Complete Silence von lunnaris1989 ================================================================================ Kapitel 12: ------------ Nachdem Dilandau Jujuka gefolgt war, fand er sich kurze Zeit später festgebunden auf einer Liege wieder. Seine roten Augen fixierten die Lampe über ihm, aufgrund des extremen Lichteinfalls verengten sich seine Pupillen auf einen kaum wahrnehmbaren Punkt.   Oh, wie er es hasste, sich so hilflos zu fühlen – aber er würde es ertragen müssen. Vorerst. Dicke Ledergürtel hielten ihn an seinem Platz, die Hexer kannten ihn mittlerweile schon ziemlich gut, wenn es um das folgende Experiment ging. Der Soldat konnte ziemlich ungemütlich und gefährlich werden, bevor er schließlich in tiefen Schlaf sank. Allerdings war es für Dilandau ziemlich unmöglich, sich so festgebunden auch nur irgendwie zu bewegen.   Mittlerweile hatte er auch den Überblick über die Zeit verloren. Wie lange halten sie ihn schon hier fest? Die Minuten gingen zu Stunden über; aber es spielte keine Rolle für ihn. Das Einzige, an dem er interessiert war – zumindest gerade in diesem Moment – war die mächtige Magie, die er bald erhalten würde. Sein Geist verweigerte es ihm strikt, an etwas anderes zu denken.   Das helle, weiße Licht über ihm blendete seine Augen und es tat ihm weh, weiterhin hinein zu schauen. Nichtsdestotrotz starrte er stur an diesen Punkt und hieß den Schmerz gern willkommen.   Erst als sich die Tür zum Labor öffnete, in dem er sich gerade befand, wendete er seine Augen ab. Vorsichtige Schritte näherten sich der Liege, auf der sich der Soldat befand.   „Wir beginnen jetzt mit der Transfusion. Bitte entspannt Eure Muskeln, damit wir so effizient wie möglich arbeiten können.“, murmelte einer der Hexer, während die anderen bereits die benötigten Werkzeuge vorbereiteten und an ihre Plätze legten. Die Beutel mit tiefrotem Blut auf dem Tisch neben Dilandau entlockte den Hexern aufgeregte Blicke.   Dilandau verzog das Gesicht und schloss die Augen. Er befahl seinen Muskeln sich zu entspannen und wartete, bevor er das Eindringen der Nadel in seiner Haut spürte; er bereitete sich auf den bevorstehenden Schmerz vor, den er bereits gut kannte. Wenige Sekunden später brannte sein gesamter Körper bereits wie Feuer, sein schmerzerfüllter Schrei füllte den Raum.   Der älteste Hexer stach in der Zwischenzeit eine weitere Nadel in den anderen Arm Dilandau’s, um sein normales Blut gegen das neue, magische Blut auszutauschen. Nachdem er den Blutfluss und die Vitalfunktionen gecheckt hatte, lächelte er zufrieden. Soweit, so gut, es gab keine Komplikationen. Die Schreie seines Experiments interessierten ihn nicht.   Dilandau wusste, dass der Prozess schmerzhaft ist. Er wusste aber auch, dass sein Geist und sein Körper ihn sehr bald ins Land der Bewusstlosigkeit schicken würden. Das alles half ihm jedoch in den Momenten der Qual sehr wenig, als das Feuer sich immer mehr in seinem Körper ausbreitete. Gut für die Hexer, dass sie ihn so gut fixiert hatten, denn am liebsten würde er sich gerade auf sie stürzen und einen nach dem anderen mit Freude um die Ecke bringen.   Er spürte das Pulsieren in seinen Venen, jeden einzelnen neuen Tropfen des magischen Blutes, das in seinen Blutkreislauf wanderte und in dessen Gegenzug sein eigenes Blut ihn verließ. Seine Augen weiteten sich in Horror, als der Schmerz in schier unermessliche Qual überging; bis sein Körper endlich Erbarmen zeigte und alles um ihn herum schwarz wurde.   Zeitgleich erwachten an Ort und Stelle helle kristallblaue Augen und ein markerschütternder weiblicher Schrei erfüllte die Gänge der Fliegenden Festung.   ~*~   Mit Schrecken schoss Hitomi von ihrem Bett hoch. Sie war in kaltem Angstschweiß gebadet angesichts der schrecklichen Bilder, die sie im Schlaf gesehen hatte. Noch immer dachte sie den entsetzlichen Schmerz in ihrem Körper zu fühlen und versuchte, sich langsam wieder zu beruhigen.   Was wollte der Traum ihr sagen? Sie erinnerte sich nur noch vage an die blauen Augen der Frau auf der Liege, die von Männern in schwarzen Umhängen umringt wurde. Sie sahen den Hexern aus der Zaibacher Festung alarmierend ähnlich. Dieses Gefühl der Qual hatte sie aus dem Traum gerüttelt; oder war es eine Vision? Was es wirklich war, wusste sie nicht. Aber sie hoffte inständig für die arme Frau, dass es keine Vision war, sondern eher ein absurdes Konstrukt ihres Geistes, die geschehenen Dinge zu verarbeiten.   Ein verhaltenes Klopfen an der Tür riss Hitomi aus ihren Gedanken. Während sie sich wieder in die Decken einhüllte um ihren Körper zu verbergen, lud sie den Gast in ihr Zimmer.   „Ist bei dir alles in Ordung?“, fragte eine weibliche Stimme, die langsam auf ihr Bett zutrat. Hitomi sah zu Adeley, die sich vorsichtig neben sie setzte und auf eine Antwort wartete.   „Ja, es ist nichts.“, murmelte Hitomi geistesabwesend und atmete tief ein. Langsam ließ sie sich gegen das Kopfende des Bettes sinken.   „Also wenn du mich fragst, klang das eben nicht so. Schätzungsweise hast du sogar einige Leute hier im Haus aufgeweckt. Du kannst es mir ruhig erzählen, ich werde niemandem etwas verraten.“, erwiderte Adeley besorgt. Ihre sanfte Stimme vertrieb auch die letzten Reste des Alptraums aus Hitomis Kopf und sie tat erneut einen tiefen Atemzug. „Ich hatte nur einen wirklich verrückten Alptraum. Nichts, worüber du dir deinen hübschen Kopf zerbrechen solltest.“, antwortete sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Warum bist du eigentlich schon wach?“   „Ach, weißt du, der Haushalt macht sich eben nicht von alleine. Irgendjemand muss sich dem annehmen und das bin normalerweise ich. Also falls du dich mir nicht doch noch anvertrauen willst, mache ich mich wieder an die Arbeit. Das Frühstück sollte auch in einer halben Stunde fertig sein, falls du bis dahin hungrig bist.“ Mit diesen Worten stand Adeley auf und lächelte sie an, bevor sie das Zimmer verließ.   Hitomi war sehr dankbar, dass wenigstens eine hier im Haus auf ihrer Seite stand und ihr nicht mit Vorurteilen begegnete; es sah zumindest danach aus. Ihre Gedanken wanderten zur vergangenen Nacht und Vans Reaktion ihr gegenüber. Ihre Stirn legte sich dabei in nachdenkliche Falten. Warum dachte er plötzlich, dass sie Zaibachs Spitzel war? Sie dachte eigentlich, dass er ihr auf die Fliegende Festung gefolgt war, um sie aus den Fängen des Generals zu retten. Moment. Aus den Fängen seines Bruders, korrigierte sie sich schnell. Aber jetzt war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Versteckte er irgendetwas vor ihr? Irgendetwas von dem er annahm für das sie verantwortlich war, was aber nicht so ist? Was sollte sie getan haben, um ihn so dermaßen umzustimmen?   Sie kam einfach nicht darauf und nach ein paar Minuten unnützen Nachdenkens kam sie zu dem Schluss, dass ihr eine Dusche mehr helfen würde, als sich über ungelegte Eier den Kopf zu zerbrechen.   Vorsichtig schwang sie die Beine aus dem Bett und schlurfte angesichts ihrer geschundenen Füße langsam über den Flur zu einer Tür in ihrem Zimmer, hinter der sich das Badezimmer befand. Das allein war sie für schon purer Luxus. Während sie das heiße Wasser genoss, das ihren nackten Körper hinunterfloss, drifteten ihre Gedanken zu den Möglichkeiten ab, die sie mit ihrem Aufenthalt bei den Abaharaki hatte.   Gestern hatten sie keine Chance mehr über die vorgefallenen Geschehnisse zu diskutieren, weil sie einfach viel zu müde und kaputt war und sich ehrlich gesagt auch nicht mit dieser… Frau auseinander setzen wollte. Und ihrem welligen, schönen, goldenen Haar.   Nein, sie war nicht neidisch. Definitiv nicht. Sie schrubbte sich energisch ab, bis ihre Haut leicht rosa wurde. Nachdem sie fertig war, zog sie sich ein leichtes Leinenkleid über, das ihr Adeley gestern Abend freundlicherweise noch gebracht hatte. Hitomi war wirklich dankbar für die ganze Mühe, die sich die Frau machte. Da sie selbst kein Geld mehr hatte, konnte sie sich auf dem Markt natürlich auch keine neuen Kleider kaufen. Mit diesem Gedanken hielt sie kurz inne. Konnte sie überhaupt noch nach draußen gehen?   Sie wusste nichts über die Regeln dieser Männer und Frauen; außerdem war sie sich sicher, dass Zaibach bereits nach ihr Ausschau hielt, um sie zurückzuholen. Ein kalter Schauer überlief sie, als ihr das Bild der Escaflowne in den Kopf schoss. Gedankenverloren umfasste sie das Pendel an ihrem Hals. Sie blinzelte ein paar Mal um die Bilder aus ihrem Kopf  zu vertreiben, ehe sie sich auf den Weg nach unten machte.   Als sie den Flur des ersten Stockwerks entlanglief, wurde sie auf einmal ziemlich rüpelhaft zur Seite gestoßen. Pinkes Haar kam in ihre Sichtweite und Hitomi musste die Zähne zusammenbeißen, um sich nicht mit dem Katzenmädchen anzulegen. Diese sah nicht einmal in ihre Richtung, als sie sich an ihr vorbeischob. Hitomi wusste, dass sie nicht besonders hoch in der Gunst des Katzenmädchens stand und hier alles andere als willkommen war, wenn es nach deren Meinung ginge. Ihr entfuhr ein leichter Seufzer, als sie in gebührendem Abstand hinter Merle die Treppen hinunterging und in der Küche ankam.   Mittlerweile war der ganze Haushalt versammelt, Merle fand sich sofort an Vans Seite wieder und lehnte sich an ihn an, um ihm ins Ohr zu schnurren. Die junge Frau unterdrückte den aufsteigenden Würgereiz bei diesem Anblick und ging schnurstracks zu Adeley, die gerade beschäftigt war das Essen vorzubereiten. Es duftete bereits herrlich nach Rührei, nebenbei schnitt sie frisches Brot in dicke Scheiben.   „Komm, lass mich dir helfen.“, stellte sich Hitomi freiwillig zur Verfügung und nahm ihr das scharfe Messer aus der Hand. „Danke dir, Hitomi.“ Adeley lächelte ihr dankbar zu und wandte sich zur übergroßen Pfanne, um die Eier zu wenden. Hitomi war sich durchaus bewusst, dass er sie beobachtete. Sie schwor sich alles daran zu setzen, sein Misstrauen verschwinden zu lassen und ihm zu zeigen, dass sie eben nicht – wie er mit aller Kraft annahm – ein Spitzel Zaibachs war.   Als die zwei Frauen fertig waren, servierten sie das Frühstück am Tisch, damit sich jeder etwas nehmen konnte. Während sie alle beschäftigt waren die Eier zu verspeisen, diskutierten die Männer etwas, das Hitomi nicht sonderlich interessierte – eigentlich verstand sie auch gar nicht so recht, worum es ging – also wandte sie sich wiederum Adeley zu, die ihr mit ihrer freundlichen Art bereits sehr an Herz wuchs.   Sie wurden jäh unterbrochen, als sich Dryden in ihre Richtung drehte. „Hitomi, wenn es dir nichts ausmacht, würden wir uns nach dem Frühstück gern mit dir unterhalten.“   „Sicher.“, antwortete sie, ein angedeutetes Lächeln auf ihrem Gesicht.   So machten sie sich, nachdem alle fertiggegessen hatten, auf den Weg in Drydens Arbeitszimmer. Van und Fiore folgten ihr auf den Fersen. Die Gruppe setzte sich an den großen Holztisch und sah sich erst ruhig an, bevor Dryden sich kurz räusperte und anfing zu sprechen.   „… Gut. Um ehrlich zu sein weiß ich gerade nicht wie ich das Thema für dich leichter machen kann, deshalb nimm es mir bitte nicht übel wenn ich einfach sofort mit der Tür ins Haus falle. Was macht dich für Zaibach so extrem wichtig, dass der General so lange Zeit nach dir gesucht hat? Weißt du das?“   Hitomi überlegte kurz und wandte den Blick Richtung Tisch, bevor sie zögernd antwortete. „Eventuell. Allerdings bin ich mir nicht ganz im Klaren darüber, was er genau vorhat. Die Nacht bevor sie mich in diese… Säulen steckten, zeigte mir der General eine Vision…“, sie hielt inne. War es wirklich richtig ihnen bereits jetzt von der Escaflowne zu erzählen? Sicher, sie haben sie gerettet und keine Mühen dabei gescheut, aber sie war schließlich nicht von gestern. Wenn sie jetzt bereits alles erzählte, was sie wusste, war sie ihnen nichts mehr wert. Es würde sie nichts daran hindern, sie wieder zu den Zaibachern zu schicken. Beim Gedanken daran fuhr ein Zittern durch ihren Körper, als sie auf einmal eine  warme Hand auf ihrer Schulter spürte.   „Lass dir Zeit, Hitomi. Ich weiß, dass im Moment viel auf dich einströmt – aber, wenn wir dir irgendwie helfen sollen, musst du uns erzählen, was dir der General gezeigt hat. Du musst wissen, dass Zaibach auf dem besten Weg ist, ganz Gaia zu erobern. Sie zerstören dabei alles, was ihnen in den Weg kommt; nur um die absurden Träume von General Folken zu erfüllen.“, erklärte ihr Dryden mit ruhiger, sachlicher Stimme. Seine Hand lag noch immer auf ihrer Schulter und drückte sie leicht.   Wieder spürte sie Vans durchdringenden Blick auf sich und schluckte leicht, bevor sie nickte und schließlich fortfuhr: „… Er zeigte mir eine Vision von einem Guymelef der sich… die Escaflowne nennt.“   Jeder im Raum, ausschließlich Hitomi, hielt den Atem an und schaute geschockt in ihre Richtung.   „Was hast du gesagt?“ füllte Vans kalte Stimme schließlich den Raum, seine mahagonifarbenen Augen richteten sich ungläubig auf sie.   „Ich denke, du hast mich schon verstanden.“, schnappte sie zurück, leicht genervt von seiner arroganten Art. „Der General erzählte mir, dass die Escaflowne noch nicht vollständig erwacht ist und er nicht weiß, wo genau sie versteckt gehalten wird oder sich versteckt hält. Er erklärte mir auch, dass sie die Göttin des Krieges ist. Wer immer sie besitzt, kann frei über Gaias Schicksal verfügen…“   Dryden sog tief den Atem ein. Also handelte die Prophezeiung tatsächlich von der Escaflowne. Die ganze Zeit über war er sich nicht wirklich sicher gewesen, nach dieser unvorhergesehenen Entwicklung, blieb allerdings kein Zweifel mehr übrig.   „Warum hat er dir das alles erzählt?“, rief Van aufgebracht und marschierte auf sie zu. Er packte sie hart an den Schultern und begann sie heftig zu schütteln, währen er sie anschrie. „Warum sollte er dir auch nur irgendwas über die Escaflowne erzählen, wenn du nicht wichtig für sie wärst?! Ich gehe jede Wette ein, dass er dich als Spitzel eingesetzt hat und du uns hier nette Geschichten erzählst, damit wir dir vertrauen. Habe ich Recht?!“   „Van! Lass sie sofort in Ruhe! Entweder lernst du dein Temperament zu zügeln, oder du verlässt den Raum. Sofort!“ Dryden war aufgestanden und packte Vans Hände, um sie von Hitomis Schultern zu lösen. Seine Stimme klang komplett anders als sonst – kalt und unnahbar.   Van knurrte und starrte ihn feindselig an; er war definitv stinksauer. Hitomi sank tiefer in ihren Stuhl und rieb sich verstohlen die schmerzenden Schultern. Warum war Van so aggressiv? Nach allem was er für sie getan hatte, um sie zu retten? Er war doch vorher nicht so gewesen. Weder bei ihrem ersten Zusammentreffen, noch auf dem Weg hierher. Sein Verhalten verwirrte sie zutiefst und das wiederum ärgerte sie.   Während Hitomi noch darüber rätselte, ging Van auf die andere Seite des Raumes und versuchte, etwas herunterzufahren. Sein Herz pochte wie wild und er konnte seinen Ohren nicht trauen, als diese Frau es wagte zu behaupten, eine Vision über die Escaflowne gesehen zu haben, gezeigt von seinem… Bruder. Verdammt sei sie. Verdammt sei ER! Das einzig Gute an der Sache war, dass Folken scheinbar wirklich nicht genau wusste wo sie war. Sie hatten demnach immer noch ein wenig Zeit. Fast hätte er ihre Stimme verpasst, als sie nach kurzer Zeit mit ihrer Geschichte fortfuhr.   „ … Folken erzählte auch, dass die Escaflowne ihre Seele brauche, um zu erwachen. Und einen passenden Pilot. Außerdem war da noch eine Frau in der Fliegenden Festung. Sie nannte sich Sora. Sie war die einzige, die mir dort wenigstens ein wenig zur Seite stand…“   Fiore überging den letzten Satz, als er sie direkt fragte: „Nimmst du an, dass du die Seele der Escaflowne bist?“   Ihre grünen Augen sahen ihn verdutzt an. Zur selben Zeit ballten sich Vans Hände zu Fäusten und er knirschte mit den Zähnen. „Das ist nicht möglich. Noch nie habe ich von so etwas gehört. Die Escaflowne ist eine Maschine – warum sollte sie so etwas wie eine Seele brauchen?“ Seine Stimme war weniger verärgert als vorher, allerdings noch weit davon entfernt, ruhig zu sein.   Hitomi vermied seinen Blick als sie erwiderte: „Das war auch mein Gedanke, als Folken das erzählt hat.“   Er starrte sie überrascht an, was allerdings an ihr vorbeiging. „Er war sich sehr sicher, dass ich der Schlüssel bin, um sie vollständig zu erwecken. Deshalb haben mich diese Männer in die Säule gesteckt, die sich mit einer sehr merkwürdigen Flüssigkeit gefüllt hat…. Ich weiß nicht was sie vorhatten, aber es hat sich angefühlt als würden sie mich zerreißen wollen…“ ihre Stimme brach kurz und sie musste sich zusammennehmen, um weiterzusprechen, als die Erinnerung an die Tortur erneut in ihr hochkroch, „… seitdem habe ich diese Kette mit dem merkwürdigen Pendel.“ Sie hielt sie für alle sichtbar hoch, der Anhänger begann sofort in perfektem Sekundentakt zu pendeln, „… und keinerlei Vorstellung, was ich jetzt tun soll.“ Die Stimme die seitdem mit ihr sprach, verschwieg sie.   ~*~   Der Schmerz, der ihren Körper durchfuhr, war kaum zu ertragen. Trotzdem gab ihr Geist nicht nach, um sie in die Bewusstlosigkeit zu schicken. Sie wusste, sie musste es über sich ergehen lassen, um die Zukunft ihres Bruders zu sichern. Sie hatte sich freiwillig dafür hergegeben und nun war es zu spät, den Vertrag rückgängig zu machen.   Ihre Kehle war rau und schmerzte von den vielen Schmerzensschreien, ihr ganzer Körper fühlte sich an wie Feuer. Ihre Zunge war an das Lederstück gepresst, dass sie ihr in den Mund geschoben hatten um zu vermeiden, dass sie sich die Zunge abbiss. Sie fühlte jede Zelle und Vene in ihrem Körper. Das Blut, das durch ihre Adern gepumpt wurde, war nicht das ihre und ihr Körper wehrte sich vehement dagegen.   Die Hexer hatten sich um sie versammelt und sahen ohne jegliche Regung zu, wie sie sich vor Schmerzen verkrümmte – soweit es im festgebundenen Zustand eben möglich war – und beobachteten die Tränen, die von ihrem Gesicht in ihre Haare liefen. Die Hexer sorgten sich nicht weiter, alles lief normal ab und es gab bisher keine außerordentlichen Zwischenfälle. Sie sahen nur ruhig zu, machten sich hier und da geschäftig Notizen.   Serena schloss die Augen und betete verzweifelt das Ende der Qual herbei und die wohltuende Schwärze, die sie dann einfangen wurde, bis Zaibach sie wieder zu ihrem Bruder schickte. Für einen sogenannten „Urlaub“. Sie wusste nicht, was bis dahin mit ihrem Körper angestellt wurde und es wurde ihr auch nichts gesagt – dies war Teil der Abmachung. Während sie darüber nachdachte und sich vom Schmerz abzulenken versuchte, betrat der General den Raum und begann mit dem Obersten der Hexer zu sprechen.   „Das ist genug. Versetze sie in den Schlaf, ansonsten wird sie bald sterben.“, wisperte Folken dem Mann zu.   Lucius nickte und deutete seinem Assistenten an, das Experiment zu beenden. Dieser brach fast augenblicklich den Blutaustausch ab. Serena entfuhr ein erleichterter Ausruf, als der Schmerz endlich nachließ und die Bewusstlosigkeit sie einfing, um ihren Geist in tiefen Schlaf zu versetzen.   Sie wusste nicht, dass dieser Schlaf ihr eingepflanztes zweites Ich hervorrief. Blutrote Augen öffneten sich anstelle der Kristallblauen; manisches Lachen entwich den Lippen und dem Körper, der nicht länger der einer Frau war.   Vergessen waren der Schmerz und die gequälten Muskeln. Dilandau fühlte neue Energie und Magie in seinem Körper, die ihn bis zum Anschlag erfüllte. Sobald die Hexer ihn von der Liege befreit hatten, sprang er herunter und dehnte seine Muskeln.   „Ich fühle mich wie neugeboren. So viel Macht…“, flüsterte er erfreut, als er Folken anstarrte, der seinen Blick neugierig erwiderte. „Ich will sie testen!“   Folkens Augen weiteten sich ein wenig, bevor ein schiefes Lächeln sein Gesicht erfüllte. „Ich erlaube dir deinen Wunsch.“ Er lachte leise vor sich hin und führte Dilandau aus dem Labor heraus.   Sie durchkreuzten mehrere Flure und Ebenen der Fliegenden Festung, bis sie den innersten Kern erreicht hatten. Die Männer betraten einen gigantischen, in sich abgeschlossenen Trainingsraum, speziell für magische Kämpfe eingerichtet. Die Wände, der Boden und die Decke waren mit einem dunklen, kaum zerstörbaren Metall versehen, die sämtlicher Magie standhielten. Es war ein perfekter Platz um Dilandaus neue Energie zu testen.   „Fang an. Teste so viel du willst.“, sagte Folken und überkreuzte die Arme in spannender Erwartung.   “Ich kämpfe nicht gegen irgendwelche Wände.” Die blutroten Augen starrten den General an, während sich dunkle Energie in den Händen des Soldaten formte. „IHR werdet gegen mich kämpfen!“ Mit einem Schrei entfaltete Dilandau all seine Kraft.   Folken ließ sich nicht weiter beeindrucken und bildete innerhalb eines Wimpernschlags eine Mauer aus Energie um ihn herum. Dilandau war nicht der Einzige gewesen, dessen Magie durch die Hexer verstärkt worden war. Im Gegensatz zu Dilandaus Prozedur war es für Folken relativ entspannt  gewesen. Sein Blut gehörte ihm, es wurden lediglich einige Elemente hinzugefügt, um seine bereits vorhandene Magie kurzfristig zu maximieren.   „Ist das alles?“ Sein dunkles Lachen füllte den Raum, das Dilandau durch das Knistern der puren Energie um sie herum kaum wahrnahm. Er knurrte und konzentrierte verärgert noch mehr der schwarzen Energie in seinen Händen. Er würde nicht gegen Folken verlieren! Mit diesem Gedanken schickte er die gesammelte Magie gegen Folkens Schutzwall. Langsam begann dieser an den Rändern zu zerreißen.   Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte der General die kleinen Risse und legte seine Stirn in Falten. Ein Schweißtropfen rann an seinem Gesicht entlang, als er in seiner freien Hand seine Energie sammelte. Er hielt den Atem an, ehe er sie auf Dilandau losließ. Die pure Gewalt der Magie riss Dilandau von den Füßen und schleuderte ihn mit einem dumpfen Aufprall gegen die Wand hinter ihm.   Folken beruhigte sein vor Anstrengung rasendes Herz mit einigen tiefen Atemzügen, bevor er seinen Schutzwall verschwinden ließ und sich vor Dilandau aufbaute.   „Du musst an deiner Verteidigung arbeiten. Ansonsten bist du so gut wie tot. Es bringt nichts mit Magie zu kämpfen, wenn du dich nicht selbst vor Angriffen schützen kannst. Wenn du weiter so kämpfst wie gerade eben, wirst du meinen Bruder niemals besiegen.“   Ein rasselndes Knurren entwich Dilandaus blutigen Lippen. „Wenn ich zuerst angreife, wird er tot sein, bevor er überhaupt darüber nachdenken kann sich zu verteidigen…“   Ohne Vorwarnung hob sich Dilandaus Körper vom Boden, als Folken begann zu schreien. „Du wagst es mir mit solchem Unsinn zu widersprechen?! Ich werde sichergehen, dass du das nicht noch einmal versuchst!“   Der General zuckte mit dem Finger und die Schulter des Soldaten gab ein schauerndes Knacken von sich. Dilandaus Schmerzensschrei füllte den Raum.   „Du WIRST lernen, einen Schild zu errichten! Wenn du Van erneut entgegentrittst wirst du keine zweite Chance bekommen und unsere ganze Arbeit war umsonst! Also WIRST du lernen dich zu schützen! Hast du verstanden?!“   Folkens Tirade endete mit einigen gebrochenen Knochen des Soldaten. Sein Wimmern durchdrang den Raum noch lange nachdem Folken ihn verlassen hatte. Dunkelrotes Blut sammelte sich um Dilandau und durchtränkte den Stoff seiner Kleidung. Er wusste, da diese Wunden von Magie verursacht worden waren, konnte auch nur Magie sie wieder heilen.   Bei dem Gedanken erfüllte ein dunkles Lächeln sein ansonsten vor Schmerz verzerrtes Gesicht. Wie schön, dann konnte er das Liebchen des Generals aufsuchen. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit Vorfreude. Er würde sich für diese Scham rächen…   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)