Herrin des Feuers - veraltete Version von Yurelia (Geschichte einer Halbelfe) ================================================================================ Prolog: Der kaputte Wecker -------------------------- Es war ein schöner Sommermorgen. Die Vögel zwitscherten und die Sonne lachte vom Himmel herab. Alles schien fröhlich gesinnt. Nur die 19jährige Yuna Hatimori war alles andere als fröhlich: Ihr Wecker hatte nicht zu der Zeit geklingelt, als sie aufstehen sollte... "Waaas?!! Wieso hat dieser mickrige Wecker schon wieder nicht geklingelt?!", schrie Yuna Hatimori. Wütend darüber, dass der Wecker sie nicht geweckt hatte, warf sie ihn einfach gegen die Wand. "Dieses Schrottteil!!! Und dafür habe ich 50 Gil ausgegeben! Unglaublich, was für ein Schrott verkauft wird!", fauchte sie. Sie tobte noch ein bisschen weiter – wie sie es immer tat, wenn sie so richtig schön sauer war – und zog sich an. Heute war sie zu Rikadea Hakura eingeladen. Rikadea war Yunas beste Freundin und hatte ein Faible für alles, was auch nur annähernd mysteriös war und nach Abenteuer roch. Yuna fragte sich, was Rikadea diesmal entdeckt haben mochte, denn Rikadea hatte sie am Abend vorher noch einmal angerufen, weil sie Yuna am nächsten Morgen "etwas Wichtiges erzählen" wollte. Eigentlich hatte dies nicht wirklich etwas zu bedeuten. Immer, wenn Rikadea Yuna zu sich bestellte, weil sie etwas "Geheimnisvolles" entdeckt hatte, stellte sich diese Entdeckung meist als eine Enttäuschung heraus. Wie z.B. vor zwei Wochen. Da hatte Rikadea mitten in der Nacht bei Yuna angerufen, weil sie dachte im Mülleimer sei ein Dämon. Später hat sich dann herausgestellt, dass sich ihr Hamster Kiku im Mülleimer versteckt hatte. Genervt zog sich Yuna an. Seitdem ihre Eltern vor zwei Jahren bei einem Autounfall ums Leben kamen, lebte Yuna alleine in einer Wohnung mitten in Tokyo. Sie hatte keine Verwandten mehr. Zumindest kannte sie keinen, der sie vielleicht aufnehmen würde. Also zog sie in eine kleine Wohnung mitten in der Großstadt Tokyo. Als Bibliotheksstudentin lernte sie dann Rikadea kennen. Jetzt sind sie die besten Freundinnen. Jetzt kannte sie Rikadea schon seit zwei Jahren... Wie schnell die Zeit doch vergeht... Ich sollte mich langsam fertig machen... sonst meckert Rika wieder, dass ich wieder mal unpünktlich bin., dachte sich Yuna und eilte in die Küche. Sie frühstückte im Eiltempo, zog ihre Schuhe an und machte sich auf den Weg. Rikadea wohnte am Stadtrand von Tokyo. Man musste nur ein paar Schritte vom Haus weggehen und man stand mitten im Wald. Yuna klingelte. Rikadea machte auf. "Yuna! Da bist du ja endlich! Du bist mal wieder spät dran!", begrüßte Rikadea ihre Freundin. "Mecker nicht rum! Sei lieber froh, dass ich überhaupt gekommen bin!", antwortete Yuna leicht gereizt. Rikadea schaut Yuna überrascht an. "Hui... Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?" "Och, nur wieder mal mein Wecker...", antwortete Yuna genervt. "Hast du ihn wieder überhört?", fragte Rikadea skeptisch. Es wäre nicht das erste Mal gewesen... Jetzt wurde Yuna richtig giftig. "Nö, diesmal hat er einfach nicht geklingelt." "Und du hast ihn bestimmt wieder zertrümmert.", antwortete Rikadea seufzend und bat Yuna herein. "Na ja...", stotterte Yuna verlegen rum. "Yuna, der war doch gerade erst neu. Wieso haust du ihn zu Klump? Nur, weil du vergessen hast ihn zu stellen?", schimpfte Rikadea mit ihrer Freundin. Seit Yunas Eltern vor zwei Jahren gestorben waren, versuchte Rikadea ihr – wenn auch unbewusst – die Mutter zu ersetzen. "Ich habe ihn doch gar nicht zu Klump gehauen! Außerdem habe ich nicht vergessen ihn zu stellen!!", protestierte Yuna Wieder seufzte Rikadea und fragte Yuna dann streng: "Yuna, was hast du wieder angestellt?" "Ich habe ihn gegen die Wand geklatscht.", antwortete Yuna verlegen und guckte betreten zu Boden. Rikadea verdrehte theatralisch die Augen. "Sag ich doch: Du hast ihn zu Klump gehauen!" Da sie kein Bock hatte mit Rikadea zu diskutieren, wechselte Yuna rasch das Thema. "Sag mal, Rika... Was wolltest du mir denn unbedingt so Wichtiges zeigen?" "Ach ja! Yuna, ich habe was wirklich Merkwürdiges entdeckt!", antwortete Rikadea und haute sich gegen die Stirn. Nun war Yuna diejenige, die seufzen musste: "Das tust du doch immer, Rika!" Rikadea war völlig aufgeregt. Völlig hektisch hüpfte sie vor Yuna auf und ab. Yuna musste an ein kleines Schulmädchen denken und gegen ihren Willen grinsen. "Diesmal ist es aber wirklich was Mysteriöses, Yuna! Ich habe ein altes Buch gefunden! Oben auf dem Dachboden!", plapperte Rikadea los. "Ein Buch?", fragte Yuna skeptisch. "Ja, ein Buch!", antwortete Rikadea. Sie schrie fast vor Aufregung. Yuna war immer noch skeptisch. "Was soll an einem Buch so besonders sein?" Rikadea zerrte Yuna in Richtung Dachbodentreppe. Yuna seufzte und ließ sich hinzerren. Wenn Rikadea in diesem Zustand war, war es besser ihr nicht zu widersprechen... "Komm mit, ich zeig´s dir!" Kapitel 1: Das Buch der Magie ----------------------------- Rikadea zerrte Yuna auf den Dachboden. Dort war es sehr stickig und staubig. Yuna bekam kaum Luft. Rikadea zerrte ihre Freundin zu einem alten verstaubten Schrank. Keuchend zeigte Rikadea Yuna den Schrank, in welchem das Buch sich angeblich befand. "In diesem Schrank ist es, Yuna!", bemerkte sie begeistert und strahlte wie die Sonne persönlich. Doch plötzlich merkte sie eine Veränderung an ihrer Freundin. Yuna starrte auf einmal wie gebannt auf den Schrank. Verwirrt und besorgt zugleich fragte Rikadea sie: "Yuna, was hast du?" "Ich spüre eine unglaubliche Kraft in dem Schrank. Irgendetwas pulsiert da drinnen.", antwortete Yuna ihr und ließ dabei den Schrank nicht aus den Augen. Rikadea schnallte überhaupt nix und versuchte Yuna zu beruhigen. "Ach, Blödsinn. Das ist bestimmt die staubige Luft, die dir zu schaffen macht." Aber Yuna starrte immer noch auf den Schrank. Sie konnte einfach nicht von ihm ablassen. Sie musste wissen, was mit dem Buch, dass sich laut Rikadea darin befand, auf sich hat. "Du hast gesagt, das Buch ist da drinnen, nicht wahr?", fragte sie noch einmal, um sicher zu gehen, dass Rikadea sich auch nicht getäuscht hatte. Diese jedoch machte sich eher Sorgen um Yuna, als um den Schrank. "Ja. Yuna...", antwortete sie unsicher. "Was ist mit dir?" "Ich weiß es nicht genau... Aber ich glaube, dass die Kraft, die ich spüre, von dem Buch selbst stammt...", vermutete Yuna. "Wahnsinn, Yuna! Du kannst das Buch der Magie spüren!", war das Einzige, was Rikadea dazu zu sagen hatte. Wie ein Pflummi hüpfte sie neben ihrer Freundin auf und ab. Man konnte nicht übersehen, wie aufgeregt sie war. Nun starrte Yuna verdutzt Rikadea an. "Das Buch der Magie?", fragte sie verwirrt. "Ja, genau. Das alte Buch gibt es wirklich. Genau wie mein Vater gesagt hat!", antwortete Rikadea freudestrahlend. "Ich dachte, das wäre nur ein Märchen!", murmelte Yuna ungläubig vor sich hin. "Ich hätte nie gedacht, dass es das Buch wirklich gibt." "Ich hätte das auch nie gedacht. Aber als ich das Buch zum ersten Mal sah, wusste ich, dass es das Buch der Magie tatsächlich gibt.", erklärte Rikadea ihr. Ohne auch nur zu überlegen sagte Yuna geradeheraus: "Ich möchte es mir ansehen." Rikadea schaute zunächst überrascht doch dann nickte sie. Sie öffneten gemeinsam den Schrank. Dort lag es: Das vermeintliche Buch der Magie. Es sah aus, wie ein gewöhnliches, altes... Buch. Doch Yuna spürte, dass dieses Buch voll mit Magie war. Sie hatte noch nie zuvor Magie gespürt. Aber sie wusste definitiv, dass es sich bei dem alten Buch im Schrank um das heilige Buch der Magie handelte. Plötzlich fing das Buch an zu leuchten. "Yuna, ich glaube, das Buch ruft nach dir!", stellte Rikadea fest. "Waas?! Wieso denn das?! Du hast es doch gefunden!", gab Yuna entsetzt zurück. Sie wollte nicht, dass das, was sie da sah, wahr war. "Ja, das habe ich.", antwortete Rikadea mit einem freundschaftlichen Lächeln. "Aber du bist die Hüterin des Buches, Yuna." "Wie kommst du denn jetzt darauf?", wollte Yuna wissen und schaute entgeistert ihre Freundin an. "Berühre es, Yuna!" Es war ein sanft gehauchter Befehl ihrer Freundin. Yuna schaute erst zu dem leuchtenden Buch. Dann sah sie entschlossen zu Rikadea zurück. "Okay.", war das Einzige, was sie darauf nun noch antworten konnte. Sie berührte das Buch und es hörte auf zu pulsieren. Es war, als ob sich das Buch beruhigt hätte. Yuna und Rikadea guckten sich erstaunt an. "Ich habe es dir doch gesagt, Yuna: Du bist die Hüterin des Buches!", erkärte Rikadea Yuna noch einmal mit fester Stimme - aber nicht ohne zu grinsen. "Ja, aber...", stotterte Yuna. Sie wollte nicht, dass das so war. Sie wollte keine Hüterin oder was auch immer sein. Sie wollte einfach nur Yuna sein, die Bibliotheksstudentin aus Tokyo. Aber anscheinend war das Buch anderer Meinung, denn es fing plötzlich wieder an zu leuchten. Yuna spürte, wie sich etwas öffnete. Ihre smaragdgrünen Augen weiteten sich vor Schreck, als sie in das Buch hineingesogen wurde. "YUNA!!", brüllte Rikadea ihr erschrocken hinterher. Sie hatte damit gerechnet, dass etwas Unerwartetes passieren würde. Aber mit so etwas hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. "RIKA!!", brüllte nun auch Yuna und Rikadea konnte den Zorn in der Stimme ihrer Freundin hören. Aber auch die Angst hörte sie heraus. Angst davor, von ihrer besten Freundin vielleicht für immer getrennt zu werden... Plötzlich war alles still. Yuna war in das Buch der Magie eingesogen worden. Sie hinterließ eine geschockte Rikadea mit Tränen in den violetten Augen. Sie fing an herzergreifend zu weinen. "YUNA!! KOMM ZURÜCK, YUNA!!", schrie sie unter tausenden von Schluchzern; wusste aber gleichzeitig, dass Yuna so schnell nicht wieder nach Tokyo zurückkehren würde... Kapitel 2: Eine neue Dimension ------------------------------ Yuna wurde im Kreis gewirbelt. Rings um sie herum sah sie nur ein hellgrünes Licht. Als ihr schon fast schlecht wurde, merkte sie, dass sie sich immer langsamer drehte. Sie merkte, wie das grüne Licht verschwand. Sie hörte auf sich zu drehen. Yuna befand sich mitten in einem fremden Wald. Sie bemerkte einen hellgrünen Schimmer auf diesem Wald. Yuna spürte, dass der Wald durchtränkt von Magie war. Oh Mann, wo bin ich denn hier gelandet? Wie Tokyo sieht das hier aber nicht aus., dachte Yuna und seufzte tief. In was für einer Welt war sie hier gelandet? War sie überhaupt noch in Japan?? Plötzlich hörte sie ein Rascheln zwischen den Bäumen. "Wer ist da? Zeig dich!!", rief sie mutig in Richtung des Raschelns. Es raschelte noch einmal und ein Junge - Yuna schätzte, dass er ungefähr so alt wie sie war - trat hervor. Er hatte nachtschwarzes Haar und smaragdgrüne Augen - wie Yuna. Das war ungewöhnlich. Smaragdgrüne Augen waren in Yunas Zeit sehr selten. Klar, sie hatte schon Menschen mit grünen Augen gesehen. Aber kein Mensch, der ihr je begegnet war, hatte so leuchtend, smaragdgrüne Augen wie Yuna - außer ihrer Mutter. Aber ihre Mutter war vor zwei Jahren gestorben... Sie starrte den Jungen an, wollte wissen, wer er war. Er starrte unverwandt zurück. Wahrscheinlich wunderte er sich über ihre komischen Klamotten. Dabei war er komisch angezogen. So empfand Yuna das zumindest. Er war gekleidet, wie die Elfen aus Rikadeas Büchern: Ganz in Grüntönen. Nach ein paar Minuten des Schweigens, überwand sich Yuna endlich die Stille zu brechen. "Wer bist du?", fragte sie den fremden Jungen. Der Junge guckte sie fragend an. "Das wollte ich dich gerade fragen.", gab er zurück. Na wenigstens spricht er meine Sprache., dachte sie erleichtert. "Mein Name ist Yuna Hatimori. Und wie heißt du?", beantwortete sie seine Frage. "Ich heiße Yoru.", antwortete der Fremde. Prompt stellte Yuna die nächste Frage. Sie war einfach neugierig... "Hast du keinen Nachnamen?" "Ich verstehe nicht, was Ihr meint, Yuna-sama.", antwortete Yoru verwirrt. »Yuna-sama«? Für wen hält der mich eigentlich? Ich bin doch keine heilige Person oder so..., dachte Yuna über seine Anrede nach. "»Yuna« reicht völlig. Bei uns in Tokyo hat jeder Mensch einen Nachnamen. Hast du etwa keinen? Ich heiße mit Nachnamen »Hatimori«.", erklärte sie ihm. Jetzt begriff er endlich, was überhaupt los war. "Ach so, du kommst aus Tokyo. nein, hier ist das etwas anders als in Tokyo. Wir Liosalfar haben keine »Nachnamen«. Hier ist jeder Name einzigartig.", erklärte Yoru. Jetzt war Yuna diejenige, die nichts verstand. "Heißt das, dass hier jeder einen anderen Namen hat?" "Quatsch. Dazu sind wir viel zu viele!", antwortete Yoru lachend. "Nein, wenn ein Liosalfar kurz nach der Geburt einen Namen erhält, den schon ein anderer Liosalfar trägt, hängen wir ein »Ni-banme« hinter den Namen. Ich kenne z.B. einen Liosalfar, der »Yoru Ni-banme« heißt. Übersetzt in deine Sprache heißt das etwa so viel wie »Yoru, der Zweite«." Nach dieser Erklärung fiel der Groschen bei Yuna. Ist aber auch kein Wunder, dass sie verwirrt war... Immerhin befand sie sich in einer ihr fremden Welt. "Ach so! Dann bist du also Yoru, der Erste?", fragte sie, als ob sie eine Bestätigung dafür haben wollte, dass sie das Namenssystem verstanden hatte. Lachend bejahte Yoru. Allerdings hatte Yuna noch eine Frage... "Sag mal, du hast eben etwas von »Liosalfar« erzählt. Was sind denn »Liosalfar«?" Yoru war erstaunt. Das hatte er nicht erwartet. "Du weißt nichts von uns Liosalfar?", fragte er erstaunt. "Nein. Tut mir Leid.", antwortete Yuna. Und es tat ihr wirklich Leid. "Hast du denn schon etwas von Lichtelfen gehört?", wollte er wissen. Dabei machte er ein sehr nachdenkliches Gesicht. Als ob er sich fragen würde, wie er ihr das am besten erklären sollte, wenn Yuna auch nicht wüsste, was Lichtelfen waren... Aber Yuna wusste es. "Ja, über Lichtelfen habe ich schon eine Menge gelesen.", erzählte sie und er konnte ihr anmerken, dass diese Wesen sie offenbar faszinierten. Eines jedoch verstand Yoru überhaupt nicht. "Und der Name »Liosalfar« ist dir noch nie begegnet?", wollte er überrascht von Yuna wissen. Und wieder verstand Yuna nicht, worauf Yoru denn hinauswollte. "Nein. Wieso?", fragte sie ahnungslos. "Ganz einfach: Der Name »Liosalfar« ist Elfisch und bedeutet in deiner Sprache - also Japanisch - so viel wie »Lichtelfen«.", erklärte er ihr geduldig. Jetzt wurde Yuna skeptisch. "Wieso weißt du eigentlich so viel über mich? Du hast so merkwürdig reagiert, als ich erzählt hab, dass ich aus Tokyo komme...", fragte sie vorsichtig. Yoru schwieg. Nach einer Weile antwortete er jedoch und die Antwort war für Yuna nicht gerade zufriedenstellend. "Das darf ich dir noch nicht sagen. Die Prophezeiung besagt, dass ich dich erst ins Dorf zum Häuptling bringen muss. Häuptling Blanca wird dir dann alles erklären. Ich kann dir nur so viel sagen, Yuna: Du bist hier im Land Fantasiya. Dies hier ist nicht mehr Japan. Das hier ist die Dimension der magischen Wesen.", erklärte er ihr. "Aha.", gab sie nur zurück. Mehr konnte sie nicht sagen. Sie war überrumpelt. Sie kriegte kein Ton mehr heraus. Sie wollte wieder nach Hause. Hilfe! Wo bin ich denn hier gelandet? Ich kapier gar nichts mehr! Dieser Yoru scheint ja ganz nett zu sein, aber ich möchte wieder nach Hause!!! Rikadea, das ist alles deine Schuld!!!, dachte sie panisch. Aber sie bekam natürlich keine Antwort, denn sie dachte es ja nur... Kapitel 3: Im Dorf der Liosalfar -------------------------------- Gegen Abend kamen Yoru und Yuna im Dorf der Liosalfar an. Ein hübsches junges Mädchen mit violettem Haar – und natürlich smaragdgrünen Augen – eilte auf sie zu. "Yoru! Endlich bist du wieder da. Wir haben uns schon alle Sorgen gemacht!", begrüßte das fremde Mädchen Yoru. Als sie Yuna bemerkte, veränderte sich ihr fröhliches Lächeln zu einem skeptischen Gesichtsausdruck. "Wer ist dieses Mädchen, Yoru?" "Das ist Yuna Hatimori. Sie kommt aus Tokyo und ist die letzte Herrin des Feuers, Arashi.", antwortete er kalt. Arashi - das fremde Mädchen - ließ sich von der Kälte in Yorus Worten nicht einschüchtern. "Sie ist die Auserwählte, die das Feuer kontrollieren kann?", fragte sie neugierig weiter. "Ich dachte, sie wäre rothaarig...", ließ sie vernehmen, als sie bemerkte, dass dem nicht so war. "Bin ich doch auch fast: Ich habe rotbraune Haare. Meine Mutter war rothaarig, mein Vater brünett. Das Ergebnis bin ich.", erklärte Yuna Arashi. Dann guckte sie fragend zu Yoru hoch. "Yoru, bin ich wirklich die Herrin des Feuers?" "Ja, Yuna. Aber eigentlich sollte dir das Häuptling Blanca erzählen.", seufzte Yoru. "Häuptling Blanca ist heute bei Sonnenaufgang zu Tsuchi-sama gegangen. Er wollte mit ihr etwas besprechen.", kam es von Arashi wie aus der Pistole geschossen. Was dieser alte Lustmolch wohl wieder von ihr will...?, dachte Yoru. Laut sagter er aber: "Dann nehme ich Yuna mit in meine Hütte. Wenn Häuptling Blanca wieder zu sprechen ist, sag mir Bescheid." "Klar, mache ich.", antwortete Arashi ihm hastig. Yoru wandte sich Yuna zu. "Komm mit zu meiner Hütte. Für heute Nacht schläfst du bei mir. Was morgen ist, sehen wir morgen." "Sagst du mir dann auch, warum du so viel über meine Herkunft weißt?", fragte Yuna ihn unsicher. "Ja, das werde ich tun. Du gibst ja doch keine Ruh!", gab er seufzend zurück. Allerdings mit einem Lächeln auf den Lippen. "Ich möchte doch nur wissen, wer ich wirklich bin. Deinen Andeutungen nach zu urteilen bin ich eine ziemlich wichtige Person hier in... Fantasiya.", klärte Yuna ihn auf. "Yuna, du bist hier die wichtigste Person überhaupt!", machte Yoru ihr klar. Yuna war überrascht. "In echt?", konnte sie nur fragen. "Komm herein. Das ist meine Hütte.", seufzte Yoru, denn sie hatten seine Hütte tatsächlich schon erreicht. Yuna betrat Yorus Hütte. Sie war überwältigt von der Größe der Hütte. Von außen sah die Hütte klein und schäbig aus. Im Inneren sah sie aus wie ein Palast. "Wow!! Bist du ein Prinz, oder so?", staunte Yuna. "Wie kommst du denn darauf?", erwiderte Yoru verständnislos. "Na ja... Deine... Hütte sieht aus wie ein Palast und nicht wie eine gewöhnliche Hütte.", antwortete ihm Yuna wahrheitsgemäß. Sie konnte nicht verhindern, dass sie ein bisschen verlegen war. "Hier sehen alle Hütten so aus. Das ist normal bei uns Liosalfar.", erklärte Yoru. "Lass mich raten. Ihr Liosalfar lebt bestimmt unter dem Motto: >Unterschätze niemals deinen Gegner!<", vermutete Yuna. "Du hast Recht. Das ist eines unserer Lebensmottos.", erwiderte Yoru. "Möchtest du etwas essen oder trinken? Bei so viel Aufregung bist du bestimmt hungrig." "Oh ja! Gerne!", freute sich Yuna. Es schien ihr eine Ewigkeit her, dass sie etwas gegessen hatte. Nachdem sie gegessen hatte - es gab Blättersalat in allen Farben – erzählte Yoru ihr endlich, warum er so viel über sie wusste und wer sie eigentlich war... Kapitel 4: Die Auserwählte -------------------------- "Also schön, Yuna. Ich werde dir jetzt alles erklären, was du wissen musst.", fing Yoru an. Yuna rutschte vor Aufregung auf ihrem Stuhl hin und her. Sie war total nervös, weil sie nicht wusste, was sie nun zu hören bekam. "Ich bin ganz Ohr, Yoru!", sagte sie. "In Tokyo wurdest du in das Buch der Magie gesaugt, nicht wahr?", fragte Yoru zunächst. "Ja, meine Freundin Rikadea erzählte mir, dass sie etwas Seltsames entdeckt hatte. Sie führte mich zu dem Buch. Ich habe die Magie in dem Buch sofort gespürt, als ich den Raum betrat. Das Buch pulsierte und als ich es berührte, begann es zu leuchten. Plötzlich wurde ich hinein gesogen und schwupp war ich hier, in Fantasiya.", antwortete Yuna. Yoru legte die Stirn in Falten. "Das ist nur passiert, weil du die Hüterin des Buches der Magie bist.", meinte er. "Genau das hat Rikadea auch gesagt...", grübelte Yuna und drohte in Gedanken zu versinken. "Yuna, bitte unterbrich mich nicht!", ermahnte Yoru Yuna. Yuna zuckte zusammen und entschuldigte sich sofort bei dem Elfen. "Entschuldigung, Yoru. Bitte erzähl weiter." "Außerdem bist du gleichzeitig die Herrin des Feuers.", setzte Yoru seine Erklärung fort. "Wieso muss das Feuer denn beherrscht werden, Yoru?", wollte Yuna wissen. "Einmal im Jahr passiert es, dass Feuer unser Land zerstört. Dies geschieht häufig im Sommer, weil der Wald in dieser Zeit besonders anfällig für Feuer ist. Das liegt daran, dass die Sommer hier sehr heiß und trocken sind. Es ist eine Art Fluch.", erklärte Yoru ihr. "Wieso Fluch?", fragte Yuna und legte den Kopf schief. "Weil wir das Feuer nicht löschen können. Es ist schon häufig vorgekommen, dass ganze Dörfer verbrannt wurden. Nur du allein, Yuna, kannst das Feuer aufhalten. Du kannst mit Hilfe des Buches der Magie Zauberbanne erlernen, die den Fluch brechen können.", antwortete Yoru. "Wer hat denn diesen Fluch verbrochen?", wollte Yuna wissen. "Keiner weiß den Namen dieser Person. Aber vor langer Zeit herrschte das Dunkle Imperium über ganz Fantasiya. Eines Tages widersetzte sich eine junge Liosalfar dem Dunklen Lord. Die Strafe dafür ist der Fluch des Feuers. Du bist die Wiedergeburt dieser jungen Liosalfar. Und deshalb kannst nur du diesen Fluch brechen.", antwortete Yoru brav. "Und wie soll ich das machen?", fragte Yuna. "Mit Hilfe der Zauberbanne aus dem Buch der Magie kannst du den Dunklen Lord endgültig besiegen. Du musst nur die Zauberbanne in dem Buch lernen.", antwortete Yoru ohne Umschweife. "Da gibt es ein kleines Problem...", bemerkte Yuna. Sie wurde nervös. Sie hatte das Buch doch gar nicht dabei! "Was denn für ein Problem?", wollte Yoru sofort wissen. "Das Buch ist noch in meiner Welt...", antwortete Yuna wahrheitsgemäß und schaute betreten zu Boden. Yoru war vollkommen entsetzt. "WAS?! Wieso denn das?!", schnauzte er Yuna an. "Das Buch war das Medium, mit dessen Hilfe ich hierher gekommen bin. Und ich weiß nicht, wie ich zurück nach Tokyo komme...", setzte Yuna zu einer Erklärung an. Doch Yoru unterbrach sie: "Und warum hast du es nicht mitgenommen??" Nun wurde Yuna sauer. Woher hätte sie denn wissen sollen, dass das Buch so wichtig war? "Ich wusste doch überhaupt nicht, wie mir geschah. Als ich geschnallt hab, dass ich in das Buch eingesaugt wurde, war ich auch schon hier!", entgegnete Yuna hitzköpfig. "Schon gut. Musst ja nicht gleich sauer werden.", versuchte Yoru sie zu beruhigen. "Du musst sowieso vorsichtig mit deiner Wut umgehen. Es könnte leicht geschehen, dass du vor Wut alles um dich herum in Brand setzt..." "Wieso kann so etwas passieren? Ich dachte, ich bin die Herrin des Feuers.", wunderte sich Yuna. "Eben. Deshalb ja. Du bist die Herrin des Feuers. Aber du hast deine Kräfte noch nicht unter Kontrolle.", meinte Yoru. "Wie soll ich denn lernen, meine Kräfte zu kontrollieren?", wollte Yuna wissen. Sie war am Rande der Verzweiflung. Sie wollte das doch hier alles überhaupt nicht! "Dir werden drei Gefährten zur Seite gestellt.", antwortete Yoru mechanisch. "Wieso?", wollte sie wissen. Doch nachdem Yoru sie nur ernst anstarrte und nichts mehr sagte, begann es ihr zu dämmern... "Aaah, verstehe. Ich werde eine Reise machen müssen, richtig?" "Genau.", kam nur von Yoru. "Und wohin soll die Reise gehen?", erkundigte sich Yuna. "Zu den vier Feuersiegeln in Fantasiya.", antwortete Yoru knapp. "Und was soll ich an so einem Siegel tun?", fragte sie. "Du musst meditieren. Und zwar so lange, bis du merkst, dass was auf dich übergeht. Somit wirst du stärker und mächtiger. Und nachdem du ein Siegel gebrochen hast, wirst du dies auch merken. Außerdem wirst du von Siegel zu Siegel reifer. Das bedeutet, mit jedem Siegel, das du brichst, kannst du einen Zauberbann mehr erlernen.", erklärte ihr Yoru. "Ja, wenn das Buch hier wäre...", murmelte Yuna nachdenklich und sie merkte, dass sie sich langsam darüber zu ärgern begann. Wäre sie doch nur heute Morgen im Bett geblieben! Yoru reagierte nicht. Es schien so, als wäre er in Gedanken. "Yoru? Was hast du denn?", wollte sie wissen, als sie merkte, dass Yoru gar nicht mehr richtig anwesend war. "Nichts... Geh bitte schlafen... Du musst morgen fit sein.", antwortete er nur. "Wieso?", wollte sie wissen. Ich ahne es. Morgen geht die Reise bestimmt schon los! "Die Reise wird morgen bei Sonnenaufgang losgehen.", informierte er sie. "Warum denn schon morgen? Ich dachte, du willst mich noch zu Häuptling Blanca bringen...", wollte Yuna wissen. Sie wurde langsam ungeduldig. Konnte er ihr denn nicht gleich alles auf einmal verraten? Dieser Elf schien wohl nicht gerade erpicht darauf zu sein, ihr alles erklären zu müssen... "Deswegen werde ich dich morgen eine Stunde vor Sonnenaufgang wecken.", antwortete er nur. Er kramte in einer alten Holzkiste, die allem Anschein nach sein Kleiderschrank darstellen sollte. Schließlich fand er, was er suchte. Er reichte Yuna eine etwas kleinere Holzkiste. "Hier, Yuna. Das sind alle Sachen, die du für die Reise brauchen wirst. Abgesehen von dem Buch der Magie, welches du ja in Tokyo vergessen hast!", erklärte er ihr. Es klang keinesfalls vorwurfsvoll. Er sah Yuna direkt in die Augen und sie merkte, dass seine grünen Augen blitzten. Dann lächelte er plötzlich. "Mach dir keine Sorgen, Yuna. Noch brauchen wir das Buch ja nicht wirklich. Im Augenblick ist es da am sichersten, wo es jetzt ist.", meinte er. Sie seufzte und lächelte dann gequält. "Ja, vielleicht hast du Recht. Ich werde jetzt ins Bett... Wo soll ich überhaupt schlafen, Yoru?", fragte sie erschrocken. "Du wirst heute Nacht bei mir im Bett schlafen.", stellte er fest. Sie errötete und konnte nur stotternd "Ähm, OK." antworten. "Keine Angst. Ich werde meine Hände bei mir lassen und dich nicht anrühren.", sagte Yoru und lächelte ihr zu. "Ist schon gut.", murmelte Yuna verlegen. "Umziehen kannst du dich im Schlafzimmer. Ich werde noch 'ne Weile meditieren.", meinte er. Er gab ihr ein hellgrünes Nachtgewand. Yuna bedankte sich höflich. Sie ging ins Schlafzimmer und zog sich um. Sie wunderte sich über den Stoff des Gewandes: Er war dünn und geschmeidig. Er war weich und bequem. Das Besondere an diesem Stoff war, dass er sich ihrem Körper sofort anpasste. Außerdem fühlte er sich gleichzeitig warm und kühl an. Sie lachte in sich hinein. Aha. Liosalfar-Seide. Rikadea, was hast du nur für Bücher. Sie seufzte. Sie wollte zurück nach Hause. Rikadea machte sich bestimmt schon Sorgen um sie... Du solltest jetzt schlafen, Yuna! Morgen wird ein langer Tag. Sie legte sich ins Bett und schlief sofort ein. Nach ca. einer Stunde legte sich Yoru auch schlafen. Vorher vergewisserte er sich jedoch, dass Yuna auch wirklich schlief. Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte. Dann schlief auch Yoru ein. Kapitel 5: Häuptling Blanca --------------------------- "Yuna! Wach auf!", brüllte Yoru und schüttelte unsanft die schlafende Yuna. Diese schlief weiter. Yoru bemerkte, dass sie Schweißperlen auf der Stirn hatte. Besorgt legte er die Stirn in Falten und nannte fragend ihren Namen. Sie bewegte sich. Jetzt schlug sie fast um sich. Yoru hörte, wie sie im Schlaf redete, konnte aber nicht verstehen, was sie da von sich gab. Er fragte sich, ob sie vor etwas Angst hatte und wollte wissen, was sie denn da bloß träume... Um sie endgültig aus ihrem Albtraum zu wecken brüllte er:"YUNA! WACH ENDLICH AUF!!" Wie vom Blitz getroffen setzte sich Yuna kerzengerade auf. Völlig verwirrt schaute sie sich um und erkannte Yoru, der sie noch immer am Kragen gepackt hatte. "Was? Was ist denn passiert? Wo brennt es denn?", fragte sie vollkommen verdattert. Als sie begriff, wo sie war erschrak sie. "Oh nein!! Habe ich etwa verschlafen?! Das gibt es doch nicht! Scheiß Wecker! Warum weckt er mich auch nie? Hätte er mich regelmäßig geweckt, hätte ich ihn nicht gegen die Wand gepfeffert und er würde mich jetzt hier wecken..." "Was redest du denn da für'n dummes Zeug? Zieh dich an. Häuptling Blanca erwartet uns.", fuhr Yoru sie verständnislos an. "Gibt es auch ein Frühstück?", grummelte Yuna. Sie war es nicht gewohnt, so unsanft geweckt zu werden. Und das konnte sie überhaupt nicht ab. "Ja. Häuptling Blanca wartet mit Frühstück auf uns.", antwortete Yoru gereizt. "Oh, fein! Dann kann ich mich ja seelenruhig anziehen...", freute sich Yuna. Sie stutzte, denn Yoru reichte ihr Klamotten, die... irgendwie aussahen, wie die Klamotten aus den Büchern von Rikadea. Fragend schaute sie ihn an. "Was soll ich damit?" "Anziehen.", war Yorus knappe Antwort. Sie nahm die Klamotten wortlos entgegen und zog sie an. Es war ein jadegrünes Kleid aus dem gleichen Stoff, wie ihr Nachthemd. Es hatte weite Ärmel, wie die eines Kimonos. Das Kleid betonte ihre Taille und Yoru fand, dass sie darin richtig elfenhaft aussah. Das Kleid besaß eine Art aufgestickten Gürtel. Er bestand aus rubinroten Flammen. An den Ärmeln, am Kragen und am Saum des Kleides befanden sich ebenfalls diese Flammen. "Es... steht dir... gut.", staunte Yoru, der von Yunas Schönheit überwältigt war. "Danke. Es ist total bequem!", meinte Yuna, unsicher, was sie antworten sollte. "Wir sollten uns beeilen. Häuptling Blanca kann Unpünktlichkeit nicht ausstehen...", meinte Yoru dann plötzlich wieder. Er schien sich wieder eingekriegt zu haben. "In Ordnung.", antwortete Yuna und dachte bei sich: Dann wird er mich wohl nicht mögen... Die beiden machten sich auf den Weg zu Häuptling Blanca, wobei Yoru die Führung übernahm, weil Yuna sich im Dorf ja nicht auskannte. Yuna war total nervös. Sie machte sich Gedanken darüber, was der Häuptling ihr wohl sagen würde. Vor allem war sie darüber beunruhigt, wie er wohl reagieren würde, wenn sie zu spät kamen. Immerhin war es mal wieder ihre Schuld gewesen, dass sie verschlafen hatten... Um ihre Nervosität einzudämmen, versuchte sie Yoru ein Gespräch aufzuzwingen. "Ist es noch weit?", fragte sie ihn. "Nein. Wir sind fast da.", war die knappe Antwort. "Wie ist Häuptling Blanca denn so?", wollte sie wissen. "Das wirst du dann schon sehen.", antwortete Yoru genervt. Daraufhin sagte sie nix mehr, denn Yorus Tonfall sagte eigentlich schon alles. Sie ging ihm auf die Nerven. Und da sie keinen Streit wollte, beließ sie es dabei. Sie wollte nicht herausfinden, wozu er in der Lage war, wenn er genervt war... Schließlich kamen sie an einer großen Pagode an. Sie war so verschnörkelt und verziert, dass diese Pagode auch ein Palast hätte sein können. "Wir sind da.", verkündete Yoru. Er ging zu der großen Eichentür und betätigte den Türklopfer. Dann kehrte er zu Yuna zurück. "Jetzt müssen wir nur noch warten, bis wir eingelassen werden.", erklärte er ihr. Yuna schwieg. Sie fühlte sich im Schatten der Pagode unwohl. Klein und unbedeutend kam sie sich vor. Nach einer Weile öffnete sich die Eichentür und ein bekanntes Gesicht kam zum Vorschein. Es gehörte Arashi. Und sie schien sichtlich fröhlich zu sein, als sie Yuna und Yoru erblickte. "Hi Yuna! Guten Morgen, Yoru! Was wollt ihr denn um diese Zeit hier?", begrüßte sie die beiden Neuankömmlinge. Yuna begann zu erklären und Arashis Frage zu beantworten wurde aber von Yoru sehr barsch unterbrochen. Er richtete das Wort direkt an Arashi. "Das ist unsere Angelegenheit. Die Frage ist nur, was du hier machst!" "Du willst wissen, was ich hier mache? Nun..." Sie tat so, als würde sie überlegen und antwortete dann: "...das ist meine Angelegenheit." Beleidigt zog Arashi von dannen. Yuna spürte, dass Arashi innerlich vor Wut kochte. Und das lag nicht nur daran, dass Yuna einen heftigen Windstoß vernahm, als Arashi an ihr und Yoru vorbeimarschierte. "Was war denn mit der los?", wollte Yuna von Yoru wissen. "Das gleiche, wie immer.", gab er ermotionslos zurück. Yuna bemerkte den genervten Unterton in seiner Stimme und beschloss, keine weiteren Fragen zu stellen. Plötzlich kam ein älterer Mann aus der Pagode gestürmt. "Arashi! Warte!", rief er hinter der wütenden Elfe hinterher. "Sei froh, dass sie weg ist. Die hatte wieder mal 'ne Laune... Da würden sogar sämtliche Zitronen süß werden...", meinte Yoru. "Ah! Yoru! Da bist du ja endlich! Tut mir Leid. Ich habe dich eben gar nicht gesehen.", entschuldigte sich der alte Mann. "Was war denn mit Arashi?", wiederholte er Yunas Frage. "Das Übliche...", war die Antwort. Yuna, die halb hinter Yoru stand, verstand überhaupt nichts mehr. Wer war dieser Mann? Und warum ist es so besonders, wenn ein junges Mädchen mal schlechte Laune hatte? Der Mann bemerkte Yunas fragenden Blick. "Ihr müsst Yuna-sama sein, oder?", sprach er Yuna direkt an. "»Yuna« reicht völlig.", antwortete ihm das Mädchen und fragte sich zusätzlich, woher er ihren Namen wusste. "Ah! In Ordnung. Ich bin Häuptling Blanca.", stellte sich der Mann vor. "Ich habe euch schon erwartet. Warum kommt ihr so spät?" "Sorry. Das ist meine Schuld. Ich habe verschlafen...", entschuldigte sich Yuna. "Bei so einer hübschen Auserwählten kann man auch mal ein Auge zudrücken...", antwortete der Häuptling amüsiert und zwinkerte Yuna zu. "Jetzt geht das wieder los...", seufzte Yoru auf einmal. "Hast du was gesagt, Yoru?", fragte Blanca diesen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Vergiss es!", grummelte Yoru. "Jetzt grummel doch nicht so rum! Er ist doch ganz ne – " Yunas Antwort wurde unterbrochen von einem lauten Klatschgeräusch und einem Aufschrei Blancas. Dann schimpfte Yuna los: "Hör auf mich zu begrapschen, Opa!" "Hey! Wie springst du mit dem Häuptling um?! Er ist doch ganz nett...", grinste Yoru sie an und dachte bei sich: Dieser alte Lustmolch kann's einfach nicht lassen. Yuna blickte Yoru wütend an. "Hör gefälligst auf mich zu zitieren!!", verlangte Yuna wütend. "Ist ja schon gut. Ich kann ja nicht ahnen, dass du deine Worte hast patentieren lassen...", versuchte Yoru den Streit beizulegen und lächelte Yuna in ihr wütendes Gesicht. Yuna baute sich vor Yoru auf und stemmte die Arme in die Hüften. Ihre smaragdgrünen Augen blitzten vor Zorn "Das... nimmst du auf der Stelle zurück!!!", fauchte sie. Blanca mischte sich ein. Er wollte nicht, dass seine schöne Pagode vielleicht noch in Flammen aufging. "Jetzt beruhige dich doch, Yuna! Und du Yoru, hörst bitte auf, Yuna zu provozieren, ja?" "Ist ja schon gut. Ich hör ja schon auf.", grinste Yoru schelmisch. "Schön. Dann kommt mal mit!", sagte Blanca und ging voraus. Sie gingen einer nach dem anderen in die Pagode. Blanca ging voraus. Allerdings ließ er sich hinter Yuna zurückfallen, die hinter Yoru ging und immer noch ziemlich wütend war. Sie bemerkte Blanca und überholte Yoru. Nur damit Blanca nicht wieder auf dumme Gedanken kam. Sie ging betont schnell, denn sie wollte den Abstand zu Yoru vergrößern, da sie keinen Bock hatte, mit ihm wieder ein Streitgespräch zu führen. Während sie so auf die Pagode zusteuerte ging ihr einiges durch den Kopf. Was sollte das denn eben? Hat er etwa versucht mit mir zu flirten? Ich verstehe ihn einfach nicht... Mal ist er so abweisend und dann wieder nicht... Und warum habe ich so ein Herzklopfen, wenn ich auch nur an ihn denke? Wenn ich in seiner Nähe bin, wird mir ganz anders... Was ist das bloß? Und warum starrt er mich die ganze Zeit an? Ich kann seinen Blick direkt spüren... Hilfe! Rikadea! Was passiert mit mir?! Während Yoru mit einem Lächeln auf den Lippen hinter Yuna herging – er hielt einen gewissen "Sicherheitsabstand" – dachte auch er nach. Mann, die kann ja ganz schön sauer werden. Ich dachte, sie ist nur nervig... Wenn sie sauer ist, ist sie irgendwie richtig niedlich... Aber Blanca hat Recht. Ich sollte sie nicht mehr provozieren... Ich habe nicht dran gedacht, dass sie ihre Kräfte noch nicht unter Kontrolle hat... Ganz so sauer, wie sie getan hat, scheint sie aber nicht zu sein – sonst würde die Pagode nicht mehr stehen. Blanca dachte ebenfalls über Yuna nach. Puuh. Hätte Yoru sie noch weiter provoziert, wäre hier bestimmt alles in Flammen aufgegangen... Wir sollten sie nicht wütend machen... Der Göttin sei Dank hat die Fremde von heute Morgen das Buch mitgebracht... Jetzt muss Yuna nur noch lernen... Yuna... Sie ist ganz schön hitzköpfig. Aber was anderes habe ich bei ihr auch nicht erwartet... Immerhin ist sie die Herrin des Feuers... So gingen die drei zur Pagode. Alle drei in ihren persönlichen Gedanken verloren. Kapitel 6: Wiedersehen macht Freude ----------------------------------- Als Yoru, Yuna und Häuptling Blanca durch die große Tür traten, erwartete sie ein junges blondes Mädchen. Ihre Augen waren so azurblau wie der Ozean. Yuna erkannte, dass dieses Mädchen Flügel hatte, die in den Farben rosa, pink und lila glitzerten. Der Häuptling schien das Mädchen sehr gut zu kennen. Er sprach das Flügel-Mädchen mit Namen an. "Trixy, was gibt es? Ist etwas passiert? Du siehst so... beunruhigt aus." Tatsächlich sah das Mädchen mit Namen Trixy sehr beunruhigt aus. Ihre Augen blickten Blanca sorgenvoll an. "Sie ist aufgewacht, Häuptling.", antwortete das Mädchen direkt und ohne Umschweife. "Ja, aber das ist doch eine schöne Nachricht. Trixy, wirklich, du siehst viel süßer aus, wenn du lächelst...", lächelte Blanca. Trixy drehte sich schwungvoll um. Ihre langen Haare wirbelten ihr dabei über die Schulter. Sie schob sie lässig zurück. "Wie könnt Ihr jetzt an so etwas denken? Die Situation ist ernst. Entweder hattet Ihr mit Eurer Vermutung Recht oder das Mädchen ist extrem geistesgestört.", empörte sich Trixy. "Wie kommst du denn auf so eine Idee, Trixy?", fragte Blanca verwundert. Trixy drehte sich wieder zu Blanca um. "Ganz einfach: Sie faselt die ganze Zeit wirres Zeug. Ich habe die Vermutung, dass sie ziemlich hart auf den Kopf gefallen ist... Außerdem hält sie das Buch die ganze Zeit fest umklammert, meint, dass das Leben ihrer Freundin davon abhinge...", erwiderte Trixy und verdrehte dabei leicht genervt die Augen. Plötzlich kam Yuna eine Idee. "Ähm... Wer ist denn dieses Mädchen? Wie sieht sie aus?", wollte sie wissen. Jetzt wandte sich Trixy zu Yuna um. "Na ja, sie ist blond und hat violette Augen...", antwortete Trixy ihr skeptisch und zog eine Braue hoch. Nun mischte sich auch Yoru ein. Er war erstaunt darüber, dass Yuna unbedingt wissen wollte, wer dieses Mädchen war. "Warum willst du wissen, wer dieses Mädchen ist?", wollte er von Yuna wissen. Da sie sich ihrer Vermutung noch nicht sicher war, wollte Yuna sie auch noch nicht aussprechen. Sie wandte sich Yoru zu und blickt ihm fest in die Augen. "Das braucht dich nicht zu interessieren, Yoru.", meinte Yuna bestimmt. Sie scheint mir noch immer böse zu sein, dachte Yoru. Laut richtete er das Wort an Trixy: "Was redet sie denn für wirres Zeug?" "Ja, genau. Und von was für einem Buch hast du gesprochen?", wollte Yuna nun auch wissen und drehte sich wieder zu Trixy um. "Kommt erst mal mit. Das können wir doch auch beim Frühstück klären.", wechselte Blanca das Thema. "Hat die Kleine schon gefrühstückt, Trixy?" "Nein. Sie meinte, sie hätte keinen Hunger.", antwortete Trixy. "Sag ihr, sie soll trotzdem zum Esssaal kommen." "In Ordnung." Trixy wandte sich ab und verließ die Eingangshalle, in der sich die vier befanden. Blanca führte derweil Yoru und Yuna zum Esssaal. Während sie so gingen, merkte Yuna wieder, dass Yoru sie anstarrte. Sie drehte sich um – mit der Absicht den Elf zur Rede zu stellen. "Sag mal, Yoru, warum starrst du mich eigentlich die ganze Zeit so an?", fragte sie direkt und bestimmt. Er wich ihrem Blick aus. "Tue ich doch gar nicht!" Tust du wohl!, dachte Yuna. Aber sie sagte es nicht. Sie wollte jetzt nicht mit ihm streiten. Sie wollte nur wissen, ob es sich bei dem "geistesgestörten" Mädchen tatsächlich um Rikadea Hakura handelte, wie Yuna es vermutete. Als sie den Esssaal erreichten und eintraten, erwartete sie ein gedeckter Frühstückstisch. Am Ende des großen runden Tisches saß ein Mädchen in Yunas Alter. Sie trug ein lavendelfarbenes Kleid, welches wunderbar mit ihren violetten Augen harmonierte. Ihre blonden Haare waren mit einer silbernen Spange hochgesteckt und ihre Augen begannen zu leuchten, als sie Yuna erkannte. "Yuna! Yuna! Da bist du ja! Ich hatte solche Angst um dich, geht es dir auch gut?", rief das Mädchen erfreut auf. Yuna ging auf das Mädchen zu. Sie hatte Tränen in den Augen. "Rika! Oh Göttin! Rika, ich bin so froh dich zu sehen...", stieß Yuna erleichtert hervor. Mit diesen Worten schlang sie die Arme um ihre Freundin und fing an zu schluchzen. "Yuni-chan... Hat man dich hier so schlecht behandelt?", wollte Rikadea von ihrer Freundin wissen und schaute ziemlich verdutzt, als Yuna so in Tränen ausbrach. Da fing Yuna nur noch mehr an zu weinen, denn sie fühlte wieder Yorus Blick, der auf sie gerichtet war. Plötzlich ergriff Yoru das Wort. "Du bist also Rikadea, die sofort erkannt hat, dass Yuna die Hüterin des Buches der Magie ist?", fragte er geradeheraus. Rikadea schaute fröhlich zu Yoru rüber. Der Liosalfar starrte sie skeptisch an. "Yep. Ich bin Rikadea-Sophie Hakura.", antwortete diese lächelnd. Dann wandte sie sich wieder Yuna zu. "Yuna, du hast meine Frage nicht beantwortet! Hat man dich hier so schlecht behandelt, dass du jetzt so sehr weinen musst?" Yuna setzte sich unter Schniefern auf und guckte ihrer Freundin direkt in die freundlichen, violetten Augen. "Nein. Eigentlich hat man mich sogar sehr lieb behandelt. Außer vielleicht, dass ich mir anhören musste, ich wäre die Herrin des Feuers, dass ich mit einem Jungen in einem Bett schlafen musste und mich von 'nem Häuptling begrapschen lassen musste, und dass ich die ganze Zeit von so 'nem komischen Lichtelf angegafft werde. Aber nein, ich wurde sehr gut behandelt.", antwortete Yuna und wischte sich die letzten Tränen aus ihren Augen. Das musste jetzt sein. Das musste sie loswerden. Yoru hörte sich das an und seine ohnehin schon miese Laune sank auf den Nullpunkt. Er ging auf Yuna zu, packte sie an der Schulter und drehte sie zu sich herum. Seine Augen blitzten gefährlich vor Zorn. "Kannst du jetzt aufhören, hier alles mies zu machen? Ich kann nichts dafür, dass ich kein Gästebett besitze. Woher sollte ich wissen, dass ausgerechnet ich dich aufnehmen muss? Eigentlich sollte das von Anfang an Häuptling Blanca machen! Im Übrigen kann ich auch nichts dafür, dass du die Herrin des Feuers bist! Dass Häuptling Blanca dich nicht begrapschen soll hast du ihm ja ordentlich zu spüren gegeben und dass ich dich angaffe... Das bildest du dir doch nur ein!!!" Die letzten Worte schrie er aus sich heraus. Er schrie sie an. Yuna erschrak, als er so mit ihr sprach. Er hatte etwas Unheimliches an sich. Yuna bemerkte zum ersten Mal Yorus Magie. Und diese war keinesfalls gewöhnliche Elementarmagie – das spürte sie sofort. Nein. Yorus Magie hatte etwas Kaltes und Dunkles an sich und Yuna fröstelte bei dem Gedanken, was er mit seiner Fähigkeit alles anstellen konnte. Als Yoru mit seiner "Predigt" fertig war, ergriff Rikadea das Wort. "Ich merke schon. Es wurde Zeit, dass ich hier endlich auftauche. Lichtelf, wenn du noch einmal mit Yuna so umspringst, lernst du mich mal richtig kennen!" Ihre Stimme hatte einen bedrohlichen Unterton bekommen und ihr Blick, der Yorus Augen festhielt, wurde noch ernster. Yuna spürte, dass ihre Freundin wütend war. Wie zur Bestätigung, zerzauste ein plötzlich heftiger Windstoß Yunas Haar. Sie blickte zu ihrer Freundin auf und grinste. Rikadea hatte die Elementarmagie des Windes! Kapitel 7: Streit ----------------- Nach dieser herzlichen Begrüßung bat Häuptling Blanca zu Tisch. Yuna war hellauf begeistert, endlich etwas zu essen zu bekommen. Während sie in dem Esssaal Rikadea begrüßt hatte, hatte sie den gedeckten Frühstückstisch gar nicht richtig bemerkt. Sie setzte sich und schlang ihr Frühstück hinunter. Auch Yoru setzte sich. Allerdings war er längst nicht so begeistert wie Yuna. Daran war Rikadea auch nicht ganz unschuldig. Immerhin hatte sie ihn ganz schön angeherrscht, dass er Yuna in Zukunft etwas netter behandeln solle... Yuna kümmerte sich allerdings nicht um ihn. Sie war froh, ihre Freundin wieder getroffen zu haben und endlich etwas essen zu können. Während sie alle aßen kam Trixy noch dazu. Sie setzte sich auch an den Tisch und blickte dabei sehr verärgert drein. Blanca war über die schlecht gelaunte Trixy sehr verwundert. Dies versteckte er ihr gegenüber nicht. "Trixy, was hast du denn? Warum bist du denn so wütend?", fragte er. Die Angesprochene schnaubte wütend und warf ihr langes Haar über die Schulter. "Ach, ich hatte nur eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Arashi, sonst nichts!" "Na? Was ist passiert?", wollte Blanca wissen. "Gar nichts." Ihre Stimme hatte einen zynischen Unterton angenommen. "Ich musste mir nur mal wieder ihr Gejammer anhören: 'Yoru hier und Yoru da!'", spottete sie und ihre Augen blitzten dabei wütend auf. Yuna hielt mit ihrem Essen plötzlich inne. Unsicher schielte sie zu Yoru rüber. Sie bemerkte seinen eiskalten Blick und schaute ganz schnell wieder weg. Leise wandte sie sich an Trixy, in der Hoffnung, dass diese ihr die Frage beantworten würde. "Wieso jammert sie über Yoru?" Trixy reagierte erstaunt. "Das weißt du noch gar nicht? Ach, ist ja auch kein Wunder. Immerhin warst du die ganze Zeit in seiner Gesellschaft. Und wie du es sicherlich schon bemerkt hast, ist Yoru sehr schweigsam. Im Dorf allerdings weiß jeder, was Yoru und Arashi verbindet." Plötzlich mischte Yoru sich selbst ein. "Trixy... Hast du es immer noch nicht begriffen? Arashi und mich verbindet rein gar nichts!", fuhr er sie kühl an. "Ach ja? Und was ist mit der Verlobung?", fragte Trixy ihn mit einem herausfordernden Ton in der Stimme. Seine einzige Reaktion war, dass seine smaragdgrünen Augen gefährlich blitzten. Ansonsten blieb er eiskalt. "Du weißt doch: Das ist auf dem Mist unserer Familien gewachsen. Ich wollte diese Verlobung von Anfang an nicht!", meinte er. Yuna, die inzwischen aufgehört hatte, zu essen, hatte die beiden bisher nur stumm gemustert. Nun ergriff Yuna das Wort und wandte sich an Yoru. "Und warum bist du dann eine Verlobung mit ihr eingegangen?" "Das braucht dich nicht zu interessieren, Yuna!", war Yorus ruhige Antwort. "Oh, das tut es aber!", gab Yuna freundlich zurück. Yorus Augen blitzten wütend auf. "Das. Geht. Dich nichts an, Yuna!" Rikadea bemerkte, dass Yoru wieder kurz davor war, mit Yuna zu streiten und wollte eingreifen. Doch Trixy hielt sie sanft zurück. "Lass es. Yuna muss lernen, allein mit ihm fertig zu werden." Rikadea verstand dies und hielt sich an Trixys Worte. "Ich will es aber wissen!!", stellte Yuna sich stur. Yoru erhob die Stimme. Er schaffte es nicht, seine Wut zu kontrollieren und brüllte Yuna dementsprechend an. "Es geht dich aber nichts an!" Automatisch reagiere Yuna und wurde ebenfalls laut. Sie wollte es nicht auf sich sitzen lassen, dass Yoru in so einem Ton mit ihr sprach. "Sag doch einfach, dass du nicht drüber reden willst! Du bist ein solcher Idiot, Yoru! Ich will dir doch nur helfen!", brüllte sie ihn an. "Misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein, Yuna! Ich brauch deine Hilfe nicht!!", stellte Yoru lautstark fest. Als Yoru sie so anbrüllte, beschlich Yuna wieder dieses unheimliche Gefühl – wie sie es auch schon bei der letzten Auseinandersetzung mit ihm gespürt hatte. Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Diesmal ließ sie sich aber nicht einschüchtern. Sie trat Yoru gegenüber und sah ihm wütend in die Augen. "Pass bloß auf, wie du mit mir redest, Yoru! Du hast dich schließlich, seit ich in Fantasiya bin, regelmäßig in meine Angelegenheiten eingemischt!!", fauchte sie ihn an. Yoru hielt inne. Er bemerkte die Flämmchen, die sich um Yuna gebildet hatten. Aber er war so wütend auf sie. Wie kann sie es nur wagen, so mit mir umzuspringen?, dachte er wütend. Er nahm keine Rücksicht auf die Flämmchen, die um Yunas Körper herumtanzten und fauchte ihr wütend entgegen. "Pass du bloß auf, wie du mit mir redest, Hanalfar!!" Nachdem er das von sich gelassen hatte, stapfte er wütend aus dem Saal. Er hinterließ eine völlig verwirrte Yuna. Sie war so verwirrt, dass ihre Wut mit einem Mal wie weggeblasen war. Mit ihrer Wut waren auch ihre Flämmchen verschwunden. Als Yoru wütend gegangen war, merkte man deutlich, dass die Wärme wieder zurückkam. Erst jetzt merkten die Freunde, dass es eiskalt und dunkel im Raum war – seit Yoru so ausgerastet war. Aber Yuna schenkte dem keine Beachtung. Nur eine einzige Frage beschäftigte sie. "Was ist ein »Hanalfar?«" Kapitel 8: Neuigkeiten für Yuna ------------------------------- Schweigen. Nach einer Weile wiederholte Yuna nun ungeduldig ihre Frage. "Was ist ein »Hanalfar?«" Endlich bekam sie eine Antwort. "Yuna, eine Hanalfar ist eine Halbelfe...", seufzte Blanca. "Ach ja? Und wieso wirft Yoru mir so etwas an den Kopf? Ich bin ein Mensch!", wollte Yuna wissen und schaute Blanca trotzig in die Augen. "Ja, Yuna. Aber nur zur Hälfte!", war Blancas Antwort, die wie ein tiefer Seufzer klang. Nun wurde Yuna erst recht ungeduldig. Was hatte das alles zu bedeuten? "Kannst du bitte Klartext reden? Ich habe überhaupt keine Ahnung, wovon du da sprichst!", verlangte Yuna. Blanca seufzte wieder und er sah auf einmal sehr müde aus, als er Yuna fragte: "Du weißt nichts von deiner Herkunft, oder?" "Also, ich bin eine Japanerin.", antwortete Yuna und allein an ihrem Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass sie keine Ahnung hatte, was Blanca wirklich meinte. "Das habe ich nicht gemeint, Yuna.", machte Blanca deutlich. "Und was hast du dann gemeint, Blanca?", fragte Yuna und schaute skeptisch drein. "Yuna, du bist eine Halbelfe. Deine Mutter – Linora – war eine Liosalfar. Dein Vater war ein Mensch.", erklärte Blanca ihr schnell und emotionslos. Yuna stand unter Schock. "Das... das kann nicht sein...", stammelte sie entsetzt. "Doch, Yuna. Es ist aber so.", beharrte Blanca. "Aber... wieso... Was hatte meine Mutter in Japan zu suchen, wenn sie eine Liosalfar war?", fragte Yuna verwirrt. "Sie ist mit dem Buch in Berührung gekommen und ist dadurch in Tokyo gelandet.", erklärte Blanca. "Wieso hat sie mir das nie gesagt?", fragte Yuna traurig und verzweifelt. Hilflos schaute der alte Mann Yuna an. Er hatte Mitleid mit ihr. "Tut mir ehrlich Leid, Yuna, aber diese Frage kann ich dir auch nicht beantworten. Die Antwort auf diese Frage hat Linora mit ins Grab genommen...", entschuldigte sich Blanca. Sein Tonfall war ruhig und traurig. Nun meldete sich Trixy zu Wort. Bisher hatte sie das Gespräch nur stumm verfolgt. "Wahrscheinlich wollte sie dir nichts sagen.", grübelte Trixy. "Aber wieso?", fragte Yuna. Sie hatte kein Verständnis für das Schweigen ihrer Mutter. Trixy sah Yuna an. Ihre azurblauen trafen auf Yunas smaragdgrüne Augen. Das Mädchen lächelte Yuna an. "Du hättest ihr doch eh nicht geglaubt, oder?", stellte Trixy fest. "Da hast du vermutlich Recht, Trixy.", seufzte Yuna und sah zu Boden. Doch auf einmal wurde sie stutzig und schaut auf und zu Blanca. "Sag mal, Blanca. Wieso weißt du eigentlich, dass ich Linoras Tochter bin?" "Du siehst ihr einfach sehr ähnlich. Außerdem ist deine Aura fast die gleiche, wie die von Linora.", meinte er unbekümmert und zuckte mit den Achseln. "Ach so...", machte Yuna. Rikadea merkte, dass Yuna in alten Erinnerungen versank und versuchte rasch das Thema zu wechseln. "Die Sonne ist schon längst aufgegangen. Sollte die Reise nicht langsam losgehen?" Überrascht schaute Yuna zu ihr auf. "Du weißt von der Reise?" "Jaaa... Ich habe gehört, wie Trixy mit Blanca darüber gesprochen hat, als ich »bewusstlos« war. Ich hielt es aber für das Beste, mich nicht weiter in das Gespräch einzumischen...", antwortete Rikadea und wurde vor Verlegenheit leicht rot im Gesicht. "Rika, du bist unmöglich!!!", lachte Yuna ihre Freundin an. Diese schaute nur noch verlegener drein und brachte ein Grinsen zustande. Yuna grinste zurück und schüttelte den Kopf über das Verhalten ihrer Freundin. "Rikadea, die Reise sollte tatsächlich bei Sonnenaufgang losgehen.", griff Blanca wieder das eigentliche Thema auf. "Aber durch die kleinen... Unannehmlichkeiten sind wir ein wenig in Zeitverzug geraten. Die Reise beginnt, wenn alle so weit sind." "Wer kommt denn überhaupt alles mit?", wollte Yuna plötzlich wissen. "Achso! Yoru hat dir das wohl noch nicht gesagt! Auf deiner Reise begleiten werden dich Trixy, Rikadea und... Yoru.", antwortete Blanca. Als Yuna diesen Namen hörte, brodelte ihre Wut plötzlich wieder hoch. "Kommt nicht in Frage!! Dieser Vollidiot begleitet mich ganz bestimmt nicht!", faucht sie los. Rikadea bemerkte das gar nicht und murmelte nur in sich hinein: "Wieso soll ich auch mitkommen?" "Yuna, beruhige dich doch!", erschrak Blanca und versuchte Yuna zu beruhigen. Doch Yuna tobte schon längst vor Wut... "Oh nein! Ich beruhige mich jetzt nicht, Blanca! Ich lasse mich nicht noch einmal von ihm so runterputzen, klar?!", schimpfte sie los. "Und wie willst du das verhindern?", wollte Trixy wissen. "Indem ich ihm verbiete, mitzukommen!", schnaubte Yuna wütend und war davon überzeugt, dass das auch funktionieren würde. "Das kannst du nicht, Yuna.", meinte Blanca ruhig aber bestimmt. "Und wieso nicht?!", wollte Yuna gereizt wissen. "Er hat deiner Mutter vor langer Zeit versprochen, auf dich aufzupassen, wenn du deine Reise antrittst.", erklärte Blanca. Die Wut wich dem plötzlichen Schock. "Er... er hat meine Mutter gekannt?" Sie konnte sich dies beim besten Willen nicht vorstellen... "Ja. Sehr gut sogar. Er ist sogar dein Pate, Yuna!", lächelte Blanca sie an. Jetzt stand Yuna erst recht unter Schock. "Wie ist das möglich?", verlangte sie zu wissen. "Du wurdest hier in Fantasiya geboren, Yuna.", antwortete ihr Blanca ruhig. Yuna verstand die Welt nicht mehr und starrte Blanca verwirrt an. "Als deine Mutter merkte, dass die Geburt nahte, ist sie mit deinem Vater hierher – nach Fantasiya – zurückgekommen.", sprach Blanca im erklärenden Ton. "Dann wusste Yunas Vater also Bescheid?", fragte Rikadea ungläubig. "Ich denke, ja. Immerhin war er auch hier...", grübelte Blanca. Yuna war verzweifelt. "Aber... Warum haben sie mir das nie gesagt?" "Ich weiß es nicht, Yuna.", antwortete Blanca hilflos und seufzte wieder tief. "Bei euch Liosalfar beginnt die Volljährigkeit doch erst mit 20, oder?", fragte Trixy plötzlich. Es schien, als würde sie eine Idee haben. Blanca schaute verwirrt drein. "Ja. Wieso?" Doch Rikadea verstand: "Achso! Verstehe, Trixy!" Leider verstand Yuna überhaupt nichts von alledem und brachte nur ein verwirrtes "Hä?" zustande. "Wahrscheinlich wollten deine Eltern es dir an deinem 20. Geburtstag sagen.", meinte Rikadea und klang total überzeugt von ihrer Idee. "Meinst du?", fragte Yuna und guckte ganz verunsichert. "Wenn du mit 20 volljährig bist, bist du auch gleichzeitig heiratsfähig!", erklärte Trixy ihr. Yuna verstand noch immer nicht, worauf die Beiden hinaus wollten. "Ja und?" Doch bei Blanca war der Groschen nun endlich gefallen und er ergriff das Wort: "Linora wollte wahrscheinlich, dass du einen Liosalfar heiratest und somit Fantasiya enger verbunden wärst. Sie wollte dich in der Heimat deines Vaters großziehen und dich dann zurück zu deinen Wurzeln bringen, damit du dort eine Familie gründen kannst!" Das war zu viel für Yuna. Sie setzte sich an den Tisch, stützte sich mit den Ellbogen auf und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie fing hemmungslos an zu schluchzen. Trixy und Blanca schauten sich mit einem Blick an, der so viel sagen sollte wie: "Die Arme. So etwas erst nach dem Tod ihrer Mutter zu erfahren, muss sie ganz schön fertig machen." Rikadea konnte das nicht mit ansehen. Sie nahm ihre Freundin in den Arm und flüsterte ihr beruhigende Worte in ihre leicht spitz geformten Ohren. Ja, wenn man genau hinsah, konnte man Yunas Erbe sehr gut erkennen! Nach einiger Zeit konnte sich Yuna wieder beruhigen. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und atmete einmal tief durch. "Yuna, komm doch bitte mal mit mir mit. Ich habe da was für dich.", sagte Blanca vorsichtig. Yuna schaute ihn verwirrt und schniefend an. "Für mich?" "Ja.", antwortete Blanca und wandte sich dann an Trixy und Rikadea. "Bleibt hier. Ich möchte mit Yuna alleine reden!" Also blieben Trixy und Rikadea alleine im Saal. Sie machten sich an die Arbeit, den Tisch abzuräumen. Währenddessen führte Häuptling Blanca Yuna in sein Zimmer. Schweigend gingen sie nebeneinander her. Als sie vor einer großen hölzernen Tür standen, zückte Blanca einen großen goldenen Schlüssel und schloss die Tür damit auf. Die Tür war offen und Yuna und Blanca traten ein. Yuna merkte, dass das Zimmer so ähnlich eingerichtet war, wie das von Yoru. Allerdings war alles irgendwie sehr viel protziger als bei Yoru. "Willkommen in meinem bescheidenen Kämmerchen!", verkündete Blanca in fast feierlichem Ton. Also bescheiden ist das hier bestimmt nicht!, dachte sich Yuna. Dann gab sie ihm eine passende Antwort, um nicht unhöflich zu erscheinen. "...Schön!..." Und das entsprach zum Teil sogar der Wahrheit. Blanca huschte – für sein Alter war er besonders schnell – in eine Ecke, wo eine kleine Schatulle stand. Sie war aus Roteiche und mit einem Rubin verziert. Yuna fand sie wunderschön. "Die ist für dich.", meinte Blanca und reichte ihr die Schatulle. "Es war der größte Schatz deiner Mutter. Bevor sie endgültig nach Tokyo verschwand, sagte sie zu mir: Hebe diese Schatulle und ihren Inhalt gut auf und gebe sie meiner Tochter, wenn die Zeit reif ist. Ich versprach es ihr. Und nun gebe ich sie dir." "Was befindet sich darin?", fragte Yuna und schaute ihn unsicher an. "Das weiß ich nicht.", antwortete Blanca. "Linora hat mir verboten hineinzuschauen und hat einen Zauberbann auf die Schatulle gelegt. Nur du allein, Yuna, kannst sie öffnen." Neugierig - wie sie war – öffnete Yuna die Schatulle. In der Schatulle lag, mit hellgrüner Seide gepolstert, ein atemberaubend schöner Rubin. Yuna klappte die Kinnlade runter. Auch Blanca war überrascht. "Der existiert noch?", staunte der alte Mann. "Wieso schenkt mir meine Mutter einen so kostbaren Edelstein?", wollte Yuna entsetzt wissen. "Es ist ein Mana-Stein.", stellte Blanca fest, ohne den Stein aus den Augen zu lassen. Yuna war schon wieder verwirrt. "Was ist denn ein Mana-Stein?" "Ein Mana-Stein ist eng mit seinem Besitzer verbunden. Wird der Mana-Stein eingesetzt, kann er ungeahnte Kräfte entfalten.", erklärte Blanca ihr. "Und was sind das für Kräfte?", wollte Yuna wissen. Sie war nun neugierig geworden. Blanca zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Das ist von Stein zu Stein und von Besitzer zu Besitzer unterschiedlich." "Aber ich verstehe immer noch nicht, warum mir meine Mutter ihn schenken wollte...", grübelte Yuna. "Tja, wahrscheinlich wollte Linora, dass du ein Andenken an sie hast. Dieser Mana-Stein hat früher deiner Mutter gehört. Er gab ihr die Fähigkeit zur Telepathie.", erzählte Blanca und schaute dabei grübelnd drein. "Vielleicht soll der Stein dich auf irgendeine Art und Weise schützen..." "Zum Beispiel?", war Yunas sofortige Frage. "Ich weiß nicht...", seufzte Blanca. "Vielleicht soll er dir helfen, deine Beherrschung wiederzufinden..." "Hä? Wie meinst du das?" Jetzt schaute Blanca Yuna prüfend in ihre grünen Augen. Yuna hielt seinem Blick stur stand und wartete auf eine Antwort. "Yuna, warst du in deinem Leben schon mal so richtig wütend, dass du versehentlich etwas in Brand gesteckt hast?", fragte Blanca, anstatt zu antworten. Yuna überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. "Nein. Klar, ich war schon oft sehr sauer... Aber bisher ist noch nichts in Flammen aufgegangen." "Dann war das vorhin also das erste Mal, dass du kurz davor warst auszurasten?" "Du meinst den Streit mit Yoru? Ja, du hast Recht. Ich war noch nie so wütend, wie vorhin...", antwortete Yuna und schaute betreten zu Boden. Das Thema war ihr irgendwie unangenehm. "Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet!", lenkte Yuna vom Thema ab. "Dieser Stein kann vermutlich verhindern, dass du dich vor Wut nicht mehr unter Kontrolle hast. Bei Hanalfar passiert das sehr leicht..", vermutete Blanca und schaute wieder zum Stein. "Dann ist der Stein ja ganz praktisch!", staunte Yuna und begann sich über das Geschenk ihrer Mutter zu freuen. "Aber warum heißt er denn Mana-Stein? Was ist Mana?" Blanca überlegte kurz, bevor er Yuna antwortete. "Linora hat ihre Magie gebündelt und verflüssigt. Dann hat sie einen Rubin genommen und ihn mit dem flüssigen Mana, das sie geschaffen hatte, verschmelzen lassen. Das Ergebnis hältst du in Händen." Yuna drehte den Rubin und hielt ihn ins Licht. Sie lächelte. Dann hat mich Mum also doch nicht im Stich gelassen..., dachte sie. Blanca beobachtete die junge Hanalfar. Nach einiger Zeit legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Sie schaute ihn mit fröhlichen, grün blitzenden Augen an. "Komm, Yuna. Du solltest dich auf die Reise vorbereiten." "Ja, du hast Recht. Ich habe einen Fluch zu brechen!", antwortete Yuna ihm und in ihren Augen sah er starke Entschlossenheit. Sie schloss die Schatulle. Blanca begleitete sie nach draußen. Die beiden machten sich auf den Weg zurück in den Esssaal. Dort angekommen fanden sie Trixy und Rikadea vor, die in Reisekleidung gekleidet waren. Sie erhielten gerade Waffen, die sie auf der Reise bestimmt brauchen würden. Yuna bedachte Blanca mit einem fragenden Seitenblick. Der nickte nur, also ging Yuna eilig auf Trixy und Rikadea zu. In hektischen Worten erzählte Yuna ihnen, was es mit dem Rubin ihrer Mutter auf sich hatte. Rikadea reagierte fröhlich. "Das ist doch schön, Yuna! Ich freu mich für dich. Jetzt hast du ja doch noch was von deiner Mutter vererbt bekommen!" Yuna bemerkte die Klamotten und die Waffen. Rikadea trug ein violettes Kleid. Unter diesem Kleid trug sie ein Hemd in der Farbe helllila. Um die Hüften trug sie eine dunkelblaue Schärpe, die auf ihrem Rücken zu einer großen Schleife gebunden war. Sie trug braune Sandaletten aus Wildleder, die etwa knöchelhoch waren. Das Kleid war aus dem gleichen Material, wie Yunas Kleid und ging Rikadea fast bis zu den Knien. Die Lilatöne standen ihr ausgezeichnet und harmonierten mit ihren violetten Augen. Ihre blonden Haare hatte sie mit einem braunen Lederband zurückgebunden. Links und rechts an der Schärpe waren zwei Schwertscheiden, in denen zwei elegante Kurzschwerter saßen. "Rika, du siehst einfach umwerfend aus!", staunte Yuna und konnte den Blick von ihrer Freundin nicht abwenden. Rikadea schaute verlegen zu Trixy rüber, die gerade mit ihrem Bogen auf einen Apfel zielte, den Arashi auf ihrem Kopf balancierte. "Hallo Arashi!", rief Yuna fröhlich und winkte ihr zu. Ängstlich schaute Arashi zu Yuna rüber. "Hallo!", brachte sie schüchtern zustande. Trixy zielte... ...und schoss! Sie traf den Apfel in der Mitte und nagelte ihn an die Wand! "VOLLTREFFER!", freute sich Trixy und ihre Augen strahlten. Dann bemerkte sie Yuna. "Na Yuna? Lust auf Apfel am Pfeil?" Trixy grinste Yuna frech an. Auch Trixy hatte Kleidung für die Reise bekommen. Sie trug ein dunkelblaues Kleid, das genauso knapp war, wie das von Rikadea. Unter diesem Kleid trug sie ein hellblaues Hemd und hellblaue, eng anliegende Hosen. Um die Taille trug sie eine rote Schärpe, die mit einer braunen Kordel zusammengehalten wurde. Schuhe trug Trixy keine – sie hasste Schuhe! Aber was sollte eine Fee auch mit Schuhen? Sie konnte ja schließlich fliegen! Trixy brauchte keinen Köcher für ihre Pfeile. Sie konnte die Pfeile mittels ihrer Feenmagie beschwören. Auch ihr Bogen bestand aus leuchtender Feenmagie. Er schillerte in allen Regenbogenfarben. Auf ihrem Rücken schimmerten ihre Feenflügel in allen Rosa- und Lilatönen. Ihre silber-blonden Haare wallten ihr über die Schultern und ihre azurblauen Augen leuchteten Yuna frech an. "Yuna! Du hast ja deine Reisekleidung noch gar nicht!", stellte Trixy fest. "Du hast Recht. Fantasiya lässt sich schlecht im Kleid retten.", meinte Yuna. "Warte! Hier, das ist deine Reisekleidung.", lachte Arashi. Sie gab Yuna ein kleines zusammengeschnürtes Päckchen. "Du kannst dich dort drüben umziehen!", schlug Arashi Yuna vor und deutete auf eine Vorhangdecke vorm Fenster. Wortlos huschte Yuna in die Ecke und zog sich um. Was ist denn mit Arashi los?, fragte Yuna sich. Die ist ja wie ausgewechselt! Vorhin hatte sie doch noch so eine miese Laune... Ob das mit Yoru zusammengehängt? Grübelnd zog sie ihre neuen Klamotten an und stellte fest, dass sie komplett in Grüntönen waren. Sie bestand aus hellgrünen Hosen, einem hellgrünen Leinenhemd, einem dunkelgrünen Pullunder aus gefärbtem Wildleder, rotbraune Stiefel aus seltenem Feuerdrachenleder, einem dunkelbraunen Gürtel, einem Umhang aus dem Haar einer Feuernymphe und einem silbernen Elfenschwert, das elegant in einer am Gürtel befestigten Schwertscheide steckte. Die Kleidung war bequem – und zum größten Teil feuerfest. Das war bei der Herrscherin des Feuers auch besonders wichtig. Yuna trat hervor und... ...sah einem mies gelaunten Yoru direkt in die smaragdgrünen Augen. "Na? Bist du soweit?", fragte Yoru kühl. "Soweit wofür?", wollte Yuna wissen. "Für die Reise natürlich!" Er hörte sich schon wieder leicht genervt an. "Ich weiß nicht. Fehlt uns nicht noch Proviant und eine Karte?", grübelte Yuna und versuchte den Tonfall Yorus zu verdrängen. Doch Yoru war total der Eisblock. "Proviant habe ich schon. Decken, Kissen, Zelte etc. habe ich auch schon eingepackt." "Und die Karte?", fragte Yuna in extra sachlichem Ton. "Gibt es nicht. Die Siegel wurden nie aufgezeichnet." Er zuckte mit den Schultern. "Wir müssen wohl den Gerüchten folgen." "Dann seid ihr ja alle soweit, richtig?", unterbrach Blanca das Gespräch, um eventuell entstehenden Streit vorzubeugen. "Ich denke schon.", antwortete Yoru. "Okay, Yoru. Denk dran: Du bist Yunas Wächter!", ermahnte Blanca Yoru. "Jaaa! Ich weiß!" Das klang auf alle Fälle genervt. "Wie ist das eigentlich mit den Waffen?", wollte Rikadea wissen. "Kriegen wir vor der Reise noch Trainingsunterricht?" "Trixy braucht ja kein Training mehr!", lachte Arashi. Trixy grinste zur Antwort nur breit übers Gesicht. "Stimmt. Aber Rika und ich brauchen auf jeden Fall noch Unterricht.", meinte Yuna. "Wenn's weiter nichts ist. Für Kampftraining und Schwerter ist Yoru zuständig. Er wird euch schon zeigen, wie man mit Schwertern umgeht.", verkündete Blanca. Das geht auf jeden Fall schief., dachte Rikadea und Sorgenfalten traten auf ihre Stirn. Zum Glück hat Yuna den Mana-Stein... Yuna musterte Yoru skeptisch. Der sollte ihr Wächter und Lehrer sein? Das konnte ja nur schief gehen! Was, wenn sie wieder streiten würden? Würde Yoru es aushalten mit ihr zu trainieren? Aber was noch sehr viel wichtiger war: Würde sie es aushalten? Vermutlich nicht..., dachte sie bei sich. Er bemerkte ihren Blick und musterte sie nun auch. Minutenlang starrten sie sich an. Das bemerkte nun auch Arashi. Ein Windhauch wehte durch den Saal. Trixy und Rikadea drehten sich zu Arashi um. Diese starrte nur zu Yuna und Yoru, der übrigens ähnlich gekleidet war wie Yuna – nur in Schwarz- und Grautönen, rüber. Trixy versuchte, Arashi ein Gespräch aufzuzwingen und Rikadea versuchte, die tobende Liosalfar aus den Saal zu drängen, aber Arashi ignorierte die beiden völlig. Langsam schritt sie auf Yuna und Yoru zu, die sich noch immer anstarrten. Während sie auf die beiden zuging, flaute auch der Wind wieder ab. Arashi schien sich beruhigt zu haben. Schließlich stand sie genau vor den beiden. "Yoru!" Arashis Ton war zuckersüß. "Hier! Ich habe dir deinen Lieblingssalat gemacht! Lindensalat mit Ahornsirup!" Sie zwinkerte ihm vielsagend zu und überreichte ihm eine Salatschüssel mit Deckel. Yuna musste unwillkürlich an eine Tupperdose denken. "Danke, Arashi.", antwortete er ihr genauso kühl wie Yuna zuvor. "Aber ich habe schon gegessen und Proviant habe ich auch genügend eingepackt." Yuna löste den Blick von Yoru. "Arashi? Sei bitte nicht enttäuscht, ja? Blanca wird den Salat bestimmt essen!" Yunas Absicht war, Arashi zu besänftigen. Doch sie erreichte damit das absolute Gegenteil. Arashi ballte die Fäuste. Sie war stinkwütend. Wie konnte er es wagen ihren Salat abzuweisen?! Wütend sah sie ihm in die Augen. Ihre eigenen Augen blitzten vor Zorn grün auf. Ein heftiger Windstoß zerzauste Yoru und Yuna das Haar. Dann rannte Arashi aus dem Saal – ohne auch nur ein Wort zu sagen. Yuna konnte aber durch den Mana-Stein Arashis Gedanken lesen: Werd glücklich mit ihr... Kapitel 9: Aufbruch ------------------- Yuna verdrängte den Gedanken an Arashi. Sie wechselte das Thema. "Also, von mir aus können wir los!" "Okay. Dann macht euch mal auf den Weg.", meinte Blanca. Alle verabschiedeten sich voneinander. Nur Yoru stand in der Ecke und wartete. Yuna beachtete ihn gar nicht – mit Absicht. Sie spürte, dass sie sich wieder streiten würden, würde sie ihn jetzt ansprechen. Nachdem sie sich alle verabschiedet hatten, brachen sie nun endlich auf. Yuna hatte allerdings keine Ahnung, wo hin es überhaupt gehen sollte. Also fragte sie nach, denn sie vermutete, dass das in all der Aufregung einfach untergegangen war. "Wohin verschlägt es uns denn als erstes?" Bedrückendes Schweigen. "Hallo! Ich habe euch etwas gefragt!" Yuna war nun gereizt. Warum antwortete ihr niemand? Stille. "Keine Antwort ist auch 'ne Antwort!", war Yunas wütende Bemerkung auf das anhaltende Schweigen. Jetzt endlich meldete sich Yoru zu Wort. "Eigentlich ist es deine Aufgabe, Yuna, uns zu sagen, wo die Reise hingehen soll.", meinte er kühl. "Und eigentlich, Yoru, würde ich das auch tun. Aber wie du dich sicher noch erinnern kannst, komme ich aus Tokyo und kenne mich hier in Fantasiya überhaupt nicht aus!", antwortete Yuna so zuckersüß, dass es schon fast giftig klang. Yoru schwieg mal wieder. Er antwortete ihr nicht. Aber Yuna war davon überzeugt, dass er wusste, wo sich das erste Siegel befand. Also beschloss Yuna für sich, das Dorf erst einmal zu verlassen und dann – gemeinsam mit ihren Gefährten – zu überlegen, wo sie denn als erstes hin sollten. "Trixy, sag mir doch bitte, wo sich der Dorfausgang befindet. Unser lieber Eisklotz spielt ja lieber den Schweigsamen.", wandte sie sich hilfesuchend an ihre Gefährtin. Yuna hatte gehofft, dass Yoru auf diese Bemerkung etwas erwidern würde. Aber er tat es nicht. Bevor Yuna sich jedoch darüber ärgern konnte, stellte Trixy eine Frage, anstatt zu antworten. "Yuna, bevor wir das Dorf verlassen, möchte ich mich noch von Arashi verab-schieden. Ist das in Ordnung für dich?" Yuna war einverstanden. "Ja, natürlich! Ich glaube auch, dass es besser ist, wenn wir uns von ihr verabschieden." Plötzlich wandte sie sich Yoru zu. "Kommst du auch mit?", wollte sie von ihm wissen. Yoru schüttelte den Kopf. "Nein. Ich glaube, es ist besser, wenn ich am Dorfausgang auf euch warte. Sonst wird Arashi wieder so komisch." Und das möchte ich nicht. Ich will nicht, dass wir im Streit auseinander gehen. Sie liebt mich. Und ich möchte nicht, dass sie sich Vorwürfe macht, wenn ich von dieser Reise vielleicht nicht zurückkehre..., dachte er bei sich und ahnte nicht, dass Yuna dies hörte. Yuna verstand nicht, dass sie Yorus Gedanken lesen konnte. Sie war davon überzeugt, dass Yoru die letzten Sätze laut gesagt hatte. Sie lächelte, da sie erleichtert darüber war, dass Yoru endlich sagte, was eigentlich los war. Zumindest dachte sie, dass er dies getan hatte. "Ach, so ist das, Yoru! Ich kann dich verstehen... Liebst du sie denn auch? Falls nicht, solltest du ihr das mal sagen. Ich bin sicher, sie wird es verstehen!" Dies sagte sie so leise, dass nur Yoru es hören konnte. Dieser schaute sie verdutzt an. "Du kannst meine Gedanken lesen?!", platzte es aus ihm heraus. Nun ging Yuna ein Licht auf und sie erklärte ihm die Sache mit dem Mana-Stein. "Ach, so ist das!", war Yorus Reaktion. Er lächelte. "Bist du mir böse?", fragte Yuna ihn verlegen. Es war ihr unangenehm, einfach in seine Privatsphäre reingeplatzt zu sein. "Quatsch! Linora hatte anfangs auch Schwierigkeiten, zu unterscheiden, ob das, was sie gehört hatte, auch wirklich laut ausgesprochen war.", erklärte er Yuna. "Bei der nächsten Gelegenheit gebe ich dir in Sachen Telepathie Unterricht, einverstanden?" Er zwinkerte ihr zu. Dann plötzlich verfinsterte seine Miene sich und seine Stimme senkte sich herab, sodass nur Yuna hören konnte, was er nun sagte. "Was Arashi betrifft... ...Nein, ich liebe sie nicht. In meinen Augen ist sie nur eine gute Freundin. Ich möchte es ihr auch nicht sagen – noch nicht. Ich möchte ihr nicht wehtun..." Sein Blick war unendlich traurig. Yuna war erstaunt darüber, wie viel Gefühl er in seine Worte legte. Sie sah ihn verständnisvoll an. "Ist schon okay, Yoru." Ihre Stimme war sanft und mitfühlend. "Ich werde sie von dir grüßen." Yoru schaute sie überrascht an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Yuna ihn wirklich verstehen würde. Auf einmal kam er sich vor wie ein kleiner, dummer Junge. "Danke... Yuna?" Sie legte den Kopf schief und lächelte ihn an. "Ja?" "Tut mir schrecklich Leid, wegen vorhin..." "Schon gut. Ich habe mich ja auch unmöglich benommen.", räumte sie ein. Yoru wandte sich ab und ging Richtung Dorfausgang. Yuna starrte ihm noch eine Weile hinterher.. Dann wandte sie sich Trixy und Rikadea zu. Sie hatte ein Lächeln auf den Lippen. Er kann ja doch Gefühle zeigen..., dachte sie. "Na schön, Trixy. Dann bring uns mal zu Arashi!", sagte Yuna voller Tatendrang und um die Stimmung wieder aufzulockern. "Okay! Dann folgt mir mal!", sagte Trixy und marschierte los. Rikadea fand Yunas gute Laune auffallend seltsam. Sie sprach ihre Freundin direkt drauf an. "Ist alles in Ordnung mit dir?" "Ja klar!", antworte diese lächelnd. Die drei gingen los, um sich von Arashi zu verabschieden. Als sie am Hause von Arashi ankamen, klopfte Trixy munter an die Tür. Eine mies gelaunte Arashi öffnete ihnen die Tür. Ihre Miene hellte sich auf, als sie Trixy erkannte, doch das dauerte nur so lange an, bis Arashi erkannte, wer Trixy da begleitete... "Was will die denn hier?", knurrte sie und deutete missgelaunt auf Yuna. "Sie ist mitgekommen, genau wie Rikadea, um sich von dir zu verabschieden.", erklärte Trixy ihr genauso munter, wie sie an die Tür geklopft hatte. "Wir sind nämlich gerade im Aufbruch und ich hatte kein gutes Gefühl dabei, einfach zu gehen, ohne mich von dir verabschiedet zu haben!" "Ich habe schon gemerkt, dass du nicht gut auf mich zu sprechen bist, Arashi.", ergriff Yuna das Wort. "Aber ich hätte es gern, wenn ich mit gutem Gewissen gehe. Und genau das tue ich nicht, wenn ich einfach so gehe." Arashi schaute die drei Gefährtinnen skeptisch an. "Stimmt das?", wollte sie von Rikadea wissen. "Ja, das stimmt.", bestätigte diese ihr das. "Okay. Kommt rein!", seufzte Arashi Das ließen sich die drei nicht zweimal sagen. Sie traten ein und Yuna geriet ins Staunen. Sie hatte völlig vergessen, dass im Dorf der Liosalfar die kleinsten Hütten von innen wie Paläste aussahen! Arashi hatte ein schönes Heim. Yuna musste zugeben, dass Arashi einen gesunden Geschmack pflegte. Die Hütte hatte nur eine einfache Einrichtung, aber es wehte die ganze Zeit ein laues Lüftchen. Das Mobiliar war leicht und schlicht. Überall in den Ecken hingen Traumfänger. Alle waren sie aus silbergrauen Federn gefertigt. Kein Zweifel: Arashi wohnte schön. "Setzt euch doch!", erhob Arashi kühl das Wort um das unangenehme Schweigen zu brechen. Das taten sie auch. "Kann ich euch etwas anbieten?", fragte Arashi tonlos. "Also, ich könnte etwas zu trinken vertragen...", antwortete Rikadea. "Okay. Sonst noch was?", fragte Arashi und schaute in die Runde. Als keine Antwort kam, eilte Arashi in die Küche und presste einige Maulbeeren aus, die sie am Abend vorher gepflückt hatte. Nach kurzer Zeit kam sie wieder – mit drei Gläsern. In den Gläsern befand sich eine dunkelrote Flüssigkeit: Maulbeersaft! Trixy trank das Glas in einem Zug aus. Yuna sah skeptisch zu Rikadea, die ihr Glas munter an die Lippen hob. Als Rikadea ihrer Freundin verständlich machte, dass der Maulbeersaft superlecker sei, traute sich nun auch Yuna, den Saft zu probieren. Und sie war angenehm überrascht, wie lecker der Saft schmeckte... Er hatte einen ähnlichen Geschmack wie Pflaumen gemischt mit Kirschen und Erdbeeren. Fast gierig trank Yuna ihr Glas aus. "Wollt ihr noch mehr?", fragte Arashi lächelnd in die Runde. Alle bejahten dies und hielten Arashi ihre Gläser hin- Arashi goss noch mehr Maulbeersaft in die Gläser. Yuna stellte fest, dass es dem Mädchen mit den violetten Locken gefiel, die Gastgeberin zu spielen. Gegen ihren Willen musste nun auch Yuna lächeln. "Okay. Warum seid ihr wirklich hier?", wollte Arashi nun aber wissen. "Das haben wir doch schon gesagt! Wir...", setzte Trixy an. Doch wurde sie von Arashi unterbrochen. "Ihr seid wirklich nur gekommen, um mir »Sayonara« zu sagen? Alle drei?!" Sie schaut die Mädchen ungläubig an. "Aber Yuna und Rikadea kennen mich doch gar nicht!" "Sie wollten aber dennoch mitkommen...", erwiderte Trixy. Yuna nickte. "Ja, ich wollte unbedingt mit und Rika lässt mich hier nur ungern aus den Augen..." "Warum wolltest du unbedingt mit? Ich habe mich dir gegenüber nicht gerade höflich verhalten, vorhin...", befand Arashi und schaute verwirrt drein. Yuna machte eine abwehrende Handbewegung. "Ach! Das habe ich dir doch längst verziehen, Arashi!" "Ahya?", machte Arashi und schaute ziemlich verdutzt dabei aus. "Ja!", bestätigte Yuna es ihr und lächelte dabei. Rikadea mischte sich ein, da ihr schon wieder der Magen knurrte... "Äääh, ich stör ja nur ungern... aber... mir knurrt der Magen... Hast du irgendwas Essbares da, Arashi?" Sie schaute verlegen zu Arashi rüber und errötete leicht. "Das ist doch noch gar nicht so lange her, dass wir gefrühstückt haben, Rika! Du kannst doch unmöglich schon wieder Hunger haben!", rief Yuna aus und verdrehte die Augen. Trixy konnte genauso wenig begreifen wie Yuna, warum Rikadea schon wieder Hunger hatte und schüttelte nur den Kopf. "Du weißt doch, Yuni-chan, ich habe immer Hunger!", versuchte Rikadea sich zu verteidigen. "Ich werde mal sehen, was ich in der Küche so habe...", murmelte Arashi, stand auf und ging in die Küche. Rikadea bedankte sich – sichtlich erleichtert. Yuna fühlte sich verpflichtet, Arashi zu helfen. Immerhin waren sie nicht gekommen, um Arashi mit irgendetwas zu belasten und Yuna wollte auf keinen Fall, dass sich Arashi wegen Rikadea auch noch Umstände machte. "Warte! Ich helfe dir!", rief Yuna aus und stand auf, um Arashi zu folgen. So gingen Yuna und Arashi in die Küche, um etwas zu essen zu machen... "Du hast aber eine schöne Küche! Und sie ist sooo groß... Bei mir in To...", staunte Yuna, als sie die Küche betrat. Weiter kam sie nicht, denn Arashi schnitt ihr das Wort ab. "Lass die Schmeicheleien und Höflichkeitsfloskeln, Yuna! Sag mir die Wahrheit: Warum bist du wirklich hier?!" Sie sah zornig aus. "Wegen Yoru...", antwortete Yuna zögerlich und weichte dem Blick Arashis aus. "Was hat Yoru damit zu tun?! Es geht hier allein um dich, Yuna!!", fauchte Arashi sie an. Jetzt blickte Yuna dem unglücklichen Mädchen in die Augen. Denn unglücklich war Arashi – das sah ein Blinder mit 'nem Krückstock. "Nein, Arashi. Das stimmt so nicht. Klar geht es um mich. Aber genauso geht es um Yoru.", antwortete Yuna bestimmt und schaute dabei Arashi ernst an. Arashi guckte skeptisch. Man sah ihr an, dass sie Yuna nicht traute. "Was hast du mit Yoru am Hut?" "Ich habe gar nichts mit ihm am Hut.", platzte Yuna heraus. "Das Problem zwischen uns beiden, Arashi, ist, dass du Yoru liebst und du in mir eine Konkurrentin siehst, weil du denkst, ich liebe ihn auch. Aber das ist nicht der Fall, Arashi! Ich liebe Yoru nicht und trotzdem kannst du es nicht ertragen, wenn ich mich mit ihm unterhalte. Du suchst einen Sündenbock, weil er deine Liebe nicht erwidert. Du bildest dir ein, dass er dich liebt, aber das tut er nicht, Arashi! Und das weißt du. Du willst es nur nicht wahr haben." Arashi antwortete nichts. Sie setzte sich auf einen Küchenstuhl und schaute Yuna mit schmerzerfüllten Augen an. Yuna wollte ihr helfen, aber sie wusste nicht wie. Also setzte sie sich neben Arashi auf einen Stuhl und nahm sie in den Arm. Arashi begann sich zu entspannen. Das Misstrauen, die Konkurrenz und die Ablehnung gegenüber Yuna fielen einfach von ihr ab. Dicke Tränen kullerten Arashi über die Wangen. "Du hast Recht, Yuna. Du hast ja so was von Recht! Yoru... liebt mich überhaupt nicht!", weinte sie. Und sie fing hemmungslos an zu schluchzen. Yuna machte sich indes über das Versprechen, das sie Yoru gegeben hatte, Gedanken. Sie hatte es gebrochen. Sie hatte Arashi gesagt, dass Yoru sie gar nicht liebte! Wenn er das je erfahren würde, war Streit vorprogrammiert! Nach einiger Zeit beruhigte sich Arashi wieder. "Er hat mich nie geliebt, oder?", wollte sie wissen. Yuna nickte langsam. "Er sieht dich nur als gute Freundin. Es tut mir so leid, Arashi!" "Das muss es nicht, Yuna-chan! Du kannst doch nichts dafür!" Arashi lächelte gequält. "Hast du mich eben »Yuna-chan« genannt?", fragte Yuna und schaute verdutzt. "Ja! Du hast mich quasi zur Vernunft gebracht! Lass uns Freunde sein!", meinte Arashi heiter und wischte sich eine letzte Träne weg. Sie war zwar noch immer tieftraurig, dass sah man ihren Augen an, aber sie versuchte zumindest, heiter zu wirken. Und Yuna fiel ein großer Stein vom Herzen. Arashi war ihr nicht böse! "Okay! Ab jetzt sind wir Freunde.", lächelte Yuna. Sie stellte fest, dass Arashi gar kein so übles Mädchen war. "Sag mal, wo habt ihr eigentlich Yoru gelassen? Er kommt doch mit auf die Reise, oder?", fragte Arashi plötzlich. "Ja, er wartet am Dorftor. Er wollte wegen dir nicht mit...", erklärte Yuna es ihr. Arashi verstand nicht. "Hä? Wieso das denn nicht?" "Er könnte es nicht ertragen, im Streit mit dir auseinander zu gehen. Er meinte, ihr hättet euch gewiss gestritten... Außerdem meinte er zu mir, dass er dir sonst alles gesagt hätte und er will dir nicht wehtun..." Yuna schaute entschuldigend zu Arashi. Man sah ihr an, dass die ganze Situation ihr Leid tat. Den letzten Rest, den Yuna aus Yorus Gedanken gelesen hatte, verschluckte sie einfach. Sie wollte Arashi nicht unnötig beunruhigen. "Und das hat er dir alles so gesagt?" Die Elfe wollte ihr das nicht so ganz glauben. Immerhin kannte sie Yoru sehr gut. Skeptisch schaute Arashi zu Yuna. Diese errötete und schaute betreten zu Boden. "Na ja... Ich habe da so'n Mana-Stein..." Jetzt musste Arashi lachen. "Yuna-chan! Das erinnert mich an Linora!", lachte sie. "Sie hat am Anfang auch immer versehentlich meine Gedanken gelesen!" "Du hast meine Mutter auch gekannt?!", fragte Yuna überrascht. Damit hatte sie ja nun überhaupt nicht gerechnet. "Ja, Yuna-chan. Linora und ich waren die besten Freundinnen..." "Das kann doch gar nicht sein! Wie alt bist du eigentlich?! Du siehst so jung aus wie ich, aber wenn Mum und du die besten Freundinnen ward, dann musst du wesentlich älter sein als ich...", grübelte Yuna. Arashi grinste und zwinkerte Yuna zu. "Halt dich fest! Ich bin 700 Jahre alt!" Yuna schaute überrascht und verdutzt zugleich drein. Das konnte doch nicht sein…? Aber wenn Arashi schon so alt war… Wie alt war dann Yoru? "Und Yoru? Er ist mein Pate... Das heißt, er war bei meiner Geburt schon erwachsen...", platzte es aus ihr heraus. "Yoru und ich sind gleich alt!", war Arashis Antwort und die Elfe lächelte dabei. "Werden alle Liosalfar so alt?", wollte Yuna wissen. "Ja, klar! Einige sind sogar wesentlich älter! Blanca zum Beispiel ist 1500 Jahre alt!", antwortete Arashi ihr, als sei es das Natürlichste der Welt. Vermutlich war es das auch. Dieser Welt. Aber Yuna hatte sich noch nicht so ganz an diese neue Welt hier gewöhnt. "Bei euch Liosalfar ist das normal, oder?", mutmaßte Yuna. "Du bist doch zur Hälfte auch eine Liosalfar!", erinnerte Arashi sie. "Ja, aber meinst du, das wirkt sich auf mein Alter aus?", fragte Yuna sie und sah dabei sehr zweifelnd und unsicher aus. Immerhin war sie nur eine Hanalfar… "Ich denke, ja. Du wirst zwar nicht so alt, wie eine vollwertige Liosalfar, aber wesentlich älter als ein Mensch!", meinte Arashi. Die beiden bereiteten das Essen für Rikadea vor und brachten es ins Wohnzimmer. Nach einem leckeren zweiten Frühstück und etlichen Gläsern Maulbeersaft war die Stunde des Abschieds gekommen. Die vier Freundinnen umarmten sich und versprachen einander, sich nach der Reise und dem Kampf gegen den Dunklen Lord zu Maulbeersaft wiederzusehen. Besonders der Abschied von Yuna tat Arashi weh. Endlich hatte sie eine Freundin, die sie verstand und dann musste sie auf eine Reise gehen und Fantasiya vom Dunklen Lord befreien... Schweren Herzens trennten sich die vier Mädchen. Yuna musste sich ihrer Aufgabe stellen: Die vier Siegel brechen. Yoru wartete wie vereinbart am Dorftor. "Hey Yoru! Was ist unser erstes Ziel?", fragte Yuna ihn voller Tatendrang. "Hm... Im Norden soll ein Siegel sein... Im Wald von Sylvarant...", antwortete Yoru nachdenklich. Yuna drehte sich zu Trixy und Rikadea um. "Also los, Leute! Auf zum Wald von Sylvarant!!", rief sie. "Juhuu! Auf nach Norden!!!", stimmte Rikadea mit ein. Yoru verdrehte jedoch nur die Augen und Trixy schüttelte grinsend den Kopf. Und so machte sich die Gruppe auf den Weg nach Norden – zum Siegel Nr.1... Kapitel 10: Zusammenbruch in der Wüste -------------------------------------- Es war später Nachmittag. Die Sonne stand im Zenit und glühte vom Himmel. Die Gruppe war in einer Wüstenlandschaft angekommen und halb verdurstet. Nur Yuna schien die Hitze nicht viel auszumachen... Kein Wunder! Sie war ja auch total in ihrem Element. Yuna war die Feuerherrscherin - das bisschen Hitze juckte sie nicht. Aber ihre Freunde hingegen waren von dieser Hitze völlig erschöpft. Sogar Yoru standen Schweißperlen auf der Stirn. Er bemühte sich, seine Müdigkeit zu verbergen, aber Yuna bemerkte dennoch wie fertig er war. Müde holte er Yuna ein, die sich sorgenvoll ihren Freunden zudrehte. "Unsere Wasservorräte gehen langsam zur Neige… Hast du hier irgendwo was Trinkbares gesehen?", fragte Yoru sie. Yuna schüttelte den Kopf. "Nein. Aber ich habe noch was in meiner Wasserflasche… Du kannst den letzten Rest gern haben." Sie kramte nach ihrer Flasche und reichte sie Yoru. Er lächelte sie matt an. "Danke, aber was ist mit Trixy und Rikadea?" Yuna nickte zu den beiden rüber. "So wie es aussieht, haben die beiden sich ihr Wasser sehr sorgfältig eingeteilt…" Tatsächlich tranken Trixy und Rikadea just in diesem Moment aus ihren Flaschen. "Yoru, was ist los mit dir? Das passt gar nicht zu dir, dass du so kurzsichtig bist. Ich kenne dich noch nicht lang, aber lang genug, um zu beurteilen, dass du eigentlich immer sehr sorgfältig mit dem Proviant umgehst!", platzte es auf einmal aus Yuna heraus. Sorgenvoll blickte sie Yoru in die Augen. Doch dieser machte nur eine abwehrende Handbewegung. "Ach, ich habe nur vergessen, wie sehr mir die Hitze doch immer wieder zusetzt!", antwortete er. Er wollte nach Yunas Wasserflasche greifen, um einen Schluck zu trinken, aber auf einmal wurde ihm schwarz vor Augen. Er fing an zu taumeln und griff instinktiv nach Yunas Schulter, bevor er das Gleichgewicht verlor… Er fluchte laut: "SCHEISSE!" Und Yuna schrie erschrocken seinen Namen. Sorgenvoll geweitete Augen beobachteten, wie er versuchte, das Gleichgewicht wieder zu bekommen. Yuna wollte ihm helfen, aber sie konnte sich vor Schreck nicht rühren. Durch Yunas Aufschrei aufmerksam geworden, eilten Trixy und Rikadea herbei. "Oh Gott! Was ist mit ihm?!", wollte Trixy bestürzt wissen. "Ich glaube, ihm bekommt die Hitze nicht…", antwortete Yuna. In ihrer Stimme schwang Panik mit. "Mir geht's gut… Ich brauche keine Hilfe!", murmelte Yoru kraftlos. "Das sieht mir aber gar nicht danach aus…", merkte Rikadea an. Sie hatte einen ihrer typisch skeptischen Blicke aufgesetzt. "Ich… kann… nicht mehr…", stöhnte Yoru. Er brach völlig zusammen – und das in Yunas Armen(!). Die arme Yuna war völlig hilflos. Warum brach er einfach so zusammen? Das passte überhaupt nicht zu ihm… Rikadea schüttelte den Kopf. "Hitze scheint wohl nicht sein Element zu sein…" Yuna antwortete ihr mit einem giftigen Blick. "Anstatt hier über unseren Liosalfar Vermutungen anzustellen, solltest du mir lieber helfen!", fauchte sie ihre Freundin an. "Wieso? Fühlst du dich bedroht?", grinste Rikadea. Sie hatte eine Unschuldsmiene aufgesetzt. Yuna fand, es wie immer faszinierend, diesen Blick zu sehen. Rikadea hatte ein Talent dafür, höhnisch zu grinsen und gleichzeitig einen Unschuldsblick aufzusetzen. Doch die Faszination hielt nur kurz an. Wut breitete sich in Yunas Bauch aus. "Sophie! Sag mir, was ich mit ihm anstellen soll!", fauchte sie. Rikadeas Stimme nahm einen dunklen und drohenden Unterton an. "Hör auf, mich bei meinem zweiten Vornamen zu nennen, Hatimori!" "Dann hilf mir endlich, Sophie!" Rikadea schüttelte den Kopf über Yunas Anblick. Sie saß da im Sand und hielt den zusammengebrochenen Yoru in ihren Armen - schaffte es aber gleichzeitig bockig zu Rikadea aufzuschauen. Trixy beobachtete "Sophie" und "Hatimori" und war einem Lachkrampf nahe. "Benehmt ihr euch immer so, wenn ihr streitet?", lachte sie. Verlegen schauten Rikadea und Yuna zu Boden. "Jaaah..." "Anstatt zu streiten, solltet ihr euch lieber um Yoru kümmern!", appellierte Trixy an die beiden. Plötzlich wurde Yuna wieder ernst. "Du hast Recht. Vielleicht könnten wir ihm am besten helfen, wenn wir wissen, welchem Element er angehört..." "Yuna, da stellst du mir eine Frage, die dir nur Häuptling Blanca und Yoru selbst beantworten können... Sonst weiß niemand, welches sein Element ist... Viele vermuten aber, dass es sich um das Element Eis handelt...", seufzte Trixy. "Das würde zumindest erklären, warum die Hitze ihm so sehr zugesetzt hat...", grübelte Yuna. Erstaunt hob Trixy eine Augenbraue. "Ach, die Hitze ließ ihn zusammenbrechen? Hat er sich vielleicht zu wenig Wasser mitgenommen?" "Nein! Das kann nicht sein! Ich habe gesehen, wie er sich die doppelte Menge Wasser eingepackt hat. Er hatte doppelt so viel Wasser mit, wie ich und kurz vor der Wüste hat er seine Flaschen komplett aufgefüllt!", beantwortete Rikadea die Frage. "Echt? Dann hat er ja gewusst, dass wir in die Wüste kommen würden!", staunte Yuna. "Ja... Yoru weiß mehr als es scheint... Aber wir sollten ihm endlich helfen!", grübelte Trixy. Rikadea schirmte ihre Stirn mit der Hand ab und schaute zum Horizont. "Wir sollten ihn aus der prallen Sonne schaffen... Aber ich sehe hier nirgendwo 'ne Höhle oder so was..." Yuna war verzweifelt. "Aber was machen wir denn jetzt? Wir müssen ihm doch irgendwie helfen!" Wieder diese Panik in ihrer Stimme. Trixy schüttelte den Kopf. "Wie wär's denn, wenn du ihm endlich mal was zu Trinken geben würdest, Yuna?" "Ja, hast Recht.", antwortete Yuna ihr. Sie war sichtlich peinlich berührt darüber, dass sie auf diese Idee nicht selber gekommen war. Sie griff wieder nach ihrer Flasche, die sie hastig zugeschraubt und fallengelassen hatte, als Yoru umgekippt war. Langsam und vorsichtig flößte sie ihm den letzten Rest Wasser ein... Aber Yoru zeigte keine Regung! "Na toll. Und jetzt? Was machen wir jetzt mit ihm?", fluchte Yuna. Trixy kniete sich neben Yoru hin und fühlte seine Stirn. Erschrocken zog sie ihre Hand wieder zurück. "Gar nicht gut! Er hat verdammt hohes Fieber! Wir müssen so schnell wie möglich was Kühles für ihn finden..." "...nur leider ist hier weit und breit nix...", murmelte Rikadea. "Sind hier in der Nähe Kakteen?", wollte Yuna auf einmal wissen. Sie hatte einen nachdenklichen Blick aufgesetzt. "Ja, wieso?", fragte Trixy. Yuna ignorierte Trixys Frage einfach und bewegte sich auf den Kaktus zu, er ihr am nächsten war. Dann blieb sie vor dem Kaktus stehen und musterte ihn skeptisch, als ob sie ihn röntgen wollte. Ja, ich glaube, der ist gut genug..., dachte sie. Sie zog ihr Elfenschwert und köpfte den Kaktus, sodass sie nach dieser Tat einen Deckel für den Kaktus hatte. Sie nahm diesen Deckel in die Hand und schaute in das Innere des Kaktus'. "Das wird ihm sicher helfen...", murmelte sie. Im Inneren des Kaktus' war eine weiße Flüssigkeit. Sie sah aus wie Milch, stank aber fürchterlich nach Eiter. Yuna rümpfte die Nase und tauchte den Deckel in diese Flüssigkeit ein, sodass er die Funktion eines Bechers übernahm. Trixy und Rikadea starrten sie wie gebannt an, als Yuna langsam zu Yoru zurückkehrte, sich vor ihm hinkniete, vorsichtig seinen Kopf anhob und ihm die nach Eiter stinkende Flüssigkeit einflößte. Langsam öffnete Yoru die Augen. Matt lächelte er Yuna an – bis er bemerkte, was sie ihm da einflößte! "Warum zum Teufel flößt du mir Kaktusmilch ein?!", brüllte er sie entsetzt an. "Du warst bewusstlos...", versuchte Yuna sich zu erklären. "...und der letzte Rest Wasser hat dir nicht geholfen...", ergänzte Rikadea. "...da hat Yuna dir eben Kaktusmilch eingeflößt.", schloss Trixy. "Und es hat ja auch geholfen...", kam es kleinlaut von Yuna. Ihm wurde schlecht. Er hasste Kaktusmilch! Mühsam rollte er sich auf die Seite. Und er hasste sämtliche Wüsten! Wärme allgemein schwächte ihn. Vor allem aber das Tageslicht. Im Wald konnte er sich vor Licht schützen. Auch im Dorf konnte er im Schatten bleiben. Aber hier draußen in der Savanne und in der brütenden Sonne konnte er sich nicht schützen. Endlich hatte er es geschafft, sich auf die Seite zu drehen. Ihm wurde schwindelig. Sterne tanzten vor seinen Augen. Ein süßlicher Duft stieg in seine Nase. Ihm wurde noch schwindliger und er ergab sich. Dann wurde ihm schwarz vor Augen und er verlor das Bewusstsein. Kapitel 11: Rettung ------------------- Yuna konnte es nicht fassen. Yoru war schon wieder zusammengebrochen! Sie starrte auf ihn hinunter, war geschockt. Sie nahm nicht einmal war, dass Yoru sich über ihre Hose erbrochen hatte... Sie starrte ihn die ganze Zeit nur völlig schockiert an. "Na, ich hoffe ja mal, dass du Ersatzklamotten eingepackt hast, Yuna!", warf Trixy ihr zu und zwinkerte dabei ganz frech. Yuna reagierte nicht. Sorgenvoll betrachtete sie Yoru, der bewusstlos in ihren Armen lag… Was ist denn nur los mit ihm? Ist das normal, dass er so zusammenbricht?, dachte sie. Während Yuna sich Gedanken machte, was denn bloß mit Yoru los war, kümmerten sich Rikadea und Trixy um Ersatzklamotten für Yuna. Das war allerdings gar nicht so einfach in der Wüste. Das Einzige, was Yuna noch an Klamotten bei sich hatte, war ihr Nachthemd… Grübelnd standen Rikadea und Trixy sich gegenüber, während Yuna immer noch am gleichen Fleck saß. Auf einmal bemerkte Trixy, dass eine Staubwolke genau auf die Freunde zuraste. Ob das ein Sandsturm war? Sie würden es bald erfahren, denn diese Staubwolke kam immer näher. Sogar Yuna wurde jetzt auf sie aufmerksam. Skeptisch guckte sie der Staubwolke entgegen, rührte sich aber nicht vom Fleck. Aus irgendeinem Grund wollte sie Yoru nicht einfach alleine lassen. Er war ja bewusstlos und konnte sich im Ernstfall nicht wehren. Sie wusste ja nicht, was die Staubwolke zu bedeuten hatte… Es handelte sich jedoch nicht um einen Sandsturm, wie die drei Freundinnen nach ein paar Minuten unschwer erkennen konnten. Im Inneren der Staubwolke waren Menschen auf Reittieren zu erkennen. Oder besser gesagt: Yuna vermutete, dass es sich um Menschen handelte, konnte es aber nicht mit Sicherheit sagen. Trixy und Rikadea stellten sich neben Yuna und dem bewusstlosen Yoru. Rikadea hatte mit der Fee einen Plan geschmiedet: Sie wollten es zunächst mit Diplomatie versuchen und erst dann einen Angriff wagen, sollten sich diese »Sandmenschen« als Feinde entpuppen. Trixy trat vor, um die Karawane anzuhalten. "Heyho! Wir sind Wanderer, die die Wüste durchqueren wollen, aber unser Freund hat nicht mit einberechnet, dass die Tage in der Wüste so brütend heiß sind. Wärt ihr so freundlich und würdet uns den kürzesten Weg in die nächste Oase zeigen?", schrie sie den Neuankömmlingen entgegen. Der Anführer gab dem Rest seiner Truppe einen Befehl in einer Sprache, die Yuna nicht verstand. Die Karawane kam nun endlich zum Stehen. Der Anführer stieg ab und musterte Trixy und Rikadea mit kalten, grauen Augen. Er erblickte Yoru, der noch immer bewusstlos in Yunas Armen lag. Er schwieg so lange, dass sich Trixy schon fragte, ob er überhaupt ihre Sprache sprach. Prüfend schaute er Trixy in die Augen. Danach bedachte er Rikadea mit dem gleichen Blick. Rikadea jedoch starrte grimmig zurück, die rechte Hand auf dem Knauf eines ihrer Schwerter liegend. Schweigend starrten sie sich an, während Yuna die Szene beobachtete. Doch plötzlich rührte sich Yoru und Yunas Aufmerksamkeit galt nur noch ihm. "Yoru! Ich weiß, dass du mich hören kannst! Wach auf, Yoru!", rief sie verzweifelt und schüttelte ihn leicht und sanft. Yoru öffnete die Augen. Als er Yuna sah entfuhr ihm ein Seufzer der Erleichterung. Und er sagte etwas, was Yuna aufhorchen ließ und sie verwirrte… "Linora, ich… ich… habe dich vermisst… Bist du meinetwegen zurückgekommen?" "YORU!", rief Yuna geschockt aus. Fantasierte er? Wieso sprach er mit ihrer toten Mutter? Oder meinte er eine anderes Person, die nur zufällig den gleichen Namen wir ihre Mutter hatte? Yoru hörte noch Yunas Aufschrei: Er klang besorgt und schockiert zugleich. Dann wurde ihm wieder schwarz vor Augen. Der Anführer hatte das Interesse an Rikadea und Trixy verloren. Jetzt bedachte er Yuna mit einem durchdringenden und prüfenden Blick. Yunas Aufschrei hatte ihn darauf aufmerksam gemacht, dass da noch jemand anderes war, als die beiden Mädchen. Langsam, mit festen Schritten, setzte er sich in Bewegung und blieb neben Yuna stehen. Er beugte sich zu Yoru herunter und fühlte seine Stirn. Yuna sah zu ihm auf. "Ich denke, er wird es überstehen. Aber er hat hohes Fieber… Wir werden euch mit zur Oase nehmen. Dort werden wir ihn pflegen und dann könnt ihr eure Reise fortsetzen.", erklärte der Anführer in sachlichem Ton. "Vielen Dank!", seufzte Yuna erleichtert. "Keine Ursache." "Wie ist dein Name?", wollte Yuna wissen. "Ich bin… Silwyo. Und ihr seid…?" "Mein Name ist Yuna Hatimori. Das sind Rikadea-Sophie Hakura und Trixy…" "…Yamimaru.", ergänzte Trixy. "Und wer ist der bewusstlose Elf?", fragte Silwyo und legte den Kopf schief als er zu Yoru blickte. "Er ist ein Liosalfar und sein Name ist Yoru.", antwortete Yuna. "Pardon! Aber er mag vielleicht ein Elf sein, aber ein Liosalfar ist er bestimmt nicht.", stellte Silwyo klar. Seine Stimme hatte einen festen und bestimmten Unterton, der den drei Mädchen bestätigte, dass Silwyo die Wahrheit sagte. Natürlich reagierten die Mädchen geschockt. "Waaas?!", wollten sie alle lauthals von ihm wissen. "Ganz recht.", antwortete Silwyo jedoch nur ganz ruhig. So als sei dies das normalste der Welt. Das konnte doch aber nicht sein! Warum sollte Yoru kein Liosalfar sein? Er wohnte doch im Dorf der Liosalfar! Yuna war zutiefst geschockt. Es machte ihr nichts aus, dass Yoru anscheinend einer anderen Art von Elfen angehörte… Aber sie war geschockt darüber, dass Yoru gewagt hatte, sie anzulügen. Wäre sie nicht so besorgt um ihn gewesen, wäre sie jetzt wütend geworden. Schweigend sah sie ihre Freundinnen an. Dann fing sie an mit Silwyo und den anderen, Yoru auf ein Reittier zu hieven, damit sie sich auf den Weg in die Oase machen konnten. Während die Karawane Richtung Oase zog, lief Yuna neben Yorus Reittier her und betrachtete ihn argwöhnisch. Was verbirgt er vor uns? Wieso versteckt er sich? Wer ist er wirklich?, fragte sich Yuna. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)