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Thread: Der Kinderdieb

Eröffnet am: 17.03.2010 02:15
Letzte Reaktion: 15.07.2011 21:17
Beiträge: 7
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- Literatur
- Peter Pan




Verfasser Betreff Datum
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 LumCheng Der Kinderdieb 17.03.2010, 02:15
 Nelia Der Kinderdieb 17.03.2010, 13:45
Der Kinderdieb 18.03.2010, 21:19
Break Der Kinderdieb 10.02.2011, 18:14
 FlyingOfficer-M Der Kinderdieb 16.02.2011, 00:00
-Noir- Der Kinderdieb 22.02.2011, 16:40
 warin Der Kinderdieb 15.07.2011, 21:17
Seite 1



Von:    LumCheng 17.03.2010 02:15
Betreff: Der Kinderdieb [Antworten]
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Der neuste Roman von Brom ist eine moderne Erzählung der Peter Pan Geschichte. Für kleine Kinder absolut ungeeignet, lol
Ziemlich düster, aber für Horror-Liebhaber wie mich genau das Richtige.

Hat sonst noch jemand den Roman gelesen? Die deutsche Version is ja ganz frisch erst rausgekommen.
Mich würde interessieren was andere von dieser Variante halten ^^
~•♥V♥•~
We watch the WATCHMEN ~*~
~•♥V♥•~



Von:    Nelia 17.03.2010 13:45
Betreff: Der Kinderdieb [Antworten]
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Ich hab den Roman erst kürzlich in der Hand gehalten und fand die Zusammenfassung auf der Bcuhinnenseite schon ziemlich interessant. Noch hab ich ihn mir nicht zugelegt und gelesen, ich denke aber, dass das demnächst soweit ist.
Kling auf jeden Fall äußerst spannend und scheint auch alles andere als langweilig zu sein.

Ich find immer interessant, was dabei herauskommt, wenn man Kindererzählungen aus einem anderen Blickwinkel und in anderem Licht betrachtet.



Von:   abgemeldet 18.03.2010 21:19
Betreff: Der Kinderdieb [Antworten]
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Ich habe das Buch neulich gelesen. Erst saß ich vor der Karte und wunderte mich, warum das Ganze in "Avalon" spielt, habe mich dann aber doch dazu entschieden, erst zu lesen, und dann zu meckern.

"lol" ist so ziemlich das Letzte, was ich in diesem Zusammenhang schreiben würde, aber du hast recht, ich habe meiner elfjährigen Schwester davon abgeraten, es zu lesen.

Für alle, die damit nichts anfangen können:
Peter Pan schleicht durch New York und stiehlt Kinder, aber es ist wählerisch. Es müssen die traurigen sein, die, die nichts zu verlieren haben, die misshandelt, geschlagen, vernachlässigt oder alles zusammen wurden. Er lockt sie recht geschickt durch "den Nebel", nach Avalon, zu den Teufeln.
Brom beschreibt alles recht detailliert, aber doch nicht zu sehr, sodass immer genug Freiraum für die Imaginationskraft des Lesers bleibt, und er nennt sogar seine Quellen, obwohl das derzeit scheinbar nicht sonderlich modern ist.
Der Übersetzer hat stellenweise deutlich gepatzt und wiederholt sich am laufenden Band, aber davon mal abgesehen, ist es wirklich angenehm zu lesen.

Ich finde es nur schade, dass Brom so wenig auf altbekannte Namen gesetzt hat, was andererseits hingegen von Vorteil ist. Wendy _kann_ ich mir gar nicht als vergewaltigtes Mädchen vorstellen, das krampfhaft einen Platz in der Gesellschaft sucht, um jeden Preis.
Der Kapitän ist zwar Kapitän, aber weder von einem Piratenschiff, noch verfügt er über die Art von Stil, die ich an Hook so schätze.
Die Pixies sind wie Tinker Bell, nur fügen sie sich in diesem Falle besser in die Geschichte ein, obwohl sie keinen Staub spenden, der die Leute fliegen lässt.
Man betrachtet die Charaktere, weiß genau, wie das Pendant von Barriel heißt, wie es eigentlich sein sollte - aber dennoch kann ich nicht sagen, dass es nervig oder unpassend wäre.

Brom hat, wie er selbst sagte, Peters düstere Seite genommen, sie mit alten Mythen und Sagen vermengt, eine Prise Moderne und Horror beigemischt, und daraus dann eine Handlung gewoben. Diese Handlung mag auch Sinn haben - überrascht war ich dennoch. Peter Pan in Mittelerde? So liest es sich.
Das Buch springt mal hier hin, um dort vorne wieder zu landen, quer durch Zeit und Raum. Das hat etwas, allerdings nur, wenn nicht bald der nächste Autor kommt, und meint, er müsse ebenfalls Leute aus sämtlichen Epochen zusammen in einen Baum stecken.

Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich kein Horror Fan bin, denn das, was einem da meist vorgesetzt wird, empfinde ich als lächerlich. Plotholes, die mit mehreren hundert Litern Filmblut kompensiert werden, unglaubwürdige Charaktere an abstrusen Orten, und dennoch ein Happy-End auf Biegen und Brechen - ich will weder jemanden beleidigen, noch alle Filme und Bücher dieses Genres in einen Topf schmeißen, denn ich bin mir im Klaren darüber, dass es Ausnahmen gibt.

Wie dieses Buch. Ja, es ist blutig, und es vergeht kein Kapitel, in dem nicht neue Untaten geschildert werden. Der Autor bewegt sich aber auf einem anderen Niveau, als man es sonst gewohnt ist. Er schildert, was Gewalt bewirkt, wie weit die Folgen wirklich reichen können, und wie viele Leute sich in derartige Situationen verstricken können, und was passiert, wenn man versucht, ihr zu entrinnen.
Definitiv hat das Buch so seine Fehler, aber der gesamte Rest lässt sich gut lesen, fesselt, und es kommen immer wieder altbekannte Elemente hinzu, mit denen man so eigentlich nicht gerechnet hat.
Spoiler
Sekeus Heilung, ebenso wie die von Nick, erschien doch ein wenig unrealistisch. Die Dame ist krank, ihr Geist wandert weit entfernt herum - und das schon seit Jahrhunderten. Doch nachdem sie geweckt wird, braucht sie nur ein paar Minuten, um sich zu berappeln? Göttliches Wesen hin oder her, an der Stelle stimmte etwas nicht.


Ein modernes Werk mit Atmosphäre, ich bereue den Kauf keinesfalls. Allerdings lege ich mir dembald sicherlich das Original zu, ich will wissen, ob es wirklich "nur" der Übersetzer war, oder ob Brom seinen Schreibstil doch noch ein wenig verfeinern sollte.

Grüße, Polaris
Mögen die Erdbeeren mit dir sein und die Brombeeren deinen Weg behüten!

Ich bin ein aktiver abgemeldet!
Am zweiten Stern rechts, dann geradeaus bis zum Morgengrauen - komm uns doch besuchen!



Von:   abgemeldet 10.02.2011 18:14
Betreff: Der Kinderdieb [Antworten]
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Ich habe das Buch vor kurzem gelesen und habe im meinem weblog ausgiebig meine meinung veröffentlich :)
wer mag kann ja mal reingucken.
so viel aber: ich habe meiner kleinen schwester (9 jahre alt) verboten das buch zu lesen
The Queen of hearts, she made some tarts
all on a summer's day.
The knave of hearts, he stole those tarts.
The mad queen said:
OFF WITH HIS HEAD!!!



Von:    FlyingOfficer-M 16.02.2011 00:00
Betreff: Der Kinderdieb [Antworten]
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Yoa habe das buch von einer freundin geliehen, da der titel mir so gefiehl :D

Ich kanns nur positiv bewerten, zwar nicht das beste was ich gelesen hab, dennoch nicht schlecht ^^
Let's enjoy and live a sweet live ♥



Von:   abgemeldet 22.02.2011 16:40
Betreff: Der Kinderdieb [Antworten]
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Das Buch ist mein absolutes Lieblingsbuch!
Ich musste es mir bereits ein zweites Exemplar kaufen da meines von mir selbst so zerlesen war!
Und das sag ich als richtiger Bücherfreund..
Dieses Buch ist einfach nur toll.
Brom hats einfach nur drauf meiner Meinung nach!
Ich liebe die Art wie er schreibt und die Liebe die er in sein Werk gesteckt hat ist mir wirklich entgegen gesprungen.
Außerdem kann der Typ einfach nur geil zeichnen!



Von:    warin 15.07.2011 21:17
Betreff: Der Kinderdieb [Antworten]
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Das Gefühl, das mich beim Lesen von "Der Kinderdieb" beschlich, hatte ich das letzte Mal bei Pan's Labyrinth. Eine Mischung aus Ekel, Abscheu und tiefer Faszination. Ein böses, verstörendes Buch, das hält, was das hochglänzende, schwarz/rote Cover mit BROMs meisterhaften Illustrationen verspricht.

Schon im Prolog wird ein Mädchen durch den eigenen Vater missbraucht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Nick, ein Außenseiter, der sich mit einer Drogengang anlegt und flüchten muss. Da kommt ihm die Chance auf einen Fluchtweg, geboten vom geheimnisvollen, spitzohrigen Peter, ganz recht. Doch Peter spielt sein eigenes Spiel und seine Motive sind nicht ganz uneigennützig. So findet sich Nick bald unter den Teufeln wieder, einer Horde wilder Teenager, die auf einer sterbenden Zauberinsel gegen Monster und fanatische Pilger ums Überleben kämpft.

In einem Wechsel aus aktueller Handlung und Rückblenden aus Peters Sicht geht der Leser auf Entdeckungsreise nach Avalon, dem letzten Hort für Elfen und Zauberwesen, der so ganz und gar anders ist, als man sich ein Zauberreich vorstellt. Dabei geht es meist rücksichtslos brutal, bisweilen aber auch unglaublich poetisch und anmutig zu, wie im Hort der Dame, der Herrin von Avalon, der Peter durch ein magisches Band tief verbunden ist.

Zur Sprache: Gossenslang zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. "Räudig", "Pisse" und "Arsch" gehören zu den meist verwendeten Worten. Merkwürdig mutete es mir an, wenn auch Menschen vergangener Zeiten den Slang des 20./21. Jahrhunderts sprechen. Abgewöhnen würde ich BROM die Angewohnheit, schreien durch GROSSBUCHSTABEN darzustellen. Das gehört in Comics, in einem ernstzunehmenden Roman wirkt es für mich deplatziert. Neben Fäkalsprache gibt es reichlich Gewaltexzesse. Blut spritzt, Körperteile werden abgetrennt und Gehirnmasse und Gedärme fliegen nur so umher. Wer da sensibel ist, sollte von dem Buch besser die Finger lassen. Lange Zeit war ich mir nicht sicher, ob BROM nur provozieren und Tabus brechen wollte, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Doch das würde dem "Kinderdieb" nicht gerecht werden, dafür steckt zu viel Tiefe in dem Buch. Eine erschreckende, verstörende Tiefe zugegebenermaßen. Eins muss ich BROM dabei lassen: Kämpfe, von denen es reichlich gibt, kann er (be)schreiben wie kein zweiter.

Im Gegensatz zum derzeitigen romantisierenden "all age" Trend in der Phantastik ist "Der Kinderdieb" aus meiner ganz klar ein Jungen Buch. Als Grafikdesigner von Spielen wie World of Warcraft kennt BROM das Lebensgefühl der Generation Internet. Von Jungen, die sich stets benachteiligt fühlen und in ihren Fantasien davon träumen, zurückzuschlagen. Ob "Der Kinderdieb" nun ein Plädoyer für oder gegen Gewalt ist, muss jeder Leser für sich entscheiden. Auf jeden Fall ist der "Kinderdieb" ein Buch, über das man sprechen sollte, vielleicht sogar im Unterricht. Denn neben der Auseinandersetzung mit den Themen Gewalt, Hass, Mobbing und Gruppendynamik bietet der "Kinderdieb" viele interessante Anleihen an die britische Mythologie und letztendlich natürlich auch an das Original Werk von James M. Barrie. Und ich gebe BROM recht, dass Peter Pan schon im Originalwerk eine verstörende Figur voller Widersprüche ist, die es wert ist, entzaubert zu werden.

Dabei ist die Geschichte spannend bis zur letzten Seite und entzieht sich jedem Klischee. Koalitionen wechseln, Gut wird Böse und Böse gut, die Grenzen verschwinden und am Ende steht die Erkenntnis, dass Gewalt oft nur aus Missverständnissen, falscher Ehre und einem Mangel an Kommunikation resultiert.

Jedes Kapitel wurde von BROM wundervoll illustriert und in der Mitte des Buches befinden sich noch acht Seiten mit Farbillustrationen der Hauptcharaktere.

Ein Meisterwerk, das geradezu nach einer Verfilmung schreit. Vorzugsweise natürlich durch Guillermo del Toro ;-)
Mankind is a creature that no longer evolves. They keep their bodies merely to satisfy the desires of the flesh. They're worthless, don't you think? However, you don't have to remain a wretched human being forever. Mankind has finally created an exit. The Network. The Wired is the way, Lain.





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