Stuck in your mind von HikariChisame ================================================================================ Kapitel 33 ---------- Ich spürte, wie ich erneut von einer Kraft hinweg gezogen wurde. Diesmal schien ich zum Fenster meiner Augen hin statt von ihnen weg gezerrt zu werden. Sofort war ich wieder in der realen Welt, wo das Erste, was ich zu sehen bekam, Sasukes blutverschmiertes und schmerzverzerrtes Gesicht war. Ich blinzelte auf und war gezwungen, tief einzuatmen und nach Luft zu schnappen, als hätte man mir bis gerade eben die Luft abgeschnürt. Leichte Panik breitete sich in mir dabei aus, da ich damit nicht gerechnet hatte. Ich bemerkte, wie ich Sasuke am Hals mit meiner bloßen Hand zu Boden hielt und ihn zu erwürgen drohte. Ich ließ ruckartig ab und stürzte rückwärts weg, weshalb ich vor Sasuke auf meinem Hintern landete und zunächst noch husten musste. Er rollte sich mühsam auf den Bauch und versuchte, sich mit aller noch übrigen Kraft aufzustemmen. Ich fühlte mich wahnsinnig ausgelaugt und unwohl, erschöpft ließ ich den Oberkörper seitlich auf den Boden fallen und bekam so langsam meine Atmung wieder in den Griff. Kehlig atmete ich ein und aus, bis ich schließlich wieder normal und ruhig atmen konnte. "Sasuke.." Er war aufgrund seiner Verletzungen anscheinend nicht in der Lage, zu fliehen, darum blieb ihm nichts anderes übrig als hier zu verharren. Er starrte mich mit einer Mischung aus Misstrauen und Verwirrung in den Augen an. Ich blickte ihn mit schwer gewordenen Augenlidern in meiner seitlichen Kopflage an, müde schloss ich sie und ließ den Kopf zur Erde sinken. "Was ist in der Zwischenzeit passiert?", fragte ich ihn. Ich musste viel Mühe aufwenden, einen Ton herauszubringen. "Du hast Hidan und Kakuzu ausgeschaltet." "Es hat Hidan und Kakuzu ausgeschaltet.", verbesserte ich ihn sofort, wenn auch träge. Sasuke schwieg. Es vergingen einige Sekunden, in denen niemand sich rührte. Ich bemerkte Schmerzen überall am Körper und ertastete einige blutende Wunden. "Wie soll es nun weitergehen?", meinte ich mit zittriger Stimme und schlug die Augen wieder auf. "Du hast mich wieder hintergangen." "Du hast mich genauso hintergangen." Er sah mich ausdruckslos an und überlegte wohl, ob er das Recht hatte, zu widersprechen. Er hatte nicht das Recht, diesmal nicht. "Lebt Itachi?" Sasuke funkelte mich an bei dieser Frage. Das konnte mich nicht mehr wirklich beeindrucken. Nach längerem Zögern sagte er: "Ja. Du hast ihn erfolgreich beschützt." Erleichtert atmete ich tief ein. "Sasuke", fing ich an und versuchte, ihm dabei in die Augen zu schauen. "Ich möchte dir etwas erzählen." Einige Stunden waren vergangen, seitdem ich wieder zu Bewusstsein gekommen war. Sasuke hatte die anderen drei benachrichten können, weshalb sie wenig später herbeigeeilt kamen, um uns aufzulesen und zu verarzten. Skepsis und ein sehr vorsichtiger Umgang miteinander herrschte die ganze Zeit über. Es war immerhin mehr, als ich mir erhofft hatte. Sasuke hätte Itachi längst an die Gurgel gehen können. Oder mir. "Lasst die Finger von ihm.", drohte ich allen, als sie im Lager fragten, was sie mit Itachi machen sollten, "Ich kümmere mich selbst um ihn, er braucht euch nicht zu stören." Sasuke blickte – den Kopf zu Boden geneigt – bösartig zu mir ans andere Ende des Verstecks auf, während er beobachtete, wie ich Itachis Wunden versorgte. Ich konnte wohl froh sein, dass er meinen Wunsch, zu verharren bis wir einige Dinge geklärt haben, respektierte. Karin fummelte derweil hier und dort an ihm herum, um sich um seine Verletzungen zu kümmern. Nachdem Sasuke in einen brauchbaren Zustand gebracht worden war, suchte die Gruppe ohne mich das Gespräch mit ihm und diskutierte fassungslos darüber, was geschehen war. Ich befand mich nicht direkt bei ihnen, doch als sie immer energischer und lautstarker wurden, bekam ich mit, wie sie Sasukes Toleranzgrenze mir gegenüber kritisierten. Ich wusste nicht, warum ich diese genießen durfte, doch ich war froh darüber. Nichtsdestotrotz hatte ich im Moment zunächst eine Stellung ihm gegenüber und nicht neben ihm einzunehmen. Als Itachi endlich nicht mehr in Lebensgefahr schwebte, wollte ich mich am liebsten hinlegen und für die kommende Konfrontation ausruhen. Aber ich fühlte, dass es höchste Priorität hatte. Ich lief zu den Anderen hinüber, die mich gespannt wie auch finsteren Blickes fixierten. Ich setzte eine ernste, selbstbewusste Miene auf und stellte mich vor sie. Sasuke starrte mich mit erbostem Ausdruck an. Ich hatte mir vorgenommen, sie alle gleich zu behandeln und nicht darauf zu bestehen, mit Sasuke alleine zu reden. "Ich muss euch etwas erzählen. Im Gegenzug müsst ihr mir erklären, was zwischen euch und Akatsuki läuft." Juugo knurrte, ich sah Karin missbilligend einen Mundwinkel hochziehen. Sie erwiderten mir nichts weiter. Ich setzte mich im Schneidersitz zu Boden, da auch sie alle saßen. Ihre wachsamen Augen spürte ich schwer auf mir liegen. Ich suchte auf der Erde unter mir irgendetwas zu finden, als wäre da eine chaotische Liste mit Stichpunkten. Wo fange ich an... Ich schloss die Augen, atmete tief ein und geräuschvoll wieder aus. Dann richtete ich den Blick entschlossen auf. "Sasuke ich muss das, was ich dir mal erzählt habe, leider korrigieren." Ich sah eines seiner Augen zucken, wohl wissend, dass er nicht sehr erfreut darüber war, mich eine Lüge beichten zu hören. "Ich glaube nicht nur, dass Akatsuki mich aus Konoha rausgeholt hat, ich weiß es. Itachi und Deidara haben mich während dem Ritual, bei dem ich vor Schmerzen bewusstlos geworden bin, aus dem Bunker befreit. Als ich wieder zu mir gekommen bin, haben sie mich zu einer Höhle gebracht, in der sie wohl das tun wollten, was sie mit allen Jinchuuriki bisher gemacht haben. Aber dazu ist es nicht gekommen, denn Itachi hat Pain mit Müh' und Not überzeugen können, seinen Plan zu ändern." Ausdruckslos lauschten sie mir und hatten nicht die Absicht, mich zu unterbrechen. Dafür war ich eigentlich recht dankbar, denn wenn Suigetsu oder Karin damit anfingen, hätte das ein ganz schön hitziges Wortgefecht werden können. "Ich hatte damals keine Ahnung, warum er das getan hat. Ich habe natürlich gedacht, er würde daraus irgendeinen Nutzen ziehen. Ich habe ihn nicht gekannt und mich davor gehütet, jemandem aus Akatsuki zu trauen. Und immerhin wusste ich, wer Itachi war.", betonte ich mit Nachdruck und sah dabei zu Sasuke auf. "Was diesen neuen Plan angeht, weiß ich auch nicht, was der beinhaltet. Alles, was mir aufgetragen wurde, war, mit dir in von jetzt an vier Tagen in Konoha zu sein. Warum, hat Pain mir nicht gesagt." Ich bemerkte die sichtbar geringschätzigen Blicke. "Tut nicht so, als hätte ich bei alledem freiwillig mitgemacht.", meinte ich scharf, "Wenn ich bis zu einem gewissen Punkt nicht mitgespielt hätte, wäre ich tot gewesen." "Ja, red weiter.", brummte Sasuke. "Nachdem anscheinend geklärt war, was ich zu tun hatte, habe ich mit Itachi fast zwei Monate verbracht. Ich war abgemagert und außer Form, darum haben sie mich erst einmal von ihm gesund machen und trainieren lassen. Sie wollten mich in der Verfassung, wie ich sie vor dem Vorfall gehabt habe. Danach bin ich dann aufgebrochen, um euch zu suchen. Und dann wisst ihr ja, was passiert ist." "Das glaube ich nicht.", widersprach mir Sasuke. "Ich weiß nicht was passiert ist, denn du hattest andere Absichten, als du uns erzählt hast. Wir wissen nicht, was du gedacht hast, was du vorgehabt hast." Zustimmend sah ich ihn an, er hatte schon Recht. Ich musste ihnen auf jeden Fall erzählen, warum ich sie tatsächlich aufgespürt habe. "Ja. Ich...", als ich so überlegte, was ich ihnen sagen wollte, erkannte ich, dass es schwer werden würde. Es waren Gedanken, die ich eigentlich niemandem, der mir nicht nahe stand, preisgeben wollte. Aber das war ich ihnen einfach schuldig. Außerdem wusste ich genau, dass ich es insbesondere Sasuke erzählen wollte, damit er verstand. "Zu der Zeit da Itachi mich mit der Aufgabe betraut hat, habe ich bereits lange überlegt, wie ich mich da rauswinden kann. Eines war mir aber schon ziemlich früh klar: Ich würde euch suchen und finden, um meine Schuld zu begleichen." Ich konnte ihnen dabei nicht in die Gesichter blicken, es war mir zu unangenehm. Ich löste den Schneidersitz und stellte beide Beine auf. Meine Oberarme legte ich auf den Knien ab und konnte so meine Stirn auf meinen Händen abstützen. Ich starrte auf den Boden vor mir. "Dass das gleichzeitig sowieso das war, was Akatsuki von mir wollte, war egal. Es war praktisch, weil ich mich auf diese Weise unauffällig verhalten habe, ich habe ja eh den Plan befolgt. Alles was ich wollte, war euch zu erzählen, was wirklich passiert ist." Ich brauchte ein paar Momente, um von hier an meine Gedanken zu sortieren. Sie warteten, bis ich fortfuhr. "Als ich euch gefunden habe, bin ich ein bisschen in Panik geraten. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ihr habt ja jedes Recht gehabt, mich zu hassen; was passiert ist, ist nun einmal passiert, daran konnte ich auch nichts mehr ändern. Ich habe mich also zunächst zurückgezogen, um mich vorzubereiten, denn ich hatte zu große Angst davor, ihr würdet euch weigern, mir zuzuhören." Nachdem ich in Fahrt gekommen war, war es nicht allzu schwierig, meine damaligen Gefühle in Worte zu fassen. Jedoch hatte ich mir gewünscht, dies in einer völlig anderen Situation zu tun. "Ja, und dann ist das im Wald passiert. Wo ich bei einem Kampf zwischen euch und dem Anbu dazwischengefunkt habe. Ich war überrumpelt und habe wieder Panik bekommen, darum bin ich abgehauen. Als ich wieder einen klaren Kopf hatte, habt ihr mich angegriffen. Und dann ist die Verfolgungsjagd losgegangen.", fasste ich die Geschehnisse knapp zusammen. "Sasuke, als ich mit dir darüber geredet habe, habe ich gelogen, weil ich euch da nicht noch einmal mit reinziehen wollte. Es war genug, dass du mir geglaubt hast, dass ich euch damals nicht hintergangen habe. Aber als ich das erreicht hatte, sind eigentlich nur noch mehr Probleme aufgekommen. Ich habe realisiert, dass ich nun dringend ein Schlupfloch aus meiner Zwickmühle gebraucht habe. Sie haben mich beobachtet und mit einem Falken kontrolliert, das heißt, sobald ich nicht getan hätte, was sie wollten, wäre ich ausgeschaltet worden. Und ihr vielleicht sogar mit mir." Ich wollte gar nicht daran denken. "Es ist garstige Ironie. Ich habe euch vorgeheuchelt, ich hätte euch nicht verraten, doch dabei war ich im Begriff, genau das zu tun, wenn ich keine Lösung gefunden hätte." Ich schloss die Augen angestrengt und schüttelte langsam den Kopf. "Ich habe eine Art Sender im Nacken eingepflanzt gehabt. Pain hat gesagt, ich würde bereuen, wenn ich versuchen würde, ihn rauszuziehen." Ich lächelte den Boden betreten an und seufzte. "Für einige Wochen war meine Lösung, ihn rauszureißen. Ich hab's immer und immer wieder versucht, aber nicht geschafft." Ich rieb mir die Augen. "Dann hat Itachi mich gestern kontaktiert. Während er euch aufgehalten hat, hat er mir aufgetragen, einen Ort zu suchen, wo er anscheinend etwas Wichtiges mit mir zu bereden hatte." Ich lugte unter meiner Hand hervor, warf Sasuke einen Blick zu und erinnerte mich an den Moment, als er meine Unruhe bemerkt hatte. "Ich dachte, ich hätte irgendetwas falsch gemacht und sie wollten mich dafür zur Rechenschaft ziehen. Vielleicht habe ich mir zu viel Zeit gelassen, weil ich wochenlang untätig gewesen bin. Ich bin in Panik geraten." Karin schob die Augenbrauen zusammen, sie war die Erste, die gestern mit mir nach dem Genjutsu geredet hatte und schien nun nachvollziehen zu können, warum ich so aufgehetzt gewesen war. Ich bedeckte meine Augen wieder mit meiner Hand. Das Bild meiner Erinnerung sah ich klar vor mir. "Jedenfalls sollte ich eine Ruine suchen, in der er auf mich gewartet hat. Ich habe ausgenutzt, dass wir uns zur Suche getrennt haben, um dort hinzugehen.", ich pausierte kurz, "Es tut mir Leid, dass ich das verheimlicht habe. Ich habe keine bösen Absichten gehabt. Ich war bereit, mich was auch immer mich erwartet hätte entgegenzustellen. Ich wollte euch davon fernhalten." Mir war klar, dass ich mich rechtfertigte, aber ich sah mein Handeln nicht als Fehler. Ich bereute es nach wie vor nicht. "Was gestern passiert ist, ändert für mich alles. Itachi hat mir offenbart, was sein wahres Ziel ist und mir geholfen, etwas über meine Vergangenheit herauszufinden." Ich erhob meinen Kopf aus meinen Händen und stützte ihn seitlich auf einer Faust ab, sodass ich traurig zu Itachi linsen konnte. "Und nun ist Akatsuki hinter uns her." Ich beendete meine Geschichte hier und rechnete mit Fragen oder einer Ansage von Sasuke. Längere Zeit herrschte Stille, in der ich zunächst Itachis langsames Heben und Senken seines Oberkörpers beim Atmen beobachtete und schließlich den Kopf wieder zur Gruppe richtete. Sie starrten mich nachdenklich an, ich war mir nicht sicher, ob sie nichts sagen wollten, oder ob sie nur nicht vor Sasuke anfangen wollten. Doch Sasuke erhob die Stimme lange nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)