Farbenspiele von abgemeldet (Wenn man mit den Einflüssen der Farben spielt... Verrät man mehr, als man eigentlich wollte) ================================================================================ Kapitel 10: Weiß ---------------- Titel: Farbenspiele 10 - Weiß Fandom: Harry Potter Charaktere: Draco Malfoy, Harry Potter Thema: #19 - Weiß Word Count: 2017 Rating: PG 13 Anmerkung des Autoren: Last but not least, das letzte Chapter von Farbenspiele, ich bin nicht im geringsten zufrieden, aber ein Ende musste es ja finden.. *shrug* Ein liebes Danke an Jumengaij -.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.- Farbenspiele - 10 - Weiß. Über die Farbe Weiß gab es gespaltene Meinungen. Genauer gesagt, spaltete sich die gesamte Erde aufgrund ihrer Bedeutung. Galt sie im Westen als Symbol der absoluten Reinheit und Wahrheit, so symbolisierte war sie im Osten Zeichen für Trauer und Tod. Weiß. So geteilt diese Meinungen auch waren, so fanden sie auch zueinander. Denn lag nicht in jedem Tod etwas Reines, etwas Wahres? Er klappte das Buch der Farbenlehre zu und blickte auf die schwarze Säule, auf der schlicht "Lucius Malfoy" eingraviert war. Wind zerrte an seinen Haaren wie damals. Doch heute fuhr er nicht durch schwarze Kleidung sondern durch blütenweiße. Das Hemd presste sich an seine Brust, die weiße Leinenhose flatterte. Er strich seine schwarzen, widerspenstigen Haare aus der Stirn, ein zweckloses Unterfangen. Weiß. Würde man sämtliche Farbenspektren mit einander vereinen, bekäme man Weiß heraus. In Weiß steckten also alle Farben. Rot, die Farbe der Wut, aber auch der Verführung. Mit ihr hatte alles begonnen. Er lächelte kaum sichtbar. Er bereute es nicht, die Sache - wenn auch unbeabsichtigt - ins Rollen gebracht zu haben. Auch wenn er sich Vieles hätte ersparen können. Grün, die Farbe der Hoffnung, welche doch eine ganz entgegengesetzte Wirkung auf ihn gehabt hatte. Hoffnung. Was war schon Hoffnung?, dachte er verbittert. Er hatte viel gelernt, auch durch Farben, doch wenn er eins beigebracht bekommen hatte, dann, dass es Hoffnung nicht gab. Gelb, die Farbe des Neides, die Farbe des Hasses. Er hätte nie für möglich gehalten, dass Malfoys auch neidisch sein konnten, insbesondere Narzissa Malfoy. Doch er hatte viel erfahren über diese Familie. Orange. Die Farbe des Sonnenuntergangs. Die Farbe, die Draco damals um den Verstand gebracht hatte. Draco... Er hatte ihn lange nicht mehr gesehen, sehr lange. Er hatte sich an die Forderung gehalten. Wie lange war es her, dass er Dracos Gesicht im realen Leben vor sich gehabt hatte? Drei, Vier Jahre? Er konnte es nicht einschätzen, doch wusste er, dass er seit jenem Morgen jeden Tag hierher zu diesem Grab kam. Es war wie ein Ritual, wie eine Entschuldigung, für eine Tat, die nicht entschuldigt werden konnte. Blau, die Farbe der Treue, aber auch der Reinheit. Lucius... In der Tat hatte er den wahren Lucius in jenem Raum kennen gelernt, gehalten in Blau. Er hatte gesehen, wie schwach er war, hatte gesehen, dass etwas an ihm nagte. Die Gewissheit zu sterben... Doch hatte er auch den ungebrochenen Stolz registrieren können. Ein unverkennbares Merkmal einer reinblütigen Familie, wie es die der Malfoys war. Braun, Farbe der Demut. Nein, er hatte sie nicht verwenden können, hatte es auch nicht bereut. Violett... Violett war die Farbe, die er bereute - in gewisser Weise. Auch wenn er selbst sie nicht angewandt hatte, hätte er Draco jedoch einiges ersparen können. Er bereute nicht, mit ihm geschlafen zu haben, er bereute lediglich die Zeit, in der es geschah. Er bereute, dass er sich hatte gehen lassen, dass er egoistisch gewesen war, dass er... sich an jedes Detail noch erinnern konnte. Merlin, er konnte Dracos Geruch immer noch unter tausenden differenzieren. Er öffnete die Augen und die schwarze Säule tauchte vor ihm auf. Schwarz, Farbe der Trauer. Auch Schwarz hatte die Eigenschaft alle Farben zu vereinen. Schwarz und weiß, komplette Gegensätze. Er klammerte sich an das Buch, als Bilder der Beerdigung vor ihm auftauchten. Bilder voller Schwärze... Nun war Weiß an der Reihe. Wahrheit. Die Wahrheit war, dass er sich für Lucius Tod verantwortlich fühlte. Er wusste, dass er es nicht war, doch konnte er sich dieses Gefühls nicht erwehren. Die Wahrheit war, dass ihm Narzissa unendlich Leid tat. Er hatte nichts, rein gar nichts für sie tun können. Doch sie war eine Malfoy, sie ertrug ihr Schicksal still und mit Würde. Die Wahrheit war, dass er sich nach Draco sehnte. Er hasste sich dafür, ihn nicht umarmen zu können, berühren, sehen... Die Wahrheit war, dass es eine Lüge gewesen war, dass er den Zeitraum nicht mehr einschätzen konnte, seit wann er Draco nicht mehr gesehen hatte. Es waren drei Jahre und 56 Tage. Wie viele Narzissen hatte er seit dem hier gelassen? Doch nie hatte er ihn gesehen. Narzissa ja, Draco nicht. Trauer. Ja, er trauerte. Jeden Tag, den er hierher kam, trauerte er um Lucius. Narzissa ging wieder öffentlichen Tätigkeiten nach. Zur Ablenkung, hatte sie milde lächelnd gesagt. Und Draco? Er wusste es nicht und diese Unwissenheit quälte ihn. Er hatte Narzissa nie gebeten, über Draco zu berichten. Er dachte, es wäre unangebracht und doch war es das Einzige, was ihn interessierte. Er selbst lebte seitdem zurückgezogen, hatte viel Zeit zum nachdenken und meistens beherrschte der blonde Mann seine Gedanken. Vielleicht war es das. Vielleicht war es das... Er blickte auf die Narzisse, wie sie sich im Wind wiegte, wie sie sich in der schwarzen, polierten Fläche widerspiegelte. Bizarr verzerrt. ,Harry', eine raue, sanfte Stimme. In einer Tonlage wie er sie nur einmal von Draco vernehmen durfte, doch hatte sie sich eingebrannt, wie kein anderes Wort. Es machte ihn glücklich und traurig zugleich. Glücklich, da er es einmal vernehmen durfte, traurig, weil es nie wieder der Fall sein würde. Er legte die Farbenlehre vor das Grabmal, wandte sich um und steuerte auf die weiße Bank zu, die unweit von den Grabmälern stand. Es war wie ein Brauch geworden. Nachdem er minutenlang an Lucius Grab verharrt hatte, setzte er sich hier hin, manchmal Minuten, manchmal Stunden. Nur im Unterbewusstsein registrierte er dann andere Besucher, die auf einer der anderen weißen Bänke saßen, oder ebenfalls vor Gräbern standen. Er dachte viel nach, zu viel wahrscheinlich. Aber die quälenden Gedanken sah er als kleine Wiedergutmachung an, für dass, was er so vielen Menschen hatte antun müssen. Das Buch. Es war an der Zeit gewesen, es loszulassen und Lucius zu übergeben. Er verband mit diesem Buch die Geschichte der Malfoys. Seine Geschichte mit den Malfoys. Doch er wollte endlich vergessen. Andererseits hatte er auch Angst es zu vergessen. Er war hin- und hergerissen, unschlüssig, unfähig klare Wünsche zu fassen, was er eigentlich wollte. Er starrte auf seine Hände und verband mit ihnen nur Unfähigkeit. Was hatten sie schon ausrichten können? Nichts... Er hatte Voldemort töten können, mit diesen Händen, war aber nicht in der Lage gewesen so vielen anderen beizustehen. Er seufzte resignierend und richtete seinen Blick in die Ferne, blickte auf die vielen Grabsteine, die sich vor ihm erstreckten. Er fragte sich unwillkürlich, wie er es geschafft hatte, keinen solchen zu beanspruchen. Wohl reines Glück. Glück... Er bemerkte wie es bereits dunkel wurde. Kleine Flammen entzündeten sich in der Nähe der Besucher, hier gab es keine Laternen. Auch neben ihm erschien eine bläuliche Flamme. Dieses Schauspiel hatte er in diesen drei Jahren bisher nur einmal erlebt, er war auch nur einmal so lang geblieben, bis es dunkel wurde. Die blauen Flammen hatten ihn damals zugesetzt, weil er sie sofort mit Lucius assoziierte. Doch heute war dem nicht so, er fühlte sich zu betäubt um aufzustehen und an diesem Abend beruhigte ihn dieses gleichmäßige Flackern. Die Besucheranzahl verringerte sich mit zunehmender Stunde, Harry blieb. Er war fasziniert von immer mehr blauen Flämmchen, die neben den Gräbern zu wachen schienen. Schon bald erleuchteten sie einzig und allein die Schriftzüge auf den Denkmälern alles andere war schwarz, wenn sich gerade Wolken vor die Mondsichel schoben. Der Mond tauchte den Friedhof nur in spärliches Licht, ebenso wie die Flammen. Gerade, als sollte man nicht zu viel erkennen. Harry, von diesem Schauspiel zu gefesselt, bemerkte die Gestalt, die sich den Gräbern näherte erst sehr spät. Langsamen Schrittes, gespenstisch durchlief sie die Reihen. Die Flammen erlaubten ihm erst dann zeitweise einen Blick auf die schlanke Figur. Wolken verschwanden und dämmrig weißes Licht brachte blondes Haar zum Vorschein. Silberblondes Haar. Harry erstarrte und sein Herz schlug doppelt so schnell. Seine Hände verkrampften sich um die Lehne der Bank. Draco. Erneut wurde es dunkel, Wolken wollten ihm die Sicht auf ihn verwehren. War es Einbildung? Eine Illusion? Ein Wunschtraum? Doch konnte er den Mann weiterhin erahnen, wie er zielstrebig und doch langsam auf ein Grab zuschritt. Und unwillkürlich wusste Harry, auf welches Grab der Fremde, der Draco schmerzlich ähnlich sah, zuschritt. Lucius´ Grab. War es Draco? Gebannt sah Harry, wie er davor stehen blieb und mit seiner alabasterweißen Hand geradezu zärtlich über die Gravur strich. Eine Bewegung, die er wieder erkannte -kannte. Er assoziierte sie sofort mit den lang vergangen Berührungen auf seiner Haut. Es war Draco. Doch er wusste nicht, was er machen, geschweige denn denken sollte. Starr betrachtete er Malfoy. Er konnte nicht aufstehen und einfach zu ihm herübergehen, genauso wenig, wie er den Friedhof einfach verlassen konnte. Er war zu gebannt von Dracos Erscheinung. Und ein, nur ein Gedanke beschäftigte ihn: Kam Draco nur nachts hierher? Hatte er ihn all die Jahre verpasst? Schmerz und verdrängte Sehnsucht stiegen in ihm auf, als er sah, wie Draco sich herabkniete. Eine blaue Flamme folgte seiner Bewegung, erleuchtete erneut seine bleiche Hand, schenkte ihr bläuliche Schatten. Und dass, was diese Hand tat, schockierte Harry umso mehr. Sie berührte sanft seine Narzisse, nahm sie und führte sie nah an sein Gesicht. Fast hypnotisiert beobachtete Harry jede dieser Bewegungen, von der Flamme begleitet. Er sah die ebenmäßigen Gesichtszüge des ehemaligen Slytherins. Dann erstarrten Malfoys flüssige Bewegungen, sein Ausdruck veränderte sich schlagartig. Draco tat die Narzisse zurück in ihr geschwungenes Gefäß und streckte seine Hand nach der Farbenlehre aus. Draco erhob sich, der Mond kam wieder zum Vorschein und Harry konnte genau sehen, wie Draco erstaunt darin herumblätterte und an einer Seite hängen blieb. Er konnte sich noch immer nicht rühren und dann... Sah Draco auf, sah zuerst in die Ferne, drehte dann seinen Kopf und blickte ihm, über all die Distanz hinweg, geradewegs in die Augen. Hatte seine Erscheinung alte Wunden aufgerissen, so zeigte Draco dies nicht. Er klappte unberührt das Buch zu und schritt auf ihn zu. Drei Jahre und Harry konnte es nicht abwarten bis sich die Distanz zwischen ihnen verringerte. Die einzelne blaue Flamme warf bizarre Schatten auf das weiße Hemd, welches Draco trug, erreichte jedoch nicht seine schwarze Hose. Sein Blick war ruhig, seine Aura kühl. Harry zitterte. Draco setzte sich neben ihn, schaute jedoch in die Ferne, kaum Zentimeter trennten sie von einander. Harry, hatte seine Arme über der Lehne ausgebreitet, seine Hände, die sich in dem weiß lackierten Holz verkrampft hatten, schmerzten. Er zuckte leicht zusammen, als er die Nähe spürte. "Warum kein Braun, Harry?", sprach er leise, flüsterte beinah. Doch Angesprochener hatte sowieso alles um sie herum ausgeblendet, jedes Geräusch, konzentrierte sich fest auf die Stimme. Doch er war verwirrt. Hatte er diese Frage nicht schon einmal beantwortet? Kurz schwieg er. "Ich...", begann er rau und glaubte gleichzeitig nicht, dass er nach drei Jahren wieder mit Draco sprach, ihn fast fühlen konnte. "... denke, ich wollte dich nicht so sehen." "Aber Orange und Violett nahmst du?", hinterfragte Draco leise weiter, sah ihn noch immer nicht an. Harrys Augen weiteten sich kurz. Er wollte sagen, dass Violett nicht seine Schuld war, er es nicht geplant hatte, doch er sagte es nicht. Er wusste nicht, ob Draco diese Rechtfertigung akzeptieren würde, er bezweifelte es. So verharrte er in Schweigen, getraute sich nicht einmal Draco anzusehen. Sah so nicht, das kleine kaum sichtbare Lächeln, welches sich auf dessen Gesicht stahl. "Stimmt ja", redete Draco weiter. "Violett war nicht auf deinem Mist gewachsen. Trotz allem frage ich mich..." "Was?", fragte Harry sofort nach und hätte sich ohrfeigen können. Dann sah Draco ihn an und unglaubliche Ruhe lag in dessen Blick. Harrys Herz raste. "Lag es nur an der Farbe, Harry?" Graue Augen drohten ihn zu durchdringen, er hatte das Gefühl Draco konnte alles in ihm sehen, jeden einzelnen Gedanken, jede einzelne Erinnerung, jeden einzelnen Schmerz. "Nein", krächzte er. "Nicht nur die Farbe. Es war... Ich konnte..." Er schüttelte den Kopf, er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Draco nickte leicht. "Ich hatte irgendwie gehofft, dass es nicht nur die Farbe war", gab er zu und lächelte wehmütig. "Auch wenn du eine falsche Zeit gewählt hast, Harry", fügte er sanft hinzu. Angesprochener nickte betäubt. Er wusste nichts zu erwidern. Sein Kopf war leer. Gedanken, wie: Hatte Draco ihm verziehen? Hatte er selbst sich verziehen? Fanden keine Beantwortung. "Du zitterst, Harry", bemerkte Draco nach einer Weile des Schweigens. Er war lediglich fähig zu nicken, zum wiederholten Male. "Erinnerst du dich, dass ich sagte, ich wolle dich nicht wieder sehen?", sprach Draco ruhig weiter und lehnte sich weiter zurück und berührte nun Harrys zitternden Arm. Und dieser konnte nicht sagen, ob dieser Schmerz von seiner verkrampften Haltung herrührte oder seiner inneren Anspannung. Trotzdem brachte er ein dumpfes, verwirrtes "Ja", zustande. "Damals meinte ich es ernst, aber weißt du... Du hast etwas Prägendes, Harry Potter." Harry riss seine Augen auf und sah Draco ungläubig an, sah das feine Lächeln, welches dessen Mund umspielte, den ruhigen Ausdruck. "Ich konnte diesen liebevollen Ausdruck einfach nicht vergessen, mit dem du mich angesehen hast, als ich sagte, du solltest verschwinden. Ich glaube auf diese Art hatte mich noch nie jemand angesehen, vielleicht war es das, was mich dazu veranlasste immer zu an dich zu denken." Eine kurze Brise unterbrach Draco, der genießerisch die Augen schloss nur um sie fast traurig wieder zu öffnen. "Damals war es geradezu einfach dich zu hassen. Nur je länger man nachdenkt,desto klarer wird einem, dass die Welt eben nicht aus Schwarz und Weiß besteht. Eine Tatsache die mir bis heute missfällt, muss ich zugeben. Das Leben besteht aus zu vielen Farben, die uns beeinflussen, wie du eindrucksvoll bewiesen hast, Harry Potter." Stumm beobachtete Harry, wie Draco seine Hand hob und mit seinen schwarzen Haarspitzen, die unkontrolliert im Wind umher wehten, spielte. "Vielleicht sollte ich dir für diese Lektion danken, aber... Gerade weil mir diese Farben gezeigt haben, wie vielschichtig das Leben ist, wie kompliziert, wie facettenreich... Ich hätte wissen sollen, dass eine Liaison mit Harry Potter derartiges mit sich zieht. Die Wahrheit jedoch ist... Das ich dich vermisst habe." Die zarte, bleiche Hand Dracos wanderte seine Wange hinab und Harry schmiegte sich an sie. "Hast du noch mehr Farben parat, Harry?", wisperte Draco sanft und zog Harry zu sich. The end. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)