R.A.B. von abgemeldet (one last riddle) ================================================================================ Kapitel 15: Meine Gefühle ------------------------- Miss Una, Ihre Widerspenstigkeit und himmelschreiende Unfähigkeit, sich mir gegenüber als dankbar zu erweisen, haben Sie nun wohl oft genug unter Beweis gestellt. Obwohl Sie sehr klug sind, das wird Ihnen niemand abstreiten, dessen bin ich mir sicher, haben Sie, gelinde ausgedrückt, in diesem Fall keine Ahnung. Sie befinden sich in meinem Haus und auf meinem Grund und Boden, wie ich nicht müde werde zu betonen. Tun Sie also gefälligst, was ich Ihnen sage. Aber Sie hören mich gar nicht zu, nicht wahr? Ich habe das Gefühl, dass Sie das nie tun. Sie starren mich einfach nur mit Ihren großen, schwarzen Augen an. Ich kann keine Emotionen darin lesen. Sie wissen ja gar nicht, wie sehr mich das verwirrt. Die Leute handeln im Angesicht Lord Voldemorts normalerweise anders. Das war schon zu meiner Schulzeit so. Mir ist Respekt entgegengebracht worden. Auch oftmals der Wunsch, an meinem Genie teilzuhaben. Aber jedes Gefühl, das man mit mir in Verbindung brachte, war auch mit Angst vermischt. Furcht. Denn wer wusste schon, wer von mir als passend oder unpassend angesehen wurde? Ich gebe zu, es war noch nie leicht, meine Achtung zu gewinnen. Umso mehr sind die wenigen Leute zu loben, die sich dieser Anerkennung sicher sein konnten. Und jene kann man wirklich an einer Hand abzählen, glauben Sie mir. Wussten Sie eigentlich schon, dass ich auch meine dummen, kleinen Anhänger immer schon, bereits als sie sich mir zum ersten Mal anbiederten, verachtete? Ich konnte problemlos in ihre verdreckten Seelen sehen und ihre lächerlichen Wünsche darin erkennen. Einen Teil von ihnen gelüstete es schon zu Schulzeiten nach Kämpfen und Blut. Sie wollten Helden sein. Selten habe ich so dumme, geistlose Gedanken gehört wie in den meisten Köpfen meiner Mitstreiter. Helden. Ein wunderbares Wort. Ich musste mich immer sehr zurückhalten, wenn ich gezwungen war, deren Gedankengänge nach möglichem Verrat zu durchsuchen. Bei diesen Dummköpfen drängte sich mir immer die resignierte Schlussfolgerung auf, dass ihnen einfach geraten werden sollte, aus dem nächsten Fenster zu springen. Am besten gleich alle auf einmal. Dann hätten sie etwas Heldenhaftes getan- mich nämlich von ihren niveaulosen Ergüssen bewahrt. Wie auch immer. Nur einige wenige meiner Anhänger wollten mehr. Bellatrix und Lucius hatten den nachvollziehbaren Wunsch, wieder das Kastenwesen in die magische Welt einzuführen. Ihnen ist es vor allem zu verdanken, dass mir schließlich der klaffende Unterschied zwischen Reinblütern und sonstigem Gesocks vor Augen geführt wurde. Es ist eine anerkannte Tatsache, dass reines Blut am meisten Magie in sich trägt. Folglich ist es auch am nützlichsten. Für mich. Wer braucht schon Schlammblüter oder Mischkreaturen, deren unreines Blut sowieso nichts Großes vollbringen kann? Wollen Sie mir denn nicht widersprechen, Miss Una? Nein? Sehen Sie mich nicht so an! Sehen Sie mich nicht so verdammt unschuldig mit Ihren tiefen Augen an! Sie ertränken mich! Sie ertränken mich und lassen mich sehnlichst die Erlösung wünschen! Und dennoch habe ich Sie nicht umgebracht. Warum, wollen Sie wissen? Warum ich Ihnen mit einem Mal so respektvoll entgegenkomme, obwohl Sie mich ständig provozieren, verärgern und abweisen? Als ich den Cruciatus Fluch von Ihnen nahm, schlossen sich Ihre Augen. Sie waren dem Tod näher als dem Leben, das konnte sogar ein Laie erkennen. Trotzdem schafften Sie es, im gleichen Zug, mit Ihren letzten Atemstößen, mich nachhaltiger zu verwirren, als es irgendwer jemals zuvor bewerkstelligt hatte. Sie sagten, dass Sie kein guter Verlierer sein würden. Dass Sie deshalb nicht geschrien hätten. Nur um mir letztendlich noch in Ihrer unglaublichen Naivität eins auszuwischen. Was soll ich da entgegnen, Miss Una? Sie hatten vollen Erfolg. Sie haben meinen einzigen Schwachpunkt erfolgreich für sich ausgenützt. Denn ich war, bin und werde auch nie Zweiter sein. Dessen verweigere ich mit allem, was mir zu Gebote steht. Und das wussten Sie, aus mir unerfindlichen Gründen, wohl schon, als Sie mir das erste Mal ins Gesicht geblickt hatten. Nun lagen Sie also vor mir, schwer atmend, im Sterben begriffen, und ich hatte den erlösenden Todesfluch schon auf den Lippen. Aber Sie hatten mich zum Nachdenken gebracht. Ungehörige, unpassende Fragen wirbelten nach Ihren letzten Worten in meinem Kopf umher und ließen mich zum ersten Mal in meinem Leben derart unkonzentriert werden, dass mein Fluch Sie verfehlte. Ich hatte vor, Sie zu töten. Das eigens von mir kreierte Feuer, das ich Ihnen schicken wollte, war dafür ausgerichtet, Sie, innerlich brennend, zu Tode zu quälen. Aber er traf Sie nicht. Stattdessen richtete sich meine Zauberstabhand, scheinbar, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte, auf das sich hinter Ihnen befindende Bett und ließ den Fluch darauf los. Da der Bann darauf konzipiert ist, nur ein menschliches Bewusstsein in Flammen zu setzen, konnte er meiner Liegestätte nicht einmal ein Haar krümmen, da Sie die beruhigende Angewohnheit hat, kein selbst denkendes Gehirn zu haben. Natürlich fragte ich mich sofort, was dieses undenkbare Versagen meinerseits nun bedeuten sollte. Lag auf Ihnen etwa ein Bann? Hatte irgendjemand es fertig gebracht, Ihnen derart großen Schutz zu verleihen, der auch den kleinen Potter vor dem Sterben bewahrt hat? Diese wirren Fragen tauchten aus meinem Unterbewusstsein auf und machten mir sehr zu schaffen. Allein meiner Genialität ist es zu verdanken, dass ich meinen Geist nicht der plötzlich in mir aufgekommenen, inneren Unruhe überließ und stattdessen kühle, logisch nachvollziehbare Überlegungen zu verfolgen begann. Wie Potter konnten Sie nicht geschützt worden sein, das war mir allzu bald klar geworden. Niemand war für Sie gestorben, jedenfalls nicht durch meine Hand, und auch der Fluch, der, bei einem derart starken Schutzzauber, auf mich zurückgeprallt wäre, begnügte sich damit, ohne weiteren Schaden anzurichten, an meinem Bett abzuprallen. Warum also konnte ich Sie nicht töten? Sollte ich es probeweise noch einmal versuchen? Irgendwie widerstrebte mir dieser Gedanke. Inzwischen war ich Ihrem leblosen Körper wieder näher gekommen und musterte ihn nun aufmerksam. Ihre Haut war aufgeplatzt und erlaubte mir einen unschönen Anblick auf Ihre blutüberströmten Muskelfasern. Wussten Sie eigentlich, dass deren Struktur ungewöhnlich zäh ist? Das muss wohl das Grindeloh Blut in Ihren Adern sein… Die Muskeln gewöhnlicher Menschen, die so lange dem Cruciatus Fluch ausgesetzt sind, wären schon längst gerissen. Aber das, was mich an Ihrem Anblick am meisten störte, war gar nicht Ihr bemitleidenswerter Zustand. Sie würden sterben. Auch ohne meine Mithilfe. Und Ihre Augen würden für immer geschlossen bleiben. Ohne, dass ich diese zwei undurchsichtigen Onyxe jemals mit einem anderen Ausdruck als Hass und Ekel darin gesehen hätte. Ein großer Jammer. Und außerdem. Sie, Miss Una, glaubten tatsächlich, Sie hätten über mich triumphiert. Ha! Dass ich nicht lache! Ich bin Lord Voldemort, Miss! Selbst in meinem noch unerfahrenen, 17 jährigen Selbst bin ich tausendmal besser als Sie! Sie werden nie über mich triumphieren. Sie werden letzten Endes der schlechte Verlierer sein! Sie, als Halb Grindeloh mit so schwarzen, schrecklichen, in die Tiefe zerrenden Augen… Deswegen habe ich Sie geheilt. Nur einmal wollte ich gegen Sie gewinnen, bevor ich Sie, und das stand wiederum unabdinglich für mich fest, töten würde. Deswegen durften Sie sich nach Ihrem Erwachen auch an so einem liebenswerten und galanten Riddle erfreuen. Ich hatte den Verdacht, dass, wenn Sie auch ungewöhnlich klug sein mögen, Sie immer noch eine Frau sind. Eine junge Frau, die meinem Charme nach und nach nachgeben muss und über die ich mir, wenn schon nicht mit Folter, eben mit diesem Weg meinen Gewinn versichern konnte. Nun. Sie sind eine Hufflepuff. Und damit mit ungewöhnlich ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn und Streben nach Harmonie, vermischt mit einer gehörigen Portion unschuldiger Neugier, gesegnet. Kurz, Sie sind mein Gegenteil. Mein Charme war auf Sie deshalb ungefähr so wirksam, als würde ich ihn an einem Stein erproben. An einem freundlich lächelnden Stein, der mich insgeheim verabscheut. Und auch noch mit einer undurchschaubaren Bauernschläue gesegnet ist! Woran haben Sie erkannt, dass ich aus einer anderen Dimension, aus der Vergangenheit, komme? Warum fürchten Sie sich noch immer nicht, obwohl ich Ihnen doch einen Krieg prophezeit habe, der vielen Menschen, die Sie kennen und achten, das Leben kosten wird? Warum haben Sie keine Angst vor mir? So viele Fragen, und Sie geben mir keine Antworten. Sehen mich einfach nur an, mit Ihren weit aufgerissenen, glimmenden Augen. Ich denke, es wird mir sehr schwer fallen, Sie zu töten. Sie haben mich schon sehr in Ihren Bann gezogen. Mit Ihren wunderschönen Augen. Eigentlich hatte Tom Riddle in diesem Moment genau diese Worte wählen wollen. Es war doch eine perfekte Gelegenheit: Miss Una und er befanden sich draußen, die Sonne ging unter, selbst die störenden Baume unterließen es zu rascheln und machten einer wunderbaren Stille somit den Weg frei. Es war die perfekte Gelegenheit, seine Gedanken der Hufflepuff zu offenbaren und sie danach mit einem letzten Fluch niederzustrecken. Aber diese Augen! Diese schrecklichen Augen ließen ihn alles vergessen, was er eben noch voller Würde hatte sagen wollen. Sie zerstörten Seinen Willen. Seine Absichten. Seine Intentionen. … Was hatte er da gerade gesagt? Hatte er gerade wirklich eine lobende Bemerkung bezüglich ihrer Augenfarbe gemacht? HATTE ER IHR GERADE WIRKLICH EIN KOMPLIMENT GEMACHT? Ein unsinniges, niveauloses, seltsames Kompliment, das sich mit der Farbe und Intensität ihrer Augen beschäftigte? War er denn jetzt vollkommen verrückt geworden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)