Complete Silence von lunnaris1989 ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Der freie Fall und der heftige Wind, der um seinen Körper und seine schwarzen Haare peitschte, war für ihn nichts Neues. Neu für ihn war aber das zusätzliche Gewicht, dass seinen Fall gen Erde auf ihm unbekannte Weise beschleunigte. Als er die einzige Fluchtmöglichkeit aus der fliegenden Festung schuf die ihm in den Sinn kam, war ihm nicht klar gewesen, wie erschöpft und ausgelaugt er nach den ganzen Kämpfen und insbesondere der Nutzung seiner Magie war. Nun fiel er also mit der Frau in seinen Armen hinab Richtung Erdboden und versuchte seit ein paar Sekunden vergeblich seine Flügel zu beschwören. Ein Zeichen dafür, dass seine Energiereserven wirklich kurz vor knapp waren. Innerlich verfluchte er sich für seine Dummheit. Wieder versuchte er verzweifelt, seine Flügel zum Vorschein zu bringen – und endlich gelang es ihm mit einem kurzen Aufschrei des Schmerzes. Einige Momente trudelte er ohne Kontrolle in den Luftströmen und verstärkte seinen Griff um die junge Frau, um sie nicht versehentlich fallen zu lassen. Er konzentrierte sich kurz auf den Wind und die Strömung, ehe er seine Flügel danach ausrichtete und nun in angepasstem Tempo Richtung Pallas flog. Van hatte sich mit Fiore in einem Waldstück einen Tagesritt von Pallas entfernt verabredet. Wenn er natürlich gewusst hätte, wie nah die fliegende Festung eigentlich an der Hauptstadt Asturias war, hätte er sich das schenken können. Aber wer konnte das schon ahnen? Er verlagerte das Gewicht in seinen Armen und erlaubte sich einen kurzen Blick auf die immer noch bewusstlose Frau. „Hitomi“, verbesserte er sich gedanklich. Während des Fluges konnte er nicht umhin, ihre feinen Gesichtszüge zu bewundern und hoffte, dass sie nicht gerade jetzt aufwachte. Seine Flügel waren ihm unangenehm und er nutzte sie nur in aussichtslos erscheinenden Notsituationen, wie gerade eben. Nicht zuletzt, da das Beschwören auf der einen Seite ein Kraftakt und auf der anderen ein Schmerzfaktor war, dem er gerne aus dem Weg ging, wenn möglich. Der Schwarzhaarige spürte auch jetzt noch das leichte Rinnsal an Blut auf seinem Rücken, das langsam über seine Seite Richtung Bauch floss. Und er spürte, dass er rasant an Kraft verlor. Sie waren gerade mal gefühlt eine gute halbe Stunde unterwegs, die Nacht war sternenklar und der Wind schneidend kalt. Bald müsste er landen und einen Unterschlupf suchen, denn den Weg bis zum Treffpunkt würde er unter diesen Umständen nicht schaffen. Eine Weile hielt er nach einer geeigneten Stelle Ausschau, bis er merkte, dass seine Flügel begannen zu zittern. Es wurde immer schwieriger, sie zu kontrollieren und letztendlich war es nur seinem eisernen Willen zu verdanken, dass er mit seiner wertvollen Fracht einigermaßen unbeschadet in einer kleinen Waldlichtung landen konnte. Seine Arme wurden von ein paar mehr Schrammen geziert als zuvor und an seiner Wange klaffte eine Wunde von einer unfreiwilligen Konfrontation mit einem unwilligen Ast. Und er war müde. So verdammt müde. Das Letzte was er bewusst wahrnahm, bevor ihn eine sanfte Schwärze einhüllte, war der Schmerz seiner sich zurückziehenden Flügel und grüne Augen, die ihn in den Schlaf begleiteten.   Hitomi spürte zwar den schneidenden Wind und die Kälte, die sie umgab. Als das Glas zersprang und sie so abrupt aus der Flüssigkeit geschleudert wurde, hatte sie das Bewusstsein verloren. Ihr Geist war so tief in ihrem Unterbewusstsein gefangen, dass es ihr noch immer nicht gelang, diese Bewusstlosigkeit zu durchbrechen. Sie spürte die Wärme und den männlichen Körper, gegen den sie gedrückt wurde und fragte sich, wer er war und noch besser, wo er sie hin brachte. War es der schwarzhaarige Mann, den sie vorhin noch im Labor gesehen hatte? Hitomi fühlte auch den Anhänger, der an ihrer Brust ruhte. Woher er wohl kam und was er war? Und wer war diese Stimme gewesen, die ihr mitgeteilt hatte, dass Rettung nahte? Während sie so ihren Gedanken nachhing, fühlte sie, dass sich die Richtung des Windes änderte. Sie fragte sich schon geraume Zeit, ob sie flog - doch das war sicher nur Einbildung. Wie sollte das auch möglich sein? Doch ihr Geist war noch schwach, und so sank sie zurück in tiefe Dunkelheit. Eine halbe Ewigkeit später - so kam es ihr zumindest vor - wurde sie von Ästen geweckt, die ihr unsanft ins Gesicht und um den Körper peitschten und einem ebenso unsanften Aufprall. Schwerfällig versuchte sie ihre Lider zu öffnen. Gerade in diesem Moment flog in ihrem Augenwinkel eine große, weiße Feder vorbei. Allerdings schenkte Hitomi ihr wenig Beachtung. Ihre Aufmerksamkeit galt dem Mann, der sie auf dem Boden absetzte, ehe er zusammensackte und neben ihr ins Gras fiel. Erst jetzt fiel ihr Blick auf die großen Federn, von reinstem Weiß, die um sie herum zu Boden fielen. Erstaunt streckte sie im Liegen einen Arm aus und versuchte, nach einer Feder zu greifen. Ihr Arm fühlte sich an wie Blei und gehorchte noch nicht ganz ihrem Befehl, doch nach einigen Versuchen schaffte sie es. Ganz sacht berührten ihre Fingerspitzen die Feder und schlagartig verdunkelte sich ihre Welt und sie wurde in einen tiefen Sog gezogen.   ~ Hitomi fand sich in einer Stadt wieder, die sie noch nie gesehen hatte. Das mochte nicht viel bedeuten, denn ihres Wissens nach war sie noch nie außerhalb Pallas' gewesen. Neugierig sah sie sich um und bewunderte die Häuser mit den grünblauen Dachschindeln, belächelte das geschäftige Treiben in den Straßen und die fröhlich wirkenden Mienen der Stadtbewohner. Sie wollte gerade ein paar Schritte gehen und die Stadt erkunden, als die Szenerie plötzlich endete. Riesige Guymelefs schoben sich ins Bild, die Stadt stand in Flammen, um sie herum befand sich nur glühende Hitze. Sie rannte, rannte um ihr Leben, ehe die Flammen von ihrem Körper Besitz ergreifen konnten. Sie kannte die Richtung nicht und folgte nur ihrem Instinkt. Dieser führte sie viele Treppenstufen hinauf, bis sie schließlich vor einem Schloss stand. Es mochte einmal schön und einladend gewesen sein, doch jetzt stand auch dieses lichterloh in Flammen, das Gebäude stürzte nach und nach in sich zusammen. Ihre grünen Augen weiteten sich in Horror, als die Kampfmaschinen an ihr vorbei Richtung Schloss stampften, auf der Schulterplatte eines Riesen saß jemand, der ihr bekannt vorkam. Das war der Zaibacher General! Und sein hasserfülltes Lächeln jagte ihr kalte Schauer über den Rücken. Jäh änderte sich das Bild und sie befand sich in dem Thronsaal, den sie schon einmal in einem Traum - das war es doch? - gesehen hatte. Der General war es, der den Kopf des Mannes in der Hand hielt und vor ihr stand wieder der kleine Junge mit den schwarzen Haaren. Tränen strömten über sein Gesicht, das Schwert zitterte in seinen kleinen Händen und schien für seinen Körper viel zu groß und zu schwer. "Ich werde sie rächen. Ich werde sie alle rächen! Das schwöre ich dir, Bruder!!!" ~   Mit einem tiefen Luftschnappen erwachte sie. Die nächtliche Dunkelheit um sie herum schien sie fast zu erdrücken, ihr Körper war schweißnass. Vorsichtig richtete sie sich auf und wartete kurz, bis die tanzenden Sterne vor ihren Augen nachließen. Hitomi blinzelte vorsichtig und wollte sich mit ihrer linken Hand abstützen, die jedoch auf etwas Weiches traf. Erschrocken zog sie die Hand zurück und sah neben sich. Dort lag noch immer der schwarzhaarige Mann und atmete tief und fest. Er schien zu schlafen und das Weiche, das sie gespürt hatte, waren seine Haare gewesen. Also war er es doch. Sie hatte sich in dem Labor nicht getäuscht - es war wirklich "ihr" Besucher gewesen. Der, der den Abaharaki angehörte. Das würde auch mehr oder weniger seine Anwesenheit in der Zaibacher Festung erklären. Aber nicht, warum er den General angegriffen und sie gerettet hatte. Hatte er das? Oder ist sie nur ein weiteres Mal „entführt“ worden? Sie atmete tief ein und aus und setzte sich auf ihre Knie. Vorerst konnte sie sowieso nichts an der Situation ändern. Sie wusste noch nicht einmal, wo sie sich genau befand. Wenigstens gehorchte ihr Körper langsam wieder ihrem Befehl und ihre Ohren vernahmen ein gluckern und platschen, das von rechts kam. Hitomi wandte den Kopf und sah einen kleinen Bach, der durch den Wald floss. Der Gedanke an das kühle Nass trieb sie an, als sie auf allen Vieren in dessen Richtung kroch und schließlich einfach ihren kompletten Kopf in den Bach sinken ließ. Kaltes Wasser umspülte ihre Haare und ihr Gesicht und schien auch noch den letzten Rest Benommenheit mit sich fortzuspülen. Nach ein paar Sekunden tauchte sie wieder auf und schnappte nach Luft. Wie schön wäre es jetzt, ein Bad zu nehmen und diesen merkwürdigen Traum zu vergessen. Mit einem Blick nach hinten und den immer noch schlafenden Mann, entledigte sie sich ihrer Kleidung - erst jetzt bemerkte sie, dass sie nur einen Mantel trug, von dem sie nicht wusste, wie er eigentlich an ihren Körper kam - und watete vorsichtig in den Bach, der an der tiefsten Stelle gerade so ihre Mitte verdeckte. Als sie sich ins Wasser sinken ließ, konnte sie sich ein wohliges Seufzen nicht verkneifen. Sie wusch sich rasch und verweilte dann noch ein wenig. Ihre Augen huschten immer wieder in Richtung Ufer. Doch der Schwarzhaarige schien nachwievor zu schlafen. Nach einiger Überwindung kam sie wieder aus dem Wasser und warf sich den schwarzen Mantel über. Sie erkannte ihn als einen von den Hexern und bei dem Gedanken an die seltsamen Männer schüttelte es sie kurz. Vorsichtig trat Hitomi näher an den Schlafenden heran und bemerkte erst jetzt die ganzen Schnitte an Armen und Beinen und die Wunde an der Wange. Sie überkam ein schlechtes Gewissen. Warum hatte sie nicht schon früher genauer hingesehen? Kurz entschlossen riss sie einige Stofffetzen von dem Mantel ab und ging zurück zum Bach, um sie ins Wasser zu tauchen. Anschließend schlich die junge Frau auf leisen Sohlen zurück und ließ sich neben dem Schwarzhaarigen nieder. Als sie seine Wunden vorsichtig wusch, dachte sie darüber nach, wie seltsam es doch war, dass sie ihn unter solchen Umständen wiederfand. Eigentlich hatte er eher sie gefunden. Was sie wieder zu der Frage brachte, was er in der Zaibacher Festung verloren hatte. Gedankenverloren fiel ihr Blick auf den Anhänger. Zum ersten Mal betrachtete sie ihn genauer und nahm ihn zwischen die Finger. Er sah aus wie ein Pendel, ein rosa Stein befand sich in einer goldenen Fassung an einer schmalen Goldkette. Wo kam er her? "Ich bin ein Teil von dir. Ich sehe, was du siehst; fühle, was du fühlst. Bis der Zeitpunkt gekommen ist, an dem du mich erweckst." Erschrocken ließ sie den Anhänger fallen und starrte auf das schwache, rosa Licht, das von ihm ausging. Sie glaubte, ihn leicht pulsieren zu sehen. Doch ehe sie sich weiter Gedanken machen konnte, regte sich ihr Retter, oder was immer er auch war, neben ihr. Ein schmerzerfülltes Stöhnen drang aus seinen Lippen und er wandte langsam den Kopf zu ihrer Seite. Da er auf dem Bauch lag, war das ein etwas schwieriges Unterfangen, denn sein Kopf fühlte sich an, als sei er aus Stein. Als sie aufstand und ging, wollte er protestieren, doch es kam nur ein müdes Krächzen aus seiner Kehle. Die verdammte Magie hatte ihn komplett ausgedörrt. Van hörte das Rascheln von Blättern. Zu seinem Erstanuen flüchtete sie nicht, sondern war relativ schnell wieder an seiner Seite und drehte seinen Kopf etwas mehr zu sich. Sekunden später rann kühles Nass in seine Kehle und er schluckte gierig. Danach versuchte er mühsam sich aufzurichten, endete jedoch auf den Knien in einem kurzen Hustenanfall. Hitomi sah ihn mitleidig an. "Ich glaube, du solltest noch etwas warten bevor du aufstehst. Brauchst du noch Wasser?", fragte sie schließlich leise. Van nickte stumm und verblieb auf den Knien, die Hände vor ihm auf den Boden abgestützt. In der Tat wurde ihm schon wieder ein wenig schwarz vor Augen. Sein Zustand ärgerte ihn, er wirkte ausgerechnet vor ihr wie ein erbärmlicher Schwächling. Doch im Moment konnte er nichts weiter tun, als zu warten, bis es ihm besser ging. Schon war sie wieder neben ihm und gab ihm das kelchförmige Blatt, das ihr erlaubt hatte, ihm Wasser zu bringen. Er richtete sich vorsichtig auf bevor er trank und beobachtete sie dabei aus den Augenwinkeln. Ihr Haar war nass, vereinzelte Wassertropfen perlten an ihrem Gesicht entlang und verirrten sich an ihrem Hals Richtung... nein. Dorthin schaute er jetzt gewiss nicht. Außerdem verdeckte der schwarze Mantel jegliche Sicht. Zum Glück. Die junge Frau wartete ab und sah ihm zu, wie er langsam trank. Ihr entging sein Blick nicht, der an ihrem Gesicht entlang nach unten glitt, ehe er ruckartig wieder nach oben und schlussendlich nach vorne huschte. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. "Danke.", flüsterte sie schließlich. Verwirrt sah er sie an. "Ich weiß zwar nicht, was du mit mir vorhast und warum du in der Fliegenden Festung warst…" fuhr sie fort und blickte zu Boden, "... aber du hast mich vor den Zaibachern gerettet. Dafür danke ich dir." "Da gibt es nichts zu danken.", erwiderte er mit tiefer, noch leicht kratziger Stimme. Sie hob den Kopf und sah ihn unsicher an. Ihre grünen Augen bohrten sich in die seinen und er musste den Blick abwenden, um sich nicht zu verlieren. "Wir müssen hier noch ein wenig verweilen, bis ich wieder bei Kräften bin.", erklärte er. "Danach treffen wir uns mit Fiore. Mal sehen, was wir dann mit dir anstellen." Vorerst behielt er alles, was mit der Escaflowne zu tun hatte, für sich. Er hatte keine Ahnung, wie viel sie mitbekommen hatte und was sie diesbezüglich alles wusste, oder was ihr sein Bruder erzählt hatte. Und er war sich noch nicht sicher, welche Rolle sie bei der ganzen Sache eigentlich spielte. Aber das würden sie schon noch herausfinden. Sie nickte nur und ließ sich im Gras nieder. Den Mantel fest um sich schlingend tat sie das einzig sinnvolle, was sie außer warten machen konnte - schlafen. Van beobachtete sie kopfschüttelnd, eher er sich auf seinen Knien umdrehte und langsam auf den Rücken fallen ließ. Eigentlich entsprach es überhaupt nicht seinem Naturell, ungeschützt auf einer Lichtung zu schlafen, noch dazu mit jemandem, der von so großer Wichtigkeit war. Doch er war noch immer sehr geschlaucht und die Müdigkeit zerrte so lange an ihm, bis er schließlich nachgab und ebenfalls erschöpft die Augen schloss.   "Die Zaibacher Festung befindet sich über Pallas? Und sie wurde angegriffen?!", rief Allen erbost und schlug mit der Faust auf den Tisch. Seine Soldaten hatten ihm gerade Meldung gemacht über die Vorkommnisse bei den Verbündeten. Eigentlich fiel ihm nur eine Organisation ein, die das wagen würde. "Diese verdammten Abaharaki. Wenn ich einen von denen in meine Finger bekomme, gnade ihm Gaia selbst." Sein Weinglas zerschlug an der Wand, die rote Flüssigkeit tropfte an der Holzvertäfelung entlang und sammelte sich in einer Pfütze am Boden. Da klopfte es an der Tür. "Herein!", rief er unwirsch und schickte den Soldaten im selben Atemzug hinaus. "Ritter Allen." Bei der sanften Frauenstimme zuckte er unweigerlich zusammen und er sah auf. "Prinzessin Millerna. Was führt Euch hierher?", fragte er schließlich, als er auf sie zutrat und ihre Hand nahm, um deren Handrücken zu küssen. "Ich habe gehört, was passiert ist. Wusstet Ihr, dass sich die Zaibacher Festung über unserer Hauptstadt befand?" Die Prinzessin entzog ihm ihre Hand und sah ihn ernst an. "Wir sollten uns eher darüber Gedanken machen, dass unsere Verbündeten in unserem Gebiet angegriffen wurden, verehrte Prinzessin.", erwiderte Allen erstaunt. "Ihr habt Recht, verzeiht. Aber mich beunruhigt es, dass die Zaibacher scheinbar überall unbemerkt verweilen können. Was gibt Ihnen das Recht?" Allen sah seine Prinzessin an. Sie benahm sich merkwürdig. Wenn der König diese Worte aus ihrem Mund hören würde, wäre er alles andere als erfreut. Prinzessin Millerna hatte schon immer gern die Zaibacher Verbündeten und deren Motive hinterfragt. Das war ihrem Vater ein Dorn im Auge, als zukünftige Thronfolgerin war es jedoch ihr gutes Recht, auch in der Politik des Landes ein Wörtchen mitzureden. Und dass sie die Zaibacher nicht sonderlich mochte, war kein Geheimnis. Trotzdem war der Ritter solche offenen Worte aus ihrem Mund nicht gewohnt. "Nun gut, ich sollte Euch nicht weiter damit behelligen. Entschuldigt die Störung, Ritter Allen. An eurer Stelle würde ich jedoch zusehen, dass die Aufenthaltsorte unserer Verbündeten auch uns bekannt sind." Mit diesen Worten nickte sie ihm kurz zu und verließ sein Audienzzimmer, über das er im Palast verfügte. Es war noch in den frühen Morgenstunden, die Sonne suchte sich gerade erst einen Weg hinter dem weiten Ozean und färbte den Himmel in ein zartes rosarot.   Prinzessin Millerna lief leichten Schrittes die Gänge im Schloss entlang. Sie wusste, dass sie Dryden davon erzählen musste.  Aber sie wusste noch nicht, ob sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren konnte. Der reiche Kaufmann war ihr lieb und wichtig und nicht zu vergessen ihr Verlobter, aber sie wusste von dem Geheimnis, das er verbarg. Und irgendwann würde es sie alle in große Schwierigkeiten bringen. Sie blieb an einem der großen Fenster stehen und sah der Sonne zu, wie diese langsam den Kampf gegen die Dunkelheit der Nacht gewann und die Stadt - ihre Stadt, verbesserte sie sich -  in ein zartes Licht hüllte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)