Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 78: Einen Schritt Kai entgegen -------------------------------------- Es ist mal wieder Samstag und ich steh mit Katsuya im Wintergarten, während wir auf Kai warten. Mokuba hatte heute keine Sitzung, weil er mit Yugi und den anderen heute Morgen in einen Vergnügungspark gefahren ist. Eigentlich hab ich mir gedacht Kai den Weg hier raus zu ersparen, aber Katsuya hat mir verboten den Termin abzusagen. Also... werde ich gleich mit diesem Mann wieder hier sitzen und mich durch meine Vergangenheit quälen. Zugegeben, die bisherigen Gespräche mit Kai waren anders, als ich sie erwartet habe. Anfangs hat er eigentlich fast nur Smalltalk mit mir betrieben. Er ist so ganz anders, wie ich mir einen Therapeuten immer vorgestellt habe. Nicht verstaubt und trocken, nicht fordernd oder mit einer unangenehmen, autoritären Ausstrahlung. Kai sitzt immer in seinem Sessel uns gegenüber und redet mit uns, als wären wir nur Freunde, die sich auf einen Kaffee oder so treffen. Da ist kein Zwang! Mit fallen seine Worten von unserer letzten Sitzung wieder ein: Er wüsste, dass ich in meiner Kindheit und Jugend großen Zwängen ausgesetzt gewesen war, die mir nichts als Schmerz, Leid und Scham beschert haben. Aber ich hätte von ihm keinen Zwang zu erwarten. Er kann mir nur das Gespräch und seine Hilfe anbieten, sie auch anzunehmen liege ganz allein in meiner Hand. Damit hat er mich irgendwie gekriegt. Ich kann gar nicht genau sagen warum! Nur als er dann nach der Adoption gefragt hat, konnte ich gar nicht anders als ihm das alles zu erzählen. Und es hat gut getan. Gut getan nach so langer Zeit jemanden davon zu erzählen, dass unsere leiblichen Eltern ums Leben kamen und wie wir betrogen wurden. Nicht einmal Gozaberu hatte damals danach gefragt. Aber irgendwann hat mich das nicht mehr gewundert. Warum hätte es ihn auch interessieren sollen? Dafür hätte er in der Lage sein müssen Mitgefühl zu empfinden. Und wenn er etwas nicht konnte, dann war es Mitgefühl und Mitleid zu haben. Sanft küsst Katsuya mich auf die Wange und meint, er müsse noch mal schnell wohin. Dann eilt er davon. Ich blicke ihm nachdenklich hinterher. Dann gehe ich ein paar Schritte zu der Orchideensammlung, die ich irgendwann mal angefangen habe. Doch diese Blumen brauchen ein gewisses Feingefühl, sonst gehen sie ein. Daher werden sie heutzutage von meinem Gärtner gepflegt. Ich liebe diese Art von Blumen, wahrscheinlich weil sie die Lieblingsblumen meiner Mutter waren. Ich rieche an einer weißen Orchidee mit violettem Sprenkel. Dann hör ich seine Stimme! Sofort schnappt mein Kopf in seine Richtung. Im Zugang zum Wintergarten steht Kai. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in mir aus. Suchend blick ich an dem Mann, der mich freundlich grüßt und anlächelt, vorbei, doch mein Streuner ist nicht in Sicht. Dann kommt Kai die Stufen vom Wohnzimmer in den Wintergarten. In mir sträubt sich alles und ich will am liebsten nach hinten ausweichen. Doch... doch... es war nur ein Traum! Der reale Kai... würde so etwas nie tun, oder!? Er kommt auf mich zu und ich spüre dieses Zittern in mir. Immer noch ist der Fluchtimpuls in mir enorm stark. Der Orkan zerrt auch wieder an mir. Die Unruhe in mir. Der Wunsch mich einfach irgendwo zu verkriechen und zu schreien. Wo... wo ist mein Streuner? Er wollte doch nur mal ganz schnell wohin... Wohin eigentlich? Warum lässt er sich so lange Zeit? Wut beginnt sich in mir zu bilden. Wie kann er mich nur mit dem Mann alleine lassen? Kai ist stehen geblieben und schaut mich an, fragt nach, ob alles in Ordnung ist. Sieht das denn so aus? Gar nichts ist in Ordnung. Ich bin mit ihm alleine in meinem Wintergarten und von meinem Freund keine Spur weit und breit. Dazu spuken mir die Bilder meines Albtraums von vor ein paar Tagen durch den Kopf. Nein, definitiv ist gar nichts gut! Aber das sag ich ihm alles nicht. Ich nicke nur tonlos. Sanft meint er, dass ich mit ihm über alles reden könne. Ich brauche keine Scheu haben. Keine Scheu? Wie stellt er sich das vor. Soll ich sagen 'Hey, ich hab geträumt das du mich...' Abrupt stoppt mein Gedanke. Dieses dämliche Scheißwort. Ich kann es nicht mal denken. Aber Katsuya besteht darauf, dass ich es ausspreche. Aber ich will nicht! Wenn ich es denke oder sage, dann fühl ich mich schwach und entblößt. Wie ein Opfer eben. Aber so will ich mich nicht fühlen. Plötzlich merke ich, dass Kai scheinbar wiederholt meinen Namen gerufen hat. Verdammt... was stimmt nur nicht mit mir. Unauffällig bring ich ein paar Schritte zwischen ihn und mich. Mein nur noch einmal, dass alles in Ordnung sei. Dieses Mal scheint er meine Antwort zu akzeptieren. Er bleibt stehen wo er ist und fragt mich etwas zu den Orchideen. Ich beantworte ihm die Frage. Dieser folgen weitere und auf einmal entsteht ein Gespräch zwischen uns über diese Blumen. Schließlich fragt er mich, warum ich Distanz zu ihm wahre und ohne wirklich drüber nachzudenken antworte ich ihm, dass das an dem Albtraum liegen würde. Erst nachdem die Worte meinen Mund verlassen haben merke ich, dass er mich ausgetrickst hat. Ich senke beschämt den Blick und versuche meine aufkommende Scham zurück zu halten. Verdammt, wie hat er mich dazu gebracht? Sofort hakt er sanft nach, was für einen Albtraum ich gehabt habe. War klar, dass er da einhakt und nachfragt. Es ist schließlich sein Job das zu tun. Aber es ändert nichts daran, dass ich mich immer noch extrem unwohl mit ihm alleine hier fühle. Wieder fällt mein Blick suchend an Kai vorbei zum Übergang zum Wohnzimmer. Immer noch ist nichts zu sehen von meinem Streuner. Ob ihm etwas passiert ist oder warum lässt er mich hier so hängen? Kai schiebt sich in meinen Blick und ich fokussiere ihn automatisch. Schlucke. Will ihm das nicht erzählen. Ihn nicht auf Ideen bringen. Behutsam fragt er mich noch einmal nach meinem Albtraum. Stockend und mit brüchiger Stimme, die ich trotz mehrfachem Räuspern einfach nicht los werde erzähle ich ihm schließlich von dem Traum. Welche Wahl hab ich denn auch schon groß? Am Ende betrachte ich wie gebannt diese weiße Orchidee mit den violetten Sprenkeln. Ich will den Mann, dem ich gerade indirekt eine Vergew... etwas Schreckliches vorgeworfen habe, nicht in die Augen schauen. Was wird er wohl jetzt noch von mir halten? Sicherlich nicht mehr viel. Wer weiß, vielleicht wird er die Therapie mit mir nun abbrechen? Wer möchte schon mit jemanden immer wieder sprechen, der ihm vorwirft ein Scheusal... ein Monster zu sein. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Erschrocken blicke ich auf die Hand, die über den Arm zu Kai führt. Er lächelt mich verständnisvoll und warmherzig an. Meint zu mir, ich solle mir weniger Sorgen machen. Es war nur ein Albtraum und er würde mir nichts davon vorwerfen. Träume seien nun mal nur schwer zu steuern, wenn überhaupt. Seine Worte... verschaffen mir eine Erleichterung, die ich so nicht erwartet habe. Dann spüre ich, wie mir eine Träne über die Wange rollt. Dann hör ich die Stimme meines Streuners, der plötzlich neben Kai steht und mir sanft die Träne von der Wange streicht. Er fragt was ich habe. Doch in meinem Hals hat sich ein mächtiger Kloß gebildet und macht mir das Sprechen unmöglich. Sanft legt er seine Hände an meinen Kopf und zieht mich zu sich. Eben war ich noch so wütend auf ihn, dass er mich hier einfach so alleine mit Kai gelassen hat, obwohl er weiß, was ich geträumt habe. Doch jetzt bin ich einfach nur überglücklich, dass er da ist. Ich lass mich von ihm in den Arm ziehen und suche bei ihm Halt. Nach einem Moment, den ich brauche, mich wieder zu fangen setzen wir uns endlich und Kai arbeitet mit mir diesen Traum in Ruhe auf. Hosted by Animexx e.V. 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