Freunde mit gewissen Vorzügen von Maginisha ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Ayas Zimmer war dunkel. Durch die Fenster sickerte lediglich ein trüber Abklatsch von Licht herein und die Schatten in den Ecken waren dunkler, als sie es hätten sein sollen, wenn es nach Yoji gegangen wäre. Sein Blick huschte zu dem Platz, wo Ayas Katana in einer Halterung an der Wand hing. Die messerscharfe Schneide glänzte matt im diffusen Halbdunkel. Ein Zimmer, wo das nicht der Fall war, wäre ihm für das, was er zu sagen hatte, lieber gewesen. Er holte tief Luft und drehte sich zu Aya herum. Der stand mit verschränkten Armen vor der Tür und sah ihn, soweit Yoji das beurteilen konnte, mit versteinertem Gesicht entgegen.   „Ich...es tut mir leid“, brachte Yoji schließlich heraus. „Der Abend ist...nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich habe einen Fehler gemacht.“ „Allerdings.“ Aya trat einen Schritt näher. „Du hast wohl gedacht, ich wäre zu dumm, um zu merken, was du vorhast. Du bist so arrogant, Kudo.“ Yoji schluckte. Vielleicht hatte Aya da nicht ganz unrecht. Er hatte sich zu sehr auf seinen Charme verlassen und gedacht, er würde Aya schon irgendwie...ja was eigentlich. Rumkriegen? Das war nicht der Plan gewesen. Der ursprüngliche Plan lautete, einen netten Abend mit ihm zu haben. Gemeinsam Spaß zu haben. Eventuell Gemeinsamkeiten zu entdecken, sich langsam anzunähern. Irgendwie so etwas. Nur dass er dann in sein altes Muster verfallen war. Nach Ausführen kam Verführen. Verdammt, das hier war schließlich sein Teamkollege und nicht irgendeine Frau, die er in einer Bar aufgegabelt hatte. Er hätte achtsamer vorgehen müssen. Ihm mehr Raum lassen.   „Es tut mir leid“, wiederholte er. „Ich hätte rücksichtsvoller sein sollen. Vielleicht auch etwas dezenter.“ „Rücksichtsvoller?“ Aya gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen einem Schnauben und einem Lachen lag. „Und dezent warst du vermutlich das letzte Mal, als du noch gewickelt wurdest.“ Autsch, das hatte gesessen. „Ich wollte es ja wieder gut machen“, antwortete Yoji ein wenig jammernd. „Aber du hast mein Friedensangebot in der Luft zerrissen. Ich meine, so schlimm kann es doch nicht gewesen sein.“ „Du hast mich schamlos ausgenutzt.“ „Ausgenutzt?“ So langsam wurde es Yoji zu bunt. „Oh entschuldige noch einmal. Ich wusste nicht, dass dein Körper ein Tempel ist, den zu berühren nur Auserwählten gestattet ist.“ „Was soll das heißen? Wolltest du mich etwa da mit reinziehen?“   Yoji zog die Stirn kraus. Was Aya da redete machte überhaupt keinen Sinn. „Wovon reden wir hier eigentlich?“, fragte er misstrauisch. „Ich rede von den beiden Tussis, die du angeschleppt. Hast du dir ja fein ausgedacht. Mich als Köder zu benutzen, um die beiden an Land zu ziehen. Du bist so ein Arschloch.“ Aya ging an ihm vorbei, nicht ohne ihn mit der Schulter rüde anzurempeln, und ließ sich am Fußende seines Bettes auf den Boden sinken. „Ich glaube, es ist besser, du gehst jetzt.“   Yoji legte den Kopf schief. Das hatte ihn so aus der Fassung gebracht? Er hatte gedacht, Aya sei sauer, weil er ihn geküsst hatte. Weil das Interesse einseitig war. Aber wenn das nicht das Problem war, dann...Yojis Gedanken stolperten, verhaspelten sich und spulten noch einmal zurück. Es war kein Problem, dass er ihn geküsst hatte? Yoji blinzelte ein paar Mal, bevor der Gedanke wirklich fassbar wurde. Sollte das heißen, Aya war eifersüchtig auf die beiden Mädels gewesen? Also das war ja mal...das war... Auf Yojis Gesicht erschien ein breites Grinsen. Aya musterte ihn kalt. „Könntest du dich bitte endlich aus meinem Leben verpissen?“ „Ich glaube nicht, dass das geht“, antwortete Yoji. „Außerdem, wenn ich es täte, würden wir es beiden in dem Moment bereuen, in dem ich die Tür hinter mir zuziehe.“ Aya zog die Augenbrauen nach oben. „Bist du jetzt völlig irre, Kudo?“ Yoji schüttelte den Kopf. „Ich war noch nie so klar, wie jetzt gerade.“     Yoji ging zu dem Platz, wo Aya am Boden saß, kniete sich hin, stütze die Hände auf den Boden und lehnte sich nach vorne. Er kam Aya so nahe, dass dieser die Augen schloss und das Gesicht ein wenig zur Seite drehte, um einer Berührung zu entgehen. Yoji studierte die Linie, die sich vom Kinn bis zum Ohr erstreckte. Unwillkürlich stellte er sich vor, wie er daran entlang strich, seine Finger in Ayas Haaren vergrub und ihn küsste. Denn, dass er genau das wollte, stand für Yoji außer Frage. Trotzdem zögerte er. Wie würde Aya dieses Mal reagieren? Eigentlich standen die Chancen recht gut, dass Aya ihn quer durchs Zimmer katapultieren und Yoji morgen mit einem blauen Auge aufwachen würde. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht war es ok für ihn. Vielleicht hätte er Aya mehr Zeit lassen sollen. Er hatte Ayas Verhalten als Abweisung interpretiert, aber vielleicht war es nur...Unsicherheit? Er hätte fast noch einmal gelacht. Aya und unsicher, das war wie...wie...wie Dinge die nicht zusammenpassten. Die Vergleiche gingen Yoji gerade aus, denn seine Gedanken wurden von dem Anblick des Mannes, der vor ihm saß, völlig in seinen Bann gezogen.   Yohi atmete tief ein und bildete sich ein, den anderen riechen zu können. Es war eine kaum wahrnehmbare aber eindeutig herbere Duftnote als bei seinen sonstigen Eroberungen. Nicht, dass er Aya als eine solche angesehen hätte. Es war mehr... Er wusste nicht, was es war. Aber er wusste, dass er jetzt schon einige Zeit direkt neben Aya kniete und dieser sich weder bewegt, noch ihm eine reingehauen hatte. Er schien ebenso wie Yoji zu warten. Aber worauf? Dass Yoji sich wieder entfernte oder dass er sich weiter vorwagte. Er beschloss, es einfach darauf ankommen zu lassen.   Er strich mit dem Mund an Ayas Kinn entlang und streifte schließlich sein Ohr. Bildete er sich das ein oder zitterte der andere unter ihm? Er hörte Ayas beschleunigten Atem und bildete sich ein, sein Herz klopfen zu hören. Oder war es nur Yojis eigenes Herz, das wie verrückt gegen seine Brust schlug? Wenn Aya die Augen geöffnet hätte, so wettete Yoji darauf, dass seine Pupillen vergrößert waren. Alles Anzeichen, die Yoji bei einer Frau als eindeutig angesehen hätte dafür, dass sie bereit war, sich mit ihm einzulassen. Aber jetzt gerade hatte er das Gefühl, auf einem Blindflug zu sein.   Yoji wurde sich bewusst, dass er immer noch wie auf den Fleck genagelt neben Aya hockte und die Situation langsam komisch wurde. So beschloss er, alles auf eine Karte zu setzen. Er hob eine Hand, drehte Ayas Kopf wieder zu sich und strich mit den Lippen über Ayas Mund. Aya reagierte nicht, wenn man davon absah, dass er für einen Moment den Atem anzuhalten schien. Yoji intensivierte die Berührung, er zupfte mit seinen Lippen an Ayas Unterlippe, ließ seine Zunge über den Mundwinkel und dann die Lippenlinie gleiten. Aya reagierte nicht auf diese zarten Versuche, seine Aufmerksamkeit zu erregen. 'Also schön', dachte Yoji. 'Genug mit den Spielchen.' Er ließ die Vorsicht beiseite, fasste in Ayas Nacken und zog den anderen Mann in den Kuss. Er presste seine Lippen auf Ayas Mund und zwängte seine Zunge hinein. Endlich, endlich zeigte er eine Reaktion. Er erwiderte den Kuss, wenngleich auch ungelenk und zögerlich, so als wüsste er nicht, wie man küsst. Yoji musste bei dem Gedanken, dass das vermutlich sogar stimmte, innerlich ein wenig grinsen. Sicherlich hatte Aya schon mal jemanden geküsst, aber wie lange war das her? Sicherlich viel zu lange.   Er löste sich von Aya, der jetzt heftiger atmete. Seine Lippen waren gerötet, aber seine Augen waren immer noch geschlossen. Gut, wenn er dabei bleiben wollte, dann sollte es Yoji recht sein. Aber diese eigenartige Position auf dem Fußboden wurde ihm langsam zu unbequem und die Hand, auf die er sich die ganze Zeit stütze, musste dringend entlastet werden. Kurzentschlossen richtete er sich auf, erhob sich und zerrte Aya ebenfalls auf die Füße. Der war nur unwesentlich kleiner als er und wieder wurde sich Yoji bewusst, wie viel anders das hier war als seine sonstigen Dates. Es brauchte keine Worte, keine Scherze, kein geschicktes Umgarnen. Er korrigierte sich in Gedanken. Umgarnt werden musste Aya schon, aber es war so völlig anders, als Yoji es kannte. Die Herausforderung reizte ihn. Wie weit würde er ihn wohl bringen können? Wie weit würde er ihm vertrauen?   Er überbrückte die Distanz zwischen ihnen, bevor Aya ihm aus den Händen gleiten konnte, und verschloss seine Lippen erneut mit einem Kuss. Er ließ seine Hände über Ayas Rücken gleiten, fühlte die festen Konturen, die Muskeln, die schmale Silhouette. Eine Hand fuhr in Ayas Nacken und glitt über den Haaransatz. Yoji packte ihn im Genick, wie man eine Katze packen würde, und schob ihn langsam in Richtung Bett. Aya sträubte sich ein wenig dagegen, gab den Widerstand aber auf, als die Bettkante gegen seine Waden stieß. Immer noch mit geschlossenen Augen ließ er sich von Yoji auf das Laken dirigieren. Yoji nahm Ayas Arm und platzierte ihn auf seiner eigenen Seite und schob seinen Oberschenkel zwischen dessen Beine. Er lächelte leicht in den Kuss, als er Ayas Reaktion darauf spürte, und intensivierte das Zungenspiel. So langsam bekamen sie einen Rhythmus, der Kuss wurde besser, aufeinander abgestimmter. Minutenlang taten sie nichts, als sich den Berührungen ihre Lippen und Zungen hinzugeben, bis Yoji beschloss, einen Schritt weiter zu gehen.   Er ließ seine Hand über die Brust in Richtung seines Bauches gleiten. Am Hosenbund angekommen stoppte er, als Aya scharf einatmete. Er ging nicht darauf ein, schob seine Hand unter den Stoff von Ayas Shirt und ließ sie wieder nach oben wandern. Er spürte, wie die Anspannung aus Aya ein wenig wich. Ein wenig, aber nicht ganz. Dieser Mann war wirklich eine einzige Verspannung. Yoji beschloss, sich der Region jenseits des Nabels heute auf jeden Fall noch zu widmen, wenn Aya ihn denn ließ. Vorerst beschränkte er sich aber darauf, über seine Brust zu streichen, wobei der enganliegende Stoff von Ayas Oberteil sich als ziemlich hinderlich erwies. Er zog die Hand zurück und richtete sich auf. Er brachte Aya ebenfalls in eine sitzende Position und streifte ihm das Shirt über den Kopf. Durch den Temperaturunterschied überzog eine leichte Gänsehaut den Oberkörper auf und die Brustwarzen richteten sich auf. Yoji drückte ihn wieder in das Kissen und begann, seinen Hals zu küssen. Seine Hand glitt dabei über Ayas Bauch, seine Brust, reizte die empfindlichen Brustwarzen noch mehr. Er merkte, wie der Körper neben ihm zu zittern begann. Aya war ohne Zweifel erregt, wagte aber nicht, das zu zeigen. Yoji fragte sich insgeheim, wie weit seine Selbstbeherrschung wohl gehen würde. Wann würde er aufspringen und ihn hinaus komplementieren? Oder ihm eine reinhauen. Es war ein Spiel mit dem Feuer.   Yoji beobachtete jede Reaktion, jedes unbewusste Zucken von Ayas Körper. Er musste zugeben, dass ihn das selbst ziemlich anmachte. Er hatte mal eine Nacht mit einer Frau verbracht, die ihm beim Liebesspiel die Augen verbunden hatte. Es war eine besondere Erfahrung gewesen, die Zügel so aus der Hand zu geben. Aya musste es gerade ähnlich gehen, auch wenn er immer kurz davor stand, die Kontrolle wieder an sich zu reißen. Vielleicht musste Yoji ihn einfach noch ein bisschen mehr aus der Fassung bringen. Er grinste und warf froh, dass der andere das nicht sehen konnte. Wahrscheinlich hätte er ihn in diesem Moment achtkantig rausgeworfen.   Er lehnte sich wieder über Aya und begann erneut, ihn zu küssen. Dabei leckte, knabberte und saugte er so intensiv an dessen Lippen und Zunge, dass dieser sich voll auf den Kuss konzentrierte. Yoji nutzte die Abgelenktheit und ließ seine Finger weiter nach unten wandern. Er öffnete den ersten und zweiten Knopf von Ayas Hose und ließ seine Hand hineingleiten. Er wurde mit einem erstickten Laut und einem schwachen Keuchen belohnt. Eine Hand legte sich auf seine, wollte ihn aufhalten. Yoji zog seine Hand wieder zurück, nahm Ayas Handgelenk und führte es sanft über dessen Kopf. Dort drückte er die Hand nachdrücklich in das Kissen. Er sah, wie sich Ayas Finger um den weißen Stoff schlossen. Es würde keine Fesseln oder ähnliches geben. Das Einzige, was die Hand dort oben halten würde, war seine eigene Selbstbeherrschung. Yoji küsste ihn wieder auf den Hals und ließ seine Finger erneut auf Wanderschaft geben.   Ayas Erregung war jetzt deutlich spürbar und das nicht nur an der Stelle zwischen seinen Beinen. Sein ganzer Körper bebte und summte unter der ungewohnten Anspannung. Er war wie ein schlecht gestimmtes Instrument, das auf seinen Meister wartete. Yoji hatte vor, dieser Meister zu sein. Er schob den Stoff der Hose weiter nach unten und registrierte beiläufig, dass Aya ihm dabei behilflich war, indem er sein Becken ein wenig anhob. Yoji nahm das als Einverständniserklärung und brachte seine Hand endlich auf nackte, erregte Haut. Seine Finger schlossen sich um Ayas Glied und er begann mit einer leichten Bewegung. Der andere biss sich auf die Lippen, drehte den Kopf zur Seite. Er stöhnte nicht, er wimmerte nicht. Lediglich die leichte Röte, die ihm ins Gesicht schoss, ließ sich von ihm wohl nicht kontrollieren. Yoji intensivierte die Bewegung, den Druck. Experimentierte mit langen und kurzen Bewegungen und beobachtete die Reaktion dabei genau. Es war faszinierend zu sehen, wie sich der Höhepunkt immer mehr aufbaute. Ayas Atem wurde schneller, abgehackter, seine Hand krallte sich in das Kissen, bis er schließlich tief einatmete und für einen Augenblick die Luft anhielt. Yoji spürte das Zucken in seiner Hand und lächelte. Das war er, der Moment, auf den er hingearbeitet hatte. Das schöne Geschöpf unter ihm in völliger Loslösung von jeglichem Denken. Ein kurzer Moment der Befreiung, der leider viel zu schnell vorbeiging. Yoji spürte Ayas Herzschlag durch den gesamten Körper hämmern. Sein fliegender Atem beruhigte sich langsam, die Härte zwischen seinen Beinen flaute ab. Yoji langte hinter sich auf dem Nachttisch nach einer Packung Papiertücher. Er säuberte den Bauch und zog ihm die Unterhose wieder ein wenig nach oben. Gut, so konnte es bleiben.   Ein wenig unentschlossen richtete sich Yoji auf. Zwischen seinen Beinen pulsierte ebenfalls das Blut, aber er verschob die Lösung dieses Problems auf später. Nur was sollte er jetzt tun? Gehen oder bleiben? Er warf einen Blick auf Aya, der wohl auch ein wenig abwartend auf dem Bett lag. Yoji rang mit sich. Sollte er bleiben und den warmen Körper neben sich genießen? Oder sollte er gehen, die Nacht allein verbringen und ihm Zeit geben, sich zu sortieren. Aber diesen Fehler hatte er schon einmal gemacht. Er war zurückgewichen und Aya hatte gegebenen Raum genutzt, um in blinder Wut um sich geschlagen. Vielleicht war es besser, das Kätzchen am Nackenfell gepackt zu halten, damit es keinen Unsinn machte. Zumindest bis zu dem Augenblick, wo er wusste, dass mit ihm alles in Ordnung war.   Er zog die Deck vom Fußende über sie beide, legte den Arm um Aya und platzierte seinen Kopf neben dessen Schulter, bevor er die Augen schloss und den immer noch schnellen Atemzügen neben sich lauschte. Ganz kurz blitze in ihm die Frage auf, wie sie sich morgen wohl begegnen würden. Würde Aya ihm je wieder in die Augen sehen? Würden sie einfach tun, als wäre nicht geschehen? Er wollte den Augenblick nicht verderben, aber er fühlte, dass der andere neben ihm immer noch angespannt war. Meine Güte, er hatte gerade so was wie Sex gehabt. Oder waren es die gleichen Gedanken wie Yojis, die ihn umtrieben? Der Gedanken an morgen.   „Keine Angst, ich erzähle niemand was davon. Das ist eine Sache zwischen uns beiden“, murmelte er und hoffte, dass Aya ihn richtig verstand. Er war nicht der Meinung, dass sie etwas Falsches getan hatten. Aber er konnte sich denken, dass Aya nicht unbedingt wollte, dass die anderen etwas davon erfuhren. Wie es aussah, hatte er Recht gehabt. Endlich entspannte sich Aya ein wenig neben ihm. Er nahm sogar Yojis Arm von seiner Brust und zog seine Hose wieder richtig an, bevor er sich wieder neben ihn legte. Er streckte den Arm aus und zog Aya an sich, sodass dessen Rücken sich gegen seine Brust schmiegte. Yoji vergrub seine Nase in Ayas Nacken und lehnte die Stirn gegen seinen Hinterkopf, schloss die Augen und versuchte, die Gedanken an den nächsten Tag weit von sich zu schieben, so wie er es immer tat, wenn er nicht allein im Bett lag. Es klappte erstaunlich gut.             Als Aya erwachte, war Yoji nicht mehr da. Natürlich nicht. Hatte er das etwa erwartet? Gehofft gar? Wohl kaum. Der Platz neben ihm im Bett war kalt. Aya schlug die Decke zurück und schwang die Beine auf den Fußboden. Er stützte die Ellenbogen auf die Oberschenkel und vergrub das Gesicht in den Händen. Was für ein Abend. Was für eine Nacht! Er spähte durch seine Finger und ein zusammengeknülltes Papiertuch neben dem Bett erregte seine Aufmerksamkeit. Er starrte das Beweisstück seiner Schwäche an wie eine giftige Schlange. Wieder meinte er Yojis Finger und Lippen auf seinem Körper zu spüren, die Erregung, die ihn ergriffen und Yoji mehr erlaubt hatte, als Aya es jemals für möglich gehalten hatte. Doch jetzt war er weg.   Schnell griff Aya nach dem Tuch und stopfte es in die Hosentasche. Er sah an sich herab, schnupperte und verzog das Gesicht. Er brauchte dringend eine Dusche. Und eine Zahnbürste. Er wollte gerade zum Kleiderschrank gehen, um sich frische Sachen herauszusuchen, als er erneut etwas entdeckte, was nicht in sein Zimmer gehörte. Eine Reisetasche, offen, der Inhalt schlampig zusammengeknüllt. Schwarzes Leder und dunkelgrüner Stoff. Yojis Sachen. Ayas Magen machte einen kleinen Sprung. Er war also nicht einfach abgehauen. Aber wo war Yoji?   Aya schnappte sich wahllos etwas aus dem Kleiderschrank, öffnete vorsichtig die Tür und spähte in den Flur. Es war niemand zu sehen, aber aus der Küche drangen leise Geräusche. Aya sah an sich herab. So konnte er unmöglich nachsehen gehen. Wenn Omi oder Ken ihn so sahen, würde er in Erklärungsnot kommen. So leise wie möglich stahl er sich ins Bad und entledigte sich der verrauchten Kleidung. Er versteckte sie tief unten im Wäschekorb und stellte die Dusche an. Dann ließ er das Wasser die Spuren der letzten Nacht zusammen mit den Gedanken daran den Abfluss hinunter spülen. Er zog sich an, ging den Flur hinunter, betrat die Küche und blieb wie angewurzelt in der Türöffnung stehen. Am Küchentisch saß Yoji.   Er hob den Blick und sah ihn an. Aya atmete tief durch und versuchte es. Versuchte den Blick aus den funkelnden, grünen Augen so rational wie möglich zu bewerten und befand, dass er freundlich war. Nicht spöttisch oder überheblich, wie er befürchtet hatte, sondern einfach freundlich. Alles ok?, schien der Blick zu sagen. Aya nickte leicht und begann, sein Frühstück vorzubereiten. Yoji nahm einen Schluck aus seiner Tasse. „Omi ist einkaufen und Ken hat den Laden bereits geöffnet. Ich gehe gleich, um ihm zu helfen.“ Er brummte eine Zustimmung und biss sich auf die Lippen, um nicht zu fragen, was ihm durch den Kopf schoss. Allerdings schien es, dass Yoji heute einen Kurs im Gedanken lesen belegt hatte. „Ich habe ihm gesagt, dass du mich heute Nacht heimgefahren hast, weil ich aus einem Club geflogen bin, und er dich deswegen noch schlafen lassen soll.“ Aya sah ihn finster an und Yoji hob abwehrend die Hände. „Ist doch nicht gelogen“, grinste er. „Und bevor du dir noch weiter Gedanken machst, er hat auch nicht gefragt, wo ich geschlafen habe. Immerhin reden wir hier von Ken. Omi wäre vielleicht hellhörig geworden, wenn er mich mit der Hand an deiner Türklinke erwischt hätte, aber doch nicht der gute, alte Ken.“ Aya konnte nicht verhindern, dass seine Mundwinkel zuckten. Er konzertierte sich auf sein Frühstück und versuchte, Yoji auszublenden. Es funktionierte nur semi-gut. Besonders da dieser jetzt aufstand, hinter ihn trat und sich mit beiden Händen rechts und links von Aya auf der Arbeitsfläche abstützte. Er lehnte sich leicht gegen seinen Rücken und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich hatte übrigens recht. Sex zu haben, macht dich entspannter. Wir sollten das bei Gelegenheit mal wiederholen.“   Bevor Aya dazu kam, Yoji eine gepfefferte Antwort zu geben, war der schon halb zur Tür hinaus. Er zwinkerte ihm noch einmal zu, legte den Finger auf die Lippen und machte sich dann auf den Weg in den Laden. Aya blickte ihm finster nach. Wenn Yoji vorhatte, dieses Spiel den ganzen Tag mit ihm zu treiben, würde er ihn mit ziemlicher Sicherheit doch noch erwürgen. Vermutlich. Obwohl er zugeben musste, dass Yojis Ankündigung auf Wiederholung, ihm einen Schauer über den Rücken jagte. So viel zum Thema erfolgreiche Verdrängung.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)