Zum Inhalt der Seite




Schlagworte
[Alle Einträge]

Top 15

- DManga (72)
- Doujinshi (21)
- Codex Conventionis Daemonum (18)
- DC (17)
- Manga (14)
- tokyopop (14)
- Baito Oh! (12)
- Carlsen (10)
- EMA (9)
- LBM (9)
- ConHon (8)
- Delfinium Prints (8)
- Dämonen (8)
- MCC (8)
- demon lord camio (7)

ICOM-Jahrbuch 2013 - Interview mit David Füleki (Outtakes) und mehr Anne Delseit, David Füleki, DManga, Entoman, ICOM, Interview

Autor:  roterKater



Dieser Tage erschien das neue Comic! Jahrbuch 2013, herausgegeben vom ICOM, dem Interessenverband für alle Comic-Schaffenden in Deutschland mit Schwerpunkt auf dem Independent-Bereich, der auch den jährlichen ICOM-Preis vergibt. Bei diesem gewann dieses Jahr - ihr habt es vielleicht schon gehört - unser Lieblings-Entoman-Zeichner David Yeo Füleki den Preis für herausragendes Artwork.

Im Zuge seiner Auszeichnung habe ich den Def für das Jahrbuch interviewt und dabei über sein Gesamtwerk, seine jugendlichen Anfänge, das Verhältnis von Auftragsarbeit zu Eigenproduktion, sein Comic-Alter-Ego, interaktive Comics, die Vorzüge der Mangaszene und weiß der Geier nicht was noch alles geredet. Das Interview ist satte zehn reich illustrierte Seiten lang geworden, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet!

Im Jahrbuch sind übrigens noch zahlreiche andere tolle Artikel und Interviews zu finden. Zum Beispiel hat die Anne Lail Delseit noch einen schönen Artikel über die deutschsprachige Independent-Mangaszene geschrieben und gibt darin einen umfangreichen Überblick über die verschiedenen Akteure und Publikationen der hiesigen Doujinshi-Szene. Solltet ihr also mal reinschauen!

Und um euch noch ein bisschen anzuteasern und diejenigen, die das Buch schon haben, mit etwas exklusivem Bonusmaterial versorgen zu können: Ich habe von Herausgeber Burkhard Ihme freundlicherweise die Erlaubnis erhalten, die Outtakes aus meinem Interview hier in meinem Blog zu veröffentlichen. Trotz der zehn Seiten, die ich im Buch Platz hatte, konnten wir nur etwa zwei Drittel des ganzen Materials in der Druckversion unterbringen. Dabei ist das beste Material natürlich definitiv im Buch, aber es gab einfach noch so viel cooles Zeug und ein paar paar Random-Blödeleien, die ein bisschen vom Thema abdrifteten oder einfach nur lustig zu lesen waren, dass ich euch das auf keinen Fall vorenthalten wollte.

Die ersten paar Auszüge und erweiterten Passagen findet ihr hier. Den Rest werde ich nach und nach in den nächsten Tagen aufarbeiten und dann hier im Blog veröffentlichen. Viel Spaß beim Lesen!


Das Interview fand am 26. September 2012, zwischen 0 und 4 Uhr morgens, im Animexx-Chat statt.

COMIC!: Jetze?
 

David Füleki: JETZE!!!! Ja, die ganze Zeit warst du nich anchatbar.

COMIC!: Strange ... Dache schon, du versuchst mich bloß müde zu kriegen, damit ich dir nicht mehr so viele Fragen stellen kann.
 

David Füleki: Fragen, Fragen. Doch, doch! Und schon im Voraus: Du musst dann meine Rechtschreibfehler rauslöschen. :-]

COMIC!: Ach, das können die Lektoren beim ICOM machen. Die müssen ja auch was zu tun haben.


David Füleki: Eben!
 

COMIC!: Wir haben jetzt Sternzeit 0:27, und können mit dem Interview beginnen! Bist du bereit?


David Füleki: Bereit!!!!! *rote Pille schluck*


[...]

(über Auftragsarbeiten:)
 

David Füleki: Ach ja, eine meiner ersten Auftragsarbeiten war ein Geburtstagsdildo.
 

COMIC!: Hoffentlich nur gezeichnet ...
 

David Füleki: ........ jaaaah ......


[...]

(über das Frühwerk Sä Ikskürsch´n tuh Ingländ:)
 

COMIC!: Sä Ikskürsch´n kann mal ja bei Animexx nachlesen. Aber... Moment mal, den hattest du echt am Schwarzen Brett deiner Schule ausgehängt? Gab das keinen Ärger?

David Füleki: Nee, das mit dem Schwarzen Brett lief eh so extrem aus dem Ruder, dass das zur Moral- und Gesetz-befreiten Zone erklärt wurde. Das ging schon damit los, dass wir dort Pamphlete über religiöse Fragen veröffentlicht haben. Das war ein einziger großer Krieg zwischen Atheisten und Christen, später zwischen Vegetariern und Fleischessern, zwischen Schulchor und Freunden GUTER Musik usw. Der Comic war nur die konsequente Steigerung. Und der wurde auch gern gelesen! Da kamen bis zu vier neue Seiten pro Tag und da stand eigentlich immer mindestens ein Lehrer davor und konnt sich das Schmunzeln nich verkneifen, weil 'n Kollege oder er sogar selbst grad mal wieder verwurstelt wurde. Jetz' is das Schwarze Brett übrigens das langweiligste Stück Kork der Welt. Hab's zum Tag der offenen Tür an der Schule arg bedauert, das Brett zurückgelassen zu haben ...


[...]

David Füleki: Einige der Gags, die ich in meinen damaligen frühen Serien entwickelt hab - besser gesagt: hingerotzt hab - , krieg ich so heute gar nich mehr hin. Manchmal erkenn ich dieses schöne Chaos in den Werken von Marcel Hugi Hugenschütt wieder und denk an meine frühen Jahre.


[...]
 

David Füleki: Glockenquest! Das war auch noch so 'n dummer Schwarzes-Brett-Comic! Und Cyberkid Alpha.
 

COMIC!: Ich glaub, den kenn ich gar nicht.
 

David Füleki: Alles neu auflegen! Cyberkid Alpha hab ich nie online veröffentlicht ... oder doch ...?  .... nee, glaub nich. Mein erster Webcomic war ja Dragocat Pi - 2000 etwa. Oder 1999 vielleicht.
 

COMIC!: Okay, Glockenquest ist einer von deinen rund 50 Animexx-Doujinshi. Den muss ich nochmal nachholen.
 

David Füleki: Und einige Seiten von Cyberkid kamen dort mit vor.
 

COMIC!: Wo war das denn damals hochgeladen? Gibt's das noch irgendwo?
 

David Füleki: Glockenquest is in Auszügen auf Animexx, ja. Allerdings immer nur eine Seite pro Geschichte oder so. Sehr verwirrend. Aber irgendwie auch symptomatisch für mein Gesamtwerk.
 

COMIC: Wenn du schon '99/2000 Webcomics gemacht hast - Da warst du doch noch nicht auf Animexx, oder?
 

David Füleki: Nee, das war so 'ne Baukasten-Webseite. Die war rosa und blau und grün und orange und hatte alle Fonts, die's damals gab. Fürchterbar! Zusammen mit 'nem Kumpel hab ich das Teil aufgezogen. Webcomics waren da nur ein Teil vom Ganzen. Gescant hat auch besagter Kumpel, weil ich damals noch keine Ahnung von so was wie 'nem Scanner hatte. Noch heute halt ich das für Teufelszeug!
 

COMIC!: Tja, ich hoffe, das taucht mal irgendwann wieder auf ...
 

David Füleki: Eventuell gibt's die Seite sogar noch. Gelöscht ham'wer die, glaub ich, nich. Aber wahrscheinlich gibt's den Betreiber nich mehr ... Hab's schon mal ergoogelt, aber nix gefunden.



... wird fortgesetzt!

Und hier geht's zu Teil 2!

aufgezeichnet.tv - brandneues deutsches Comic- und Mangamagazin Anne Delseit, aufgezeichnet.tv, Manga

Autor:  roterKater
Heute ist es endlich soweit: Die erste Sendung des nagelneuen deutschen Comic-Magazins aufgezeichnet.tv ist online abrufbar. Im Vorfeld wurde schon viel über das innovative Projekt diskutiert, das sich zum Ziel gesetzt hat, endlich eine deutsche Fensehsendung zu etablieren, die sich ausschließlich mit Comic und verwandten Themen beschäftigt - zur Zeit erst einmal nur online, aber von Aufmachung und Konzept ist die Sendung darauf ausgerichtet, irgendwann auch einmal von einem Fensehsender ins Programm genommen zu werden.

Moderiert wird aufgezeichnet.tv vom deutschen Comic- und Cartoonzeichner Flix, der bereits alle relevanten deutschen Comicpreise gewonnen hat, sich mit der Rolle als Fernsehmoderator nun aber auf gänzlich neues Terrain wagt. Für die redaktionelle Arbeit ist neben neben Klaus Schikowski und Harald Gantzberg auch Anne Lail Delseit verantwortlich, die als erfahrene Autorin ("Lilientod") und Redakteurin sicherlich die beste Wahl ist, um den Manga-Anteil der Sendung aufzubereiten. Diese Wahl stimmt auch hoffnungsvoll, dass sich die Sendung in Zukunft auch mit den hiesigen Manga-Eigenproduktionen auseinandersetzen wird. Eine Kurzvorstellung von Marika yamiz Pauls gerade frisch erschienenem BL-Manga Royal Lips Service ist ja bereits vielversprechend.

Thematisch gibt sich die Sendug bunt gemischt. Alle Sparten und Bereiche wurden gleichmäßig abgedeckt, so dass sich eigentlich niemand beschweren kann, das irgend etwas außen vor geblieben ist - bei der in kleinste Interessenbereiche zerhackstückelten deutschen Comicszene schon eine echte Leistung! Allerdings liegt hier auch ein kleines Problem der Sendung: Die zahlreichen vorgestellen Comics werden teilweise derart kurz abgehandelt, dass sich ein wirklicher Einblick in die Werke leider nicht einstellt. Ob damit tatsächlich Interesse für die jeweiligen Comics geweckt wird, bleibt fraglich.

Dies betrifft insbesondere die Ausgepackt-Rubrik mit Kurzvorstellungen, die in der Kapitelstruktur auf der Webseite leider auch nicht getrennt angewählt werden können und so leicht zu übersehen sind, wenn man sich die Sendung lieber in Ausschnitten ansieht. Sehr löblich dagegen die Auflistung sämtlicher erwähnten Comics auf der Seite mit beigefügter Amazon-Verlinkung (wobei man dann auch schon mal zu den jeweiligen Verlagen verlinken dürfte, um weitere Informationen zu erhalten).

Inbesondere fällt auf, dass sich die Kurzvorstellungen überwiegend auf Mini-Inhaltsangaben beschränken und wenig über die zeichnerischen Vorzüge gesagt wird, was gerade bei zeichnerisch virtuosen Werken wie Gon oder Pluto wirklich schade ist. Das ist aber ein Problem, dass sich allgemein durch die jounalistische Aufbereitung von Comics in Deutschland zieht, zum Beispiel auch im Comicbereich auf Tagesspiegel.de. Der Inhalt bleibt weiterhin das ausschlaggebende Kriterium für Comics hierzulande.

Die Hauptbeiträge dagegen sind wirklich schön geworden und auch interessant und unterhaltsam, wenn einen das jeweilige Thema eigentlich gar nicht interessiert. So muss Kulturfernsehen sein! Die technische und inszenatorische Aufbereitung des Sendung ist tadellos und professionell. Man orientiert sich augenscheinlich an einschlägigen Kultursendungen auf ARTE wie Metropolis oder Tracks und mischt immer wieder reichlich Ironie in die Beiträge, wie das großartig nichtssagende Kapitel zu den Graphic Novels. Moderator Flix gibt sich sehr sympathisch, bleibt aber verständlicherweise noch ein wenig blass und schüchtern, was sich in zukünftigen Sendungen sicherlich geben wird.

Kleinere, teils aber irgendwie witzige Missgeschicke kann man hier und da noch ausmachen, wenn zum Beispiel Anne Flix bloßstellend einen Gon-Band mit der Aussage "Das könntest sogar du kennen!" unter die Nase hält und dieser seine augenscheinliche Mangaunkenntnis keine zwei Minuten später noch unterstreicht, indem es die vorgestellten Manga mit der Rückseite voran in die Kamera hält (mit Ausnahme des einen Bandes, des in westliche Lesrichtung gespiegelt wurde). Mit den Sprechern kurz die Aussprache der japanischen Namen durchzugehen, wäre ebenfalls eine gute Idee gewesen. Einige Facepalms aus der Manga-Szene zum Naruto-Beitrag hätte man so sicherlich nicht unbedingt riskieren müssen.

Die acht in der ersten Sendung vorgestellten Manga (Naruto, Royal Lip Service, Pluto, Gon, Adekan, Kiiri, Arisa, Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß) beschränken sich auf die Verlage Carlsen und EMA, was die Manga-Berichterstattung ein wenig auf die alteingesessenen Verlagsriesen einschränkt. Man kann aber davon ausgehen, dass das Zufall ist. Und wir wollen ja nun wirklich nicht mit Gewalt noch den Dingen suchen, die irgendwie doch nicht in der ersten sendung vorkamen.

Insgesamt eine äußerst gelungene erste Sendung eines großartigen Projektes, dem man unumwunden eine Zukunft im deutschen Fernsehen wünscht! Ich freu mich auf die nächste Ausgabe!

Hier noch ein Bericht zum Magazin im Tagesspiegel.

P.S. Mein persönliches Highlight war ja irgendwie der Helmut-Nickel-Beitrag. Ist so gar nicht meine Welt, aber einfach nur ein wunderschöner Beitrag.

Review: "Lilientod"-Trilogie Anne Delseit, DManga, Lilientod, Martina Peters

Autor:  roterKater

     

Lilientod
Lilientod - Rosenkönig
Lilientod - Vergissmeinnicht


Text: Anne Delseit
Zeichnungen: Martina Peters
je ca. 200 Seiten; 5,95€
erschienen bei Carlsen Manga

Kürzlich fand mit "Lilientod - Vergissmeinnicht" eine der einschlägigsten deutschen Boys'Love-Mangaserien ihren Abschluss. Zeit, einen Rückblick auf die Trilogie von Texterin Anne Lail Delseit und Zeichnerin Martina Soen Peters zu werfen.

Im ersten, Anfang 2009 erschienenen "Lilientod"-Band verfolgen wir die Abenteuer der jungen Kronprinzen Arin, der sich im Alleingang aufmacht, die Identität eines geheimnisvollen Attentäters Amaryll zu ergründen, der den Hofadel nach und nach um seine Mitglieder erleichtert. Die Spur scheint zu seinem Vater, dem Regenten von Bellilior zu führen. Doch Arin fühlt sich zu Amaryll auch seltsam hingezogen ...

Zugegeben, die Umstände, unter denen Amaryll und Arin Genre-gemäß in der Kiste landen, sind schon ein wenig plump inszeniert. Insgesamt ist der erste Teil auch der gradlinigste und mit am wenigsten Tiefgang erzählte Teil der der Trilogie. Dennoch ist das Anliegen, BL mal mit einer spannenden Story zu verbinden, bemerkenswert. Zeichnerisch ist Martina hier natürlich auch noch nicht auf der Höhe ihrer Kunst. Besonders an der Gesichtsanatomie hapert's noch. Martina neigt dazu, die Nasen ihrer Figuren im Profil zu zeichnen, selbst wenn sie frontal zu sehen sind, weswegen die Gesichter teils seltsam verschoben wirken. Das scheint aber ihr Stil zu sein und ist sicherlich Geschmackssache. Die Hintergründe sind insgesamt sehr minimalistisch und wenig atmosphärisch ausgefallen. BL-Fans werden dafür aber mit wirklich wunderschön gezeichneten und attraktiven Körpern verwöhnt, die erfreulicherweise einmal nicht das Bishi-Hungerhaken-Klischee erfüllen.

"Rosenkönig", ein Jahr später nachgelegt, ist dann aber eine enorme Steigerung, besonders auf Ebene des Storytellings. Bellilior wird nun von den Revolutionen in den Nachbarländern bedroht. Noch steht das Volk hinter Arin, doch in den Rängen der Adeligen formieren sich erste Gegenpositionen. Als Arin dem gestürzen König Haim des Nachbarlandes Roswingen Zuflucht gewährt, wachsen ihm die Intrigen gegen seine Krone über den Kopf. Zudem verkracht er sich mit Valthior, ehemals Atentäter Amaryll und nun Arins Berater, und verliert seinen wichtigsten Rückhalt ...

Anne gelingt im zweiten Band des seltene Kunststück, die Erzählung nicht nur qualitativ zusteigern, sondern rückwirkend die Geschichte des ersten Teils auch noch immens aufzuwerten. Vieles, was sich im ersten Band noch als plattes Gut/Böse darstellte, erreicht durch Aufdeckungen in der Fortsetzung eine völlig neue Tiefe und ungeahnte Komplexität. Zudem machen die zahlreichen Intrigen und das schwierige Verhältnis zwischen Arin und Valthior den zweiten Band zu einem immens spannenden Leseerlebnis. Anne beweist hier eindrucksvoll, dass man auch im Boys'Love-Gerne mitreißende Geschichten erzählen kann, wenn man denn will.

Natürlich kommt auch die BL-Komponente in "Rosenkönig" nicht zu kurz, ganz im Gegenteil. Martina baut einige wirklich hocherotische Szenen in den Manga ein, insgesamt sogar deutlich mehr als im Vorgänger. Valthior und Arin dürfen sich sogar streiten, während beide gerade nackt sind, was das eine wirklich geschickt mit dem anderen verbindet. BL-Fans sollten als definitiv auf ihre Kosten kommen. Martinas Zeichenstil hat sich insgesamt deutlich gefestigt. Besonders die schönen Schwarzflächen können überzeugen. Die Schwächen des ersten teils treten aber teils auch noch zu Tage. Es gibt eigentlich nur einen wirklich eindrucksvollen Hintergrund im Band (auf Seite 139, wer nachschauen will), alles andere wirkt immer noch etwas steril.

Vor Kurzen erschien mit "Vergissmeinnicht" der heißersehnte Abschlussband der Trilogie. Arin sitzt nun, selbst des Hochverrats angeklagt, im Kerker, während seine Feinde seine Hinrichtung vorbereiten, während Valthior von außen Unterstützung gegen die Intriganten zu finden sucht.

Der dritte Teil beschäftigt sich weitestgehend damit, wie Arin innerhalb des Kerkers und Valthior im Exil gegen ihre Feinde ankämpfen. Die bereits Mitte des zweiten Bandes getrennten Hauptfiguren finden erst ganz zum Schluss wieder zusammen - allerdings in ziemlich kurz abgehandelter Form. Der Schlussakt ist höchst dramatisch angelegt, aber ihm wird leider kein Platz eingeräumt um tatsächlich wirken zu können. Stattdessen verkompliziert Anne die Handlung zuvor mit neuen Nebenfiguren, die letztendlich für den eigentlichen Kern der Geschichte - das Verhältnis zwischen Valthior und Arin und ihren Konflikt mit den Hofintrigen - völlig nebensächlich sind. Zudem verkümmert Arin - im ersten Band aktiver Held der Erzählung, im zweiten durch sein Fehlverhalten zum Anithelden geworden - vom Protagonisten zur passiven Nebenfigur, die die meiste zeit des Bandes damit verbringt, ins Leere zu starren und letztendlich keinerlei Einfluss auf die dramatischen Ereignisse des Schlussaktes nimmt.

Insgesamt hat sich Anne im dritten Band leider etwas übernommen und den roten Fanden der Erzählung aus den Augen verloren, weswegen "Vergissmeinnicht" erzählerisch mit dem zweiten Band nicht ganz mithalten kann. Auch werden die notwendigen Sexszenen etwas notdürftig eingebunden. Da Arin und Valthior sich ja fast den ganzen Band nicht begegnen, dürfen sie nur in Rückblenden und Traumszenen ran, was doch schon etwas gezwungen erscheint. Dennoch bleibt es natürlich spannend. Fans der ersten Bände werden auch den dritten Teil mit Sicherheit verschlingen, auch wenn sie sich möglicherweise - wie ich - vom Ende ein wenig vor dem Kopf gestoßen fühlen mögen. Dafür wartet Anne immerhin noch mit einer eleganten Schlusspointe auf.

Martinas Zeichnungen haben sich ebenso weiter gesteigert. Sie baut deutlich mehr Details in die Hintergründe ein, aber leider wirken sie trotzdem noch nicht wirklich atmosphärisch. Die Linien sind in den Hintergründen oft mit chirurgischer Präzision gezogen und daher wenig dynamisch. Zudem nutzt sie dort so gut wie nie Schraffuren, was die Lebendigkeit der Settings immens steigern könnte. Dafür sind die Figuren jetzt deutlich besser und dynamischer geinkt, weil sich Martina endlich traut, die Strichdicke in den Linearts stärker zu variieren.

"Lilientod" ist abschließend sicherlich die ambitionierteste Boys'Love-Serie aus dem deutschsprachigen Raum, die mit einer über weite Strecken mitreißenden Story voller Intrigen und Protagonisten, die auch mal Fehler machen dürfen, glänzt. Die Zeichnungen sollten BL-Fans mit attraktiver Figurenanatomie und hocherotischen Sexszenen ansprechen. Insgesamt bleiben die Zeichnungen besonders im Hinblick auf die Hintergründe noch etwas zu kühl, und das Ende der Geschichte erschien zumindest mir ein wenig unausgewogen (was aber ganz sicher Geschmackssache ist). Damit ist "Lilientod" ein heißer Tipp für alle Fans auf der Suche nach BL-Manga, die dem Leser auch mal was zu erzählen haben.