Ode an... von PhantomOfTheOpera ================================================================================ Kapitel 6: 5. Kapitel --------------------- Baron Iron Winshester der XII lief mit hinter dem Rücken verschränkten Armen durch seine Bibliothek. Die Stirn war von Sorgenfalten in Wellen gelegt. Was konnte er nur tun. Orphe schien wie vom Erdboden verschwunden zu sein und ehe er nicht den jungen Adligen wieder gefunden hatte, würde sein Plan nicht Realität werden können. Er blieb mitten im Raum stehen und kratzte sich nachdenklich den Nasenrücken um seine Nase daraufhin zu rümpfen. Ein zaghaftes Klopfen meldete Besuch an und ungeduldig donnerte er ein „Herein“ gegen die Tür. Die männliche Gestalt, die durch sie schritt, hatte die Schultern nach vorne gerollt und die Mütze zwischen die Hände gepresst. „Verzeiht die Störung, Baron.“ „Ah Herrgott! Spuckt es aus. Habt ihr ihn gefunden?“ „Baron~“ Dieser zog die Augenbraun gefährlich zusammen. „Ich will keine Ausreden und kein Drumherum hören! Sofort! Sprecht!“ Der eingetretene Mann zuckte bei der wiederhallenden Stimme zurück und es schien, als würde er noch kleiner werden. „Wir können ihn nicht finden“, antwortete er mit heiserer Stimme. „Das kann nicht wahr sein! Er ist ein Adliger! Er kann nicht einfach so verschwinden!“ Iron lief rot an, so impulsiv reagierte er auf die Nachricht. „Raus“, kam es zunächst stickig aus seiner Kehle, ehe er seine Wut erst richtig fassen konnte und es weitaus lauter wiederholte. Die Tür schloss sich geräuschlos und Iron stand wieder alleine in der Bibliothek. Wie ein Stier fing er zu schnaufen und zu stampfen an. Seine Lippen bebten. Diese Inkompetenz seiner Männer. Aber wie war es möglich, dass von Orphe keine Spur zu finden war? Wohin war er gegangen und warum? Er würde wohl kaum etwas ahnen! Um sich wieder in den Griff zu bekommen, griff er zur Karaffe und goss sich den Becher voll Rotwein, um ihn in einem Zug zu leeren. Den Wein, der ihm über die Mundwinkel lief, wischte er mit dem Handrücken ab. „Warte nur, Orphe, vor mir versteckst du dich nicht!“ An einem anderen Ort wurde es gerade Morgen. Orphe öffnete zögerlich seine Augen und musste kurz nachdenken, ehe ihm alles wieder ins Gedächtnis kam. Mit zitternden Fingern berührte er instinktiv seine Lippen. Sie fühlten sich noch immer seltsam an, trotzdem der Kuss einige Stunden in der Vergangenheit lag. „Ich habe keine Idee, wie ich fliehen könnte. Ich befinden mich in der Gesellschaft von Männern, die glauben, mich vor einem Freund beschützen zu müssen!“ Orphe nahm sich den Moment, seinen Gedanken nachzuhängen. „Ich dachte Isaac wäre ein Freund, doch wie mir scheint…oder ob etwas Wahres an der Sache ist? Was, wenn Iron wirklich etwas plant, dass nicht gut für mich ist? Isaacs Augen sahen so klar, so wahr aus…“ Von draußen nahm er das Schnauben von Pferden, gemischt mit Geräuschen des Auftrensens und Aufsattelns wahr. Er musste sich seinem Entführer stellen und ein klärendes Gespräch suchen, ansonsten wäre keinem von ihnen geholfen. Orphe schlug die Decke zurück und rückte seine Kleidung zurecht, ehe er an die Waschschüssel trat und sich mit klarem kaltem Wasser das Gesicht wusch. Sofort erwachten seine Lebensgeister und mit neuer Energie trat er vor die Tür. Er musste gegen das Sonnenlicht blinzeln und so bemerkte er Isaac erst, als dieser fast vor ihm stand. „Ihr seid wach.“ Eine Feststellung, die sich Isaac hätte schenken können. „Wir müssen reden, am besten sofort.“ „Bitte, gehen wir ein Stück.“ Orphe ging in die Richtung, in die gedeutet wurde und als sie einige Meter zwischen sich und den Pferden und den Männern gebracht hatten, ergriff Orphe das Wort: „Ich fasse jetzt zusammen, was in der Vergangenheit geschehen ist, damit ich sicher sein kann, dass ich Euch nicht falsch verstanden habe.“ Isaac blickte sein Gegenüber aufmerksam an und signalisierte, er höre zu. „Ihr habt mich entführt – zu meinem eigenen Schutz - weil mein Freund, Baron Iron Winshester der XII, plant, mich zu töten, damit er eigene Vorteile geltend machen kann?“ „So ist es.“ „Und wisst Ihr, welche Vorteile er geltend machen will?“ „Könnte Ihr es Euch nicht denken?“ „Bitte, Sir Isaac. Helft mir auf die Sprünge.“ Leichte Aggression fiel in diesen Satz, dem Orphe versuchte die Schärfe zu nehmen, indem er ein leichtes Nicken folgen ließ. „Es gehen Gerüchte um – und ich weiß, sie gefallen Euch nicht und scheinen Euch nicht glaubhaft – dass Baron Iron Winshester der XII Mitglied einer Organisation ist, die sich „Corporate Sociality Response“ nennt. Die Ziele dieser Einheit, sowie die Mitglieder sind absolut geheim. Ein Informant jedoch – und ich vertraue ihm total – hat mir mitgeteilt, dass es zu ihren Zielen gehört, Euch zu töten. Und nicht nur Euch. Erinnert Ihr Euch an Baron Ferdinand von Tun?“ Orphe runzelte die Stirn, überlegte einen Moment, ehe er vage und vorsichtig behauptete: „Der Mann, der bei einem Wanderausritt vom Pferd fiel und sich das Genick brach?“ „Ihr wisst um die Reiterkunst des Barons?“ „Ich bekam mit, dass er ein guter Pferdekenner war und einige behaupteten, er könne mit ihnen kommunizieren.“ „In der Tat. Er besaß äußerstes Geschick im Umgang mit Pferden und war so sicher auf dem Pferderücken wie sonst keiner!“ Eine kurze Stille trat ein und Orphe dachte über die Worte nach, die gerade gefallen waren. „Wollt Ihr damit behaupten, dass er ermordet wurde?“ „Ich behaupte nur, dass er nicht derart unglücklich gestürzt sein konnte. Schon gar nicht auf Fanaste. Die Stute war ihm treu ergeben. Die beiden waren psychisch gesehen, ein Geist!“ Isaacs Worte irritierte Orphe und ließen leise Zweifel anklingen. „Darf ich Euch auf noch einen Fall aufmerksam machen?“ „So sprecht.“ „Nördlich, in Caxphinaux ist eine junge Frau auf einem Markt erstochen worden. Man ließ es wie einen Straßenräuber aussehen.“ „Und, kann es nicht rein theoretisch ein Zufall gewesen sein?“ Doch dann stutzt Orphe und er versuchte sich an einen Mordfall von vor gut zwei Jahren zu erinnern. Isaac gab ihm die Zeit, selbst darauf zu kommen. „Lady Claudine Payé!“ „Richtig. Sie war die einzige Tochter von André Payé und Nadine Payé. Sie sind beide zu alt, um noch Kinder zu kriegen und da sie keine lebenden Verwandten haben, geht das gesamte Vermögen und ihre Macht an einen gewissen Paul Sacré.“ „Ist er ein Mitglied von „Corporate Sociality Response“?“ „Möglich.“ „Dann versucht diese Organisation also über eine lange Zeit Morde zu begehen, um dadurch Macht und finanzielle Mittel zu erhalten?“ „Sie versucht es nicht, sie tut es. Und es ist für intrigante Menschen ein Spiel, Verflechtungen entstehen zu lassen und sie über Jahre hinweg auszubauen. Sie sind dabei, etwas zu errichten, ein neues Zeitalter mit monarchischer Stellung, wie mir scheint. Es wird ein Erbe an ihre Kinder sein und die geben es dann an ihre Kinder weiter und so weiter.“ „Das klingt mir sehr hochgegriffen.“ „Und doch lese ich Zweifel in Euren Augen. Seid nicht dumm. Wehrt Euch nicht gegen diese Möglichkeit!“ Isaac fasste Orphe bei den Armen und zwang ihn, aufzusehen. „Vielleicht habt Ihr Recht, vielleicht ist es so. Aber wir wissen es nicht mit Sicherheit.“ Wieder trat kurzes Schweigen ein, doch dass Orphes Augen dunkler wurden, gefiel Isaac nicht. „Es gibt allerdings einen Weg, schlauer zu werden.“ Der Dunkelhaarige realisierte die Worte seines Gegenübers nicht sofort, doch als er verstand, was Orphe damit sagen wollte, schüttelte er, diesen Vorschlag belächelnd, den Kopf. „Nein, das halte ich für keine gute Idee!“ „Das ist mir egal. Wir müssen Klarheit erlangen und das geht nur auf diese Weise!“ Die blauen Augen ließen keinen Widerspruch zu und Isaac wusste in dem Moment, dass er keine Chance hatte zu protestieren. Zumindest für den Moment würde er klein beigeben. „Also schön. Wir werden dieses Spiel mitspielen.“ „Gut.“ Orphe wandte sich um und ging zur Hütte zurück, drehte sich jedoch noch einmal um und lächelte Isaac kalt an, wobei die Kälte nicht ihm galt, sondern seinen Worten: „Ich bin ein guter Spieler und ich werde herausfinden, ob Iron versucht mich zu töten und gnade ihm Gott, wenn das die Wahrheit ist!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)