Nocturnal Romance von abgemeldet (~Winternächte~) ================================================================================ Kapitel 1: prolog, Kapitel 1-7, epilog -------------------------------------- Nocturnal Romance ~Winternächte~ ********* (dedicated to Shinya, my beloved beta-reader...^^) Was es zu dieser Story zu sagen gäbe, sei nur, dass es mir ein unheimliches Vergnügen war, sie zu verfassen... *smile* Eigentlich ging es nur um den Gedanken, was Juka tun würde, wenn er eine Woche bei Mana wohnt, ob der ihm ein Zimmer zuweisen würde, um ihn dann still zu vergessen... Anooo... Ich vermute, dass ich es einfach zu sehr liebe, Mana irgendwelche Psychosen anzudichten (die er wohl auch hat...)... Dazu ist Juka die ganze Zeit eigentlich nur total überfordert... Also kommt es nun wie es kommen muss, zumal... ach, lest es doch einfach selbst und urteilt dann... *blink* Last authors note: Mana ist niemals abgeschminkt und sieht aus wie in "bara no konrei"... Sonst ist alles wie gehabt...^^ Vorhang auf für eine Woche Winter... (Kritik höchst inständig erwünscht...) ********* Disclaimer: Jaja, gehören nicht mir, ich verdien nix, schon klar... so what...? Können wir jetzt weirter machen...? then let's proceed to: Nocturnal Romance ~Winternächte~ "Lass uns ein wenig in den Himmel fliegen... Wenn die Zeit vergeht, werden wir vielleicht unserem Schicksal begegnen..." Prolog: Juka drückte den Rest seiner Zigarette in den Aschenbecher, langte nach seinem Glas und leerte den Inhalt mit einem Zug. Dann stellte er das Glas zurück auf die Tischplatte und blinzelte, um wieder klare Sicht zu bekommen. Der Raum war mit Zigarettenqualm verhangen und Juka hatte Mühe, in diesem Dunst, der wie eine undurchsichtige Wolke durch die Bar waberte, auch nur eine Armlänge weit sehen zu können. Die Mundwinkel leicht verzogen, lehnte er sich vor und fixierte Kazuno, der mit einer Bierflasche in der Hand vor ihm saß und ihn erwartend anschaute. "Und...?", erkundigte der Bassist sich gerade, wobei Juka die unverhohlene Neugierde seines Freundes nur schwer überhören konnte. "Wie ist es denn nun letztendlich gewesen...? Ich hab das ja alles nicht so richtig mitbekommen... Hat er auch mal mit dir gesprochen...?" Juka grinste und ließ sich wieder in die Lehne der Couch zurücksinken. "Natürlich hat er auch mit mir geredet... Sogar recht viel..." "Oh...", entfuhr es Kazuno erstaunt und er warf Juka einen fragenden Blick zu. "Er hat dich also nicht nur in ein Zimmer gesteckt und dir mit Gesten geboten, dort zu bleiben...?" Juka grinst erneut. "Nein Kazuno-kun, ich kann dich beruhigen... Er hat sogar ziemlich viel erzählt, wenn ich es recht bedenke..." Kazuno warf seinem Freund ein anerkennendes Lächeln zu, bevor der sich eine Zigarette aus Kazuno's Schachtel auf dem Tisch nahm. Kazuno verzog die Augenbrauen. "Fragst du auch vorher...?" Juka blinzelte und begann zu grinsen. "Darf ich bitte eine nehmen, Kazuno-sama...?", kam er ironisch grinsend der Aufforderung seines Freundes nach, welcher die Augen verdrehte. "Unter einer Bedingung...", grinste der zurück. Juka horchte auf. "Du musst mir genau erzählen, was du getan hast... Was genau ist bei ihm geschehen...? Ich möchte alles wissen..." Kazuno lehnte sich neugierig noch ein Stück vor und blickte Juka direkt in die Augen. Der entzündete nachdenklich seine Zigarette. "Das ist irgendwie Voyeurismus...", murmelte der Ältere nachdenklich, nickte jedoch Sekunden später bereitwillig mit dem Kopf und fixierte seinen Freund eindringlich. "Na gut...", willigte er ein. "Aber dafür musst du mir noch einen Drink bestellen, denn das könnte sich etwas in die Länge ziehen..." Kazuno nickte zustimmend mit dem Kopf und winkte der Kellnerin zu... "Also... Ganz von vorn...", forderte Kazuno seinen Freund auf zu erzählen, als beide nach ihren frisch servierten Gläsern griffen. Juka hob das Glas hoch, doch statt zu trinken, drehte er es in seinen Fingern und betrachtete nachdenklich die schimmernde Flüssigkeit darin. Kazuno hatte ihnen Rotwein bestellt. "Weißt du... Es ist schon seltsam..." "Wie meinst du das...?" Juka dachte einen kurzen Augenblick nach bevor er antwortete. "Ich habe ihn ganz anders eingeschätzt... Ich dachte, er wäre..." Doch Juka beendete seinen Satz nicht, sondern starrte nur auf sein Glas, welches er noch immer in der Hand hielt. Kazuno warf ihm einen verwunderten Blick zu. "Wie dachtest du denn, wäre er...?" "Ich... weiß es nicht genau... Aber jetzt gerade denke ich, dass ich im Nachhinein mehr von ihm halte, als ich es vorher tat... Obwohl ich dir nicht genau sagen kann, warum..." "Ich versteh kein Wort..." Kazuno schüttelte den Kopf, wobei ihm Juka ein sanftes Lächeln zuwarf, bevor er niesen musste und sich ein Taschentuch aus der Hosentasche hervorholte. "Kannst du nicht einfach von vorn anfangen und mir alles berichten, was zwischen euch vorgefallen ist...?" Juka lachte kurz auf, putzte sich dann die Nase und ließ das Taschentuch wieder in der Hose verschwinden. "Was zwischen uns vorgefallen ist...", wiederholte er in etwa Kazuno's Worte, dann stelle er das Glas beiseite und legte nachdenklich einen Finger auf den Mund. "Weißt du...", versuchte er ein zweites Mal zu beginnen, schwieg dann jedoch einige Momente. "Es ist weniger sein Auftreten, wenn du weißt, dass er das eigentlich nur für die Show tut, was mich von Anfang an so unheimlich fasziniert hat... Es ist eher sein Verhalten, wenn du mit ihm allein bist, wenn du weißt, dass er nun nicht mehr spielt, sondern tatsächlich so ist, wie er sich in diesem Augenblick benimmt und du kannst mir glauben, dass ich richtiggehend geschockt war... Aber du wolltest ja, dass ich von ganz vorn beginne..." Juka schenkte Kazuno erneut ein sanftes Lächeln, bevor er sich zurücklehnte und zu erzählen begann. "Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie es dazu kam, dass er mir dieses Angebot gemacht hat, denn bevor er das tat, war unsere Beziehung rein geschäftlich..." Diese Worte ließen Kazuno aufhorchen... let's proceed to part 1 1. Teil Sieben Abende zuvor: Juka saß im Tonstudio in einem der schwarzen Ledersessel und spielte gedankenverloren mit einem Kugelschreiber, als sich die Tür öffnete und Mana hereintrat. Juka blickte kurz auf und schenkte seinem Gitarristen ein Lächeln, welches der in seiner gewohnten Art zu ignorieren schien. Stattdessen trat er langsam auf Juka zu und ließ sich nach einem kurzen Augenblick neben ihn in den zweiten Sessel fallen und streckte seine Hand nach dem Mischpult aus, wobei er einen routinierten Blick über die Computerbildschirme gleiten ließ. Juka achtete nicht weiter auf ihn, seine Gedanken hatten ihren eigenen Weg genommen und er war bereits wieder in einen Tagtraum eingetaucht, als Mana ihn unvermittelt ansprach. "Was gedenkst du nun zu tun, Juka-kun...?" Juka blinzelte kurz und drehte sich Mana zu. "Verzeih mir, was hast du gesagt...?", fragte er irritiert. Mana verzog ärgerlich die Augenbrauen und wiederholte seine Frage, wobei er allerdings nicht mehr als wirklich nötig über seine Lippen brachte. "Was tust du nun...?" "Ich weiß es nicht...", antwortete Juka und lehnte sich in seinem Sessel leicht nach vorn, ohne Mana jedoch aus den Augen zu lassen. "Ich glaube, ich werde mir für die nächste Woche ein Hotel suchen müssen... Eigentlich bleibt mir auch gar nichts anderes übrig..." Mana schien über seine Worte nachzudenken, dann räusperte er sich. Juka wartete jedoch vergeblich darauf, dass der Ältere weitersprach. "Ich meine... Warum muss sowas einem immer im tiefsten Winter passieren, dass die Heizung den Geist aufgibt...? Ich würde mich ja bei Kazuno einquartieren, aber dessen Wohnung ist für zwei Leute einfach viel zu klein...", versuchte der Jüngere die ihm peinliche Stille zu überbrücken, in der Mana ihn auf diese leicht beunruhigende Weise ansah. Er murmelte einen Augenblick später etwas, das Juka kaum verstand, dann langte er erneut nach den Reglern auf dem Mischpult. "Wenn du magst, du könntest für diese Zeit auch bei mir bleiben..." Juka sah Mana etwas ungläubig an, aber anhand von Mana's Gesichtsausdruck schloss er, dass er sich wohl doch nicht verhört hatte. "Du meinst, ich soll bei dir wohnen...?" Mana nickte. "Wenn du magst... Ich habe bestimmt noch Platz für dich, mach dir da keine Sorgen..." "Aber das kann ich nicht annehmen, ich will dich nicht stören...", versuchte Juka seinem Gitarristen zu widersprechen, der jedoch senkte den Kopf und schaute zu Boden. "Ich würde mich darüber freuen...", murmelte er. Juka blickte Mana aus großen Augen an, dann lächelte er erfreut. "Sehr gern...", sagte er und Mana blickte ihm direkt in die Augen. "Schön...", antwortete er, bevor er sich erhob und das Tonstudio verließ... Als Juka aus seinem Auto stieg, mit welchem er seine Sachen geholt hatte, begann es gerade zu schneien. Der junge Sänger blieb einen Augenblick stehen und beobachtete die weißen Flocken, die durch den leichten Wind in der Luft tanzten und sanft auf seinen langen Mantel fielen. Juka pustete eine von seinen Schultern, dann blickte er hinauf zu dem Appartementhaus, vor dem er geparkt hatte. Die graue Fassade war eindeutig nicht in japanischem Großstadtstil gebaut worden, sondern hatte in der obersten Etage kleine Erker und vor nahezu jedem Fenster einen zierlichen Balkon. Juka verzog die Mundwinkel. Er war niemals zuvor hier gewesen. Mana hatte ihm mitten in den Aufnahmen wortlos einen kleinen Zettel mit seiner Adresse und der schriftlichen Aufforderung, alles mitzubringen, was er für diese Woche benötigte, überreicht. Gleich nach den Aufnahmen war Juka nach Hause gefahren, um seine Sachen zu holen. Seit Mana ihm dieses Angebot gemacht hatte, hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Juka wusste dazu gar nicht genau, ob Mana überhaupt schon zu Hause war. Er hoffte es allerdings. Als er das Haus betrat und seine kleine Tasche in den obersten Stock trug, spürte er eine Art Unbehagen in sich aufsteigen. Auf halben Weg blieb er stehen und lehnte sich an ein Fenstersims. Am liebsten wäre er umgekehrt und hätte sich bei Kazuno einquartiert, aber da Mana ihn nun erwartete, konnte er auch nicht mehr absagen. Langsam schulterte er seine Tasche und stieg die letzten Stufen nach oben, dann drückte er den Klingelknopf. Es überraschte ihn, dass Mana sofort an der Tür erschien. Der Ältere warf ihm, als er ihn erblickte, sofort einen dieser undeutbaren Blicke zu, dann trat er einen Schritt zur Seite, wobei der Stoff seines, wie Juka nun bemerkte, superp mit dunkelblauen Seidenstickereien verziertes schwarzes Kleid bei jeder noch so kleinen Bewegung raschelte. Juka versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen, doch Mana hielt ihm nur wortlos die Tür auf und Juka trat ein. Der Flur, auf dem er nun stand, war unbeleuchtet, nur aus der Tür eines weiter entfernten Zimmers am Ende des Gangs drang etwas Licht herein. Mana beobachtete ihn schweigend dabei, wie er aus seinen Schuhen schlüpfte, dann bedeutete er ihm, sie in die Ecke zu stellen. "Komm, ich habe dir das Gästezimmer bezogen...", murmelte er, als Juka ihn ansah. Der Sänger nickte schüchtern und folgte Mana den Flur hinunter, dabei drückte der Ältere auf einen Schalter an der Wand und Juka fand sich plötzlich in einer hellerleuchteten Wohnung wieder. "Oh Gott, ist ja alles weiß hier...", entfuhr es ihm erschrocken. "Ja", antwortete Mana kurzangebunden und beobachtete seinen Gast erneut. Juka blickte sich erstaunt in der Wohnung um. Die komplette Einrichtung war in hellen Tönen gehalten, von den Wänden über das Mobiliar bis hin zu den Teppichen war alles nahezu pastellfarbend. Juka warf Mana einen leicht irritierten Blick zu, den der Gitarrist mit einem kaum merklichen Lächeln beantwortete. "Was hattest du denn erwartet...?", fragte er, nun leicht amüsiert und verschränkte die Arme vor dem Bauch. "Dass ich meine Wohnung in schwarz gestalte...?" Juka nickte nur, worauf Mana versuchte, ein Grinsen zu kaschieren. "Es ist sehr hübsch... Wirklich...", murmelte Juka, während sein Blick auf den Wohnzimmertisch fiel, auf dem eine große bauchige Tasse stand. Auch sie war pastellfarben. "Es ist tatsächlich alles weiß...", stellte Juka anerkennend fest,bevor er sich Mana erneut zudrehte. "Wohnst du hier allein...?" Mana nickte und warf Juka einen undeutbaren Blick zu, bevor er ihn durch eine angelehnte Flügeltür in einen kleinen Flur vor eine weitere Tür führte. "Hier..." Mana öffnete und Juka betrat ein hellgelb getünchtes Zimmer mit einem Himmelbett an der gegenüberliegenden Wand. Juka blickte sich erstaunt um. Dem Bett gegenüber stand eine kleine beigefarbene Kommode, auf der eine Vase mit getrockneten, ehemals tiefroten Rosen stand, während auf der kleinen Fensterbank zwei hellblaue Kissen lagen. Juka blinzelte. "Das Gästezimmer...", sagte Mana, wobei er seinem Sänger wiederum diesen seltsamen Blick zuwarf. "Die Küche ist den Flur hinunter und das Bad gleich daneben... Solltest du etwas brauchen, frag mich ruhig danach... Aber entschuldige mich nun, ich bin sehr müde..." Mit diesen Worten drehte Mana seinem Gast den Rücken zu und verließ den Raum durch die leicht angelehnte Zimmertür und schloss sie hinter sich. Bevor Juka ihm noch eine gute Nacht wünschen konnte, war Mana bereits verschwunden und er hörte nur noch, wie in der Ferne eine weitere Tür ins Schloss fiel. Dann war er allein... Einige Stunden später war Juka noch immer wach. Er lag in seinem Bett, während draußen vor dem Fenster seit kurzer Zeit ein starker Schneesturm tobte. Der Wind rüttelte an den Fensterläden und die weißen Flocken fielen so dicht, dass Juka kaum mehr die Straßenlaternen durch die leichten hellblauen Vorhänge erkennen konnte. Durch die Geräusche leider nur allzu wach stand er auf und trat zum Fenster, wo er sich auf der Fensterbank niederließ und den Flocken beim Fallen zusah. Obwohl es Nacht war, konnte er sie genau erkennen, denn der runde Vollmond stand am Himmel und tauchte alles in ein silbriges Licht. Juka legte den Kopf in die Hände und begann die herumwirbelnden Flocken zu zählen, gab aber bald auf. Es waren einfach zu viele. Sanft strich er mit den Fingerspitzen über das Glas des Fensters und ließ dabei die Eisblumen schmelzen, dann zog er die Beine an und schmiegte sich in den weichen Stoff der kleinen Fensterbank. Als sein Blick erneut auf die Straße vor dem Haus fiel, erloschen die Laternen. Der gesamte Straßenzug verschwand in einem silbrigen Dunkel, welches nur durch ein schwaches Licht aus einem Fenster auf der gleichen Etage etwas erhellt wurde. Juka drehte den Kopf und blinzelte. "Mana scheint ebenfalls noch wach zu sein...", murmelte er, kuschelte sich in den samtenen Stoff seines Schlafanzugs, zog eines der Kissen in seinen Schoß und schloss die Augen. Kurz darauf war er eingeschlafen... Als Juka am nächsten Morgen verschlafen in die Küche trat, lag eine Nachricht auf dem Tisch: "Muss geschäftlich was erledigen, komme also später ins Studio. Kazuno hat frei. Warte nicht auf mich, sing dich schon mal ein, damit wir heute unser Pensum schaffen." Mana Leicht verstimmt ließ Juka den Zettel zurück auf den Tisch fallen. Dann schritt er zum Kühlschrank, um sich etwas zum Frühstück zu genehmigen, entschied jedoch bei näherer Betrachtung, dass er sich auf dem Weg ins Aufnahmestudio besser etwas kaufen sollte, da im Kühlschrank nur eine angefangene Packung Milch und ein halbleeres Marmeladenglas standen... Mana erschien erst am späten Nachmittag und wirkte sichtlich angespannt. Er warf Juka einen kurzen Blick zu, sagte ihm, dass er nur kurz vorbei schauen würde, um sich zu vergewissern, dass alles so lief, wie er es beabsichtigt hatte und dass er nun noch etwas zu erledigen hatte. Juka nickte. "Sing den einen Song noch einmal, wir schneiden ihn morgen korrekt zusammen...", sagte Mana noch, bevor er das Tonstudio verließ. Juka blickte ihm verwirrt hinterher, bevor er dem Tontechniker ein Zeichen gab und dieser erneut die Musik einspielte... let's proceed to part 2 2. Teil Sechs Abende zuvor: Juka erreichte Mana's Appartementhaus gerade bevor es erneut zu schneien begann. Er parkte sein Auto einige Straßen entfernt, weil es vor dem Haus keine freien Plätze mehr gab und rutschte über den vereisten Gehweg in den Hauseingang. Schwer atmend lehnte er sich gegen den Türrahmen und schloss die Augen. Beinahe wäre ihm die braune Einkaufstüte aus den Händen gefallen, in der er für sich und seinen Gastgeber etwas zum Abendbrot besorgt hatte. Juka schüttelte bei dem Gedanken an Mana's leeren Kühlschrank den Kopf. Er hatte fast die gesamte Küche durchsucht, hatte in nahezu jedes Regal und jedes Schubfach geschaut, hatte Schränke geöffnet und musste letztendlich doch einsehen, dass es bis auf die Milch, das Marmeladenglas, eine sehr beachtliche Menge an Instantzitronentee und eine kleine Packung Mikrowellenreis nichts Essbares in diesem Haushalt gab. Einen kurzen Augenblick hatte er sich sogar gefragt, ob Mana überhaupt jemals etwas essen würde. Juka hatte ihn jedenfalls noch nie dabei gesehen... Sich noch immer darüber wundernd, stieg der junge Sänger die Treppen hinauf, nur um erneut eine ihm unwillkommene Entdeckung zu machen, als er auf den Klingelknopf drückte. Mana schien noch nicht wieder zu Hause zu sein, denn in der Wohnung war es totenstill und Juka besaß keinen Schlüssel. "Och nein...", entfuhr es ihm. "Das darf doch wohl nicht wahr sein..." Kopfschüttelnd ließ er sich auf dem Treppenabsatz nieder und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand... "Was machst du hier draußen, Juka-kun...?", riss ihm eine verwunderte Stimme aus dem Halbschlaf. Als er aufblickte, stand Mana vor ihm und warf ihm einen tadelnden Blick zu. Juka erhob sich. "Warum bist du nicht schon reingegangen...?", erkundigte sich Mana weiter, doch Juka warf ihm nur einen missbilligenden Blick zu. "Ich habe keinen Schlüssel...", antwortete er. Mana's Augen weiteten sich und er legte die Hand vor den Mund. Verlegen senkte er den Blick. "Tut mir leid...", murmelte er entschuldigend. "Das hatte ich vergessen, dir zu sagen..." Mit diesen Worten schritt er an Juka vorbei und langte nach der Oberseite des Türrahmens. Nach kurzem Tasten hielt er einen kleinen silbernen Schlüssel in der Hand. "Tut mir wirklich leid...", wiederholte er, doch diesmal klang seine Stimme noch verlegener. Er blickte zu Boden, bis Juka seine Hand nach ihm ausstreckte und ihn sanft an der Schulter berührte. "Das macht doch nichts...", murmelte er lächelnd. "Du bist doch jetzt da..." Mana blickte auf und Juka schenkte ihm ein weiteres Lächeln... "Magst du was zum Abendbrot...?", fragte Juka, als sich beide in dem kleinen, dunklen Flur ihrer Stiefel entledigten. Mana lehnte sich gegen den Türrahmen und sah Juka dabei zu, wie der seine Schnürsenkel entknotete. Als Juka aufblickte, schüttelte er langsam und monoton den Kopf. Juka verzog die Augenbrauen. "Ich hab uns extra was besorgt, weil ich in deiner Küche nichts gefunden habe...", sagte er, wobei seine dunkle Stimme beinahe wie ein Flüstern klang. Mana blickte ihn an, dann lächelte er sanft. "Weiß du, wie lange ich in dieser Wohnung schon nichts mehr gegessen habe...?", fragte er halb amüsiert, halb niedergeschlagen. Juka schüttelte den Kopf. "Wie lange...?", fragte er, doch Mana antwortete ihm nicht. Stattdessen drehte er seinem Sänger den Rücken zu und verschwand ins Wohnzimmer. Juka folgte ihm. Als Mana das Licht anschaltete, sog Juka erschrocken die Luft ein. Mana's Haut wirkte trotz des vielen Make-ups fahl und blass und er sah nicht so aus, als hätte er in den letzten Nächten auch nur annähernd ausreichend Schlaf bekommen. Juka wollte schon etwas sagen, als Mana ihm zuvorkam. "Du kannst dir gern etwas zum Abendbrot machen, aber ich möchte nichts...", murmelte er, wobei er versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen, was ihm jedoch kläglich misslang. "Ist irgendetwas...?", erkundigte sich Juka und trat auf ihn zu, um ihn erneut an der Schulter zu berühren. Diesmal wich Mana ihm jedoch aus. Statt einer Antwort schüttelte er nur den Kopf... Juka nahm sein Abendbrot mit aufs Zimmer, nachdem er Mana erneut angeboten hatte, etwas für ihn mit zuzubereiten. Aber Mana hatte es auch diesmal abgelehnt, etwas zu essen. Er war still und leise in seinem Schlafzimmer verschwunden und Juka hatte gehört, wie er die Tür von innen verschlossen hatte. Der junge Sänger saß nun auf der kleinen Fensterbank in seinem Zimmer und blickte nach draußen in den dunklen Himmel, während er sich den letzten Löffel Instant-pudding schmecken ließ. Zufrieden leckte er ihn sauber und legte ihn zurück in die Glasschale neben sich. In Gedanken ließ er den vergangenen Tag noch einmal Revue passieren. Ein Tag wie fast jeder andere auch, seitdem er als Sänger bei Mana's Plattenlabel unter Vertrag stand. Normalerweise bereiteten ihm die Debutaufnahmen immer viel Vergnügen, vor allem, wenn er in den Pausen mit Kazuno herumalbern konnte und Mana sie hin und wieder mit einem genervten Blick bedachte und den Kopf schüttelte. Juka glaubte anfangs wirklich, dass die nahezu zehn Jahre Altersunterschied, die Kazuno und er zu ihrem Gitarristen hatten, daran schuld seien, dass der sie immer missbilligend ansah, wenn sie sich lachend über ihre Tagesabläufe unterhielten oder beim Rauchen auf der Außentreppe des Studios herumalberten. Beim nochmaligen Durchgehen dieser Situationen wurde Juka bewusst, dass er sich Mana beim besten Willen nicht ausgelassen lachend in ein belangloses Gespräch vertieft vorstellen konnte. Er fragte sich gerade, warum der ältere Gitarrist sich immer so reserviert und still verhielt, als ihm auffiel, wie wenig er doch eigentlich von ihm wusste. Wenn er es recht bedachte, hatte er sich mit Mana noch niemals so unter-halten wie mit Kazuno, eigentlich hatte er sich mit Mana generell noch nie wirklich unterhalten. Juka seufzte und lehnte sich gegen die Wand, dann winkelte er die Beine an und rutschte zurück in die weiche Polsterung der Fensterbank. "Warum sagt er eigentlich so selten etwas...?", murmelte Juka vor sich hin und ließ seinen Blick zur Zimmerdecke wandern. Sie war in Beigetönen gehalten und hob sich kaum von dem hellgelben Farbton der Wände ab, mit dem diese tapeziert waren. Juka grinste. Eine weiße Wohnung, alles in hellen Farben, das hätte er Mana niemals zugetraut. Vielleicht hatte er durch den Aufenthalt bei seinem Gitarristen doch noch die Möglichkeit, dessen sonderbarem Verhalten genauer auf den Grund gehen zu können. Plötzlicher Lärm aus dem Wohnzimmer ließ ihn kurze Zeit später aufmerken. Er drehte den Kopf und stand auf, dann öffnete er die Tür. "Wie kannst du es wagen, mir solch einen Unsinn vorzuwerfen...?", hörte er Mana's aufgebrachte Stimme aus dem Wohnzimmer. Eine zweite, Juka vollkommen unbekannte Stimme antwortete. "Ich berufe mich dabei auf Tatsachen...", sagte die Stimme, die eindeutig ruhiger, beinahe triumphierend klang. Sie war von einem Mann. Mana hatte anscheinend Besuch bekommen, allerdings musste Juka die Türklingel wohl überhört haben. Der junge Sänger schlich sich durch den unbeleuchteten Flur an die Wohnzimmertür heran, die einen Spalt geöffnet stand. "Warum sollte ich damit etwas zu tun haben...? Es war schließlich nicht meine Aufgabe, mich darum zu kümmern...", rief Mana empört. Juka blinzelte durch die angelehnte Tür. Er sah Mana mitten im Zimmer stehen, die Augenbrauen seltsam verzogen, die Hände ineinander verkreuzt und den Rücken so sehr angespannt, dass sich sein Kleid an den Hüften straffte, doch die andere Person, mit der sich der Gitarrist anscheinend stritt, konnte Juka nicht sehen. Er rückte noch ein Stück näher heran um mehr erkennen zu können. "Und überhaupt... Es ist sehr interessant, dass dir das jetzt schon einfällt... Nach so langer Zeit...", erklang Mana's gereizte Stimme erneut. "Ich habe mich erkundigt und da ist es mir halt aufgefallen...", antwortete die fremde Stimme noch immer gelassen, doch Juka konnte den leicht aggressiven Unterton sehr deutlich heraushören. "Du hast kein Recht dazu... Wenn du etwas willst, wende dich an unsere damalige Plattenfirma... Ich kann nichts für dich tun..." Mana schritt aus Juka's Blickfeld und der junge Sänger hörte, wie sich eine Schublade auf und wieder zu bewegte. Dann hörte er Papier knistern. "Wenn du mir nicht glaubst, hier, schau dir unsere Verträge an... Ich habe sie alle aufgehoben..." "Das war dort nicht geregelt, da kannst du lange danach suchen... Ich will es jetzt wissen... Alle anderen haben mich an dich verwiesen... Ich habe dich unzählige Male versucht ans Telefon zu bekommen, aber man hat mich einfach nicht zu dir durchgelassen, dazu hat mir das Treffen heute einfach nicht gereicht... Also bin ich hergekommen..." "Aber du siehst es doch, ich weiß es einfach nicht, ich hatte damals nichts damit zu tun..." "Es kannst aber nur du das gewesen sein, wer sollte sonst soetwas tun...?" "Was weiß ich...? Vielleicht warst du es am Ende selbst..." Juka hatte sich noch ein Stück weiter vorgelehnt, um nichts zu überhören als plötzlich die Tür knarrend nachgab und er ins Zimmer stolperte. Mana und dessen Gast, den Juka nicht kannte, ein schlanker Mann mit hellgetönten Haaren und hohen Lederstiefeln unter seinen ebenfalls ledernen Kniebundhosen, drehten sich erschrocken zu ihm. Juka spürte, wie er errötete. "Ano... Tut mir leid...", stotterte er. "Ich hatte Stimmen gehört und wollte nur nachsehen, was los ist...", fügte er kleinlaut hinzu. "Ich gehe wieder zurück auf mein Zimmer..." Mit diesen Worten wollte Juka sich wieder umdrehen und aus dem Wohnzimmer flüchten, als sich der fremde Mann an ihm wandte. "Du bist also Juka, nicht wahr...?" Juka starrte ihn an, dann blickte er zu Mana. Der Gitarrist wirkte noch eine Spur blasser als vorhin und eindeutig erschöpft. Er wollte etwas sagen, doch der andere kam ihm zuvor. "Niedlich, der Kleine..." Juka schluckte. "Wer...?", begann er, wurde allerdings nun von Mana unterbrochen. "Juka-kun, das ist Tetsu, ich glaube, du kennst ihn noch nicht..." Juka schluckte erneut. Jetzt, da Mana den Namen des anderen erwähnte, fiel es ihm auch auf. Er hatte Photos von ihm gesehen, dieser Mann war einmal Sänger bei Malice Mizer gewesen. "Oh...", entfuhr es ihm. Tetsu grinste. "Das ist also dein neuer Sänger...", sagte er. "Die werden ja auch immer jünger...", fügte er spöttisch hinzu und verzog die Mundwinkel, wobei er Mana einen Blick zuwarf. "Mein Freund, du hast ein ernstzunehmendes Problem...", diagnostizierte er und drehte sich erneut Mana zu, der ihn einfach nur anstarrte. "Aber ich wusste ja gar nicht, dass du so... umgänglich sein kannst... Wohnt ihr zwei hier zusammen...?" "Juka-kun hat damit rein gar nichts zu tun...", wehrte Mana ab und warf seinem Sänger einen ernsten Blick zu. "Er ist nur hier, weil in seiner Wohnung..." "Ich versteh das schon...", fiel ihm Tetsu ins Wort und grinste Juka zweideutig an, der aufgrund dieses Redewechsels die ganze Zeit von einem zum anderen geschaut hatte. "Sag, Juka-kun, redet er "danach" auch mit dir...?", erkundigte sich Tetsu gerade, als Mana endgültig der Kragen platzte. "Hör gefälligst damit auf, mir Dinge zu unterstellen und lass Juka-kun in Ruhe... Er hat damit nichts zu tun...", fuhr er seinen ehemaligen Sänger an. "Ich kann dir absolut nicht helfen und es wäre besser, wenn du jetzt gehst..." Mit diesen Worten trat er auf Tetsu zu und wies ihm den Weg zur Haustür. Tetsu funkelte ihn an. "Das wird dir noch leid tun, das versprech ich dir, ich werde mir einen Anwalt nehmen und dich verklagen...", drohte er, als Mana ihn unsanft zur Tür schob. "Tu das, wenn es dich beruhigt...", antwortete er. "Warum hast du es nicht schon vor Jahren getan...?" Tetsu drehte sich um und schlug Mana ohne Vorwarnung ins Gesicht, dass er taumelnd an der Wand landete und sich erschrocken eine Hand an die Wange hielt. Mit großen Augen blickte er seinen ehemaligen Sänger an. Juka stand wie erstarrt an der Wohnzimmertür, während sein Blick auf Mana gerichtet war. "Du wirst vor Gericht keinerlei Chancen haben... Das verspreche ich dir...", flüsterte der nach einigen Augenblicken. Doch Tetsu grinste nur. "Wir werden es sehen, mein Freund, wir werden es sehen..." Mit diesen Worten verließ er die Wohnung. Juka schritt langsam zur Tür und schloss sie, bevor er sich zu Mana drehte und ihm einen verlegenen Blick zuwarf. "Es tut mir leid, ich wollte nicht lauschen, aber ich hatte euch streiten gehört und da..." Doch Mana schüttelte den Kopf. Ihm standen Tränen in den Augen, doch er mied Juka's Blick. "Nein, mir tut es leid.... Verzeih mir, dass du das gerade miterleben musstest...", flüsterte er schluchzend und starrte Juka im nächsten Augenblick wie erschrocken über sein plötzliches Verhalten an. Dann drehte er sich um und lief den Flur hinunter in Richtung seines Schlafzimmers. Juka sah ihm verwirrt hinterher. "Warte...", rief er, aber Mana war schon in seinem Zimmer verschwunden und knallte die Tür hinter sich zu, bevor er sie erneut von innen verschloss... Juka klopfte an Mana's Schlafzimmertür. "Ich habe Tee gekocht, magst du auch eine Tasse...?" Doch Mana antwortete ihm nicht. Juka klopfte erneut. "Er ist frisch aufgebrüht...", rief er, doch er erhielt abermals keinerlei Antwort. Seufzend fuhr er sich mit der Hand über die Stirn. "Ich stelle ihn neben die Tür...", sagte er. "Du kannst ihn später trinken, wenn du magst..." Juka stellte das kleine Tablett mit der bauchigen, weißen Tasse neben den Türrahmen und zog sich still zurück, um sich ein Bad einzulassen... Das ganze Badezimmer war in Wasserdampf gehüllt, als Juka nach einiger Zeit aus der Wanne stieg und nach einem Handtuch griff. Er trocknete sich die schwarzen Haare, dann trat er zum Fenster um es zu öffnen. Ein kalter Luftzug wehte ihm über die nackte Haut und er begann zu frösteln Sofort schritt er vom Fenster weg, um sich vor den Spiegel zu stellen. Er musste allerdings feststellen, dass er anscheinend doch zu heiß und zu lange gebadet hatte, denn der Spiegel war vollkommen beschlagen und Juka griff nach einem zweiten Handtuch, um die Glasfläche freizuwischen. Er legte es danach beiseite und wickelte sich gerade das Badetuch um die Hüften, als ihn mit einem Mal ein kräftiger, unsagbar kalter Luftzug erfasste, der ihn sofort zum Zittern brachte. Sein Blick fiel zur Badezimmertür, in der Mana stand und ihn aus großen Augen anstarrte, während Juka noch immer versuchte, sich das Tuch um den nackten Körper zu wickeln. Dummerweise war er damit noch nicht wirklich fertig gewesen, als Mana so unangemeldet die Tür geöffnet hatte. Beide standen sich gegenüber, Juka blickte Mana ein wenig erschrocken an, als er jedoch bemerkte, dass Mana schlagartig errötete, begann er zu grinsen. Er wollte gerade etwas sagen, als Mana die Tür wortlos zuknallte und Juka vor lauter Überraschung über diese plötzliche und überaus heftige Reaktion des anderen das Handtuch fallen ließ... Wieder zurück auf dem Weg in sein Zimmer, diesmal saß das Handtuch dort, wo es auch hinsollte, bemerkte Juka erfreut, dass die Teetasse nicht mehr vor Mana's Schlafzimmetürr stand. Er hatte sie also doch zu sich geholt, um den Tee zu trinken, den Juka für ihn gebrüht hatte. Grinsend schritt der Sänger den Flur hinunter in sein Zimmer, nur um dort zum zweiten Mal an diesem Abend vor Schreck beinahe sein Handtuch fallenzulassen. Mana saß auf der Fensterbank und blickte ihn an. Die Röte aus seinem Gesicht war noch nicht vollständig wieder verschwunden und als Juka den Blick seines Gitarristen mit einem Lächeln beantwortete, drehte der seinen Kopf weg und stand auf. "Ich hatte gedacht, du hättest dich bereits umgezogen, verzeih die Störung..." murmelte Mana und wollte an ihm vorbei durch die Tür hinaus auf den Flur laufen, doch Juka hielt ihn am Arm fest. "Ist schon ok, warum bist du hier...?" Mana errötete erneut und drehte den Kopf weg. Juka verzog die Mundwinkel. "Ich hätte wohl besser abschließen sollen..." murmelte er und grinste verlegen, dann ließ er Mana's Arm los und trat auf sein Bett zu. Mana blieb noch einige Augenblicke reglos in der Tür stehen, bevor er sich zu seinem Sänger drehte und ihm ein nervöses Lächeln zuwarf. "Es tut mir leid..." flüsterte er. Juka winkte ab. "Meine Schuld..."antwortete der Jüngere Halb amüsiert, dann besah er sich Mana genauer. "Was möchtest du von mir...?", fragte er langsam, während er einen Schritt auf Mana zutrat. Der Gitarrist stand weiter reglos in der Tür, dann begann er, nervös an einem Ring an seiner Hand zu drehen. "Ich... Ich...", begann Mana. Juka verzog fragend die Augenbrauen, als Mana plötzlich zu weinen begann. "Nichts... Ich möchte nichts von dir... Ehrlich...", flüsterte er mit tränenerstickter Stimme und lief aus dem Zimmer. Doch diesmal wollte ihn Juka nicht so einfach davonlaufen lassen. Er rannte ihm nach und griff nach seinem Arm, um ihn festzuhalten und zu sich zu ziehen. Mana wehrte sich wortlos dagegen, während ihm noch immer Tränen über das Gesicht liefen. "Was hast du...?", rief Juka, dem die Situation in dem Augenblick, da Mana ihn wieder ansah seltsam unwirklich erschien. "Sag mir, was es ist.. Ich bitte dich..." Mana ließ die Arme sinken, um deren weiß hervortretende Knöchel Juka seine Hände gelegt hatte, um ihn festzuhalten. Er blickte zu Boden und schwieg, bis Juka ihm zögernd die Hand unter das Kinn legte und ihn somit zwang, ihm direkt in die Augen zu blicken. "Was ist mit dir los...?", wiederholte Juka seine Frage erneut, doch diesmal klang seine Stimme sanfter als zuvor. Mana blickte ihn wortlos an, dann ließ Juka ihn los. "Du willst es mir also nicht sagen...", flüsterte er enttäuscht und trat einen Schritt zurück, um Mana anzusehen. Der stand reglos vor ihm, während sein Blick eine leichte Panik verriet und ihm noch immer Tränen die Wangen hinunter tropften. Er schien es noch gar nicht bemerkt zu haben. Juka startete einen weiteren Versuch, Mana zum Reden zu bringen. "Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht erzählst, was los ist...", flüsterte er, dann seufzte er leise und senkte den Kopf. "Bitte hör auf zu weinen...", flüsterte er beruhigend auf ihn ein und streckte die Hand aus, um Mana berühren zu können. Sanft strich er ihm über die Schultern, dann trat er einen Schritt auf ihn zu und schloss ihn in die Arme. Mana hielt kurz die Luft an, reagierte im ersten Augenblick überhaupt nicht, doch dann legte er ebenfalls seine Arme um seinen Sänger und drückte dessen noch immer beinahe unbekleideten Körper an sich, wobei eine Träne von seinen Wimpern auf Juka's Hals tropfte und ihm langsam den Rücken hinunterlief. "Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass es so kommt...", murmelte Mana nach einigen Augenblicken und wischte sich die Tränen aus den Augen. Juka strich ihm sanft über den Körper, dann löste er sich von ihm und blickte ihn an. "Wie meinst du das...?" "Ich wollte nicht, dass...", begann Mana, dann senkte er den Blick und trat einen Schritt rückwärts. Juka beobachtete ihn nachdenklich, schwieg jedoch. "Vielleicht bin ich doch nicht dafür geschaffen, es mit jemandem auszuhalten, ohne ihn gleich zu enttäuschen...", fügte er hinzu und griff nach der Türklinke seines Zimmers, vor dem beide stehen geblieben waren. Juka sah ihm schweigend dabei zu, wie er die Tür öffnete, ihm leise eine gute Nacht wünschte und in seinem Zimmer verschwand... Als Juka am nächsten Morgen erwachte, war Mana bereits nicht mehr in der Wohnung. Juka zog sich an und ging in die Küche in der Hoffnung, dort wieder wie am Vortag eine kleine Notiz zu finden, doch der Küchentisch war bis auf eine kleine weiße Papiertüte leer. Juka setzte sich nachdenklich auf einen Stuhl und blickte sich in der Küche um, ohne sie eigentlich richtig wahrzunehmen. Mana's Reaktion vom vorherigen Abend wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Er hätte gern mit ihm gesprochen, hätte noch einmal versucht zu erfahren, was Mana dazu gebracht hatte, in seinen Armen zu weinen, aber der Ältere schien regelrecht vor ihm geflüchtet zu sein. Er konnte es nicht verstehen... Sein Blick fiel beim Umherirren durch die Küche erneut auf die kleine Papiertüte und Juka streckte kurzentschlossen die Hand danach aus, um sie zu öffnen. Er staunte nicht schlecht, als ihm zwei Croissants entgegen fielen, zusammen mit einem kleinen, butterverschmierten Zettel. "Ich habe dir was zum Frühstück besorgt, hoffentlich magst du Buttercroissants. Werde den ganzen Tag geschäftlich unterwegs sein, wenn du magst, du musst nicht zu weiteren Aufnahmen ins Studio, das hätte wenig Sinn. Du weißt ja, wo der schlüssel liegt. Wir sehen uns heute Abend..." Mana Juka legte den Zettel beiseite und starrte überrascht auf sein Frühstück. "Er hat mir extra was geholt...", murmelte er perplex, dann schloss er die Augen, während in seinen Gedanken die Bilder von gestern Abend erneut aufflammten... let's proceed to part 3 (I dare you...) 3. Teil Fünf Abende zuvor: Juka stand in der Küche mit dem Telefonhörer zwischen Kinn und Schulter geklemmt und sprach gerade mit seinem Vermieter, als er die Haustür in Schloss fallen hörte. Er verabschiedete sich schnell und schaltete den Hörer aus, dann legte er ihn neben die Spüle und trat wieder vor den Herd, auf dem in zwei Kochtöpfen das Abendbrot vor sich hinköchelte. Er griff nach einem Sieb und einem Löffel und begann, die Nudeln aus dem größeren der beiden Töpfe über dem Ausguß umzufüllen, als Mana die Küche betrat. "Was tust du da...?", fragte der denn auch gleich verwundert und trat einen Schritt auf Juka zu, um ihm über die Schultern blicken zu können. Juka lächelte ihn an. "Abendbrot, ich wette, du hast noch nichts gegessen...", antwortete er gutgelaunt und wandte sich wieder dem Topf in seinen Händen zu. "Ich war so frei, meinen Tag heute damit zu verbringen, bei meinem Vermieter Sturm zu klingeln und wegen meiner Wohnung hin und her zu rennen, aber absolut nichts zu erreichen und da dachte ich, dein Tag wird wohl ähnlich stressig gewesen sein..." Juka stellte den Topf neben die Spüle und schüttelte das Sieb unter kaltem Wasser, dann langte er nach einer Schüssel und füllte die Nudeln hinein. Mana sah ihm schweigend dabei zu, während er noch immer hinter ihm stand und an dem Ring an seinem Finger spielte. "Hast du nun schon etwas gegessen...?", fragte Juka nach einer kurzen Pause und legte die Topflappen in seiner Hand beiseite. Mana verneinte. "Fein... Dann setz dich doch bitte..." Juka wies auf einen der Küchenstühle und gebot Mana, Platz zu nehmen, was der zu seiner leichten Verwunderung auch widerstandslos tat. Juka stellte die Schüssel mit den Nudeln auf ein Holzbrett auf dem Tisch. "Oh, ich habe vergessen zu decken...", murmelte er plötzlich mehr zu sich selbst und verdrehte die Augen, bevor er Mana ansah. "Sag, wo sind eigentlich die Teller, ich habe keine gefunden...", fragte er. Mana erhob sich wortlos von seinem Stuhl, schritt langsam aus der Küche ins Wohnzimmer und öffnete die unterste Schublade einer Kommode. Juka sah ihm dabei zu und blickte fassungslos auf die noch in Plastikfolie eingepackten Teller, während Mana zwei davon hervorholte, sie auspackte, zurück in die Küche lief und unter laufendem Wasser abspülte. "Du hast also doch nicht... übertrieben, als du meintest, du hättest hier lange nichts gegessen...", stotterte Juka vor lauter Überraschung, aber Mana zuckte nur mit den Schultern und stellte die Teller auf den Tisch. "Was gibt es denn...?", fragte er wie beiläufig. Juka starrte ihn weiter an, dann jedoch fing er sich wieder und deutete auf den kleineren der beiden Töpfe, welcher noch immer auf dem Herd stand. "Nudeln mit Sahnesoße... Magst du sowas...?" Mana nickte mit dem Kopf und lächelte ihn an, Juka erwiderte dieses Lächeln glücklich. Dann stellte er den Rest des Abendbrotes auf den Tisch, während Mana Besteck auftrug. "Warum ist dein Geschirr eigentlich noch eingepackt...?", fragte Juka, während beide ihre Nudeln kosteten. Mana zuckte mit den Schultern. "Ich habe es bisher noch nie gebraucht...", antwortete er. "Und warum hast du es, wenn du weißt, dass du es nicht brauchst...?", stellte Juka zögernd die nächste Frage. Mana schien kurz darüber nachzudenken, bevor er antwortete. "Nun, weil es dazu gehört...", murmelte er und knotete nervös an den Kordeln seiner Spitzenhandschuhe. "Ich wusste gar nicht, dass du kochen kannst...", sagte er im nächsten Moment und blickte Juka anerkennend an. Der bedachte ihn mit einem stolzen Lächeln. "Ich habe mal ein Kochbuch geschenkt bekommen...", gestand er lachend. "Meine Oma hat es mir gegeben, damit ich nicht verhungere..." "Hat sie dir das auch beigebracht...?" "Nein, ich habe es irgendwann mal ausprobiert und inzwischen liebe ich Kochen über alles... Schmeckt es dir...?" Mana nickte und blickte Juka einen kurzen Augenblick durchdringend an, dann jedoch senkte er wieder den Blick. "Was ist mit deiner Wohnung...?", erkundigte er sich. Juka verzog traurig das Gesicht. "Keine Ahnung... Mein Vermieter konnte mir auch nichts Genaueres sagen, aber ich befürchte, da wird nicht mehr viel geschehen... Das Haus ist in einem maroden Zustand und müsste neu saniert werden... Ich werde wohl demnächst umziehen müssen..." Mana verzog nachdenklich das Gesicht, dann wandte er sich wieder seinem Essen zu. Juka beobachtete ihn dabei. "Es tut mir leid, ich möchte dir sehr ungern zur Last fallen, das ist schließlich deine Wohnung...", murmelte er, doch Mana blickte auf und schüttelte den Kopf. "Das ist schon in Ordnung, bleib ruhig hier, wenn du magst... Ich glaube nicht, dass ich hier jemals richtig gewohnt habe... Du siehst es ja selbst, sogar das Geschirr liegt noch eingepackt im Schrank... Du störst also schon nicht...", sagte er und lächelte entschuldigend. "Von wohnen kann also weniger die Rede sein...", fügte er hinzu. Juka beobachtete ihn weiter. "Was ist es dann...?" "Naja, ich würde es eher "bleiben" nennen..." "Wieso das...?" Mana legte den Kopf schräg. "Warum willst du das wissen...?" Juka rührte in seinen Nudeln. "Weil es mich interessiert..." Mana bedachte ihn mit einem sonderbaren Blick. "Ich habe selten etwas getan, was darauf schließen lässt, dass ich hier tatsächlich auch wohne und nicht nur meine Sachen zu stehen habe..." Juka hakte weiter nach. "Wenn bei dir jeder Abend in etwa so abläuft wie die letzten beiden, kann ich das allerdings nicht verstehen... Du warst doch zu Hause...", antwortete er und lehnte einen Ellenbogen auf den Tisch, während er Mana weiter beim Essen betrachtete. "Was verstehst du daran nicht, Juka-kun...?" Juka räusperte sich. "Na, wenn du jeden Abend hier bist, warum... merkt man das dieser Wohnung nicht an...?" Mana hielt mit der Gabel in der Luft inne und blickte Juka an. Dann zuckte er mit den Schultern. "Ich weiß es nicht...", murmelte er. Juka blinzelte. "Warum...?", fragte er noch einmal. Mana ließ die Gabel sinken und rutschte ein Stück in seinem Stuhl zurück. "Frag mich so etwas nicht...", wehrte er schroff ab. Juka blinzelte erneut. Er wollte noch etwas hinzufügen, ließ es jedoch bleiben. Schweigend stocherte er in seinen Nudeln herum. Der Appetit war ihm beinahe vergangen... "Hast du Lust auf einen Spaziergang...?", fragte Juka, als sie ihr Abendessen beendet hatten und das Geschirr in die Spüle räumten. Mana blickte ihn fragend an. "Wo möchtest du denn hin...?" Juka überlegte kurz, dann grinste er. "Lass dich überraschen..." Langsam und skeptisch nickte Mana mit dem Kopf... Den ganzen Tag über hatte es hin und wieder geschneit, sodass die Straßen vom Neuschnee geräumt werde mussten. Durch das Streusalz und die überfrierende Nässe hatten sich einige weniger besuchte Straßenzüge jedoch in eisglatte Wege verwandelt, auf denen man sehr leicht ausrutschen konnte. Juka und Mana stolperten und rutschten die Straße zur nächsten Bahnstation entlang und mussten immer wieder stehen bleiben, um nicht auf dem gefrorenen Boden auszugleiten. Als sie endlich den Eingang der U-Bahn erreichten, atmete Juka erleichtert auf. "Oh mein Gott...", murmelte er und lehnte sich an die Wand zum Eingang der Station. Mana lehnte neben ihm und beobachtete den Jüngeren aufmerksam. Juka drehte sich zu ihm und schenkte ihm ein Lächeln. "Komm, es ist nicht mehr allzu weit...", sagte er und ergriff Mana's Hand... Als sie ein paar Haltestellen später aus der Bahn stiegen und zum Ausgang stiefelten, hatte es erneut zu schneien begonnen. Juka klappte den Kragen seines Mantel auf und linste hinaus in die silbrige Dunkelheit. "Hoffentlich sind wir dafür noch nicht zu spät, es ist schon recht dunkel...", murmelte er, bevor er erneut nach Mana's Hand griff und ihn mit sich nach draußen zog. Juka musste allerdings wenige Minuten später feststellen, dass seine schöne Idee, Mana ein wenig aufzumuntern, leider nicht durchführbar war. Sie standen auf einer Brücke, von woaus man normalerweise einen sehr hübschen Blick über die Lichter der Stadt hatte, aber Juka konnte ihn nicht wirklich genießen. Dicke, schwarzgraue Wolken hingen am Himmel, es sah wieder nach einem Schneesturm aus. Es war unmöglich, weit genug sehen zu können, damit Juka seinem Gitarristen das zeigen konnte, was er eigentlich vorhatte. Traurig senkte er den Blick und verkreuzte seine Arme ineinander. "Die Wolken sind viel zu tief... Man kann gar nichts sehen...", murmelte er niedergeschlagen. Mana trat neben ihn ans Brückengeländer und blickte hinab in die Tiefe. Die Straßenlaternen gaben nicht genug Licht, als dass er die Wasseroberfläche genau erkennen konnte. Er konnte sie nur erahnen.Unsicher trat er einen Schritt zurück, dann drehte er sich langsam Juka zu und blickte ihn an. "Was wolltest du mir denn zeigen...?", fragte er leise. Juka wandte ihm das Gesicht zu und lächelte traurig. "Weißt du, wenn es dunkel wird und ein wenig schneit, dann ist der Tokyo Tower immer in einem ganz besonderen Licht erhellt... Ich liebe diesen Anblick...", antwortete er, dann stützte er den Kopf auf die Hände. "Aber daraus wird heut Nacht wohl nichts...", murmelte er. Mana blickte ihn ein wenig erstaunt an. Nach einigen Augenblicken streckte er die Hand aus und strich Juka leicht durch die Haare. "Mach dir nichts draus...", flüsterte er und Juka blickte ihn erneut sanft lächelnd an. "Du hast heute eigentlich schon genug für mich getan..." Juka richtete sich auf und lehnte sich mit dem Rücken an das Geländer. Mana strich ihm sanft über das Gesicht, während er ihm in die dunklen Augen blickte. Plötzlich begann Juka zu zittern. "Ist dir kalt...?", erkundigte sich Mana, wobei Juka nickte. "Dann lass mich dir jetzt etwas zeigen...", murmelte er und nahm Juka's Hand in seine... Mana führte seinen Sänger in ein kleines Café in der Nähe seiner Wohnung, wo sie sich ganz hinten auf eine runde Sitzbank fallen ließen und Mana zwei Tassen Tee bestellte. Juka zog den Mantel aus und legte ihn neben sich, dann band er sein Halstuch ab. Mana tat es ihm gleich. "Hier gehe ich oftmals abends hin, wenn ich nicht weiß, was ich allein zu Hause soll...", murmelte Mana und bedachte Juka mit einem kurzen Lächeln. Juka blickte sich um. Der Raum, in dem sie saßen, war mit Holz vertäfelt, an den Wänden hingen antike Kerzenhalter, die ein gedämpftes Licht spendeten. Die Dielenbretter auf dem Fußboden hatten geknarrt, als sie das Café betreten hatten. Als der Tee gebracht wurde, nippte Juka nur kurz daran. Dann grinste er. "Zitronentee... Die scheinen dich hier ziemlich gut zu kennen..." Mana nickte. Dann lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Juka beobachtete ihn dabei stirnrunzelnd. Langsam lehnte er sich vor. "Darf ich dich etwas fragen...?" Mana öffnete die Augen. "Was ist da gestern Abend geschehen...?", fragte Juka. Mana sah ihn eine Weile einfach nur an, dann wandte er den Blick zur Seite und räusperte sich. "Es hat nichts mit dir zu tun...", antwortete er, bevor er nach seinem Tee griff. "Aber...", begann Juka, während er die Hände um die Tasse vor sich legte. "Was meinte Tetsu-san mit "danach"...?" Mana verschluckte sich beinahe an seinem Tee. Hustend stellte er die Tasse zurück auf den Tisch und zog ein Taschentuch aus dem Ärmel seines Kleides hervor. Juka blinzelte. "Sag es mir..." Mana warf ihm einen undeutbaren Blick zu. "Bitte frag mich etwas anderes...", murmelte er, dann begann er erneut zu husten bis ihm Tränen in den Augen standen. "Warum willst du es mir nicht sagen...?", hakte Juka nach, doch Mana wandte sein Gesicht ab. "Es gibt noch so vieles...", begann Juka erneut, "...was ich nicht verstehe..." Mana hatte noch immer das Gesicht weggedreht, als Juka sich zu ihm beugte und seine Hand ergriff. "Warum hast du gestern Abend geweint...? Wegen ihm...?" Mana schüttelte den Kopf, dann blickte er Juka traurig an. "Wegen dir...", murmelte er mehr zu sich selbst und befreite seine Hand aus Juka's Griff, der sie noch immer umschlossen hielt. Juka war wie vor den Kopf gestoßen. "Warum...?" "Weil ich dich nicht enttäuschen wollte...", flüsterte Mana. Jetzt verstand Juka gar nichts mehr. "Aber wieso denn...? Wieso denkst du das...?" "Ich konnte nichts dagegen tun, was du gestern Abend mitansehen musstest... Ich wollte nicht, dass du das siehst..." "Aber du kannst doch gar nichts dafür..." Juka lehnte sich noch ein Stück vor und legte den Kopf schräg, während er Mana fragend ansah. "Ich wollte einfach nicht, dass du mich verachtest...", flüsterte der Ältere. Juka sog scharf die Luft ein. Entschieden schüttelte er den Kopf. "Warum sollte ich das tun...?" "Weißt du, Juka-kun, der Grund, weshalb ich so selten zu Hause bin, ist eigentlich banal... Ich habe Angst davor, dort zu ersticken... Ich hatte mich mit Tetsu an diesem Tag verabredet und er hat mir sehr unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass ich an seinem Karrieretief und seinem ungeordneten Leben schuld bin, weil ich ihn damals rausgeworfen habe..." "Ich versteh nicht...", begann Juka, doch Mana unterbrach ihn. "Kannst du nicht verstehen, dass das eigentlich für mich ein Schock sein sollte...? Die Erkenntnis, für so etwas Schreckliches verantwortlich zu sein... Er hat mir bereits mehrfach zu verstehen gegeben, dass er mir das alles zuschreibt... Aber um ehrlich zu dir zu sein, er kümmert mich nicht im Geringsten... Und das weiß er..." Mana starrte auf seine Teetasse. "Hat er dich deshalb geschlagen...?", flüsterte Juka. Mana nickte. "Das geht schon eine Weile so, dass er versucht, an mich heranzukommen... Aber eigentlich ist er für mich total nebensächlich... Was momentan für mich zählt, ist allein, dass ich alles versuche, nur um nicht vollends den Kopf zu verlieren..." "Wie meinst du das...?" "Du hast es sicherlich schon bemerkt, ich bin kein besonders kontaktfreudiger Mensch, aber als ich gehört habe, dass du ein Problem hast, wollte ich dir helfen... Und das macht mir Angst..." Juka verzog die Augenbrauen. "Dich zu mögen ist so einfach, dass es mir Angst macht...", flüsterte Mana plötzlich, bevor er Juka ein leichtes, aber sehr verlegenes Lächeln schenkte. "Warum bemühst du dich so sehr um mich...? Sag es mir, ich verstehe es nicht..." "Warum sollte ich das nicht tun...? Ich bin an dir interessiert... Das ist alles..." Juka blickte seinem Gitarristen in die Augen, dann lächelte er sanft. "Warum hast du Angst davor, meine Fragen zu beantworten...? Denkst du, ich stoße dich zurück...?", hakte er noch einmal nach. "Du weißt doch gar nicht, was du tust...", fuhr ihn Mana plötzlich an und griff nach seiner Teetasse. "Du kennst mich doch eigentlich gar nicht, wie willst du da wissen, ob das, was ich dir vielleicht erzählen könnte, für dich interessant wäre...?", wehrte er ab. Juka schien kurz darüber nachzudenken. "Du faszinierst mich...", antwortete er nach einigen Augenblicken. Mana sah ihn überrascht an, er wollte ihm antworten, schwieg jedoch einen kurzen Augenblick. "Aber es ist doch alles nicht echt...", rief er. "Dieses Lächeln ist nicht echt, das Make-up ist nicht echt und mein Verhalten dir gegenüber ist es vielleicht auch nicht... Hast du daran schon mal gedacht...?" Juka senkte leicht gekränkt den Blick. "Das traue ich dir nicht zu, ich glaube, eigentlich willst du mich nicht belügen, denn ich denke, du sagst das nur, weil du scheu bist... Warum willst du aber, dass ich dich verachte...? Du scheinst es wirklich darauf angelegt zu haben, dass ich mich sofort wieder von dir abwende..." "Vielleicht habe ich das sogar vor..." Juka schüttelte den Kopf. "Warum bist du so abweisend zu mir, obwohl ich mich ehrlich darum bemühe, mehr von dir zu erfahren...?" Mana zuckte mit den Schultern und blickte hinab auf seine Tasse. "Als du gestern Abend im Gästezimmer auf mich gewartet hast, wolltest du mir etwas sagen, ist es nicht so...?" Mana zuckte erneut die Schultern. "Du hast vor mir gestanden mit Tränen in den Augen und wolltest mir etwas mitteilen... Was war es, komm, ich möchte es gern hören..." Mana schwieg beharrlich. Juka verdrehte die Augen. "Kannst du denn nicht einmal eine klare Antwort geben...? Kannst du mir denn überhaupt nicht vertrauen...?" "Ich wünschte, ich könnte es...", flüsterte Mana plötzlich.. "Dann tu es einfach... Du scheinst es zu brauchen...", flehte Juka und griff erneut nach Mana's Hand. "Woher willst du wissen, was ich brauche...?", flüsterte Mana im nächsten Augenblick kaum hörbar. Er hob den Kopf und Juka gewahrte wieder diesen seltsamen Blick in Mana's Augen, dann entzog ihm der Ältere die Hand. "Warum kannst du nicht, erklär es mir... Weshalb stößt du mich weg von dir...?", fragte Juka langsam, während er begann, sich wirklich unwohl zu fühlen. Mana's seltsame Reaktion gab ihm das Gefühl, dass er besser das Thema wechseln sollte, bevor er den Älteren gänzlich verstimmte. "Weil ich Angst vor dir habe...", antwortete Mana allerdings Sekunden später. Juka saß einen Augenblick reglos da, dann jedoch schüttelte er abermals den Kopf. "Angst...? Ich glaube, du willst es ganz einfach nicht...", seufzte er resignierend. "Noch weiter kann ich mich eigentlich kaum von dir entfernen, aber du scheinst es ja nicht anders zu wollen..." Mit diesen Worten stand er auf und zog seinen Mantel an. "Danke für den Tee, aber ich werde jetzt besser gehen..." Er drehte sich um und verließ das Café, während Mana krampfhaft versuchte, nicht aufzustehen und ihm nachzulaufen. Als Juka verschwunden war legte er den Kopf auf die Tischplatte und schloss die Augen... Als Mana am nächsten Morgen aus dem Badezimmer schlich, standen Juka's Stiefel auf der Filzmatte im Flur. Mana blieb einen kurzen Augenblick stehen, dann drehte er sich um und lief den Flur hinunter in Richtung Gästezimmer. Er griff nach der Klinke und öffnete leise die Tür. Juka lag in seinem Bett, die Bettdecke war ihm bis zu den Hüften hinuntergerutscht, die untersten Knöpfe seines Schlafanzugs lagen offen. Er sah ein wenig blass aus, seine Nase war leicht gerötet und sein Hals erschien etwas dick. Mana schlich leise an die Bettkante und setzte sich. "Ich habe so sehr gehofft, dass du wiederkommst...", lächelte er sanft. Vorsichtig legte er seinem Sänger die Hand auf die Stirn, um über sein Gesicht zu streichen. Er verzog die Mundwinkel, als er Juka's weiche Haut berührte. Seine Wangen und Stirn waren heiß, der Jüngere hatte leichtes Fieber. Sanft strich ihm Mana mit den Fingern über die Wangenknochen. "Ich wollte dich nicht kränken... Ich möchte nicht, dass du dich abwendest... Wie könnte ich das jemals wollen...?" Mana errötete im nächsten Augenblick leicht ob seiner eigenen geflüsterten Worte. Gerade als er sich erheben wollte, erwachte Juka und hielt ihn am Arm fest. "Ah, du bist es...", murmelte er leise und blinzelte verschlafen. Dann setzte er sich auf. Sofort verzog er das Gesicht und legte sich die Hand an die Stirn. Mana ließ sich langsam neben ihm nieder und faltete die Hände in seinem Schoß. "Wer sollte es sonst sein...? Ich glaube, du hast dich gestern Nacht erkältete... Du hast ein wenig Fieber...", sagte er ernst. "Nein...", wehrte Juka ab und erhob sich aus dem Bett. "Mir geht es gut... Ich packe meine Sachen und werde gehen..." Mana stand auf. "Und wohin...?" Juka verzog die Mundwinkel. "Kann dir doch egal sein...", antwortete er trotzig. Mana schüttelte sanft den Kopf. "Ich werde dich nirgendwohin gehen lassen... Draußen ist es kalt, es schneit schon die ganze Nacht und du hast dich erkältet... Du weißt doch gar nicht, wo du hin sollst... Leg dich zurück ins Bett, ich werde dir einen Tee kochen..." Juka wollte etwas erwidern, als er mit einem Mal noch blasser im Gesicht wurde. Er fiel zurück auf das Bett und schloss die Augen. Mana steckte die Hand nach ihm aus. "Oh Gott, mir ist so schlecht...", murmelte Juka. "Dann bleib einfach liegen...", flüsterte Mana. Juka drehte sich zu ihm. "Und das macht dir nichts aus...?" Mana schüttelte den Kopf. "Nein..." Dann schenkte er ihm ein beruhigendes Lächeln und lief aus dem Zimmer in die Küche, wo er Wasser für zwei Tassen Zitronentee aufstellte... let me dare you to part 4 4. Teil Vier Abende zuvor: Juka hatte den halben Tag verschlafen, während Mana hin und wieder nach ihm gesehen hatte. Gegen Abend fühlte er sich jedoch wieder munter genug, um aufstehen zu können. Er setzte sich, nur mit seinem Schlafanzug bekleidet, ins Wohnzimmer und griff nach dem Aschenbecher und seinen Zigaretten, bevor er sich eine davon anzündete. Genussvoll bließ er den Rauch in die Luft und lehnte sich in dem weichen Sofa zurück, während er Mana in der Küche hantieren hörte. Wenig später, Juka hatte sich bereits eine weitere Zigarette angezündet, betrat der Ältere das Wohnzimmer, um sich zu ihm zu setzen und ihn tadelnd anzuschauen. "Musst du unbedingt jetzt rauchen...?" Juka wandte sich zu ihm und zuckte die Schultern. "Mir war so danach...", antwortete er gelassen. Mana bedachte ihn mit einem strengen Blick. "Was immer du willst, aber ich habe Angst, du könntest dir die Stimme verderben..." Juka blickte ihn irritiert an. "Gibt es eigentlich auch etwas, vor dem du keine Angst hast...?", fragte er schnippisch gerade heraus, bereute seine Worte jedoch im nächsten Augenblick wieder. Mana hatte den Blick abgewandt und schaute zum Fenster. Juka beobachtete ihn schuldbewusst dabei. "Ich...", begann Mana, dann schwieg er erneut. Juka senkte verlegen den Blick. "Tut mir leid...", sagte er beruhigend. "Ich weiß, es geht mich nichts an... Du hast sicher deine Gründe dafür..." Mana drehte sich ihm zu und schenkte ihm ein karges Lächeln. "Wenn du sie hören möchtest...", flüsterte er kaum hörbar. Doch Juka nickte. "Weißt du, Juka-kun...", begann der Ältere seufzend, schwieg dann jedoch. Juka beobachtete ihn weiter interessiert. "Ich habe solche Angst davor, dass du mich hassen könntest...", flüsterte er im nächsten Augenblick. Sein Gesichtsausdruck verriet, wie sehr ihn seine eigenen Worte überraschten. Juka weitete die Augen und starrte ihn ungläubig an. "Wie... wie meinst du das...?", stotterte er. "Wie ich es gesagt habe... Ich habe Angst vor dir, weil ich weiß, dass ich es nicht ertragen könnte, wenn du mich verachtest... Ich will mir selbst damit nicht wehtun..." Juka starrte ihn weiter ungläubig an, dann musste er husten. Mana blickte ihn besorgt an. "Bitte leg die Zigarette weg...", bat er. "Nur wenn du mir genau erklärst, wie du das meinst..." Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis Mana zustimmend nickte. Langsam lehnte er sich zurück, sein Blick glitt über die Zimmerdecke. "Es gibt Menschen, die kümmern mich einfach nicht, obwohl sie es sollten... Sie bedeuten mir nichts mehr, obwohl ich sie vielleicht einmal sehr gemocht habe...Aber jetzt sind sie mir egal... Deshalb kümmert es mich auch nicht weiter, wenn sie mich verachten...", flüsterte er. Juka warf ihm einen Blick zu. "Wie Tetsu-san...?" Mana nickte. "Dann aber gibt es Menschen, die ich mag... Manche davon sehr... Ich habe Angst davor, dass ich sie irgendwann so sehr mag, dass ich sie enttäuschen oder verletzen könnte... Und wenn sie mich dann verachten, könnte ich es nicht ertragen..." Juka blickte immer noch irritiert. "Und deshalb hast du mich gestern so schroff abgewiesen...?" Mana nickte beschämt. "Wie ich bereits gestern schon sagte, es ist so unheimlich einfach, dich zu mögen... Ich habe Angst, dich durch irgendetwas so sehr zu verletzen, dass ich deinen Hass, den du mir unweigerlich entgegenbringen würdest, nicht ertragen könnte..." Juka wirkte einen Augenblick lang vollkommen unsicher. Dann schüttelte er den Kopf. "Was könntest du denn schon groß tun, damit ich dich verachte...?", fragte er und rückte ein Stück an seinen Gitarristen heran, der sich krampfhaft bemühte, ihm nicht in die Augen zu blicken. "Ich weiß es nicht...", murmelte Mana. "Ich weiß es wirklich nicht, aber ich will nicht, dass es soweit kommt..." Eine Weile saßen sie schweigend da. Dann erhob Juka erneut das Wort. "Um dich zu verachten, bin ich viel zu sehr fasziniert von dir...", flüsterte er und hustete erneut. Mana blickte ihn an und lehnte sich ein Stück zu ihm. "Leg dich wieder ins Bett...", lächelte er, stand auf und schritt in Richtung Küche. "Möchtest du noch einen Tee...?" Juka nickte mit dem Kopf, dann erhob er sich ebenfalls. An der Tür drehte sich Mana jedoch zu ihm um und rief seinen Namen. Juka blickte ihn erwartend an. "Ach, nichts...", flüsterte Mana jedoch und verschwand in der Küche. Juka blieb noch einen Augenblick nachdenklich stehen, bevor er sich seltsam enttäuscht zurück auf sein Zimmer begab. Als er gegangen war, stand Mana noch immer hinter der Küchentür an die Wand gelehnt und schaute hinauf zur Zimmerdecke. "Es ist schön, dass du dich so sehr für mich zu interessieren scheinst, Juka-kun... Aber warum tust du das...?", flüsterte er und schloss erschöpft die Augen... Juka hatte sich bis über das Kinn zugedeckt, als Mana mit zwei Teetassen in den Händen das Zimmer betrat und sich zu ihm aufs Bett setzte. "Hier..." Er reichte ihm eine der beiden Tassen und stellte die andere auf den Nachttisch. Juka nippte kurz an seinem Tee, dann stellte er ihn ebenfalls beiseite. Er warf Mana einen fragenden Blick zu. "Kann ich mal telefonieren...?" Mana nickte und stand auf, um den Telefonhörer aus dem Wohnzimmer zu holen. Er hörte Juka in der Ferne husten. "Wen willst du denn anrufen...?", erkundigte sich Mana. "Meinen Vermieter...", antwortete Juka und wählte die richtige Nummer. Nach einer Minute legte er das Telefon jedoch zur Seite und blickte enttäuscht auf. "Es meldet sich verdammt nochmal keiner...", murmelte er und ballte die Hände zu Fäusten. Mana zuckte mit den Schultern. "Dann bleibst du halt hier...", sagte er ruhig. Juka schaute ihn an. "Ich möchte dir ungern zur Last fallen...", sagte er, doch Mana winkte ab. "Das tust du nicht, mach dir darüber keine Sorgen..." Mana schenkte ihm ein Lächeln. Dann gähnte er und wollte sich erheben, aber Juka griff nach seiner Hand. Verlegen senkte er den Blick. "Kannst du nicht noch ein wenig bei mir bleiben...?", flüsterte er. "Ich mag jetzt noch nicht allein sein..." Mana legte den Kopf schräg, dann nickte er. Juka kuschelte sich in die weichen Bettbezüge und schloss müde die Augen, während Mana noch immer seine Hand hielt... Juka gähnte und wollte sich erheben, aber etwas hielt ihn zurück. Schlaftrunkend blickte er sich um, dann schob er die Bettdecke beiseite und gewahrte mit leichter Überraschung den Arm, der sich um seine Hüften gelegt hatte und der ganz bestimmt nicht ihm selbst gehörte. Mana murmelte etwas im Schlaf, erwachte jedoch nicht, sondern zog den Jüngeren enger an sich, ließ seine Hand über dessen Oberkörper gleiten und schlief ungestört weiter. Juka verzog die Augenbrauen, dann jedoch grinste er und ließ sich zurück in die weichen Kissen sinken. Kurze Zeit später war er wieder eingeschlafen... Als er einige Stunden später erneut erwachte, saß Mana neben ihm auf der Bettkante und rieb sich schläfrig die Augen. Sie wirkten auf den zweiten Blick ein wenig rot, auch Mana's Wangen waren leicht rosig und Juka erinnerte sich daran, dass der Ältere die ganze Nacht bei ihm geblieben war und sich infolge dessen vor dem Zubettgehen nicht mehr abgeschminkt hatte. Mana warf Juka ein Lächeln zu, bevor er sich erhob und ein paar Schritte in Richtung Zimmertür machte. Dann jedoch drehte er sich um und lächelte erneut. "Gut geschlafen...?" Juka nickte und schlug die Bettdecke zurück. "Ano, kalt war mir jedenfalls nicht...", grinste er. Mana errötete leicht. "Tut mir leid, ich muss wohl bei dir eingeschlafen sein...", murmelte er verlegen. Juka grinste erneut, dann schüttelte er den Kopf und trat auf Mana zu. "Macht doch nichts, ich hab dich gestern Abend ja förmlich dazu gezwungen, bei mir zu bleiben..." Mana blickte ihn an, bevor er sich anschickte, das Zimmer zu verlassen. Juka ließ sich zurück auf das Bett fallen und sah ihm nach . Als Mana sich am Ende des Flur nocheinmal zu ihm umdrehte, um ihm ein zartes Lächeln zu schenken, errötete der Jüngere mit einem Mal, Mana jedoch schien das nicht zu beachten und er verschwand aus Juka's Blickfeld... go on to part 5 if you please 5. Teil Drei Abende zuvor: Den ganzen Tag über versuchte Juka vergeblich, seinen Vermieter per Telefon zu erreichen, aber niemand hob den Hörer am anderen Ende der Leitung ab. Enttäuscht und verstimmt stiefelte Juka nach jedem Versuch durch die Wohnung und fluchte leise. Mana hatte ihn für ein paar Stunden am Nachmittag allein gelassen, um ein paar geschäftliche Dinge zu erledigen, am frühen Abend jedoch kam er wieder. "Magst du was zum Abendbrot...?", fragte er Juka, als sie beide im Wohnzimmer saßen und Juka missmutig vor sich hin starrte. "Häh...? Hast du was gesagt...?", fragte er aus seinen Gedanken gerissen und drehte sich Mana zu, der leicht die Augen verdrehte, die Frage dann jedoch wiederholte. "Gern, aber ich habe nichts eingekauft und ich glaube, deine einsame Packung Mikrowellenreis reicht nicht für uns beide....", antwortete Juka und lehnte sich in der Couch zurück. "Was möchtest du denn essen...?", fragte Mana und setzte sich seitlich aufs Sofa, verschränkte die Arme an der Lehne und legte den Kopf so, dass er Juka direkt in die Augen blicken konnte. Der Jüngere senkte leicht den Blick, als würde er überlegen. "Hast du jemals Pizza bestellt...?", fragte er plötzlich und begann leicht zu grinsen, als Mana den Kopf hob und ihn ein wenig perplex ansah. "Also nicht... Weißt du was...? Lass uns doch einfach sowas in der Art bestellen... Was denkst du...?" Mana runzelte die Stirn. "Ano... Wenn du unbedingt magst, gern, aber ich kenne hier in der Nähe kein solches Restaurant...", antwortete er langsam. "Das ist überhaupt kein Problem...", rief Juka erfreut und sprang vom Sofa. "Lass mich nur machen... Was hättest du gern...?"" Eine halbe Stunde später klingelte es an der Haustür und Juka öffnete. Er nahm das Abendbrot entgegen, schloss die Tür und stellte die drei Schachteln auf den Küchentisch. Er wollte schon nach seinem Gitarristen rufen, als ihn ein Hustenreiz packte. Augenblicke später hatte er Tränen in den Augen und musste sich am Küchentisch festhalten, als er plötzlich keine Luft mehr bekam. Mana erschien in der Tür und blickte ihn erschrocken an, dann nahm er ein Glas und füllte es mit Wasser. Er reichte es Juka und forderte ihn auf zu trinken. "Warte, ich hole dir noch ein wenig Hustensaft...", sagte er besorgt und lief aus dem Zimmer... "Lass uns doch einfach im Wohnzimmer essen...", schlug Mana vor, als Juka's Husten sich durch den Saft wieder halbwegs beruhigt hatte. Der Jüngere wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen und folgte seinem Gitarristen ins Wohnzimmer, wo er sich auf der Couch niederließ und erneut einen Schluck Wasser trank. Erschöpft lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Mana setzte sich zu ihm und blickte ihn einen Augenblick beunruhigt an, dann beugte er sich zu ihm und strich sanft mit dern Fingerspitzen über die Stirn des Jüngeren. Juka schien das zu gefallen, er ließ den Kopf zur Seite sinken und blickte Mana aus müden Augen an. Dann begann er zu lächeln und lehnte sich sanft gegen Mana's Hand, die ihm nun über das ganze Gesicht strich. Beide schwiegen einen Augenblick. "Deine Stirn ist recht heiß, ich glaube, das Fieber ist wieder leicht angestiegen...", murmelte Mana besorgt und zog sein Taschentuch aus dem Ärmel seines Kleides, um Juka die Schweißperlen aus der Stirn zu wischen. Mitleidig blickte er ihn an, dann legte er den Kopf schräg. "Wo warst du nur vorgestern Nacht, dass du dich so sehr erkältet hast...?" Juka blinzelte müde und schniefte kurz. "Ich bin ewig in der Stadt herumgelaufen...", schniefte er heiser und ließ den Kopf in Mana's Schoß sinken, dann schloss er die Augen. Mana beobachtete ihn ergriffen. "Zuerst wollte ich zu Kazuno, dann nach Hause, aber... aber letztendlich wollte ich nur wieder hierher zurück in deine Wohnung..." Juka machte eine kurze Pause und strich mit den Fingern über den seidigen Stoff von Mana's langem blau-schwarzen Kleid. Er fühlte sich seltsamerweise auf einmal ausgesprochen angenehm schläfrig. "Es fuhr allerdings keine Bahn mehr, also bin ich gelaufen... Dann hat es wieder angefangen zu schneien...", fügte er ebenso leise hinzu und kuschelte sich in den weichen Stoff unter ihm. Mana antwortete nicht, sondern blickte herab auf Juka's blasses Gesicht. Sanft strich er ihm über die Wangen und streichelte sein Haar. Juka schien das sehr zu genießen, er lag einfach nur still da und atmete ruhig. Als Mana ihn auf die Stirn küsste, öffnete er die Augen und blickte ihn an. Dann hob er die Hand, um sanft über Mana's Lippen zu streichen. "Darf...", begann er stotternd im nächsten Augenblick. "Darf ich... Darf ich dich küssen...?", flüsterte er und wandte den Blick für einen kurzen Augenblick ab, bevor er Mana durchdringend ansah. Der Ältere verzog die Augenbrauen und hörte abrupt auf, Juka über die Wangen zu streichen. Dann senkte er für einige Momente den Blick, fixierte seinen Sänger jedoch wieder und nickte nach einem weiteren Augenblick kaum merklich mit dem Kopf. "Wenn du magst...", murmelte er so leise, dass Juka die Bewegung seiner Lippen eher sah als dass er sie hören konnte. Der Jüngere hob sich ihm entgegen, drehte den Kopf und berührte kurz seine Lippen, dann jedoch löste er sich wieder von ihnen und blickte Mana forschend an. Der Ältere hatte die Augen geschlossen und öffnete sie in dem Augenblick, als Juka seinen Mund zum zweiten Mal berührte. Sanft fuhr er ihm mit der Zunge über die dunkelrot gefärbten Lippen. Mana blieb reglos sitzen, bewegte sich im ersten Augenblick gar nicht, dann jedoch lehnte er sich ein wenig vor, sodass Juka halb zurück in seinen Schoß sank und begann nun selbst, den Jüngeren vorsichtig zu küssen. Sanft strich der ihm mit den Händen über die Schultern, berührte seinen Nacken und spielte mit seinem Haar, als ihn plötzlich erneut ein Hustenreiz packte. Er löste sich rasch von Mana und drehte den Kopf zur Seite. Tränen drangen erneut in seine Augen und ihm wurde aufgrund des Sauerstoffmangels schwindlig. Nach Luft ringend legte er die Hände auf den Oberkörper und rollte sich zur Seite. Hätte Mana ihn nicht festgehalten, wäre er vom Sofa gefallen... Als Juka sich wieder beruhigt hatte, wandte er sich seinem Gitarristen zu, um ihn schuldbewusst anzuschauen. "Tut mir leid, jetzt wirst du dich wegen mir auch noch erkälten...", murmelte er und erhob sich. Doch Mana schüttelte den Kopf und blickte ihn nur schweigend an. Sein Lippenstift war an der Unterlippe ein wenig verwischt und Juka streckte die Hand aus, um das überstehende Rot zu entfernen. Mana beobachtete ihn dabei, dann schenkte er ihm ein warmes Lächeln. "Wir sollten langsam mal essen, es wird sonst noch kalt...", murmelte er. Juka nickte und wandte sich zum Wohnzimmertisch um. Dann öffnete er die ersten beiden Schachteln und legte das Abendbrot auf zwei bereitstehende Teller. Mana blickte ihn fragend an. "Was ist das...?", Er deutete auf die dritte Schachtel. "Das ist Tiramisu...", antwortete Juka. "Du musst es unbedingt probieren..." Mana blickte ihn ein wenig skeptisch an, dann jedoch nickte er mit dem Kopf... Juka hatte sich bereits wieder ins Bett gelegt und fühlte sich leicht benommen, als Mana ihm am späten Abend noch eine Tasse heißen Zitronentee und ein kleines Schälchen Honig brachte. Er stellte beides auf dem Nachttisch ab und setzte sich zu seinem Sänger aufs Bett. Juka öffnete die Augen und warf seinem Gitarristen einen müden Blick zu. Der streckte die Hand nach seiner Stirn aus und strich sanft darüber. "Das Fieber scheint wieder gefallen zu sein...", murmelte er und blickte Juka besorgt an. "Ich hätte dich nicht so anfahren sollen, dann wärst du auch nicht die halbe Nacht in der Kälte da draußen unterwegs gewesen...", fügte er schuldbewusst hinzu, aber Juka setzte sich auf und schüttelte den Kopf. "Ich hätte dich nicht dazu zwingen sollen, mir etwas zu erzählen, was du so vielleicht nicht getan hättest... Diese Erkältung habe ich mir also selbst zuzuschreiben, dich trifft keine Schuld..." Mana verzog die Mundwinkel zu einem kaum merklichen Lächeln. "Wir scheinen beide daran schuld zu sein...", stellte er leicht amüsiert fest, dann jedoch reckte er das Kinn. "Aber bleib ruhig solange du magst... Ich werde mich darum kümmern, dass du wieder gesund wirst...", sagte er, wobei er Juka ein weiches Lächeln zuwarf. Juka beantwortete es auf die gleiche Art und Weise. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als Mana sich plötzlich vorbeugte und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen gab. Dann griff der Ältere nach der Teetasse und füllte den Honig hinein. Er stellte sie zurück auf den Nachttisch und erhob sich, wobei er die Leuchte neben dem Bett anschaltete. "Der Tee ist noch heiß, aber ich denke, der Honig darin wird deinem Hals guttun... Ich werde dich jetzt allein lassen, gute Nacht..." Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und löschte das Deckenlicht, sodass Juka's blasse Gesichtszüge nur noch von dem spärlichen Licht der Nachtlampe erhellt wurden... Draußen vor der Tür lehnte sich Mana an die Wand und verbarg die Hände hinter seinem Rücken in den seidenen Falten seines Kleides. Er blickte wie betäubt zur Zimmerdecke, dann schloss er die Augen und leckte sich langsam über die Lippen, bevor er sich auf den Weg in Richtung seines Schlafzimmers begab. In dieser Nacht verschloss er seine Zimmertür nicht... Juka fand sich am nächsten Morgen auf dem Boden vor seinem Bett wieder. Gähnend erhob er sich von seinem unbequemen Nachtlager und schlich ins Bad, während er darüber nachgrübelte, warum er nachts aus dem Bett gefallen war. Das war ihm doch sonst noch nie passiert. Im Bad zog er das Pyjamaoberteil aus, legte es auf eine kleine Holzkommode neben dem Fenster und stellte sich vor den Spiegel, um sein Gesicht zu betrachten. "Du siehst noch immer ziemlich blass aus...", ertönte eine ruhige Stimme neben ihm. Mana stand in der Tür und warf seinem Sänger einen sorgenvollen Blick zu, bevor er auf ihn zutrat und ihm die Hand auf die Stirn legte. Dabei musterte er ihn genau. "Wo hast du die vielen blauen Flecke her...? Waren die gestern Abend auch schon da...?", fragte er erschrocken und fuhr mit den Fingern über Juka's Oberkörper. Der blickte an sich herunter und bemerkte die Flecken zum ersten Mal. "Ich bin heute Nacht aus dem Bett gefallen...", seufzte er und verzog die Mundwinkel. Mana sah wieder auf und betrachtete ihn so unverhofft intensiv, dass Juka ein wenig errötete. "Aber so scheint es dir doch schon etwas besser zu gehen als gestern Abend...", bemerkte der Ältere und schenkte seinem Sänger ein flüchtiges Lächeln. Dann schickte er sich an, das Bad zu verlassen. Juka hob hastig die Hand, um ihn zurückzuhalten. "Was tust du heute...?", vernahm der Gitarrist Juka's Stimme, worauf er stehen blieb und mit den Schultern zuckte. "Weiß noch nicht... Warum möchtest du das wissen...?" Juka zuckte ebenfalls die Schultern und brachte ein Grinsen zustande. "Nur so... Ich möchte gern wissen, ob du deinen Tag mit mir verbringst..."" Mana drehte sich zu ihm um. "Was möchtest du denn tun...?", fragte er und blickte Juka fordernd an. Der stemmte die Hände in die Hüften und schien über diese Frage nachzudenken. "Keine Ahnung... Ich möchte halt nur wissen, ob du hier bist oder nicht..." "Möchtest du denn, dass ich hier bei dir bleibe...?", fragte Mana weiter, wobei seine Stimme nun etwas herausfordernd klang. Juka entging das nicht. "Eigentlich schon...", antwortete er langsam, wobei er ein Grinsen nicht unterdrücken konnte. Dann jedoch blickte er wieder ernst. "Aber ich möchte dich nicht aufhalten... Wenn du schon etwas anderes vorhast..." Mana schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe noch nichts anderes vor..." Mit diesem Worten verließ er das Bad und schloss die Tür hinter sich. Juka lächelte erfreut... Juka zog sich an und legte ein wenig Make-up auf, um die ihm inzwischen doch etwas unangenehme Blässe in seinem Gesicht zu übertünchen. Dann begab er sich ins Wohnzimmer. Der Raum war jedoch leer. Suchend lief er durch die Wohnung und blieb vor Mana's Schlafzimmer stehen. Die Tür stand einen Spalt weit offen, doch Juka erhob trotzdem die Hand um zu klopfen. "Komm herein...", antwortete der Ältere und Juka öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Sein Blick fiel sofort auf Mana's blau-schwarzes Himmelbett mit dem Baldachin aus mit Silberfäden durchwirktem schweren Brokatstoff. In dem geräumigen Zimmer befanden sich außerdem an der Wand noch eine weitere Tür, die vermutlich zu einem begehbaren Kleiderschrank gehörte, ein alter Sekretär aus dunkel lackiertem Eichenholz, eine kleine Fensterbank, die mit ebenfalls blau-schwarzem Stoff überzogen war und in etwa die gleiche Größe hatte wie die, welche Juka im Gästezimmer vorgefunden hatte, eine große Kommode und eine Holzkiste mit schwarzer Lackschicht, die am Fußende des Bettes stand. Juka blickte sich verwundert um, dann trat er zu Mana, der auf der Fensterbank saß und nach draußen schaute. "Dieser Teil deiner Wohnung sieht so..." "... anders aus... Ich weiß...", beendete Mana seinen Satz und wies mit einer behandschuhten Hand auf den Platz neben sich auf der kleinen Fensterbank. Juka trat auf ihn zu und setzte sich, während er seinen Gitarristen weiter anschaute. Dann jedoch löste er sich von den Augen des anderen und ließ seinen Blick erneut durch das Zimmer gleiten. Die Wände waren mit einem dunklen Blau getüncht und an einigen Stellen waren Rosenornamente mit in das Blau hineingearbeitet worden. Juka wirkte ein wenig irritiert, als er sich erneut an Mana wandte. Doch der kam ihm abermals zuvor. "Ich weiß, was du jetzt denkst...", murmelte er und legte seinen Kopf in die auf dem Fensterbrett verschränken Arme. "Dieser Raum ist anders als der Rest meiner Wohnung, aber du bist auch seit langem der erste, der ihn zu Gesicht bekommt..." "Warum hast du ihn in so dunklen Farben gehalten...?", fragte Juka und lehnte sich ein Stück weiter vor. Mana blickte an die Zimmerdecke. "Ich habe mich in einem hellen Schlafzimmer nicht wohl gefühlt, also habe ich es umdekorieren lassen...", antwortete er und blickte seinen Sänger durchdringend an. Der beantwortete seinen Blick. "Wie sieht deine Wohnung denn eigentlich aus...?", fragte er. Juka lehnte sich noch ein weiteres Stück vor und begann, mit dem Spitzenabsatz an Mana's Kleid zu spielen. Dann schniefte er. "Es ist nur eine kleine Zweizimmerwohnung, da gab es nicht viel einzurichten...", sagte er und zuckte die Schultern. "Ich möchte es trotzdem gern wissen...", flüsterte Mana und hob interessiert den Kopf. "Ano... Die Wände waren in allen Zimmern beigefarben... Das hatte mein Vormieter wohl so veranlasst und ich habe es nicht ändern wollen... Im Wohnzimmer stand eine Couch mit braunen Lederbezügen, ein Schreibtisch und ein kleiner Fernseher, im Schlafzimmer ein ganz normales Doppelbett und mein Kleiderschrank... Du siehst also, es ist nicht sonderlich pompös, aber für mich reicht es..." Mana streckte die Hand nach Juka aus und berührte ihn sanft am Handgelenk. "Warum sprichst du in der Vergangenheitsform von deinem Zuhause...?", fragte er leise. Juka sah auf. "Weil ich nur dorthin zurückkehren werde, um meine Sachen zu packen und umzuziehen... Ich werde mich noch heute mit meinem Vermieter in Verbindung setzen und mir eine neue Wohnung besorgen... Dann kündige ich den Mietvertrag..." "Und du glaubst, dass das so schnell und einfach geht...?" "Ich weiß es nicht... Aber ich werde es sehen... So lange kann das doch wohl nicht dauern..." Mana lehnte sich in die Polsterung der Fensterbank zurück, ohne jedoch Juka's Hand loszulassen. Dann seufzte er. "Hattest du jemals das Gefühl, dir würde die Decke über dem Kopf zusammenbrechen, wenn du allein in deiner Wohnung warst...?", fragte Mana plötzlich und blickte Juka fragend an. Der legte den Kopf ein wenig schräg und schürzte nachdenklich die Lippen. Dann jedoch schüttelte er den Kopf. "Ich kann mich nicht daran erinnern...", flüsterte er. "Warum fragst du mich so etwas...?" Mana seufzte erneut. "So eine leere Wohnung wirkt auf mich irgendwie steril...", murmelte er mehr zu sich selbst, dann aber blickte er Juka direkt ins Gesicht. "Vielleicht ist das der Grund, weshalb man es dieser Wohnung nicht anmerkt, dass hier tatsächlich jemand lebt....", sagte er schließlich. "Hier stehen zwar meine Sachen und hier schlafe ich auch, aber letztendlich ist hier nichts, was mich wirklich dazu zwingt, jeden Abend wieder hierher zurück zu kommen..." Einen Augenblick schwiegen beide, während Mana weiter über das nachzudenken schien, was er eben gesagt hatte. "Zumindest war das bisher so...", flüsterte er. Juka blickte auf. "Wie meinst du das...?" "Ich glaube, ich habe innerhalb der letzten paar Tage mehr Zeit hier verbracht, als im ganzen Monat zuvor... Und das stimmt mich irgendwie nachdenklich..." "Wegen mir...?", fragte Juka leise, wusste die Antwort jedoch schon, bevor Mana sie aussprach. "Ja, wegen dir...", murmelte er. Juka ließ sich leicht nach vorn sinken, bis sein Gesicht nahe an dem des Älteren war. Er konnte Mana's warmen Atem auf seinen Wangen spüren. "Es ist wirklich sehr schön, dass du hier bist...", flüsterte Mana einen kurzen Augenblick später und strich Juka leicht mit den Fingern über den Arm. "Ich fühle mich dadurch, dass du die letzten Tage immer hier auf mich gewartet hast, tatsächlich fast wie zuhause... Immer, wenn ich durch die Wohnungstür kam, habe ich bemerkt, dass diese Wohnung nun wirklich bewohnt und nicht mehr länger eher ein Abstellplatz für meine Möbel und meine Garderobe ist... Durch dich wohne ich jetzt tatsächlich hier... Findest du das nicht seltsam...?" Juka wollte gerade antworten, als Mana sich nach vorn lehnte und ihn sanft auf die Schläfe küsste. Juka schloss die Augen, während Mana's Lippen sein Gesicht liebkosten und sich langsam einen Weg nach unten küssten, bis sie seine eigenen Lippen fanden und vorsichtig berührten. Juka ließ es geschehen, dann jedoch zog er Mana in seine Arme und ließ seine Zunge langsam über dessen Mund wandern, bevor er sich wieder von ihm löste. Mana's Kopf sank an seine Schulter und Juka lehnte sich gegen die weiche Polsterung zurück, wobei er Mana noch ein Stück näher an sich zog und mit dem Rücken an der Wand zu liegen kam. Sachte strich er dem Älteren mit den Fingern über die Hüften. Mana hatte die Arme um seinen Sänger gelegt, sanft schmiegte er sich in den Stoff seines Pullovers und schloss die Augen, wobei er angespannt auf die Herzschläge des Körpers unter ihm lauschte... the end is near in part 6... 6. Teil Zwei Abende zuvor: "Ich möchte gern raus...", sagte Juka am späten Nachmittag, als er und Mana im Wohnzimmer saßen und Juka verzweifelt durch die unzähligen Kanäle des Fernsehprogramms schaltete auf der Suche nach irgendetwas wenigstens halbwegs Interessantem. Mana kam gerade aus dem Bad und hatte sich neben ihm auf der Couch niedergelassen. Er drehte sich zu dem Jüngeren und beobachtete ihn von der Seite aus. Juka's Gesicht wirkte nun nicht mehr ganz so blass wie am Vortag, allerdings schrieb Mana das eher dem Make-up zu, welches der Jüngere über den ganzen Tag verteilt immer wieder neu aufgetragen hatte. "Hältst du das für eine so gute Idee...?", fragte Mana, aber Juka winkte ab. "Natürlich... Hast du denn heute noch nicht rausgeschaut...? Keine Wolke am Himmel, die Luft ist klar und besonders kalt ist es auch nicht..." "Aber wenn du dich nun weiter erkältest...?" Juka warf Mana einen bittenden Blick zu. "Lass uns raus gehen, ich mag nicht mehr länger einfach nur rumsitzen..." Mana seufzte. "Ano... Wenn du unbedingt willst...", gab er nach. Juka erhob sich erfreut und lief in sein Zimmer, um sich noch einen Pullover extra anzuziehen... "Wo möchtest du denn hingehen...?", fragte Mana, als er mit Juka draußen vor der Haustür stand und in die untergehende Wintersonne blickte. Er schlang sich den Schal um den Hals und richtete seinen Kragen, dann zog er seine Handschuhe an. Juka tat es ihm gleich. "Ich weiß nicht genau... Aber lass uns doch einfach ein Stück laufen...", schlug er vor und lief los. Mana hatte leichte Mühe, ihm zu folgen. Juka führte ihn zur U-Bahn. Sie fuhren einige Haltestellen, stiegen zweimal um und erreichten schließlich einen kleinen Bahnhof nah am Rande der Stadt. Mana blickte sich interessiert um, stellte jedoch nach wenigen Augenblicken fest, dass er noch niemals hier gewesen war. "Wo sind wir...?", wandte er sich fragend an Juka. Der schenkte ihm ein Lächeln. "Die Straße hinunter steht das Haus, in dem ich wohne... Ich dachte, ich könnte noch ein paar Sachen holen... Zum Beispiel einige Bücher und Unterlagen für meine Wohnung..." Mit diesen Worten griff er nach Mana's Hand und zog ihn mit sich... In der Wohnung war es fast genau so kalt wie draußen und Juka's Atem bildete kleine weiße Wolken, als er durch das Wohnzimmer an seinen Bücherschrank trat und nach einem Taschenbuch mit äußerst zerknittertem Pappeinband griff. Mana stand hinter ihm an der Tür und wagte im ersten Moment nicht, näher zu treten. Sein Blick fiel auf die lederne Couch, die an einer Seite der Lehne leicht kaputt war. Er legte den Kopf ein wenig schräg und trat ans Fenster, um hinaus zu schauen. Sein Blick fiel auf den kleinen Innenhof, auf dem ein Klettergerüst und eine Schaukel standen. Ein paar Kinder spielten im Schnee, bauten Türme und bewarfen sich gegenseitig mit Schneebällen. Mana beobachtete sie still dabei und legte die Hand an die Fensterscheibe. "Jetzt weißt du, wie meine Wohnung aussieht...", rief Juka aus dem Schlafzimmer, in dem er gerade verschwand. Mana drehte sich in die Richtung, aus der seine Stimme gekommen war. "Es ist nicht besonders groß und auch nicht sehr luxuriös, aber ich bin hier eingezogen, als ich noch Support- und Backgroundsänger war und nicht gerade viel Geld hatte... Darunter hat die Innenausstattung etwas gelitten..." Er trat aus dem Schlafzimmer mit ein paar Büchern unter dem Arm und warf Mana einen verlegenen Blick zu. "Aber du wolltest ja wissen, wie es hier so aussieht..." "Du musst dich nicht rechtfertigen...", murmelte Mana beruhigend und trat vom Fenster weg. "Es ist schon in Ordnung...", fügte er lächelnd hinzu. Juka beantwortete diese Geste glücklich. Dann griff er nach dem Telefon und wählte eine Nummer. Nach einigen Minuten aber schlug er den Hörer donnernd zurück auf die Gabel und fluchte laut. "Das kann doch wohl einfach nicht wahr sein, verdammt noch mal...", rief er aufgebracht und lief zu dem kleinen Tischchen, auf welchem der Fernseher stand. Er kniete sich davor und öffnete eine Schublade, um einen Stapel Papiere hervorzuziehen. Energisch blätterte er, bis er den richtigen Bogen gefunden hatte. Erneut langte er nach den Telefonhörer und wählte eine Nummer... Nach einem kurzen, aber sehr interessant verlaufenden Telefonat legte er auf, dann drehte er sich zu Mana und schenkte ihm ein freudiges Lachen. "Tut mir leid, dass du jetzt warten musstest, aber es scheint alles zu funktionieren... Ich bekomme eine neue Wohnung hier in der Nähe..." "Das hört sich doch gut an...", entgegnete Mana, wobei er einen leicht traurigen Unterton nicht ganz aus seiner Stimme verbannen konnte. Juka schien das jedoch nicht bemerkt zu haben. "Wann denn...?", fragte Mana weiter. Diesmal konnte Juka allerdings nur mit den Schultern zucken. "Das konnten sie mir noch nicht sagen... Ich hoffe aber, dass es bald sein wird... Ich möchte mich nicht noch länger bei dir einquartieren müssen, es ist schließlich deine Wohnung..." Mana schenkte ihm ein Lächeln. "Aber du...", begann er, wurde jedoch von Juka unterbrochen. "Das ist wirklich sehr nett von dir, aber ich kann schließlich nicht ewig bei dir bleiben... Ich möchte endlich wieder auf eigenen Beinen stehen... Außerdem wollte ich sowieso neue Möbel kaufen, die hier fallen stellenweise beinahe auseinander..." Mana nickte stumm mit dem Kopf und wandte sich zum Gehen. "Hast du alles, was du brauchst...?", fragte er, obwohl seine Gedanken sich bereits mit anderen Dingen beschäftigten. Juka jedoch nickte mit dem Kopf und Mana öffnete die Wohnungstür... "Hast du irgendetwas...? Du bist so still...", fragte Juka leise, als sie vor Mana's Haustür standen und Mana geistesabwesend nach dem Schlüssel suchte. "Nein...", antwortete der Ältere kurz angebunden und schloss dann die Tür auf, bevor er, ohne sich nach Juka umzuschauen, wortlos im Hausflur verschwand. Juka sah ihm nachdenklich hinterher, dann folgte er ihm und schloss die Tür hinter sich. "Möchtest du einen Tee...?", fragte er, als er seine Bücher abstellte und sich im Flur die Stiefel auszog, aber Mana reagierte gar nicht erst auf ihn, sondern verschwand gleich in seinem Zimmer. Juka blinzelte verwirrt. "Hab ich was Falsches gesagt...?", flüsterte er zu sich selbst und fuhr mit der Hand über seine Stirn. Augenblicke später lief er in die Küche, um Wasser für zwei Tassen Tee aufzusetzen... Er fand Mana in seinem Zimmer auf der Fensterbank sitzend und in einen Bildband über Final Fantasy vertieft vor. Juka verzog die Augenbrauen. "Videospiele...?", fragte er überrascht und stellte die beiden Teetassen auf der Kommode ab, bevor er sich Mana näherte. Der drehte sich zu ihm und nickte leicht mit dem Kopf. "Da hinten steht meine Konsole...", antwortete er und deutete mit der Hand auf eine Ecke hinter der Tür, in welcher ein kleiner Fernseher und eine Spielkonsole standen. Juka wirkte ein wenig irritiert. "Wusste gar nicht, dass du sowas magst...", stellte er anerkennend fest und ließ sich zu Mana auf die Fensterbank sinken. Mana hob erneut sein Buch und blätterte eine Seite um, als Juka die Hand danach aussteckte und es ihm entzog. "Was tust du da...?", fragte Mana ein wenig empört und wollte Juka das Buch wieder wegnehmen, als der es hinter seinem Rücken verschwinden ließ, es zwischen sich und die Wand klemmte und erneut die Hände nach Mana ausstreckte. Der hielt inne und blickte seinen Sänger leicht verärgert an. "Gib es wieder her...", murmelte Mana und senkte den Blick. Juka verneinte. Als Mana ihn noch einmal darum bat, schüttelte er den Kopf. "Warum nicht...?", fragte er ärgerlich und streckte die Hand nach Juka aus, der ihn allerdings abwehrte. "Sag mir, was du hast...", forderte er den Älteren auf und drückte seinen Rücken gegen das Buch. Mana ließ sich zurücksinken und lehnte sich ebenfalls an die gegenüberliegende Wand. Starr blickte er Juka in die Augen. "Was soll das...?" "Ich möchte es wissen, sag es mir..." "Was denn...?" Juka verdrehte die Augen. "Du hast die ganze Zeit auf dem Rückweg geschwiegen und es vermieden, mich anzusehen oder anzufassen..." "Und...?" Mana's Stimme klang genervt und abweisend. "Du bist verstimmt, das merke ich doch...", flüsterte Juka. "Liegt es an mir...?", fügte er ebenso leise hinzu. Mana starrte ihn an, dann erhob er seine Hand und strich dem Jüngeren zart über das Gesicht. Schweigend lehnte er sich vor, um ihn zu küssen. "Eigentlich liegt es schon an dir...", flüsterte Mana, als er sich von Juka gelöst hatte und schaute ihn ein wenig verlegen an. Juka hob die Augenbrauen. "Wie meinst du das...?", fragte er leise. Mana senkte scheu den Blick. "Ich möchte dich sehr ungern gehen lassen... Das ist mir in den letzten Tagen klar geworden...", flüsterte er, bevor er sich verlegen auf die Unterlippe biss. "Hattest du mich nicht letztes Mal damit zurückgehalten, wohin ich denn gehen werde, wenn ich diese Wohnung verlasse...?", fragte Juka und lehnte sich ein Stück vor, sodass das Buch hinter seinem Rücken auf die Fensterbank fiel und von dort zu Boden rutschte. Juka achtete jedoch nicht darauf. "Ich weiß, dass es töricht klingt...", flüsterte Mana und erhob sich von der Bank, um zur Kommode zu laufen und nach den beiden Teetassen zu langen. Er reichte eine an Juka weiter und setzte sich wieder zu ihm, bevor er ihn freudlos anblickte. "Aber jetzt, wo du hier bist, gefällt mir der Gedanke nicht sonderlich, dass du irgendwann auch wieder gehen wirst... Es wird wieder so seltsam still werden und das macht mir ein wenig Angst..." Juka legte den Kopf schräg. Die Tasse lag vergessen in seinen Händen. "Du meinst, wenn ich wieder nach Hause gehen werde..." Mana nickte, drehte jedoch sofort den Kopf weg. Juka blickte ihn verwirrt an. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich auf die Anwesenheit von jemand anderem so sehr angewiesen sein könnte... Irgendwie kann ich es mir kaum mehr vorstellen, wieder allein hier zu bleiben..." "Du meinst, wenn ich nicht mehr hier auf dich warte, wirst du wieder nur hier "bleiben" anstatt zu wohnen...?" Mana nickte mit dem Kopf, dann stellte er seine Teetasse auf das Fensterbrett. "Seltsam... Ich möchte eigentlich gar nicht hier bleiben, es sei denn, du erwartest mich, wenn ich nach Hause komme... Allein, wenn ich dich am Morgen sehe, fühle ich mich schon nicht mehr ganz so... seltsam wie noch vor kurzem... Es ist töricht...", flüsterte er. "Wie kann ich von dir verlangen, dass du bleibst...? Du hast selbst gesagt, du willst wieder auf eigenen Beinen stehen..." "Nein, es ist nicht töricht...", versuchte Juka ihn aufzumuntern und schenkte ihm ein Lächeln. "Bevor du mir angeboten hast, bei dir zu bleiben, wusste ich überhaupt nichts von dir... Ich dachte, du zeigst mir ein Zimmer und gibst mir mit Gesten zu verstehen, dass ich dort bleiben soll..." Juka begann zu lachen. "Ich bin dir wirklich sehr dankbar..." "Ist das alles...?", fragte Mana, fuhr sich im nächsten Augenblick jedoch mit der Hand über den Mund. Juka blickte ihn eindringlich an. "Was meinst du...?" Mana seufzte. "Bedeutet es dir denn so absolut gar nichts, dass ich... dir vielmehr von mir erzählt habe, als jemals irgendwem anderes...?", fragte der Ältere nach einigen Augenblicken. "Doch... Das bedeutet mir sehr viel... Wirklich...", flüsterte Juka und lehnte sich noch ein Stück vor. "Ich frage mich allerdings, ob das so gut war...", antwortete Mana und zog die Knie unter seinem Kleid an, dann schlang er die Arme um seine Knöchel. "Was musst du nun von mir denken...? Ich muss dir doch wie jemand vorkommen, der vor lauter Psychosen schon gar nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht..." Juka schüttelte energisch den Kopf. "Warum sollte ich das tun...?", versuchte er Mana zu beruhigen. "Ich bin nach wie vor unheimlich fasziniert von dir und es gefällt mir wirklich, dass dir etwas an mir zu liegen scheint..." "Was fasziniert dich denn so sehr an mir...?", fragte Mana leise, ohne jedoch den Kopf zu heben. Juka seufzte auf, dann legte er dem Älteren die Hand unter das Kinn und hob es vorsichtig an. Tränen glitzerten in seinen Augen und Juka schluckte unweigerlich. "Dass du eigentlich ganz anders bist, als ich vor meinem Aufenthalt bei dir dachte... Du bist so kalt, so unnahbar, aber wenn man erst einmal wirklich dabei ist, dich kennen zu lernen, ist nicht mehr länger schlichtes Gefangensein von dem Bild, welches du anderen von dir selbst gibst, der Grund eines möglichen Interesses, sondern tatsächlich die Art, wie du mit anderen umgehst... Ich weiß nicht, wie das bei anderen so aussieht, aber ich bin unheimlich hingerissen von deiner Scheu anderen gegenüber... Ich hätte das niemals für möglich gehalten... Das wirkt auf mich unheimlich...", Juka suchte nach dem richtigen Wort:"... interessant und faszinierend... Das ist alles ganz zwanglos, es ist einfach so, verstehst du...?" Mana musste gegen seinen Willen lächeln. "Warum sagst du nur immer genau das, was ich hören möchte...?" "Ich weiß es nicht..." "Komm her, ich möchte dich küssen...", flüsterte Mana und Juka rückte ein Stück näher an ihn heran. "Außerdem mag ich es unheimlich, wie du mich anfasst... Wie du mich küsst... Das fasziniert mich ebenfalls...", grinste Juka, bevor er sich von Mana in die Arme schließen ließ und ihn verlangend auf die dunkelroten Lippen küsste. Sanft ließ der Ältere seine Zunge über den weichen Mund Juka's gleiten, der leicht die Lippen öffnete. Mana lehnte sich weiter vor und schloss die Augen, seine Hände wanderten beinahe wie von selbst über Juka's Hüften und zogen ihm das Shirt aus dem Hosenbund. Juka blickte kurz auf, ließ es dann aber geschehen. Mana's Gewicht ließ ihn zurück nach hinten sinken, sein Rücken landete an der Wand, dann begann der Ältere, ihn zärtlich am Hals zu küssen, während seine Hände unter den schützenden Pullover glitten. Juka zuckte kurz zusammen, als Mana's kalte Hände seine nackte Haut berührten und instinktiv schloss er die Augen. Doch dann brach Mana seine Küsse plötzlich ab und erhob sich. Juka wirkte ein wenig perplex. "Was ist...?", fragte er und seine Stimme erklang zitternd in der Stille des Raumes. Mana stand auf und kehrte ihm den Rücken zu. Er zitterte leicht. Juka lag noch immer auf der Bank, dann jedoch erhob er sich ebenfalls und trat langsam auf Mana zu. Er streckte die Hände nach ihm aus und umfasste seine Schultern, bevor er ihn an sich zog und die Augen schloss. Dann begann er vorsichtig, die ersten Verschlüsse des Seidenkleides zu öffnen. Mana rührte sich nicht und ließ ihn gewähren, als Juka ihn bestimmt zu seinem Bett schob, ihn zu sich umdrehte und erneut zu küssen begann. Mana's Knie gaben mit einem Mal nach und er ließ sich rückwärts auf die Bettdecke sinken, Juka kam über ihm zu liegen und blickte ihn mit benebeltem Blick an. "Ist es ok für dich, wenn ich...?" Er brach den Satz mittendrin ab, denn Mana hatte bereits mit dem Kopf genickt und schenkte ihm nun ein nervöses Lächeln. Juka beantwortete es zärtlich und begann abermals die Verschlüsse am Rücken des Älteren zu öffnen, der sich ihm entgegen hob, um ihm die Arbeit zu erleichtern. Vorsichtig küsste er ihn und fuhr mit den Händen unter seinen Pullover. Juka erschauderte wieder und schloss einen kurzen Moment die Augen. Dann schob er Mana die Korsage herunter und bedeckte seinen Oberkörper mit sanften Küssen, bevor der Ältere ebenfalls begann, ihn auszuziehen... Juka sank erschöpft zurück und schloss die Augen. In seinen Gedanken drehte sich alles und er schmiegte sich in die weichen Bettbezüge unter ihm. Sein Rücken schmerzte leicht und in seinem Kopf dröhnte es so unnatürlich laut, als wären nicht nur sie beide allein in diesem Zimmer, sondern noch mindestens hundert andere Leute mit ihnen. Er hörte Mana neben sich unregelmäßig atmen, dann hörte er, wie der Ältere die Bettdecke ein Stück beiseite schob und ihm die Hand auf die Hüften legte. Juka drehte sich langsam um und schenkte ihm ein müdes Lächeln. "Ist alles ok...?", flüsterte er kaum hörbar, doch Mana nickte beruhigend mit dem Kopf. "Mach dir keine Sorgen...", murmelte er und schloss die Augen. Wenige Minuten später war er eingeschlafen. Juka löschte das Licht und blickte im Dunkeln an die Decke. In seinem Kopf dröhnte es noch immer, aber das war nichts gegen das seltsame Gefühl der Befriedigung, welches sich auf für ihn unerklärbare Art und Weise mit dem Gedanken mischte, einen großen Fehler begangen zu haben. Juka spürte plötzlich eine gewisse Angst vor dem Erwachen am nächsten Morgen. Er zog sich die Decke über den Kopf, bevor er einschlief... Als Juka am nächsten Morgen erwachte, war er allein. Er blickte sich verschlafen um, im ersten Augenblick wusste er nicht, wo genau er sich befand. An diese dunklen Wände und die Möbelstücke konnte er sich nicht wirklich erinnern. Als er jedoch aufstehen wollte, durchfuhr ihn ein kurzer, jedoch heftiger Schmerz. Krampfhaft schloss er die Augen. "Stimmt, da war ja noch was gewesen...", murmelte er gepresst und ließ sich seitwärts aus dem Bett rollen, bevor er nach seinen Sachen griff, die auf dem Boden vor dem Bett lagen und angestrengt versuchte, sie aufgrund seines noch leicht benebelten Zustandes nicht verkehrt herum anzuziehen, was ihn einige Mühe kostete... In seinen geliebten dunkelblauen Pullover, dazu Hemd und Hose gekleidet, stolperte er in die Küche und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Dann blickte er sich um. Die Küche war leer, ebenso wie der Rest der Wohnung. Mana war verschwunden, er hatte also am vorherigen Abend doch nicht grundlos Angst gehabt. Juka rieb sich noch immer schläfrig mit der Hand übers Gesicht, dann lief er ins Bad, um sich ein wenig zu erfrischen. Sein Gesicht wirkte im Spiegel nicht mehr ganz so blass wie in den letzten Tagen, aber besonders gesund fühlte er sich nicht. Er lehnte sich nachdenklich gegen das Waschbecken und verschränkte die Arme ineinander. "Wo er nur hingegangen ist... Noch nicht mal eine kleine Notiz hat er hier gelassen...", murmelte er und schüttelte den Kopf. "Hoffentlich kommt er bald zurück...", fügte er ebenso leise hinzu und lehnte sich weiter zurück, bevor er beunruhigt feststellte, dass er eine lähmende Angst davor verspürte, dass Mana ihn so plötzlich allein gelassen hatte... try the last one; part 7... 7. Teil Einen Abend zuvor: Stunden später hörte er die Wohnungstür ins Schloss fallen und fuhr aus dem Sessel. Er hatte den ganzen Tag in dem Appartement des Gitarristen verbracht und war eifrig damit beschäftigt gewesen, sich keine Gedanken zu machen, wobei er allerdings kläglich gescheitert war. Zuerst hatte er nur angenommen, Mana wäre für vielleicht eine Stunde fort, um etwas zu besorgen, jemanden zu treffen oder um einen Morgenspaziergang zu machen, als er jedoch gegen Mittag noch immer nicht zurück war, hatte Juka zum Telefon gegriffen, um sich wenigstens ein bisschen ablenken zu können. Neue Informationen wegen seiner Wohnung hatte er keine erhalten und auch Kazuno war zu seinem Erstaunen weder zu Hause, noch auf dem Handy zu erreichen. Mana besaß soetwas erst gar nicht. Am frühen Nachmittag war Juka ein wenig draußen gewesen in der stillen Hoffnung, Mana wäre wieder dort, wenn er zurück käme. Als er jedoch erwartend die Wohnungstür aufschloss, war noch immer niemand zu Hause. Juka hatte sich ein wenig deprimiert in die Küche begeben, um eine Kanne Zitronentee zu kochen, die er zusammen mit einer Tasse ins Wohnzimmer getragen hatte, um dort ein wenig zu lesen. Doch er hatte sich nicht lange auf das Buch konzentrieren können, denn seltsamerweise verspürte er wirklich eine Panik in sich aufsteigen, die es ihm mit ihrer Heftigkeit nahezu unmöglich machte, sie zu ignorieren. Immer wieder war er versucht gewesen, das Buch beiseite zu legen, seine Gedanken überschlugen sich förmlich, während er versuchte zu vergessen, dass Mana sich anscheinend nicht darum zu kümmern schien, dass er sich gerade auf niederschmetterde Art und Weise ausgenutzt fühlte... Er lief den Flur entlang, nachdem er die Haustür hörte und blieb im Türrahmen stehen. Mana stand vor ihm an die Wand gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Juka trat auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus, doch Mana zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück, dann blickte er ihn erschrocken an. "Oh Gott, wo warst du...? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht...", fuhr Juka ihn an, wobei seine Stimme viel verstimmter klang, als er es beabsichtigt hatte. Mana zuckte noch einmal zusammen, dann starrte er ihn an. "Weg...", sagte er kurzangebunden, bevor er sich an Juka vorbeischob und in sein Zimmer lief. Juka blickte dem Älteren verwirrt hinterher, dann folgte er ihm, aber Mana schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Juka klopfte. "Alles klar bei dir...?", fragte er, bekam jedoch keinerlei Antwort. Er klopfte erneut. Wieder keine Reaktion. "Ok, wie du willst, ich bin im Wohnzimmer, solltest du dich dazu entscheiden, doch mit mir sprechen zu wollen..." Mit diesen Worten drehte Juka sich um und ging langsam zurück ins Wohnzimmer... Ein paar Minuten später stand Mana an der Tür und flüsterte seinen Namen. Juka drehte sich um, legte das Buch beiseite und erhob sich, dann schritt er auf Mana zu, der diesmal nicht zurückwich und berührte ihn an der Schulter. Der Ältere senkte den Blick. "Tut mir leid...", murmelte er. "Aber...", setzte er weiter an, schwieg dann jedoch. Juka musterte ihn, während er sich mit der Hand über die Stirn strich. "Aber was...?", fragte er. "Nichts...", antwortete Mana und schenkte ihm ein äußerst künstliches Lächeln. Er trat einen Schritt zurück, bevor er Juka maskenartig anblickte. "Wie geht es dir, Juka-kun...?" "Besser, danke...", murmelte der Jüngere skeptisch und trat einen Schritt zurück. Enttäuscht verzog er die Mundwinkel. Das war definitiv nicht das, was er erwartet hatte. Unsicher startete er einen zweiten Versuch, Mana zum Sprechen zu bringen. "Wo warst du...? Ich habe den ganzen Tag auf dich gewartet..." "Ich war geschäftlich unterwegs...", antwortete Mana fest und wandte kurz den Blick ab, nur, um Juka einen Augenblick später mit einer Gleichgültigkeit anzuschauen, die den Jüngeren unweigerlich einen Schritt zurückweichen ließ. Er schwieg einen Moment. Verzweifelt darum bemüht, nicht die Fassung zu verlieren, stemmte er dann die Hände in die Hüften und warf Mana einen misstrauischen Blick zu. "Das kann ich dir nicht glauben...", murmelte er, wobei er Mana direkt in die Augen blickte. Der Ältere verzog die Augenbrauen. "Warum...?" "Du hast mir nichts davon gesagt... Warum nicht...?" "Muss ich mich für jeden Schritt, den ich tue, bei dir an- und abmelden...? Wenn ich dir nicht sage, wohin ich gehe, habe ich sicherlich meine Gründe dafür...", antwortete Mana scharf und lief an Juka vorbei, um sich auf der Couch niederzulassen. Juka ließ den Kopf hängen, dann folgte er ihm langsam und kniete sich vor dem Älteren auf den Boden. "Was hast du...?", fragte er beruhigend und blickte zu Mana auf, der den Kopf weg drehte und die Arme abwehrend vor dem Oberkörper verschränkte. "Warum musst du mich das immer fragen...? Ständig fragst du mich, ob ich etwas habe... Kannst du damit nicht mal aufhören...?", fuhr er ihn an und lehnte sich ein Stück vor. Juka zuckte verschreckt zusammen. "Wie du willst...", antwortete er im nächsten Augenblick, erhob sich gekränkt und lief aus dem Zimmer. Mana drehte sich kurz um, um ihm hinterher zu schauen, wandte dann jedoch wieder den Kopf ab und starrte vor sich auf die gläserne Tischplatte, wobei er wie schon einmal zuvor krampfhaft versuchte, den Jüngeren nicht aufzuhalten. Wenige Minuten später erhob er sich allerdings doch und schritt mit klopfendem Herzen und schlechtem Gewissen langsam den Flur hinunter zu Juka's Zimmertür. Er blieb davor stehen und versuchte angestrengt darauf zu hören, was der Jüngere in seinem Zimmer womöglich tat, aber auch als er ein Ohr an die Tür legte, konnte er nichts hören. Juka schien sich nicht zu rühren. Mana seufzte und hob langsam die Hand, um an die Tür zu klopfen. "Es tut mir leid, Juka-kun, ich wollte dich nicht verärgern, verzeih mir...", rief er, aber Juka reagierte nicht. Mana klopfte erneut, dann seufzte er resignierend, wandte sich um und wollte gerade zurück ins Wohnzimmer gehen, als Juka seine Zimmertür aufriss. Mana wirbelte herum. "Aber genau das hast du gerade getan... Ich dachte, du wolltest nicht, dass ich dich verachte, du bist auf dem besten Weg dahin...", rief er und schlug donnernd die Tür zu, bevor er sie von innen verschloss. Mana hob perplex die Augenbrauen und trat an die Tür. "Juka-kun... Bitte öffne die Tür...", flüsterte er, aber Juka, der anscheinend noch immer direkt dahinter stand, verneinte. Mana hörte ihn auf der anderen Seite schluchzen. Bestürzt legte er die Hände an die Türklinke. "Juka, bitte... Wenn du eine Erklärung möchtest, komm heraus, so mag ich nicht mit dir reden...", wiederholte er, doch der Jüngere zeigte keinerlei Reaktion. "Es tut mir leid, dass ich einfach so gegangen bin... Was soll ich dir jetzt sagen...?" Juka gab ihm keine Antwort. Mana klopfte noch einmal an die Tür. "Du bist einfach weggelaufen... Als ich dachte, du würdest bei mir bleiben, bist du einfach weggelaufen, verdammt nochmal... Warum tust du das...? Warum kannst du nicht einmal darüber reden, wenn dich etwas stört oder du vor etwas Angst hast...? Warum muss man dich immer fast dazu zwingen...?", rief Juka plötzlich hinter der Tür, dann ließ er sich auf die Knie fallen und brach in Tränen aus. Mana zuckte von der Tür weg und hielt sich erschrocken die Hände vor den Mund, als er ihn weinen hörte. "Und da fragst du, ob es mir etwa gar nichts bedeutet...", schrie Juka ihn durch die Zimmertür an und verlor zum ersten Mal, seit Mana ihn kannte, die Nerven. Der Ältere schüttelte schuldbewusst den Kopf. "Ich...", begann er, brach dann jedoch ab. "Warum tust du das...? Nenn mir einen guten Grund dafür...", rief Juka noch einmal. "Weil ich... heute Morgen einfach noch nicht glauben konnte, was ich tatsächlich getan habe... Irgendwie kommt es mir vor, ich würde niemals aus Fehlern lernen..." Juka schwieg einen Augenblick. Dann wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und setzte sich auf. "Das ist also "danach"... Nicht...?", flüsterte er und unterdrückte einen weiteren Weinkrampf. Mana nickte sanft mit dem Kopf, auch ihm begannen die Tränen über die Wangen zu laufen. "Ja... Es ist jedesmal das Gleiche...", antwortete er ebenso leise. "Jetzt weißt du es... Aber ich konnte einfach nicht anders..." Juka schwieg einen Augenblick, dann erhob er sich und öffnete die Tür. "Warum hast du mir das alles erzählt...? Warum musstest du so weit gehen und mich dann so schroff zurückweisen...?", flüsterte er. "Ich dachte, ich hätte mich unter Kontrolle...", murmelte Mana, aber Juka winkte ab. "Das ist alles so sinnlos... Es wäre viel zu einfach, dich jetzt zu verachten, obwohl ich mir in diesem Augenblick nichts sehnlicher wünsche, als dich einfach dafür verachten zu können...", flüsterte er. Mana senkte den Blick. "Ich weiß... Aber es hat nichts zu bedeuten... Wenn du es tatsächlich wissen willst... Ich kann nicht entscheiden, ob das jetzt gut war oder nicht... Und als ich dich heute morgen neben mir liegend vorfand, musste ich einfach raus, weil alles genau so ablief, wie schon einmal zuvor und davor habe ich unheimliche Angst... Verstehst du, ich konnte nicht bleiben... Aber jetzt bin ich wieder da und werde bleiben... Deinetwegen..." "Du musstest einfach raus...", murmelte Juka und senkte den Kopf. "Ja... Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verunsichern, aber ich dachte, wenn ich noch länger neben dir liegen bleibe, dann..." Mana brach den Satz ab, dann seufzte er resignierend. "Dich zu verletzen wäre unerträglich für mich, bitte glaub mir, aber du kannst einfach nicht von mir verlangen, dass ich keine Zeit zum Nachdenken brauche... Und das konnte ich nicht, als ich dich neben mir liegen sah..." "Warum hast du dich dann nicht wenigstens gemeldet...?" "Ich... Ja, vielleicht hätte ich das tun sollen... Verzeih mir, ich wollte dich nicht so anfahren, aber ich habe einfach nicht mit sowas gerechnet..." "Warum hast du es dann getan...?" "Ich habe mich in diesem Augenblick so unheimlich zu dir hingezogen gefühlt, dass ich gar nichts anderes tun konnte... Aber ich habe es vorher einfach nicht bedacht, ich wusste nicht, dass ich zu so etwas immer noch fähig sein kann... Es war so dumm von mir, darauf zu hoffen, dass sich etwas geändert haben könnte... Aber wie du siehst, mache ich noch immer die gleichen Fehler..." Juka schwieg einen Augenblick, dann schniefte er. "Hör zu... Was passiert ist, habe auch ich nicht bedacht, aber ich hatte heute morgen das bestimmte Gefühl, ich hätte gestern Abend nicht in dein Zimmer kommen sollen, dann wäre mir dieser wirklich schreckliche Tag heute erspart geblieben... Ich war total deprimiert, denn ich dachte, ich hätte einen Fehler begangen...",murmelte Juka. Mana nickte beschämt mit dem Kopf. "Nein, das hast du nicht...", antwortete Mana beruhigend, wobei er Juka einen warmen Blick zuwarf, aus dem echte Zuneigung sprach. Juka wischte sich die Tränen aus den Augen, als Mana weitersprach. "Es tut mir wirklich leid, ich hatte niemals vor, dich in irgendeiner Form auszunutzen... Ich war einfach erstaunt über mich selbst... Oh Gott, ich könnte dich niemals einfach nur ausnutzen, aber du musst mich verstehen, wenn ich dir sage, dass ich mir in diesem Augenblick nichts sehnlicher gewünscht habe, als dich so nahe wie möglich bei mir zu haben..." Mana streckte die Hand nach Juka aus und ließ seine Finger über den Arm des Jüngeren wandern, dabei sah er ihn traurig an. "Ich bereue wirklich nur, dich enttäuscht und allein gelassen zu haben zu haben... Sonst nichts..." Er sprach nicht weiter, denn Juka hatte bereits die Augen geschlossen und sich gegen die Wand gelehnt. Einige Augenblicke stand er nur reglos da, als würde er über das bereits Gesagte nachdenken, dann öffnete er die Augen. "Ich sagte doch, ich bin unheimlich fasziniert von dir... Als du sagtest, du würdest nichts von mir wollen, nichts von mir erwarten, da dachte ich, du würdest mich niemals an dich heranlassen... Aber kaum hattest du das doch getan, hast du mich schon wieder zurückgewiesen... Das hat mich irritiert..." "Aber es ist anders als jemals zuvor... Denn irgendwie glaube ich, so richtig verachten kannst du mich gar nicht... Habe ich recht...?" Juka nickte langsam, dann schenkte er ihm ein Lächeln. "Wie ich bereits schon einmal sagte, es ist so einfach dich zu mögen, dass es mir regelrecht Angst macht...", fügte Mana leise hinzu. Juka lächelte, dann schwiegen sie beide für einige Augenblicke.. "Was ist, möchtest du einen Tee...?", fragte Mana plötzlich leicht amüsiert und tat einen Schritt in Richtung Küche. "Gern... Aber erklär mir bitte vorher, warum du nur Zitronentee trinkst...", grinste Juka. Mana schien etwas zu erröten und drehte sich weg. "Ich glaube, ich bin Lemonverfechter...", hauchte er und lief in die Küche. "Was...? Ich habe dich nicht verstanden...", rief Juka, dann folgte er ihm... turn the last page... Epilog: "Ano... So sieht es zur Zeit aus...", murmelte Juka und griff nach einer weiteren Zigarette. Er hatte während des Erzählens kaum zu Kazuno geschaut, aber nun wandte er sich an den Bassisten, der ihm still gegenübersaß. Juka musste bei diesem Anblick lachen. "Was denn, Kazuno-kun, du bist ja so blass..." Kazuno starrte ihn entgeistert an. "Du... du nimmst mich auf den Arm...", stammelte er und beugte sich ein Stück auf seinen Freund zu. "Das kann nie und nimmer so geschehen sein..." Als Juka jedoch nickte, schüttelte Kazuno den Kopf. "Niemals, mein Freund, nicht in einer Millionen Jahren..." "Ich muss dich leider enttäuschen, aber ich habe dir nur erzählt, was du hören wolltest..." Kazuno lehnte sich zurück und schüttelte abermals den Kopf. "Niemals..." "Glaub es oder lass es, mir ist das eigentlich ziemlich egal... Aber eins sag ich dir... Denk doch mal nach, warum sollte ich dich anlügen...? Was hätte ich denn davon...?" "Ich weiß nicht... Aber allein diese Vorstellung... Er hat dir das alles tatsächlich erzählt...? Und du hast mit ihm..." Kazuno fuchtelte wild mit den Händen durch die Luft. Juka seufzte resignierend. "Na, jedenfalls habe ich den heutigen Tag größtenteils darauf verwendet, mich nach einer neuen Wohnung umzusehen, denn ich denke mal, mein Vermieter wird sein Versprechen nicht halten können... Mana hat mir zwar angeboten, weiter bei ihm zu wohnen, aber das möchte ich nicht, ich will ihm nicht noch länger zur Last fallen..." Kazuno sah ihn noch immer perplex an, stellte die Frage, die ihm schon seit einer Weile durch den Kopf geisterte, dann allerdings doch. "Und wie geht das jetzt mit euch weiter...?" Juka hob entschuldigend die Arme. "Ich weiß es nicht, aber es gibt einfach noch Dinge, die ich gern von ihm wissen möchte..." Kazuno lachte. "Du bist doch nicht etwa...? Oder bist dus doch...?" "Verliebt meinst du...? Nein, hast du mir nicht zugehört...? Ich sagte, ich bin unheimlich von ihm fasziniert und ich glaube, das beruht auf einer gewissen Gegenseitigkeit... Trotzdem ist es ganz zwanglos..." "Aber das ist doch gar nicht möglich... Bei allem, was du mir erzählt hast, musst du doch zwangsläufig..." "Nein...", unterbrach ihn Juka und schüttelte den Kopf. Kazuno blickte ihn verwirrt an. Dann beugte Juka sich vor. "Kannst du dir nicht vorstellen, dass man von einem anderen Menschen einfach nur fasziniert und unheimlich angezogen sein kann, ohne sowas wie Verliebtheit zu empfinden...?" Kazuno verzog die Augenbrauen. "Wird das hier jetzt ein philosophisches Gespräch...?" "Wenn du bereit bist, darüber nachzudenken...?" Kazuno ließ sich zurück in die Lehne der Couch sinken. "Aber wie soll das nun weitergehen...? Du willst also vorläufig dort wohnen bleiben...?" "Genau das habe ich vor... Verstehst du nicht, vorläufig kann ich einfach nicht weg... Es gibt so vieles, was mich unheimlich interessiert... Es geht nicht nur darum, dass ich mir etwas erhoffe, was ich... na, sagen wir, mir bei jedem anderen Menschen auch holen könnte... Ich möchte die Gründe erfahren, ich bin so sehr daran interessiert, was da noch so gelaufen ist..." Kazuno schüttelte den Kopf. "Ich sehe, du kannst mich noch immer nicht verstehen, oder...?", flüsterte Juka und blinzelte. "Wenn du meinst...", antwortete er und langte nach seinem Rotweinglas. Er leerte es mit einem Zug. "Ich glaube, du hast heut Abend ein wenig zu viel getrunken...", meinte der Bassist plötzlich. "Du aber auch, Kazuno-kun..." Beide begannen zu lachen. "Du willst also tatsächlich bleiben...? Obwohl du keine Ahnung hast, wie das so alles werden soll...?", fragte Kazuno nach wenigen Augenblicken. Juka nickte. "Ja... Genau das habe ich vor..." "Na dann viel Erfolg, Juka-kun..." Kazuno erhob sich und reckte das Kinn. Dann gähnte er ungehalten. "Tut mir leid, aber auf den Schock hör ich erst mal auf zu trinken und fahr nach Hause..." Juka nickte und erhob sich ebenfalls. "Lass uns noch ein Stück laufen und dann mit der Bahn fahren, in diesem Zustand lasse ich dich nicht ins Auto..." Die beiden verließen die Bar und hüllten sich in ihre Wintermäntel. Juka zog ein Taschentuch aus der Hose und nieste einmal kräftig. "Hast dich wirklich schön erkältet... Sieh zu, dass du wieder gesund wirst, ich möchte gern zurück ins Studio...", lachte Kazuno und knuffte seinen Freund in die Seite. Der lachte ebenfalls. "Ich werde mich bemühen...", antwortete er, bevor er den Bassisten am Arm packte und in Richtung U-Bahn zog... owari... ********** okay, ich gebe zu, ich liebe Dialoge über alles... (Merkt man das...? * sich skeptisch umschau*) Und ich gebe zu, dass ich es dazu auch sehr liebe, mich in widersprüchliche Debatten zu verstricken, um meinen Charakteren die Chance zu geben, sich weiter zu entwickeln... Aber egal... *erwartend in die Runde blick* Na, wie siehts aus...? Ich bin wirklich sehr gespannt, wie euch mein neustes und bisher längstes "Verbrechen" gefallen hat...^^ Und würde mich sehr auf Kommentare und so freuen... stay tuned for the next crime... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)