Eins Und Eins Macht Zwei von abgemeldet (Ryuichi x Shuichi) ================================================================================ Kapitel 24: Tick ---------------- Serie: Gravitation Arbeitstitel: Eins und Eins macht Zwei Kapiteltitel: Track 24: Tick Teil: 24/mindestens 32 =) Pairing: Ryu-chan x Shu-chan Warnungen: depri, angst, gewalt, ganz leichtes silly Disclaimer: nix meins…;_; Kommentar: @Micky: Danke schöööööööööööööööön fürs betan und den Titel! *knuddel* \(^-^)/ *verbeug* n(_ _)n *smile* @Leser und Kommentatoren: Danke fürs Lesen und die ganzen Kommis! ^-^ *sich über alle freu* *auch verbeug* Das Kapitel ist nicht so schlimm wie das letzte…^^° Auch wenn es etwas krank ist XD Na ja, viel Spaß beim Lesen! „Bist du sicher, dass du schon wieder arbeiten gehen kannst?“, fragte Shuichi, der die Wohnungstür abschloss und seinen Freund besorgt musterte. Ryuichis Gesicht war blass, er wirkte schmal und kränklich. Der Grünhaarige hatte tiefe Augenringe und sein Haar war dumpf. „Du siehst gar nicht gut aus. Außerdem ist es erst eine Woche her, dass... Na ja, du weißt schon. Und du warst doch krank, dir geht’s doch noch gar nicht wieder gut...“, stammelte er. „Keine Sorge, Shuichi. Ich muss mich nur etwas ablenken. Das geht schon. Ich muss mir nur wieder klar darüber werden, dass die Menschen, die sterben für immer über ihre Familie wachen und ewig bei ihr bleiben werden...“, wisperte er. Dunkle Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht und verdeckten seine Augen fast vollständig. „Genau wie mein richtiger Vater und meine Mutter noch immer bei mir sind...“ „Ryuichi...“, flüsterte der Kleinere, trat auf den Älteren zu und wollte ihn geradewegs in eine Umarmung ziehen, da kam Ryuichi ihm schon zuvor. „Du musst sehr gut auf dich aufpassen, Shu-chan...“, flüsterte er und schmiegte sich fest an den Körper des Jüngeren. „Versprich mir das. Du bist doch alles, was mir noch geblieben ist...“ Shuichi nickte, erwiderte die Umarmung und schmiegte sein Gesicht in die Halsbeuge des anderen. Er atmete gegen die blasse, weiche Haut seines Freundes, spürte schon bald, wie sich jedes noch so kleine Härchen empor bewegte... Als Ryuichi, wie es seine Pflicht war, die Nachtwache bei der Toten vollzogen hatte, war Shuichi zu ihm gekommen und hatte ihm die ganze Zeit beigestanden. Shuichi hatte ihm geholfen, sich von ihr zu verabschieden und ihm deutlich zu verstehen gegeben, das er für ihn da ist, egal, was auch immer passiert. „Ich bin jetzt alles für dich. Nicht nur dein Freund, auch dein Bruder... Wir sind eine Familie, Ryuichi. Und meine ganze Familie ist auch deine Familie. Verstehst du?“, hatte er ihm in dieser Nacht gesagt. Auch wenn es nicht den Anschein hatte, hatten ihm diese Worte sehr geholfen, genau wie Shuichi selbst, der sich die ganze Zeit aufopferungsvoll um ihn gekümmert hatte. Dieser hatte sich nun aus der Umarmung gelöst und strich dem Älteren die Haare hinter dessen Ohr. „Schwarz steht dir nicht, Ryuichi, es macht dich so alt...“, wisperte er, blickte den schmalen Körper entlang hinauf zum Gesicht des Älteren. Eigentlich stimmte das nicht, es stand ihm sogar hervorragend, doch Shuichi musste einfach hin und wieder spitze Kommentare loslassen. Mit Erfolg, Ryuichis Mundwinkel formten sich zu einem Lächeln. Shuichi beglückte dies. „Sehr schön, so gefällst du mir gleich doppelt so gut!“, schnurrte er, richtete ihm dem anderen den Hemdkragen und knöpfte den obersten Knopf auf. „Was wird das?“ „Hm...“, meinte der Kleine und musterte ihn akribisch. „Du siehst so absolut ernst aus... Kannst du nicht wenigstens Kumagoro mitnehmen? Oder zieh doch noch diesen hässlichen gelben Pulli über...“ „Was, du findest meinen gelben Pulli hässlich?“ Shuichi errötete ein bisschen, nickte dann. „Wieso findest du ihn hässlich?“ Ryuichi konnte gar nicht mehr darüber fertig werden. Das hatte ja noch nie jemand zu ihm gesagt. „Ich weiß nicht. Muss ich alles mögen, was du trägst? Du kannst ihn ja auch anziehen. Dann würdest du wenigstens nicht so traurig aussehen...“ „Ich bin aber traurig... Und dass ich den gelben Pulli noch mal anziehe, kommt wohl auch nicht mehr in Frage...“, meinte er nachdenklich. „Wieso denn nicht? Nur weil ich gesagt habe, dass er mir nicht gefällt? Das wird ja wohl noch erlaubt sein…“, meinte er mürrisch. Beide verließen die Wohnung, gingen die Treppen hinab und liefen schweigend nebeneinander den Fußweg entlang. „Sag mal, ignorierst du mich jetzt, oder was?“, fragte Shuichi und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Du verträgst wohl keine Kritik… Man wird ja wohl mal sagen dürfen, was einem nicht passt…“, maulte er. Ryuichi pulsierte eine Ader auf der Stirn. „Da musst du ja nicht gleich so sein… Das find ich echt nicht in Ordnung von dir.“, fügte er hinzu. Ryuichi stoppte. „Achja? An dir gefällt mir auch einiges nicht, und? Sag ich dir das ständig? Aber vielleicht sollte ich es mal tun, wenn es dir so gut gefällt!“, keifte er zurück. Er dachte an seinen tollen gelben Pullover und legte die Stirn in Falten. „Du glaubst wohl, du bist perfekt, oder was?“ „Das hab ich nicht gesagt!“ „Ach nein?“ „NEIN!“ „Pff…“ „Etwas Kritik wird ja wohl erlaubt sein, oder nicht?“ „Gut, wenn du Kritik willst, kann ich dir aber auch welche geben! Also: Du machst beim Klavierspielen überhaupt keine Fortschritte, hinterlässt andauernd das Badezimmer im Chaos, trennst den Müll nicht, schläft so gut wie nie mit mir, übersiehst beim Abwaschen immer die Hälfte der Essensreste am Besteck, pennst manchmal mitten beim Küssen ein und du schneidest dir immer dann die Zehnägel, nachdem ich stundenlang sauber gemacht habe. Außerdem bist du viel zu gutmütig, du magst Leute, die dich eigentlich abgrundtief hassen, du bist naiv, störrisch, dickköpfig und du läuft manchmal wie eine Schlampe herum... Und da erzählst du mir etwas von meinem gelben Pulli, der sieht wenigstens ordentlich aus!“, schnellte es aus ihm heraus. Er schnaufte. „Und was das Schlimmste ist, du hast pinkfarbene Haare, obwohl ich sie dir eigentlich schwarz gefärbt habe, ich meine, wie kann das funktionieren? Du wiegst viel zu wenig, redest den ganzen Tag ohne Unterbrechung, isst entweder tagelang gar nichts oder du frisst wie ein Scheunendrescher, du kannst einen so richtig um den Finger wickeln, zutexten, heulst andauernd und tust nie, was ich dir sage, auch wenn es nur zu deinem Besten ist. Achja, und du bringst dich selbst andauernd in irgendwelche Dummheiten und manchmal… nervst du wirklich! Das ist nicht lieb!“ Shuichi starrte ihn mit tellergroßen Augen an, die sich langsam aber sicher mit Tränen füllten, je mehr Worte Ryuichis aufgebrachte Lippen verließen. Der endete seinen Redefluss und schluckte. Shuichi begann zu brodeln, wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbrechen stand. „Du….“, keifte er und schon strömten Tränen seine Wangen hinab. Also nervte er Ryuichi? Na großartig. Erst nervte er Yuki und nun auch schon Ryuichi, dessen Geduldsfaden mit ihm aus Stahl zu sein schien? Er schüttelte den Kopf und schluchzte. „Du bist ja so gemein!“, schniefte er, drehte sich um und rannte fürchterlich laut heulend davon. Ryuichi blickte ihn mit großen Augen hinterher. „Hey! Ich hab noch was vergessen: Du verträgst selbst nicht das kleinste Bisschen Kritik!“. meinte er und seufzte. Was war er nur für ein Idiot. Warum hatte er ihm das nur so an den Kopf geworfen, obwohl er wusste, wie sensibel Shuichi reagieren konnte. Er wusste selbst nicht, wieso er so aggressiv war, denn wenn er es recht überlegte, liebte er Shuichi doch gerade auch wegen seinen kleinen Fehlern. Shuichi war doch sein süßer, kleiner, verspielter Dummkopf. Er war sein naives rosa Wuschelköpfchen und dass er so störrisch und dickköpfig war, machte ihn nur liebenswerter. Warum verletzte er den einzigen Menschen, den er noch hatte? Wieso tat er das nur? Er verstand sich selbst nicht. Aber auf jeden Fall musste er sich bei Shuichi entschuldigen. So schnell es ging. Ryuichi hoffte, ihn in der NG Productions zu finden, schließlich hatten sie noch eine Menge Arbeit nachzuholen… Schleunigst begab er sich auf den Weg dorthin und wurde gleich am Glaseingang von einer besorgt dreinblickenden Noriko empfangen. Sie rannte auf ihn zu und schmiss sich ihm in die Arme. „Oh, es tut mir ja so schrecklich leid, Ryuichi...“, wisperte sie mit Tränen erstickter Stimme. „Wie geht es dir?“ Der Grünhaarige strich ihr über den Rücken. „Besser, danke...“, wisperte er, drückte sie dann etwas von sich und blickte sie an. „Oh Gott, du siehst schrecklich aus.“, meinte sie, zupfte ebenfalls an seinem Hemd herum. „Da bist du schon die Zweite, die mir das sagt...“ „Wieso? Hat Shuichi...“ „Ja, hat er... Nur hab ich ihn darauf hin angeschrieen. Hast du ihn zufällig gesehen, ich glaub ich hab ihm Dinge gesagt, die nicht sonderlich nett waren.“ „Oh, wie kam es denn dazu?“, meinte sie, hakte sich bei ihm ein, während sie sich in den nächsten Konferenzraum begaben. „Ach, er meinte nur, ich soll meinen hässlichen gelben Pulli doch lieber anziehen, als diese schwarze Kluft...“ „Oh, er findet den Pullover also auch hässlich...“ „Was heißt hier denn auch?“, keifte er sie an. Sie winkte sofort ab. „Ach, nichts...“ Oje, dieser dämliche Pullover schien ja ein empfindliches Thema bei Ryuichi zu sein… Noriko lief ein Schweißtropfen die Schläfe entlang. „Hast du Shu-chan nun gesehen?“ „Nein, da muss ich dich enttäuschen. Aber ich steh ja auch nicht die ganze Zeit am Eingang herum. Er wird schon wieder auftauchen.“ „Das hoffe ich doch...“ „Hatschie!“, nieste Shuichi. Er zog die Beine an den Körper, dann schloss er die Augen halb. Jetzt sprach auch noch irgendjemand von ihm... Betrübt blickte aber aus dem Fenster des einsamen Konferenzraumes, in den er sich heimlich geschlichen hatte, saß auf dem Fensterbrett und beobachtete die emsigen Leute, die sich auf der Straße tummelten. Wenn er so recht darüber nachdachte, musste er wirklich ganz furchtbar sein... Das alles war ja regelrecht aus Ryuichi herausgesprudelt, also musste es ihn wohl wirklich sehr stören. Er atmete einmal schwer ein und aus, seufzte dann und ließ das Kinn auf die Knie fallen. Na ja, wie konnte er es ihm verübeln. Immerhin ging es ihm nicht sonderlich gut und er hatte seinem Ärger so ein wenig Luft gemacht. Der Ältere hatte nicht über den Tod seiner Großmutter mit ihm gesprochen. Dabei hätte es ihm vielleicht geholfen... Vielleicht war Ryuichi einfach wütend, auf sich selbst und alle, auch wenn niemand etwas dafür konnte… Doch dass er Ryuichi allem Anschein nach nervte, hatte seiner Seele wehgetan. Er schniefte. Er wusste ja, dass er ein furchtbarer Mensch war, der am besten verrecken sollte, das hatten ihm ja genügend Leute gezeigt... Aber Ryuichi… Er hatte immer gedacht, er würde alles an ihm lieben und auch seine kleinen Macken ignorieren, so wie Shuichi es auch bei Ryuichi tat. Er liebte ihn einfach genauso wie er war, mal abgesehen von diesem gelben Pullover. Aber das war ja ohnehin nur ein Stück Stoff... Er bemerkte nicht, dass jemand den Raum betrat und die Tür leise schloss. Erst, als man ihn direkt ansprach, blickte er erschrocken auf. „Na, so alleine hier?“ Seine Augen weiteten sich. „Seguchi-san...“, wisperte er. Sofort sprang er auf und nahm, wenn auch unbewusst eine Abwehrhaltung ein. Der Ältere kniete sich vor den Jungen, strich erst einmal über den Boden seiner Firma und schloss die Augen. Wie lange er schon nicht mehr hier war… Genussvoll sog er den Geruch des Parketts in sich auf, dann blickte er zu Shuichi auf und hob den Arm, führte ihn zu Shuichis Beinen und streichelte ihm über die Wade. „Es tut mir Leid, Shuichi. Ich wollte das alles nicht. Es tut mir leid, hörst du?“, wisperte er. Shuichi schüttelte den Kopf, zog dann schnell das Bein von ihm weg, als hätte er sich gerade verbrannt. „Fassen sie mich nicht an…“, wisperte er angstvoll und trat von ihm weg, lief dann langsam rückwärts, behielt dabei den blonden Firmenchef aber genau im Auge. Shuichi machte sich zur Flucht bereit und blickte zu jedem einzelnen Fenster. Ob die Tür abgeschlossen war? Seine Augen wanderten durch den Raum oder klebten an Toma. Blitzschnell stand dieser auf und blickte Shuichi fest in die Augen. „Es tut mir Leid...“, flüsterte er noch einmal tonlos, dann drehte er sich um und verließ schon beinahe panikartig den Raum. Shuichi blieb allein zurück, schüttelte den Kopf, kämpfte gegen die Tränen an, die sich in ihm anbahnten, dann rannte er ebenso aus dem Raum. Irgendetwas hatte Seguchi vor, das spürte er. Er blickte sich um, doch der Hellblonde war nirgends zu sehen. Sein Herz schlug immer schneller, als er durch die Gänge rannte. Schließlich entdeckte er Toma, welcher sich in einer Ecke im Erdgeschoss des Gebäudes zu schaffen machte und schließlich in die zweite Etage sprintete. Ob er in sein altes Büro wollte? Doch zuerst musste der Junge wissen, was das ehemalige Mitglied von NG in der Ecke versteckt hatte, also schaute er sich um, lief dann unauffällig über den Gang und zog eine kleine Tasche aus der Ecke. Verwirrt musterte er die Tasche; es war ein Markenlabel, sie sah recht sauber und neu aus, also musste er sie gerade erst gekauft haben. Sogar das Preisschild war noch daran… Was er wohl darin versteckte? Vorsichtig öffnete er den Reißverschluss und riss die Augen auf. „Oh mein Gott...“, wisperte er. Mit zitternden Händen stellte er die Tasche zurück, stand dann auf und lief los. Seine Knie schlackerten, er fiel über seine eigenen Füße, schaffte es aber zur nächsten Wand und zerdepperte mit dem Ellenbogen die kleine Glasscheibe vor dem Feueralarmknopf. Hastig drückte er diesen. Sofort ging ein ohrenbetäubender Alarm los und es dauerte auch nicht lange bis man Stimmen hörte; panische Stimmen, die auf ihn zukamen, also versteckte er sich hinter einer großen Kübelpflanze und sah zu, wie die Leute verwirrt aus dem Gebäude flüchteten, so wie sie es des Öfteren für den Notfall geprobt hatten. Minuten verstrichen, bis sich die Massen lichteten und Shuichi sehen konnten, wie sie sich verwirrt vor dem Studio versammelten, aufgeregt redeten und sich fragten, was eigentlich Sache war. Shuichi sprang auf und wollte das Gebäude ebenso verlassen, doch seine Beine trugen ihn nicht nach draußen, sondern in den zweiten Stock. Hastig rannte er die Treppen empor, nahm zwei Stufen mit einmal und hörte, als er die Treppe fast gänzlich hinaufgestiegen war, eine ohrenbetäubende Explosion. Eine Druckwelle riss ihn empor, Hitze umströmte seinen Körper, er wurde gegen die nächste Wand geschleudert, rollte sich dort zusammen und nahm schützend die Arme über den Kopf. Glas klirrte, Menschen schrieen, Rauch vernebelte Shuichis Sicht. Hustend setzte er sich wieder auf, spürte einen dumpfen Schmerz in seinem ganzen Körper, öffnete die Augen und blickte entsetzt die Treppen hinab. Alles stand in Flammen, teilweise stürzte das Gebäude in sich zusammen, das Feuer breitete sich rasant aus… Mühevoll kämpfte er sich die Treppen weiter hinauf, versuchte vor den Flammen zu fliehen, die versuchten, seine Beine zu necken… Seine Augen brannten und der Rauch reizte seine Lungen. Wie sollte er hier nur rauskommen? Und dann war da auch noch Toma. Egal, was er gemacht hatte… Shuichi konnte es nicht mit seinem gewissen vereinbaren, jemanden wissentlich sterben zu lassen… Schnell rannte er die restlichen Treppen empor und legte sich erst einmal lang, als er um eine Kurve rennen wollte, stand jedoch sofort wieder auf und erreichte das Büro seines ehemaligen Chefs. Sofort krallte er sich an die Türklinke. Es war abgeschlossen. Verzweifelt begann er, gegen die Tür zu schlagen, zu treten, warf sich immer wieder dagegen, ignorierte den Schmerz in seiner Schulter, genauso wie er die Tränen ignorierte, die aus seinen Augen liefen... „FEUER! ES BRENNT!“ „Schnell, holt die Feuerwehr! Einen Krankenwagen, schnell! Holt einen Arzt!“ „Seid ihr alle in Ordnung?“ „Wo ist meine Tochter? Hanako-chan, Hanako-chan!!!“ Schreiende Menschen, weinende Kinder, fassungslose Gesichter... „Fujisaki-kun!“ „Nakano-san!“ „Wo sind die anderen?“, fragte der Gitarrist, der sich im Tumult endlich einen Weg zu jemandem, den er kannte bahnen konnte. „Ich habe Ukai-san dort hinten irgendwo gesehen, zusammen mit Sakuma-san!“, meinte der Kleinere, wurde dann beinahe von der Meute zerdrückt. Hiro zog ihn am Ärmel zu sich, dann kämpften sie sich ihren Weg aus den Massen. Feuerwehr und Krankenwagen waren bereits eingetroffen, behandelten Leichtverletzte und versuchten, die Menschen so gut es geht zu evakuieren. „Nakano-kun!“, rief Noriko überglücklich, nahm beide Jungen sogleich in die Arme. „Gott sei Dank, ich hab mir schon Sorgen gemacht.“ „Wo ist Shuichi?!“, mischte sich Ryuichi ein. „Den hab ich den ganzen Tag noch nicht gesehen!“, meinte Fujisaki und auch Hiro konnte dem nur beipflichten. „Wieso überhaupt, ist er denn nicht bei dir?“ Doch kaum hatte er diese Frage gestellt, war Ryuichi auch schon verschwunden. „Halt, sie können da nicht rein! Sind sie lebensmüde?“, schrie ein Feuerwehrmann ihn an, dann wurde er gepackt und vom brennenden Haus weg geschliffen. „Lasst mich los!“, schrie der Grünhaarige panisch. „Verdammte Scheiße, lasst mich los! SHUICHI!!! Er ist noch da drin! NEIN!“ Mit aller Kraft riss er sich los, fiel auf den Boden, wurde jedoch gleich unsanft wieder auf die Beine gezogen. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht! Sie helfen niemandem, wenn sie sich unnötig in Gefahr begeben!“ Doch wieder und wieder riss Ryuichi sich los. „SHUUUUUICHI!“, winselte er, wurde jedoch wieder gepackt und zurückgezogen. „Es tut mir Leid, hörst du??? Es tut mir Leid!!!“, schrie er, wurde nun einfach von einem der Männer emporgehoben und weggetragen, bemerkte gar nicht, wie ihm Tränen aus den Augen liefen und der Feuerwehrmann den Kopf schüttelte, als er Ryuichi grob auf dem Boden absetzte, bevor er sich wieder auf machte, das Feuer zu löschen, was nun drohte, auch auf andere Häuser in der Umgebung über zu springen. Ryuichi hustete, als ihm Rauch in die Nase stieg. Warum hatte er Shuichi nur dermaßen verletzende Dinge an den Kopf geworfen, obwohl er es gar nicht so meinte? Warum nur, hatte er ihn in diesem Moment so schlecht behandelt... Er würde es sich niemals verzeihen, wenn dem Jungen etwas zustoßen würde. „Shuichi…“, brabbelte er und begann ihn, in der Menge zu suchen, begab sich schließlich auch hinter das Gebäude. Dort waren schließlich auch einige Menschen… Mit einem Krachen riss Shuichi die Tür aus den Angeln und stürzte heftig zu Boden. Er ächzte dumpf, wischte sich den Schmutz und die Tränen aus dem Gesicht. Er spürte, dass er sich wieder einmal etliche Wunden zugezogen haben musste. Ryuichi würde ausrasten... Sicher war das auch etwas, was er nicht an ihm leiden konnte. Er verletzte sich andauernd, verbrauchte Unmengen an Verbandsmaterial und Klopapier und er... Egal, jetzt war nicht der richtige Moment, um daran zu denken. Er musste Toma irgendwie davon abhalten, alles in die Luft zu sprengen und sich gleich noch dazu. „Shuichi...?“, wisperte der Ältere, der an seinem Schreibtisch gesessen und den Kopf auf beide miteinander verhakte Hände gestützt hatte. Es war eine typische Pose Seguchis. Der Junge setzte sich auf. Immer noch weinte er. „Warum tust du das?“, schrie er; vergas jegliche höfliche Form. „Warum sprengst du hier alles in die Luft? Warum willst du alle umbringen? Wenn du mich töten willst, dann tu es!“, meinte er, fing erneut an zu schluchzten. „Dann seid ihr mich endlich los! Ich gehe doch eh nur allen auf die Nerven!“, heulte er. „Mich würde eh keiner mehr vermissen...“, wisperte er, wischte sich mit dem Ärmel über die Nase, um den Lauf des Schnodders aufzuhalten. „Aber lass die ganzen anderen Leute in Ruhe! Die haben dir nichts getan! Denk doch nur an ihre Familien! Nicht auszudenken, wenn jemand dabei gestorben wäre oder noch stirbt! Was hast du dir nur dabei gedacht, Toma?“ Dieser sah ihn nur verdutzt an, dann schenkte er ihm ein typisches Lächeln. „Ich wusste, dass du dafür sorgen würdest, dass alle heil raus kommen. Das hast du ja, wie immer zu meiner Zufriedenstellung getan.“, meinte er sachlich und blickte ihn an. Dann seufzte er und erhob sich, drehte sich um, um aus dem Fenster zu blicken, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. „Ich hoffe, es ist niemandem wirklich etwas passiert...“, flüsterte er. In Shuichi fing alles an zu brodeln. Was sollte das? „Toma! Sag mir endlich, was der Quatsch soll? Wenn du mich umbringen willst, kannst du das auch anders tun!“ „Ich will dich nicht umbringen, Shuichi...“, meinte dieser nur, drehte sich ihm dann wieder zu. „Ich bin hier, um mich bei dir zu entschuldigen und mich selbst zu vergelten. Ich habe dir viel Leid angetan... Das war falsch, das weiß ich und ich weiß auch, dass keine Entschuldigung der Welt das jemals wieder gut machen kann. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Ich…hab das alles nicht mehr ausgehalten: Eiris Krankheit, der Tod meines Kindes; Mika fiel in schwere Depressionen und ist kaum noch ansprechbar... Alles um mich herum war in ein tiefes Leid gelegt und ich habe dich dafür verantwortlich gemacht. Es tut mir Leid...“, wisperte er wieder. „Es tut mir so wahnsinnig Leid, Shuichi.“ Langsam fingen an, Tränen aus seinen Augen zu laufen. „Ich... dabei bin ich es, der für alles verantwortlich ist. Ich habe nicht gemerkt, wie sehr Eiri dich braucht und ich habe nicht gemerkt, dass ich mich nicht ordentlich um Mika und das Wohl meines Kindes gekümmert habe... Ich bin derjenige, der dafür zu büßen hat, ich bin derjenige, der allen Leid zugefügt hat. Eiri, Mika, meinem Kind, dir und mit dir auch Ryuichi...“ Shuichis Augen flackerten. „Ich kann so nicht mehr leben...“, wisperte der Ältere. Shuichis Augen weiteten sich, als er bemerkte, wie Toma eine Waffe aus seiner Weste zog und sie langsam an seine Schläfe führte. „Ich will zusammen mit NG, was ich mein halbes Leben lang aufgebaut habe, untergehen... Ich weiß, das ist egoistisch, aber ich kann nicht anders. Vielen Dank, Shuichi. Du hast mir gezeigt, wie falsch ich doch war... Ich verdanke dir so viel. Durch dich kann ich endlich sterben.“, meinte er, lächelte ihn an und entsicherte die Waffe. Er wollte gerade abdrückten, da wurde er von dem kleinen Körper zu Boden gerissen, die Waffe wurde aus Tomas Hand geschleudert, als sie ächzend auf den harten Grund fielen. Ein Schuss war zu hören. Shuichis Augen weiteten sich. Er spürte einen stechenden Schmerz an seiner linken Schulter, presste sofort die andere Hand darauf. Er stöhnte auf vor Schmerz, bemerkte, wie Toma ihn entsetzt anblickte. „Warum hast du das getan? Warum rettest du mir das Leben? Warum setzt du dein Leben so für mich aufs Spiel? Du hättest sterben können! Du hättest drauf gehen können, verdammt!“, schrie er, packte den Jungen an den Hüften und setzte sich auf, versuchte dann aufzustehen und den Kleinen von sich herunter zu drücken. Tastend suchte er nach seiner Waffe, blickte sich dann um und sah auf einen Fuß, der sich darauf stellte und sie schließlich an die Seite kickte. „Seguchi, lass den Quatsch!“ „Eiri-san, wie bist du...“ „Tja, da staunst du, was? Glaubst du, ich bin blöd? Ich habe doch gemerkt, dass du etwas vorhast. Frag lieber nicht, es ist viel wichtiger, hier heil raus zu kommen.“, meinte er blonde Schönling, dann fiel sein Blick auf Shuichi. „Tut es sehr weh?“, fragte er, riss dann ein Stück seines Hemdes ab, um es Shuichi um die relativ stark blutende Wunde zu binden. „Halt ein bisschen durch, Kleiner. Wir kriegen das schon hin.“, meinte er und zwinkerte ihm zu. „Yu...ki...“, wisperte der nur, bemerkte, wie der Schmerz ihn langsam in eine Ohnmacht gleiten ließ und spürte dann wie er emporgehoben wurde, doch es war nicht Yuki, der ihn trug. „Was hast du vor?“, fragte der Schriftsteller den anderen Mann. „Was ich vor habe? Ich will den Jungen hier raus bringen. Egal wie!“, meinte er. Dann packte er das Fliegengewicht so fest es ging. „Viel Glück, Shuichi...du schaffst das schon...“, wisperte der Ältere in Shuichis Ohr, dann wirbelte er ihn herum. „In Deckung, Eiri-san!“, schrie er auf, der Blonde tat auch gleich, was der andere verlangte, da Toma nie etwas ohne Grund sagte und hörte schließlich die ohnehin durch die Hitze angeknackste Glasscheibe klirren. Entsetzt blickte er (Yuki auf musste dann zusehen, wie er Tomas Waffe in seinen Besitz bekam.) Er seufzte. Das würde sicher nicht einfach werden, Toma lebend da raus zu bekommen... Shuichi schrie laut auf, als er spürte, wie lauter Glasscherben sich in seine Haut bohrten, spürte die vielen kleinen Schnitte, schloss die Augen und legte seine Hände über das Gesicht, um es zu schützen, merkte dann, wie die Gravitation ihr übliches tat und ihn in die Tiefe zog. Er spürte den Boden näher kommen, landete schließlich ächzend auf dem harten Grund und blieb regungslos liegen. „Mein Gott, Shuichi!!!“, schrei Ryuichi panisch, rannte so schnell er konnte auf ihn zu. „Shuichi!“, kreischte er, als er sich über ihn beugte. „Sei nicht tot, bitte, bitte, sei nicht tot!“, flüsterte er, weinte unablässig, als er versuchte, ihm die Hände vom Gesicht zu ziehen, die dieser noch immer krampfhaft davor hielt, dann zur Seite rollte und sich zusammenzog. „Shuichi! SHUICHI!“ „Ryuichi!“, rief nun Noriko, die den älteren Sänger die ganze Zeit über gesucht hatte und von Hiro und den anderen verfolgt wurde. „Oh mein Gott! Was ist passiert?“ „Er ist eben dort oben durch die Glasscheibe geflogen!“, kreischte Ryuichi panisch, bemerkte den blutigen Oberarm, die tiefen schnitte, hörte nun auch Shuichis lautes Weinen, der immer wieder etwas von Toma und Yuki brabbelte. Ryuichis Augen weiteten sich... Hatte etwa Toma die Bombe gelegt? Und was war mit Yuki? Er schüttelte den Kopf, versuchte dem Kleinen erneut die Hände vom Gesicht zu ziehen, doch er wehrte sich, fing dann an, herumzuzappeln. „Nicht, beweg dich nicht so viel!“, keifte er, deutete Hiro und Fujisaki an, die Beine des Jungen festzuhalten, während er Shuichis Oberkörper auf den Boden drückte. „Schhh... Beruhige dich!“, wisperte er ihm zu. „Nun ruft doch schon einen Arzt her! Holt einen Krankenwagen! Schnell“, keifte der Ältere und blickte sich hektisch um. Alle starrten wie paralysiert auf den sich windenden Jungen, ehe Noriko sich endlich wieder in die Menschenmasse begab, um nach einem der vielen Krankenwagen Ausschau zu halten. Shuichi plagten wirre Träume, als er für eine endlose Weile das Bewusstsein verloren hatte. Doch waren sie Realität? Waren sie tatsächlich wahr? Toma hatte sich umgebracht... Und Yuki hatte es auch nicht geschafft, aus dem brennenden Haus zu fliehen. Er schluchzte erneut, dann setzte er sich mit einem Schrei auf. „YUKI!“ Sein Atem ging hektisch, dann blickte er sich um. Ein wohlbekannter Duft stieg ihm in die Nase. Er spürte, wie seinen Augen zu brennen begannen; dann rollten die ersten Tränen unaufhaltsam über die blasse Haut seiner Wangen. Sofort spürte er, wie ihn zwei Arme umschlungen und festhielten. „Shuichi...“, hörte er Ryuichi wispern. Doch der Kleinere drückte ihn von sich weg, blickte ihn verwirrt an. „Was ist mit Yuki? Lebt Seguchi-san noch? Was ist passiert?“ „Keine Sorge, Shuichi... Yuki-san war zwar etwas angekohlt, aber er hat Seguchi aus dem Haus gebracht... Sie sind beide vollkommen okay und Seguchi haben sie den Prozess gemacht!“, meinte er, strich dem Kleinen beruhigend über den Arm, der nicht so stark verletzt war. „Aber sag mir, wie geht es dir? Tut es noch sehr weh?“ Shuichi kniff die Lippen aufeinander, blickte ihn nur mit wässrigen Augen an. Sicher hasste er es, dass er jetzt weinte, hasste es, dass er schon wieder in einem Krankenhaus lag. Sicher hasste er es auch, wenn er ihm die ganze Zeit etwas vorjaulte. „Nein, überhaupt nicht.“, sagte er etwas unterkühlt. Ryuichi zog eine Augenbraue, packte dann den verletzten Arm. Shuichi quäkte auf vor Schmerz, erntete einen undefinierbaren Gesichtsausdruck von Ryuichi, doch der Kleinere sah ihm nicht mehr in die Augen. „Shuichi...“, meinte er nur, beugte sich ein wenig vor. „Shuichi, sieh mich an.“, sagte er klar und deutlich. Doch der Kleinere schüttelte nur den Kopf, hatte eine steinerne Miene aufgesetzt, nachdem der brennende Schmerz wieder nachgelassen hatte. „Shuichi, sieh mir in die Augen!“, bestimmte der Ältere, zog dann Shuichis Gesicht zu sich und zwang ihn somit, das zu tun, was er verlangte. „Hör mir zu, es tut mir Leid...“, wisperte er, blickte den Kleinen mit flackernden Augen an, bis ihm Tränen über die Wangen liefen. „Ich bin echt ein Idiot... Wie kann ich das, was ich auf der ganzen Welt am meisten liebe, nur dermaßen verletzten!? Dabei müsste ich doch am allerbesten wissen, wie sensibel du bist. Es tut mir Leid, Shu-chan. Ich wollte auf keinen Fall, dass du dich schlecht fühlst... Du bist so ein wertvoller Mensch... Du bist so lieb, aufrichtig und schenkst mir so viel Vertrauen und Wärme... Du bist derjenige, der mich zum Lachen bringt. Ich bin ja so dumm, etwas so Wunderbares wie dich so schlecht zu behandeln... Bitte verzeih mir.“, wisperte er wieder, küsste ihm sanft auf den Handrücken. „Mir tut es auch Leid...“, murmelte der Kleinere nur, merkte dann, wie ihm große Krokodilstränen aus den Augen rollten, die Ryuichi ihm sofort wegwischte. „Ich weiß, dass ich nicht immer einfach bin.“, schluchzte er nun und ließ sich bereitwillig in eine Umarmung ziehen. „Ich weiß, dass ich nerve, dass ich zu viel rede und andauernd heule, aber ich kann doch nichts dafür...“, weinte er. „Schhh, ist ja gut. Das weiß ich doch... So bist du nun mal. Und so liebe ich dich... Außerdem sind wir uns sehr ähnlich, Shuichi. Ein Zusammenleben mit mir stell ich mir auch nicht gerade einfach vor. Ich respektiere dich dafür, dass du es mit mir aushältst...“ Der Griff um Ryuichis Rücken verstärkte sich, er spürte wie der Stoff seines Oberteils mit Shuichi salzigen Tränen durchtränkt wurde. „Ich liebe dich! Ich liebe dich ja so sehr...“, wisperte der Jüngere, schniefte schließlich, löste sich von ihm und wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. „Ach übrigens... in deinem Kumagorokostüm sieht du dick aus...“ „Fängst du schon wieder an zu stänkern? Dabei wollte ich dir gerade sagen, dass du der Held des Tages und auf allen Titelseiten bist...“ „Hä?“ „Na, laut Seguchis verstümmelter Aussage hast du den Feueralarm gedrückt, somit sämtlichen NG-Mitarbeitern das Leben gerettet und bist dann auch noch uneigennützig ins Feuer um Seguchi zu retten, obwohl er dich einst umbringen wollte...“, meinte er aufgeregt und fuchtelte wie wild mit den Händen herum. „Jaaah, das ist ganz mein Shu-chan!!!“, quiekte er und warf sich dem Jüngeren um den Hals. „Das war einfach großartig! Super! Das hast du echt wunderbar hinbekommen! Jaaah!“ „Mann, krieg dich wieder ein...“; murrte der Pinkhaarige. „So viel hab ich ja nun auch nicht getan... „ „Du hast dich sogar bereitwillig anschießen lassen...“ „Hab ich gar nicht!“ „Und durch eine Fensterscheibe schmeißen lassen, das ist ja so was von cool!“ „Das ist nicht cool! Bei Hollywood vielleicht, aber die haben kein echtes Glas!“ „SHUUUUICHI!“, brüllte Hiro, der die Tür des Krankenzimmers mit Elan auftrat und beinahe aus den Angeln hob. Er war beladen mit lauter Krimskrams, Süßigkeiten und kleinen Paketen; genau wie Fujisaki und der Rest der Truppe, die allesamt hineinspazierten und das Geschrei der Krankenschwester einfach ignorierten. „Hier, Shuichi!“, meinte der langhaarige Gitarrist und schmiss ihm das ganze Gerümpel einfach auf den Schoß. „Was ist denn das?“ „Von deinen Fans, von den Leuten von NG...“ Er nahm eine Karte und las sie vor: „Sie sind ein Held! Wie läuft ihre Beziehung...oh.“ „Oh nööö, können die einen nicht mal in Ruhe lassen? Was geht die das denn an?“, meinte er und stopfte sich aus Frust ein paar der Süßigkeiten in den Mund. „Ihh, in den Gummibärchen ist Mohn drin! Wer tut denn da Mohn rein?“, schrie er und ließ sich ein Glas Wasser von Ryuichi geben. Noriko zog die Gardine zurück. „Oje, geh lieber nicht ans Fenster, Shuichi-kun.“, meinte sie. Sie konnten eine johlende Menge vernehmen, die sich vor dem Krankenhaus aufgebaut hatte. „Siehst du, Shu-chan. Ich sag doch, du bist der Held des Tages!“ „Na, wenn es bei einem Tag bleibt...“ „Shu-chan, steh auf, los!“, meinte Ryuichi, der ihn abholen kam. „Warte, ich helfe dir mit dem Arm.“, meinte er und versuchte, Shuichi vorsichtig ein Hemd überzuziehen. Dann griff er in seinen Rucksack, umwickelte Shuichis halben Kopf mit einem Batiktuch, setzte ihm eine Sonnebrille auf und zog ihm eine Mütze tief ins Gesicht. „Meinst du nicht, dass ich so nur noch mehr Aufsehen errege?“, nuschelte der Jüngere und zog sich das Tuch vom Mund. „Aber ohne etwas kannst du da nicht raus, die zerreißen dich vor überschwänglicher Freude glatt in der Luft“, meinte er und fing nun an, Shuichis Wangen zu Pudern. Der Jüngere packte das Handgelenk des Älteren. „Lass...das!“, zischte er, nahm ihm dann die Puderdose aus den Fingern. „Aber ich dachte, ich könnte dich als Mädchen verkleiden.“, meinte der andere geknickt. „Dann halten sie dich sicher nicht für Shuichi.“ „Aber für einen durchgeknallten Perversen, wenn sie mich was sagen hören.“, meinte er und zog sich das Halstuch weg. Er stopfte es wieder in Ryuichis Rucksack, sprang vom Bett und hakte sich bei ihm ein. „Ach, das geht auch so. Lass uns jetzt gehen, okay?“ Der Ältere verzog das Gesicht, fing dann ein bisschen dämlich an zu grinsen. „Okaaay, wie du meinst.“ Ein Blitzgewitter brach über sie herein, als sie das Krankenhaus verließen. Ryuichi packte Shuichi und versuchte ihn irgendwie durch die Menge zu bugsieren, doch sie wurden von Kamerateams und Reportern aufgehalten. „Shindou-san, ein Statement!“ „Shindou-san, wie geht es ihnen. Stimmt es, dass sie einen Leberschaden haben?“ „Shindou-san...“ „LEBERSCHADEN?“, kreischte Shuichi nur, wurde beinahe von der kreischenden Menge erdrückt. Er ächzte auf. „Ein Autogramm! kann ich ein Autogramm haben!? Bitte!“ Stifte wurden ihm entgegen gehalten, raschelnde Papierblocke worden durch die Luft geworfen und ein Mädchenslip landete auf Shuichis Kopf. Kreischen machte sich in der Runde breit, wieder folgte ein Blitzgewitter... Shuichi wurde immer kleiner und bleicher, bis er schließlich in Ryuichis Arme sackte, der sich schreiend und keifend den Weg frei räumte und den schlaffen Körper hinter sich herzog. Dann fuhr ein Auto vor und die Tür sprang auf. „Los, rein mit euch!“, hörten sie den Amerikaner lallen und sofort schleuderte der Grünhaarige seinen Freund in die Karosserie und sprang hinterher, wurde noch von den Fans, die ihn verfolgten am Bein festgehalten, die ihn erst los ließen, als K sie mit seinem Gewehr bedrohte. Er schlug die Tür zu und verriegelte sie vorsichtshalber. „Puh...danke, K-san.“, meinte Ryuichi und wischte sich den Angstschweiß von der Stirn. „Jetzt ist schon über eine Woche vergangen und sie lauern Shu-chan noch immer auf.“, fügte er noch hinzu und blickte auf den ohnmächtigen Jungen, zog ihn auf seinen Schoß und hielt ihn fest, damit er nicht plötzlich beim Bremsen wieder einmal die Bekanntschaft mit einer Scheibe machen musste. „Ich bring euch schnell nach Hause und am besten versteckt ihr euch dort. Wenn ihr einen Bodyguard braucht, ruft mich einfach an, okay?“, meinte er, drücket dann den Fuß aufs Gaspedal und raste quer durch die Innenstadt. ~to be continued~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)