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Ode an...

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3. Kapitel

„Ich wollte Euch nicht verletzten, geschweige denn entführen.“

Wieder diese Kälte, die üblichen Floskeln.

„Aber du hast es getan“, antwortete der Blonde ihm Stillen. Meine Güte, wie musste er jetzt wirken? Zersauste Haare, zerrissene Kleidung, überall irgendwo etwas Blut und dazu, wie unpassend, die arrogante Haltung.

„Seht, es war ein Attentat auf Euch geplant. Der Drahtzieher des Ganzen war Baron Iron Winshester der XII. Er ist ein guter bekannter Eures Vaters gewesen, deswegen werdet Ihr es wahrscheinlich für Irrsinn halten…“

„Ja, genau das ist es auch, denn Baron Iron Winshester der XII würde so etwas niemals wagen! Wir sind Freunde.“

„Ja, das hatte ich auch angenommen, doch durch ein Gerücht aus der Gasse ließ ich Vorsicht walten und ließ ihn beschatten.“

„Was? Ihr habt ihn beschatten lassen?!“

„Seid nicht so empört, dazu habt Ihr kein Recht!“

„Natürlich habe ich ein Recht dazu! Habt Ihr Beweise für Eure hohen Anschuldigungen? Das könnte Euch ansonsten den Kopf kosten.“

„Das Risiko werde ich wohl eingehen müssen und bis ich die benötigten Beweise nicht gefunden habe werde ich Euch keine Sekunde aus den Augen lassen.“

Orphe blickte ihn herablassend und wütend an.

„Als wenn Ihr den Anspruch auf meine Person erheben könntet. Ich bin weder Euer Sklave noch Euer Freund. Mich hält nichts mehr bei Euch.“

Beinahe wirkte Isaac traurig, dann raffte er sich jedoch auf und blickte ebenso zornig drein.

„Vielleicht eine Unverschämtheit meinerseits, aber ich werde mich nicht ewig bei Euch entschuldigen. Ihr werdet mich begeleiten, ob nun freiwillig oder mit Gewalt!“

Im richtigen Moment nahten die Reiter, die Orphe zuvor so schemenhaft erkannt hatte.

Alle trugen das Wappen des hohen Adels Lubikiat, ein Dolch, an dessen Klingen, wie es schien, das Blut des Feindes herab lief. Schwarz und weiß wurde das Wappen gehalten, ohne viele Verzierungen.

Der Onkel von Isaac Cabendish trug den Namen Herzog Bundik Lubikiat viele Jahre lang und übergab ihn schließlich, vor seinem Ableben, seinem Neffen, den er immer schon bevorzugt behandelt hatte. Der alte Herr war kinderlos geblieben, aber mit einer Frau gesegnet gewesen, die alles in den Schatten stellte. Nicht ihr Aussehen war so beeindruckend, nein, sie zog mit ihrem Mann in jede Schlacht und starb auch zusammen mit ihm auf dem Schlachtfeld, in dem Kampf um Uwagay, einem östlich gelegenen Gebiet, dass von mehreren Aufsässigen, die gegen den Adel waren, eingenommen wurde. Letztendlich wurde die Schlacht, nachdem Isaac das Zepter übernommen hatte, gewonnen, doch der Tod des Ehepaares Lubikiat ließ lange Zeit traurige Gesichter zeigen.

Isaac schwang sich auf den Rücken des Pferdes, dass ohne Reiter mitgeführt wurde.

Seine Beinen trieben das Pferd, einen braunen Wallach, dessen schwarze Mähne ihm in die Augen fiel, bis zu Orphe, dann hielt er an und streckte die Hand nach ihm aus.

„Ich habe doch gerade wohl sehr deutlich gemacht, dass ich Euch nicht begleiten werde!“

Die Reiter schienen wenig an seiner Person interessiert zu sein und benahmen sich unscheinbar, so, als würden sie weder Ohren, Mund noch Augen haben.

„Ja, das erwähntet Ihr.“

Isaac, nein, Sir Isaac Cabendish Lubikiat, tat ja geradezu so, als wäre es nur nebenher gesagt worden, unwichtig.

Doch noch während er diesem Gedanken folgte, umschlang ihn Isaacs linker Arm und zog ihn zu sich auf das Pferd.

„Das ist eine Frechheit! Das ziemt sich nicht! Augenblicklich lasst Ihr mich herunter!“

Doch der Braunhaarige lachte bloß belustigt und trieb sein Pferd zu einem wilden Galopp an. Damit war der Protest vorerst beendet.

Man musste schon ein guter Reiter sein, um nirgends hängen zu bleiben und sein Pferd so zu manövrieren, dass keines über eine Baumwurzel stolperte.

Das musste Orphe ja zugeben: Es waren alles drei sehr gute Reiter, aber seine Bewunderung hielt nicht lange an. Er kam sich wie ein Sklave vor, dem es nicht gewehrt wurde zu sprechen. Obwohl das falsch war. Er konnte sprechen, nur wurde er geflissentlich ignoriert.

Seine Finger krallten sich in die schwarze, dichte Mähne. Das Tier wirkte wie ein Wildpferd. Ob es das war?

Aber er sah so zahm aus, als würde man es leicht unter Kontrolle halten können.

Der Ritt hielt lange Zeit an und Orphe spürte seinen Allerwertesten kaum noch.

Er saß zwar rittlings, aber zum Teil doch auf Isaacs Schoß.

Der Wind war erfrischend, aber es dämpfte nur etwas den Schmerz der vielen offenen Wunden.

Er brauchte Wasser zum Waschen und zum Trinken das sah dann auch wohl Isaac unaufgefordert ein, als er nach dreistündigem Ritt an einem kleinen Bach anhielt und zuerst Orphe hinunter gleiten ließ, dann sich selber aus dem Sattel hievte.

Seine Glieder waren schon ganz steif, aber die Verlockung des kühlen Nass war einfach zu groß, als dass er hier Wurzel schlagen wollte.

Er fiel auf die Knie und tauchte mit beiden Händen ins Wasser, formte eine Schale und schmiss sich das Wasser ins Gesicht. Das machte er zwei weitere Male, ehe er große Schlucke nahm, begierig trank.

Seine Kehle war so trocken gewesen, wie noch nie in seinem Leben.

Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn sich um 45° nach links drehen. Ohne ein Wort wurde Orphe von einem der Reiter in einen langen Mantel gehüllt.

„Ihr kühlt sonst aus“, begründetet er seine Antwort, verneigte sich kurz und verschwand dann wieder.

Seltsam.

„Wir müssen weiter“, stellte sein einstiger Freund klar.

Wie der Jüngere sah waren schon alle wieder zu Pferd, Isaac auf dem Braunen, die beiden anderen auf zwei Füchsen, scheinbar edle Tiere aus dem Fernen Westen.

„Ich werde das Laufen vorziehen!“

„Wirst du nicht!“

Was denn nun? Jetzt wieder so vertraut? Konnte sich dieser ach so edelmütige Herr auch einmal entscheiden?

Aber es kam nichts mehr, kein weiteres Wort, denn manchmal sagten Taten mehr als Worte. Wieder wurde Orphe gegen seinen Willen auf das wilde Tier gehoben.

„Sie können nicht ständig meine Autorität untergraben!“

„Kann ich nicht?“ Wieder dieser belustigte Tonfall.

Doch dann wurde alles still. In der Nähe konnte man Hufe hören. Es schien, dass jemand noch waghalsiger war und noch schneller durch diese Gegend ritt, in diese Richtung.

Es war ein einzelner Reiter, der oben auf dem Hügel erschien.

Als er die Truppe erblickte spornte er seinen Schimmel ein letztes Mal an und hielt mit einem gewagten Stunt knapp vor Isaac. Der Reiter trug das Wappen der Lubikiat. Er hatte schwarzes Haar, das hinten zu einem Zopf gebunden war und stahlblaue Augen. Den Körperbau konnte er nicht einschätzen, da dieser Mann vom Hals abwärts in einen ebenso langen schwarzen Mantel wie er selbst gehüllt war.

„Ihr müsst kommen, schnell. Winshester scheint etwas zu planen!“

Keine Sekunde verlor Isaac, als er nach einem der Reiter rief. Orphe glaubte „Morgan“ zu verstehen.

Wie ein Packet wurde er an den anderen Reiter übergeben, der ihn nicht rittlings nahm, sondern ihn seitwärts setzte, sodass er ihn mit einem Arm festhalten, mit der anderen das Pferd führen konnte.

Keine Verabschiedung, kein Wort mehr. Die Truppe ritt im Duo in verschiedenen Richtungen.



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