Feindschaft, Freundschaft, Liebe? von abgemeldet (*Taito*) ================================================================================ Kapitel 40: Babyfotos --------------------- Dankeschön für all eure lieben Kommis und eure Unterstützung. Ich freue mich wahnsinnig, dass euch meine FF gefällt. So langsam neigen wir uns dann auch dem Ende von FFL zu - was ich immer noch kaum fassen kann. Ich schreibe seit insgesamt drei Jahren an dieser FF und obwohl ich mit vielem Unzufrieden bin und vieles anders machen würde inzwischen, ist sie mir doch sehr ans Herz gewachsen. Daher ist es schon ein komisches Gefühl, dass diese Zeit nun langsam zu Ende geht... Viel Spaß beim neuen Kapitel! ______________________ „Yuri hat mir erzählt, was du ihm gesagt hast…“ Matt sah seinen Freund vorsichtig an. „Hat er das?“ Tai nickte. „Ja… es tut mir Leid. Ich hab wirklich nicht bemerkt, dass dich das so sehr belastet. Und… dass du denkst, ich würde deine Sorgen nicht ernst nehmen.“ „Schon gut. Vergiss es einfach.“ „Kann ich nicht. Du hast dich meinetwegen betrunken!“ „Erinner mich bloß nicht daran“, bat Matt. Er konnte immer noch kaum glauben, dass das alles wirklich passiert war. Dieser Abend im Pumpkin und was er Yuri da alles erzählt hatte… Irgendwie hatte Matt ja die absurde Hoffnung gehabt, er würde zu Hause in seinem Bett aufwachen und es würde sich herausstellen, dass alles nur ein dämlicher Traum war. Doch stattdessen war er bei Yuri zu Hause aufgewacht, in einem Bett mit Tai. Wie er überhaupt dahin gekommen war, wusste er nicht mehr. Alles was passiert war, nachdem er mit Yuri das Pumpkin verlassen hatte, war irgendwie ein wenig verschwommen. Und das war auch ganz gut so! Matt wollte lieber nicht wissen, was er in dieser Nacht noch für dumme Sachen gesagt oder getan hatte. Nun saßen sie zusammen im Stadtpark auf einer Bank, umgeben von kahlen Bäumen und dunklen Blättern, die überall auf dem Boden verstreut lagen. Der bunte Herbst, wo alles in tausenden schönen Farben leuchtete, war längst vorbei. „Ich will nicht, dass sowas wieder passiert.“ „Tai-“ „Nein, hör mir zu“, sagte Tai, griff nach Matts Hand und drückte sie leicht. „Wenn ich nochmal so ein Idiot bin, dann komm zu mir. Rede mit mir. Du musst mir sagen, was du fühlst, ja? Und komm bitte nie wieder auf so eine dämliche Idee, wie dich zu betrinken!“ Matt seufzte. „Also erstens; du hast selbst schon Mal versucht mich abzufüllen. Und zweitens… ich hab versucht mit dir zu reden. Mehrmals.“ „Ach Yama, du weißt genau, dass ich manchmal... du weißt schon…“ „…dämlich bist? Ignorant? Blind?“ „Eigentlich wollte ich sagen, ´nicht ganz bei der Sache´, aber okay“, meinte Tai halb ernst, halb amüsiert. „Dann würdest du diesen Zustand aber ganz schön verharmlosen.“ „Matt, du hast allen Grund sauer zu sein, aber gib mir noch eine Chance.“ „Ich hab nie gesagt, dass du die erste vermasselt hast“, entgegnete Matt. Tai lächelte glücklich. Er nutzte die Gelegenheit, dass sie alleine waren – wenn man von der alten Dame absah, die auf der Bank ihnen gegenüber saß und Tauben fütterte und ihnen Geschichten erzählte – und küsste Matt. „Hör mal, denk nicht wieder, ich würde dich nicht ernst nehmen, aber wegen deinem Vater… mach dir da bitte nicht zu viele Sorgen, wir passen auf, er wird nicht dahinter kommen, er-“ „Tai?“ „Ja? Was ist denn?“, fragte der Braunhaarige besorgt. Matt sah ihn unsicher an und schien sich nicht sicher zu sein, was er sagen sollte. „Erzähl mir, was los ist.“ „Nach… nach Samstagnacht, hab ich nachgedacht… über das alles meine ich.“ „Yama-“ „Ich werde es ihm sagen.“ „Du… was?! Aber wieso?“, fragte Tai überrascht und verständnislos. Matt zuckte die Schultern. „Du wolltest doch von Anfang an, dass ich mit ihm rede.“ „Ja, aber… aber…“, mehr brachte Taichi nicht zu Stande. „Er will es ihm tatsächlich sagen, kannst du das glauben?! Er ist total übergeschnappt.“ Tai ging wütend im Raum auf und ab. Yuri sah ihm dabei schon so lange zu, dass ihm fast schon ein wenig schwindelig war. „Jaja, er ist total irre… vor allem, wenn man bedenkt, dass dieser wunderbar dämliche Vorschlag ja eigentlich von dir kam. Mh ja, du hast allen Grund deswegen sauer auf ihn zu sein“, entgegnete Yuri gähnend. „Ich meinte das aber nicht so! Ich meinte nur, dass… dass… ach, was weiß ich. Aber ich wollte damit bestimmt nicht erreichen, dass er zu ihm hingeht und sagt `Hey Dad, ich bin schwul und mit Tai zusammen, stört dich ja nicht, ne?`. Wenn er ihm das sagt dann… dann… er wird uns sicher verbieten weiter zusammen zu bleiben!“ „Du machst es Blondie aber auch echt schwer. Ich meine, egal, was er tut, er kann es dir doch nicht Recht machen.“ „Das stimmt doch gar nicht!“, widersprach Tai. „Und ob das stimmt! Und könnten ihr zwei bitte Mal aufhören über mich zu reden, als sei ich gar nicht anwesend?!“ Yuri sah grinsend zu Matt, der auf einem der beiden Sofas in Yuris Zimmer saß und Tais und Yuris Diskussion über ihn schon seit einer Weile stumm zuhören musste. Tai verschränkte ein wenig gekränkt die Arme vor der Brust. „Ich meinte doch nur…“, er seufzte. „Ich dachte einfach an ein ruhiges Gespräch, bei dem du dich einfach mal mit ihm aussprichst und ihm sagst-“ „…dass du dich von Tai flachlegen lässt“, schlug Yuri grinsend vor. „Ach nein warte, ihr habt ja gar keinen Sex.“ Matt starrte zuerst Yuri perplex an, dann Tai. „Woher weiß er bitte, dass wir es nicht tun?“ Tai lächelte seinen Freund verlegen an. „Wäre möglich, dass ich´s ihm erzählt habe…“ Er sah hilfesuchend zu Yuri, doch der schien auch keine passende Ausrede parat zu haben. „Du sprichst mit ihm über unser Sexleben?!“, fragte Matt aufgebracht. Tai sah ihn entschuldigend an. „Also genau genommen, haben wir ja eigentlich gar kein Sexleben…“ Matt verdrehte die Augen. „Mach so weiter und wir werden auch niemals eins haben!“ „Das kannst du Tai nicht antun“, mischte Yuri sich ein. „Wieso nicht?“ „Weil es dem armen Kerl total mies geht, wenn er nicht seine tägliche Ration Sex bekommet!“, erklärte Yuri theatralisch und ließ sich neben Matt auf das Sofa sinken. Er sah ihn flehend an, legte einen Arm um seine Schulter und zog ihn dann dramatisch an sich. „Zum Wohl der Fußballmannschaft, Blondie, lass dich von Tai vögeln!“ Matt versuchte verzweifelt sich aus Yuris Klammergriff zu befreien. „Was hat unser Sexleben bitte mit der Mannschaft zu tun?“ „Nicht vorhandenes Sexleben“, warf Taichi ein, was ihm einen wütenden Blick seitens Matt einbrachte. „Ohne Sex spielt Tai einfach grottig Fußball, er bekommt nicht ein einziges Tor hin, verstehst du? Und es wäre doch schrecklich, wenn wir deswegen alle Spiele verlieren, nicht? Könntest du das etwa verantworten?“ Matt verdrehte abermals die Augen. „Sei nicht so dramatisch.“ „Ich spiele ohne Sex überhaupt nicht grottig Fußball!“, verteidigte sich nun auch Tai. „Wenn das stimmen würde, hätte ich ja fast mein ganzes Leben lang grässlich gespielt.“ „Mh, also als du mit Yuka zusammen warst, hast du überragend gespielt…“ „Ich hab mit Yuka aber nie geschlafen!“ „Und mit Hana?“ „Auch nicht.“ „Ai?“ „Nur einmal… und das war schlecht.“ „Und Sayuri?“ „Zweimal… war schön.“ „Als du mit ihr zusammen warst, hast du aber miserabel gespielt…“, bemerkte Yuri unzufrieden. „Was lernen wir daraus? Taichi Yagami sollte besser keinen Sex haben, wenn ihm seine Fußballkarriere wichtig ist“, schlussfolgerte Matt. „Pech gehabt, du bist mir wichtiger, als Fußball!“, stellte Tai klar. „Du meinst wohl Sex ist dir wichtiger, als Fußball.“ „Ja, das könnte hinkommen“, stimmte Yuri zu. „Stimmt gar nicht! Ihr stellt mich ja schon fast als sexsüchtig dar!“ „Bist du ja auch.“ „Bin ich nicht!“ „Bist du doch!“ „Bin ich nicht!“ „Bist du-“ „Diese Diskussion ist einfach nur dämlich!“, mischte Matt sich ein. „Ich verstehe sowieso nicht, wieso wir das zu dritt ausdiskutieren müssen. Unser Sexleben geht ja wohl nur Tai und mich was an.“ „Nicht vorhandenes Sexleben…“, korrigierte ihn Tai erneut. „Und niemals vorhanden sein werdendes“, fügte Matt verärgert hinzu und warf Tai eines der Sofakissen über, womit er ihn ins Gesicht traf. Als der das Kissen zurückfeuern wollte, traf er versehentlich Yuri. Der bewarf mit einem verärgerten „Hey!“ Tai wieder damit. „Das war keine Absicht, ich wollte Matt treffen“, verteidigte dieser sich und startete einen erneuten Versuch, aber Matt fing das Kissen auf und warf es erneut zu Tai. Bevor der es Matt überwerfen konnte, war Yuri aufgestanden und hatte es ihm abgenommen. „Schluss jetzt!“ „Matt hat angefangen“, verteidigte der Braunhaarige sich. „Idiot“, fauchte Matt und warf nun das andere Sofakissen nach ihm. Es traf Tai nur an der Schulter. Er schnappte es sich, bevor Yuri ihm dieses auch noch wegnehmen konnte und warf es Matt an den Kopf. „Ihr seid so kindisch“, meinte Yuri ernst, verfiel dann aber abrupt in einen Lachanfall und warf das Kissen, das er Tai abgenommen hatte zu Matt, der seinen Freund dann gleich mit zwei Kissen bewarf. „Jetzt seid ihr fällig!“, schwor Taichi lachend. „Hast du das vorhin eigentlich ernst gemeint?“, fragte Tai leise. Matt grinste. „Was denn? Dass wir nie ein Sexleben haben werden?“ Sie lagen zusammen in seinem Bett und genossen die Zweisamkeit, die sie der Tatsache zu verdanken hatten, dass Matts Vater Überstunden machen musste. Der Raum war völlig abgedunkelt, nur eine kleine Nachtischlampe spendete noch gedämpftes Licht. Ihre Klamotten waren schon vor zwei Stunden auf dem Boden gelandet. Die dicke Winterdecke und ein Extrateppich hielten die beiden warm. Tai erwiderte sein Grinsen schwach. „Ich hoffe doch sehr, dass wir eins haben werden.“ Er streichelte Matt, der neben ihm auf dem Bauch lag, zärtlich über den Rücken und malte mit dem Finger kleine Kreise darauf. „Nur, wenn du aufhörst mit anderen über unser Sexleben zu reden.“ „Du meinst unser nicht vorhandenes?“, fragte Tai provokant und bekam prompt die Rechnung dafür; Matt zwickte ihn fest in die Seite. „Haha! Irgendwie haben wir das doch schon… Sex ist schließlich mehr, als nur Schwanz rein und wieder raus“, meinte Matt nachdenklich. „So vulgäre Worte aus deinem Mund, Yamato Ishida?“, sagte Tai und grinste breit. „Da könnte man ja glatt auf die Idee kommen, du seist versaut.“ „Ich hab auch nie behauptet, dass ich es nicht sei.“ „Du versteckst es eben zu gut… du hast übrigens Recht mit dem, was du sagst, finde ich. Sex ist wirklich mehr, als… ähm, `Schwanz´ rein und raus…“ „Wirklich?“ Tai nickte, dann gab er Matt einen sanften Kuss auf die Schulter. „Trotzdem ist ein wenig `Rein-raus` manchmal nicht schlecht.“ „Vielleicht…“ Tai küsste weiter Matts Schulter, dann seinen Nacken und verteilte schließlich dutzende kleine Küsse auf seinem Rücken. „Ich hab vorhin übrigens nicht unser Sexleben gemeint“, hauchte Taichi. „Sondern unser nicht vorhandenes?“, fragte Matt lächelnd. „Nein. Das auch nicht“, entgegnete Tai lachend, wurde aber schnell wieder ernst. Er legte seinen Kopf an die Schulter seines Freundes, hauchte erneut einen Kuss darauf. „Ich meinte eigentlich mehr die Sache mit deinem Vater. Willst du es ihm wirklich sagen?“ „Ich habs fest vor…“ „Wieso?“ „Weil ich mit dir zusammen sein will, ohne mich ständig verstecken zu müssen. Außerdem wird es wahrscheinlich nur schlimmer werden, je länger wir es ihm verheimlichen.“ Tai seufzte. „Kannst du es ihm nicht in drei Jahren oder so sagen? Gerade ist alles einigermaßen ruhig. Außer, wenn es um unser – nicht vorhandenes – Sexleben geht, verstehen wir uns gut, wir kommen uns immer näher, niemand steht mehr zwischen uns… ich will einfach nicht schon wieder die nächste Krise durchmachen.“ „Vielleicht reagiert er ja wirklich nicht so schlimm… vielleicht sagt er ja `Willkommen in der Familie, Tai. Du wirst ein würdiger Schwiegersohn sein´.“ „Yama… was hast du nur für Tabletten geschluckt?! Waren da zufällig Sachen dabei, die Halluzinationen verursachen?“ „Nein, aber es stand auf der Packung, dass man nicht mehr, als drei pro Tag nehmen soll – denkst du zwanzig waren zu viel?“ „Ach was, das wird gerade noch gut gehen“, lachte Tai. „Das war doch ein Scherz, oder?“ „Wäre es keiner, wäre ich jetzt entweder tot oder würde auf der Intensivstation liegen.“ „Ah, gut“, entgegnete er beruhigt. „Und du willst es ihm wirklich sagen? Ganz sicher?“ Matt stöhnte genervt auf. „Ja!“ „Ganz, ganz sicher?“ „Ja.“ „Ganz, ganz, ganz s-“ „Tai, hör bitte auf! Das ist dämlich. Ich bin mir, ganz, ganz, ganz, ganz sicher, okay?“ „Nicht wirklich.“ „Auch gut.“ Tai seufzte und drückte Matt einen Kuss auf die Wange. „Ich liebe dich.“ „Ich weiß…“ „Irgendwie hätte ich jetzt lieber was anders gehört“, gab Tai schmunzelnd zu und schmiegte sich dann eng an seinen Freund. „… tut mir leid…“, hauchte Matt leise. „Muss dir nicht leid tun“, entgegnete Tai. Dann legte er sich wieder neben Matt und strich ihm nachdenklich einige Haarsträhnen, aus dem Gesicht. „Was ist?“, wollte Matt wissen. „Nichts…“ „Es klingt nicht, nach nichts“, bemerkte Matt. „Bist du mir böse, weil ich nicht das gesagt habe, was du hören wolltest?“ Tai schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, bin ich nicht. Keine Sorge. Es ist nur… Wir reden wann anders darüber.“ „Wieso nicht jetzt?“ „Deswegen“, hauchte Tai, küsste ihn und zog ihn an sich. „Mann, war das lecker“, seufzte Tai zufrieden, während Matt das Geschirr vom Abendessen ins ohnehin schon übervolle Spülbecken quetschte. „Freut mich.“ „Ganz ehrlich, wenn das mit deiner Rockstarkarriere nichts wird, solltest du Koch werden“, meinte Tai. „Rockstarkarriere?“, fragte Matt lachend. „Ja, Rockstarkarriere. Aber wie gesagt, du darfst auch Koch werden…“ „Ich brauche für meine Berufswahl also deine Erlaubnis?“, stellte Matt belustigt fest und setzte sich zu Taichi an den Küchentisch. „Selbstverständlich, ich bin dein Freund. Du brauchst übrigens auch meine Erlaubnis, um die Zahnpastasorte zu wechseln oder bei der Wahl deiner Unterwäsche.“ „Ich gebe gerne zu, dass ich nicht viel von Beziehungen verstehe, aber sowas gehört ganz sicher nicht dazu.“ „Du hättest eben besser auf das Kleingedruckte in unserem Beziehungsvertrag achten müssen“, erklärte Tai. „Sehen wir uns noch eine DVD an?“ „Weiß nicht, mein Vater kommt sicher gleich nach Hause…“, entgegnete Matt mit einem Blick auf die Uhr. Tai stand lachend auf. „Du meinst also, er wird dich ins Kloster schicken, nur weil wir uns einen Film zusammen ansehen?“ „Nein, aber… mach, was du willst du!“ „Also, wenn ich das mache, dann schickt er dich garantiert ins Kloster, kauft dir einen Keuschheitsgürtel und wirft den Schlüssel weg“, gab Tai zu bedenken und küsste seinen Freund zärtlich auf den Mund, bevor er dann ins Wohnzimmer verschwand. Matt blieb kopfschüttelnd in der Küche sitzen – bis Taichi euphorisch aufschrie und Matt alarmierte aufstand und ins Wohnzimmer hastete. „Du glaubst nicht, was ich gefunden habe!“, verkündete Tai strahlend. „Was denn? Hat Dad etwa Pornos im Schrank versteckt?!“ Tai lachte. „Nein, was viel besseres!“, entgegnete Tai und hielt ein dickes, babyblaues Fotoalbum mit kleinen, gelben Sternchen darauf hoch. Jemand hatte in einer sehr schönen, geschwungenen Handschrift „Yamato“ darauf geschrieben. Bevor Matt ihn daran hindern konnte, hatte Tai das Buch bereits aufgeschlagen und betrachtete verzückt das Bild auf der ersten Seite des Albums. Matt stürzte panisch neben ihn und versuchte es Tai abzunehmen, doch der zog es sofort von ihm weg. „Lass mich doch“, sagte Tai und verzog sich mit dem Album auf das Sofa. Matt sah ihm verzweifelt nach. „Leg es bitte weg, die Bilder sind total uninteressant!“ „Soll das ein Scherz sein?! Du warst das süßeste Baby, dass es gibt!“ Tai betrachtete fasziniert die Bilder von Baby-Yamato. Auf dem ersten Foto war er nackt in eine rosa Decke eingewickelt. Es war scheinbar kurz nach Matts Geburt aufgenommen worden. Auf dem obersten Foto auf der nächsten Seite sah man Matt mit einer jungen Frau, die Tai sehr an Matt erinnerte. Er vermutete, dass sie seine Mutter war. Unter dem Bild stand, dass es drei Tage nach seiner Geburt aufgenommen worden war. Tai betrachtete es lächelnd. Matt hatte die, damals noch dunkelblauen, Augen halb geschlossen, sah sehr müde und unglaublich niedlich aus. Auf dem nächsten Bild war er mit seinem Vater zu sehen. Auf den beiden darunter jeweils mit seinen Großeltern väterlicher-, beziehungsweise mütterlicherseits, wie im Text unter den Fotos beschrieben stand. „Bitte, bitte, bitte gib mir das Album!“, versuchte Matt es noch einmal, als er sich zu Tai auf das Sofa sinken ließ. „Nein, ich will mir das ansehen.“ „Hast du doch schon, jetzt gib es schon her!“ „Ich hab aber noch nicht alle Bilder gesehen“, erklärte Tai und blätterte sich fröhlich weiter durch das Babyalbum. Er konnte es sich nicht verkneifen bei jedem Bild zu schmunzeln, zu grinsen, zu lachen, zu kichern oder „Oh, wie süß du doch warst“ zu sagen. „Oh toll, Nacktbilder!“, jubelte er. „Was?!“, fragte Matt erschrocken. Tai hielt ihm grinsend das Album hin. Eine Doppelseite war mit Badewannenbildern von Matt geschmückt. Tai guckte sich jedes davon begeistert an. Matt saß mit feuerroten Wangen neben ihm und unternahm immer wieder Versuche Tai das Album abzunehmen, ohne es zu beschädigen, doch der Braunhaarige hütete es, wie einen Schatz. „Darf ich dich daran erinnern, dass ich da ein Baby war?!“ „Na und? Ich finde die Bilder trotzdem sehr interessant!“ „Spinner!“ „Oh, wie süß! Guck mal!“ Er deutete auf das zweite Bild auf der darauffolgenden Seite. Darauf war Matt zu sehen, der im Arm seiner Mutter lag und einen viel zu großen Bademantel trug, der aber, wie Tai fand, wahnsinnig süß an ihm aussah. Auf den nächsten Seiten sah man Matt beim Spazieren gehen, gefüttert werden, schlafen, beim Kuscheln mit seinen Eltern und es waren auch immer wieder Bilder von seinen beiden Großeltern und anderen Menschen dabei, die Tai nicht kannte. Er sog jedes Bild in sich auf. Es war wirklich schön Matt beim großwerden „zuzusehen“ und zu sehen, wie er sich mit der Zeit verändert hatte. Besonders süß fand Tai die Bilder von Matts ersten Gehversuchen. Auf einem Bild sah man ihn ganz verdattert auf dem Boden sitzen. Seine Mutter kniet neben ihm und sagt irgendwas, tröstet ihn scheinbar. Tai schmunzelte. Da war wohl ein Schritt etwas danebengegangen. „Denkst du unsere Kinder, werden auch mal so süß sein?“, fragteer und legte den Arm um Matt. „Du solltest vielleicht noch mal einen Blick ins Biologiebuch werfen“, entgegnete der Blonde und versuchte erneut seinem Freund das Album wegzunehmen, was abermals fehlschlug. „Es gibt noch andere Möglichkeiten.“ „Vielleicht will ich ja überhaupt keine Kinder“, warf Matt ein. „Sie müssen unbedingt deine Augen haben“, erzählte Tai weiter, ohne auf Matts Einwände einzugehen und blätterte einige Seiten weiter. „Es ist wunderbar, wie bemerkenswert gut du zuhörst.“ „Oh, da bist du ja nochmal ganz klein!“ Matt warf überrascht einen Blick auf die Seite, die Tai aufgeschlagen hatte. „Das, ähm… das bin ich nicht.“ „Aber das sieht aus, wie du… blaue Augen, blonde Haare, süße Stupsnase…“, Tai blätterte weiter. Dann bemerkte er, dass das kleine Baby wirklich nicht sein Yama war. Matt war nämlich auf dieser Seite zusammen mit dem kleinen Baby abgebildet. Auf der anderen war ein großes Foto, das die halbe Seite einnahm und ihn, seine Eltern und das blonde Baby zeigte. „Wer ist der Kleine?“, wollte Tai wissen. „… jemand“, entgegnete Matt und strich sich abwesend durchs Haar. „Yama…“ Tai sah noch mal in das Fotoalbum. Unter dem Bild stand: „Familienfoto, Februar 1991: Papi, Mami, Yamato und Takeru“ „Ist er dein kleiner Bruder? Hast du nicht mal gesagt, du hättest keine Geschwister?“, fragte Tai verwirrt und legte das Album beiseite. „Möglich…“ „Aber er ist doch dein Bruder, oder?“ „… ja.“ „Wieso hast du mir nie was von ihm erzählt?“ Matt seufzte. „Weil er bei meiner Mutter lebt und ich ihn schon ewig nicht mehr gesehen habe – ich wollte eben nicht darüber reden, okay?!“, antwortete Matt aufgebracht. „Matt, ich wollte doch nur-“ Die Haustür wurde geöffnet. „Bin wieder da!“, verkündete Herr Ishida laut. Dann betrat er das Wohnzimmer. „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat – guten Abend Tai.“ „Guten Abend“, grüßte Tai höflich zurück. Dann entdeckte Matts Vater das Album. „Wo habt ihr das denn ausgegraben?“, fragte er lächelnd, setzte sich zu den beiden Jungs aufs Sofa und begann das Fotoalbum durchzublättern. „Wie klein du da warst, Matt.“ „Ja, richtig süß“, stimmte Tai zu. Masaharu lächelte. „Irgendwo müssten auch noch Videos von damals sein…“ „Die würde ich ja zu gerne mal ansehen“, gestand Tai. „Ich werde mal schauen, ob ich sie finde, dann könntet ihr sie euch zusammen ansehen.“ Matt stand abrupt auf und verließ schnell das Wohnzimmer, bevor Tai ihn aufhalten konnte. Der Braunhaarige sah ihm verwirrt nach und auch Herr Ishida machte ein besorgtes Gesicht. „Yama…“ „Das hätte ich wissen müssen.“ „Was denn?“, wollte Tai wissen. Masaharu seufzte. „Matt ist… er reagiert immer etwas… empfindlich, wenn wir über früher sprechen. Die Scheidung von mir und seiner Mutter hat ihn ziemlich hart getroffen…“ „Oh…“ „Er beruhigt sich wieder, mach dir keine Gedanken. Aber das wird er mir jetzt wieder eine Weile vorhalten.“ Masaharu klopfte an Matts Zimmertür. Als sein Sohn keine Antwort gab, schob er die Tür langsam auf und trat in das dunkle Zimmer. „Schläfst du schon?“, fragte er vorsichtig. Darauf bedacht nicht über irgendetwas zu stolpern, kämpfte er sich zu Matts Bett vor und setzte sich auf den Rand. „Matt?“ „…hm.“ „Tai ist eben nach Hause gegangen…“, berichtete Masaharu. „…hm.“ Er streichelte seinem Sohn sanft über den Arm. „Du bist wieder mal sauer auf mich, verstehe.“ „…nein, bin ich nicht.“ „Was ist dann los?“ Matt seufzte. „Tai… Tai ist mein Freund.“ „Aber das weiß ich doch“, sagte sein Vater sanft. „Nein, du verstehst mich nicht. Tai ist… er ist… wir…“ „Matt-“ „Er ist… so… wie Dean…“ „Was?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)