Police-Secrets von Ookami-no-Tenshi (Leben in der Zukunft) ================================================================================ Kapitel 31: Casket ------------------ Mit einem lauten Rums knallt Levi gewohnt laut die Haustür hinter sich zu. Er möchte nur das Wichtigste mitnehmen und dann so schnell wie möglich wieder zu Eren zurück kommen. Doch dieser muss sich nun erst einmal in Ruhe abreagieren. Der Schwarzhaarige kennt dieses Gefühl zu genüge. Deshalb versteht er auch den Jüngeren vollkommen, wenn er nun erst einmal Zeit für sich braucht und vorerst abgehauen ist. Schnell wirft Levi seine alte Trainingstasche auf das gemütliche Doppelbett, in dem er und Erwin an freien Tagen zu schlafen pflegten, zumindest bis jetzt. Da sowieso schon viele seiner Sachen in der Zentrale sind, muss sich der Leiter der Spezialeinheit hauptsächlich nur Wechselkleidung und ein paar Kleinigkeiten einpacken. Als Erstes nimmt er sich den großen Kleiderschrank vor, danach das Badezimmer. Die ganze Aktion dauert nur wenige Minuten und Levi hat schnell alles in seiner Tasche verstaut, ehe er zum Nachttisch geht und seinen letzten und zugleich wichtigsten Besitztum mit sich nehmen möchte. Vorsichtig sperrt er die oberste Schublade mit einem kleinen Schlüssel auf, den er immer in der Hosentasche bei sich trägt. Doch als er die Lade öffnet, entdeckt er nur gähnende Leere vor sich. Normalerweise müsste sich hier eine Holzschatulle befinden, eine mit ganz besonders wertvollem Inhalt, zumindest für ihn. Wütend beißt Levi seine Zähne aufeinander. Er weiß genau, wer dafür verantwortlich sein muss, dass sie weg ist. Immerhin kennt nur Erwin sein Versteck und weiß, wie wichtig sie ihm ist. Zudem würde sich der Inhalt für einen normalen Dieb auch nicht zu stehlen lohnen. Daher kann es nur der Blonde gewesen sein. Noch einmal durchkämmt der Schwarzhaarige alle Räume der Wohnung, doch er kann keinen Ort ausmachen, wo Erwin seine Schatulle verborgen hätte. Nun erst richtig wütend, kramt er schließlich sein Handy aus der Tasche und wählt die Nummer seines ehemaligen Freundes. Wie gewohnt meldet sich der Größere während seiner Arbeitszeit immer mit den Worten: „Smith hier. Was kann ich für Sie tun?“ Denn Levi hat nicht privat angerufen, sondern bewusst die Telefonnummer von Erwins Büro gewählt. „Wo ist sie, Arschloch?“, fragt der Schwarzhaarige auch gleich kalt und man kann deutlich spüren, wie wütend er wirklich ist. Es ist nicht seine gewohnt emotionslose Art. Viel mehr wirkt die Frage, als würde Levi am Liebsten ein Messer direkt in Erwins Herz rammen. Doch der Ältere grinst am anderen Ende der Leitung nur. Er hat den Anruf erwartet. „Levi, wie schön dich zu hören. Ich dachte mir schon du bemerkst es gar nicht“, meint der Blonde überheblich und hält sein Telefon ein wenig weg von seinem Ohr, aus einer Vorahnung heraus. Wie von ihm vermutet, wird sein Gesprächspartner auch sofort lauter, als er Erwins Worte hört. „Versuch erst gar nicht dumm herum zu reden. Wo ist sie?!“, wiederholt Levi wütend, während er seine Faust in die Ebenholztür schlägt, die das Schlafzimmer von den anderen Räumlichkeiten trennt. Diese gibt ein bedrohliches Knarzen von sich und man kann sofort einen beachtlichen Riss im harten Holz erkennen, doch das interessiert den Schwarzhaarigen im Moment so überhaupt nicht. „Weißt du was, warum machen wir nicht einen Deal? Ich gebe dir den Rest des Tages frei und du kommst zu mir ins Büro. Dann werde ich dir vielleicht sagen, wo ich sie hingetan habe“, antwortet Erwin und grinst triumphierend. Er weiß ganz genau, dass Levi sein Angebot nicht ausschlagen wird und das ist die Gelegenheit, um ihn zurück zu gewinnen. Der Blonde wird seinem Freund schon zeigen, wie sehr er ihn braucht. „Wehe, wenn du die Schatulle geöffnet hast!“, meint Levi nur, seine Jacke schon halb angezogen, um zu Erwin zu fahren. Um jeden Preis braucht er seinen Besitz zurück! „Was denkst du denn von mir? Ich weiß doch, wie wichtig sie dir ist. So herzlos bin ich wirklich nicht. Mittlerweile solltest du mich zumindest so gut kennen.“ Das stimmt, muss der Schwarzhaarige für sich selbst zugeben. Auch wenn der Größere oft streng wirken mag, eine so selbstsüchtige Tat würde er ihm nicht zutrauen. Trotzdem fühlt Levi sich besser, wenn er die Warnung zumindest ausgesprochen hat. Sein Herz rast und mindestens ebenso schnell lenkt er sein Auto über die leeren Straßen. Das der Schwarzhaarige dafür morgen mindestens drei Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübergrenzung zugeschickt bekommen wird, ist ihm dabei egal. Während der Fahrt, zieht er immer wieder nervös an seiner Zigarette, die er sich eben erst angezündet hat. Im Auto zu rauchen hasst Levi im Normalfall eigentlich wie die Pest, doch in seiner momentanen Situation braucht er das Nikotin dringender. Dazu hat er sein Fenster leicht hinunter gekurbelt, wodurch der kalte Wind, dank der hohen Geschwindigkeit, laut in seinen Ohren rauscht. Fast wie in Trance kommt der Leiter der Spezialeinheit schließlich wieder am Parkplatz der FDF an. Die Trainingstasche mit seinen wenigen Habseligkeiten hat er in der Eile einfach auf den Rücksitz geschleudert, wo sie nun auch offen liegt. Durch so manche scharfe Kurven ist Einiges aus der Tasche gepurzelt, doch die Unordnung zu beheben hat noch Zeit. Nun gilt vor allem, so schnell wie möglich zu Erwin zu gelangen und seine Schatulle zu finden. Mit schnellem Schritt folg Levi den Stufen zu besagtem Büro und öffnet ohne Vorwarnung die Tür, hinter der Erwin mit einem entschuldigenden Blick schon auf ihn wartet. Wilder als sonst schlägt der Schwarzhaarige die Tür wieder zu und tritt zum Schreibtisch. Sofort erkennt er in den Händen des Blonden die kleine Holzschatulle, die ihm mehr bedeutet, als er vor allen Anderen zugibt. Wütend nimmt er sie entgegen, als Erwin sie ihm sofort entgegen hält. Gleichzeitig meint der Größere leise: „Es tut mir leid, dass ich zu so einem Mittel gegriffen habe, aber du wärst ansonsten nie zu mir gekommen, damit wir in Ruhe reden können. Aber ich kann dir versichern, dass ich sie nicht geöffnet habe und außer mir hat sie auch niemand gesehen.“ Davon muss sich der Leiter der Spezialeinheit selbst überzeugen. Daher nimmt er das schon rissige, alte Holzkästchen vorsichtig in eine Hand, um mit der Anderen das rostige Metallschloss zu öffnen. Als er langsam den Deckel anhebt, seufzt Levi beinahe erleichtert aus. Wie um sich selbst zu beruhigen, streicht er mit seinen Fingern kurz über die zwei kleinen Stofffetzen. Das schon lange eingetrocknete Blut lässt den Stoff viel härter wirken, als er einst war, doch das stört ihn nicht. Bedrückt blickt Erwin hoch und erkennt den traurigen und zugleich erleichterten Schimmer in den Augen des Schwarzhaarigen. Er weiß genau, was sich in der Box befindet, doch hineingeschaut hat er noch nie. Nicht einmal, als er und Levi sich noch näher standen, hat Erwin die beiden Abzeichen sehen dürfen. Als er den Kleineren so sieht, weiß der Blonde aber zugleich, dass er dieses Mal wirklich zu weit gegangen ist. Trotzdem, dass er eifersüchtig war und Angst um ihre Beziehung hatte, hätte er das nicht tun dürfen. Levi hat ihm vertraut, immer noch. Ansonsten hätte er die Schatulle schon längst aus ihrer Wohnung hierher geholt. Er hat darauf vertraut, dass Erwin sie nicht von alleine öffnet, doch dieses Vertrauen ist gerade wie eine zierliche, kleine Seifenblase zerplatzt. Noch einmal versucht der Ältere vorsichtig zu beginnen: „Levi, es tut mir wirklich leid. Ich hätte es nicht tun dürfen. Verzeih mir bitte, aber...“ Doch weiter kommt Erwin gar nicht, weil der Schwarzhaarige ihn mit einem eiskalten Blick durchbohrt, so wie er ihn noch nie angesehen hat. Nicht einmal, als Erwin ihn damals festgenommen hat, waren seine Augen von so unbeschreiblicher Kälte, die Erwins Herz umschließt, wie eine tödliche Kralle. Und auch ohne Worte, versteht der Blonde, dass er es viel zu weit getrieben hat und Levi nun gänzlich verloren hat. Es wird Zeit brauchen, ehe die Beiden wieder normal miteinander reden können und der Schwarzhaarige ihm verzeiht, wenn es denn überhaupt so weit kommt. Sich selbst Vorwürfe machend, blickt Erwin der durchtrainierten Statur seines ehemaligen Freundes nach, der stumm sein Büro verlässt, die Schatulle fest unter den Arm geklemmt. Ohne jemand Besonderem zu begegnen, kommt Levi anschließend in seinem Zimmer an. Mit emotionslosem Gesicht setzt er sich schließlich auf das perfekt gemachte Bett und legt die Holzschatulle auf seinen Schoß. Erneut streichen seine Hände darüber, so als ob er sich immer wieder klar werden müsste, dass sie auch wirklich da ist. Kopfschüttelnd richtet er sich nur Sekunden daraufhin wieder auf. Er kann sich doch nicht wegen so einer Kleinigkeit einfach gehen lassen! Noch einen letzten Blick richtet der Schwarzhaarige auf die alte Schatulle, die er kurzerhand auf sein Nachtkästchen gestellt hat. Einen besseren Platz muss er später dafür noch suchen. Inzwischen ist es hier sicher, da es nicht einmal Hanji wagt, sein Zimmer alleine zu betreten und in dieser Hinsicht vertraut er seiner Einheit vollkommen. Doch nun hat Levi vor, erst einmal seine Sachen aus dem Auto zu holen, um sich hier richtig einrichten zu können. Etwa zur gleichen Zeit wandert Eren auf dem leeren Balkon auf und ab. Nach seinem recht einseitigen Gespräch mit Petra ist die Ältere wieder gegangen, da sie ihm etwas Zeit zum Nachdenken gönnen wollte. Nun ist der Braunhaarige alleine hier und tigert unruhig umher. Mittlerweile ist sein Zorn zwar nicht verflogen, aber es ist besser geworden. Doch die ganzen Gedanken machen ihn noch verrückt! Kurz entschlossen geht Eren ins Innere des Gebäudes. Er braucht nun dringend irgendeine Ablenkung und auch wenn er nur die Küche putzen soll, ist ihm das recht. Daher führt sein erster Weg zu Levis Zimmer. Das Verhör sollte mittlerweile schon lange vorbei sein, weshalb sein Vorgesetzter nun wahrscheinlich seinen Papierkram im Zimmer abarbeitet. Als der junge Polizist an Levis Tür jedoch klopft, bekommt er keine Antwort, weshalb Eren nach erneutem Versuch erst einmal neugierig in den Raum hinein schielt. Der Ältere ist tatsächlich nicht hier. Was auch immer er gerade tut, es wird wohl wichtiger sein, als die Dokumente, welche sich auf dem kleinen Extra-Schreibtisch in seinem Zimmer türmen. Resigniert seufzt der Braunhaarige und möchte die Tür schon wieder zumachen, als ihm plötzlich etwas Neues auffällt. Auf dem Nachtkästchen des Schwarzhaarigen liegt eine Schmuckschatulle, nicht sehr groß und schon recht alt, was man an den vielen kleinen Rissen erkennen kann. Eren juckt es in den Fingern. Er weiß zwar genau, dass er nicht sollte, aber schließlich siegt doch seine Neugierde und er geht wieder ins Zimmer. Hinter sich schließt der junge Mann leise die Tür, ehe er vor dem Kästchen stehen bleibt und vorsichtig seine Hand auf den rostigen Metallverschluss legt. Als er die Schatulle öffnet, blickt ihm sein eigenes Gesicht in einem zerkratzter Spiegel im Deckel entgegen. Im Holz darunter ist ein Name eingeschnitzt, den Eren nur noch mit Mühe erkennen kann. „Kuchel“, liest er schließlich leise, ehe er sich den Inhalt genauer betrachtet. Zwei grüne Stofffetzen sind schön zusammengefaltet in die Schatulle gelegt worden. Doch irgendwie wirkt die Farbe an einigen Stellen komisch dunkel. Kurzerhand nimmt Eren vorsichtig einen davon heraus und faltet ihn auf. Was er dann sieht, lässt ihn hart schlucken. Das Wappen der „Flügel der Freiheit“ kaum größer als seine eigene Hand, hält er vor sich. Der weiße Teil davon ist schon fast gänzlich dunkelrot verfärbt, was an dem getrockneten Blut liegt, welches die Farbe verändert hat. Eren weiß nicht wirklich, was er von seiner Entdeckung halten soll. Was ist das? Warum ist dieses Stück Stoff ausgeschnitten worden? Und das Wichtigste: Warum klebt so viel Blut daran? Da er sich aber keine der Fragen in seinem Kopf beantworten kann, faltet er den Stoff sofort wieder zusammen und legt ihn fein säuberlich zurück zu dem Zweiten, der wahrscheinlich gleich ausschaut. Natürlich versucht er auch die Schatulle gleich wieder zu verschließen, zumindest bevor Levi merkt, dass er sie ungefragt geöffnet hat. Doch so weit kommt der Braunhaarige erst gar nicht. Dank seinem unbeschreiblichen Glück, wie eben immer, taucht genau jetzt sein Vorgesetzter wieder in der Tür auf. Sofort lässt er seine Tasche fallen, als er Erens Hand sieht, die noch auf dem Verschluss der mittlerweile wieder geschlossenen Schatulle liegt und kommt auf den Jüngeren zu. Erschrocken weicht der Braunhaarige sofort einen Schritt zurück und versucht sich sinnlos aus der aussichtslosen Situation herauszureden, doch Levi hört ihm überhaupt nicht zu. Nachdem er die hölzerne Schatulle kurz gemustert hat, geht er näher zu dem Braunhaarigen hin. So lange, bis Eren den Schreibtisch in seinem Rücken spürt, weil er nach hinten ausgewichen ist. Als er nicht mehr weiter kommt, bleibt auch der Ältere stehen und blickt ihn beängstigend kalt an, ehe er ihn wütend fragt: „Was willst du hier?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)