Eins Und Eins Macht Zwei von abgemeldet (Ryuichi x Shuichi) ================================================================================ Kapitel 20: Bugs ---------------- Serie: Gravitation Arbeitstitel: Eins und Eins macht Zwei Kapiteltitel: Track 20: Bugs Teil: 20/30 Pairing: Ryuichi x Shuichi Warnungen: silly, später angst, depri, violence Disclaimer: Gravitation gehört Maki Murakami. Noch! *hrhr* Nja…wenigstens gibt es einige Charaktere, die mir gehören… in diesem Fall sind es Horace und Wilma! ^-^ Kommentar: Juhu, for-me! Danke schon mal im Voraus fürs Betan! *knuddel* Es gibt zwei Dinge, die ich anmerken möchte: 1.) Michael-San hat das 9. Kapitel, also „Ryuichi’s Dark Side“ vertont! ^-^ Wenn ihr Lust und genug Zeit habt, es zu downloaden, könnt ihr das hier tun: http://hoerbuch.desu.de/ Micky, vielen Danke für deine ganze Mühe! ^_^ *knuddel* Du weißt ja, wie ich es finde, ne? =) 2.) Danke ich für alle Kommentare, aber muss zu zwei Kommis kurz etwas sagen: Zwei Leser fanden das letzte Kapitel etwas Friede-Freude-Eierkuchen. Das hat aber auch einen bestimmten Grund: Ryuichi war besonders lieb zu Shuichi und auf Harmonie aus, weil Shuichis Vergewaltigung da gerade Mal ein oder zwei Tage her war. Ich schätze, er würde sich ganz schön was bei Shuichi versauen, wenn er einen Streit oder so zulassen würde, egal, von wem dieser ausgeht. Gönnt Ryuichi und Shuichi mal eine kurze Pause und ihr werdet sehen, dass schon bald wieder genug negative Ereignisse geschehen werden und glaubt mir…streiten werden die sich schon noch, aber alles zu seiner Zeit! Es fehlt schließlich noch ein drittel der Geschichte! Ich hoffe, ihr lest es trotzdem weiter. ^^° 3.) Ich hab jetzt auch einen Doji zu 1+1 angefangen. Wer ihn noch nicht kennen sollte, kann ihn sich ja hier angucken: http://animexx.4players.de/doujinshi.php/zeichner/84610/output/21937/?PHPSESSID=a591457ce4d85a9b156a153c3b862da9 Jetzt aber genug geredet, viel Spaß beim ersten Urlaubskapitel! "Flug 13475-2 von Tokio Narita nach Sydney bitte zu Gate 7!", dröhnte es durch die Lautsprecher des Flughafens und wurde in mehreren Sprachen wiederholt. Ryuichi begutachtete die Tickets, stopfte sich noch den letzten Rest seines Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwichs in den Mund und erhob sich. Shuichi, der gerade vergeblich versuchte seine Schuhe zuzubinden, blickte auf. "Ist es schon soweit?" Ryuichi nickte, lächelte ihn an. Die nächsten drei Wochen würden sie in Australien verbringen und die letzte freie Woche würden sie sich dann zu Hause von ihrer Erholungsreise erholen... Sie wollten einfach niemandem den sie kannten begegnen, wenigstens für diese drei Wochen nicht. Ryuichi nahm Shuichis Hand und zog ihn auf die Beine, ignorierte einfach dessen offenen Schnürsenkel und schwang sich locker seinen Rucksack über eine Schulter. Sie betraten das Flugzeug über einen Gang von der Wartehalle aus, bekamen Bonbons zugesteckt und fanden schließlich auch ihre Plätze. "Setz dich ans Fenster, Shu-chan...", sagte Ryuichi sanft. Der Jüngere tat sogleich, was der andere von ihm verlangte und setzte sich hin, dann blickte er nach draußen und sah einen der Flügel. Er verzog die Augen zu zwei Schlitzen. Irgendwie musste er gerade an K-san denken und hoffte nur, dass dieser nicht gleich auf der Tragfläche stehen und ihn mit einem Gewehr bedrohen würde, weil ihm noch etwas eingefallen war, was Shuichi zu erledigen hatte… Rasch zog er das kleine Rollo runter, lehnte sich zurück und sah zu Ryuichi, der versuchte, seinen Sitz in eine angenehme Position zu bringen. Der Grünhaarige ließ sich seufzend nieder, spürte dann ein kleines, warmes Patschehändchen, welches nach ihm griff. Ryuichi bemerkte das Tasten, nahm die zierliche Hand in seine und blickte Shuichi freundlich an. "Ein bisschen Wärme wird dir gut tun, mein kleines Shu-chan...", meinte der Ältere und lächelte zuckersüß, woraufhin Shuichi errötete. "Dir aber auch...", entgegnete er leise. Es dauerte noch eine Weile, bis sich das Flugzeug vollends mit Fluggästen gefüllt hatte und eine Stewardess mit überdimensionaler Kauleiste anfing, den üblichen Vortrag über Sicherheitsvorkehrungen zuhalten. "Unter ihren Sitzen finden sie eine Kotztüte. Bei größerem Verlangen, sich entleeren zu müssen, suchen sie bitte die gegebenen Örtlichkeiten auf!", sprach in das Mikrofon. Zeitgleich veranstaltete ein weiterer Flugbegleiter eine recht amüsante Folge aus Verrenkungen und merkwürdigen Handzeichen. "Sollte ein Notfall eintreten, fallen sofort Sauerstoffmasken von oben herab. Wir demonstrieren dies eben einmal.", sagte die Stewardess mit den Pferdezähnen und mit einem lauten Krachen fiel Shuichis Atemmaske nach unten. Eine weitere, ziemlich korpulent, um nicht schon zu sagen fette, Stewardess sprang über die Sitze, direkt in Shuichis Schoß, der unter ihrem Gewicht zusammensackte, packte die Maske und zog sie dem Jungen über das Gesicht. "Unter ihren Sitzen finden sie außerdem Schwimmwesten. Die Handhabung ist sehr einfach, bitte passen sie gut auf!", sagte die Frau mit dem Mikro, während die andere Shuichi in die Weste stopfte und schließlich an der Schnur zog, sodass sich das Kleidungsstück aus Plastik und vielleicht auch etwas Gummi aufblähte. Ryuichi sah das alles mit großen Augen an. "Halloho? Was soll das?" Die Stewardess sprang nun wieder zurück in den Gang, worauf das Flugzeug bebte und einige Fluggäste spitze Schreie ausstießen, dann verneigte sie sich. "Verzeihung, aber die Gäste haben sich sooft über die langweiligen Sicherheitsvorkehrungen beschwert, weshalb der Vorstand beschlossen hat, diese ein wenig aufzupeppen.“, meinte die kräftige Dame lächelnd. „Laut einer Umfrage ist es für viele Fluggäste wichtig, mit einbezogen zu werden, um gegen Flugängste vorzugehen. Auch wenn man es nicht glaubt, das Fliegen ist sicherer als das Autofahren.“, gab die Lady mit dem wunderbar ausgeprägtem Gebiss preis und verneigte sich. „Wir wünschen ihnen einen angenehmen Flug!“, riefen nun alle Stewardessen und Stewards, verbeugten sich und verschwanden hinter einem Vorhang. Shuichi saß nun zusammengekauert auf seinem Sitz, atmete hektisch den Sauerstoff ein, der durch die Maske in seine Nase strömte. Nach einer Weile hob das Flugzeug endlich ab und ein ewig dauernder Flug begann, ein überaus langweiliger Film wurde gezeigt; dann hörte Shuichi Musik, während Ryuichi die rußig schwarze Pokémon Edition auf seinem Game Man spielte und bei den Kampfszenen immer laut begann, sein Pokémon anzuschreien, wenn es die Attacken nicht schnell genug ausführte oder gleich mit einem Satz besiegt wurde. Stunde um Stunde schlich davon, schlechtes Flugzeugessen wurde serviert, Wein mit Korkgeschmack aus Pappbechern, Cola und Erdnüsse. "Guck mal, was ich kann!", meinte Shuichi, nahm eine Erdnuss, stopfte sie sich in ein Nasenloch, zog sie hoch und grinste Ryuichi schließlich an, mit der Nuss zwischen den Zähnen. "Ganz toll...", meinte dieser nur und verzog das Gesicht. "Du bist echt unmöglich, Shu-chan..." Ryuichi nahm sich ebenfalls einen Nuss und stopfte sie sich in die Nase, sog sie nach hinten, erstickte jedoch beinahe daran. Wow, es gab etwas, was Shuichi konnte und Ryuichi nicht! Das müsste er sich rot in seinen Kalender schreiben! Grinsend wiederholte er den Erdnusstrick noch einmal, bemerkte aber, dass das Salz zu brennen anfing und begann schließlich wie ein Wilder zu schnauben. "Geschieht dir recht…", lachte Ryuichi und nahm einen Schluck abgestandenes Wasser, woraufhin er das Gesicht verzog. "Buäääh!" Eine Weile dösten sie. Shuichi zog das Rollo vom kleinen Fenster zurück und sah mit halb geöffneten Augen hinaus, betrachtete die Wolken neben und unter sich, dann spürte er, wie er von Blicken gebadet wurde. Langsam drehte er sich um, sah in Ryuichis makellose Augen, die ihn einen ernst, aber irgendwie doch lustvoll verfangenen Blick angenommen hatten. "Äh, ja? Was ist denn?", fragte Shuichi, dem der Blick ein bisschen merkwürdig vorkam. "Lass uns zur Toilette, Shuichi...", wisperte Ryuichi, packte Shuichis Hand und blickte ihn überaus lasziv an. "W...w...w...wa...nani?", stotterte Shuichi, näher in Richtung Fenster rutschend. Einige Haarsträhnen standen ihm wild vom Kopf. Hatte er das etwa ernst gemeint? Gerade Ryuichi hatte er eigentlich für romantischer gehalten... Shuichis Gesicht verzog sich, wurde ziemlich bleich, als er hektisch den Kopf schüttelte. Mit einem Mal prustete Ryuichi los, lachte herzhaft und schaffte es kaum, sich wieder zu beruhigen. "Ach, Shu-chan, dich kann man genauso leicht schocken, wie man dich überreden kann, etwas zu tun..." "Hä?" "War nur ein Scherz. Für wen hältst du mich?" Bei dir weiß man ja nie, dachte Shuichi, wagte es jedoch nicht, es ganz auszusprechen, da sonst sicher wieder so etwas wie: ‚Das verletzt mich, Shuichi’ oder ‚Aha, so schätzt du mich also ein. Das enttäuscht mich...’ gekommen wäre. Ryuichi war nämlich nicht nur gut im Schockieren und Überreden, sondern auch darin, einem ein schlechtes Gewissen zu bescheren. Shuichi stieß ein halbwegs ernst gemeintes, belustigtes Geräusch aus, zog dann seine Decke, die er sich vor einer Weile hatte geben lassen höher und blickte Ryuichi mit weit geöffneten Augen an. "Uhhh, Australien!!!", kreischte Ryuichi los, als sie endlich die Flughafenhalle verlassen hatten und nun mit Bus und Bahn durch Sydney fuhren, sich die Stadt ansahen und große Augen machten. "Woah, es ist so warm hier! Mir klebt die Hose am Hintern fest! Und da, die Palmen! Guck mal, da hinten kann man das Meer sehen! Oh, ich sehe aus als hätte ich eingepinkelt! Ahhh, schau mal, da drüben! Ohhh!", freute sich Shuichi, zog seinen Fotoapparat und fuchtelte damit herum. Ryuichi kicherte belustigt, riskierte aber auch einige neugierige Blicke, zupfte dann sein T-Shirt von seiner Brust, um sich etwas Kühlung zu verschaffen. „Da drüben! Da sitzt ein Papagei auf einer Starkstromleitung! Awww!!! Hier gibt es so viele, exotische Tiere!“, rief Shuichi begeistert aus und blickte Ryuichi mit Sternchen in den Augen an. Dieser nickte. "Ja, genau! Wie zum Beispiel diese süße kleine Schlange!", sage der Grünhaarige lächelnd und blickte zu seinen Füßen. Shuichi grinste. "Oh, die ist ja wirklich süß!", sagte er freudig und knipste Ryuichis Beine. Dann sah er ihn breit lächelnd an, Ryuichi lächelte genauso breit zurück, bis sie begannen im gleichen Augenblick lauthals los zu schreien und der Grünhaarige fluchend und wild mit den Gliedmaßen gestikulierend durch die Bahn rannte. Nachdem sie eine Art Strandhütte etwas außerhalb von Sydney gemietet hatten und ihre Sachen darin untergebracht hatten, zogen sie sich erst einmal luftigere Klamotten an und schlossen die Hütte ab, um etwas am Strand spazieren zu gehen und die eine oder andere Muschel als Souvenir mitzunehmen. Immer wieder bückte sich einer der beiden nach einer Muschel, bis Ryuichi ein besonders hübsches Exemplar davon fand, sich bückte und es rasch aufhob. "Ui, die ist klasse...", meinte Shuichi. Ryuichi nickte. "Ja, scheint der Kleine hier auch zu denken.", sagte er mit einem Lächeln auf dem Gesicht, während ein Finger nun von einer Krebsschere zerquetscht wurde. Mit einigem Gezeter und Schmerzensgeschrei schaffte es Shuichi, die Krabbe von Ryuichis Finger zu lösen und schmiss sie schließlich ins Wasser. "Können wir jetzt hier bleiben, Ryu-chan? Hier kann man doch gut liegen! Oder? Oder, oder, oder? Hä?", quengelte der jüngere Sänger nun aufgeregt und sprang hyperaktiv wie eh und je in der Gegend herum. Ryuichi blickte sich um. Da man nicht gerade davon reden konnte, dass Haupturlaubszeit war, gehörte der Strand fast ihnen allein. "Sicher, Shuichi.", sagte Ryuichi lächelnd und breitete eine Decke aus, die sie aus dem Strandhaus mitgenommen hatten. Shuichi blickte nach links und rechts und zog sich aus, stand kurz nackig da, was Ryuichi nutzte, um einen Blick auf seinen Körper zu werfen. Beruhigt stellte er fest, dass die meisten Verletzungen nicht mehr so übel aussahen. Wenigstens Äußerlich würde sein kleiner Freund davon bald nichts mehr spüren müssen. Der kämpfte sich nun in seine neue Badehose: Eine Dunkelblaue, die er von Ryuichi bekommen hatte, nachdem das Malheur im Schwimmbad passiert war. Diese saß nun felsenfest und konnte so schnell nicht runterrutschen, es sei denn, man zog daran. Aber wer, außer Ryuichi würde das schon wagen? Und wenn, dann würde es nicht sehr angenehm enden, da Ryuichi ziemlich sauer werden konnte, wenn es um Shuichi ging. Der Junge grinste, ließ sich dann rücklings auf die Decke plumpsen und streckte alle Viere von sich. Die Abendsonne strahlte auf seine bleiche Haut, wärmte sie angenehm auf. Ryuichi ließ sich neben ihn fallen, hatte sein Hawaiihemd und seine Bermudas ebenso ausgezogen und die Shorts gegen seine grüne Badehose eingetauscht. Bäuchlings neben Shuichi liegend, verschränkte er die Arme, um seinen Kopf darauf ablegen zu können und blickte Shuichis Profil an. Der Kleine hatte die Augen geschlossen, seine Haut glänzte sanft in den rötlichen Abendsonnestrahlen. Ja, so gefiel er ihm schon um einiges besser. Ryuichi atmete einmal tief ein, bemerkte auch, wie sein Rücken wohlig von der Sonne gewärmt wurde. Sie dösten eine Weile, bis sie sich aufsetzten, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Shuichi legte seinen Kopf auf Ryuichis Schulter und schmiegte sich eng an ihn. Ryuichi hatte eines der großen Handtücher um Shuichi und sich gewickelt, denn so langsam begann es, ohne etwas Bewegung kühl zu werden. Sie redeten ruhig und kuschelten eine Ewigkeit, bis sie das Zirpen der Grillen hörten und sich nun ein wundervoller Vollmond auf der Wasseroberfläche spiegelte. Fasziniert betrachteten die beiden Sänger diesen. "Wollen wir eine Runde schwimmen?", hauchte Ryuichi. Shuichi öffnete die Augen. "Wie, jetzt noch?" "Klar, warum nicht? Wann hat man schon mal die Gelegenheit, nachts zu baden und dazu noch so eine Atmosphäre genießen zu dürfen? Und außerdem ist kein Mensch mehr hier; wir sind also völlig ungestört", sagte er grinsend. "Sag mal, hast du irgendein Bedürfnis?", meinte Shuichi und stand auf. Ryuichi lächelte ihn frech an. "Shu-chan, nicht, was du wieder denkst..." "So, was denk ich denn?" "Du denkst bestimmt wieder nur an das Eine!" "Stimmt doch gar nicht! Du denkst nur an das Eine! Was sollte das sonst mit dem: ‚Wir sind hier völlig ungestört’…?" "Das war lediglich eine Feststellung.", meinte der Grünschopf und warf Shuichi mit seinem Gewicht zu Boden. Dann stand er blitzartig wieder auf, packte ihn an einem Arm und an einem Bein und fing an ihn herumzuwirbeln. Shuichi quiekte wie ein Schwein, dass man gerade aufgespießt hatte, um Spanferkel daraus zu machen; besonders als Ryuichi ihn losließ, er ins Wasser klatschte und mit der Hand direkt auf einer Qualle landete. Shuichi sprang auf. "Ihhh!!! Wie eklig!", schrie er und versuchte sich das matschige Objekt, welches nun zwischen Zeige und Mittelfinger klebte wieder zu entfernten. Ryuichi, der durch den Schwung bäuchlings in den Sand gefallen war, stand nun auf und begutachtete den wild herumfuchtelnden Shuichi, fing an zu kichern und suchte den Fotoapparat, um ein paar Bilder davon zu machen. Dann schmiss er den Apparat zu den Klamotten zurück und war mit ein paar schnellen Schritten und einem gewaltigen Satz ebenfalls im Wasser. Shuichi hatte nun endlich die sterblichen Überreste der Qualle von seiner Hand entfernt und hockte im Wasser, um sich von den Wellen umspielen zu lassen. Ryuichi paddelte auf ihn zu, umarmte ihn schließlich von hinten und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Shuichi schmeckte salzig. "Hast du aber Glück gehabt, dass es keine Feuerqualle war...", flüsterte er. "Oder eine andere, noch Gefährlichere..." "Ach, Quallen können gefährlich sein?" Ryuichi nickte. "Hm... natürlich, was denkst du denn? Einige Arten haben lange Tentakel, die man kaum sehen kann. Wenn du die erst einmal an deiner Haut hast, merkst du es zuerst gar nicht und plötzlich setzt deine Atmung aus, weil sie ein Nervengift abgeben, welches dich innerhalb von fünf Minuten tötet, wenn dir kein Gegenmittel verpasst wird." Shuichi schluckte. "Aber genauso gefährlich sind Wasserschlangen. Wenn so eine dich beißt, dann merkst du es nicht und irgendwann fängt dein Körper an, taub zu werden, bis deine Atmung aussetzt und du stirbst!" "Ryu-chan..." "Oder in Hawaii, da gibt es so eine Korallenart, das ist das giftigste Tier überhaupt. Die brauchst du nur zu berühren, und schon bist du tot. Da kann dir gar nichts mehr helfen." "Ryuichi..." "Und dann gibt es hier so eine Spinne und wenn die dich sticht, dann stirbst du innerhalb von 15 Minuten. Die gibt es nur hier in Australien und die Männchen können sogar richtig gut schwimmen." "RYUICHI!!!", kreischte Shuichi mit wässrigen Augen. "Mal abgesehen von Steinfischen und...ach ja, da gibt es auch noch eine gefährliche Wasserschneckenart..." "RYUICHIHIHIIIII!!!", flennte Shuichi nun und erhob sich. Seine Augen blickten suchend im Wasser umher. "Schnecken, Schlangen, Korallen...Argh!!! Wie sehr muss Gott dich hassen, wenn er macht, dass eine Koralle dich tötet! Eine Koralle!!!", schrie er panisch und verließ quiekend und kreischend das Wasser. Ryuichi kicherte, erhob sich ebenso und lief mit patschenden Schritten hinter ihm her. Shuichi stolperte nun über einen Stock, setzte sich auf und schrie nur: "Uhhh, eine Schlange!!!" Ein Kreischen folgte, als er aufstand und hektisch zum Handtuch zurück rannte. Wieder ein Schrei. "Eine Spinne! Eine riesige fette Spinne!!!" Shuichi sprang von einem Fuß auf den anderen. "Ah, eine Koralle! Das war ganz sicher eine Koralle!!!", kreischte er laut, fiel dann über seine eigenen Füße in den Sand. Panikartig wand er sich, quiekte immer wieder auf. "Ups, da hab ich aber was angerichtet...", meinte Ryuichi, der dieses Schauspiel eine Weile verfolgt hatte und dem sich ein dicker Schweißtropfen an der Schläfe entlang hangelte. "Shuichi...", murmelte er, dann hievte er ihn hoch, warf ihn sich über die eine Schulter, trottete zu den Klamotten, wickelte alles rasch in die Decke und schwang sich diese über die andere, um zur Strandhütte zurückzukehren. Dort angekommen, ließ er die Klamotten zu Boden fallen und watschelte, Shuichi immer noch schleppend, ins Badezimmer, um ihn dort in die Badewanne, die gleichzeitig als Dusche fungierte zu werfen. "Ah, ein Steinfisch! Das ist ganz eindeutig ein Steinfisch!", kreischte Shuichi erneut und deutete auf einen fischförmigen Schwamm, der am Badewannenrand stand. Ryuichi drehte die Dusche an, so kalt es ging und hielt diese Shuichi über den Kopf. "So, jetzt krieg dich mal wieder ein! Hier ist nichts! Shuichi!", schimpfte er, blickte nun in zwei riesige, weit aufgerissenen Augen. "Kalt, kalt, kalt, kalt!", jappste der Kleine, eine Gänsehaut überzog seine Körper und stellte jedes noch so kleine Härchen auf. Ok! Dass es diese Tiere in Australien gab, konnte man nicht leugnen, aber gleich so einen Aufstand deswegen zu machen... "Beruhig dich wieder, okay? Hier ist nichts und wenn, dann kriegt es von mir eins vor den Latz geballert!", sagte er und grinste Shuichi an. Langsam stellte er auch das Wasser wärmer und übergab Shuichi den Duschkopf. Dieser blickte genau auf diesen und sah eine Spinne, die ihre Vorderbeine aufstellte und ihn mit 8 kleinen, widerlich glänzenden Augen anblickte, während sie mit ihren Kauwerkzeugen wackelte. Ein Schrei, der sicherlich in Tokio zu hören war, ließ die gesamte Umgebung um die Strandhütte erstillen… Am Rande von Sydney, in der Strandhütte, auf einem Stuhl, der auf einem Tisch stand, bewaffnet mit vier Dosen Insektenspray, einer Handgranate und zwei Fliegenklatschen, hockten die zwei Sänger, die sich nun beide panisch im Zimmer umblickten. "Hast du das auch gehört?", wisperte Shuichi mit bebender Stimme und starrte zur Eingangstür. "Das Rascheln gerade? Hm...", bestätigte Ryuichi, der in Richtung Badezimmer blickte. "Ich weiß ja nicht, ob das eine Schlange war? So eine richtig fette, fiese?" "Kann schon sein..." "Oder eine Koralle, ich bin mir sicher, es war eine Koralle!" "Shu-chan, du weißt aber schon, dass Korallen sich nicht bewegen können?" "Ehrlich? Hoppla...okay. Dann war es...der Steinfisch." "Shu-chan..." "Ach, der kann sich auch nicht bewegen?" "Ich fürchte, wenn der an Land kommt, wird er genauso draufgehen, wie wir, wenn wir auf ihn drauf treten..." "Oh... Und die Wasserschlange? Kann die an Land kommen?" "Öh, keine Ahnung!" Shuichi krallte sich an Ryuichi fest. "Es war sehr nett, dich gekannt zu haben...", wisperte er nach einer kurzen Pause. "Ja, schade, dass wir nie wieder eine Nacht zusammen verbringen können...", meinte Ryuichi geknickt. "Na ja, wenn wir im Himmel sind, können wir... Moment, du denkst also doch immer nur an das eine..." "Ich bin ein Mann, Shuichi...", feixte der andere. "Aber um dich zu beruhigen: Ich denke nicht immer nur daran. Aber vielleicht doch öfter, als du es tust." Stille. "Fin...findest du mich eigentlich naiv?" Shuichis große Kulleraugen suchten die Ryuichis. Der lächelte warm. "Das ist es, was ich so süß an dir finde, Shuichi. Von wegen, die Koralle kommt uns holen, ja?" Er grinste. Wie blöd war das eigentlich? Ok, da war tatsächlich eine Spinne im Bad... Aber in welchem Bad wurde noch keine Spinne gesichtet? Gut, die Spinne war fett und hässlich, aber sagen wir es mal so: Welche Spinne ist nicht fett und hässlich, jedenfalls aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet. Musste sie deswegen auch giftig sein? Sie hatten es sogar geschafft, sie kreischender Weise aus dem Haus zu befördern und niemandem ist dabei etwas passiert. "Sorry, Shuichi. Ich hätte dir so was wohl nicht erzählen sollen...", meinte Ryuichi entschuldigend. "Aber gelogen war es auch nicht, oder?", flüsterte Shuichi. Ryuichi schüttelte den Kopf. "Trotzdem! Es kommen sicher nicht alle giftigen Tiere jetzt sofort in diese Strandhütte.", meinte Ryuichi und stieg erst vom Stuhl und dann vom Tisch. "Na komm, Shu-chan. Ich bin mächtig müde. Kommst du mit ins Bett?", fragte er und streckte seine Hand aus. "Um zu schlafen? Ok!" Shuichi kletterte ebenfalls vom Tisch. "Was glaubst du denn?" "DU hast selbst gesagt, du denkst öfters daran, als ich es tue...und da ich daran gedacht hatte, dass du jetzt sicher wieder irgendein Kommentar loslassen wirst, dachte ich, dass du dachtest, dass ich dachte, dass du jetzt...nee...wie war das noch mal...ich dachte, du würdest jetzt..." "Ach, halt die Klappe...", meinte der Ältere, trug Shuichi kurzerhand ins Bett und warf ihn hinein. Er bemerkte, wie das Bett schwabbelte. "Uah...ein Wasserbett..." Und sprang er hinterher. Das Bett wabbelte hin und her. "Mir wird schlecht...", meinte Shuichi, umarmte Ryuichi. "Hey, lass mich los! Wenn du kotzen musst, geh ins Badezimmer!", keifte der. Zwar machte ihm das eigentlich nichts aus, nicht, solange es von Shu-chan war, doch es musste ja nicht sein. Und große Lust ins Bad zu gehen hatte er auch nicht. Da war die Wahrscheinlichkeit viel zu hoch, noch mal auf eine Spinne zu stoßen. "Nee, ich will nicht ins Bad...", meinte Shuichi und schluckte es wieder runter. Ryuichi blickte ihn mit großen Augen an, als er ihn schlucken gehört hatte. Dann schüttelte er den Kopf. Egal... "Mist, hier kann man nicht mal mit dem Messer unterm Kissen schlafen...", sagte er schließlich. "Messer?" "Na, wegen den Schlangen und so!" "Ach so... und warum nicht?" "Na, so würde das Wasserbett doch platzen!" "Stimmt...", meinte Shuichi und gähnte. Dann umschlang er Ryuichi, der seine Hand in Shuichis tiefere Regionen gleiten ließ. Shuichi nahm Ryuichis Hand und legte sie um seine Taille, umarmte seinen Freund daraufhin wieder. Dieser wanderte wieder in tiefere Regionen. Erneut wiederholte Shuichi den Vorgang, dann blickte er Ryuichi zornig an. "Ich mag noch nicht. Ich sag dir schon, wenn ich bereit bin, okay?", sagte er schließlich. "Was? ich hab doch gar nichts gemacht!", wehrte sich der Ältere. "Ich bin doch nicht bescheuert! Du hast mir gestern noch gesagt, dass du noch nicht soweit bist! Glaubst du, ich will dir irgendwie wehtun oder was?" Shuichi blickte ihn entsetzt an. "Aber wenn du das nicht warst...", sagte er und wurde blass. Dann zog er die Decke mit einem Ruck weg. Eine ziemlich lange, armdicke Schlange umschlang seine Hüfte, schlängelte sich weiter hinab. Wieder konnte man Shuichis Schrei sicherlich auch in Tokio hören... Nach einer viel zu langen Nacht standen die beiden Sänger mit gepackten Taschen so früh es ging vor ihrer Strandhütte, begaben sich in die Stadt, um sich erstens ein Auto zu mieten um zweitens weit weg von diesem Ort zu fahren, an dem es so viele Urviecher gab. Die Nachbarskatze war wirklich ein Scheißdreck dagegen! Ein paar Stunden später erreichten sie ein kleines Kaff, mieteten sich dort ein Zimmer und fragten nach, ob es hier viele Schlangen und ähnliches gab. Schließlich erklärte man ihnen genau, was man zu tun hatte, falls der seltene Fall eintreten sollte, dass irgendein Tier in ihrem Zimmer auftaucht. Ein wenig beruhigter machten sie sich auf den Weg zum Strand. Sie mussten zwar ein paar Minuten Fußmarsch hinter sich bringen, aber immer noch besser, als in dieser Tierverseuchten Hütte hausen zu müssen. Und in der Nähe gab es auch eine größere Stadt, in die sie fahren konnten, wenn sie genug vom Strand liegen hatten. Am Sandstrand angekommen knallte sich Shuichi gleich in die Sonne, während Ryuichi einen Sonnenschirm, den ihm die nette Herbergsbesitzerin freundlicherweise in die Hand gedrückt hatte, aufbaute und ihn über Shuichi platzierte. Dieser öffnet die Augen und blinzelte. "Hey, nicht, du verdeckst doch die Sonne...", murrte er, rollte sich dann aus dem Schatten. "Dann solltest du aber wenigstens Sonnencreme benutzen...", kam es von Ryuichi. Er zog die Sonnecreme aus der Strandtasche. Doch auch hier weigerte sich Shuichi hartnäckig. "Du brauchst auch gar nicht wieder anzufangen, mich überreden zu wollen...", meinte Shuichi. "Diesmal hab ich keine Lust, darauf reinzufallen." "Und ein schlechtes Gewissen brauchst du mir auch nicht einzureden. Da hab ich jetzt auch gar keinen Bock drauf!", laberte der Junge, bei dem so langsam durch die schwarze Tönung an den Spitzen der Haare wieder ein paar erdbeerfarbene Strähnchen blitzten. Nur die Ansätze blieben schwarz, schließlich war das Shuichis natürliche Haarfarbe. "Gut, wie du meinst...", gab Ryuichi auf. Setzte sich in den Schatten und cremte sich selbst ein. Wirst schon sehen, was du davon hast, dachte er sich. "Kannst du mir mal den Rücken einschmieren?", fragte er, versuchte dabei freundlich zu klingen. Ok, er gab es ja zu. Es wurmte ihn ziemlich, wenn Shuichi nicht auf ihn hörte. Schließlich war es ja meist nur zu seinem Besten. Er wollte ihn nicht unnötig leiden sehen, aber wenn der Junge so weitermachte, würde er in spätestens 30 Minuten rot wie ein Hummer nach dem Kochen sein. Shuichi erhob sich, setzte sich neben Ryuichi und schmierte ihm den Rücken ein. Der durchschlagene Geruch der Sonnencreme stieg ihm in die Nase und erinnerte ihn an frühere Zeiten. Damals ist er noch zusammen mit Mama, Papa und seiner kleinen Schwester im Freibad gewesen. Seine Mutter hatte Maiko-chan und ihn auch immer von Kopf bis Fuß eingeschmiert. Doch wozu eigentlich? Da schwitzte man doch nur noch mehr und meistens wusch es sich trotzdem im Wasser wieder ab… Schließlich lagen beide dösender Weise auf ihrer Decke, bis Ryuichi etwas bemerkte, was sich an seinen Haaren zu schaffen machte. Es ziepte und zupfte. Dann spürte er irgendwas ziemlich Raues über seinen Kopf lecken. "Shu-chan, lass das...", murrte er, hatte aber die Augen noch geschlossen. Der Angesprochene blickte auf. "Aber ich mach doch gar nichts..." "Doch, klar, du reißt mir meine letzten, farbigen Haare noch raus...", meinte er, öffnete dann seine Sehapparate und blickte Shuichi an, der jedoch ein kleines Stück von ihm entfernt lag. "Hä?" "Ich sag es dir doch, ich mache gar nichts!" "Aber wer..." Ryuichi blickte hoch. Shuichi tat es ihm gleich. Dann wurde Ryuichis Gesicht von warmen, widerlich riechendem Speichel eingehüllt, bis wieder an seinen Haaren gezupft, gekaut und gezogen wurde. Shuichi war sofort aufgesprungen und versuchte krampfhaft das Rindvieh von Ryuichi wegzubewegen, der nicht viel machen konnte, als zu versuchen, seinen Haarschopf zu befreien ohne unnötig viele Haare zu verlieren. "Lass meinen Freund los, du dumme Kuh!", keifte Shuichi und zog die Kuh nun am Kopf, doch irgendwie gelang es ihm nicht so recht, sie von Ryuichi weg zu bewegen. Als dieser Versuch ohne Erfolg blieb, packte er Ryuichi und versuchte nun diesen von der Kuh wegzuziehen. Mit einigen Wehwehchen und großen dicken Kullertränchen in den Augenwinkeln saß der ältere Sänger nun im Sand und hatte den vollen Ausblick auf eine fette, braun-schwarz-weiß gefleckte Kuh, die noch immer Teile seines prachtvollen, grün gefärbten Haarschopfes kaute... "Aua, lass mich!", kreischte nun Shuichi, den die Kuh nun ebenso am Wickel hatte und ihre Zähne in seinen Arm rammte. Sein Arm knackte. Er quäkte vor Schmerz auf. "Lass Shu-chan in Ruhe!" Ryuichi stand auf, nahm einen Stein, funkelte die Kuh böse an, ging zu ihr und schlug ihr das harte Objekt mit voller Wucht gegen die Birne. Die Kuh verleierte die Augen, muhte einmal qualvoll auf, dann kippte sie zur Seite und blieb regungslos liegen. Shuichi starrte sie an. Ryuichi atmete hektisch. "Wenn du meine Haare unbedingt fressen musst, ist das eine Sache...", sagte er schließlich. "Aber wenn du meinem Shu-chan wehtust, kann ich dir das nicht mehr verzeihen!" Shuichi blickte ihn an, errötete von einer Sekunde auf die andere, schrie dann aber mit einem mehr als übergroßen Kopf: "Aber du hättest sie ja nicht gleich töten müssen!" "Ich hab sie nicht getötet! Sie lebt doch noch! Guck doch, die atmet!", versuchte Ryuichi sich zu wehren und gestikulierte wild mit den Händen in der Gegend herum. Er blickte auf die Kuh, der nun ein feines Rinnsal Speichel aus dem Maul floss. „Sie…sie lebt…“ Shuichi wanderte auf und ab. "Was machen wir mit der Leiche...", sagte er immer und immer wieder, hielt sich die Hand ans Kinn und überlegte krampfhaft. "Sie ist nicht tot!", schrie Ryuichi wieder, beugte sich hektisch über die Kuh und zog an ihrem Kopf. Er legte ein Ohr an die Kuhnase und horchte. Shuichi blieb stehen. Ryuichi riss die Augen auf. "Scheiße, die atmet nicht mehr! Ich muss...", sagte er panisch und wollte gerade zu einer Mund-Zu-Schnauze-Beatmung ansetzen, da packte Shuichi Ryuichis Haare und zog den Kopf ruckartig zurück. "Tu das und ich küss dich nie wieder!", drohte er, betrachtete dabei den zähflüssigen, schon beinahe grünlichen Speichel der Kuh. Ryuichi hielt sich den Kopf, fing dann an lauthals zu flennen. "Aber ich will kein Mörder sein!" "Es ist zu spät!", meinte Shuichi und zog Ryuichi auf die Beine. "Krieg dich wieder ein! Heutzutage hat doch jeder ein bis zwei Morde begangen. Das ist mittlerweile völlig normal. Wir werden sie einfach ins Meer ziehen und dann so tun, als sein sie ertrunken..." Ryuichi blickte ihn weinerlich an. "Oder noch besser: Wir sagen, dass sie nur schwimmen wollte und schließlich von einer Koralle angegriffen wurde. Dabei ist sie hart mit dem Kopf aufgeschlagen und fiel tot ins Wasser weil die Koralle nämlich giftig war! So!" Ryuichi weinte lauter. "Oder wir nehmen die Kuh mit und essen sie so schnell es geht auf! So vernichtet man Beweise wohl am besten!", meinte Shuichi, legte wieder die Hand ans Kinn. "Also ich bin für die Wassermethode...", wimmerte Ryuichi, deute dann Shuichi an, die Kuh irgendwo zu packen und in Richtung Wasser zu schleifen. Dieser packte sie auch, genau wie Ryuichi es tat, doch sie schafften es keinen Millimeter, das schwere Vieh zu bewegen. "Verdammt, so wird das nichts; wollen wir einfach abhauen? Noch ist hier keiner!", fragte Shuichi. Ryuichi nickte, hörte jedoch in diesem Moment eine tiefe Männerstimme frohlockend singen: "Wilma! Wilma, Where’s my little Wilma-cow-baby, heee??? My beloved Wilma-Cow-Baby! My Wilma-Babe!" "Shit!", fluchte Ryuichi, sah zu, dass er die Sachen zusammen packte, spannte den Schirm zusammen und versuchte ihn zu verstauen, da kam auch schon ein Hüne von einem Mann mit einem dämlich aussehendem dunkelbraunen Gaul angetänzelt und blickte sich mit für einem Kerl viel zu femininen und mit Wimpern bestückten Augen umher und blinzelte wie ein Verrückter. "Wiiiiilmaaaaa!!!", rief er und riss die Arme weit auseinander, um seine überschwängliche Freude zum Ausdruck zu bringen. "Did you enjoy the beach?" Dann fiel sein Blick auf die wie tot daliegende Kuh. "Huh! Oh my goooood!!! WILMA, dearie! What’s the matter with you??? Wilma?", kreischte er und rannte auf die Kuh zu, nahm den Kopf in die Hände und legte ihn auf seinem Schoß ab. Die Kuh öffnete langsam die Augen und muhte schwächlich. Ryuichi atmete erleichtert auf. "What? This green haired boy has beaten you? You are not being serious! Don`t lie!", sagte der Mann streng, doch als Wilma ihre Worte erneut muhte, fiel der böse Blick des riesigen Mannes auf Ryuichi. "You!", sagte er, nahm die Kuh auf die Arme und trug sie in den Schatten, um ihr liebevoll: "Relax a while my dear!" zu sagen und ihr über den Kopf zu streicheln, fixierte jedoch Ryuichi, der nun versuchte den Kloß in seinem Hals hinunter zu schlucken. Shuichi rannte vor ihn, breitete schützend seine Arme aus. "Lassen Sie ihn in Frieden! Er hat sich ja nur gewehrt! Man muss sich auch von einer Kuh nicht alles gefallen lassen!", keifte Shuichi, wurde jedoch leider nicht wirklich verstanden. "Shut your mouth, girl!" "Ich bin kein Mädchen!!!", schnaufte der kleine Sänger und suchte einen Stein, um den Mann genauso lahm zu legen wie Ryuichi es mit der Kuh getan hatte. "Horace!", sagte der Mann bestimmend, nickte dem Pferd zu, welches die Kuh umsorgt betrachtete, dann aber aufsah. "Horace, come!", sagte er, deutete mit der Hand neben sich. Das Pferd gehorchte. "Horace, this guy...", laberte er das Pferd voll, deutete auf Ryuichi, der daraufhin zusammenzuckte: "This horrible guy wanted to kill our sweet and beloved Wilma! You know what you have to do, Horace!" Das Pferd wieherte und nickte. Shuichi sah das alles mit großen Augen an, stellte sich weiterhin schützend vor Ryuichi. "Kill him!", schrie der Mann; das Pferd scharrte mit dem Huf im Sand und fing dann an, wie wild loszugaloppieren und hatte schon bald eine beachtliche Geschwindigkeit drauf. Erneut fing das Tier an, mit irrem Blick zu wiehern. Ryuichi packte Shuichi und warf ihn mitsamt ihrem Hab und Gut hinter die nächste Düne, dann nahm er die Beine in die Hand und machte sich davon. Shuichi blickte kreidebleich hinterher. Dann fing er erneut an zu schreien und wieder war es so laut und schrill, dass man es sicherlich auch in Tokio hören konnte… Ryuichi hatte sich nun auf den Boden gehockt, seine Rechnung ging auf und das Pferd sprang einfach über ihn und blickte sich um. Ryuichi versuchte nun hinter die nächste Düne zu kriechen und dort hinter einem Busch oder irgendetwas in der Art, Schutz finden zu können, doch schon war das Pferd wieder hinter ihm und biss ihm in den Po. Ryuichi quiekte auf, sprang dann hoch und drehte sich zu dem Pferd um. "Hi Horace!", sagte er und hob die Hand, suchte in seinen Taschen nach etwas Zucker. "Du verstehst sicher kein Japanisch..." murmelte Ryuichi und ging vorsichtig ein paar Schritte zurück. "Good horse, good Horace! You are a nice horse, a lovely horse...yeah, a really well-behaved horse...do you wanna eat some sugar? We can talk about everything you like...here...eat...", sagte Ryuichi so halbwegs selbstbewusst und zerrte einen kleinen Zuckerbeutel auf, der mal irgendwann einem Kaffee beilag, aus der Hosentasche. Rasch riss er eine Ecke des Beutels mit den Zähnen auf und streute die süßen Kristalle auf die flache Hand; hielt sie dem Pferd schließlich hin. Dieses begutachtete ihn noch etwas mürrisch, dann jedoch begann es den Zucker zu fressen. Vorsichtig schaffte es Ryuichi, den Kopf des Tieres zu streicheln. "Schhh...", machte er, streichelte ihm auch über die Seite des Halses und klopfte leicht darauf. "I see...you are a really nice horse...", sagte er und lächelte es an. Dann schwang er sich auf den Rücken des Tieres und ritt mit ihm davon. Was für ein befreiendes Gefühl. Er war noch nie in seinem Leben geritten, aber das war wirklich der pure Wahnsinn! Seine Haare wehten im Wind, er versuchte sich so festzuhalten, dass er dem Pferd nicht unnötig an der Mähne zog, was allerdings etwas schwierig war, da es weder Sattel noch Saumzeug trug. Nach einer Weile ritt er in die entgegen gesetzte Richtung, entdeckte Shuichi, dem beinahe die Augen aus dem Kopf fielen, der dann aber geistesgegenwärtig seinen Fotoapparat zückte und wie wild begann, Fotos zu machen. Die würden ein Vermögen einbringen, wenn sie die als Poster verkaufen würden! Wahrlich ein Vermögen! Ryuichi in einem weißen Hemd und wehendem Haar auf einem Pferd im Galopp! Wahnsinn! Nachdem Shuichi seinen Sabberanfall beendet hatte, hielt Ryuichi neben ihm an. "Komm, steig rasch auf.", meinte er. "Das Pferd ist auf unserer Seite, wir können also abhauen. Der Typ kommt mit der Kuh so schnell nicht hinterher.", sagte er in einer unglaublich rasanten Geschwindigkeit, holte dann tief Luft und blickte Shuichi an. Doch dieser schüttelte nur den Kopf. "Schon okay... Ich hab dem Mann erklärt, was vorgefallen war und mich bei Wilma oder wie das Vieh heißt, entschuldigt. Und sie hat sich auch bei mir entschuldigt, dafür, dass sie meinen Arm brechen wollte...", meinte Shuichi und zuckte mit den Achseln. "Tja, der Mann ist jetzt weg, er sagt, das Pferd findet schon allein nach Hause." Ryuichi verzog das Gesicht. Er hätte fast eine Kuh getötet und dieses Pferd, welches wohl der Liebhaber dieser Kuh war, hatte versucht, ihn umzubringen. Gut, verständlich, denn Ryuichi selbst würde auch am liebsten jeden umbringen, der Shuichi wehtut, aber trotzdem! Was für ein seltsamer Tag. Dabei waren sie hier her gekommen, um sich zu entspannen. Mit einem Satz sprang er von Horace und landete ziemlich breitbeinig im Sand. Er verzog das Gesicht. "Was ist denn mit dir los?", fragte Shuichi besorgt. "Ah, erstens hat mich dieses blöde Vieh in den Hintern gebissen und zweitens bin ich das Reiten nicht wirklich gewohnt...", meinte er und kniff die Augen zusammen. Das Pferd wieherte schadenfroh und trabte endlich davon. Shuichi suchte ihr Hab und Gut aus hinter der Düne hervor, breitete die Decke wieder aus und stellte den Sonnenschirm auf. Dann fand er noch etwas Müll und ein altes Surfbrett. "Ui, guck mal, Ryuichi...", meinte er. "Kannst du surfen?" "Ja, aber im Moment wohl nicht...", sagte der Grünhaarige, welcher nun auf der Decke lag und die Beine in die Höhe hielt. "Kann ich was für dich tun?", fragte Shuichi mit langsam wachsender Besorgnis. Ryuichi wusste immer, was er machen musste, wenn mal was mit ihm nicht stimmte, aber er hatte mal wieder keinen Plan, wie er ihm Linderung verschaffen konnte. "Nein, lass mich einfach kurz ausruhen, geht sicher bald wieder...", meinte der Ältere, strampelte ein bisschen herum, kniff die Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe. "Wenn du meinst. Ich probier mal das Surfen aus. Wenn was ist, ruf mich einfach, okay?" Ryuichi ließ ein Geräusch hören, welches wohl ja bedeuten sollte. Shuichi rannte von dannen, schmiss sich in die Wellen und schien die giftigen Meeresbewohner wohl tatsächlich vergessen zu haben… Ryuichi schaffte es, sich wieder aufrecht hinzusetzen und sah zu Shuichi, der durchs Wasser paddelte, sich dann bäuchlings auf das Surfbrett legte und sich von den Wellen treiben ließ. Als die nächste, richtig große Welle kam, nutze er seine Chance und stand auf. Das Wasser perlte von seinen schwarzen Haaren mit der erneut durchkommenden, intensiven Rosafärbung, als er den Kopf schüttelte. Ryuichi zoomte mit der Kamera ran und schoss ein paar Bilder. Unbezahlbar, wenn man die an die richtigen Fans verkaufte... sie würden reich werden! Millionäre! Milliardäre! Oder was weiß der Geier! Für eine Sekunde stand der jüngere Sänger auf dem Brett, genoss ein unglaubliches Gefühl von Freiheit, dann machte er einen Fehler, wurde herumgewirbelt und befand sich plötzlich mitten in der Welle. Er fühlte sich, als hätte man ihn in eine Waschmaschine gesteckt, bekam das Surfbrett zwei Mal gegen den Kopf und tauchte schließlich wieder auf. Er hustete und rieb sich die Augen, da das Salzwasser ziemlich darin brannte. Dann blickte er sich um und bemerkte, wie eine Flosse plötzlich rasant auf ihn zukam. Seine Augen wurden immer größer, dann fing er wieder einmal an, so laut er konnte zu schreien. Seine Arme ruderten, während er immer wieder: "Ein Hai! Ein Hai! Oder vielleicht noch schlimmer, eine Koralle!!!", kreischte. Ryuichi sprang auf, unterdrückte seinen schmerzenden Hintern und rannte in Richtung Wasser. "Shu-chan! Keine Angst! Der tut dir nichts!", rief er panisch, glaubte jedoch selbst nicht daran. Shuichi, der nun bereits im Sand lag und immer noch schwamm, bemerkte nicht, wie er an Ryuichis Füße stieß und von diesem auf die Beine gezogen wurde. "Hallo! Hör auf, du bist an Land!", meinte der nur, nahm ihn fest in die Arme, doch die Haiflosse schwamm immer weiter auf die beiden Entertainer zu. Ryuichi machte große Augen, als auf einmal eine Frau im Wasser saß, die zu kichern begann. "Ah, Shuichi, da hab ich dich aber reingelegt!", meinte sie und schnallte sich die Flosse ab. Dieser drehte sich langsam, sehr langsam und ruckartig um, blickte auf das grinsende Gesicht. "Kitazawa Yoshiki!?!", kreischte der nur. Ryuichi blickte ihn fragend an. "Hm?" Shuichi blickte ihn an und kreischte: "Ich kenne die!", doch Kitazawa, die nun aufgestanden war und zu Shuichi trottete, blickte ihn nun leicht enttäuscht an. "Was? Du bist Kennedy? Sorry, da muss ich dich wohl verwechselt haben!", sagte sie und verbeugte sich hektisch. "Kitazawa?", fragte Ryuichi. Shuichi errötete und schrie: "Nein, ich bin Shuichi! Ich hab ihm doch nur gesagt, dass ich dich kenne!" "Schrei doch nicht so, Shu-chan." "Warum denn nicht?", kreischte er, wurde dann freudig von diesem seltsamen weiblichen Wesen in Beschlag genommen und an sich geknuddelt. Ihre riesigen Brustimplantate zerquetschten ihn beinahe. Schwer atmend und knallrot löste er sich; ließ sich dann in den Sand fallen. "Ey, das ist mein Shu-chan!", sagte Ryuichi und schaute gequält. So langsam wurde er eifersüchtig. Woher kannte Shuichi diese Frau? Und warum war sie so vertraut mit ihm? Das grinsende Gesicht wandte sich nun Ryuichi zu. "Oh, Verzeihung. Ich bin der Bruder von Kitazawa Yuki, vielleicht haben sie von ihm schon gehört?" Ryuichi nickte, stockte dann. "Bruder?", meinte er und richtete seinen Blick auf die Silikonbrüste. "Ach, ich bin so unscheinbar gewesen. Da hab ich mich schon mal oben rum umoperieren lassen..." "Oben rum?", meinte Ryuichi und ließ seinen Blick in tiefere Gefilde wandern. Enger, viel zu enger Badeanzug. Shuichi schlang der Frau bzw. dem Mann oder was er bzw. sie auch immer war, schnell sein Handtuch um die Hüften. "Bitte, kauf dir einen Rock oder so was zum Baden, ja? Das schreckt ja die Leute ab..." Kitazawa nickte schüchtern. "Ah ja...", meinte Ryuichi. "Und woher kennt ihr euch?" "Als ich von Rage entführt wurde, habe ich sie kennen gelernt. Hat mir auch mal mit Yuki geholfen. Lange ist’s her..." "Bist anscheinend nicht mehr mit ihm zusammen...", sagte Yoshiki und blickte Ryuichi an. "Aber wenn ich ehrlich sein darf, ich hab euch schon seid ihr aus dem Flugzeug gestiegen seid beobachtet und ich finde, ihr passt viel besser zusammen." "Du hast uns schon so lange beobachtet???", schrieen Shuichi und Ryuichi zugleich. "Na ja, beobachtet meinte ich eigentlich nicht... Ich hab ja versucht, mich bemerkbar zu machen, aber ihr habt das nicht mitbekommen." Yoshiki tropfte etwas Schweiß von der Schläfe. "Sie ist wirklich unscheinbar...", meinte Shuichi, blickte sich um. Yoshiki war verschwunden. "Huch, wo ist sie denn? Yoshiki?" "Gut, dass sie weg ist...", knurrte Ryuichi. "Wir sind extra hergekommen, um niemanden zu treffen, den wir kennen oder den du kennst...", sagte er schließlich. "Tja, was soll man da machen? Die Welt ist nun mal sehr klein…", meinte Shuichi und zuckte mit den Schultern. "Ist ja jetzt auch egal. Sag mal, wollen wir uns nicht mal die nächste Stadt ansehen?" Der Grünhaarige nickte, dann packten sie rasch ihre Sachen zusammen, Shuichi ignorierte, dass er eigentlich noch völlig nass war. Die Sonne würde ihn derweilen schon trocknen. So trotteten sie langsam und bepackt zur Herberge zurück, zogen sich um und stiegen in den Mietwagen. "Sag mal, Shu-chan, willst du eigentlich mal irgendwann deinen Führerschein machen?", fragte Ryuichi. "Warum nicht...?" "Ich kann dir das Fahren beibringen..." "Du kannst einem alles beibringen.", meinte Shuichi. "Wieso? Gibt es noch irgendwas bestimmtes, was du lernen möchtest? Außerdem stimmt das gar nicht. Ich kann nicht zeichnen." "Das kann ich auch nicht." "Und mit Schriftzeichen hab ich auch so meine Probleme. Mein schriftliches Japanisch ist nicht unbedingt das Beste…“ "Ich versteh dich ganz gut.", meinte der Kleinere. Shuichi kurbelte das Fenster runter, ließ sich den Fahrtwind um die Ohren rauschen. Beim Vorbeifahren erblickten sie einige Menschen, die Barbecue machten. Es roch verräterisch nach Rindfleisch. "Na, die werden doch wohl nicht doch Wilma noch geschlachtet haben?", meinte Ryuichi und grinste. "Da fällt mir ein, irgendwie ist mein Magen ziemlich leer...", meinte Shuichi und wie zur Bestätigung seiner Aussage, begann sein Verdauungsorgan wie wild zu knurren. "Wir sind ja eh gleich in der Stadt.", sagte Ryuichi und parkte mit einem Zug rückwärts in einer eigentlich viel zu klein erscheinenden Parklücke ein. "Wow...ich sollte doch bei dir Unterricht nehmen...", sagte Shuichi und stieg aus. "Wahnsinn! Parallel zur Bordsteinkante! Du bist ein Genie!", meinte er und sah ihn mit riesigen, wässrigen und mit Sternen durchzogenen Augen an. "Tja... gekonnt ist eben gekonnt!", lachte Ryuichi los und sah leicht irre aus, als seine Zunge dabei aus seinem Mund kam. Sie trotteten eine Weile durch die Stadt, kauften sich schnell etwas bei einem Grill, schmissen es gleich wieder weg, weil die Marinade einfach widerlich schmeckte, versuchten es mit einem Fleischspieß, welcher etwas besser war und schlenderten durch die Straßen. Hier und da schossen sie auch ein paar Fotos, posierten selbst, um sich vielleicht später mit diesen Bildern über Wasser halten zu können, falls es mal nicht so mit den Geschäften laufen sollte. Dann kamen sie an einer Art Markt an. Ryuichi fiel sofort ein Stand mit Landkarten auf. Wäre ja wirklich mal praktisch, so ein Teil... Also lief er dort hin, sagte noch zu Shuichi, dass er nicht mitkommen bräuchte und sich umsehen solle, wo er mag. Falls sie sich verlieren würden, würde er ihn einfach auf dem Handy anrufen. So schlenderte auch Shuichi ein wenig umher, blickte sich hier und dort bei Souvenirständen um, um vielleicht etwas für Hiro oder Maiko-chan zu finden. Er stand gerade etwas abseits und betrachtete eine Silberuhr, da hörte er ein leises: "Pssst..." Verwirrt blickte er sich um, sah nach links und nach rechts. "Pssssst!", vernahm er wieder, doch es wurde nun zunehmend lauter. Hä?, dachte er und blickte sich erneut um. "Pssssssst!", machte es wieder und nun konnte er einen merkwürdigen, bleichhäutigen Mann mit einer sehr dunklen Sonnenbrille sehen, der ihn anscheinend ansah. Er nickte mit dem Kopf, befahl ihm so, zu sich zu kommen, sagte wieder: "Pssst!" und nickte noch einmal. "What? 120??? Are you kidding? I don`t pay so much for this shit!", keifte Ryuichi und hielt die schon etwas ramponierte Landkarte von der Sydneyregion hoch. "Forget it!", meinte er und legte sie wieder beiseite. "Please, Mister...", sagte der Verkäufer, blickte ihn treudoof an. Shuichi zuckte mit den Schultern, blickte sich wieder um und tapste auf den merkwürdigen Mann zu. Er blieb vor ihm stehen und blickte ihn voller Erwartung an. Dann zog dieser mit einem Ruck den Mantel auf. Shuichis Augen weiteten sich, dann ging er ein paar Schritte zurück und fing an, so laut wie er es noch niemals zuvor getan hatte, zu schreien. Ryuichi schreckte auf, steckte dem Verkäufer ein Geldbündel in den Mund, schnappte sich einen Stapel Landkarten, stopfte sie in seine Tasche und rannte in die Richtung, aus der der Schrei kam. Shuichis Schreie würde er unter tausenden heraushören. Ja. Shuichi schrie eben, tja...einfach einmalig! Das machte so schnell keiner nach. Wieder erklang ein Kreischen, doch diesmal noch von einer Frau. Ryuichi legte einen Schritt zu und erreichte endlich Shuichi, der mit zusammen gekniffenen Augen auf dem Boden hockte und sich die Ohren zuhielt. Eifersüchtig betrachtete der grünhaarige Sänger, wie diese Kitazawa sich über seinen Freund beugte und mit ihren Silikontitten Shuichis Rücken streifte. Er grummelte und sah schließlich auch noch einen Mann, der blutend und heulend auf der Straße lag. "Was ist denn hier los?", fragte Ryuichi, schubste Kitazawa von seinem Shuichi weg und setzte sich neben ihn. Tränen flossen über dessen Wangen, als er Ryuichi anblickte, dann warf er sich ihm um den Hals. "Ryu-chahahahaaan...", flennte er. "Es war sooo eklig!" "Was denn? Hat Kitazawa was mit dir angestellt?" Ryuichi schossen sofort unzählige Gedanken durch den Kopf... Er riss die Augen weit auf und drückte Shuichi fest an sich. Das war sein Shuichi! Nur seiner! Der ältere Sänger versuchte beruhigender Weise Shuichis Haar zu streicheln, doch der schüttelte mit dem Kopf. "Nein, sie hat mich gerettet!", schluchzte er. Ryuichi zuckte zusammen. Auch das noch... "Vor wem?", fragte er weiter. "Na, vor dem da!", schrie Shuichi und deutete weiterhin stark flennend auf den Halbohnmächtigen. "Der? Was ist mit dem?" "Das ist ein Exhibitionist!", mischte sich Kitazawa ein. "Er hat Shuichi angelockt und sich entblößt. Ich hab es genau gesehen und dann bin ich hin, weil ich ihm helfen wollte. Aber da hat er sich noch mal vor mir entblößt. Shuichi stand derweil unbeweglich vor ihm und flennte in einer Tour, ist aber sonst ziemlich cool geblieben, tehihi. Er ist wirklich einmalig, ne Shuichi?“ "Cool nennst du das?", keifte Shuichi. "Was heißt hier, er ist einmalig!", brüllte Ryuichi. Doch Kitazawa ließ sich nicht beirren und redete weiter. "Ja, er hat sich dann auch vor mir entblößt und zuerst musste ich auch schreien, aber dann hab ich bemerkt, dass er sich ein merkwürdiges Häschen über sein Teil gestülpt hatte, da musste ich lachen..." Sie kicherte blöd. Ryuichi zuckte mit dem Mundwinkel, drückte Shuichi dann enger an sich. "Das ist ja krank!", meinte er schließlich und blickte angewidert auf den Mann, der noch immer blutend am Boden lag. "Und warum blutet er?", hakte er noch nach. "Tja... er hat Shu-chan angesehen und irgendetwas in der Art wie "Hübsches Kerlchen, hrhr!" geredet und machte Anstalten, ihn anzufassen, da hab ich ihm eine Portion Pfefferspray in die Augen gesprüht und ihm eine verpasst...Hohohoho!" Sie lachte schrill und hielt Ryuichi ihre kleine Pfefferspraydose vors Gesicht. Dieser drehte die Öffnung der Dose lieber von sich weg und blickte auf den, wenn man es so sah, ziemlich zugerichteten Mann. "Tja, von der Kraft her bin ich eben doch ein Mann, eindeutig!", meinte Yoshiki belustigt und stand auf, wischte sich den Staub von den Knien und rief mit ihrem Handy schon mal die Polizei. Nicht nur von der Kraft her, dachte Ryuichi. Er seufzte. Irgendwie fand er Yoshiki sehr eigen, aber sie hatte Shuichi gerettet und ihn vielleicht vor einem erneuten Trauma bewahrt. "Danke, Kitazawa-san...", murmelte er. "Shuichi hat in letzter Zeit viele schlechte Erlebnisse gehabt. Das hätte gerade noch gefehlt...", flüsterte er, wuschelte durch Shuichis Haar, welcher sich immer noch heulend an ihn klammerte. "Keine Sorge. Hab ich gern getan.", sagte sie mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht und lachte erneut. „So, dann kümmere ich mich um den Rest…bring Shuichi lieber in euer Hotel oder wo auch immer ihr wohnt.“ Sie verabschiedeten sich. Shuichi wollte nur noch in die Herberge zurück und schluchzte eigentlich die ganze Zeit. Ryuichi seufzte. Sie waren doch hergekommen, um alles zu vergessen und zu verarbeiten. Und um sich auszuruhen! Aber was war passiert? Alles Mögliche, nur von Ausruhen war keine Spur. Shuichi war zwar innerhalb der zwei Tage zwar schon ein bisschen braun geworden, wie Ryuichi mit einem leichten Schnurren feststellen musste, aber ansonsten sah er nicht viel erholter aus. Endlich waren sie in der Herberge angekommen und Shuichi ging sofort unter die Dusche und legte sich danach ins Bett. Ryuichi strich ihm über das noch feuchte Haar. "Willst du gleich schlafen oder kann ich den Fernseher einschalten?", fragte der Grünhaarige. "Kannst du...", entgegnete Shuichi, der sich nun an ihn schmiegte. Er sah gern zusammen mit Ryuichi fern, um sich an ihn zu kuscheln und einfach seine Nähe zu spüren. Auch wenn er hier das Meiste eh nicht verstand, da es ja alles englisch war, aber das war wirklich egal. Hauptsache, Ryuichi war bei ihm. Wenn er ihn anblickte, sah er auch nicht mehr diesen ekligen Exhibitionisten vor sich. Shuichi schloss die Augen und spürte das gleichmäßige Atmen des anderen. Er verstand die fremde Sprache kaum und driftete immer mehr ins Traumland ab, bis er ganz einnickte. Ryuichi lachte plötzlich auf und weckte Shuichi somit, der ihn nur verschlafen anblickte. "Oh, sorry, ich wollte dich nicht aufwecken. Aber das...", er kicherte. "Was denn los?"; murmelte Shuichi. "Ich habe gerade Nachrichten geschaut und du glaubst nicht, was sie da gesagt haben!" "So? Was denn?", fragte Shuichi, noch immer ziemlich verschlafen. Ryuichi räusperte sich. "Hm, mal so frei übersetzt: Seit geraumer Zeit kann man in Sydney und Umgebung immer wieder laute Schreie hören. Bitte seien sie unbesorgt, wir sind der Ursache auf der Spur! Bis jetzt konnte noch keine Leiche oder sonstiges gefunden werden, aber wir tun unser Bestes... So oder so ähnlich." Shuichi verstand so langsam. "Hehe, hoppla...", meinte er. "Dein Organ hat sich eindeutig verbessert!", lobte ihn Ryuichi. "Da hat sich der Gesangunterricht ja voll gelohnt! Und die ganzen Atemübungen!", kicherte er. Shuichi lächelte, blickte jedoch immer noch ziemlich müde. "Schlaf ruhig weiter. Ich geh nur schnell unter die Dusche...", meinte Ryuichi und stand auf. Er streckte sich. Dann wollte er losgehen, doch auf einmal spürte er einen blitzartigen Schmerz in seinem Fußgelenk. Verwirrt sah er, wie sich etwas davon schlängelte. Er dachte nicht weiter darüber nach und wollte endlich duschen gehen, doch auf einmal stieg ihm Schweiß auf die Stirn, Hitzewellen überkamen ihn, von einer Minute auf die andere bekam er Fieber und Schüttelfrost. Shuichi kam besorgt auf ihn zugekrabbelt. "Was ist los, was hast du...", fragte er. Ryuichi blickte sich um, seine Pupillen waren stark geweitet. "Ryuichi!" All seine Müdigkeit war auf einmal verschwunden. "RYUICHI!", schrie er nun, schüttelte den anderen an den Schultern. Aus seinem Gesicht war jegliche Farbe verschwunden. "Was ist los mit dir?" Alles vor Ryuichis Augen verschwamm. Wo noch bis vor kurzem Shuichis Umrisse zu sehen waren, machte sich ein anderes Bild klar, schärfte sich immer mehr, bis er es ganz eindeutig erkennen konnte. "Nein...", wisperte er. "Nicht du, du bist doch tot. Du lebst nicht mehr...", wisperte er weiter. Shuichi packte Ryuichis Handgelenke, doch dieser riss sich los. "FASS MICH NICHT AN!", schrie er, holte aus und schlug auf einmal wild um sich. Shuichi spürte, wie seine Wange zu schmerzen begann, versuchte Ryuichis Hände zu bändigen und ihn an die nächste Wand zu drücken, um ihn festzuhalten. "Ryuichi, was ist los mit dir?", fragte Shuichi verzweifelt, weinte schon längst. "Lass mich los, du tust mir weh, fass mich nicht an... ich will das nicht. Du bist tot! Du hast dich umgebracht! Du bist schon lange tot, also hör endlich auf mit dem Scheiß!", wimmerte er, fing an entsetzlich zu weinen und rutschte schließlich, sich die Ohren zuhaltend an der Wand hinunter. Jetzt saß er da, unaufhörlich strömten Tränen aus seinen Augen und tropften zu Boden. Es half nicht, sie sich abzuwischen. Immer wieder murmelte er völlig belanglose Dinge, wippte hin und her, schüttelte den Kopf und wurde zusehends schwächer. "Ich hole Hilfe...", wisperte Shuichi, dann rannte er los. "Tu mir nichts, bitte, tu mir nichts...Lass mich doch endlich in Ruhe...Bitte…", wisperte Ryuichi, spürte dann, wie er grob an den Haaren zurückgezogen wurde, fühlte dann ein Stück kaltes Metall, welches sich an seine Kehle legte und hörte die Worte: "Wenn du schreist, bring ich dich um!" Er keuchte auf, als er spürte, wie sein Hemd grob von seinem Körper gerissen wurde, wie er gegen eine Wand geschleudert wurde, geschlagen wurde, wie ein feines Rinnsal Blut an seiner Schläfe entlang floss, aus seinem Mund trat, eine metallischen Geschmack hinterließ. Er spürte genau die Tritte und Schläge und schließlich einen ganz anderen Schmerz, der ihm den Atem stocken ließ. Sein ganzer Körper verkrampfte sich. Er traute sich nicht zu schreien, so blieb ihm nur sein stummes Weinen, leises Aufkeuchen, er verspannte sich noch mehr, wodurch die Schmerzen beinahe ins Unermessliche stiegen. Und dann war es vorbei. Er fühlte sich so kraftlos, benutzt, schmutzig... elendig. Wie jedes Mal. Es war immer dasselbe. Als man ihn mit großen, schallenden Schritten verließ und blutend am Boden liegen ließ, weinend, am Ende, als die Tür geschlossen wurde und ihn in Dunkelheit hüllte, die so oft sein Begleiter gewesen war, wünschte er sich, wie er es so oft getan hatte, dass diese wärmende Dunkelheit ewig dauern würde. Er wünschte sich, endlich von all seinem Leid befreit zu werden, wünschte sich nichts sehnlicher, as endlich zu sterben und frei zu sein... Er wollte diese Schmerzen nicht mehr spüren. Er wollte sich nicht mehr so benutzt vorkommen. Nein…er wollte endlich wieder frei sein und sich selbst gehören. Unendlich lange kam ihm die Zeit vor, in der er regungslos auf dem kalten Steinboden lag, sein Blut schmeckte und hoffte, dass er sterben würde, da hörte er von weit weg eine sehr warme und schöne Stimme. Eine Stimme, die ihn an etwas erinnerte, an etwas, was er gern hatte und an etwas, was er sehr, sehr gern tat... Das Singen... Er liebte das Singen; er liebte es, auf der Bühne zu stehen und seine Schmerzen so aus sich raus zu lassen... Er liebte es, von unzähligen Menschen bejubelt zu werden, etwas Besonderes zu sein! Er liebte dieses Gefühl, dass er so vielen Menschen mit seinen Liebern Mut machen konnte, sie berühren konnte, ihnen mit seinen Texten zu helfen vermochte… Er liebte es! Er liebte es so sehr. Und er liebte ihn... Shuichi! Ryuichi schlug die Augen auf, blickte sich hektisch um. Er wartete nicht, bis das Bild vor seine Augen sich scharf stellte, sondern setzte sich gleich auf. Der kalte Lappen, der bis vor kurzem noch auf seiner Stirn gelegen haben musste, fiel mit einem dumpfen Geräusch auf seine Decke, in die sich alle 10 Finger krallten. Er blickte nach rechts, sah in zwei große, besorgte lapislazulifarbene Augen, die ihn weinerlich musterten. "Shuichi...", wisperte er, hustete, streckte dann langsam seine Hand aus und nahm ihn vorsichtig am Kinn, drehte sein Gesicht etwas. "Wer hat dich geschlagen?", fragte er. Seine Augen flackerten, füllten sich ebenso mit Tränen, wie die des anderen Jungen. "Was tut das zur Sache...?", fragte Shuichi, fiel dann Ryuichi um den Hals und fing an, herzzerreißende Schluchzer auszustoßen. "Ich dachte, du gehst drauf, verdammt noch mal!", flennte er, drückte ihn fester an sich. Ryuichi legte seine Hände sanft um Shuichis Rücken. "Ich...was ist passiert...?", fragte er verwirrt. "Eine Schlange hat dich gebissen...", sagte Shuichi leise, drückte sich von ihm weg und schniefte. ~to be continued~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)