Beyond the waves von Bambusbesen (Gaara X Deidara) ================================================================================ Kapitel 7: Sommerferien ----------------------- Gaara war das Jahr länger vorgekommen als sonst. Im Gegensatz zum Meer und dessen verborgenen Schätzen war die Schule langweilig, aber ein notwendiges Übel. Seine Noten waren gut, was wohl daran lag, dass er kaum soziale Kontakte pflegte und viel Zeit zum Lernen nutzen konnte. Manchmal hatte er sich auch mit dem Schulstoff einfach nur von seiner Sehnsucht nach Deidara abgelenkt. Inzwischen war er auch im letzten Schuljahr und musste sich allmählich Gedanken um seine Zukunft machen[3]. Ein paar grobe Ideen formten sich bereits in seinem Geist. Das Meer hatte ihn schon immer fasziniert. Warum nicht irgendwas damit beruflich machen? Er könnte Meeresbiologie studieren. Das Abitur würde er bestehen, darum machte er sich keine Sorgen. Allerdings wollte er auch gern in das Strandhaus auf Aka ziehen. In der kleinen Stadt auf der Insel gab es ein Institut für den Schutz und die Aufzucht von Korallen. Und er war dann Deidara dauerhaft nahe. Doch eine Universität gab es dort nicht in der Nähe. Wie er das alles unter einen Hut bringen wollte, musste er sich noch überlegen. Vater hielt den Wagen vor dem Tor, welches in eine alte Mauer eingebettet war und deutlich machte, dass hier ihr Privateigentum begann. „Gaara, machst du das Tor auf?“, hörte er die tiefe Stimme seines Vaters. Bisher war das immer Kankurôs Aufgabe gewesen. Doch da ihr Bruder dieses Jahr erfolgreich seine Ausbildung vorgeschoben hatte, waren sie nur zu dritt. Vater war momentan sowieso nicht sonderlich gut auf Kankurô zu sprechen. Er hielt dessen Berufswunsch, Schauspieler zu werden, für schwachsinnig. Dieser Beruf war hohl und aufgeblasen wie eine Seifenblase und konnte genauso schnell zerplatzen. Er hätte es lieber gesehen, wäre Kankurô in seine Fußstapfen getreten und Polizist geworden. Aber ein anständiger Beruf hätte es nach Vaters Meinung auch schon getan, so wie Temaris Berufswunsch, Ärztin zu werden. Schweigend stieg Gaara aus dem Auto und öffnete das Tor, wartete, bis Vater den Wagen hindurch gelenkt hatte und schloss es wieder. Er stieg in das Auto und es setzte sich mit knirschenden Reifen in Bewegung. Nach kurzer Zeit lichtete sich der Wald und gab den Blick auf den Strand und das ruhige Meer frei. Gaaras Herz schlug schneller, als er in der Ferne die kleine Inselgruppe ausmachen konnte. Er freute sich so sehr, Deidara endlich wiedersehen zu können. Eher unbewusst tastete seine Hand nach der jadefarbenen Perle und umschloss sie sanft mit den Fingern. Er hatte bei einem Juwelier ein winziges Loch hineinbohren lassen, sodass er sich die Perle an einer Kette um den Hals hängen konnte. Kankurô hatte ihn deswegen immer wieder versucht zu ärgern, weil er glaubte, die Perle hätte ihm ein Mädchen von der Insel geschenkt. Da Gaara jedoch auf keine seiner Fragen oder Neckereien eingegangen war, hatte sein Bruder sich irgendwann wirre Geschichten ausgedacht. Eine von ihnen war, dass er eine Meerjungfrau getroffen habe. Damit lag sein Bruder nicht gänzlich daneben, dennoch sagte er nichts dazu. Auch Temari hatte ihn nach der Herkunft der Perle gefragt und auch sie hatte er mit der Antwort: „Aus dem Meer“, abgespeist. Damit log er ja nicht einmal. Denn die Perle stammte aus dem Meer. Das Auto kam neben dem Strandhaus zum Stehen und sie begannen auszupacken. Immer wieder huschte Gaaras Blick zum Meer. Wie gern würde er einfach alles fallen lassen, hineinspringen und zur Insel rüber schwimmen. Allerdings würde dieses Verhalten Fragen aufwerfen. Also brachte er zuerst seine Reisetasche in sein Zimmer. Aber dann hielt ihn wirklich nichts mehr. Den Futon konnte er auch noch heute Abend vorbereiten. Der Rotschopf zog seine Schwimmflossen, Taucherbrille und die Badeshorts aus der Tasche und wechselte die Kleidung. Eine Hose für Deidara musste er nicht mitnehmen, weil er ihm letztes Jahr eine dagelassen hatte, die der Blonde hoffentlich noch hatte. Während er aus dem Haus ging, rief er Temari und seinem Vater noch zu: „Ich geh schwimmen.“ Auf etwaige Prostete reagierte er gar nicht mehr, sondern löste die Plane vom Ruderboot, drehte es mit etwas Mühe um und schob es ins Wasser. Die Riemen kamen an ihren angestammten Platz. Gaara kletterte ins Boot und begann zu rudern. Der Rotschopf ruderte das Boot in die kleine Bucht und hatte gerade die Riemen eingeholt, da sah er einen goldenen Schimmer unter der Wasseroberfläche. Im nächsten Augenblick neigte sich das kleine Boot zur Seite, weil Deidara sich am Rand hochzog. Freudig grinste der Ningyo. Gaara war einfach nur froh, dass niemand den Blonden entdeckt zu haben schien. Ansonsten wäre er wohl kaum noch hier. „Hallo, Deidara“, begrüßte der Gaara ihn. Sein Herz schlug einen schnellen Takt an. Er rutschte näher und noch bevor er irgendwas machen konnte, griff Deidara in seinen Nacken und zog ihn zu einem Kuss heran. Instinktiv wollte er sich am Bootsrand festhalten, doch das Boot neigte sich zu sehr, er verlor den Halt und stürzte Deidara entgegen ins Wasser. Angenehmes kühles Nass umfing ihn. Unter Wasser drehte er sich und fand Boden, gegen den er sich stemmen konnte. Prustend brach er durch die Oberfläche. Der Blonde schmiegte sich eng an ihn und gestattete ihm nicht einmal, zu sprechen, schon hatte er seine Lippen vereinnahmt. Gaara beschloss die stürmische Begrüßung zu genießen und schlang seine Arme um den nassen Leib, ließ seine Lider sinken und ging ausgehungert auf den Kuss ein. Wie sehr hatte er den Blonden vermisst, die Küsse, die fast immer einen salzigen Beigeschmack hatten, die nasse Haut an seiner, die glatten Schuppen, die er an seinen Beinen spürte, das weiche Haar, welches durch seine Finger glitt… und besonders Deidaras neugierige und leicht stürmische Art. Erst nachdem Deidara sich langsam von seinen Lippen gelöst hatte, erwiderte er die Begrüßung. „Hallo Gaara, hm.“ Dessen Arme blieben um seine Schultern geschlungen, hielt Deidara sich auch an ihm fest, da das Wasser dem Rotschopf nur bis zur Hüfte reichte und der Ningyo sich mit der Flosse nicht auf dieser Höhe halten konnte. Gaaras Arme waren automatisch in seine Taille gewandert und stützten ihn zusätzlich. Der Blick aus dem azurblauen Auge sank tiefer, wo die Perle hing. Ein warmes Lächeln huschte über Deidaras Lippen. Er löste einen Arm und deutete auf seine Brust. Gaara folgte der Bewegung und entdeckte die Hälfte der Muschel, die er Deidara geschenkt hatte. Sie hatten ganz offensichtlich dieselbe Idee gehabt. Entspannt erwiderte er das Lächeln. Es mochte kitschig sein, aber er fühlte sich wohl damit. Und er war nicht der einzige, der hier kitschig war. Gaara freute sich so sehr, endlich wieder hier zu sein und die nächsten Wochen mit Deidara verbringen zu können. Aber jetzt sollte er sich erst mal um das Boot kümmern. Denn es dümpelte auf den Wellen herum und wenn er es nicht bald an Land zog, trieb es noch weiter weg. Deidara könnte es ohne Probleme holen, doch man konnte ja vorsorgen. „Lass mich kurz los“, bat er den Blonden und löste langsam seine Arme von dem anderen Körper. Erfreut stellte Gaara fest, dass es mit der Kommunikation noch relativ gut klappte, denn Deidara ließ tatsächlich von ihm ab. Der Rotschopf war mit wenigen Schritten bei seinem Boot und zog es aus dem Wasser. Als er sich zu Deidara herumdrehte, lag dieser bereits auf dem Sand, um sich zu trocknen. Die indigofarbenen Schuppen glänzten herrlich in der Sonne. Gaara konnte und wollte nicht widerstehen. Neben dem Ningyo setzte er sich hin und strich mit den Fingern über die glatten Schuppen. Wie üblich schmiegten sie sich kühl an seine Haut. Jadefarbene Augen suchten Blickkontakt. Deidaras Mundwinkel hatten sich zu einem Grinsen verzogen. Nichts hatte sich geändert. Sie setzten anscheinend nahtlos dort an, wo sie letztes Jahr geendet hatten. Kein Tag verging, den Gaara und Deidara nicht gemeinsam verbrachten. Gestern hatte er ihm verständlich gemacht, dass er sich heute am Strand von Aka mit ihm treffen wollte. Natürlich nicht in der Bucht, die zum Eigentum ihrer Familie gehörte. Das war ihm zu heikel. Aber neben dieser Bucht lag eine kleinere, die man von der winzigen Inselgruppe aus gut sehen konnte. Dort wären sie ungestört und Gaara konnte dem Blonden den Wald zeigen. In dem Jahr hatte Deidara laufen geübt, denn es gelang ihm inzwischen sehr gut. Gaara musste ihn nicht mehr stützen oder darauf achten, dass er über seine Füße stolperte und fiel. Der Rotschopf stellte den Rucksack auf einem Stuhl in der Küche ab und schaute in den Kühlschrank, was er mitnehmen könnte neben zwei Wasserflaschen. „Es ist noch etwas vom Frühstück über“, erklang Temaris Stimme hinter ihm. Und er dachte, sie sei noch ein paar Minuten länger im Bad, sodass er sich einfach etwas nehmen könne, ohne dass sie merkte, wie viel er mitnahm. „Gut“, murmelte er nur und griff danach. Während seine ältere Schwester das Geschirr abwusch, füllte er eine Bentôbox und hoffte, sie bemerkte nicht, dass vom Frühstück nun gar nicht mehr übrig war. Aber da hatte er wohl falsch gedacht. „Bleibst du heute wieder lange draußen?“, fragte sie. Zustimmend brummte Gaara. Die Bentôbox gesellte sich zusammen mit den Wasserflaschen zu der Decke, die bereits in seinem Rucksack war. Er schulterte ihn. „Du bist zum Abendessen also nicht da?“, hakte Temari weiter nach. Gaara zuckte nur mit den Schultern. „Weiß ich nicht.“ Sie seufzte. „Dann stell ich dir was hin.“ Er war ganz froh, dass sie nicht zu tief nachbohrte. Allerdings war sie sich wohl auch bewusst, dass es zwecklos wäre. „Danke.“ Gaara verabschiedete sich und verließ das Haus. Seine Füße trugen ihn zum Eingangstor, welches er durchschritt, ehe er in den Wald hinein bog und an der Mauer entlang ging. Um einfach drüber zu klettern, war sie zu hoch. Und der Umweg war nicht groß. Gaara war vielleicht maximal zwanzig Minuten unterwegs, bis er die Bucht erreichte, in der er sich mit Deidara treffen wollte. Sein Blick huschte über den Strand. Natürlich war der Blonde noch nicht zu sehen. Der Ningyo kam immer erst, wenn er bereits anwesend war. Den Rucksack legte er neben sich ab und setzte sich in den Sand, um zu warten. Es dauerte nicht lange und Gaara konnte den vertrauten goldenen Schimmer nahe des Strandes erkennen. Augenblicke später hob Deidara den Kopf aus dem Wasser. Zuerst sah er sich wachsam um, ehe er ihn angrinste und näher kam. Der Ningyo schob sich auf den Sand und legte die Badeshorts, die Gaara ihm überlassen hatte, neben sich ab. Sie begrüßten sich mit einem innigen Kuss und während sie warten mussten, dass Deidara trocknete, begutachtete dieser seinen Rucksack genau. Den Moment, in dem die Transformation des Ningyo dann einsetzte, wandte Gaara den Blick ab, machte ihn ein nackter Deidara in seinem Sichtfeld nach wie vor nervös. Dafür lauschte er auf die Geräusche. Sobald das Rascheln der Shorts erstarb, wandte er sich ihm wieder zu. Gaara erhob sich und streckte dem Blonden seine Hand hin. „Ich zeig dir den Wald“, erklärte er mit einem kleinen Lächeln. Deidara nahm die Hand und ließ sich aufhelfen, sah ihn aber fragend an. „…Wald?“, wiederholte er langsamer. Gaara nickte und deutete auf die Bäume, die nicht weit entfernt emporragten. Das azurblaue Auge begann neugierig zu funkeln. „Wald… hm“, murmelte Deidara nun verstehend und lief auch schon recht zügig los. Leicht überrascht sah Gaara ihm nach, ehe er sich in Bewegung setzte. Seine Mundwinkel zuckten zu einem Schmunzeln. Im Wald verlangsamte Deidara sein Tempo bald. Einerseits erkundete er alles, andererseits trat er manchmal auf einen Ast, einen spitzen Stein oder irgendwas anderes, was unangenehm in die Fußsohle drückte. Da Gaara selbst barfuß war, spielte die Geschwindigkeit für ihn keine Rolle. Sie hatten es sowieso nicht eilig. Geduldig erklärte der Rotschopf Deidara alles, was dieser wissen wollte, soweit er das mit dem spärlichen Vokabular schon konnte, welches der Ningyo verstand. Aber es schien vorerst auszureichen. Irgendwie fand Gaara es niedlich, wie Deidara so fasziniert die Rinde eines Baumes betastete oder die Kiefernnadeln von einem tief hängenden Ast zupfte. Er ließ sich wirklich leicht begeistern. Oder es lag einfach daran, dass die Umgebung für den Blonden so neu war. Nach ein paar Stunden machten sie Pause. Gaara breitete die Decke unter einem alten Baum aus, der ihnen viel Schatten bot. Hier im Wald war die Mittagshitze gut ertragbar, allerdings war der kühle Wind am Strand noch angenehmer. Jedoch schien der Ningyo mit der Hitze Probleme zu haben. Die helle Haut glänzte leicht vom Schweiß und sein Atem ging schwerer. Deidara ließ sich auf die Decke fallen und schloss die Augen. Etwas langsamer setzte Gaara sich neben ihn und holte eine Wasserflasche aus dem Rucksack. „Wasser?“, fragte er. Das rechte Auge öffnete sich und linste zu ihm. Ein zustimmendes Brummen folgte und er stemmte sich halb hoch. Gaara schraubte die Flasche auf und reichte sie Deidara. Durstig trank dieser fast ein Drittel der Flüssigkeit. Der Ningyo war vermutlich mit den Temperaturen an Land nicht vertraut. Aber das war nicht verwunderlich, wenn Gaara bedachte, dass es im Meer nun mal kühler war. Deidara war in einer anderen Umgebung aufgewachsen. Unter Wasser wurde es niemals so warm, heiße Unterwasserquellen ausgenommen. Deidara gab ihm die Flasche zurück und er trank ebenfalls vom Wasser. Kalt war es nicht mehr, aber das war auch nicht so wichtig, löschte es den Durst trotzdem hervorragend. Zugeschraubt stellte Gaara die Flasche zur Seite und ließ seinen Blick über den Ningyo schweifen, der sich wieder mit ausgestreckten Armen hingelegt hatte. Die Muskeln unter der Haut schienen durch den leichten Schweißfilm betont zu werden. Gaara konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken in unanständige Gebiete abdrifteten. Seine Wangen wurden warm und er wandte den Blick ab. Nur gut, dass Deidara seine Augen wieder geschlossen hatte. Es wäre ihm doch etwas peinlich, wenn er ihn bei solchen Fantasien erwischte, obwohl dem Blonden einfach nur zu heiß war. In den letzten Monaten hatte Gaara öfter darüber nachgedacht, wie es wohl wäre, mit Deidara weiter zu gehen als nur Küsse und recht harmlose Berührungen zu tauschen. Aber… er wusste noch nicht so ganz, wie er das anfangen wollte. ___________________________________________________________________ [3] In Japan ist das Schuljahr in Trimester aufgeteilt, zwischen denen jeweils die Ferien liegen, die rund aus 60 Werktagen bestehen. Das erste Trimester beginnt Anfang April und endet Ende Juli. Nach den Sommerferien beginnt das zweite Trimester Anfang September und endet Ende Dezember. Das letzte Trimester beginnt Anfang Januar und endet Ende März. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)