstücken?“ fragte er dann, nachdem er Yashiro eine Weile beim Essen zugesehen hatte. „Nun… ich dachte, du hättest mir vielleicht etwas zu erzählen…“, meinte dieser mit einem vielsagenden Grinsen, woraufhin Ren nur laut seufzte. Wie hatte er auch denken können, dass Yashiro nicht aus Neugierde hier aufgetaucht war!? Yashiros Miene hellte sich plötzlich auf, als er einen Punkt hinter Ren fixierte und aufgeregt anfing, zu winken. Alarmiert sah Ren sich um und beobachtete entsetzt, wie eine ebenso erfreute Kyoko zurückwinkte und mit einem Teller voller Pfannkuchen auf ihren Tisch zusteuerte. Was um Himmels willen hatte sie um sechs Uhr morgens schon am Buffet zu suchen? Konnte dieses Mädchen nicht wenigstens im Urlaub ausschlafen? Er drehte sich schnell wieder um und versuchte, möglichst unbeteiligt zu tun, als sie ihren Teller neben seine Tasse auf den Tisch stellte und mit einem höflichen „Guten Morgen“ den letzten freien Platz am Tisch einnahm. Yashiro plapperte sofort drauflos und überhäufte sie mit Fragen, aber als ihr Blick einen Moment abschweifte und seinen traf, glaubte er, einen Funken Verlegenheit zu erkennen, bevor sie sich hastig wieder abwandte. Yashiro war ihre Reaktion natürlich nicht entgangen. „Sind sie auch wirklich sicher, dass hier keine Kameras sind?“, vergewisserte Kyoko sich gerade, als Yashiro Ren mit einem tadelnden Blick bedachte. „Sieh doch, Kyoko-chan, er isst wieder nichts! Hat er überhaupt schon etwas zu sich genommen, seit wir im Hotel sind?“ Kyoko bemerkte erst jetzt, dass Ren tatsächlich nichts Essbares vor sich auf dem Tisch stehen hatte und wurde augenblicklich ernst. Verlegenheit hin oder her, wenn es darum ging, sich ihrer Aufgabe als aufmerksame und pflichtbewusste Schauspielkollegin zu widmen, gab es kein Zaudern. Sie warf ihm einen bösen Blick zu und schnitt ein großes Stück Pfannkuchen ab, das sie ausgiebig in die Nougatcreme tauchte, bevor sie es ihm mit der Gabel unter die Nase hielt. „Sie müssen ordentlich essen, sonst fallen sie mir bei der nächsten Erkältung wieder um!“, rief sie und er fühlte sich auf mysteriöse Weise gezwungen, den Mund zu öffnen und das Stück Pfannkuchen zu essen. Es schmeckte unerwartet lecker. Yashiro hatte beinahe die Gabel fallen lassen, als er die Szene beobachtete. Inzwischen war es sich fast sicher, dass die beiden ihm etwas verheimlichten. Sie schienen sich plötzlich ein ganzes Stück näher gekommen sein und dass Ren sich von ihr füttern ließ war nicht der einzige Hinweis darauf. Nicht nur, dass er mit einem Mal das Gefühl hatte, vollkommen ausgeschlossen worden zu sein, sondern auch die Blicke, die die beiden austauschten, sprachen Bände. Es war etwas vorgefallen, höchstwahrscheinlich während des Urlaubs, davon war er überzeugt. Er musste nur endlich herausbekommen, was es war! Als er sich wieder seinem Rührei widmete, war es kalt geworden und er ließ die Gabel mit einem bedauernden Blick sinken. Andererseits war es sowieso langsam Zeit, wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Der Speisesaal füllte sich mittlerweile und er wollte nicht am Ende noch zufällig mit den beiden gesehen werden. Rory würde ausrasten, wenn er wüsste, dass er sich dauernd mit ihnen traf. Als er sich verabschiedet hatte, standen auch Kyoko und Ren auf. „Ich glaube, wir sollten langsam wieder mal unsere Rollen spielen“, seufzte Ren, während Kyoko unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat. „Ich muss dann auch hoch auf mein Zimmer“, meinte sie ausweichend und noch bevor er sie aufhalten konnte, war sie zwischen den anderen Hotelgästen verschwunden. Aber was hatte er auch nach seiner gestrigen Aktion erwartet? Mit einem weiteren Seufzen machte auch er sich auf den Weg zurück in sein Zimmer. Allerdings schnappte er sich im Vorbeilaufen noch einen Apfel aus dem Früchtekorb, für später. Er bemerkte nicht, dass ein kleines, himmelblaues Augenpaar ihn aufmerksam beobachtete. Kyoko war zurück auf ihr Zimmer geschlendert und hatte aus einem Impuls heraus noch einmal nachgeprüft, ob die Verbindungstür auch fest verschlossen war, bevor sie sich noch einmal ins Bett hatte fallen lassen, um nachzudenken und vielleicht noch ein paar Stunden zu schlafen. Nachmittags hatte sie sich mit ihrer neuen Freundin Maria getroffen und sie waren am Strand gewesen. Nach einer ausgelassenen Wasserschlacht und mehrmaligem Besuch beim Eismann hatten sie sich schließlich auf ihre Handtücher gelegt und Kyoko hatte sich endlich Marias Geschichte erzählen lassen. Dass die Kleine mit ihren Großeltern im Hotel war und auch in Tokio wohnte, gar nicht mal so weit entfernt. Außerdem, hatte sie mit trauriger Stimme erzählt, sei sie schon lange auf der Suche nach ihrem großen Bruder, der sie kurz nach dem tragischen Tod ihrer Eltern in einem schweren Autounfall sitzen gelassen hatte und sich seitdem nicht mehr gemeldet. Kyoko sah ihr bei diesen Worten an, dass es ihr schwer fiel, so offen über die traurigen Ereignisse in ihrer Kindheit zu sprechen, aber es erstaunte sie, dass das Mädchen schon so viel Verständnis für das Geschehene aufbrachte, obwohl sie gerade mal 10 Jahre alt war. Später waren ihre Großeltern mit ihr nach Tokio gezogen, dorthin, wo sie ihren Bruder vermutete, der mittlerweile schon erwachsen sein musste und vorgehabt hatte, eine Schauspielkarriere anzustreben. Mit wachsender Begeisterung hatte sie angefangen, sich auszumalen, wie es wohl wäre, ihren Bruder eines Tages auf der Kinoleinwand wiederzuerkennen oder ihn in einer Fernsehserie zu sehen. Wie sie seine Agentur finden würde und ihn endlich wieder umarmen und mit ihm spielen und ihm alles verzeihen, dafür dass er sie nicht wieder alleine ließ. Aber der eine Satz, der Kyoko selbst jetzt, während sie alleine im Speisesaal ihr Abendessen genoss, noch im Kopf herumschwirrte, war die Antwort auf ihre Frage gewesen, wie dieser „große Bruder“ denn hieße. Das Mädchen hatte sie angestrahlt und stolz aufgeklärt: „Er heißt Sho Fuwa und wird eines Tages der beste Schauspieler von ganz Japan!“ Sie fragte sich zwischen einem Bissen Tunfisch und einem Schluck Apfelsaft, wer wohl hinter all dem Chaos steckte, in das sie schon seit Beginn des Filmprojekts jeden Tag aufs Neue gestürzt wurden. Wer wäre dazu in der Lage, sich so viele unterschiedliche Lebensgeschichten auszudenken, nur um dann mit einem Mal alle Fäden in dem leicht heruntergekommenen, tristen Wohnhaus am Stadtrand von Tokio zusammenlaufen zu lassen? Wer auch immer es war, hatte offenbar Erfolg. Denn nachdem sie die Geschichte der Kleinen gehört hatte, konnte sie nicht umhin, sie nach dem Urlaub zu sich einzuladen, für zwei Tage. Kyoko hoffte insgeheim, die beiden Geschwister endlich wieder vereinen zu können, aber noch viel mehr setze sie darauf, dass Sho durch Maria weit genug abgelenkt würde, ihr den Freiraum zu lassen, den sie nach dem anstrengenden und vor allem viel zu nervenaufreibenden Kurzurlaub dringend brauchte. Noch immer konnte sie ihre Gedanken kaum davon abhalten, ständig wieder die Szene am Strand vor ihrem inneren Auge ablaufen zu lassen, sie ständig wieder die beinahe elektrisierende Berührung seiner Lippen fühlen zu lassen. Das Gefühl war nicht unangenehm gewesen, eher überraschend in seiner Intensität. Dabei hatte er sie nicht einmal richtig geküsst. Sie erlaubte ihrer Fantasie nicht, sich weiter zu verselbständigen und stand hastig auf, um auf ihr Zimmer zu verschwinden. Dennoch… Selbst Maria-chan hatte nicht umhin gekonnt, am Strand einen Kommentar über Ren verlauten zu lassen, der erschreckenderweise viel zu nah an dem lag, was sie inzwischen dachte und fühlte. „Ich hab dich übrigens heute Morgen im Speisesaal mit dem hübschen Jungen gesehen! Er hat dir ganz lange nachgeguckt! Hach… ich wünschte, ich wär schon so groß wie du, dann könnte ich ihn fragen, ob er mich heiraten will!“ So war ihre Schwärmerei, ganz in der typischen Maria-Manier noch eine Weile weitergegangen und Kyoko hatte sich ein Lachen verkneifen müssen, so sehr hatte die gespielte Maria der echten in diesem Augenblick geähnelt. Endlich vor ihrer Tür angekommen, schloss sie schnell auf und blieb einen Moment lang ruhig stehen, um auf Geräusche aus dem Nebenzimmer zu lauschen, bevor sie in der Stille, die sich unangenehm im Raum ausbreitete, betont laut in ihren Sachen wühlte und ein frisches Handtuch hervorkramte, um endlich ausgiebig zu duschen und sich von den Gedanken an Ren abzulenken. Sie durfte nicht vergessen, dass fast alles, was sie tat und alles, was zwischen ihnen vorgefallen war, nur im Spiel stattgefunden hatte. Sobald der Dreh beendet wäre, würden sie sich wieder als Kollegen begegnen, egal wie vertraut sie sich im Film geworden waren. Egal, wie nah wir uns waren, fügte sie in Gedanken noch hinzu und schauderte. Die Vorstellung, dass alles wieder wie vorher werden würde, ließ ein unerwartetes Gefühl der Leere in ihr aufsteigen. Welchen Reiz würde es dann haben, morgens aufzustehen und zur Agentur zu fahren, wenn sie sich nicht einmal über die ungewisse Erwartung auf den Ausgang des Tages würde freuen können? Früher, gar nicht mal vor so langer Zeit, war es ihre „Rache“ an Sho gewesen, die sie jeden Tag mit neuer Inspiration und Energie erfüllt hatte, und sie musste sich eingestehen, dass die entstehende Leere nach ihrer Versöhnung mit dem einstigen Rivalen, langsam aber sicher von den kleinen Streitereien mit Kanae und – trotz allem immer noch - Sho und ihren Wettstreits mit Ren ausgefüllt worden war. Bis aus den Streitereien Freundschaften wurden, und aus den Wettstreits Momente… Besondere Momente… Sie schüttelte den Kopf und drehte das kalte Wasser voll auf, um durch den eisigen Schwall wieder in die Realität zurückgerissen zu werden. Zu ihrem Erstaunen funktionierte es und für die nächsten 30 Sekunden dachte sie nur darüber nach, wie lange man es wohl unter so kaltem Wasser aushalten konnte, ohne von den Kopfschmerzen übermannt zu werden. -------------------------------------------------------------------------- So, das wars für heute, ich wünsch euch allen schöne Ostern udn gutes Wetter und viel Schoki und was man sobnst gerne zu Ostern nascht!! Das nächste Kap heißt "Koon" und - welch Zufall - der Titel sagt alles^^ bis dann eure Marcella Kapitel 26: Koon ---------------- Hallo! Es tut mir schrecklich leid, dass ich so lange nicht geupdatet habe, aber ich bin in den Osterferien überhauptnicht zum Schreiben gekommen (keien Energie) und jetzt hab ich nur noch ein einziges Kap auf Lager, deshalb kanne s sein, dass der Abstand zum nächsten etwas größer ist! Ich hoffe, ihr lest es trotzdem! Viel Spass mit Kap 26 ------------------------------------------------------------------------------ Eine halbe Stunde später fand sie sich selbst vor Rens Tür wieder, von ihren verflixten Gefühlen schon halb davon überzeugt, dass sie den gestrigen Abend nicht so ernst nehmen und stattdessen mit ihm den heutigen Abend geniessen sollte, da es ja immerhin ihr letzter in dem Hotel sein würde. Sonst kenne ich hier doch niemanden, versuchte sie sich selbst zu erklären, warum sie schon wieder in seiner Nähe sein wollte und klopfte schließlich ganz leise an. Einen Moment, der ihr ziemlich lang vorkam, blieb es still, dann hörte sie Schritte auf der anderen Seite und trat schnell einen Schritt zurück, bevor die Tür, die sie natürlich vorher von ihrer Seite aufgeschlossen hatte, auch von der anderen Seite entriegelt wurde. Im nächsten Moment stand sie Ren gegenüber, der sie, nur mit einem Handtuch bekleidet und, offenbar vom Duschen, tropfnass, fragend ansah und mit einem freundlichen „Guten Abend“ begrüßte. Kyoko stolperte halb schockiert, halb fasziniert ein paar Schritte zurück, bevor sie ihren Blick von seinem Körper losreißen konnte und mit tiefrotem Gesicht drauflos stotterte: „Ha-haben sie denn gar keinen Anstand!? Halbnackt hier herumzulaufen!“ Sie merkte selbst, dass ihre Stimme alles andere als vorwurfsvoll klang und konnte einfach nicht umhin, die Konturen seines muskulösen Oberkörpers mit den Augen nachzufahren, nur um auf dem Weg nach unten automatisch an dem Punkt hängen zu bleiben, wo das Handtuch seinen Hüftbereich verdeckte. Ren folgte ihrem Blick mit wachsendem Amüsement und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Hätte ich dir nicht aufgemacht, wärst du beleidigt weggegangen und hättest gedacht, dass ich dich nicht sehen will…“ „Und außerdem“, fügte er mit einem verführerischen Lächeln noch hinzu, „scheinst du ja förmlich mit deinen Blicken an mir festzukleben, was auch nicht gerade von großen Anstand zeugt.“ Kyoko wurde, wenn das überhaupt möglich war, nur noch röter und machte den Mund auf, um irgendetwas zu erwidern, aber als sie merkte, dass ihr einfach nichts Passendes einfiel, schloss sie ihn schnell wieder und stieß Ren stattdessen energisch zurück in sein Zimmer, nur um die Tür vor seiner Nase zuzuschlagen. „Z-ziehn sie sich gefälligst erst was an, bevor sie wieder reinkommen!“ Blankes Entsetzen schwang in ihrer Stimme mit. Nicht, weil sie den wohl begehrtesten Mann im japanischen Showbiz gerade nur mit einem Handtuch um den Hüften gesehen hatte. Auch nicht, weil sie sich selbst dabei ertappt hatte, sich vorzustellen, wie er wohl ohne Handtuch aussehen würde. Sondern weil sich in dem Moment, als sie ihn so hastig zurückgestoßen hatte, das flauschige Stück Stoff, dass ihn bisher vor ihren Blicken geschützt hatte, wie in Zeitlupe gelöst hatte und auf den Boden gefallen war. Dann hatte sie die Tür zugeschlagen und sich mit beiden Händen dagegen gestützt. Allerdings änderte auch das kalte Wasser, das sie sich gleich darauf im Badezimmer ins Gesicht spritzte, nichts daran, dass sie das Bild ständig vor Augen hatte. Entsetzt presste sie ihre nassen Handflächen auf ihre Wangen, um die Hitze endlich aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Erst als sie sich im Spiegel vergewissert hatte, dass sie wieder einigermaßen normal aussah, machte sie sich langsam wieder auf den Weg zu der immer noch geschlossenen Verbindungstür. Wie sollte sie ihm je wieder ins Gesicht sehen? Sie hatte gehofft, den Urlaub an diesem Abend sanft ausklingen lassen zu können, noch ein paar angenehme Stunden zu verbringen und sich vielleicht ein bisschen klarer über ihre eigenen Gefühle werden zu können., und jetzt hatte das Schicksal ihr einen neuen Schlag versetzt, der sie immer weiter von ihrem ursprünglichen Ziel, sich nicht zu sehr in das Spiel hineinzusteigern, entfernte. Sie fragte sich, was Ren wohl dachte. Nach seinem neuerdings so unbeschwerten und zugegebenermaßen nicht unangenehm offenen Verhalten zu urteilen, hatte er sich sicher gefreut, eine neue Gelegenheit gefunden zu haben, sie in Verlegenheit zu bringen. Aber das würde sie ihm schon austreiben! In ihrem Kopf begann sich bereits ein interessanter Plan zu entspinnen, wie sie ihm all die Momente der blanken Fassungslosigkeit zurückzahlen könnte. „Ich bin gespannt, wie gut du wirklich bist, Ren Tsuruga“, flüsterte sie mit einem triumphierenden Grinsen, als die Idee Gestalt annahm. Tief in ihrem Innern jedoch, hatte sie das vage Gefühl, mit einem Mal den echten Ren Tsuruga kennen zu lernen und sie war voller Begeisterung, wenn sie daran dachte, wie viele interessante, neue Seiten sie noch aus ihm herauslocken würde. Den „Eroberer der Nacht“ hatte sie schon gefunden, den sanften, melancholischen Ren schon kennen gelernt. Und gerade heute war wieder jemand neues dazugekommen. Immer noch lächelnd klopfte sie nun zum zweiten Mal an diesem Abend an die Tür und Ren öffnete in, wie sie mit leichter Enttäuschung feststellte, ganz gewöhnlichen schwarzen Jeans und T-shirt. „Zufrieden?“, fragte er in normalem Tonfall, und sie nickte. „Also, warum hast du mich vorhin aus der Dusche geholt?“ Kyoko bemerkte sehr wohl, dass er mit Absicht den Vorfall noch einmal erwähnte, um sie daran zu erinnern, aber sie beschloss, nicht darauf einzugehen und antwortete nur wahrheitsgemäß: „Ich wollte fragen, ob sie mit mir zum Maifest und zum Feuerwerk gehen. Ein Mädchen, das letztes Jahr schon mal hier war, hat erzählt, dass es hier nur zweimal im Jahr Feuerwerk gibt und dass es ganz toll wäre und… ich dachte, wenn wir schon mal da sind, während es so was schönes zu sehen gibt, sollten wir uns das nicht entgehen lassen.“ Ganz egal, was vorgefallen ist, fügte sie im Kopf noch hinzu, sprach es aber nicht laut aus. Vorsichtig hob sie den Blick, den sie vorher zum Boden gesenkt hatte und sah ihn fragend an. Er lächelte auf diese sanfte Art, die sie bisher nur erlebt hatte, wenn sie alleine oder mit Yashiro zusammen waren und nickte fast unmerklich. „Es tut mir übrigens Leid, falls ich dich vorhin in Verlegenheit gebracht habe, aber ich hatte einfach auf die Schnelle nichts besseres zum Anziehen“, meinte er unvermittelt. Kyoko sah ihn überrascht an und erwiderte, in Gedanken abwägend, ob sie ihre Pläne vielleicht Pläne bleiben lassen sollte: „Ach, ist schon vergessen… also zumindest bin ich ihnen nicht mehr böse“, bevor jeder in sein Zimmer ging, um noch die nötigsten Sachen einzupacken und die Fenster zu schließen. Kyoko schloss sicherheitshalber auch die Verbindungstür von ihrer Seite ab, dann lief sie mit ihrem Handy und ein bisschen Geld in den Hosentaschen ihrer Jeans hinaus auf den Flur uns ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Ren stand schon auf den Gang an die Wand gelehnt und wartete. Es dauerte nicht lang und sie waren in ein angeregtes Gespräch versunken, alle Verlegenheiten beseitigt. Beinahe hatte Kyoko das Gefühl, zu vergessen, dass sie spielen musste und spürte, dass auch Rens Kontrolle langsam dahinschmolz, während er immer mehr er selbst wurde. Sie wusste, dass es nicht gut war, wenn sie so gegen die Regeln des Projekts verstießen, aber zum einen war es ihnen vollkommen egal und zum anderen konnte man ihr offenes Verhalten auch dem Feriengefühl zuschreiben. Kyokos einzige Befürchtung bestand darin, dass sie später eine Menge Ärger kriegen würde, weil sie Sho kein einziges Mal kontaktiert und sich stattdessen den ganzen Tag mit Ren herumgetrieben hatte. Ren blickte stirnrunzelnd auf Kyoko hinunter, die plötzlich in ein nachdenkliches Schweigen verfallen war und fragte sich, über was sie wohl grübelte, als ihm bewusst wurde, dass er vollkommen vergessen hatte, zu spielen. Überrascht von seiner eigenen Achtlosigkeit beschloss er, sein Verhalten wieder etwas mehr seiner Rolle anzupassen und so verfielen beide wieder in einen etwas distanzierteren Umgang, während sie über die festlich geschmückten und hell erleuchteten Hotelanlagen spazierten. Er schlug automatisch eine Richtung ein, die sie immer weiter von den vielen Menschen auf der Terrasse, die am Vortag noch Tanzfläche gewesen war und nun eher wie ein Rummelplatz wirkte, wegführte und hoffentlich bald auch aus der Reichweite der unsichtbaren Kameras und Beobachter brachte. Eine halbe Stunde später fanden sie sich am Strand wieder, wo trotz der einbrechenden Dunkelheit noch reger Betrieb herrschte und den aufgebauten Lagern nach zu urteilen hatte ein Großteil der Hotelgäste vor, das Feuerwerk von dort aus zu betrachten. „Mogami-san, lass uns noch ein Stück weitergehen, hier ist zuviel los“, bemerkte er so nichtssagend wie möglich, insgeheim hoffend, sie würde den Wink verstehen. „Ich kenne einen schönen Platz, von wo aus man das Feuerwerk am besten anschauen kann!“, erwiderte Kyoko fröhlich und etwas überrascht folgte er ihr, als sie mit schnellen Schritten loslief. Er würde sie später unbedingt fragen müssen, woher sie das so genau wusste. Nur kurze Zeit später hatte Ren die große Picknickdecke, die er sich von einem Hotelbediensteten an der Rezeption hatte geben lassen, in einer Mulde inmitten hoher Dünen ausgebreitet und er musste gestehen, dass Kyoko Recht gehabt hatte. Von hier aus konnte man das Hotel und den gesamten Strand sehen und da das Feuerwerk im Park entzündet werden sollte, sodass es bis hoch oben über dem Meer zu sehen sein würde, war es wirklich der ideale Platz, um sich auf den Rücken zu legen und den Anblick zu geniessen. „Außerdem ist hier niemand“, erklärte Kyoko fröhlich, nachdem sie ihm erzählt hatte, wie Maria-chan, ihre neue Mitspielerin ihr den Platz beschrieben hatte. Das kleine Mädchen steckte voller Überraschungen. „Und Maria-chan spielt tatsächlich Fuwas Schwester?“ Kyoko nickte und fragte sich dabei, welche Rolle der Enkelin des Präsidenten wohl im allumfassenden Chaos des Films zuteil werden würde. „Rory hat ja schon länger mit dem Gedanken gespielt, sie als Kinderstar debütieren zu lassen, allerdings hätte ich nicht gedacht, dass er das wirklich in die Tat umsetzen würde…“, sprach Ren seine Gedanken laut aus. Kyoko blickte ihn nur verwundert an und ließ sich schweigend auf die weiche Decke fallen. Der feien Dünensand ließ sie weich landen und sie verschränkte ihre Hände hinter dem Kopf, den Blick in den Abendhimmel gerichtet. Ren tat es ihr gleich und schwieg ebenfalls. Nicht dass sie Worte gebraucht hätten. Die sanfte, beruhigende Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, ließ Kyoko das seltsame Gefühl erleben, in einer Welle aus lauwarmem Wasser zu versinken. Wo waren ihre kleinen Rachegedanken? Wo war ihre Entschlossenheit? Wo war ihr Widerstand, als jede Distanz zwischen ihnen in dem Schweigen dahinschmolz? Sie fragte sich, wie lange sie schon so fühlte. Wie lange schon wirkte seine Gegenwart wie ein Beruhigungsmittel auf ihre wirren Gedanken? Wie lange schon fühlte es sich so warm, so vertraut an, mit ihrem Sempai endlose Gespräche zu führen, an deren Inhalt sie sich später nicht erinnerte, weil das Bild seiner tiefen, dunklen Augen überwog? Sie wusste es nicht. Vielleicht hatte es schon beim Dreh von DarkMoon angefangen, als er sie vor dem Stalker beschützt hatte oder sogar schon damals, noch früher, als sie ihn gesund gepflegt hatte, weil er zum ersten Mal in seinem Leben krank war. Aber die Wärme, die sie selbst damals schon erfüllt hatte, wenn auch von ihrem Verstand achtlos fallen gelassen, hatte in diesem speziellen Augenblick einen Beigeschmack, der erst vor kurzen zum ersten Mal aufgetaucht war. Es war diese nagende Anspannung, die brennende Erwartung auf irgendetwas, die ihre Gedanken den Rest der Welt vergessen ließ und ihr ein Kribbeln durch den Körper sandte. Um das Gefühl zu umgehen, brach sie die Stille und hörte fast schon ein imaginäres Klirren als das zarte Gebilde aus Glas, das sie eben noch wie ein magisches Netzt umhüllt hatte, zersplitterte. „Tsuruga-…“ „Ren“, wurde sie unterbrochen, sobald sie den Mund aufgemacht hatte und sie runzelte fragend die Stirn. Auf einen Ellbogen gestützt, sah sie irritiert zu ihm hinüber, aber er hatte die Augen geschlossen und seine Miene gab keinen seiner Gedanken preis. „Mein Name ist Ren“, sagte er noch einmal, bekräftigend. Als er die kleine Kyoko-chan getroffen hatte, hatte sie ihm nicht erlaubt, sie nur beim Vornamen zu nennen, obwohl sie sich so gut verstanden hatten. Und dann war dieser Stalker aufgetaucht und hatte sie jedes Mal nur mit „Kyoko“ adressiert. Wenn sie also nicht den ersten Schritt machte, würde er es tun. Er war es langsam leid, immer noch von ihr gesiezt zu werden und er hatte auch nicht mehr vor, ihr Alter oder sonst etwas als Ausrede vorzuschieben, wenn es um seine Gefühle ging. So tief in Gedanken, hörte er beim ersten Mal gar nicht, dass sie ihn ansprach. Erst als sie mit der Hand vor seinem Gesicht herumwedelte, öffnete er die Augen und traf ihre. Eine leichte Röte stahl sich auf ihre Wangen, oder zumindest glaubte er, das in dem diffusen Licht der sternklaren Nacht erkennen zu können. Automatisch erwachte diese kleine Stimme in ihm, die ihm einflüsterte, das Rot ein wenig zu vertiefen und er stütze seinen Kopf ebenfalls in seine Hand, sodass sie sich genau gegenüber lagen, kaum einen Meter voneinander entfernt. Scheinbar war das noch nicht genug, denn außer einem leisen Atemanhalten bekam er keine Reaktion. „Was…?“, fragte er mit der unschuldigsten Stimme, die er zustande brachte und sah sie unter langen, dunklen Wimpern und halb geschlossenen Lidern heraus an. Schon besser, beglückwünschte er sich innerlich, als sie ein kleines Stück von ihm wegrutschte und mit der freien Hand verlegen an ihrem T-shirt herumnestelte. „I-ich wollte nur… Tsuruga-san!! Bitte sehen sie mich nicht mit diesem Blick an!!“, platze sie plötzlich heraus und brach den Augenkontakt. Er warnte sich selbst, es nicht zu übertreiben und lehnte sich wieder zurück in die Decke. Kyoko folgte seinem Beispiel erleichtert und fragte dann leise: „Tsuruga-san… Ren…“, der Name klang ungewohnt weich auf ihren Lippen, „…können wir nicht einfach so tun, als hätten sie mir eben gerade erzählt, dass sie der Junge aus meiner Kindheit sind? Der, der mir damals zum Geburtstag gratuliert hat?“ Ren dachte einen Augenblick nach. „Aber das wird nicht gefilmt… wie wäre es mit morgen auf der Busfahrt, dann wird es ein Teil der Geschichte.“ Kyoko nickte erfreut, dass Ren sich so leicht von ihrer Idee hatte überzeugen lassen. „Aber vielleicht sollten wir es einmal inszenieren, nur zur Übung“, meinte er nachdenklich und setzte sich auf. „Jetzt gleich?“, fragte Kyoko, als sie sich ihm gegenüber setzte und er nickte zustimmend. „Anfangspunkt ist eine Geschichte, die ich im Bus aufschreiben werde, ein kurzer Text über das Erlebnis damals. Du fragst mich, was ich schreibe und ich erzähle es dir. Dann kommt dein Einsatz. Wie würdest du reagieren?“ Nach einem Moment der Stille begann Ren mit einer ruhigen, veränderten Stimme, zu erzählen. Kyoko konnte an seiner Ausstrahlung ganz deutlich spüren, dass er angefangen hatte, zu spielen und wappnete sich innerlich gegen die Manipulation, die sein Spiel an ihr verüben würde. Er war ein gefährlicher Dialogpartner und sie war nicht überzeugt, dass sie ihm inzwischen die Stirn bieten konnte. Sie straffte die Schultern und lauschte aufmerksam. „Ich schreibe über etwas, das ich in meiner Kindheit erlebt habe. Es ist eine lange Geschichte. Willst du sie hören?“ Er sah sie an. Sie nickte. „Wenn sie sie mir erzählen wollen, gerne.“ Ihre Neugierde war geweckt. Sie war gespannt, auf welche Irrwege er sie mit seinem Spiel treiben würde. „Ich war damals mit meinem Vater alleine nach Kyoto gezogen“, er spürte, wie sie aufhorchte. Er begab sich auf dünnes Eis, aber vielleicht war es das Risiko wert. „Wir waren vorher schon ein paar Mal umgezogen seit meine Mutter gestorben war, als ich neun war. Allerdings blieben wir nie lange und so war es auch diesmal. Ich hab gerade mal vier Wochen dort gelebt. Aber obwohl es so eine kurze Zeit war, hat sie mein Leben in einer Hinsicht entscheidend geprägt…“, er legte eine Pause ein, um zu beobachten, wie Erkennen in ihren Augen aufblitzte, „Denn damals habe ich meine erste richtige Freundin kennen gelernt. Eigentlich war sie für mich sogar eher so etwas wie eine kleine Schwester“, seine Augen hielten ihren Blick eisern fest und er bemerkte an ihrem Gesichtsausdruck, dass in ihren Kopf plötzlich alle wirren Puzzelteile zu einem Bild zusammenfielen, „Eine kleine Schwester, die sich um mich kümmerte und mich tröstete und versorgte, wenn es mir schlecht ging. Und es ging mir schlecht. Nicht, dass ich ihr irgendetwas davon erzählt hätte, aber sie schien es zu spüren. Dabei war sie doch so oft selbst niedergeschlagen, weil sie Probleme mit ihrer Mutter hatte. Seit ich sie kennen gelernt habe, ist die Erinnerung an sie unauslöschlich geworden. Und soviel ich auch von meiner Vergangenheit vergraben habe, sie bleibt immer da. Ihr Bild verblasst nicht...“, seine Stimme war immer leiser geworden und schwieg nun ganz. Kyoko konnte ihren rasenden Herzschlag nicht mehr kontrollieren. Sie wusste, sie sollte langsam etwas sagen, zeigen, dass sie die Geschichte wieder erkannt hatte, dass sie ihn wieder erkannt hatte, aber sie konnte nicht. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit! Nicht damit, dass er ihr Koons Geschichte erzählen würde… Nicht damit, dass er sie kennen würde, als wäre es seine eigene. Nicht damit, dass ihr törichtes Herz vor Freude und Schmerz fast zerspringen würde. Nicht damit, dass sie sich nach vorne lehnen und ihn umarmen würde, während über ihre zitternden Lippen sein Name fiel. Koon. Nicht damit, dass er sich rückwärts nach hinten fallen lassen würde und sie mit sich ziehen, um sie noch fester mit seinen Armen zu umschließen, als wolle er sie nie mehr loslassen. Sie hatte einfach nicht damit gerechnet, dass jegliche Enttäuschung darüber, dass er sie damals verlassen hatte, jegliche Zweifel daran, dass er es wirklich war, von dem plötzlichen Gefühl überwältigender Zuneigung zerschlagen werden würden. Und so ließ sie sich fallen, hatte das Gefühl in seiner Wärme zu ertrinken, in seiner Nähe zu versinken und in seiner sanften Berührung zu zerfließen. Seine Hände, die auf Wanderschaft über ihren Rücken gingen, über ihre Hüften und sich schließlich in ihrem Haar verloren, ihre eigenen Hände, die nicht anders konnten, als seine Schultern, sein Gesicht, seine Arme zu erkunden, während ihr Kopf auf seiner Brust ruhte und ihre geschlossenen Augen die Welt um sie herum ausschlossen, das alles war schon lange kein Wiedersehen alter Freunde mehr. Und das kleine Gefühl, das sich in die Wärme seiner Nähe gemischt hatte, übernahm innerhalb eines Herzschlags die volle Kontrolle und ließ ein fast schon schmerzhaft angenehmes Kribbeln durch ihren Körper laufen, bis es sich als elektrisierende Welle der Zufriedenheit über ihrem Herzen sammelte und langsam tiefer sank. _------------------------------------------------------------------ So, das wars für heute... udn keien Sorge, das folgende Kap ist auch geschrieben, also bekommt ihrs noch ohne längere Wartezeit^^ lg Marcella PS: Also nach den neustemn Wedungen in SB, mit Rens Vater udn allem, ist diese FF eigentlich total veraltet, aber ich denke, das macht nix, denk ich^^ und nun noch der Spoiler für Kap 27, "Vor dem großen Feuerwerk": Sie schien seinen Gedankengang irgendwie an seinem Gesicht abgelesen zu haben, denn sie rückte ein ganzes Stück weg von ihm, soweit es das kleine Sofa zuließ, und bedachte ihn mit einem finsteren Blick: „Glaub ja nicht, dass du in Wirklichkeit auch nur die geringsten Chancen hättest! Das ist nur Schauspielerei, merk dir das!“ Er schnaubte nur etwas, das sich für sie anhörte wie „zickig wie immer“ und drehte sich mit verschränkten Armen von ihr weg. Und ja, ihr habt richtig gelesen, Kanae udn Sho feiern ihr Comeback^^ Endlich! bis dann^^ Kapitel 27: Vor dem großen Feuerwerk ------------------------------------ Hallo meine lieben LeserInnen! Dieses Kap ist zwar inhaltlich nicht besonders aufregend und noch dazu recht kurz, aber es gibt einige Ankündigungen zu machen. 1) Ich bin fast fertig mit der FF. Im Augenblick bin ich auf Seite 94 und es werden noch ca. 5-10 Seiten bis zum Schluss... Das bedeutet, euch erwarten noch maximal 6 Kapitel... Eigentlich hatte ich auch gedacht, dass es noch etwas mehr werden würde, aber irgendwie bin ich gestern viel schneller als erwartet durch den geplanten Plot getackert udn auf ein Mal... (Aber ich will euch mit meinen Schreibgesxhichten nichz weiter nerven, deshalb...) 2) Yeah, seit Donnerstag bin ich 18^^ Das heißt, endlich alle Adult-Pics bei MeXX anschauen, endlich ohen Eltern (17ner Führerschein) Auto fahren und ganz legal alles kaufen, was ich will XDD (Wahnsinn, genau wie alle anderen 18-jährigen... *sarkasmus*) 3) Mit großer Wahrscheinlichkeit wird diese auch die letzte FF sein, die ich je zu SB schreiben werde... Höchstens noch einen OneShot oder so, aber ich habe irgendwie das brennende Interesse an SB verloren (obwohl ich es immer noch mitverfolge)... und 4) Viel Spass beim Lesen! --------------------------------------------------------------------------- Kanae und Sho hatten am zweiten Abend beschlossen, die Regeln des Projekts in den Wind zu schreiben und angefangen, ausgelassen über den Film zu diskutieren, sobald der Zeiger der Funkuhr im Esszimmer auf ein Uhr gefallen war. Beide hatten morgens einen Zettel mit dem Auftrag, eine Beziehung miteinander anzufangen, bekommen. Es schien als hätte der Theaterschauspieler Sho nun endlich eine bleibende Entscheidung getroffen, zumindest hoffte er das, denn der Gedanke daran Kyoko, selbst nur im Spiel, zu hintergehen oder als Zweitfreundin zu benutzen, widerstrebte ihm zutiefst. Abgesehen davon, dass er nicht leugnen konnte, dass Kanaes hitziges Temperament ihm langsam aber sicher zu gefallen begann. Sie schien seinen Gedankengang irgendwie an seinem Gesicht abgelesen zu haben, denn sie rückte ein ganzes Stück weg von ihm, soweit es das kleine Sofa zuließ, und bedachte ihn mit einem finsteren Blick: „Glaub ja nicht, dass du in Wirklichkeit auch nur die geringsten Chancen hättest! Das ist nur Schauspielerei, merk dir das!“ Er schnaubte nur etwas, das sich für sie anhörte wie „zickig wie immer“ und drehte sich mit verschränkten Armen von ihr weg. „Ach Sho-chan, jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt!“, beschwerte sie sich in einem Tonfall, der fast nicht spöttisch klang. „Das sagst du so leicht! Weißt du, was ich sonst mit den Mädels mache, die mich „Sho-chan“ nennen?“, erwiderte er mit einem Blitzen in den Augen, das ihr gar nicht gefiel. „Nein, und ich will es auch nicht wissen!“, beschloss sie auf Nummer sicher zu gehen. Sie sah ihm an, dass sein Plan nicht aufging und grinste triumphierend. Dann sprang er plötzlich auf und zog sie am Handgelenk in den Flur. „H-hey! Was soll das denn werden!?“ Er hielt ihr ein Paar Turnschuhe hin und sie hob nur fragend eine Augenbraue. „Ich habs satt, nur hier herumzusitzen! Lass uns einfach ein bisschen raus und Spass haben!“, versuchte er sie von seiner Idee zu überzeugen. „Ach ja… und wie stellst du dir das vor?“ Es war keine Frage. Ihr Blick war überdeutlich zu seinem verstauchten Fuß hinunter gewandert, der in einer Plastikschiene steckte, die sie sich von Arzt hatten geben lassen, damit er laufen konnte. „Ach… komm schon! Das ist alles halb so wild!“ Sie überlegte einen Moment, ob sie das Risiko, dass sie ihn am Ende heim schleppen musste, weil er nicht mehr laufen konnte, wirklich eingehen wollte, dann siegte das Bedürfnis, endlich mal wieder das echte Leben zu geniessen, nachdem sie so lange nur gespielt hatte, und sie zog sich seufzend die Schuhe an. Kurze Zeit später saßen sie bei Snacks und Sake in einer Karaoke-Bar und sangen sich die Seele aus dem Leib. Sho sah man deutlich an, dass er gerne im Stehen singen und seine Performance trainieren wollte, aber wegen seiner Verstauchung hatte Kanae ihn gewarnt, es nicht zu übertreiben. Da er es sich mit ihr nicht verscherzen wollte, erschien es ihm klüger, auf sie zu hören. Außerdem konnte er sie so besser beobachten, wenn sie selbst tanzte, was ihm auch nicht gerade unangenehm war. Sie hatte eine klare Stimme. Zu einer professionellen Sängerin würde es zwar nicht reichen, aber im Vergleich zu gewissen anderen Leuten, wie zum Beispiel Kyoko, traf sie wenigstens die Töne. Nach zig Liedern, und eine halbe Flasche Sake später, saßen beide ziemlich erschöpft auf dem Sofa und unterhielten sich. „Was machen wir, wenn sie uns erwischen?“ Kanae klang nun doch ein wenig beunruhigt. Immerhin war das ihr erstes großes Filmprojekt und sie wollte den Job nicht verlieren. „Ach was! Erstens sind wir mitten in der Ruhepause abgehauen und die sind uns sicher nicht nachgelaufen, sonst wären sie schon hier um uns an unsere Pflichten zu erinnern, und zweitens glaube ich kaum, dass Kyoko, gerade in einem traumhaft schönen Ferien-Resort und umgeben von heißen Beach-boys, ihre Nächte unschuldig in ihrem Zimmer verbringt!“ Kanae sah ihn einen Augenblick perplex an, dann prustete sie los. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Kyoko sich mit irgendwelchen Typen vergnügt! Kyoko ist in der Love-Me-Sektion, und das hat einen Grund! Dieses Mädchen wird noch lange brauchen, um irgendjemanden richtig mögen zu können, und noch viel länger, um irgendetwas mit jemandem anzufangen, den sie nicht richtig mag!“ Nachdem ihr Lachen verklungen war, fügte sie jedoch leise und in ernstem Tonfall hinzu: „Aber falls du Recht haben solltest, dann hoffe ich von ganzem Herzen, dass es nicht irgendein Beach-boy ist, in dessen Armen sie gerade liegt, sondern jemand ganz Bestimmtes…“ „Ren Tsuruga.“ Es war keine Frage. Sie ihn verwundert an. „Woher weißt du das?“ Er grinste und setzte einen verführerischen Blick auf. „Was krieg ich, wenn ichs dir erzähle…?“ Kanae seufzte nur resignierend und schüttelte den Kopf. „Garnichts… Oder warte: ich erzähl dir woher ich es weiß!“ „Deal“, meinte er nur und sie bemerkte, wie sein rechter Arm sich vorsichtig, schleichend um ihre Schultern legte. Mit einem weiteren resignierenden Seufzen lehnte sie sich also an ihn und sah auffordernd zu ihm auf. „Na dann erzähl mal“, sagte sie und so erfuhr sie von Rens Zusammenbruch in Flur, den sie teilweise auch dem Schlafmangel und der durch Kyoko bekannt gewordenen unregelmäßigen Nahrungsaufnahme des vielbeschäftigten Schauspielers zuschrieb, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass Ren Tsuruga so emotional sein sollte. Um die Abmachung zu erfüllen berichtete sie dem ziemlich erstaunten Sho, nachdem er geendet hatte, von den Briefen und der Handschrift, die sie erkannt hatte, sodass nun feststand, dass Ren zumindest im Film tiefere Gefühle für ihre gemeinsame Freundin hegte. „Außerdem“, fügte sie noch hinzu, „bin ich ziemlich sicher, dass er das von ganzem Herzen so gemeint hat, wie ers geschrieben hat…“ „Und woher willst du das wissen?“, fragte Sho skeptisch, während er sie mit ein paar Snacks fütterte, weil sie aus ihrer Lage heraus nicht drankam. „Zum einen hab ichs im Gefühl, weibliche Intuition könnte man sagen, und zum anderen hat Kyoko mich gestern angerufen gefragt, was es heißt, wenn jemand diese Geste…“, sie führte es ihm vor, „…macht und ich glaube kaum, dass das was anderes als „Ich liebe dich“ bedeuten könnte.“ Sho nickte. „Aber wie kommst du darauf, dass das dieser Tsuruga war?“ „Ganz einfach: Sie war total durch den Wind und aufgeregt deswegen und es war im Hotel. Wenn es irgendwer gewesen wäre, hätte sie ihn für so eine Geste gar nicht lang genug gekannt, und außerdem würde sie mich dann nicht anrufen und sich nicht so verrückt machen! Ich werd sie mal ausfragen, sobald sie wieder da ist und dann sehn wirs ja!“ Er beugte sich zu ihr herunter, bis sich ihre Nasenspitzen fast berührten und fixierte sie mit einem viel zu vielsagenden Blick. „Also gibt es jetzt auf einmal doch ein „wir“…?“, flüsterte er neben ihrem Ohr, sodass ihr automatisch ein Schaudern den Rücken herunterlief. „Wenn ich nicht wüsste, dass es vom Sake kommt, würde ich sagen, lassen wirs drauf ankommen…“, sie drückte ihn von sich weg und setzte sich auf, „…aber ich weiß, dass es der Sake ist. Deshalb, lass du es bleiben!“ Enttäuscht griff er nach den Snacks und nahm noch eine Handvoll mit, als Kanae ihn aus der Bar und nach Hause schleifte. Wieder ein Fehlschlag. Diese Frau ist einfach einmalig, dachte er, während sie schließlich nebeneinander im Bett lagen und versuchten, einzuschlafen. Irgendwie hatte ihn langsam aber sicher der Gedanke besessen, sie wenigstens ein einziges Mal um ihre Selbstkontrolle bringen zu wollen. Und mit diesem Gedanken schlief er auch ein, fest entschlossen, ihn bald, sehr bald in die Tat umzusetzen. Maria war kurz vor Mitternacht zusammen mit Yashiro losgelaufen, um an ihrem geheimen Platz am Strand mit Rens Manager, der wie sie zugeben musste, auch nicht schlecht aussah und ihr, wie sie hoffte, vielleicht ein paar nützliche Informationen über Ren beschaffen könnte, wenn sie erst Freunde wären, das Feuerwerk anzusehen. Yashiro mochte die Enkelin des Präsidenten und hatte sich deshalb bereiterklärt, sich während des Urlaubs ein bisschen um die Kleine zu kümmern. Es war während ihres Aufenthalts sowieso viel weniger Filmmaterial zusammengekommen, als Takarada gehofft hatte, weil entweder die Kameras aus unerfindlichen Gründen ausgeschaltet waren, oder die Teammitglieder vergaßen, sich um die Aufnahmen zu kümmern, weil sie lieber am Strand herumtollten, oder die Schauspieler es auf unerklärliche Art und Weise immer wieder schafften, sich irgendwo zu verstecken und nicht mehr aufzutauchen. Schließlich hatte der Präsident Einsicht gezeigt und seiner kleinen Enkelin erlaubt, das Feuerwerk vom Strand aus anzuschauen, allerdings nur unter der Bedingung, dass sie von einem Erwachsenen begleitet wurde. Da sie keine Lust gehabt hatte, mit irgendeinem Aufpasser zu gehen, den sie nicht einmal kannte, hatte sie kurzerhand mit ihrem engelsgleichem Lächeln Yashiro um den Finger gewickelt. Jetzt stapften sie nebeneinander her durch den Sand, vorbei an den vielen anderen Leuten, die schon ganz begeistert und teilweise nicht wenig alkoholisiert auf das große Finale des Abends warteten. Yashiro hatte sich natürlich bereit erklärt Marias Strandausrüstung zu tragen. Das kleine Mädchen plapperte den ganzen Weg über wie ein Wasserfall und er war zugegebenermaßen erleichtert, als sie kurz vor ihrem „geheimen Aussichtspunkt“ endlich in ein leises Summen verfiel und dafür nicht mehr redete. „Schau, da ist es!“, meinte sie plötzlich und zog an einem Zipfel von Yashiros Hemd. Er folgte ihrem ausgestreckten Arm mit den Augen und erblickte eine ziemlich hohe Düne, die tatsächlich von den Blicken der anderen Gäste geschützt hinter einem kleinen Felsvorsprung lag. Erst im letzten Moment erkannte der sonst so aufmerksame Manager seinen Fehler. Er beugte sich hastig zu seinem kleinen Schützling herunter und legte ihr einen Zeigefinger über die Lippen. „Maria-chan, wir werden jetzt ganz leise wieder zurückgehen und das Feuerwerk vom Strand aus anscheuen, hast du gehört?“, flüsterte er ihr ins Ohr und zog sie an der Hand weg von der versteckten Mulde in den Dünen, wo ganz offensichtlich schon irgendein Liebespärchen sein Lager aufgeschlagen hatte. Erst als sie außer Hörweite waren, blieb er stehen und erlaubte Maria durch einen Blick, die Fragen zu stellen, die ihr ganz offensichtlich auf der Zunge brannten. „Yashiro-san, was war denn da?“, fragte sie vollkommen ahnungslos. Sie hatte auf Grund ihrer Größe natürlich nicht gesehen, dass schon andere ihren Lieblingsplatz vor ihnen entdeckt hatten. „Es scheint, als hätten schon ein paar andere Leute deinen Ausguck entdeckt“, erklärte er. „Aber dann können wir doch fragen, ob wir uns dazu setzen können! Und warum sollte ich plötzlich still sein?“ Yashiro konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. „Weißt du Maria-chan, ich glaube nicht, dass diese zwei Personen so begeistert gewesen wären, wenn wir sie gestört hätten…“ „Du meinst, das war ein Pärchen?“, hakte die Kleine nach und Yashiro nickte. So schwierig es dann und wann sein konnte, sich mit kleinen Kindern zu unterhalten, manchmal wünschte er sich, er hätte selbst eine eigene Familie. Aber bei seinem jetzigen Job würde er wohl nicht einmal die Zeit haben, überhaupt eine Frau kennen zu lernen. Andererseits… hatte er da vielleicht schon eine getroffen. Aber in Anbetracht der Tatsache, das sie wie alle seine anderen Schauspielpartnerinnen Ren hoffnungslos verfallen war, rechnete er sich seine Chancen nicht besonders hoch aus. Dabei hatten sie sich bei der Premiere von DarkMoon noch so gut unterhalten. „An was denkst du denn gerade?“, wurden seine Gedanken abrupt unterbrochen und er sah zu Maria hinunter, die sich in den Sand hatte fallen lassen und nach oben in den sternenübersäten Himmel blickte. Er tat es ihr gleich. „Wieso fragst du das?“ Maria sah zu ihm herüber und grinste. „Du hast so tief geseufzt, dass ich einfach neugierig geworden bin“, erwiderte sie immer noch grinsend. „Itsumi Momose…“, sagte er nur und blickte weiterhin in den Himmel. „Ist das die Frau, die mit Ren in DarkMoon gespielt hat?“, erkundigte sie sich. Er nickte. „Magst du sie?“ Er nickte noch einmal und fragte sich, warum es ihn erleichterte, mit jemandem darüber zu reden. Als plötzlich ein spitzer, weiblicher Schrei aus der Nähe ertönte, gefolgt von einem lauten, eindeutig männlichen Lachen, das Yashiro auf beunruhigende Art und Weise bekannt vorkam, sprang Maria erschrocken auf. „Du, Yashiro… Denkst du nicht auch, dass das gerade nach Kyoko klang!?“ ----------------------------------------------------------------------------- So, das wars wieder Mal für heute, lg Marcella Kapitel 28: Ein Sommernachtstraum... ------------------------------------ Hallo, ihr Lieben!! Ich bin gearde ziemlich oft am Schreiben, deshalb kann ich jetzt auch endlich etwas öfter uploaden^^ Ihr kommt also gleich in den Genuss des neusten (oder zumindest am aktuellsten hochgeladenen) Kaps von Es ist Mai! Der Titel ist von Shakespeare geklaut, aber ich liebe ihn einfach, deshlab musste ich das Kap so nennen, denn es ist definitiv eines meiner Lieblingskaps in der FF^^ Ich bin gespannt, ob ihr diese Ansicht nachvollziehen könnt^^ Und an sweety_sue: Ja, cih bin ziemlich, ziemlich sicher, dass ich keine Sb-FFs mehr schreiben werde... Wahrscheinlich überhaupt keine FFs mehr für die nächste Zeit... Aber ich gebe mir große Mühe, diese hier so schön und aufregend wie möglich enden zu lassen, ich schreibe schon fleißig am Finale der Story!! Eine generelle Frage an euch: Bis zu welcher Altersbeschränkung soll das letzte Kap gehen? 12, 14 oder 16??? (Nicht, dass ich glaube, ich könnte p16 schreiben, aber eure Meinung würde mich sehr interessieren!) Und hier noch Werbung für mein neustes Sb-FA *nyo, ich weiß, es ist billig^^* http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=982726 Viel Spass beim Lesen!! lg Marcella ------------------------------------------------ Ren hatte es eine Weile stillschweigend genossen, seine zarte, warme, geliebte Kyoko einfach nur im Arm zu halten und sich in dem Gefühl verloren, sie zum ersten Mal wirklich berühren zu können, nicht wie ein guter Freund, der sie tröstete, nicht wie ein Kollege, der mit ihr zusammen spielte, sondern ganz als er selbst, als der Mann, der versuchte, ihr Herz zu erobern. Er hatte seine Hände nicht davon abhalten können, ihre Konturen nachzufahren und sich in ihrer Reaktion zu vergessen, als sie es ihm erst sanft und vorsichtig, dann zunehmend selbstsicherer nachtat. Manchmal ertappte er sich dabei, sie Küssen zu wollen, oder seine Lippen über ihr Schlüsselbein wandern zu lassen, um ihre Reaktion zu beobachten, aber er hielt sich zurück, in der Befürchtung den Moment dadurch zu zerstören. Immerhin war sie nicht besonders vertraut im Umgang mit solchen Situationen und er hatte nicht vor, irgendetwas zu überstürzen und ihre zarte Erwiderung dadurch zunichte zu machen. Irgendwann jedoch hatte er sich eingestehen müssen, dass es einfach nicht genug war, um die plötzliche Hitze in seinem Körper zu befriedigen und angefangen, sich durch sinnlose Geistestätigkeiten wie das Zählen von Fenstern im ersten Stock des Hotels anhand der Anzahl der dort befindlichen Zimmer, abzulenken. Außerdem hegte er sie wachsende Befürchtung, das Kyoko seine körperliche Reaktion bald spüren könnte und fragte sich, wie sie darauf reagieren würde. Hoffentlich nicht, indem sie aufsprang und ins Hotel zurückrannte, nur um ihm noch zahllose Beschimpfungen von „pervers“ bis „hormongesteuert“ entgegenzuschleudern. Kyoko hingegen verschwendete keinen Gedanken an Rens Befindlichkeit, so sehr war sie mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt. Vor allem aber war sie krampfhaft darauf bedacht, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen. Sie wusste ja nicht einmal, wieso sie es überhaupt so genoss, in seinen Armen zu liegen. Warum ihr jedes Mal ein Schauer über den Rücken lief, wenn sein warmer Atem sie streifte oder wenn seine Hände auf ihren nackten Armen elektrisierende Muster zeichneten. Sie bemerkte gerade, wie in seinen Augen etwas aufblitze, dann drehte sich ihre Welt plötzlich um 180 Grad und sie landete auf dem Rücken, während er, neben ihrem Kopf auf den Ellbogen aufgestützt, mit seinem ganzen Gewicht auf ihr lag und sie bewegungsunfähig machte. Der Blick, mit dem er ihren traf, spiegelte blanke Unkontrolliertheit und sie konnte ein erschrockenes Luftschnappen nicht unterdrücken. „Weißt du, dass du es mir ganz schön schwer machst, dich nicht sofort… zu verführen…?“, flüsterte er mit rauer Stimme und ein weiterer Schauder lief ihren Rücken herunter, begleitet von einer rapiden Beschleunigung ihres Herzschlags. Sie verschwendete keinen Gedanken daran, dass sie eigentlich ihren Schauspielkollegen und Kindheitsfreund Ren Tsuruga alias Koon vor sich hatte, der nebenbei noch von der Hälfte aller Frauen im japanischen Showbiz aufs heißeste begehrt wurde, und dass sie normalerweise nicht das Gefühl haben sollte, vor Fieber zu glühen, und dass das alles viel zu plötzlich kam und dass sie nicht einmal wusste, was sie eigentlich für ihn empfand, sondern verlor sich in seinen Augen, der Hitze, die sein Körper ausstrahlte und der von unterdrücktem Verlangen überlagerten Stimme, die ihr seltsame Dinge ins Ohr flüsterte und ihre Wangen brennen ließ. Dann kam ihr eine Idee und sie beschloss, sich doch noch für seine Überfälle zu revanchieren. In einer einzigen, schwungvollen Bewegung stieß sie ihn zu Seite und sprang auf, um ein paar Schritte davonzuhüpfen, ein herausforderndes Blitzen in den Augen. „Na dann fang mich doch, wenn du kannst!“, sagte sie so leise, dass er es gerade so hören konnte und ließ ihre Schuhe neben der Decke in den Sand fallen, bevor sie noch ein paar Schritte davontänzelte. Ren gab ein leises Grollen von sich und sprang so schnell auf, das sie kaum Zeit hatte, seiner ersten Attacke auszuweichen. Sie flitze durch den weichen Sand davon und er folgte ihr dicht auf den Fersen. Natürlich hatte sie nicht wirklich geglaubt, ihn abhängen zu können, aber als er kurz darauf nach ihrem Handgelenk griff, war sie so erschrocken, dass sie stolperte und rückwärts in den Sand fiel, wobei sie Ren mitriss, sodass sie zusammen die Düne herunterkugelten und sie konnte einen Schreckensschrei nicht unterdrücken. Erst als sie am Fuß der Düne im Sand landeten, Kyoko wieder über Ren, hatte sie den Schreck überwunden und Ren begann beim Anblick ihres entsetzten Gesichtsausdrucks, ausgelassen zu lachen. Sein einer Arm war um ihre Taille geschlungen, sodass sie nicht aufstehen konnte, während er mit der anderen Hand immer noch ihr Handgelenk festhielt. Irgendwann hatte er sie dann mit seinem Lachen angesteckt und sie stimmte mit ein. „D-das…. Das… das glaub ich jetzt nicht…“, war alles, was Yashiro hervorbrachte, als er mit Maria-chan hinter einem Büschel Dünengras kauerte, um nachzusehen, wer eben so laut geschrieen hatte. Maria starrte nur mit offenem Mund auf die Szene, die sich ihnen am Fuß der Düne darbot. Das Feuerwerk war längst vergessen. Ihr Ren und ihre Onee-chan waren… waren… ja, was eigentlich? „Y-yashiro-san… w-waren Ren und Kyoko etwa die, die du vorhin gesehen hast?“ „I-ich fürchte ja…“, wisperte Yashiro mit blanker Fassungslosigkeit in seiner Stimme. „I-ich glaube, wir sollten jetzt besser gehen…“, setze er noch hinzu, als keine Antwort kam. „Andererseits…“, setze er an, und Maria-chan führte den Satz fort, „…waren wir nie hier, wenn jemand fragt.“ Und so blieben sie schweigend sitzen und beobachteten, Yashiro mit einem ziemlich schlechten Gewissen, das aber erstaunlich schnell von der Neugierde zum Schweigen gebracht wurde, wie Ren ihr Handgelenk losließ und stattdessen einen Finger auf ihre Lippen legte. Die geflüsterten Worte trugen kaum bis zu ihnen herüber. „Kyoko…“, sein Blick wurde ernst, „…kann ich… dich küssen…? Nur einmal?“ In diesem Moment hätten Yashiro, Maria und nicht zuletzt Ren, das Schicksal am liebsten lauthals verflucht, als die erste Explosion einen farbigen Schleier über die silbrige Landschaft warf. Das laute Krachen der Feuerwerkskörper ließ sowohl Maria als auch ihren Mitbeobachter beinahe rückwärts die Düne herunterfallen, so plötzlich durchschnitt es die erwartungsvoll angespannte Stille. Kyoko und Ren wurden schlagartig aus ihrer Trance gerissen und Kyoko sprang mit feuerroten Wangen auf und wagte es nicht mehr, Ren in die Augen zu sehen. Ren seufzte enttäuscht und stand ebenfalls auf, um mit ihr zurück zum Lager zu gehen, sodass sie zumindest noch einen Teil des Feuerwerks von dort aus ansehen konnten. „Ich mag Feuerwerk“, sagte Kyoko schließlich, als sie friedlich nebeneinander auf ihrer Decke lagen und sie einen Verlegenheitsabstand von einem halben Meter zu ihm hatte. „Das hast du damals auch gesagt“, erwiderte er nur und ließ Kyoko die Erinnerung an ihr Feuerwerk mit Koon noch einmal durchleben. „Ich kann es immer noch nicht ganz glauben… Aber jetzt, wo ich es endlich weiß, macht auf einmal alles Sinn. Zum Beispiel, wieso du damals wusstest, dass ich aus Kyoto komme…“, sagte sie mehr zu sich selbst. „Bist du wütend auf mich? Weil ich es dir nicht früher gesagt habe?“, fragte er. „Nein… Ich kann gar nicht wütend sein… Ich bin eher erleichtert, dass ich jetzt nicht mehr auf der Suche nach ihm sein muss… auf der Suche nach dir…“, antwortete sie leise. „Und ich bin froh, dass es jetzt endlich raus ist… Ich hatte mir so viele Sorgen gemacht, wie du wohl reagieren würdest, dass ich es am liebsten überhaupt nicht mehr erzählt hätte. Aber jetzt bin ich erleichtert.“, sagte er mit seiner sanften Stimme, aus der die vorherige gefühlsbedingte Heiserkeit fast komplett verschwunden war. Sie nickte, und während über ihnen das Feuerwerk farbige Funkenschauer über den Sternenhimmel säte, spürte sie, wie sich in ihrem Kopf ein Gedanke formte. Du hättest ja gesagt…Du hättest ihn geküsst…Du hast schon die ganze Zeit darauf gewartet, dass etwas passiert. Du bist verliebt in ihn… Die plötzliche Erkenntnis überrumpelte sie völlig. Sollte sie sich wirklich in ihren Sempai verliebt haben? Andererseits ließen all ihre Reaktionen gar keinen anderen Schluss zu. Warum sonst fühlte sie sich immer so geborgen, wenn er bei ihr war und warum sonst konnte nur er eine Spiegelung dieses bunten, aufregenden Feuerwerks am Nachthimmel über ihnen in ihrem Innern entfachen? Sie hatte schon so lange keine Zuneigung mehr empfunden, die über Freundschaft hinausging, dass sie sich insgeheim fragte, ob sie nicht zum allerersten Mal verliebt war. Und natürlich bin ich blöd genug, mir den berühmtesten Schauspieler Japans auszusuchen!, konnte sie nicht umhin, sich in Gedanken selbst für ihre Dummheit zu ohrfeigen. Natürlich waren sie bis vor wenigen Minuten unleugbar drauf und dran gewesen, den Abstand zwischen sich vollkommen zu verringern und sich in einen Wirbel aus Gefühlen zu stürzen, aber wie sollte sie auch nur die geringste Hoffnung haben, dass irgendetwas davon als Bestätigung für ernstzunehmende Zuneigung seinerseits aufzufassen war? Er könnte ja jede haben, wieso sollte er also gerade sie nehmen, besonders, da sie auch noch in der Love-Me-Sektion und dafür bekannt war, nicht lieben zu können!? Aber er hat dich auch damals schon gemocht, versuchte eine kleine Stimme sie zu beruhigen, doch die Zweifel ließen sich nicht so einfach beseitigen. Noch dazu, kam plötzlich die Erinnerung zurück, die sie wie ein Schlag ins Gesicht traf, ist das der letzte Abend hier und danach können wir jegliche Eskapaden für ganze sieben Tage sowieso vergessen. Dann kann ich ihn eine ganze Woche lang nicht „richtig“ sehen! Sie betrachtete ihn traurig aus dem Augenwinkel und fragte sich, ob ihn dieser Gedanke wohl auch ein so stechendes Gefühl der Leere spüren ließ. Andererseits war es vielleicht das Beste, wenn sie erst einmal ein wenig Abstand hielten. Dann würde sie genug Zeit finden, sich über das klar zu werden, was sie eigentlich wollte. Sie wollte ihn nicht für eine Woche missen müssen. Sie wollte nicht am nächsten Morgen aufstehen und als Kyoko Mogami, die Kulissenmalerin, wieder „nach Hause“ fahren und diese besonderen drei Tage als abgeschlossene Erinnerung zurücklassen. Aber dennoch konnte sie nicht entscheiden, was sie lieber gehabt hätte. Mit einem Mal ging einfach alles viel zu schnell. Und obwohl das Gefühl sie immer mehr ausfüllte und irgendwie glücklich machte, war es beängstigend, die Kontrolle zu verlieren. Wortlos griff sie nach seiner Hand und genoss das Gefühl, als sich seine Finger mit ihren verhakten. Yashiro war später wie betäubt zurück ins Hotel gestapft, Maria-chan an seiner Rechten und das Strandgepäck in der linken Hand. Inzwischen hatte er sich ein Glas Whiskey aus der Minibar geholt und sich, nachdem er sein Hemd achtlos in die Ecke geworfen hatte, auf den Klappstuhl auf seinem Balkon fallen lassen. Er nippte an dem kühlen Getränk und ließ das Gesehene noch einmal Revue passieren. Kyoko, das in Sachen Liebe verschlossenste Mädchen, das er kannte. Ren, der in Sachen Liebe uneinsichtigste Mann, den er je getroffen hatte. Und diese beiden sollten es innerhalb von drei Tagen geschafft haben, zu dem ausgelassenen Pärchen in den Dünen zu werden? Er konnte nicht umhin, den Kopf in blanker Ratlosigkeit, oder eher, in blanker Fassungslosigkeit, zu schütteln. Das war einfach unmöglich… Und doch hatte er es mit eigenen Augen gesehen. Normalerweise hätte er sich einen Spass daraus gemacht, sie entweder gleich am Strand zu überraschen und ihre verdutzten Gesichter zu sehen, oder zumindest am nächsten Morgen ganz zufällig die Information durchsickern zu lassen, dass er sie gesehen hatte. Aber nach dieser Szene hatte selbst Maria sich schnell einverstanden erklärt, kein Sterbenswörtchen über das Geschehene zu verlieren. Es war die Atmosphäre gewesen, die die beiden umgeben hatte, die Weltvergessenheit, die sie ausgestrahlt hatten. Es war Rens belustigtes Lachen gewesen, in das Kyoko mit ihrer hellen Stimme bald eingefallen war. Es war die sanfte Berührung gewesen, die sie geteilt hatten. All das hatte ihm das Gefühl vermittelt, dass sie schon viel zu weit über den Punkt der möglichen Rückkehr hinaus waren, als dass irgendeiner von seinen Scherzen sie auch nur im Geringsten berührt hätte. Er stellte sich vor, wie er am nächsten Morgen im Speisesaal auf die beiden getroffen wäre, wie sie gemeinsam ihr Frühstück einnahmen und sich unbefangen unterhielten. Er hätte sich zu ihnen gesetzt und mit einem breiten Grinsen erwähnt, dass er gestern Nacht in den Dünen eine ziemlich interessante Entdeckung gemacht hatte, weil sein Lager zufälligerweise ganz in der Nähe aufgeschlagen gewesen sei. Normalerweise hätten die beiden sich nach so einem Kommentar mit tiefroten Wangen voneinander abgewendet und Kyoko hätte verlegen angefangen, in ihrem Essen herumzustochern, während Ren sich mit einem leisen Räuspern wieder hinter seinem Gentleman-Image versteckt hätte. Aber an diesem Morgen wäre es anders gewesen. Sie hätten sich einen Moment lang in die Augen gesehen, sich angelächelt und ihm verschwörerisch zugezwinkert, so als hätten sie ihm sagen wollen, dass er ihr Geheimnis noch eine Weile für sich behalten solle. Nein, es war wirklich keine gute Idee, sich etwas anmerken zu lassen. Ganz offensichtlich war die Spielstunde nun endgültig vorüber. Einen Moment lang überlegte er, ob er nicht dem Präsidenten einen Hinweis zukommen lassen sollte. Vielleicht würde er dann mehr Verständnis für das Verschwinden seiner beiden Hauptdarsteller zeigen. Andererseits hatte er versprochen, nichts zu sagen und er brach keine Versprechen. Man mochte ja einiges von ihm behaupten, aber eins stand fest: Wenn er jemandem versichert hatte, zu schweigen, waren seine Lippen versiegelt. Und das für sehr, sehr lange Zeit. Mit einem Seufzen lehnte er sich zurück. Er stellte das Glas auf dem kleinen Beistelltisch ab. Dann zog er sein Mobiltelefon aus der Tasche und suchte langsam, bedächtig ihre Nummer aus dem Telefonbuch. Er wusste, dass es mitten in der Nacht war. Er wusste auch, dass sie höchstwahrscheinlich schon tief uns fest schlief und nicht einmal rangehen würde, aber mit einem Mal hatte ihn ein so starkes Bedürfnis überkommen, mit ihr zu sprechen, dass er einfach nicht anders konnte. Und so wartete er geduldig, bis ein leises Klicken am anderen Ende der Leitung ertönte und eine ziemlich müde Frauenstimme ihn mit einem eher ungehaltenen „Ja?“ in die Realität zurückholte. „Hier ist Yashiro“, antwortete er mit sanfter Stimme und in diesem Augenblick hing seine ganze Welt davon ab, ob sie auflegen würde oder nicht. Einen Moment blieb es still. Dann fragte sie, warum er angerufen hatte. Als sie immer noch Hand in Hand über den mittlerweile verlassenen Strand zurück zum Hotel schlenderten, konnte sie nicht umhin, ihn darauf anzusprechen: „Ren?“ Er sah sie von der Seite her an und hob nur fragend eine Augenbraue. Eine weitere neue Entdeckung. „Wir können uns ab morgen nicht mehr sehen… Also zumindest nicht richtig… Vielleicht werde ich sogar gefeuert…“ Er blieb stehen und griff auch noch nach ihrer anderen Hand, sodass er sie beide locker festhalten konnte, um sie einen Schritt auf sich zu zu ziehen. „Du fliegst nicht raus. Und… nach dem Projekt habe ich zwei Tage frei…“ Es klang wie eine Einladung, aber sie beschloss, sich noch nicht zu viele Hoffnungen zu machen. Wer konnte schon wissen, was zwischendurch noch alles passieren würde? „Ich…“, sie spürte, wie sie über die Worte stolperte und versuchte, in ihrem Kopf neue zurechtzulegen, bevor sie den Satz schließlich fortsetzte, „…ich glaube, ich werde das hier vermissen…“ Sie spürte, wie er sie schon wieder in seine Arme zog. Das Kribbeln wurde stärker. „Das hier…?“, fragte er mit leiser Stimme und strich ihr sanft über den Rücken. Ihre Gedanken wirbelten schon wieder durcheinander und sie hatte Schwierigkeiten damit, einen vernünftigen Satz herauszubringen. Es spielte gar keine so große Rolle mehr, dass sie eigentlich zweifelte. Weil er mich doch mag, ganz egal, ob er der große Ren Tsuruga ist oder nicht!, schrie die Stimme in ihrem Kopf bei der Berührung. Kyoko blickte auf, fing seinen Blick aus diesen tiefen, dunklen Augen, die selbst im kalten Sternenlicht von Wärme erfüllt schienen, und streckte die Hand aus, um die weichen, in der Nacht fast schwarz schimmernden Haarsträhnen aus seinen Augen zu streichen. Ihre Finger genossen das Gefühl der seidigen Strähnen auf ihrer Haut und sie musste sich zwingen, die Hand wieder sinken zu lassen. „Das alles…“, flüsterte sie. Ren wusste, dass er sich wieder fallen lassen wollte. Er wollte sie wieder nach unten in den warmen Sand ziehen und… die Kontrolle verlieren. Er zwang sich dazu, stehen zu bleiben und sie nur festzuhalten. Seit wann konnte er in ihrem Blick diese Zuneigung lesen? Seit wann war die Mauer der Unentschlossenheit und Verunsicherung, die sie voneinander getrennt hatte, aus ihren Augen verschwunden und einem erwartungsvollen Blitzen gewichen? Er wusste selbst nicht, wieso mit einem Mal die Worte über seine Lippen stolperten und als heiseres Flüstern neben ihrem Ohr landeten. „Lass uns noch richtig auf Wiedersehen sagen… Bevor Morgen alles wieder normal ist…“ Er konnte die Hitze, die sich auf ihrem Gesicht ausbreitete deutlich spüren, so nah war er ihr. Seine Hände ließen von ihrem Rücken ab und während die eine um ihre Taille wanderte und sie noch ein Stück näher zog, berührte er mit den Fingerspitzen der anderen sanft ihre Lippen, als wolle er sie von Reden abhalten. Wahrscheinlich wäre es nicht einmal nötig gewesen. Als er sich ganz zu ihr herunterbeugte, flackerte einen Moment lang so etwas wie Unsicherheit in ihren Augen auf, bevor ihre langen, dunklen Wimpern sich über ihren ungewissen Blick senkten und ihre Gedanken vor ihm verbargen. Er genoss das sanfte Schaudern, das ihm den Rücken herunterlief, als er seine Lippen langsam auf die ihren treffen ließ. Nur für einen kurzen, und doch endlos langen Augenblick ließ er zu, dass das Gefühl ihn vollkommen ausfüllte, dann brach er den Kontakt und blickte ihr lange in ihre hellen Augen, aus denen jede Ungewissheit verschwunden war. Und obwohl ein fast schon schmerzhaftes Verlangen danach, sie ganz zu erobern, in ihm tobte, spürte er genau, dass es an der Zeit war, wieder ein wenig Abstand einzuhalten. Sie hatten an diesem Abend mehr geteilt als er sich je hätte ausmalen können, sich mehr gesagt als es Worte je gekonnt hätten und jetzt war endgültig der Augenblick gekommen, es ausklingen zu lassen. Allerdings musste Ren zugeben, dass er sich das „Abstandhalten“ doch ein wenig anders vorgestellt hatte, als sie schließlich todmüde vor ihren Zimmer angekommen waren und Kyoko festgestellt hatte, dass sie ihren Schlüssel in ihrem Zimmer hatte liegen lassen. Natürlich hätten sie unten an der Rezeption nach einem Ersatzschlüssel fragen können, aber abgesehen davon, dass sie es nicht für besonders höflich hielten, so früh am Morgen noch jemanden zu belästigen, spielte es jetzt auch keine Rolle mehr, wenn Kyoko einfach mit auf sein Zimmer kam. Sollten doch der Präsident und die anderen denken, was sie wollten. Das einzige, an was jeder von ihnen jetzt noch begehrte, war ein warmes Bett, um vor der Abfahrt am nächsten Morgen wenigstens noch ein paar Stunden schlafen zu können. Mit einem langen Gähnen schloss Ren also seine Tür auf und bedeutete Kyoko, ihm zu folgen. Sie nickte nur schläfrig und tappte leise ins Bad. Nachdem sie sich umgezogen hatten und nun beide in Rens Kleidern steckten, zog er sie kurzerhand mit ins Schlafzimmer und bedeutete ihr, es sich auf der rechten Seite des Doppelbetts bequem zu machen, während er sich todmüde auf seiner Seite in die Kissen fallen ließ. „Gute Nacht, Ren“, flüsterte sie noch und er erwiderte ein leises „Schlaf gut“, bevor sie endlich ins Land der Träume sanken. Es war ein langer Tag gewesen. Kapitel 29: Endlich wieder daheim --------------------------------- Hallo! Ich freue mich sehr, euch mitteilen zu können, dass ich ab einem Satz mitten in diesem Kapitel alles vor gerade Mal 2 Wochen geschrieben habe! Das bedeutet nicht nur, dass wir uns nun langsam aber sicher dem Ende nähern, sondern auch, dass der Schreibstil ab diesem Puntk (mal sehen, ob einer merkt, wo genau^^) brandaktuell ist! Ich hoffe, euch gefällt auch die neue Wendung im Film und in der Realität... Ich sag nur Treppenhaus XD. Aber lest selbst! Viel Spass wünsch ich euch beim Lesen, eure Marcella --------------------- Kanae war wie jeden Morgen hinunter zum Briefkasten gelaufen, um ihren neuen Auftrag abzuholen. Sie hatte wieder viel zu lange geschlafen, aber da es Montag war, musste sie sowieso erst später in der Wäscherei sein. Als sie gerade den gelben Zettel überflogen hatte, auf dem ihr mitgeteilt wurde, dass sie Kyoko von ihrem neuen Freund erzählen sollte, hörte sie, wie jemand unten an der Haustür den Schlüssel ins Schloss steckte und wartete neugierig, ob es vielleicht Kyoko war, die endlich von ihrem Urlaub nach Hause kam. Sie hatte schon längst beschlossen, ihre Freundin für die freie Stunde ganz zu beschlagnahmen, so neugierig war sie auf das, was Kyoko zu erzählen haben würde. Und ihrem Gefühl nach zu urteilen war das eine Ganze Menge. Nein… Noch viel mehr, verbesserte sie sich selbst, als Ren und Kyoko sie erblickten und kurz einen fast unmerklichen Blick tauschten, bevor Kyoko ihr Gepäck fallen ließ und freudig auf Kanae zulief, um sie zu begrüßen. „Kanae-chan! Ich hab dich so vermisst! Hach, du hättest wirklich da sein müssen, es ist soviel passiert!“ Die Angesprochene, gerade fast erdrückt von Kyokos stürmischer Umarmung, hob nur fragend eine Augenbraue angesichts ihrer neuen Adressierung und seufzte dann, um ein desinteressiertes: „Schön, dass du wieder da bist, aber ich krieg keine Luft mehr“, zu erwidern. „Oh, tut mir Leid! Kanae-chan, komm doch mit hoch zu mir, oder hast du keine Zeit?“ Offenbar hatte sie Sho komplett vergessen. „Naja weißt du, ich müsste erst noch Sho bescheid sagen… Aber ich komm in einer halben Stunde, okay? Solange kannst du dich ja erstmal um deine Sachen kümmern“, sagte sie mit einem begrüßenden Kopfnicken in Rens Richtung und einem vielsagenden Blick auf Kyokos überfüllte Reisetasche, die dieser in der Hand hielt. Ren erwiderte die Begrüßung und folgte Kyoko ins Treppenhaus, wo beide erst einmal ihre Post abholten, bevor sie in ihre Wohnungen gingen. Kanae blickte ihnen nach, beschloss, dass wirklich etwas passiert war, und verschwand in ihrer eigenen Wohnung, wo Sho, offensichtlich mittlerweile ebenfalls aufgewacht, gerade dabei war, ein einigermaßen schmackhaftes Frühstück aus ihren spärlichen Vorräten zusammenzustellen. „Morgen, Sho; Kyoko und Ren sind zurück. Ich hab sie gerade eben im Treppenhaus getroffen.“ Sho gab ihr einen Kuss auf die Wange, begleitet von einem zuckersüßen „Morgen, meine Kleine“, für das sie ihn am liebsten erwürgt hätte, und fragte dann neugierig: „Und? Was denkst du?“ Sie schnappte sich ihren Teller und wanderte damit in die Küche, bevor sie antwortete: „Die beiden sind einfach zu süß!“ Sho hakte nicht weiter nach, einerseits, weil Kanae ihm später sowieso alles erzählen würde, was sie von Kyoko erfahren hatte, andererseits, weil sie sich nicht sicher sein konnten, wie viel von dem, was womöglich vorgefallen war, zum Film gehörte. Ren begleitete sie noch bis vor ihre Tür, bevor er kurz lächelte und sich mit einem „Bis dann“ verabschiedete. Sie nahm ihm ihre Tasche dankend ab und ließ ihre Hand vielleicht einen Moment zu lang auf seiner verweilen, bevor sie ihn mit einem leicht bedauernden Lächeln verabschiedete. Sie wartete noch bis er im Treppenhaus verschwunden war, bevor sie den Schlüssel hervorkramte und aufschloss. In der Wohnung ließ sie ihre Tasche einfach in eine Ecke fallen und trottete in die Küche, um sich etwas Essbares zu suchen. Nachdem sie einen Schokoriegel entdeckt hatte, setze sie sich auf ihr Bett und zog die Knie an. Es war soviel passiert, dass ihre Abfahrt und Shos Verletzung schon eine Ewigkeit her zu sein schienen. Sie zog den gelben Zettel aus ihrer Hosentasche und strich ihn mit der Hand glatt, bevor sie den Text las. Willkommen daheim. Auf Grund nicht vorhersehbarer Ereignisse sowohl hier als auch an ihrem Urlaubsort, ist eine leichte Planänderung eingetreten. Wir sehen davon ab, sie zu verwarnen. Da sie sich mit ihrem Nachbarn Ren Tsuruga angefreundet haben, und ihre Freundin Kanae eine Beziehung mit ihrem Theaterkollegen Sho Fuwa angefangen hat, lautet ihr neuer Auftrag wie folgt: Stellen sie möglichst realistisch eine wachsende Zurückgezogenheit in sich selbst dar. Sie sind ziemlich enttäuscht von Sho und obwohl sie ihrer Freundin Kanae keinen Vorwurf machen können, da sie nie mit ihm zusammen waren, gehen sie beiden aus dem Weg, sobald sie gehört haben, was passiert ist. Sie können sich getrost von Ren Tsuruga trösten lassen, aber sollte er Gefühle für sie offenbaren, blocken sie ab. Sie sind von jetzt an der Meinung, dass Liebe nutzlos und unsinnig ist. Lassen sie niemanden an sich heran und verletzen sie jeden möglichen Eindringling, sodass er nicht mehr wiederkommt. Ihre Freizeit wird um eine Stunde verlängert. Von jetzt an sind sie von 00 Uhr bis 2 Uhr nicht kameraüberwacht. Wir wünschen ihnen viel Erfolg. Kyoko konnte das Blatt nur mit leichtem Entsetzen anstarren. Innerhalb von zwei Tagen war eine Wendung eingetreten, die sie niemals erwartet hätte. Noch dazu sollte sie ihre beste, wenn auch einzige, Freundin nun verachten und ihr und ihrem neuen Freund so gut es ging ausweichen. Das schlimmste aber war, dass sie Ren würde verletzen müssen, wenn er den Versuch wagte, im Film Gefühle für sie zu zeigen! Sie konnte sich über die Tatsache, dass man sie nicht rauswerfen würde genauso wenig freuen wie darüber, dass ihre Zuneigung zu Ren offenbar unbemerkt geblieben war. Mit einem leisen Grollen schwor sie sich, denjenigen, der für dieses Gefühlsfiasko verantwortlich war, nach dem Dreh gründlich in seine Schranken zu weisen. Denn dass sie nun schon seit einiger Zeit in Frieden lebte, hieß noch lange nicht, dass sie verlernt hatte, anderen mit ihren Dämonen das Leben zur Hölle zu machen. Sie hoffte nur insgeheim, dass es ein bebrillter Computerfreak war, der irgendwo in einem dunklen Büro saß und Zettel schrieb, damit sie nicht mit ihrem Gewissen zu kämpfen hatte, wenn es soweit war. Inzwischen kamen ihr sowieso große Zweifel, ob es überhaupt noch sinnvoll war, eine Geschichte wie diese überhaupt als Film umzusetzen. Möglicherweise würde sie am Ende einen dramatischen Akzent setzen. Aber sie legte den Gedanken beiseite, bevor er Gestalt annehmen konnte, als ihre Freundin laut anklopfte. „Es ist offen!“, rief sie in Richtung der Tür und Kanae trat ein. Kurz darauf saßen beide nebeneinander auf dem Bett und tauschten sich darüber aus, was sie erlebt hatten. Kyoko konnte nicht umhin, ihre Love-Me-Kollegin dafür zu bewundern, wie sie ihre Begeisterung für Sho mit leuchtenden Augen darstellte und so feminin lächelte, dass es Kyoko eiskalt den Rücken herunterlief. Dieses Lächeln war einfach beängstigend ungewohnt. Sie überraschte sich selbst damit, ihre erste Überraschung langsam aber sicher in ein unterdrücktes Schluchzen übergehen zu lassen, das wiederum einem plötzlichen Anfall von Rage gegenüber ihrer ehemalig besten Freundin ausartete, solange bis sie Kanae gewaltsam vor die Tür gesetzt hatte. „Ich hatte gedacht, wir wären Freunde! Und ich hab dir alles erzählt und dir vertraut! Ich will dich nicht mehr sehn! Geh weg!“, schrie sie ihr durch die verschlossene Tür nach und konnte ein Gefühl von Verlorenheit nicht unterdrücken. Sie hatte so viele Rückschläge erlebt, bevor sie endlich eine einigermaßen stabile Freundschaft zu Kanae, ihrer „Miss Menno“, aufgebaut hatte, dass es ihr wehtat, sie jetzt, wenn auch nur im Spiel, so zurückzustoßen. Sie hoffte nur, dass Kanae später nicht sauer wäre. Andererseits würde Kanae sie wahrscheinlich sogar noch für ihre Performance loben. Vielleicht mit einem erstaunten „Dafür, dass du angeblich noch nie richtige Freunde hattest, weißt du aber ziemlich genau, wie Zickenterror aussieht!“. Sie lächelte innerlich, während nach außen stumme Tränen über ihre Wangen liefen. Nach einer Weile hörte sie auf, sich gegen die Tür zu stützen und zog sich ihr Zimmer zurück, wo sie sich auf dem Bett zusammenrollte und versuchte, ihre Schluchzer unter Kontrolle zu bringen. Später, als sie sich wieder gefangen hatte, war Sho vorbeigekommen, um ihr durch die schwere Metalltür vergeblich zu erklären, dass sie ihm wichtig war und er sie nicht verlieren wollte. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihm zu antworten. Sie war erleichtert, als es abends endlich still wurde und niemand sie mehr heimsuchte. Erst als nachts ihr Wecker klingelte, sprang sie hastig auf und zog sich um, da sie tatsächlich eingeschlafen war. Vielleicht war das gar nicht so verwunderlich, nachdem sie gerade mal drei Stunden geschlafen hatte, bevor sie von Ren geweckt worden war, weil sie sich um den Schlüssel und ihre Sachen kümmern musste. Den ganzen Morgen hatten sie sich distanziert benommen, so als wären sie zwar bessere Bekannte, aber trotzdem noch ziemlich unterkühlt. Sie hatte ihn wieder mit „Tsuruga-san“ ansprechen müssen. Später im Bus hatten sie dann das Wiedersehen mit ihrem Kindheitsfreund inszeniert, aber es kam ihr halbherzig vor im Vergleich zu dem, was sie am Vorabend erlebt hatte. Immerhin waren sie nach der Offenbarung etwas lockerer miteinander umgegangen. Sie hatte sich kaum angezogen, als es auch schon an der Tür klingelte. Sie freute sich schon, Kanae, Sho oder vielleicht sogar Ren endlich wieder als die zu sehen, die sie waren, aber damit, dass gleich alle drei breit grinsend vor ihrer Tür stehen würden, hatte sie beim besten Willen nicht gerechnet. Irgendwo in ihrem Hinterkopf regte sich eine Stimme, die sie daran erinnerte, dass solche Versammlungen eigentlich nicht erlaubt waren, aber sie ignorierte sie geflissentlich und bat alle herein. Kanae schien tatsächlich leicht angefressen und taute erst nach einiger Zeit wieder auf, als sie bei Chips und Wasser in ihrem Zimmer auf dem Boden saßen und sich unterhielten. Kanae und Sho hatten das Pärchengetue in dem Augenblick abgelegt, als die Freizeit begann und saßen nun in einigem Abstand nebeneinander, während Kyoko und Ren sich bemühten, ihr kollegiales Verhalten so gut es ging aufrecht zu erhalten. Es schien, als würde es für sie überhaupt keine Spielpause geben. „Ihr seid aber nicht wirklich zusammen, oder?“, fragte Kyoko neugierig, und sowohl Kanae als auch Sho schüttelten vehement die Köpfe, wobei Sho leicht verdrossen dreinschaute, was Kyoko mit einem leichten Grinsen registrierte. So ist das also… Ich glaube, es ist an der Zeit, mal mit Miss Menno zu reden… „Und was habt ihr beide im Hotel so getrieben?“, brach Sho nun mit ebenso unschuldiger Stimme die eingetretene Stille. Der Blick, den sich die beiden zuwarfen, sprach Bände. Offenbar hatte Kyoko die Erklärung auf Ren abgeschoben: „Wir haben ein paar angenehme Tage am Meer verbracht und die dortigen Freizeitangebote ausgiebig genutzt.“ Kanae und Sho brachen in schallendes Gelächter aus und Ren schoss ihr einen finsteren Blick zu. Sie erstarrte und schwieg hastig. „Entschuldigen sie, aber das klang gerade genauso desinteressiert und sachlich wie der Wetterbericht…“, und mit diesen Worten begann sie wieder zu kichern. „Frauen“, murrte Ren nur leise und Kyoko begann ebenfalls, loszuprusten. Hatte etwa der große, undurchschaubare Ren Tsuruga gerade einen flapsigen Kommentar gemacht!? Am liebsten hätte sie sich in seine Arme fallen lassen, die Augen geschlossen und seinen männlichen Duft ganz tief eingeatmet, bis sein ruhiger Atem sie langsam in den Schlaf wiegte. Sie blinzelte mehrmals, um das Bild aus ihrem Kopf zu verjagen, was ihr nicht gerade leicht fiel, besonders, da ihre neu entdeckte Zuneigung seit sie angefangen hatte, zu hoffen, dass sie erwidert wurde, stetig gewachsen war. Sie bemerkte nicht einmal, wie Kanae und Sho sich noch eine Weile über Ren lustig machten, während ihr Opfer sich entspannt gegen Kyokos Bett zurücklegte und die Augen schloss. Dass ihr Rens unbewusst verführerische Haltung direkt neben ihrem Bett gleich darauf ins Auge fiel, half ihr auch nicht besonders dabei, ihre Verlegenheit zu verbergen. Kurz entschlossen sprang sie also auf und lief in den Vorraum. Natürlich mochte sie ihre Freunde. Und natürlich verbrachte sie gerne Zeit mit ihnen und würde ihnen am liebsten alles, was im Ferienresort passiert war, haarklein berichten, aber zuerst musste sie ihre wirren Gefühle wieder einigermaßen unter Kontrolle bringen. „Sho, Kanae, hier sind eure Schuhe, ich muss euch wirklich bitten, für heute Abend zu gehen, weil ich ganz dringend noch ein paar Minuten Besprechungszeit mit Re-, ich meine Tsuruga-san brauche wegen meines neuen Auftrags!“ Die beiden starrten sie nur mit offenen Mündern an, während sie sich nervös gegen den Türrahmen ihrer Zimmertür lehnte und ihnen ihre Schuhe entgegenhielt, die sie gerade geholt hatte. Für einen kurzen Moment, der sich endlos lang hinzuziehen schien, dachte sie, die beiden würden sie auslachen und bis auf die Knochen blamieren, aber zu ihren Erstaunen fasste sich Sho als erster und stand auf, wobei er Kanae am Arm mit nach oben zog. „Na gut, Kyoko-chan! Wir haben heute Abend eh noch was vor, nicht wahr, Kanae-Schatz?“, sagte er mit einem frechen Grinsen, das Kanae nur mit einem gespielt finsteren Blick quittierte und schnappte sich die Schuhe. Sobald sie Kyokos Tür hinter sich geschlossen hatte, platze Kanae lauthals heraus: „Bist du des Wahnsinns! Warum zur Hölle mussten wir jetzt gehen, obwohl wir doch eben erst gekommen sind!?“ Sho presste ihr schnell einen Zeigefinger auf die Lippen und erwiderte merklich leiser: „Du warst doch diejenige, die die ganze Zeit davon fantasiert hat, dass die beiden ineinander verliebt sind! Wie kann es dann sein, dass du gerade eben die absoluten Love-Vibes nicht bemerkt hast?“ Dieses Argument schien Kanae zu überzeugen, denn sie seufzte nur vor sich hin und marschierte mehr oder weniger zufrieden die Treppe zu ihrer nun gemeinsamen Wohnung hinunter. „Und außerdem ist es vielleicht ganz gut, wenn du Kyoko erst ausfragst, wenn sie ihre Gefühle ein bisschen geordnet hat… Was in diesem Moment bestimmt gerade geschieht“, setze Sho noch hinzu, sobald er sie mit seinem Hinken erreicht hatte und ein verführerisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Diesmal bemerkte Kanae es nicht. „Wahrscheinlich hast du Recht… Lass uns Fensehn, okay?“, meinte sie versöhnlich und griff im Dunkeln nach seiner Hand. „Nur, weil du nicht richtig laufen kannst“, erklärte sie mit einem warnenden Blick, aber auf das, was im nächsten Moment geschah, war sie absolut nicht vorbereitet. Mit einem Mal hatte Sho sie herumgewirbelt und gegen die Wand gedrückt und seine Lippen landeten heiß auf ihren. Ihre Gedanken standen vollkommen still. Als sie endlich realisiert hatte, was geschah, hatten ihre Arme sich bereits wie von selbst um seinen Hals gelegt und sie ertappte sich dabei, den Kuss mit geschlossenen Augen zu erwidern, sogar zu genießen. Was in drei Gottes Namen tue ich gerade!?, schrie eine Stimme in ihrem Kopf, aber sie beschloss wohlweislich, sich nicht davon beirren zu lassen. Shos Hände pressten sie nur noch fester gegen ihn, während er den Kuss vertiefte, was ihr allerhand angenehme Gefühle durch den Körper jagen ließ. Für einen Moment brach er den Kontakt, um ihr leise ins Ohr zu wispern: „Gott, Kanae, du glaubst gar nicht, wie lange ich darauf gewartet hab, das hier endlich zu tun… Nicht im Film, sondern in Wirklichkeit…“ Seine leise Stimme jagte ihr heiße Schauer über den Rücken und sie fragte sich, wie sie die ganze Zeit über so blind hatte sein können. Wie hatte sie ihre Gefühle nur als leichte Schwärmerei abtun können, wenn ein einfacher Kuss in ihrem Innern so eine Reaktion hervorrief? Sie wusste nicht einmal, wie lange sie noch im Treppenhaus gestanden und sich gegenseitig gekostet hatten, berührt und festgehalten, als wären sie zum ersten Mal verliebt. Aber es war wie ein schöner Traum gewesen, in seinen Armen einzuschlafen, noch in denselben Kleidern, mit denen sie ins Zimmer gestolpert waren, und zu wissen, dass ganz plötzlich ein neuer Mensch in ihr Leben getreten war. Jemand, den sie nicht einfach loslassen wollte. Jemand, der sie vielleicht - aber nur vielleicht - verändern würde. Kyoko seufzte erleichtert, als Sho und Kanae, überraschend kooperativ, aus ihrer Wohnung verschwunden waren. Sie räumte schnell die Gläser und Chipstüten weg, Rens fragendem Blick geschickt ausweichend und atmete tief durch, bevor sie in ihr Zimmer zurücktrat. Ihre Blicke trafen sich sofort und sie musste sich beherrschen, ihm nicht sofort in die Arme zu fallen, nun da sie endlich alleine waren. Anscheinend hatte er eine ähnliche Reaktion erwartete, denn als sie sich nicht vom Fleck rührte und ihn einfach nur von der Tür aus ansah, spiegelte sich leichte Enttäuschung auf seinem Gesicht wieder, die aber schnell wieder verschwand. Wortlos stand er auf und durchquerte den Raum mit drei Schritten, bevor er sie, ohne ihr stummes Einverständnis abzuwarten, fest in die Arme schloss und hochhob. Erst als er es sich auf ihrem Sofa bequem gemacht und sie in seinen Schoß gesetzt hatte, schien er zufrieden und sagte ruhig: „Die Szene mit Kanae heute bedrückt dich, nicht wahr?“ Kyoko nickte nur und schloss die Augen, während sie sich gegen ihn lehnte. „Ich mag es nicht, so schlimme Dinge zu ihr zu sagen, obwohl es ein Film ist… Du hast es von deiner Tür aus gehört?“ Diesmal war Ren es, der nickte, während er ihr gedankenverloren über die Arme streichelte. „Bald ist es vorbei, nur noch fünf Tage und wir müssen nicht mehr spielen.“ Kyoko spürte, wie er ihre rechte Hand ergriff und beinahe wie unbewusst mit seinen Fingern Muster in ihre Handfläche zeichnete, bevor er ihre Fingerspitzen alle einzeln streichelte und seine seltsame Behandlung auf ihren Unterarm ausdehnte. Die so unschuldig scheinende Berührung ließ Hitze in ihr aufsteigen, so deutlich waren die Assoziationen, die er damit hervorrief. Wie seine Hände nicht nur ihre Arme, sondern ihnen ganzen Körper entlangfahren würden, während er sie sanft küsste... Himmel, Kyoko, krieg dich wieder ein!, schalt sie sich selbst und versuchte krampfhaft, ihre Gedanken von seiner platonischen Verführung abzulenken. Vielleicht war das seine Art, sein Verlangen nach mehr Nähe zu befriedigen? Doch was auch immer ihn dazu bewegte, sie so zärtlich im Arm zu halten, machte sie unheimlich glücklich. „Ren?“, fragte sie leise und er sah zu ihr herunter, während seine andere Hand mit ihren Haaren spielte. „Wie spät ist es?“ Eigentlich hatte sie etwas anderes fragen wollen, aber eine Intuition hatte sie dazu bewegt, stattdessen nach der Uhrzeit zu fragen. Ren ließ seinen Blick auf den Wecker neben ihrem Bett fallen. „Zwei Minuten vor zwei, wieso?“, fragte er ein wenig überrascht und sprang im nächsten Moment so hastig auf, dass er Kyoko auffangen musste, weil sie sonst auf dem Boden gelandet wäre. „Die Zeit ist so schnell vergangen!“, rief sie erschrocken und schob ihn hastig in Richtung Tür. Er zog seine Schuhe an, ohne sie zu binden und stolperte ungewöhnlich ungeschickt ins Treppenhaus. „Bis Morgen“, sagte er noch, bevor er mit schnellen Schritten die Treppen hinunter zu seiner Wohnung lief. Kyoko lehnte sich von innen erschöpft gegen die Tür. Das war knapp gewesen… Mit langsamen Schritten schlurfte sie ins Badezimmer und putzte ihre Zähne, während die Aufregung der letzten Stunden deutlich als Müdigkeit zurückkehrte. Mit einem ausgiebigen Gähnen und einer letzten Überprüfung ihrer Weckzeit ließ sie sich in die Kissen fallen und schlief sofort ein. Ihren Besuch, der am nächsten Tag eintreffen würde, hatte sie vollkommen vergessen. Kapitel 30: Der letzte Abend? ----------------------------- Hallo! Meine Freizeit gehört nun endlich wieder mir, und ihr bekonmmt das nächste Kap! Irgendwie sind die Kommis zum letzten weniger gewesen als sonst, was mich dazu bringt, mich zu fragen, ob das Kap vielleicht schlecht war?? Denn eigentlich hatte ich erwartet, dass es gut ankommen würde, weil ja Sho udn Kanae endlich reinen Tisch machen und Ren und Kyoko nochmal ein paar schöne Momente haben... Nun ja... Vielleicht wisst ihr ja die Gründe? Jedenfalls ist das hier der Anfang des großen Showdowns in Apartement 108... Seid gespannt^^ viel Spass beim lesen, eure Marcella PS: Und da dachte ich noch, ich würde in Sachen DRamatik nicht so dick auftragen... -------------------------------------------------------------------------------- Am nächsten Morgen wurde Kyoko vom Schrillen der Türklingel unsanft aus dem Schlaf gerissen. Ein Blick auf den Wecker verriet ihr, dass sie trotz aller Bemühungen ganz offensichtlich verschlafen hatte. Es war kurz nach Mittag. „Ich muss ihn abgeschaltet haben und wieder eingeschlafen sein“, murmelte sie schlaftrunken und stolperte in Richtung Tür. Durch den Spion war jedoch seltsamerweise niemand zu sehen, also schloss sie von innen auf und öffnete die Tür einen Spalt breit um nachzusehen, wer sie besuchen kam. Ehe sie auch nur einen Blick auf die Person erhaschen konnte, wurde die Tür von außen aufgestoßen und ein kleines Energiebündel flog ihr in die Arme, was sie so sehr überraschte, dass sie das Gleichgewicht verlor und unsanft auf dem Boden landete. „Ma- Maria-chan!?“, war alles, was sie hervorbrachte als das kleine Mädchen, das selbstgefällig auf ihrem Schoß saß, sie fröhlich angrinste. „Onee-chan! Du wolltest mich vom Bahnhof abholen, aber nach einer Stunde hab ich dann ein Taxi gerufen… Auch wenn der Fahrer erst misstrauisch war, weil ich noch so klein bin und dachte, ich wäre von zu Hause ausgerissen.“ Und mit einem Mal fiel ihr wieder ein, was sie am Vorabend über all den Trubel ihrer neuen Aufgabe verdrängt hatte. „Das tut mir schrecklich leid! Ich hab einfach verschlafen, ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte!“, entschuldigte sie sich hastig, aber die Kleine schien ihr das Vergehen nicht wirklich übel zu nehmen und sie seufzte innerlich erleichtert auf. Die nächste, leicht neckende Erwiderung traf sie allerdings etwas unvorbereitet und sie wurde schlagartig wieder in die Realität ihrer gespielten Geschichte zurückgerissen. „Da hast du wohl gestern noch zu lange mit deinem Freund herumgealbert“, meinte Maria grinsend und tippte ihr frech auf die Nasenspitze. Kyokos Ausdruck verdüsterte sich schlagartig als ihr wieder einfiel, dass sie an ihrem gemeinsamen Nachmittag im Hotel tatsächlich ein wenig von Sho erzählt hatte und ihre Beziehung als „Schwärmerei mit Zukunft“ bezeichnet hatte. Maria fiel der Stimmungswandel sofort auf und sie fragte besorgt: „Onee-chan, ist alles in Ordnung? Hab ich was Falsches gesagt?“ Kyoko schwieg, aber in ihrem Kopf rasten die Gedanken. Sie wünschte sich in diesem Moment nichts mehr, als früh genug aufgestanden zu sein, um ihren neuen Zettel noch vor Marias Besuch lesen zu können. Sie hatte dem Mädchen nicht erzählt, dass ihre Schwärmerei deren großem Bruder galt und wollte nicht die Wiedervereinigung der Geschwister dadurch auf die Probe stellen, dass sie schon vorher etwas Schlechtes über ihn sagte. Aber wie sollte sie geheim halten, dass er sie durch seine Beziehung mit ihrer besten Freundin so verletzt hatte? Schließlich antwortete sie mit einem aufgesetzten Lächeln: „Entschuldige, aber vielleicht hab ich mich damals etwas unglücklich ausgedrückt… Er ist nämlich nicht wirklich mein Freund, und inzwischen mag ich ihn auch nicht mehr so sehr. Er war einfach nicht der Richtige“, setzte sie zur Sicherheit noch hinzu. Maria strahlte wieder. Kinder waren wirklich leicht zu überzeugen. „Ach so ist das! Dann bist du jetzt doch in diesen super-heißen Typen verliebt, der mit dir im Urlaub war?“, fragte sie neugierig und musterte Kyoko forschend. Sie konnte die leichte Röte auf ihren Wangen nicht unterdrücken, obwohl sie genau wusste, dass Maria ihre voreiligen Schlussfolgerungen nicht auf die Realität bezog. Mühsam unbeteiligt überzeugte sie das Mädchen also davon, dass sie nichts mehr von Männern wissen wolle. Das wiederum schien ihr nicht besonders gut gelungen zu sein, denn während sie sich umzog und auf der Arbeit anrief, um ihr Fehlen zu entschuldigen und zu versprechen, dass sie die Kulissen sicher rechtzeitig fertig machen würde, saß Maria die ganze Zeit mit einem leicht nachdenklichen Ausdruck in der Küche und knabberte gedankenverloren an einem Stück Toastbrot. Sobald auch Kyoko gefrühstückt hatte, hatten die beiden sich auf den Weg gemacht, um eine Runde Shoppen zu gehen. Maria hatte sich dabei fast ausschließlich auf Süßigkeiten konzentriert, was Kyokos sowieso schon magerer Geldbörse sehr zugute kam. Nach einer großen Portion Eis und ein paar neuen Farben für Kyoko waren sie dann abends nach Hause zurückgekommen und Maria hatte darauf bestanden, dass ihre Onee-chan ihr alle ihre Nachbarn vorstellte. Kyoko hatte zu diesem Thema keine weiteren Instruktionen erhalten und deshalb mit einiger Überwindung den Plan entworfen, für die Dauer von Marias Besuch so zu tun, als hätte sie keine Probleme mit Kanae und Sho, damit die Kleine das lang ersehnte Treffen voll und ganz genießen könnte. Kyoko graute es bereits vor der Konfrontation, als sie mit dem Mädchen im Schlepptau die Treppe in den ersten Stock hinunterlief. Sie hatte einen Moment überlegt, wen sie zuerst vorstellen sollte. Entweder Ren, was vergleichsweise angenehm werden würde, da sie gegen ihn keinen Groll hegte oder den Mann, der sie um ihre Liebe betrogen hatte und ihr noch dazu ihre einzige gute Freundschaft zerstört. Sie hatte sich dafür entschieden, zuerst das größere Übel herauszufordern. Außerdem hoffte sie insgeheim, dass die Kleine das Interesse an ihrem dritten Nachbarn verlieren würde, wenn sie ihren großen Bruder wiedergefunden hatte. Kyoko konnte sich unmöglich vorstellen, dass die beiden sich nicht erkennen würden. Mit zitternden Fingern betätigte sie die Klingel. Maria schien von ihrer inneren Unruhe nichts zu bemerken, aber vielleicht war sie auch einfach nur nach außen hin zu gelassen, als dass man es ihr angesehen hätte. Als sich hinter der Tür nichts rührte, winkte sie das Mädchen an ihre Seite und drückte vorsichtig die Türklinke herunter. Wie erwartet schwang die Tür geräuschlos auf. Allerdings hatte sie nicht mit der Szene gerechnet, in die sie hineinplatzten. Geistesgegenwärtig schlug sie dem Mädchen die Hand vor die Augen und drehte sich ruckartig um, um so schnell wie möglich auf den Gang hinaus zu kommen und die Tür zuzuschlagen. Sobald sie mit einem lauten metallischen Geräusch ins Schloss gefallen war, zerrte Maria die störende Hand von ihrem Gesicht weg und schenkte Kyoko einen ziemlich beleidigten Blick. „Ich bin kein kleines Mädchen mehr!“, nörgelte sie und schmollte vor sich hin, was ihr Argument augenblicklich widerlegte. Kyoko hingegen lehnte sich gegen die Wand und ließ das Gesehene Revue passieren, obwohl sie es immer noch nicht ganz fassen konnte. Im ersten Moment hatte sie gedacht, dass niemand zu Hause wäre, aber dann war ihr Blick ins Wohnzimmer gefallen, von wo sowohl Kanae als auch Sho sie verdutzt anstarrten. Während beide halbnackt auf der Couch lagen und sich einen Augenblick zuvor noch hitzig geküsst hatten. Sie wusste, dass das wahrscheinlich ihr gemeinsamer Auftrag gewesen war und dass es genauso gut auch nur so ausgesehen haben könnte, als würden sie sich küssen. Aber dennoch war sie zutiefst geschockt gewesen, ihre geliebte Miss Menno in so einer unmissverständlichen Pose mit ihrem Kindheitsfreund zu sehen. War das etwa Eifersucht? Dieses leicht schmerzhafte Flackern von Unsicherheit in ihrer Brust? Aber wenn sie tatsächlich eifersüchtig war, wen von beiden hätte sie dann gerne für sich allein? Sie betete, dass es Miss Menno war, und sie nur den Gedanken nicht ertragen konnte, ihre beste Freundin an einem Mann zu verlieren. Noch dazu an Sho! Den Sho, der regelmäßig Affären mit seinen Sängerkolleginnen anfing und einmal sogar seine Stylistin kurz vor einem wichtigen Auftritt verführt hatte, sodass er beinahe zu spät auf die Bühne gekommen wäre. Wie konnte sie Kanae nur an so eine Bestie verfüttern!? Ganz ruhig, es ist doch alles nur gespielt, versuchte sie sich innerlich zu beruhigen, doch ein nagender Zweifel blieb. Dieser Ausdruck auf Kanaes Gesicht war so echt gewesen. Das Klacken der Tür riss sie aus ihren Gedanken und Kanae, die zwar immer noch leicht rot, aber inzwischen wieder komplett bekleidet zu ihnen auf den Gang heraus getreten war, blickte sie mit einem traurigen Ausdruck an. „Bist du hier, weil du uns verziehen hast?“, fragte sie hoffnungsvoll und Kyoko bedeutete ihr mit einem Blick auf das Mädchen, ihren Streit auf später zu verschieben, obwohl sie wusste, dass ihre Gefühle, die Zweifel, die Verletztheit und der Schmerz sich deutlich auf ihrem Gesicht widerspiegelten. „Oh“, sagte Kanae nur und musterte das Mädchen von oben bis unten. „Wie heißt du?“, fragte sie dann mit einem freundlichen Lächeln und fügte noch hinzu „Ich bin Kotonami Kanae, Mogami-sans Nachbarin, und er“, dabei deutete sie hinter sich, wo Sho im Türrahmen stand, „ist mein Freund Sho Fuwa.“ Kyoko lag an diesem Abend noch lange wach. Sie hatte Maria gerne ihr eigenes Bett überlassen und sich auf die durchgesessene Couch gelegt, die ihr bequem genug war. Trotzdem konnte sie nicht schlafen. Der Tag war einfach zu ereignisreich gewesen und all ihre Pläne waren mit einem Mal wertlos geworden. „Oh, was für ein Zufall, er heißt genau wie mein großer Bruder“, hatte sie gesagt. Und in dem kurzen Gespräch nach ihrer Vorstellung hatte Sho noch erklärt, dass er schon immer Einzelkind gewesen war und sich zwar eine Schwester oder einen Bruder gewünscht hätte, aber nie einen bekommen. Die beiden hatten sich tatsächlich noch nie zuvor getroffen, und die Namensgleichheit mit dem gesuchten Bruder der Kleinen war offensichtlich nur Zufall gewesen. Einerseits war sie schrecklich enttäuscht gewesen, dass aus ihrer romantischen Vorstellung von einem Familientreffen nach vielen Jahren nichts geworden war, aber andererseits war es ihr nach dieser Erkenntnis viel leichter gefallen, wieder in ihr deprimiertes Selbst zurückzufallen und Maria einfach die ganze Geschichte zu erzählen, die diese teils mit Tränen in den Augen, teils empört mitverfolgt und sofort eine Abneigung gegen ihre ehemaligen Freunde entwickelt hatte. Als die Ziffern auf ihrem Wecker auf drei Uhr sprangen warf sie schließlich missmutig die Decke von sich und stapfte ins Badezimmer um sich einen Bademantel überzuwerfen, bevor sie an Marias Schlafzimmer vorbei zur Tür schlich und leise aus der Wohnung trat. Sie fragte sich, warum sie nicht schon in ihrer „Freizeit“ darauf gekommen war und hoffte nur, dass Ren noch wach war und sie sich trotz des Schauspielens ein wenig von ihren Sorgen ablenken könnte. Anstatt zu klingeln klopfte sie nur leise gegen sie schwere Stahltür und zu ihrem Erstaunen hörte sie kurz darauf Schritte, die sich der Tür näherten, bevor sie aufgeschlossen und geöffnet wurde. Ihr Blick fiel auf einen entblößten muskulösen Oberkörper, bevor ihre Augen im schummrigen Licht, das hinter ihm in der Wohnung brannte, zu seinem Gesicht wanderten. „Mogami-san“, meinte Ren nur ein wenig überrascht und trat zu Seite, um sie einzulassen. Sie schlüpfte an ihm vorbei in die Wohnung und versuchte, sich nicht davon verunsichern zu lassen, dass er nur in langen, schwarzen Schlafanzughosen herumlief. Wahrscheinlich hatte er sich schon umgezogen und genau wie sie nicht schlafen können. „Was verschafft mir die Ehre dieses späten Besuchs?“, fragte er leicht spöttisch, nachdem er ihr ins Schlaf- und Arbeitszimmer gefolgt war, während Kyoko sich ziemlich wagemutig, wie sie fand, auf seinem Bett ausstreckte und seufzte. „Wahrscheinlich suche ich nur jemanden, bei dem ich meine Sorgen loswerden kann“, sagte sie leise und er setze sich neben sie aufs Bett, allerdings immer noch in gebührenden Abstand, sodass ihr fast schon schmerzhaft vor Augen geführt wurde, dass sie in diesem Augenblick Schauspielerin war und sich trotz seiner ersehnten Nähe keine Ausrutscher leisten konnte. Immerhin waren sie im Spiel nur Bekannte, oder vielleicht Seelenverwandte, aber weit davon entfernt, sich ineinander zu verlieben – zumindest glaubte sie das. Und dann erzählte sie ihm alles, was seit ihrer Rückkehr passiert war, ohne auch nur ein einziges Detail auszulassen, und er versuchte nicht einmal, sie zu unterbrechen, obwohl sie manchmal an seinem Gesicht ablesen konnte, dass er gerne etwas gesagt hätte. Besonders ihre Gefühle für Sho, die er so mit Füßen getreten hatte, schienen ihm zu schaffen zu machen, was sie allerdings nicht recht nachvollziehen konnte. Als sie geendet hatte, war sie überrascht, zu bemerken, dass ihre Wangen feucht von Tränen waren. Fast so, als hätte ihr eigenes Spiel sich selbstständig gemacht, so als hätte Kyoko Mogami, die Kulissenmalerin sich in ihrem Körper eingenistet und sie vollkommen ausgefüllt. Sie fragte sich gerade, ob er im schwachen Licht des eingeschalteten PC-Bildschirms drüben auf seinem Schreibtisch bemerkt hatte, dass sie weinte, als er sich über sie lehnte und ihre Tränen sanft mit seinem Daumen wegwischte. Die sanfte Berührung ließ sie erstarren. Mit einem Mal wurden ihr drei Dinge schlagartig klar. Erstens: Die schleichende Panik, die in ihr aufstieg rührte daher, dass sie gerade zufällig den offenen Füller auf seinem Schreibtisch entdeckt hatte, dessen Muster sie selbst in dem schlechten Licht schimmern sah und von dem Deckel wieder erkannte, den sie in der Wiese gefunden hatte, zu der der Liebesbrief sie vor schier endlos langer Zeit geführt hatte. Zweitens: Es war fast dunkel, sie lag zusammen mit dem Mann, in den sie sich verliebt hatte in einem Bett und zwischen ihren Gesichtern waren kaum zwei Handbreit Luft. Sie wollte ihre Hände in seinen Nacken legen, ihn zu sich herunterziehen und küssen, um das plötzliche Verlangen, das sich kribbelnd in ihrem Bauch ausbreitete, zu befriedigen. Aber sie konnte nicht. Aus mehreren Gründen, und der unwichtigste war der, dass sie gefilmt wurden. Und drittens: Wenn Ren Tsuruga den Stift besaß, zu dem der Deckel gehörte, den sie gefunden hatte, dass war er der Schreiber des Briefes. Und erst gestern hatte sie den Auftrag bekommen, jegliche Zuneigung, die über Freundschaft hinausging, eiskalt zurückzuweisen. Und der Mann, der gerade mit diesem beinahe traurigen Gesichtsaudruck ihre Tränen weggewischt hatte, war in sie verliebt, wenn ihre Schlussfolgerungen auch nur halbwegs richtig waren. Sie hatte gehofft, nicht in diese Situation zu geraten, hatte es sich innerlich mehr als einmal gewünscht. Gebetet, dass sie nicht ihre wahren Gefühle mit dem Spiel verletzen müsste. Und nun war es soweit. Sie spürte es an der Art, wie er sie ansah, als ihr mit einem Mal klar wurde, dass er sie schon lange so angesehen hatte, und sie nur das Gefühl in seinem Blick nicht hatte lesen können. Zuneigung, Verlangen, Mitgefühl, Zweifel. Und dieses etwas, das sie in diesem Augenblick in die schlimmste Situation brachte, die sie sich vorstellen konnte. „Kannst du ihn nicht vergessen?“, fragte er leise und blickte ihr direkt in die Augen. Bitte tu das nicht, bat sie ihn im Geiste, aber natürlich konnte sie nichts daran ändern, dass er seinen Auftrag so gut wie möglich erfüllte. Sie bereitete sich darauf vor, ihn wegzustoßen und aus der Wohnung zu rennen, fluchtartig, so schnell sie konnte. Im Kopf ging sie alles durch, so als würde sie ein Video von sich selbst ansehen, um es im nächsten Moment nachzuspielen. Aber mit einem hatte sie nicht gerechnet. Damit, dass er die neuen Tränen, die ihre Wangen nun aus Verzweiflung hinunter rannen, wieder mit den Fingerspitzen wegwischen würde – und jedes Mal einen Kuss auf die Stelle hauchen, die er gerade berührt hatte. Sie konnte sich nicht rühren. „Kannst du nicht einfach alles vergessen?“ Zu viele Emotionen stürzten auf ein Mal auf sie ein. Ihre eigenen, ihre gespielten, Verzweiflung und Zuneigung und irgendwann nur noch schmerzhafte Ratlosigkeit. „Kannst du mich nicht lieben?“ Selbst ihr Herz schien stillzustehen. Alles war nur ein Spiel und dennoch… „Ich li-“, sie schlug ihm die Hand vor den Mund, bevor er den Satz zu Ende führen konnte. Sie wollte diese Worte nicht hören, nicht so, nicht gespielt, wollte ihre realen Zweifel nicht einer falschen Hoffnung hingeben, die sie erwecken würden. „Genug!“, ihre eigene Stimme klang schrill in ihren Ohren und sie wusste kaum, wie sie es geschafft hatte, so schnell aus dem Zimmer zu flüchten. Sie hörte sein leises Fluchen noch und seine Schritte, als er ebenfalls aufsprang und ihr folgte. Sie rannte im Treppenhaus nach unten, wie auf der Flucht. Und sie wusste, dass sie vor ihren eigenen Gefühlen weglief, im Spiel wie in der Realität. Ein letzter Blick auf die Uhr hatte sie vergewissert, dass das Timing perfekt war. Sie wusste, dass es verrückt war. Ren hatte sie trotz seiner längeren Beine noch nicht eingeholt, als sie die Haustür aufriss und barfuss in die warme, verregnete Nacht hinausstolperte. Ohne sich umzusehen, ziellos, überquerte sie die schmale, schlecht beleuchtete Straße vor dem Haus und das heranrasende Auto traf sie vollkommen unvorbereitet. Als Ren auf die Straße hinausstürmte, war es bereits zu spät. Er überblickte die Szene in wenigen Augenblicken. Der halb zerstörte Wagen in der gegenüberliegenden Hauswand, der betrunkene Mann, der über die Straße zu der am Boden liegenden Person torkelte und um Hilfe rief. Die Lichter, die hinter ihm im Treppenhaus angingen, als der Lärm die restlichen Hausbewohner alarmierte. Und die Frau, die in ihrem Bademantel, mit nackten Füßen auf dem nassen Asphalt lag, während ihr dunkles Blut sich mit dem Regen vermischte. Kapitel 31: Die Wahrheit kommt ans Licht ---------------------------------------- Hallo!! Hier ist wieder Mal ein neues Kap von Mai... Und, ich wage es kaum zu sagen: Es ist das vorletzte... Ich weiß garnicht, ob ich überhaupt einen Epilog schreiben werde, das Ende ist beinahe zu schön dafür, aber ein paar Sachen werden doch noch geklärt werden müssen.. Mal sehen! Jedenfalls wünsch eich euch mit diesem Kap viel Spass und kann nur viel, viel Romantik im nächsten versprechen^^ lg Marcella --------------------------------------------------------------------------- Er stand nur da. Im Regen. Hinter ihm wurde die Tür aufgerissen, und Sho und Kanae stürzten nach draußen auf die Straße. Sie waren sofort bei Kyoko, völlig in Panik. Wahrscheinlich lebte sie noch, denn Sho stürmte gleich darauf ins Haus zurück, um einen Krankenwagen zu rufen und Kanae murmelte nur die ganze Zeit „Bitte halt durch“, während sie Kyokos leblose Hand umklammerte. Auch Maria war kurz darauf bei ihnen, genauso hilflos und verzweifelt. Er stand nur da. Das Spiel, das sie zusammen aufgebaut hatten, Stück für Stück und mit jedem Tag ein bisschen näher an ihrer Realität, zerbröckelte um ihn herum. Es war so nicht geplant gewesen. Noch hatte er genug Fassung, nicht zu schreien, aber er fühlte die Angst wie ein schweres, kaltes Gift in seinem Körper. Wie sie langsam seinen rationalen Verstand benebelte und sein Herz mit eisigen Fingern umklammerte, bis er dachte, er würde ersticken. Er konnte nicht atmen, konnte sich nicht bewegen, nicht helfen, nicht eingreifen, während um ihn herum alles wie im Zeitraffer ablief. Warum? Warum? Er hatte sich vorgestellt, wie er nach dem Dreh endlich seine eigenen Gefühle eingestehen würde, sie endlich festhalten. Und jetzt lag sie schwer verletzt auf der Straße und seine Welt zerbrach in tausend Stücke mit jeder Sekunde die verging ohne dass sie lächelnd aufstand und ihm sagte, dass alles nur ein Scherz gewesen war. Seit wann war sie ein so fester Teil seines Lebens, dass er das Gefühl hatte, von einer unsichtbaren Hand erdrückt zu werden, wenn er nur daran dachte, sie zu verlieren? In das verwaschene Stimmengewirr mischte sich das helle Schrillen der Sirenen als der Krankenwagen, den Sho geistesgegenwärtig gerufen hatte, um die Ecke raste und an der Unfallstelle zum Stehen kam. Noch immer fühlte er sich wie benommen, unfähig, sich ihr zu nähern. Er sah zu, wie sie sie kurz untersuchten und auf eine Trage legten, die in den Wagen geschoben wurde, bevor die Türen sich schlossen und der Krankenwagen wieder davonraste. Kanae war mit eingestiegen. Mit einem Mal war alles bitterer Ernst. Er spürte, wie jemand ihm ein Handtuch um die Schultern legte und ihn ins Haus zurückdrängte, während zwei kleine Hände sich um seine legten und seine Finger, die sich zur Faust verkrampft hatten, vorsichtig lösten. Seine Handflächen brannten schmerzhaft und er vermutete, dass er seine Nägel so tief hineingegraben hatte, dass sie bluteten. Erst als er in einer warmen Wohnung auf ein Sofa gedrückt wurde und ihm jemand eine heiße Tasse Tee in die Hände drückte, schienen seine Sinne langsam wieder zurückzukehren und er nahm die Welt um sich herum wieder etwas klarer wahr. Sho Fuwa hatte sich rechts von ihm in die Kissen fallen lassen, während Maria sich von links an ihn lehnte und ihm beruhigend über den Arm streichelte wie eine Mutter, die ihr Kind tröstet. „Ist sie…“, fragte er und seine Stimme brach noch bevor er es aussprechen konnte, aber die beiden hatten ihn auch so verstanden. Sho klang genauso verloren, als er antwortete: „Nein, aber sie war bewusstlos… Sie ist im Zentral… Sobald es dir wieder besser geht, fahren wir hin.“ Rory Takarada riss seinen Blick von dem Monitor los, den er in den letzten zwei Stunden ohne Unterbrechung fixiert hatte und wendete sich langsam seinem Besucher zu. Es war mitten in der Nacht, aber offenbar war er dennoch nicht der einzige, der noch wach war. Yashiro schloss die schwere, hölzerne Tür des extravaganten Büros hinter sich leise und nahm uneingeladen auf einem der Stühle vor dem ebenso großen, schweren und hölzernen – nicht zu vergessen extravaganten – Schreibtisch Platz. „Takarada-san“, sagte er mit einem Nicken. „Yashiro-san“, erwiderte der Angesprochene ebenfalls mit einem Nicken. „Glauben sie wirklich, dass das das Richtige ist?“, fragte Rens Manager und Rory musste innerlich schmunzeln, weil er sofort gewusst hatte, auf was dieser nächtliche Besuch hinauslaufen würde. „Ehrlich gesagt… Nein. Auf persönlicher Ebene. Was allerdings die Einschaltquoten, die wir erwarten, betrifft…. Ja, absolut“, sagte er und lehnte sich zurück. Seine im Yakuza-Stil zusammengebundenen und gegelten Haare waren im teilweise ins Gesicht gefallen, während er vor dem Bildschirm gesessen hatte. Die schwarze Sonnenbrille, die sein Untergrund-Image vervollständigt hatte, zusammen mit dem schwarzen Mantel und der falschen Maschinenpistole auf dem Tisch, hatte er schon lange nicht mehr auf. „Aber ich fürchte, dass unsere Schauspieler über den Schock das Spielen vergessen haben“, setzte er nach einer Pause nachdenklich hinzu. „Dann sollten sie morgen einen entsprechenden Auftrag erhalten“, meinte Yashiro gelassener, als er sich fühlte. Er war von Anfang an gegen die hanebüchene Geschichte gewesen, die der Präsident sich zusammen mit einigen anderen Kollegen ausgedacht hatte. Aber er hätte nicht erwartet, dass sie das Spiel so auf die Spitze treiben würden. Er empfand ehrliches Mitleid mit Ren und den anderen, die nur für einen Film, noch dazu nur ein Experiment des skurrilen LME-Präsidenten, ein solches Gefühlsfiasko durchmachen mussten. Bevor er aufstand, um den Präsidenten, der in seinen Augen während des Projekts zu einem Tyrannen geworden war, wieder allein zu lassen, sagte er noch leise, aber eindringlich: „Ich halte es für einen großen Fehler“, und verschwand ebenso schnell, wie er eingetreten war. Die Tür fiel lautlos hinter ihm ins Schloss und Rory lehnte sich wieder nach vorne, um die Geschehnisse auf dem Bildschirm besser erkennen zu können. Ein leises Seufzen war in der Stille seines Büros über dem kaum hörbaren Summen der Monitore deutlich zu vernehmen. Eine halbe Stunde später standen alle drei vor dem Empfangsschalter des Krankenhauses. Die Frau, die sie mürrisch nach ihrem Anliegen fragte, und aussah, als würde sie es ihnen ziemlich übel nehmen, dass sie so spät in der Nacht noch ankamen, verwies sie zu den Bänken in der Eingangshalle und erklärte, dass sie warten müssten. Kurz darauf kam auch Kanae durch die Glastüren, die zu den langen, leeren, mit Halogenlampen steril beleuchteten Gängen führten und fiel Sho weinend in die Arme. Obwohl er mit seinen eigenen Problemen eigentlich genug zu tun hatte, bemerkte Ren die Interaktion mit dem deutlichen Gefühl, etwas verpasst zu haben. Sho strich ihr sanft über die Haare und wiegte sie solange hin und her bis sie aufgehört hatte, zu weinen. „Sie ist gerade in Behandlung… Die Ärzte haben gesagt, dass es nicht so kritisch ist, wie es aussah. Aber sie ist bis jetzt noch nicht aufgewacht. Wir müssen warten, bis sie sie untersucht haben“, erklärte sie mit unsicherer Stimme. Ren konnte sich der Welle der Erleichterung, die wie warmes Wasser über ihm zusammenschlug nicht erwehren und seufzte tief bevor er Maria, die trotz ihrer Besorgnis eingeschlafen war, vorsichtig in den Arm nahm und mit seiner Jacke zudeckte. Das Mädchen wachte von der Bewegung auf und blinzelte ihn verschlafen an. „Es geht ihr gut, wir können sie bald sehen“, sagte er beruhigend und sie schloss die Augen wieder. Das Ganze musste sie ziemlich mitgenommen haben. Kein Wunder, dass sie müde war. Er musste wohl selbst auch eingeschlafen sein, denn als er ein wenig unsanft an der Schulter wachgerüttelt wurde, fiel durch die Fenster der Halle bereits blasses Tageslicht und er fühlte sich nicht mehr ganz so verloren wie in der Nacht. Maria lag nicht mehr auf seinem Schoß und Kanae, die ihn aufgerüttelt hatte, erklärte ihm hastig, dass sie Kyoko endlich besuchen konnten, bevor sie mit schnellen Schritten hinter Sho und Maria herlief, die schon an der Tür auf sie warteten. Er stand schnell auf folgte den anderen leicht schlaftrunken ins Treppenhaus. „Sie ist im dritten Stock“, hörte er Sho sagen und schloss gleich darauf zu der kleinen Gruppe auf. Er entschied sich, einfach mitzugehen und sich seine Fragen für später aufzuheben. Das wichtigste war nun erst einmal Kyoko zu sehen und sich zu vergewissern, dass er sie noch nicht verloren hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er gedacht, alles könnte nur ein Traum gewesen sein, als Kanae ihn wachgerüttelt hatte. Aber der Anblick der weißen Böden und Wände und der leichte Geruch nach Putzmittel und Desinfektionsmittel hatten ihn schnell daran erinnert, dass es real war. Als sie endlich an der richtigen Tür angekommen waren, war Maria die erste, die in das kleine Zweierzimmer eilte und das Bett ausmachte, in dem Kyoko lag. Ihr rechter Arm war eingegipst und ein weißer Verband lag um ihren Kopf, außer einem kleinen Kratzer war ihr Gesicht unversehrt und man hätte meinen können, dass sie nur schlief, so entspannt war ihr Ausdruck. „Kyoko-nee-chan!“, rief die Kleine aus und griff nach Kyokos Hand. Natürlich rührte sie sich nicht. Was hatte er auch erwartet? Er setze sich auf einen Stuhl in der Ecke und ermahnte die anderen noch, nicht zu laut zu sein, weil auf der anderen Seite des Zimmers noch jemand lag, der zu schlafen schien, und wartete, bis sie sich einigermaßen beruhigt hatten, bevor er selbst neben das Krankanhausbett trat und sie lange Zeit einfach nur betrachtete. Sho, Kanae und Maria zogen sich rücksichtsvoll in die Ecke zurück. Mit den Fingerspitzen fuhr er vorsichtig über ihre kühle Wange und flüsterte mit beinahe brechender Stimme: „Es tut mir so leid…. Das war alles meine Schuld.“ Er saß noch eine ganze Weile neben ihrem Bett, bis eine Schwester sie alle hinaus scheuchte und bat, später noch einmal wieder zu kommen, weil Kyoko im Moment vollkommene Ruhe bräuchte. Und so trotteten sie in trister Stimmung nach Hause, wo keiner von ihnen auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendete, seinen Briefkasten zu öffnen oder zu schauspielern. Sie saßen einfach alle zusammen in Kanaes Wohnzimmer auf dem Boden und unterhielten sich zusammenhanglos über alles außer dem Unfall. Es war fast so, als wäre eine Welt voller Farbe mit einem Mal in schwarz-weiß getaucht worden. Am nächsten Tag wachte er in seinem Bett auf und fragte sich, wie er überhaupt dorthin gekommen war. Er erinnerte sich noch daran, mit den anderen geredet zu haben, aber die Worte hatten keine Bedeutung. Wahrscheinlich war er irgendwann nachts nach oben gegangen. Er konnte nicht einmal mehr genau sagen, ob das kleine Mädchen bei Kanae und Sho untergebracht war oder bei ihm. Vielleicht war alles nur ein schlechter Traum. Er würde einfach vor sich hin leben, vergessen, dass er einen Job zu erledigen hatte, vergessen, wozu und wen er spielte. Und dann, eines Morgens würde er aufwachen und sich zu Hause wieder finden, in seiner großen, leeren Wohnung und sich an nichts mehr erinnern bis auf den leichten Hauch von Verzweiflung, der aus dem Alptraum heraus für ein paar Minuten seines realen Lebens an ihm haften würde. Der Film, diese ganze verrückte Geschichte, die ihm im Rückblick sowieso viel zu absurd vorkam, als dass man sie verfilmen könnte, Kyokos Unfall und die nagende Ungewissheit, all das wäre nur ein wirres Gebilde seines eigenen Geistes gewesen. Vielleicht arbeitete er wirklich zuviel und hatte deshalb so schlimme Träume… Ein paar Tage Urlaub würden ihm wohl wirklich gut tun. Auch der Urlaub wäre nur ein Hirngespinst gewesen, flüsterte eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf und bei diesem Gedanken zog sich in seinem Inneren etwas schmerzhaft zusammen. Er hätte sie nie im Arm gehalten, sie nie geküsst, ihr nie seine wahre Identität verraten, nie mit ihr so viele Stunden geteilt… Nein. Dass alles in Wirklichkeit passiert war, war ihm tausendmal lieber als diese kostbaren Augenblicke dafür zu opfern, die Realität als schlechten Traum verdrängen zu können. Er würde sich nicht unterkriegen lassen! Mit entschlossenen Schritten durchquerte Ren die Wohnung und trat ins Treppenhaus. Er hatte ganz automatisch ein paar anständige Kleider übergeworfen und den Hausschlüssel in die Tasche gesteckt. Im Bus auf dem Weg zum Krankenhaus beobachtete er gedankenverloren die vorbeiziehenden Häuser und überlegte sogar für einen Moment, ob der Film vielleicht noch im Gange war. Er verwarf den Gedanken. Diesmal musste er sich nicht erklären lassen, wo ihr Zimmer lag. Er öffnete die Tür leise und trat mit dem unterschwelligen unangenehmen Gefühl, das ihn in Krankhäusern immer befiel, langsam ein. Kyokos Zimmernachbar schien nicht da zu sein, zumindest war sein Bett leer und er atmete innerlich erleichtert auf. So konnte er ein paar Augenblicke mit ihr allein verbringen. Er hatte die Schwestern, denen er auf dem Gang begegnet war, nicht gefragt, ob sie inzwischen aufgewacht war. Vermutlich, weil er sie kaum bemerkt hatte. Er zog seine dünne Jacke aus und hängte sie über den Stuhl in der Ecke, bevor er wie selbstverständlich auf dem neben ihrem Bett Platz nahm und ihr schlafendes Gesicht betrachtete. Die Verbände waren offensichtlich gewechselt worden. Wie gerne hätte er ihr nach dem Filmprojekt jede einzelne Nacht beim Schlafen zugesehen. Er selbst kam selten zum Schlafen, und wenn, dass war es ein leichter Schlaf, der oft von den gewöhnlichsten Geräuschen gestört wurde, sodass er die restliche Nacht nicht mehr zur Ruhe kam. Er hätte ihr unmissverständlich klar gemacht, was er für sie empfand, sie in die Arme geschlossen, und zitternd auf ihre Antwort gewartet. Oder vielleicht hätte er sie einfach geküsst und ihre Reaktion als Ja gewertet… An eine Zurückweisung wollte er nicht einmal denken. Aber jetzt war selbst der kläglichste Anfang einer Beziehung undenkbar. Solange sie nicht aufwachte und es ihr besser ging, konnte er ja nicht einmal mit ihr reden und das neu gewonnene Vertrauen weiter ausbauen. Kam die stetige Leere in seinem Innern davon, dass er ihre Stimme vermisste? Ihr Lachen? Die freche Bewegung, mit der sie dann und wann ihr Haar aus dem Gesicht schnickte? Himmel… Seine Gedanken liefen im Kreis. Er musste unbedingt aufhören, darüber nachzudenken, was wäre wenn. Ablenkung war vielleicht eine Lösung. Er stand auf, holte seine Jacke und kam zum Bett zurück. Während er mit der linken Hand sanft ihre Bettdecke ein Stück nach oben zog, strich er ihr mit der Rechten zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und folgte mit dem Fingerspitzen dem Verlauf ihrer Wangenknochen, bevor er sich zu ihr herunterbeugte und ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte. „Werd bald wieder gesund“, flüsterte er und drehte sich hastig um, beinahe so, als könne er ihr nicht ins Gesicht sehen. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, murmelte er mit einem leisen Seufzen zu sich selbst: „Gott… Ich glaube, ich sollte wirklich mehr schlafen… Jetzt bilde ich mir schon ein, sie hätte gelächelt.“ Eigentlich wäre es für keinen der verbleibenden Schauspieler ein Problem gewesen, täglich seine Post abzuholen. Dann hätten sie auch gesehen, dass es tatsächlich neue Anweisungen aus der Regie gab. Aber Kanae war die einzige, die ihren Briefkasten am zweiten Tag nach Kyokos Unfall öffnete und die beiden gelben Zettel herausholte, die eingeworfen worden waren. Auf beiden stand nur, dass Maria so schnell wie möglich „nach Hause“ geschickt werden sollte und so fuhr sie mit Sho und der Kleinen noch am selben Tag zum Bahnhof und übergab sie der freundlichen, ältlichen Begleitung, die sie telefonisch für die Fahrt bestellt hatten. Das Mädchen hatte ihre Lebensfreude vollkommen verloren, sie wirkte fast wie eine Porzellanpuppe, als sie ihnen noch aus dem Fenster des anfahrenden Zuges zuwinkte, bis sie den Blickkontakt verloren. Allerdings fand Kanae es seltsam, dass Kyokos Unfall in den Anweisungen mit keinem Wort erwähnt wurde. Man tat gerade so, als sei nie etwas passiert. Insgesamt hatte sie sowieso das Gefühl, dass das Projekt sich seit dieser Nacht im Sand verlaufen hatte. Sie verbrachte ihr Zeit größtenteils mit Sho, besuchte Kyoko zweimal am Tag im Krankenhaus und zählte die Stunden bis zum Ende des Woche. Eine verquere kleine Hoffnung in ihrem Herzen, die ihr weiszumachen versuchte, dass auch der Unfall inszeniert gewesen war, bestand noch, aber mit jedem Tag, den sie in dem grauen Wohnblock verbrachte, schwand sie weiter dahin. Es ergab einfach keinen Sinn! Warum würde man einen Unfall inszenieren? Sie fand einfach den roten Faden des Projekts nicht mehr. Noch dazu hatte sie die Befürchtung, dass Ren der Belastung nicht mehr lange standhalten würde. Sein Verhalten sprach mehr als tausend Worte und sie vermutete, dass er nicht einmal regelmäßig essen würde, wenn sie ihm nicht jeden Abend etwas aus dem Supermarkt mitbrächte. Offensichtlich bedeutete ihm ihre Freundin weit mehr als er, oder vielleicht auch sie beide, sich bisher eingestanden hatten. Und so beschloss sie am dritten Tag, Yashiro anzurufen und einen Abbruch des Projekts zu verlangen. Sie wusste ja nicht einmal genau, wer überhaupt für das Ganze zuständig war, aber obwohl jeder Mitspieler am Anfang alle Privatgegenstände hatte abgeben müssen, wusste sie alle Telefonnummern, die in ihrem Handy gespeichert waren, auswendig. Nicht umsonst war sie für ihr außergewöhnliches Gedächtnis bekannt. Sobald Sho also an diesem Morgen die Wohnung verlassen hatte, um nachzusehen, ob Ren noch bei Sinnen war, hackte sie die Nummer in das veraltete Telfon in ihrer Wohnung und wartete angespannt, bis nach schier endlos langer Wartezeit endlich jemand abnahm. „Yashiro?“, klang es ihr aus dem Apparat entgegen und sie hätte am liebsten laut aufgeseufzt. „Hallo, Yashiro-san, hier spricht Kotonami, ich möchte gerne aus dem Projekt aussteigen“, erklärte sie, bevor er sie unterbrechen oder nach ihrem Anliegen fragen konnte. „Oh“, meinet Rens Manager nur. Dann überraschte er sie völlig mit seinem erleichterten Ausruf: „Endlich kommt ihr zur Vernunft! Am besten, ihr fahrt alle zusammen ins LME-Hauptquartier, du, Fuwa und Ren! Dann klären wir alles!“ „Äh… Na gut, ich sag den anderen Bescheid…“, antwortete sie verwirrt und das darauf folgende metallische Klicken verriet ihr, dass Yashiro wohl aufgelegt hatte. In der Tat eine seltsame Wendung. Kanae wartete danach nicht einmal mehr bis Sho zurückkam, sondern rannte die Treppen nach oben, um die beiden Männer zum Mitkommen zu überreden. Im Notfall würde sie sie am Kragen mitschleifen, aber dieses Verwirrspiel musste ein Ende haben. Und sie würde ein paar ernste Worte mit dem Präsidenten wechseln. Oder vielleicht besser nicht. Immerhin wollte sie ihren Job nicht verlieren. Es brauchte zu ihrer anfänglichen Überraschung nicht einmal drei Sätze bevor Ren und Sho mit ihr zusammen in der U-bahn in Richtung Innenstadt saßen. Die beiden hatten sich als Yankees getarnt und ihre Gesichter mit Mundschutz und Sonnenbrille verdeckt. Ansonsten wäre eine Fahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln bei ihrer Berühmtheit unmöglich gewesen. Sie selbst war zu ihrem eigenen Unmut noch nicht bekannt genug, auf der Straße aufzufallen. Eine halbe Stunde später stapften die drei dann mit entschlossenen Gesichtern durch die große, gläserne Flügeltür des Haupteinganges, die sich wie immer automatisch öffneten und wurden prompt vom Sicherheitsdienst aufgehalten. „Einen Augenblick bitte“, meinte der erste Beamte, der eben noch etwas in sein Funkgerät gesprochen hatte, während sein Kollege Ren und Sho nur abschätzig musterte. „Was wollen sie hier?“, fragte der erste wieder, fast schon unhöflich. Kanae konnte sich dem Gedanken nicht erwehren, dass die Welt wirklich unerhört voller Vorurteile war, wenn man nicht einmal mehr mit Sonnenbrille und Mundschutz irgendwohin gehen konnte, ohne sofort als potenzieller Verbrecher ins Auge gefasst zu werden. Aber in diesem speziellen Fall war sie sehr gespannt, wie die beiden Kerle reagieren würden, wenn Sho und Ren ihre Verkleidung fallen ließen, was sie in diesem Moment taten. Die beiden Wachleute traten entsetzt oder eher schrecklich verschüchtert zurück und fielen fast gleichzeitig auf die Knie um sich tausendfach dafür zu entschuldigen, dass sie den Star der Agentur und das Goldstück der Gegneragentur so beleidigt hatten. Das meiste bekamen die drei allerdings kaum noch mit, da sie schon auf dem Weg zum Aufzug in den siebten Stock waren, um den Präsidenten aufzusuchen. Sho konnte inzwischen schon fast wieder normal laufen. Sobald sie an der exquisiten, hölzernen Tür angekommen waren, klopfte Kanae mehrmals an, so ungeduldig war sie. Zu ihrer Überraschung öffnete der Präsident fast augenblicklich und musterte sie erst überrascht, dann mit wachsender Nervosität, bevor er schnell wie der Blitz zurück in sein Büro flitzte und sich hinter seinem Schreibtisch versteckte. Sho prustete trotz einfach nur los, während Ren und Kanae, die die Eskapaden des verrückten Kerls schon gewohnt waren, nur die Stirn runzelten und sich fragend ansahen. „Ich denke, er hat etwas ausgefressen“, meinte Kanae. „Etwas, das schlimmer ist, als uns zwei Wochen lang diesen wirren Film spielen zu lassen“, setze Ren hinzu und sie traten ein, Sho mit sich ziehend. Noch während sie ihren Arbeitgeber möglichst freundlich begrüßten, klopfte es noch einmal, und ein ziemlich atemloser Yashiro stolperte durch die Tür. „Ah, da seid ihr ja! Ich dachte schon, ich hätte euch verpasst“, rief er erleichtert aus und ließ sich in einen der hohen Ledersessel auf ihrer Seite des massiven Holztischs fallen, um sich die Stirn mit einem Taschentuch abzutupfen. „Ich denke“, setze er wieder an, als niemand etwas sagte und er wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, „sie haben einiges zu erklären, Herr Präsident.“ Kapitel 32: Alles hat ein Ende... --------------------------------- Hallo meine lieben, geschätzten und bestimmt traurigen Leser! Ja, es ist soweit... Und ich dramatisiere das ganze gerade, aber egal! Zuerst einmal: Da stehen 99%, weil ich (vielleicht!) noch einen Epilog schreiben werde... oder vielleicht ganz bestimmt, denn irgendwie braucht diese FF noch einen runden Abschluss. In diesem Kapitel kommt erstmal das emotionale Finale, mit einem Wirbelwind an allem, was ihr euch wünscht (oder zumindest hoffe ich das!!!!), denn das hier ist ja gewissermaßen das große Dankeschön-Kapitel, dass euch für eure jahrelange treue Leserschaft belohnen soll! Leute, ich bedanken mich hiermit aus ganzem Herzen bei euch dafür, dass ich das hier so lange gelesen und kommentiert habt und hoffe sehr, innbrünstig, dass ich euch jetzt nicht enttäusche!!! Danke! (Und hiermit meine ich alle, aber wirklich ALLE, die je diese FF gelesen oder kommentiert haben, ich hab euch nicht vergessen, aber die Liste euerer Namen wäre einfahc zu lang!!!) Immer, wenn ich hier ein neues Kap reingestellt hab, habe ich mit jeder eurer Meinungen mitgefiebert und mich unglaublich gefreut, ob sie nun konstruktiv, ermutigend, oder einfach sprachlos waren, udn selbst die Kritiken... ich war jedes Mal begeistert! Danke natürlich auch an meine streng geheime Betaleserin, die das hier natürlich schon kennt, aber ich hoffe, sie liest es trotzdem nochmal^^ Wow... also... ich denke ich werde jetzt das Gesülze mal langsam lassen udn euch das letzte Kap geben... Natürlich habt iht jetzt auch die Chance, nochmal alle eure Fragen udn Anregungen und und und loszuwerden, auf die ich dann im Epilog, wenn er denn irgendwann fertig ist, auch antworten werde... Hab euch alle echt gern, Marcella PS: Und jetzt viel Spass beim Lesen... -------------------------------------------------------------------------------- Rory Takarada hatte in der Tat einiges zu erklären gehabt. Nicht nur, dass er sich ihre Aufträge gar nicht selbst ausgedacht oder sie überwacht hatte, sondern dass er einfach ein Team von jungen, ziemlich schrägen Drehbuchautoren, die bis dahin erfolglos gewesen waren, eingestellt hatte, nachdem sie ihn wochenlang belagert hatten, beinahe so aufdringlich wie Kyoko, sondern auch, dass er tatsächlich vorhatte, das Projekt zurechtzuschneiden und als zweiteiliges Beziehungsdrama ins Kino zu bringen. Natürlich erst, nachdem sie das Ende neu inszeniert hatten. Er wagte es sogar, seinen Unmut darüber auszudrücken, dass seine Schauspieler, denen er „so viel Vertrauen“ entgegenbrachte, einfach aufgehört hatten, den Anweisungen zu folgen, seit Kyoko verunglückt war. Am meisten schockiert hatte die drei jedoch, dass der Unfall, dessentwegen sie sich unendlich viele Sorgen gemacht und schreckliche Ängste ausgestanden hatten, inszeniert gewesen war. Man hatte Kyoko am Morgen genau über den Zeitplan informiert und sie war pünktlich wie immer in gespielter Verzweiflung auf die Straße gerannt. Das Auto, das Blut, selbst die Polizeiuniformen, die einige Schauspieler trugen, und der Krankenwagen waren alles Stücke aus der Requisitensammlung von LME gewesen. Da nicht einmal Ren den Unfall selbst mit eigenen Augen gesehen hatte, war der Effekt natürlich gravierend gewesen. Und trotz allem schwärmte der Präsident von Kyokos Talent, so als wäre das alles ein Riesenspass gewesen. Sho hatte ihm ein Glas Wasser ins Gesicht gekippt und war aus dem Büro gestürmt, Kanae im Schlepptau, während Ren ihn noch mit einem seiner finstersten Blicke bedacht und zwischen gefletschten Zähnen hervorgezischt hatte „Und ich dachte, das Mädchen, das ich liebe, wäre lebensgefährlich verletzt oder tot…“, bevor er ihnen zum Parkplatz hinter der Agentur folgte, wo Yashiro, der sich schon vor dem Geständnis des Präsidenten heimlich wieder aus dem Büro geschlichen hatte, schon an seinem Wagen auf sie wartete. Keiner von ihnen bemerkte noch, dass der Präsident in lautes Lachen ausgebrochen war und beinahe vom Stuhl gefallen wäre. Ren wusste gar nicht mehr, wie erleichtert er gewesen war, zu hören, dass seine Kyoko noch heil und munter war, aber die lodernde Wut, die sich nur einen Augenblick nach der Erleichterung in ihm breit gemacht hatte, verschwand langsam wieder, als sie wild durcheinander redend im Auto zum Krankenhaus fuhren. Dafür, dass Yashiro ihnen freiwillig geholfen hatte, war er automatisch zum Komplizen geworden und keiner von ihnen war ihm noch böse, weil er ihnen die Wahrheit nicht früher verraten hatte. Ren war der erste, der die Tür zu Kyokos Krankenzimmer aufstieß und mit zwei Schritten an ihrem Bett war, sie an den Schultern rüttelte und laut ausrief: „Kyoko-chan, du kannst aufwachen, wir wissen Bescheid!“ Dann stürmten auch Kanae und Sho auf das Mädchen ein, das sich langsam aufrichtete und müde blinzelte. „Ist es schon sieben?“, fragte sie verschlafen und den dreien wurde peinlich bewusst, dass sie Kyoko tatsächlich geweckt hatten. Ren setzte sich neben sie aufs Bett und legte nur leicht seine Hand auf ihre, um dem Drang, sie so fest in die Arme zu schließen, wie er nur konnte, nicht nachzugeben. Sie sah ihn an, schien langsam zu verstehen, was los war und schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln, das er am liebsten für immer in seinem Herzen einschließen wollte. Dann sprang sie zu ihrer aller Überraschung plötzlich wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett und warf sich vor ihnen auf die Knie. „Es tut mir so schrecklich, unendlich Leid, dass ich euch das antun musste!“, rief sie laut und murmelte noch einige andere Entschuldigungen vor sich hin, bevor Sho beschloss, dem Drama ein Ende zu setzen und sie kräftig umarmte. „Ist schon gut, wir sind nicht mehr böse“, meinte er lachend und zerzauste ihr die Haare, bevor ein eisiger Blick von Ren ihn aufschauen ließ. „Also ehrlich, Kumpel, das ist jetzt nicht dein Ernst!“, meinte er darauf nur und grinste Ren frech an, bevor er aufstand, zu Kanae hinüber lief, die sich bisher ziemlich am Rande gehalten hatte und ihr einen ziemlich vielsagenden Kuss gab. Kyoko starrte die beiden nur fassungslos an. Dann platze sie stotternd heraus: „D-das kann nicht sein!! M-meine Liebe! Sh-shotarooo! Du hast m-meine Liebe hinters Licht geführt und sie mit deinem b-bösartigen Charme eingewickelt!“ Der Rest ihrer Tirade ging in einem ihrer typischen Wutanfälle unter, bei dem sie beinahe den Gips kaputtgemacht hatte, der ihren Arm verletzt aussehen lassen sollte. Sie hörte erst auf, Sho einen „elenden Schürzenjäger“ zu schimpfen, als Kanae ihr mit einem vorsichtigen Tippen auf die Schulter gestand, dass sie zufälligerweise Hals über Kopf in den Schürzenjäger verliebt war, und er ihr rein gar nichts angetan hatte. Daraufhin fiel Kyoko ihr um den Hals und fing an, von schneeweißen Hochzeiten zu schwärmen, bevor Ren kurzerhand beschloss, dem allgemeinen Wahnsinn endlich ein Ende zu setzen, bevor auch noch Yashiro auf die Idee kam, sich ins Getümmel zu stürzen. Er stand vom Bett auf, von wo er bisher einfach nur leicht genervt dem ganzen Spektakel zugesehen hatte, packte Kyoko am Handgelenk und zog sie mit sich zur Tür hinaus. Sie war so überrascht, dass sie nicht einmal protestierte. Unglücklicherweise trug sie allerdings nur einen dünnen Krakenhauskittel, den Gips schon inzwischen entsorgt, und obwohl es warm genug war, hatte er keine Lust, so mit ihr durch die Stadt zu laufen, weswegen er ihr befahl, sich nicht von der Stelle zu rühren und sie sprachlos zurückließ, um noch einmal die Tür zum Krankenzimmer schwungvoll zu öffnen. „Yashiro – Autoschlüssel“, sagte er nur und sein Manager warf ihm den Schlüssel zu, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Seine Gesundheit lag ihm wohl am Herzen. Als er Kyoko wieder aufgesammelt hatte, nahm Ren etwas weniger grob ihre Hand und zog sie mit sich durch die Gänge bis zum Haupteingang. Keine zehn Minuten später saßen sie zusammen in Yashiros Auto und Kyoko erzählte ihre Version der Unfallgeschichte ganz genau, während er stillschweigend zuhörte und ab und an zu ihr herübersah. Es schien beinahe unwirklich, sie endlich wieder in seiner Nähe zu haben. Und noch seltsamer war es, dass sie in diesem Moment nicht mehr Rollen in einem Film waren, sondern sie selbst. Er fragte sich, ob es viel an ihrer Beziehung ändern würde. Aber das würde er schon sehr bald herausfinden. Kyoko wusste kaum wie ihr geschah, als Ren sie einfach so zum Parkplatz führte und in Yashiros Auto auf den Beifahrersitz drückte. Um die plötzliche, unangenehme Stille zu unterbrechen, die sich zwischen ihnen ausgebreitete hatte, als Ren losfuhr, hatte sie einfach begonnen, etwas zu erzählen. Allerdings war das vielleicht kein gute Idee gewesen, denn abgesehen davon, dass er immer noch kein Wort sagte, sondern einfach nur stur auf die Straße starrte, erinnerte sie alles, was sie sagte wieder an die Szene in Rens Filmwohnung kurz vor ihrer Flucht. Sie hoffte nur, dass ihr ihre Verlegenheit nicht ins Gesicht geschrieben stand. Immerhin hatte er sie geküsst, auf die Wangen zwar, aber auf eine Art, die unwillkürlich viele andere Assoziationen erweckte. Und jetzt, da sie endlich wieder sie selbst war, musste sie sich unweigerlich eingestehen, dass sie ihn am liebsten umarmen und küssen wollte, und ihm endlich sagen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Es war fast so, als hätten sich ihre Gefühle verselbstständigt, während sie tatenlos im Krankenhaus herumgelegen hatte. Sie hatte Stunden über Stunden damit verbracht, sich vorzustellen, was sie alles unternehmen könnten, was sie alles zusammen erleben könnten, wenn er ihre Gefühle erwiderte. Sie hatte sogar von ihm geträumt! Und es waren keine besonders unschuldigen Träume gewesen… Himmel…Sie musste aufhören daran zu denken, oder sie würde hier und jetzt über ihn herfallen und… Sie würde noch verzweifeln, wenn ihre Gedanken sich weiterhin so im Kreis drehten, während sie nach außen hin mit einem aufgesetzten Lächeln vor sich hinplapperte. Noch dazu sagte er immer noch nichts. Vielleicht war das wirklich alles gespielt gewesen und er sah sie doch nur als Kollegin an. Der Gedanke allein war wie ein Schlag ins Gesicht. Ein weiteres Thema, von dem sie sich besser ablenken sollte. „Wir sind da“, kam dann endlich die erlösende Stimme vom Fahrersitz und als sie sich schließlich einmal bewusst umsah stellte sie fest, dass Ren direkt vor seiner Haustür geparkt hatte. Diesmal wusste sie sicher, dass sie puterrot angelaufen war. Vielleicht sollte man nicht alles gleich überstürzen… Noch dazu trug sie nur dieses lächerlich dünne Krankenhaushemdchen und ihre Unterwäsche. Leider keine besonders schöne. Warum dachte sie überhaupt gerade über ihre Unterwäsche nach? Sie war schon wieder so in Gedanken versunken, als Ren ihre Tür öffnete, weil sie von selbst nicht ausgestiegen war, dass sie vor Schreck beinahe aus dem Auto fiel und er sie auffangen musste. Oder es zumindest gerne und freiwillig tat. Völlig ohne Hintergedanken natürlich, ganz der Gentleman. Kyoko hingegen war so voll von Hintergedanken, dass sie kaum noch klar denken konnte. Während er diese starken, muskulösen Arme um sie gelegt hatte, und sie langsam hochzog, sodass sie, immer noch barfuss wohlgemerkt, ihr Gleichgewicht wieder fand und selbst auf dem warmen Steinboden seiner Einfahrt stehen konnte, wäre sie am liebsten in seiner Umarmung zerflossen. Umgeben von diesem wohlbekannten, angenehmen Geruch, der sie immer daran erinnerte, wie er sie am Strand umarmt hatte, an seinen wohlgeformten, warmen Oberkörper gepresst, wollte sie am liebsten gar nicht mehr loslassen. Zu ihrer Enttäuschung brach er jedoch, sobald sie die Balance wieder hatte, fast schon hastig den Kontakt, drehte sich ruckartig um und stapfte zu seiner Haustür, um den Ersatzschlüssel unter der Fußmatte hervorzukramen und aufzuschliessen. „Kommst du?“, fragte er und sie tapste ihm immer noch völlig durcheinander hinterher in die kühle Wohnung. Seit ihrem letzten Besuch hatte sich kaum etwas geändert. Nur hier und da waren plötzlich ein paar bunte Farbkleckse dazugekommen, die in dem stilvoll schwarzweiß gehaltenen Design der Wohnung positiv auffielen. Zum Beispiel hatte er eine farbige Blumenvase in einem Regal stehen und auf dem Wohnzimmertisch stand eine blaue Porzellanschale mit Knabberzeug, das sie erst einmal einen Augenblick ungläubig anstarrte, bevor sie sich losreißen konnte und ihm ins Schlafzimmer folgte. Schlafzimmer… Sie fragte sich, ob es möglich war, ihre Fantasie noch mehr zu beflügeln. Ren wunderte sich sofort darüber, dass Kyoko sich so ungewöhnlich verschüchtert benahm, seit sie die Wohnung betreten hatten. Er kramte eines seiner älteren, schwarzen Hemden aus dem Kleiderschrank hervor, das ihr zumindest einigermaßen passen sollte und warf es aufs Bett. Kurz darauf fand er sogar ein paar Shorts, die ihm schon lange nicht mehr passten und legte sie dazu. Kyoko stand nur mit knallrotem Gesicht im Türrahmen und beobachtete ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. Was war nur mit ihr los!? „Ich hab dir ein paar andere Kleider rausgesucht, ich hoffe, sie passen“, meinte er gelassen und deutete auf die Sachen auf dem Bett. Kyoko folgte seiner Geste mit den Augen, dann sah sie ihn mit diesem undeutbaren Blick an und drehte sich hektisch um. „V-vielen Dank, Tsuruga- äh, Ren“, krächzte sie, ohne sich ihm zu zuwenden und er fasste das als Aufforderung auf, sie zum Umziehen allein zu lassen. Allerdings konnte er sich den neckenden Kommentar nicht verkneifen, als er an ihr vorbei aus dem Zimmer ging. „Falls du Hilfe brauchst, sag Bescheid“, flüsterte er fast verführerisch und verschwand in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Kyokos entsetztes Quietschen erreichte ihn, als er schon den Kühlschrank geöffnet hatte, und er fragte sich perplex, warum er das Gefühl hatte, dass sie sich freute. Kyoko schlug die Tür so schnell zu, dass sie knallte. Dieser Kerl wusste nicht einmal, was er ihr antat, indem er solche Dinge sagte! Aber was für eine süße Vorstellung es doch wäre. Wenn er sie erst zärtlich umarmen würde und mit seinen großen, leicht rauen Händen ihren Rücken streicheln, bevor er Stück für Stück das Krankenhaushemd aufknöpfte und… „Kyoko!“, ermahnte sie sich selbst und stürzte in Richtung der Kleider auf dem Bett. Vielleicht würden diese schrecklichen Gedanken endlich aufhören, wenn sie nicht mehr diesen verführerisch leicht zu entfernenden Kittel anhatte. Zu ihrem Erstaunen passten ihr die kurzen Hosen sogar, obwohl sie bis knapp über die Knie reichten und das Hemd hing zwar etwas lose um ihre Schultern, war aber lang nicht so viele Nummern zu groß, wie sie erwartet hatte. Bei ihm musste es fast hauteng anliegen. Aber daran durfte sie erst gar nicht denken! Sie sprang auf. Sie wollte nur noch so schnell wie möglich aus dem Schlafzimmer entkommen und sich im gegenüberliegenden Bad erst einmal viel kaltes Wasser ins Gesicht spritzen. Und wenn sie sich einigermaßen beruhigt hatte, konnte sie ihm vielleicht auch wieder in die Augen sehen. Allerdings kam sie nicht einmal drei Schritte weit, bevor ihre Füße sich in dem Kittel verfingen, den sie in ihrer Unruhe einfach hatte fallen lassen und sie das Gleichgewicht verlor. Zu ihrem blanken Entsetzen stolperte sie, suchte etwas, woran sie sich festhalten konnte und landete schließlich in Ermangelung einer solchen Sache mit einem lauten Plumps auf dem Bett. Natürlich konnte sie nicht sofort aufstehen. Es war viel zu weich und einladend. Also beschloss sie, sich statt ins Badezimmer zu rennen und noch andere Unfälle zu riskieren, lieber ein wenig auszuruhen. Ziemlich dreist krabbelte sie nach diesem Entschluss in die Mitte des riesigen Bettes und streckte sich entspannt aus. Die Laken waren so wunderbar weich, dass sie sich am liebsten hineingekuschelt hätte. Vorzugsweise zusammen mit Ren natürlich… Ren hatte unterdessen den leisen Schreckensschrei gehört, den Kyoko im Fallen nicht hatte unterdrücken können, und überlegte, ob sie inzwischen wieder bekleidet genug war, dass er eintreten und nachsehen konnte, was los war. Dabei hatte sie ihm eigentlich gerade die perfekte Ausrede geliefert, scheinbar entsetzt ins Schlafzimmer zu stürzen und dabei einen Blick zu erhaschen, falls sie noch nicht komplett angezogen war. Nicht dass ihn das in Versuchung bringen würde. Er klopfte erst dreimal an, bevor er nach einem leisen „Ja?“ die Tür öffnete und im ersten Moment bei dem Anblick, der sich ihm bot, mitten in seiner Frage, ob es ihr gut ginge, erstarrte. Dieses verrückte Mädchen saß aufrecht in seinem Bett, mit verwuschelten Haaren und in seinen Kleidern, noch dazu waren ihre Wangen immer noch rot angehaucht und sie sah ihn mit einem beinahe zu unschuldigen Blick an. Aber falls sie wirklich gedacht hatte, dass er so viel Selbstkontrolle besaß, hatte sie sich leider getäuscht. Kyoko konnte sich nicht einmal für ihr unerhört unhöfliches Verhalten entschuldigen, bevor er mit drei langen Schritten bei ihr war und sie zurück in die Kissen drückte, während er sich auf den Ellbogen neben ihren Schultern abstützte und sie einen Moment lang nur direkt ansah, bevor er seinen Kopf neben ihren senkte und mit kaum hörbarer Stimme flüsterte: „Das ist kein Film, oder?“ Sein heißer Atem an ihrem Hals hinterließ Gänsehaut auf ihren nackten Armen. „Nein“, flüsterte sie zurück, mit einem Mal vollkommen ruhig. „Auch kein Traum“, setzte sie noch hinzu, während sie vorsichtig, langsam die Arme um ihn legte und ihn ganz zu sich herunterzog. Er war ein wenig überrascht. Aber er hatte gar keine Zeit mehr, lange darüber nachzudenken, seit wann seine unschuldige Kyoko so direkt war. Ihre Hände wanderten in seinen Nacken und bevor er wusste, was er tat, hatten sich ihre Lippen schon gefunden. Er hatte sich fest vorgenommen, so sanft wie möglich zu sein, ihr Zeit zu lassen, aber mit diesem Kuss schien plötzlich eine Flut von aufgestauten Gefühlen über ihm loszubrechen, die jegliche Zurückhaltung einfach mitriss. Kyoko spürte das heiße Kribbeln in ihrem Bauch nur zu deutlich, die zitternde Erwartung auf mehr und die Reaktion, die seine Lippen und sein Körper hervorriefen. Es fühlte sich an, als wäre der Abstand zwischen ihnen endlich vollkommen verschwunden. Sie konnte bei jeder seiner Bewegungen spüren, wie die Muskeln in seinen breiten Schultern sich anspannten und seine Nähe ließ sie eine angenehme Wärme spüren, die direkt aus ihrem Innern zu kommen schien. Mit einem Mal war alles andere nebensächlich, vollkommen vergessen, unwichtig, sie hätte nicht einmal aufgehört, wenn mit einem Mal das Haus um sie herum zusammengebrochen wäre. Seine Hände, die zuerst noch unschuldig ihre Seiten entlanggefahren waren, hatten längst ihren Weg unter ihr Hemd gefunden und hinterließen blankes Verlangen nach seiner Berührung überall da, wo sie ihre nackte Haut gerade nicht streichelten. Die sanfte Berührung ihrer Lippen hatte sich in ein Spiel ihrer Zungen verwandelt, das sie dazu veranlasste, ihren Körper atemlos gegen seinen zu pressen. Ihr ganzer Körper schien beinahe zu glühen, war viel zu sensibel für seine Berührung, so als wollte sie jede einzelne vollkommen auskosten und sich darin verlieren. „Ren“, hauchte sie atemlos, als er begann, seine Lippen federleicht über ihren Hals wandern zu lassen. Er sah zu ihr auf und sie las in seinem Gesicht dasselbe Gefühl, das sie in diesem Augenblick vollkommen ausfüllte. Dieselbe atemlose Erregung, und die Gewissheit, endlich nicht mehr ungewiss zu sein. Sie nutze den Augenblick, um die Knöpfe seines Hemdes nacheinander zu lösen, bis es offen um seine Schultern hing und seinen durchtrainierten Oberkörper entblößte. Sie fühlte sich nicht einmal mehr unsicher. Zweifel und Fragen und all die Ängste, die sie innerlich so oft bekämpft hatte, waren wie aufgelöst. Solange er bei ihr war, konnte sie nichts falsch machen. Sie streifte den losen Stoff von seinen Schultern und fuhr mit den Händen die Konturen seines maskulinen Körpers nach. Er ließ sie solange gewähren, bis er es selbst nicht mehr aushielt und zog ihr ihr eigenes Hemd mit ihrer Hilfe einfach über den Kopf, bevor es achtlos auf dem Boden neben dem Bett landete. Von dem plötzlichen Bedürfnis überkommen, ihn zu küssen, lehnte Kyoko sich nach vorne und schlang die Arme um ihn, bevor sie ihre Lippen sanft auf sein Schlüsselbein presste und nach einem dezenten Hauch ihres warmen Atems auf derselben Stelle verlegen zu ihm aufsah. „Du weißt nicht, was du mir antust“, sagte er gepresst und eroberte ihre Lippen von neuem. Diesmal fordernder, fast leidenschaftlich, und Kyoko erwiderte den Kuss mit gleicher Intensität. „Und ich weiß es doch“, flüsterte sie zwischen weiteren Küssen, während sie ihre rechte Hand unschuldig über seinen Bauchnabel hinunter zum Bund seiner Jeans wandern ließ und schließlich herausfordernd dort verharrte. In diesem Moment hätte er die Kontrolle beinahe verloren. Beinahe. Denn das wilde Sturmklingeln, das plötzlich durch die Wohnung hallte, ließ beide erschreckt voneinander wegrücken und für einen Moment hörten sie nichts als ihren eigenen, rauen Atem, bevor das Klingeln von neuem begann, diesmal länger. „Da ist jemand ziemlich aufdringlich“, presste Ren zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und stand auf, während Kyoko ihr Hemd wieder anzog. Nachdem er einigermaßen wieder zu Atem gekommen war, stapfte Ren sichtbar gereizt aus dem Zimmer und in Richtung Haustür. Kyoko hingegen setze ihren ursprünglichen Plan in die Tat um und stürzte ins Bad, wo sie den Kopf einfach unter eiskaltes Wasser hielt und tief durchatmete. Offenbar hatte sie ihre Antwort. Und was für eine Antwort, dachte sie. Wenn nur nicht irgendwer sich dieses Timing ausgesucht hätte, um wie ein Irrer zu klingeln. Hoffentlich war nichts Schlimmes passiert… Ren riss die Haustür einigermaßen wütend auf, bereit jeden Teppichverkäufer oder Staubsaugervertreter eigenhändig auf die Straße zu befördern, und prallte gegen Yashiro, der gleichzeitig einen Schritt nach vorne gemacht hatte, und seinen Fuß gegen die Tür gestemmt, so als erwartete er, dass Ren sie gleich wieder zuzerren würde. Was er sehr zu tun versucht war. „P-Pizzadienst?“, meinte er verunsichert, als er Rens Gesichtsausdruck bemerkte und Ren sichtete plötzlich auch Kanae und Sho, die mit ein paar Pizzakartons hinter Yashiro aufgetaucht waren. Wenn er mal davon absah, dass sie ihn gerade dabei unterbrochen hatten, endlich all das mit Kyoko anzustellen, was er sich schon seit Wochen ersehnte, musste er sich eingestehen, dass er tatsächlich ein wenig hungrig war, trotz seiner Angewohnheit, kaum etwas zu essen, und sein Ausdruck milderte sich etwas. „Ich hoffe, das war das letzte Mal, dass ich Pizza geliefert kriege, die ich nicht bestellt habe“, grollte er drohend und winkte sie herein. Die seltsamen Blicke, die ihm alle drei im Vorbeigehen zuwarfen, fielen ihm natürlich sofort auf. „Was?“, knurrte er gereizt und damit war das Maß voll. Alle drei brachen in schallendes Gelächter aus und Yashiro hatte bald Tränen in den Augen. Nun völlig genervt, schnappte Ren sich zwei Pizzakartons und marschierte direkt in die Küche, wo er sie auf den Esstisch ablegte. „Kyoko-chan?“, fragte er laut, und hörte das Klacken der Badezimmertür, gefolgt von einem freudigen „Hallo“. Also hatte sie die Eindringlinge entdeckt. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und stützte den Kopf in die Hände. Wahrscheinlich machte es ihr nicht einmal etwas aus, dass sie gerade unterbrochen worden waren. Kurz darauf kam Kyoko mit den anderen in die Küche, die sich wieder weitestgehend beruhigt hatten und er fragte, inzwischen ebenfalls wieder sehr gelassen, was so lustig gewesen war. Sho fing sofort wieder an zu kichern und Yashiro biss sich auf die Lippe, um nicht wieder loszuprusten. Nur Kanae war ruhig genug, ihn endlich aufzuklären. „Dein Hemd ist falsch geknöpft. Deine Haare sind wirr. Und du sahst aus, als wolltest du uns fressen!“ Dann brach auch sie wieder in Gekicher aus und Kyoko musterte ihn von der anderen Seite des Tisches aus. „Sie haben Recht“, meinte sie nur stirnrunzelnd und stand auf. Sie lief zu ihm herüber und begann langsam, sein Hemd aufzuknöpfen bis sie die Stelle erreicht hatte, die falsch war und knöpfte es richtig wieder zu. Ihre Finger streiften dabei scheinbar zufällig seine nackte Haut und er hätte beinahe die Augen geschlossen. Als sie fertig war, ging sie wieder zu ihrem Platz zurück und biss in ein Stück Pizza. Yashiro, Kanae und Sho hatten aufgehört zu lachen und musterten Ren und Kyoko nun forschend. „Kyoko-chaaan“, meinte Sho dann gedehnt, „könnte es sein, dass irgendetwas vorgefallen ist?“ Das Lächeln, das sie ihm schenkte, war so strahlend, dass selbst er, unsensibel wie er war, bemerkte, dass es falsch war. „Nein“, sagte sie nur und aß weiter. Trotzdem hatte er das ungute Gefühl sie verärgert zu haben und beschloss, den Rest Kanae zu überlassen. Doch obwohl sowohl sie als auch Yashiro den ganzen restlichen Nachmittag über versuchten, irgendetwas aus den beiden herauszukriegen, blieben sie völlig erfolglos. Ren und Kyoko waren Sempai und Kouhai und das in Perfektion. Selbst als die drei sich schließlich verabschiedeten, weil sie der Meinung waren, ihren Besuch, der tatsächlich nur dazu gedacht gewesen war, den beiden auf den Zahn zu fühlen, als sie bei Kyoko zuhause nachgefragt und festgestellt hatten, dass sie seit zwei Wochen nicht mehr da gewesen war, lange genug ausgedehnt zu haben, und als Kanae fragte, ob Kyoko übernachten würde, wurde ihr Verdacht nicht bestätigt, weil Kyoko nur mit einem Lächeln antwortete, dass sie gehen würde, sobald sie das Geschirr gespült hätten. Es wäre alles vollkommen unauffällig gewesen, Rens Begrüßung ausgenommen, wenn nicht Kyoko, als sie Sho zum Abschied kurz umarmte beim Zurücktreten über Kanaes Handtasche gestolpert wäre und Ren sie nicht aufgefangen hätte. Sie spürte seinen Körper gegen ihren. Ihr Blick traf seinen. Verlangen flammte blitzartig wieder auf. Und in diesem Augenblick war es aus mit der Selbstkontrolle. Bevor sie noch einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte Ren sie herumgedreht und küsste sie hungrig. Als der Flur in Totenstille verfiel, ließ er einen Moment von ihr ab und fixierte seine Gäste mit einem drohenden Blick. „Auf. Wiedersehen.“ Seine Stimme war wesentlich emotionaler als sein Blick. In diesem Augenblick beschlossen Yashiro, Kanae und Sho, zu flüchten. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und hinterließ den Flur im Schatten. „Vielleicht solltest du wissen, dass ich mir nichts mehr gewünscht habe, als endlich mit dir zusammen zu sein“, sagte Ren mit fester Stimme, bevor er sie in einer einzigen, schwungvollen Bewegung hochhob und in Richtung Schlafzimmer davontrug. „Und vergiss das Geschirr“, setzte er noch hinzu, als Kyoko gerade den Mund aufmachen wollte. Sie boxte ihn nur spielerisch gegen die Brust und flüsterte: „Vielleicht solltest du wissen, dass ich genauso empfinde…“ Danach sagte für einige Zeit keiner von beiden mehr etwas. Aber als sie später eng aneinander geschmiegt noch lange wach lagen und nach endlosen Küssen und Berührungen einfach nur noch miteinander redeten, während draußen ein leichter Nieselregen niederging, dachten beide dasselbe. Lass uns noch viele, viele Tage so einschlafen… ---- Bis bald... Epilog: Epilog -------------- Hallo, meine Lieben! Ich gebe zu, mit diesem Epilog habe ich mir sehr viel Zeit gelassen, was sich vielleicht auch am Schreibstil bemerkbar macht, aber nun ist er endlich da! Wie versprochen, geht es noch einmal heiß her und ich hoffe, die offenen Fragen sind damit nun auch geklärt. Diesen Epilog kann man gleichzeitig auch als Abschluss meiner "Karriere" als FF-Autorin bezeichnen, denn von nun an werde ich nur noch Originale schreiben... Es war eine schöne Zeit mit euch, ihr wart wundervolle, inspirierende Leser! Vielen Dank dafür noch einmal, und ich hoffe, ihr habt nicht schon die ganze Geschichte vergessen, dann wäre der Epilog nämlich etwas seltsam^^ Viel Spass beim Lesen, Marcella PS: ICH habe das NICHT adult markiert. Das waren die Freischalter... GRMBL. ------------------------------------------------------------------------------ Es war ein Tag, wie man ihn vielleicht im Spätsommer erwarten würde. Die blasse Morgensonne stieg glasklar und hell hinter den hohen Gebäuden der Tokioter Innenstadt auf und warf einen warmen, gelben Schein über die grauen Hochhäuser. Der einzige Unterschied zu einem Tag im Spätsommer war, dass eisige Kälte alles mit einem dünnen Hauch von Frost überzogen hatte und der Atem in kleinen, weißen Wölkchen gefror. Die junge Frau rieb ihre kalten Hände aneinander um sie etwas aufzuwärmen, bevor sie die Beifahrertür des schwarzen Wagens öffnete. „Da bist du ja“, tönte eine tiefe, maskuline Stimme vom Fahrersitz und sie lächelte. „Morgen, Ren“, sagte sie, ihr Lächeln nun ein ausgewachsenes Grinsen und lehnte sich zu ihrem festen Freund herüber, um ihm einen kurzen, für ihn absolut ungenügenden Begrüßungskuss auf die Lippen zu hauchen. Kichernd versuchte sie, ihn davon abzuhalten, sie an sich zu ziehen, aber ihr Widerstand war vergessen, als seine warmen Hände sich um ihre kalten schlossen und er begann, jeden Finger einzeln zu küssen bis sie die Kälte vollkommen vergessen hatte. Wenn nur jeder Tag so beginnen könnte… Aber sie hatte Verpflichtungen. Eine Arbeit, ein Image. Sie konnte nicht einfach mit einem Koffer bei ihm vor der Haustür erscheinen und fragen, ob sie endlich zusammenziehen könnten. Geplant war es schon lange, aber der Präsident und ihre beiden Manager hatten ihnen entschieden davon abgeraten. Und so kam es, dass Kyoko einmal in der Woche von Ren abgeholt wurde und ansonsten von Glück reden konnte, wenn sie ihm überhaupt jeden Tag ein Mal irgendwo zwischen Tür und Angel begegnete. Manchmal lagen die Locations für ihren neusten Werbespot oder die ein oder andere Folge eines Dramas so weit entfernt, dass sie gezwungenermaßen ein paar Tage dort Urlaub machen musste und ihn nicht sehen konnte. Natürlich war Kommunikation im Zeitalter der Mobiltelefone nicht gerade ein Problem, aber nach einem anstrengenden Tag fiel sie oft einfach ins Bett und dachte nicht mehr daran, war oft gar nicht mehr dazu in der Lage, irgendetwas anderes zu tun als tief und fest zu schlafen. Normalerweise hätte Ren sie diesen Sonntag besuchen wollen, aber dann war Maria-chan in der Agentur auf dem Weg zu ihrem Opa die Treppe hinuntergestürzt und musste zu allem Überfluss mit einem gebrochenen Arm ins Krankenhaus gebracht werden. Selbstverständlich verbrachten sie also den Tag dort, um die Kleine zu trösten und trennten sich abends mit einer halbherzigen Umarmung vor dem Daruma-Ya, wo Kyoko immer noch wohnte. Mehr wäre auch nicht möglich gewesen, ohne dass sie sich dazu hätten verführen lassen, die Nacht zusammen bei ihr zu verbringen – und höchstwahrscheinlich nach den anstrengenden und schweißtreibenden Aktivitäten einer solchen gemeinsamen Nacht den wichtigen Termin an diesem Morgen verschlafen oder sausen lassen. Und das konnten beide aufgrund ihrer professionellen Einstellung nicht zulassen. „Ren?“, fragte Kyoko leise, als sie vor der Agentur hielten. Die Fahrt war in einträchtigem Schweigen verflogen. „Wann haben wir zum letzten Mal gemeinsam etwas unternommen?“ Für einen Moment hörte man nur das Surren des Motors, dann drehte er den Schlüssel und es wurde still. Mit einem hörbaren Seufzen strich er sich die mittlerweile wieder etwas kürzeren dunklen Haare aus der Stirn und sah sie von der Seite an. „Lass mich nachdenken“, begann er in einem niedergeschlagenen Tonfall, „Letzte Woche warst du in Kyoto, davor musste ich jeden Abend stundenlang am Set bleiben, wegen der Nachtaufnahmen für die Krimiserie… Und an dem Wochenende davor, als wir einen gemütlichen Kuscheltag mit selbst Kochen und lange ausschlafen genießen wollten, hat eine Horde Fans das Daruma-ya belagert und du konntest nicht raus…“ Er brach ab, als er sich bewusst wurde, dass sie sich seit fast einem Monat nicht mehr in aller Ruhe getroffen hatten. Immer kam etwas dazwischen und die Mittagspausen, in denen sie manchmal zusammen essen gingen, zählten kaum als Treffen. In der Öffentlichkeit waren sie nach wie vor Kollegen, vielleicht Freunde, nichts weiter. Die Fangemeinde würde es nicht gut aufnehmen, ihren männlichen Lieblingssingle plötzlich in festen Händen zu sehen. „Und am Sonntag waren wir bei Maria-chan“, ergänzte Kyoko mutlos. Mit einem Seufzen ihrerseits öffnete sie die Tür und stieg aus. „Ich hoffe, wir können wenigstens über Weihnachten zusammen sein“, sagte sie noch, bevor beide zusammen durch die hohen Glastüren ins Foyer der LME-Agentur traten. Kyoko hatte erwartet, dass der Tag der Premiere im Terminchaos versinken würde, aber nichts hätte sie darauf vorbereiten können, dass ab 13 Uhr jede Sekunde, ja nahezu jeder einzelne Atemzug verplant war. Nach drei Stunden erst fand sie ein paar Minuten Zeit, über die Geschehnisse des Tages nachzudenken und bemerkte deprimiert, dass sie Ren gleich nach ihrer morgendlichen Besprechung mit dem Präsidenten aus den Augen verloren hatte, während sie beide zu unterschiedlichen Stylisten eilten, die die komplette Abendgarderobe anpassen, verfeinern und schließlich Frisuren und Schminke perfektionieren würden. Mittlerweile trug sie ihr tiefrotes, trägerloses Kleid, das fast bis zu ihren Knöcheln reichte und mit einem blassrosafarbenen Blumenmuster an den Seiten verziert war, während eine einzige, große Blüte über ihrer Brust aufgestickt war. Sie betrachtete sich nachdenklich in dem Spiegel, vor dem sie sich auf eine der Garderobenbänke niedergelassen hatte und stellte fest, dass sie beinahe kränklich blass aussah. Hatte sie zu wenig gegessen? Sie erinnerte sich noch gut an ihr umfangreiches Frühstück und verwarf den Gedanken mit einem schwachen Lächeln. Hatte Ren auch gefrühstückt? Obwohl sie ihm einredete, dass er nicht ohne eine Mahlzeit im Bauch aus dem Haus gehen sollte, vermutete sie insgeheim, dass er trotzdem oft nichts aß. Mit einem sehnsüchtigen Blick auf die digitale Uhrzeit ihres Mobiltelefons stand sie auf und machte sich auf den Weg zu ihrer nächsten Station. Zuerst die Frisur, dann die Schminke, dann das Fotoshooting der Stars, bei dem Maria in einem weiten, blassrosa Rüschchen-Kleid abgelichtet werden würde, damit man ihren Gips nicht bemerkte. Und dann, um 17 Uhr, endlich die Abfahrt zur Gala, auf der der Film zum ersten Mal offiziell gezeigt werden würde. Sie seufzte. Erst dann – endlich - in einem Auto mit Ren und für eine knappe Stunde absolute Ruhe, noch ein kurzes Aufatmen vor dem wortwörtlichen Sturm, der losbrechen würde, sobald sie aus dem Wagen stiegen. Kyoko war Rens Manager in dieser Hinsicht unendlich dankbar. Hätte er nämlich nicht die Personenkonstellationen für die Anfahrt ein wenig geändert, wäre Ren mit Sho zusammen gefahren und sie hätte sich die luxuriöse Rückbank ihrer LME-Limousine mit Maria und Kanae teilen müssen. Als nach dem Fotoshooting die Stars des Liebesdramas, „Sommer unseres Lebens“, das sie vor einem halben Jahr abgedreht hatten, nach draußen auf den Parkplatz traten, war alles schneebedeckt. Maria vergaß augenblicklich, dass sie ihr Kleid nicht nass machen sollte und warf sich rückwärts in den knöcheltiefen Schnee. Ausgelassen quietschend folgten noch einige Schneeballattacken auf Kanae und Sho, die von lauten Flüchen wie „Bist du verrückt!?“ und „Wehe, wenn ich dich kriege!“ quittiert wurden bis Yashiro geistesgegenwärtig beschloss, dem Ganzen ein Ende zu setzen, indem er Maria einfing und sie in seinen Mantel einwickelte, bis sie sich nicht mehr bewegen konnte, bevor er sie hochhob und in die nächste Limousine verfrachtete. Ihr verdutzter Gesichtsausdruck war zu niedlich, um wahr zu sein. Ren dankte ihm mit einem erleichterten Lächeln und fasste Kyoko am Arm, um sie zu ihrer Fahrgelegenheit zu führen. Seine Berührung, so unschuldig sie von außen aussehen mochte, ließ sie beinahe schaudern. Wie lange schon hatten sie sich nicht mehr richtig berührt, geküsst, schwerelose, verführerische Worte geflüstert? Zu lange, entschied Kyoko, als sie spürte, wie seine Nähe eine Hitzewelle in ihrem Körper auslöste. Sie sah zu ihm auf, ihre Blicke trafen sich – und stilles Erkennen flackerte in seinen Augen. Erkennen, das von so heißem Verlangen abgelöst wurde, dass sie ihren Blick gewaltsam losreissen musste, um nicht noch etwas Unüberlegtes zu tun. „Bittesehr“, sagte er mit rauer Stimme, als er ihr die Tür öffnete. Weiche, mit Satin überzogene Sitze von unerwartet großzügiger Ausdehnung schlugen ihr im Innenraum förmlich entgegen. Wie sollte sie eine einstündige Fahrt mit Ren in diesem Ambiente überstehen? Ihr Herz raste schon jetzt, setze beinahe aus, als Ren dem Chauffeur bedeutete, loszufahren und per Knopfdruck die Sichtblende nach oben fuhr. Für einen Moment war es vollkommen still. Die Luft schien plötzlich wie elektrisiert, greifbar. Ihre Blicke trafen sich, verharrten. Kyoko schluckte. Oh, sie kannte diesen Ausdruck. Diese halb gesenkten Lider, unter denen seine Augen fast schwarz hervorblitzten, die Lippen zu einem viel versprechenden Lächeln verzogen, während er sie unablässig fixierte. Damals, als er sie zum ersten Mal nackt gesehen hatte, war sie von diesem Ausdruck noch verunsichert gewesen. Jetzt weckte sein Lächeln die hitzige Erwartung auf mehr. Ihr Kleid fühlte sich plötzlich sehr unbequem und erstickend an. Und dann tat er etwas, das sie beim besten Willen nicht erwartet hätte. Er räusperte sich, lehnte sich in seinem Sitz zurück und fragte in seinem allerbesten Sonntagstonfall: „Freust du dich schon auf die Feier?“ Sie musste sich stark unter Kontrolle halten, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Feier!? Welche Feier!, schrie es in ihrem Kopf, Ich will nicht feiern, ich will dich! Natürlich konnte sie das nicht aussprechen. Sie hoffte nur, dass er sie bloß ärgern wollte und antwortete kühl: „Natürlich! Nach dem ganzen Chaos und den tagelangen nachträglichen Dreharbeiten, klar freue ich mich! Außerdem ist es der erste Film, in dem wir ein Paar spielen.“ Ren zog eine Augenbraue hoch und warf ihr einen amüsierten Blick zu. Darauf legte seine kleine Kyoko also wert. „Ich bin auch schon gespannt, wie das Publikum das aufnimmt“, erwiderte er mit einem aufgesetzten Lächeln, das ihr sofort die Laune verdarb und starrte scheinbar gedankenverloren aus dem Fenster. Kyoko beschloss in diesem Augenblick, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Wenn er sich stur stellen wollte, sollte er es ruhig versuchen. Versuchen wohl gemerkt. „Sag… Ren… Erinnerst du dich noch an unser Versprechen?“, fragte sie in einem Tonfall, der tausend Dinge andeutete und doch nichts verriet und er wendete sich wieder ihr zu, das Fenster vergessen. „Welches Versprechen?“, fragte er ahnungslos und sie hätte ihn am liebsten mit seiner Krawatte stranguliert, dafür dass er es wagen konnte, auch nur so zu tun, als hätte er es vergessen. „Wir wollten“, fuhr sie stattdessen flüsternd fort, „nach der Premiere zu dir fahren und italienisches Essen bestellen.“ Wie zufällig ließ sie eine ihrer inzwischen wieder dunklen Haarsträhnen nach vorne fallen und strich sie mit einer verführerischen Handbewegung zurück. Sein Blick wurde dunkel. „Wirklich?“, meinte er, augenblicklich wieder gefasst und zuckte die Schultern. „Kann sein“, fügte er noch hinzu, sicherlich, um sie zu provozieren. In diesem Moment war sie dankbar dafür, dass sie wusste, dass er so gut schauspielern konnte. Sonst hätte sie ihm glauben müssen. „Ja, das war die Abmachung“, erklärte sie schnippisch. Zeit für den Todesstoß. „Aber wenn du es vergessen hast, können wir es auch lassen. Dabei hatte ich mich schon so auf dein riesiges, weiches Bett gefreut… Ich wünschte ich hätte auch soviel Platz zuhause…“, sie brach achselzuckend ab, als wäre das Thema für sie erledigt und sah nun ihrerseits teilnahmslos aus dem Fenster. Es schneite immer noch. „Kyoko“, hörte sie plötzlich seine Stimme direkt neben ihrem Ohr und hielt gespannt den Atem an. Alles in ihr schrie danach, sich an ihn zu lehnen, aber sie hielt sich zurück. „Du hast einen losen Faden an deinem Reißverschluss“, stellte er sachlich fest, während seine Hände alles andere als sachlich über ihre nackten Schultern zu dem Reißverschluss wanderten. Das warme, pelzige Überjäckchen hatte sie schon längst ausgezogen. Sie schloss die Augen, als er langsam über ihren Rücken streichelte. Nach einem Moment zog er plötzlich die Hände zurück und rückte wieder von ihr weg. „So, jetzt sieht man ihn nicht mehr“, sagte er fröhlich und sie war versucht, ihn mit ihren hochhackigen Schuhen so fest sie konnte gegen das Schienbein zu treten. Er wusste es. Sie wusste, dass er es wusste. Er musste es wissen. Und trotzdem ließ er sie schmoren! Aber was er konnte, konnte sie schon lange! Mit einem süßen Lächeln lehnte sie sich nach vorne, sein unmerklich triumphierendes Grinsen ignorierend und zupfte an seinem weißen Hemd. „Oh, ich glaube es einfach nicht, dein Hemd ist ganz zerknittert! So kannst du dich aber nicht sehen lassen“, zwitscherte sie vor sich hin, während sie mit den Händen jede Falte einzeln glättete. Das Gefühl, seinen muskulösen Oberkörper durch eine einzige dünne Lage Stoff zu spüren, treib sie fast in den Wahnsinn. Ihr gespieltes Lächeln versagte, als er ihre Hände ergriff und sie langsam nach unten führte. „Ich glaube, du hast noch ein paar Falten vergessen“, murmelte er beinahe atemlos. „Und ich sehe gerade, dass sich eine deiner Haarspangen gelöst hat“, fügte er hinzu, während seine Hände den Platz wechselten, eine ihren Nacken streichelte, während die andere ihren Hals entlang fuhr bis er die losen Haarsträhnen, die aus ihrer Hochsteckfrisur gefallen waren, erreicht hatte. Mit einem leisem Seufzen löste er auch noch die restlichen Klammern und vergrub seine Hände in ihrem Haar. „Du machst es schlimmer“, bemerkte sie tonlos, während langsam die Welt außerhalb seiner Umarmung an Bedeutung verlor. Noch berührte er sie kaum, zuviel Abstand lag zwischen ihnen und sein Blick war noch klar. Mit einer Hand löste sie die Riemen an ihren Schuhen. Er befreite sich beinahe ungeschickt mit einem ungeduldigen Zerren von seiner Krawatte. Und im nächsten Moment war er über ihr, drückte sie in die weichen Sitze, seine Lippen heiß auf ihren, als Verlangen wie ein Feuerwerk in ihr explodierte, ihr regelrecht den Atem nahm. Seine Zunge verlangte fordernd Einlass, den sie nur zu gerne gewährte, während ihre Hände bereits die Knöpfe seines Hemdes lösten. Er schüttelte sein Jackett ab, ließ es achtlos auf den Boden fallen. Kribbelnd breitete sich Erregung in ihrem Körper aus. Zu lange hatte sie ihre Bedürfnisse verdrängt, sich eingeredet, ihn dann und wann zu sehen wäre genug. Irgendwie gelang es ihr, ihm sein Hemd abzustreifen ohne den Kuss zu brechen. Sie wusste nicht einmal genau, wann er den Reißverschluss an ihrem Kleid geöffnet und sie ihres BHs entledigt hatte, aber als ihre nackte Haut seine berührte, war alles andere plötzlich sehr, sehr unwichtig. Wie elektrisiert stellten sich die feinen Härchen auf ihren Armen auf, sie schnappte nach Luft, als er ihre Brüste mit den Händen umschloss, küsste. Seine Erregung presste zwischen ihre Beine, fordernd, und für einen Moment ließ er von ihr ab, um ihr das Kleid ganz auszuziehen. Seine Hosen folgten mitsamt ihrer beider Unterwäsche Sekunden später. Und dann war er in ihr, füllte sie aus, bewegte sich und sie keuchte auf. Zu lange… Ließ sie sich verzehren nach ihm. Bis zum Zerbersten in einem atemlosen, erlösenden Wirbel aus überlaufenden Gefühlen. Er erstickte ihr lautes Aufstöhnen mit einem tiefen, leidenschaftlichen Kuss und kam ebenfalls, fiel mit ihr zusammen in die zitternden Wogen danach… …und flüsterte „Ich liebe dich“, als wäre es das letzte Mal, dass er es sagen könnte. „Ich liebe dich, Kyoko.“ Yashiro räusperte sich peinlich berührt und versuchte, nicht auf Rens zerknittertes Hemd und Kyokos ruinierte Frisur zu achten, während Sho und Kanae weniger höflich damit beschäftigt waren, die beiden unverschämt in fassungslosem Erstaunen anzustarren. Glücklicherweise hatte Yashiro die Fahrer angewiesen, auf den Bedienstetenparkplätzen zu halten - womöglich in weiser Voraussicht, für die Ren und Kyoko ihm in diesem Moment gleichermaßen unendlich dankbar waren. Maria, im Gegensatz zu den Erwachsenen, machte sich offenbar nicht viel aus der Situation und grinste nur frech vor sich hin. Sie hatte sich erstaunlich leicht damit abgefunden, dass ihr heiß-geliebter Ren in ihre „Onee-chan“ verliebt war. „Ich denke, unser Versprechen ist wieder intakt“, murmelte Ren neben ihrem Ohr und ließ seine Hand über ihren Arm gleiten. Vollkommen unauffällig. Nicht ganz so unauffällig waren Kyokos tiefes Erröten und die Tatsache, dass er sich im nächsten Moment zu ihr herunterbeugte und sie küsste, als wären bis zu ihrer Abmachung nicht noch eine Horde wild gewordener Reporter, ein Drei-Stunden-Film und eine ganze Menge Reden zu überstehen. Yashiro begann, seine Brille zu putzen. Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)