Stuck in your mind von HikariChisame ================================================================================ Kapitel 32 ---------- Ich durchforstete Büsche und Bäume in einem großen Radius, unterwegs fand ich einige verletzte Baumstämme vor. Ich hatte jedenfalls die richtige Fährte, von Menschen jedoch war zunächst keine Spur. Ob ich Sasuke schon holen sollte? Ich hielt gerade einige Weidenäste beiseite, um vorsichtig in deren Inneres zu schlüpfen und mich umzusehen. Am anderen Ende wollte ich sie verlassen, als es hinter mir stürmisch raschelte. Ich wirbelte herum und beobachtete eine Gestalt recht steil von oben herab in das Geäst stürzen. Sie kam mühsam auf beiden Beinen auf und schaffte es gerade noch, nicht einzuknicken. Dann stolperte sie ein, zwei wackelige Schritte nach vorn, um schließlich auf die Knie zusammenzusacken und endgültig zu Boden zu gehen. Zuerst erschrak ich, als ich den Akatsuki-Mantel erkannte. Meine Augen weiteten sich, ich stürmte hinüber und ließ mich vor dem Mann fallen. Mit etwas Kraftaufwand rollte ich seinen Körper auf den Rücken und betrachtete tatsächlich Itachis Gesicht, blutverschmiert und regungslos. Sein Mantel war zum Teil in Fetzen und getränkt in seinem eigenen Blut. Mit letzter Kraft schien er sich hierher geschleppt zu haben, als er mich gefunden hatte, denn er war nicht mehr in der Lage, die Augen zu öffnen. Mein Herzschlag erreichte ungeahnte Geschwindigkeiten, als mir bewusst wurde, was das bedeutete. Ich musste weg. Sofort, auf der Stelle. Mit Itachi. Hektisch packte ich ihn unter den Armen und versuchte, ihn hochzuhieven. Er war so verdammt schwer. Ich entdeckte einige tiefe Wunden quer über seinen Körper verteilt, doch da ich einfach keine Zeit hatte, darauf Rücksicht zu nehmen, musste ich seine Verletzungen ignorieren. Mit viel Mühe schaffte ich es, ihn irgendwie Huckepack zu bekommen, er begrub mich nahezu unter seinem Gewicht. Ich stemmte diesen ausgewachsenen Mann irgendwie und machte auf wankenden Beinen die ersten Schritte. Tief atmete ich ein, pustete aus und lief los. Wohin war 'weg'? Es war jedenfalls weit entfernt von Sasuke und allen weiteren Verfolgern. Ich stürzte durch das Geflecht der Bäume und zielte einfach grob auf die Richtung hab, die definitiv von Sasuke und dem Lager fort führte. Panik und Adrenalin halfen mir, Itachi weiterzutragen, ohne zusammenzubrechen. So schnell wie es nur irgendwie möglich war stolperte ich durch Gebüsch und Geäst und merkte zunehmend wie meine Beine einklappen wollten. Ich hörte plötzlich hallende Rufe hinter mir, die mir sagten, dass wir bereits entdeckt worden waren. Um Luft ringend vor Anstrengung schleppte ich mich weiter, Tränen stiegen mir in die Augen und ich wimmerte verzweifelt auf. Wenn ich ihn nicht zurückließ, war ich dran, ich war viel zu langsam. Aber konnte ich Itachi wirklich im Stich lassen? Ich rannte immer weiter, während hinter mir auf einmal einige Wurfwaffen im Boden stecken blieben. Itachi war mein Verbündeter. Er war mein Freund. Ich würde ihn von hier wegschaffen oder mit ihm sterben. Mein Körper machte die Last von Itachis Leib so langsam nicht mehr mit, als irgendwas an meinen Füßen vorbeischnellte und mich ins Straucheln brachte. Ich schrie erschrocken auf, das Gewicht auf mir verhinderte, dass ich mich fangen konnte. Wir stürzten zu Boden. Ich konnte unsere Aufgabe nicht ohne Itachi erledigen. Sollte es hier schon enden, nun da ich doch endlich ein Ziel hatte, für das es sich zu Kämpfen lohnte? Mühsam hob ich Itachi von mir und robbte unter ihm hervor. Mit zittrigen Händen versuchte ich, ihn wieder auf den Rücken zu bekommen. Ich schaffte es nicht rechtzeitig, bevor ich einige der Verfolger auf Bäumen und Boden aufkommen hörte. Ich sah einige Tränen auf Itachis zerrütteten Mantel fallen, panisch riss ich den Kopf hinter. Zusammen mit einigen mir bekannten Akatsukis hatte Sasuke mich in der Falle. Sasori und Hidan schauten aus den Bäumen auf mich herab, Kakuzu und Sasuke versperrten mir den Weg zurück. Fassungslos starrte ich Sasuke an. Er erwiderte mir einen Blick, von dem ich nicht sagen konnte, ob er Wut oder Verwirrung bedeutete. Ich war nun geliefert. Itachi war am Ende, Akatsuki hatte mich, Sasuke würde mich nun endgültig abschreiben. Aber ich verstand es einfach nicht – Was machte Sasuke hier? Mein Gesicht war verzerrt, ich wusste nicht ob ich Beherrschung wahren oder lieber aufgeben sollte. "Hilf mir!", formten meine Lippen, während ich Sasuke flehend ansah. Ich versuchte alle vier im Auge zu behalten, während Hidan vom Baum sprang und mir für meinen Geschmack viel zu nah war. Ich schnellte hoch, um mich über Itachi zu stellen und eine Abwehrposition einzunehmen. Ich atmete zu schnell, die Augen sprangen zwischen ihnen hin und her, als sie sich nacheinander in Bewegung setzten. Ich wich einigen Wurfmessern von rechts aus, Sasoris Puppe konnte ich gerade so kontern und weglenken. Ich fing in der Bewegung zwei Sterne, die Itachi um ein Haar getroffen hätten und schleuderte sie Sasuke entgegen, der auf mich zustürmen wollte. Ein ekelhafter Schmerz fuhr in meinen Magen, nachdem Hidan mir das andere Ende seiner Sense von unten her gnadenlos in den Bauch gerammt hatte und vorsichtshalber sofort einige Meter zurückwich. Ich gab ein würgendes Geräusch von mir und fiel neben Itachi zu Boden. Stöhnend vor Schmerz kugelte ich mich kniend zusammen. Tränen entwichen meinen zusammengepressten Lidern, die Qualen in meiner Magengegend nahmen zu. Zuerst überlegte ich krampfhaft, wie wir hier wegkamen, doch der Gedanke schrumpfte und schrumpfte, er verblich bis nichts mehr da war. Ich dachte nicht mehr nach und hatte stattdessen das absurde Gefühl, nicht mehr bei Bewusstsein zu sein, obwohl ich meine Umgebung klarer wahrnahm als mir lieb war. Mühsam stützte ich mich auf die Hände und brachte mich auf die Füße, brachte meine vor Erschöpfung zitternden und schmerzenden Muskeln an ihre Grenzen um mich irgendwie aufzurappeln. Meine Gegner formatierten sich neu, Sasori ließ erneut eine seiner Puppen auf mich zurauschen. Ich holte mit einem Arm vor meinem Oberkörper aus und schlug sie mit aller Kraft zur Seite fort. Die Holzpuppe flog mit sagenhafter Geschwindigkeit fort und zerbarst am nächsten Baum. In meinen Ohren pulsierte mein erregter Herzschlag. Es war, als nahm ich nichts anderes mehr wahr, es gab nur noch sie und mich. Sie und mich. Ich verspürte auf einmal eine gigantische Zerstörungswut, doch ich liebte diese Euphorie. Mein Körper fühlte sich geradezu wie neu geboren an, ich würde es mit allen Vieren aufnehmen können. Ich nahm den Oberkörper vor und hob die Arme, bereit zum Kampf. Und gerade, als ich die Störenden beseitigen wollte, setzte auf einmal wieder meine reale Wahrnehmung ein. Ich hörte mich Schnaufen, unruhig und aggressiv, während meine Sicht verschwamm. Sie taten den ersten Zug und starteten einen Angriff. Auch wenn ich wusste, dass ich mich wehrte – und das erfolgreich – hatte ich das Gefühl zu fallen und mich weit, weit vom Fenster meiner Augen zu entfernen. Ich fiel lange, doch konnte ich nicht ausmachen, wann es ein Ende haben sollte. Es gab keinen Fallwind und ich konnte nirgends Halt finden. Ich befand mich im Nichts, alles war Schwarz. Und trotzdem war ich da, ich war bei Bewusstsein, nur nicht mehr Herr meines Körpers. Plötzlich befand sich mir gegenüber jemand, der normal stehen konnte, während ich immer noch nirgends Fuß zu fassen schaffte. Die Silhouette betrachtete mich bei meinen Bemühungen, ins Gleichgewicht zu kommen. Ich scheiterte, was die Gestalt auflachen ließ. "Wer bist du? Wo bin ich?", fragte ich aufgelöst. Der Schatten trat einen Schritt vor, um sich mir erkennen zu geben. Ich ruderte mit Armen und Beinen, weil ich immer wieder wegzudriften drohte. "Ich bin du.", sagte die Gestalt ohne die Lippen zu bewegen, nachdem sie auf einmal für mich sichtbar geworden war als wäre sie in einen Lichtschein getreten. "Wir sind sozusagen in deinem Kopf." Aufgehetzt besah ich mein Abbild und musste mir zunächst die Zeit nehmen, meinen Kopf zu klären. Ich musste wieder in die Realität zurück, denn was gerade passierte war viel zu gefährlich. "Wenn du ich bist, warum sehe ich dich dann?" "Weil du vergessen hast, wer du bist. Wer wir sind. Was wir sind." Ich schloss die Augen und gab mich der Schwebe, in der ich gefangen war, hin. "Du bist das, wovon sie mir in Konoha immer erzählt haben, richtig?" Einige Momente Stille traten ein, ehe es wieder sprach. "Abgesehen davon, dass das, was sie dir gesagt haben, nicht wahr ist, ja." "Heißt das, sie haben mich angelogen?" "Nein. Sie wissen es nur nicht besser." Ich öffnete die Augenlider und war nun in der Lage, stabil zu stehen, wo kein Boden war. Fest blickte ich der Gestalt in die Augen. "Was sind wir also?" Ausdruckslos starrte der Schatten mich an, bis er antwortete. "Bevor du dir deiner nicht bewusst wirst, hast du nicht die Bedingung erfüllt, mit mir in Einklang zu kommen." Ich runzelte die Stirn, legte den Kopf etwas schief und schob die Augenbrauen zusammen. "Was muss ich denn tun, um die Bedingung zu erfüllen?" Mein anderes Ich verzerrte die Miene zu einem herablassenden Ausdruck und lachte, obwohl ihr Mund doch geschlossen war. "Das musst du schon selbst herausfinden! Ich bin nicht nett genug, dir das einfach zu verraten." Ich rätselte, wie prekär diese Situation eigentlich war. "Und bis es soweit kommt werde ich jedes Mal, wenn du Blöße zeigst, deinen physischen Körper an mich reißen und so viel Chaos stiften, wie ich kann." Ich spitzte die Ohren bei dieser Äußerung und hob eine Augenbraue. "Hast du jetzt gerade wohl auch die Kontrolle?", hakte ich nach, in der Hoffnung sie nicht noch weiter zu verärgern. "Durchaus. Es ist das erste Mal, dass du währenddessen auch bei Bewusstsein bist." "So etwas wie das hier ist schon öfter passiert?" "Natürlich. Nur warst du dir dessen bisher nie bewusst. Entweder du erinnerst dich nicht mehr daran, da ich dich komplett vom Steuer gerissen habe, oder ich bin in dich eingeschmolzen." Ich zog einen Mundwinkel grübelnd zur Seite ohne den Blick von der Gestalt abzuwenden. Wann war das wohl gewesen? Ob sich daran zu erinnern hieß, 'mir meiner bewusst zu werden'? "Du wirst mich jedenfalls von nun an nicht mehr ignorieren.", fuhr es fort, "Wir haben den Punkt erreicht, an dem du geschwächt genug bist, mich nicht mehr unterdrücken zu können, und ich stark genug bin, deine schwachen Momente auszunutzen." Das waren allerdings wirklich keine guten Aussichten. Ich hatte weitaus größere Probleme im Moment, doch ich hatte keine andere Wahl, als mich mit dem Ding in mir zu beschäftigen. "Das klingt als wäre es mir gar nicht mehr möglich, das Ruder wieder zu übernehmen." Abschätzig lachte es auf und hob den Kopf, um mich von oben herab betrachten zu können. Ein garstiges Grinsen bildete sich auf ihrem Gesicht. "Keine Sorge, selbst ich habe nur Reserven, die ich nicht so leichtsinnig aufbrauchen sollte." "Und wann sind die erschöpft?" Sie senkte den Kopf, der Ausdruck in ihrem Gesicht wandelte sich zu einem sehr finsteren. "Genug." In meinen Schläfen fing es an zu stechen und zu schmerzen. "Ab an die Oberfläche mit dir. Viel Spaß dabei, meinem Chaos hinterherzuräumen.", kündigte die Gestalt noch hämisch an, ehe sich bei mir alles zu drehen begann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)