Winter Wonderland von abgemeldet (TeniMyu-FF Sota x Naoya) ================================================================================ Winter wonderland Für mein Krümelchen Alles war weiß. Der Wagen schlich auf dem verschneiten Bergpfad nur so dahin und Sota stierte angestrengt nach draußen um durch die leicht beschlagene Windschutzscheibe die Straße nicht aus den Augen zu verlieren. "Sota-kun!", drang es auf einmal vom Beifahrersitz an sein Ohr und ließ ihn zusammenzucken. "Sota! Oi, Sota!" "Was denn um Himmels Willen? Ist was passiert??", unterbrach er Naoyas Rufe und blickte kurz zu dem jungen Mann neben ihm hinüber. "Ich glaub ich hab da hinten gerade ein Reh gesehen. Es stand ganz alleine in dem verschneiten Feld. Das perfekte Motiv für ein Landschaftsbild. Hätte ich bloß schnell genug meine Kamera rausgeholt.." Die Worte sprudelten nur so aus Naoyas Mund heraus und seine Augen glänzten. Sota schüttelte nur den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Straße. "Und wegen so was machst du so einen Aufstand? Du weißt schon, dass ich mich hier ein bisschen konzentrieren muss, ne? Da ist es wenig hilfreich, wenn du jedes Mal in Verzückungsschreie ausbrichst, nur weil du draußen irgendwas gesehen hast.." Naoya senkte den Blick und klappte seinen Mund wieder zu. "Gomen.. Kommt nicht wieder vor.", murmelte er und wendete seinen Blick wieder dem Fenster zu. "Schon okay..", erwiderte Sota und ein kleines Lächeln stahl sich über sein Gesicht. Der Kerl war einfach unverbesserlich. Noch nie hatte er jemanden getroffen, der sich über solche Kleinigkeiten so freuen konnte. Okay, sein Neffe quiekte auch vor Freude wenn er ihm bei seinem monatlichen Familienbesuch eine Dose Seifenblasen schenkte, aber der war auch erst 5.. Und dann diese Sache letzte Woche.. Nachts um drei klingelte plötzlich das Telefon und Sota malte sich im Kopf bereits die schrecklichsten Horrorszenarien von Autounfall bis Herzinfarkt aus, bis er schlaftrunken den Hörer abnahm und Naoyas atemlose Stimme hörte, die ihm stolz davon erzählte, dass er gerade einen ganzen Schwarm Sternschnuppen am Himmel gesehen hatte. Warum hatte er diesen Kindskopf bloß gefragt, ob er dieses Wochenende mit ihm zum Skifahren gehen wollte? Na ja.. eigentlich hatte er diesen Trip ja auch mit Kime geplant, aber der feine Herr Popstar war natürlich mal wieder zu beschäftigt gewesen und hatte im letzten Moment abgesagt. Mit Kime-hime als Freund kam man sich manchmal noch verlassener vor als bei einem Fünfminutensolo alleine auf der Bühne zu stehen.. Und warum hatte Naoya überhaupt zugesagt? Sota wusste genau, dass Naoya Höhenangst hatte. Und Angst vor großen Menschenmengen.. und Frauen.. und wahrscheinlich ließ er sogar nachts in seinem Zimmer das Licht an um besser einschlafen zu können. Tja, das konnte wirklich ein tolles Wochenende werden.. Naoya liebte den Winter. Er fand es wahnsinnig schön an einem kalten Wintertag draußen spazieren zu gehen und solange durch die Straßen zu laufen bis seine Nase vor Kälte brannte. So eine weiße Schneelandschaft hatte so etwas faszinierendes und gleichzeitig beruhigendes an sich. Als wenn die ganze Natur friedlich schlafen würde um sich von den Anstrengungen des vergangenen Jahres zu erholen. Deshalb war er sofort Feuer und Flamme gewesen, als Sota ihn zu einem Skiwochenende in den Bergen eingeladen hatte. Gut, er hatte in seinem ganzen Leben noch nie auf Skiern gestanden und eigentlich wurde ihm schon schwindelig wenn er nur auf eine Leiter steigen musste um eine Glühbirne auszuwechseln, aber die Aussicht ein paar Tage mit Sota in einer einsamen Berghütte, umgeben von nichts als weißem Pulverschnee, zu verbringen, ließ ihn alle Ängste vergessen und er war so glücklich, dass er am liebsten die ganze Welt umarmt hätte. Allerdings könnte ein solcher Gefühlausbruch durchaus dazu führen, dass sein Fahrer ihn auf der Stelle an der Straße aussetzen und alleine weiterfahren würde.. Die Bergspitze war bereits in Sicht und der Weg begann sich immer mehr zu schlängeln. Da Naoya bis jetzt immer noch keinen Ton von sich gegeben hatte, hatte Sota nach einer Weile das Radio angeschaltet um die Stille irgendwie zu unterbrechen, aber in dieser Höhe nahmen die Störsignale immer mehr Überhand und irgendwann half nur noch der Ausschaltknopf um baldige Gehirnblutungen abzuwenden. Sota seufzte tief und rollte mit den Augen so wie er es gerne tat wenn etwas nicht nach seinem Willen ging. "Bist du beleidigt?" Plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, drehte Naoya ihm den Kopf zu und sah ihn überrascht an. "Nani?" "Bist du sauer auf mich oder warum sitzt du da und bist stumm wie ein Fisch?", wiederholte Sota seine Frage ohne den Blick von der Straße zu nehmen. "Ano.. aber du hast doch gesagt, dass ich still sein soll, damit ich dich nicht ablenke." Sota fiel aus allen Wolken und wäre dabei fast in die nächste Schneewehe gebrettert. "Aber.. hör mal, so war das doch nicht gemeint. Du würdest doch auch nicht von der nächsten Brücke springen wenn ich das sage, oder?" Der Moment, in dem er eigentlich eine Antwort oder sonst eine Reaktion auf seine Frage erwartet hätte, wurde immer länger und so hakte Sota misstrauisch nach. "Oder??" Naoya dachte anscheinend immer noch ernsthaft über das Gesagte nach, doch irgendwann schien er zu einem Schluss gekommen zu sein. "Na ja, wenn du vorher reingefallen wärst und es wäre um dich zu retten.." "Du bist seltsam..", murmelte Sota kopfschüttelnd und drückte ein wenig aufs Gas um besser die nächste Steigung hochzukommen. "Das hab ich schon oft gehört..", erwiderte Naoya und schluckte. Dieser ständige Druck auf den Ohren gefiel ihm gar nicht. Doch schon im nächsten Moment war dieses Gefühl wieder vergessen und seine Augen hellten sich auf. "Guck mal da vorne! Ist das unsere Hütte??", rief er aufgeregt und deutete in die Richtung, in der jetzt auch Sota eine kleine Holzhütte auftauchen sah. "Haa~i, das ist die Skihütte von meinem Onkel. Als ich noch klein war, bin ich jeden Winter mit meiner Familie hier hochgefahren." "Hontoni sugoi..", flüsterte Naoya und rutschte auf seinem Sitz immer weiter nach vorne um noch besser sehen zu können. "Warte bis du sie von innen gesehen hast.", grinste Sota und brachte den Wagen vor der Hütte zum Stehen. Er öffnete die Wagentür und stieg hinaus in den Schnee. Sofort wehte ihm ein eisiger Wind um die Beine und er zog seinen Mantel enger um sich vor der Kälte zu schützen. Als er zur Beifahrerseite hinübersah, fiel sein Blick auf Naoya, der sich freudestrahlend um die eigene Achse drehte und dessen Augen leuchteten, wie die eines Kindes an Heiligabend. Dieser Kerl.. Vielleicht konnte dieses Wochenende doch ganz schön werden.. Nachdem alle Sachen aus dem Auto geladen waren und Sota ihm eine kleine Führung durch die doch recht komfortable Hütte gegeben hatte, stand Naoya nun im Wohnzimmer und schaute skeptisch an sich herunter. Da er selber keine Klamotten besaß, die für einen Skiausflug geeignet waren, hatte Sota ihm seinen alten Skianzug geliehen und irgendwie hatte Naoya jetzt das ungute Gefühl, dass ihm dieses Outfit doch ein bisschen zu kurz war. Aber vielleicht bildete er sich das Ganze ja auch bloß ein. Um eine etwas fachkundigere Meinung einzuholen, machte er sich, immer noch verzweifelt an den Ärmeln seiner Skijacke zupfend, auf den Weg Sota zu finden, der sich ebenfalls zurückgezogen hatte um sich umzuziehen. Die Tür zu seinem Zimmer war nur angelehnt und aus dem Inneren des Raumes drang laute Musik vermischt mit sehr enthusiastischem wenn auch nicht ganz fehlerfreiem Gesang an Naoyas Ohr. Nach einem kurzen Moment Bedenkzeit, in dem Naoya sich die wichtige Frage stellte ob er einfach so dieses Zimmer betreten durfte oder ob er damit womöglich Sotas Privatsphäre stören könnte, gab er sich einen Ruck und schob sich so unauffällig wie möglich durch die Tür. Sofort wurde ihm klar, warum Sota so lange fürs Umziehen gebraucht hatte. Vor sich erblickte er eine äußerst seltene Spezies Aoyama Sota, die nur in Unterwäsche, dafür aber mit dicken Skisocken bekleidet durch den Raum tänzelte und dabei ordentlich mit dem Hintern wackelte. Im ersten Augenblick war Naoya wie erstarrt. Er wollte wegrennen. Wenn Sota ihn hier so sah, würde er ihn sofort für einen perversen Spanner halten, der nur mit ihm gekommen war um nachts über ihn herzufallen und seine Unterwäsche zu beschnüffeln wenn er gerade auf dem Klo war. Allerdings schaffte er es beim besten Willen nicht sich von der Stelle zu bewegen und außerdem stellte er schnell fest, dass ihm dieser Anblick eigentlich ziemlich gut gefiel. Als Sota anfing merkwürdige kleine Pirouetten zu drehen und sich dabei auch noch als Headbanger versuchte, musste sich Naoya krampfhaft die Hand vor den Mund halten um nicht laut loszulachen. Ballett war was anderes, aber unterhaltsam war es allemal. Plötzlich schlug Sota, der bisher im Blindflug durchs Zimmer gehüpft war, die Augen auf und sein Blick fiel zur Tür, in der Naoya immer noch stand und ihn beobachtete. Sofort blieb er wie angewurzelt stehen und beide starrten sich wortlos und mit offenem Mund an. Keine gute Situation. Warum war er hier? Warum war er ohne anzuklopfen in sein Zimmer gekommen? Hätte er es überhaupt gehört, wenn Naoya geklopft hätte? Und warum zum Teufel tanzte er hier wie ein Irrer in Unterwäsche durchs Zimmer wenn er genau wusste, dass nebenan sein Besuch auf ihn wartete?? Fragen über Fragen, die gerade mit so einem Tempo durch Sotas Kopf rasten, dass ihm schwindelig wurde. Peinlich berührt senkte er den Blick und überlegte ob es sich jetzt noch lohnte sich schnell ein paar Klamotten zum Verdecken entblößter Körperteile zu schnappen. Andererseits stand Naoya wahrscheinlich schon etwas länger da und außerdem hatten sie sich während ihrer gemeinsamen Musicalzeit schon öfter in Unterwäsche gesehen. Keine große Sache also, aber trotzdem war ihm das hier irgendwie unangenehm. Sota hob den Kopf um etwas zu sagen, doch sein Mund wollte ihm einfach nicht gehorchen. Seinem Gegenüber schien es nicht anders zu gehen. Naoya kaute verlegen auf seiner Unterlippe und versuchte so gut es ging Sotas Blick auszuweichen. Während dieser Zeit, die wahrscheinlich höchstens eine Minute gedauert hatte, den beiden aber wie eine kleine Ewigkeit vorkam, war die Musik munter weitergelaufen und gerade in diesem Moment entschied sich Sotas CD-Player einen neuen Song aufzulegen. Ohne Vorwarnung drangen auf einmal die ersten Klänge von "You can leave your hat on" von Joe Cocker aus dem Lautsprecher und dieses Intro ließ es Sota eiskalt den Rücken runterlaufen. Musste ausgerechnet das Lied, dass bei 99,37% aller billigen Stripshows gespielt wurde, als seichte Untermalung für diesen bereits genug verkorksten Augenblick dienen? Konnte es noch schlimmer kommen? Warum tat sich eigentlich nie ein Loch im Erdboden auf, wenn man sich gerne vor Scham darin verkriechen würde? Gerade als er sich selber vor die Stirn schlagen wollte um endlich diese ganzen nervigen Fragen aus seinem Hirn zu verbannen, bemerkte er wie Naoya anfing seine Hüften leicht im Rhythmus der Musik zu wiegen. Sota hob die Augenbrauen und sah ihn fragend an, doch als er dann auch noch seine Arme wie ein Schlangenbeschwörer durch die Luft schwang und ihn dabei schelmisch angrinste, konnte Sota nicht mehr anders und prustete los. "Spanner!", keuchte er zwischen Schüben heftigen Gelächters hervor. "Epileptiker!", gab Naoya zurück und wischte sich, immer noch im Takt schwingend, die Lachtränen aus den Augen. "Deine Hose ist viel zu kurz!" "Jedenfalls trag ich eine.." Der erste Nachmittag verging wie im Flug. Jedenfalls kam es Sota so vor. Nachdem sich beide endlich richtig eingekleidet hatten und er Naoya gezeigt hatte wie man seine Skier richtig herum anzieht, waren beide losgezogen um noch die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu nutzen. Erst hatte er seinen Freund zu einer der Profipisten gelotst und sich köstlich über Naoyas schreckensgeweitete Augen amüsiert als er ihm erzählte, dass dies hier die Übungsschanze für Anfänger sei. Danach hatten sie die echte Anfängerstrecke in Angriff genommen und Sota hatte den kompletten Nachmittag damit verbracht einen Teil seines geballten Skiwissens mit Naoya zu teilen. Zugegebenermaßen stellte sich Naoya am Anfang etwas tollpatisch an, aber jedenfalls stand er jedes Mal ohne Murren wieder auf wenn er mal wieder auf die Knie oder den Hintern gefallen war. Er war ein gelehriger Schüler und bereits nach ein paar Stunden glaubte Sota die ersten Fortschritte bei ihm zu erkennen. Als es anfing zu dämmern, erklärte Sota-sensei ihre erste Übungsstunde für beendet und beide machten sich auf den Rückweg. Erschöpft und durchgefroren betraten die beiden vermummten Gestalten nach einer Weile die Hütte und Sota verschwand sofort in der Küche um einen heißen Tee aufzusetzen. Naoya hingegen ließ sich aufs Sofa sinken, streckte alle Glieder von sich und schloss die Augen. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so kaputt gefühlt. Sein Gesicht brannte, sein Kopf brummte, jeder Knochen seines Körpers tat ihm weh, aber am meisten beunruhigte ihn, dass er schon seit einer Weile seine Füße nicht mehr spürte. Sota hatte ihm zwar vorher versichert, dass die zu kurze Skihose kein Problem sein sollte, weil er ja noch dicke Socken und die Skischuhe darüber trug, aber trotzdem hatte er von Anfang an gespürt, wie der eisige Wind ihm um die Beine wehte und seine Füße langsam taub werden ließ. Er hatte Sota nichts davon gesagt. Sota hatte sich so angestrengt ihm etwas beizubringen und hatte selbst dann nicht aufgegeben, als er auch beim fünften Versuch noch nicht die einfachste Abfahrt geschafft hatte. Er hatte nicht undankbar wirken wollen, aber jetzt traute er sich nicht seine Schuhe auszuziehen, weil er Angst hatte seine Füße würden bei dem Versuch gleich mit abfallen. Als Sota mit einer Kanne dampfendem Tee aus der Küche zurückkam, zwang er sich ein Lächeln ab und versuchte sich seinen jämmerlichen Zustand nicht anmerken zu lassen. "Willst du die Sachen nicht lieber ausziehen und in was gemütlicheres schlüpfen? So wirst du ja nie wieder warm.", bemerkte Sota, ließ sich auf den Sessel gegenüber fallen und begann sich sogleich aus seinen Schuhen zu pellen. "War doch ein cooler Tag, oder? Ich finde du hast echt Fortschritte gemacht. Wenn das so weitergeht, können wir morgen mit dem Slalom anfangen. Oder willst du lieber gleich die Todesrampe ausprobieren?" Sota plauderte einfach munter weiter vor sich hin, bis ihm auffiel, dass Naoya verdächtig still blieb und sich dazu noch kein Stück bewegte. "Daijoubu? Ist dir der Mund zugefroren?" "H-ha.." Während Sotas kleinem Smalltalk hatte Naoya verzweifelt darauf gehofft, dass das Gefühl in seinen Füßen langsam zurückkommen würde. Immerhin befand er sich jetzt wieder im Warmen. Doch auch alle warmen Gedanken schienen nicht zu helfen und langsam stieg Panik in ihm auf und schnürte ihm den Hals zu. "S-Sota?" Sein Gegenüber sah ihn fragend an. Er würde ihn für verrückt halten. Oder zumindest für ein totales Weichei. Vielleicht sollte er die ganze Sache einfach für sich behalten und bis morgen früh in dieser Position verharren. Wahrscheinlich wären seine Zehen bis dahin abgefault, aber jedenfalls würde es ihm diese Peinlichkeit ersparen. Doch die Angst siegte. "Boku wa.. ano.. ich weiß das klingt jetzt wahrscheinlich ziemlich dämlich, aber.. ich glaub meine Füße sind eingefroren.." Zuerst war Sota über Naoyas Kommentar durchaus belustigt, aber als er merkte, dass sein Freund keine Witze zu machen schien, begann er sich langsam Sorgen zu machen. "Honto? Du spürst sie gar nicht mehr? Seit wann?? Aber warum hast du denn nicht schon vorher was gesagt? Mit so was ist nicht zu spaßen!" Ohne zu zögern kniete er sich vor Naoya auf den Boden und begann die Schnallen an seinen Schuhen zu lösen. "Schrei einfach wenn's wehtut.." Naoya biss die Zähne zusammen, lehnte den Kopf zurück und schloss erneut die Augen. Wenn er heute zum Invaliden werden sollte, dann war er dabei jedenfalls in netter Gesellschaft. Entfernt konnte er fühlen wie Sota sich unten an seinen Beinen zu schaffen machte und einen Moment später erschrocken die Luft einzog. Er konnte sich Geräusche vorstellen, die er in diesem Augenblick lieber gehört hätte.. "Die sind ja total verkrampft! Und irgendwie blau.. Kannst du sie bewegen?" Verzweifelt versuchte Naoyas Gehirn Befehle an seine Füße zu senden um sie dazu zu bringen sich jedenfalls ein paar Millimeter zu bewegen, doch alles Betteln und Flehen half nichts. "Es geht nicht..", flüsterte Naoya und er spürte wie ihm Tränen in die Augen schossen. "Ich kann nicht.." Er konnte fühlen, dass Naoya Angst hatte. Und er konnte es ihm nicht verdenken. Es musste furchtbar sein, wenn einem der eigene Körper auf einmal nicht mehr gehorchte. Und er fühlte sich schuldig. Hätte er ihn bloß nicht zu diesem Wochenende eingeladen! Der Kerl war einfach zu höflich um sich zu beschweren, selbst dann wenn sein Körper sich gerade in einen lebendigen Eiszapfen verwandelte. Aber Schuldzuweisungen brachten ihn jetzt nicht weiter. Er durfte nicht in Panik verfallen, sondern musste irgendwie versuchen seinem verängstigten Freund Mut zu machen. Sota setzte sich auf und legte seine Hände auf Naoyas Knie. "Keine Sorge. Wir kriegen dich schon wieder hin. Ich hol jetzt'ne Schüssel heißes Wasser und da stellen wir dann deine Eisbeine rein. Du wirst sehen, danach fühlst du dich wie neugeboren." Naoya hielt die Augen geschlossen und nickte nur stumm. Langsam kam Naoya sich vor, als wäre er in seine Kindheit zurückversetzt worden. Sota benahm sich genauso wie seine Mutter früher, wenn er als kleiner Junge krank gewesen war. Erst hatte er geholfen ihn aus dem Skianzug zu pellen, danach hatte er ihn in Decken eingewickelt, seine Füße in ein heißes Wasserbad gestellt und ihm dann noch einen kräftigen Schnaps eingeflößt. Okay, letzteres hatte seine Mutter früher nicht mit ihm gemacht, aber immerhin wärmte es von innen. Jedenfalls teilweise.. Wäre er nicht gerade damit beschäftigt gewesen die wahrscheinlich heftigste Panikattacke seines bisherigen Lebens durchzumachen, hätte er die Situation vielleicht sogar genießen können. Doch dieses Gefühl übertraf sogar die Angst, die er hatte durchleiden müssen, als seine Mutter ihn einmal aus Versehen beim Einkaufen im Kinderparadies vergessen hatte. Und schon damals hatte er die Aufpasserinnen dort mit seinem herzergreifenden Weinen fast dazu gebracht ihn auf der Stelle zu adoptieren, weil sie diese traurigen Augen einfach nicht mehr länger hatten ertragen können. Bis gerade eben hatte Sota noch neben ihm auf dem Sofa gesessen und ihn alle paar Minuten gefragt, ob er denn jetzt schon was spüren könnte, aber als sich nach einer Weile immer noch keine Besserung abzeichnen wollte, schien ihm plötzlich etwas eingefallen zu sein und er stand auf. "Ich bin sofort wieder da. Lauf nicht weg!" Zugegeben, es war kein guter Scherz, aber im Moment hätte Naoya selbst über den tollsten Witz der Welt oder über diese lustigen Tiervideos im Fernsehen nicht lachen können. Stattdessen fühlte er sich jetzt noch mehr mit seinem Leid alleingelassen und heiße Tränen begannen über seine Wangen zu kullern. Und die Tatsache, dass jetzt nicht mal mehr Weinen zu helfen schien um sich besser zu fühlen, machte ihn noch trauriger als er eh schon war. "Naoya?" Sota beugte sich über ihn und sah ihn besorgt an. Er hatte seinen Freund schon öfter weinen gesehen. Ehrlich gesagt war Naoya sogar ziemlich nah am Wasser gebaut und flennte eigentlich bei jeder Gelegenheit los. Aber bisher waren es meistens Tränen der Freude gewesen, oder wegen einem traurigen Film oder bei ihrer allerletzten TeniMyu-Performance, aber da hatten sogar die ganz harten Kerle ein paar Tränchen vergossen. Mit alldem konnte er umgehen, denn er wusste, dass solche Tränen genauso schnell wieder versiegten wie sie gekommen waren, aber das hier war anders. Er fühlte sich hilflos. Er wusste nicht wie er ihm Trost spenden oder sein Leid lindern sollte. Er starrte auf das Buch in seiner Hand. Es war sein letzter Hoffnungsschimmer. Wenn auch das nicht half, musste er Naoya wohl oder übel hinten ins Auto packen und ihn im Dunkeln auf dem verschneiten Bergpfad ins nächste Krankenhaus fahren. Wieder ließ er sich neben Naoya aufs Sofa sinken und streichelte ihm sanft über den Arm. "Mir ist da noch was eingefallen, wie wir deine Eisklumpen vielleicht wieder flott kriegen.", setzte er an und hatte damit sofort Naoyas ungeteilte Aufmerksamkeit gewonnen. "Ich hab dir doch von dem Akupressurkurs erzählt, den ich vor'ner Weile belegt hab.." "Kann man damit auch Füße auftauen?", unterbrach ihn Naoya mit zittriger Stimme und zog lautstark die Nase hoch. "Also, in meinem Handbuch steht zwar nicht direkt was über Erfrierungen drin, aber wenn wir deine Blutzirkulation erst mal wieder richtig in Gang kriegen, müsste das eigentlich auch helfen." "Und du bist sicher, dass das was bringt?" "Vertraust du mir?" Naoya sah ihn einen Augenblick stumm und mit feuchten Augen an, doch dann nickte er. "Ich vertrau dir." Ja, er vertraute ihm. Sota war immer derjenige von ihnen gewesen, der in schwierigen Situationen einen klaren Kopf bewahrt hatte. Er ließ sich von nichts so schnell aus der Fassung bringen und Naoya beneidete ihn dafür. Er hingegen hatte ein Talent dafür selbst in den harmlosesten Situationen noch potentielle Gefahren zu wittern und sogar die banalsten Kleinigkeiten ließen ihn manchmal in Angstschweiß ausbrechen. Es lag eben ein meilenweiter Unterschied zwischen Mr. Ultraman und Mr. Übervorsichtig, aber genau das war der Grund warum er so gerne mit Sota zusammen war. Mit ihm fühlte er sich sicher und auch selber ein bisschen mutiger. Auch jetzt. Sota hob vorsichtig seine Füße aus dem Wasser, trocknete sie kurz ab und positionierte Naoya dann so, dass seine Füße auf seinem Schoß ruhten. Naoya ließ bereitwillig alles über sich ergehen und beobachtete gespannt wie Sota sein Buch zur Hand nahm und darin blätterte. Nachdem er die richtige Seite gefunden zu haben schien, legte er das Buch neben sich aufs Sofa und sah Naoya entschlossen an. "So, ich wäre dann soweit. Und außerdem.." Er machte eine theatralische Pause und kramte suchend in seiner Hosentasche herum. "..hab ich noch eine Wärmesalbe gefunden.", fügte er hinzu und hielt triumphierend eine kleine Tube in die Höhe. "Also, eigentlich ist das eher Rheumasalbe, aber für solche Fälle kann man die wohl auch benutzen.." Naoya hatte keine Einwände. In seiner jetzigen Lage hätte er selbst Blutegel gegessen, wenn ihm jemand gesagt hätte, dass so was eventuell bei Erfrierungen helfen könnte. Sota studierte ein letztes Mal das Schaubild aus seinem Handbuch und murmelte dabei ein paar unverständliche Bemerkungen vor sich hin. Dann trug er etwas von der Salbe auf seine Hand auf und verteilte sie danach gleichmäßig auf beiden Seiten. "Ikimasu!" Er konnte sehen, dass Sota sich anstrengte. Wie er mit geschickten Handgriffen seine Füße bearbeitete und ihn dabei immer wieder aufmunternd anlächelte. Doch er konnte weder die Berührungen auf seiner Haut noch irgendeine Wirkung der Salbe spüren. Allein der Kräutergeruch, den die Creme verströmte, drang zu ihm hinüber und kitzelte ihn in der Nase. Allmählich verfiel Naoya in eine Art Dämmerzustand und ihm wurde bewusst, wie hundemüde er eigentlich war. Seine Augenlider waren so schwer und nach einer Weile gab er es auf weiter gegen ihr ständiges Zufallen anzukämpfen. So döste er mit geschlossenen Augen vor sich hin und nahm seine Umgebung nur noch verschwommen war. Die Zeit verging. Ob in der Salbe vielleicht Beruhigungsmittel waren? Hoffentlich war er dagegen nicht allergisch.. Ein Allergieschock würde auch erklären, warum er sich auf einmal so komisch fühlte. Irgendwie schien sich Sotas Behandlung nicht auf seine Füße sondern auf den Rest seines Körpers auszuwirken. Sein Herz begann schneller zu schlagen und sein Gesicht fühlte sich an, als stünde es in Flammen. Kleine Schweißtropen bildeten sich auf seiner Stirn und auch der Rest seines Körpers transpirierte heftiger als normal. Doch am meisten irritierte ihn das immer stärker werdende Ziehen in seiner Lendengegend. Er glaubte dieses Gefühl zu kennen und er wollte sich lieber nicht ausmalen, was passieren könnte wenn Sota so weitermachte. Er hatte wirklich alles ausprobiert. Migräne, Atembeschwerden, Schilddrüsenüberfunktion, Leberzirrhose, Blasenschwäche.. Keine der Akupressurmethoden, die er jemals in diesem Kurs gelernt hatte, schien auch nur ansatzweise anzuschlagen. Doch selbst als Naoya nach einiger Zeit anfing einzuschlafen, zermaterte Sota sich immer noch fieberhaft das Gehirn auf der Suche nach irgendeinem Punkt, den er noch nicht bedacht hatte. Er erinnerte sich an den Tag vor ein paar Monaten, als er als Einziger zum Unterricht erschienen war und sein Lehrer ihn vertrauensvoll zur Seite genommen hatte um ihn in eine ganz spezielle Technik einzuweihen. Wie ein Mantra waberte die Stimme seines alten Senseis durch seinen Kopf. "Diese Technik sollte nicht leichtfertig angewandt werden, Sota-kun. Sie wirkt sich positiv bei Harnröhren- oder Gebärmutterentzündungen aus, aber bei intensiverer Behandlung kann sie auch zu Nebenwirkungen führen.. Und der einzige Grund, warum sie nicht im Kamasutra steht, ist der, dass diese Stümper keine Ahnung von Akupressur haben.." Sensei war danach nicht weiter auf diese besonderen Nebenwirkungen eingegangen, sondern hatte nur wissend gelächelt und Sota die theoretische Anwendung gezeigt. Bis zum heutigen Tag hatte Sota diese Technik noch nie wirklich an jemandem ausprobiert, wenn man von dem einen Mal absah, als er sich an Kime einen kleinen Spaß hatte erlauben wollen. Doch den einzigen Effekt, den er damit erzielt hatte, war der, dass Kime ihn nach einer Weile getreten und danach beinah aus dem Haus geworfen hatte. Sensei hatte also mit der wohlüberlegten Anwendung Recht gehabt. Doch das hier war nun wirklich ein Notfall und er musste alles versuchen um seinem Freund zu helfen. Er überlegte einen Augenblick um sich die richtige Stelle am Fuß und deren korrekte Behandlung wieder ins Gedächtnis zu rufen und dann begann er vorsichtig die Stelle unter Naoyas linkem Zeh mit seinem Daumen zu massieren. Natürlich gegen den Uhrzeigersinn. Andersrum würde die ganze Behandlung höchstens gegen Hühneraugen helfen. Anfangs kam es ihm so vor, als würde überhaupt nichts passieren. Naoyas Füße zeigten immer noch keinerlei Eigenbewegung und auch der Rest seines Körpers bewegte sich ziemlich wenig, was wahrscheinlich daran lag, dass er schon so gut wie eingepennt war. Doch schon bald bemerkte er wie Naoyas Atem schneller ging und er auffällig anfing zu schwitzen. Als sein Patient plötzlich ein kleines Seufzen von sich gab, machte sich Sota erstmals Gedanken darüber ob er überhaupt mit diesen mysteriösen Nebenwirkungen umgehen könnte. Sie waren zwar Freunde und mittlerweile auch relativ vertraut miteinander aber er war sich nicht sicher ob solche kamasutrareifen Experimente bereits in ihrer Freundschaft inbegriffen waren. Wenn er weitermachte, würde er den Stand der Dinge wohl zwangsläufig erfahren, aber ihre Beziehung war für ihn eigentlich viel zu kostbar um sie dafür aufs Spiel zu setzen. Und doch drängte irgendetwas in seinem Inneren ihn dazu diesen nächsten Schritt zu gehen. Er hatte bisher nie wirklich darüber nachgedacht. Naoya war ein Freund. Ein guter Freund, aber auch nicht mehr. Jedenfalls bis jetzt. Verschwommene Bilder flimmerten durch seinen Kopf. Wie es sich wohl anfühlte seine Hand zu halten? Ihn zu küssen? Neben ihm einzuschlafen und morgens als erstes sein Gesicht zu sehen? Auf einmal schienen diese Vorstellungen alle so verlockend, dass er sie am liebsten sofort in die Tat umgesetzt hätte. Doch das ging nicht. Naoya ging es dreckig und er durfte diese Situation auf keinen Fall ausnutzen! Aber seine Finger schien das irgendwie nicht zu interessieren und Sota sah fasziniert dabei zu wie Naoya anfing sich auf dem Sofa zu räkeln. Seine Wangen waren gerötet, seine Lippen leicht geschwollen und seine dunklen Haare waren feucht von Schweiß. Natürlich war Sota sofort aufgefallen, dass Naoya ein ziemlich hübscher Kerl war. Ein bisschen groß und schlaksig, dafür aber mit warmen Augen und einem sehr süßen Lächeln. Aber in diesem Moment kam es ihm so vor als hätte ihm irgendjemand den Schleier von den Augen genommen und er würde Naoya zum erste Mal richtig sehen. Und der Anblick fesselte ihn. Er musste ihn ununterbrochen ansehen und verfolgte voller Spannung jede noch so kleine Bewegung. Selbst als plötzlich Naoyas Augenlider aufklappten als wäre er gerade aus einem tiefen Traum erwacht, konnte Sota nicht anders als ihn wortlos anzustarren, wobei sein Daumen immer noch seine Kreise unter Naoyas kleinem Zeh drehte. Er fühlte sich wie in einem Traum. Ob er wirklich schon eingeschlafen war? Heimlich hatte er oft davon geträumt wie es wäre mit Sota nicht nur befreundet zu sein. Er stellte es sich wunderschön vor mit ihm Hand in Hand spazieren zu gehen. Sich im Restaurant mit ihm eine Nudelsuppe zu teilen. Ihm zärtlich durch die Haare zu wuscheln. Ihm stundenlang in die Augen zu schauen ohne Angst haben zu müssen, dass Sota ihn für verrückt halten könnte. Aber natürlich hatte er viel zu viel Angst davor, diese Dinge auch nur ansatzweise in Worte zu fassen. Sota würde ihn garantiert für verrückt halten. Er wusste ja selber, dass er ein hoffnungsloser Träumer war. Und so ließ er es immer wieder zu, dass seine Mutter ihm ständig neue Verabredungen mit irgendwelchen kichernden Mädchen verschaffte, bei denen ihm vor Angst und Nervosität immer schon vorher ganz schlecht war. Meistens stellte er sich dabei so ungeschickt an, dass seine Verabredungen nach einer Weile von selber das Interesse verloren und selbst wenn sie ihm am Schluss mit roten Wangen ihre Nummer zusteckten, verspürte er in den nächsten Tagen nie das Bedürfnis sich wieder bei ihnen zu melden. Bei Sota war das anders. Am liebsten würde er ihn jeden Tag sehen und wenn er mal bei ihm auf Besuch war, musste er sich am Ende immer selber zwingen nach Hause zu gehen, weil er am liebsten auch noch die ganze Nacht mit ihm verbracht hätte. Entweder war er also besessen oder einfach nur bis über beide Ohren verknallt. Langsam drifteten seine Gedanken immer mehr in Sphären ab, in denen er mit Sota nicht mehr nur Händchen hielt und Naoya war selber ein bisschen schockiert, dass er sich überhaupt traute sich solche Dinge vorzustellen. Sota, der an seinem Ohrläppchen knabberte. Sota, der seine Hand unter sein Hemd wandern ließ. Sota, der an seiner Unterlippe saugte. Sota, der über seine Oberschenkel streichelte. Sota, der.. Oh Gott, er musste über Nacht pervers geworden sein!! Und sein Körper spielte verrückt. Sein Unterleib zuckte und er spürte, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis auch Sota auffallen müsste, dass hier irgendwas anders war als sonst. Aber was dann? Die Sache mit dem Unterwäschespanner hatte er ja noch erfolgreich abwenden können, aber in diesem Fall würde ein bisschen albernes Hüftwackeln wohl nicht unbedingt reichen. So schön dieses Gefühl auch war, er musste so schnell wie möglich etwas unternehmen bevor es zu spät war! Naoya riss die Augen auf und blickte direkt in Sotas dunkle Augen, die ihn unverwandt anstarrten. Okay, keine große Hilfe.. "Sota.." Naoya hatte es zwar geschafft den Mund zu öffnen, aber seine Stimme war so leise, dass er sich selber kaum hörte. Also versuchte er es erneut. "Sota, m-matte.." Endlich schien Sota zu reagieren. Er blinzelte kurz und ließ schlagartig Naoyas Fuß los. Er senkte schuldbewusst den Blick und sah dabei ein bisschen aus wie ein Verbrecher, der gerade auf frischer Tat ertappt wurde. "G-gomen.. gomen nasai..", stammelte er und errötete leicht. Er sah so verdammt süß aus, aber noch etwas anderes beschäftigte Naoya in diesem Moment. Hatte er sich das gerade nur eingebildet? "Fass meine Füße an!" "Nani??" Sota riss den Kopf hoch und sah Naoya völlig perplex an. "Fass sie an!" "Demo.." "Schnell!!" Naoya musste verrückt geworden sein. Vielleicht hatte er ihm den Verstand aus dem Leib massiert. Vielleicht war er im Fieberwahn. Oder er war über Nacht zum Fußfetischisten mutiert.. Doch in diesem Zustand wollte er lieber nicht mit ihm diskutieren und so legte er zögerlich seine Hand auf Naoyas Fuß und wartete auf seine Reaktion. Doch anstatt sich in einen Frosch zu verwandeln, sah Naoya ihn nur total entgeistert an. "Ich kann deine Hand spüren.." So langsam dämmert es Sota was das zu bedeuten hatte und er riss die Augen auf. "Hontoni?? Du kannst deine Füße wieder spüren?? Kannst du sie auch wieder bewegen?" Naoya kniff die Augen zusammen und tatsächlich wippten die beiden Füße, die immer noch auf Sotas Schoss gebettet lagen, jetzt leicht auf und ab. "Arigatou, kami-sama..", murmelte Sota und im nächsten Augenblick fiel er Naoya glücklich um den Hals. Dieser schien im ersten Moment noch etwas überrascht, doch dann erwiderte er Sotas Umarmung und bettete seinen Kopf auf seine Schulter. Naoyas Schultern begannen verdächtig zu zucken und ein leises Schluchzen drang an Sotas Ohr. "Endlich Tränen mit denen ich umgehen kann..", flüsterte er und streichelte liebevoll über Naoyas verwuschelte Haare. Bevor er wusste wie ihm geschah, spürte er auf einmal Naoyas warme Lippen auf seinem Mund und starrte mit großen Augen auf das Gesicht, das jetzt nur noch Millimeter von seinem entfernt war. Es war als explodierten tausend winzige Feuerwerksraketen in seinem Bauch und ein riesiger Schwarm Schmetterlinge tanzte dazu einen flotten Samba. Als sie sich wieder voneinander lösten, war Sota immer noch völlig in Trance, doch als er in Naoyas tränennasses Gesicht sah, auf dem sich jetzt wieder dieses Lächeln ausbreitete, das ihm schon gleich zu Anfang an ihm aufgefallen war, spürte er auf einmal ein Glücksgefühl in sich aufsteigen, das er noch nie zuvor erlebt hatte. Vielleicht hatte Sensei genau das gemeint.. Naoya konnte selber nicht glauben was er gerade getan hatte. Er war so glücklich gewesen, dass auf einmal jegliche Angst in ihm wie ausgeblendet war. Zum ersten Mal seit langem sah er wirklich klar und wusste genau was er zu tun hatte. Und Sota war nicht zurückgewichen. Im ersten Moment hatte er es noch auf den Überraschungseffekt geschoben, aber selbst der war schließlich irgendwann ausgereizt. Er hatte ihn geküsst und Sota hatte seinen Kuss erwidert. So was macht man nicht mit Perversen. Oder mit Freunden.. Es war unglaublich wie schnell er von tiefster Panik in den siebten Himmel katapultiert worden war. Und es fühlte sich noch besser an als er es sich vorgestellt hatte. Vielleicht war das alles doch nicht nur ein Traum.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)