Spherium von Yuugii (Kaiba/Yuugi) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- „Mokuba...“, sagte Yuugi zum wiederholten Male und versuchte den Schwarzhaarigen zu beruhigen, doch dieser hörte nicht auf ihn und schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. „Was denkt er eigentlich, was er ist? Mein Vater? Ich bin sein Bruder und er behandelt mich wie ein kleines Kind!“, meckerte er und griff nach seinem Glas, trank dieses komplett aus und ließ dieses knallend auf den Tisch hinabfahren. „Ich bin mir sicher, dass er das so nicht gemeint hat. Kaiba-kun hat sicher nur viel zu tun –“, bevor Yuugi seinen Satz zu Ende sprechen konnte, drehte sich der Jüngere zu ihm um. Das Lokal „Duel Café“ wurde von der KC mitfinanziert, weshalb die Wände auch von Duel Monsters Bildern geziert wurden. Figuren des weißen Drachen begrüßten die Besucher und erinnerten stark an den Kaiba Park. Kaibas Liebe zum Weißen Drachen war überall und immer erkennbar. Die Einrichtung war edel und stach sofort heraus. Die Konkurrenz musste so einiges bieten, um dieses luxuriöse Geschäft von seiner Position als beliebtestes Lokal in ganz Domino, abzulösen. Günstige Preise, viel Auswahl und ein Ensemble, das nur schwer zu überbieten war. Hier passte so ziemlich alles zusammen. Kaiba war nicht nur reich, sondern hatte auch guten Geschmack und einen Sinn für Trends. „Ist mir egal, ob er es gemeint hat oder nicht!“, murrte er und warf Yuugi einen vorwurfsvollen Blick zu. „Ich kapier' nicht, warum du ihn immer noch in Schutz nimmst! Seto verhält sich wie das Letzte. Dir und mir gegenüber.“ Yuugi legte seine Stirn in Falten. Mokuba hatte schon ein wenig Recht, aber er konnte dem Chef einer gigantischen Firma, die sehr viel Verantwortung trug, doch keine Vorwürfe machen. Aus diesem Grund hatte Yuugi akzeptiert, dass man Kaiba einfach nie durchschauen konnte und dass es nicht einfach war, mit diesem auf einen grünen Zweig zu kommen. Auch, dass Kaiba mal wieder von ihm verlangte, zum Duel Dom zu kommen, ohne auch nur den kleinsten Hauch von Rücksicht zu zeigen, war ihm nicht entgangen. Kaiba ging es oft nur um sich selbst und er neigte dazu, seine Umgebung und die Menschen, die ihn liebten und brauchten, vollkommen auszublenden, wenn er wieder in seiner Arbeit versunken war oder an neuen Plänen arbeitete. „Ich habe Monatelang – nein JAHRELANG – an dem Videospiel 'Capsule Coliseum' gesessen und heute sind wir endlich fertig geworden. Und es hat ihn überhaupt nicht interessiert!“ Yuugi senkte den Blick. „Yuugi, ich weiß, dass du meinen Bruder echt gern hast, aber selbst du musst doch einsehen, dass das echt gemein war.“ „I-ich hab ihn nicht gern!“, verteidigte er sich und schämte sich im selben Augenblick dafür, so reagiert zu haben. Diese Reaktion war eindeutig zu überzogen und verriet weitaus mehr über seine Gefühle und Gedanken zu Kaiba, als es nötig war. Gut, dass Mokuba kein Mensch war, der auf solchen Dingen großartig herum ritt. Wäre er mit Honda, Anzu oder gar Ryou unterwegs gewesen, hätten diese noch stundenlang später Witze auf seine Kosten gemacht. Yuugi war sehr zurückhaltend und schüchtern und gerade weil er so war, wie er war, machte er sich viel zu oft viel zu viele Gedanken darüber, was andere von ihm dachten oder wie er anderen Leuten besser gefallen konnte. Nicht, dass er es seinen Freunden übel nehmen würde, wenn diese sich auf seine Kosten amüsierten, trotzdem blieb immer ein bitterer Nachgeschmack und die Frage, ob er nicht doch zu viel von sich offenbart hatte. „Ich meine doch nur, dass er eben nicht so gut zeigen kann, dass ihm etwas an dir liegt!“ „Ja, weil er ein emotionaler Krüppel ist.“, grummelte der Jüngere und bestellte sich ein weiteres Glas Matcha Hai, um sich von seinem Ärger abzulenken. Yuugi grinste nur und stützte sich mit seinen Ellbogen am Tisch ab und begann dann mit ruhiger Stimme weiterzusprechen. „Und obwohl du das weißt, bist du bei ihm. Kaiba-kun ist bestimmt glücklich, dass du ihn so viel unterstützt. Vielleicht hat er nicht so wirklich verstanden, wie viel dir Capsule Monsters bedeutet. Jeder hat ein Lieblingsspiel und du hast auch das Recht sauer auf ihn zu sein.“ „Ja und ich werde jetzt so lange die beleidigte Leberwurst spielen, bis er sich entschuldigt.“ „Und du glaubst ernsthaft, dass das funktioniert?“, wiederholte Yuugi und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, sein Mund stand dabei sperrangelweit offen. Das war nicht sein Ernst? Kaiba war niemand, der auf so etwas einging, das müsste er doch am besten wissen! „Keine Ahnung, ist mir aber auch egal. Ich bin erwachsen und alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Auch ohne meinen genialen großen Bruder werde ich mir einen Namen als Spieleentwickler machen und mich doch nicht noch von ihm ärgern lassen.“ „Sei nicht zu hart zu ihm.“, kam es mahnend von Yuugi, der den Blickkontakt zu ihm suchte. „Keine Sorge, der überlebt das schon. Man, du machst dir viel mehr Sorgen um ihn als um mich! Dabei brauche ich deinen Trost jetzt und nicht er!“ Yuugi kicherte und hielt sich eine Hand vor dem Mund, als wollte er versuchen, sein Lachen zu verstecken. Mokuba ließ einfach nur den Kopf hängen und legte sich dann mit seinem Oberkörper auf den Tresen. Sein kurzes schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht. „Du bist aber auch ein Idiot, Mokuba.“, mischte sich nun eine dritte Person ein, die bis eben nichts mit dem Gespräch zu tun hatte. Der Kellner hinter dem Tresen, ein großgewachsener blonder Mann mit schwarzer Weste, roter Fliege – die eindeutig das Highlight seines Outfits war und sofort herausstach – und Vorbinder, drehte sich zu ihm und stellte dem Angesprochenen ein großes Glas hin. Das Getränk, das er vor wenigen Minuten bestellt hatte. „Und was würdest du tun, Jounouchi?“ Mokuba machte sich gar nicht die Mühe, sich aufzurichten und in seiner Stimme war eindeutig herauszuhören, dass ihn diese Tipps nicht wirklich interessierten, da er von Jounouchis und Kaibas Beziehung zueinander wusste. Dass der Blonde seinen Bruder nicht ausstehen konnte, war ja allgemein kein Geheimnis. Allein schon nach dem letzten Turnier und wie die beiden im Wortgefecht aneinander geraten waren, gab Aufschluss darüber, wie sie übereinander dachten und dass man die beiden nicht unbewacht in einem Raum lassen konnte. Es handelte sich um ein Kartenspiel und eigentlich hätten sie ihre Differenzen im Spiel beilegen sollen, doch Kaiba wäre nun mal nicht Kaiba, wenn er nicht den ein oder anderen provokanten gar fiesen Spruch abgelassen hätte, um den Blonden zu ärgern. Dass das schief gehen musste, war abzusehen und so kam es, dass die beiden sich trotz Liveübertragung einen verbalen Kampf ausfochten und das Kartenspiel selbst in den Hintergrund gerückt war. Bis heute wurde dieses Duell als legendär betitelt und immer wieder in Talkshows gezeigt. Nicht, weil Jounouchi sich blamiert hatte. Tatsächlich war ihr Kampf mit den Worten so amüsant, dass man es schon als Step-up-Comedy bezeichnen konnte, da Kaiba seinem Gegenüber klug verpackte Beleidigungen entgegenwarf, die Jounouchi mal mehr und mal weniger so auffasste, wodurch sie das Publikum so sehr zum Lachen brachten, dass sie diese endlosen Diskussionen und dummen Sprüche bis zum Ende beibehalten hatten, so dass das Ergebnis des Duells so sehr in den Hintergrund rückte, dass viele gar nicht mehr wussten, wer denn nun verloren oder gewonnen hatte. Kaiba hatte mit minimalen Abstand gewonnen. Dass Jounouchi ihn ins Schwitzen gebracht hatte, würde er aber niemals zugeben. Das ließ sein Stolz nicht zu und hier war auch wieder einer der Gründe, warum die beiden sich nicht leiden konnten. Keiner wollte den anderen so recht anerkennen und gerade jemandem wie Jounouchi, der sein Leben lang um Anerkennung und Ruhm kämpfte, gefiel das überhaupt nicht. „Hm... ich würde ihm ordentlich aufs Maul hauen!“, lachte der Blonde, grinste breit und polierte mit einem weißen Tuch, auf dem das Logo der KC prangerte, ein großes Bierglas, das er vermutlich gerade eben aus der Spülmaschine geholt hatte. Die Quittung für diese Aussage bekam er sofort. Plötzlich wurde Yuugi laut. „Katsuya!“, warf Yuugi ein und warf dem Blonden einen so entgeisterten Blick zu, dass diesem sein Lachen im Halse steckenblieb. Bis heute hasste Yuugi Gewalt und wenn Jounouchi solche Ratschläge gab, brachte das den sonst so ruhigen und liebenswerten jungen Mann auf die Palme, so dass er keine Sekunde verstreichen ließ, um diesen zu belehren. Jounouchi murmelte etwas, das wie eine Entschuldigung klang. „Ja, weil es mir sicher hilft, wenn ihn meinen Bruder verprügle. Spinnst du, Jounouchi?“, murrte der Schwarzhaarige und griff erneut nach seinem Glas, spielte mit dem Strohhalm herum und ließ die Eiswürfel im Glas tanzen. War ja klar, dass er von dem Blonden keinen anständige Ratschlag erwarten konnte. Was hatte er auch erwartet? „Rede doch einfach mal mit ihm. Mach dir ganz normal einen Termin bei ihm, dann muss er sich die Zeit nehmen dir zuzuhören. Gib ihm ein Ultimatum. Und wenn er sich nicht dran hält, drohst du ihm damit, dass du dich nach Amerika versetzen lässt.“ „Wäre vielleicht keine so schlechte Idee...“, kam es gedankenverloren von dem Schwarzhaarigen. Seine derzeitige Freundin kam ebenfalls aus Amerika und wenn sein Bruder sich nicht an seine Forderungen hielt, könnte er wenigstens den Großvater seiner Freundin kennenlernen. Sie erwähnte, dass dieser ein Wissenschaftler war und sich mit Archäologie auseinandersetzte. Im Moment hatten ihn die Sagen rund um Atlantis gefesselt und er strahlte wie ein kleines Kind, wenn er über die Legenden sprach und anhand von Bildern die Existenz des Steins Orichalcum versuchte zu beweisen. Mokuba hatte zweimal über Skype mit dem älteren Mann gesprochen. Er war sehr nett und aufgeschlossen. Außerdem konnte er auch von Amerika arbeiten und ein Tapetenwechsel tat ihm vielleicht ganz gut und würde ihm neue Ideen für seine zukünftigen Projekte geben. Er könnte das Ganze auch als Firmenreise tarnen, um so mit seinem Entwicklerteam neue Eindrücke zu gewinnen und die Motivation zu steigern. Mokuba wusste, wie wichtig es war, dass Angestellte sich wertgeschätzt fühlten und dass man ihnen auch die Anerkennung für ihre Arbeit gab, die sie auch verdienten. Sein Entwicklerteam war ihm wichtig. Irgendwo waren die Männer und Frauen seiner Abteilung für ihn wie eine Familie geworden. Die letzten drei Jahre hatten sie beinahe jeden Tag miteinander verbracht und er kannte jeden beim Vornamen. Während dieser Zeit hatte er auch Rebecca Hopkins und ihre Genialität sehr zu schätzen gelernt. Sie war unglaublich begabt und hatte mehr Ahnung von Computern und komplizierten Codierungen als er. Jedes Mal, wenn er im Quelltext einen Fehler gemacht hatte, der die Software daran hinderte richtig zu arbeiten, fand sie diesen so schnell, dass er einfach nur erstaunt mit den Kopf nickte. Diese Frau war eine wahre Bereicherung für sein Team und er war froh, dass sie sich ausgerechnet bei ihm vorgestellt hatte. „Weißt du was, Jounouchi?! Das ist eine überraschend grandiose Idee von dir!“ „Was heißt hier überraschend?!“ Jounouchis Gesichtsausdruck verriet, dass er von dieser Herabstufung seiner Selbst nicht gerade begeistert war. Yuugi lächelte nur. „Lachst du über mich, Yuugi?“, fragte der Blonde dann und kam seinem Gegenüber sehr nahe. So nah, dass ihre Nasenspitzen sich beinahe berührten. Yuugi schluckte hart, ließ sich aber nicht zurückdrängen. Da Jounouchi merkte, dass sich Yuugi nicht einschüchtern ließ, zog er sich zurück und stellte das Glas, das er mit übertriebener Sorgfalt wortwörtlich auf Hochglanz poliert hatte, zurück ins Regal. Viele Kunden hatte das Lokal an diesem Abend nicht, also konnte er nach Herzenslust mit seinen Freunden reden. Es wurde spät und Mokuba hatte so viel getrunken, dass er anfing wirres Zeug zu reden, so dass Yuugi seinen Chauffeur Isono persönlich anrief und ihn darum bat, ihn abzuholen. Von Kaibas Plänen hatte er keine Ahnung. Auch nicht davon, dass dieser sich in seinem Zimmer aufgehalten hatte. Als er dann nach Hause kam und ihn sein Großvater am nächsten Morgen über seinen ungewöhnlichen Gast erzählte, wäre Yuugi am liebsten vor Scham im Boden versunken. Hätte er gewusst, dass Kaiba tatsächlich zu ihm kommen würde, hätte er vorher sein Zimmer aufgeräumt. Kaiba war niemand, der auf andere hörte und als er sagte, dass Kaiba doch zu ihm kommen sollte, hatte er das mehr im Scherz gesagt als dass es ihm wirklich ernst war. Er ging davon aus, dass dieser ohnehin niemals zu ihm kommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)