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Film-Review: Interstellar Anne Hathaway, Astrophysik, Christopher Nolan, Ereignishorizont, Fadennudelisierung, Gravity, Interstellar, Matthew McConaughey, Review, Schwarzes Loch

Autor:  Yeo

Kinoreview Interstellar.
Farmer fliegt durch ´n Wurmloch ins weit entfernte Weltall, um zu gucken, ob man ´nen anderen Planeten besiedeln könnte. Dabei wird bunt durch den Gemüsegarten „2001 – Odyssee im Waltraum“ zitiert.

Aah, harter Topak, den uns da die Nolan-Brüder mal wieder auftischen.
Es gab mal ´ne Zeit, da konnte man recht verlässlich sagen, dass auf jeden Nolan-Film, der ein Meisterwerk geworden ist, ein Film kommt, der hinter den Erwartungen bleibt.
Bei Interstellar is das spätestens nicht mehr so leicht zu sagen.
Der Film ist sein Geld wert, aber er ist auch längst nicht so episch und eindrucksvoll-schlau wie er eigentlich hätte sein müssen. Er is aber auch alles andere als belanglos und lässt einen nicht kalt. Man wird nach dem Gucken nich drumrum kommen, noch mal ein paar Gedanken zu ordnen.

Weil man Film nicht einfach chronologisch runter reviewen kann, pack ich mal ´n paar Pros und Kontras zusammen:
PRO:
- Da sind ´n paar echt gute schauspielerische Leistungen dabei. Matthew McConaughey und die junge Version seiner Tochter z.B.; den beiden isses vor allem zu verdanken, dass die sehr lange Exposition auf einer Farm auf der Erde der recht nahen Zukunft nicht zu langatmig wurde. Die ganze Einführung in die desolate Situation der Menschheit war sehr wichtig, um die bedrohliche Grundstimmung des Films zu untermauern, doch das war auch ´ne riskante Nummer, die deutlich schlechtere Mimen gnadenlos gegen die Wand gefahren hätten.


- Die Marines-Roboter machten Laune und auch irgendwie Sinn.

 

- Der ganze Weltall-Erkundungskram setzte gut an „Gravity“ an und fühlte sich angenehm unangenehm an. Man hatte halt immer das Gefühl, dass wer Weltall eigentlich ´n scheiß Ort is, wo man nicht wirklich sein möchte. Aber gleichzeitig isser auch faszinierend und voller Eindrücke, die einen denken lassen, dass das der letzte Eindruck is, den man hat, bevor man durch Strahlung, Gravitation, technische Defekte oder sonst was gekillt wird. Der Film vermittelt Ehrfurcht statt Explorationslust.

  

 

KONTRA:
- Das hätte auch fast ein PRO sein können, aber letztlich kacken die Physik-Erklärungen des Films doch arg ab. Ich bin kein allzu großer Experte, weiß aber biss´l was aus ´n paar Stephen Hawking-Büchern, der u.a. viel zum Thema Ereignishorizont erörtert hat. Was ich aus Interstellar mitnehme: Ein paar astrophysikalische Phänomene werden tatsächlich ganz gut dem breiten Publikum nahegebracht; bei anderen wird einfach nur was als gegeben in den Raum geworfen und gut is – vieles was mit Gravitation zu tun hat z.B.

Problematisch wird´s, wenn das Skript in Bereiche vordringt, die dem menschlichen Spatzenhirn unbegreiflich sind und auf der aktuellen Evolutionsstufe auch unbegreiflich bleiben werden. Sprich: Alles, was die Dreidimensionalität sprengt, in die wir uns gern geborgen einwickeln. Alles, was über unseren – Achtung, Astrophysik-Wortspiel – Ereignishorizont hinaus geht. Alles, was in Richtung Singularität vordringt. Auf der einen Seite weiß der Film, dass er keine Antworten liefern kann – nicht mal halbwegs plausible Ideen, denn diese würden von Wissenschaftlern sofort zerrissen, solang sie sich im ansonsten eher ernsthaften Kontext des Films bewegen, der ja meist versucht, irgendwo auf plausiblen Erkenntnissen zu fußen, statt ein Popcorn-Sci-Fi-Spektakel abzufeuern.
Was der Film aber statt Ideen und Theorien liefert, ist eigentlich – im besagten wissenschaftlichen Kontext des Films – unglaublich schwer zu schlucken. Siehe folgender Punkt …


- Disney-Magie! Wo die Wissenschaft ihren momentanen Zenit erreicht, setzt einfach Magie ein. Ich weiß, das soll keine Magie im eigentlichen Sinne sein, aber eigentlich is sie das ja doch. Sci-Fi-Zauber-Brimbamborium.
Da is der Film schon gute zweieinhalb Stunden am Laufen und fuhr bis dahin eine recht reliable Linie, da packt er auf einmal auf den letzten Metern ein paar Dinger raus … Uff! Völlig zu Recht kam da der (übrigens erstaunlich gut gefüllte) Kinosaal nicht aus dem Stöhnen raus. Ohne zu spoilern, was genau passiert, grob das Thema umrissen: Es gibt den wissenschaftlichen Begriff der Fadennudelisierung, den man hin und wieder in der einschlägigen Literatur liest. Das Phänomen sagt aus, dass man im Unfeld enormer Gravitation – wie z.B. dem eines schwarzen Loches – vom Gravitationszentrum so stark angezogen wird, dass man zur Fadennudel wird. Kein Witz is Wissenschaft!
In Interstellar passiert stattdessen was ganz … gaaaanz anderes … und dann noch mehr und mehr und mehr und da wird auch deutlich …

 

- Logik … puuuuuh! Logik spielt hier nich so ´ne große Rolle – wieder mal im völligen Gegensatz zur sonst recht wissenschaftlichen Ausrichtung des Film. Ähnlich wie schon einst bei „Inception“ werden da die letzten Details nicht gründlich durchdacht und stattdessen einfach mit´m Holzhammer eine Lücke im Drehbuch mit allerhand Gewäsch und Wirrwarr gefüllt. Diese ganze Nummer mit der Gravitation und der Armbanduhr – ich bitte euch! Da stimmt nix! Da kann man sich stundenlang den Kopf drüber zerbrechen, was da am Ende alles für Dinger rausgeknallt werden, das geht so einfach nicht! Beim besten Willen!
 


Aaaah, aber wie gesagt: Zwiespalt.
Bei all den Logik-Wurmlöchern, dem dämlichen Faktor Magie bei all der Wissenschaft und dem daraus resultierenden Genre-Gezwitter gegen Filmende: Interstellar hat schon was, und vielleicht isses ja gerade dieses Chaos gegen Ende. Vielleicht wollen die Nolan-Brüder ja mit all dem Kram ´ne Basis für philosophische Diskurse schaffen, um somit „2001“ noch näher zu kommen. Vielleicht waren sie auch nur zu faul, um das Drehbuch noch zu finalisieren. Man weiß es nicht, aber unterm Strich bleibt ein eigenartiges Faszinosum. Und lieber ein eigenartiges Faszinosum, über das man sich vielleicht auch ein bisschen ärgert, als ein weiterer belangloser, gefälliger Edel-Trash-Schinken mit Robotern, die sich in coole Düsenjets verwandeln …