R.A.B. von abgemeldet (one last riddle) ================================================================================ Kapitel 14: In Gefangenschaft: Zutreffende Vermutung ---------------------------------------------------- „Bewegen Sie sich eigentlich immer nur so langsam fort, Miss?“ Ungeduldig drehte Tom Riddle sich um und fasste böse das hinter ihm bedächtig gehende Mädchen ins Auge. Ilonas einzige Entgegnung auf diesen Tadel bestand jedoch nur darin, abwesend mit den Schultern zu zucken. Zu vertieft war sie in die herrliche Architektur, die sich um sie herum erhob, als dass die junge Frau gerade zu einer bissigen Entgegnung aufgelegt gewesen wäre. Der dunkle Lord hatte sie nach ihrem neuerlichen Disput hastig von seiner Schlafstätte aus durch den ganzen langen, dunklen Korridor hindurch in eine große Empfangshalle geführt, deren wenn auch etwas in die Jahre gekommener Anblick der Hufflepuff schlicht den Atem raubte. Über ihr, in einem vollkommenen Kreis angelegt, erhob sich eine mächtige Kuppel, deren Inneres allein mit mächtigen Fresken versehen worden war. Wenn auch die Farbe der Kunstwerke verblichen war und teilweise auch schon etwas abblätterte: Sie strahlten weiterhin unverhohlen Eleganz aus, und die junge Frau war sich sicher, dass dieser Anblick, der sich ihr hier bot, schlicht unbezahlbar war. Aber die Kuppel war nicht das einzige Artefakt, das diese Vorhalle so einzigartig machte. Eine breite, glanzvolle Onyx Steintreppe nämlich, ebenfalls ein Blickfang ohnegleichen, führte vom ersten Stock, in dem Ilona sich bis jetzt befunden hatte, in einen ausladenden Vorraum hinein, der überreich mit wertvollen Gemälden an den vier dunkelgrünen Wänden bedeckt war. Ausnahmslos alle Bilder zeigten blutrünstige Schlachten, die jedoch allesamt von einem altersbedingten Braunschimmer überzogen waren und somit von ihrem Schrecken vielleicht etwas verloren hatten. Nichtsdestotrotz fühlte sich Ilona höchst unbehaglich, als sie sorgfältig ihren Blick darüber schweifen ließ. Und zu guter Letzt war da noch die Tür. Die große, eichene Eingangstüre, die allein für sich schon mächtig genug wirkte, eine ganze Heerschar von Zauberern nur durch ihren unerschütterlichen Anblick abzuschrecken, baute sich zu Füßen der Steintreppe achtungsheischend auf. Und als wäre das noch nicht längst zu viel des Guten, schien sich mit einem Mal der goldene Türknauf, als Lord Voldemort sich ihm nun schnell näherte, von selbst zu bewegen und zu sprechen beginnen. Zuerst war Ilona sich sicher, dass sie sich irren musste. Du weißt schon wer musste sie ja für ausgesprochen dumm halten, wenn er ihr ernsthaft glauben machen wollte, dass seine Haustüre imstande war, sich eigenständig mit ihm zu unterhalten. Das war bestimmt nur ein billiger Trick! Das war bestimmt nur ein Scherz! Ein unlogischer, seltsamer Scherz… Die Eichentür selbst aber bereitete den Zweifeln des Mädchens, das sich nun doch beeilt hatte, die Treppen hinunterzulaufen und zu ihrem Begleiter aufzuschließen, in dem Moment ein Ende, in dem der Knauf die junge Frau wahrnahm und sich sogleich näselnd vorzustellen begann. So gut funktionierte kein Bannspruch; so fließend konnte kein Zauber wirken, auch wenn der mächtige Tom Riddle ihn ausgesprochen hatte. Die Tür konnte wirklich reden. Das war mehr als Zauberei, die Ilona da geboten wurde. Das war ja fast ein Wunder! „Mein Name ist Earl Charles von Birmingham“, trug die Klinke mit knarrender Stimme vor. „Und wie ist Ihr werter Name, unbekannte junge Lady?“ In dem perplexen Zustand, in dem sich die Blonde gerade befand, brachte sie es erst nach einer ganzen Weile zustande, sich zu besinnen und fassungslos selbst vorzustellen. „Mein Name ist Ilona Una“, stotterte die Hufflepuff undeutlich und betrachtete den Türknauf, der sich auf ihre leise Worte hin angestrengt zu verziehen schien, offenbar um sie besser hören zu können, dabei mit überrascht blitzenden Augen. „Die Freude ist ganz meinerseits, ganz meinerseits“, knirschte die Klinke angetan. „Aber ich nehme an, mein Meister ist nicht allein den langen Weg hierher gekommen, um mir die große Ehre zu erweisen, seine außerordentlich hübsche Besucherin vorzustellen?“ Neugierig verzog sich der Knauf dabei zu einem hölzernen Fragezeichen und wandte sich erneut Tom Riddle zu, dessen Blick bis jetzt amüsiert auf dem fassungslosen Antlitz seiner Begleiterin gelegen hatte. Nun besann der junge Mann sich jedoch wieder und wandte sich sogleich mit herrischer Stimme an die Haustür: „Du hast ganz Recht, Charles. Öffne dich!“ Und diesem kurzen Befehl fügte er noch ein paar abgehackte, unverständliche Zischlaute hinzu, die Ilona schrecklich bekannt vorkamen… Richtig, Professor Potter hatte ihnen ja einmal in der vierten Klasse vorgeführt, wie sich Parsel, die Schlangensprache, anhörte, und die ganze Stunde lang immer wieder diese seltsamen Geräusche von sich gegeben. Die ganze Klasse hatte das ziemlich lustig gefunden, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, in dem Harry eine dicke, grüne Schlange mitten ins Klassenzimmer gezaubert hatte, die sogleich sehr angriffslustig versucht hatte, sich auf die zitternde erste Reihe zu stürzen. Aber Professor Potter war sofort zu ihrer Rettung herbei geeilt. Das Tier hatte jedem seiner ruhigen, gezischten Befehle aufs Wort gefolgt und somit die Schüler nicht mehr weiter beachtet. Stattdessen hatte die Schlange sich gleich einem zufriedenen, dicken Gartenschlauch zusammengerollt und ruhig ihre Umgebung in Augenschein genommen… Bevor die Hufflepuff sich jedoch in dieser wenn auch unangenehmen, aber zu gleichen Teilen ebenfalls wehmütigen Erinnerung verlieren konnte, wurde sie unsanft durch die sich bereitwillig öffnende, ihnen salbungsvoll Glück und Segen wünschende Tür geschoben und fand sich plötzlich mitten auf einem englischen Rasen wieder. Hätte sich in den letzten 17 Jahren jemand auch nur einen Deut um diese riesige Parkanlage geschert, die sich plötzlich vor Ilona ausbreitete, würde sie nun zweifellos wunderbar aussehen und auch noch dem ehrfurchtgebietendsten Herrenhaus ganz Englands alle Ehre machen. Aber in dem verlotterten Zustand, in dem sich der Park gerade befand, fand sich kaum ein Wort des Lobes für ihn. Überall hatte die Natur ihre schnell wachsenden Finger nach diesem Fleckchen Erde, das ihrem Besitz schon vor langer Zeit entrissen worden war, ausgestreckt und dem vormalig nur mit Gras bedeckten Rasen allerlei in großen Büscheln wachsendes Unkraut hinzugefügt. Auch die früher bestimmt perfekt gestutzten Apfelbäume zu beiden Seiten der zwei Hausflügel, die sich in eine Art Allee auswuchsen, waren nur mehr ein kümmerliches Abbild ihres früheren Selbst. Ein verschlungener, teilweise bereits überwachsener Weg führte vom Eingang des Herrenhauses aus zu einem verrosteten Eisentor, das halboffen aus seinen Angeln hing. Und dahinter… „Darf ich vorstellen?“, ertönte es mit einem Mal leise an dem Ohr der verwirrten Hufflepuff. „Little Hangington, das mit Abstand langweiligste Kaff in ganz England.“ Als Tom Riddle den Namen des sich in einiger Entfernung ausbreitenden, kleinen Dörfchens nannte, wurde etwas in Ilonas Gedächtnis kurzzeitig aufgewirbelt. Wie war noch mal gleich der Name? Little Hangington? Davon hatte ihnen doch ihr Lieblingslehrer ebenfalls etwas erzählt… „Zweifellos sind Sie sich inzwischen der großen Ehre bewusst, auf welchem Boden Sie gerade stehen, Miss Una“, sprach Lord Voldemort mit verdächtig heiter klingender Stimme weiter, während er sich nun an dem Mädchen vorbeischlängelte und die wenigen Stufen, die direkt in den Weg zum Eisentor mündeten, mit einem einzelnen, großen Schritt übersprang. Mit rot glimmenden Augen drehte sich der junge Mann zu der starren Blonden um. Er hob beide Arme, als er mit kaum unterdrückter Boshaftigkeit laut zu deklarieren begann: „Ist Riddle Manor nicht ein wunderbarer Ort, Miss? So unschuldig und hübsch anzusehen!“ Spöttisch wanderten seine Augen bei dieser kaum verhüllten Beleidigung über das wild wuchernde Unkraut und die vielen verkümmerten Blumenbeete, von denen es allein in seiner Nähe fünf zu bedauern gab. „Nie hätte ich gedacht, dass ich hierher zurückkehren müsste“, fuhr der dunkle Lord, plötzlich um vieles leiser geworden, aber dennoch gut vernehmbar, fort. „Nicht nachdem, was hier geschah…“ Sinnierend verweilte er für einen Augenblick in seinen komplizierten Gedankengängen. Diese kurze Pause verschaffte Ilona die Gelegenheit, zum ersten Mal, seit sie das Haus verlassen hatten, zögernd den Mund aufzutun: „Damit meinen Sie bestimmt den Zeitpunkt, an dem ihre Großeltern und ihr Vater…“ „Eines tragischen und für die Muggel Polizei absolut unerklärlichen Todes starben, genau.“ Tom Riddle verzog sein Gesicht zu einem kalten Lächeln. „Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Dabei sind zwei Jahre eine lange Zeit…“ Abrupt verstummte er. Doch der Fehler, der ihm eben unterlaufen war, ließ sich nicht mehr zurücknehmen. „Wie seltsam“, begann seine Begleiterin in diesem Augenblick mit tonloser Stimme und gerunzelter Stirn zu murmeln. „Dass Sie denken, dass diese Morde erst zwei Jahre zurückliegen.“ Besinnlich verharrte das Mädchen einen Moment lang und warf ihrem zu Eis erstarrten Gegenüber einen leuchtenden Blick zu. „Wissen Sie, ich glaube immer noch, dass Ihre so wundersame Wiederauferstehung von den Toten in Verbindung mit dem verschollenen Amulett Salazar Slytherins steht. Aber ich habe wohl einen entscheidenden Schnitzer begangen, als ich dachte, dass das Amulett in Form eines Horkrux die wichtigste Konstante in der Formel Ihres Wiederauflebens wäre. Jetzt, wo ich es noch einmal überdenke, scheint es doch so logisch: Das würde doch nicht zu Lord Voldemort passen, zweimal den gleichen Weg einzuschlagen! Niemals! Habe ich nicht Recht?“ Vorsichtig hielt die junge Frau inne und beäugte misstrauisch den dunklen Lord, der inzwischen anscheinend selbstvergessen damit begonnen hatte, mit seinem Zauberstab zu spielen. Aber er hörte ihr offensichtlich hochkonzentriert zu, und da er keine Anstalten machte, sie zu unterbrechen, zwang das Mädchen sich schließlich schluckend, weiterzusprechen. „Wenn ich Ihnen eine auf den ersten Blick seltsam anmutende Frage stellen dürfte?“ Sie blickte zu dem eindeutig größeren jungen Mann hinüber. Dieser neigte zustimmend den Kopf. „Kommen Sie aus der Vergangenheit, Mister Riddle?“ Stille trat ein. Selbst die raschelnden Blätter der Obstbäume schienen mit einem Mal dem ängstlichen Schweigen zu verfallen, das sich nun plötzlicher Eiseskälte gleich über die Anlage ausbreitete. Ilona hielt erwartungsvoll die Luft an. War sie zu weit gegangen? Hatte sie mit ihrer Vermutung überhaupt richtig gelegen? Sie war sich dessen ziemlich sicher… Würde sie deswegen nun endgültig sterben müssen? Solche und derlei mehr Fragen schwirrten aufgeregt in ihrem Kopf hin und her. Doch was im nächsten Moment geschehen würde, hätte die junge Frau sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen ausmalen können. Plötzlich hallte lautes Lachen im Park wider. Die Blonde, die mit allem möglichen gerechnet hatte, nur nicht mit einem plötzlichen Ausbruch von Heiterkeit seitens Lord Voldemort, zuckte verwirrt zusammen. Vor den Stufen, bereits halb im Unkraut des Parks stehend, hob Tom Riddle, zugleich deutlich bittere Lachsalven ausstoßend, seinen Zauberstab und schoss eine Funkenfontäne in die Luft. Doch damit nicht genug. Vor den erstaunten Augen der Schülerin bildeten sich nun blitzschnell Worte aus dem sprühenden Farbenregen. Mit einigen Schwierigkeiten konnte sie schließlich lesen: 100 Punkte für „Hufflepuff“, feixte Tom Riddle. Mit einer einzigen, geübten Bewegung apparierte er sich direkt vor das Mädchen und musterte sie mit grün loderndem Blick. „Erstaunlich, zu welchen Fehlentscheidungen der Sprechende Hut fähig ist.“, sprach der junge Mann erstaunlich gelassen weiter. „Mit Ihrer Intelligenz und Findigkeit, Miss Una, hätten Sie in niveauvollerer Umgebung aufwachsen sollen.“ „Also ist meine Vermutung richtig?“, fragte Ilona unverdrossen neugierig nach, den Seitenhieb auf das Haus der Dachse dabei geflissentlich ignorierend. „In der Tat.“ Elegant beugte sich der dunkle Lord noch ein Stück weiter zu der jungen Frau herab. „Sie ersparen mir tatsächlich viel Aufklärungsarbeit, Miss. Wenn auch der Grund, warum ich Sie hier herausgeführt habe, ein gänzlich anderer war: Es ist eine sehr gute Arbeit, die Sie da geleistet haben, indem Sie dieses eigentlich wohlgehütete Geheimnis um meine Herkunft so schnell aufdeckten!“ Das sollte wohl ein Lob sein. Aber Ilona fühlte sich nicht wohl dabei, von Lord Voldemort gelobt zu werden. Zudem er sie nun mit einem wahrhaft beunruhigenden, rot funkelnden Blick bedachte, der Schlimmes ahnen ließ. „Es war wahrlich ein Glücksgriff, den ich da getätigt habe“, setzte der dunkle Lord mit schnurrender Stimme fort, während er weiterhin bedächtig das Mädchen vor sich fixierte, die bei jedem seiner Worte beunruhigt kleiner zu werden schien. Nachlässig steckte der junge Mann seinen Zauberstab wieder ein. Damit ließ er die Hufflepuff an seiner Seite eine Sekunde lang aufatmen, da sie nun ernsthaft dachte, dass keine Gefahr mehr drohte. Doch im nächsten Moment änderte die Blonde ihre Meinung wieder, als sie mit Schrecken die stolzen Verkündigungen Tom Riddles vernehmen musste. Wozu brauchte Lord Voldemort einen Zauberstab? Er konnte allein mit Worten ganze Welten zerstören. Allein mit höflich ausformulierten Sätzen, die seinem Gegenüber Schauer über den Rücken liefen ließen, war es ihm möglich, Unordnung in den vormalig ruhig fließenden Fluss des Lebens zu bringen … „Es tut mir leid, Ihnen dies mitteilen zu müssen, aber ich fürchte, Miss Una, es wird Ihnen nicht erspart bleiben, dieser bedeutenden Neuigkeit Gehör schenken zu müssen. Deswegen teile ich es Ihnen wohl oder übel gleich jetzt mit“, begann der dunkle Lord mit getragener Stimme. „Mein früheres Ich, das Ihnen noch zweifellos bekannt sein müsste, hat für den unwahrscheinlichen Fall, dass Harry Potter ihn letztendlich doch besiegen würde, in Form seines letzten und bestgehüteten Horkruxes für seine baldige Wiederkehr gesorgt.“ Tom brach für einen Moment lächelnd ab. Ilona musterte ihn mit vor Unruhe und Neugier gleichsam berstendem Blick. Endlich, nach einer Ewigkeit, in der er es ausgiebig genossen hatte, derart im Rampenlicht zu stehen, bequemte der junge Herr sich, seine Erzählung schließlich, mit ausladenden Handbewegungen versehen, fortzusetzen. „Der Witz an dem Amulett nämlich ist, dass ein Teil von Lord Voldemorts Seele gar nicht das Wertvollste ist, was es zu geben hat.“ Tom stoppte erneut für einen Augenblick und labte sich an dem Ausdruck von Verwirrung, der sich bei seinen Worten auf dem Gesicht seiner Begleiterin ausgebreitet hatte. Allzu bald jedoch fuhr der junge Mann fort und sorgte damit für noch größere, unliebsamere Überraschungen, als sich Ilona in diesem Moment jemals hätte vorstellen können. „Ich nehme an, dass Sie es schon längst erraten haben, aber zur Sicherheit erkläre ich es Ihnen noch einmal: Das Amulett ist ein Wegweiser. Ein Wegweiser, der zu dem einzig noch verbliebenen Riss im Zeitgefüge dieser Dimension führt.“ Die Hufflepuff konnte nicht länger an sich halten. „Damit sind Sie also in diese Zeit gelangt“, flüsterte sie mit schwacher Stimme. „Aber ich dachte, dass das Ministerium…“ „Diese Risse vor Jahren schon alle längst geschlossen hat?“, beendete der dunkle Lord vergnügt ihren unvollendeten Satz. „Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass diese Stümper im Stande waren, auch nur ein einziges Zeitloch aufzuspüren? Deren Inkompetenz wird doch nur noch von ihrer Dekadenz übertroffen! Nein, nein, allein Dumbledore ist es zu verdanken, dass die meisten Löcher im hiesigen Zeitgefüge geflickt wurden.“ Toms Stimme nahm plötzlich einen hasserfüllten Ton an, als er nun, immer jedoch äußerlich ruhig bleibend, fortfuhr, den größten Schulleiter, den Hogwarts je hatte, zu verunglimpfen. „Aber einen Riss hat der wunderbare, der großartige, der unfehlbare Dumbledore übersehen. Direkt vor seiner Nase, könnte man sagen, verbirgt sich das größte Loch und öffnete somit ungeahnte Möglichkeiten…“ „A-aber Sie meinen doch nicht… in Hogwarts?“, unterbrach Ilona ihn mit vor Schreck auf und ab hüpfender Stimme. „Natürlich in Hogwarts“, gab Lord Voldemort ungnädig zurück. „Und nun unterbrechen Sie mich nicht mehr, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.“ Probeweise stoppte der junge Mann für einen Moment. Doch das Mädchen an seiner Seite nahm sich seinen Rat jedoch sofort zu Herzen und hielt spannungsbedingt sogar die Luft an, um ihn ja nicht noch einmal den Eindruck zu vermitteln, dass sie ihn stören wollte. Erneut wurde dem dunklen Lord klar, dass es das Schicksal wirklich gut mit ihm gemeint haben musste, als es seine und Miss Unas Pfade kreuzen ließ. Diese junge Frau verstand es sogar, zu schweigen, wann immer man es von ihr verlangte! Ein Wunder, ein perfektes Wunder… Allzu lange vertiefte Tom sich jedoch nicht in diese stille Lobpreisung. Stattdessen zog er es vor, mit vor Stolz anschwellender Stimme weiter zu sprechen: Jedenfalls hat mich einer meiner ehemaligen Diener mit Hilfe des Amuletts aus der Vergangenheit geholt, so wie zahlreiche andere, verstorbene Todesser…Und ich nehme an, Sie wissen, was das bedeutet?“ Er blickte nun direkt zu dem Mädchen hinab. Diese schluckte einmal schwer. Dann stieß die junge Frau hilflos hervor: „Sie wollen wieder einen Krieg beginnen…?“ „Einen Krieg, der mich wieder an die Spitze der Zauberergesellschaft katapultieren wird!“, setzte der dunkle Lord zufrieden fort. Und in diesem Moment sah Ilona es. Der erste Anflug von Wahnsinn hatte sich bereits in den schwarzen Augen dieses jungen Mannes angesiedelt und breitete sich darin ungehindert und deutlich sichtbar aus. So war wohl der Lord Voldemort entstanden, den die junge Generation der Hufflepuff noch heute, lange nach seinem Tod und obwohl sie ihn nie in Aktion erlebt hatten, fürchtete. Zu Recht, wie sie nun erkennen konnte. War denn alles verloren? Würde erneut ein Krieg Großbritannien überziehen, ein Krieg, der genauso schrecklich zu werden versprach wie der vor 17 Jahren? Sie war nicht so dumm, die Worte von Du weißt schon wer anzuzweifeln. Wenn er sagte, dass er aus der Vergangenheit kam, kam er aus der Vergangenheit. Wenn er behauptete, dass wieder ein Krieg übers Land ziehen würde, dann… Doch noch war Tom Riddle nicht vollständig Lord Voldemort. Aus nun nicht mehr rot glimmenden, sondern mit grünen Punkten versehenen Pupillen blickte der junge Mann plötzlich gelinde überrascht, scheinbar wie aus einem Traum erwacht, zu seinem leicht zitternden Gegenüber herab. „Eigentlich hatte ich nur vor Ihnen zu erzählen, dass Sie keinerlei Chancen auf eine Flucht von diesem Gelände haben“, brummte Tom widerwillig und verschränkte beide Arme. „ Aber Sie und Ihre treffenden Vermutungen haben mich zum Schwärmen verführt … Wie auch immer. Wie Sie sich selbst eben versichern konnten, öffnet sich das Eingangstor des Herrenhauses nur, wenn man Parsel spricht. Außerdem sind die Fenster allesamt bruchsicher. Und selbst wenn es Ihnen gelingen sollte, aus dem Haus auszubrechen, was, gelinde gesagt, sehr unwahrscheinlich ist“ Der dunkle Lord deutete mit einer ausgreifenden Handbewegung auf den hohen Zaun, der das Anwesen der Riddle vollständig umgab. Auf den ersten Blick schien er nicht mehr als ein baufälliges Gebilde aus Stahl zu sein, aber wenn man etwas genauer hinsah… „Eine Barriere, die uns von der Zeit selbst abzuschirmen vermag und außerdem so stark ist, dass jeder Muggel automatisch umkehrt, wenn er auch nur in ihre Nähe kommt. Ich selbst könnte sie nur mit äußerster Mühe durchbrechen.“ Tom Riddle blickte bei diesen Worten tief in die glimmenden Augen der jungen Frau. „Denken Sie also wirklich immer noch, dass Sie NICHT genau das tun sollten, was ich Ihnen sage?“, schnurrte er. „Immerhin ist Ihre Lage ziemlich hoffnungslos, da Sie keinerlei Chance auf Flucht haben. Aber wenn Sie sich in Zukunft benehmen…“, fügte der junge Mann lächelnd hinzu. Seine Worte verhallten abwartend in der abgestandenen Herbstluft. Erwartungsvoll entgegnete er dem Blick seiner Gefangenen. … Dieser Größenwahnsinnige dachte doch nicht ernsthaft, dass sie nun um Gnade bettelnd vor ihm in die Knie gehen würde? Ilona runzelte die Stirn und entgegnete bestimmt seinem Blick. Auch wenn sie jetzt noch nicht wusste, wie oder wann. Das Mädchen würde Lord Voldemort allen nur erdenklichen Widerstand entgegensetzen. Mit allen Mitteln würde sie zu verhindern versuchen, dass er noch einmal die Zaubererwelt in Angst und Schrecken versetzte. Sie befand sich doch immerhin quicklebendig in der Höhle der Schlange! Da musste doch etwas zu machen sein… Langsam hob der junge Mann seine rechte Hand und legte sie vorsichtig an die linke Wange der Blonden. Als er nun nachdenklich zu sprechen begann, kam sein Gesicht gleichzeitig dem der versteinerten Hufflepuff behutsam immer näher: „Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Ihre Augen eine seltsam unwiderstehliche Anziehungskraft ausüben? Sie haben eine außergewöhnliche Farbe und schillern im Sonnenuntergang..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)