Ode an... von PhantomOfTheOpera ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- "Ihr sagt mir, MIR, ich solle mein Leben leben?" Die Stimme brach einfach ab. Das war nicht glaubwürdig genug von ihm. So würde er nie begreifen können. "Was maßt Ihr Euch an! Jetzt, JETZT, wo Ihr die Macht habt, denkt Ihr wirklich, ich würde Euch glauben?!" Eine Lüge, die ganze Zeit war es eine Lüge gewesen. "Ich habe Euch vertraut, Euch immer angebetet und jetzt das!" "Zeit ist nur ein Wort in Euren Augen, doch auch das wird bedeutunslos, wenn man bedenkt~" "Sprecht nicht weiter, haltet ein!" "Ihr könnt die Wahrheit nicht vertragen? Wie bin ich es doch Leid!" "Macht mir keine Vorschriften!" "Das~" "Genug! Genug...Ich habe keine Lust mehr, Euch zu hören zu müssen." "Erlaubt~" "Schweigt. Hinfort mit Euch!" Er ging auf die Knie und nahm die Hand in seine. "Was wagt Ihr?" "Ich habe Euch nicht verletzen wollen!" "Das fällt Euch reichlich spät ein. Ich bin müde. Geht!" "Dann verzeiht mir im Voraus." "Wofür?" Die Antwort folgte. Es rammte sich die Faust in den Magen und Schwindel vereinte sich mit Übelkeit. Haltesuchend griff er in die Luft und fiel langsam zu Boden. Doch er berührte den Boden nicht, denn starke Arme fingen ihn auf und hoben ihn auf die Arme. Sein Kopf rollte an die Brust des Gegenübers. Kapitel 2: 1. Kapitel --------------------- Er sah sich selbst in dickem Nebel stehen, ein Nebel, der ihn völlig umgab und ihm die Orientierung nahm. Gar nichts konnte er sehen. Er versuchte sich mit den Händen vor zu tasten, doch er war unsicher, blieb immer wieder stehen und sah sich um. Aber es half ihm nicht. Der Nebel lichtete sich weder, noch fand er einen Ausweg aus dem Dickicht. Deutlich konnte er sich rufen hören, nach Hilfe, doch niemand schien ihn zu hören. Sein Kopf rollte auf die Seite. Er roch frisches Gras, hörte fröhliches Gezwitscher und über ihm konnte er die Sonne sehen. Sie blendete ihn so stark, dass er mehrere Male blinzeln musste bevor er sie sah. Als er sich aufsetzten wollte sank er noch im Versuch wieder nach hinten und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Magen. Nur langsam kam die Erinnerung an den vergangenen Abend wieder. Seine Augen suchten die Gegend ab, doch sie konnten niemanden entdecken. Warum war er hier? Warum hatte er ihn hierher gebracht? Damit er wieder fliehen konnte? Welch einen Sinn sollte das ergeben? Aus der Ferne nahm er Pferdegetrampel war. Galoppierende Pferde, zwei, vielleicht auch drei. Mit größter Mühe, und die Hand schützend auf den Bauch haltend, setzte er sich auf und holte vorsichtig Luft. Der Schlag war nicht ohne gewesen und er würde sicher mit Verfärbungen an der Stelle rechnen müssen, doch das war jetzt Nebensache. Mit noch größerer Anstrengung kam er auf die Beine und torkelte nach hinten, wurde aber von einem Baumstamm abgefangen. Das Geräusch der heran nahenden Reiter wurde immer lauter und er musste schnell von hier fort, wenn er die Flucht ergreifen wollte. Jetzt oder nie... Sein Atem ging schwer und seine Beine wollten immer wieder weg sacken. Sein Herz klopfte kräftiger gegen seine Brust und seine Augen suchten die Fläche ab, die sich vor ihm ergab. Wohin sollte er laufen? Eine schnelle Entscheidung war gefragt. Jetzt hörte er auch schon Pferdegewieher. Sie waren nicht mehr fern. Schon ganz nah, noch ein paar Sekunden, dann könnte er sie sehen. Er musste fort von hier. Egal wie. Jetzt konnte er schon schemenhafte Gestalten hoch zu Ross erkennen. Das mussten sie sein, seine Entführer - ER! Er schluckte schwer, seine Kehle war trocken, seine Lippen brüchig. Die Sonne hatte lange auf ihn geschienen und er war auch lange bewusstlos gewesen. Nur noch wenige Meter - Flieh doch endlich! Kapitel 3: 2. Kapitel --------------------- Es dämmerte ihm erst langsam, dass er jetzt endlich los musste, sich sputen musste, sonst wäre eine Flucht keine Flucht mehr, sondern ein Fang-Spiel. Sobald ihm der Gedanken gekommen war, rannte er los, nicht in die Richtung der Pferde, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Scheinbar war er auch sonst alleine. Das Schnauben der Pferde hatte er noch lange im Rücken. Irgendwann gesellten sich dann menschliche Rufe hinzu. Sein Name wurde gerufen, immer wieder sein Name. Doch er hatte Angst umzukehren, hatte Angst sich umzusehen. Sein Blick fixierte sich geradeaus und trieb ihn schneller und schneller voran. Seine haare und seine Kleidung verfingen sich in dem dicken Gestrüpp. Herunter hängende Äste kratzten seine Haut auf und ließen sie leicht bluten. Er fiel hin und ratschte sich die Hose auf, sein Knie fing übel an zu bluten. Kleine Wunden taten so, als seine sie oh wie schwer! Mit humpelnden Schritten ging es weiter, doch auch ihm blieb irgendwann die Luft weg und er musste langsamer rennen, gehen, bis er stehen blieb, mit der Stirn an einen Baum gelehnt um zu Atem zu kommen. Um ihn herum herrschte Stille. Hatten sie es so leicht aufgegeben? Ihn so leicht laufen lassen? Er sah sich um, drückte mit dem Rücken gegen den Baum. Alles war voller Geäst und Blättern. Die Bäume waren so hoch und so dicht bewachsen in den Baumkronen, dass kaum Tageslicht hier hinunter schien. Ohne zu wissen wo er war, lief er vorsichtig weiter. Doch dann, wie aus dem Nichts, griff eine Hand nach seinem Arm. „AHHHH!“ Er war sichtlich erschrocken und ließ sich nur schwer wieder beruhigen. „Ihr schon wieder!“ „Orphe...ich muss mit Euch reden!“ „Reden nennt Ihr das? Reden?! Ihr habt mich erst niedergeschlagen und dann...dann wache ich irgendwo auf und....“ Seufzend nahm der andere auf einem Baumstumpf Platz. „Orphe, es war notwendig! So versteht doch...“ Wieder erklang ein feines Seufzen, weil Orphe total auf stur stellte. Seine kleinen Kratzer brannten wie Feuer auf seiner Haut und dass er jetzt seinem, wie er dachte, bestem Freund begegnete, machte es auch nicht besser. Seine Haltung war abwehrend, sollte Isaac erklären so viel er mochte. Seit er das Erbe seines letzten verstorbenen Verwandten angetreten war, hatte er sich komplett verändert. Sehr zum negativen, wie Orphe fand. Tut mir leid, dass ich mir so viel Zeit lasse mit dem Schreiben und danke auch an die, die sich mein FF antuen^^ Kapitel 4: 3. Kapitel --------------------- „Ich wollte Euch nicht verletzten, geschweige denn entführen.“ Wieder diese Kälte, die üblichen Floskeln. „Aber du hast es getan“, antwortete der Blonde ihm Stillen. Meine Güte, wie musste er jetzt wirken? Zersauste Haare, zerrissene Kleidung, überall irgendwo etwas Blut und dazu, wie unpassend, die arrogante Haltung. „Seht, es war ein Attentat auf Euch geplant. Der Drahtzieher des Ganzen war Baron Iron Winshester der XII. Er ist ein guter bekannter Eures Vaters gewesen, deswegen werdet Ihr es wahrscheinlich für Irrsinn halten…“ „Ja, genau das ist es auch, denn Baron Iron Winshester der XII würde so etwas niemals wagen! Wir sind Freunde.“ „Ja, das hatte ich auch angenommen, doch durch ein Gerücht aus der Gasse ließ ich Vorsicht walten und ließ ihn beschatten.“ „Was? Ihr habt ihn beschatten lassen?!“ „Seid nicht so empört, dazu habt Ihr kein Recht!“ „Natürlich habe ich ein Recht dazu! Habt Ihr Beweise für Eure hohen Anschuldigungen? Das könnte Euch ansonsten den Kopf kosten.“ „Das Risiko werde ich wohl eingehen müssen und bis ich die benötigten Beweise nicht gefunden habe werde ich Euch keine Sekunde aus den Augen lassen.“ Orphe blickte ihn herablassend und wütend an. „Als wenn Ihr den Anspruch auf meine Person erheben könntet. Ich bin weder Euer Sklave noch Euer Freund. Mich hält nichts mehr bei Euch.“ Beinahe wirkte Isaac traurig, dann raffte er sich jedoch auf und blickte ebenso zornig drein. „Vielleicht eine Unverschämtheit meinerseits, aber ich werde mich nicht ewig bei Euch entschuldigen. Ihr werdet mich begeleiten, ob nun freiwillig oder mit Gewalt!“ Im richtigen Moment nahten die Reiter, die Orphe zuvor so schemenhaft erkannt hatte. Alle trugen das Wappen des hohen Adels Lubikiat, ein Dolch, an dessen Klingen, wie es schien, das Blut des Feindes herab lief. Schwarz und weiß wurde das Wappen gehalten, ohne viele Verzierungen. Der Onkel von Isaac Cabendish trug den Namen Herzog Bundik Lubikiat viele Jahre lang und übergab ihn schließlich, vor seinem Ableben, seinem Neffen, den er immer schon bevorzugt behandelt hatte. Der alte Herr war kinderlos geblieben, aber mit einer Frau gesegnet gewesen, die alles in den Schatten stellte. Nicht ihr Aussehen war so beeindruckend, nein, sie zog mit ihrem Mann in jede Schlacht und starb auch zusammen mit ihm auf dem Schlachtfeld, in dem Kampf um Uwagay, einem östlich gelegenen Gebiet, dass von mehreren Aufsässigen, die gegen den Adel waren, eingenommen wurde. Letztendlich wurde die Schlacht, nachdem Isaac das Zepter übernommen hatte, gewonnen, doch der Tod des Ehepaares Lubikiat ließ lange Zeit traurige Gesichter zeigen. Isaac schwang sich auf den Rücken des Pferdes, dass ohne Reiter mitgeführt wurde. Seine Beinen trieben das Pferd, einen braunen Wallach, dessen schwarze Mähne ihm in die Augen fiel, bis zu Orphe, dann hielt er an und streckte die Hand nach ihm aus. „Ich habe doch gerade wohl sehr deutlich gemacht, dass ich Euch nicht begleiten werde!“ Die Reiter schienen wenig an seiner Person interessiert zu sein und benahmen sich unscheinbar, so, als würden sie weder Ohren, Mund noch Augen haben. „Ja, das erwähntet Ihr.“ Isaac, nein, Sir Isaac Cabendish Lubikiat, tat ja geradezu so, als wäre es nur nebenher gesagt worden, unwichtig. Doch noch während er diesem Gedanken folgte, umschlang ihn Isaacs linker Arm und zog ihn zu sich auf das Pferd. „Das ist eine Frechheit! Das ziemt sich nicht! Augenblicklich lasst Ihr mich herunter!“ Doch der Braunhaarige lachte bloß belustigt und trieb sein Pferd zu einem wilden Galopp an. Damit war der Protest vorerst beendet. Man musste schon ein guter Reiter sein, um nirgends hängen zu bleiben und sein Pferd so zu manövrieren, dass keines über eine Baumwurzel stolperte. Das musste Orphe ja zugeben: Es waren alles drei sehr gute Reiter, aber seine Bewunderung hielt nicht lange an. Er kam sich wie ein Sklave vor, dem es nicht gewehrt wurde zu sprechen. Obwohl das falsch war. Er konnte sprechen, nur wurde er geflissentlich ignoriert. Seine Finger krallten sich in die schwarze, dichte Mähne. Das Tier wirkte wie ein Wildpferd. Ob es das war? Aber er sah so zahm aus, als würde man es leicht unter Kontrolle halten können. Der Ritt hielt lange Zeit an und Orphe spürte seinen Allerwertesten kaum noch. Er saß zwar rittlings, aber zum Teil doch auf Isaacs Schoß. Der Wind war erfrischend, aber es dämpfte nur etwas den Schmerz der vielen offenen Wunden. Er brauchte Wasser zum Waschen und zum Trinken das sah dann auch wohl Isaac unaufgefordert ein, als er nach dreistündigem Ritt an einem kleinen Bach anhielt und zuerst Orphe hinunter gleiten ließ, dann sich selber aus dem Sattel hievte. Seine Glieder waren schon ganz steif, aber die Verlockung des kühlen Nass war einfach zu groß, als dass er hier Wurzel schlagen wollte. Er fiel auf die Knie und tauchte mit beiden Händen ins Wasser, formte eine Schale und schmiss sich das Wasser ins Gesicht. Das machte er zwei weitere Male, ehe er große Schlucke nahm, begierig trank. Seine Kehle war so trocken gewesen, wie noch nie in seinem Leben. Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn sich um 45° nach links drehen. Ohne ein Wort wurde Orphe von einem der Reiter in einen langen Mantel gehüllt. „Ihr kühlt sonst aus“, begründetet er seine Antwort, verneigte sich kurz und verschwand dann wieder. Seltsam. „Wir müssen weiter“, stellte sein einstiger Freund klar. Wie der Jüngere sah waren schon alle wieder zu Pferd, Isaac auf dem Braunen, die beiden anderen auf zwei Füchsen, scheinbar edle Tiere aus dem Fernen Westen. „Ich werde das Laufen vorziehen!“ „Wirst du nicht!“ Was denn nun? Jetzt wieder so vertraut? Konnte sich dieser ach so edelmütige Herr auch einmal entscheiden? Aber es kam nichts mehr, kein weiteres Wort, denn manchmal sagten Taten mehr als Worte. Wieder wurde Orphe gegen seinen Willen auf das wilde Tier gehoben. „Sie können nicht ständig meine Autorität untergraben!“ „Kann ich nicht?“ Wieder dieser belustigte Tonfall. Doch dann wurde alles still. In der Nähe konnte man Hufe hören. Es schien, dass jemand noch waghalsiger war und noch schneller durch diese Gegend ritt, in diese Richtung. Es war ein einzelner Reiter, der oben auf dem Hügel erschien. Als er die Truppe erblickte spornte er seinen Schimmel ein letztes Mal an und hielt mit einem gewagten Stunt knapp vor Isaac. Der Reiter trug das Wappen der Lubikiat. Er hatte schwarzes Haar, das hinten zu einem Zopf gebunden war und stahlblaue Augen. Den Körperbau konnte er nicht einschätzen, da dieser Mann vom Hals abwärts in einen ebenso langen schwarzen Mantel wie er selbst gehüllt war. „Ihr müsst kommen, schnell. Winshester scheint etwas zu planen!“ Keine Sekunde verlor Isaac, als er nach einem der Reiter rief. Orphe glaubte „Morgan“ zu verstehen. Wie ein Packet wurde er an den anderen Reiter übergeben, der ihn nicht rittlings nahm, sondern ihn seitwärts setzte, sodass er ihn mit einem Arm festhalten, mit der anderen das Pferd führen konnte. Keine Verabschiedung, kein Wort mehr. Die Truppe ritt im Duo in verschiedenen Richtungen. Kapitel 5: 4. Kapitel --------------------- Das ewige Auf und Ab, das monotone Tempo des Pferdes und der Geruch nach Lavendel, der eindeutig von dem Mann ausging, der ihn hielt, Morgan, wie Orphe sich vage erinnerte. Tatsächlich musste er eingenickt sein, denn als er seine Augen öffnete, war es bereits fortgeschrittener Morgen. Wurde er von einem Geräusch geweckt? Ihm schien, als sei sein Aufwachen begründet in diesem oder ähnlichem zu sein. Er ließ seinen Blick schweifen und musste feststellen, dass er nicht mehr zu Pferd war, sondern an einem Baum lehnte und das, was ihn geweckt hatte, war kühles Wasser gewesen. „Bitte bewegt Euch nicht so viel. Ich wasche gerade Eure Wunden und will sie gleich mit einigen Kräutern versehen, die die Wundheilung fördert werden.“ Morgans Stimme war sanft und dennoch bestimmend. Orphe war einen Moment sehr verwirrt, ehe er sich von den grauen Augen löste und Morgan nach ihrem jetzigen Standort fragte. „Wir befinden uns östlich von Caunxel Castle, junger Herr.“ Morgan erledigte seine Aufgabe flink und so verging nicht viel Zeit, ehe Orphe mit mehreren Verbänden versorgt war. „Wohin reiten wir und was ist mit Isaac?“ „Alles zu seiner Zeit, junger Herr.“ „Wieso nennt Ihr mich „junger Herr“?“ Doch es folgte nur ein aufmunterndes Lächeln, ehe der Mann mit den grauen Augen seine Kräuter verstaute und Orphe, ohne weiter auf dessen Protest zu achten, auf sein Pferd hievte und selbst folgte. Der andere Reiter schien die Lage erkundschaftet zu haben, denn er kehrte im flotten Trab an die Seite Morgans zurück. Ein kurzes Nicken genügte, um die Sicherheit zu bestätigen. Orphe fuhr sich durch sein blondes Haar und nahm dabei erneut den Lavendelduft wahr. Vermutlich hatte Morgans Geruch sich an ihm fest gesetzt. Die Sonne stieg höher und so sehr der blonde Adlige die beiden Reiter auch mit Fragen bewarf, es kam keine Antwort. Er ärgerte sich über diese Ignoranz, wusste aber nicht, wie er der Situation etwas entlocken konnte, das für ihn von Vorteil war und so ergab er sich und verfiel in Schweigen. Darüber hinaus war an Flucht nicht zu denken: Morgan und sein Gefährte waren in besserer Konstitution als er und der Griff, der ihn hielt, gab keinen Deut nach. Sie rasteten um die Mittagszeit im Schatten und gönnten den Pferden eine Rast, während sie selber speisten und frisches Bachwasser tranken. Ein Gespräch blieb auch hier ohne Erfolg. Die Sonne warf längere Schatten und der Abend schritt ins Land. Noch ehe Orphe die Reiter richtig erkennen konnte, waren sie auch schon bei Ihnen: Es waren Isaac und der junge Reiter mit den blauen Augen. „Winshester hat von Eurer Entführung erfahren und setzt alles daran, Euch zu finden!“ „Dann werdet Ihr Euch schon bald Eurem Henker stellen müssen!“ „Glaubt mir, er wird Euch suchen und wenn er Euch gefunden hat, dann werdet Ihr im Gefecht umkommen – so sein Plan!“ „Das ist Verleumdung!“ „Maßt Euch dergleichen nicht an. Spielt nicht Richter!“ Isaacs Stimme war drohend geworden. „Ich maße mir nichts dergleichen an. Ihr alleine müsst Eure Schuld erkennen!“ „Ach Orphe- “ Isaacs war bereits neben Morgan her geritten und griff nun nach Orphe Kinn, hielt ihn mit seinem Griff und den Augen, die beschützend und doch dominant auf dem Blonden lagen, fest, während sich sein Körper auf ihn zu bewegte. Beide Pferde hielten und durch den plötzlichen Stillstand und dem unbekannten einstigen Freund war Orphe einen Moment verwirrt genug, um Isaac so nah an sich kommen zu lassen, dass er die Lippen des anderen schon auf seinen spürte, nur ein Hauch, ehe er sich mit bebender Brust abwandte. „Was erlaubt Ihr Euch!“ Doch es klang nicht so entrüstet wie beabsichtigt, sondern viel eher verängstigt. Ungünstiger konnte er kaum auf die Situation reagieren! Isaac seufze nur und ritt weiter schweigend neben Morgan. Die Nacht brach gänzlich herein und eine kleine Hütte wurde zwischen den Bäumen dadurch sichtbar, dass ein schwacher Lichtstrahl durchs Fenster drang. Als sie vor der Hütte hielten, kam eine hagere Frau, mit tiefen Furchen im Gesicht, heraus und winkte die Reiter allesamt herein, doch Morgan und der blauäugige Junge kümmerten sich um die Pferde, sodass vorerst nur Isaac, Orphe und der gänzlich unauffällige Reiter eintraten. „Suppe ist auf dem Feuer. Nehmt Euch und geht dann zu Bett!“ So schnell, wie die Frau aufgetaucht war, verschwand sie hinter einer Tür und beim Schließen dieser nahm Orphe dem ihm bereits vertrauten Geruch von Lavendel war. War dies das zu Hause von Morgan? Ihm knurrte der Magen und so nahm er dankbar aber schweigend die gereichte Schüssel an und aß die Suppe in großen Löffeln. „Es ist schon recht, Paki“, verabschiedete Isaac den bisher namenlosen Gefährten von Morgan und schloss hinter ihm die Tür. „Sie werden draußen Wache halten. Nur für den Fall der Fälle“, erklärte Isaac und lehnte sich gegen die Tür, während er sein Gegenüber beobachtete. Dem Blonden wurde bewusst, dass er nun mit seinem engsten Freund alleine war und der leichte Kuss drang ihm wieder ins Gedächtnis. „Ich ziehe die kühle Nachluft vor!“ Er wollte sich an Isaac vorbei stehlen, doch sein rechtes Handgelenk wurde eisig festgehalten und nachdem er sich aus Intuition wehren wollte, fand er sich mit dem Rücken an der Holztür wieder, beide Handgelenke in Schulterhöhe daran gedrückt und nicht fähig, sich zu befreien, da Isaacs Körper den seinen ebenfalls mit bloßem Gewicht hielt. „Wie schön du doch bist“, lächelte Isaac und drückte seine Lippen auf die des entsetzt blickenden Orphe. Noch ehe er reagieren konnte, wurden seine Lippen bereits geteilt und er spürte Isaacs Zunge in seinem Mund. Ihm drehte sich alles und ohne zu wollen, fiel er in Ohnmacht. Diese wenigen Minuten in Isaacs Gesellschaft waren zu viel für seine momentane Verfassung! [Es wäre hilfreich, ein Feedback zu erhalten, da ich zwischen einem Abbruch und einem Neubeginn der Geschichte schwanke.] Kapitel 6: 5. Kapitel --------------------- Baron Iron Winshester der XII lief mit hinter dem Rücken verschränkten Armen durch seine Bibliothek. Die Stirn war von Sorgenfalten in Wellen gelegt. Was konnte er nur tun. Orphe schien wie vom Erdboden verschwunden zu sein und ehe er nicht den jungen Adligen wieder gefunden hatte, würde sein Plan nicht Realität werden können. Er blieb mitten im Raum stehen und kratzte sich nachdenklich den Nasenrücken um seine Nase daraufhin zu rümpfen. Ein zaghaftes Klopfen meldete Besuch an und ungeduldig donnerte er ein „Herein“ gegen die Tür. Die männliche Gestalt, die durch sie schritt, hatte die Schultern nach vorne gerollt und die Mütze zwischen die Hände gepresst. „Verzeiht die Störung, Baron.“ „Ah Herrgott! Spuckt es aus. Habt ihr ihn gefunden?“ „Baron~“ Dieser zog die Augenbraun gefährlich zusammen. „Ich will keine Ausreden und kein Drumherum hören! Sofort! Sprecht!“ Der eingetretene Mann zuckte bei der wiederhallenden Stimme zurück und es schien, als würde er noch kleiner werden. „Wir können ihn nicht finden“, antwortete er mit heiserer Stimme. „Das kann nicht wahr sein! Er ist ein Adliger! Er kann nicht einfach so verschwinden!“ Iron lief rot an, so impulsiv reagierte er auf die Nachricht. „Raus“, kam es zunächst stickig aus seiner Kehle, ehe er seine Wut erst richtig fassen konnte und es weitaus lauter wiederholte. Die Tür schloss sich geräuschlos und Iron stand wieder alleine in der Bibliothek. Wie ein Stier fing er zu schnaufen und zu stampfen an. Seine Lippen bebten. Diese Inkompetenz seiner Männer. Aber wie war es möglich, dass von Orphe keine Spur zu finden war? Wohin war er gegangen und warum? Er würde wohl kaum etwas ahnen! Um sich wieder in den Griff zu bekommen, griff er zur Karaffe und goss sich den Becher voll Rotwein, um ihn in einem Zug zu leeren. Den Wein, der ihm über die Mundwinkel lief, wischte er mit dem Handrücken ab. „Warte nur, Orphe, vor mir versteckst du dich nicht!“ An einem anderen Ort wurde es gerade Morgen. Orphe öffnete zögerlich seine Augen und musste kurz nachdenken, ehe ihm alles wieder ins Gedächtnis kam. Mit zitternden Fingern berührte er instinktiv seine Lippen. Sie fühlten sich noch immer seltsam an, trotzdem der Kuss einige Stunden in der Vergangenheit lag. „Ich habe keine Idee, wie ich fliehen könnte. Ich befinden mich in der Gesellschaft von Männern, die glauben, mich vor einem Freund beschützen zu müssen!“ Orphe nahm sich den Moment, seinen Gedanken nachzuhängen. „Ich dachte Isaac wäre ein Freund, doch wie mir scheint…oder ob etwas Wahres an der Sache ist? Was, wenn Iron wirklich etwas plant, dass nicht gut für mich ist? Isaacs Augen sahen so klar, so wahr aus…“ Von draußen nahm er das Schnauben von Pferden, gemischt mit Geräuschen des Auftrensens und Aufsattelns wahr. Er musste sich seinem Entführer stellen und ein klärendes Gespräch suchen, ansonsten wäre keinem von ihnen geholfen. Orphe schlug die Decke zurück und rückte seine Kleidung zurecht, ehe er an die Waschschüssel trat und sich mit klarem kaltem Wasser das Gesicht wusch. Sofort erwachten seine Lebensgeister und mit neuer Energie trat er vor die Tür. Er musste gegen das Sonnenlicht blinzeln und so bemerkte er Isaac erst, als dieser fast vor ihm stand. „Ihr seid wach.“ Eine Feststellung, die sich Isaac hätte schenken können. „Wir müssen reden, am besten sofort.“ „Bitte, gehen wir ein Stück.“ Orphe ging in die Richtung, in die gedeutet wurde und als sie einige Meter zwischen sich und den Pferden und den Männern gebracht hatten, ergriff Orphe das Wort: „Ich fasse jetzt zusammen, was in der Vergangenheit geschehen ist, damit ich sicher sein kann, dass ich Euch nicht falsch verstanden habe.“ Isaac blickte sein Gegenüber aufmerksam an und signalisierte, er höre zu. „Ihr habt mich entführt – zu meinem eigenen Schutz - weil mein Freund, Baron Iron Winshester der XII, plant, mich zu töten, damit er eigene Vorteile geltend machen kann?“ „So ist es.“ „Und wisst Ihr, welche Vorteile er geltend machen will?“ „Könnte Ihr es Euch nicht denken?“ „Bitte, Sir Isaac. Helft mir auf die Sprünge.“ Leichte Aggression fiel in diesen Satz, dem Orphe versuchte die Schärfe zu nehmen, indem er ein leichtes Nicken folgen ließ. „Es gehen Gerüchte um – und ich weiß, sie gefallen Euch nicht und scheinen Euch nicht glaubhaft – dass Baron Iron Winshester der XII Mitglied einer Organisation ist, die sich „Corporate Sociality Response“ nennt. Die Ziele dieser Einheit, sowie die Mitglieder sind absolut geheim. Ein Informant jedoch – und ich vertraue ihm total – hat mir mitgeteilt, dass es zu ihren Zielen gehört, Euch zu töten. Und nicht nur Euch. Erinnert Ihr Euch an Baron Ferdinand von Tun?“ Orphe runzelte die Stirn, überlegte einen Moment, ehe er vage und vorsichtig behauptete: „Der Mann, der bei einem Wanderausritt vom Pferd fiel und sich das Genick brach?“ „Ihr wisst um die Reiterkunst des Barons?“ „Ich bekam mit, dass er ein guter Pferdekenner war und einige behaupteten, er könne mit ihnen kommunizieren.“ „In der Tat. Er besaß äußerstes Geschick im Umgang mit Pferden und war so sicher auf dem Pferderücken wie sonst keiner!“ Eine kurze Stille trat ein und Orphe dachte über die Worte nach, die gerade gefallen waren. „Wollt Ihr damit behaupten, dass er ermordet wurde?“ „Ich behaupte nur, dass er nicht derart unglücklich gestürzt sein konnte. Schon gar nicht auf Fanaste. Die Stute war ihm treu ergeben. Die beiden waren psychisch gesehen, ein Geist!“ Isaacs Worte irritierte Orphe und ließen leise Zweifel anklingen. „Darf ich Euch auf noch einen Fall aufmerksam machen?“ „So sprecht.“ „Nördlich, in Caxphinaux ist eine junge Frau auf einem Markt erstochen worden. Man ließ es wie einen Straßenräuber aussehen.“ „Und, kann es nicht rein theoretisch ein Zufall gewesen sein?“ Doch dann stutzt Orphe und er versuchte sich an einen Mordfall von vor gut zwei Jahren zu erinnern. Isaac gab ihm die Zeit, selbst darauf zu kommen. „Lady Claudine Payé!“ „Richtig. Sie war die einzige Tochter von André Payé und Nadine Payé. Sie sind beide zu alt, um noch Kinder zu kriegen und da sie keine lebenden Verwandten haben, geht das gesamte Vermögen und ihre Macht an einen gewissen Paul Sacré.“ „Ist er ein Mitglied von „Corporate Sociality Response“?“ „Möglich.“ „Dann versucht diese Organisation also über eine lange Zeit Morde zu begehen, um dadurch Macht und finanzielle Mittel zu erhalten?“ „Sie versucht es nicht, sie tut es. Und es ist für intrigante Menschen ein Spiel, Verflechtungen entstehen zu lassen und sie über Jahre hinweg auszubauen. Sie sind dabei, etwas zu errichten, ein neues Zeitalter mit monarchischer Stellung, wie mir scheint. Es wird ein Erbe an ihre Kinder sein und die geben es dann an ihre Kinder weiter und so weiter.“ „Das klingt mir sehr hochgegriffen.“ „Und doch lese ich Zweifel in Euren Augen. Seid nicht dumm. Wehrt Euch nicht gegen diese Möglichkeit!“ Isaac fasste Orphe bei den Armen und zwang ihn, aufzusehen. „Vielleicht habt Ihr Recht, vielleicht ist es so. Aber wir wissen es nicht mit Sicherheit.“ Wieder trat kurzes Schweigen ein, doch dass Orphes Augen dunkler wurden, gefiel Isaac nicht. „Es gibt allerdings einen Weg, schlauer zu werden.“ Der Dunkelhaarige realisierte die Worte seines Gegenübers nicht sofort, doch als er verstand, was Orphe damit sagen wollte, schüttelte er, diesen Vorschlag belächelnd, den Kopf. „Nein, das halte ich für keine gute Idee!“ „Das ist mir egal. Wir müssen Klarheit erlangen und das geht nur auf diese Weise!“ Die blauen Augen ließen keinen Widerspruch zu und Isaac wusste in dem Moment, dass er keine Chance hatte zu protestieren. Zumindest für den Moment würde er klein beigeben. „Also schön. Wir werden dieses Spiel mitspielen.“ „Gut.“ Orphe wandte sich um und ging zur Hütte zurück, drehte sich jedoch noch einmal um und lächelte Isaac kalt an, wobei die Kälte nicht ihm galt, sondern seinen Worten: „Ich bin ein guter Spieler und ich werde herausfinden, ob Iron versucht mich zu töten und gnade ihm Gott, wenn das die Wahrheit ist!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)