So far away | YoonMin von GreenKuro ================================================================================ Kapitel 32: Artificial ---------------------- Sprachlos starrte ich ihm hinterher, sah, wie er mich verließ. Schon wieder. Aber er hatte meine Hand gehalten. Das bedeutete doch, dass er mich noch wollte, oder etwa nicht? Ich war komplett verwirrt, wusste nicht was ich denken sollte. Ich saß noch einen Moment stumm einfach nur so da, bis ich mit dem kleinen Kumamon in meiner Hand aufstand und in mein Zimmer ging. Ich musste den Kopf frei bekommen und mit den ganzen anderen Insassen und ihren Besuchern hier würde das schwer werden. Ich legte mich in mein verdammt unbequemes Bett und drückte das Plüschtier an mich. Wie lange ich genau hier rum lag, konnte ich nicht sagen. Ich dachte nach und das viel zu viel. Ich wusste im Moment nicht was ich wollte. Auf der einen Seite wäre ich ja schon gerne wieder an Jimins Seite, aber auf der Anderen… hatte ich so meine Zweifel, ob das überhaupt funktionieren würde. Wir hatten es schon beim ersten Mal nicht geschafft. Also warum sollten wir es bei dem zweiten Versuch schaffen? Da ich schon die ganze Zeit über mich nur entweder in meinem Zimmer, dem Besucherraum oder im Gesprächszimmer, wie es hier gerne genannt wird, befand, beschloss ich mich mal umzusehen. Das könnte ja nicht schaden, besonders wenn man den Kopf frei bekommen wollte. Außerdem würde etwas Abwechslung meinem trostlos Alltag aufheitern, auch wenn ich das nicht so wirklich wollte. Doch seit eben geisterte mir wieder Jimin durch die Gedanken und ich sollte ihn schleunigst wieder von dort verbannen. Mir wurde geraten nach vorn zu blicken, meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Doch keiner der Betreuer hier wusste, wie ich mich fühlte. Woher auch? Ich sprach ja nicht einmal mit Ihnen oder sonst irgendjemandem hier! Nicht einmal mit Sunhi, der ich im Moment am Meisten vertraute. Ich schlenderte durch die Klinik und sah mir jeden Einzelnen hier an, musterte sie von oben bis unten. Schon öfters war mir ein Typ mit knallroten Haaren aufgefallen, der beim Essen immer alleine saß. Keiner der Anderen Patienten hatte sich in der kurzen Zeit, die ich nun schon hier war, zu ihm gesetzt oder auch nur ein Wort mit ihm gewechselt. Ich empfand jetzt zwar kein Mitleid mit diesem Typen, aber irgendetwas an ihm war komisch, vielleicht weil ich mir Sorgen machte. Das war für mich ja schon sonderbar. Das tat ich ja eigentlich bei keinem Einzigen. Nun ja, vor kurzem hab ich das ja noch bei Jimin gemacht. Aber jetzt… Nein, ich sollte nicht so viel darüber nachdenken. Erneut saß er wieder alleine an einem Tisch. Ich ging ein Stück näher, doch ich entschied mich gegen mein eigentliches Vorhaben mich zu ihm zu setzen, da er irgendwie glücklich aussah. Er hatte ein breites Grinsen im Gesicht, wobei aber Niemand den Grund dafür kannte. Verwirrt ließ ich ihn also alleine und ging wieder in mein Zimmer. So war zumindest mein Plan, bis mir etwas einfiel, was ich zu erledigen hatte. Am besten machte ich das noch vor Nachtruhe. Dann würde ich hier weniger Zeit verlieren. Mittlerweile waren schon einige Tage vergangen, seitdem Jimin das letzte Mal bei mir war. Ich hatte immer wieder, jetzt da ich so langsam wieder anfing zu reden, Gespräche mit einem Therapeuten. Zwar hatte ich ihm noch nicht Alles erzählt, doch er meinte zu mir, dass ich Fortschritte machte. Ich drückte jede Nacht meinen kleinen Kumamon an mich, war froh darum ein Einzelzimmer zu haben. Zwar war hier im Raum noch ein weiteres Bett, aber alle anderen Insassen hatten ihre Zimmer. Ich hätte die Ehre alleine zu sein, da ich der Neuste hier war. Dementsprechend fand ich auch keinen Anschluss zu den Anderen. Doch das würde ich heute ändern. Es war ungefähr halb Eins mittags und ich war unterwegs in den Speisesaal. Heute würde ich es tun. Heute würde ich mich zu dem Rothaarigen setzen. Ich suchte den ganzen Raum nach ihm ab, doch fand ihn nicht. Also ging ich einfach zu seinem Standardplatz und setzte mich auf den sonst immer freigebliebenem Platz, ignorierte dabei die warnenden Blicke der Anderen. Er war wie wir Alle aus irgendeinem Grund hier, aber er sah jetzt nicht unbedingt nach Jemanden aus, der einen zu Brei verarbeiten würde, wenn man etwas zu seinem Missgefallen tat. „Was genau tust du da?“ Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn ohne einen einzigen Ausdruck von Emotionen an. „Ich dachte mir ich leiste dir Gesellschaft damit du nicht immer so alleine bist.“ „Ich bin aber nie alleine… Und du sitzt auf Baekhyuns Platz. Also steh auf und geh bitte.“ Wer zur Hölle war Baekhyun? Und warum war er nie allein? In den knapp drei Wochen, die ich nun schon hier war, saß er bei jeder Malzeit allein da. Nie saß Jemand bei ihm. „Wer ist- Du sitzt hier immer alleine. Nie ist Jemand bei dir. Ich wollte lediglich, dass du Jemanden zum Reden hast. Aber wenn du nicht willst… Geh ich halt wieder.“ Ich sah ihn kalt an, wobei er hingegen aussah, als ob seine Welt gerade in Tausend Teile zersprang. Er ließ seinen Teller fallen, sackte anschließend zu Boden. Ich sah dem Ganzen nur geschockt zu, während schon zwei Angestellte der Klinik angerannt kamen und ihn wieder auf die Beine zerrten, bevor sie ihn wegbrachten. Was zur- War das mein Verdienst?
Ich sah mich um und sah, dass sämtliche anderen Anwesenden einfach stumm weiter aßen als ob Nichts passiert wäre. Neben mir wurden die Scherben seines Tellers weggefegt und ich würde daraufhin kontrolliert, ob ich nicht irgendein Stück des zerbrochenem Porzellans eingesteckt hatte. Ich beteuerte zwar es nicht getan zu haben, doch die Angestellten gingen lieber auf Nummer sicher. Anschließend versuchte ich den Vorfall von gerade eben zu vergessen und begann zu essen. Ich kam gerade von meiner mittlerweile täglichen Sitzung mit meinem Psychologen wieder und war im Moment auf dem Weg in den Besucherraum zu meiner Cousine, als ich dem Rothaarigen, dessen Name Chanyeol war, wie ich inzwischen herausgefunden hatte, über den Weg lief. Er lief orientierungslos durch die Gänge und streifte mit seinen Fingern die Wand entlang. Auf dem ersten Blick noch ganz normal aus, doch wenn man genauer hinsah, sah man dass er zitterte. Ziemlich stark sogar. Dabei murmelte er etwas vor sich her, was ich allerdings nicht verstand. Ich blieb stehen und sah ihm einige Sekunden lang hinterher, ehe ich kehrt machte und zu ihm ging. Ich hielt ihn an seiner Schulter fest, wodurch er stehen blieb und ich nun verstand, was er sagte. „Er ist tot. Mein Bacon ist tot… Und das ist Alles meine Schuld…“ Sein Bacon? Machte er sich gerade allen Ernstes Vorwürfe weil er seinen Schinken gegessen hatte? Wobei… Es konnte nicht nur der Schinken sein. Sonst wäre er nicht hier. Da musste mehr dahinter stecken. „Wir hätten nicht abkürzen sollen… Dann wären wir niemals darein geraten… Dann wäre mein Baekhyun noch am Leben… Dann könnte ich mit ihm zu Abend essen…“ Fuck… Was hatte ich heute Mittag nur angerichtet? Er schien Jemand sehr wichtiges in seinem Leben verloren zu haben und schien bis vorhin noch geglaubt zu haben, dass dieser Baekhyun noch bei ihm war. Aber ein Toter konnte nicht neben einem sitzen und mit essen. Das war unmöglich. „Hey… Komm mit… Wir gehen an einen ruhigen Ort…“, sprach ich ihn vorsichtig an und zog ihn leicht mit mir. Ich machte mir irgendwie Sorgen um ihn und das war das erste Mal seit meinem Selbstmordversuch, dass ich nach außen hin offen meine Gefühle zeigte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)