Dystopia von DarkRapsody ================================================================================ Kapitel 2: Tag 2 ---------------- Mit dem Tablett in der Hand setzt sie sich zu Ginoza und freut sich auf eine kleine Auszeit. “Gibt es was neues? Wie war dein Wochenende?” fragt Rei und probiert das Fleisch, dass es heute gibt. Yayoi lag richtig. “Es hätte besser sein können.” ist die einzig kühle Antwort. Das klingt besorgniserregend. “Ich würde dir liebend gern helfen, aber ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher ob ich etwas ändern könnte.” antwortet sie und nimmt einen Schluck Wasser. Manchmal ist es besser, das was man weiß nicht laut auszusprechen. “Ich weiß, ich weiß.” Ginoza sieht in die Ferne, als er sein Essen isst. “Weißt du was von Masaoka? Er ist ja seit einigen Tagen abwesend weil er krank ist und…” sie wusste nicht recht, ob sie es so sagen sollte. Ginoza scheint ein wenig sensible zu sein in letzter Zeit. “Nein, ich habe mit meinem alten schon seit Tagen nicht mehr geredet.” gibt er zurück und starrt weiter ins Nichts. “Du bist mein Freund und ich kann es mir nicht ansehen, wenn es dir schlecht geht.” sie nimmt seine schmale Hand und drückt sie leicht. “Ich kann heute Abend nach dem Training bei dir vorbeischauen und wir machen wieder einen kleinen Filmabend, der letzte ist schon viel zu lange her.” Ginoza sieht sie endlich an, mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen. “Gern, ich werde wohl was kochen.” “Das hoffe ich doch!” gibt sie zurück und fühlt sich um einiges besser. Nach einem der seltenen ereignislosen Tage geht es noch in den Trainingsbereich im Keller. Dort ist die Umkleidekabine mit Dusche, der Raum mit Parkett und einige Roboterdummies, die man auf bestimmte Kampfprogramme stellen kann. Seit Rei weiß, dass Ginoza Judo trainiert hat als er viel jünger war, ist sie Feuer und Flamme noch besser als er zu werden. Außerdem ist es sehr wichtig, nicht nur mit der Pistole auf jemanden zielen zu können, sondern auch sich selbst verteidigen zu wissen. Schnell wechselt sie in ihre Trainingskleidung und stellt sich den Trainingsbot auf mittlerer Schwierigkeit. Es ist nicht einfach, ein falscher Schlag gibt dem Bot Möglichkeit, ihre Schwachstelle im Angriff zu erwischen und den Kampf für sich zu gewinnen. Aber nein, sie muss stetig besser werden und das beste aus sich heraus holen. Entschlossen endet sie das Programm und wischt sich mit ihren Schweißbändern an den Handgelenken den Schweiß von der Stirn. Daheim sollte sie sich noch einmal umziehen, in ihrer Arbeitskleidung bei ihm auftauchen ist schon ein wenig zu viel. Voller Vorfreude setzt sie sich in ihr Auto und überlegt sich gedanklich ihr Outfit. Etwa einfaches bequemes vielleicht, sie hatte sich erst vor einigen Wochen online einen wirklich hübschen blauen Pullover gekauft. Der würde gut passen. In ihrer Wohnung begrüßt sie bereits ihr Assistent, der blaue Affe. “Das Wetter heute ist bewölkt. In der Innenstadt gibt es heute einen Informations…” “Ja ist schon gut.” winkt Rei ab und zieht ihre Kleidung aus. Mit einem Wisch auf ihrem Handspiegel sucht sie sich den Pullover für später heraus. Erstmal geht es unter die Dusche, den Schweiß abduschen und frisches Parfüm auflegen. Mit beschlagener Brille und nur in Unterwäsche wirft sie sich auf den Stuhl am Küchentisch und checkt auf dem Fernseher die Nachrichten. Derzeit hält es sich eher ruhig, es gab auch keinen Einsatz. Anscheinend ist auch die Verbrecherwelt mal zu müde, ihre Gräueltaten zu begehen. Aber das hält sicher nicht so lange wie gewünscht an. Mit frischer Kleidung und neuer Motivation verlässt sie die Wohnung und steigt in ihr Auto. Der Weg zu Ginozas Apartment ist nicht weiter als der wie zur Arbeit. In der Garage darunter parkt sie ihr Automobil, checkt im Handspiegel noch einmal ihr Aussehen bevor es die Treppen hinauf zum Fahrstuhl geht. Sein Apartment ist fast ganz oben, also fährt sie länger mit dem Aufzug. Genauso steigt auch ein wenig ihre Nervosität, aber es ist ja nur ein Treffen unter Freunden. Nur? Gerne wäre es mehr für sie. Eines unter Liebenden. Doch seine Augen sind auf eine andere gerichtet, die genauso wieder jemand anderen im Blick hat. Aber einer muss diesen Teufelskreis durchbrechen und heute ist eine gute Gelegenheit. Sofort springt ihr der kleine Siberische Husky entgegen, den sich Ginoza geholt hat. Hunde sind gute Begleiter wenn man jemanden um sich braucht. “Komm, bei Fuß!” ruft Gin aus der Küche. Es riecht nach verschiedenen Dingen, es scheint als ob er ein wenig mehr für das Abendessen aufgefahren hat. Wer wüsste denn, dass er in Wahrheit wirklich gut kochen kann wenn er will? Langsam tritt Rei ein und lächelt so nett sie nur kann. Die Haare hat sie zurückgebunden und die Brille heute gegen Kontaktlinsen getauscht. Eine kleine Ausnahme die sie gerne macht. “Setz dich, das Essen ist schon fertig.” er winkt ihr, Platz zu nehmen. Mit zusammengebunden Haaren und ohne Brille, sieht er wirklich anziehend aus. Seine traurigen Augen sind dieses Mal ernst und fokussiert. “Du brauchst deine Brille gar nicht, nicht wahr?” platzt Rei heraus und grinst breit. “Woher weißt du das?” Ginoza ist sichtlich beschämt. Er stellt eine Platte mit angerichteten Fleisch und Salat auf den Tisch. “Nur so, ich finde nur du siehst ohne einfach viel besser aus.” Rei nimmt sich einen Teller und legt sich ein wenig Essen auf. “Wie du meinst.” Ginoza schenkt ihr und sich roten Wein ein, bevor er sich ebenfalls an den Tisch setzt. “Ich sollte mit dir Klartext reden.” fängt Rei an, doch Ginoza hebt seine Hand. Verwirrt nimmt die junge Frau einen Bissen. Einfach lecker, wie erwartet. “Natürlich, du willst mit mir über meinen Kummer reden. Doch ich nehme alles ganz locker.” Aha, so sieht er aber nicht aus. “Du meinst dass Akane eigentlich nur Augen für Shinya hat und du im Liebeskummer ertrinkst?” Verdammt, damit hatte sie wirklich den wunden Punkt getroffen. “Vielen Dank, ich habe die Realisierung längst hinter mir. Aber es fällt mir...noch ein wenig schwer.” Sie nehmen schweigend einen Schluck vom Wein und sehen einander an. “Ich muntere dich gerne wieder auf, dafür sind Freunde da.” Ginoza öffnet seine Haare sodass sie wieder locker in sein Gesicht fallen. Es ist ein wenig bleicher und eingefallener geworden, seit er wohl seinen Kummer zu ersticken versucht. “Das Leben ist wirklich nicht einfach, mein Lieber.” meint Rei und nimmt ein Blatt Salat. So essen sie den Teller und schweigen die nächsten Minuten. Er weiß es, sie weiß nicht wie sie anfangen soll. Der Husky sitzt neben dem Stuhlbein von Ginoza und sieht sie mit seinen großen, blauen Augen an. “Weißt du, ich bewundere dich schon immer. Du darfst gern dein Herz bei mir ausschütten und würdest mir damit sogar noch eine Freude machen.” erklärt sie und stützt ihr Gesicht auf die Hände. “Das weiß ich.” entgegnet er ihrer Überraschung hin. So ehrlich, das kann nur daran liegen dass er schon einen Wein zuviel hatte. Wieder diese schrecklichen Sekunden in denen die Stille einen beinahe erschlagen will. Worüber sollen sie reden? Das ist schon ein bisschen peinlich. “Hier, nimm einen Bissen.” sie hält ihm eine Gabel hin und sieht fröhlich zu, wie Gin von seinem eigenen Essen probiert. “Wäre das was schlechtes, wenn ich sage es ist wirklich gut?” meint er nachdem er fertig ist. “Nein, es freut mich eher.” Rei stützt ihr Kinn auf die Hände und genießt den Moment. Seine langen dunklen Haare hängen ihm ein wenig lose in die Stirn. “Ich hoffe doch, dass ich dich ein wenig aufmuntern kann. Als Freundin ist es schließlich meine Pflicht, um dein leibliches Wohl zu sorgen.” Mit ihrem schönsten Lächeln sieht sie ihn weiter an, sucht Blickkontakt um die Spannung aufrecht zu erhalten. “Natürlich. Du möchtest mir gern etwas von dem Nachtisch herüberreichen?” fragt er und deutet auf den Schokoladenpudding. Rei nimmt ihn und gibt ihm einen Löffel bevor sie selbst probiert. “Wie immer wirklich sehr gut. Du solltest öfters etwas Liebe und Anstrengung in deine Kochkünste stecken, dann komme ich gern öfters vorbei.” Das Kompliment kommt gut bei ihm an. Genüsslich essen sie die Schokolade. Gerne würde sie ihn einfach nur küssen und trösten, aber Liebeskummer ist nicht einfach gegessen, buchstäblich. Die Uhr zeigt dass es schon richtig spät geworden ist. Auch wenn das System des Regen und Sonne alles regelt, es wird immer noch zur gleichen Zeit dunkel und hell um den Zyklus gleich zu halten. Eine dystopische Stadt, helle Lichter und ein immer lauerndes gefährliches Monster namens Kriminalität. “Wann geht es für dich wieder heim?” fragt er passend zu ihrem Gedanken. “Eigentlich sollte ich vor zehn wieder daheim sein damit ich morgen auf der Arbeit nicht zu erschöpft bin.” meint Rei und seufzt. “Ich bringe dich heim.” Ginoza steht entschlossen auf und stellt das Geschirr beiseite. “Das brauchst du nicht machen.Ich bin ja auch mit meinem Auto hier” winkt Rei ab. “Mach dir einen schönen Abend. Ich habe es sehr genossen.” Der Rotschopf lächelt besonders nett und packt ihre Tasche. “Eine junge Frau kann ich niemals alleine lassen draußen auf den gefährlichen Straßen.” Sein Ton ist neckisch, fast als ob er es ein wenig scherzhaft meint. “Gern, ich kann einem Gentleman wie dir das Angebot kaum abschlagen.” Im Auto ist es mollig warm. Abends wird es viel zu kalt ihrer Meinung nach. Den Weg nach Hause kennt das Auto, aber Ginoza fährt wie so üblich selbst anstatt die automatische Fahrhilfe zu nutzen. Die Stadt mit allen ihren Lichtern am Abend beruhigt sie irgendwie sehr. Zu wissen dass alle diese Menschen in ihren Zimmern sitzen und damit sicher sein sollten, gibt ihr ein wenig Zuversicht. “Wir sollten das öfters machen. Ich denke, das hilft dir mal auf andere Gedanken zu kommen.” Ginoza sieht weiter auf die Straße, doch nickt er leicht. Die Haare im Zopf sehen so verdammt gut an ihm aus...Rei schüttelt die Gedanken schnell ab und konzentriert sich auf ihr Tablet. Morgen ist wieder ein Außeneinsatz geplant, es muss der Plaza kontrolliert werden. Auf der Arbeit draußen arbeiten zu dürfen ist immer wieder gut, sofern es nicht in Gewalt enden muss. Leider ist die Heimfahrt viel zu schnell zuende. “Ich stelle dir dein Auto morgen früh bei dir ab. Keine Sorge.” Ginoza drosselt das Auto ab und öffnet ihr die Tür. “Wir sehen uns auf der Arbeit. Gute Nacht.” meint Rei und ist sich nicht sicher, ob sie es einfach so stehen lassen kann und lehnt sich zurück durch das Fenster ins Auto. Normalerweise wäre sie viel zu schüchtern, doch heute ist es ein anderer Tag. Mit einem eher schwachen Abschiedskuss auf die Lippen will sie sich vom Auto wegdrehen, doch erwidert Ginoza überraschenderweise den Kuss. In Büchern schreiben sie immer, dass er so wunderbar nach dem anderen schmecken würde und die Lippen so weich sind. Doch es ist nicht so, der Hauch von Schokolade liegt nur ein wenig dabei. Seine Lippen sind ein wenig rau und der Atem warm. “Bis morgen.” Rei zieht ihren Kopf aus dem Autofenster und dreht sich schnell weg, damit er nicht ihre rot angelaufenen Wangen sehen kann. Er ist wahrscheinlich nur froh, jemanden zu haben seit er den Kummer wegstecken will. Oder vielleicht sollte sie einfach nicht so negativ denken. In der Wohnung angekommen wirft sie ihre Klamotten auf den Boden und wirft sich in Unterwäsche aufs Bett. Das Herz schlägt ihr immer noch bis zur Brust, aber es macht sie glücklich. Denn manchmal muss man wohl sein Glück ein wenig herausfordern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)