Happy Birthday, Joseph von Nightprincess (...damit fing alles an, doch wie wird es enden?) ================================================================================ Kapitel 44: Gratulations and Telefontalks ----------------------------------------- Kaiba ist jetzt seit fast einem Monat in Europa, er will diese Woche noch zurückkommen, hat er zumindest in seiner gestrigen Mail geschrieben. Seit seiner Abreise hab ich nicht mit ihm telefonieren können, aufgrund des großen Zeitunterschiedes. Seine Nachrichten sind immer sehr kurz, er ist ständig unterwegs und fast jeden Tag in einer anderen europäischen Großstadt. Wie er das durchhalten kann, ist mir ein einziges Rätsel. Er gönnt sich kaum eine Pause, ich mach mir ernsthafte Sorgen um ihn, Mokuba ist ebenfalls besorgt, weil Kaiba auch ihm immer kürzere Nachrichten schreibt und weil er sich immer mehr Zeit zum Antworten lässt. Es kommt oft vor, dass wir drei Tage auf eine Nachricht von ihm warten müssen, aber wenn wir ihn darauf ansprechen, sagt er immer nur, dass er einfach zu beschäftigt war. Er fehlt mir. Sehr sogar. Ich habe oft darüber nachgedacht, ihm einfach nach Europa hinterher zu reisen, ich hab es nicht getan, immerhin hab ich Kaiba versprochen auf seinen kleinen Bruder aufzupassen, ich kann Mokuba also nicht einfach hier zurücklassen und wenn ich ihn mitnehme, wäre Kaiba sicher sauer auf mich. Also lenke ich mich mit Arbeit ab und kleinen Ausflügen mit Mokuba oder meinen Freunden. Heute jedoch steht eine ganz andere Ablenkung auf meinem Plan. Mais 27. Geburtstag, außerdem hat meine kleine Schwester ebenfalls Geburtstag, sie wird heute 15 Jahre alt. Da allerdings beide gerade nicht in der Nähe von Domino sind, kann ich sie nur anrufen und nicht persönlich sehen. Mai ist gerade in Sydney, Australien und arbeitet dort im The Star Sydney Casino und Serentiy ist mit unserer Mutter auf einer kurzen Geschäftsreise in Hongkong, China. Da der Zeitunterschied bei beiden nicht allzu groß ist, ist es mir möglich, sie problemlos zu erreichen. Ich hab meiner kleinen Schwester vor ihrer Abreise ein Handy per Post geschickt, als verfrühtes Geburtstagsgeschenk und damit ich sie an ihrem Geburtstag anrufen kann, ich hoffe nur, dass sie ihr Handy auch bei sich trägt. Ich wähle ihre Nummer mit meinem Festnetztelefon und warte. Es klingelt zweimal. „Joey?“ „Schwesterherz! Alles Gute zum Geburtstag!“ „Danke, großer Bruder. Und danke für das Handy, das ist echt klasse. Ich kann sogar Fotos machen und verschicken!“ Ich grinse leicht. „Ich weiß, ich hab es schließlich gekauft.“ „Stimmt! Hongkong ist so überfüllt und laut, ganz anders als Domino, aber die haben hier einen Disney-Themenpark und einen Ocean Park, Kaiba Land haben die hier nicht, was ich sehr schade finde, aber vielleicht eröffnet Kaiba ja noch einen hier in Hongkong.“ „Der ist gerade damit beschäftigt Kaiba Land nach Europa zu bringen, Asien steht somit gerade nicht auf seiner Liste.“ „Huh? Woher weißt Du das denn?“ „Weil er schon fast einen ganzen Monat weg ist?“ „Ach so? Wusste ich gar nicht.“ Ich seufze leise. „Also wirklich, Schwesterherz, das steht sogar in der Zeitung.“ „Ach, diesen trockenen Kram lese ich gar nicht und die Teeniezeitschriften hat Mutter mir verboten.“ „Wieso das?“ „Sie meinte, diese Klatschpresse würde einen schlechten Einfluss auf mich haben. Ich kann froh sein, dass sie meine Mangasammlung nicht gefunden hat, sie würde vermutlich in Ohnmacht fallen.“ „Warum? Versteckst Du etwa Pornos in Deinem Zimmer?“ „Nicht doch! Keine Pornos, nur leichtes Shonen ai, allerdings sind da auch ein paar Yaoi Mangas dabei, mit teilweise sehr erotischen Sexszenen.“ Mir fällt vor Schock beinahe das Telefon aus der Hand. „Yaoi? Erotische Sexszenen? Serenity! Du bist erst 15!“ „Und? Ist ja nicht so, als hätte ich selber Sex, oder? Das sind nur Mangas und außerdem nur Boys Love, also reg Dich nicht so auf.“ Ungläubig starre ich auf das Telefon und muss erstmal tief durchatmen. Meine kleine Schwester sagt zu mir, ich soll mich nicht so aufregen? „Ich soll mich nicht aufregen? Mutter dreht Dir den Hals um, wenn sie davon erfährt.“ „Mach Dir keine Sorgen, sie erfährt davon ja nichts, oder willst Du mich etwa bei ihr verpetzen?“ Seufzend schüttle ich den Kopf. „Natürlich nicht. Aber dennoch…“ „Hey, sag nicht, dass ich zu jung dafür bin. Darf ich Dich daran erinnern, dass Du schon mit 9 Jahren heimlich die Pornosammlung von Vater angeschaut hast?“ Ich schlucke nervös. „Das war nur ein Film und auch nur der Anfang. Ich wollte einfach nur wissen, was Vater immer heimlich im Wohnzimmer anschaut, wenn Mutter auf Geschäftsreise war.“ „Alles nur Ausreden. Wäre ich nicht ebenfalls ins Zimmer gekommen, hättest Du den Porno sicher bis zum Ende angeschaut.“ „Hätte ich nicht.“ „Wie auch immer. Heute scheinst Du jedenfalls ein ganz schlimmer Finger zu sein.“ „Wie meinst Du das?“ „Ich sag nur: Teas Geburtstag. Glaub ja nicht, ich hätte den Knutschfleck nicht gesehen oder Dir diese merkwürdige Ausrede auch nur für eine Sekunde geglaubt. Sag schon. Welches Mädchen ist da am Strand so schamlos über Dich hergefallen?“ Meine Hände zittern und ich erröte schlagartig bei dem Gedanken daran, wer mir diesen Knutschfleck verpasst hat. Was soll ich meiner kleinen Schwester nur sagen? Ich kann sie doch nicht anlügen! „Es…“ Ich räuspere mich nervös. „Es war kein Mädchen.“ „Kein Mädchen? Kommst Du wieder mit einer Ausrede, Dich hätte ein Hai angeknabbert?“ „Nein, das meine ich nicht. Es war halt nur kein Mädchen, das über mich hergefallen ist.“ „Kein…oh mein Gott! Du meinst, es war ein Junge?“ Ich muss das Telefon etwas von meinem Ohr weghalten, weil ihre laute und verzückte Stimme in meinen Ohren dröhnt. „Wer war es? Kenn ich ihn? Sag schon, Joey!“ „Naja. Du kennst ihn flüchtig, Du hast ihn sogar mal um Hilfe gebeten, als ich, naja, halb im Koma lag nach meinem Duell mit Marik.“ „Duell? Ah! Ich erinnere mich! Du warst fast tot und Mai war damals auch im Koma und das war alles so schrecklich.“ „Genau.“ „Aber ich hab damals nur eine Person um Hilfe gebeten und das war…aber nein, den kannst Du nicht meinen, immerhin magst Du ihn nicht sonderlich und er schien auch eine große Abneigung gegen Dich zu haben.“ Ich grinse verlegen und streich mir nervös durch die Haare. „Manchmal passieren gewisse Dinge, die ein ganz neues Licht auf die Sache werfen. Das gilt auch für ihn und mich.“ „Ernsthaft? Du bist wirklich mit Seto Kaiba zusammen?“ „Schhh, nicht so laut. Wir sind nicht wirklich zusammen, wir machen aber manchmal gewisse Dinge, die wir vorher nie gemacht hätten. Mehr Infos geb ich Dir nicht, also frag mich bitte nicht weiter aus, ja? Und behalte es bitte, bitte für Dich, okay?“ „Natürlich. Aber, Joey. Weiß Mai schon davon?“ „Mai? Natürlich nicht. Eigentlich sollte ich mit niemandem darüber reden, bisher weiß nur Tea davon, aber sie hat es ganz alleine rausgefunden.“ „Aber meinst Du nicht, dass Mai es wissen sollte? Immerhin wartet sie schon seit Ewigkeiten, dass Du sie mal zu einem Date einlädst.“ „Ach was! Sie ist doch ständig auf Achse, sie wartet ganz sicher nicht ausgerechnet auf mich.“ „Joey, Joey. Du bist manchmal wirklich schwer von Begriff. Mai ist eine Frau, die erobert werden will. Und sie ist zu stolz, um zuzugeben, dass sie sich in einen viel zu jungen Mann verliebt hat. Sie will, dass Du sie bittest, in Domino zu bleiben. Aber, wenn das mit Seto Kaiba etwas Ernstes ist, wird Mai vermutlich für immer warten müssen und das kannst Du ihr nicht antun. Du solltest sie über die neue Situation aufklären. Am besten noch heute!“ Ich schüttle aufgeschreckt den Kopf. „Das kann ich nicht! Schon gar nicht an ihrem Geburtstag!“ „Doch, Du kannst! Und wenn nicht heute, wann denn sonst? Wenn Du es nicht sofort tust, hast Du irgendwann keinen Mut mehr dazu und Du sagst es ihr nie.“ „Aber trotzdem…“ „Keine Sorge, Joey. Sie ist alt genug, sie wird es verstehen, da bin ich sicher.“ „Meinst Du?“ „Ja, meine ich. Und jetzt ruf sie an, ja? Du kannst mir ja nachher berichten, wie es gelaufen ist, okay?“ „Okay, Schwesterherz. Bis später.“ „Bis später, großer Bruder.“ Ich lege auf und kneife verzweifelt meine Augen zusammen. Das war nicht das was ich wollte. Serenity über meine Beziehung zu Kaiba aufzuklären, ist eine Sache, aber Mai alles zu beichten? Das ist eine fast unlösbare Aufgabe für mich… Seufzend wähle ich Mais Handynummer, die ich in diesem Jahr vielleicht 4 oder 5 Mal gewählt habe und ich schlucke nervös, als es klingelt und gleich nach dem ersten Tuten abgehoben wird, als hätte sie schon eine ganze Weile auf meinen Anruf gewartet. „Hallo, Blondy. Du bist spät.“ Ich räuspere mich leicht. „Hatte eine Unterhaltung mit Serenity.“ „Ah. Wie geht es ihr?“ „Sie ist mit unserer Mutter in Hongkong und es scheint ihr gut zu gehen. Hongkong ist ihr allerdings zu laut und überfüllt.“ „Da hat sie Recht. Hab mal eine Weile in Hongkong im Poker House gearbeitet, der Laden war immer gut besucht, hab viel Trinkgeld nebenbei verdient. Aber die ganze Atmosphäre hat mir nicht wirklich gefallen, bin nach zwei Monaten weitergezogen. Mich hält es ohnehin nie wirklich lange an einem Ort.“ „Ich weiß. In Domino bleibst Du auch nie lange.“ „Du gibst mir ja keinen Grund dafür.“ Meine Augen weiten sich schockiert. Kann es sein, dass Serenity doch Recht hat? Wartet Mai tatsächlich auf mich? Habe ich dann das Recht, sie noch länger warten zu lassen? „Mai?“ „Ja?“ „Ich weiß, es ist etwas unpassend, so an Deinem Geburtstag, aber ich muss Dir etwas sagen, wofür Du mich vermutlich verabscheuen wirst.“ „Wie könnte ich Dich je verabscheuen, Joey? Du hast so viel für mich getan, das ich nie wieder gut machen kann.“ „Trotzdem. Versprich mir, dass Du mich nicht hasst, ja?“ „Na gut. Ich verspreche es. Also sag schon, was hast Du auf dem Herzen?“ „Erinnerst Du Dich noch an unser Gespräch am Valentinstag, als Du bei mir im Buchladen aufgetaucht bist?“ „Selbstverständlich. Du meinst sicher meine Befürchtung, Du wärst verliebt, richtig?“ „Ja. Ich hab Dir damals zwar die Wahrheit gesagt, aber in der Zwischenzeit hat sich etwas an meiner damaligen Aussage verändert. Du hattest irgendwie Recht, dass mein Zustand der Verwirrung schnell dazu führen könnte, dass ich an irgendwelchen Lippen hänge.“ „Hhm, verstehe.“ „Du hattest damals nur in einem Punkt Unrecht.“ „In welchem?“ „Es war keine Frau, die mich damals so verwirrt hat.“ „Sondern ein Mann? Wer? Oder nein, warte. Ich kann es mir denken. Es ist Kaiba, oder?“ Ich halte sekundenlang die Luft an und atme dann geräuschvoll aus. „Woher weißt Du davon? Hat Tea was gesagt?“ „Tea? Nein. Ich telefoniere zwar oft mit ihr, aber sie hat mir nichts dergleichen erzählt. Aber ich bin nicht blind, Joey. Schon damals während des Battle City Turniers und auf dem Battle Ship hat es zwischen euch mächtig geknistert. Es war schon unnormal, wie ihr ständig wegen Kleinigkeiten aneinandergeraten seid. Kaiba hat in der Regel jeden ignoriert, der in seinen Augen nichts wert war, nur bei Dir fiel ihm das irgendwie schwer und Du bist auf jeder seiner Provokationen eingegangen, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Wundert mich nicht, dass sich eure Beziehung nun etwas verändert hat. Hattet ihr schon Sex?“ Ich schnappe keuchend nach Luft. „Mai!“ „Was denn? Ich bin mittlerweile 27. Ich hab schon verdammt viel gesehen, also tu nicht so schockiert. Sag schon, hattet ihr?“ Mein Herz pocht unnatürlich laut in meiner Brust, mein Gesicht brennt heiß und meine Kehle fühlt sich trocken an. „Ja. Mehrmals sogar.“ „Liebst Du ihn?“ Ich wisch mir eine Träne aus dem rechten Auge. „Ja. Aber er weiß es nicht.“ „Und Du willst auch nicht, dass er es erfährt? Versteh schon. Ist nicht so leicht, oder? Du tust Dich vermutlich schwer, es zu akzeptieren, richtig? Und dann ausgerechnet Seto Kaiba. Bei Yugi wäre es vermutlich weniger problematisch gewesen. Selbst bei Deinem Kumpel Tristan wäre es unter Umständen gut gegangen, er schien aber nur Augen für Deine Schwester zu haben, ebenso wie Devlin. Kaiba spielt da in einer ganz anderen Liga. Nicht auszudenken, was passiert, sollte die Presse davon Wind bekommen, dass er sich auf ein Techtelmechtel mit einem Mann eingelassen hat.“ „Es könnte seinen Ruf zerstören. Ich weiß. Ändert aber trotzdem nichts an meinen Gefühlen für ihn.“ „Du solltest es ihm dennoch irgendwann sagen, anstatt es weiterhin in Dich hineinzufressen. Es wird Dich zerstören, glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Liebeskummer kann schmerzhaft sein und wenn er Dich abweisen sollte, dann erinnere Dich an diese Worte: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Viel Glück, Blondy und vergiss mich nicht, ja?“ „Danke, Mai. Und trotz allem noch ein Happy Birthday, auch wenn es irgendwie unpassend ist. Und ich kann Dir versichern, dass Du die einzige Frau in meinem Leben sein wirst, die ich mit Sicherheit niemals vergessen werde.“ „Was ist mit Serenity?“ Ich grinse ein wenig. „Sie ist das einzige Mädchen, das ich nie vergessen werde, das ist ein riesiger Unterschied.“ Mai lacht, aber es klingt bedrückt, irgendwie traurig. „Tut mir…“ „Nein! Entschuldige Dich nicht. Und bereue nicht. Es ist gut, dass Du es erzählt hast. Ich komm damit klar. Vielleicht suche ich nach Valon und reise mit ihm durch die Welt. Ich bin ihm manchmal begegnet und er hat mich oft gefragt, ob ich noch Single bin. Nun ja. Ich hätte Dich entführen sollen, als ich noch die Chance dazu hatte.“ „Ich hätte mich vermutlich sogar entführen lassen.“ „Haha, da bin ich sicher. Wie auch immer. Hat keinen Sinn darüber nachzugrübeln. Mach‘s gut, Joey.“ „Werd’s versuchen, Mai. Wir sehn uns Weihnachten?“ „Nicht wenn ich Valon vorher finde.“ „Okay. Ich wünsch Dir Glück.“ „Ich Dir auch. Bye.“ „Bye.“ Sie legt zuerst auf und ich spüre Tränen auf meinem Gesicht, die ich vorher nicht bemerkt habe. Ich hab Mai das Herz gebrochen. Die Erkenntnis trifft mich ziemlich hart. Dabei waren wir nicht einmal zusammen. Warum muss Liebe nur so verdammt wehtun? ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)