Der Glasgarten von Gadreel_Coco ================================================================================ Kapitel 163: Der Glasgarten Teil II ----------------------------------- Der Glasgarten Teil II Schuldig ging zügig auf Ran zu. „Nein!“, rief ihn Kudou zurück doch Schuldig hatte nur Augen für diese gequälte Erscheinung. „Verdammt komm zurück“, rief ihn erneut Kudou. Da wurde Ran auf ihn aufmerksam und drehte sich zu ihm um soweit es die Fäden zuließen. Schuldig stoppte augenblicklich als er Rans Gesicht sah. Es war völlig verzerrt zu einer tierisch verzweifelten Fratze verzogen. Sein Mund wirkte etwas zu groß, die Augen voller Hass auf ihn gerichtet. Er schrie ihn plötzlich an und wehrte sich noch heftiger gegen die Fesseln die ihn hielten. Er riss stärker als zuvor an ihnen und sie begannen sein weißes Hemd aufzureißen. Blut quoll daraus hervor. Schuldig schüttelte den Kopf. Ran so zu sehen schmerzte ihn. Kudou trat neben ihn. „Wir können froh sein, dass er gefesselt ist.“ „Was?“, keuchte Schuldig und starrte fast blind auf dieses entsetzliche Bild. „Ich will ihn befreien.“ „Nein. Er wird in Schach gehalten. Das ist gut so.“ „Was, warum?“ „Erkennst du nicht wo wir sind?“ „Ähm in seinen Erinnerungen?“ „Ja, aber darin in seiner Gefühlswelt.“ Schuldig wischte sich die Tränen von den Wangen. Er holte tief Luft. „Was passiert wenn ich ihn berühre?“ „Er verschwindet für immer.“ „Ich kann dieses Gefühl auslöschen... für immer?“ „Denk nicht einmal daran. Das ist ein Teil seiner Persönlichkeit. Erinnere dich daran wie ihr euch begegnet seid. War es nicht genau dieser Teil von ihm der dir begegnet ist?“ Schuldig verzog das Gesicht zu einer unglücklichen Maske. Tatsächlich waren es dieses Gefühle, die Ran für ihn interessant gemacht hatten: Schuld und Scham. Hilflosigkeit, Rache und Wut. Und diese gequälte, gefesselte Seele... Er konnte sie ihm nicht nehmen, weil Ran damit leben musste. Er würde ihm einen Teil seines Weges herausschneiden. „Was jetzt?“ „Wir müssen den Auslöser finden.“ „Was ist das?“ „Eine Art Verbindung zum nächsten Bereich.“ „Er wird von Fäden gehalten die an den Kreuzen fixiert sind.“ „An ihnen müssen wir vorbei. Dort hin.“ Kudou zeigte auf den Berg aus Kreuzen. Es hielten ein paar Meter Abstand zu dem verzweifelten und wütenden Abbild von Ran. Schuldig schlängelte sich unter oder über den Fäden vorbei und hatte es fast geschafft als ein leises Ping ihn innehalten ließ. Einer der Fäden war gerissen als er ihn mit dem Knie berührt hatte. Das hatte aber keine große Auswirkung, Ran riss nur mehr heftiger an den verbliebenen Fäden was ihm aber keine Freiheit schenkte. „Was passiert wenn er auf mich losgeht?“ „Er wird dich berühren. Das wirft uns hinaus. Wenn du ihn dagegen berührst um dich zu verteidigen vernichtest du ihn.“ „Warum?“ „Weil der Teil in dir der Strukturen auflöst momentan aktiv ist, sonst könnten wir hier nicht eindringen.“ „Du meinst der... Reaper?“ „Ja.“ Sie waren durch die Fäden gelangt und sahen den Berg hinauf. „Kann ich nicht den Healer aktivieren? Das andere Ding?“ „Das würde uns zum jetzigen Zeitpunkt gefährden.“ „Warum?“ „Weil wir sonst nicht weiterkommen. Hier ist alles in einem gesunden Zustand. Um den Healer einzusetzen müsstest du zuvor etwas zerstören. Siehst du etwas dass du zerstören willst?“ „Ehrlich gesagt alles.“ Kudou seufzte und kletterte voran. „Was ist mit meinen Füßen?“ „Sie berühren nicht wirklich den Grund. Dieser Eindruck entsteht weil du den Boden visualisiert hast. Du hast dir selbst einen Raum erschaffen um dich orientieren zu können.“ Schuldig hatte einen Fuß auf einen Querbalken eines Kreuzes gesetzt als dieses Gebilde ins Wanken geriet und zwischen den Weißen Kreuzen und den Körperteilen die er langsam zu erkennen glaubte Blut hervorquoll. Er hörte den Gesang wieder und blickte sich um. Kudou kam zurück zu ihm und sah auf etwas hinter ihm. Schuldig drehte sich um und direkt hinter ihm tauchte aus der Blutmasse eine Gestalt auf. Etwa im Jugendalter, aber eindeutig Ran. Allerdings komplett aus Blut. Die Masse hielt die Form auf ihm und lief auch nicht nach unten. „Du darfst hier nicht sein.“ Schuldig nickte. „Was willst du hier?“ Die Stimme war arglos und neugierig. „Ich will Ran zurückholen.“ „Bin ich verloren gegangen?“ „Ja.“ „Dann finde mich.“ „Das will ich.“ „Warum?“ „Weil ich ihn liebe.“ „Liebe? Das kenne ich.“ Das Blutding, das wie Ran aussah lachte und verschwand wieder nach unten mit einem Platschen. Es spritzte nach oben und saute ihn ein. Schuldig wandte sich zu Kudou um. „Das war...“ Etwas zog an seinem Knöchel und riss ihn plötzlich in die Tiefe. Er streckte seine Hand nach Kudou aus, konnte sie aber nicht mehr fassen bevor es finster um ihn herum wurde. Der Gesang erklang erneut bevor das Lachen leiser wurde und mit dem Gesang verhallte. Wo zum Teufel war er? „Kudou?“ Es kam keine Antwort. Dann musste er sich an seine Anweisungen halten. Er musste visualisieren. Alles wurde plötzlich sehr hell in schimmernde Pastelltöne getaucht. Wow. Er hasste Pastelltöne. Es gab kein oben und kein unten. Er schwebte eine geraume Zeit vor sich hin, doch irgendwie passierte rein gar nichts. Als er die Augen schloss erschrak er und riss sie prompt wieder auf. Shit er durfte hier nicht einpennen. Als er aufschrak stellte er fest, dass er Boden unter sich hatte und über sich einen blauen Himmel. Er setzte sich auf und sah sich um. Er war an einem Strand. Der pudrige Sand schob sich zwischen seine Zehen und das Meer rauschte und war endlos am Horizont zu sehen. Hinter ihm waren Palmen. Das Blut in seiner Kleidung war verschwunden. Er hörte ein Glöckchen und wandte sich dem zu und nahm seine Suche auf. Irgendwo würde ihn dieses Glöckchen hinführen. Er sah etwas Glitzerndes ins Unterholz verschwinden. War das eine Katze gewesen?! Banshee? Er schien auf dem richtigen Weg zu sein. „Warte“, hörte er und drehte sich wieder um. Kudou stand hinter ihm, in kurzen Hosen, Strandlatschen und einem Shirt auf dem ein Smiley ihm die Zunge herausstreckte. „Hast dir Zeit gelassen.“ „Zeit existiert hier nicht.“ „Ja, klar du weißt schon was ich meine.“ „Hmm“, brummte Kudou. Das Glöckchen ertönte wieder und Schuldig nahm seinen Weg in diese Richtung wieder auf. Unterwegs fand er etwas auf dem Boden und sah es sich genauer an, er widerstand der Versuchung die weiße Feder aufzunehmen. Sie kamen an einem Wasserfall vorbei. Sie fanden erneut Federn. Teilweise waren sie so lang wie sein Arm. „Ist das der Grund?“ „Warum glaubst du er ist es?“ „Keine Ahnung... weil es hier sehr idyllisch ist. Fluffipuffi – Idyllisch. Wenn jetzt noch rosa Häschen herumspringen und sprechende Teddybären würde es mich nicht wundern.“ „Ich bin mir nicht sicher was das ist, aber der Grund nicht“, sagte Kudou nachdenklich. Sie kamen auf einen Weg und gingen ihn entlang. Aus der Ferne konnten sie im Dickicht der Palmen und anderen Gewächse eine Lichtung erkennen. Schuldig blieb stehen als sie näher kamen. „Das sieht komisch aus.“ „Lass uns näher gehen.“ Schuldig zog ein düsteres Gesicht. Irgendetwas sagte ihm, dass ihm das hier nicht gefallen würde. Sie konnten durch das Dickicht Metall erkennen. Als sie hindurchtraten und auf die Lichtung traten standen sie vor einem großen quadratischen Käfig. „Ich weiß was das ist“, sagte Kudou gut gelaunt als hätte er den Hauptpreis in einem Ausschreiben gewonnen. „Ah ja? Erzähl“, sagte Schuldig langsam und skeptisch. Er war sich nicht sicher ob das gut war was sie im Käfig fanden. „Sein geheimer Ort. Seine Schatzinsel.“ Kudou sah nach oben und Schuldig ging etwas näher. Im Käfig lag ein Mann mit orangefarbenen langen Haaren und weißen Flügeln, wirklich großen Flügeln. Er lag auf dem Bauch und schlief, die Flügel lagen angeschmiegt auf dem Boden und zitterten leicht bei jedem Atemzug. „Das bist du, sieh nur“, sagte Kudou erfreut über den friedlich schlafenden Kerl der Schuldigs Kopie war. Um seine Gelenke lagen Metallfesseln die über dünne Ketten zu den Metallgittern führten. Eine gläserne... was... Katze fauchte ihn von außerhalb des Käfigs an, doch der schlafende Mann reagierte nicht darauf. „Was soll das?“, fragte Schuldig gedehnt. „Du bist sein größter Schatz.“ „Das habe ich verstanden, Klugscheißer. Aber das hier sieht etwas martialisch aus.“ „Er hat Angst dich zu verlieren, also hat er dich für sich gesichert.“ „Können wir ihn aufwecken.“ „Das wäre keine gute Idee. Wir müssen ohnehin hier weg.“ „Warum?“ „Weil wir hier nicht zu lange verweilen dürfen. Ran könnte denken, dass sein größter Schatz in Gefahr ist und Gegenmaßnahmen einleiten. Lass uns von hier verschwinden.“ Schuldig folgte Kudou und sie gingen zurück zum Wasserfall. „Ich weiß nicht, ob ich geschmeichelt sein soll, dass ich sein größter Schatz bin, oder mir um ihn oder um mich Sorgen machen soll.“ Kudou ging voran und sie kamen wieder zu dem Wasserfall. „Gefällt es dir nicht, dass er dich so sieht?“ Schuldig schmälerte seinen Blick und verzog den Mund mürrisch. „Ich weiß dass er Verlustängste hat...“ „Gab es keine Situationen in denen er sich kontrollierend verhalten hat?“ „Sicher gab es die. Das war manchmal auch nötig.“ „Warum sorgst du dich dann?“ „EIN ENGEL? Im Ernst? Weiße Flügel? Wirklich?“ Kudou sah ihn erstaunt an und lachte dann schallend. Das war irgendwie untypisch für ihn. „Das ist entwürdigend!“, fauchte Schuldig diesen lachenden Lackaffen an. „Findest du?“ „Ja, verdammt finde ich. Hätten es nicht wenigstens schwarze Flügel sein können? Das wäre ja noch irgendwie gegangen, aber weiße?“ „Es sah sehr unschuldig aus.“ Schuldig schnaubte. „Ja“, sagte er gedehnt. „Un-Schuldig trifft es genau.“ Kudou ging in das Wasser hinein und näherte sich dem Wasserfall während Schuldig weiter am Ufer stand und vor sich hin grübelte. Aus der Ferne war plötzlich ein Geräusch zu hören als würden filigrane Ketten gegen Metall schlagen. Schuldig drehte sich um. „Komm mit, wir sollten jetzt wirklich abhauen.“ „Mich würde interessieren wie dieser Engel so ist“, flüsterte Schuldig und er richtete seinen Blick in die Richtung aus der sie gekommen waren. Er versicherte sich, dass Kudou nicht sah wie er sich dorthin aufmachte und verschwand wieder im Dickicht. Die Lichtung kam wieder in Sicht und er lugte durch das Blätterwerk. Im Käfig hatte sich etwas getan. Schuldig wurde von dem Wesen welches sich dort eingefunden wie magisch angezogen. Es schien aus geschliffenem Glas zu bestehen, so filigran und zerbrechlich wirkend, dass sich Schuldig nicht vorstellen konnte wie es sich bewegen konnte. Es war durchscheinend und doch nicht. Das war Ran. Es stand dort und sah auf das Federvieh, dass wie Schuldig aussah hinunter. Ein Flügel hob sich und Ran ging in die Hocke um sich dann unter den Flügel zu legen und sich an diesen Schuldig zu schmiegen. Sein Doppelgänger im Käfig hielt die Augen immer noch geschlossen und von Ran war nur mehr der Kopf zu sehen. Schuldig wollte näher treten und machte einen Schritt aus dem Dickicht heraus. Der Flügel hob sich ruckartig und plötzlich sah er sich konfrontiert mit einem kristallinen Ran der ihn direkt ansah und soweit Schuldig das erkennen konnte war er nicht begeistert. Seine Augen waren schwarz und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er kannte diesen Gesichtsausdruck: Ran war sauer. Das konnte er selbst auf die paar Meter Entfernung erkennen. Der Käfig zitterte. Schuldig spürte, dass er nicht hier sein sollte. Er nahm die Beine in die Hand und rannte zurück. Kudou stand noch immer im Wasser als Schuldig hinein rannte. „Wir müssen weg.“ „Das sage ich die ganze Zeit.“ „Schneller meine ich.“ „Was hast du getan?“ „Nichts. Aber ich habe ETWAS gestört und...“ Kudou sah in die Richtung der Lichtung und drehte sich rasch zum Wasserfall um. „Verstehe. Los komm...“ „Müssen wir hinter den Wasserfall?“, fragte Schuldig. Das hatte tatsächlich etwas von einer Schatzinsel... „Nein, lass dich nach unten ziehen.“ Schuldig tauchte und ließ sich vom herabstürzenden Wasser nach unten drängen. Es prasselte so heftig auf ihn ein, dass er glaubte ertrinken zu müssen. ‚Lass los, du klammerst dich an diesem Bereich fest.’ ‚Tu ich nicht!’ ‚Du tust es. Lass los.’ ‚Wie?’ ‚Ertrinke.’ Schuldig öffnete den Mund und ließ das Wasser ein. Er hatte nicht das Gefühl zu sterben und ihm war klar, dass dies nicht möglich war, also ließ er es zu. Trotz aller Rationalität blieb das Gefühl der Angst. Dunkelheit schwappte über ihm zusammen und das Gefühl des Wassers verschwand. Er trieb in Dunkelheit dahin. ‚Kudou?’ ‚Ja. Ich bin hier.’ ‚Ich kann nichts sehen.’ ‚Visualisiere. Wir sind in einem neuen Bereich.’ Schuldig konzentrierte sich und um sie herum wurde es heller. Glänzende Strukturen bildeten sich und schimmerten matt. Sie wurden durch flirrende silberne Plättchen in der Umgebung erhellt. Woher kamen diese Plättchen? Sie befanden sich überall in der Atmosphäre... nun in der visualisierten Atmosphäre. Sie flitterten herum wie zerschnittenes Lametta und sie kamen von oben. ‚Wir sind da... glaube ich’, vernahm er von Kudou. ‚Das ist der Grund?’ ‚Ich denke’, sagte Kudou. Auf Schuldig wirkte diese Aussage nicht ganz sicher. Um sie herum bildete sich eine Landschaft aus... Glas.’ ‚Glas?’ ‚Nein ich glaube auch Kristall. Spröde’, kommentierte Kudou fasziniert. „Sieh dir diese hohen wild durcheinanderwachsenden Kristallstreben an.“ Schuldigs Blick richtete sich nach oben. Über der ganzen Landschaft waren monströse Streben, die in der Dunkelheit verschwanden als würden sie die Welt um sie herum abstützen. Sie verliefen quer und ohne Ordnung in alle Richtungen. Aus dem Nichts kommend und dorthin verschwindend. Kudou sah sich um. ‚Wir sind selbst auf einer dieser Streben.’ Schuldig erkannte auf den Kristallstreben unterschiedliche Strukturen. Sie waren winzig auf die Entfernung. ‚Wir sind auf dem Grund’, sagte Kudou. Schuldig sah ihn an. ‚Ist es bei jedem Menschen so?’ ‚Nein. Nicht so vielschichtig, plastisch und massenhaft voll von Informationen.’ ‚Nur bei Runnern?’ ‚Ja.’ ‚Immer aus Kristall oder Glas?’ ‚Nein. Jeder Runner hat individuelle Eigenschaften die ihn geprägt haben.’ Für einen Moment huschte der Ausdruck von Trauer über Kudous Gesicht. Schuldig konnte sich das nicht erklären. Wohl sein eigener Ausdruck über die Situation die sich in Kudous Gesicht widerspiegelte. ‚Wir müssen ihn suchen’, sagte Kudou dann. ‚Ran?’ ‚Ja, sein Bewusstsein.’ ‚Wie kann sein Bewusstsein...’ Schuldig sah sich um. ‚Vergiss es.’ ‚Nicht direkt sein Bewusstsein, es ist nur ein Teil des Ganzen. Du Visualisierst alles, auch Prozesse, Gefühle und Gedanken. Sein Bewusstsein ist der Schlüssel für das alles. Ohne dieses Kernstück, diesen Motor, diesen Antrieb...’ ‚Komm zum Punkt’, forderte Schuldig genervt. ‚Es ist das was gemeinhin als Seele bezeichnet wird.’ ‚Wir suchen also Rans Seele.’ ‚So ist es.’ ‚Dann war das was ich vorhin im Käfig gesehen habe Rans Seele?’ ‚Was hast du gesehen?’ ‚Ran in Kristallform oder ähnlichem.’ ‚Vermutlich ist es das.’ ‚Vermutlich? Ein wenig vage, findest du nicht?’ Kudou antwortete nicht, sondern drehte sich zu ihm um und sah ihn ernst an. ‚Du musst mir jetzt gut zuhören bevor wir unsere Suche beginnen.’ Schuldig nickte artig. ‚Du fasst hier nichts an. Rein gar nichts. Jedes Blatt, jede Pflanze, jeder Strauch sind eine Fülle an Informationen, die von der Wurzel bis zur Blattspitze Verbindungen besitzen. Alles was du berührst...’ ‚Ja, alles was ich berühre verschwindet auf Nimmerwiedersehen’, lamentierte Schuldig. ‚Ich wollte nur sichergehen, dass du es auch verstanden hast.’ ‚Ich bin nicht dumm.’ ‚Das habe ich auch nicht gedacht.’ Sie gingen los, wobei gehen nicht der richtige Begriff dafür war. Sie bewegten sich vorwärts aber sahen zu, dass sie dieses kristalline Glas nicht berührten. Blumen und Pflanzen wuchsen überall. Riesige Bäume und seltsame Blüten wechselten sich mit bekannten Gewächsen ab. Wenn sie Bereiche nicht passieren konnten, weil die Pflanzen zu dicht wuchsen gingen sie außen herum oder schwebten darüber hinweg. Manchmal war ein sanftes Klingen zu hören als würde Glas auf Glas treffen obwohl kein Wind zu spüren war. Sanfte Töne begleiteten ihren Weg. ‚Ich verstehe nicht warum ich nicht hier bin.’ ‚Ein Abbild von dir?’ Kudou lachte leise. ‚Bist du sicher, dass du nicht dumm bist?’ ‚Du wohl nicht mehr so ganz.’ ‚Hast du die Schatzinsel vergessen?’ ‚Ja, aber ich war nicht aus Kristall?’ ‚Natürlich nicht. Kristall ist spröde, Kristallglas schön aber je nachdem auch sehr zerbrechlich.’ ‚Ja und? Seine Erinnerungen sind schließlich alle hier. Warum bin ich nicht hier?’ Kudou entfernte sich etwas von ihm und Schuldig folgte ihm frustriert. ‚Erklär es mir’, forderte Schuldig. ‚Ich wünschte...’ ‚Du bist doch so etwas wie meine Erinnerungen um mir zu helfen Rans... vor mir aus ... Seele wieder in Schuss zu bringen, also...’ Kudou lachte wieder, aber es hörte sich für Schuldig eher traurig an. ‚Sicher bin ich das. Ich weiß Vieles von dem... was dir De la Croix beigebracht hat und was du offensichtlich vergessen hast.’ ‚Das ist nichts Neues, ich vergesse wichtige Dinge.’ Kudou drehte sich so rasch um, Erschrecken im Gesicht deutlich zu sehen dass Schuldig stoppte. ‚Du vergisst?’ ‚Ja. Ich habe Ran schon einmal vergessen. Ganz am Anfang.’ Wusste sein Gehirn das nicht mehr? Diese Gespräche mit sich selbst verwirrten ihn. Eine Unterhaltung mit sich selbst über das Vergessen. Irgendwie mehr als nur ein bisschen seltsam. ‚Seit wann vergisst du?’ ‚Weiß ich nicht mehr so genau. Ich habe Kitamura vergessen. Ran hat das wieder hervorgebracht.’ ‚Ja, der Einfluss des Runners in ihm.’ ‚Wie hat er das gemacht?’ ‚Nicht absichtlich denke ich. War es ein emotionaler Moment?’ Schuldig sah ihn sparsam an. ‚Könnte man so sagen.’ ‚Dann hatte er sicher keine Kontrolle über sich und hat sich geöffnet...’ ‚Hätte ich das nicht merken müssen?’ ‚Niemals. Du bemerkst nicht wenn ein Runner Einfluss ausübt. Das ist ja das ... Schwierige daran.’ ‚Ah ja.’ Sie setzten ihre Suche fort aber von Ran war keine Spur zu sehen. Irgendwann ließen sie sich auf eine andere Ebene der Streben gleiten und setzten ihren Weg fort. ‚Runner... warum dieser Name...?’, murmelte Schuldig vor sich hin. ‚Eigentlich sind es Hüter von Erinnerungen. Bewahrer von Träumen und Gefühlen, von Informationen. Oder auch Träger. Runner ist ein... Name um die wahre Professionalität zu bewahren, aber ich denke es ist in der heutigen Zeit überholt Hüter so zu nennen. Sie hatten... viele Namen in der Vergangenheit und viele verkannten ihr... Wesen.’ Schuldig brütete darüber vor sich hin und besah sich derweil die Umgebung. Das hörte sich etwas zu kryptisch und unspezifisch an. Er beäugte hin und wieder Kudou und ihm kam diese Halluzination immer suspekter vor. Er machte den Anschein auf Schuldig als würde er nur die Hälfte erzählen. Warum würde seine eigene Halluzination ihm nur die Hälfte erzählen? Alles war bewachsen und wucherte über und um sie herum. Manche der Kristallformen schimmerten in verschiedenen Farben. Und dann sah es wieder so aus als hätten sie an Farbe verloren. Es sah hübsch aus, brachte sie aber Ran nicht näher. Sie kamen auf eine Anhöhe und dort auf einer Wiese zwischen Blumen lag etwas. Schuldig glitt darauf zu. „Das ist Kudou.“ „Ja, er ist es.“ Er schien zu schlafen. „Das ist ein besonderer Ort. Sieh nur die Gestaltung ist etwas anders. Sie gingen weiter und fanden noch andere Personen, die Ran wichtig zu sein schienen. Seine Eltern und seine Schwester, Ken und Omi. Dann noch drei weitere Personen die Schuldig nicht bekannt waren. Manx ebenso. „Ich bin hier nicht zu finden“, ärgerte sich Schuldig. „Warum bin ich dort drüben auf der blöden Schatzinsel in einem Käfig und an Ketten mit blöden weißen Flügeln und hier auf dem Grund...“ „Erkennst du es nicht? Ihr habt eine Verbindung.“ „Ja, ein Band. Aber ich sehe hier kein Band. Wo ist es? Hat er es gelöst? Früher konnte ich diesem Band folgen, ich habe es gesehen, es schimmerte hell.“ „Natürlich kannst du es nicht sehen.“ „Weil ich Angst um ihn habe? Kann ich mich nicht genug konzentrieren, oder darf er nicht auf dem Grund sein? Ist er zu weit entfernt von mir?“ Schuldig bekam wieder Panik und Kudou wandte sich ihm zu. „Beruhige dich. Sieh mich an.“ Schuldig hob den Kopf. „Wir können das Band nicht sehen weil wir im Band sind.“ Schuldig bekam große Augen und schüttelte den Kopf. „Wir sind in dem Band?“ Kudou nickte. „Aber dann ist der Weg klar, warum suchen wir denn ständig nach Wegen?“ „Es geht nicht um den Weg an sich. Es geht um die Reihenfolge. Um eine Abkürzung. Ansonsten würden wir noch sehr lange herumirren. Es gibt unzählige Flächen, unzählige Felder, nebeneinander und übereinander. Dafür haben wir keine Zeit.“ Schuldig wollte etwas sagen, doch er klappte den Mund zu als Kudou die Hand hob. „Du bist auf der Schatzinsel, weil das der Anker ist den du gesetzt hast. Er muss diesen Anker schützen. Vielleicht war es einmal ein Traum den du für ihn geschaffen hast und diese Erinnerung hat er für sich als geheimen Ort deklariert. Hätte er dich entdeckt hätte er dich rausgeworfen oder pulverisiert oder beides.“ „Das ist der Anker?“ „Ja. Das ist der Anker.“ „Und Banshee?“ „Hast du sie gesehen?“ „Sie war aus Glas, wie dieser Ran.“ „Hast du das Glöckchen an ihr gesehen?“ „Nein. Ich denke nicht.“ „Dann kann das Glöckchen auch Ran gehört haben.“ „Ran mit einem Glöckchen?“ Auf Schuldigs Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Hat es etwas zu bedeuten, dass du jetzt so dreckig grinst?“, fragte Kudou und legte den Kopf schief ebenfalls ein ähnliches Grinsen auf dem Gesicht. „Ein Versehen“, sagte Schuldig und lächelte spöttisch. „Was machen wir jetzt?“, fragte Schuldig dann und sah sich um. Es gab kein Ende, nur einen weiten Raum mit diesen kleinen gläsernen Gärten auf schwebenden Kristallstreben die wie überdimensionierte Stahlträger aussahen. „Wir folgen dem Glöckchen.“ „Ich hör nichts.“ „Konzentriere dich auf den Klang, den du gehört hast.“ „Mach ich, passiert nichts.“ „Noch nicht. Lass uns weiter gehen.“ Die Versuchung für Schuldig etwas anzufassen war immens hoch und nur Kudous mahnende Blicke hielten ihn ein paar Mal davon ab einige Pflanzen oder Blüten anzutatschen. „Ich verstehe es nicht. Wie kann Ran dort sein und gleichzeitig hier? Wir suchen ihn doch. Wenn er auf die Schatzinsel kann warum will er nicht zurück?“ „Das war nur die Kopie eines Vorgangs. Etwas das er nicht bewusst steuert.“ „Er hat mich ziemlich böse angesehen“, brummte Schuldig. „Du wirst in allen Bereichen Kopien finden. Und sie werden unterschiedlich reagieren.“ „Verstehe. Ich verzichte auf eine erneute Begegnung mit dem Blut-Ran.“ Der Glöckchen-Ran war dagegen nett anzuschauen – inklusive des bösen Blicks. „Es ist nur eine Version deiner Visualisierung, die sich aus unterschiedlichen Gefühlen, Erinnerungen und Erlebnissen zusammensetzt.“ „Zu wissen wie es in ihm aussieht... das... ist...“, Schuldig brach ab. Er wusste nicht wie er es sagen sollte. „Nach und nach wird die Visualisierung der Prozesse ihren Schrecken für dich verlieren. Denk daran, es sind deine Erfahrungen, Erinnerungen, Erlebnisse und Gefühle die diese Ergebnisse erzeugen. Für jemand anderen würde es sich vielleicht anders darstellen, je nachdem welche Vergangenheit ihn prägte.“ „Ran kann dies nicht sehen? Kann er selbst an diese Informationen gelangen? Hier absichtlich her gelangen und wieder zurück?“ „Wenn er geübt ist kann er auf den Grund und wieder zurück. Ob er es genau wie du sieht hängt von der Stärke des Bands ab. Es ist manchmal schrecklich anzuschauen, aber du bist in der Lage es zu begreifen, mit dieser Fähigkeit wurdest du geboren.“ Schuldig lachte freudlos auf. „Ich bin mir nicht sicher warum ich geboren wurde.“ Er schwieg für einige Augenblicke. „Und bis Ran kam dachte ich, es wäre besser gewesen nie geboren worden zu sein.“ „Ich verstehe warum du so denkst.“ Sie sagten eine Weile nichts mehr bis er tatsächlich ein sanftes Klingen hörte. „Ich habs... ich hab das Glöckchen!“ „Dann folge ihm.“ Schuldig ließ sich in die Richtung des Klangs treiben und konzentrierte sich nur noch darauf. Eine Weile ging alles gut bis dann plötzlich die Umgebung etwas an Kontur verlor. „Was ist jetzt los?“ Schuldig wurde unsicher und hielt an. Kudou kam neben ihn. „Wir sollten eine Pause einlegen.“ „Jetzt?“ „Nein, zunächst nehmen wir Kontakt auf. Du solltest ihn auf eine höhere Ebene lenken. Danach brauchst du eine Unterbrechung.“ „Warum?“ „Weil du müde wirst. Du verlierst den Fokus - langsam aber stetig.“ „Sieht fast so aus. Aber wir sind so nah dran.“ „Keine Panik.“ „Ich bin nicht panisch.“ „Doch, das bist du. Halte noch ein bisschen durch.“ Das war ganz und gar nicht Kudous Art ihn zu motivieren. Der hätte bestimmt etwas Gemeines gesagt... etwas wie: Reiß dich zusammen, Arschloch. Schuldig hielt inne und konzentrierte sich zu visualisieren, da die Ränder dieser seltsamen Kristallwelt zu flackern begannen. Nach und nach stabilisierte sie sich wieder. „Gut, alles wieder im Griff“, behauptete Schuldig und sah zweifelnd zu Kudou hinüber der ihn forschend anblickte. „Nicht mehr lange“, resümierte Kudou. „Lass ihn uns finden. Sonst müssen wir den Weg noch einmal gehen.“ Schuldig folgte dem Klang des Glöckchens. „Hätte ich nichts dagegen.“ Sie kamen an Bäumen und Sträuchern vorbei und Schuldig juckte es in den Fingern sie zu berühren. „Warum?“ „Weil...“ Kudou war neben ihm und Schuldig warf ihm einen unsicheren Blick zu. „Weil... was?“ Schuldig antwortete nicht gleich. „Du unterhältst dich mit dir selbst, also warum die Scheu?“ „Keine Ahnung“, brummte Schuldig. „Erzähl“, forderte Kudou ihn auf. „Soll ich es dir sagen?“, offerierte Kudou dann. „Warum nicht?“ „Du magst es dich in diesem Käfig zu sehen mit diesen Flügeln... mit den weißen Flügeln.“ „Quark.“ Kudou lachte nur leise. Sein Gehirn lachte ihn aus. Das war übel. Das war wirklich übel. „Und was bedeutet das jetzt?“, fragte Schuldig in einem Ton der Kudou klar machen sollte, wie wenig ihn das jetzt interessierte. „Du magst es wie er dich sieht. Wie er dich ansieht und wie er dich für sich haben will.“ „Ich mag es dass er mich in einem Käfig sieht?“ Kudou lachte wieder. „Nein, es ist eher so, dass du es magst in einem Käfig für ihn zu sein.“ „Wir müssen da rüber“, deutete Schuldig an und änderte die Richtung. „Aha. Das bedeutet, dass ich mich gerne für ihn einschränke?“ „Ja, so in der Art.“ Schuldig dachte eine geraume Zeit darüber nach, kam aber nicht zu einem guten Schluss. „Machen das Runner so? Fesseln sie uns Soulwhisperer?“ Kudou blieb stehen und Schuldig bemerkte dies erst nach einiger Zeit. Er sah ihn aufmerksam an. „Fühlst du dich manipuliert?“ Schuldig kehrte zurück. „Ich weiß nicht. Schließlich hat die alte Kawamori mir eröffnet, dass sie uns manipulierte in dem sie uns in diesen Keller gesperrt hat. Das war wohl kaum ein natürliches Zusammentreffen.“ „Ihr seid vorher auch schon aufeinander getroffen, richtig?“ „Ja, stimmt. Aber Ran hasste mich damals.“ „Und in diesem Keller war es anders?“ Schuldig fühlte sich müde und ausgelaugt und dieses Thema war schwierig. Er hatte Angst davor. „Nein, in diesem verdammten Keller war es nicht anders. Rans Gefühle für mich entwickelten sich sehr langsam. Und meine auch.“ „Warum glaubst du dann, dass es eine Manipulation war?“ „Ich glaube nicht daran, ich weiß was ich fühle. Aber...“ „Ah, jetzt verstehe ich. Du hast Angst davor, dass er es glauben wird.“ Schuldig sagte nichts sondern sah Kudou nur an, er fühlte die Angst in sich. Die Welt um ihn herum begann wieder zu flackern. „Weiter“, sagte Kudou und Schuldig beeilte sich dem Glöckchen zu folgen. Nach einer Weile ließen sie sich auf eine andere dieser Stahlstreben treiben und der Klang wurde lauter. „Da vorne...“ Schuldig legte an Tempo zu. „Halt... langsam, verschreck ihn nicht“, hielt ihn Kudou zurück. Sie kamen näher an einen Ort der wieder besonders schien. Die Blumen wurden größer und ihre Blüten ebenso. „Da liegt er.“ Schuldig wies nach vorne in Richtung eines großen Baumes, eine Zeder, wie es sie in großer Zahl hier gab, nur diese schien anders zu sein. Ihre Blätter sonderten silbrigen Staub ab der diese seltsame Welt zu erhellen schien. Von dieser Zeder kamen die flirrenden Plättchen, die es hier überall gab. Rans kristalline Silhouette war am Stamm des Baums zu erkennen. Er lag dort entspannt und schien zu schlafen. „Sehr gut, wir haben ihn. Jetzt müssen wir noch etwas besprechen.“ Schuldig stoppte einige Meter vor Ran und wartete bis Kudou neben ihm war. „Visualisiere etwas das euch beide verbindet.“ Schuldig fiel sofort der Ring ein den sie beide trugen. Auf seiner Hand materialisierte sich Rans Ring. Kudou begutachtete den Gegenstand. „Nein, etwas anderes. Etwas, das mit sehr vielen Emotionen einhergeht.“ „Aber das tut es doch.“ Schuldig sah missmutig auf den Ring. Was gab es denn noch was all das widerspiegelte was er für Ran und dieser für ihn empfand? „Es muss etwas sein...“, Kudou wandte sich ihm zu und sah ihn forschend an. „...etwas mit dem er sich lange beschäftigte, etwas das eure Anfangszeit widerspiegelt. Der Ring zeigt eine Etappe eures Weges, ein Ankommen wenn du so willst. Es muss etwas sein, das wichtig für ihn auf dem Weg dorthin war.“ Auf Schuldigs Hand erschien Rans Katana. Kudou sah ihn zweifelnd an. „Wirklich? Definitiv Nein.“ Rans Ohrstecker erschien auf Schuldigs Hand und wurde sogleich von Kudou wieder begutachtet. „Nein, es verbindet ihn mit seiner Schwester. Hörst du mir nicht zu?“ „Doch“, beeilte sich Schuldig zu versichern. Er fühlte sich ratlos und sah sich nach einem Anhaltspunkt um. Als würde er ihn hier finden! Müde wischte er sich übers Gesicht. „Es gibt so etwas nicht“, sagte Schuldig mutlos. „Schließ die Augen und lass los. Du bist sehr müde und erschöpft. Daher willst du es erzwingen.“ „Sicher will ich das!“ Schuldig erhob sich wieder und sah zu Ran hin. Dann schloss er die Augen und versuchte an gar nichts zu denken. Was natürlich nicht funktionierte. Er dachte nur daran Ran wieder zurück zu holen. „Wie lange willst du dort noch rumstehen wir sollten uns beeilen.“ „Was?“ Schuldig öffnete die Augen und sah Kudou der sich von ihm in Richtung Ran bewegt hatte. „Du hast es, komm endlich“, drängte Kudou. Schuldig sah auf seine Hand und musste grinsen. „Ich bin wirklich bescheuert.“ „Du bist nicht bescheuert, du bist müde.“ Schuldig sah auf. Das war Kudou-untypisch. Dieser hätte mit Sicherheit die eine oder andere Floskel zur Zustimmung gefunden. Nur vielleicht war es eher so, dass er sich Hilfe und Beistand anders vorstellte als Kudou tatsächlich gewesen war. Netter und hilfreicher. Schuldig näherte sich Kudou, den Bären fest in der Hand. Der Bär, wie hatte er den vergessen können? Ran hatte ihn geflickt nachdem Schuldig ihm ein Messer durch den flauschigen Körper gerammt hatte. Und er hatte Ran Trost gespendet als seine Schwester gestorben war. Der Bär verband viele Stränge ihrer Freundschaft mit Brad. Der hatte ihn von Ran eine Zeit lang bekommen als sie annehmen mussten, dass Schuldig in China umgekommen war. Das Viech war permanent involviert wenn es um Emotionen ging. „Und was jetzt?“ Sie standen vor Ran, dessen kristalline Haare rötlich schimmerten in jeder einzelnen Kristallfacette. „Halt ihm den Bären hin, aber lass ihn nicht los wenn er danach greift. Du darfst niemals loslassen sonst fangen wir von vorne an.“ Schuldig kniete sich hin und betrachtete sich die schlafende Schönheit. Sie glich zwar dem Ran auf der Schatzinsel aber war nicht identisch. Die Details waren hier viel filigraner. Gläserne Wimpern lagen auf den Wangen. Jede Nuance bestand aus übernatürlich anzusehendem Kristall. Nur etwas war merkwürdig. Einige Stellen schienen zu fehlen. Sie waren schwarz.“ Handbreite Stellen die schwarz wirkten. „Warum sind diese Stellen schwarz?“ Sie waren an der Flanke zu sehen, am Hals, an der Schläfe, am rechten Handgelenk und am Oberschenkel. „Sie sind nicht schwarz, sie fehlen einfach. Er hat an Substanz verloren.“ „Warum?“, fragte Schuldig entsetzt und schüttelte den Kopf. „Ist das normal?“ „PSI sollten nicht töten. Es zerstört sie. Das ist das Zentrum seiner Energie als PSI. Siehst du die geschliffenen Ränder, sie schimmern golden.“ Schuldig traute sich näher heran und beäugte die Ränder die tatsächlich einen goldenen Schimmer aufwiesen. „Was ist das?“ „Das ist euer Band. Es verhindert, dass sich diese Schäden ausbreiten, es stabilisiert ihn. Er ist ein Runner. Das heißt, dass er wesentlich robuster dem Verfall gegenüber ist. Dennoch kann er sich komplett verlieren. Es gibt Runner die nur noch durch ein Band an Form gewinnen können. Ihre Umrisse werden durch das Band geformt.“ „Sind sie dann zerstört?“ Schuldig hatte Entsetzen erfasst. „Nein. Sie verändern sich.“ „Wie?“ „Das ist ein schwieriges Thema und ich habe nicht genügend Informationen sodass ich es dir verständlich erklären könnte.“ Schuldig betrachtete sich diese Flecken, die in unterschiedlichen Formen auftraten. „Keines gleicht dem anderen“, sagte Schuldig. „Ja, es sieht aus als hätte jemand Ran aus einem Kristall herausgeschliffen. Es gibt keine Rundungen, nur scharfe Kanten. Dabei sind die Kanten so filigran dass man sie kaum erkennt, wenn man nicht genau hinsieht. Die Schäden sind polygonal. Sehr faszinierend wie du seine Seele visualisierst, du hast Talent.“ „Ich bin eben ein Naturtalent“, sagte Schuldig wenig überzeugt davon. „Du hast keine Vergleiche. Hier gibt es ein oben und ein unten. Es gibt einen logischen Aufbau der Umgebung. Das ist nicht immer so.“ Schuldig sinnierte noch über die Tatsache nach wie er dies je geschafft hatte, als sich plötzlich die Lider hoben und ihn violette Augen ansahen. „Wow. Wunderschön“, wisperte Schuldig. Das war seine PSI Quelle, das wusste er ohne dass Kudou es ihm sagen musste. Augen voller Energie. Und dabei so kontrolliert, dass er ohne Probleme in sie hinein sehen konnte ohne davon geblendet zu werden. Geschliffen wie tausend Diamanten und so tief und endlos dass Schuldig seine Gefühle über diesen Anblick nicht erfassen konnte. „Sieh nicht zu lange hinein“, riet ihm Kudou leise. „Warum?“, flüsterte Schuldig. „Weil es gefährlich ist.“ „Das ist keine Begründung.“ „Das ist der Mittelpunkt allen Seins für ihn. Er ist anziehend und bindet dich für immer an diesen Ort. Er liebt dich. Denk an die Schatzinsel. Das Bestreben dieses Kerns ist die Bindung. Hör auf ihn anzusehen!“, kam dann energisch und Schuldig senkte den Blick rasch. Er fühlte wie es ihn ärgerte den Blick abgewendet zu haben. Kein gutes Zeichen. Finger griffen sofort nach dem Bären und befühlten seine Beschaffenheit. „Jetzt machen wir uns auf den Weg zurück“, sagte Kudou leise. „Was, wenn er loslässt?“ „Das wird er nicht. Denk daran er will sich binden.“ Ein Lächeln erschien auf Rans Gesicht und Schuldig hob die Hand um es zu berühren. „Nein. Nicht anfassen. Bist du verrückt?“ Kudou tauchte neben ihnen auf und Schuldig zog sofort die Hand zurück. „Dich kann man keine paar Sekunden aus den Augen lassen“, seufzte Kudou. „Steh langsam auf und dann schnell zurück.“ „Zurück wohin?“, fragte Schuldig. „An einen Ort an dem er sich wohlfühlt. Erschaffe einen Ort den er kennt, der ihm vertraut ist und an dem schöne Dinge geschehen sind.“ „Gut“, sagte Schuldig und sah zu Ran, der von dem Bären hingerissen war. „Visualisiere diesen Traum.“ Plötzlich hörte er wie etwas zerbrach und Schuldig schreckte auf. „Nicht loslassen, verdammt“, rief ihm Kudou erneut zu und Schuldig kam sich langsam wie ein naives Kind vor das gescholten wurde. „Das ist normal. Sieh hin und vergiss den Traum nicht.“ Die Welt um sie herum zerbrach und dann waren da nur noch sie drei und der Bär da. Um sie herum gab es nur noch leeren Raum. Es war tatsächlich wie in einem Traum, Rans Umrisse bekamen zwar Struktur aber er schimmerte silbern in dieser nebligen Welt. Er hatte seine kristalline Form verloren. Schuldig spürte noch den Bären zwischen seinen Fingern, was ihn beruhigte. Schuldig formte den Traum und der Klang von Bäumen, die im Wind rauschten war für sie zu hören bevor es um sie herum heller wurde und die Sonne plötzlich am Himmel erschien, gefolgt von hohen Bäumen, einem Haus und einem Vorplatz zu dem Treppen führten. Ran bekam weiter Form und schließlich stand er so da wie Schuldig ihn kannte. Mit Verbänden an Flanke und Kopf. „Sehr detailliert“, sagte Kudou und hob eine Augenbraue. Schuldig zuckte mit den Schultern. „Lass nicht los und lass uns hinauf zum Haus gehen.“ Ran ließ sich von dem Bären ziehen und sie erklommen die Stufen hinauf um zu Rans Haus zu kommen, welches er von Schuldig geschenkt bekommen hatte. Sie betraten es und es war wohlig warm drinnen. Um die Feuerstelle lagen Kissen und Decken und es roch nach Kräutern. „Und jetzt leg ihn dort hin und lass ihn schlafen.“ „Warum?“ Schuldig lotste Ran zu einem Kissenberge und ließ ihn sich hinlegen. „Damit er im Traum erwacht und du dich in der Zwischenzeit erholen kannst. Du willst doch nicht, dass er im Dunkeln erwacht und sich verlassen fühlt?“ „Nein.“ „Sehr schön, also gib ihm jetzt den Bären und leg ihn schlafen.“ Schuldig löste die Verbindung und ließ Ran in einen sanften Schlaf übertreten. „Gut, und jetzt nichts wie raus hier, du bist überfällig.“ Mit einem letzten Blick auf Ran ließ sich Schuldig zurücktreiben, passierte die Grenze und öffnete schließlich die Augen. Er hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen, ein trockener Husten quälte ihn und irgendwie hörte er Stimmen die ihm etwas sagten, sehr enervierend sagten. Es dauerte etwas und dann konnte er sie besser verstehen, er sollte ruhig liegen bleiben. Das konnte er. Seine verschwommene Sicht wurde nicht besser aber er erkannte Sakuras Stimme. „Bleib ruhig, Gabriel. Hast du Durst?“ Schuldig krächzte etwas, dass ein Ja sein sollte und ihm wurde ein Glas in die Hand gedrückt. Er trank es aus und legte sich wieder zurück. Sie nahmen ihre Hände von ihm und traten etwas zurück um ihm Raum zu geben. „Was ist passiert? Was ist mit Ran?“ „Er schläft. Du hast es geschafft, aber es hat lange gedauert. Du musst dich etwas ausruhen.“ Er nickte und rieb sich die brennenden Augen. Er fühlte sich wie ausgetrocknet. „Ich muss ins Bad“, sagte er und wischte sich über die Augen. „Ich seh kaum etwas. Mir ist kalt.“ Selbst in seinen Ohren hörte sich das quengelnd an. „Das ist die Überbelastung. Sasuke hilft dir und ich sehe nach Ran.“ „Wo ist er?“, nuschelte er und blinzelte. Warum zum Teufel konnte er nur verschwommen sehen? „Er schläft neben dir.“ Schuldig griff nach Rans Hand und fand sie nach einigem Suchen auf seinem Bauch. Er fühlte sich wärmer an als zuvor. Das beruhigte ihn. Schuldig ließ sich von Sasuke aufhelfen. Dieser verfrachtete ihn ins Badezimmer. Sakura strich ihrem Enkel über die Stirn. Seine Atmung war ruhig und gleichmäßig. Auch seine Herzfrequenz hatte sich auf ein normales Niveau eingependelt. Alle Werte schienen wieder normal. Sie atmete tief durch und fühlte der Erleichterung nach, die sie plötzlich empfand. Sie hörte Stimmen auf dem Flur und deckte Ran zu als dieser sich auf die Seite drehte. Die Tür öffnete sich und sie sah auf. Firan stand im Türrahmen. „Firan, könntest du Gabriel ins Gästehaus begleiten? Er braucht etwas Unterstützung und lass ihn nicht aus den Augen. Wir bringen meinen Enkel später zu ihm hinüber.“ „Sehr gern, Sensei.“ Firan kam zum Bett und nahm Gabriels Stiefel mit sich hinaus. Sakura setzte sich zu Ran. Schuldig ließ sich augenblicklich ins Bett fallen als er es mit Hilfe von Firan erreichte. Er bemerkte wie Firan ihm die nur lose geschnürten Stiefel abstreifte und zog danach die Beine an. Er fror immer noch. Wer hatte ihm die verdammten Teile angezogen und wann? Hatte er das ausgeblendet? Und wie war er ins Gästehaus gekommen? „Firan“, hielt er den Jüngeren auf als dieser sich entfernen wollte. „Kannst... kannst du mir etwas zu... zu Trinken bringen?“ „Gleich, Gabriel. Ich komme sofort zurück.“ „Danke“, nuschelte Schuldig ins Kissen und schloss für einen Moment die Augen. Er wurde wieder wach als ihn jemand an der Schulter berührte und wandte sich auf den Rücken zurück. Sasuke und Sano legten Ran gerade neben ihn aufs Bett ab. Sein Kopf wirkte noch sehr schlapp wie er dort so hing bevor er aufs Kissen traf... Schuldig schossen die Tränen in die Augen. Ran so wehrlos zu sehen machte ihn fertig. Er drehte sich vollständig zu Ran um und zog ihn an sich. Er musste aufgewühlt ausgesehen haben, denn Sasuke eilte ums Bett herum und nahm ihm beim Arm. „Alles gut, er schläft nur tief. Er muss die narkotischen Medikamente ausschlafen, das ist alles.“ Schuldig nickte. „Trinken Sie etwas, Gabriel.“ Sasuke hielt ihm ein Glas Wasser hin und Schuldig trank es ruhiger als er es wollte. Seine Lippen brannten und seine Augen juckten. „Schlafen Sie. Sie sind immer noch viel zu erschöpft.“ Schuldig sah den Beiden zu wie sie den Raum verließen. Es war dunkel draußen. Noch immer? „Sasuke!“ Der Arzt wandte sich in der Tür um, selbige schon bereit zu schließen. „Ja?“ „Wie lange hat es gedauert?“ „27 Stunden.“ „Oh.“ Schuldig legte sich zurück. „Ja. Eine lange Zeit und es hat Sie viel gekostet.“ „Was meinen Sie?“ „Als sie aufwachten sahen sie mehr tot als lebendig aus. Wir haben sie kurzzeitig an eine Überwachungseinheit angeschlossen. Sie sehen nicht gut aus. Ruhen Sie sich aus und sehen sie davon ab telepathischen Kontakt herzustellen. Sie müssen zu Kräften kommen. Er wird von allein aufwachen.“ Er schloss die Tür und Schuldig sah auf Ran in seinem Arm hinunter. Er hatte ihn wieder, jetzt musste er nur noch aufwachen. Schuldig löste sich noch einmal von Ran da seine Blase drückte. Er verschwand kurz ins Bad und blieb am Spiegel hängen. Er sah furchtbar aus. Sein Gesicht wirkte kalkweiß, tiefe dunkle Ringe hatten sich unter seinen Augen gebildet und irgendwie wirkte alles eingefallen. Sein Haar hatte an Glanz verloren, ebenso seine Augen. Er wandte sich ab und verließ nachdem er sich erleichtert und sich das Gesicht gewaschen hatte das Badezimmer. In der Ecke saß Kudou. „Du hast es geschafft.“ „Ja... nicht ohne deine Hilfe.“ „Kann sein. Aber schlussendlich warst es du selbst.“ Schuldig ging ums Bett herum und legte sich wieder zu Ran. Er zog ihn an sich und drückte sein Gesicht auf den dunkelroten Haarschopf. Er hatte ihn wieder. „Wir haben lange gebraucht und ich seh Scheiße aus.“ „Nein. Wir waren schnell und das ist normal. Es wird wieder besser werden. Sehr schnell sogar. Du hast in kurzer Zeit sehr viel Energie mobilisiert. Irgendwo muss sie hergenommen werden wenn Engpässe entstehen.“ „Engpässe?“ „Ein Ausgleich, wenn das Zentrum deiner Energie Schwankungen unterliegt. Emotionale Schwankungen als Beispiel.“ „Dann muss mein Körper herhalten?“ „So könnte man es auch sagen.“ Kudou stand auf und setzte sich zu Rans Füßen. „Das ist der Vorteil der Trias.“ „Was hat die Trias damit zu tun?“ „Sie gleicht Schwankungen aus. Das Gleichgewicht sollte gewahrt bleiben. Schlussendlich kostet es Energie. Egal woher sie kommt und wer den Preis zahlt.“ „Du redest jetzt nicht von der Trias... von SZ?“ „Nein. Sicher nicht. Aber darauf begründet sich dieser Name und auch die Organisation.“ „Verstehe. Kann ich dich noch etwas fragen?“ „Natürlich.“ „Woran war zu erkennen, dass sich Rans Energiekörper geleert hatte? Sakura erwähnte das...“ Kudou schien darüber nachdenken zu müssen. Er antwortete erst als Schuldig schon dachte keine Antwort mehr zu bekommen. „Wir haben es nicht visualisiert, aber du hast es daran erkennen können, dass der Raum den wir durchschritten haben im Verfall war. Alles wirkte dunkel um uns herum, es hatte keine Substanz mehr, keine Tiefe. Es gab viel Dunkelheit und viel zu viel von dieser Leere. Im Gegenzug zu den anderen ‚Welten’ schien es als wäre alles in eine Art Schlaf gefallen, sehr statisch und...“ „... leer und einsam.“ Kudou nickte. „In diesem Glasgarten gab es teilweise Farben.“ „Sie waren blass und schimmerten lediglich. Bis auf diese kristallinen Gebilde war es dunkel um uns herum. Der Baum... diese Zeder sonderte diesen flirrenden Staub ab. Ich vermute, dass es ein Zeichen für die beginnende Auflösung des Zentrums war.“ „Nur Rans Augen hatten diese Tiefe und Farbintensität.“ Kudou nickte. „Kann ich dorthin zurück wenn Ran wach ist und es ihm gut geht?“ „Das ist noch einmal eine ganz andere Reise. Aber möglich wäre es.“ „Diesen Garten würde ich mir gerne noch einmal ansehen.“ „Nur wenn Ran ein paar Warnschilder aufstellt.“ „Bitte nichts berühren?“ Kudou lächelte. „Ja, das wäre sicher nicht unklug.“ Schuldig schmunzelte und sagte eine Weile nichts mehr. Er war zufrieden mit Ran in seinen Armen, der ruhig atmete und einfach nur schlief. „Wer bist du?“, fragte er dann. Kudou sah von seinen Händen auf in deren Anblick er die letzten Augenblicke versunken gewesen war. „Wer glaubst du wer ich bin?“ Schuldig sah nur mit einem Auge an Ran vorbei zu Kudou. Er hasste es abgrundtief wenn Jemand auf eine Frage mit einer Gegenfrage antwortete. „Keine Ahnung.“ „Und wie willst du jetzt mit mir verfahren?“ „Verfahren?“ Schuldig seufzte und atmete tief Rans Duft ein. Sie hatten Ran ein Shirt übergezogen und eine leichte Hose. Viel zu wenig für diese Temperaturen. Schuldig zog die Decke über seinen Rücken bis hinauf zum Kopf und hüllte ihn damit ein. „Solange du mir hilfst sehe ich keine Veranlassung mit dir ... zu verfahren.“ Kudou schwieg. „Ich werde dir helfen. Wenn du mich brauchst bin ich da.“ „Hast du sonst nichts zu tun?“ Kudou lächelte ein trauriges Lächeln. „Nein, Tatsache ist, dass ich das nicht habe.“ Sie schwiegen ein Weilchen und Schuldig spürte bereits wie er einzuschlafen begann. „Wer bist du?“ „Niemand.“ „Und warum hilfst du mir dann?“ „Wer weiß, vielleicht habe ich böse Absichten?“ „Das hätte ich mitbekommen, meinst du nicht?“ „Du hast nicht mitbekommen wie ich dich geführt und geleitet habe, ganz davon abgesehen, dass ich mühelos deine Schranken durchschritten habe.“ „Punkt für dich.“ Sie schwiegen für einige Zeit und der Unbekannte Kudou schien zufrieden damit zu sein. „Bist du deshalb nicht wütend?“, fragte er dann nach einer Weile. „Hättest du es anders gemacht als mich in Gestalt einer Halluzination zu begegnen sicher. Ich denke ich war zu sehr mit Ran beschäftigt.“ „Das warst du sicher.“ „Du hast gesagt du bleibst so lange bis ich stark genug bin dich rauszuwerfen.“ „Ja, das ist richtig.“ „Dann bist du jetzt stärker als ich, nehme ich an.“ „Das bin ich.“ Kudou erhob sich. „Ich fürchte, das werde ich auf gewisse Weise immer sein. Und in anderer Hinsicht bin ich dir unterlegen, wenn du es von dieser Warte aus betrachten willst.“ „Von welcher Warte?“ „Von der Warte des Kräftemessens.“ „Kein Bedarf. Das ist mir zu anstrengend. Ich steh nicht auf Schwanzvergleich.“ „Auf was?“ „Du weißt schon... wer den Größeren hat.“ „Wer tut das?“ Kudou zeigte echtes Entsetzen auf seinen Gesichtszügen, was Schuldig irgendwie zum Kichern brachte. Er war eindeutig zu müde. „Das ist im übertragenen Sinn gemeint.“ „Ach...? Ja, jetzt erschließt sich mir der Sinn.“ „Kannst du dich nicht in einer anderen Form zeigen?“ „Als Nebel oder was meinst du?“ „Nein“, sagte Schuldig. „Wie du wirklich aussiehst ohne dich Kudou zu bedienen. Die Nummer ist ja jetzt durch.“ „Ja, die Katze ist aus dem Sack.“ „Du wolltest es nicht wirklich verbergen.“ „Lügen liegt mir nicht.“ „Mir schon.“ „Ich ahnte das.“ „Und ... kannst du es?“ „Ja. Ich denke schon. Aber es wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht von Vorteil.“ „Warum?“ „Das kann ich nicht sagen. Es könnte Jemanden auf deine Spur bringen der dir nichts Gutes will.“ „Davon gibt’s nen Haufen.“ „Ja, das mag sein. Aber es ist kompliziert. Und zum jetzigen Zeitpunkt würde es dich vielleicht verwirren. Und das möchte ich nicht. Du musst die Wahrheit selbst sehen oder erfahren. Wobei du das ja schon hast, auf gewisse Weise.“ „Sich Kudous Abbild zu bedienen ist irgendwie seltsam. Wäre es dann nicht sinnvoll wenn wir offen sprechen könnten? “ „Glaube mir das würde ich sehr gern. Die Frage ist ob du mir zuhören würdest.“ „Das tue ich doch jetzt bereits.“ „Das wird sich ändern.“ Kudou verschwand und Schuldig deckte sich selbst zu. Wer auch immer das war, er würde wieder auftauchen. Dessen war sich Schuldig sicher. Fortsetzung folgt... Vielen Dank fürs Lesen! Mein Dank gilt Mona fürs Beta. ^_ Gadreel Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)