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Weblog-Berichte zu: Majin Bone





Tolle Anime die kaum einer kennt: Majin Bone [überarbeitet] Majin Bone, Anime-Empfehlung, Review, TAdkek

Autor:  Jitsch

EDIT: Da die Serie mittlerweile abgeschlossen ist, habe ich die Empfehlung soeben leicht erweitert. Neue Textpassagen sind blau markiert, wer also die Empfehlung nicht noch mal komplett lesen will, kann danach Ausschau halten ;)

Wird mal Zeit, dass ich mit der Reihe weitermache. Aus dem gegebenen Anlass, dass ich gerade nach den letzten Folgen die Serie wieder total feiere, stelle ich diesmal eine vor, die noch nicht abgeschlossen ist (obwohl ich das eigentlich aus Prinzip nicht machen wollte). Die auch total unbekannt ist - bisher hat sie nicht mal ein Serien-Thema auf Animexx (ich habe das jetzt mal beantragt), weil anscheinend niemand Fanarts gemalt oder das Thema sonst irgendwie vermisst hat. Wenn das nicht als "kaum einer kennt..." durchgeht, weiß ich auch nicht.

Majin Bone

 

Japanischer Titel:

マジンボー[Majin Bone]

Studio: 

Toei Animation

Produktionsjahr: 2014/2015
Anzahl der Episoden:

52

Genres:

Science-Fiction, Action

Vorlage:

Data CardDass* Kartenspiel

Verfügbarkeit: In Deutschland nicht lizensiert.
Läuft in den USA auf Crunchyroll, deren Subs findet man auch sonstwo im Netz.
Ähnliche, bekanntere (?) Serien:

Super Sentai (Power Rangers, Kamen Rider), Digimon


*Reale Karten, die man an Spielautomaten in Gamecenters oder Einkaufszentren in Japan auf ein Lesefeld legen kann (wie in den alten Yu-Gi-Oh! Serien) und dann damit spielt, offenbar vor allem gegen den Computer.

Alle Bilder sind aus dem Majin Bone Wiki, Ausnahmen sind gekennzeichnet.

 

Plot:

Shōgo Ryūjin ist ein relativ normaler Oberschüler und mitten in der Pubertät, weshalb er sich auch kurz vor den Klausuren lieber mit seinen Zeitschriften voller leichtbekleideter Damen als mit seinem Lernstoff beschäftigt.


Shōgo beim "Lernen"

Dass es in letzter Zeit immer wieder rätselhafte Explosionen gibt, interessiert ihn daher auch nicht besonders – im Gegensatz zu seiner Nachbarin und Kindheitsfreundin Saho, die sich sicher ist, dass Aliens dahinterstecken. Eines Tages wird Shōgo dann jedoch aus seinem Trott gerissen – von einer Stimme unter einem Stein in Sahos Garten gerufen, entdeckt er eine Steintafel und steckt kurz darauf in einer Art Kampfanzug.


Im ersten Moment ist er ein bisschen überfordert. [Quelle]

Nach und nach erfährt er, dass er nun ein Bone Fighter ist und zusammen mit den Bone Fightern Luke, Tyrone und Antonio gegen die Dark Bone Fighter vom Planeten Nepos kämpfen muss. Denn sollten die Gegner seinen Dragon Bone erbeuten, würde das das Ende des Planeten Erde bedeuten.

Was die Serie so gut macht:

Wie aus der Tabelle ersichtlich wird, promotet der Anime Majin Bone ein gleichnamiges Kartenspiel, das es in Japan gibt. Soweit ich weiß, wurde beides zeitgleich herausgebracht, also ist nicht eines eine Adaption des andren sondern beides geht Hand in Hand. Dass der Anime von Toei Animation gemacht wird, passt gut da rein, denn fast alle ihre Anime sind ja vor allem Merchandise-getrieben. Majin Bone ist allerdings alles andere als eine Dauerwerbesendung für das Kartenspiel. Tatsächlich merkt man erst nach einigen Episoden, dass überhaupt irgendwie Spielmechanik eine Rolle spielt (3 Kämpfer formen auf dem Spielfeld eine Linie, um einen sogenannten Majin zu beschwören).


Die Karten tauchen wirklich fast nur in der "Verwandlungs" Szene auf

Majin Bone schaut sich auch nicht wirklich wie eine Serie für Kinder. Angefangen mit Shōgos Schwäche für Pornoheftchen, die man wegen seiner Vorbildfunktion (er ist immerhin der Hauptchara und intendierte Bezugsperson für den männlichen, jugendlichen Zuschauer) so nie erwarten würde. Aber auch sonst wird offen über Umweltverschmutzung gesprochen und später kriegen wir in Rückblicken brasilianische Straßenkinder zu sehen, die andere ausrauben - und sogar Kindersoldaten in einer Kriegsregion im Nahen Osten. Die Serie ist alles in Allem also sehr viel erwachsener, als man aufgrund der Produktionsumstände vermuten würde.


Gebt's zu, ihr hättet mir das ohne Screenshot nicht abgekauft.

Womit sie sich auch positiv hervorhebt ist der Cast, weil er so international ist und gleichzeitig nationale Klischees gewandt umgeht. Nehmen wir den strengen, gutaussehenden jungen Mann mit den langen, silbrigen Haaren – nein, kein Deutscher, sondern Australier. Antonio ist Brasilianer, und meiner Erfahrung nach (während meiner zwei Semester in Korea habe ich viele Brasilianer kennengelernt) ziemlich authentisch. Tyrone kommt aus Afrika (ein Land zu nennen, aus dem er kommt, war dann wohl doch zu viel verlangt), hat 15 jüngere Geschwister und erzählt auch mal, wie sie stundenlang zum Wasser holen laufen mussten. Und – wie viele Figuren fallen euch nicht nur in Anime ein, die aus diesen Ländern kommen und noch dazu zum harten Kern der Hauptcharaktere gehören?


Nur dadurch, dass Luke im Opening vorm Ayers Rock steht, merkt man überhaupt, wo er herkommt.

Die Figuren sind aber auch wirklich schön charakterisiert. Jeder hat so seine Eigenarten und Macken, so dass es viel zu lachen gibt, aber eben auch ernste Momente. Man kann die Figuren ernst nehmen, liebgewinnen und verstehen. Paradebeispiel ist das zuletzt zur Gruppe stoßende Mitglied des Teams, Gilbert. Er ist Amerikaner, 13 Jahre alt, damit beträchtlich jünger als alle anderen (Shōgo ist 17 und die anderen sind gleichalt oder noch älter), plustert sich aber auf, er wüsste alles besser… und fällt damit kolossal auf die Nase. Nicht nur einmal verliert er total und Shōgo muss ihn retten. Aber – er trainiert, springt über seinen Schatten und bittet sogar Shōgo, den er nicht leiden kann, zu einem Trainingskampf. Und damit wird der kleine, arrogante Giftzwerg, den ich auch wegen seines Leo Bone (Löwe) scherzhaft Joffrey genannt habe, plötzlich jemand, der auch die anderen im Team dazu anstiftet, sich mehr Mühe zu geben.


Gilbert vs. Shogo [Quelle Bild von Shogo]

Damit habe ich noch gar nicht mit den Bösewichten angefangen. Die Bösewichte sind am Anfang ziemlich anonym, tatsächlich fällt in den ersten paar Folgen in den Kämpfen kaum je ein Wort. Erst nach und nach kristallisiert sich heraus, was sie wollen. Dass sie auch ihre Gründe haben. Dass bei ihnen nicht alle die gleiche Meinung haben. Und dass man mit ihnen reden kann – was Shōgo, der für einen Hauptcharakter echt viel nachdenkt, auch tut.

In ihrer Gesamtheit versteht die Serie es einfach meisterhaft, die Story über die gesamten 52 Episoden so zu erzählen, dass die Handlung zwar nicht immer besonders schnell, aber stetig und nachvollziehbar voranschreitet. Die Serie hat es nicht nötig, durch plötzliche Enthüllungen über die Bösewichte den Plot in andere Richtungen zu drehen oder Power-Ups der Hauptfiguren durch plötzlich auftauchende megastarke Gegner zu forcieren. Der Ausgang des Konfliktes zwischen den Aliens von Nepos und den Bone Fightern der Erde wird am Ende mit den Mitteln gelöst, die wir Zuschauer im Laufe der Serie nach und nach begriffen und verinnerlicht haben. Große Twists bleiben damit zwar aus, unlogische Entwicklungen aber auch. 

Und dabei überzeugt die Serie stärker als viele andere Serien "für Kinder" mit einer Message - dass Frieden besser ist als gegeneinander zu kämpfen haben wir oft gehört, aber Majin Bone und sein Hauptcharakter Shōgo zeigen so deutlich wie wenig andere, dass Frieden nur gewonnen werden kann, wenn man miteinander redet und ständig hinterfragt, ob man denn wirklich gegeneinander kämpfen muss. So dass - so viel sei hier schon einmal verraten, nicht alle Feinde bis zum Ende Feinde bleiben.

Was ich auch unbedingt noch erwähnen muss, sind die Kämpfe. Denn die sind herausragend. Toei Animation hat sich bei Sailor Moon Crystal ziemlich unbeliebt gemacht mit den 3D-Computeranimierten Verwandlungssequenzen. Bei Majin Bone wird das Know-How gerade mit dieser Technik aber gezielt und genau richtig eingesetzt: Sobald die Charaktere ihre Bones anlegen, Iron-Man-artige Ganzkörperrüstungen, sind sie nur noch in 3D animiert, was aber durch diverse Techniken gekonnt so bearbeitet wird, dass es in der 2D-Anime-Welt nicht wie ein kompletter Fremdkörper wirkt. Und die Kämpfe können sich einfach sehen lassen. Nicht zuletzt, weil jeder Bone Fighter seine eigene Technik hat. Shōgo, der schon seit seiner Jugend Karate macht, kämpft auch in seinem Bone mit Karatetechniken. Gilbert dagegen ist Boxer, Antonio macht Capoeira, Tyrone afrikanisches Wrestling und Luke Aikido. Und das sieht man ihnen beim Kämpfen auch an, alle haben ihren eigenen Kampf- und Bewegungsstil.


Screenshots können nur bedingt die Dynamik der coolen Kampfszenen einfangen.

Zu guter Letzt komme ich um eine Sache nicht drum herum: Wissenschaft. Die Bone Fighter haben im Rücken ein Team von Wissenschaftlern, das ihre Kämpfe im Auge behält, ihre Fähigkeiten analysiert, dadurch auch für die unvermeidlichen Power-Ups (die übrigens weit weniger vorhersehbar sind als z.B. bei Pretty Cure) notwendiges Input gibt. Außerdem haben sie den „Cocoon“ entwickelt, eine künstliche Sphäre, in denen die Kämpfe stattfinden, damit die umliegende Großstadt nicht in Schutt und Asche gelegt wird. Denn wenn der Cocoon mal nicht zur Verfügung steht, stehen die Leben der Menschen in der Umgebung auf dem Spiel, was niemand kleinredet.


Auch Saho kommt in Gefahr, als ein Gebäude von den Gegnern angegriffen wird [Quelle]

Kurz: Verdammt noch mal, ich liebe diese Serie!

Was man nicht verschweigen sollte:

Und, ist Majin Bone jetzt der beste Anime aller Zeiten? Natürlich nicht.

Man muss das ganze schon irgendwie als das sehen, was es ist. Ein von Toei Animation gemachter Merchandise-Anime für ein jüngeres Publikum, der über 52 Episoden (vermutlich) geplant ist und daher auch ein begrenztes Budget pro Episode hat. Ich käme nie auf die Idee, die Serie qualitativ mit, sagen wir, Shingeki no Kyojin zu vergleichen, das ist eine völlig andere Dimension was die Zeichnungen und Animationen angeht.


"Shogo, was ist mit deinem Gesicht passiert!?" - "Toei halt..."

Denn ich kann es nicht wegdiskutieren: Die Charakter-Designs sind sehr simpel gehalten, um sie leichter animieren zu können, und trotzdem sehen die Zeichnungen in manchen Folgen unschön aus; verrutschte Gesichtsproportionen werden ja bei Sailor Moon schon beklagt und plagen auch Majin Bone des Öfteren. Außerdem sehen die Animationen bei den gezeichneten Charakteren nie so glatt und locker aus wie bei den 3D-Bone-Kämpfen. Das fällt gerade auf, wenn die Charaktere auch mal so ihre Techniken üben, also in Trainingskämpfen.

Ein kleiner Wermutstropfen ist für mich irgendwie auch, dass die Hauptcharaktere alle männlich sind - es gibt weibliche Bone Fighter, aber keine von ihnen hat in den Kämpfen wirklich herausragende Momente - und die Power-Ups bekommen die Frauen erst recht nicht. Andererseits gibt es gleich zwei extrem wichtige weibliche Figuren, die die Story vorantreiben und ohne die die Handlung überhaupt nicht mehr funktionieren würde. So gesehen wäre ein starker weiblicher Bone Fighter mit Power-Ups eher etwas, was die Serie noch besser machen würde aber nichts, was sie insgesamt herunterzieht.

Empfehlung:

Abgesehen von der Optik finde ich bei Majin Bone wirklich gar nichts zu meckern. Die Story lädt zum diskutieren und Spekulieren ein (schade, dass es so wenig Leute gucken) und ich hab schon bei Animes „für erwachsene“ deutlich schlechtere Stories und Charakter-Casts gesehen. Auch wer sich für Serien „für Kinder“ wie Digimon zu alt hält, sollte hier einen Blick riskieren.

Wer sowieso gerne Anime für Jüngere schaut, muss unbedingt reinschauen – denn meiner persönlichen Meinung ist Majin Bone um Welten besser als die neueste Yu-Gi-Oh! Serie und ich habe daran sogar mehr Spaß als am laufenden HappinessCharge Pretty Cure, obwohl das wiederum eine der meiner Meinung nach besten Pretty Cure Serien seit langem ist. 


Auf geht's in den Kampf!

Bleibt nur zu sagen, dass ich hoffe, dass diese Review euch Lust auf diesen Anime gemacht hat!

Was ich in der Reihe als nächstes mache und wann sie kommt, steht noch in den Sternen. Lasst euch überraschen!

 

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Andere Anime in der Reihe "Tolle Anime die kaum einer kennt":

Space Brothers / Uchuu Kyoudai




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