Begegnungen von Yosephia ([EU-Sequel \ Ben Skywalker & Tahiri Veila Centric]) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Han Solo, bei aller Liebe, die ich für dich empfinde, setz’ dich sofort hin oder ich lasse mich dazu hinreißen, dich K.O. zu schlagen!“ „Sagt mir ausgerechnet diejenige, die mir mit der Macht nicht einmal einen Schweißbrenner reichen will, weil sie ihre Fähigkeiten nicht missbrauchen will!“ „Mit deiner unbegründeten Nervosität bringst du hier aber alle durcheinander!“ „Unbegründet?! Unsere Tochter liegt in den Wehen!“ „Als ich in den Wehen lag, warst du nicht so nervös.“ „Du warst damals schon so stur wie eine Barabel, da bestand kein Grund zur Sorge.“ „Aber bei Jaina, die die Sturheit beider Elternteile hat, besteht ein Grund zur Sorge?“ Seufzend schüttelte Ben Skywalker den Kopf, während er den Disput seiner Tante und seines Onkels beobachtete. Trotz seines jungen Alters hatte er schon tiefe Einblicke in die Macht bekommen, aber oft genug hatte er das Gefühl, dass nicht einmal die Macht selbst die Beziehung zwischen Han Solo und Leia Organa Solo verstand. Er saß auf einer Bank im Wartebereich vor dem Medi-Center von Ossus und wartete wie alle Anderen darauf, dass Meisterin Cilghal endlich mit der frohen Botschaft heraus kommen würde. Neben sich spürte er, wie Allana beinahe unmerklich zusammen zuckte. Für eine Padawan war sie wirklich gut, aber sie besaß noch nicht die Selbstkontrolle einer voll ausgebildeten Jedi. Die natürlichen Geburtsschmerzen, die durch die Macht flackerten, waren eine harte Probe für die Dreizehnjährige. „Sie ist bei Meisterin Cilghal in besten Händen“, erklärte Ben beruhigend. „Darum mache ich mir auch keine Sorgen“, erwiderte Allana voller Vertrauen. „Es ist nur ungewohnt. Besonders bei Tante Jaina.“ Verständnisvoll nickte Ben. „Dennoch solltest du dich nicht davon mitreißen lassen. Behalte immer deine eigene Umgebung im Auge.“ „Du meinst Oma und Opa, die sich wieder einmal zanken?“ Bens Mundwinkel zuckten. Er mochte die nüchterne Art seiner Schülerin in Bezug auf ihre Großeltern. Viele andere Leute – selbst Jedi-Ritter und sogar einige Meister – waren bei weitem nicht so gelassen und standen oft rat- oder sogar fassungslos daneben, während die beiden Helden zahlreicher Kriege die Köpfe aneinander stießen wie zwei besonders sture Banthas. Wie beinahe alle in ihrer Familie war Allana stark in der Macht. Es war Königinmutter Tenel Ka sehr wichtig, dass ihre Tochter und Nachfolgerin mit diesen Fähigkeiten umzugehen lernte, auch wenn Allana genau wie ihre Mutter letztendlich keine Jedi-Ritterin werden konnte. Mit der richtigen Ausbildung und mit ihrer Charakterstärke hätte sie zweifellos das Potenzial, eines Tages sogar in den Rang einer Meisterin erhoben zu werden, aber als einziges Kind ihrer Mutter trug sie im Grunde jetzt schon die Verantwortung für das Hapes-Konsortium. Die Adligen dieses Verbunds blickten wachsam, wenn nicht sogar argwöhnisch in Allanas Richtung. Deshalb bedurfte es bei ihrer Ausbildung viel Fingerspitzengefühl. Ben hätte angenommen, dass einer der Meister das übernehmen würde, aber der Rat hatte einstimmig entschieden, dass er für diese Aufgabe bestimmt sei. Dabei war er noch sehr jung und hatte selbst noch viel zu lernen, aber er hatte sich im Vertrauen auf ihre Einblicke in die Macht dem Rat der Meister gefügt. Dennoch war er anfangs unsicher gewesen und hatte viel über seine neue Verantwortung meditiert, bis er eines Tages in der Macht von seinem Vater berührt worden war. Aufgrund der großen Entfernung zwischen ihnen war es nur ein kurzer Kontakt gewesen, doch erfüllt von Zuneigung und Vertrauen. Seitdem besann Ben sich auf die Beispiele seiner eigenen Mentoren, nicht zuletzt auch auf das seines Cousins Jacen, der ihm viel über die Macht und das Leben beigebracht hatte, bevor er der Dunklen Seite anheim gefallen war. Lächelnd blickte Ben auf und Allana jauchzte überrascht und freudig, als eine neue Präsenz in der Macht erschien und die Präsenzen von Jaina und Jag regelrecht vor Glück überströmten. Leia seufzte glücklich, was Han sofort innehalten ließ. „Was ist los?“, fragte er als einziger Nicht-Jedi und somit Ahnungsloser. „Ist mit ihnen alles in Ordnung?“ „Es ist alles in bester Ordnung, Han. Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Enkelkind, Großvater.“ Überrascht blickten alle zu Luke Skywalker, der auf einmal bei ihnen im Wartebereich stand. Nicht einmal Ben hatte sein Kommen gespürt, aber schneller als die Anderen konnte er es sich zusammenreimen. Der einstige Großmeister war erst vor drei Jahren in den Ruhestand getreten und seitdem von der Bildfläche verschwunden. Für viele Jedi war dies ein Schock gewesen. Insbesondere die Schüler, aber sogar einige Meister hatten sich schwer daran getan, mit einem Orden ohne die scheinbar ewige Konstante des Begründers weiter zu machen. Hätte Luke seine Präsenz in der Macht nicht unsichtbar gemacht, wie Ben es ihm vor einigen Jahren beigebracht hatte, hätte er wahrscheinlich für helle Aufregung gesorgt. Ben stand auf und ging zu seinem Vater, um ihn zu umarmen. Obwohl sie in den letzten drei Jahren hin und wieder über die Macht Kontakt miteinander gehabt hatten, freute er sich doch, ihn endlich wieder zu sehen. „Schön, dass du da bist.“ „Ich könnte mir einen weiteren Solo-Sprössling unmöglich entgehen lassen“, erwiderte Luke und umarmte nacheinander Han und Leia zur Begrüßung, nachdem er und Ben voneinander abgelassen hatten. „Lasst mich raten: Das Kind ist stark in der Macht?“, fragte Han mit einer verwirrenden Mischung aus Stolz und Schadenfreude. „Mal sehen, wie unser steifer Chiss-Freund einen Jedi großzieht.“ „Ich sehe schon, der Ruhestand hat dir nichts von deinem Talent genommen, dir Freunde zu machen“, schmunzelte Luke, woraufhin Han verwegen grinste. Ehe sie mehr sagen konnten, öffnete sich die Tür zum Medi-Center mit einem Zischen und Meisterin Cilghal trat heraus. Falls die Mon Cal über Lukes Anwesenheit überrascht war, ließ sie es sich nicht anmerken. Respektvoll nickte sie dem einstigen Großmeister zu, ehe sie sich an die Solos wandte und ihnen bedeutete, dass sie ihren neuen Enkel sehen durften. Allana ging mit ihnen, Ben und Luke jedoch warteten draußen und nahmen lächelnd die schier überschäumende Freude der Solos in der Macht wahr. Bens eigene Freude trübte sich, als er etwas anderes in der Macht spürte: Aufklaffende Wunden aus Trauer und Einsamkeit, Eifersucht, Missgunst und daraus resultierend Schuld und noch mehr Einsamkeit. Die Hand seines Vaters auf seiner Schulter ließ ihn aufblicken. Trauriges Verstehen spiegelte sich in den blauen Augen wieder. „Es ist der Moment, Ben, aber kein Schritt zur Dunklen Seite. Du hast sie damals wirklich und wahrhaftig davor gerettet.“ „Vor der Dunklen Seite, ja, aber vor der Trauer kann sie leider niemand retten“, murmelte Ben bedauernd. „Als Jedi müsste ich jetzt sagen, dass die Macht und mit ihr die Zukunft immer in Bewegung sind, aber als Witwer sieht die Sache für mich nicht anders aus als für Tahiri“, gestand Luke. Ben versuchte nicht, seine Trauer abzuwürgen, als er an seine Mutter erinnert wurde, sondern ihn zu akzeptieren, auch wenn es wie immer schwer war. Viel zu früh hatte er sie verloren und mit ihr einen Teil seines Vaters. Zwar hatten Vater und Sohn gelernt, mit dieser Trauer zu leben, ohne sich von ihr lähmen oder gar auf die Dunkle Seite ziehen zu lassen, aber in Momenten wie diesem hier war Maras Abwesenheit so schmerzhaft wie am ersten Tag. Ganz offensichtlich galt dieses Problem auch für andere Hinterbliebene. „Sie ist stark und sie weiß, dass sie nicht alleine ist“, ermunterte Luke seinen Sohn und übermittelte ihm mit der Macht seinen Stolz. Dankbar nickte Ben, ehe er unwillkürlich grinsen musste. „Du bist den Erzählungen über Meister Yoda so ähnlich geworden. Zum Glück sprichst du nicht wie er.“ Lukes Gesicht erblühte im so selten gewordenen jungenhaften Schalk, als er das Grinsen erwiderte. „Was du meinst, ich nicht weiß.“ Anakin war überall. Er war jedes Gesicht, jedes Ding, jedes einzelne Molekül auf Ossus. Jede Ecke der Akademie, jeder Winkel des Mondes war geradezu mit der Erinnerung an Anakin Solo infiziert. Dabei hatte er nie auch nur einen Fuß auf Ossus gesetzt. Die Erinnerungen pressten Tahiris Herz, ihren Geist, ja, ihr ganzes Sein wieder zu jenem kümmerlichen Klumpen Dahinvegetieren zusammen, der sie so lange Zeit nach Anakins Tod gewesen war. Krampfhaft versuchte Tahiri, sich der Macht hinzugeben und sich so reinigen zu lassen, aber selbst die Macht war erfüllt von Erinnerungen an den einzigen Mann, den Tahiri jemals geliebt hatte. Seit mehr als zwanzig Jahren trauerte sie und es wurde nie leichter. Manchmal ging es ihr eine Zeit lang besser. Der Wiedereintritt in den Jedi-Orden und die Missionen mit Ben hatten ihr wirklich gut getan. Doch seit sie von Jainas Schwangerschaft erfahren hatte, hatte sich in ihr ein Druck aufgebaut, der sich nun mit der Geburt des Kindes in reiner Agonie entlud. Ein gequältes Krächzen verließ ihre Kehle, als sie auf dem Boden ihres kleinen Privatquartiers zusammen sackte. Sie und Anakin waren damals viel zu jung gewesen, um über eine gemeinsame Zukunft nachzudenken. Nicht einmal ihre Gefühle füreinander hatten sie klar definiert. Trotz des um sie herum tobenden Krieges hatten sie geglaubt, dass sie alle Zeit der Welt hätten, um all das zu erforschen. Nach Anakins Tod war Tahiri nach und nach bewusst geworden, was ihr alles verwehrt bleiben würde. Niemals würde sie mit Anakin eine Familie gründen. Niemals würde sie eine Solo werden… Das Glück, welches Jaina nun widerfuhr, würde Tahiri niemals selbst kennen lernen. Sie mochte Freunde gefunden haben und von Han und Leia wie eine Tochter aufgenommen worden sein, aber im Grunde ihres Herzens war sie alleine und würde es immer bleiben. Als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, zuckte Tahiri keuchend zurück. Sie brauchte nicht die Macht, um zu wissen, dass es sich um ihren alten Meister Corran Horn handelte, aber sein Beistand war im Moment unerträglich für sie. Oft genug hatte sie in den letzten Monaten seine besorgten Blicke gespürt. Damit konnte und wollte sie sich jetzt nicht auseinander setzen. „Tahiri, du darfst dich nicht darin verlieren. Das würde Anakin nicht woll-“ „Meister Corran.“ Hinter dem Jedi-Meister tauchte Ben auf, das Gesicht und die Präsenz in der Macht ruhig, mit dem Hauch einer Bitte belegt. „Es besteht kein Grund zur Sorge.“ Für einen Moment schien der Ältere protestieren zu wollen, doch dann entschied er sich anders und nickte verstehend, ehe er sich an seine ehemalige Schülerin wandte: „Vergiss nie, dass du nicht alleine bist.“ Tahiri erwiderte nichts darauf, aber Corran schien das auch nicht erwartet zu haben. Er verließ ihr Quartier wieder und Tahiri blieb mit Ben alleine zurück. Sie versuchte, ihre Trauer wieder unter Kontrolle zu kriegen, wollte nicht vor Bens Augen weiter darin versinken. „Soll ich gehen?“, bot Ben auf einmal überraschend sanft an. Tahiri öffnete den Mund, um ‚Ja’ zu sagen, doch etwas hielt sie zurück. Wenn Ben jetzt hier war, bedeutete das, dass er sich gegen den Moment der Freude bei den Solos entschieden hatte, um zu ihr zu kommen. Gleichzeitig wollte er ihr jedoch die Wahl lassen, was nur bedeuten konnte, dass er keine Sorge hegte, sie könnte der Dunklen Seite anheim fallen. Er glaubte an sie. So wie Anakin damals, als alle Anderen sie aufgrund ihrer Erlebnisse bei den Yuzzhan Vong gemieden hatten. Zaghaft schüttelte sie den Kopf, ehe sie das Gesicht in den Händen barg. Wortlos ließ Ben sich neben ihr im Schneidersitz am Boden nieder. Sie berührten einander nicht, aber Tahiri konnte ihn ganz deutlich neben sich spüren. Und obwohl sie es vorher nicht einmal geahnt hatte, war das genau das, was sie jetzt brauchte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)