Kyodotai Judanhyo von MG (Kugelhagel) ================================================================================ Kapitel 2: Muhlheim ------------------- Seit ungefähr drei Stunden laufe ich gen Süden und die Sonne neigt langsam dazu hinter den weit entfernten Bergen zu verschwinden. Laut meiner Karte dürften es noch ungefähr weitere drei Stunden dauern, bis ich den nächsten Ort erreiche. Weitere drei Stunden auf einer öden Grasebene, weitere drei Stunden nur für mich alleine. Wenn ich Glück habe bin ich noch vor dem endgültigen Nachteinbruch dort. Die Schatten ziehen leicht Monster oder Dämonen an, für die eine einsame Gestalt im Nirgendwo ein leichtes Ziel bietet. Ich hoffe, dass ich die richtige Richtung eingeschlagen habe, denn auf meiner Karte ist keine Himmelsrichtung angegeben. Und auf die Angaben darf man sich auch nicht unbedingt verlassen. Importware, was kann man schon erwarten. Aber es war billig, und ich benötige jeden einzelnen Qen. So kann ich mich nur darauf verlassen bereits besuchte Landschaften zu erkennen und darauf zu hoffen, dass ich diesen vermaledeiten Wisch auch richtig herum halte. Nach etwas über einer Stunde geht die Sonne bereits in einem roten Schein unter. Ich habe vergessen, dass in diesen Breitengraden diese glühende Feuerscheibe schneller untergeht. Wie auch immer ihr Götter das bewerkstelligt, es funktioniert. Gerade fliegen ein paar Raben krächzend über mich hinweg. Vorboten des Bösen, hat euch eine dunkle Existenz aufgescheucht? Ich blicke in die Richtung aus der sie kamen und lausche auf. Doch ich vernehme nicht mehr als das sich immer weiter entfernende Krächzen. Diese praktisch leere Ebene bietet zwar keinerlei Deckung, lässt dafür aber jede Menge Sicht in alle Richtungen offen. Ich erblicke keine Gefahr. Ich darf mich nicht ablenken lassen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Vogelviecher mich verfolgen. Schweren Schrittes zieht es mich weiter in den Süden, die Sonnenscheibe hat bereits den Tag zur Nacht gemacht und die beiden Monde sind bereits zu erkennen. Obwohl es unsinnig ist verwünsche ich manchmal still für mich die Beiden. Obwohl es nur Monde sind, sind sie doch nicht allein. Sie umkreisen sich, sie sehen sich. Und als Behüter dieser beiden steht unser Planet. Und wir auf diesem Planeten können doch nichts weiter tun als unser einsames Leben weiterzuführen. Aber wie ich schon sagte, das ist Unsinn. Endlich habe ich den ersehnten Ort erreicht, er liegt gerade zu vor mir. Das kleine Dörfchen Muhlheim. Es liegt direkt an einem großen See, welches Anschluss an einen Fluss hat der direkt aufs Meer führt. Würden sich die Leute hier mehr Mühe geben, könnten sie eine große Handelsstadt errichten. Aber sie sind mindestens genauso faul wie die Leute aus Silent Town. Einfach die Zeit an sich vorbeiziehen lassen und in Frieden miteinander zu leben ist sicherlich nichts Schlechtes. Aber in unserer Welt ist es gefährlich nur darauf zu vertrauen, dass die ganze Welt gutgesinnt ist. Dabei spreche ich noch nicht mal von dämonischen Wesen oder Ähnlichem, sondern auch von vielen Menschen, die sich nicht selten auch dämonisch verhalten. Für solch faule Leute jage ich diese Typen, weil sie sich nicht selbst wehren können. Wie auch immer. Wenigstens bringt es mir eine Existenzgrundlage. Ach wenn ich mich mit den Weltvorstellungen dieser Menschen nicht anfreunden kann. Da war mal so ein Verrückter der meinte, dass die Welt eine Kugel ist. Vollkommener Blödsinn. Dann würden wir doch alle herunterfallen. Ich trete also in Muhlheim ein und blicke mich um. Kein Licht brennt. Schlafen denn etwa schon alle? Auch als ich mich weiter umsehe bemerke ich kein Zeichen von Leben. Kein Geräusch, nicht mal Wind, der durch eine Ritze bließ. Ein Gefühl sagt mir, dass niemand hier ist. Es gilt das zu überprüfen, also blicke ich durch ein paar Fenster. Die Fenster hier haben keine Scheiben, es ist eine uralte Bauart. Niemand zu hören, niemand zu sehen. Auch die Betten sind leer. Hier stimmte definitiv etwas nicht. Diese 1 Zimmer Häuser sind von einem Fenster aus zu überblicken, weshalb ich mir sicher sein bin, dass auch innerhalb des Gebäudes niemand ist. Langsam habe ich keine Lust mehr darüber nachzudenken. Was auch immer hier geschehen ist, so kann ich nichts an dieser Situation ändern. Ich bin müde und habe Hunger. Das Beste wäre es, wenn ich mir einfach ein Haus aussuche und dort übernachte. Wenn jemand zurückkommt werde ich fragen wo alle abgeblieben sind. Ich wähle das Haus vor dem ich gerade stehe. Ist mitten im Dorf. Mmh. Die Tür ist offen. Ach natürlich, hier gibt es keine Schlösser. Die Tür lasse ich besser offen. Wenn der Besitzer zurückkommt wird er erstmal die offene Tür sehen und nicht sofort losbrüllen, oder schießen, wenn jemand in seinem Bett liegt. Ein Blick um mich herum verrät mir, dass es überraschend leer ist. Zwar ein paar Körbe, ein Bett, ein Kamin und eine Truhe, aber nichts zu essen. Schade. Dann lege ich mich wohl besser schlafen. Will früh aufstehen, nicht so wie beim letzten mal. Sicherheitshalber behalte ich alle meine Waffen am Körper. ... Ein merkwürdiger Traum umfängt mich. Genau genommen mein erster Traum seit Langem. Ich träumte von einem Engel. Dieser Engel gab mir eine dunkle pulsierende Kugel, die mich allmählich zerfraß. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Eigentlich habe ich keinen Zwist mit Engeln. Merkwürdig. ... Ich erwache bei den ersten Lichtstrahlen, die die weiten Ebenen des Landes überziehen. Mein Körper schmerzt. Vielleicht hätte ich doch nicht mit den ganzen Waffen schlafen sollen. Die Tür ist keinen Zentimeter bewegt worden und auch draußen vernehme ich keine weiteren Geräusche. Wahrscheinlich bin ich in einer Geisterstadt gelandet. Doch etwas fällt doch ganz klar auf. Etwas das ich in der Nacht nicht sehen konnte. Der Boden ist vollkommen schwarz. Auch draußen auf den Wegen und noch ein paar Meter außerhalb des Dorfes. Es fühlt sich an wie verbrannte Erde. Auch die Wände weisen Brandspuren auf, innen und außen. Als hätte nur der Boden der gesamten Gegend ein Meter hohe Flammen geschlagen, aber nicht höher. Und ansonsten wirkt auch nichts, als ob es Feuer gefangen hätte. So langsam glaube ich, dass hier ein dunkler Zauber gewirkt hat. Wahrscheinlich hat er auch die Bewohner verschlungen. Das Beste wäre es wenn ich sofort weiterziehe. Hier werde ich nichts mehr finden. Doch was ist das? Genau im Zentrum von Muhlheim ist eine kreisrunde Stelle die nicht verbrannt ist. Hier lässt sich erkennen, dass das tobende Feuer sich von dieser Stelle aus wie ein Wirbel ausgebreitet hat. Die Musterung des verbrannten Mutterbodens verrät das. Jetzt bin ich mir sicher, dass es sich hier um einen Zauber gehandelt hat. Es lässt sich allerdings nicht erkennen ob es sich um einen Menschen, Dämonen oder irgend etwas Anderes gehandelt hat. Manchmal greifen auch Götter ins Weltgeschehen ein, manchmal sind es auch andere magisch begabte Wesen. Wie auch immer. Das bringt mich nicht weiter. Aber wenn ich eine Spur habe werde ich ihr vielleicht nachgehen. Dieses Wesen könnte ein neues Ziel sein, mit einem hohen Kopfgeld. Besser jetzt als später. Es ist an der Zeit weiterzuziehen. Da Muhlheim Kontakt zum Meer hat, muss es hier auch Boote geben. Ein Blick zum hellen Sandstrand lässt mich etwas Hoffnung schöpfen. Eine freie Auswahl an Ruderbooten. Hat denn niemand in diesem gottverlassenen Dorf versucht zu fliehen? Moment, da stimmt etwas nicht. Die meißten dieser Boote sind noch relativ neu. Ergo handelt es sich um ein noch sehr junges Geisterdorf. Unheimlich. Vielleicht kam ich lediglich einen Tag zu spät und hätte diese Zerstörung verhindern können. Natürlich nur wenn das Geld gestimmt hätte. Mal schau'n, welches Boot nehme ich? Ah, was ist das da hinten? Eine kleine Holzkiste. Sie sieht so aus als hätte sie jemand versucht aus den Flammen zu retten, sie fällt ja schon alleine beim Hochheben fast auseinander. Deckel auf und.... was ist das? Ein magisches Artefakt, oder so etwas? Ich nehme den güldenen Falkenanhänger heraus und lasse das Kästchen fallen, welches auf dem halbfesten nassen Sand zerschellt. Eine Aufschrift auf der Rückseite, die ich nicht entziffern kann. Sieht aus wie elfische Schrift. Diese kleinen Elfen, können die denn nicht so schreiben, dass es jeder lesen kann? Wenn es so sein sollte, dann hat dieser Gegenstand magische Fähigkeiten. Damit kann ich also nichts anfangen. Ich verlasse mich nur auf meine eigenen Fähigkeiten. Magie ist was für Schwache. Aber vielleicht lässt es sich verkaufen. Das nächste Ruderboot geschnappt und auf gehts. Auf der anderen Seite des Sees müsste sich ein größerer Hafen befinden, wo ich ein Schiff auf den nächsten Kontinent nehmen kann. Aber zuallererst muss ich dort was essen gehen. Der Hunger bringt mich noch um... welch unehrenhaftes Ende... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)