Spherium von Yuugii (Kaiba/Yuugi) ================================================================================ Kapitel 34: Kapitel 34 ---------------------- Am Nachmittag stand Isono mit der Limousine vor der Haustür der Mutous. Kaiba hatte es also absolut ernst gemeint, als er sagte, dass er Isono mit dem Kauf eines angemessenen Anzugs beauftragen würde, trotzdem staunte Yuugi nicht schlecht, als ihm so richtig bewusst wurde, dass er zusammen mit diesem einkaufen gehen sollte. Der Preis sei Nebensache, hatte er gesagt. Gut sitzen sollte der Anzug, nicht spannen oder zu weit geschnitten sein. Modern, stilvoll, elegant und vor allem teuer. Kaiba wollte wohl nicht, dass Yuugi mit irgendeinem billigen Firlefanz bei ihrem Abendessen aufkreuzte. Und das wiederum bedeutete, dass Kaiba sich irgendein schickes Restaurant ausgesucht haben musste. Sämtliche Widerworte von Yuugis Seite aus wurden ignoriert und nicht einmal ernst genommen. Als er mit Isono durch die Straßen Dominos fuhr, musste er mit Erschrecken feststellen, dass dieser keine der billigen Läden ansteuerte, sondern vor einem Designerladen stehenblieb. Perplex starrte er seinen Fahrer an. Seine Augen sprachen eine klare Sprache. Das hier war eine Boutique und was immer sich Kaiba da vorgestellt hatte, sprengte den preislichen Rahmen eines einfachen Geburtstagsgeschenkes unter Freunden. Für Kaiba war das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. So unwichtig, dass es sich nicht mal lohnte über die Summe zu sprechen, die hier verprasst wurde. Für Yuugi war es aber ein weltbewegender Moment, denn er glaubte, dass die Kleidung in dieser Boutique insgesamt mehr kosten würde als ihre gesamte Hauseinrichtung. War das Kaibas Ernst? „Isono-san, das geht doch nicht! Wir können doch zu dem Bekleidungsladen in der Innenstadt gehen!“, versuchte er seinen Fahrer zu überzeugen, welcher unbeeindruckt den Motor abstellte, den Schlüssel zog und ausstieg. Er öffnete seinem Fahrgast die Tür und setzte sich ganz nebenbei seine Sonnenbrille auf. Vermutlich um wie ein ernstzunehmender Bodyguard zu wirken. „Mutou-san, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Kaiba-sama hat diesen Laden selbst empfohlen und ich werde meine Anweisungen nicht ignorieren. Es würde sofort auffallen, würden sie mit einem billigen Anzug zu ihrem Abendessen aufkreuzen und dies würde negativ auf mich zurückfallen.“ „A-aber...“, kam es ihm noch mal über die Lippen, dann senkte er den Blick und stieg aus der Limousine. Isono verplemperte keine weitere Zeit und steuerte den Laden an. Mit einem mulmigen Gefühl folgte Yuugi ihm. Er fühlte sich extrem unwohl bei der Sache. Was auch immer Kaiba für eine Vorstellung eines angemessenen Anzugs vorschwebte, so ein teures Geschenk ging weit über ihren geschäftliche Beziehung hinaus. Als sie die Tür öffneten, ertönte eine leises Klingeln, was den Verkäufern signalisierte, dass Kundschaft eingetreten war. Es dauerte auch nicht lang, bis der erste Verkäufer angelaufen kam. Yuugi selbst mochte es nie, wenn er beim Kauf von Kleidung bedrängt wurde oder jemand ihn eine Entscheidung aufschwatzen wollte. Aber hier war es wohl kaum vermeidbar. Der Verkäufer war ein älterer Herr, der selbst einen maßgeschneiderten Anzug trug und seine zum Teil schon ergrauten Haare ordentlich nach hinten gestriegelt hatte. Sein Erscheinungsbild ließ darauf schließen, dass er durchaus Ahnung hatte und seine Kunden stets mit guter Beratung zur Seite stand. Yuugis Blick schweifte umher. Bereits im Eingangsbereich standen Mannequins mit teuren Designeranzügen. In der Mitte des Laden stand ein Tisch, auf dem eine Champagner Flasche und mehrere umgedrehte Gläser standen und als er einen Blick gen Boden warf, erkannte er, dass er auf einem roten Samtteppich stand. Das Samt glänzte leicht im Licht, zeitgleich wuchs sein schlechtes Gewissen. Allein die Innenausstattung ließ darauf schließen, dass hier ausschließlich Kundschaft verkehrte, die auf teure Kleidung und bekannte Markennamen Wert legte. Er war buchstäblich in einer komplett neuen Welt angekommen, sodass er die Nervosität immer mehr spürte, die ihm den Nacken hoch kroch und ihn zu übermannen schien. Auf einem eher schlichten Anzug war das Logo der Marke CalvinKlein abgedruckt und am Ärmel hing ein Preisschild, das die Ware mit einem unglaublichen Preis von 120.000 Yen (ca. 950€) auszeichnete. Bereits jetzt blieb ihm vor Schreck die Spucke weg, trotzdem wollte er Isono nicht in Schwierigkeiten bringen. Dieser sprach angeregt mit dem älteren Herrn. „Mein Name ist Yamashi, mir gehört der Laden. Wie ich hörte sind sie ein Freund von Kaiba-sama. Er kauft hier regelmäßig seine maßgeschneiderten Anzüge. Für meine Kunden ist mir nichts zu anstrengend und wenn Sie hier nichts nach ihren Vorstellungen finden, werde ich Ihnen gerne einen Anzug schneidern. Zunächst sollten wir einmal ihre Maße nehmen“, sagte er mit einem überfreundlichen Lächeln und bat Yuugi mit in den hinteren Bereich. Während Yuugi etwas verloren in der Gegend rumstand, bat der Betreiber des Ladens ihn darum, sich bis auf die Unterwäsche frei zu machen. „Was? Das ist doch gar nicht nötig...“, erklärte Yuugi und winkte ab. Ein Anzug von der Stange reichte doch vollkommen aus! „Doch, das ist es. Wenn ich eine genaue Vorstellung Ihrer Maße habe, kann ich weitaus besser abschätzen, welche Anzüge Ihnen passen werden. Ich möchte Ihnen nicht zu Nahe treten, jedoch sind sie etwas kleiner als der Durchschnitt und demnach würde es die Suche nach einem passenden Set vereinfachen.“ Mit einem tiefen Seufzen ließ Yuugi das Prozedere zu. Mit einem Maßband, Stift und Schreibblock gewappnet, vollbrachte der Verkäufer seine Arbeit nicht nur äußerst rasch, sondern auch professionell. Seine Finger huschten über Yuugis Konturen, mehrmals machte er sich Notizen und glich diese mit einer Größentabelle ab. Da er Yuugis Unmut wohl bemerkt hatte, machte er sich große Mühe ihm zu erklären, wie wichtig ein gut passender Anzug war, denn immerhin würde man diesen ja nicht nur einmal tragen, sondern mehrmals und über einen längeren Zeitraum. Nicht vorzustellen, wie schrecklich es wäre, einen unbequemen Anzug zu tragen, der an verschiedenen Stellen zu eng saß oder herumflatterte. Qualität war das wichtigste beim Kauf eines Anzugs. Er ging förmlich auf in seinem Job. Sein Job war eindeutig seine Berufung und mit großer Begeisterung erklärte er die neue modische Kollektion und welche Farben, Formen und Accessoires in diesem Sommer besonders gefragt waren. Er riet von Mokassins ab, meinte das polierte Schnürschuhe besonders elegant wären und für ein Geschäftsessen die perfekte Wahl wäre. Mit Erstaunen stellte Yuugi fest, dass es beim Kauf eines Anzugs weitaus mehr zu beachten galt als die Frage, ob man nun eine Fliege oder eine Krawatte trug. „Gut, Sie haben einen besonders hellen Teint, Ihre Augen jedoch fallen sofort auf, so auch ihre Haarfarbe. Ihre Körperfigur ist eher klein, jedoch können wir das mit dem richtig zusammengestellten Outfit sehr gut kaschieren. Ihre Schultern sind jedoch etwas zu schmal, also werde ich so oder so nochmal den das Jacket ausbessern müssen, damit es Ihnen nicht von den Schultern fällt.“ „Und das bedeutet jetzt?“ „Nun, ich habe bereits eine genaue Vorstellung, was Ihnen am besten steht. Marine, Dunkles Violett, Schwarz und dunkles Grau würde Ihnen sehr gut stehen. Auf Grün oder generell grelle Farben würde ich an Ihrer Stelle verzichten, aber letztendlich ist es Ihre Entscheidung“, erklärte Yamashi, drehte sich um und schien seine Notizen nochmal durchzugehen. „Wir nehmen drei Anzüge, einmal Marine, Schwarz und Grau“, warf Isono ein. Yuugi hob den Blick und versuchte etwas durch die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille zu erkennen. „Kaiba-sama hat bereits genaue Vorstellungen. Er wollte, dass sein Geschäftspartner mehrere Anzüge für verschiedene Anlässe erhält. Der Preis spielt keine Rolle.“ „Was?!“, brachte Yuugi heraus. Vor lauter Erstaunen waren ihm seine Worte im Hals steckengeblieben. Was für abstruse Vorstellungen hatte Kaiba von einem Geschenk? Das konnte er im Leben nicht annehmen! Isono tat so, als hätte er Yuugis Aufschrei und seinen offensichtlichen Protest nicht einmal mitbekommen, denn er erklärte Yamashi weitere Details, die die Anzüge auf jeden Fall haben sollten und von denen er der Ansicht war, dass diese besonders wichtig für einen guten, ersten Eindruck waren. Zügig zog Yuugi sich seine Klamotten wieder an und eilte mit noch offenem Hemd zu Isono. Sein Blick sprach eine klare Sprache. „Das geht zu weit! Das ist zu viel des Guten. Bitte sagen Sie Kaiba-kun, dass ich dieses Geschenk auf keinen Fall annehmen kann!“, brachte er mit fester Tonlage zum Ausdruck. „Mutou-san... Sie sollten nochmal nachdenken. Meinem Chef Kaiba-sama geht es nicht darum, Ihnen ein Geschenk zu machen, sondern einzig und allein um seinen Ruf. Es geht hier nicht um Sie, sondern um ihn. Das Erscheinungsbild eines Geschäftsmannes sollte seriös sein und wenn Sie mit jemanden wie Kaiba-sama zukünftig arbeiten wollen, müssen Sie sich fügen“, seufzte Isono theatralisch. „Heißt das, dass Kaiba-kun sich für mich schämt?“, murmelte Yuugi hinter vorgehaltener Hand. „Nein, aber Sie sind dabei eine Welt zu betreten, in der auch das Aussehen enorm wichtig ist. Sie müssen verstehen, dass Kaiba-sama einer der größten und bekanntesten Entwickler der Welt ist und es umso wichtiger ist, dass dieses Bild unter keinen Umständen Risse bekommt. Ganz egal, wo er hingeht, immer sind alle Blicke auf ihn gerichtet, daher muss auch seine Begleitung besonders sein“, meinte er dann und setzte nun die Sonnenbrille ab, um Yuugi genau in die Augen sehen zu können. Auf seinen Lippen ein Lächeln. Yuugi wusste, dass er die Wahrheit sprach. Auch wenn es ihm nicht gefiel, diesen Gefallen anzunehmen, so blieb ihm nichts Anderes übrig, wenn er seinen Chef nicht zum Gespött der Leute oder gar zum nächsten großen Thema sämtlicher Klatschzeitschriften machen wollte. „Gut... ich verstehe“, waren seine Worte. Nur gehaucht. Niedergeschlagen. Er musste dieses Geschenk wohl oder übel annehmen, trotzdem würde er Kaiba nochmal deshalb ansprechen und ihm sagen, dass er ihm das Geld auf jeden Fall zurückzahlen würde, auch dann, wenn dieser ihn auslachen würde. Kaiba sollte nicht denken, dass Yuugi auf ihn angewiesen war. Natürlich war er das in gewisser Weise, aber er wollte nicht, dass Kaiba tatsächlich glaubte, dass Yuugi sich von ihm abhängig machte. Einige Stunden später war Yuugi endlich zu Hause angekommen. Wer hätte denn auch ahnen können, dass die Suche nach einem passenden Anzug so anstrengend sein würde? Vier Stunden hatte er in diesem Laden verbracht. Immer wenn er einen Anzug ausgesucht hatte, hatten entweder Yamashi oder Isono den Kopf geschüttelt. Insbesondere Yamashi ließ sämtliche seine Argumente abprallen und brachte mit jedem abgelehnten Anzug ein neues Exemplar hervor, welcher dann nicht nur noch schicker aussah, sondern auch das Vielfache vom vorherigen kostete. Irgendwann hatte Yuugi den Überblick verloren. Wie viel Yen hatten sie am Ende ausgegeben? Und dann noch die zusätzlichen Accessoires. Gerade als er erleichtert feststellte, dass sie endlich mehrere Anzüge ausgesucht hatten, kam Yamashi mit zig verschiedenen Modellen von Krawatten, Krawattennadeln und Manschettenknöpfen um die Ecke. Sieben verschiedene Krawattennadeln und dazugehörige Krawatten hatte er ihnen aufgeschwatzt. Drei verschiedene Paar Schuhe. Zwei Sets Manschettenknöpfe. Vier Einstecktücher, zwei davon sogar mit Duel Monsters Abbildungen. Yuugi hatte sich sofort für den Schwarzen Magier entschieden. Sechs Hemden. Yuugi vergrub seinen Kopf im Kissen. »Ich will gar nicht wissen, wie viel das Ganze gekostet hat...« Das einzige, woran er momentan denken konnte, war, dass er Kaiba eine Menge Geld abgeknöpft hatte. Es war ja schon schlimm genug, dass er gleich mehrere Anzüge annehmen musste, aber dann noch die ganzen kleinen Extras. Isono hatte ihm zwar versichert, dass auch diese Accessoires von Kaiba abgesegnet wurden und dass es sogar dessen Wunsch war, dass er passende Highlights bekam, die seinen Charakter unterstrichen, trotzdem fühlte Yuugi sich wie das Letzte. Kaiba hatte ihm dieses Geschenk nur gemacht, weil er sich selbst keinen anständigen Anzug leisten konnte und jetzt kam es ihm so vor, als hätte er seinen Rivalen ausgenutzt. Sicher sah Kaiba das anders. Vermutlich hätte er ihm ins Gesicht gelacht und ihn verspottet. Geld spielte für Kaiba schon lange keine Rolle mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)