Spherium von Yuugii (Kaiba/Yuugi) ================================================================================ Kapitel 36: Kapitel 36 ---------------------- Vor seinen eigenen Entscheidungen davon laufen? Kaiba nickte zustimmend, trotzdem hörte er diese Worte wie ein Echo in seinen Ohren widerhallen. Yuugi dachte äußerst positiv von ihm und Kaiba konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass diese Zusammenarbeit auch ihm selbst mehr brachte, als er sich eingestehen wollte. Wann hatte er zuletzt einen so angenehmen Abend mit anderen Leuten verbracht? Wie oft konnte er frei heraus plaudern, ohne zwanghaft auf seine Wortwahl achten zu müssen? Selbst seine meist viel zu sachliche und harsche Art verschreckte Yuugi nicht. Kaiba hatte sich selbst dazu entschieden, sich von Yuugi zu distanzieren. Er wollte nie etwas mit ihm und seinem Freundeskreis zu tun haben, doch nun fragte er sich, ob diese Entscheidung, die er damals gefällt hatte, vielleicht doch ein Fehler gewesen war. Er glaubte zwar nicht an diese Art von bedingungslosen Vertrauen wie Yuugi es tat, oder gar daran, dass man sich mit anderen Menschen so gut verstehen konnte, dass die Herzen auf einer Wellenlänge schlugen, trotzdem erfüllte ihn Yuugis Optimismus und schenkte ihm Zuversicht. Kaiba beugte sich zu seiner Tasche und holte seinen Laptop und einen Umschlag heraus. Das Surren des Geräts erinnerte ihn an seinen Büroalltag und seine Aufgaben in der Firma, aber er fühlte sich nicht gestresst, sondern motiviert. Spherium war keine Routine. Spherium war auch für ihn völlig neu und erfrischend. Die anderen Projekte, an denen in den einzelnen Abteilungen gearbeitet wurden, waren überschaubar und die meiste Arbeit blieb bei seinen Angestellten hängen, sodass er sich hauptsächlich um das große Drumherum kümmerte. Die letzten Monate hatte er fast nur mit Finanzen, Marketing und Controlling verbracht, also stellte Spherium auch für ihn eine willkommene Abwechslung dar. Seit er angefangen hatte, den Großteil seiner Aufgaben abzugeben, hatte er auch weitaus mehr Freizeit, die er in seine geplanten Projekte stecken konnte. Zum Glück hatte sich seine Sekretärin um alles Weitere gekümmert. Er öffnete sein 3D Programm. „Immer dasselbe.... ständig bleibt das Programm hängen“, knurrte er mürrisch und trommelte mit einem Finger wild auf der Tischplatte herum. Kaiba wurde ungeduldig. Die beste Software brachte nichts, wenn die Hardware nichts taugte und dabei handelte es sich bei seinem Laptop um das neueste Modell, das es auf dem Markt gab. Yuugi schmunzelte, legte den Kopf schief. „Schon wieder schlechte Laune?“, fragte er und hob amüsiert eine Augenbraue. „Ich bin nicht schlecht gelaunt“, meinte er monoton, ohne vom Bildschirm wegzusehen. Yuugi erhob sich von seinem Platz und setzte sich neben Kaiba. Dieser hob nun doch den Blick und rückte ein wenig zur Seite. „Ich kenne dieses Programm nicht, also wirst du mir eine Menge erklären müssen. Ich hoffe wirklich, dass du dafür genügend Geduld hast, wenn du bereits jetzt genervt bist, Kaiba-kun“, erklärte er dann, zog sein Jackett aus und legte es über die Stuhllehne, nebenbei krempelte er sich die Ärmel seines Hemdes hoch. Der Brünette atmete tief durch. Yuugi hatte Recht. Er musste die Ruhe bewahren und sich nicht wegen solcher Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen lassen. Er war der Chef. Es war sein Job ruhig zu sein und Anweisungen zu geben. Trotzdem kochte jedes Mal, wenn etwas nicht nach Plan ging oder unerwartete Probleme aus dem Nichts auftauchten, die Wut in ihm hoch. „Keine Sorge. Es ist mein Job dich einzuweisen und du weißt, dass ich Perfektionist bin.“ „Vielleicht ist da der Fehler?“ „Was für ein Fehler?“ „Fehler passieren. Man kann nicht immer alles zu 100% so machen, wie man es geplant hat, aber das darf einen trotzdem nicht aus der Ruhe bringen. Du bist direkt genervt, wenn etwas nicht plangemäß abläuft. So ein Programm braucht länger zum Hochfahren und braucht eine Menge an Arbeitsspeicher. Kein Grund, direkt genervt zu sein. Ich habe Zeit“, meinte er und schenkte Kaiba ein Lächeln, von dem er nicht wusste, ob er es als Provokation oder als nette Geste meinte. Yuugi war so gefasst und ruhig, dass Kaiba selbst seine Zweifel vergaß. Dass das Programm länger zum Starten brauchte als gedacht, ärgerte ihn von einem Moment auf den nächsten nicht mehr. „Dann mach dich bereit dazu, die ganze Nacht hier zu sitzen“, grinste er und lehnte sich zurück. „Kein Problem, ich habe ja eine nette Begleitung.“ Kaiba sagte daraufhin nichts. Stattdessen öffnete er den Umschlag und zog die Blaupausen heraus, verteilte sie auf dem Tisch und gab Yuugi einen Moment Zeit, sich mit den Unterlagen vertraut zu machen und die Bauzeichnungen zu verstehen. Kaiba hatte rund um die Sphäre weitere Geräte gemalt. Zwei Sitzplätze. Ein Gerüst um die Sphäre herum. Akribisch genaue Berechnungen der einzelnen Teile und wie sich die Hologrammtechnik einfügen sollte. Nachdenklich beugte sich Yuugi darüber und nahm einen der Entwürfe in die Hand, um sich die einzelnen Details genauer ansehen zu können. Er war so fasziniert von Kaibas exakten Entwürfen, dass er nicht mal bemerkte, dass dieser ihn einen prüfenden Blick entgegen warf. „Und? Irgendetwas auszusetzen?“ „Das ist perfekt. Und für einen Prototypen sieht es sehr solide aus.“ „Spherium wird zunächst in Richtung Arcadegaming gehen. Ich halte es für sinnvoll, erst mal zu probieren, wie sich das Ganze realisieren lässt, bevor wir an Massenproduktion denken. Aufgrund der ganzen Technik dahinter, wird es kein Spiel sein, dass man mal eben unterwegs spielen kann. Generell dauert eine Partie recht lang, wenn man davon ausgeht, dass beide Spieler gut sind und daher habe ich die Sphäre in einer weiteren Sphäre integriert, in der man sitzen kann.“ „Das Spielfeld ist weitaus größer, als ich gedacht hätte“, murmelte Yuugi ohne den Entwurf aus der Hand zu nehmen. „Klar, anstelle der Marker dachte ich an Duel Monsters Figuren, die auf der Sphäre erscheinen. Ich glaube, dass das als Grundkonzept besser funktioniert und ein angenehmen Spielfluss bringt, wie auch ein bisschen Entertainment.“ „Grandios... aber diese Blaupause hier...“, Yuugi nahm einen weiteren Entwurf in die Hand und zeigte auf die Zeichnung. „Die sieht anders aus. Und was soll diese gigantische Kugel außerhalb der Sphäre?“ „Hach, Yuugi... du musst größer denken! In ganz anderen Dimensionen! Das eigentliche Spiel wird in den Kaibaparks und den Arcadehallen sein, aber ich wäre wohl kaum Seto Kaiba, wenn ich unser erstes Spiel nicht besonders inszenieren würde, oder?“ Yuugi legte den Kopf schief und warf ihm nur einen skeptischen Blick zu. „Das ist die Erde, Yuugi.“ „Warte... was?!“ „Ich plane auf meiner Raumstation eine spezielle Version von Spherium zu bauen, wo nur wir beide miteinander spielen werden. Unsere Duelle sind für mich etwas Besonderes und auch der Rest der Welt soll unseren Kampf sehen. Die Menschen sollen den Kampf zweier erbitterter Rivalen sehen und bestaunen können! Die Monster werden also nicht auf der Sphäre, sondern auf der Erdkugel mithilfe von Satelliten übertragen, welche die Hologramme um die Erdatmosphäre transferieren werden“, erklärte Kaiba mit einem solch zufriedenen Gesichtsausdruck, als würde er über die Erfolge seines eigenen Kindes reden. Er war so vernarrt in diese Idee, dass ihn Yuugis ungläubiger Blick nicht mehr erreichte und er weiter von seiner Vorstellung und ihrer epischen Revanche prahlte. Dieses Duell würde neue Maßstäbe setzen. Die ganze Welt sollte wissen, wozu die Kaiba Corporation in der Lage war und dass die Ideen aus den Science Fiction Romanen nicht mehr in ferner Zukunft lagen, sondern in greifbarer Nähe. Die Technik des 21 Jahrhunderts war bereits so weit vorangeschritten, dass selbstfahrende Autos den Menschen kein müdes Lächeln mehr entlockten, sondern zum absoluten Standard werden würden. Diese Zukunft war nur noch einen Schritt entfernt. Vieles, von dem man glaubte, dass dies erst in ein paar hundert Jahren umsetzbar war, war bereits heute gut machbar. Meist fehlte es nur an Geldern und Akzeptanz der Gesellschaft. Es lag meist an der moralischen Komponente und die Gefahren der Digitalisierung. Die Furcht vor der Abhängigkeit. Bereits heute war der Einsatz von Robotern und künstlichen Intelligenzen ein Teil der funktionierenden Gesellschaft. Automaten, die Tickets oder Getränke verkauften. Roboter, die in Museen eingesetzt wurden, um die Geschichte der Menschheit herunter zu rattern. Der Mensch selbst wurde immer bequemer und viele lästige Aufgaben wurden an die niemals quengelnden KIs abgegeben. Warum sich die Mühe machen und selbst Kaffee kochen, wenn man doch einen Knopf drücken konnte und sich bequem auf die Coach setzen und mit einem guten Buch in der Hand darauf warten konnte, dass der Kaffee von selbst in die Tasse kam? Warum aufstehen und den Lichtschalter betätigen, wenn Händeklatschen reichte? Selbst das ganz normale Leben wurde mehr und mehr von Technik bestimmt. Selbst die kleinsten alltäglichen Dinge wurden mithilfe von technischen Hilfsmitteln bewältigt. Bereits heute war Japan derart vernetzt und digitalisiert, dass es für die meisten Menschen vollkommen normal war, nicht von einem Menschen aus Fleisch und Blut begrüßt zu werden, sondern von einer automatischen Ansage. Kaiba war der Ansicht, dass dies die Zukunft der Menschheit war. Er selbst wollte ein Teil dieser Zukunft sein. Und nicht nur am Rande erwähnt. Nein, die KC würde maßgeblich am Wandel der Gesellschaft beteiligt sein. Er wollte ein Teil dieser Zukunft sein. Bereits jetzt sammelte er weltweit Daten. Zwar meist nur über andere Duellanten, aber schon bald würde diese Art der Überwachung und Kontrolle vollkommen legitim sein, da sie langfristig zu mehr Sicherheit führen würde. Kaiba glaubte fest daran, dass Kontrolle gleichzusetzen war mit guten Ergebnissen. So hatte er ein wachendes Auge auf Domino und die Anzahl der schweren Delikte wurden immer geringer, da dank der Technik Straftäter weitaus schneller überführt werden konnten. Kaiba war stolz darauf, dass er dank seiner Satellitenbilder zur Lösung schwieriger Fälle beitragen konnte. Dadurch, dass Kriminelle weitaus schneller gefasst werden konnten, wurde Domino langsam sicherer. Obwohl Kaiba diverse Banden und Vereinigungen immer noch ein Dorn im Auge waren. Er duldete Kriminelle in seiner Stadt nicht. Domino würde sich so entwickeln, wie er es sich vorgestellt hatte. Seine Satelliten waren zwar in erster Linie dazu da, um die Duellanten bei ihren Duellen zu sehen und ihre Fähigkeiten zu bewerten, aber sie sammelten jedoch auch Informationen und wenn Kaiba es wollte, konnte er den Standpunkt jedes einzelnen Menschen, der sein Interesse geweckt hatte, herausfinden. Seinem wachen Blick entging nichts. Ob das moralisch korrekt war, interessierte ihn nicht. Immerhin nutzte er die Möglichkeit der Überwachung selbst nur dann, wenn es absolut nötig war und seit er Yuugi als seinen Partner eingestellt hatte, achtete er mehr darauf, diese Möglichkeit nicht zu missbrauchen. Er achtete mehr auf die Privatsphäre seiner Mitarbeiter. Nun, eher wollte er Yuugis endloses Vertrauen nicht missbrauchen und glaubte, dass Yuugi auch ohne Hilfe gut zurecht kam. Was zu Anfang wie eine absolut dumme Idee erschien, erwies sich mehr und mehr als kluger Schachzug. Yuugi war durchaus fähig, die ihm übertragenen Aufgaben zu erledigen, sodass die meisten Überwachungsgeräte in der KC seitdem auf Standby standen. Hologramme waren ein Teil der Zukunft und seine Technik hatte diese Welt bereits jetzt so sehr geprägt, dass Duelle in Duel Monsters mit lebensechten Darstellungen der Monster nicht mehr wegzudenken waren. So oder so, war es die Überwachung und die Technik, die die soziale Gesellschaft zum Positiven wandelte. Demnach war Kaiba von seiner Technik dermaßen überzeugt, dass die negativen Kritiken für ihn wie kindisches Geplärre konservativer alter Leute klang, die sich nach Tradition sehnten und Angst davor hatten, dass die Menschlichkeit und moralische Werte verloren gingen, während sie selbst die meisten Gespräche mit den Freunden über ihre Smartphones abhielten und Gebrauch dieser verpönten Technik machten. Ihn ging es viel mehr um die Katalogisierung und das Sammeln von Informationen, die ihm zur Erstellung eines perfekten Netzes nützlich werden würde, das nicht nur Japan, sondern die ganze Welt, miteinander verband. Daraus konnte man nur profitieren. Dieser Strukturwandel war der Geist der Zeit und manchmal waren Opfer nötig, um die gesamte Menschheit an sich weiter zu bringen. Der Wegfall von Arbeitsplätzen war sicher ein Problem, aber Kaiba wollte sich den sich ihm erstreckenden Möglichkeiten nicht verschließen. Außerdem schuf die Kaiba Corporation jährlich mehrere hunderttausend neue Jobs. Mit jedem Mitarbeiter, der durch eine Maschine ersetzt wurde, wurde eine andere Arbeitskraft an einer anderen Stelle notwendig. Die Digitalisierung war eine unveränderbare Tatsache der menschlichen Gesellschaft und nicht mehr aufzuhalten. Spiele basierten auf Programmen, Codierungen und verließen sich auf technische Geräte. Die Nachfrage nach Spielen, die man bequem vor dem Fernseher oder unterwegs auf dem Handy spielen konnte, wurde immer größer und Kaiba sah in dieser Branche extrem viel Potential. Es wäre ein großer Fehler, dies zu ignorieren, weshalb die KC auch in viele verschiedene Richtungen ging. Spiele waren kein bloßer Zeitvertreib mehr, sondern ein Teil der Gesellschaft. Damals war es normal sich im Kino einen Film anzusehen, heutzutage waren der Großteil der Konsolenspiele so gut umgesetzt, das sie als Blockbuster durchgingen und immer mehr Aufmerksamkeit in diese Richtung geworfen wurde. Diesen Wandel zu ignorieren wäre fatal. Kaiba als Spieleentwickler wusste, wie er mit dieser Aufmerksamkeit der Medien umzugehen hatte und arbeitete gezielt darauf hin, die Presse mit seinen Projekten zu begeistern. „Natürlich ist es dafür nötig, dass ich die exakten Maße der Erde ermittele und das Datennetz der KC weiter ausbaue, aber das hatte ich ohnehin vor. Die Digitalisierung unser Welt ist ein wichtiger Bestandteil unserer Evolution als Menschen.“ „Ist das dennoch nicht zu viel Guten? Das ist weitaus mehr Arbeit als geplant, dafür dass es keinen richtigen Nutzen hat. Und wie werden die Menschen reagieren? Es gibt immer noch eine Menge Menschen, die Angst vor den lebensechten Hologrammen haben. Ein Drache, der plötzlich am Himmel erscheint könnte eine Massenpanik verursachen. Und somit neue Debatten anregen.“ „Yuugi, das ist die Zukunft. Mal davon abgesehen, dass ich die Menschen ohnehin vorher informieren werde, ansonsten würde das negativ auf mich zurückfallen. Ein Projekt wie Spherium wird den Menschen erst mal bewusst machen, wie weit die Technik ist und was man alles mit ihr machen kann. Dass man Spiele nicht nur auf dem Bildschirm spielen, sondern auch in die Realität verfrachten kann.“ „Ich weiß ja nicht...“ Der Gedanke, die Erde selbst als Spielfeld zu nutzen, war verlockend. Dennoch gab es so viele Gefahren, die er aufkommen sah. „Virtual Reality war bereits seit dem 19 Jahrhundert ein Thema, das Wissenschaftler weltweit erforscht haben. Schon damals waren die Menschen von den schier endlosen Möglichkeiten fasziniert.“ Yuugi wirkte immer noch nicht überzeugt, hörte ihm weiterhin aufmerksam zu. „Damals war das Ganze noch nicht so weit entwickelt wie heute. Man sagte, es wäre schlicht und ergreifend nicht realisierbar. Man hatte damals nicht die Möglichkeiten, eine virtuelle Welt realistisch darzustellen. Aber heute ist das anders. Das ist die Veränderung, die sich in den letzten Jahren immer mehr entwickelt hat. Virtual Reality ist heutzutage kein Wunschdenken mehr, sondern eine eigene Branche und die Spiele in diese Richtung erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Siehst du denn wirklich das Potential nicht? Reicht es dir, wenn Spherium allein in Arcadehallen spielbar ist? Strebst du nicht nach Höherem?“ „Ich verstehe, was du sagen willst, aber ich glaube, dass du eine andere Vorstellung von Spielen hast als ich. Spiele sind für mich kein Werkzeug, um meine überragenden Fähigkeiten zu präsentieren, sondern eine Leidenschaft, in der ich mich ausleben und einfach nur Spaß haben kann. Du vermischt Spiele, in diesem Fall Spherium, mit Wissenschaft. Ich will ein Spiel schaffen, dass Freude bringt. Ich möchte niemanden damit überzeugen, sondern meine Kreativität ausleben und damit andere Menschen begeistern.“ „Ich sage auch nicht, dass das nicht geht, Yuugi. Die Technik verändert sich. Sie entwickelt sich weiter. Was damals kindische Phantasien waren und als Unsinn abgetan wurde, ist heute Realität. VR wird zwar meist in Spielen eingesetzt, aber damit ist weitaus mehr möglich. Durch Spiele gewöhnen sich die Menschen viel eher an diese Technik. Sie lernen besser mit ihr umzugehen.“ „Hm... du willst Spherium aber nicht nutzen, um damit Spaß zu haben, sondern um deine Revanche imposant in Szene zu setzen. Geht es dir wirklich um Spherium und den Nutzen, der sich daraus ergibt oder um dein Ego? Deinen Ruf?“ Kaiba fand keine Antwort darauf. Ging es ihm wirklich darum, Spherium fertigzustellen oder hatte er unbewusst mit Hintergedanken gehandelt? War seine Entscheidung, Yuugi bei seinem Spiel zu helfen und ihn zu seinem Partner zu machen, etwa aus selbstsüchtigen Gründen motiviert? Für einen Moment stockte ihm der Atem. Yuugis prüfender Blick lag auf ihm. Die letzten Wochen waren anders gewesen. Besonders. Er fühlte sich in seiner Arbeit geradezu beflügelt und auch wenn er es ungern zugab, so war Yuugis bloße Präsenz beruhigend und erfüllte ihn mit einem eigenartigen Gefühl der Sicherheit. Mit Yuugi an seiner Seite fühlte er sich motivierter und irgendwie ausgelassener. Die Dinge, die er sonst zu verdrängen versuchte, waren auf einmal weniger schlimm und viel erträglicher. Ihre Zusammenarbeit hatte etwas in Gang gesetzt, von dem er nicht wusste, dass es zum Stehen gekommen war. Yuugi auszunutzen und somit Atems Wunsch mit Füßen zu treten, war das Letzte, was er wollte. Nein, hier ging es um weitaus mehr. „Ich verstehe, was du meinst und ich stimme dir auch zu. Ich möchte nur nicht, dass du mein Spiel zum Spielball der Wissenschaft machst...“ „Yuugi, ich schätze dich als Person.“ „Hm? Was?“, fragte Yuugi unsicher nach und betrachtete ihn mit großer Verwunderung. „Zwing mich nicht dazu, das zu wiederholen...“, grummelte Kaiba und ließ sich seine Aufregung kein bisschen anerkennen. „Du bist mir wichtig und ich könnte mir niemals verzeihen, würde ich dich für meine Zwecke missbrauchen, deshalb... vertrau mir. Spherium wird die Welt verändern. Natürlich werden dadurch Debatten angeregt, aber das ist gut so. Die Gesellschaft an sich muss lernen mit dieser Technik umzugehen und erkennen, dass sie nicht nur eine Gefahr ist. Spherium wird die Menschen weltweit bewegen.“ „Kaiba-kun... danke.“ Gemeinsam setzten sie sich wieder an die Blaupausen. Als das Programm nach einer gefühlten Ewigkeit startete, konnte Kaiba seinem Geschäftspartner eine 3D-Animation des Geräts vorstellen, die er selbst angefertigt hatte. Er erklärte ihm jedes Detail und wie welcher Teil hergestellt werden würde, welche Metalle verwendet werden würden, um das Gerüst zu bauen und wie die Hologramme programmiert werden würden. Nach einer ganzen Weile kam ein Kellner zu ihrem Tisch und fragte, ob sie noch etwas wünschten. Ohne großartig nachzudenken, bestellte Kaiba einen Espresso für sich selbst und einen Kaffee mit Schokonote für seinen Partner. Es erstaunte ihn selbst, dass er sich Yuugis Eigenart gemerkt hatte und Yuugi grinste breit vor sich hin, sagte aber kein Wort. Die Zeit verging rasend. Es war bereits halb eins in der Nacht und immer noch sprachen sie angeregt über ihr Projekt und diskutieren zwischendurch über die Veränderungen, die ein solches Spiel mit sich brachte. Irgendwann hatten sie die Planung komplett durchgesprochen und Kaiba machte Notizen darüber, welche seiner Angestellten für die komplizierte Programmierung zuständig sein würde. Yuugi staunte darüber, wie schnell sie sich einig wurden und mit viel Begeisterung Kaiba von Spherium sprach. Seine Augen strahlten. Seine Seele war befreit. Nichts mehr zu sehen von dem sonst so griesgrämigen Firmenleiter, der alles viel zu ernst nahm und immer alles perfekt machen wollte. Yuugi hatte das Gefühl, als würde er mit einem guten Freund einen ganz normalen Abend verbringen, wo sie über ihre Erfahrungen und Wünsche sprachen. Sie teilten dieselbe Leidenschaft und diese Leidenschaft für Spiele, diese schier endlose Faszination für diese, verband ihre Seelen. Kaibas Lachen war echt. Seine Euphorie für Spherium war nicht gespielt und zum ersten Mal seit Langem fühlte sich Yuugi ernst genommen. Mit Kaiba zusammen würde Spherium ein Erfolg werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)