Kleine Ursache... von Venka (...große Wirkung...) ================================================================================ Kapitel 4: Offenbarungen... --------------------------- So... Ich mach hier auch mal weiter! Viel Spaß! ----------------- IV Am nächsten Morgen hörte ich ein leises Quietschen, wie es nur die Tür am Eingang des Zimmers von sich geben konnte. Ich öffnete meine Augen einen Spalt breit und konnte meine Schwester sehen, die gerade versuchte, lautlos auf mein Bett zuzugehen und dass sie offenbar etwas suchte, bekam ich auch so halb mit. Als ich sah, wie sich ihr Gesicht erhellte, wusste ich Bescheid. Die an meinem Bauch im augenscheinlichen Tiefschlaf schnurrende Katze war an diesem Morgen offenbar das Ziel meiner Schwester. Dass ich wach war, schien sie noch nicht bemerkt zu haben, doch die kleine Katze war nicht wirklich begeistert, als Roll sie am Kragen packte und von mir weg ziehen wollte. „Auh!“ hörte ich meine Schwester zischen, nachdem Tango ihr mit einem lauten Fauchen und den Krallen deutlich gemacht hatte, dass sie von ihrem warmen Schlafplatz neben mir nicht wegwollte. „Ja, dass dir das gefällt war mir so klar...“ murrte sie, nachdem ein unübersehbares Grinsen mein Gesicht geziert hatte. „Ich bin echt so froh, wenn das hier vorbei ist und ich deine Visage nicht mehr sehen muss!“ „Erstens, mein hochintelligentes Schwesterchen ist dies gar nicht meine richtige >Visage< und zweitens würde ich dich bitten, Tango schlafen zu lassen...“ gab ich zurück und richtete mich auf, was mir ein klägliches Maunzen von Tango einbrachte, worauf ich der Katze aus lauter Reflex beruhigend über den Rücken strich. Ein verträumtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich spürte, wie sich Tango wohlig gegen meine Hand stemmte und mein blondes Roboschwesterchen quittierte dies mit einem ungläubigen Blick. „Weißt du was Roll?“ fuhr ich fort. „Es piept mich genau so an wie dich, dass ich hier immer noch rumhänge noch dazu im Körper meines Bruders und du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich noch hier wäre wenn ich wüsste, wie ich von hier wieder wegkomme?“ Die Reaktion, die ich bekam war nicht die, die ich eigentlich hatte erreichen wollen. Roll setzte sich auf die Bettkante und blickte mir in die Augen. „Hör auf...“ sagte sie. „Du hast in den vergangenen Tagen wesentlich besser geschauspielert. – Ich hab’s dir echt abgenommen, dass du Rock bist... – Na ja, OK, fast... – Dr. Light ist es gar nicht aufgefallen, was ich nicht verwunderlich finde schließlich hat er euch beide gebaut...“ „Wo bist du stutzig geworden?“ Roll überlegte kurz. „Rush...“ sagte sie knapp. „Der Blechk... - ...hund meines Bruders?“ fragte ich erstaunt. Ein Nicken war die Antwort. „Ja... – Rock wäre nie so kalt zu Rush gewesen. Er liebt seinen Hund und nimmt ihn immer mit, ganz egal wo er hingeht... – Und du hast so getan als wäre er Luft für dich.“ „Ich mag den Hund nicht...“ Meine Schwester lächelte. „Ich weiß... – Rush ist manchmal etwas nervig... – Aber Tango scheint an dir einen echten Narren gefressen zu haben...“ „Katzen sind unabhängig...“ murmelte ich. „Genau so wie ich...“ „Umso mehr erstaunt es mich, dass du immer noch mit Wily zusammenarbeitest. – Das müsste für dich doch echt erniedrigend sein...“ „So gesehen... – ...hast du natürlich nicht unrecht, aber...“ „Aber?“ „Es ist nicht so, dass ich einfach da hingehen und ihm ins Gesicht sagen kann: Hey Doc! – Ich hab keinen Bock mehr, ich kündige!“ „Warum nicht?“ Ich senkte erst den Kopf und rang eine Weile mit mir selbst ob ich dem Robotermädchen vor mir mein größtes Geheimnis offenbaren sollte. Dann jedoch hob ich meinen Kopf wieder. Sie war meine Schwester und wenn es sie interessierte, dann hatte sie ein Recht darauf, zu erfahren, wie es um ihren ältesten Bruder stand. „Willst du das wirklich wissen? Egal was es ist?“ fragte ich. „Wenn du es mir anvertrauen willst...“ gab sie zurück. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen und ich nickte knapp. „Schwester, hör gut zu...“begann ich. „In meinem richtigen Körper steckt eine nukleare Bombe mit der Sprengkraft ganz New York City dem Erdboden gleich zu machen. Deshalb konnte ich auch damals, als Wily mir befahl euch mit dem Seitenwechsel auszutricksen, ihn nicht hintergehen und wirklich die Seiten wechseln, auch wenn ich das nach dem Geständnis meines Bruders im Park mehr als nur gern getan hätte. – Ich hänge am Leben, genau so wie ihr... – Und mir wurde während meiner Erschaffung eingebläut, dass ich niemals Menschen verletzen darf... – Die Bombe in mir hätte nach einem Verrat Wily gegenüber aber genau das getan...“ Roll wurde mit jedem Wort blasser. „Er hat mich vollkommen in der Hand. Selbst wenn ich bei euch sein wollte... – Ich dürfte es nicht...“ „Habt... – Habt ihr deshalb diesen kleinen Plan...“ Ich nickte knapp. „Ja... – Deshalb haben wir nach dem Unfall in diesem Kraftwerk die Rollen getauscht. – Weil ich nicht wollte, dass mein Bruder meinetwegen sterben muss und ich ein Leben lebe, dass nicht mein eigenes ist...“ „Aber Dr. Light kann diese Bombe doch sicher entschärfen!“ sagte sie energisch. „Kann er nicht Roll... – Die Bombe außer Funktion zu setzen würde bedeuten, mich zu zerstören... – Und das darf erst passieren, wenn jeder von uns wieder in seinem richtigen Körper ist...“ „Das soll also heißen...?“ begann sie erneut. Ich nickte knapp, worauf ihr Gesichtsausdruck das blanke Entsetzen wiederspiegelte. „Ja...“ murmelte ich. „Sobald jeder von uns seinen richtigen Körper wieder hat, will ich, dass Dr. Light mich zerstört und wenn er sich weigert, werde ich mich selbst zerstören... – Ich bin eine zu große Gefahr für meine Umgebung... – Und wenn es soweit ist, dann will ich, dass du mir einen Gefallen tust...“ „Welchen?“ fragte sie leise, nachdem sie aus meinem Blick gelesen hatte, dass ich mich nicht würde aufhalten lassen. „Sag meinem kleinen Bruder, dass ich ihn auch gern als meinen richtigen Bruder gehabt hätte, kleine Schwester... – Sag ihm, dass es mir leid tut, dass ich meinen Seitenwechsel nur vorgetäuscht habe... – Ohne die Bombe hätte ich Wily Lebewohl gesagt und wäre bei euch geblieben...“ Sie nickte und ich sah, wie sie die aufkommenden Tränen herunterkämpfte. Einmal mehr war ich erstaunt, wie real Dr. Light seine beiden Roboter gebaut hatte. Sie empfanden Gefühle, genau wie richtige Menschen. Meine Gefühle jedoch waren unterdrückt, ich hatte sie damals in meinem Körper niemals ausleben können. Und nun, da ich es konnte, wusste ich genau, dass meine Lebensspanne nur noch ein paar Tage betragen würde. Aber es war besser so. Unter Dr. Wilys Kontrolle war ich eine unzähmbare, unschlagbare Waffe; nicht mehr und nicht weniger. Und ich selbst hatte Probleme, meine Tränen zu unterdrücken, als Roll sich an mich klammerte. „Blues...“ schluchzte sie. „Bruder... – Ich wusste, dass du uns damals nicht austricksen wolltest! Du bist nicht so schlecht, wie du tust... – Und ich will dich nicht verlieren!“ Ich musste trotz meiner Tränen lächeln. „Ich danke dir, kleine Schwester...“ ~Rolls Point of View~ Als ich das Zimmer etwa eine halbe Stunde nach meiner Unterhaltung mit meinem ältesten Bruder verließ, hatte ich das Bedürfnis Wily am liebsten kräftig in seinen Hintern zu treten. Ich hatte immer gedacht, dass Protoman den Befehlen des bösen Wissenschaftlers gehorchte, weil es ihm Spaß machte und daher hatte ich ihn für einen eiskalten, gefühlslosen Idioten gehalten. Nun aber erstrahlte die Sache in einem ganz anderen Licht und es kam heraus, dass mein ältester Bruder ein Gefangener seines eigenen Körpers und damit seinem zweiten Erbauer hilflos ausgeliefert war. Ich hatte Wily noch nie leiden können, aber diese Tatsache brachte mein (nicht vorhandenes) Blut zum Kochen. Wie konnte er Protoman so etwas nur antun? Ich war es gewohnt, dass man Robotern, die frei denken konnten (so wie Megaman und ich), auch ihre Entscheidungsfähigkeit ließ. Meinem ältesten Bruder war diese jedoch auf brutale Weise entrissen worden. Sobald er irgendwann einmal das tat, was er wirklich wollte und tief in seinem Inneren fühlte, würde er sterben müssen. Sein ganzes Leben bestand demnach aus reiner Schauspielerei. Im Moment war er zwar sicher aber dafür schwebte mein anderer Bruder in Lebensgefahr. Auch nicht besser... Doch in diesem Moment hatte ich keinen Schimmer, wie ich einem der beiden helfen konnte, also entschloss ich mich, Dr. Light um Hilfe zu bitten... ~Protomans Point of View~ Ich musste zugeben, es hatte mich überrascht, dass ich so einfach mit meiner Schwester über mein größtes Geheimnis hatte sprechen können und ich ertappte mich dabei, wie ich selbst mehrere Minuten, nachdem sie das Zimmer schon verlassen hatte, immer noch in Richtung der Tür starrte. Es war seltsamerweise nicht schwer, mir selbst einzugestehen, dass ich das Gespräch mit ihr genossen hatte; es hatte gut getan, sich den ganzen Stress von der Seele zu reden, seine Sorgen mit jemandem zu teilen. Vielleicht war es das, was sie als Familiensinn bezeichneten. Was auch immer es war, es tat mehr als gut. Ich beschloss allerdings, den Rest des Tages in meinem Zimmer zu verbringen und mich nicht blicken zu lassen. Einfach so zu tun, als wäre ich gar nicht da... Als ich am Abend des darauffolgenden Tages doch in Richtung des Labors ging, weil ich nachfragen wollte, wie weit denn Dr. Lights Ideen bezüglich des Rücktransfers war, wurde ich von seltsamen Geräuschen aus dem Labor empfangen. Ein kalter Schauer lief meinen Rücken hinunter, als ich die Stimme identifiziert hatte. Wily... Ich konnte nicht alles verstehen, was er sagte, aber offenbar triumphierte er gerade darüber, dass es ihm gelungen war, Megaman zu fangen, was nicht ganz möglich sein konnte, denn in Megamans Körper steckte zur Zeit ich. Ein Blick durch die einen Spalt breit geöffnete Tür gab mir die Gewissheit dessen, was ich schon vermutet hatte; mein kleiner Bruder hatte getestet, ob seine Rüstung auch auf meinen Körper passen würde. Wahrscheinlich war das der Backup-Plan für den Fall, dass wir nicht zurücktauschen würden. Und da wir uns äußerlich so ähnlich waren wie eineiige Zwillinge, bei denen nur die Haarfarbe unterschiedlich war, fiel es nicht mal auf, dass der Körper unter der Rüstung nicht der war, der da eigentlich hingehörte. Ich fluchte leise. Dr. Light war, so weit ich das sehen konnte, bewusstlos, Rush lag halb zerstört in einer der Ecken und Roll war nirgendwo in Sicht. Und mit den 7 Robot-Mastern, die meinen Bruder umstellten sowie ohne meine eigene Rüstung würde ich ihm wohl kaum zu Hilfe kommen können. Super... Ich konnte nur beten, dass Wily den Unterschied in unseren Stimmen nicht bemerkte. Denn wenn er das tat, war Megaman dran und mein Körper gleich mit... Ich wäre zwar die Bombe los aber zeitgleich auch meinen kleinen Bruder und das war nicht das, was ich erreichen wollte. Mehr oder minder hilflos musste ich mit ansehen, wie die Roboter meinen Bruder in eine Stasiskapsel verfrachteten und ihn dann mitnahmen. Ich konnte mich erst wieder raustrauen, als sie bereits verschwunden waren. „What a mess...“ murmelte ich, als ich Dr. Light hochhob und ins Wohnzimmer auf die Couch legte, bevor ich wieder hinunter ging und Rush sowie ein paar Werkzeuge holte. Zugegeben ich mochte den Hund nicht aber ich brachte es nicht fertig, diesen einfach so kaputt rumliegen zu lassen und vielleicht würde ich seine Dienste in absehbarere Zeit noch brauchen. Als der Doc nach etwa einer Stunde wieder zu sich kam, hatte ich den Roboterhund schon fast komplett repariert. Da Wilys Roboter nach den Begegnungen mit meinem Bruder immer in Einzelteilen endeten, hatte ich Erfahrung in der Reparatur kaputter Maschinen. Ich bemerkte nicht, dass Dr. Light mich beobachtete, während ich Rushs Einzelteile wieder zusammen setzte und das Haustier meines Bruders dann wieder anschaltete. Das mechanische Tier lief einmal prüfend um mich herum, bevor er mir vollkommen glücklich über das Gesicht leckte und mehrfach vollkommen happy meinen Namen winselte. „Yeah... – Good boy...“ murmelte ich und strich ihm sanft über den Kopf, bevor mich Dr. Lights Stimme aus meinen Gedanken riss. „Haben sie ihn mitgenommen?“ Ich nickte ohne mich umzusehen. „Ich konnte nichts tun... – Ohne meine Rüstung habe ich gegen die so viel Chancen wie ich ihn schon besiegt habe...“ Als ich den fragenden Blick des Wissenschaftlers spürte musste ich lächeln. „Gar keine...“ fügte ich hinzu bevor ich mich doch umdrehte. „Das machst du doch absichtlich...“ sagte Dr. Light und ich hob skeptisch eine Augenbraue, da der Satz mehr Feststellung als Frage gewesen war. „Kann sein...“ gab ich zurück. „Ist es aufgefallen?“ wollte ich wissen und atmete auf, als ich ein Kopfschütteln als Antwort bekam. „Es fällt nur auf, wenn man derjenige ist, der immer verschont wird. – Megaman hat so sehr gehofft, dass du es absichtlich machst.“ Ich musste lächeln. „Es ist nicht einfach... – Immer wieder Treffer einzustecken... – Immer wieder wie ein hirnloser Roboter dazustehen und zu warten, bis einen was trifft... – Aber wenn es ihn glücklich macht...“ „Glücklicher würde es ihn machen, wenn du...“ „Vergessen sie es!“ gab ich schroff zurück. Der Doktor lächelte. „Wegen der Bombe? – Keine Angst... – Das bekommen wir hin...“ Ob dieser Aussage knirschte ich mit den Zähnen. „Roll... – Ich hätte wissen müssen, dass sie...“ begann ich, brach aber ab, als Dr. Light den Kopf schüttelte. „Ich habe sie gefunden, als ich deinen Körper durchgecheckt habe...“ sagte er. „Wily hat dich in der Hand...“ Ich antwortete nicht. „Passt meine Rüstung auf den Körper meines Bruders?“ fragte ich statt dessen. „Ja, aber was willst du...“ Ich verzog mein Gesicht. „Ohne Rüstung reduzieren sich meine Chancen ihn zu retten auf 0...“ -------------------- Ich hätte nie gedacht dass ich ne Ich-Perspektive-FF so lange durchhalte! Na ja... - Noch zwei oder drei Kapitel... - Dann is Schluss... Ach so Ajeka... Das kleine Ballspiel kommt dann (über) nächstes Chapter ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)