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Schreibhörnchens Ideenstube
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 Zaje
20.12.2016 21:18

Mein persönliches Sparta - NaNo 2016

Der November ist nun lange vorbei und die meisten von euch fühlen sich vermutlich komplett ausgelaugt vom vielen Schreiben und sind im Weihnachtsstress. So geht es mir auch, nur dass ich nicht vom vielen Schreiben ausgelaugt bin, denn ich hab den Wordcount von 50.000 Wörtern leider nicht geschafft. Ich möchte hier kurz zurückblicken um der Sache auf den Grund zu gehen.

 

Wenn es um einen Wordcount geht, dann entwickelt sich das bei mir unbewusst zu einem Konkurrenzkampf. Ein paar meiner Freunde nehmen auch regelmäßig am NaNoWriMo oder am Camp NaNo teil und ich habe den Drang zu 'gewinnen'. Mehr Wörter zu schreiben, schneller fertig zu werden ... auch wenn das Geschriebene teilweise Blödsinn ist, man kann es ja überarbeiten. Aber es geht doch genau darum bei NaNo - ums Schreiben. Egal was, egal wie viel. Naja, am besten mehr als irgendwer sonst ;)

 

Wenn ich an letztes Jahr zurückdenke, muss ich sagen, dass ich gegen Ende einige Nachtschichten eingeschoben habe um den Wordcount noch zu erreichen. Am Monatsanfang dachte ich mir "Ach ich hab noch so viel Zeit". Naja und irgendwann war Mitte des Monats und nicht mehr ganz so viel Zeit :'D Trotzdem hab ich es geschafft, immerhin musste ich ja was beweisen (ich weiß zwar nicht wem genau, aber egal xD). Ich hab mir selbst unheimlich Druck gemacht und mir gewünscht, dass ich mindestens vier Hände mehr hätte und zusätzlich noch jemanden der meine Gedanken ordnet und sie bei den richtigen Geschichten hinzufügt.

Dieses Mal war es anders. Voller Übermotivation und Begeisterung hab ich gleich in den ersten Tagen zu schreiben begonnen. Ein bisschen, weil schließlich der Monat ja eh 30 Tage dauert und was wäre der NaNoWriMo ohne ein bisschen Stress zum Schluss? Doch natürlich kam es anders als erwartet. Mein Privatleben hat mir einen dicken, fetten Strich durch die Rechnung gemacht (mit Edding wohlgemerkt) und plötzlich war da nichts mehr. Von den vielen Ideen, die ich hatte, war keine einzige mehr auffindbar. Meine Muse verschwand von dem einen auf den anderen Tag. Rückblickend frage ich mich immer noch, wie ich es geschafft habe, jeden zweiten Tag meine Schreibimpulse zu schreiben.

 

Ich hab bis dato nicht gewusst, dass man innerhalb eines Augenzwinkerns seine Muse verlieren kann. Aber glaubt mir, es geht. Das Problem bei der Sache: Ich wollte trotzdem meinen Wordcount schaffen, weil pft, ich lass mir doch nicht von meinem Leben dreinpfuschen, wenn's hier um 'nen Wordcount geht! Tja, falsch gedacht. Anfangs dachte ich mir noch, dass ich das schon hinbiegen würde, und es sah auch nicht so schlecht aus. Aber die Motivation wurde immer weniger, je weniger sinnvolle Ideen mir kamen. Dabei half es auch nicht wirklich, dass mir jeder geschriebene Satz wie der größte Mist auf Gottes Planeten vorkam. Es wurde inzwischen richtig anstrengend einen Satz zu schreiben, bisher hatte ich nicht gewusst, dass das möglich war. Immerhin war Schreiben etwas, das mich entspannte. Und jetzt war es eher so, dass es mich noch mehr aufregte.

 

Der Plan war ein paar Tage zu pausieren und dann voll durchzustarten. Doch auch daraus wurde nichts, denn es wurde nicht gerade besser, sondern eher schlechter. Ich hab versucht etwas ganz anderes zu schreiben, anderes Genre, andere Charaktere, andere Stimmung, doch irgendwie wollte ich mich nirgends so richtig einfinden. Es wurde immer anstrengender, bis ich irgendwann einfach nur auf den Bildschirm glotzte und hoffte, dass sich das Dokument von selbst füllen würde.

 

Irgendwann hab ich mir dann eingestanden, dass es nichts wird mit den 50.000. Gut, dann halt die Hälfte und wieder losgetippt, wenn auch irgendwas. Weil ist ja eh egal, man kann ja immer wieder was ändern. Nach nicht mal 1000 Wörtern war ich wieder so ausgelaugt, als hätte ich die letzten drei Tage durchgeschrieben. Zwischendurch war ich sogar so weit, dass ich mir sagte, egal, Hauptsache ist ja, dass ich mitgemacht habe und wenn ich es mal nicht schaffe, schaffe ich es halt nicht. Doch dann kam mir eine Idee, bei der ich gleich 28.000 Wörter hätte scheffeln können. Die Motivation war wieder da! … und nach etwas mehr als 1000 Wörtern wieder weg.

 

Als dann der 30. November vor der Tür stand, hab ich noch – sehr hoffnungslos wohlgemerkt – ein paar Wörter vor mich hingetippt und schließlich aufgegeben. Ja, ich glaube es selbst kaum, dass mir das passiert ist. Aber ich kann euch versichern, dass es kein leichtes Aufgeben war, fragt meine Schwester :’D Am letzten Tag war mir dann allerdings klar, dass mein „Ich schaffe das noch“-Gerede nichts mehr bringt. Ich hatte nicht mal 20.000 Wörter, obwohl das in den letzten Stunden dann schon mein neues Ziel war. Ich redete mir ein noch 3000 Wörter zu schreiben, wäre ja nicht mehr viel. Aber es war viel. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie viel, wenn man einfach nicht schreiben kann. Ich hab versucht irgendetwas zu schreiben, aber nicht mal das gelang mir. Kein Satz in egal welchem Fandom wollte fließen, keine Antwort auf einen RPG-Post, einfach nichts. Ein großes, leeres Nichts. Das kann ganz schön deprimierend sein, sag ich euch.

Also hab ich schlussendlich bei 17.090 Wörtern aufgehört und mir gut zugeredet, dass das ja eh eine schöne Zahl ist und bei dem was mir im November alles widerfahren ist und blablabla. Naja, nachdem ich es mir ein paar Stunden eingeredet hab, hab ich es dann irgendwann sogar geglaubt :’D

 

Bis jetzt hat sich schreiberisch bei mir nichts getan und inzwischen bin ich so weit, dass ich sage, dass es okay ist. Es bringt mir schließlich nichts mir selbst so einen Druck zu machen und mich dazu zu zwingen, wie ich im November gemerkt habe. Also werde ich jetzt mal warten. Auf das Wiederkehren meiner Muse und ich hoffe, dass sie nicht an einem Glühweinstand abgesoffen ist. Ich habe für mich selbst beschlossen das restliche Jahr etwas ruhiger angehen zu lassen, mal nichts zu schreiben und zu warten bis ich wieder bereit bin. Das ist für mich im Moment das Beste und ich kann sagen, dass ich mir damit eine so große Last von den Schultern genommen habe, die mich selbst überrascht hat.

 

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich eigentlich ganz froh darüber bin, diese Erfahrung gemacht zu haben. Natürlich ist es ein Schlag ins Gesicht, wenn man etwas unbedingt will und es trotz aller Anstrengung nicht schafft, aber das heißt noch lange nicht, dass es ein Weltuntergang ist (obwohl ich zugeben muss, dass es kurzzeitig schon danach ausgesehen hat :’D). Ich bin mir sicher, dass der Zeitpunkt kommen wird, an dem ich wieder schreiben kann und auch zufrieden damit bin, was ich tippe. Und bis es so weit ist, versuche ich das alles ruhig und gelassen zu sehen und nicht unkontrolliert durchzudrehen – ich kann sagen, bis jetzt ist mir das sogar ganz gut gelungen ;) Eine kleine Auszeit bedeutet schließlich nicht alles hinzuwerfen und dieser Gedanke ist sehr beruhigend.

 

In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine besinnliche Rest-Vorweihnachtszeit, Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2017 :)

 

 

 

Zaje's NaNoWriMon

Danke an meinen treuen Freund, der mir trotz eines schrecklichen KreaTiefs zur Seite gestanden hat :) <3


Es schreibt keiner wie ein Gott, der nicht gelitten hat wie ein Hund.

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach



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