To be forgiven von Melora (Zeig mir das Licht) ================================================================================ Kapitel 1: When the truth comes to light... ------------------------------------------- Ein Blick reichte schon, denn man sah den Kummer in seinen Augen, auch wenn der 25-jährige ihn durch ein Lächeln vertuschen wollte. Nicht umsonst kannte sie ihn nun schon 8 Jahre. Sie musste ihn nur ansehen und ihr war klar, was er fühlte, manchmal sogar, was er dachte. Ihr waren einige Dinge zu Ohren gekommen, die sie mit ihm besprechen wollte - eine alte Lagerhalle war dafür perfekt. Ihre beiden Autos standen ganz in der Nähe. An ihres hatte sich der junge Mann gelehnt, sie stand vor ihm und sah ihm in die Augen - so tief, dass er fast Angst bekam. "So, what have you done? Why did the boss want to see you, Cognac?" Ein Seufzen entfuhr ihm, gerne hätte er ihr das erspart, aber wenn sie ihn so ansah, bröckelte seine Mauer, die er sich aufgebaut hatte. Anhand ihres Blickes zu urteilen, machte sie sich Sorgen, das stand fest. "He told me some news about myself... I was shocked..." Cognac war, wie man auf den ersten Augenblick vielleicht vermuten würde, kein Amerikaner, trotzdem sprach er diese Sprache fließend, weil er in Amerika geboren worden war, sogar in derselben Stadt, wie diese Frau. "What has shocked you? Soll das heißen, dass er von deinem Beruf erfahren hat?" Unwillkürlich kam ein ungutes Gefühl in ihr auf, wenn sie daran dachte. Denn Cognac war kein gewöhnlicher Killer, er machte das aus ganz bestimmten Gründen, was ihr imponierte, deswegen liebte sie ihn. Trotz seiner Mitgliedschaft in der Schwarzen Organisation trug er sein Herz am rechten Fleck, genauso wie sie selbst - nein mehr als sie. Auch sie hasste manche Taten, die sie verüben musste, doch er war konsequenter. "He now knows Sêiichî..." Ihre Augen weiteten sich, auch wenn sie das erwartet hatte. Dass er nach einem solchen Gespräch noch lebte, konnte nur heißen, dass er ihn bestraft hatte, oder noch bestrafen würde, denn Sêiichî hatte sich unter falschem Namen in die Organisation eingeschleust, um etwas gegen sie zu unternehmen. "Oh my God, I was sensing it. I'm not really surprised or something like that, but I hoped I was mistaken." Irgendetwas zog sie zu ihm hin, so dass sie sich wenig später ganz nah bei ihm befand. Die innerliche Unruhe verlangte danach, also schmiegte sie sich an ihn. "And now? Which order did he give you? You're not dead. Also muss es etwas Grausames sein, mit dem er dich bestrafen will. Ist es ein Polizist?" Das wäre ja wohl das Schrecklichste, was der Boss von ihm verlangen könnte. Ganz aufgegeben schien er ihn nicht zu haben, dann hätte sie ihn nie mehr wiedersehen können. Ein bedrückter Ausdruck kam auf dem Gesicht des Schwarzhaarigen auf. "Schaust du deswegen so?" Wut beschlich sie, Wut auf ihren eigenen Boss, der nun jemanden bestrafen wollte, den sie von Herzen liebte. Jemand, dem diese Sache mehr als nur zusetzen würde. Seufzend antwortete Sêiichî auf ihre Frage: "Du kennst mich zu gut, Vermouth." "Und was tust du jetzt...?" Sie zitterte, was er durch die Nähe ihrer Körper bemerkte. "Was denkst du denn?" "Ich denke, du willst lieber sterben, als einen deiner Leute zu killen..." Daher kam das Zittern, entstanden aus ihrer Angst, die sie wie eine Hand ergriffen hatte. "Nun ja, ich darf mich selbst entscheiden, ob ich leben oder sterben will... das waren seine Worte..." Ein spöttisches Lachen kam von ihm. ,Wenn der Boss wüsste, wen ich liebe, hätte er mir die Chance nicht gegeben, wie ironisch das doch ist...' "Muss ich nun wirklich Bye-bye zu dir sagen, weil du das nicht ausführen kannst...?" Ihre Umklammerung wurde noch heftiger, was ihn tief in sich sehr berührte. Nun legte auch Cognac seine Arme um die Frau und drückte sie an sich. "Ach, du Dummerchen, ich will doch bei dir bleiben. Also muss ich brav sein... ich will dich nicht alleine zurück lassen... ich schaff das schon, Chris, das verkraftet mein Gewissen schon, schließlich ist es ein Auftrag..." Das war geprahlt, er würde Gewissensbisse haben, das war klar und doch war es kaum zu verhindern. Man würde ihn wahrscheinlich beobachten, immerhin war es ein Test. "Baka..." seufzte sie leise. Für sie nahm er Derartiges in Kauf, auch seine Prinzipien wollte er verletzen, sogar mit Füßen wollte er sie treten. Ihr Kopf lehnte an seiner Schulter, sie kuschelte sich demonstrativ an ihn, was nur Auserwählte wussten, dass sie es tat. Kir... Helios... Carpano - die Freunde der beiden, Leute, denen sie hunderprozentig vertrauten. Sêiichî konnte nicht anders, nahm ihr Kinn und hob es sanft an, bevor er ihr für einen Moment in die Augen sah, die einen traurigen Schimmer zeigten, was ihm fast das Herz zerriss, so dass er sie zu sich heran zog und seine Lippen auf ihre legte. Es war für beide ein ungewohnt zärtlicher Kuss, aber es schien ihm angebracht, ihr so einen Kuss zu schenken. Ihre Hände krallten sich in seine Lederjacke, die er trug. Als er sich löste, schaute er ihr lange in die hellblauen Augen, die warm strahlten, was hieß, dass sie für einen Moment glücklich war, und versank in diesen ein wenig. "Ich weiß doch, meine Süße..." Ein trauriges Lächeln war ihm gegeben, bevor er sie los ließ. "See you soon..." warf er ihr noch zu und hob die Hand. Kaum war er dabei zum Auto zu gehen, schnappte sie sein Handgelenk und zog ihn noch einmal zurück. "Halt!" "Was denn noch?" fragte er verwirrt. Kurz zögerte sie, schloss dann aber geheimnisvoll die Augen. Zu gerne wollte er in diesem Moment ihre Gedanken kennen, die ein süßes Lächeln in ihr Gesicht zauberten. "I love you... don't forget it." Wärme klang in ihrer Stimme mit, es kam wie ein Schlag für ihn, so dass sich seine Augen weiteten. ,Nur, falls du doch gehen solltest, weil du es nicht tun kannst... will ich wenigstens, dass du es weißt und richtig glücklich warst...' Blitzschnell drehte sich der 25-jährige herum, packte sie, wobei er die Blondine gegen ihr Auto presste und ihre Lippen mit seinen versiegelte. Ungestüm, wie er oft mal war, drang er mit seiner Zunge in ihren Mund und überfiel sie regelrecht. Ihr Kuss dauerte Minuten, sie kamen nicht voneinander los und taten es in aller Liebe, auch wenn sie unbeherrscht waren. Diesmal war es einer ihrer heftigsten Küsse, aber doch auf gewisse Weise liebevoll. Nach einiger Zeit löste er sich jedoch wieder, nahm ihr Gesicht in beide Hände, woraufhin er sie anlächelte. Sie spürte die Wärme seiner Hände und sah fast wie hypnotisiert aus. "Ich liebe dich auch", hauchte er, was auch sie lächeln ließ. ,Obwohl ich das schon weiß, finde ich es einfach wundervoll, das von dir zu hören...' Man konnte es ihm eigentlich ansehen, zumindest konnte sie das, wenn sie mit ihm zusammen war. "Mach dir keine Sorgen, denn ich werde heil zu dir zurückkehren, Darling." Sein Lächeln war so wunderschön, er sollte eigentlich immer so lächeln, doch wenn er es tat, dann meistens nur, um seinen Kummer nicht zu zeigen. Er ließ sie los, wobei er ihre Hände noch hielt und ihr einen Handkuss gab. "Bis bald..." Dann wandte er sich um, ging zu seinem Auto und fuhr mit monotonem Blick davon, so dass sie ihm nur nachschauen konnte. ,My heart aches so much, when I think about which feelings you must have now...' Ein trauriger Blick lag nun auch in ihrem sonst so gefassten Gesicht, ihr war zum Heulen zumute, doch sie tat es nicht. Wenn er stark war, konnte sie es auch sein, noch war er nicht gegangen, bisher war er am Leben und sie würde alles für ihn tun... "Ich geh jetzt... Schönen Tag noch..." Der 30-jährige verließ gut gelaunt das Präsidium, denn heute war sein Glückstag. Satô und er sollten ein Liebespaar spielen, um ein paar Verbrecher zu täuschen, die sich auf Paare fixiert hatten. Er würde ihr ungestraft nahe sein können und dann ihr Herz erobern. Takagi war abgemeldet, eindeutig, schließlich hatte sie ein Lächeln gezeigt, was hieß, dass sie nicht so abgeneigt war, seit dieser Trottel einen Fehler gemacht hatte. Er ging zu seinem Auto und bemerkte nicht, wie ein Mann in einem schwarzen Porsche die Augen auf ihm ruhen ließ. Er verfolgte ihn regelrecht mit dem Blick und startete den Motor, als der Inspektor eingestiegen war. Kaum fuhr sein Auto los, tat er es ihm gleich, hielt aber etwas Abstand, damit es nicht so auffiel. Inspektor Shiratori schöpfte keinerlei Verdacht. Der junge Mann in dem schwarzen Gefährt war weitaus gewitzter, er wurde ebenfalls verfolgt, wie er im Rückspiegel sehen konnte. ,Dass ausgerechnet du mich beschatten sollst, ist ja wohl die Höhe, du verdammter Psychopath!' Ein wütendes Knurren kam über den Blauäugigen, der Gins Porsche im Rückspiegel beobachtete. Ausgerechnet der, der seiner Freundin zu nahe gekommen war, sollte ihn, falls er versagen oder sich weigern würde, umlegen. ,Hättest du gerne, nein, das gönne ich dir nicht, du Schwein!' Vodka war ebenfalls als Anhängsel bei dem Mann, genauso wie Kalina, vor welcher Cognac sowieso etwas Angst hatte - die war genauso wenig wie Gin noch ein Mensch, nein Monster waren die. Obwohl diese Frau noch mehr Herz als Gin hatte, die war aber von Natur aus bekloppt und liebte Gin. Das war alles, was an ihr noch menschlich war, ihre Liebe zu einem Psychopathen. ,Alleine würdest du nicht mit mir klarkommen, Gin, deswegen seid ihr zu dritt, ihr feigen Ekelpakete...' Nun konzentrierte sich der 25-jährige wieder auf den Mercedes vor sich, der um eine Ecke bog, so dass er es ihm gleich tat. Bei einem Zeitungsstand hielt der Kriminalist an und stieg aus, weswegen auch der andere ausstieg, er folgte ihm in einem gewissen Sicherheitsabstand, bevor ein Schuss ganz in der Nähe ertönte und beide sofort in besagte Gasse stürmten. Es war eine Falle, das wusste der Schwarzhaarige, anders als Shiratori. Keuchend blieben sie stehen und schauten sich um. Was war das nur für ein Schuss gewesen? "Sie sind Polizist, deswegen tragen Sie eine Waffe", meinte ein für Shiratori unbekannter Mann, so dass er sich zu ihm herumdrehte. "Ja, das stimmt." "Tja..." Sie sahen sich an, der Jüngere schaute ihm dabei in die Augen. "Ist was?" "Ja... etwas ganz Fürchterliches wird hier geschehen", sagte er, wobei er noch zögerte, weil seine Hand nicht wollte, dass er die Waffe auf den Mann richtete. Doch dann zielte man auf Shiratori, welcher geschockt in den Lauf schaute. Blitzschnell schloss der andere die Augen und drückte ab. Er hatte es nicht sehen wollen. Shiratori stöhnte kurz, woraufhin er an der Wand zu Boden glitt und regungslos liegen blieb. ,Es musste sein...' redete sich der Schwarzhaarige ein und drehte sich herum, wo schon Gin stand und ihn mit einem psychopathischen Lächeln beäugte. "Netter Schuss... mitten zwischen die Augen", lobte er ihn, woraufhin Cognac gehässig auflachte. "Tja, das war eben ich", kam angeberisch von Gins Gegenüber, bevor er leicht irre auflachte, so wie es Vermouth immer tat. Er konnte den bösen Killer perfekt spielen, sein Großvater war nicht umsonst Schauspieler. "Ja, ja, bist ein braver Junge, Cognac-chan", machte sich Gin lustig, denn er spielte nur eine Runde mit ihm, stand schließlich auf so etwas. "Ich wusste, du würdest uns nicht enttäuschen!" Der blonde Mann richtete seine Waffe auf Cognac und drückte sofort ab, was der Schwarzhaarige nicht hatte kommen sehen und ins Straucheln gerriet, so dass er auf die Knie fiel, was Gin belustigt beobachtete, denn jetzt stand er über ihm, auch wenn ihre Ränge anderes meinten. "Die war für das Schweigen dem Boss gegenüber!" meinte Gin gemein, bevor man einen Schritt hinter ihm hörte, der definitiv zu einem Frauenschuh gehörte. Cognac konnte sie aus seinen halboffenen Augen sehen und dachte sich für einen Moment, dass sie wirklich böse schaute. Man konnte ihr förmlich ansehen, dass sie Hass verspürte und sich von diesem leiten lassen wollte. ,Nein...' Doch zu spät, sie visierte Gin an. "Und das ist für die Kugel, die du Cognac verpasst hast, du Abschaum!" Die Frau löste einen Schuss aus, der Gin in den Kopf traf, so dass dieser sofort tot umfiel. Cognac stand der Schock ins Gesicht geschrieben - seine Freundin sollte solche Rachefeldzüge am besten ganz sein lassen und schon gar nicht seinetwegen zur Furie werden... Dem Schwarzhaarigen trat Schweiß auf die Stirn, der von seinen Schmerzen herrührte. Vermouth pustete den Rauch, der aus ihrer Waffe kam, weg und lachte gemein auf. "Ich konnte es mir nicht verkneifen, Darling..." Sie beobachtete Sêiichî, wie ihm langsam die Augen zufielen und er nach vorne kippte, weswegen die 31-jährige auf ihn zustürmte und ihn im letzten Augenblick auffing. Ihr Blick, der Genugtuung ausstrahlte, fiel auf ihren Exgeliebten, der aber nie so etwas wie ein Gefühl in ihr hatte wecken können. ,Das tut mir gar nicht Leid, Schandfleck...' "Chris, Kalina, die ist auch da..." Für einen Moment schien sie überrascht über die Worte ihres Freundes zu sein. Statt der Genannten war auf einmal jemand ganz anderes hinter ihnen. Eine dunkelblonde Frau mit Haaren bis zum Kinn, so dass Cognac sie mit großen Augen musterte und in ihre gefährlich glänzenden Augen sah. Chianti war hergekommen, um sich persönlich um diese Schnepfe zu kümmern. Und sie würde genießen, Vermouth sehen zu lassen, wenn sie Cognac tötete. "Weißt du, wie es ist, wenn man denjenigen verliert, den man liebt, Vermouth?" Kaum waren die Worte aus Chiantis Mund gekommen, hatte sie ihre Waffe auf die beiden gerichtet und sie geladen. Es dauerte keine Sekunde, da hatte sich die Blondine erhoben und ebenfalls eine Waffe gezogen. "Dazu musst du erst mal an mir vorbei, um ihm etwas zu tun!" meinte Vermouth und grinste überheblich. "Du möchtest doch, dass ich es sehe, nicht wahr? Wenn du mich jetzt tötest, wird mir das aber entgehen..." Cognac, der jetzt beinahe ohnmächtig am Boden lag, noch seine Waffe in der Hand hatte, richtete diese auf Chianti, woraufhin man ein Knacken hörte und ein Stöhnen folgte, nach welchem Chianti nach hinten umkippte. "Jetzt... Liebling... sind wir quitt." Vermouth drehte sich zu Cognac um, sie seufzte. "Klappe, Baka-chan... Wenn Kalina hier rumrennt, bin ich nicht scharf drauf, noch länger hier zu sein, weil mir die Kugeln schon fast ausgehen..." Wenn diese Frau Gin sah, würde die aber austicken, darauf hatte die Blondine heute keine Lust, also wollte sie mit Cognac das Weite suchen, bevor die Rothaarige hier auftauchen würde, um Ärger zu machen. Sie nahm den Bewusstlosen, legte ihn sich über die Schultern und rannte davon, auch wenn das nicht ihr Stil war... Stunden später lag Sêiichî versorgt in ihrem Bett, um sich auszuruhen. "Jetzt liege ich doch tatsächlich hier rum", stöhnte der Verletzte und verzog leicht das Gesicht, "nun bin ich für nichts gut..." Die Schauspielerin wusste ganz genau, warum er so jammerte, nämlich weil er sie jetzt nicht flachlegen konnte, so war er nun einmal - ein kleiner Süchtiger. "Wer sagt das? Ach doch, du bist für etwas gut...", die Blonde stieg zu ihm ins Bett und kuschelte sich an ihn, "dafür", hauchte sie ihm ins Ohr und sah ihm in die Augen. "Das ist so süß von dir...", meinte der Schwarzhaarige total gerührt, so dass sie stöhnte. "Nenn mich noch einmal süß und ich hau einfach ab..." Ihre Beschwerde belustigte ihn, also strich er mit einer Hand über ihren Hintern, wobei er lächelte. "Dann eben nicht süß, sondern sexy..." "Aha, so schlecht kann es dir ja nicht gehen..." "Boah, doch..." Sein Griff um sie wurde fester, weshalb sie halbwegs an ihn gedrückt wurde. "Pass auf deine Verletzung auf!" Selbst verletzt gab der noch keine Ruhe, was aber total typisch für ihn war, er war ihr verfallen, jedoch stand er damit nicht alleine, wie sie ihm offenbart hatte, also ließ sie sich das Ganze gerne gefallen. "Ruh dich aus, Gin hat mal wieder reife Arbeit geleistet, tze..." Wenn der nicht schon tot wäre, hätte sie ihn wohl noch mal ermordet. Vor lauter Erschöpfung fielen ihm die Augen zu, so schlief er mit ihr im Arm ein, doch da sie noch nicht müde war, beobachtete sie ihn, wie er friedlich schlief. Auch wollte die Frau auf ihn Acht geben, weshalb sie gar nicht erst ans Schlafen dachte. ,Ich wüsste doch zu gerne, wer gepetzt hat...' Ein verträumtes Lächeln lag auf ihrem Gesicht, er war schon ein toller Mann, hatte tiefsinnige Gefühle für gewisse Menschen und war bis auf ein paar Macken total liebenswert, was ironisch dazu war, dass er einfach so Leute umbrachte. ,Er sieht so süß aus, wenn er schläft...' Sie himmelte ihn regelrecht an, doch das konnte im Moment sowieso keiner sehen, also war es okay so. Nachdem sie ihn eine Weile angeschaut hatte, schaute die 31-jährige auf ihre Digitaluhr. ,Schon fünf Uhr? Jetzt liege ich schon seit drei Stunden hier rum und schaue ihn an, ich bin auch irre...' Zufrieden wie sie war, schloss sie die Augen, während ihr Kopf an seiner Schulter lehnte, weshalb auch sie in einen tiefen Schlaf fiel. Gegen zehn Uhr am Morgen wurde die Blondine durch seine sanften Lippen auf ihren geweckt, sie blinzelte verschlafen und öffnete nur ein Auge, um ihn anzusehen. "Was denn?" "Bist du etwa immer noch müde?" Er bekam eine leichte Kopfnuss von ihrer Faust. "Ja, man, ich bin spät eingeschlafen..." "Ach, wann bist du denn eingeschlafen, Darling?" "Etwa um fünf", seufzte sie, wobei sich ein Rotschimmer auf ihre Wangen legte, immerhin hatte sie ihn die ganze Zeit angeschaut. "Putzig, Vermouth, warum wirst du denn rot?" stichelte er sie, wobei sein Strahlen allerdings ironisch wirkte. "Ich bin nicht rot", widersprach sie ihm trotzig und gab ihm erneut eine Kopfnuss. "Und ob. Was hast du denn die ganze Zeit über getan, dass du rot wirst?" "Dich angesehen, du Perverser!" Das war ja wohl echt ungeheuerlich, was er ihr da zu unterstellen versuchte, weshalb ihre Faust ihm noch mal einen leichten Schlag gegen die Stirn beibrachte. "Davon wird man rot? Wohin hast du geschaut, he, du Perverse?" ärgerte er sie, so dass sie schmollte und sich herumdrehte, weshalb er ihren Rücken anstarrte. "Ich schlaf noch eine Runde, tze..." ,Wie ein kleines Mädchen... voll ironisch...' Trotzdem grinste er jetzt vor sich hin und schmiegte sich an sie, weil sie so verdammt betörend roch. Die machte die Männer schon mit ihrem Duft an, von anderen Dingen ganz zu schweigen. Als die Blondine den Anschein erweckte, dass sie wieder eingeschlafen war, öffnete er ihr vorne den Reißverschluss, entfernte das Oberteil und zerrte an ihrer Hose herum, bis auch diese verschwunden war. So, wie sie nun war, in ihren knappen Dessous presste er ihren Körper wieder an sich und döste selbst noch ein wenig. Eine halbe Stunde später wachte sie erneut auf, da sie ein Zittern erfasst hatte. "Ich friere, was hast du da wieder angestellt?" Er konnte es wohl einfach nicht lassen. Sêiichî, der sowieso noch halb wach war, zog die Decke höher und drückte sie enger an sich. "Ich will meine Klamotten wieder." Ein Seufzen von ihr, während sie sich zu ihm herumdrehte und ihm mit gespielter Heulmiene in die Augen blickte. "Ach, bin ich der Dame nicht gut genug zum wärmen?" Sie fing an zu lachen und wäre wahrscheinlich aus dem Bett gefallen, wenn sie nicht hinter ihm gelegen und sich an ihm festgehalten hätte. Er schluckte ihre Worte wohl mal wieder vollkommen, damit konnte man den Mann gut ärgern, weil er alles zu glauben schien, wenn es nur von ihr kam. Das war einerseits gefährlich, denn sie konnte durchaus andere perfekt täuschen und dann benutzen, andererseits war sie aber auch froh darum. Das Lachen stoppte, als sie seinen Blick sah, was ihr wehtat, ihn so zu sehen. Mal wieder war ihr bewusst, was er dachte und fühlte. "Ach, schau doch nicht so." "Ich habe den Kriminalisten wirklich getötet..." Ein Seufzen kam, woraufhin sie über seine Wange fuhr. "Du sagtest doch selbst, dass es ein Auftrag ist und dich keine Schuld trifft, das meintest du doch, oder? Also, denk nicht mehr dran." Sie wollte nicht diesen verletzten Blick sehen müssen, nur weil der Boss ein skrupelloses Arschloch war. "Was wirst du dem Boss sagen, wenn er fragt, wieso du Gin umgebracht hast?" "Die Wahrheit. Er sollte dir nur folgen und schauen, was du treibst, nicht auf dich schießen... wir können alles ja etwas verschlimmern und sagen, er hätte dich umbringen wollen. Nachprüfen kann sowieso keiner, ob er dich töten oder nur verletzen wollte..." Das Spiel hatte sie sich nun mal nicht geben können. "Ich habe Angst, dass er dahintersteigt! Es sieht dir ja nicht ähnlich, Männern zur Hilfe zu eilen, wenn sie dir total egal sind..." "Überlass den nur mir, der ist wie du im Bezug auf mich... Er kann mir nicht lange böse sein, ich brauche ihn nur etwas nett anlächeln und alles ist vergessen..." Cognac schloss die Augen, in seinem Gesicht kam Missfallen auf, sie sah sofort, dass ihm etwas nicht passte. "Lächle besser nicht zu nett, sonst kommt er noch auf Ideen..." Nein, teilen wollte er sie auf keinen Fall und jeder wusste, wie sehr der Boss auf Vermouth, seine Schönheit abfuhr. Es überkam den jungen Mann jedes Mal der Ekel, wenn er daran dachte. Kein Mann außer ihm hatte sie so zu berühren - schon gar nicht so ein alter Sack. In einer Tiefgarage lief schon der Motor eines hellen Porsche, eigentlich hatte es der Mann eilig, wollte gar nicht erst wirklich von jemandem aufgegriffen werden, was aber nicht für Freunde galt. Rena hatte sich hinten rein geschlichen, nachdem sie heimlich hier aufgetaucht war, während er noch etwas geschaut hatte. Gerade als der Schwarzhaarige in sein Auto steigen wollte, konnte er dunkel widerhallende Schritte hören, die sich näherten, also schaltete er den Motor noch einmal ab. "Achtung, da kommt wer", flüsterte er ins Auto, sah dann aber aus der Entfernung schon, dass es sich um einen Mann handelte. Wenigstens keine Frau, die auf ihn abfuhr, er war ungemein erleichtert. Der 25-jährige hatte den um zwei Jahre Älteren gar nicht gesehen, da er den Kopf gesenkt hatte - zu nachdenklich war er. Erst als er ihn hob, sah er Carpano. "Job beendet, Cognac?" fragte er ihn, weshalb man ihm nur ein Seufzen als Antwort gab. "Ja..." "Beschissenen Tag gehabt?" "Beschissener geht's heute echt nicht mehr, aber Morgen ist auch noch ein Tag." Rena lauschte den beiden Männern, die sich unterhielten und schloss die Augen. ,Vermouths kleiner Liebhaber... was den wohl so runtergezogen hat?' "Oje, hast du schlechte Aufträge bekommen?" "Mhm, nicht nur das... ich bin aufgeflogen, Carpano." Oh weiha. Wenn er als Verräter noch lebte, hatte das zu bedeuten, dass... "Lässt er dich etwa Kriminalisten töten, weil du selbst einer bist?" Das sah dem Boss ähnlich, man konnte bei ihm verdammt schnell und tief fallen, wenn man ihn verärgerte. Dann holte er zu seinem finalen Schlag aus. Wenn schon denn schon, war sowieso die Devise dieses Mannes. Er genoss es, Leute vor ihrem Tod noch mal richtig fertig zu machen, bevor er sie ganz abschoss. "Wie schlau du bist... Tja... Wahrscheinlich werde ich keine anderen Aufträge mehr kriegen..." Sêiichî senkte den Blick, er wusste nicht, wie lange er diese Scharade aushalten würde, bis es endgültig zu spät war und er seelisch so fertig sein würde, dass er freiwillig aufgab. Vielleicht wollte der Boss es ja so? "Ist dir klar, Cognac, dass es noch schlimmer kommen könnte, wenn du bei ihr bleibst? Es ist schlimm genug, wie es ist." Der 25-jährige schloss die Augen und hob den Kopf, was ihn wehleidig wirken ließ. "Sie ist aber das Einzige, was mich noch aufrecht erhält, sonst wäre ich längst schon daran kaputtgegangen." Da der Mann ihn schon fast sein gesamtes Leben lang kannte, wusste er, dass Polizistenmorde ja wohl das Schrecklichste für Sêiichî waren, nicht nur, weil er selbst einer war, sondern auch, weil er viele Polizisten kannte und mit ihnen befreundet war. ,Na ja, ich würde ja gerne sagen, scheiß drauf, ich höre ganz auf, aber dann würde man mich umbringen... Es ist schließlich meine Pflicht für alle, die mich mögen, weiterzuleben, also darf ich nicht aufgeben...' Trotzdem beherrschte ihn sein schlechtes Gewissen regelrecht. Er verübte diese Morde schließlich, das war nicht entschuldbar. Sollte allerdings der Boss mal geschnappt werden, konnte man ja wohl keinen von ihnen für die Pläne dieses Mannes verantwortlich machen, wo sie alle nur überleben wollten. Das war zumindest seine Traumvorstellung. Es könnte auch anders kommen und sie würden alle ins Kittchen wandern. Am besten sperrten die ihn dann wenigstens zu Vermouth in die Zelle. "Mir wäre es am liebsten, ich könnte alles vertuschen... unser Vater wäre sicher sehr enttäuscht." Er war zwar nicht Sêiichîs richtiger Vater, aber dieser behandelte ihn wie seinen Sohn - das Schlimmste an dieser Sache war, dass er auch zur Polizei gehörte, das würde wehtun. "Was würde er wohl sagen, wenn Klein-Sêiichîs Geheimnis rauskommt?" verspottete er sich selbst und lachte kurz sarkastisch, denn er machte sich selbst fertig. "Klein-Sêiichî, der immer prahlte: Ich gehe zur Polizei!" Das machte auch Carpano traurig, so dass er die Augen geschlossen hatte und erst einmal schwieg, immerhin war es Sêiichîs Bestimmung, bei der Polizei zu arbeiten, das hatte sich schon gezeigt, als er etwa 11 gewesen war. "Tut mir Leid für dich, Sêiichî, dass es so enden musste, aber du wolltest ja nicht hören. Du musstest ja einsteigen. Dir war doch klar, dass du morden musst... Dass alles so gekommen ist, kann man nicht mehr ändern. Halte dir aber vor Augen, dass diese Morde dich nicht zum schlechten Menschen machen." Er selbst hatte auch Gewissensbisse, obwohl er nie Unschuldige tötete, meistens waren es Leute, die ihm schaden wollten, denn auch er war ein Verräter, der hoffte, die Organisation würde fallen. Im Grunde waren sie schon welche, wenn sie überhaupt an so etwas zu denken wagten. Vermouth sollte bloß nicht den falschen Leuten von ihrem Traum rund um Silverbullet erzählen, das könnte echt böse enden, sie klammerte sich an diese kleine Hoffnung. Irgendwie traurig, wie verzweifelt sie doch waren und sich an jede Chance hängten. Der Boss hatte allerdings so seine Absicherungen, es war nicht leicht, an ihn heran zu kommen. Als Außenstehender eigentlich sogar unmöglich. Man wurde schlichtweg aus dem Weg geräumt, wenn es denn mal eintraf. Die einzigen überlebenden Ermittler mit viel Wissen waren Tatsuji Fujimine und Shuichi Akai, vielleicht noch Conan Edogawa, Heiji Hattori und Kôji Miura. Bis auf Tatsuji, seinen Cousin Conan und Shuichi waren sie jedoch eher harmlos. Kôji hielt sich so weit raus, wie es ging, beziehungsweise, man hielt ihn brav raus, immerhin war er auch Shuichis Cousin, der ihn versuchte zu beschützen. Dass dieser Irre so einen Lichtblick hatte, war ja fast verwunderlich. Womöglich hatte der Typ Langeweile gehabt und deswegen entschlossen, andere zu beschützen, jedenfalls nichts Großartiges. Oder es ging ihm einfach nur um seine Feindschaft mit Gin. Hauptsache er hatte einen Grund, auf den Kerl los zu gehen. Was würde der wohl sagen, wenn er erfuhr, dass sein geliebter Feind nicht mehr unter ihnen weilte? "Tja, ich sollte los, Carpano, wir sehen uns..." Wir sehen uns, sollte man als Versprechen ansehen, er sagte es zurzeit wirklich jedem, egal wem. "Gib auf dich Acht, Cognac..." Aufgrund der Worte drehte sich der Angesprochene mit einem halbherzigen Lächeln noch einmal herum. "Sollte mein Auftrag Ryochi heißen, lasse ich dich's wissen... dann lasse ich mich freiwillig von dir killen, Carpano... Ich erwarte sogar von dir, dass du mich erschießt..." Den Kopf senkend, drehte sich Sêiichî wieder herum, während der Mann hinter ihm einen Moment stockte, bevor er seufzte. Er erwartete das von ihm, der konnte ihn mal sonstwo lecken, es gab immer Mittel und Wege. ,Komiker... Sicher doch...' Rena schaute zu ihm, als er in das Auto stieg und mal wieder total monoton aussah, kein Lächeln oder Derartiges im Gesicht, wieso auch? "Das klingt ja furchtbar, wie kann er denn so was sagen?" "...Tja..." Der Motor wurde gestartet, bevor das Auto aus der kleinen Parklücke und Richtung Ausgang fuhr. Drinnen war es zwar hell, doch keiner konnte die Insassen Dank getönter Scheiben sehen, was gut so war... Das Auto wurde durch Zentralverrieglung verschlossen, woraufhin der Schwarzhaarige über die Straße gehen wollte, als er von hinten festhalten und in die kleine Gasse hinter sich gezerrt wurde. Er drehte sich herum und seufzte. "Was willst du, Chianti?" fragte er sie, ohne sich anmerken zu lassen, dass er sie widerlich fand, was ihn sehr viel Beherrschung kostete. Sie schlang ihre Arme um ihn und küsste ihn, weshalb der Schwarzhaarige sofort abwehrende Laute von sich gab. Gut, Baileys hatte es manchmal auch auf ihn abgesehen, weil sie Vermouth ausstechen wollte, aber die da, das war echt zu viel. Mit einem Ruck löste er sich von der Frau und wischte sich angewidert über den Mund. "Bah, du bist mir zu hässlich, zisch ab!" fauchte er, niemand, den er hasste, hatte ihn derartig zu küssen, schon gar nicht, weil er ihre Feindin liebte, so war es doch, oder nicht? Oder fand die ihn am Ende echt noch scharf? Er war sich bei dieser Person nicht so ganz sicher. Calvados hatte sie ja auch an der Backe gehabt. Der arme Mann, die hatte ihn doch mehr als nur einmal genervt, wobei er wie Cognac auch, nur Augen für Vermouth gehabt hatte. "Ich bin nicht hässlich!" erwiderte die Dunkelblonde und zischte wütend. "Aber wohl nicht so supertoll wie... Vermouth!" Der Name wurde extrem bissig und verhasst ausgesprochen, man konnte ihr anhören, wie gern sie sie hatte. "Allerdings nicht, nicht mal annähert, ihr seid wie Tag und Nacht." Es war zu spät, Cognac fing schallend an zu lachen, obwohl er weniger schöne Menschen nicht absichtlich verletzte, zumindest in den meisten Fällen, bei Chianti machte er allerdings eine Ausnahme, der schadete so etwas nicht, sonst kam die noch auf blöde Gedanken. Alleine bei ihrem Anblick wurde ihm schlecht, dann küsste die ihn auch noch, wie widerlich. "Was ist so toll an der Frau, die andere im Stich lässt, wenn sie sie nicht mehr braucht? Sie würde auch dich alleine lassen, sie denkt im Grunde immer nur an sich selbst, das verwöhnte Weibsstück!" Sie lachte sarkastisch. "Auf mich kann man sich wenigstens verlassen." ,Auf sie kann man sich auch verlassen...' Es stimmte zwar, sie hatte Calvados alleine gelassen, der sich dann selbst erschossen hatte, dafür konnte seine Freundin nichts, wenn er lieber tot sein wollte, als beim FBI zu landen. Sêiichî war schon so oft von ihr gerettet worden, seine Meinung war nicht zu erschüttern, auf Leute, die sie hassten, hörte er sowieso nicht. "Tja, du solltest in den Spiegel schauen, Chianti, wenn du dann nicht drauf kommst, solltest du einen Augenoptiker aufsuchen." Was konnte er schließlich dafür, wenn diese Frau dachte, sie könnte bei einer so schönen Frau wie seine Freundin eine war, mithalten? "Außerdem hat sie einen äußerst scharfen Verstand." Das sollte lediglich heißen, dass sie schlauer als Chianti war, was er ihr nicht ganz klar und deutlich sagte, aber sie musste von selbst drauf kommen. ,Und sie hat mehr Herz als du. Sie sieht Mord nicht als was Gutes an. Dein Beruf sagt ja wohl alles. Du schießt auf alles und jeden, auch aus Langeweile.. Du würdest besser zu Gin passen... Gott, warum habe ich nicht richtig getroffen, als ich abgedrückt hab? Jetzt habe ich diese Scheiße hier... Eine dreckige Scharfschützin, die bei mir landen will... Ich glaub', ich übergeb' mich gleich...' Auf dem Weg nach Hause lauerte ihm eine weitere Person auf, es war anscheinend nicht wirklich Cognacs Tag. Der Schatten fiel um die Ecke, so dass der 25-jährige ihn sah. "Wer ist da schon wieder?" fragte er patzig und in nicht gerade erfreutem Ton, bevor ein weiterer, schwarzhaariger Mann, mit etwas längeren Haaren als er selbst mit seinem Gewehr um die Ecke bog. "Nur ich, sonst keiner." Scheinheilig trat er an den Jüngeren heran, redete vollkommen normal mit ihm, bevor er weit ausholte und das Gewehr in Cognacs Gesicht beförderte, wodurch er nach hinten gegen die Wand geschleudert wurde. Jami konnte total unberechenbar sein, wenn es darauf ankam, so wie gerade eben, in diesem Moment, in dem er seinen besten Freund, den er innerhalb der Organisation je gehabt hatte, mit einem Gewehr verprügelte. "Sag mal, spinnst du?" fragte Cognac entzürnt und wischte sich Blut, das aus seinem Mund getreten war, aus dem Gesicht. "Ich dachte, wir wären Freunde?" Vermouth würde ihn naiv nennen, weil er das nämlich war, wenn er dachte, Jami wäre weiterhin sein Freund, wenn dieser von seinem bösen Verrat erfuhr. "Steck dir deine Freundschaft an den Hut, du verlogene Ratte!" Erneut schlug Jami voller Wut zu, wieder mitten ins Gesicht des anderen, es wirkte, als wollte er damit nicht mehr aufhören. Den sollte keine Frau mehr ansehen können, wenn er mit ihm fertig war. "So geht's Verrätern, na, du Bulle?" So einer konnte doch unmöglich der Freund eines hochgestellten Organisationsmitgliedes sein, der stand doch auf deren Seite, nicht auf seiner. Nicht umsonst hatte Cognac absichtlich den Boss belogen, was seinen Namen anging, das war ein Beweis dafür, dass er die Organisation immer verraten hatte, er hatte alle getäuscht, auch Jami, dieser war schwer enttäuscht von ihm und musste es ihm heimzahlen. Das Gewehr wurde auch in die Magengegend versenkt, wodurch der 25-jährige unter einem leichten Schmerzensstöhnen auf die Knie fiel. Das nutzte Jami gleich wieder aus, um von der Seite zuzuschlagen, so fest, dass Sêiichî zur Seite umgeworfen wurde und jetzt am Boden lag. Er wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand, hustete und kniff ein Auge zu, immerhin hatte Jami ordentlich ausgeteilt. "Du wirst kündigen, sonst werde ich noch andere Geschütze auffahren, Sêiichî Iwamoto!" "Ich spionierte da rum, du Idiot!" Gerade, als Jami die Augen zu Schlitzen verzog und voller Zorn aufknurrte, wurde das Gewehr von hinten geschnappt und er somit davon abgehalten, noch einmal auf den am Boden liegenden, wehrlosen Mann einzuschlagen. "Ich denke, das ist genug, Jami, er hat sein Fett weg!" sprach sie ihn an, so dass er sich halb zu ihr herumdrehte und in ihre hellblauen Augen sah. "Halt dich da raus, Vermouth! Es ist nicht dein Job, Verrätern zu helfen, das würde dich selbst zu einer Verräterin machen, das willst du unserem Boss doch bei seiner Laune nicht wirklich zumuten, oder Herzchen?!" Ein spöttischer Ton kam in seiner Stimme auf, während er ihr mit stechend scharfem Blick in die Augen sah. "Och, das ist nichts dagegen, wie es dir gehen wird, wenn du ihn nicht auf der Stelle zufrieden lässt, verstanden?" Sie redete regelrecht auf ihn ein und warf ihm einen entzürnten Blick zu, den er durchaus zu deuten wusste. "Ach, Schatz, mach dich nicht unglücklich, ich möchte dich nicht am Ende töten müssen, nur weil du zu einem Verräter hältst!" Er riss sich los und wagte es erneut auszuholen, woraufhin sich ein scharfer Schmerz auf seiner Wange ausbreitete, den sie ihm gerade beigebracht hatte. "Du hast nicht das Recht, ihn zu quälen! Denk, was du willst, aber du wirst ihn nicht mehr schlagen! Schau ihn an! Er rührt sich kaum noch! Der Boss will ihn lebendig, nicht tot! Du machst dir Ärger, nicht ich! Ich sorge nur für Ordnung, du alter Ausraster!" Was bildete sich diese blöde Kuh eigentlich ein? Sie kam ihm in die Quere, hielt ihn davon ab, seinen Job zu machen und schlug ihn dann auch noch mit ihrer Beretta, aber sonst ging's der gut? "Ach du Scheiße, du bist ja total auf den fixiert! Seit wann denn so was? Du brauchst doch viele Männer, nicht nur einen, genauso wie ich viele Frauen brauche." Dachte er etwa, dass er eine Frau, wie sie eine war, verstehen konnte? Der Blondine entwich ein gehässiges Lachen. "A secret makes a woman woman, aber das kennst du doch schon, nicht wahr, Trottel? Ich will nicht, dass du deinen besten Freund so quälst, bei dir hackt es ja wohl!" Wieder wurde der Frau bewusst, was sie an Jami verabscheute und wiederum an Cognac so sehr schätzte, Jami war in seiner Zeit in der Organisation herzlos geworden, was Sêiichî erspart geblieben war. Und dafür wollte man ihn jetzt andauernd bestrafen, das war so ungerecht, also musste sie etwas dagegen tun, wenn sie die Möglichkeit hatte. Es wäre besser für ihren Freund gewesen, wenn er herzlos gewesen wäre, denn dann wäre es ihm nicht so schwer gefallen, all diese Morde zu begehen und er würde auch nicht unter seinem schlechten Gewissen leiden. "Wie weich macht dich dieser Kerl, Vermouth? Das bekommt dir nicht, ich warne dich!" Klick. Die Waffe war geladen worden. "Ach nicht? Du nennst mich weich? Soll ich dir zeigen, wie weich ich bin, indem ich dir eine Kugel ins Hirn jage, hm?" Das konnte er gerne haben, sie war sowieso gerade in Stimmung. "Das zeigt nur, wie verrückt du bist! Durchgeknallt! Irre! Und lebensmüde auch noch!" Sie bewegte den Zeigefinger am Abzug. "Forder es besser nicht heraus." "Liebling, das würde nur blutig enden. Sobald du abdrückst, würde ich dich mitnehmen... Du möchtest doch nicht sterben, oder? Was tust du zum Beispiel, wenn hier in der Nähe jemand bloß darauf wartet, dass du einen Fehler machst und sie endlich abdrücken darf?" "Du bluffst, Jami." Cognac schaute mit einem sehr erbärmlichen Blick zu beiden hoch. "Nein, es stimmt, Chianti ist hier... mach jetzt besser keine Dummheiten." "Ach, Chianti, die trifft aus der Entfernung doch nie und nimmer meinen hübschen Kopf." "Sie ist aber ganz in der Nähe, nicht mal 300 Yards entfernt... das bringt die fertig." Cognac schien gerade Angst zu bekommen, sie hingegen hatte sich gut im Griff. "Trotzdem ist jetzt Schluss, Jami!" Vermouth war von Natur aus ein wahres Biest, also verpasste sie Jami einen Schlag ins Genick, woraufhin dieser zu Boden ging. "Dafür kann man mich nicht bestrafen, da würde der Boss austicken!" Sie beugte sich zu Cognac runter und lächelte, auch wenn sie gerade eine verdammte Wut verspürte, wenn sie sich das Resultat von Jamis Attacke so ansah, dann zog die 31-jährige ihren Freund langsam hoch, wobei er zischte. "Hast du schlimme Schmerzen?" "Ich kann's überleben, wenn du das meinst." Ihre Hand fuhr sachte über seine Wange. "Morgen hast du ein paar Feilchen, darauf kannst du wetten, er hat ja richtig zugeschlagen." "Du aber auch... das hättest du bei anderen nicht gedurft." "Tja, Jamis Schwäche heißt nun mal Frauen, er kann sie nicht schlagen... da kann man sich ja mal etwas mehr rausnehmen..." Während die Frau ihn stützte, gingen sie vorwärts. ,Ich wusste doch, dass du es nicht wagen würdest, Chianti. Wie dumm, dass ihr alle Angst haben müsst, dass man euch für so was erledigt. Mir geht's da besser, das ist aber ja auch das Mindeste, was ich erwarten kann, wenn ich ihn etwas gucken lasse.' Allmählich dämmerte es, die Wolken verdeckten die Sonne heute sowieso, es war regnerisch und recht kühl, als die Braunhaarige um die Ecke bog. Sie schaute zum Tokyotower während sie lief und rannte so eine andere Person regelrecht um. "Passen Sie doch auf, verdammt noch mal!" fauchte man die 51-jährige an, so dass diese sich an den Kopf fasste. "Tut mir Leid, das wollte ich... nicht." Sie stockte und blickte in die dunklen Sonnengläser einer damenhaft gekleideten Frau. Sie trug einen Mantel und hohe Stiefel. ,Die sieht ja aus wie...' Ein Seufzen entfuhr der Älteren. "Sind Sie nicht-?" ,Nicht auch noch ein bekloppter Fan, ich will hier weg!' dachte sich die Schauspielerin und verdrehte die Augen, was die andere ja nicht sehen konnte. "I'm nobody, byebye." Mit unfreundlichem Ton in der Stimme ging sie an der Frau vorbei, die sich herumdrehte. ,Sie ist es, zweifellos.' Die Braunhaarige mit dem Namen Jane schloss die Augen und folgte ihr, was der Schauspielerin natürlich nicht unbemerkt blieb, also blieb diese stehen und drehte sich wütend herum. "Wollen Sie mich jetzt verfolgen?" Sie hatte keine Ahnung, dass sie diese Person kannte, hatte sie zu gut verdrängt, außerdem war das Ganze ewig her - hatte in einem anderen Leben stattgefunden. "Wenn es sein muss, eigentlich möchte ich mich nur mit dir unterhalten." Unverschämt war die auch noch. "Ich steh nicht so auf Interviews." Chris winkte ab und drehte den Kopf arrogant weg. "Ach, nicht? Das tut mir aber Leid, ich würde mich dennoch gerne mit dir unterhalten, immerhin bist du die Tochter meiner besten Freundin aus der Elementaryschool." Für den Moment wirkte sie wie ein kleines Mädchen. ,Wie bitte?' Chris beäugte die für sie Fremde argwöhnisch. ,Die kannte Sharon..?' Es war normal geworden, dass sie in der dritten Person von sich selbst dachte. "Und? Meine alte Dame ist aber tot, was also soll das? Ich habe weder Zeit noch Lust, mich mit einer Freundin meiner Mutter zu unterhalten." Sie rückte sich die schwarzen Sonnengläser zurecht und rümpfte die Nase. ,Wie eingebildet kann man sein?' Jane seufzte leicht in sich hinein. "Sharon, lass den Unsinn, ich weiß, dass du dich dahinter verbirgst, also komm wieder runter", zischte die Braunhaarige und blickte sie verärgert an. ,Woher? Woher weiß sie das denn jetzt?' Diese Frau musste sie gut kennen, wenn sie hinter ihre Maskarade schauen konnte, aber wer sie war, war der 31-jährigen noch nicht ganz klar. ,Warum kommen andauernd Leute, die mich kennen... Mir reicht's bald!' Chris beugte sich zu Janes Ohr und flüsterte ihr scheinheilig etwas zu: "Nicht hier, Sweetheart, lass uns das auf meinem Hotelzimmer bereden." Sie wusste nicht, wie sich ihre Freundin gewandelt hatte und ging mit einem Nicken auf das Angebot ein, ohne zu wissen, was diese Frau für Pläne haben könnte. Sie folgte ihr, bis sie beim Haido-Hotel und im zweiten Stock bei einer Suite ankamen, die Chris bewohnte. Der Boss hatte sie dort untergebracht und erlaubte ihr nur sehr selten vor die Tür zu gehen, und wenn dann etwas getarnt. Wenn der wüsste, dass sie schon wieder als Chris draußen rumspazierte, würde er sie bestrafen. Die 31-jährige öffnete mit einem Kartenschlüssel die Tür und bat Jane hinein, noch wusste sie nicht, was sie tun würde, erst wollte sie über die Identität dieser Frau Bescheid wissen. Sie hoffte für sie, dass sie nicht vom FBI oder Derartigem war. Die Frau machte eine Flasche Rotwein auf und füllte ihn in zwei Gläser, woraufhin sie diese auf den Tisch stellte und sich auf die Eckcouch platzierte. "Also, wer bist du?" fragte die Frau freundlicher als vorhin, so dass Jane Tränen in die Augen traten. "Du weißt es nicht? Du erkennst deine beste Freundin nicht?" Sie seufzte. "Aber, du hast allen Grund dazu, es sind so viele Jahre vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Aber ich habe deine Stimme erkannt. Unter Tausenden würde ich sie wiedererkennen, außerdem hat keine Tochter die Stimme ihrer Mutter, das geht einfach nicht, unmöglich." ,Ich habe einen Fehler gemacht... das wird mir jetzt erst bewusst.' Chris setzte ein nettes Lächeln auf, sie konnte gar nicht anders. "Jane, das ist wahr, es ist über 30 Jahre her. Was ich treibe, weißt du ja, aber was hast du gemacht? So weit ich weiß, hast du einen anderen Weg eingeschlagen, sonst wären wir uns sicher begegnet, immerhin wolltest du auch Schauspielerin werden." Janes Lächeln verwandelte sich in Bekümmernis. "Ach, Sharon, bei all dem Ärger, den ich hatte, wäre es ein Wunder, wenn ich doch Schauspielerin geworden wäre, aber nein. So viel Mist ist geschehen, also wollte ich andere vor so etwas bewahren. Ich bin Detektivin geworden. Seit Marcus' Tod ist nichts mehr wie es war. Mein Vater ist ja kurz darauf auch spurlos verschwunden, bisher konnte ich ihn nicht finden." Vermouth bemühte sich, den Schock zu verbergen, den sie erlitten hatte, denn es wurde gerade schockierend. Ihre beste Freundin war Detektivin und wohl ohne es zu bemerken der Organisation auf der Spur. "Meinst du, das bringt etwas? Er ist doch schon Jahre lang verschwunden." "Anders, als die Polizei habe ich die Suche noch nicht aufgeben, selbst wenn man ihn für tot erklärt hat. Ich werde erst aufgeben, wenn ich seinen Leichnam mit eigenen Augen gesehen habe. Du kennst mich doch, oder nicht? Ich gebe niemals auf, so war es immer und das wird auch immer so bleiben, Sharon." Die Angesprochene machte sich Sorgen um ihre alte Freundin, immerhin sollte man niemals ahnungslos gegen die Organisation vorgehen. Das konnte einen schnell das Leben kosten. Die Leute innerhalb dieser Organiation waren schließlich, was ihre Morde anging, sehr gründlich. "Aber, Jane, es ist über 30 Jahre her, seit er verschwand. Das ist, denke ich, vergebene Liebesmühe..." Eigentlich ja nicht, sie hätte ihr so leicht sagen können, wo ihr Vater steckte, aber sie konnte nicht, aus Angst, man würde sie umbringen. Außerdem war sie Detektivin. Solche Leute hatten von Natur aus Abneigungen gegen Verbrecherringe. Bei ihr würde es nicht anders sein. "Aber mal was ganz anderes, was ist geschehen, dass du dich hinter deiner Tochter verstecken musst? Du bist ja eigentlich tot. Erklär mir jedes mikrige Detail, das interessiert mich total. Hattest du Ärger?" Sie wollte ihr, wenn es so war, am liebsten helfen, dafür war sie ja Ermittlerin. Genau das, was Sharon nicht wirklich wollte. Das wusste sie natürlich, anders als ihre Freundin. ,So kommt's wieder raus... Ich habe alles falsch gemacht...' Ein Blick, der nichts anderes als Fluchtgedanken andeutete, erschien auf dem Gesicht der Blondine. "Was ist es, dass du dich dafür schämst, mhm?" Sie erfasste die Schulter ihrer Freundin. ,Ich will dich nicht enttäuschen, deswegen werde ich nur die Hälfte erzählen...' Nun lächelte sie wieder, wobei es erzwungen war. "Erinnerst du dich noch an Keichiro? Dieser Japaner, der bei uns gewohnt hat?" Jane, die gerade ihr Glas genommen und hatte trinken wollen, stellte es zurück auf den Tisch, wobei die rote Flüssigkeit fast überschwappte, da sie es hastig und wutentbrannt tat. "Stellt dir dieser Psychopath noch immer nach?" Ein sarkastisches Lachen kam von Sharon. "Der hört nicht eher auf, bis er ins Gras beißt, glaub mir. Deswegen habe ich mich sterben lassen, verstehst du? Ich habe mich zu Grabe tragen lassen... Chris kann er gar nicht ab, sie ist genau so, wie er eine Frau nicht leiden kann, schon ironisch, was? Das hat mir in den Kram gepasst." "Du bist vor ihm geflohen!" ,Nein, vor mir selbst bin ich geflohen... Ich konnte nicht mehr so weitermachen und musste was ändern. Jetzt bin ich schon wieder so weit... Ich bin doch echt bescheuert. Andauernd will ich mich ändern, jedes Mal, wenn etwas schiefgeht.' In ihren Rollen konnte sie sich vor sich selbst verstecken, weswegen sie gerne mal jemand anderen spielte, das war schon fast zu einem Teufelskreis geworden. Hauptsache weg von den Pflichten rund um diese Organisation. Weg vom Boss, weg von Gin, weg von all dem Bösen, das sie umgab. ,Um mich herum sind andauernd Kriminalisten...' Das war echt deprimierend, anscheinend kannte sie die falschen Leute, da war sie bei Organisationsmitgliedern besser aufgehoben. "Aber dir geht's gut, ja? Bist du ihn los, oder erkennt er dich auch?" Sharon schüttelte den Kopf. "Nein, meine Tochter hatte immer mehr Glück im Leben als ich. Das verdammte Miststück kriegt immer alles, was sie will. Ich lasse es mir gut gehen. Sie hat einen tollen jungen Mann an ihrer Seite, von dem ich mich verwöhnen lassen darf... Ja, mir geht's gut..." Jane zog eine Augenbraue hoch und musterte sie verwirrt. "Wir scheinen beide jüngere Männer vorzuziehen. Meiner ist fast 10 Jahre jünger." "Du hast aber nicht doch geheiratet, oder?" "Doch, ich bin vernünftig geworden, stell dir nur mal vor. Und wie alt ist der Freund deiner Tochter?" Ein Schweißtropfen lief über die Wange der Blondine, während sie die Augen schloss. "Ähm, na jaaaaa, er ist 25 geworden." Sie seufzte. "Na, so krass drauf bin ich dann doch nicht." Die hatte etwas mit einem Mann, der gut als ihr Sohn durchgehen konnte, das war wirklich heftig. "Wieso krass? Chris hatte eine Affäre mit ihm, das muss ich doch ausnutzen." Ein hinterlistiger Blick erschien auf dem Gesicht der gebürtigen Amerikanerin. "Mein Mann starb früh, da kann ich mich ohne schlechtes Gewissen einem anderen Mann hingeben! Sie hat ihn sowieso nicht verdient, die tut dem armen Kerl doch nur weh, da kümmere ich mich lieber um ihn, was er mir zurückgibt, ist ja nicht übel." "Hey, du versautes Etwas, also wirklich." "Wieso versautes Etwas? Würdest du, einen 25-jährigen, der dich anhimmelt, nicht auch sofort vernaschen, wenn er auch noch traumhaft ist? Er hat zwar durchaus ein paar Macken, aber ansonsten kann ich mich darüber nicht beschweren, was wir uns geben, Chris weiß so was eben nicht zu schätzen, er ist eigentlich zu schade für sie. Trotzdem liebt er sie, er hält mich ja für sie." "Das ist aber ein falsches Spiel, denn im Grunde liebt er sie, nicht dich." "Damit muss ich wohl leben, mich lieben eher Psychopathen, ich habe mit so was nur Pech." Der Boss, Chardonnay, Carignan, Gin, Shuichi, die hatten doch alle etwas von ihr gewollt, da war Cognac ein wahrer Segen. Er war das Normalste, seit dem Tod ihres Mannes, das sie in ihrem Leben gehabt hatte. "Na ja, das scheint normal zu sein, zumindest im Showbiz", meinte Jane ruhig, wobei sie ihre Freundin auch etwas beruhigen wollte. "Marcus und du, ihr wart füreinander bestimmt, ich fand es schlimm, was damals passiert ist. Aber eine Frage noch: war das damals Keichiro? Was denkst du? Er hatte es dir ja auch angedroht." Verblüfft blickte die Blonde ihr Gegenüber an. "Mit Sicherheit... Komm aber nicht auf die Idee, ihn zu suchen. Er ist und bleibt gefährlich! Ich komme schon klar. Außerdem war Marcus das erste aber nicht das letzte Mal, dass er so etwas getan hat. Du weißt doch, wie mein Mann starb? Es ging durch alle Medien, dass er an einer Krankheit gestorben ist. Nun, Keichiro kennt Leute, Ärzte, Wissenschaftler, die ihm ein Mittel geben konnten, das meinem sowieso kranken Mann den Rest gegeben hat. Das hat er sogar bei seinem eigenen Bruder gemacht. Beide sind auf die gleiche Weise gestorben. Und das Mittel... das ist nicht nachweisbar, sonst wäre er längst hinter Gitter." Der traurige Klang in in ihrer Stimme sagte aus, dass sie noch immer trauerte, egal wie lange sie auch tot sein mochten. "Und deswegen klammerst du dich an einen 25-jährigen? Einer, der dich nicht liebt?" "Er liebt, was er sieht... das macht mir nichts aus." Oberflächlich waren ja die meisten, außerdem mochte er sie so, wie sie sich ihm gegenüber verhielt, also liebte er auch ein Stück weit sie selbst, immerhin hatte sie ihre Tochter selbst ins Leben gerufen. Sie war zwar um einiges kälter als Sharon, aber in seiner Gegenwart flaute das eigentlich ziemlich ab, er bemerkte ja nicht, dass er es mit einer älteren Frau zu tun hatte. "Außerdem liebt er mich so, wie ich mich ihm gegenüber verhalte. Das reicht schon - er braucht es nicht wissen, das würde ihn nur kränken, ... denke ich." Das Letzte fügte die Frau an, denn hundertprozentig sicher war sie da nicht. "Männer..." Jane seufzte, immerhin hatte sie genau solche Sachen an Männern früher immer gehasst, bis sie mal auf den Geschmack gekommen war. "Wenn er dich gut behandelt, dann... ok, aber sollte er das mal nicht tun, ruf mich." Die blonde Frau musste schmunzeln, als Jane das todernst von sich gab - im Moment hatte sie ihre Freundin zurückgewonnen, die sich genauso wie früher um sie kümmerte, was sie wirklich glücklich machte. Es schien sich rein gar nichts verändert zu haben. Diese Macke von eben hatte sie schließlich immer gehabt. Jane hatte die meisten Jungs vorher schon verjagt, bevor sie überhaupt an Sharon hatten rankommen können, nur Marcus hatte sich nicht abwimmeln lassen. Wer hätte gedacht, dass ihn diese Liebe ihn den Tod treiben würde? "Tut mir ja wirklich Leid, Sweetheart, aber ich habe noch einen wichtigen Termin wahrzunehmen. Du weißt ja, dass ich hier wohne, also kannst du ruhig mal vorbeikommen." Okay, es war wirklich gefährlich, aber sie wollte dieses Risiko eingehen. Jetzt allerdings würde sie sich den Boss wohl geben müssen, ob sie wollte, oder nicht. Es war nicht angebracht, einfach nicht zu erscheinen, wenn er sie sehen wollte, das würde nur Ärger bedeuten. "Na gut, ich fand's schön, dich nach den Jahren wieder gesehen zu haben und ich will mich unbedingt noch ausführlicher mit dir unterhalten, alte Freundin." Jane schloss sie in die Arme und genoss es für einen Moment, ihr so nahe zu sein, bevor sie sich löste. "Geht mir auch so... Bis bald, Jane..." Sie wartete, bis die Frau nach draußen verschwunden war und betrachtete sich dann noch einmal im Spiegel. Die 31-jährige bemerkte, dass ihr Lippenstift verblasst war und zog ihn sorgfältig nach, bevor sie das Hotelzimmer verließ und sich auf den Weg zu ihm machte. Noch bestimmte dieser Mann ihr Leben, dagegen konnte sie wenig tun, er hatte einige Methoden auf Lager, um sie gefügig zu machen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)