Police-Secrets von Ookami-no-Tenshi (Leben in der Zukunft) ================================================================================ Kapitel 16: Listening the story ------------------------------- „Meinen Vater habe ich nie kennen gelernt, wie auch? Die Frau, die sich meine Mutter nannte, war eine Prostituierte“, fängt Levi mit monoton klingender Stimme seine eigene Geschichte an und Eren muss schon beim ersten Satz unwillkürlich hart schlucken. „Sie hat jeden genommen, der ihr dafür Geld in den Arsch gesteckt hat. Jedenfalls hatte sie kein Zuhause und starb recht jung an irgendeiner Krankheit. Der Mann, der eben hier war, Kenny, er ist ihr Bruder und ein wirkliches Arschloch. Ich musste bei ihm wohnen, weil er mein einziger Verwandter ist und erfuhr dadurch unwiderruflich von seiner verfluchten Arbeit. Die Mafia, Geheimdienste, noch unbekannte Attentäter, Kenny hat sie alle mit Waffen beliefert. Er hatte Kontakte, in die ganze Welt. Doch an der Front hat er nie gestanden, dieser Arsch. Vertrieben hat er immer über Andere, Menschen die sein Gesicht noch nie gesehen haben und sie alle wurden früher oder später von der Polizei geschnappt. Kenny jedoch blieb im Schatten. Mit den Jahren führte mich der Trottel in sein sogenanntes ‚Lebenswerk‘ ein. Ich war talentiert, lernte schnell und konnte mit fast jeder Waffe mühelos umgehen, dank des harten Trainings, welches er mir tagtäglich aufgedrückt hat. Natürlich passte das perfekt in seinen Plan und schon bald liefen seine Geschäfte nur noch über mich. Mein Name galt als der Meistgesuchte weltweit für ganze drei Jahre lang. Doch finden konnte mich keiner. Es gab zwei Freunde, die ich zu dieser Zeit hatte. Beide hatten keine andere Möglichkeit an Geld zu kommen, ebenso wie ich selbst und so lieferten wir Kennys Waffen überallhin aus. Irgendwann hatte die Polizei genug von uns und Spezialeinheiten aus aller Welt wurden geschickt um uns zu erwischen. Niemand hat es aber auch nur in die Nähe von uns geschafft, bis auf einen. Diesen Trottel, diesen dummen, idiotischen Mann, der selbst dem größten Massenmörder eine zweite Chance geben würde. Es war November als Erwin uns in eine Falle lockte. Damals bestand seine ach so tolle FDF nur aus zehn Mitgliedern. Er war erst im Aufbau seiner neuen Einheit und bildete mehr Neulinge aus, als dass er Lehrer für sie hatte.“ Nach diesem Satz macht Levi eine kleine Pause und es kommt Eren so vor, als ob der monotone Ausdruck auf seinem Gesicht ein wenig weicher wird, während er von Erwin Smith redet. Dieser Mann muss ihm wohl mehr bedeuten, als er hier zugibt. Das ist jedoch kaum verwunderlich! So denkt zumindest Eren, nachdem er erfährt, was Smith für Levi getan hat. „Ich weiß nicht mehr genau, wie er es geschafft hat, aber Erwin hat uns überrumpelt. Jeder halbwegs normal denkende Mensch hätte uns drei anschließend der Polizei übergeben und wäre als Held gefeiert worden, doch dieser Idiot ist anders. Der Trottel hat uns vor die Wahl gestellt. Entweder die Strafe des Gerichts, oder seine neu gegründete Einheit. Damals habe ich ihn für einfach nur dumm gehalten, doch das alles gehörte zu seinem perfiden Plan. Schon bald gab es nämlich den ersten großen Einsatz und dafür brauchte Erwin unbedingt mehr Leute. Die Überlebenden aus dem Kampf bestanden aus nur etwa fünfzig Männern und Frauen. Losgelegt haben wir mit über 5.000 Mann, die Erwin mit allen möglichen Versprechungen zu sich gelockt hat. Man kann sich also ausrechnen, was da los war. Trotz allem haben wir jedoch gesiegt. Anschließend hat Erwin eine Rede gehalten. Etwas, was all diesen dummen Soldaten ihre Köpfe verdreht hat. Hanji und ich, wir waren die Einzigen, die den tiefen Sinn hinter seinen leeren Worten richtig verstanden. Dieser Mann ist nicht so toll und gerecht, wie er nach außen hin wirkt, doch bis jetzt gibt es nur zwei Menschen, die auch nur teilweise seine Denkweise verstehen. Den kümmerlichen Rest der FDF hat man als Helden gefeiert und Erwin hat sie allesamt zu verschiedenen Leitern von was auch immer für Abteilungen gemacht. Plötzlich wollte jeder den ‚heldenhaften Flügeln der Freiheit‘ beitreten und der Plan von Erwin ist aufgegangen. Das alles war von ihm vorhergesehen. Mit dem großen gewonnenen Kampf hat er die FDF berühmt gemacht und dafür ist er wortwörtlich über Leichen gegangen. Doch nun hatte er seine Einheit, in der nur die Besten der Besten aufgenommen und ausgebildet werden. Natürlich war Erwin nicht so dumm die zu ignorieren, die seine Worte durchschauen konnten. Er holte mich in sein Büro, redete lange und legte mir die abscheuliche Wahrheit dar. Den wahren Grund seiner Begierden und ich, ich habe es einfach akzeptiert. Egal als was mich die Welt darstellt, ein Held bin ich nicht und andere Menschen interessieren mich einen Dreck. Ich kann und werde niemanden retten, denn ich bin kein Engel, der vom Himmel gestiegen kam. Ich bin ein Geschöpf aus der dreckigen Gasse und werde auch nie den strahlenden Himmel erblicken. Warum also sollte ich es jemand anderen ermöglichen? Um ehrlich zu sein ist der Grund, weshalb ich bei Erwin blieb und die Spezialeinheit übernahm nicht um die Welt zu verändern, was dieser Idiot allen weiß machen will. Nein, ich bin bei ihm geblieben, weil er mir ähnlicher ist, als es mir selbst recht ist. Dieser Mann hat eine gänzlich schwarze Seele und denkt nur an seine eigenen Ideale und Wünsche. Nur drückt er diese als Wünsche der Menschheit aus. Damit schaffte er es sogar nach ein wenig Zeit Hanji auf seine Seite zu ziehen. Auch Vierauge ließ sich blenden, doch mich kümmert das alles nicht. Ich erledige meine Aufträge, bin von mir aus auch das Aushängeschild der FDF. Eine einfache Puppe von Erwin, wie alle Anderen hier, nur dass er mich einweiht in seine durchtriebenen Pläne. Seit dem Tag an dem Erwin mich aufgegabelt hat, habe ich Kenny nicht mehr gesehen. Er ist abgetaucht, wie üblich und ich konnte nie beweisen, was er getan hat. Wie auch? Der Arsch ist so hinterlistig und hat alle Hinweise verwischt und eine einfache Aussage hätte vor Gericht nicht gereicht. Heute ist er zum ersten Mal wieder aufgetaucht.“ Damit endet Levis Erzählung abrupt und es kommt dem Leiter der Spezialeinheit so vor, als ob er noch nie so viel an einem Stück geredet hat, nicht einmal mit Erwin. Eren ist immer noch still, er weiß nicht recht, was er sagen soll. Sein Vorbild hat ihm eben sein Leben dargelegt, Sachen, die offiziell nie bekannt wurden. Der junge Mann ist sich sicher, es gibt kaum Menschen die diese Worte schon gehört haben. Leicht beißt der Jüngere sich auf die Unterlippe und versucht die richtigen Worte zu finden, doch Levi nimmt ihm diese Aufgabe ab indem er sagt: „Oi Balg, geh endlich einkaufen. Die Geschäfte haben nicht ewig offen, oder gibt es noch etwas Wichtiges?“ Schnell schüttelt Eren seinen Kopf und verschwindet Sekunden später aus dem Raum. Darüber ist auch Levi froh. Er braucht nun erst einmal ein wenig Ruhe. Warum eigentlich hat er dem Jungen so viel erzählt? Geplant war das nicht, doch im Moment hat es sich irgendwie so ungewohnt gut angefühlt. Eren hat kein Wort gesagt, ihm einfach nur zugehört und alles so hingenommen, wie es ist. Am Ende hat er nicht einmal etwas gesagt und Mitleid will Levi auch gar nicht. Fast unsichtbar zucken die Mundwinkel des kleinen Mannes, als er an Eren denkt. Dafür, dass er noch so unerfahren und naiv ist, hat der Junge wirklich das Talent gut zuhören zu können und nicht mit normalen Worten sondern den Ausdruck seiner Augen auf das Gehörte zu antworten. Die ganze Zeit über konnte Levi jedes Gefühl von Eren aus dessen türkisen Augen lesen. Während der Ältere nachdenklich in seinem Bett liegt, versucht auch Eren seine Gedanken zu ordnen. Es schwirren noch viele Fragen in seinem Kopf herum, doch sie Levi zu stellen, traute er sich nicht wirklich. Warum hat er die Namen seiner zwei Freunde von damals nicht ein einziges Mal ausgesprochen und wo sind sie nun? Warum hat er Kenny nicht einfach als seinen Onkel bezeichnet, sondern als Bruder seiner Mutter? Was hat dieser Mann ihm noch alles angetan? Und vor allem, was hat es mit Erwin auf sich? Ist der Präsident der FDF wirklich so gefährlich und hinterlistig? Warum bemerkt das dann niemand? Der junge Polizist begibt sich in das Geschäft nahe dem Krankenhaus und sucht dort die Teeabteilung auf. Natürlich gibt es auch hier keinen speziellen Tee und Eren kennt sich nicht genügend aus, um zu sagen, was hier genießbar ist und was nicht. Daher muss er eine Verkäuferin zu Rate holen. Diese empfiehlt den teuersten Earl Gray, den das Geschäft führt, doch der junge Mann vertraut der Dame, die ihm versichert, dass es der beste Tee ist, den sie führen. An der Kassa entdeckt Eren eine Packung Pralinen und nimmt sie schnell entschlossen ebenfalls mit. Der Weg zurück ins Krankenhaus vergeht schnell und schon bald steht der junge Polizist wieder vor der Tür zu Levis Zimmer. Was soll er nun zu dem Älteren sagen? Es dauert ganze fünf Minuten bis Eren sich dazu aufraffen kann, seine Hand langsam auf den Türgriff zu legen. Ein letztes Mal atmet er tief durch, ehe die Tür leise aufschwingt und der junge Mann eintritt. Da aber sieht er, dass all seine Sorgen umsonst waren. Levi ist kurzerhand wieder eingeschlafen. Die Sonnenstrahlen, die durch das leicht geöffnete Fenster fallen, lassen sein Gesicht ebenmäßig und die helle Haut Porzellangleich erstrahlen. Automatisch muss Eren bei diesem Anblick lächeln und vorsichtig stellt er die Einkaufstasche ab, um den Älteren nicht zu wecken. Als erstes fragt der Braunhaarige eine Schwester nach heißem Wasser und bekommt auch gleich eine Metallkanne davon. Darin legt er zwei Teebeutel, frische Teekräuter konnte er im Geschäft leider nicht auftreiben. Levi soll sofort etwas Gutes zum Trinken haben, wenn er aufwacht. Dieses Mal entscheidet sich der junge Polizist jedoch nicht dazu im Raum zu bleiben. Er geht lieber hinaus, damit der Ältere einmal seine Ruhe hat. Außerdem müssen sich irgendwo in dieser Klinik auch Christa und Ymir aufhalten. Eren möchte das nette Mädchen, das er eigentlich aus der Not heraus kennen gelernt hat und ihre Freundin gerne wiedersehen und im Moment hat er ja die Zeit dazu. Vielleicht können die Beiden ihn ja auch ein wenig von den Ereignissen ablenken, die sein Leben in den wenigen letzten Tagen so stark verändert haben, wie Nichts zuvor. Natürlich fragt der junge Mann unten an der Rezeption nach, wo eine Verletzte namens Ymir liegt und sucht nicht einfach alle Gänge ab. Das würde viel zu lange dauern und so lange möchte Eren seinen Vorgesetzten auch wieder nicht alleine lassen. Er hat generell vor nicht ewig bei den Mädchen zu bleiben. Es dauert auch nicht lange, bis er vor einer Tür einen Stock tiefer steht und eine unbekannte, laute Stimme von Innen hört, die garantiert nicht zu Christa gehört. Eren hat schon Angst, dass die Beiden jungen Frauen vielleicht streiten, doch sofort darauf hört man Christas fröhliches Lachen durch den Raum hallen. Der Braunhaarige beschließt erst einmal anzuklopfen und wird natürlich sofort herein gebeten. Grinsend betritt er das Zimmer und sofort erwartet ihn ein warmes Lächeln von der blonden, jungen Frau. Ymir scheint hingegen recht skeptisch gegenüber dem Neuankömmling zu sein. Ihr halber Körper ist einbandagiert und auch ihr Gesicht zeigt deutliche Schrammen. „Hey Christa, wer ist dieser Trottel?“, fragt sie auch ganz ungeniert ihre Freundin, die sie daraufhin mit einem mahnenden Blick ansieht. „Ach Ymir, sei nicht immer gleich so gemein. Das ist Eren und er ist aus dem selben Grund hier wie ich. Ein Freund von ihm wurde verletzt.“ Die Verletzte scheint nicht wirklich an der Information interessiert zu sein und ignoriert den Anwesenden jungen Mann daraufhin gekonnt. Dafür hat die Blonde nur ein Augenrollen übrig. Sie bietet dem Polizisten aber trotzdem einen Stuhl an, welchen dieser auch annimmt. Eren ist dank Levi schon gegen Ymirs schroffe Art ein wenig abgehärtet und laut Christas Erzählungen ist die energische Motorradfahrerin immer so drauf. Trotz den teils veräppelnden Kommentaren der Verletzten beginnen die drei Anwesenden ein recht lustiges Gespräch, über peinliche Momente in ihrem Leben. Warum ausgerechnet dieses Thema ausgesucht wurde? Damit alle sich selbst ein wenig von den letzten Erlebnissen ablenken können. Im Großen und Ganzen verläuft es so friedlich knapp eine Stunde lang, wobei Eren sich hitzköpfig gegen jeden von Ymirs Einwürfen rechtfertigt, was Christa zum Schmunzeln bringt. Doch plötzlich öffnet sich ruckartig die Zimmertüre. Ein gehetzter Krankenpfleger, den Eren schon einmal bei Levi gesehen hat, stürmt außer Atem in den Raum hinein. Die drei Insassen wissen nicht recht, was los ist, doch das erklärt sich selbst, als der schwer atmende Mann an Eren gewandt sagt: „Herr Jäger? Es geht um Herr Ackermann, meine Kollegin sagte mir, sie gehören zu ihm. Sein Herz ist plötzlich stehen geblieben und die Wunde an seinem Rücken ist unerwartet erneut aufgebrochen. Was ist heute passiert, dass dies geschehen konnte?“ Kenny... Das ist der Name, der sofort in Erens Kopf wie ein bedrohliches Monster erscheint. Er muss Levi doch heftiger erwischt haben, als es am Anfang aussah. Sofort fragt der junge Polizist besorgt: „Wie geht es ihm jetzt?“ „Wir haben ihn ins künstliche Koma setzen müssen. Den Herzstillstand hat er gut überstanden, doch nun muss die Wunde erneut behandelt werden und es besteht ein erhöhtes Risiko, dass Herr Ackermann nicht wieder aus dem Koma erwachen wird.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)