Zoff und Liebe von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Gefangenschaft ------------------------- "Aah..." Musica wachte mit schrecklichen Kopfschmerzen auf und fand sich in einer Art Kerker wieder. Es war feucht und dreckig und zwischen den Gitterstangen, die knapp einen Meter vor ihm aus dem Bogen ragten, huschten sowas wie große Ratten hindurch. Stöhnend richtete er sich auf und rieb sich den Kopf. Seine Finger tasteten über eingetrocknetes Blut. Als er sich jetzt umsah kam ihm seine Zelle noch dreckiger vor als wenige Sekunden zuvor. Jetzt entdeckte er auch eine kleine Pritsche in einer Ecke und in der gegenüberliegenden stand ein kleiner Schemel. Auf dem Bett lagen zwei ebenso schmutzige Laken und auf dem kleinen Schemel gegenüber stand ein minimaler Teller. Darauf wiederum sah er eine kleine Schale mit einem Apfel und einen Becher, in dem eine Flüssigkeit war, wahrscheinlich Wasser. "Na? Bist du wach?" Die Stimme, die diese Worte sprach, war voll Spott. Und sie gehörte einer Frau. Musica entdeckte sie auf der anderen Seite der Gitterstäbe, sie saß auf einem gemütlichen, mit Samt bezogenen Sessel. "Wo... wo bin ich hier?" fragte er mit einer rauen Stimme, die nach einem Schluck Wasser verlangte. Doch Musica traute der ganzen Sache nicht. "Wo denkst du denn, dass du bist?" lautete die Gegenfrage und auch hier hörte Musica wieder deutlich den Spott in ihrer Stimme. Sehnsüchtig dachte er an Melodia, an Haru und Elie, an sein Zuhause. °Aber was tu ich denn da? Ich führ mich ja auf als wär ich hier mein restliches Leben lang!° Musica strafte sich in Gedanken und hoffte, dass Gwin ohne Schaden bei Melodia angekommen war. Er bemerkte, wie die Frau eine undeutliche Handbewegung machte und ihm wurde mulmig zumute. °Was wird das jetzt?° dachte er. Ein bulliger Kerl mit einem dicken Seil in der Hand kam und schloss die Zelle auf. Mühsam richtete sich Musica auf. "Was... was willst du?!" fuhr er den grimmig schauenden Kerl an, der ihn jedoch nicht beachtete. Er kam einfach auf ihn zu, nahm seine Hände, drückte ihn mit dem Rücken zur Wand und band seine Hände mit dem Seil fest zusammen, so fest, dass Musicas Arme schmerzten. So gefesselt nahm er ihn brutal an den Schultern und trat ihn aus der Zelle raus. Musica stolperte und fiel hin, direkt vor die Füße der Frau, die noch immer gemütlich auf dem samtenen Sessel saß. "Nana! Was soll denn das?" fragte sie mit einem spöttischen Lächeln. Musica wurde von dem Wächter wieder hochgezogen. Er holte mit aller Kraft aus und trat der Frau gegen ihr Bein, die daraufhin laut aufschrie. "Du... Du Mistkerl!" fauchte sie. Sie gab dem bulligen Kerl hinter Musica einen Wink und dieser zwang ihn brutal in die Knie. Er riss seinen Kopf zurück und Musica sah direkt in ein spöttisch lächelndes Gesicht. "Du hast Kraft..." säuselte sie und rieb sich ihr schmerzendes Bein. "Das muss ich schon zugeben - Aber heb dir deine Kraft lieber für später auf!" Sie winkte noch einmal und Musica wurde weggeschleift. Er fand sich in einem Büro wieder, ein prunkvoll eingerichtetes Büro, für Musicas Geschmack ein ZU prunkvoll eingerichtetes Büro, dessen Besitzer sicherlich mehr als genug Geld besaß und keine Scheu besaß dies auch allen klarzumachen. Musica wurde bei diesem Anblick wieder an den vorigen Tag erinnert, als Haru und er in einem ähnlich protzigen Büro standen. °Haru... Verdammt, ich hoffe nur ich komm hier heil raus!° Musica dachte nach, wie er aus diesem Schlamassel entkommen konnte. Doch seine Gedanken wurden unterbrochen. "Ja, wen haben wir denn da?" tönte eine schneidende Stimme vor ihm und Musica sah auf. Er blickte direkt in ein Gesicht mit einem kurzen Bart am Kinn und eisblauen, kalten Augen. "Dich kenn ich doch..." Stirnrunzelnd betrachtete ihn der offensichtliche Besitzer dieses prächtigen Büros. "Dein Name ist doch Musica, nicht wahr? Ich habe schon öfters von dir gehört..." Kalte Augen musterten Musica abwertend. "Ich habe auch schon von deinen ... Fähigkeiten gehört. Stell sie uns doch einmal zur Schau!" Auch er beherrschte diesen ungeduldigen Wink und Musica wurde wieder davongeschleift. Diesmal auf einen offenen Platz, wo ihm auch seine provisorische Handfessel wieder abgenommen wurde. Misstrauisch sah er sich um und entdeckte auch bald seinen Gegner. Er war ein Mann, eher klein und unscheinbar. Er hatte ein schlichtes graues Gewand an und weder goldene Ringe an den Fingern noch dicke Goldketten um den Hals. Und er stand genau auf der anderen Seite des kreisartigen Platzes. Mit einem weiteren Blick konnte Musica auch eine riesige Menschenmasse und den Mann aus dem Büro wiedererkennen, er saß neben der Frau im Kerker und einigen anderen Personen auf einer Art Tribüne. Nun stand er auf und rief mit lauter Stimme: "Liebe Bürger, liebes Volk..." begann er und erntete viel Gelächter. Grinsend fuhr er fort: "Ich präsentiere Musica! Sicher werden einige von euch schon etwas über ihn gehört haben..." Eine Welle des Staunens ging über die Zuschauer und wieder grinste der offensichtliche Herrscher über dieses Volk. "Nun, ich will nicht lange drum rumreden, lasst uns beginnen!" Ein weiterer Wink. Und Musica war ein weiteres Mal an diesem Tag zu langsam. Aber diesmal nur fast. Denn er hatte seinen Gegner, der bei dem Wink sofort auf ihn zugestürmt war, bemerkt und konnte ausweichen. Angestrengt achtete Musica auf seine Abwehr und teilte auch selbst Schläge auf seinen flinken Gegner aus, doch nach weniger als einer Minute musste er in die Verteidigung übergehen. °Verdammt! Der Kerl ist mir zu schnell!° Belustigt starrten ihn die Zuschauer an und freuten sich, als sie sahen wie Musica langsam aber sicher zu Boden ging. Mit Gwins Hilfe fand Haru bald die Stelle, an der Musica überfallen worden war und er sah sich um. Als er leise Stimmen näher kommen hörte, verschwand er schnell selbst in einem Busch und beobachtete die Gestalten, die näher kamen. Eine war groß und hager und die andere klein und ziemlich rundlich. Die beiden redeten laut miteinander, doch als sie nur noch wenige Meter vor Harus Versteck standen, blieben sie stehen und sahen sich mit wachsamen Augen um. Schließlich gingen sie in Abwehrstellung und der kleinere fixierte mit seinen Schweinsaugen den Busch, hinter dem Haru hockte. "Komm raus, Kleiner! Keine krummen Dinge!" Er hatte eine schleimige Stimme. Überrascht stand Haru auf. Er wunderte sich, warum die beiden ihn gefunden hatten. Da bemerkte er, wie der große Kerl auf irgendetwas hinter ihm starrte. Schlimmes ahnend fuhr Haru herum... ... und er sah den Schlag noch kommen. Die beiden Männer grinsten zufrieden, als Haru, vom Schlag des Dritten getroffen, zu Boden sank. "Und noch einer! Hoffentlich hat der auch so viel Kohle bei sich wie der andre!" schnarrte der Mann, der hinter Haru gelauert hatte und der große hagere Klotz lachte dumm. Als ihn der kalte Blick des kleinen mit der schleimigen Stimme traf, verstummte er schlagartig. Ohne auf den Befehl zu warten packte er Haru und warf ihn sich über die Schulter. Das große Schwert nahm er mit der anderen Hand und so beladen, schlug er mit den andren den Weg zum Lager ein. Das letzte was Musica hörte, bevor er hart auf dem Boden aufschlug, war das Gelächter des Volkes und das letzte was er sah, das fiese und zufriedene Grinsen seines Gegners. Erst als er die letzten Stufen zum Kerker hinuntergeschleift wurde, erlangte er das Bewusstsein wieder. Offensichtlich war man ihm nicht so feindlich gesinnt wie er dachte, denn als seine Augen sich an das dumpfe Licht der Öllampen gewöhnt hatten, bemerkte er einen Verband an seinem Arm. Und nicht nur dort, überall wo er Verletzungen vom Kampf davontrug, fand sich nun ein Verband wieder. Vor der Zellentür stand natürlich noch immer der samtbezogene Sessel und darauf saß schon wieder diese unausstehliche Frau. Sie grinste fies und warf einen spöttischen Blick in seine Zelle. "Na, freust du dich? Du hast Gesellschaft bekommen!" spöttelte sie und ließ ein lautes Lachen hören. Misstrauisch starrte auch Musica zwischen den Gitterstäben hindurch, während der Wächter, der ihn auch jetzt wieder begleitet hatte, die Zellentür aufschloss. Nur schwach konnte Musica den Umriss eines Menschen erkennen. Und er strengte seine Augen an. Und dann stieß er einen Schrei aus. "HARU!" Der Wärter stieß ihn grob in die Zelle und sperrte von außen die Tür wieder ab. Die Frau lachte laut, doch Musica interessierte sich nur für seinen Freund. Haru war bewusstlos, offensichtlich hatte auch er einen Schlag auf den Kopf bekommen. Der Wärter fiel indessen in das grauenhafte Lachen dieser grauenhaften Frau ein und Musica hörte im Hintergrund, wie er und sein Lächeln sich entfernten. Er warf einen Blick auf den Stuhl draußen vor der Kerkertür. Die Frau war aufgestanden. "Es tut mir leid dir das sagen zu müssen..." säuselte sie vergnügt und kam Musica dabei vor wie ein kleines Schulmädchen. "... Aber ich muss jetzt leider weg. Mein Vergnügen endet, ich werde gebraucht! Aber ich werde dir und deinem Freund jemanden herunterschicken, damit auch ihr beide noch Spaß habt..." Mit einem amüsanten Lächeln stolzierte sie die Treppe hinauf und Musica und Haru waren allein. Stille. Musica lauschte, doch er hörte nichts als Atmen. Sein und Harus Atmen. "Scheiße!" schrie Musica auf einmal, sprang auf und schlug mit den Fäusten gegen die Wände, gegen die Zellentür und gegen die kleine Pritsche. "Hör auf! Bei diesem Höllenlärm weckst du noch das ganze Höllenloch hier auf!" Musica hielt inne. "Haru?" fragte er ungläubig. "Siehst du doch! Mann, hab ich Kopfweh... Wo sind wir hier überhaupt??" Haru hatte sich aufgerichtet und rieb sich nun, genau wie vorher schon Musica, den schmerzenden Kopf. Musica schüttelte stirnrunzelnd den Kopf, sah Haru an und ... ... lachte. Und Haru fiel in sein Lachen mit ein und die beiden lachten, bis sie aus Atemnot keuchend am Boden lagen und schnauften wie nach einem Marathon. "Aaah... Das hat gut getan!" seufzt Haru zufrieden. "*Räusper* Äääh... Hallo?" hörten sie da auf einmal eine zaghafte Stimme. Überrascht blickten Haru und Musica auf. Vor ihrer Zellentür stand ein junges, hübsches Mädchen. Sie sah verlegen aus und trug in ihren Händen einen Krug Wasser und einen Teller mit Essen. Und an ihrem kurzen Rock baumelte ein dicker Schlüsselbund. Nach diesem fummelte sie nun, nachdem sie Teller und Krug auf dem Boden abgestellt hatte. Einige Sekunden lang suchte sie angestrengt nach dem richtigen Schlüssel, mit dem sie dann auch rasch die Tür aufsperrte. "Also... äh... hier hab ich für euch Wasser ... und ein bisschen zu Essen ... Und ... äääh ... Die Lady hatte noch gesagt ich solle ein wenig hierbleiben ... und ... ähm ... Ihnen Gesellschaft leisten..." Sie lächelte verlegen und wurde dabei rot. Dann nahm sie den Krug in die eine Hand, den Teller in die andere und ging durch die Tür hindurch auf sie zu. Haru und Musica starrten einen Moment lang hoffnungsvoll zur Tür, doch nachdem das Mädchen ihre Sachen abgestellt hatte sperrte sie die Tür wieder ab. Von Innen. Und den Schlüssel warf sie durch die Gitterstäbe nach draußen. "Waah!! Was tust du da??" schrie Haru. Schon wieder rot geworden murmelte das Mädchen: "Nun ja, die Lady hat gesagt ich solle das machen... Es wird jemand kommen und wieder aufsperren." Damit setzte sie sich neben die Tür und lehnte sich dagegen. Haru starrte hungrig auf den Teller, auf dem nur ein Apfel und ein Stück Brot lagen. "Ist das Zeug hier eh nicht vergiftet oder so?" fragte Musica misstrauisch, während Harus Augen bereits an den Sachen klebten. Das Mädchen zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht ... Die Lady hat es mir gegeben." Musica seufzte. "Na, dann muss es jemand probieren... Wie wärs mit dir, Kleine?" Scherzhaft grinste er das Mädchen an, das natürlich sofort wieder rot anlief. "Wa... was? Ich?" fragte sie verdutzt. Dann schien sie mit sich selbst zu ringen. Auf einmal stand sie tatsächlich auf, ging zu dem Schemel, auf dem sie den Teller abgestellt hatte, und brach sich ein kleines Stück Brot ab, welches sie sich auch gleich in den Mund schob. "Was machst du?? Ich hab doch nicht gesagt, dass du es wirklich machen sollst! Das war nur ein Scherz, kapiert?" Musica war verblüfft. Und Harus Augen klebten weiterhin auf dem Apfel. "Nun ja ... die Lady hat mir gesagt ich soll Ihren Befehlen keinen Widerstand leisten ..." antwortete die Kleine zaghaft. "Welche Lady? Und warum redest du mit uns, als ob wir über dir ständen? Wir sind Gefangene, schon aufgefallen?" Dem Mädchen war der zornige Unterton in Musicas Stimme nicht entgangen und nun sah sie aus, als ob sie jeden Moment zu weinen anfangen würde. "Es ... es tut mir Leid! Das ... hab ich nicht gewusst." schluchzte sie und schon rannte ihr eine Träne die Wange hinab. "Was machst du Musica? Du kannst die Kleine doch nicht so erschrecken!" Stirnrunzelnd betrachtete Haru das Mädchen. Musica seufzte. "Na gut. Ich habs nicht so gemeint." Er wartete einen Moment, bis sich das Mädchen wieder beruhigt hatte. "Erzählst du uns, welche Lady du meinst?" er bemühte sich freundlich zu klingen. "Welche Lady?" irritiert wiederholte das Mädchen seine Frage. "Ihr kennt sie doch!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)